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DANKE DEUTSCHLAND FÜR EINE GEGLÜCKTE KINDHEIT IHR MAGAZIN DER SOS-KINDERDÖRFER AUSGABE 3 / 2015 SOS KINDERDÖRFER WELTWEIT INFORMIEREN & HELFEN EBOLA-WAISEN IM KINDERDORF SOS HILFT BABYS IM KOSOVO

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DANKE DEUTSCHLAND FÜR EINE GEGLÜCKTE

KINDHEIT

IHR M AGAZIN DER SOS-KINDERDÖRFERAUSGABE 3 / 2015

SOSKINDERDÖRFERWELTWEITINFORMIEREN & HELFEN EBOLA-WAISEN IM KINDERDORF• SOS HILFT BABYS IM KOSOVO

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Jeder unserer Förderer hat seine eigenen Gründe, sichfür die Arbeit der SOS-Kinderdörfer einzusetzen. Katharina Wiese, Unterstützerin der ersten Stunde, er-innert sich noch genau, wie es vor rund 60 Jahren zuihrer ersten Spende kam.

„Meine Tochter Heike wurde damals geboren. Da habe ich dieersten 90 Pfennig gespendet“. Die heute 83-Jährige dachte damalsbeim Anblick ihrer gesunden Tochter auch an die Kinder, die esnicht so gut haben, und entschied sich zu helfen. Das war 1961.An ihrem Entschluss hat sich bis heute nichts geändert.

So wie viele treue Freundinnen und Freunde hat sich KatharinaWiese immer für die SOS-Arbeit interessiert. Das Reiskorn, das1963 als Symbol für Hermann Gmeiners Engagement für die

Kinder Koreas stand, hat sie heute noch. Der Gründer derKinderdörfer verschickte damals Reiskörner, die er aus Koreamitgebracht hatte, an SOS-Freunde mit der Bitte um eineSpende. Mit Hilfe der Aktion „Ein Reiskorn für Korea“ ent-stand das erste Kinderdorf außerhalb Europas.

Dass es heute in 134 Ländern SOS-Kinderdörfer gibt, ist das ge-meinsame Werk von Menschen wie Ihnen und Katharina Wiese.Und der Wille zur Veränderung ist ungebrochen: Jeder Dorflei-ter, jede SOS-Mutter, jeder Sozialarbeiter und jede Psychologinkämpfen täglich dafür, dass Kinder spüren: Du bist angenom-men, es ist schön, dass es dich gibt. Es geht weiter! Wir brauchen Sie heute mehr denn je an derSeite der Kinder.

Claudia Singer

Deutschland AM ANFANG WAREN ES NOCH 90 PFENNIGViele Menschen in Deutschland unterstützen SOS seit der ersten Stunde

2 | SOS-EDITORIAL & DANKE

Liebe Freunde der SOS-Kinderdörfer,

seit 60 Jahren helfen Menschen in Deutschland den SOS-Kinder-dörfern. Menschen wie Sie. Gemeinsam mit anderen haben Sieeine weltweite soziale Bewegung mit aufgebaut, die benachtei-ligten Menschen ein würdiges Leben ermöglicht. Als langjäh-riger Präsident der SOS-Kinderdörfer habe ich oft genug miteigenen Augen vor Ort gesehen, was diese Hilfe bewirkt – ichbin selbst in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsen und habe Kinderdörfer auf der ganzen Welt bei der Entstehung begleitet.

Nur dank Ihrer Hilfsbereitschaft sind wir in der Lage, Kindernauf der ganzen Welt eine bessere Kindheit zu schenken. Nur

dank Ihrer Unterstützung können heute mehr als 60.000 Kinderin 555 SOS-Kinderdörfern jeden Tag Geborgenheit spüren, obwohl sie mit Krieg und Krisen leben müssen. Nur dank Ihrer Großzügigkeit können 100.000 Kinder in entlegenen, bitterarmen Regionen eine Schule besuchen.

