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TSCHICK von Wolfgang Herrndorf & Robert Koall Materialmappe www.landesbuehne-nord.de 13+

13+ TSCHICK - landesbuehne-nord.de · 1 Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer, „Wann hat es ‘Tschick’ gemacht“ 1. wurde Wolfgang Herrndorf von Kathrin Passig in einem Interview

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TSCHICKvon Wolfgang Herrndorf & Robert Koall

Materialmappe

www.landesbuehne-nord.de

13+

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Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer, „Wann hat es ‘Tschick’ gemacht“1 wurde Wolfgang Herrndorf von Kathrin Passig in einem Interview gefragt. Seine Antwort ist weniger interessant als die Frage, die bei mir zwei Dinge ausgelöst hat. Erstens die Erkenntnis: „Tschick“ hat längst in unseren Literaturkanon Einzug gehalten, wenn man so davon spricht. Zweitens ein kleines Schmunzeln über die herrliche Inkonsequenz des Autors, die sich auch durch sein Werk zieht und es so angenehm frisch macht. (Wenn Sie nun rätseln, was ich meine, ist das ein kleiner Trick von mir: Lesen Sie mal die Informationen zum Autor auf S. 6.)

Wie geht man mit einem Text um, der seit seinem Erscheinen dauernd an Popularität gewinnt, von Literaten und Pädagogen hoch gelobt wird und auch noch Jugendliche begeistert? Ich glaube die Antwort liegt, wie bei so vielen Dingen, in der Einfachheit. „Tschick” ist einfach ein Roman über zwei Heranwachsende, die aus ihrer gewohnten Umgebung ausbrechen, um frei und unabhängig zu sein. Eigentlich reicht das schon, das wird auch jedem Ihrer Schüler einleuchten. Ok, „Fun“ wollten sie auch haben, das gibt Maik selbst zu. Aber was bedeutet das? Lassen Sie sich das mal von Ihren Schülern definieren: Fun.

Dass, davon abgesehen, der Roman auch in einer wundervollen Sprache geschrieben wurde und die Struktur der Handlung von der Exposition bis zur Katastrophe viele Höhen und Tiefen und retardierende Momente hat, macht eine Bearbeitung fürs Theater fast unumgänglich. Aber ein Roadmovie auf der Theaterbühne? Ja, das wird eine schöne Herausforderung an uns, aber auch an Sie und Ihre Schüler. Lassen Sie sich darauf ein, einen wilden, sinnlichen Sommer, den heißen Asphalt und den Geruch eines Sommergewitters mit Maik und Tschick zu erleben.

Diese Materialmappe soll Ihnen helfen, Unterrichtseinheiten vorzubereiten. Sie dürfen alle Vorschläge auf den Kopf drehen und rückwärts laufen lassen, wenn es Ihren Absichten zuträglich ist. Wenn Sie sich weitere Anregungen und mehr Unterstützung bei der Vor- und Nachbereitung wünschen, sprechen Sie mich einfach an. Unser Theaterpädagoge Frank Fuhrmann, Carola Unser, die Regisseurin von Tschick und Leiterin der Jungen Landesbühne, und ich kommen auch sehr gerne zu Ihnen in die Schule, um zusammen mit Ihnen und Ihren Schülern zu arbeiten.

Viele Grüße Athena Schreiber Dramaturgin Junge Landesbühne

PS: Sie finden Tschick zusammen mit Die Räuber, Ubu König, Frühlings Erwachen und entweder Clavigo oder Shockheaded Peter auch im Klassenabo. Schüler der 9. und 10. Klassen können für 26,75 € 5x in Wilhelmshaven ins Theater gehen. Fragen Sie bitte Ihren Spielortvertreter, ob es ein ähnliches Angebot auch in Ihrem Ort gibt.

1 31.01.2011. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/im-gespraech-wolfgang-herrndorf-wann-hat-es-tschick-gemacht-herr-

herrndorf-1576165.html.

