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Ausgabe 3/2013 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Firmen aus der Region Stuttgart haben Erfolg mit Open Innovation Zusammenerfinden Die 24-Stunden-Kita Perfekt organisiertes Durcheinander Keramik zum Knautschen

179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2013)

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179 ist das Standortmagazin für die Region Stuttgart. Alle drei Monate berichtet 179 von starken Unternehmen, von neuesten Entwicklungen in ausgewählten Branchen, überzeugenden Gründungsideen, herausragenden Forschungsleistungen, aber auch von den vielen Gründen, warum die Region so lebenswert ist. Der Name des Magazins ist dabei Programm: 179 Kommunen bilden die Region Stuttgart, gemeinsam formen sie einen der stärksten Standorte Europas.

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Ausgabe 3/2013

179Das Standortmagazin der Region Stuttgart

Firmen aus der Region Stuttgart haben Erfolg mit Open Innovation

Zusammenerfinden

Die 24-Stunden-Kita

Perfekt organisiertes Durcheinander

Keramik zum Knautschen

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Seit 2011 gehen in Nürtingen Ehrenamtliche nachts auf Wanderschaft: In kleinen Gruppen steuern sie am Wochenende Treffpunkte von Jugendlichen an, um Konflikte zu begrenzen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Die Nürtinger Nachtwanderer sind keine Hilfspolizisten oder Sozialarbeiter, sondern engagierte Bürger, die ein respektvolles Miteinander fördern wollen. Sie verstehen sich als Gesprächspartner, hören den Jugendlichen zu, bauen Vertrauen auf und bieten Unterstützung an. „Allein, dass jemand da ist, der sich für die Jugendlichen interessiert, bewirkt viel“, sagen sie. Die Idee, die ursprünglich aus Schweden stammt, hat inzwischen in mehreren Orten der Region Stuttgart Nachahmer gefunden. Mitwanderer werden allenthalben gesucht.

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Gemeinsam Neues schaffen

Deutschland hat seine starke wirtschaftliche Stellung vor allem der innovativen Industrie zu verdanken. Viele andere Länder, die in den vergangenen Jahrzehnten auf die vermeintlich modernere Dienstleistung gesetzt haben, versuchen heute mit viel Mühe, wieder einen starken produzierenden Sektor aufzubauen.

Vor allem wir in der Region Stuttgart können uns mit unseren unzähligen innovativen Industrieunternehmen glücklich schätzen – sind aber keineswegs eine Insel der Glückseligen. Denn bei aller Freude über unsere Inno-vationskraft und die daraus resultierende Technologie- und Exportstärke müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Innovationsaktivitäten der kleinen und mittleren Unternehmen in den vergangenen Jahren spürbar nach-gelassen haben. Das kann uns nicht kalt lassen, denn hoch spezialisierte Firmen, oftmals Technologie- und Marktführer in ihrem Bereich, sind das Rückgrat unseres Standortes.

Gerade weil Mittelständler nicht alle Kompetenzen im Haus halten können, benötigen sie Know-how von außen. Oder sie sind umgekehrt darauf angewiesen, als Zulieferfirma ihre Ideen anderen zur Verfügung zu stellen. Von offenen Innovationsprozessen können sie in mehrerer Hinsicht profitieren: indem sie neue Kunden gewinnen, sich neue Geschäftsfelder erschließen und ihren Anteil an der Wertschöpfungskette erhöhen. Der Aufwand dafür kann hoch sein und zum Teil müssen sie ganz neue Kompetenzen entwickeln. Die Mühe aber lohnt sich – und sie haben Mitstreiter vor Ort.

Mit zahlreichen Hochschulen und Forschungseinrich-tungen finden die Unternehmen in der Region Stuttgart ein ausgezeichnetes wissenschaftliches Umfeld vor. Tat-kräftige Unterstützung erhalten sie von der WRS und anderen wirtschaftsfördernden Organisationen. Denn wenn wir als Region unsere Innovationskraft erhalten wollen, müssen die Firmen bei neuen Entwicklungen wie etwa Open Innovation am Ball bleiben.

Dr. Walter RoggGeschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)

Editorial

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Inhalt

Aktuell 4Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?

Neu in der Region 5Die 24-Stunden-Kita

Branchenfokus 6Perfekt organisiertes Durcheinander / „Geld verdienen lässt sich auch ökologisch korrekt“ / Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon …

Titelthema: Open Innovation 8 –15 Zusammenerfinden 8 Firmen aus der Region Stuttgart haben Erfolg mit Open Innovation

Im Gespräch: Walter Bollinger 10

Aufbruch in neue Sphären 14 Michael Ohnewald porträtiert Sabine Brunswicker vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation

Wissenschaft 16Emissionsfreies Elefantenrennen / Stuttgarter Laptop fliegt ins All / Anteil der Vegetarier verdoppelt / Werbung im Internet / Grüne Wüsten gegen den Klimawandel

Innovation 17Keramik zum Knautschen / Wer hat‘s erfunden?!

Existenzgründung 18Ein Küchenchef für zuhause

Fachkräfte 20Doppelerfolg durch Dual-Career-Coaching / Begehrte Experten gewinnen durch Angebote für ihre Lebenspartner

Freizeit 21Die schwäbische Pyramide / Kalender / Tipps

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 22 Aktuell „Das Auto der Zukunft fährt elektrisch“ / Termine / Meldungen

Impressum / Nächste Ausgabe 23

179 Kommunen – ein Standort.

Ludwigsburg

Stuttgart

Böblingen

Rems-Murr

GöppingenEsslingen

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Die Stadtbibliothek Stuttgart ist „Bibliothek des Jahres 2013“. Mit dem Preis würdigen der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) und die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius die Bücherei für ihr Konzept der „Bibliothek als innovativer Lernort“. Nach dem Umzug in das neue Haus im Europaviertel habe die Bibliothek besonders in der Vermittlung digitaler Kompetenzen viele neue kreative Wege beschritten, so die Jury. Sie biete beste Bedingungen für das lebensbeglei-tende, selbstgesteuerte und zielgerichtete Lernen vor allem in der beruflichen Bildung. Printmedien und digitale Quellen stünden gleichberechtigt nebeneinander.

Stuttgart hat die Bibliothek des Jahres

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... dass in Stuttgart der erste Automobilclub gegründet wurde?

Keine Geringeren als Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach und Robert Bosch haben 1898 den Württembergischen Automobilclub (WAC) in Stuttgart ge-gründet – damit ist der Verein der älteste Autoclub Deutschlands. Freilich eilen in seinem Auftrag keine gelben Engel zu liegen gebliebenen Fahrzeugen, auch der Antrag auf einen Schutzbrief ist vergeblich. Der WAC ist vielmehr ein Club honoriger Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur, die sich für die Historie und die Zukunft des Automobils interessieren. In dem stil-echten, nahezu unveränderten Salon des Clubhauses aus den 1950ern hat schon so manch illustrer Gast einen Drink genommen. w

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Kornwestheim eröffnet „Das K“Mit einem dreitägigen Festprogramm eröffnet die Stadt Kornwestheim Ende September ihr neues Kultur- und Kon-gresszentrum „Das K“. Der in knapp zweieinhalb Jahren errichtete Kombibau im Herzen der Stadt beherbergt neben mehreren multifunktionalen Räumen für Veranstaltungen aus Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft auch die Stadtbibliothek. Durch die hohe Flexibilität der Raumauf-teilung stehen elf verschiedene Raum-variationen für 20 bis 1.200 Personen zur Verfügung. Das Herzstück ist ein rund 420 Besucher fassender Theatersaal mit einer 310 Quadratmeter großen Bühne, umfangreicher Veranstaltungstechnik und einem hydraulischen Orchestergra-ben. Das Parkrestaurant mit Blick auf den Kornwestheimer Marktplatz rundet das Angebot ab. Der 20,5 Millionen teure Neubau ersetzt das 1974 errichtete Kulturhaus, das 2006 wegen Asbest-belastung geschlossen werden musste.

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Eine Million Kilometer ElektromobilitätDie Kunden des Automietsystems car2go der Daimler AG haben in den ersten acht Monaten in Stuttgart eine Million Kilo-meter mit E-Smarts zurückgelegt. 450 der car2go-Elektroautos sind in Stuttgart unterwegs, die Landeshauptstadt verfügt somit über die größte elektrische Car-sharing-Flotte Deutschlands. Nach einma-liger Registrierung können die Fahrzeuge spontan in der ganzen Stadt genutzt wer-den. Seit November 2012 haben sich mehr als 20.000 Kunden angemeldet, das ent-spricht mehr als 80 Neukunden pro Tag. „Wir haben mit car2go Elektromobilität in Stuttgart alltagstauglich gemacht – und das kommt hervorragend an“, so Robert Henrich von Daimler. Das Geschäftsgebiet soll bis Ende 2013 auf Nachbarstädte ausgeweitet werden. car2go ist Teil des baden-württembergischen Schaufensters Elektromobilität „Living Lab BWe mobil“.

car2go.com/de/stuttgart

Hochschulen beliebt wie nie zuvorEin Studium in der Region Stuttgart steht bei vielen Abiturienten ganz oben auf der Beliebtheitsskala: 18.800 Bewerbungen gingen bei der Universität Stuttgart bis zum Bewerbungsschluss für Studiengänge mit Zulassungsbeschränkung ein, so viele wie noch nie zuvor. Spitzenreiter sind die Fächer Technisch orientierte Betriebswirt-schaftslehre, Maschinenbau, Sozialwissen-schaften sowie Luft- und Raumfahrttech-nik. Für die rund 2.300 Studienplätze der Universität Hohenheim haben sich über 14.000 Interessenten beworben, 1.500 mehr als im vergangenen Wintersemester. In Hohenheim besonders begehrt sind die Bachelor-Studiengänge Wirtschaftswissen-schaften mit ökonomischem Wahlprofil, Kommunikationswissenschaften sowie Ernährungsmanagement und Diätetik. Sehr hoch ist auch die Nachfrage nach Master-Studienplätzen: An der Universität Hohenheim haben sich auf rund 800 Plätze mehr als 4.000 Menschen bewor-ben, für ein Masterstudium an der Uni-versität Stuttgart bewarben sich insgesamt 4.500 Studierende, über 30 Prozent mehr als im Vorjahr.

campus.region-stuttgart.de

Zudem betonte die Jury, dass sich die neue Zentralbibliothek als Anlaufstelle der gesamten Bevölkerung der Stadt öffne und das Viertel belebe und auf-werte: „Die Bibliothek hat sich schon beim ersten Spatenstich des Neubaus für Toleranz ausgesprochen und sich ganz bewusst an Menschen mit Migrationshin-tergrund gewandt“, sagte dbv-Präsidentin Gudrun Heute-Bluhm. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum 14. Mal verliehen.

stuttgart.de/stadtbibliothek

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Neu in der Region

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Die 24-Stunden-KitaIn der Kirchheimer Kindertagesstätte Topkids werden Kinder künftig auch nachts betreut

Berufstätige Eltern haben es in Kirchheim unter Teck be-sonders gut: Während Kommunen landauf, landab unter dem neuerdings gesetzlich verankerten Betreuungs-anspruch für Kleinkinder ächzen, übertrifft die 40.000-Einwohner-Stadt mit rund 400 Betreuungsplätzen schon heute das vom Bund geforderte Angebot deutlich.

Doch nicht nur die reine Menge an Kitaplätzen macht Kirchheim besonders attraktiv. Unter der Teck wissen Eltern ihren Nachwuchs auch frühmorgens und am Abend in guten Händen: Im Juli hat die Kindertagesstät-te Topkids eröffnet, die mit ihren Öffnungszeiten von 6 bis 19 Uhr Eltern mit langen Arbeitstagen aus der Bre-douille hilft. Von Januar an wird die Betreuung sogar bis 20.30 Uhr angeboten und bis zu acht Kleinkinder können übernachten – die erste 24-Stunden-Kita im Südwesten.