Liebe SOS-Freunde, Siekönnen mit Recht stolzauf Ihre Leistung sein: Siealle tragen dazu bei, dasGlück und die Würde der Kinder in aller Welt zustärken. Dafür dankenwir Ihnen im Namen derKinder von ganzem Her-zen.

Ihr

Helmut Kutin

EditorialUNSER VERSPRECHEN: GEBORGENHEIT

Ein Reiskorn für Korea: 1961 verschickte Hermann Gmeiner ein Reiskorn als Glücksbringer. Viele Menschen waren berührt – und spendeten. Das Glück hält an: Das SOS-Kinderdorf in Deagu versorgt über hundert Kinder.

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Die Welt DAS LEBEN WIEDER NEU WAGENDiese Beispiele aus der SOS-Welt zeigen, wie eine geglückte Kindheit ein Leben verändert.

SOS-ERFOLGSGESCHICHTEN |

Luzia, 14, Jacarepagua, BrasilienLuzia kickt ihren Plastikball in die Luft: Drei Mal, vier Mal, 23 Mal hält sieihn, ohne, dass er auf den Boden fällt. „Ich werde Profifußballerin“, lacht sie,„wie Ronaldo oder Messi.“

Ihre SOS-Mutter Ernestina erzählt, dass Luzia völlig verstört war, als sie ins SOS-Kinderdorf kam: „Sie wurde missbraucht, kam dann zu einer Pflegefamilie, die sie genauso schlecht behandelte.“

Heute, drei Jahre später, hat Luzia endlich ihre Alpträume überwundenund glaubt an die Zukunft. „Eines Tages werde ich in den großen Stadienspielen. Daran glaube ich ganz fest.“

Claudia Singer

Rufana, 18, Baku, Aserbeidschan„Ich erzähle überall, dass ich in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsenbin. Ich bin stolz darauf, ein SOS-Kind zu sein“, erklärt Rufana, 18, aus Baku, Aserbeidschan. „Das Leben im Dorf und meineSOS-Mutter waren der Grund, warum aus mir das geworden ist,was ich heute bin.”

Und das, obwohl sie ihre SOS-Mutter anfangs überhaupt nichtmochte! „Ich war sicher, dass sie die anderen mehr liebte als mich,denn ich fand mich nicht liebenswert. Aber letztlich war es meineSOS-Mutter, die mir das Vertrauen in mich zurückgab.“

Heute wohnt Rufana im SOS-Jugendwohnheim in Baku und beginnt im Frühjahr ihr Studium. „Ich habe mich für den Stu-diengang Aeronautik beworben – ich freue mich sehr darauf.“

Monika Lienhart, 66, Imst, ÖsterreichMonika Lienhart war neun Jahre alt, als sie ins SOS-Kinderdorf Imst kam.„Und es war nicht leicht für mich.“ Monatelang hat Monika Lienhart sich

in den Schlaf geweint und ihre Kinderdorf-Mutter sogar gesiezt. „Heute ist sie wie ein Felsen für mich, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie mal

nicht mehr ist. Sie ist mein Daheim.“

Die ehemalige Krankenschwester genießt ihr Leben als Oma von zwei Enkelkindern. „Ich bin oft überrascht über mein Leben“, sinniert Lienhart.

„So viel Glück zu haben. Und die Kraft, meinen Weg so zu gehen.“

Eine Krankenschwester, eine angehende Fußballerin und eine zukünftige Wissenschaftlerin – drei Frauen,die als Mädchen in ein SOS-Kinderdorf gekommen sind. Der Start ins Leben war für alle drei mehr als bitter.Dank Ihrer Hilfe haben sie das Träumen wieder gelernt. Würde, Vertrauen und der Glaube an sich selbst sind zurückgekehrt.

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60 Jahre sind die SOS-Kinderdörfer nun in Deutsch-land und begeistern seither viele Millionen Deutschevon der einfachen und doch so wirkungsvollen IdeeHermann Gmeiners.

