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Informieren und helfen Nr.185 / I / 2011 | Zeitschrift für Freunde der SOS-Kinderdörfer weltweit | Erscheint vierteljährlich Die kleine Marevie kommt durch! Wie ein kleiner Junge im Kinderdorf ankommt 2011 entstehen drei (fast) neue SOS-Kinderdörfer REPORTAGE HAITI AUSBLICK

SOS-Kinderdörfer weltweit I/2011

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Das vierteljährliche Magazin der SOS-Kinderdörfer weltweit

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Page 1: SOS-Kinderdörfer weltweit I/2011

Informieren und helfen

Nr.185/I /2011 | Zeitschrift für Freunde der SOS-Kinderdörfer weltweit | Erscheint vierteljährlich

Die kleine Marevie kommt durch!

Wie ein kleiner Junge im Kinderdorf ankommt

2011 entstehen drei (fast) neue SOS-Kinderdörfer

REPORTAGE HAiTi AUSBLiCK

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Kinderaufnahme – das Wort klingt so nüchtern, dabei steht es doch für einen

Vulkan. Wenn ein Kind seine ge-wohnte Umgebung verlässt und in einem SOS-Kinderdorf ein neues Zuhause bekommt, ist das ein gewaltiger Schritt, es ändert sich alles.

Während meiner langjährigen Zusam-menarbeit mit den SOS-Kinderdörfern hatte ich mich schon oft mit dem Thema beschäftigt, ich hatte die Worte dafür, aber die entscheidende Erfahrung habe ich erst an diesem Tag in Vietnam ge-macht, als wir losfuhren, um den klei-nen Jungen auf sein neues Zuhause vor-zubereiten.

Seit eineinhalb Jahren war ich nun be-reits in Asien, um den Kollegen dabei zu helfen, vor Ort möglichst viele Freunde und Unterstützer für die SOS-Kinderdörfer zu gewinnen. Dafür war es wichtig, selbst gut über die Arbeit im jeweiligen Land Bescheid zu wissen.

So machten wir uns an jenem Tag zu viert auf unseren Mofas auf den Weg, um ein Kind auf sein neues Zuhause im SOS-Kinderdorf Hai Phong vorzuberei-ten: der Dorfleiterassistent, der pädago-gische Mitarbeiter, ich und – ganz wich-tig – die zukünftige Kinderdorfmutter Do Thi Thang. Mutter und Sohn sollten sich heute kennenlernen. Wenn der Junge dann später ins Kinderdorf kom-men würde, wäre sie ihm nicht mehr ganz fremd, der große Schritt ein biss-chen abgefedert.

Zunächst treffen wir die zuständige So-zialarbeiterin, die mir in ihrem Büro die ersten Informationen gibt: Hung*, der Junge, ist sechs Jahre alt und lebt bei seiner sehr alten Großmutter, die nun nicht mehr auf ihn schauen kann. Sie hatte den Lehrer in der Schule um Hilfe gebeten.

Gemeinsam fahren wir zum Zuhause des Jungen, entlang des Flusses auf ei-ner recht breiten Straße, weiter durch enge Gässchen. Eine alte Frau mit

schwar zen Zähnen tritt aus einem Haus- eingang und zeigt uns die Richtung.

Bescheiden ist die Unterkunft, in der Hung mit seiner Großmutter Le Thi Ha lebt. Ein kleines Zimmer mit spärlichem Mobiliar: zwei Betten aus Reismatten, eine Kommode. Mir fällt eine Schuluni-form ins Auge. Hung steht da und schaut uns ernst an, neben ihm sitzt die Großmutter. Nach der Begrüßung wer-den zunächst die Papiere besprochen, das hilft über die erste Spannung hin-weg. Aus der Geburtsurkunde geht

Der große Schritt in ein neues LebenDer Tag, an dem Hung seine Kinderdorfmutter kennenlernt, bedeutet für ihn Abschied und Neuanfang zugleich. SOS-Mitarbeiterin Sylvia Moser hat ihn dabei begleitet.

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REPORTAGE

Jedes Kind braucht seine Zeit, um im Kinderdorf anzukommen und sich in seiner neuen Familie geborgen zu fühlen. Seine Kinderdorfmutter hilft ihm dabei.

