2
Rezensionen 147 Geheimgesellschaften hat, das er vor uns ausbreitet. Angesichts des Mangels an Sorg- falt, den die nachprüfbaren Teile seines Beitrags erkennen lassen, ist Schlimmstes zu befürchten, was den Rest angeht. Am Ende lösen sich die Schauergeschichten, mit denen er seine Leser unterhält, übrigens in Wohlge- fallen auf: Laut einem "Analytiker der Hongkonger Geheimpolizei verdienen die Geheimgesellschafter heutzutage ihr Geld vor allem mit legalen Tätigkeiten (S. 180)_ Den Tiefpunkt setzt aber Christoph Heins Reportage zur Wohnungsnot: "Ein Käfig als letztes Zuhause". Das Thema der Wohnkä- figc. ernst genug, um eine sachliche Dar- stellung zu verdienen, ist westlichen Medien immer wieder für eine reißerische Berichter- stattung willkommen. So auch hier, wenn Hein beispielsweise schreibt, dass "jedes weitere Hochhaus [.. -l wie eine Neucrfin- dung des Kapitalismus" gefeiert werde, während "eine wachsende Zahl der Hong- konger im Elend" versinke (S. 157). Dass der 2009 veröffentlichte Beitrag Hongkongs Bevölkerung mit "gut acht Millionen" angibt, während es laut offizieller Zählung Mitte 2009 7,004 Millionen waren, lässt erkennen. dass dem Autor die Faktenbasis nicht so wichtig ist. Dem entspricht auch die von Hein zitierte, aber nicht kommentierte Äußerung: "ÖtTcntlichen Wohnungsbau, Sozialwohnungen, so etwas gibt es hier praktisch nicht" (S. 159). Wahr ist: Hong- kongs Regierung legte schon 1953 ein gigantisches Wohnungsbauprogramm auf. Heute wohnen laut Angaben der Housing Authority etwa zwei Millionen Hongkonger in 710 000 Mietwohnungen des öffentlichen Wohnungsbaus (www.housingauthority.- gov.hk, 28.3.2(11), und die öffentlich geför- derten Sozialeigentumswohnungen kommen noch dazu. 1970 waren 70 Prozent aller Wohnungen staatlich oder staatlich gefördert (E. G. Pryor: .Housing in Hong Kong", Oxford: Oxford Univ. Press, 1983. S.33), Ende 2009 waren es immer noch 49 Prozent (www.gov.hk/en/about/abouthk/factsheets/ - docs/population.pdf). Es ist schon fast ko- misch, dass Hansjörg Gadicnt auf den Seiten unmittelbar vor Heins Reportage klagt: "Der Bauwahn schreckt vor nichts zurück" (S. 147) - so der Titel seines Beitrags, der, wenn man ihm folgte, sämtliche Hong- konger zu Käfigbewohnern machen müsste, denn .Bauwahn" ist gewiss ebenso verwerf- lich wie die Neulandaufschüttung. unter der, wie uns der Autor aufklärt, die Delfine leiden. Wie Wohnraum für Millionen in Hongkong jedoch ohne Landgewinnung entstehen soll, verrät Gadient nicht. Man vermisst an dieser Stelle einen ernst zu nehmenden Beitrag zum Umweltschutz in Hongkong. Nein, ein .Kulturkornpass fürs Handgepäck" ist dieser Band nicht geworden, vielmehr ist ein publizistischer Schnellschuss zu bekla- gen - ohne zielführende Konzeption und ohne einen Mindcstqualitätsstandard, was sachliche Richtigkeit, Relevanz und Aktua- Iität angeht. Schade um die guten Beiträge in schlechter Gesellschaft' Hans-Wilm Schütte Björn Alpermann (Hg.): Politics and Markets in Rural China London und New York: Rourlcdge, 20 I I. 239 S., GBP RO,OO This edited volume is compiled 01' papers prescnted at the 9 'h Europcan Conference on Agrieulture and Rural Development in China (ECARDC) in 2009, and four additional contributions by renowned experts of the rclated fields. The degree to which China has transfonned into areal "märket econorny" remains a contested topic. In exeiting coherence the authors in this book have agreed upon the tenn managed market to describc the "own unique brand of political cconomy" (p.3) that they see cnvisaged by the Chinese lead- crship throughout the reform era until today. This not only entails the ideal of an evcr strong steering position of the rnacro statc and its desire to stabilize supply and demand