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INHALTSVERZEICHNIS

Inhaltsangabe......................................................................................................................................3

Figurinen (Kostümentwürfe) ...............................................................................................................4

Informationen zum Autor und zum Bearbeiter ...................................................................................6

Spielszene aus Tschick ..........................................................................................................................7

Spielszene der Patenklasse ................................................................................................................ 11

Anregungen für den Unterricht ......................................................................................................... 13

Vorbereitung ................................................................................................................................. 13

Nachbereitung .............................................................................................................................. 15

Fächerübergreifendes Arbeiten ...................................................................................................... 17

Darsteller .......................................................................................................................................... 19

Literaturempfehlung ......................................................................................................................... 20

Buchungsinformationen und Kontakte .............................................................................................. 20

EXKURS: Roadmovie ...................................................................................................................... 21

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INHALTSANGABE

TSCHICK „Roadmovie“ von Wolfgang Herrndorf / Bühnenfassung von Robert Koall Regie: Carola Unser / Bühnenbild: Juliette Collas

Maik ist 14 Jahre alt, ein notorischer Langweiler und Außenseiter. Er hat keine Freunde in der Klasse und seine große Liebe, die Klassenschönheit Tatjana, lädt ihn nicht einmal zu ihrem Geburtstag ein. Schlimmer kann’s ja jetzt nicht mehr kommen. Aber da täuscht sich Maik: Schlimmer geht immer. Seine Mutter muss mal wieder auf die Beautyfarm, so nennt sie „liebevoll“ die Entzugsklinik, und sein Vater geht auf Geschäftsreise – mit der Assistentin in den knappen Shorts. Ehe Maik sich versieht, ist er mutterseelenallein zu Hause und das die ganzen Sommerferien über.

Dann geschieht das Undenkbare: Tschick parkt sein Auto vor der Tür und lädt Maik ein mit ihm zu verreisen. Maik zögert zuerst. Tschick ist ein Asi, der Quotenausländer in der Klasse und er ist sogar im Unterricht hacke. Außerdem ist Tschick auch erst 14 und wo hat er überhaupt den Lada her….?

Aber: Aus dem Langweiler wird ein Draufgänger, aus dem Asi ein richtig guter Freund und aus den einsamen Sommerferien der Roadtrip ihres Lebens. Auf dem Weg in die Walachei begegnen sie einer schrägen aber gastfreundlichen Ökofamilie, einem stinkenden Straßenmädchen, das Maik beinahe küsst, einem verrückten Kriegsveteranen, der sie mit dem carpe diem bekannt macht, und einer Sprachtherapeuten, die so viel Fingerspitzengefühl wie ein Nilpferd hat.

Die Reise ins Erwachsenwerden endet schließlich scheinbar wieder an ihrem Ausgangspunkt. Aber Maik und Tschick wissen: Nichts ist so wie bisher.

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FIGURINEN (KOSTÜMENTWÜRFE)

Maik und Tschick treffen auf Isa, ein Mädchen auf einer Müllhalde, wie könnte ihr Kostüm aussehen? Kennzeichnen die Kostüme speziell Jugendliche? Kann man an den Kostümen einen sozialen Status ablesen?

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BÜHNENBILDMODELL

Welche Assoziationen habt Ihr zu dem Bühnenbild? Was fehlt Euch? Welche Atmosphäre wird erzeugt?

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INFORMATIONEN ZUM AUTOR UND ZUM BEARBEITER

Wolfgang Herrndorf und seine Romane sind in aller Munde. 2011 erhielt „Tschick“ den Jugendliteraturpreis, nachdem er wochenlang auf der Bestsellerliste stand. Und in diesem Jahr erhielt Herrndorf den Preis der Leipziger Buchmesse 2012 für seinen Roman „Sand“.

Der gebürtige Hamburger studierte in Nürnberg Malerei und arbeitete als Illustrator für Verlage und Zeitschriften, u.a. für „Titanic“. 2002 veröffentlichte er seinen Debütroman „In Plüschgewittern“, trotz des bereits dreißigjährigen Protagonisten ein Adoleszenzroman, wie Herrndorf beteuert. Acht Jahre später griff er dieses Thema mit „Tschick“ wieder auf. Die beiden Abenteurer Maik und Tschick sind jedoch erst vierzehn Jahre alt.

