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1986 - Ergänzt u. aktualisiert 1999 Aspekte zum Thema ... · Der Erste Weltkrieg im allgemeinen und die Schlacht von Verdun im besonderen waren keine historischen Zufälle. Sie ergaben

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1986 - Ergänzt u. aktualisiert 1999

,,Politik und Unterricht” wird von der Landeszentrale fürpolitische Bildung Baden-Württemberg herausgegeben.

Vorwort des Herausgebers 1

Geleitwort des Ministeriums für Kultus und Sport _ 2

Mitarbeiter dieses Heftes 2

Herausgeber und Chefredakteur:Siegfried Schiele, Direktor der Landeszentrale für politischeBildung Baden-Württemberg Unterrichtsvorschläge

Redaktionsteam:Otto Bauschert, M.A., Regierungsrat, Landeszentrale fürpolitische Bildung, Stuttgart (geschäftsführender Redakteur)

Ernst-Reinhard Beck, Oberstudiendirektor, Direktor desFriedrich-List-Gymnasiums Reutlingen

Ernst Jung, Professor am Staatlichen Seminar fürSchulpädagogik, Esslingen

Einleitung(Jost Cramer / Günther Seitter)

Baustein ARahmenbedingungen(Lothar Burchardt)

Baustein BUlrich Manz, Lehrer an der Burgschule Esslingen (Grund- und Die Kriegswirklichkeit an der FrontHauptschule) (Rudolf Conzelmann)Horst Neumann, Studiendirektor, Leiter der AußenstelleFreiburg der Landeszentrale für politische Bildung Baustein C

Anschrift der Redaktion:7000 Stuttgart 1, Stafflenbergstraße 38, Tel. 2153-380

Die Kriegswirklichkeit in der Heimat(Hugo Eckert)

Politik und Unterrichterscheint vierteljährlich

Preis der Einzelnummer: 4,- DM

Vertag: Neckar-Verlag GmbH7730 Villingen-Schwenningen, Klosterring 1

Druck: Baur-Offset GmbH 81 Co.7730 Vill ingen-SchwenningenLichtensteinstraße 76

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt dieMeinung des Herausgebers und der Redaktion wieder.

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion.

I N H A L T

VERDUN 1916Aspekte zum Thema ,,Krieg und Frieden<<

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4

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Baustein DBesinnung über Gräbern(Jost Cramer / Günther Seitter)

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Texte und Materialien für Schüler 9-z

Literaturhinweise 3 5

Hinweise für eine Exkursion 3 6(Konrad Pflug)

AV-Medien zum Thema, Adressen

Eränzungen und Aktualisierungen 1999_________41

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VorwortdesHerausgebers

Im Februar 1986 jährt sich zum siebzigsten Mal der Beginn der Schlacht vonVerdun. Kaum einer von denen, die damals durchkamen, ist noch am Leben,und das heutige Europa hat nur noch wenig mit dem von 1916 gemein. Verdungehört heute zur Gemeinschaft der ,,Städte des Friedens“ - neben Coventry,Wolgograd, Hiroshima, Nagasaki und anderen.Im Geschichtsunterricht aller Schularten kann man mit der Schlacht von Verdunexemplarisch die Kriegswirklichkeit des Ersten Weltkrieges deutlich machen.Das Ziel sollte sein, den Schülern die Schrecken eines modernen Krieges auf-zuzeigen - auch angesichts der neuen Qualität gesteigerter Vernichtungs-potentiale in der Gegenwart. Am Beispiel der Schlacht von Verdun kann fernerdas Verhältnis von Militär und Polit ik erörtert werden. Unterrichtsmaterialienund didaktische Hinweise dazu finden sich in den Bausteinen dieses Heftes.Die Stadt und die Schlachtfelder von Verdun sind häufig das Ziel von Exkursio-nen oder eine Zwischenstation auf dem Weg nach Paris oder ins nördlicheFrankreich. Diese Ausgabe von ,,Politik und Unterricht“ will auch dazu beitra-gen, solche Vorhaben inhaltlich und organisatorisch vorzubereiten. Damit sollerreicht werden, daß eine Exkursion an Ort und Stelle sinnvoll und angemessendurchgeführt werden kann; und es soll der Gefahr vorgebeugt werden, daß siein bloßen ,,Schlachtfelder-Tourismus“ abgleitet.Seit 1984 sammelte eine Gruppe von Lehrern Material ien und erarbeiteteeigene Beiträge zum Thema. Das Projekt wurde vom Oberschulamt Stuttgart,dem baden-württembergischen Landesverband des Volksbundes DeutscheKriegsgräberfürsorge und dem Fachreferat Bundeswehr der Landeszentrale fürpolitische Bildung Baden-Württemberg vorbereitet und durchgeführt. Im April1985 veranstaltete der Arbeitskreis selbst eine Studienreise nach Verdun. DieVorbereitung und die Ergebnisse der Exkursion wurden auf einem Seminar aus-gewertet, von den Autoren des Heftes zusammengefaßt und für die Veröffentli-chung aufbereitet.

Besonders dankbar zu vermerken ist die hilfreiche Mitwirkung französischerDienststellen: der Stadtverwaltung von Verdun, vertreten durch Monsieur IeMaire Jean Rettel, des Stabs der Fortes Francaises en Allemagne in Baden-Baden, der Leitung von Museum und Memorial in Fleury, einer Gruppe vonGeschichts- und Geographielehrern aus dem Departement Meuse und desInstitut Francais in Stuttgart.