„Von vielen Firmen, Einzelhändlern, sozialen Dienst-leistern, vor allem aber von vielen Eltern hören wir immer wieder, dass erweiterte und sehr flexible Kinder-betreuungsangebote dringend benötigt werden“, sagt Manfred Sigel, Vorstand der Stiftung Tragwerk, die die Kita betreibt. Mit den umfassenden Betreuungszeiten in der neuen Kita gebe es nun auch für Mütter und Väter mit frühen oder späten Arbeitszeiten – etwa im Schichtdienst – die Möglichkeit, wieder ins Berufsleben einzusteigen. „Damit sind auch Alleinerziehende bei-spielsweise in Pflegeberufen nicht von Arbeitslosigkeit bedroht. Und den Arbeitgebern eröffnen die umfassen-den Öffnungszeiten die Option, wichtige und engagierte Mitarbeiter zu halten“, ist Sigel überzeugt.

Für das neue Angebot haben die Stiftung, die Stadt Kirchheim und das Land Baden-Württemberg rund 1,9 Millionen Euro investiert. In nur zwei Tagen ist aus 21 Holzbau-Modulen ein 700-Quadratmeter-Neubau entstanden, der ideale Voraussetzungen für eine päda-gogisch anspruchsvolle Betreuung bietet. Ein großer Gruppenraum ist für die unterschiedlichen Aktivitäten und Bedürfnisse der Kinder eingerichtet. Es gibt ein Spielhaus mit Puppenküche, eine Lese- und Kuschel-ecke, eine Malwand und vieles mehr. Der Sanitärbereich ist altersgerecht ausgestattet und kann auch zum Expe-rimentieren und Spielen mit Wasser genutzt werden. Im Schlafraum hat jedes Kind sein eigenes Bett mit eigener Bettwäsche.

Natürlich gibt es auch ein großes Freigelände mit Sand-kästen und Spielgeräten. Durch unterschiedliche Boden-strukturen wie Wiese, Erde, Rindenmulch oder Sand werden die Sinne der Kinder angeregt. In Planung ist zudem ein „Garten der Begegnung“, der die Kinder und die Bewohner eines angrenzenden Altenheims zum ungezwungenen Beisammensein einlädt. Der Garten, für den die Stiftung noch Sponsoren sucht, soll auch für die Anwohner und Gäste geöffnet werden – ein kleines Paradies für alle Kirchheimer. Tobias Schiller

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Eigentlich ist es bekannt, dass Küchengewürze nicht im Wohnzimmer aufbewahrt werden, dass die Butter in den Kühlschrank gehört und immer genügend Toiletten-papier im Haus sein sollte. Wie jedes Unternehmen be-treiben auch wir in unseren eigenen vier Wänden ständig Lagerlogistik. Wenn es allerdings um größere Mengen geht, müssen Spezialisten ran wie die S&P Computer-systeme GmbH aus Stuttgart. Das Systemhaus für Logis-tik entwickelt für seine Kunden seit mehr als 25 Jahren individuelle Software für die Intralogistik im In- und Aus-land, für jede Branche und für jegliche Unternehmens-größe. S&P stellt zudem die passende Hardware bereit: „Wir liefern alle benötigten Komponenten von der Planung, der Installation bis hin zum Service“, sagt Geschäftsführer Horst Reichert.

Eine perfekte Lagerlogistik steuert heutzutage ein gut organisiertes Durcheinander. Mit Hilfe der sogenannten chaotischen Lagerverwaltung lässt sich der verfügbare Stauraum im besten Fall bis auf den letzten Quadrat-zentimeter ausnutzen. Die Software erkennt, wo wie viel Platz zur Verfügung steht und lotst die einzulagernde Ware genau dorthin. Der Computer errechnet sowohl beim Ein- als auch beim Auslagern von Artikeln, wie die einzelnen Aufträge zusammengestellt werden. So müssen die Lagerarbeiter nicht kreuz und quer durch die Hallen laufen.

Branchenfokus

Perfekt organisiertes Durcheinander

Die Stuttgarter S&P Computersysteme GmbH liefert seit mehr als 25 Jahren Software für die Intralogistik

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S&P Computersysteme GmbH

Gründungsjahr: 1985 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: 32 sup-logistik.de

Oft georderte Artikel werden so platziert, dass sie be-sonders schnell zugänglich sind, die Methode „First In – First Out“ stellt sicher, dass immer die ältesten Bestände zuerst das Lager verlassen.

Ohne mobile Geräte geht gar nichts. Sie vereinen Mobil-telefon, Funksprechgerät, Barcode-Scanner, Digital-kamera und mobilen Computer. Am Arm lässt sich ein komplettes Mini-Terminal befestigen. Dieses verfügt über eine Tastatur sowie einen Handrücken- oder Ringscan-ner – somit haben die Mitarbeiter im Lager beide Hände zum Arbeiten frei. Beim System „Pick-by-Voice“ leitet das Gerät den Mitarbeiter zum richtigen Regalplatz. Durch Bestätigung des Mitarbeiters am Terminal wird kontrol-liert, ob das richtige Produkt entnommen wurde. Mobile Drucker liefern dazu die passenden Adress- oder Begleit-belege.

Seit der Gründung 1985 ist S&P mit Software für die Lagerverwaltung vertraut. „Wir verstehen uns nicht als reine Softwareschmiede, sondern kennen die Logistik mit all ihren Finessen – das stellt sich immer wieder als immenser Vorteil heraus und unterscheidet uns von vielen, oft auch größeren Mitbewerbern, deren Projekte wir auch schon abgelöst haben, weil die Kunden nicht zufrieden waren“, erzählt Reichert selbstbewusst. Mit sei-nen lediglich 32 Mitarbeitern ergattert das Unternehmen riesige Aufträge. Auf das Spezialwissen und die Zuver-lässigkeit der Stuttgarter vertrauen Branchengrößen wie der Gartengerätehersteller Gardena, der Nudelproduzent Birkel, der Freizeitsportspezialist Salewa (Foto), der Markt-führer für Motorsägen Stihl, der Logistikdienstleister Meyer & Meyer und so unterschiedliche Textilriesen wie der Modediscounter NKD und Modepapst Hugo Boss.

Wie bei vielen anderen kleineren und mittelständischen Unternehmen in der Region auch, muss es nicht immer höher, schneller und weiter sein, um voranzukommen. Obwohl das Unternehmen bereits viel größer sein könnte, bleiben die Geschäftsführer lieber auf dem Boden. „Wir wollen solide weiterwachsen, obwohl wir viel mehr Auf-träge hätten annehmen können. So bleiben wir finanziell unabhängig und flexibel.“ Astrid Schlupp-Melchinger

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Branchenfokus

Als zweite Gärtnerei weltweit wurde sie bereits 1997 im Rahmen des Washingto-ner Artenschutzabkommens registriert. „Das bedeutet, dass wir nur kontrolliert vermehrte Pflanzen anbieten und keine Pflanzen von Naturstandorten entfernen. Viele Arten sind in der Natur vom Aus-sterben bedroht“, erklärt Gärtnermeister und Geschäftsführer Matthias Uhlig.

Entgegen landläufiger Meinungen ist die Kakteenaufzucht und -pflege sehr arbeitsintensiv. „Ich muss manche Arten, von denen ich Samen haben möchte, erst einmal zehn Jahre lang kultivieren“, berichtet Uhlig. So ist die Aufzuchtstation das Herz der Gärtnerei. „Hier experimen-tiere ich und erforsche die verschiedenen Vermehrungsmethoden der Pflanzen.“ Um die Auswahl ständig zu erweitern und zu verbessern, bezieht er auch Saat-gut und Jungpflanzen von Gärtnereien aus aller Welt.

Gerne werden sie augenzwinkernd als Schwiegermuttersitz oder Beamten-pflanze bezeichnet. Doch für Kakteen begeistern sich immer mehr Menschen. Eine der wenigen Kakteengärtnereien weltweit, die von der Samengewinnung über die Anzucht der Jungpflanzen und die jahrelange Pflege bis zum Verkauf alles unter einem Dach vereint, ist die Spezialgärtnerei Uhlig Kakteen in Kernen. Auf einer Fläche von 4.000 Quadrat-metern gibt es insgesamt 5.000 Arten. ga

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Die Gärtnerei Uhlig aus Kernen ist ein weltweit gefragter Spezialanbieter für Kakteen

Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon ...

Über Versand, Messen und Großhandel sowie direkt in der Gärtnerei verkauft er pro Jahr rund 150.000 Pflanzen. „Kauft ein Kunde einen großen Kaktus, überneh-men wir den Transport und die Bepflan-zung. Unsere größte Pflanze, die wir in einem Bürohaus gepflanzt haben, war 4,50 Meter hoch. Das Be- und Entladen musste ein Kran übernehmen, danach mussten fünf Mann den Pflanzenkörper in die Senkrechte bringen“, erinnert sich Uhlig.

Kunden in Spanien, Großbritannien oder sogar Japan schwören auf das Know-how und die Qualität der Pflanzen aus Kernen. Vielleicht summen sie ab und zu leise ein paar Zeilen der Hymne aller Kakteenlieb-haber: „Was brauch’ ich rote Rosen, was brauch’ ich roten Mohn, hollari, hollari, hollaro!“ (som)

uhlig-kakteen.com

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Baumwolle in Bioqualität ist eine knappe Ressource. Gerade einmal 0,9 Prozent der Weltbaumwollernte stammen aus bio-logischem Anbau. Noch geringer ist der Anteil der fair gehandelten Biobaumwolle. Die Elmer & Zweifel GmbH aus Bempf-lingen zählt zu den wenigen Herstellern weltweit, die mit dem sehr strengen Öko-Label „IVN Best“ des Internationalen Ver-bands der Naturtextilwirtschaft werben dürfen. Knapp 1.000 Tonnen Biobaum-wolle im Jahr verarbeitet die Firma vor allem zu Bettwäsche, Handtüchern und Babytextilien der Marke Cotonea. Neben dem ökologischen Anbau gehören auch Umweltverträglichkeit und soziale Ver-antwortung zu den Maximen des Unter-nehmens. „Wir legen großen Wert auf Gesundheitsbewusstsein und die Sicher-heit, dass weder Mensch noch Tier noch Natur bei der Herstellung unserer Textilien ausgebeutet werden dürfen“, sagt Roland Stelzer, der Chef des 1855 gegründeten Familienunternehmens.

„Unsere Produkte sind nicht teurer als vergleichbare, aber qualitativ viel besser und langlebiger“, sagt Roland Stelzer. „Mit dieser Philosophie wollen wir den Fortbestand des Unternehmens sichern. Nachhaltigkeit, die wir nicht ideologisch, sondern rein fachlich erreicht haben, und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus.“ (som)

elmertex.de

Die Baumwollweberei Gebrüder Elmer & Zweifel aus Bempflingen hat Erfolg mit Biotextilien

„Geld verdienen lässt sich auch ökologisch korrekt“

Seit 2004 pflegen Elmer & Zweifel Ver-tragspartnerschaften mit Biobaumwoll-projekten in Kirgistan und Uganda. „Dort hat der Biobaumwollanbau einen beson-ders hohen Standard, zudem kontrollieren wir durchgängig die gesamte Herstel-lungskette“, so Stelzer. Um der Gefahr des Auslaugens der Böden vorzubeugen, werden Monokulturen vermieden, durch die Abnahmegarantie die finanzielle Sicherheit der Bauern vor Ort gestärkt. Aus den Baumwollfasern werden Garne gesponnen, in der Weberei in Tschechi-en werden sie zu Geweben verarbeitet. Veredelt werden diese ausschließlich in Deutschland oder in der Schweiz. Das Stammwerk in Bempflingen, das den gesamten Herstellungsprozess steuert, übernimmt auch den Versand.

Die Kunden stammen überwiegend aus Europa, doch zunehmend schwören auch Amerikaner, Russen und Japaner auf Cotonea-Textilien.