Neben den Romanen schreibt er Kurzgeschichten. 2007 erschien der Erzählband „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“, übrigens auch preisgekrönt. Seit der Diagnose eines Gehirntumors 2010 veröffentlicht der Schriftsteller sein Tagebuch auf seinem Blog „Arbeit und Struktur“: www.wolfgang-herrndorf.de. Er gibt keine Interviews.

Robert Koall erarbeitete die Bühnenfassung von „Tschick“. Laut seiner eigenen Aussage ist er verliebt in den Roman und hatte keine Schwierigkeiten, ihn für die Bühne zu adaptieren: „Das hat sich von selber dramatisiert.“2

Er studierte an der Freien Universität Berlin und arbeitet ab 1995 als Assistent von Christoph Schlingensief. Weitere Stationen für ihn waren die Dramaturgie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und am Schauspielhaus Zürich. Aktuell ist er Chefdramaturg am Staatsschauspiel Dresden.

2 16.03.2012, http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1704897/.

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SPIELSZENE AUS TSCHICK 8 MAIK Wir fuhren durch Berlin. TSCHICK Und wenn wir einfach wegfahren? MAIK Was? TSCHICK Urlaub machen. Wir haben doch nichts zu tun. Machen wir einfach Urlaub wie normale

Leute. MAIK Wovon redest du? TSCHICK Der Lada und ab. MAIK Das ist nicht ganz das, was normale Leute machen. TSCHICK Aber könnten wir, oder? MAIK Nee. TSCHICK Warum denn nicht? MAIK Nee. Wo willst du denn überhaupt hin? TSCHICK Ist doch egal. MAIK Wenn man wegfährt, wär irgendwie gut, wenn man weiß, wo hin. TSCHICK Wir könnten meine Verwandtschaft besuchen. Ich hab einen Großvater in der Walachei. MAIK Und wo wohnt der? TSCHICK Wie, wo wohnt der? In der Walachei. MAIK Hier in der Nähe oder was? TSCHICK Was?

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MAIK Irgendwo da draußen? TSCHICK Nicht irgendwo da draußen, Mann. In der Walachei. MAIK Das ist doch dasselbe. TSCHICK Was ist dasselbe? MAIK Irgendwo da draußen und Walachei, das ist dasselbe. TSCHICK Versteh ich nicht. MAIK Das ist nur ein Wort, Mann. Walachei ist nur ein Wort! So wie Dingenskirchen. Oder

Jottwehdeh. TSCHICK Meine Familie kommt von da. MAIK Ich denk, du kommst aus Russland? TSCHICK Ja, aber ein Teil kommt auch aus der Walachei. Mein Großvater. Und meine Großtante

und mein Urgroßvater und – was ist daran so komisch? MAIK Das ist, als hättest du einen Großvater in Jottwehdeh. Oder in Dingenskirchen. TSCHICK Und was ist daran so komisch? MAIK Jottwehdeh gibt’s nicht, Mann! Jottwehdeh heißt janz weit draußen. Und die Walachei

gibt’s auch nicht. Wenn du sagst, einer wohnt in der Walachei, dann heißt das, er wohnt in der Pampa.

TSCHICK Und die Pampa gibt’s auch nicht? MAIK Nein. TSCHICK Aber mein Großvater wohnt da. MAIK In der Pampa? TSCHICK Du nervst, echt. Mein Großvater wohnt irgendwo am Arsch der Welt in einem Land, das

Walachei heißt. Und da fahren wir jetzt hin.

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Pause. MAIK Ich kenn hundertfünfzig Länder der Welt mit Hauptstädten komplett. Walachei gibt’s

nicht. TSCHICK Mein Großvater ist cool. Der hat zwei Zigaretten im Ohr. Und nur noch einen Zahn. Ich

war da, als ich fünf war oder so. MAIK Was bist du denn jetzt eigentlich? Russe? Oder Walacheier oder was? TSCHICK Deutscher. Ich hab ’n Pass. MAIK Aber wo du herkommst. TSCHICK Aus Rostow. Das ist Russland. Aber die Familie ist von überall. Wolgadeutsche.