Aus dieser Idee, die einst mit einem kleinen SOS-Kinderdorf be-gann, ist heute eine weltumspannende Hilfsorganisation gewor-den. SOS betreut heute in 134 Ländern über 1,5 Millionen extremarme Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Wir sind stolz auf die Wirksamkeit unserer weltweiten Hilfe undauf die stete Fortentwicklung unserer Programme. Aber SOSlehnt sich nicht zurück, sondern lebt eine unternehmerische,überaus praxisnahe Haltung, geprägt von aktiven Freunden undleidenschaftlichen Mitarbeitern.

So entwickelten wir in den 80er Jahren die Familienhilfe als prä-ventiven Ansatz, um extrem arme Familien zu unterstützen, be-vor sie aufgrund der Not auseinanderbrechen und Kinderschutzlos zurücklassen. Und wir gestalteten im neuen Jahrtau-send das geschlossene SOS-Kinderdorf um in ein offenes, dasdort zum Tragen kommt, wo entsprechend der Umgebung einestärkere Integration der SOS-Familien in die Kommune sinnvollist. Ziel ist dabei immer, die bestmögliche Lösung für das Glückjedes einzelnen Kindes finden.

Und wir arbeiten schon heute an dem SOS-Kinderdorf von mor-gen: Wie soll es aussehen, was wird 2020, was wird 2030 wichtig

sein für eine liebevolle und effektive Unterstützung der Kinder? Doch trotz aller Anstrengungen sind noch immer unglaublichviele Kinder Opfer extremer Armut. Noch immer sterben übersechs Millionen Kinder jährlich vor ihrem 5. Lebensjahr. Über 50Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. Weitere 100 Millionenbesuchen „Schulen“, die weitgehend wirkungslos bleiben.

Die Weltgemeinschaft hat sich 2000 acht sogenannte Millen-niumsziele gegeben, die diese und andere Missstände deutlichverringern oder beseitigen sollen. Manche davon werden er-reicht, andere nicht. Wir, die SOS-Kinderdörfer, geben unser Bestes für eine Welt, inder Kinder nicht dieersten Opfer der Ar-mut sind, sondernüberall das Recht aufBildung und eine un-beschwerte Kindheiterhalten.

Das gelingt uns nurmit Ihrer Hilfe. Seit 60Jahren. Ganz herzli-chen Dank dafür!

Dr. Wilfried Vyslozil

Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit

4 | SOS-STANDPUNKT

Standpunkt ARMUT ZERSTÖRT KINDHEIT!60 Jahre sind die SOS-Kinderdörfer nun in Deutsch-land und begeistern seither viele Millionen Deutschevon der einfachen und doch so wirkungsvollen IdeeHermann Gmeiners.

Aus dieser Idee, die einst mit einem kleinen SOS-Kinderdorf be-gann, ist heute eine weltumspannende Hilfsorganisation gewor-den. SOS betreut heute in 134 Ländern über 1,5 Millionen extremarme Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Wir sind stolz auf die Wirksamkeit unserer weltweiten Hilfe undauf die stete Fortentwicklung unserer Programme. Aber SOSlehnt sich nicht zurück, sondern lebt eine unternehmerische,überaus praxisnahe Haltung, geprägt von aktiven Freunden undleidenschaftlichen Mitarbeitern.

So entwickelten wir in den 80er Jahren die Familienhilfe als prä-ventiven Ansatz, um extrem arme Familien zu unterstützen, be-vor sie aufgrund der Not auseinanderbrechen und Kinderschutzlos zurücklassen. Und wir gestalteten im neuen Jahrtau-send das geschlossene SOS-Kinderdorf um in ein offenes, dasdort zum Tragen kommt, wo entsprechend der Umgebung einestärkere Integration der SOS-Familien in die Kommune sinnvollist. Ziel ist dabei immer, die bestmögliche Lösung für das Glückjedes einzelnen Kindes zu finden.

Und wir arbeiten schon heute an dem SOS-Kinderdorf von mor-gen: Wie soll es aussehen, was wird 2020, was wird 2030 wichtigsein für eine liebevolle und effektive Unterstützung der Kinder? Doch trotz aller Anstrengungen sind noch immer unglaublichviele Kinder Opfer extremer Armut. Noch immer sterben übersechs Millionen Kinder jährlich vor ihrem 5. Lebensjahr. Über 50Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. Weitere 100 Millionenbesuchen „Schulen“, die weitgehend wirkungslos bleiben.