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Inspiriert durch die komplexen Flugbewegungen der Libelle, hat die Esslinger Firma Festo ein ultraleichtes Flugobjekt entwickelt. Genau wie sein natürliches Vorbild kann der BionicOpter in alle Raumrichtungen fliegen und dabei komplizierteste Manöver ausführen. Um in der Natur bewährte Lösungen zu nutzen, hat Festo einen Forschungsverbund mit Hochschulen, wissen-schaftlichen Einrichtungen, Entwicklungsfirmen und privaten Erfindern ins Leben gerufen: das Bionic Learning Network.

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an welchen Stellen man sich nicht öffnen will.“ Open Innovation reicht weit über die klassische Entwicklungs-partnerschaft eines Lieferanten mit seinem Kunden hinaus, sondern bezieht weitere Partner ein und über-trägt Wissen aus anderen Branchen. In kurzer Zeit hat sich ein facettenreiches Instrumentarium mit unter-schiedlichen Kooperationsformen und einem variablen Maß an Offenheit entwickelt.

Großer Beliebtheit – im Ursprungsland USA mehr als in Europa – erfreuen sich Internetportale, die Innova-tionsanfragen und Lösungsanbieter zusammenbringen, sowie als Finanzierungsinstrument Crowdfunding- Websites. Bei ausreichender Größe kann auch eine firmeninterne Öffnung weiterhelfen. So betreibt die Daimler AG mehrere thematisch und nach Mitarbeiter-gruppen unterschiedene Mitmachportale – und hat damit Erfolg.

Titelthema: Open Innovation

Firmen aus der Region Stuttgart haben Erfolg mit Open Innovation

Es sieht gut aus, wiegt nicht viel, ist flexibel, einfach auf-zubauen und schützt vor Lärm und neugierigen Blicken: Seit Juli schmückt ein völlig neuartiges Trennwandsystem die Montagehalle des Verpackungsmaschinenherstellers Harro Höfliger in Allmersbach im Tal. Es trennt Maschi-nen voneinander, die sich noch in der Entwicklungsphase oder im Probebetrieb befinden. Dank eines Klettver-schluss-Systems kommen die Monteure beim Aufbau ohne jedes Werkzeug aus. Leichtbaumaterialien sorgen für eine enorme Reduktion des Gewichts.

Geboren wurde das Trennwandsystem nach einem Glas Rotwein: „Meist gelingt der Schritt von einer verrückten Idee zu einer Innovation gemeinsam besser als alleine“, meint Höfliger-Geschäftsführer Thomas Weller. Gemein-sam heißt in diesem Fall in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsdienstleister Bernd Kußmaul, der voller Stolz auf das Trennwandsystem blickt: „Wir haben über den Tellerrand hinausgeschaut und ein völlig neu gedachtes und vorausschauend mit Funktionen versehenes Produkt entwickelt, in das auch Erfahrungen aus der Luftfahrt und der Automobilindustrie eingeflossen sind.“ Die Bernd Kußmaul GmbH arbeitet branchenübergreifend, spürt mit 60 Mitarbeitern stets den neuesten Trends bei Mate-rialien, Design und Entwicklung nach und integriert das Wissen von Partnern, Kunden und Forschungseinrich-tungen in ihre Arbeit. In zwei regionalen Kompetenz-zentren, dem Virtual Dimension Center in Fellbach und dem Packaging Excellence Center in Waiblingen, ist sie Mitglied.

Geheimes Wissen bleibt geheim

Die Firma aus Weinstadt hat damit das Prinzip Open Innovation schon gelebt, als es den Begriff noch gar nicht gab. Dieser wurde vom damaligen Harvard-Wissen-schaftler Henry Chesbrough im Jahr 2003 geprägt und bezeichnet die aktive und strategische Nutzung der Außenwelt zur Vergrößerung des Innovationspotenzials. Öffnung bedeutet dabei keineswegs, dass Firmen ihr geheimstes Wissen preisgeben, betont Dr. Sabine Bruns-wicker vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO (Porträt S. 14). „Es geht in diesem Prozess darum, sich gerade auch bewusst zu machen,

Noch vor wenigen Jahren spielten sich Forschung und Entwicklung hinter dicht verschlossenen Türen ab. Heute beziehen die Entwicklungsabteilungen von Firmen die Außenwelt ein, um ihr Innovationspotenzial zu vergrößern. In der von Hochtechnologie geprägten Region Stuttgart finden Firmen viele starke Partner für offene Innovationsprozesse.

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Inspiriert durch die komplexen Flugbewegungen der Libelle, hat die Esslinger Firma Festo ein ultraleichtes Flugobjekt entwickelt. Genau wie sein natürliches Vorbild kann der BionicOpter in alle Raumrichtungen fliegen und dabei komplizierteste Manöver ausführen. Um in der Natur bewährte Lösungen zu nutzen, hat Festo einen Forschungsverbund mit Hochschulen, wissen-schaftlichen Einrichtungen, Entwicklungsfirmen und privaten Erfindern ins Leben gerufen: das Bionic Learning Network.

Was ist Open Innovation?

Das Internet-Lexikon Wikipedia definiert Open Inno-vation als Öffnung des Innovationsprozesses von Organisationen und die aktive strategische Nutzung der Außenwelt zur Vergrößerung des Innovations-potenzials. Systematisch werden drei Prozesse unter-schieden: Die Integration externen Wissens in das eigene Unternehmen (Outside-In) dient dazu, Qualität und Geschwindigkeit von Innovation zu erhöhen. Wenn ein Unternehmen eigenes Wissen nach außen trägt, etwa um Lizenzgebühren einzunehmen, spricht man von Inside-Out. Der Coupled-Prozess kombiniert beide Ansätze zumeist mit dem Ziel, Standards zu schaffen und Märkte aufzubauen. Der Begriff Open Innovation wurde 2003 vom damaligen Harvard-Wissenschaftler Henry Chesbrough geprägt und wird unterschiedlich eng ausgelegt. Der führende deutsche Wissenschaftler Prof. Dr. Frank T. Piller von der Uni-versität Aachen will erst dann von Open Innovation sprechen, wenn gezielt Mechanismen eingesetzt werden, um solche Partner zu finden, die nicht zum klassischen Kreis derjenigen gehören, mit denen die Firma ohnehin zusammenarbeitet.

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dessen erste Verkaufsstelle im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart eröffnete, ist in der Business Innovation Community entstanden. Im Angebot sind Personen-wagen aus den Jahren 1970 bis 1990, mit denen Daimler die Lücke zwischen dem Neufahrzeugverkauf und dem hoch spezialisierten Geschäft der Classic Center schließt.

Ein Baustellenbesuch macht klüger

Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch bezieht über zwei Internetportale für Anwender von Elektro-werkzeugen und für Autowerkstattprofis die Kunden in seine Entwicklungsprozesse ein. Werkstattbetreiber und -mitarbeiter sind eingeladen, ihre Ideen zu ver- öffentlichen und zu diskutieren, um diese in zukünftige Produkte einfließen zu lassen. Über das Bosch Power Tools Innovationsportal hat jeder Anwender von Elektro-werkzeugen die Chance, konkrete Verbesserungs-vorschläge, Lösungen, Konzepte und Erfindungen mit Schutzrechten einzureichen. In beiden Fällen verbinden sich Elemente von Innovationsportal, Marktforschung, Kundenbindung und Community. Die Teilnehmer erhalten keine Vergütung, sondern eine immaterielle Belohnung in Form von Aktivitätspunkten, die auf dem öffentlichen Nutzerprofil sichtbar sind.

Das Carsharing-Modell car2go etwa ist eine Frucht der Business Innovation Community, die 2007 an den Start ging und sich mit neuen Geschäftsideen und -modellen beschäftigt. Bereits drei Jahre später identifizierten die 20.000 Mitmacher 58 Geschäftsideen, die in elf Pilot-projekten mündeten. Auch der Young Classics Store,

Titelthema: Open Innovation

179: Was fasziniert sie an Elena?

Bollinger: Hier ist etwas ganz Außerordentliches geschehen: Einige mittelständische Firmen haben mit Unterstützung von Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen aus der Region Stuttgart erfolgreich ein Fahrzeug entwickelt, das es auf dem Weltmarkt noch nicht gibt – einen Hybrid-Transporter mit 3,5 Tonnen Nutzlast, der an der Ladesäule oder Steckdose aufladbar ist.

Welche Rolle hatte Ihr Unternehmen dabei?

Die Aufgabe von Lauer & Weiss war es, ein Zwischengetriebe zu entwickeln, mit dessen Hilfe der Elektromotor an den Antriebstrang angebunden wird. Dies ermöglicht, während der Fahrt zwischen Verbrennungs- und Elektro-motor umzuschalten. Außerdem haben wir die mechanischen Komponenten

virtuell eingebaut, also das Fahrzeug sozusagen am Rechner zusammen-gesetzt, bevor der erste Mechaniker zum Schraubenschlüssel gegriffen hat.

Was haben Sie daraus gelernt?

Für uns war das eine völlig neue Er-fahrung. Üblicherweise stehen wir bei unseren Projekten in einer Kunden-beziehung mit Großunternehmen. Diese sind durch ein hohes Maß an Standar-disierung gekennzeichnet und müssen viel Sorgfalt auf interne Abstimmungs-prozesse verwenden. Dabei bleibt oft die Innovation auf der Strecke. Bei Elena haben wir mit Firmen ähnlicher Größe ein gemeinsames Projekt auf Augenhöhe gestemmt und hohe Wertschätzung für die Leistungen der Partner entwickelt.

Bieten offene Innovationsprozesse zusätzliche Chancen für Mittel-ständler?

Auf jeden Fall. Sei es, dass – wie im Falle von Elena – möglicherweise ein neues Geschäftsmodell entsteht, das uns einen höheren Anteil an der automobilen

Wertschöpfungskette sichert. Lauer & Weiss will in den nächsten Jahren zudem mit Partnern zusammen Fahr-zeugteile auf Basis neuer Werkstoffe entwickeln und diese den Herstellern direkt anbieten. Und wir nutzen Open Innovation jetzt sogar für das Personalmarketing.

Wie das?

Durch eine Idee, die zunächst ein wenig ungewöhnlich klingt: Gemeinsam mit der Stuttgarter Gigatronik-Gruppe ent-wickeln wir ein Elektroauto im Baukasten-system. Aus den Modulen Front, Mitte und Heck lassen sich mit Hilfe standardi-sierter Schnittstellen rasch und einfach neue Varianten zusammenstellen, wie etwa Zweisitzer, Viersitzer oder sogar ein Pickup. Dieses Projekt versetzt uns in die Lage, dass wir eine Vielzahl an Praktika und Abschlussarbeiten für Absolventen aus dem gesamten Automobilbau an-bieten können. Jede wissenschaftliche Arbeit bringt das Projekt ein Stück voran und wir bekommen neben technischen Innovationen Kontakt zu potenziellen neuen Mitarbeitern.

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a Auch Wettbewerber Metabo sucht heute den engen Kundenkontakt, wenn es um die Einführung neuer Produkte geht. Bis vor wenigen Jahren hatte der Her-steller von Elektrowerkzeugen aus Nürtingen den eher klassischen Weg gewählt: Die Entwicklungsabteilung entwickelt, testet und übergibt das fertige Produkt dem Vertrieb zur erfolgreichen Vermarktung. Heute begeben sich Teams aus Entwicklung, Design und Vertrieb als erstes auf die Baustelle, um die Anforderungen haut-nah kennenzulernen und direkt mit den Anwendern zu sprechen. Sogar ein Video drehen sie. „Wir wollen alles wissen“, berichtet Entwicklungschef Volker Siegle. „Wie transportieren die Profis ihre Maschinen? Wie laden sie aus? Wie arbeiten sie damit? Wie lange ohne Unter- brechung? Wie lagern sie die Maschine anschließend?“

Solche Methoden bringen mitunter wichtige Erkennt- nisse ans Tageslicht. Etwa die, dass Bauprofis keine Stromkabel mögen. Also hat Metabo als erstes Unter-nehmen der Welt eine mit Akku betriebene Magnet-kernbohrmaschine auf den Markt gebracht, die ohne Stromanschluss 32 Millimeter dicke Löcher in Stahl bohren kann. Damit wird sie höchsten professionellen Anforderungen gerecht und kann fernab jeder Steck-dose eingesetzt werden – etwa im Brückenbau. „Keine Entwicklungsabteilung der Welt kann sich ein solches Produkt im stillen Kämmerlein ausdenken. Dies geht nur mit gemischten Teams und in enger Abstimmung mit den Nutzern“, ist sich Siegle sicher.