Volksdeutsche. Und Banater Schwaben, Walachen, jüdische Zigeuner – MAIK Was? TSCHICK Was, was? MAIK Jüdische Zigeuner? TSCHICK Ja, Mann. Und Schwaben und Walachen – MAIK Gibt’s nicht. TSCHICK Was gibt’s nicht? MAIK Jüdische Zigeuner. Du erzählst einen Scheiß. Du erzählst die ganze Zeit Scheiß. TSCHICK Überhaupt nicht. MAIK Jüdische Zigeuner, das ist wie englische Franzosen! Das gibt’s nicht. TSCHICK Natürlich gibt’s keine englischen Franzosen. Aber es gibt jüdische Franzosen. Und es gibt

auch jüdische Zigeuner. MAIK Zigeunerjuden. TSCHICK Genau. Und die haben so ’n Dings auf dem Kopf und fahren in Russland rum und

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verkaufen Teppiche. Kennt man doch, die mit dem Dings auf dem Kopf. Kippe. Kippe auf dem Kopf.

MAIK Kippe am Arsch. Ich glaub kein Wort. TSCHICK Kennst du nicht diesen Film mit Georges Aznavour? MAIK Film ist Film. Im richtigen Leben kannst du nur entweder Jude sein oder Zigeuner. TSCHICK Aber Zigeuner ist keine Religion, Mann. Jude ist Religion. Zigeuner ist einer ohne

Wohnung. MAIK Die ohne Wohnung sind zufällig Berber. TSCHICK Berber sind Teppiche. 9 MAIK Ich hatte meinen Arm aus dem Fenster gehängt und den Kopf darauf gelegt. Wir fuhren Tempo 30

zwischen Wiesen und Feldern hindurch, irgendwo hinter Rahnsdorf, und es war das Schönste und Seltsamste, was ich je erlebt habe. Es war, als ob der Lada von alleine durch die Felder fuhr, es war ein ganz anderes Fahren, eine andere Welt. Alles war größer, die Farben satter, die Geräusche Dolby Surround.

Maik findet eine Kassette, die beiden hören Richard Clayderman. Sie albern herum. MAIK Du siehst nicht aus wie 18. TSCHICK Hä? MAIK Wegen Autofahren. Sie basteln sich Bärte aus Isolierband. Tschick pappt sich schließlich ein kleines schwarzes Quadrat unter die Nase.

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SPIELSZENE DER PATENKLASSE

Robert Koall musste viele schöne Szenen aus dem Roman für seine Bearbeitung des Stückes weglassen. Die

Patenklasse von Tschick aus dem Mariengymnasium in Jever/Schortens hat ihre kreative Ader entdeckt und das

11. Kapitel des Romans selbst dramatisiert. Eine der Szenen haben wir hier für Sie ausgewählt, als kleine

Anregung für Ihren Unterricht.

KALTWASSER: Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: „Sie haben

sich gar nicht verändert.“ – „Oh“, sagte Herr K. und erbleichte. Das war ja mal eine angenehm

kurze Geschichte.

Kaltwasser klappt die Tafel auf, zieht das Jackett aus und wirft es über den Stuhl.

MAIK Das ist unser Deutschlehrer Kaltwasser. Aus ihm wird man nicht schlau. Er macht 45 Minuten

superkorrekten Unterricht und geht danach wieder raus.

KALTWASSER: So; und ihr hattet ja die Hausaufgabe auf, eine Interpretation zu schreiben.

Alle holen die Hausaufgaben raus außer Tschick, der liegt mit dem Kopf auf dem Tisch.

KALTWASSER: Hoffentlich ist die Interpretation nicht so kurz wie die Geschichte. Der Herr in der letzten

Reihe möge vorlesen.

Tschick rührt sich nicht.