146 ASIEN 123 (April 2012) Reze nsio e 147 · Kolonialisierung vom Opiumkrieg bis 1898, auch wenn er nichts Neues erzählt, solide auch Hans- Wilhelm Vahlefelds Beitrag über Hongkong

  • Upload
    others

  • View
    10

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 146 ASIEN 123 (April 2012) Reze nsio e 147 · Kolonialisierung vom Opiumkrieg bis 1898, auch wenn er nichts Neues erzählt, solide auch Hans- Wilhelm Vahlefelds Beitrag über Hongkong

146 ASIEN 123 (April 2012)

tagc gelten, davon eine, die schon 1R4Rerschien, der Rest sind vorwiegend histori-sche Abhandlungen. Die meisten Autorensind Journalisten: die Hälfte der Beiträge istälter als zehn Jahre. Behandelt werden fol-gende Themen: Hongkong vor dem Opium-krieg, der Opiumkrieg und anschließendebritische Landnahmen, Hongkong und Ma-cau nach dem Opiumkrieg. Brauchtum undFcngshui, Geheimgesellschaften. zweimalKindheit im Hongkong der Nachkriegszeit(vermutlich), die Wirtschaftsmagnaten.Kulturrevolution und Pekings Hongkongpo-litik unter Mao Zedong und Deng Xiaoping.die "Heimkehr" 1997, Landaufschüuungen,Wohnverhältnisse (zweimal), die Tram,Küche, Filmwirtschaft und die Zweitfrauen.die sich Hongkonger in Shenzhen halten.Insgesamt wirkt diese Themenauswahl sozufällig wie auch ihre Reihenfolge im Band- die im vorangegangenen Satz gewählte istdie des Rezensenten.

Das intellektuelle Niveau der Beiträge, vondenen keiner wissenschaftlichen Formaliengenügt, schwankt stark. Sorgfält ig recher-chiert, kenntnisreich und auch für denHongkongkenner interessant sind RalphUmards Beitrag über die Filmindustrie, KaiStrittmattcrs schöne Reportage über Dimsumund Wohnzimmerküchen sowie mit Ein-schränkungen Pamcla Druckermans Textüber die Zweitfrauen in Shenzhen. AuchHelmut Martins Beitrag über die Tycoons -etwas übertrieben als .Wirtschaftsdynasticn'bezeichnet -- zählt zu den interessanteren undvertrauenswürdigen Lesestücken; 1997verfasst, ist er allerdings nicht mehr ganzaktuell. Lesenswert sind Virginia Ngs Erin-nerungen an ihre Kindheit in einem privatenMahjong-Salon, nichts auszusetzen ist anKarl-Hcinz l.udwigs Text über HongkongsKolonialisierung vom Opiumkrieg bis 1898,auch wenn er nichts Neues erzählt, solideauch Hans- Wilhelm Vahlefelds Beitrag überHongkong in der Kulturrevolution undChinas Hongkongpolitik unter Mao undDeng Xiaoping: Vahlefeld erinnert daran,dass China Hongkongs Kolonialstatus

bestritt und diesen lange Zeit nicht antastenwollte.

Andere Beiträge dagegen enttäuschen.Gleich zwei Autoren scheitern arn notori-schen Fengshui-Thema, das auch hier wohlden rechten Schuss Exotismus ins Hong-kongbild bringen sollte. Gerhard Dambmannklärt uns auf: Kein "westlicher Kunde"werde je erfahren, "wie oft chinesischeGeschäftsleute sich den günstigsten Tag zurEröffnung einer neuen Filiale [.··l von einemFengshui-Experten berechnen lassen"(S.49)_ Warum hat er es denn nicht erfragt?Die Antwort hätte wohl gelautet: "Höchstenseinmal" pro Laden. Vermutlich genügteinem Filialeröffner jedoch schon ein Blickin den jährlich publizierten Almanach, dergünstige und ungünstige Tage verzeichnet,sofern er nicht einen Wahrsager konsultiert;Fengshui-Meister sind für solche Tenninie-rungsfragcn nämlich eher nicht zuständig.Adeline Yan Mah, die sich speziell demFcngshui widmet, erklärt den Bank ofChinaTower zum höchsten Wolkenkratzer derStadt (S.40), obwohl er das schon damals(1997 oder später) nicht mehr war, undmacht die seilgezogene Peak Tram zur Zahn-radbahn (S. 3R). Genlid L. Posner bedient inseinem Text über die Geheimgesellschaftenwohl jedes Klischee, das man mit einem.Enrhüllungsjournalistcn" (laut S_ 202)verbindet. Hauptsache skandalös! Je mehr esden Leser gruselt, desto besser. So erfahrenwir, dass "britische Beamte in Hongkongden Anteil der Triadenmitglieder an derBevölkerung in der Kronkolonie" 1847 "auffast fünfundsiebzig Prozent schätzten"(S. 165). Bedenkt man, dass ein Teil derBevölkerung Briten und Inder und andereNichtchinesen waren, müsste praktisch diegesamte erwachsene chinesische Bevölke-rung Mitglied in Geheimgesellschaftengewesen sein. Der Autor möchte, dass wirdas glauben. Er meint auch, dass die Man-dschus aus der Mongolei stammen (S. 162),und hält Guangzhou (die Stadt Kanto~)sowie Hakka (eine Dialektgruppe) für"Regionen" (S. 172). Leider enthüllt d~rnicht, woher er sein Detailwissen über re