Hungs neues Zuhause: das SOS-Kinderdorf Hai Phong. Seine Großmutter kann ihn dort besuchen.

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REPORTAGE

Zum SOS-Kinderdorf Hai Phong gehört eine Schule, die auch Hung in Zukunft besuchen wird.

„Großmutter Le Thi Ha wird

Hung sein ganzes Leben lang

viel bedeuten. In ihr findet er

seine Wurzeln.“

hervor, dass der Vater des Jungen unbe-kannt ist. Die Mutter hatte ihn verlas-sen, als er gerade mal 6 Monate alt war. Seitdem lebt er bei der Großmutter.

Die alte Frau scheint gefasst. Erstaun-lich gefasst. Doch dann schmiegt sich der Junge an ihre Seite und unmittelbar treten Tränen in ihre Augen. Als Hung gefragt wird, wie es ihm geht, sagt er:

„Ich helfe immer der Großmutter beim Abwaschen und Saubermachen.“ Ein schlichter Satz, der doch so deutlich sagt: Hungs Befinden ist eng verknüpft mit dem der Großmutter.

Noch ein Mann betritt den Raum – der Nachbarsvorsteher, der auch seine Zu-stimmung geben muss. Ebenfalls an-wesend ist eine junge, hübsch angezo-gene Frau, offenbar Hungs Tante.

„Warum kann der Junge nicht bei ihr bleiben?“, frage ich mich unwillkürlich. In diesem Moment winkt die Kinder-

Im Kinderdorf wachsen Jungen und Mädchen unterschiedlicher Herkunft wie Geschwister mit-einander auf. Trotzdem wird Wert darauf gelegt, dass die Kinder ihre Wurzeln nicht vergessen.

SOS-Kinderdorf Hai Phong

VIETNAM

dorfmutter den Jungen zu sich her. Im Raum wird es augenblicklich still! Hung geht auf Mutter Thang zu, behut-sam nimmt sie ihn in ihre Arme. Der Junge lässt es geschehen, bleibt eine Weile an ihre Brust gelehnt stehen – ein erstes Ankommen. Wir alle sind ge-rührt, die Großmutter weint.

Ich kann die Erleichterung, aber vor allem auch den Schmerz der Großmut-ter deutlich spüren. Mehr denn je ver- stehe ich in diesem Moment, wie wertvoll die SOS-Familienhilfe ist, die Kinder und ihre Familien stärkt, um ein Aus-einanderbrechen zu vermeiden. Eine solche Trennung sollte wirklich nur dann stattfinden, wenn sie unbedingt notwendig ist! In Hungs Fall ist dies lei-der so. Wie mir später erklärt wird, kann sich die Tante nicht um ihren Nef-fen kümmern, weil sie selbst gerade ge-heiratet hat und laut Tradition keine Kin-der in die Ehe mit-bringen darf.

Die Großmutter lä-chelt, weint, lächelt. Ihr Enkel wird bald nicht mehr bei ihr wohnen, aber sie wird ihn besuchen können. Das Kinder-dorf Hai Phong ist nicht weit entfernt. Sie wird immer Hungs Großmutter sein und sie wird ihm sein ganzes Le-ben lang viel bedeuten, denn sie ist sei-ne Herkunft, in ihr findet er seine Wur-zeln. Dass solche Verbindungen er- halten werden, für Hung und andere Kinder, darauf legen die SOS-Kinder- dörfer großen Wert!

Der Dorfleiterassistent, die Sozialar-beiterin, der Nachbarsvorsteher – alle geben sie ihr Einverständnis zur Auf-nahme des Jungen. Und die Kinder-dorfmutter sagt laut, was sie längst ohne

Worte ausgedrückt hat: Hung soll Teil ihrer Familie werden.

Auch Großmutter Ha willigt ein und betont noch einmal, dass sie alles ihr Mögliche für ihren Enkel getan habe. Sie gibt jedem von uns ihre knöcherne Hand, sagt „Danke“. Dann spricht sie mit Hung, zeigt immer wieder auf

Mutter Thang. Wie oft hatte ich den Satz „Die Kinder wer- den uns anvertraut!” selbst schon ausge- sprochen – durch die Groß mutter verstehe ich ihn noch einmal neu. Als wir bereits vor dem Haus sind, zeigt sie uns stolz zwei Fotos von ih-rem Enkel, eines zeigt ihn inmitten seiner Schulklasse. Nach kurzem Su- chen finde ich ihn unter all den Kin-

dern; die Großmutter lacht, freut sich, schüttelt mir wieder die Hand.