KALTWASSER: Herr Tschichatschow, darf ich bitten?

TSCHICK: Was, was ist denn?

KALTWASSER: Sie sollen Ihre Hausaufgaben vorlesen. Haben Sie die gemacht?

TSCHICK: Ja, klar.

Tschick sucht sein Heft in einer Plastiktüte von KIK. Anscheinend hat er Probleme, sein Heft zu finden.

TSCHICK: So, soll ich jetzt vorlesen?

KALTWASSER: Ja, alle warten auf Sie, Tschichatschow.

TSCHICK Ok. Ich fang jetzt an. Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den

Worten: „Sie haben sich gar nicht verändert.“ – „Oh“, sagte Herr K. und erbleichte. Die erste

Frage, die man hat, wenn man Prechts Geschichte liest, ist logisch –

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KATWASSER Brecht. Bert Brecht.

TSCHICK Ah.

Tschick holt einen Kugelschreiber aus der Plastiktüte und kritzelt in sein Heft.

TSCHICK Interpretation der Geschichte von Herrn K. Die erste Frage, die man hat, wenn man Brechts

Geschichte liest, ist logisch, wer sich hinter dem rätselhaften Buchstaben K. versteckt. Ohne

viel Übertreibung kann man wohl sagen, dass es ein Mann ist, der das Licht der Öffentlichkeit

scheut. Er versteckt sich hinter einem Buchstaben, und zwar dem Buchstaben K. Das ist der

elfte Buchstabe vom Alphabet. Warum versteckt er sich? Tatsächlich ist Herr K. beruflich

Waffenschieber. Mit anderen dunklen Gestalten zusammen (Herrn l. und Herrn F.) hat er eine

Verbrecherorganisation gegründet, für die die Genfer Konvention nur einen traurigen Witz

darstellt. Er hat Panzer und Flugzeuge verkauft, die Milliarden gemacht haben und macht sich

längst nicht mehr die Finger schmutzig. Lieber kreuzt er auf seiner Yacht im Mittelmeer, wo

die CIA auf ihn kam. Daraufhin floh Herr K. nach Südamerika und ließ sein Gesicht bei dem

berühmten Doktor M. chirurgisch verändern und ist nun verblüfft, dass ihn einer auf der Straße

erkennt: Er erbleicht. Es versteht sich von selbst, dass der Mann, der ihn auf der Straße erkannt

hat, genauso wie der Gesichtschirurg wenig später mit einem Betonklotz an den Füßen in

unheimlich tiefem Wasser stand. Fertig.

Maik guckt Kaltwasser an.

MAIK Irgendwie sieht Kaltwasser leicht angespannt aus, aber mehr so interessiert-angespannt.

Anschließend las Tatjana noch die richtige Interpretation vor, natürlich stand die genauso bei

Google. Dann war die Stunde zu Ende.

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ANREGUNGEN FÜR DEN UNTERRICHT

Vorbereitung

Aneignung des Textes

Lesen Sie gemeinsam die Szenen 8 und 9 aus Tschick (falls der Text zu lange ist, gerne kürzen).

Jeder Schüler liest dabei der Reihe nach einen Satz. Alle Schüler sind nun auf dem gleichen Kenntnisstand und jeder hat etwas dazu beigetragen.

Lesen Sie die Szenen mit verteilten Rollen.

Fordern Sie die Schüler auf, den Text neutral zu lesen. Experimentieren Sie im Weiteren mit Gemütszuständen: Wie kann man den Text noch lesen? Aggressiv, ängstlich, wütend, glücklich, müde, hysterisch, verliebt… Welches Gefühl stimmt mit dem Inhalt der Szene überein, welches nicht?

Eine Variante dieser Aufgabe ist, sie im Kreis stehend durchzuführen. Man kann sich gegenseitig besser beobachten und ist beim Lesen freier. Regen Sie Ihre Schüler dazu an, auch körperlich in die Emotion zu gehen. Welche Gesten, welche Haltungen und welche Mimik sind den verschiedenen Emotionen zueigen?