Auf deutscher Seite ist zu danken dem Präsidenten des Oberschulamts Stutt-gart, durch dessen Förderung erst die ursprüngliche Idee im Rahmen der Leh-rerfortbildung weiter entwickelt werden konnte, dem Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge in Kassel, Konstanz und Karlsruhe und dem Militärge-schichtlichen Forschungsamt in Freiburg.

Für den Lehrer, der eine Exkursion nach Verdun didaktisch begleiten will, gilt es,einen schmalen pädagogischen Grat zwischen seriöser Bearbeitung und simp-ler Effekthascherei zu bewältigen. Herausgeber und Redaktion hoffen, daß dievorliegenden Handreichungen dazu eine gute Hilfe sind.

Siegfried Schiele

Direktor der Landeszentralefür politische BildungBaden-Württemberg

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Geleitwortdes Ministeriumsfür Kultus und Sport

Auch die Schule wird immer wieder mit den tragischen Ereignissen vonKriegen konfrontiert. 1986 sind 70 Jahre vergangen, seit sich der Massen-einsatz von Kriegsmaterial auf den Schlachtfeldern um Verdun militärischals sinnlos erwiesen, aber ungeheure Blutopfer von französischen unddeutschen Soldaten gefordert hat.

Um den Schülern die menschenverachtende Grausamkeit des modernenKrieges zu verdeutlichen, nimmt die Landeszentrale für politische Bildungdie Erinnerung an das Jahr 1916 zum Anlaß, Unterrichtsmaterial für dieSekundarstufe I zum Thema Verdun bereitzustellen.

Dieses geschieht in engem Bezug auf die Lehrpläne aller Schulgattungen,die im Gegensatz zur Zeit vor 1945 die Schüler nicht mehr durch patrioti-sche Schlachtenschilderungen begeistern wollen, sondern ihnen Leid undNot der vom Krieg Betroffenen zeigen und zur ,,Versöhnung über den Grä-bern“ beitragen möchten.

Das Ministerium sieht in der Erziehung zur Fähigkeit, den Frieden in Frei-heit zu bewahren, eine wesentliche Aufgabe des Unterrichts. Es begrüßtdaher das Bemühen der Landeszentrale, die mit dem vorliegenden Heftdieses Erziehungsziel unterstützt.

Dr. Eckart WoischnikMinisterialrat

Ministerium für Kultus und SportBaden-Württemberg

Mitarbeiter dieses Heftes

Federführung: Konrad Pflug

Prof. Dr. Lothar Burchardt: Universität Konstanz(Baustein A)

Rudolf Conzelmann: Gymnasialprofessor, Albert-Schweitzer-Gymnasium Neckarsulm (Baustein B)Jost Cramer: Gymnasialprofessor, Raichberg-Gym-nasium Ebersbach/Fils (Einleitung, Baustein D)

Dr. Hugo Eckert: Studiendirektor, Dietrich-Bonhoef-fer-Gymnasium Wertheim (Baustein C)

Konrad Pflug: Fachreferent ,,Bundeswehr“, Landes-zentrale für politische Bildung, Stuttgart (Federfüh-rung, Hinweise für eine Exkursion, AV-Medien)

Günther Seitter: Regierungsschuldirektor, Ober-Schulamt Stuttgart (Einleitung, Baustein D)

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Verdun 1916Aspekte zum Thema j>Krieg und Frieden<<

Einleitung

Wenn hier ein Heft über Verdun vorgelegt wird, soerhebt sich die berechtigte Frage: Warum beschäfti-gen wir uns in der Schule überhaupt noch mit diesemThema? Noch heute drängt sich dem Besucher desSchlachtfelds von Verdun die Frage auf, wie es zudiesem furchtbaren Sterben kam. Auch viele jungeMenschen bewegt - angesichts gesteigerter Ver-nichtungsmöglichkeiten - die Frage von Krieg undFrieden besonders stark. Ein Forschen nach denZusammenhängen, die zu diesem Krieg und demMassengrab an der Maas führten, kann zu einer Ant-wort führen.

In welche Richtung weisen hier die Lehrpläne? Inihnen heißt es: Der Schüler erkennt, ,,welche Bedeu-tung der 1. Weltkrieg in gesellschaftl icher Hinsichthatte“. Er lernt ,,das Gesicht des modernen Krieges“kennen. Er erfährt von dem ,,Schrecken des moder-nen Krieges“ und von der ,,Not in der Heimat“. ,,DenSchülern soll bewußt werden, daß sich Krieg undKriegsführung grundlegend gewandelt haben unddaß dies einschneidende Auswirkungen auf dasLeben der Bevölkerung hat“. Demnach sollen imUnterricht nicht Kriegstechnik, Schlachten, Kriegsge-schichte im Mittelpunkt stehen, sondern die Not derMenschen, soziale und politische Veränderungen alsFolgen des Kriegs und die Schrecken des modernenKriegs. Im Lehrplan heißt es, daß der Geschichtsun-terricht so zu ,,einem besseren Verständnis derGegenwart“ beitragen solle. Für die wichtigsten der inden Lehrplänen genannten Aspekte kann Verdun alsBeispiel herangezogen werden. Das Thema “Ver-dun“ hat also exemplarische Funktion für den Unter-richt. Diesem Ansatz folgen auch die Unterrichtsvor-schläge.

