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1 Risikomanagement als Element der Vorsorge und Kontrolle – dargestellt am Beispiel des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Köln Prof. Dr. Bernd J. Höfer Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. UFZ Leipzig 10. Dezember 2004

1 Risikomanagement als Element der Vorsorge und Kontrolle – dargestellt am Beispiel des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Köln Prof. Dr. Bernd

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Risikomanagement als Element der Vorsorge und Kontrolle – dargestellt am Beispiel des

Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Köln

Prof. Dr. Bernd J. HöferStellvertretender Vorstandsvorsitzender

des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V.

UFZ Leipzig10. Dezember 2004

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Das Risikomanagementsystem (RMS) im DLR

- Von der Konzeption zur täglichen Anwendung -

Nur der, der seine Risiken kennt, kann seine Chancen nutzen.

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Gliederung

Notwendigkeiten für ein RMS

Eckpunkte des RMS im DLR

Konzeptionsphasen

Operative Einführung

RMS-DV-Tool

Beispiel Drittmittelauftrag

Lessons Learned 2000-2005

2000 2001 2002 2003 2004 2005

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Notwendigkeiten für ein RMS im DLR

Ergänzung bestehender Überwachungssystemkomponenten

Notwendigkeit der Verknüpfung des RMS mit der strategischen und operativen Planung

Einführung eines standardisierten Risikomanagementprozesses mit Frühwarnsystem (KonTraG)

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SENAT

VORSTAND

Internes Kontrollsyst

em

Unternehmens-

controlling

RMS als Teil integraler Unternehmensüberwachung

Risikomanagement-system

Qualitäts-management

InterneRevision

Projektmanagement

Vertrags-politik

Integrale Unternehmens-überwachung

Beteiligungs-controlling

RMS als Teil integraler Unternehmensüberwachung

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Risikomanagementprozess im DLR

Vorstand

Risiko-identifikation

Risiko-analyse

Risiko-controlling

durch Mitarbeiter u. Risiko-Koordinatoren in den Risikobereichen

Risk-map

RM-Prozess in den Risikobereichen

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Eckpunkte des RMS im DLR

Der Risikomanagementsystem-Koordinator in derOrganisationseinheit Controlling führt und kontrolliert das System.

12 Beobachtungsbereiche mit jeweils einem Risikokoordinator.

Der Risikokoordinator ist verantwortlich für die Risiken in seinem Beobachtungsbereich.

3 Risikoklassen

Bei Risikoklasse 1 und 2 muss der Risikokoordinator den Vorstand umgehend informieren.

Operatives, permanentes Risikomanagement mit DV- Unterstützung.

RM S-K o o rd inato rberät alle Beteiligten

kontrolliert das Systemerstellt Risikobericht

Beo bachtungsbereich 1-12Risiko ko o rd inato r

prüft, beurteilt, gibt Risiken Kl.3 frei leitet Risiken Kl. 1+2 an den Vorstand weiter

V o rstandentscheidet über Risiken

Klasse 1+2

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Konzeptionsphasen des RMS

01 / 2000 Einrichtung einer Projektgruppe im Hinblick auf die Erfordernisse aus § 91 II AktG.

02 / 2000 Grobkonzeption und Identifikation der möglichen „Beobachtungsbereiche“, in denen Risiken auftreten können.

03 / 2000-09 / 2000 Erste Aufnahme der Risiken und Zuordnung zu Beobachtungsbereichen.

10 / 2000 Vorstellung einer (3x3)-Risikomatrix. Keine zahlenmäßigen Wertgrenzen. Unterscheidung von Brutto- und Netto-Risiko. Nennung von Maßnahmen.

2000 2001 2002 2003 2004 2005

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Konzeptionsphasen des RMS

11 / 2000 Definition von Risikoindikatoren, Schwellenwerten und Toleranzgrenzen.

03 / 2001- 09 / 2001 Vollständige Risikoinventur: Neue 5x5 Matrix; Detaillierte Bewertung der Risiken, Brutto, Netto, Maßnahmen.

05 / 2001-12 / 2001 Erstellung des RMS-Handbuchs, Verabschiedung der Risikopolitik.

Ausschnitt: 5x5 Risikomatrix

Zwei Ausschnitte: Risikopolitik des DLR

2000 2001 2002 2003 2004 2005

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5x5 - Risikomatrix

quantitativ( in Mio. € )

qualitativ

> 25Existenz-

bedrohend

> 10 - 25Schwer-wiegend

> 2,5 -10 Mittel

> 0,1 - 2,5 Gering

bis 0,1Unbedeu-

tend

Sehr unwahrscheinlich

Unwahrscheinlich Möglich WahrscheinlichSehr

wahrscheinlich

bis 5% >5% - 15% > 15 - 35% > 35-65% > 65%

Schadenshöhe

Vernachlässigbar (für das RMS)

RK 3: RelevanteRestrisiken

RK 2: Risiken mit wesentlichem Einfluss auf die Vermögens-,

Finanz- und Ertragslage

RK 1: Bestands-

gefährdendeRisiken

NE BR

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RMS-Handbuch, Risikopolitik

Grundsatzerklärung:

[...]Die Erreichung unternehmerischer Ziele und die Durchführung unternehmerischer Tätigkeiten ist immer mit Risiken verbunden. Risiken sind Bestandteil jeder unternehmerischen Entscheidung, die aber zugleich unvermeidbar sind für den geschäftlichen Erfolg. Es geht nicht darum, Risiken grundsätzlich zu vermeiden, sondern eine ausgewogene Balance zwischen Risiken und Chancen zu finden. Das Risikomanagementsystem des DLR liefert hierzu einen wichtigen Beitrag, indem es zur Erleichterung der Entscheidungsfindung notwendige und hilfreiche Risikoinformationen liefert.