Über die eigene Branche hinausblicken

Netzwerke mit Ideengebern, Kunden, Lieferanten und weiteren Partnern sind eine notwendige Voraussetzung für offene Innovationsprozesse. Eine besondere Form des themenbezogenen Innovationsnetzwerks findet sich bei der Esslinger Firma Festo mit dem Bionic Learning Network. Dort arbeitet der Automatisierungsspezialist mit namhaften Hochschulen und Instituten, Entwick-lungsfirmen und privaten Erfindern zusammen, um nach dem Vorbild der Natur möglichst effiziente Lösungen für Funktionen wie greifen, bewegen und steuern zu finden.

Zu den wissenschaftlichen Partnern gehören etwa die Cornell University im US-Bundesstaat New York, die Technische Universität Delft, die Universitäten Stuttgart und Tübingen, die Hochschule Esslingen, die Kunstuni-versität Linz oder das Fraunhofer-Institut für Produktions-technik und Automatisierung. Intern rekrutieren sich die Teammitglieder aus verschiedenen Abteilungen: For-schung und Entwicklung, Produktmanagement, Versuch, Produktentwicklung, Produktdesign bis hin zu Messebau und Corporate Design. „Das Bionic Learning Network hat sich im Laufe der letzten Jahre als fester Bestandteil unserer Innovationsprozesse etabliert. Mit Hilfe der Bio-nik wollen wir neue Technologien aufspüren und in die Automation umsetzen“, sagt Festo-Chef Dr. Eberhard Veit. Das ist dem Unternehmen in den vergangenen

Titelthema: Open Innovation

Walter Bollinger, geboren 1968, hat an der Hochschule Esslingen Maschinenbau studiert. Seine ersten sechs Berufsjahre verbrachte er beim Ingenieurdienstleister IVM GmbH in Fellbach. Seit 2003 arbeitet der Diplomingenieur bei Lauer & Weiss, zunächst als Teamleiter für Nutzfahrzeug-konstruktion, später als Abteilungsleiter Konstruktion. Seit 2011 ist Bollinger Mit-glied der Geschäftsleitung und dort für die operative Planung sowie Forschung und Entwicklung verantwortlich

Der Entwicklungsdienstleister Lauer & Weiss GmbH zählt vorwiegend Automobil-hersteller zu seinen Kunden. Mit seinen 230 Mitarbeitern am Stammsitz in Fellbach sowie in Weissach und in Brasilien hat sich das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen auf Konstruktion, Berechnung und Simu-lationsprozesse für automobile Modul- entwicklung spezialisiert.

Walter Bollinger Mitglied der Geschäftsleitung der Lauer & Weiss GmbH in Fellbach

Wie weit sind Sie fortgeschritten?

Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr einen Prototypen aufbauen können, der dann vor allem zur Außendarstellung unserer Modulkompetenz dient. Sollte ein Kunde Interesse zeigen, sind wir natürlich für eine Serienfertigung offen.

Welche Netzwerke sind für Sie besonders wichtig?

Da ist in erster Linie das Kompetenz-zentrum Mechatronik BW mit Sitz in Göppingen zu nennen, das bei Elena eine wichtige Rolle gespielt hat. Aber auch im Virtual Dimension Center in Fellbach schieben wir gemeinsame Innovationsprozesse an. Mit einem regionalen mittelständischen Auto-mobilzulieferer ist es uns gelungen, einen Großteil der technischen Produkt-auslegung am Rechner zu simulieren, was viel Zeit, Material und damit Geld spart.

Die Fragen stellte Helmuth Haag

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Jahren gleich mehrfach gelungen: Mit schwimmenden Quallen, fliegenden Libellen, tauchenden Pinguinen und nicht zuletzt mit dem berühmten Elefantenrüssel, der 2010 mit dem Deutschen Zukunftspreis des Bundes-präsidenten ausgezeichnet wurde, hat sich Festo als Vorreiter und Technologieführer in der Bionik etabliert.

Für den Fahrzeugbau, die Kernbranche der Region Stuttgart, hat das Branchennetzwerk automotive-bw gemeinsam mit der Vorentwicklung der Daimler-Nutz-fahrzeugsparte ein eigenes Open-Innovation-Instrument geschaffen: Die Ideenplattform TecNet soll kleinen und mittleren Zulieferfirmen dabei helfen, Kompetenzen zu entwickeln, die besser auf den Technologiebedarf der Hersteller und großen Systemlieferanten abgestimmt sind. In einer ersten Runde im vergangenen Jahr, bei der zu-nächst Daimler Trucks und anschließend Porsche beteiligt waren, wurden 3.000 Zulieferer eingeladen, Vorschläge einzureichen. Eingegangen sind bei den Stuttgarter Auto-mobilherstellern zusammen etwa 90 Ideensteckbriefe: „Darunter sind echte Neuheiten, wie etwa innovative Werkstoffsysteme für die Wärmeisolierung“, berichtet Dr. Bernhard Wiedemann vom Beratungsunternehmen TMG Consultants, der die Ideenplattform mitentwickelt hat. Er sieht gute Chancen, die Rücklaufquote in der nächsten Runde nochmals zu erhöhen: „Wir werden

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Titelthema: Open Innovation

die potenziellen Ideengeberfirmen stärker vorsortieren und sie bereits im Vorfeld intensiver betreuen. Kleinere Firmen müssen teilweise noch an die Hand genommen werden, um die Chancen optimal nutzen zu können, wenn sie bei einer Präsentation vergleichsweise einfach alle betroffenen Abteilungen eines Herstellers an einen Tisch bekommen“, fasst er die Erfahrungen der ver-gangenen Jahre zusammen.

Kleine Firmen bauen ein großes Auto

Zufrieden mit der Resonanz zeigt man sich bei Porsche: „Von den 42 Ideen, die wir erhalten haben, verfügen 18 über so viel Potenzial, dass wir sie weiterverfolgen“, sagt Robert Heismann, Leiter Innovationsmanagement bei Porsche. Die Vorschläge werden jetzt intern auf Herz und Nieren geprüft, bevor eine endgültige Entscheidung fällt. „Bis ein neuer Impuls auf der Straße ist, dauert es mindestens fünf Jahre“, beschreibt Heismann den langen Weg, den Produktinnovationen im Automobilbau zu-rücklegen müssen. Aus der TecNet-Ideenplattform hat Porsche vor allem in zwei Punkten einen Nutzen gezogen: „Wir haben von außen andere Ideen bekommen, als wir selbst hatten, und unser Blick wurde auf neue Themen gelenkt“, bilanziert der Innovationsmanager.

Das europäische Projekt EURIS

Development NV (Niederlande), die West-Transdanubische Agentur für Regionalentwicklung (Ungarn) und die Region Lodz (Polen). Mit Hilfe von EURIS sind neue Instrumente entstan-den, wie zum Beispiel Open-Innovation-Leitfäden, die konkrete Ratschläge für kleine und mittlere Firmen enthalten und Erfolgsbeispiele aufführen. Auf der Open Research Platform (ORP), die seit einem Jahr von der Universität Stuttgart betrieben wird, finden Firmen auf der

Suche nach Innovationspartnern die Kompetenzen von Hochschulen in den EURIS-Regionen. Zudem können sie selbst ihre Profile einstellen.

euris-programme.eu

EURIS (European Collaborative and Open Regional Innovation Strategies) ist ein europäisches Kooperationsprojekt, das aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziell unterstützt wird. Es dient dem praxis-bezogenen Erfahrungsaustausch bei der Innovationsförderung und soll den Open-Innovation-Ansatz stärken. Partner sind neben der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH die Regierung von Navarra (Spanien), die Brainport

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Durch eine völlig andere Form der Entwicklungszu-sammenarbeit zeichnet sich das Fahrzeugbauprojekt Elena aus. Innerhalb des Bundesprogramms „Modell-region Elektromobilität“ haben mehrere schwäbische Mittelständler einen Hybrid-Nachrüstsatz für einen Mercedes-Kleintransporter entwickelt. Der Prototyp kann wahlweise mit Batterie oder Sprit betrieben wer-den und läuft bereits anstandslos auf der Straße. Als nächste Stufe folgt eine Kleinserie, mit der das Fahr- zeug optimiert und für den Markteintritt fit gemacht werden soll. Dass ein Konsortium aus kleinen und mittleren Firmen in einer von großen Herstellern ge-prägten Branche eine Marktneuheit entwickelt, ist für Walter Bollinger von Lauer & Weiss etwas „ganz Außerordentliches“. Der Fellbacher Entwicklungs- dienstleister spielt bei dem Projekt eine zentrale Rolle und hat dort „völlig neue Erfahrungen“ gewonnen (Interview S. 10).

Elena ist nicht zuletzt dank des Netzwerks Mechatronik BW mit Sitz in Göppingen in Fahrt gekommen. Die Organisation, eines der Kompetenz- und Innovations- zentren in der Region Stuttgart, ist nur ein Beispiel da-für, wie innovative Firmen von einem unterstützenden Umfeld aus Wissenschaft und wirtschaftsfördernden Einrichtungen profitieren können – auch und gerade im Bereich Open Innovation. So hat etwa das Stuttgarter Fraunhofer IAO zwei Instrumente speziell für offene Innovationsprozesse entwickelt. Das „InnoAudit Open Innovation“ ermittelt durch Interviews mit der Ge-schäftsleitung und mit ausgewählten Beschäftigten das spezifische Potenzial eines Unternehmens zur Nut-zung von externen Quellen und deren organisatorische Umsetzung. Das Konzept „Innowave“ sucht mit stan-dardisierten Methoden nach Innovationsimpulsen aus anderen Branchen.

Netzwerke sind unverzichtbar

Die BioRegio STERN Management GmbH unterstützt unter anderem branchenübergreifende Automatisie-rungsprozesse und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) hat das Thema Open Innovation mit mehreren praxisnahen Informationsveranstaltungen für kleine und mittlere Unternehmen vorangebracht. „Wenn wir unsere Innovationskraft erhalten wollen, müssen die Firmen der Region bei neuen Entwicklungen am Ball bleiben“, sagt WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg. „Umso schöner, dass es uns gelungen ist, über das Open-Innovation-Projekt EURIS europäische Förder-mittel einzuwerben.“ Auch die Open Research Platform der Universität Stuttgart ist ein EURIS-Produkt. Weitere neue Einrichtungen an der Hochschule, die der engeren Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft dienen, wie etwa der Forschungscampus und die Arena 2036, sind ebenso auf Open Innovation ausgerichtet.

Titelthema: Open Innovation

Dies zeigt: Firmen in der Region Stuttgart haben besonders viele Möglichkeiten, den richtigen Entwick-lungspartner zu finden, wenn sie über den Kreis der nahe liegenden hinausgehen wollen. Die Mittelstands-region Nummer eins in Europa kann von offenen Innovationsprozessen besonders profitieren, denn Open Innovation ist keine vorübergehende Erschei- nung, wie eine aktuelle Untersuchung der University of California in Berkeley und des Stuttgarter Fraun- hofer IAO zeigt. Alle befragten 125 Führungskräfte von Großunternehmen in USA und Europa bescheini- gen dem Konzept eine hohe Bedeutung und sagen ihm weiteres Wachstum vorher. „Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass Open Innovation keine Modeerscheinung ist, sondern eine nachhaltige Entwicklung“, bilanziert Open Innovation-Vater Henry Chesbrough zufrieden. Helmuth Haag

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Titelthema: Open Innovation

Aufbruch in neue SphärenFrüher haben Firmen ihre Produkte meist hinter gut verriegelten Türen entwickelt, heute öffnen sich viele für das Wissen von draußen. Sabine Brunswicker hat ihren Anteil daran. Sie ist Vordenkerin für ein neues Denken. Von Michael Ohnewald

Manchmal klingt ein Tag nach Frank Sinatra. „Fly me to the moon.“ Das Stück gefällt ihr. Sabine Brunswicker spielt es nicht nur gerne auf ihrem Klavier. Sie lebt auch danach.