Gleichwohl wird der Unterricht dem Thema nurgerecht, wenn er auch die Frage stellt, welche Bedeu-tung Verdun für uns heute hat. Ein Lehrer wird sich beider Behandlung des Themas auch Gedankenmachen über Bedingungen und Möglichkeiten einerErziehung zum Frieden in unserer heutigen Welt.Indem der Unterricht zeigt, zu welch schrecklichenFolgen Vorurteile, Feindbilder, die Technisierung desKriegs und die Dominanz militärischen Denkens füh-ren können, kann er dem Schüler bewußt machen,wie existentiell wichtig der Frieden angesichts derheutigen Drohpotentiale geworden ist. Dies kann dieBereitschaft fördern, Feindbilder und Vorurteile abzu-

bauen und sich für die friedliche. Lösung von Konflik-ten einzusetzen. Wenn diese Uberlegungen in denUnterricht einfließen, wird die Behandlung von Ver-dun einen Beitrag zur Friedenserziehung leisten kön-n e n .

Die Unterrichtsbeispiele sind konzipiert für denSekundarbereich 1. Sie behandeln exemplarisch dieKriegswirklichkeit an der Front (Teil B) und in der Hei-mat (Teil C). Baustein C stellt auch den lokalen Bezugher. Vielleicht regt er dazu an, für andere Orte ähnli-ehe Materialien zusammenzustellen. Mit Teil D soll

Trauerndes Elternpaar - Denkmal von Käthe Kollwitz(1867-1945) auf dem Soldatenfriedhof Vladslo bei Dix-muide in Belgien. Die am Ende des Gräberfeldes stehendenFiguren des trauernden Elternpaares hat Käthe Kollwitz zumGedächtnis an ihren gefallenen Sohn Peter geschaffen.

Nd: Fotoarchiv des Volksbundes Deutsche Kriegsgräbedürsorge e. V., Kassel

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der Bezug zur Gegenwart gezeigt werden. Die Unter-richtsbeispiele können in Geschichte in der Haupt-schule Klasse 8 (LPE 7), Realschule Klasse 9 (LPE 1)und im Gymnasium Klasse 10 (LPE 1) eingesetzt wer-den, ferner an Berufsschulen (LPE 7/2) und anBerufsfachschulen (LPE 4 und 13). Fächerübergrei-fende Aspekte ergeben sich zu Deutsch, Kunsterzie-hung, Französisch und Religion. Das Heft enthältauch Informationen, welche die historische Einord-nung des Geschehens erleichtern sollen. Sie könnenvor allem in der Sekundarstufe II eingesetzt werden.

Zusätzlich zu den Unterrichtsvorschlägen bietet dasHeft auch Hilfen zur Vorbereitung einer Exkursionnach Verdun. Gerade eine solche Exkursion kanneinen praktischen Beitrag zum besseren gegenseiti-gen Verständnis in Europa und damit zum Frieden lei-sten, wenn es zu Begegnungen mit französischenJugendlichen kommt. Es wurde jedoch vermieden,das Heft zu einem Reiseführer zu machen. Daherwird der Leser manches vermissen, was er in jedemReise-, Stadt- und Museumsführer nachschlagenkann. Die intensive Beschäftigung mit dem Themasoll helfen, einen bloßen Schlachtfeldtourismus zuvermeiden, eine Gefahr, die gerade 1986 angesichtsdes 70. Jahrestags der Schlacht von Verdun besteht.

Jost Cramer/Günther Seitter

Am Zustandekommen dieses Heftes wirkten nebenden Autoren durch Referate während des Vorberei-tungsseminars und der Exkursion mit:

Canini, Gerard: Professeur agrege de I’Universite,Lycee Margueritte, Verdun (Die Bedeutung derSchlacht von Verdun in Vergangenheit und Gegen-war t )

Dr. Dietrich Neuschäfer: Gymnasialprofessor, Frei-hof-Gymnasium, Göppingen (Deutschlands innenpo-litische und wirtschaftliche Entwicklung in den letztenVorkriegsjahren)

Professor Konrad Plieninger: Staatl. Seminar fürSchulpädagogik, Esslingen (Die Geschichte derStadt Verdun)

Gudrun Stein: Oberstudienrätin, Paracelsus-Gymna-sium Hohenheim, Stuttgart-Plieningen (Franz Marc)

Dr. Horst Rohde: Oberstleutnant, Mil i tärgeschichtl i-ches Forschungsamt Freiburg (Die strategischenOptionen des deutschen Generalstabs - vomSchlieffenplan zur Falkenhayn-Denkschrift)

Dr. Friedwart Uhland: Studiendirektor, Hauswir-t-schaftliehe Schule Stuttgart-West (Die Material-schlachten des 1. Weltkriegs - Schwerpunkt Verdun- im Spiegel der deutschen Literatur)

Hartmut Volz: Gymnasialprofessor, Deutschorden-Gymnasium Bad Mergentheim (Julikrise, Kriegsvor-bereitung, Kriegsausbruch)

Dr. Günther Zollmann: Studiendirektor, Max-Planck-Gymnasium, Schorndorf (Der soziale und ökonomi-sche Strukturwandel in Württemberg und Baden wäh-rend des 1. Weltkrieges)

Baustein A

Rahmenbedingungen

Historische Einführung

Der Erste Weltkrieg im allgemeinen und die Schlachtvon Verdun im besonderen waren keine historischenZufäl le. Sie ergaben sich vielmehr mindestens tei l-weise aus einer Analyse der damals für Deutschlandgültigen Rahmenbedingungen, die mindestens einenvordergründigen Schein von Rationalität für sichhatte: Deutschland durchlief eine demographischeund wirtschaftliche Entwicklung, die durchaus einegewisse Wachstumseuphorie begünstigte. Das inter-nationale Klima und sozialdarwinistische Denkfigurenließen zusätzlich den Gedanken aufkommen, daß esdieses Wachstum gegen eine mißgünstige Umweltdurchzusetzen gelte, ja daß ein Krieg um diese Zieleauf die Dauer unvermeidlich sei.