Rezensionen 147

Geheimgesellschaften hat, das er vor unsausbreitet. Angesichts des Mangels an Sorg-falt, den die nachprüfbaren Teile seinesBeitrags erkennen lassen, ist Schlimmstes zubefürchten, was den Rest angeht. Am Endelösen sich die Schauergeschichten, mit denener seine Leser unterhält, übrigens in Wohlge-fallen auf: Laut einem "Analytiker derHongkonger Geheimpolizei verdienen dieGeheimgesellschafter heutzutage ihr Geldvor allem mit legalen Tätigkeiten (S. 180)_

Den Tiefpunkt setzt aber Christoph HeinsReportage zur Wohnungsnot: "Ein Käfig alsletztes Zuhause". Das Thema der Wohnkä-figc. ernst genug, um eine sachliche Dar-stellung zu verdienen, ist westlichen Medienimmer wieder für eine reißerische Berichter-stattung willkommen. So auch hier, wennHein beispielsweise schreibt, dass "jedesweitere Hochhaus [ .. -l wie eine Neucrfin-dung des Kapitalismus" gefeiert werde,während "eine wachsende Zahl der Hong-konger im Elend" versinke (S. 157). Dassder 2009 veröffentlichte Beitrag HongkongsBevölkerung mit "gut acht Millionen"angibt, während es laut offizieller ZählungMitte 2009 7,004 Millionen waren, lässterkennen. dass dem Autor die Faktenbasisnicht so wichtig ist. Dem entspricht auch dievon Hein zitierte, aber nicht kommentierteÄußerung: "ÖtTcntlichen Wohnungsbau,Sozialwohnungen, so etwas gibt es hierpraktisch nicht" (S. 159). Wahr ist: Hong-kongs Regierung legte schon 1953 eingigantisches Wohnungsbauprogramm auf.Heute wohnen laut Angaben der HousingAuthority etwa zwei Millionen Hongkongerin 710 000 Mietwohnungen des öffentlichenWohnungsbaus (www.housingauthority.-gov.hk, 28.3.2(11), und die öffentlich geför-derten Sozialeigentumswohnungen kommennoch dazu. 1970 waren 70 Prozent allerWohnungen staatlich oder staatlich gefördert(E. G. Pryor: .Housing in Hong Kong",Oxford: Oxford Univ. Press, 1983. S.33),Ende 2009 waren es immer noch 49 Prozent(www.gov.hk/en/about/abouthk/factsheets/ -docs/population.pdf). Es ist schon fast ko-misch, dass Hansjörg Gadicnt auf den Seiten

unmittelbar vor Heins Reportage klagt: "DerBauwahn schreckt vor nichts zurück"(S. 147) - so der Titel seines Beitrags, der,wenn man ihm folgte, sämtliche Hong-konger zu Käfigbewohnern machen müsste,denn .Bauwahn" ist gewiss ebenso verwerf-lich wie die Neulandaufschüttung. unter der,wie uns der Autor aufklärt, die Delfineleiden. Wie Wohnraum für Millionen inHongkong jedoch ohne Landgewinnungentstehen soll, verrät Gadient nicht.

Man vermisst an dieser Stelle einen ernst zunehmenden Beitrag zum Umweltschutz inHongkong.