Droben am Pfaffenwald pappt die Luft wie der Keks am Kaffee. Im Fraunhofer Institutszentrum steht die Türe des Konferenzraums offen, was irgendwie zum Thema passt. Draußen huschen Damen in Sommersandalen über den Flur. Sabine Brunswicker ante portas. Kaum eingetreten, flutet sie den Raum mit ihrer Präsenz. Eine junge Frau im Kostüm, die umweht wird von der Aura des Gelingens.

Eigentlich hätte sie jetzt Urlaub. Sie war gerade beim Zahnarzt und hat einen kleinen Umweg gemacht. Was tut man nicht alles, um eine Mission zu beflügeln? Es geht um ihr Forschungsgebiet. Um neue Prozesse, die den alten nicht sehr gleichen. Um eine kleine Revolution, die in Wirklichkeit Teil einer großen ist. „Es geht darum, sich auf etwas einzulassen“, sagt sie, „ohne zu wissen, ob man später auch noch die Kontrolle über alles hat.“

Auf flachen Absätzen redet sie über steigende Umsätze. Darum geht es letztlich in den Chefetagen, in denen sie nicht selten zu Gast ist, um über Open Innovation zu sprechen, und das, was sie darunter versteht. Vorbei sind die Zeiten, in denen Unternehmer nur hinter verschlos-senen Türen neue Produkte entwickelten. Heute werden Innovationsprozesse in Teilen bewusst geöffnet. Wie können Firmen fremde Ressourcen erfolgreich nutzen? Wie gelingt es, das Potenzial von neuen Ideen zu testen, zu entwickeln und zu kommerzialisieren, wenn dabei externe Partner im Spiel sind? Welche Chancen gehen damit einher und welche Risiken? Antworten auf Fragen wie diese sucht Sabine Brunswicker am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, dessen Kompetenzbereich Open Innovation sie leitet.

Keinen leichten Job hat sich die Bayerin da ausgesucht. Firmenchefs vom alten Schlag sehen sich mit einer Kultur konfrontiert, die nicht recht passt zu dem, was früher galt, als sich so mancher Patron mit seinen Entwicklern einigelte. Das Wissen anderer blieb aus Angst um geis-tiges Eigentum und Know-how außen vor.

„Open Innovation heißt nicht, das geheimste Wissen preiszugeben“, sagt Sabine Brunswicker. „Es geht in diesem Prozess darum, sich gerade auch bewusst zu machen, an welchen Stellen man sich nicht öffnen will.“ Wobei es sich nach ihren Erfahrungen durchaus lohnt, den Vorhang kontrolliert hochzuziehen. Groß sei dabei die Wahrscheinlichkeit, dass man bei der Suche nach technischen Lösungen außerhalb des eigenen Dunst-kreises auf erfolgversprechende Ideen treffe. „Führende Unternehmen wissen, dass sie nicht alles selbst können“, sagt die Wissenschaftlerin und verweist auf positive Erfahrungen namhafter Firmen wie Procter & Gamble, die sich der Käseglocke entledigt und die Produktivität ihrer Forschungs- und Entwicklungsabteilungen dank Open Innovation um 60 Prozent gesteigert hätten.

Sabine Brunswicker nippt an ihrem Tafelwasser. Wie wird aus einer musisch begabten Frau aus Franken ein Zug-vogel, der das Lied der neuen Unternehmenskultur pfeift? Mit der gleichen Bestimmtheit, mit der sie sich durch die Wirtschaft der Moderne bewegt, gleitet sie durch die abstrakte Szenerie der eigenen Geschichte. Geboren 1980, wächst die Pilotentochter in Aschaffenburg auf. Der Vater ist viel unterwegs, was den Vorteil hat, dass Klein-Sabine nicht nur gerne und oft durch die Welt jettet, sondern auch schon im zarten Alter von neunJahren mit im Cockpit sitzt, wo sich manches lernen lässt über moderne Steuerungsprozesse.

Zu Hause hält sie es bodenständig mit dem Klavier und stellt fest, dass Musik für sie eine Menge mit Logik zu tun hat. „Da gibt es durchaus Parallelen zur Mathematik“, sagt Sabine Brunswicker, die zwischenzeitlich mit einer musischen Karriere liebäugelt, aber nicht als Klavierlehrerin enden will. Gesegnet mit der Gabe der Zielstrebigkeit, legt sie das beste Abitur des Jahrgangs hin und entschei-det sich für Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwer-punkt Maschinenbau an der Technischen Universität in Darmstadt. „Das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Wirtschaft hat mich fasziniert“, sagt sie.

Nebenbei arbeitet die Studentin am Fraunhofer-Institut in Darmstadt. Geflügeltes Talent findet seinen Platz. 2004 schließt sie ihr Studium mit dem Diplom ab und heuert beim Daimler in Stuttgart an, wo viele für immer bleiben, wenn sie erst einmal dort sind. „Fly me to the moon“ klimpert sie auf dem Klavier und sucht ihre eigene Umlaufbahn. Nach einigen Monaten hält sie nichts mehr beim Daimler. Stattdessen siedelt sie nach Australien

„Es geht darum, sich auf etwas einzulassen, ohne zu wissen, ob man später auch noch die Kontrolle über alles hat.“

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Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.

um und macht dort den Master of Commerce an der University of New South Wales. Eine spannende Zeit, die den Horizont weitet. Zurück aus Down Under ma-nagt Sabine Brunswicker millionenschwere Forschungs-projekte mit einem Netzwerk von 400 Partnern und trainiert mehr als 300 Führungskräfte im Innovations-management. „Da lernt man so einiges über den Mittel-stand“, sagt sie. Es läuft auf eine Promotion hinaus. In ihrer Abhandlung zeigt sie erstmals den Einfluss unter-schiedlich offener Innovationsmodelle auf die Inno-vationsleistung eines Unternehmens. Das Werk lässt aufhorchen und wird mit Preisen bedacht.

Für ihre wissenschaftliche Karriere wählt die Globe-trotterin das Fraunhofer-Institut in Stuttgart. „Neue Wege zu gehen, mit ungewöhnlichen Ideen Lösungen zu finden, an die keiner gedacht hat – das alles ist dort möglich“, sagt sie. „Ein ideales Umfeld für kreative Köpfe, die eine funktionelle Vernetzung, eine hervor-ragende Ausstattung und selbstständiges Arbeiten zu schätzen wissen.“ Ihre Projekte führen sie nach Ameri-ka und Australien. In Indien arbeitet sie mit an einem offenen Gesundheitswesen und an neuen Prozessen in Krankenhäusern. „Dort haben mehr Leute Zugang zum Mobiltelefon als zu einer Toilette.“

Sabine Brunswicker gibt Open Innovation eine Stimme. In einer internationalen Studie befragt sie gemeinsam mit der University of California in Berkeley insgesamt 125 Führungskräfte der größten Firmen in Europa und den USA. Durch das Ergebnis sieht sie sich bestätigt: 78 Prozent der konsultierten Firmen geben an, bereits

seit Jahren Open Innovation zu praktizieren. Keines dieser Unternehmen ist bisher zum geschlossenen Ansatz zurückgekehrt.

Mittagszeit im Fraunhofer-Institut. Draußen auf dem Gang klappern die Flip Flops. „Lass deine Türe nur offen stehen!“, lautet ein Sprichwort. „So werden die Lauscher vorübergehen.“ Sabine Brunswicker würde man noch gerne länger lauschen, aber sie muss weiter. Schließlich ist sie im Urlaub. An den freien Tagen nimmt sie sich ein bisschen Zeit für die Musik droben in ihrer Wohnung am Bopser. Bis vor Kurzem spielte sie regelmäßig in einer Band. Sie mag die Musik der Salons des 19. Jahrhunderts ebenso wie die Klassiker der Moderne. Beatles, Simon & Garfunkel und natürlich Frank Sinatra.

Die Reise geht weiter. Im Herbst wird sie eine Professur annehmen und ein interdisziplinäres Forschungszentrum im Bereich „Open Digital Innovation“ aufbauen. Mit 32 zieht es Sabine Brunswicker an die renommierte Uni-versität Purdue, eine der Topadressen in den USA. Neil Armstrong war dort Absolvent. Die Uni verfügt über einen eigenen Airport und bald über eine Professorin, die an ihrem Flugschein arbeitet und selbst ins Cockpit drängt. „Fly me to the moon.“

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Wissenschaft

Anteil der Vegetarier verdoppeltErnährung mit wenig Fleisch liegt im Trend. Das zeigt eine Untersuchung von Agrarwissenschaftlern der Universitäten Hohenheim und Göttingen. Mit 3,7 Pro-zent hat sich der Anteil der Vegetarier in Deutschland innerhalb von sieben Jahren verdoppelt, der Anteil der Flexi-tarier, also der Menschen, die bewusst wenig, selten oder nur bestimmte Qua-litäten von Fleisch essen, liegt bei knapp zwölf Prozent.

Insgesamt lässt sich der Studie zufolge bei 60 Prozent der Deutschen eine ge-nerelle Bereitschaft für einen geringeren Fleischkonsum feststellen. „Der Trend zum weniger Fleisch essen wird wahr-scheinlich auch in Zukunft anhalten“, so Prof. Dr. Achim Spiller, einer der Autoren der Studie. Die deutsche Agrar- und Fleischwirtschaft solle daher verstärkt auf geringere Mengen und dafür höhere Qualität setzen. (tos) agrar.uni-hohenheim.de

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben untersucht, welches Potenzial alternative Antriebe für große LKW haben. Die For-scher konzentrierten sich dabei auf Bat-terie- und Brennstoffzellentechnologie, die beide ein lokal emissionsfreies Fahren ermöglichen. Batteriebetriebene Last-wagen halten die Stuttgarter Wissen-schaftler vor allem im innerstädtischen und regionalen Liefer- und Verteiler-verkehr für sinnvoll.

„Besonders für weite Strecken stellen Brennstoffzellen eine interessante Op-tion dar“, so Prof. Dr. Horst E. Friedrich vom DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart. Aktuell sind die Kosten für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antriebs-lösungen noch bedeutend höher als für Lastwagen mit konventionellen Ver-brennungsmotoren. Die DLR-Forscher rechnen jedoch damit, dass batterie- und brennstoffzellenbetriebene Laster zwischen 2020 und 2030 wettbewerbs-fähig werden können. (tos) dlr.de/stuttgart

Emissionsfreies Elefantenrennen

DLR

Werbung im Internet überfordert KinderEin Forscherteam der Stuttgarter Hoch-schule der Medien hat das Surfverhalten von Kindern im Internet untersucht. Die Studie zeigt, dass junge Nutzer zwischen werblichen und redaktionellen Elementen kaum differenzieren können. Insbeson-dere bei Spielen können sie die Verknüp-fung mit Werbung nicht sicher erkennen. „Die Entgrenzung macht es Kindern schwer, Werbung oder kostenpflichtige Angebote von redaktionellen Inhalten zu unterscheiden“, erläutert Prof. Dr. Petra Grimm. Angesichts der Studienergebnisse fordern die Wissenschaftler, die Werbe-kompetenz von Kindern besser zu fördern. Zudem müssten sich Internetwirtschaft und Medienpolitik über werbeethische Normen verständigen. (tos)

hdm.de

Stuttgarter Laptop fliegt ins AllDie Universität Stuttgart setzt einen der schnellsten und kompaktesten Satelliten-computer der Welt ein. Der Rechner ist das Herzstück des Kleinsatelliten „Flying Laptop“, der von Studenten am Institut für Raumfahrtsysteme mit Unterstützung der baden-württembergischen Raum-fahrtindustrie entwickelt wurde. Nach dem Start im Jahr 2014 soll der Satellit mit drei Kameras unter anderem Schiff-fahrtsbewegungen und Vegetations-daten erfassen.