Die Weltgemeinschaft hat sich 2000 acht sogenannte Millenni-umsziele gegeben, die diese und andere Missstände deutlich ver-ringern oder beseitigen sollen. Manche davon werden erreicht,andere nicht. Wir, die SOS-Kinderdörfer, geben unser Bestes füreine Welt, in der Kinder nichtdie ersten Opfer der Armutsind, sondern überall das Rechtauf Bildung und eine unbe-schwerte Kindheit erhalten. Dasgelingt uns nur mit Ihrer Hilfe.Seit 60 Jahren. Ganz herzlichenDank dafür!

Dr. Wilfried Vyslozil

Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit

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5SOS-HILFE |

Charles ist erst eineinhalb Jahre alt – doch nach demEbola-Tod seiner Eltern hat er eine Odyssee überlebt.

Kurz nach seinem ersten Geburtstag brach Charles’ kleine Weltzusammen: Seine Eltern, drei Brüder und eine Schwester infi-zierten sich mit Ebola und starben wenig später in einer Qua-rantänestation. Er selbst wurde dort drei Monate lang beobachtetund immer wieder auf Ebola getestet. Als sicher war, dassCharles sich nicht angesteckt hatte, kam er in ein staatlichesÜbergangsheim. Doch schon nach einem Monat musste erPlatz machen für weitere Ebola-Waisen.

Ein guter Ort: Das SOS-KinderdorfEine Krankenschwester hatte den Kleinen so sehr in ihr Herz ge-schlossen, dass sie ihn vorübergehend bei ihren Verwandten un-terbrachte. Doch auch dort konnte er nicht bleiben. SeineOdyssee hatte erst ein Ende, als das SOS-Kinderdorf Makeni alserstes in Sierra Leone Ebola-Waisen aufnahm. Zusammen mitdrei Mädchen hat Charles bei SOS-Mutter Mabinty nun endlichdauerhaft ein liebevolles Zuhause gefunden.

Die drei Geschwister Lamia, Kadia und Rania haben ein ähnlichhartes Schicksal wie der kleine Junge – auch sie haben nach demEbola-Tod ihrer Eltern mehrere Stationen hinter sich gebracht.Zunächst waren sie bei befreundeten Familien ihrer verstorbe-nen Eltern untergekommen. Doch die Familien waren zu arm,um langfristig für die Mädchen zu sorgen.

„Meine vier neuen Kinder sind durch ihre frühen Verlusteschwer traumatisiert! Ich werde alles tun, um ihnen Geborgen-heit und Liebe zu geben!“, sagt SOS-Mutter Mabinty. „Bei denvier Ebola-Waisen in Makeni wird es nicht bleiben. Auch dieSOS-Kinderdörfer in Bo und Freetown werden demnächst Kinder aufnehmen, die ihre Eltern in der Ebola-Epidemie ver-loren haben“, erklärt der Leiter von SOS-Sierra Leone, EmmanuelWoode. Rund 8000 Kinder haben in dem westafrikanischen Landihre Eltern durch Ebola verloren. Viele warten dringend aufHilfe.

Marieluise Ruf

Bitte werden Sie jetzt SOS-Dorfpate! Geben Sie gefährdeten Kindern wie Charles in Sierra Leone undin Krisengebieten weltweit dauerhaft ein geborgenes Zuhause. Unterstützen Sie ein SOS-Kinderdorfmit all seinen Einrichtungen! Unser Patenteam informiert Sie gerne unter Telefon: 089-179 14-160.

Verängstigte Blicke – die traumatisierten Kinder brauchen viel Schutz und Fürsorge von ihrer SOS-Mutter.

Charles ist einer der ersten Waisen, die im SOS-Kinderdorf Makeni aufgenommen wurden.