Nein, ein .Kulturkornpass fürs Handgepäck"ist dieser Band nicht geworden, vielmehr istein publizistischer Schnellschuss zu bekla-gen - ohne zielführende Konzeption undohne einen Mindcstqualitätsstandard, wassachliche Richtigkeit, Relevanz und Aktua-Iität angeht. Schade um die guten Beiträge inschlechter Gesellschaft'

Hans-Wilm Schütte

Björn Alpermann (Hg.):Politics and Markets in Rural ChinaLondon und New York: Rourlcdge, 20 I I.239 S., GBP RO,OO

This edited volume is compiled 01' papersprescnted at the 9'h Europcan Conference onAgrieulture and Rural Development in China(ECARDC) in 2009, and four additionalcontributions by renowned experts of therclated fields.

The degree to which China has transfonnedinto areal "märket econorny" remains acontested topic. In exeiting coherence theauthors in this book have agreed upon thetenn managed market to describc the "ownunique brand of political cconomy" (p.3)that they see cnvisaged by the Chinese lead-crship throughout the reform era until today.This not only entails the ideal of an evcrstrong steering position of the rnacro statcand its desire to stabilize supply and demand

Page 2: 146 ASIEN 123 (April 2012) Reze nsio e 147 · Kolonialisierung vom Opiumkrieg bis 1898, auch wenn er nichts Neues erzählt, solide auch Hans- Wilhelm Vahlefelds Beitrag über Hongkong

148 ASIEN 123 (April 2012)

- not at least through profound transforma-tive attempts (c.g. lostered vertieal integra-tion of whole scctors ) -. but also the intimaterelationships between state and (many) eco-nomic aetors. In their analyses of the devel-opmcnt of politics and markets in ruralChina. howcver, thc contributors primarilyfind that this state-led transformation and thcconsequcntial significant changes 01' formaland informal institutions resulted in cvenncw challcngcs, which render the manage-ment of markcts a difficult undertaking. Notonly did economic libcralization bring aboutan ever incrcasing numbcr and variety 01'playcrs, all with their own set of incentivesand strategies that have to be balanced. Ruralcornmodities are also subject to various andsomctimcs incalculable dynamics. such asnatural disasrcrs, changes coneerning pro-duction factors (cspccially land and labor),and increasingly also international dcvclop-mcnts (e.g. world market priccs), llcncc, thcstudies oftcn focus on issucs with impactsthat go weil beyend thc bordcrs 01' thc coun-tryside. and evcn touch upon thc vcryquestions 01' siatc building and overalleconomic and political stability.

Each chapter highlights different aspects ofthc rural cconomy. cspccially 01' the rnodcsand challcngcs 01' rural factor and productmarkcts, thc stratcgies 01' markct actors, thcrole of (local) govcrnmcnts. and Icaturcs ofthc complex intcrplay 01' all. In thc lirstseetion on agricultural input factors, ReneTrappel studies the hot topic of land owner-ship and transfer among the lines of an"implicit market" that he sees evolving inrural China. He analyzes the "commodifica-tion 01' collcctivc land" and provides highlyvaluable cmpirical details (cspccially aboutland transfcr coopcrativcs), which are alsoaggregated to the bigger picture ofthe statcsvision of rural transformation and moderni-zation. Günter Schucher offers comprehen-si ve data on the rural labor market and de-scribes the latest trends and reforms. as weilas challenges it faces (e.g. the persistenthousehold registration system). Lynette Ongprovides interesting details about the evolu-

tion 01' thc rural eredit sector, which arecompleted by a houschold survey on themotivation, urilization and assessment ofrural credit cooperativcs. concluding thatrural credit institutions up till now "havcfailed miserably in their mission" to servefarmcrs ' credit dernands (p. (2). GraemeSmith 's analyses the ongoing marketization01' agricultural scrvicc, and states that, asmuch as the new agricultural extensionagencies with their ambivalent idcntity asfranchise and govcrnmcnt agencies havedoubtable effccts. they might be treated as adisplay 01' the state s idea 01' agriculturalmodernization.

The books second section takes a look atthe outpur sidc, i.e. the markets of the mostimportant agricultural products. Using thecxamplc 01' the cotton scctor, Björn Alper-mann traces further the Chinese vision of"managed markets". His study finds that, inspite 01' the trcmcndous inerease 01' outputs,lurking within the dynamics 01' trial and errorwith Chinese characteristics, the ideals oftheenvisioned regulatory structure have notbeen cornpletely rcalized as "instcad oflimiting the market participants ( ... ) rcformsopcn ed up opportunities for new cntrants,whilc cxisting ones havc shown great resil-icncc and have been difficult to transform"(p. 121). The other chapters in the section,by Li Xiande and his co-authors on the grainmarket and rclated policics, by LouisAugustin-Jcan on thc reorganization of thesugar industry in Guangxi Province and byScott Waldron and his colleagues on themodemization 01' fine wool marketing,largely secend this observation and inter-pretation.The third part 01' thc book adds infonnationon the most recent policies aiming at ruraltransfonnation. In Christian Göbel's viewChinas rural tax and fec reform does repre-sent an unsuceessful ca sc ofthe Chinese way01' policy steering by "compctition underhicrarchy". as much as its failure paved theway Ior a much morc (re)centralized andcomprehensive developmcntal approach JI1