Als wir gehen, habe ich ein gutes Ge-fühl. Der Junge wird es im SOS-Kinder-dorf gut haben. Aber seine Wurzeln, diese enge Gasse und das Zuhause der Großmutter, sind auch ein Teil von ihm, und sie werden es bleiben. Sylvia Moser * Name geändert.

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Wie geht es Marevie heute in Haiti?Vor einem Jahr fanden SOS-Mitarbeiter das kleine Mädchen – halbverhungert. Heute lebt sie im SOS-Kinderdorf.

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REPORTAGE

Sie hat dem tausendfachen Leiden und Sterben in Ha-iti ein Gesicht gegeben: Die

kleine Marevie, auf die die Leute von den SOS-Kinderdörfern in einem Community Center ge-stoßen sind. Regungslos war die kleine Marevie auf dem Schoß eines anderen Kindes gelegen.

kann; weil sie Atemprobleme hat und ein Leiden an der Schulter. Aber das ist nichts mehr im Vergleich mit dem, was Marevie durchstehen musste – und dank der Ärzte und Betreuer auch durchgestanden hat.

Manchmal ist Marevie nachdenklich und sogar ängstlich. Aber sie hat für-sorgliche Menschen um sich herum, die sich um sie kümmern, wenn ihr diese ganze Welt bedrohlich erscheint. Ihre SOS-Schwestern, ihre SOS-Mutter und auch Tante Guerline sind immer für sie da.

Marevie mit ihrem Leiden, ihrer Ret-tung und ihren Fortschritten in kleinen

Etappen ist ein Symbol für die Kinder Haitis. Viele Kinder konnten gerettet werden, aber sie brauchen nach wie vor den Schutz durch Mitmenschen, das Fachwissen von Ärzten und vor allem liebevolle Fürsorge, damit sie den har-ten und oft trostlosen Alltag in Haiti bestehen können. Auch die vielen Un-terstützer der SOS-Kinderdörfer in Deutschland haben ihren Anteil an den kleinen und großen Wundern, die immer wieder geschehen. Viele andere Kinder warten noch auf die helfen-den Hände von Menschen, denen das Schicksal der Kinder weit weg in der Karibik nicht gleich- gültig ist.

Erinnern Sie sich an Louis Klamroths Tagebucheintrag vom 1. März 2010, den wir hier veröffentlicht haben? Wie er mit dem apathischen Kind ins Kran-kenhaus geirrt ist? Wie er und viele an-dere Kollegen um das Leben dieses nur noch vier Kilogramm schwe ren Mäd-chens gebangt haben?

Seither ist genau ein Jahr vergangen. Und es gibt gute Nachrichten von Ma-revie! Sie ist im SOS-Kinderdorf Santo, im Haus Nummer 8 und es geht ihr gut! Sie strahlt übers ganze Gesicht und sie spielt gerne mit den anderen Kindern.

„Sie tanzt zur Musik aus dem Fernseher, aber sie hat noch Probleme mit der Balance“, wie Guerline Bernard erzählt, die sich um Marevie kümmert.

Die Zeit des Bangens, ob Marevie über-leben würde, ist vorbei, die schwersten Tage überwunden. Zwar muss Marevie immer noch zum Arzt, weil sie noch zu mager ist und noch nicht alles essen

Klein und zerbrechlich, aber doch auch stark: Marevie hat das Schlimmste hinter sich.

• umfassende Nothilfemaßnahmen (Lebensmittel, Medikamente, Kleidung)

• Traumabewältigung & Familien-zusammenführung

• Versorgung von täglich 14.000 Kindern mit Lebensmitteln

• SOS-Kinderdorf Santo: Betreuung von anfangs 360, jetzt noch immer 220 Kindern, die beim Erdbeben ihre Eltern verloren haben

Was SOS auf Haiti tut ... und noch vor hat

Die SOS-Kinderdörfer sind seit 1983 in Haiti aktiv, wo es mittler-weile 2 SOS-Kinderdörfer, 2 SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen, 2 SOS-Berufsbildungsstätten, 2 SOS-Jugendwohngemeinschaften und 4 SOS-Sozialzentren gibt.