Sierra Leone EIN LIEBEVOLLES ZUHAUSE FÜR EBOLA-WAISENDas SOS-Kinderdorf Makeni nimmt einen Jungen und drei Mädchen auf.

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6 | SOS-NACHRUF

Wenn Christel Weil von ihrer verstorbe-nen Freundin Gisela Illert erzählt, fälltein Wort immer wieder: Zurückhaltend.Mehr als 60 Jahre kannten sich die bei-den. Gut die Hälfte davon arbeiteten siegemeinsam in einem Büro.

Vielleicht hatte es mit den Erlebnis-sen in ihrer Jugend zu tun, dass Gi-sela Illert persönliche Dinge eherfür sich behielt. Eine Erinne-rung, die sie immer begleitete,war die Flucht aus ihrem da-maligen Heimatort Prüm.Als dort in der Eifel 1945 hef-tige Kämpfe tobten, musstedie Familie alles zurücklas-sen. Gisela war gerade mal16 Jahre alt. Gemeinsam mitihren Eltern und ihrem dreiJahre jüngeren Bruder Helmutverschlug es sie erst nach Kölnund später nach Marburg. Vonden Erlebnissen der Flucht hat diesonst verschlossene Gisela ihrer Kolle-gin erzählt. „Sie wurden von Tieffliegernbeschossen und konnten sich gerade nochretten“, sagt Christel Weil.

In Marburg besuchte Gisela Illert als jun-ges Mädchen die Handelsschule undlernte dort alles für ihren späteren Beruf

als Buchhalterin. Bald kehrte die Familiewieder nach Köln zurück und baute sichin den schwierigen Nachkriegsjahren eine

Existenz auf. Der Vater muss die Familieoffenbar verlassen haben. Was damalspassiert ist, hat sie selbst ihrer langjährigenFreundin nicht erzählt. Ein Schmerz, der

wohl zu tief saß, um den Weg nach außenzu finden.

Gisela Illert lebte immer mit ihrer Mutterzusammen. Als diese an Krebs erkrankt,stand die Tochter der Mutter bei. DerenTod im Jahr 1974 war ein schwerer Schlag.

„Sie hat sie sehr vermisst“, erinnert sichChristel Weil. Ihre Arbeit als Buch-

halterin gab Gisela Illert noch vorder Rente auf, um für ihren psy-chisch belasteten Bruder Helmutda zu sein. Auch um ihn küm-merte sie sich bis zu dessen Tod.

Es war ein bescheidenes Le-ben, das Gisela Illert geführthat. Zeitlebens hat sie gespartund sich nicht viel gegönnt. Für

ihre Familie war sie immer da.Eine eigene Familie hat sie nicht

gegründet. Wahrscheinlich liegtdarin auch einer ihrer Beweg-

gründe, die SOS-Kinderdörfer in ih-rem Testament als Alleinerbe zu be-

denken. Auf diesem Weg hat sie Kindern,die wie sie selbst schon früh Schlimmes erlebt haben, eine glückliche Kindheit er-möglicht. Bescheiden, wie sie war, hat sieauch darüber nicht gesprochen. Gisela Illert wurde 85 Jahre alt.

Richard Knoll

Gisela Illert IMMER FÜR DIE FAMILIE DASie half Kindern, die wie sie selbst schon früh Schlimmes erleben mussten

ACHTUNG TERMINÄNDERUNGStatt wie angekündigt am 4.6. findet die Vernissage zur Ausstel-lung „Initiative Apfelbaum“ in Hamburg am 11.6.2015 statt. Zueinem Info-Nachmittag rund um das Thema „Erbschaft“ sowieeinem Besuch der Ausstellung laden wir Sie herzlich am 25.6.2015ab 15 Uhr, ebenfalls in Hamburg, ein.Anmeldungen bei Beate Drexler. Sie nimmt auch gerne Ihre An-regungen entgegen, wenn sie jemanden vorschlagen möchten,den wir an dieser Stelle portraitieren sollen. Telefon: 089/179 14-333 oder E-Mail: [email protected] Infos unter: www.sos-kinderdoerfer.de/testamente

EIN LETZTES DANKESCHÖNViele Menschen bedenken die SOS-Kinderdörfer in ihrem Testa-ment. Für uns ist dies ein großer Vertrauensbeweis. Manchmalerfahren wir von Angehörigen oder Freunden mehr über denMenschen, der gestorben ist. Dann hören wir gespannt zu: Wirhören von glücklichen Zeiten, schweren Schicksalen, Eigenheitenund Abenteuern.