Sammeln Sie Hinweise zur Figurenbiografie von Tschick und Maik.

Was kann man über die beiden aus der Szene erfahren? Was hat man beim experimentellen Lesen über sie erfahren können?

Figurenstandbild.

Fordern Sie drei Schüler aus der Klasse auf, ein Standbild des Verhältnisses von Tschick und Maik zu bauen. Zwei Schüler sind die beiden Protagonisten, einer der Arrangeur. Wie ist das Verhältnis von Maik und Tschick zueinander? Nimmt einer von ihnen deutlich einen höheren Status ein als der andere?

Gibt es eine abweichende Meinung zu dem Standbild? Lassen Sie andere Schüler ein neues Standbild bauen und sprechen sie mit ihnen über die unterschiedliche Wahrnehmung.

Kann man das Gefundene in eine kurze Szene verpacken? Improvisieren Sie mit Sprache und Bewegung.

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EXTRA

Mädchen lesen die Szene mit verteilten Rollen.

Ist es egal, ob die Figuren von Jungen oder Mädchen gespielt werden? Fordern sie die Mädchen in Ihrer Klasse auf, den Dialog als Jungs zu lesen und dann als Mädchen.

Diskussion: Könnten Maik und Tschick auch zwei Mädchen sein, die auf Abenteuerreise gehen? Was wäre dann anders? Was sind typisch weibliche und typisch männliche Eigenschaften? Wie geht man konstruktiv mit Klischees um? Kennen die Schüler Beispiele aus der Literatur, in denen Klischees auf den Kopf gestellt werden?

Szenisches Arbeiten

Das Entwickeln einer Filmszene aus dem Dialog (Theorie):

Was braucht man an Requisiten? Wie sieht das Setting aus? Welche Geräusche müssen zu hören sein? Welche Bewegungen müssen die Spieler bzw. ihre Umwelt machen? Welche Kameraeinstellung ist die beste? Wie sehen die Kostüme aus? Muss einer der Darsteller in die Maske?

Vorführung der Filmszene (Praxis):

Bitten Sie die Schüler, die eben entwickelte Filmszene

vorzuspielen und zwar nur mit den Hilfsmitteln, die auch in

der Klasse vorzufinden sind.

Wie erzeugt man die richtigen Geräusche? Woran erkenne ich, dass vier Stühle ein Auto darstellen sollen? Wie arbeitet der Kameramann? Und was tut eigentlich der Regisseur?

Eine gute Übung für die ganze Klasse. Jeder hat etwas zu tun und erlebt hautnah, dass Bildsprache im Theater anders funktioniert als im Film.

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Literarisches Arbeiten

Teekessel reloaded:

Die Schüler sollen zu zweit einen Dialog schreiben, der einen zweideutigen Begriff zum Gegenstand hat (wie „Walachei“ oder „Berber“). Missverständnisse sind vorprogrammiert – Witz entsteht.

Sprechen Sie mit Ihren Schülern darüber, warum ein solcher Dialog witzig ist.

Impuls

Schlagwörter

Diese Aktion eignet sich hervorragend, um eine Brücke zwischen der Aufführung und den Unterrichtsstunden zu schlagen.

Lassen Sie die Schüler vor und nach dem Theaterbesuch je ein Wort zum Stück auf eine Karteikarte schreiben. Wie hat sich die Wahrnehmung der einzelnen Schüler verändert? Sprechen Sie mit ihren Schülern über erfüllte und unerfüllte Erwartungen, veränderte Einstellung zur Thematik und den Einfluss der Spielweise auf die Wahrnehmung von Problemen.