• Bau von 62 Fertighäusern zur Unterbringung dieser Kinder

• Ausbau der bestehenden SOS-Schule und des SOS-Kinder-gartens, die seit dem Beben völlig überbelegt sind

• Bau von vorerst drei neuen SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen, davon eine Container-Schule auf dem Gelände des SOS-Kinder-dorfes Santo

• Vorbereitungen zum Bau eines neuen SOS-Kinderdorfes in der Hafenstadt Les Cayes

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SOS-Kinderdörfer weltweit 2011Nicht die Asche bewachen, sondern das Feuer weitertragen – die SOS-Kinderdörfer gehen mit neuen Projekten in das Jahr 2011.

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AUSBLiCK

Was SOS auf Haiti tut ... und noch vor hat

Wir zeigen ihnen auf die-ser Seite einen kleinen Ausschnitt, was wir tun

und wo, und auch, was Sie tun kön-nen, damit wir alle beherzt und mutig das Schicksal vieler Kinder auf dieser Welt verbessern kön-nen. Unterstützen auch Sie Kin der in Not. ihre Hilfe kommt an!

Das SOS-Kinderdorf in der senegalesischen Hauptstadt Dakar ist seit 1977 in Betrieb. Mehrere Generationen von Kindern sind hier groß ge-worden. Inzwischen sind die Familienhäuser in einem be-klagenswerten Zustand und entsprechen längst nicht mehr den aktuellen Standards. Des- halb werden die SOS-Kinder- dörfer acht der 15 Familien- häuser komplett renovieren. Auch der SOS-Kindergarten

Das Jahr 2011 hat für die SOS-Kinder- dörfer in Kambodscha gut begonnen: In der Hauptstadt Phnom Penh ist die SOS-Hermann-Gmeiner-Schule endlich feierlich eröffnet worden! Es hat viel Ausdauer gekostet, diese Schule zu errichten. Jetzt freuen wir uns, dass die Kinder aus dem SOS-Kinderdorf und den umliegenden Stadtvierteln endlich eine Schule mit Standards besuchen könnten, wie sie für jedes Kind selbst-verständlich sein sollten!

Acht Stunden von der Hauptstadt ent-fernt, im Grenzgebiet zu Laos und Viet-nam entsteht in der Provinz Rattanakiri 2011 das vierte SOS-Kinderdorf Kam-bodschas. Am Westrand der Provinz-hauptstadt Banlung werden bald 100 Mädchen und Jungen ein neues Zuhause

Die SOS-Kinderdörfer bauen in Kambodscha!

Den Namen kennt jeder, keiner weiß wo es ist. Ein kleines Land am Horn von Afrika, von großer internationaler stra-tegischer Bedeutung. Aber auch ein Land, indem Kinderleben besonders geschützt werden muss. Unterstützt durch die Bundesregierung wird näch-stes Jahr in Djibouti mit dem Bau eines SOS-Kinderdorfes – dem ersten in dem kleinen Land am Horn von Afrika – be-gonnen. In der Stadt Tadjourah wird ein Kinderdorf mit 10 Häusern entstehen, im dem 100 Kinder ein neues Zuhause finden. Der Bau eines SOS-Medizi-nischen Zentrums wird maßgeblich zur Verbesserung der schlechten medi-zinischen Versorgung der Bevölkerung beitragen, besonderes Augenmerk liegt hier auf der Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeitsrate.

Neues SOS-Kinderdorf in Djibouti!