Weil jede Lebensgeschichte einzigartig ist, erzählen wir regel-mäßig von unseren Nachlass-Spendern. Und um ein letztes MalDANKE zu sagen!

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7SOS-NAH DRAN |

Kosovo SOS HILFT VERLASSENEN BABYS Die Sonne für die Kleinsten

Der kleine Agim weint leise. Eine Kinder-krankenschwester nimmt ihn auf den Arm. Sofort hält er sichan ihrem Ärmel fest und lässt sie nicht mehr los. Den ganzenTag lang hat er auf diese Umarmung gewartet. Agim war vomTag seiner Geburt an alleine. Seine Mutter wusste nicht anders,als ihn in der Frauenklinik am Universitätskrankenhaus in Pri-stina zurückzulassen. Eine Pflegefamilie für ihn hat das Jugend-amt noch nicht gefunden. Wahrscheinlich kommt er bald insSOS-Übergangsheim „Dielli“ (albanisch: Sonne). Seit 2003 gibt esdieses Projekt. Bis zu 24 Kleinkinder von 0 bis drei Jahren findenhier Geborgenheit – so lange, bis eine Pflegefamilie oder Adoptiv-eltern sich genauso liebevoll um diese Kinder kümmern.

Junge Mütter sind oft verzweifelt„Ich habe gelernt, die Hoffnungslosigkeit in den Augen der Müt-ter zu sehen“, sagt Nushe Loxhaj-Bicay, Sozialarbeiterin am Uni-versitätskrankenhaus in Pristina. „Manche wollen nach der Ge-burt einfach nur weg.“ Die Frauen, die ihre Neugeborenen alleinim Krankenhaus zurücklassen müssen (ca. 30 bis 40 pro Jahr),sind zutiefst verzweifelt. 30 Prozent der Bevölkerung lebt in Ar-mut. Die bittere Armut raubt ihnen jede Aussicht, ihre Kinderdurchzubringen.

Nur gesunde Babys werden adoptiertSchon nach wenigen Tagen im SOS-Übergangsheim verbessertsich der Zustand der Kleinen wesentlich. Sie werden umsorgt,

getröstet, und nicht nur gefüttert und ins Bett gelegt, wie das imKrankenhaus der Fall ist. Die Babys bleiben, bis die weitere Be-treuung geklärt ist. Ist eine Rückführung in die leibliche Familienicht möglich, werden für das Kind geeignete Pflege- oder Adop-tiveltern ausschließlich aus dem Kosovo gesucht.

„Die gesunden Babys werden gerne adoptiert“, erzählt NusheLoxhaj-Bicay, „aber bei kranken oder behinderten Kindern ist dasfast unmöglich. Diese Kinder bleiben dann meistens im SOS-Kin-derdorf bei einer liebevollen Mutter.“ SOS steht einmal mehr ander Seite derer, die Hilfe brauchen.

Bitte bleiben Sie an unserer Seite, damit noch mehr Babys wie Agim Liebe und Geborgenheit finden!

Mehr über das Projekt „Dielli“ erfahren Sie im Film unter www.sos-kinderdoerfer.de/pristina

Susanne Höppner

Eine sanfte Umarmung: Danach sehnen sich Babys aus dem Kosovo.

Die Armut treibt sie zur Verzweiflung: Jedes Jahr lassen 30 bis 40 junge Mütter im Kosovo ihre Babys im Krankenhaus zurück. Was tun? Das Übergangsheim des SOS-Kinder-dorfes Pristina nimmt sie auf, kümmert sich und sucht nach Adoptiveltern.