2000 2001 2002 2003 2004 2005

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Risikopolitik, technische Bereiche:

RMS-Handbuch, Risikopolitik

[...] Im Bereich Arbeits-, Umwelt- und Betriebsschutz erfolgt die Gefährdungsvermeidung oder -reduzierung nach den gesetzlichen Vorgaben unter Berücksichtigung des Standes der Technik auf Basis DLR-eigener fachkundiger Bewertung. Die gesetzlichen Vorgaben definieren dabei den einzuhaltenden Mindeststandard, welcher aktiv und regelmäßig überprüft und an die neuesten Entwicklungen angepasst wird. Erhöhte Aufwendungen sind nur dann zu tätigen, wenn sich ein spezifischer Nutzen (z.B. Erhöhung der Wirtschaftlichkeit durch Prävention und Prozessoptimierung) für das DLR ableiten lässt. [...] 2000 2001 2002 2003 2004 2005

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Operative Einführung des RMS

Die operative Einführung des RMS bedeutete im DLR: Dezentrales Erfassen der Risiken. Permanentes Risikomanagement der operativen Risiken,

z.B. der einzelnen Projektrisiken. Anpassungen und Vereinfachungen des RMS- Konzepts

an die praktischen Gegebenheiten und Probleme im Arbeitsalltag, u.a. durch Nutzung des DV-Tools.

2000 2001 2002 2003 2004 2005

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RMS-DV-ToolInterne Anforderungen an das DLR RMS-DV-Tool: Grundsätzlich einsetzbar an jedem PC-Arbeitsplatz, d.h. hier

Browserfähigkeit. Integration bestehender Berichtswege. Online-Freigabe von Risiken. Aufbau eines Workflows und aktive Unterstützung (z.B.

Benachrichtigung) der Nutzer durch das System.

2005: Anpassung des DV-Tools. Wegfall der Unterscheidung zwischen Brutto- und Nettobewertung.

Beispiel und Screen-Shots DV-Tool

2000 2001 2002 2003 2004 2005

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Beispiel - Drittmittelauftrag:Plasma-Spritzbeschichtung eines WerkstücksRahmendaten:

1. Auftrag zur Plasma-Spritz-Beschichtung eines vom Auftraggeber angelieferten Werkstücks in Güte X (Lohnveredelung).

2. Haftung des DLR bei Beschädigung des Werkstücks (550 T€ ) oder Beschädigung der Testumgebung beim Auftraggeber (2 M€).

3. Vertragsstrafe: Bei verspäteter Lieferung (Verzug) durch das DLR 1/100 des Auftragswertes pro Tag. Auftragswert: 300 T€.

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Risiko-Identifikation

Wo gibt es Risiken?

Haftung

Vertrags-strafen

Risiko-Bewertung

Wie hoch sind

diese?

höchstes Einzelrisiko:

2,55 M€ Eintritt mit >15 - 35% angenomm

en

Risiko-Klassifizierung

Welche Einstufung ergibt sich

aus der Höhe der Risiken?

Risikoklasse 2

für das größte

Einzelrisiko

Risikomanagement: Praktische Vorgehensweise am Beispiel eines Drittmittelauftrags

Risiko-Steuerung

Welche Maßnahmen sind not-

wendig?

Haftungs- &

Vertrags-strafen-

begrenzung

Risiko-Dokumentation

Werden alle Entschei-

dungsträgerausreichendstandardisier

t & institution-

alisiert informiert?

DV-Tool Datenbank

Risikoberichte

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DV-Tool: Erfassung von Risiken und Gesamtübersicht

Erfassung von Risiken und Gesamtüber-sicht

FC-COFC-CO

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Beispiel unter Hilfe

Eingaben als Zahlwerte oder durch Anklicken der Auswahlpunkte.

Berechnung der Risikoklasse automatisch.

Komfortable Risikobewertung

Sehr wahrscheinlich (>65)

Wahrscheinlich (>35-65)

Möglich (>15-35)

Unwahrscheinlich (>5-15)

Sehr unwahrscheinlich (bis 5)

Existenzbedrohend (>25)

Schwerwiegend (>10-25)

Mittel (> 2,5-10)

Gering (> 0,1-2,5)

Unbedeutend (bis 0,1)

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Optimierung und Ergänzung der strategischen und operativen Unternehmensüberwachung

Verfügbarkeit einer Risk-Map für das Gesamt-DLR und die einzelnen Risikobereiche

Einheitliche DV-gestützte Risiko-Kommunikationswege

Vorteile des RMS für das DLR

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Lessons Learned

1. Thema Akzeptanz des Risikomanagementsystems:

Das RMS-Dokumentationssystem muss vorhandene Berichtswege aufgreifen und zusammenführen.

Geringe Erfahrungswerte bei der Bewertung von Risiken lassen sich durch das Aufstellen realistischer Schadensszenarien kompensieren.

2. Thema Mut zur Individualität:

Die in standardisierten RMS-Systemen benutzten (technischen) Indi-katoren wie Schwellenwerte, Toleranzgrenzen etc. passen nicht für Forschungsunternehmen/Wissenschaftsbetrieb.

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Fazit

Risikopolitik und Risikomatrix müssen von der Geschäftsleitung getragen werden.

Verantwortung für Risiken muss in der Linie bei den Entscheidungs-trägern sein, die entsprechende Maßnahmen einleiten können.

Wirksames Risikomanagement erfordert die Einbeziehung aller Mitarbeiter und die Verankerung in den Geschäftsprozessen des Unternehmens zur Schaffung einer Risikokultur.

Das RMS für sich alleine verhindert nicht den Eintritt eines Risikos!

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Danke für Ihre Aufmerksamkeit !!!