Der neue Computer ist mit strahlungs-resistenten Microchips ausgestattet und garantiert damit eine hohe Lebensdauer im Orbit. „Die Entwicklung eines Satel-litencomputers als Basis einer wieder-verwendbaren Satellitenplattform geht weit über die Komplexität üblicher Hoch-schulkooperationen hinaus“, sagt Prof. Dr. Jens Eickhoff von der Astrium GmbH. „Die mit dem Projekt erzielte Qualität der akademischen Ausbildung ist inter-nationales Top-Niveau und kommt somit wieder direkt der Industrie zugute.“ (tos)irs.uni-stuttgart.de

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Umweltfreundlich, wirtschaftlich und technisch machbar: In einer Studie haben Wissenschaftler der Universität Hohen-heim die Idee positiv bewertet, den Klima-wandel durch neu angelegte Plantagen in Wüstenregionen zu bremsen. „Die Erde erwärmt sich, weil der Mensch zu große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid in die Atmosphäre entlässt. Mit dem sogenannten ‚Carbon Farming‘ ziehen wir nun wieder Kohlendioxid aus der Atmosphäre heraus“, erklärt Prof. Dr. Klaus Becker von der Universität Hohenheim. Angepflanzt werden soll Jatropha curcas, ein Strauch, der auch auf trockenen Böden wächst. Vor allem Küstenregionen, an denen sich zur Be-wässerung Meerwasser entsalzen ließe, wären für den Anbau ideal. Durch Bio-energie aus den Pflanzen ließe sich ein Teil des Energiebedarfs für die Entsal-zung gewinnen. Mit einer Fläche von drei Prozent der Wüste der Arabischen Halbinsel könnte der Kohlendioxidaus-stoß aller Fahrzeuge in Deutschland gebunden werden. (tos)

uni-hohenheim.de

Grüne Wüsten gegen den Klimawandel

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Hauchdünn, durchsichtig und rötlich schimmernd ist das Blättchen, das Dr. !aklina Burghard mit der Pinzettenspitze greift. Dass es sich hierbei um Keramik und nicht um Transparentpapier handelt, ist auf den ersten Blick nicht zu erken-nen. Doch Burghard muss es wissen: Für die Universität Stuttgart forscht sie mit Wissenschaftlern des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme seit mehreren Jahren an einer neuen Art von Keramik, die mit Tassen und Tellern nur noch wenig gemein hat.

Vanadiumpentoxid-Keramik – so lautet der sperrige Name des neuen Werkstoffs. Dahinter verbirgt sich das durchsichtige, papierähnliche Material, das fest wie Kupfer und elastisch zugleich ist: „Man kann es wie eine Ziehharmonika falten, rollen oder knautschen, ohne es zu zer-brechen“, sagt Burghard. Doch damit nicht genug: Im Gegensatz zu herkömm-licher isolierender Keramik leitet das neue Material elektrischen Strom. Darum soll es in vielen Bereichen angewendet werden können, zum Beispiel in Lithiumbatterien, chemischen Sensoren oder künstlichen Muskeln.

Herkömmliche Keramik hat eine hohe Härte und Festigkeit, aber eine geringe Bruchfestigkeit – darum zerschellt Ge-schirr leicht.

Die Bruchfestigkeit bezeichnet, wie wider-standsfähig ein Material gegen Rissbil-dung ist. Burghard und ihre Kollegen sind daher seit 2008 auf der Suche nach einer neuen Art von Keramik, die hart, zäh und bruchfest ist.

Ein bereits existierendes Vorbild für ihre Forschung fanden sie in der Natur, genau-er gesagt im Meer: Das silbrig schillernde Perlmutt im Inneren von Muschelschalen, Krebspanzern oder Schneckenhäusern, das seine tierischen Bewohner vor Fress- feinden schützt. Dieses Biomineral besteht aus kleinen harten Aragonitplättchen und elastischem organischem Material, die beide – Schicht auf Schicht – wie eine Ziegelmauer angeordnet sind.

Genau so ist die neue Keramik aufgebaut, die ebenfalls aus einer harten und einer weichen Komponente besteht: Einzelne Nanofasern, die schon zuvor entwickelt wurden, bündeln sich und formen plan-kenförmige harte Platten. Diese stapeln sich in mehreren Lagen übereinander und sind für die Festigkeit der Keramik verantwortlich. Der weiche „Mörtel“, der die Platten zusammenhält, ist Wasser. Er sorgt für die Bruchfestigkeit, so dass sich die Rissbildung verlangsamt oder stoppt.

Keramik zum Knautschen

Stuttgarter Wissenschaftler entwickeln einen Werkstoff nach dem Vorbild von Perlmutt

Mit wachsendem Gesundheitsbewusst-sein mehrten sich allerdings die Zweifel. Ärzte warnten: Wer im Winter seinen Sonnenhunger künstlich stillt, erkauft sich den Genuss mit einem erhöhten Hautkrebsrisiko. Doch was wäre, wenn der Sommer ganz ohne schädliche UV-Strahlen in den Winter Einzug hielte? Das fragte sich auch Wolff – und hat jüngst eine UV-freie Sonnenbank mit LED-Licht-röhren erfunden. Schnelle Bräune ist mit der neuen Technik allerdings nicht zu erreichen, sie hilft lediglich, die natürliche Sommerbräune über den Winter zu ret-ten. Helligkeit für manch wintergeplagte Seele verspricht sie aber umso mehr. (tos)

Das Solarium

Die Tage werden kürzer, Herbst und Win-ter versprechen gemütliche Abende mit Kerzenlicht und dampfendem Tee. Manch empfindliches Gemüt allerdings reagiert auf die kalte und dunkle Jahreszeit mit einer handfesten Depression. Schuld ist der Mangel an Licht, besonders morgens braucht‘s der Körper hell, um das Schlaf-hormon Melatonin abzubauen.

In den 1960er-Jahren machte sich der Stuttgarter Ingenieur Friedrich Wolff auf die Suche nach einer technischen Lösung gegen die Winterdepression. 1975 ge-lang ihm der Durchbruch: Eine Bank, auf der Patienten mit künstlichem UV-Licht bestrahlt wurden. Die Technik hatte

allerdings eine Tücke: Die ersten Nutzer holten sich einen fürchterlichen Sonnen-brand. Wolff erkannte schnell das Po- tenzial der eigentlich unerwünschten Nebenwirkung, entwickelte die medizi-nische Lichtcouch zum kosmetischen Solarium weiter – und war mit dem Verkauf von Lizenzen in die ganze Welt ein gemachter Mann.

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Die Herstellung der neuen Keramik ist energiearm, umweltfreundlich und ge-schieht fast von allein: Auf eine Unterlage werden Nanofasern und Wasser aufge-tragen, die anschließend bei Raumtem-peratur mehrere Stunden lang trocknen. „Das passiert meist über Nacht. Abends herrscht Unordnung und wenn wir am nächsten Tag wieder ins Labor kommen, haben sich die Fasern exakt ausgerichtet“, sagt Burghard beim Blick durch das Mi-kroskop. Anschließend wird mithilfe von niedriger Hitze das verbliebene Restwas-ser entzogen, bis die beste Kombination der drei mechanischen Eigenschaften erreicht ist.

Am Ende dieses Vorgangs entsteht das Keramikpapier mit einer Dicke von 0,5 bis 2,5 Mikrometern und einer Länge von mehreren Zentimetern. Und wer sich an der Farbe Orange stört, kann unbesorgt sein: Durch die Zugabe von Farbpartikeln wären theoretisch auch Grün und Blau denkbar. (vem)

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Existenzgründung

Auf der Kesselkocher-Website steht der Speiseplan für die nächste Woche – hier werden Fleisch-, Fisch- und Gemüseliebhaber bei Hähnchen in Aprikosensoße, Lachslasagne oder Gazpacho fündig. Bis Donnerstag-abend wird ganz nach Gusto bestellt: zwei bis vier Gerichte, Fleisch oder vegetarisch, gewünschte Perso-nenzahl und bevorzugte Lieferzeit. Am kommenden Montag werden die bereits portionierten Zutaten samt Rezeptkarten und einem freundlichen Lächeln der Ge-schäftsführerinnen übergeben. Die vollbepackten Tüten werden vorher mit viel Sorgfalt zusammengestellt, damit die Wunschmenge der Wunschzutaten gut ankommt – egal ob zu Hause oder im Büro. Beliefert werden derzeit fast das gesamte Stuttgarter Stadtgebiet und die Fildern.

Endlich, es klingelt an der Tür! Pünktlich händigen Andrin und Heinzelmann eine mit Gemüse, Kräutern und vakuumiertem Fleisch gefüllte Papiertüte aus. Das Tagesmenü: Schweinelendchen mit Champignon-Zucchini-Ragout an Schmorkartoffeln. Klingt gut.

„Wir wollten ein System anbieten, das ohne Abo oder andere Verpflichtungen funktioniert“, sagt Andrin. „So sind die Kunden möglichst flexibel.“ Inzwischen haben sie einen treuen Kundenstamm aufgebaut, der eifrig Rezepte sammelt, kocht und den Jungunter-nehmerinnen Rückmeldung gibt, ob alles geklappt und geschmeckt hat. Hauptsächlich Berufstätige und Familien mit kleinen Kindern nutzen den Lieferservice, um den Gang in den Supermarkt zu vermeiden. „Viele Menschen legen Wert auf gesunde, bewusste Ernäh-rung, doch oft fehlt ihnen Zeit oder Inspiration. Für sie ist unser Service eine Erleichterung“, sagt Heinzelmann.

Doch nicht alles kommt in die Tüte: Saisonal, regional und hochwertig muss es sein. Das Gemüse stammt von den Fildern, der Fisch aus Bad Cannstatt und das Fleisch von der Metzgerei Bless aus Möhringen, die für ihre herzhaften Kreationen schon mehrfach ausge-zeichnet wurde. Ob das der Grund ist, warum Fleisch-

Das tägliche Dilemma: gähnende Leere im Kühlschrank und deutliches Magenknurren nach Feierabend. Eine Lieferpizza oder der schnelle Gang zum Asia-Imbiss sind verlockend, doch das schlechte Gewissen mahnt zum gesunden Abendessen. Was tun? Die Kesselkocher aus Stuttgart fragen! Sie liefern Rezepte und gleichzeitig die nötigen Zutaten, um schnell, gesund und bequem zu kochen. Ein Selbstversuch.

Wo kommen zwei BWL-Studentinnen auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen, das die Region Stuttgart mit Lebensmitteln und Rezepten beliefert? Logisch, in der Küche. Im Sommer 2011 war es noch ein vager Plan, im Herbst bereits Realität. „Stuttgarts neuer Kühlschrank-füller“, so lautet der Anspruch der 31-jährigen Tanja Andrin und der 29-jährigen Hilke Heinzelmann, die beide aus Göppingen stammen. Mit ihrer Idee möchten sie Stuttgartern die Essensplanung abnehmen.

Die Kesselkocher füllen Küchen mit Lebensmitteln und Rezepten

Ein Küchenchef für zuhause

„Viele Menschen legen Wert auf gesunde, bewusste Ernährung, doch oft fehlt ihnen Zeit oder Inspiration.“

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Existenzgründung

Gründungsjahr: 2011 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: 2 Preis für 3 Kesselgerichte à 2 Personen: 39 Euro kesselkocher.de

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chgerichte am häufigsten bestellt werden? „Essen ist Vertrauenssache“, sagt Andrin. Neukunden verlassen sich deshalb meist auf persönliche Empfehlungen von erfahrenen Kesselkochern.