Die Armut im Kosovo ist groß. SOS unterstützt nicht nur die Kleinsten, sondern auch Familien, damit diese

eine Zukunft in ihrer Heimat haben

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8 | SOS-HILFE

SOS-Kinderdörfer weltweit • Ridlerstraße 55 • 80339 München • Telefon: + 49 /89 /179 14 - 140 • [email protected] & Eigentümer: SOS-Kinderdörfer weltweit, Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Wilfried VyslozilRedaktion: Susanne Höppner, Wolfgang Kehl, Richard Knoll, Constanze Körner, Simone Kosog, Marieluise Ruf,

Andrea Seifert, Claudia Singer, Louay Yassin.Grafik & Design: pskdesign, Petra KullBildnachweis: C. Ashleigh, A. Gabriel, S. Haessner, K. Ilievska, W. Kehl, U. Knörzer (Illustration Nachlass), D. van Moll,

D. Pereira, S. Posingis, privat, SOS-Archiv, fotolia, iStock, 123RF. Titel: C. Ashleigh. www.sos-kinderdoerfer.de

Um die Identität der Kinder zu schützen, haben wir ihre Namen im Text geändert.

IMPRESSUM

Ein umweltfreundliches Produkt her-gestellt aus 100 % Recyclingpapier.

Werden Sie SOS-Pate und erleben Sie ab 1 € pro Tag, wie Ihr Patenkind heranwächst. Unterstützen Sie mit einer SOS-Dorfpatenschaft ab 26 € im Monat ein Kinderdorf mit all seinen Einrichtungen. Unser Paten-Team ist für Sie da: Tel. 089 / 179 14-160 oder [email protected]

SOS-Patenschaft

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SpendeJeder Euro zählt

und kommt

bei den

Kindern an!

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Anlass-Spende

Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen oder Trauerfeiern – unterstützen Sie bei diesen Anlässen Kinder und Familien in Not. Tel. 0800 / 50 30 600 oder unter:www.meine-spendenaktion.de

Wir beraten Sie persönlich:Tel. 089 / 179 14-333, [email protected]

BankverbindungGLS GemeinschaftsbankIBAN: DE22 4306 0967 2222 2000 00BIC: GENODEM1GLS

Online-Spenden unter:www.sos-kinderdoerfer.de/spende

Spenden an die SOS-Kinderdörfer weltweit sind steuerlich absetzbar.

SOS-KINDERDÖRFER WELTWEIT. BITTE HELFEN SIE JETZT!

Südsudan SICHERHEIT IN EINEMUNSICHEREN LANDDie Suche nach einem Gelände für ein dauerhaftes Dorf läuft.

„Endlich ein eigenes Bett!“, jubeln die Kinder aus dem Kin-derdorf in Juba, Südsudan. Letzten Herbst hatten wir Sie umHilfe für die SOS-Familien gebeten, die sich nach einer le-bensgefährlichen Flucht aus Malakal in Juba ein gelungenesprovisorisches Kinderdorf eingerichtet haben.

Das „eigene Bett“ bedeutet hier Sicherheit und Zuhause. Aber,wie sicher kann ein Platz sein in einem Land, wo Kriegsparteienjeden Waffenstillstand brechen? Wo wegen des Krieges keineSaat ausgebracht, keine Ernte eingefahren wurde? Wo Malariaund andere Infektionskrankheiten alltäglich sind?

Das provisorische Kinderdorf war ein großer Schritt, wenn nichtgar die Rettung – aber die Kinder im Südsudan werden weiter-hin unsere Hilfe brauchen. Schon jetzt wird ein Gelände für ein

dauerhaftes Kinderdorf gesucht. Und mehr noch: Familien au-ßerhalb des Dorfes brauchen ebenfalls dringend Unterstützung.Danke, dass Sie sich für Südsudan entschieden haben.

Bitte unterstützen Sie auch weiterhin dieSOS-Kinderdörfer. Südsudan darf nicht zuden vergessenen Flecken der Erde gehören!!

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