Treffen Sie die SOS-Kinderdörfer auf der Straße

SOS-Kinderdorf Dakar wird komplett renoviert!wird renoviert. Sieben wei-tere Familienhäuser werden abgerissen und an anderer Stelle des Dorfgeländes durch neue Häuser ersetzt. Die Re-novierung und der Neubau leisten ihren Beitrag, dass Kinder in Würde und Ge- borgenheit aufwachsen dür- fen – bei gleichzeitig sorgfäl- tigem Umgang mit den Spen- dengeldern unserer Freunde in Deutschland. Ein Kompro- miss, bei dem alle gewinnen!

finden. Kambodscha gehört zu den ärmsten Ländern der Erde, die Urwald-provinz Rattanakiri ist die ärmste Pro-vinz Kambodschas. Die Menschen dar-ben als Tagelöhner auf Kautschukplan- tagen – wenn sie überhaupt Arbeit haben. Kinder, verwahrlost und hungrig, prä-gen das Stadtbild. Dagegen werden die SOS-Kinderdörfer ein Zeichen setzen! Wir werden ein Dorf bauen, die nahe gelegene staatliche Schule renovieren und vom Kinderdorf aus auch bedürf-tige Familien unterstützen, damit Kin-der ihr Zuhause nicht verlieren. Eine große Aufgabe, für die es viele helfende Hände braucht!

In zahlreichen Städten Deutschlands sind die SOS-Kinderdörfer auch 2011 wie der mit ihrer Aktion „Starke Freunde“ unterwegs. Besuchen Sie unsere Infostände und informieren Sie sich darü-ber, was die SOS-Kinderdörfer leisten und wie Sie als Freund der SOS-Kinder dörfer mitwirken können. Wenn Sie jetzt schon mehr wissen wollen, rufen Sie uns kostenlos auf unserer Starken-Freunde-Hotline an: 0800 50 30 700. Oder besu-chen Sie uns im Internet unter www.sos-kinderdoerfer.de/starkefreunde. Bis bald!

Dieses Familienhaus wird auch renoviert.

Die Kinder in Rattanakiri können bald schon in die neu renovierte Schule.

Auf diesem Gelände entsteht das neue Dorf.

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drehten sich die Gespräche um Fried-chen und was denn aus ihr würde, wenn er, Dieter, nicht mehr da wäre. Seine größte Sorge war das. Der Freund ver-sprach, sich zu kümmern.

Dieter Teriet starb in der Nacht zum 31. Oktober 2007. Elfriede blieb, und der Freund war da, wie versprochen,

organisierte auch eine Haushaltshil-fe. Manchmal wun- derte sich Fried-chen, warum ihr Mann nicht nach Hause kam. An ihren klaren Ta-

gen wünschte sie sich, er hätte sie mit-genommen.

Elfriede Teriet folgte ihrem Mann am 1. März 2009. Simone Kosog

Ein letztes Dankeschön

Viele Menschen bedenken die SOS-Kinderdörfer in ihrem Testament. Für uns ist dies ein großer Vertrauensbeweis. Und es ist ein Akt großen menschlichen Enga-gements, der Hilfe für Kinder möglich macht. Manchmal erfahren wir von An-gehörigen oder Freunden etwas mehr über den Menschen, der da gestorben ist, dann hören wir gespannt zu. Wir hören von glücklichen Zeiten, schweren Schicksalen, Eigenheiten und Abenteuern. Weil jede dieser Geschichten einzig-artig ist, erzählen wir hier regelmäßig von unseren Nachlass-Spendern. Und – um ein letztes Mal Dankeschön zu sagen.

Wenn Sie jemanden vorschlagen möchten, der an dieser Stelle porträtiert wer-den sollte, oder bei Fragen zum Thema „Nachlass“ wenden Sie sich an Brigitte Schiffner, Tel. 089 179 14-270.

Dieter Teriet war ein kor-rekter Mann. Sein Wort zählte für Freunde, An-

gestellte, Kunden – und ganz besonders für seine Frau, deren Glück ihm am Ende wichtiger war als sein eigenes.

Die beiden waren Mitte Dreißig, als sie sich kennenlernten. In den 60er Jahren war das, Dieter arbeitete damals als Kaufmann für eine Isolierfirma, Elfrie-de war Angestellte in einem Beklei-dungsgeschäft in Düsseldorf und dieses betrat eines Tages Dieter. „Es wurde der Einkauf seines Lebens“, sagt ein späterer Freund. Dieter und Elfriede heirateten im nächsten Jahr.