Die militärischen Vorbereitungen für diesen Krieg wie-derum standen unter dem Einfluß von Vorstellungen,die geradezu den Charakter von Dogmen erlangt hat-ten. Die Friedensausbj!dung, die Operationsführungim Sommer 1914, der Ubergang zum Stellungskrieg,die Stellungskriegführung selbst wie auch das Bestre-ben, durch großangelegte Offensiven wieder zumBewegungskrieg zurückzugelangen - alles das wirderst verständlich, wenn man auch die militärischenRahmenbedingungen mit in den Blick nimmt. Die fol-genden Bemerkungen sollen dafür wenigstens einigeskizzenhafte Informationen liefern.

Ökonomische unddemographische Rahmenbedingungen

Deutschlands Selbstverständnis, seine Außenpolit ikwie seine militärische Strategie waren in der Vor-kriegszeit wesentlich von seiner demographischenund ökonomischen Situation bestimmt. Wie TabelleA 1 zeigt, stand die Entwicklung der deutschen Bevöl-kerung seit Jahrzehnten im Zeichen des Wachstums.Bis ins 20. Jahrhundert hinein stiegen nicht nur dieabsoluten Zuwächse, sondern auch die Wachstums-raten. Dies führte in weiten Kreisen vor allem des Bür-gertums zu der Vorstellung, daß Deutschland einesjener aufstrebenden ,, jungen” Völker sei, denen dieZukunft gehöre und die daraus gewisse Ansprücheabzuleiten berechtigt seien (A 2).

Diesen Eindruck dynamischen Vorwärtsstrebensmußte ein Vergleich mit der Entwicklung der französi-schen Bevölkerung noch verstärken (A 3, A 4). Die

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dabei sichtbar werdenden Wachstumsunterschiedeförderten die Vorstellung, dem ,,Erbfeind“ Frankreichgegenüber schon rein quantitativ immer überlegenerzu werden. Die Heeresvermehrurigen der Vorkriegs-jahre et-folgten unter anderem mit dem Hintergedan-ken, Frankreich unter Zuhilfenahme des deutschenBevölkerurtgsüberschusses an die Wand zu drängen.Ahnlichen Uberlegungen begegnen wir später in derdeutschen Verdun-Planung.

Andererseits glaubte man, nicht unbegrenzt Zeit zuhaben: Schon begannen die Wachstumsraten wiederzu sinken, schon fühlte sich mancher von einer ,,ame-rikanischen Gefahr“ bedroht, schon begann Ruß-lands Industrialisierungstempo zu wachsen. Deshalbbewirkte die demographische Entwicklung nicht ein-fach eine Politik des gelassenen Abwartens, sondernförderte eher eine hektische Neigung, die eigeneÜbermacht zu nutzen, solange man sie noch besaß.

Deutschlands wirtschaftliche Entwicklung bot ein inmancher Hinsicht ähnliches Bild. Zwar kam es auchnach Überwindung der Gründerkrise gelegentlich zuRezessionen, doch täuscht der Begriff einer bis in dieneunziger Jahre hinein andauernden ,,GroßenDepression“: Insgesamt standen die Jahre schon seit1880 im Zeichen eines deutl ichen Wachstums, undetwa sei der Jahrhundertwende überstieg die Wachs-tumsgeschwindigkeit alles bis dahin in DeutschlandErlebte. Diese Entwicklung verlief keineswegs stö-rungsfrei, ja sie warf teilweise ganz neuartige Pro-bleme auf. Sie bestärkte jedoch die Führungsschich-ten des Kaiserreichs bis weit ins Bürgertum hinein inder Ansicht, daß Deutschland berufen sei, internatio-nal eine führende Rolle zu spielen. Damit war nichtzwangsläufig eine internationale bewaffnete Ausein-andersetzung vorprogrammiert. Wie wir beispiels-weise aus Raymond Poidevins Forschungen wissen,arbeiteten deutsche und französische Unternehmenin zahlreichen Fällen gut und vertrauensvoll zusam-men. Gleichwohl konnte Deutschlands wirtschaftlicheExpansion im Ausland durchaus als bedrohlich emp-funden werden, und im übrigen ermöglichte über-haupt erst sie es dem Kaiserreich, seine gewaltigeHeeres- und Marinerüstung zu finanzieren.

Sozio-kulturelle Rahmenbedingungen

Publizistische Zeugnisse der Vorkriegszeit erstaunenden heutigen Leser nicht selten durch ihren handfe-sten, oft schrillen Nationalismus. Dies galt keines-wegs nur für Deutschland. Klischeehafte Feindbilderfanden sich überall dort, wo ,,Erbfeindschaften“bestanden, ja sie wurden gelegentlich bewu8t vonregierungsnahen Kreisen aufgebaut, um die Offent-lichkeit von innenpolitischen Problemen abzulenken.Das Publikum griff, sieht man von Teilen der Arbeiter-bewegung ab, diesen Ton gerne auf. Es berauschtesich an den zahlreichen nationalen Schaustellungenaller Art, übernahm die Denkfiguren und Argumenteder nationalist ischen Publizist ik und gefiel sich inpatriotisch gemeinten, aber im Ton oft schon rechtchauvinistischen Sentenzen.