Der Rezeptfundus ist inzwischen auf eine beachtliche Größe gewachsen und ständig kommen neue Gerichte hinzu. Ideen bekommen die Unternehmerinnen von Familie und Freunden, in TV-Shows oder im Restaurant. Doch nur was sich beim ausgiebigen Testkochen und -essen bewährt, wird Teil der Speisekarte.

Wer ein bisschen Kocherfahrung hat, braucht 20 bis45 Minuten um eine Mahlzeit zuzubereiten. In dem mitgelieferten Flyer sind alle Zutaten aufgeführt und ist jeder Schritt beschrieben. Aufbewahrungstipps für die frischen Lebensmittel vervollständigen die Anleitung – damit auch wirklich nichts schiefgehen kann.

So weit die Theorie, mit Schürze und Kochlöffel ausgestattet beginnt der Praxistest: Das Rezept ist übersichtlich und leicht verständlich. Nacheinander wandern die Zutaten in Pfannen und Auflaufformen, die Garzeit passt perfekt. Angaben wie „Prise“ oder „Messerspitze“ fehlen bewusst, gewürzt wird nach Geschmack und aus dem Handgelenk. Die geschätz-te Zubereitungszeit von 25 Minuten reicht nicht ganz – offensichtlich aus Mangel an Schnippelroutine. Dafür überzeugt das leckere Ergebnis vollauf. Fazit: Eine Tüte, zwei zufriedene Testköche und etliche Imbissflyer, die direkt in den Papierkorb wandern. Verena Mönch

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Fachkräfte

Birgit Steinhardt von der Stuttgarter Kontaktstelle Frau und Beruf unterstützt Lebenspartner von in die Region ziehenden Fachkräften dabei, sich hier ebenfalls eine berufliche Perspektive zu schaffen

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179: Ist der Dual-Career-Ansatz in den kleineren und mittelständischen Unter-nehmen in der Region ein Thema?

Steinhardt: Beim Mittelstand ist Dual Career noch nicht wirklich angekommen, viele kleinere Betriebe können mit dem Begriff wenig oder auch gar nichts anfan-gen. Bisher sind es vor allem die Hoch-schulen und global agierende Konzerne, die bei ihren Rekrutierungsbestrebungen auch Dual-Career-Services miteinbezie-hen. Da es jedoch immer mehr Paare gibt, bei denen beide Partner beruflich Karriere machen wollen, spielt das Thema auf der Bewerberseite eine zunehmend wichtige Rolle.

Ob ein Unternehmen hochqualifizierte Fachkräfte gewinnen kann, hängt auch davon ab, inwiefern deren Familien mit dem Ortswechsel einverstanden sind. Die Stuttgarter Prion Group arbeitet deshalb mit dem Dual Career Center (DCCRS) der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart zusammen, das mitziehende Partner, die in der Region ebenfalls beruflich Fuß fassen wollen, bei der Neuorientierung unterstützt. Prion bietet Dienstleistungenim Product-Lifecycle-Management (PLM) an – weltweit arbeiten rund 350 Mit-arbeiter für den PLM-Spezialisten. Die meisten der Beschäftigten sind hochqua-lifizierte Informatiker oder Ingenieure, die am Markt außerordentlich gefragt sind. Um die begehrten Experten zu gewinnen, muss sich der IT-Dienstleister deshalb beim Recruitingprozess von seiner Konkurrenz abheben.

Mit welchen Themen kommen die mitziehenden Lebenspartner zu Ihnenin die Beratung?

Mit welchen Vorstellungen sie kommen, hängt stark davon ab, wie sie sozialisiert wurden. Ich hatte beispielsweise eine Französin in der Beratung, für die war es trotz mehrerer Kinder vollkommen selbst-verständlich, nach den Geburten schnell wieder in Vollzeit in den Beruf einzustei-gen, wie in Frankreich üblich. Eine andere Klientin war Ärztin, die künftig eine Ver-waltungstätigkeit anstrebte. Mit dem an-stehenden Umzug wollte sie deshalb eine entsprechende berufliche Umorientierung verbinden. Wichtige Fragen betreffen auch die Mentalität und Gepflogenheiten in deutschen Unternehmen.

Wie sieht ein Coaching im Rahmen des Dual Career Centers genau aus? In welchen Bereichen unterstützen Sie konkret?

Als Kontaktstelle Frau und Beruf bieten wir grundsätzliche Beratung zu allen Fragen, die Frauen im Beruf beschäfti-gen – darauf greife ich auch beim

Anne Janner, die Personalverantwortliche von Prion, erlebt in der Praxis regelmä-ßig, dass private Aspekte eine zentrale Rolle für die Bewerber spielen. Dazu zählt unter anderem die Frage, ob sich auch die Lebenspartner in der neuen Umgebung wohlfühlen werden. Prion weist interessante Kandidaten deshalb gezielt auf die Unterstützungsmöglich-keiten durch das DCCRS hin. Diese um-fassen beispielsweise Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt, Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterla-gen oder die Vermittlung von Kontakten zu anderen relevanten Anlaufstellen.

Das IT-Unternehmen nutzt die Dual-Career-Angebote auch dann, wenn ein Lebenspartner sich erst nach einer ge-wissen Zeit dafür entscheidet, ebenfalls beruflich Anschluss zu finden. Das galt

Doppelerfolg durch Dual-Career-Coaching

Begehrte Experten gewinnen durch Angebote für ihre Lebenspartner

Dual-Career-Coaching zurück. Dazu gehören unter anderem die Aktualisie-rung des Profils, die Empfehlung sinnvoller Weiterbildungen oder die Erarbeitung einer passenden Bewerbungsstrategie einschließlich versandfähiger Bewerbungs-unterlagen. Bevor die Coachees an uns verwiesen werden, haben die Dual-Career-Services der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart bereits abgeklärt, ob Mitglieder des Dual-Career-Netzwerks möglicherweise als künftige Arbeitgeber infrage kommen.

Wie würden Sie den Nutzen eines Dual-Career-Services zusammenfassen?

Wir erreichen mit unseren Angeboten unter anderem, dass die gewonnenen Arbeitskräfte auch langfristig im Unter-nehmen bleiben. Fühlt sich nämlich einer der beiden Lebenspartner nicht wohl, zieht es vor allem ausländische Paare nicht selten wieder zurück in ihr Heimatland.

Die Fragen stellte Monika Nill

dcc.region-stuttgart.de

beispielsweise für die Ehefrau eines indischen Mitarbeiters, die nach einigen Monaten in Deutschland darüber nach-dachte, hier zu promovieren. Über das DCCRS wurde dem Ehepaar der Kontakt zur Uni Stuttgart vermittelt. Die junge Frau, die bereits über einen akademischen Abschluss in Physik verfügte, konnte sich dort ausführlich zu ihren akademischen Weiterbildungsmöglichkeiten beraten lassen. Anderen Unternehmen, die sich erstmals mit Dual-Career-Angeboten aus-einandersetzen, empfiehlt Janner, nicht lange abzuwägen, sondern den Service einfach auszuprobieren. (nil)

prion-group.com

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Page 21: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2013)

21179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2013

Freizeit

Das Keltengrab in Hochdorf/Enz ist ein spektakuläres Highlight in der Region

Die einen errichteten Pyramiden, die an-deren schütteten riesige Bestattungshügel auf. Vor rund 2.500 Jahren fand im Nord-westen der heutigen Region Stuttgart ein besonders prunkvolles Begräbnis statt. Im Lauf der Zeit flachte die mächtige Grabstätte ab, verschwand aus der Erin-nerung und schlug allen Plünderern ein Schnippchen. Als 1978 in Hochdorf/Enz, einem Ortsteil von Eberdingen, beim Pflü-gen ungewöhnliche Steine zum Vorschein kamen, wurde daraus eine weltweite Sensation: ein glanzvolles Grab aus der Keltenzeit, das mit seinem Durchmesser von etwa 60 Metern zu den größten seiner Art zählt. Schnell hatte der Bestat-tete den Namen „Keltenfürst“ weg, weil er mit außergewöhnlich reichen Grab-beigaben ausgestattet war.

Der Fürst reiste mit allem Luxus der Zeit ins Jenseits: mit großzügigem Gold-schmuck, einem Täschchen mit Nagel-schneider, Rasiermesser, Kamm und

Angelhaken und einem vierrädrigen Wagen. Hochdorf muss in jener Zeit bereits eine besondere Siedlung gewe-sen sein, dies belegen herausragende Fundobjekte wie die älteste Feinwaage, die nördlich der Alpen gefunden wurde, oder Fragmente kostbarer Trinkschalen, die aus dem fernen Athen importiert worden waren. Am meisten staunten die Archäologen, als eine rund drei Meter lange, reich verzierte Bronzekline – eine Art Ruheliege – zum Vorschein kam, die Liegestatt des Leichnams.

Heute bildet der wiederaufgeschüttete Hügel ein imposantes Zeichen in der Landschaft. Im benachbarten Keltenmu-seum sind kostbar gearbeitete Repliken zu bewundern. Die originalen Funde sind im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart ausgestellt. Der Höhepunkt ist die voll-ständig rekonstruierte Grabkammer, die prunkvollen Beigaben wurden mit alten Werkzeugen und handwerklichen Tech-

niken von einem Kunstschmied herge-stellt. Eine Weberin fertigte Borten nach dem 2.500 Jahre alten Vorbild. Im Umkreis des Keltenmuseums vermittelt eine rekonstruierte Hofanlage anschaulich ein Bild des Lebens in dieser Zeit. Der sichanschließende Keltenweg ist ein Rad- und Wanderweg der Arbeitsgemeinschaft „Grünes Strohgäu“: Zwei Touren führen über Asperg bis nach Ditzingen und ver-binden neun keltische Denkmale. (asm) keltenmuseum.de

Die schwäbische Pyramide

7. August bis 6. Oktober 2013Crossing MediaDie Internationale Kunst-, Medien- und Foto-Triennale Esslingen widmet sich dieses Jahr neben der Fotografie dem medialen Crossover. Rund um die Villa Merkel entsteht ein Kunstpark.villa-merkel.de

5. Oktober 2013Lange KürbisnachtStimmungsvoll beleuchtet von Feuer-schalen, Kürbisgeistern und Laternen bietet der Abend in Waldenbuch einen Kürbisgeister-Wettbewerb, Bastelaktio-nen, Laternenumzug, Dixieband sowie Leucht- und Feuerartistik des Walden-bucher Varietés.langekuerbisnacht.de

5. Oktober 2013 bis 23. März 2014 Im Glanz der Zaren Mit keiner anderen Dynastie unterhielt das Haus Württemberg so enge ver-wandtschaftliche Beziehungen wie mit den Romanows. Mit prunkvollen Expo-naten unter anderem aus dem Kreml erzählt die große Landesausstellung vom Austausch mit Russland.landesmuseum-stuttgart.de

12. Oktober 2013Saturday Night SaunaBei Erlebnisaufgüssen, Massage-specials, Live-Musik in der Saunabar, leckeren Cocktails und kulinarischen Köstlichkeiten lässt sich‘s im Filder-städter Fildorado unterhaltsam bis nach Mitternacht schwitzen.fildorado.de

25. und 26. Oktober 2013Stihl Timbersports-WeltmeisterschaftÜber 100 Top-Sportholzfäller aus über 20 Ländern konkurrieren in der Stuttgarter Porsche-Arena mit Axt, Hand- und Motorsäge um den Welt-meistertitel.stihl-timbersports.de

2. November 2013Sankt-Martins-UmzugDer traditionelle Umzug führt in Böb-lingen mit Martinsspiel und Musik-kapelle rund um die Seepromenade und bis zum Marktplatz.boeblingen.de

Spiegelberger RäuberwegFrüher war der Schwäbische Wald ein gefährliches Gelände. Schillers Räuber machten die dicht bewaldete Gegend un-sicher und auch Wilhelm Hauffs Märchen vom Wirtshaus im Spessart hätte sich hier abspielen können. Heute punktet die Gegend rund um Spiegelberg mit wild-romantischen Wegen. Der Räuberweg ist 60 Kilometer lang und als anspruchsvolle Tagesrundtour für Mountainbiker oder eine mehrtägige Rundwanderung ein Eldorado für alle, die gerne draußen sind.gemeinde-spiegelberg.de

Nägel mit KöpfenIm idyllischen Löchgau nördlich von Bietigheim-Bissingen weiß man, wie man Nägel mit Köpfen macht: Seit 1998 gibt es hier das einzige deutsche Museum, das sich der Geschichte des Nagels widmet. Den Grundstock der Ausstellung bildet die mehr als 4.500 Nagelarten umfassende Mustersammlung der Firma Röcker, die von 1876 bis 1974 in Löchgau produzierte. Auch die Bedeutung des Nagels in Sprache, Werbung, Kunst und vor allem im Hand-werk ist beeindruckend. Zahlreiche Kuriosi-täten lassen den Besucher staunen. loechgau.de

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wagen bis zur S-Bahn einbezieht, seien kein Widerspruch zum Kerngeschäft eines Autobauers: „Wir können nur mit integrierten Lösungen erfolgreich sein“, warb Zetsche.

Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Ver-band Region Stuttgart, dankte Dieter Zetsche dafür, dass Daimler in der Region Stuttgart kräftig in die Zukunft investiere: „Die Region Stuttgart ist nicht nur wich-tigster Unternehmensstandort dieses weltweit tätigen Konzerns, sondern seine Heimat.“ Auch die Regionalversammlung wisse um die Bedeutung der Industrie in der Region und werde deshalb alles daransetzen, den hohen Anteil von Pro-duktion in Verbindung mit Forschung zu halten oder gar auszubauen. „Dass wir dies nachhaltig tun müssen unter Schonung unserer natürlichen Ressour-cen, versteht sich von selbst“, so der Regionalpräsident. Auch in dieser Zielrich-tung seien die Region und Daimler eng miteinander verbunden, wie das Engage-ment des Autobauers in vielen Projekten zur nachhaltigen Mobilität in der Region zeige. „Als Dank haben wir Ihnen die S-Bahn direkt vor das Tor Ihres Sindel-finger Werks gebaut“, so Bopp.

Der Sommerempfang von Verband Region Stuttgart und der Wirtschafts-förderung Region Stuttgart GmbH ist dieses Jahr bereits in die fünfte Rundegegangen. Seit 2009 treffen sich Regio-nalpolitiker, Abgeordnete sowie Ge-schäfts- und Kooperationspartner aus der Region vor der Sommerpause im Stuttgarter Bosch-Areal zum entspann-ten Austausch. Tobias Schiller

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

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7. bis 9. Oktober 2013Expo RealAuf der wichtigsten europäischenMesse für Gewerbeimmobilien wirbtdie WRS gemeinsam mit Unter-nehmenspartnern und kommunalenWirtschaftsförderern um Investoren.Ort: Messe Münchenexporeal.region-stuttgart.de

7. bis 10. Oktober 2013MotekMit Career Walks für Schüler und Studenten, einem Netzwerkabend für regionale Aussteller sowie einer Podiumsdiskussion zum Thema „Industrie 4.0“ beteiligt sich die WRS an der internationalen Leitmesse für Produktions- und Montage-automatisierung.Ort: Messe Stuttgartmotek-messe.de

14. und 15. Oktober 201310. Invest in FutureMasse und Klasse! Wie sichern wir die Qualität der Kinderbetreuung? Dieses Thema steht im Zentrum des zehnten interdisziplinären Kongresses rund um Bildung und Betreuung von Kindern. Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgartinvest-in-future.de

16. Oktober 2013 Mehrwert – Marktplatz für Mittelstand und KreativeRegionale Agenturen stellen poten-ziellen Kunden Projekte zu den Themen „Digitales Marketing“ und „Event- gestaltung/Kommunikation im Raum“ vor und präsentieren ihre Angebote an Infoständen. Ort: Rathaus Stuttgartkreativ.region-stuttgart.de/mehrwert

13. November 2013Business-Angel-Kongress Baden-WürttembergInvestoren und Gründer vernetzen sich beim Jahrestreffen der Business-Angel-Community und informieren sich über Erfahrungen und neue Beteiligungsmöglichkeiten. Zugleich feiern die Business Angels Region Stuttgart ihr zehnjähriges Bestehen.Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgartbusiness-angels-region-stuttgart.de

der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart

term

ine„Das Auto der Zukunft

fährt elektrisch“

„Das Neckartal ist das Silicon Valley der Autoindustrie.“ So hat Dr. Dieter Zetsche im Juli beim Sommerempfang der Region Stuttgart den Heimatstandort seines Un-ternehmens beschrieben. In seiner Rede vor rund 220 geladenen Gästen erläuterte der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG den Weg vom klassischen Automobilbauer zum nachhaltigen Mobilitätskonzern undbetonte dabei die Chancen für seine Branche und die Region.

Angesichts des wachsenden Autover-kehrs, knapper Ressourcen und zuneh-mend strengerer Umweltvorschriften stehe der Fahrzeugbau vor einem „echten Paradigmenwechsel“, sagte Zetsche. Zwar bleibe der Verbrennungsmotor noch auf lange Zeit die wichtigste Stellschraube, um den Verbrauch zu senken. „Das Auto der Zukunft fährt elektrisch“, daran ließ der Daimler-Chef keinen Zweifel.

Entscheidend für den Erfolg sei es, dass möglichst viele Menschen Elektromo-bilität im Alltag erleben, etwa mit dem Carsharing-Angebot car2go: Über 400 Elektro-Smarts können in Stuttgart ge-nutzt werden, mehr als 20.000 Nutzer haben sich seit dem Start im November 2012 registriert. „Bis Ende des Jahres werden wir das car2go-Angebot auch auf die Nachbarstädte in der Region aus-dehnen“, kündigte Zetsche den Ausbau der schon heute größten elektromobilen Flotte Deutschlands an.

Neue Mobilitätskonzepte wie Carsharing oder die Daimler-Plattform „Moovel“, die Nutzern den besten Weg zeigt und dafür alle Verkehrsmittel vom Taxi über Miet-

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Beim Sommerempfang der Region Stuttgart wirbt Daimler-Chef Zetsche für nachhaltige Mobilität

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Page 23: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2013)

In Göppingen ist eines der bundesweit ersten E-Mobilität-Projekte eines Immobilien-unternehmens gestartet: Seit Juli können die Bewohner des Wohngebiets StadtGarten einen batterieelektrischen Renault ZOE kostenlos ausleihen und nach der Fahrt an einer Ladestation in der Tiefgarage wieder aufladen. Die Erfahrungen des Göppinger Projekts fließen in die Integration von E-Car-Sharing in Bauprojekten in ganz Deutschland ein. Das Pilotprojekt ist Teil des Programms Elektromobilität im Stauferland (EMiS) im Rahmen der von der WRS koordinierten Mo-dellregion Elektromobilität Region Stuttgart.

emis-projekt.de

E-Car-Sharing in Göppingen

179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2013 23

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mHerausgeberWirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstraße 1070174 Stuttgart

Telefon 0711 2 28 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

VerantwortlichHelmuth Haag (hel)

RedaktionTobias Schiller (tos)[email protected]

Autoren dieser AusgabeHelmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Verena Mönch (vem), Monika Nill (nil), Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm)

Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg

ErscheinungsweiseQuartalsweise

Abonnement/[email protected]

Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:

region-stuttgart.org region-stuttgart.de

Weltgewandtes Wirtschaften

Das Wirtschaftsleben der Region Stuttgart ist international: Die Exportstärke der Industrie ist legen-där, selbst kleine Unternehmen verkaufen ihre Waren und Dienst-leistungen rund um den Globus. Auch zuhause ist die Wirtschafts-welt global: Menschen aus über 170 Ländern leben in der Region und sind bestens integriert. Mit ihren Erfahrungen bereichern sie die Firmenbelegschaften und gründen selbst erfolgreiche Unternehmen.

Die nächste 179-Ausgabe erscheint im Dezember 2013.

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

Innovationspreis Weiter-bildung verliehenFür ihr vorbildliches Engagement in der be-trieblichen Qualifizierung haben die August Mink KG aus Göppingen sowie die beiden Stuttgarter Unternehmen Bürkle + Schöck KG und Convensis Group den Innovationspreis Weiterbildung 2013 erhalten. Mit dem Preis zeichnen die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer Region Stuttgart sowie die WRS kleine und mittlere Unterneh-men aus, die durch beispielhafte Projekte die berufliche Weiterbildung ihrer Mitar-beiter fördern und so dazu beitragen, die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit des Wirt-schaftsstandorts Region Stuttgart zu sichern. Die ausgezeichneten Unternehmen bewie-sen Weitsicht, sagte WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg: „Durch die immer knapper werdenden Personalressourcen auf dem externen Arbeitsmarkt ist es zwingend er-forderlich, die in den Betrieben bereits vorhandene Belegschaft bestmöglich zu qualifizieren.“

innovationspreis-weiterbildung.de

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Leitbild für die Region Stuttgart Mit großer Mehrheit hat die Regionalversamm-lung im Juli ein Leitbild für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Region Stuttgart verab-schiedet. Das Papier formuliert in sechs kommen-tierten Leitbildsätzen, wie gutes Wirtschaften und Arbeiten in der Region Stuttgart aussehen soll. Das Leitbild ist das Ergebnis eines von der WRS organisierten Willensbildungsprozesses, an dem sich über mehrere Monate hinweg rund 200 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Kirchen, regionalen Institutionen und den Kommunen beteiligt haben. Es ist die Basis für die Fortschreibung der regionalen wirtschafts-politischen Strategie aus dem Jahr 2007, auf der aufbauend wiederum der Beitrag der Region Stuttgart beim Wettbewerb RegioWIN entwickelt wird. Über den Wettbewerb verteilt das Land Baden-Württemberg europäische Finanzmittel der EFRE-Regionalförderung.

wrs.region-stuttgart.de

Mehr Büroflächen in der RegionDer Büroflächenbestand in der Region Stuttgart ist in den vergangenen sechs Jahren um 3,8 Prozent gestiegen und beträgt jetzt rund 15,5 Millionen Quadratmeter. Das hat eine Untersuchung der BulwienGesa AG im Auftrag der WRS und der Wirtschaftsförde-rung der Landeshauptstadt ergeben, die die Büromarktstudie für die Region Stuttgart aus dem Jahr 2006/2007 fortschreibt. Die Leer-standsquote liegt bei fünf Prozent und bleibt damit im bundesweiten Vergleich gewohnt niedrig. Positiv hebt die Studie hervor, dass die leer stehenden Flächen vom Bauzustand her überwiegend marktfähig sind. Die Studie formuliert auch die Entwicklungspotenziale für die nächsten Jahre und enthält Prognosen zum zukünftigen Flächenbedarf.

immo.region-stuttgart.de

Tretauto-Rennen als Lernprojekt Im Mai 2014 veranstaltet die WRS gemein-sam mit der Konradin Mediengruppe und der Paul Horn GmbH das 1. German Ped Car Race. Das Rennen ist Teil einer Ausbildungs-initiative für regionale Unternehmen, bei der Teams von Auszubildenden unter vorge-gebenen Rahmenbedingungen Tretautos bauen und sich anschließend auf einem Rundkurs messen. Die Azubis lernen dabei kalkulieren, konstruieren, produzieren und montieren, entwickeln Kreativität und Team-geist. In Großbritannien genießen solche Rennen Kultstatus und werden auch von Firmen erfolgreich zur Mitarbeitergewinnung genutzt. Weitere Informationen erhalten an der Teilnahme interessierte Firmen bei Oliver Reichert, Telefon 0711 2 28 35-872, E-Mail: [email protected]

wrs.region-stuttgart.de

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