Elfriede, genannt Friedchen, gab nun ihre Arbeit auf und richtete sorg-fältig die gemein-same Wohnung ein. Viel Zeit und Platz für Kinder wären da gewesen und die Sehnsucht auch, aber Kinder kamen keine. So blieben Elfriede und Dieter einan-der die beste Ge-

sellschaft. Beruflich erfolgreich, wurde Dieter Teriet von seiner Firma durch Deutschland geschickt. Mal zog er nach Bochum, mal bat man ihn nach Karls-ruhe oder Lemgo. Seine Frau kam mit, egal wohin, egal für wie lange. Sie begleitete ihren Mann auch zu seinen Terminen. Wenn er dann in einer Besprechung mit einem Architekten saß, wartet sie im Parkhaus, bis Dieter fertig war.

Oft wäre Elfriede gerne länger an einem Ort geblieben. Wenn sie sich gerade mit den Nachbarn angefreundet hatte, muss- te sie meist schon wieder aufbrechen. 1972 unternahm das Ehepaar den Ver-such anzukommen, baute in Herxheim-

Der Einkauf seines LebensDieter Teriet lernte seine zukünftige Frau beim Pullover-Kauf kennen – und ließ sie nicht mehr los.

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NACHRUF

Hayna in der Pfalz ein Haus, doch wieder wurde Dieter Teriet dringend woanders gebraucht, und das Haus wurde untervermietet.

Erst, als Dieter einen Herzinfarkt hatte, änderte sich das. Nun zogen die beiden tatsächlich in ihr Haus. Aus Bekannten wurden Freunde, vom „Sie“ wechselte man endlich auch mal zum „Du“. Manchmal kam das Thema auf die Kin-der, die sie so gerne gehabt hätten, und die beiden erzählten, dass sie ihr Testa-ment zugunsten der SOS-Kinderdörfer gemacht hatten.

2002 sprach der Hausarzt eine Diagno-se aus, die beide schon seit einiger Zeit befürchtet hatten. Immer häufiger hat-te Friedchen alltägliche Dinge verges-sen, als Diabetikerin kam sie plötz- lich mit dem Spritzen durcheinander. Der Arzt bestätigte: Alzheimer.

Dieter sorgte für El- friede, die manch-mal ganz so war wie immer. Und dann wieder alles vergaß. Aber die beiden fanden ih-ren Weg – bis zur nächsten Diagnose, die diesmal, 2007, Dieter Teriet traf. Er war an Hautkrebs erkrankt. Ein Freund fuhr Dieter mehrmals die Woche zu Be-strahlungen ins Krankenhaus. Im Auto

Als Dieter Teriet krank wurde, galt die größte Sorge seiner Frau: Was sollte aus ihr werden?

Endlich angekommen: Elfriede Teriet genoss die Zeit mit ihrem Mann im eigenen Haus.

„Seine Frau kam mit, egal wohin,

egal für wie lange.“

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Der SOS-Bastelblock ist da! Auf 22 Seiten zeigt er 6–10-Jährigen spielerisch

die Welt der SOS-Kinderdörfer und regt auch zum Nachdenken über die eigene Familie an.

Aus der SOS-Mutter wird eine Finger-puppe und die Papierkinder fahren Skateboard oder sammeln Pilze im selbstbemalten Wald. Aus Saftkartons, alten Zeitschriften und Milchtüten ent-steht eine Wohnzimmereinrichtung. Die fertigen dreidimensionalen Objekte können zu einem SOS-Kinderdorf ar-rangiert werden.

Der SOS-Bastelblock ist kostenlos und zu bestellen unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800 50 30 300.

SOS-Bastelblock

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SERViCE

NachlassÜber den Tod hinaus

Gutes tun ist so einfach, wenn Sie die SOS-Kinder- dörfer weltweit in Ihrem

Testament bedenken! Persönliche Beratung unter

Tel: 089 179 14 - 270 brigitte.schiffner@

sos-kd.org

PatenschaftMit einer Kindpatenschaft

(31 Euro/Monat) begleiten Sie ein Kind in die Zukunft. Wertvolle

Hilfe leisten Sie auch mit einer Dorf- (26 Euro) oder einer

Projektpatenschaft (15 Euro). Tel: 089 179 14 - 160

[email protected]

Anlass-SpendeHochzeit, Geburtstag, Jubiläum

oder ein Trauerfall: Unterstützen Sie aus diesem Anlass die

SOS-Kinderdörfer! Tel: 0800 50 30 600 (gebührenfrei) oder starten Sie Ihre eigene Spendenaktion im Internet:

www.meine- spendenaktion.de

SpendeMit einer Spende reichen

Sie den Kindern die Hand und ermöglichen den Erhalt

der rund 500 SOS-Kinderdörfer und 1.500 Zusatzeinrichtungen!