In Deutschland stellte Frankreich die eigentliche Ziel-scheibe solcher Äußerungen dar - jenes Frankreich,dem man 1871 nach allgemeiner Meinung dasunrechtmäßig annektierte Elsaß wieder abgenom-men und dessen Winkelzüge man seitdem immerwieder erfolgreich durchkreuzt hatte. Gewiß gingeman zu weit, beschuldigte man etwa das wilhelmini-sche Bürgertum in toto der bewußten Kriegstreiberei.Andererseits ist nicht zu übersehen, daß seit derErsten Marokkokrise in weiten Kreisen immer selbst-verständlicher mit einem Krieg gerechnet wurde -und daß offenbar kaum jemand gegen eine solcheEntwicklungsperspektive ernstlich etwas einzuwen-den hatte. Wo sich Pazifisten wie Berta von Suttneroder der Engländer Norman Angell Lane zu Wort mel-deten, ernteten sie Ablehnung, ja Feindseligkeit.Wenn es aber wirklich zum Krieg kam, so stand nachfast allgemeiner Meinung links des Rheins der Feind,den es vor allem zu schlagen galt (A 5).

Militärische Überlegungen

Da Deutschland nicht autark war, ging der deutscheGeneralstab seit Schlieffen von der Notwendigkeitaus, einen etwaigen Krieg unter allen Umständenschnell zu entscheiden (A 6). Schlieffen setzte dieseVorgabe in den bekannten Schlieffenplan um, der denKrieg im Westen innerhalb von acht bis zehn Wochenbeenden sollte. Sein Nachfolger Moltke übernahmdiese ebenso rigorose wie risikoreiche Planung zwarnicht in allen Einzelheiten, behielt ihre Grundgedan-ken aber praktisch unverändert bei. Die neuereKriegsgeschichte schien die Anhänger der Lehre zubestätigen, daß ein kommender Krieg geradezuzwangsläufig kurz sein werde. Allerdings wurden dar-über verschiedene Punkte ignoriert, ja geradezu ver-drängt, die diese Annahme in Frage stellten:

- Das zwischen Deutschland und seinen mutmaßli-chen Gegnern trotz des deutschen Bevölkerungs-wachstums bestehende militärische Gleichge-wicht konnte zu einer militärischen Patt-Situationführen.

- Die modernen Schnellfeuerwaffen (Maschinenge-wehr!) begünstigten den Verteidiger mehr als denAngreifer.

- Wie das französische Beispiel von 1870/71gezeigt hatte, war es keineswegs sicher, daß sichein moderner Volksstaat nach einer Entschei-dungsschlacht geschlagen geben würde, wieSchlieffen und Moltke annahmen.

- Der deutsche Operationsplan konnte mißlingen,wenn sich z.B. die von Schlieffen und Moltkegeplante Umfassung des französischen Heeresim Norden nicht bewerkstelligen ließ, weil derGegner den ,,Wettlauf zum Meer“ gewonnenh a t t e .

Im zuletzt genannten Fall konnten sich zwei geschlos-sene Linien bilden, die jeweils von der SchweizerGrenze bis zum Meer reichten. Darauf war die deut-

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sehe Armee taktisch nicht vorbereitet, da Schlieffenwie Moltke derartige Überlegungen stets verhinderthatten. Dementsprechend sahen die Ausbildungsvor-schriften keinerlei Stellungskrieg, sondern lediglichdas Eingraben einzelner Truppenteile für einige Stun-den vor (A 7). Der Durchbruch durch geschlosseneStellungssysteme wurde weder theoretisch, noch inder Praxis geübt. Die Entwicklung im Herbst 1914stellte also Truppe und Führung vor Aufgaben, auf diesie weder gedanklich, noch ausbildungsmäßig vorbe-reitet waren. Fortan stand im Mittelpunkt der von derdeutschen Führung angestell ten Uberlegungen dieFrage, wie man aus dem unerwünschten Stellungs-wieder zum Bewegungskrieg gelangen könne.

Zur Diskussion um den Kriegsausbruch 19 14

Der eigentliche Kriegsausbruch von 1914 stellte sichweithin als Funktion der oben skizzierten Rahmenbe-dingungen dar... Deutschlands demographische undwirtschaftliche Uberlegenheit hatte die Reichsleitungin den Stand gesetzt, gewaltige Rüstungsmaßnah-men zu ergreifen. Im Verein mit dem (abgewandelten)Schlieffenplan schienen sie wohl geeignet, einen bal-digen Erfolg zu garantieren und verleiteten die Lenkerder deutschen Außenpolit ik im Juli zu einer wennnicht geradezu aggressiven, so doch hochgradigenriskanten Polit ik: Auf die eigene Stärke vertrauend,zugleich aber in Sorge um den einzigen verbliebenenBundesgenossen und von Ressentiments gegen denfranzösischen ,,Erbfeind“ wie gegen das ,,perfideAlb ion” erfüllt, so gingen Reichskanzler vonBethmann-Hollweg und seine außenpolitischen Bera-ter in die Julikrise von 1914 hinein. Ihre Friedensliebe,die später von deutscher Seite so gerne als zentralesMotiv der deutschen Außenpolitik benannt gewordenist, spielte demgegenüber zweifellos eine sekundäreRolle.