Rezensionen 149

the form of the "Building a New SocialistCountrysidc" program. The latter is investi-gated by Stig Thogerscn, who finds thatwhcrcas it does not hold many new con-vincing rccipcs, this schcme by virtue of itstlexible design and implernentation modesprovides so me opportunities for non-stateac tors to "test their visions 01' rural dcvclop-rnent [... ] as long as they agree to coopcratceloscly with the loeal statc" (p. 173). LouisAugustin-Jcan and Xue Ruining investigatethe implementation 01' the law on farmcrs'professional cooperatives in Shanxi Prov-ince. John J. Kennedy and Shi Yaojiangcornpare the analysis of a 2005 nationalvillage election survey with existing studiesand hypothesis on village dernocracy anddraw a picture of the state of this institution.In the last chapter Jcsper Zeuthen and Mi-chael Griffiths explore the rcform of house-hold registration in Chengdu and state that itrcsulted in reduced urban-rural diffcrcntia-tion but enforced "boundaries" betweencitizcns rcgistercd in different localities.

In sum, this book is an cxccllcntlv cdited (1)collection 01' most recent rcscarch on thepolitical economy of rural China - but evenmore. in that it connects rich miero detailswith claborated reflections on macro levelquestions of national and even global scale.lt is thus a must read for everyone interestedin contcmporary Chinese politics, econornyand society.

Anna L. Ahlcrs

Gudrun Franziska Kampf:Zur Situation behinderter Menschenin China unter besonderer Berück-sichtigung der Olympischen undParalympischen Spiele in China 2008Bochum/Freiburg: Projekt Verlag, 20 I I.225 S., EUR 19,5O

Zum Thema behinderte Menschen in derVR China sind bisher nur wenige wissen-schaftliche Arbeiten erschienen. die zudem

vor zehn bis fünfzehn Jahren geschriebenwurden. Franziska Kampf schließt dieseLücke, indem sie die Paralympisehen Spieleim Jahr 200S in Beijing als Aufhänger nutzt.Dieser Ansatz erscheint folgerichtig, da imVorfeld dieser Spiele die grundlegendenpolitischen Richtlinien und Gesetze zumSchutz behinderter Menschen in Chinarevidiert wurden und eine Verbesserungihrer Situation zu erwarten ist.

Die Arbeit beginnt mit einer Untersuchungvon möglichen Definitionen für Behinde-rung und dem Terminus der .Jntegration vonbehinderten Menschen in die Gesellschaft".Franziska Kampf nennt dieses Kapitel zu-treffend .Dcfinitionsvcrsuch". da keineinternational verbindliche Begriffsdefinitionexistiert. An dieses Kapitel schließt einhistorischer, vergleichender Überblick überdie gesellschaftliche Situation und Positionbehinderter Menschen in China undDeutschland an. Dabei kristallisiert sich dasunterschiedliche Verständnis heraus, da inChina äußerliche Fehlfunktionen oderAndersartigkeiten nicht immer negativgesehen wurden. sondern eher auf dieinneren Werte abgestellt wurde, während inDeutschland und generell im europäischenRaum Behinderung meistens als StrafeGottes für etwaiges Fehlverhalten gedeutetwurde. Zwar gab es diese Einstellungebenfalls im chinesischen Kaiserreich, aberes existierten auch andere Sichtweisen.Anschließend stellt die Autorin die Situationbehinderter Menschen in der Gegenwart dar.Hervorzuheben ist der Vergleich zwischenDeutschland und China, indem immerwieder auch die deutsche Politik kritischhinterfragt wird. Obwohl wir in Deutschland111 einem Rechtsstaat leben und dieMenschenrechte achten. werden behinderteMenschen nicht wirklich glciehbehandelt.Auch hierzulande werden sie diskriminiert.Wir sollten uns daher hüten, mit erhobenemZeigefinger die chinesische Behinderten-politik zu maßregeln.

Im dritten Kapitel beschäftigt sich die Auto-rin mit den Rechten und Interessen der Mcn-