Nachbereitung

Was habe ich gesehen - Fragenkatalog zur Reflexion des Stückes

Wie sah das Bühnenbild aus? Was konnte das Bühnenbild über die Atmosphäre der Inszenierung verraten? Sind die Kostüme zeitgenössisch, den Figuren angepasst? Wie sieht die Ausgangssituation des Stückes aus? Wurden die Figuren immer vom selben Schauspieler gespielt? Sind die Schauspieler auch aus der Figur ausgebrochen? Haben sich die Schauspieler direkt an die Zuschauer gewandt? Hatten die Schauspieler selbst Spaß an der Geschichte? Wie wurde Musik eingesetzt? Wurde mit ihr gespielt, wurde sie live erzeugt, hat sie zum Fortgang der Handlung beigetragen oder hat sie „nur“ Atmosphäre erzeugt? Wie wurde mit Konflikten umgegangen? Konntet Ihr der Geschichte gut folgen? War der Schluss offen, so dass Ihr selbst noch nachdenken musstet, oder hat er alle Fragen beantwortet?

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Szenisches Arbeiten Verarbeitung des Beobachteten

Wie ist das Verhältnis von Maik und seinen Eltern? Könnt Ihr euch vorstellen, wie das Verhältnis von Tschick und seinen Eltern oder seinem großen Bruder ist? Stellt Eure Vermutungen in einem Standbild da. Legt den Figuren des Standbilds die typischen Wörter dazu in den Mund, keine ganzen Sätze.

Wie könnte die Geschichte weitergehen?

Maiks Eltern holen ihn von der Polizeistation ab, wie könnte diese Szene aussehen? Wie könnte eine Begegnung mit Isa unter der Weltzeituhr vonstattengehen? Wie verhalten sich die beiden Freunde Tschick und Maik, als sie sich das erste Mal nach der Gerichtsverhandlung wiedersehen? Spielt zu Euren Vermutungen eine kurze Szene und diskutiert darüber. Eventuell nach der Diskussion die ganze Szene mit den neuen Erkenntnissen noch einmal zeigen.

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Fächerübergreifendes Arbeiten

Erdkunde

Tschick und Maik wollen in die Walachei fahren. Am Ende ihrer Odyssee landen sie wieder in Berlin.

Sprechen Sie mit Ihren Schülern über die Walachei und ihre geografische Lage. Auf dem Umriss von Berlin ist der Anfang ihres Roadtrips eingezeichnet. Wie könnte der weitere Weg ausgesehen haben? Wo gibt es in Ostdeutschland Berge, wo eine Grenze, wo eine Geisterstadt? (Achtung: Wolfgang Herrndorf beschreibt eine fiktive Landschaft, er folgt keiner realen Route. Wir können nur Vermutungen anstellen.)

Welche Landschaften gibt es in der näheren und weiteren Umgebung Ihrer Schule? Wohin könnte eine Abenteuerreise hier in der Gegend führen?

Welche Landschaften empfinden Ihre Schüler als besonders abenteuerlich? Welche als romantisch? Welche gruselig? Warum?

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Physik

Tschick und Maik entdecken während ihrer Reise endlich eine Anwendung für das in der Schule mühsam

gelernte Wissen. Als sie mit einem Schlauch Benzin aus einem Auto stehlen, begegnet ihnen unweigerlich das

Prinzip der Kommunizierenden Röhren.

Als Kommunizierende Röhren oder Kommunizierende Gefäße bezeichnet man oben offene, aber unten

miteinander verbundene Gefäße. Eine homogene Flüssigkeit

steht in ihnen gleich hoch, weil die Schwerkraft und der

Luftdruck konstant sind (Hydrostatisches Paradoxon).

Oder in unserem Fall besser gesagt (für die Nichtphysiker): In einem mit Flüssigkeit gefülltem Gefäß herrscht

auf gleicher Höhe der gleiche Druck. Wenn man einen Schlauch hinein hält, am anderen Ende die Flüssigkeit

ansaugt und danach das Schlauchende unter das Flüssigkeitsniveau des Gefäßes absenkt, sorgt der hydrostatische

Druck für das Auslaufen.

Erklären Sie Ihren Schülern das Phänomen. Wo setzt man es noch ein? Wo kann man es im Alltag sinnvoll

anwenden?

Welche physikalischen Gesetze begleiten uns noch im alltäglichen Leben? Lassen Sie Ihre Schüler eine kurze

Szene mit dem neu erlernten Wissen ausarbeiten. Der Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis wird so

verständlicher.