Durch Fritz Fischers Forschungen wissen wir, daßdamals deutscherseits keineswegs alle Möglichkei-ten genutzt wurden, den Frieden zu erhalten: Zu starkwar das Verlangen, eine scheinbar günstige Lage zunutzen, um endlich die gewitterschwüle Atmosphäreder letzten Vorkriegsjahre im deutschen Sinne zubereinigen.’ Andererseits wäre es auch irreführend,die Gegner als überrumpelte Opfer deutscherAggression hinzustellen: Frankreich und Serbienwaren nicht weniger von Chauvinismus erfüllt alsDeutschland, der Zar meinte, sich einem Krieg gegenDeutschland und Osterreich schon aus innenpolit i-schen Gründen nicht entziehen zu dürfen. LediglichGroßbritannien hielt sich stärker zurück, doch hatten

’ Die Diskussion um die Haltung der deutschen Rerchsleitung in der JulikrIsehat nach dem Erscheinen von Frrtz Fischers , ,Gri f f nach der Weltmacht’(1961) jahrelang die deutsche Historikerschaft in Atem gehalten. Hauptkon-trahenten waren auf der einen Seite Fischer und sein Schüler ImmanuelGeiß, auf der anderen Fischers Hamburger Kollege Egmont Zechlin und derdamalige Nestor der deutschen Neuhistoriker, der Freiburger Gerhard Ritter.Die wichtigsten Positionen sind vertreten in dem von Wolfgang Schieder her-ausgegebenen Sammelband ,,Erster Weltkrieg” (KölnlBerlin 1969; = Neuewissenschaftliche Bibliothek 32). Dort finden sich auch weiterführende Lite-raturhinweise.

Handels- und Flottenrivalität selbst dort den Boden füreinen Kriegseintritt vorbereitet.

Der später so oft als tragische Kriegsursache apostro-phierte ,,Automatismus der Bündnissysteme“ dürftegegenüber dieser allseits anzutreffenden Kriegspsy-chose nur untergeordnete Bedeutung gehabt haben:Die vertraglichen Bindungen waren schwächer, alsoft angenommen wird. Demgemäß hätte ein Verzichtauf Kriegsteilnahme an der Seite seiner Vertragspart-ner keinen der betroffenen Staaten auch nur annä-hernd gleichgroßen Risiken ausgesetzt, wie sie derKriegseintritt mit sich brachte. Entscheidend warenvielmehr andere Faktoren - militärtechnische Erwä-gungen, Prestigefragen, diverse Gewinnerwartungenund nicht zuletzt der Druck der öffentlichen Meinun-gen. Man wird den Kriegsausbruch also wohl weitmehr als bewußte ,,Fortsetzung der Politik mit ande-ren Mitteln” denn als tragischen Betriebsunfall anzu-sehen haben. Daß sich ein Staat notfalls aus demKrieg heraushalten konnte, wenn seine Regierungdies wirklich wollte, lehrt das Beispiel Italiens: Auchdort war man in jenen vermeintlichen Automatismuseingebunden, doch sprachen im Sommer 1914 hand-feste realpoli t ische Gründe gegen einen Kriegsein-tritt. Also schlug die italienische Regierung ihre Ver-tragspflichten in den Wind, blieb (vorerst) dem Kriegefern und ersparte dadurch ihrem Land große Opfer.

Leitfragen für’die Interpretation

A 1: Was zeigt ein Vergleich der deutschen Wachs-tumsraten im Zeitablauf? Was zeigt ein Vergleich mitder heutigen demographischen Entwicklung?

A 2: Was versteht Rohrbach unter dem ,,deutschenGedanken in der Welt”? Welche Folgerungen zieht eraus dem deutschen Bevölkerungswachstum?

A 3: Was zeigt ein Vergleich der Tabelle mit A 1 ?

A 4: Welche Methoden wendet der Zeichner an, umseinen statistischen Befund besonders wirkungsvolldarzustellen?

A 5: Was folgert Bernhardi aus dem deutschen Bevöl-kerungswachstum? Warum steht bei ihm die Notwen-digkeit eines Krieges gegen Frankreich im Vorder-grund?

A 6: Warum fordert der deutsche Generalstabschefvon Schlieffen, daß ein zukünftiger Krieg von deut-scher Seite unbedingt schnell geführt und beendetwerden müsse?

A 7: Wie stellen sich die Verfasser des Infanterie-reglements von 1906 einen Stellungskrieg vor, undwie unterscheidet sich ihr Bild vom Stellungskrieg derJahre 1914/18? (vgl. A 10 und Materialien zum Bau-stein B).

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Baustein B

Die Kriegswirklichkeitan der Front

Historische Einführung

Die Kriegswirklichkeit an einer Front des Ersten Welt-krieges, vor Verdun - ist das heute noch ein Thema?Nach den unermeßlichen Verwüstungen des Bom-benkrieges, nach Kriegsgreueln, Völkermord undAtomtod? Zumindest müssen die folgenden Aspektegeklärt werden, um Schülern von heute ein Verständ-nis für die damalige historische Situation zu ermögli-chen.

Zum einen vertraten die Politiker in Europa vor 1914,parallel zur Aufrüstung und der damit verbundenenprinzipiellen Bereitschaft, Konflikte militärisch zulösen, eine Auffassung vom Krieg, die noch völlig derTradit ion des 19. Jahrhunderts verhaftet war. DerKrieg wurde noch als Kabinettskrieg gesehen, alsKrieg der Staaten, nicht der Völker; der Krieg schieneine berechenbare Größe zur Erreichung begrenzterZiele, er galt als kalkulierbares Mittel zur Durchset-zung machtpolitischer und wirtschaftlicher Interes-sen.

Dazu kam, daß in der öffentlichen Meinung aller euro-päischen Großmächte ein Denken über den Kriegvorherrschte, das eindeutig unter dem Einf luß desSozialdarwinismus stand: Der Krieg wurde als ,,Ele-ment der Weltordnung“, als ,,Prüfung Gottes“, als,,biologisch gerecht entscheidend“, ja geradezu alsWurzel der menschlichen Moral gedeutet. GanzeGenerationen wurden in diesem Geist erzogen.