Kontonummer: 111 1 111 bei Deutsche Bank München

(BLZ 700 700 10)

So können Sie helfen: 6-Euro-Freundschaft

Als 6-Euro-Freund sind Sie Teil der weltweiten SOS-Familie

und unterstützen mit 6 Euro monatlich SOS-Projekte auf

vier Kontinenten! Tel: 0800 50 30 300 (gebührenfrei) [email protected]

Page 8: SOS-Kinderdörfer weltweit I/2011

impressumSOS-Kinderdörfer weltweit Ridlerstraße 55, D-80339 München Tel. 089 179 14-140

Herausgeber und Eigentümer: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.

Für den inhalt verantwortlich: Dr. Wilfried Vyslozil

Redaktion: W. Kehl, L. Janning, S. Kosog, S.Moser, A. Seifert

Bildnachweis: S. Vielmo (Titel), D. Sansoni (2), A. Gabriel, A. Asael, SOS-Archiv (5), A. Schwaiger, W. Kehl, R. Fleischanderl, S. Erken

Ein umweltfreundliches Produkt hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff.

DANKE für ihren wertvollen Beitrag! SOS-Kinderdörfer weltweit Ridlerstraße 55, 80339 München.

Kostenlose informationen unter: Tel.: 0800 50 30 300 oder Mail: [email protected]

Besuchen Sie uns im internet: www.sos-kinderdoerfer.deSOS-Kinderdörfer weltweit erscheint vierteljährlich.

Spendenkonto: Konto-Nummer 111 1 111 (siebenmal die Eins) bei Postbank (BLZ 700 100 80), Deutsche Bank (BLZ 700 700 10) und Dresdner Bank (BLZ 700 800 00) – alle in München.

Wir bitten Sie auch in diesem Vierteljahr herzlich um Ihren so wichtigen Beitrag. DANKE!

Hier und jetzt: Kinder brauchen Ihre Hilfe!Gutes tun ist leicht, wenn viele helfen!

Wichtig:

Spenden an die

SOS-Kinderdörfer

weltweit sind steuer-

lich absetzbar.

Liebe Freundinnen und Freunde der SOS-Kinderdörfer,

die SOS-Kinderdörfer sind eine große Organi- sation: 508 Kinderdörfer in 132 Ländern, dazu Kindergärten, Schulen, Ausbildungszentren und unzählige Initiativen für

Familien in Not. 1,07 Millionen Men-schen finden bei den SOS-Kinder-dörfern helfende Hände und ein offe- nes Ohr. Bleibt in einer so großen Organisation Raum für den einzelnen Menschen? Ja, unbedingt! Lesen Sie in diesem Heft, wie der kleine Hung in Vietnam den Weg von seiner alten Großmutter ins Kinderdorf wagt; und lesen Sie, wie die kleine Marevie auf Haiti die Aufmerksamkeit und die Fürsorge derer empfängt, die in ihr ein Symbol für die Kinder Haitis sehen. Sie werden merken: Jedes einzelne Kind liegt uns am Herzen. Oft kom-men sie gebrochen zu uns, und nur die Liebe der Menschen vermag es, das Wunder zu vollbringen und diese Kinder wieder aufzurichten.

Wichtig sind uns auch unsere Mit-arbeiter – und nicht zuletzt Sie als Freund und Unterstützer einer groß-artigen Idee. Sie gehören zu denen, die diese Idee am Leben erhalten und voranbringen. Ohne Sie gäbe es die Kinderdörfer nicht. Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar. Lesen Sie in die-sem Heft auch anhand einiger kleiner Beispiele, was wir uns für dieses Jahr vorgenommen haben. Und seien Sie Teil dieser Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Schicksal ver-lassener Kinder nicht hinzunehmen, sondern es zum Guten zu wenden. Mit Herz, Verstand und Liebe ist so viel möglich!

Ich danke Ihnen! Ihr Helmut Kutin