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DARSTELLER

Metin Turan

Einfach mal weg? Warum nicht! Wäre doch irgendwie schön, oder nicht?

Vasilios Zavrakis

Tschick – Genau das, wovon man als junger Mensch träumt: Abenteuer erleben,

verbotene Sachen machen, sich selbst überwinden und Spaß haben. Einfach mal ausreißen.

Aida-Ira El-Eslambouly

Manchmal findet man Menschen auf den 1. Blick unsympathisch. Wenn man ihnen eine 2. Chance gibt, können wunderbare Freundschaften entstehen.

Pascal Simon Grote

Meine Eltern haben meinen Rücken entlastet, wenn er zu viel zu tragen hatte und ihn gestärkt,

wenn er belastbar war. Kurzum: Meine Eltern waren und sind mein Rückgrat!

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LITERATUREMPFEHLUNG

Gieth, Hans-Jürgen van der: Literaturprojekt zu „Tschick“. Buch Verlag Kempten, 2012.

Herrndorf, Wolfgang: Tschick. Rowohlt Verlag Reinbek, 2011.

Kerouac, Jack: Unterwegs. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 201248.

Schiffer, Eckhard: Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde. Anstiftung gegen Sucht und Selbstzerstörung bei Kindern und Jugendlichen. Quadriga Verlag, Weinheim und Basel 201010.

BUCHUNGSINFORMATIONEN UND KONTAKTE

TSCHICK

Premiere: Donnerstag, 13. September 2012 / 11 Uhr / Rheinstr. 91 Wilhelmshaven Zweite Vorstellung: Freitag, 14. September 2012 / 20 Uhr / Rheinstr. 91 Wilhelmshaven Offene Probe / Lehrersicht: Montag, 10. September 2012 / 19 Uhr / Rheinstr. 91 Wilhelmshaven (im Anschluss an den Lehrerinfotag) Anmeldungen unter Tel. 04421.9401-34 oder [email protected] Wir spielen Tschick bis zum 12. Oktober 2012 und empfehlen das Stück ab der 7. Klasse. Melden Sie sich für einen Wunschtermin in der Rheinstr. 91 Wilhelmshaven oder direkt in ihrer Schule bei unserer Disponentin Heike Thies, [email protected], Tel. 04421.9401-27. Wenn Sie bis zum 12. Oktober keinen passenden Termin finden, merken wir Sie gerne für eine evtl. Wiederaufnahme vor. Wenden Sie sich bei Fragen zu den Anforderungen an den Raum ebenfalls an Heike Thies. Pro Schüler kostet eine Karte 4,90€. Lehrer und Aufsichtspersonen sind frei. Frühbucherrabatt: Buchen Sie vor der Premiere, kostet eine Karte nur 2,40€. Für alle inhaltlichen Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung: Athena Schreiber, Dramaturgin der Jungen Landesbühne Tel. 04421.9401-34 [email protected]

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EXKURS: ROADMOVIE Welche Roadmovies kennt ihr? (Auflistung unten zur Gedächtnisstütze) Was ist das Kennzeichnende von Roadmovies? Geben die Titel darüber schon Auskunft? Welches Lebensgefühl wollen sie vermitteln? Vergleicht die bekannten Roadmovies mit der Inszenierung von Tschick. Stellt anhand Eurer Ergebnisse eine These auf. Ist Tschick ein Roadmovie? Kann die Inszenierung die Atmosphäre eines Roadmovies erzeugen?

Roadmovies American Graffiti More American Graffiti Auf dem Highway ist die Hölle los Auf dem Highway ist wieder die Hölle los Badlands Black Moon Blues Brothers Bonnie & Clyde Bullitt Cannonball California Kid Car-Napping Christine Convoy Crash Death Proof Denn sie wissen nicht was sie tun Die Blechpiraten (Gone in 60 Sec.) Dirty Mary – Crazy Larry Drive Drive Angry Driver Duell Easy Rider Ein ausgekochtes Schlitzohr Fast and the Furious Fast Company

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