Ein unbekannter Deutscher schrieb 1900 in derSchrift ,,Deutschland bei Beginn des 20. Jahrhun-derts“ (Militär-Verlag R. Felix):

,,im ganzen können wir uns sagen, daß die ganz spezifischeBrauchbarkeit der Nation für den Krieg uns ganz besondersden Gedanken nahelegen muß, sie im 20. Jahrhundert einmalauszunützen zur Vollendung Deutschlands. Der Krieg ist heutehumaner und wirksamer als ehedem . . Die Wahrheit ist die,daß der Krieg zwar humaner, aber weil seltener, empfindlichergeworden ist für die schlappen, des Krieges entwöhnten Völ-ker. Daher wirkt er heute mehr, und eine geschickte Kriegspo-litik schafft heute mit einem kurzen Krieg von wenigen Monatenganz anderes als ehedem mit dem jahrelangen, die Länderverwüstenden Geraufe. Ein Grund mehr für den Kühnen undGeschickten, sich dieses Mittels ohne Scheu zu bedienen,wenn der Preis den Einsatz lohnt“.

Nicht gesehen wurde (obwohl man es hätte wissenkönnen nach dem Krimkrieg, nach dem amerikani-schen Bürgerkrieg und nach dem ,,Volkskrieg“ in derEndphase 1870/71), daß der Krieg inzwischen seinenCharakter durch die technische Revolution, durch dienationalen Emotionen, durch den Anstieg der Bevöl-kerung und damit auch durch die einsetzbaren Millio-nenheere grundlegend gewandelt hatte. Erst dieMaterialschlachten des Ersten Weltkrieges mit ihrerUnzahl von Opfern haben hier ein neues Bewußtseingeschaffen.

Daran knüpft der zweite Punkt der Überlegungen. Eswar ja gerade wesentlicher Teil der Falkenhayn’-sehen Strategie, durch den konzentrierten Angriff aufdie starken Befestigungen vor Verdun die feindlichenKräfte festzunageln, das französische Feldheer durch,,Verblutung“ auszuschalten und dessen Reserven inder ,,Blutpumpe” vor Verdun zu verschleißen.

Schon die gebrauchten Begriffe zeigen das Konzeptunglaublicher Menschenverachtung, das Hundert-tausende von Toten auch auf der eigenen Seite umeines strategischen Zieles willen einkalkulierte. Damithatte der Krieg seine endgültige Pervertierung erfah-r e n .

Zielvorstellungen

Aus diesen Überlegungen ergeben sich die Zielset-zungen des Bausteins: die Veranschaulichung derKriegswirklichkeit und das Erzeugen von Betroffen-h e i t .

Wenn der Schüler, gleich welcher Altersstufe undwelcher Schulart, einen Eindruck vermittelt bekom-men soll von der neuen und zugleich ungeahntenDimension des Krieges im Ersten Weltkrieg, dannmuß die Kriegswirklichkeit auf möglichst realistischeWeise veranschaulicht werden. Dazu dienen imMaterialienteil Dokumente unterschiedlichster Art.Aus der Kenntnis der Kriegswirklichkeit sollte Betrof-fenheit folgen, Betroffenheit schon allein aus der Tat-sache, daß hier junge Menschen litten und starben,die kaum älter waren als die Schujer unserer Tage.Betroffenheit müßte aber auch die Uberlegung erzeu-gen, daß in einem modernen Krieg die Schrecken undLeiden, das Ausmaß von Tod und Zerstörungungleich größer sein würden als in den verheerendenMaterialschlachten des Ersten Weltkrieges, z.B. vorVerdun.

Letztlich soll der Baustein zum konkreten Nachden-ken darüber führen, was getan werden kann, um einsolches Ereignis nicht wiederkehren zu lassen. Dieskann präzisiert werden durch die Versöhnungsbereit-schaft zwischen Deutschland und Frankreich, symbo-lisiert schon in einer frühen Phase durch die Umar-mung der Soldaten über dem Kreuz von Verdun (D 1)und abgeschlossen durch den Händedruck vonStaatspräsident Mitterrand und Bundeskanzler Kohlüber den Gräbern von Verdun im September 1984

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(D 5~). Die Bereitschaft zu Frieden und Völkerver-ständigung bleibt eine Aufgabe über die Zeiten hin-weg, aber auch der Wille, durch Abbau von Feindbil-dern und Vorurteilen zum Frieden beizutragen.

Hinweise zu den Materialien

Die Materialien (B 1 bis B 16) versuchen, ein mög-lichst breites Spektrum der unmittelbaren Kriegswirk-lichkeit wiederzugeben, und zwar auf beiden Seitender Front. Eine wichtige Rolle spielen dabei dieAugenzeugenberichte (B 2 bis B 6), die, oft verfaßtnoch unter dem unmittelbaren Eindruck des Kriegser-lebnisses, ein recht drastisches Bild der Kriegswirk-lichkeit vermitteln. Ergänzt wird dieses Bild durchBriefe, die in der Gewißheit des nahen Todesgeschrieben wurden (B 7, B 8), und durch PhotosvomSchlachtfeld (B 9).

Schon während des Krieges begann auch die dichte-rische Auseinandersetzung mit der Kriegsrealität.Dabei überwogen in der Lyrik auf beiden Seiten diemehr oder minder trivialen ,,vaterländischen” Kriegs-gedichte, die über die Spalten der Tages- undWochenzeitungen, über Postkatten und sogenannte,,lyrische Kriegsflugblätter“ eine weite Verbreitungfanden. Eine bemerkenswerte Ausnahme in diesemlyrischen Kriegseinerlei waren die Gedichte, die die inBerlin erscheinende, von Franz Pfemfert herausge-gebene Wochenschrift Die Aktion veröffentl ichte.,,Die einzige entschieden kriegskritische Zeitschrift,die in Deutschland, dank der geschickten publizisti-schen Strategien ihres Herausgebers Franz Pfemfert,kontinuierlich weitererschien, war Die Aktion . . . Erst-mals am 24. Oktober 1914 erschien die Rubrik ,,Versevom Schlachtfeld“ . . . Mit der Darstellung des Massen-todes, des Alltags im Schützengraben stel l ten die,,Verse vom Schlachtfeld“ die heroische Gestik derkriegsapologetischen Dichtung und die patriotischenSinngebungen gründlich in Frage. Die Frontland-schaft mit Granattrichtern und Stacheldrahtverhauen,mit vernichteter Natur und zerstörten Dörfern offen-barte sich in ihnen als Welt des Todes . ..“ (DeutscheLyrik 1914-1918, hg. v. Thomas Anz und JosephVogl, München 1982, S. 239 f.). Das Gedicht ,,Mor-gue“ von Edlef Köppen (geb. 1893) ist ein Beispiel fürdiese Sicht des Krieges (B 10).

Das erste Prosawerk, das sich mit der Schlacht umVerdun befaßte, ist die Erzählung ,,Opfergang“ desGeneralssohns und Ulanenoffiziers Fritz von Unruh(geb. 1885). Die Entstehungsgeschichte des Buchesist bemerkenswert:

,,Im Februar 1916 von der Obersten Heeresleitung beauftragt,den von General Falkenhayn ‘zum Weißbluten der französi-schen Streitkräfte’ geplanten Generalangriff auf die FestungVerdun zu beschreiben, ‘um der Heimat den Ernst der Lage zuschildern und um die Truppe beim Portepee zu fassen’, wie esAuftraggeber Major Nicolai formulierte, lieferte der Dichter einzugleich schonungsloses und visionäres Bild vom Unterganggequälter, verstümmelter, schließlich getöteter Menschen ab,

das den Autor vor ein Kriegsgericht brachte. ‘Im Felde, vor Ver-dun, Frühjahr 1916’ heißt es am Ende des seiner Mutter gewid-meten Buches, doch schon vor der Widmung, nach dem In-nentitel, kann man lesen: ‘Das Erscheinen dieses Buches, dasim Sommer 1916 vollendet vorlag, wurde bis Winter 1918durch die Zensur verhindert. - Von dem Buch ist als 5. Bandder Collection de Ia Revue Europeenne eine französische Aus-gabe unter dem Titel ‘Verdun’ erschienen’. Es war das ersteVerdun-Buch, das geschrieben worden war, von Unruh las dasManuskript dem Kronprinzen vor, ein Militärgericht verbot dieVeröffentlichung, der Gerichtsherr schickte den Autor auf einHimmelfahrtskommando, der Kronprinz zerriß das Urtei l“(Romane von gestern - heute gelesen, FAZ vom 26.6.1985,s. 25).

Trotz des Verbots kursierten Abschriften des Buchesin den Schützengräben (B 11). Etwa zehn Jahre nachEnde des Krieges erschien in Deutschland eine Reihevon Büchern, die sich mit dem Krieg aus der Sicht deseinfachen Soldaten auseinandersetzten, sich aber inder ideologischen Ausrichtung und in der literarischenQualität stark voneinander unterschieden. Ambekanntesten wurde der Roman ,,Im Westen nichtsNeues“, erschienen 1929, von Erich Maria Remarque(geb. 1898).

Zur Kriegswirklichkeit an der Front gehören auch dieLeiden der französischen Zivilbevölkerung in Verdunund den vom Frontgeschehen betroffenen Ortschaf-ten. Aus deutschen Pressemitteilungen (z.B. B 12)geht hervor, daß mit dem Näherrücken der Front eineMassenflucht einsetzte und die zurückbleibendenEinwohner Verduns einer ständigen Beschießungausgesetzt waren und nicht mehr verpflegt werdenkonnten. Die Statistik einiger der im Kampfgebiet lie-genden Ortschaften (B 13) zeigt sehr eindrucksvolldie fast totale Zerstörung der Gemeinden, von denenzahlreiche überhaupt nicht wieder aufgebaut wurden;heute erinnern den Besucher Tafeln an die in derMaterialschlacht vor Verdun untergegangenen Ort-schaften.

Ergänzt werden die Materialien durch zwei künstleri-sche Darstellungen, die versuchen, aus der jeweilsanderen Sicht die Kriegswirklichkeit zu veranschauli-chen (B 14, B 15). Der Baustein schließt mit zweiFotos von Soldatenfriedhöfen, dem französischenNationalfriedhof Douaumont und dem deutschenFriedhof von Ville-devantChaumont (B 17).

(Fortsetzung Seite 33)

Die Redaktion von ,, Politik und Unferrich t “freut sich über Zuschriften von Lesern undBenutzern dieser Zeitschrift. Besonderswillkommen sind Erfahrungsberichte überdie Verwendbarkeit des Mediums im Un-terricht, von Lehrern und von Schülern.

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Texte und Materialien-für Schüler 52 _~a~~sz~nt~a~e für politische Bildung Baden-Württemberg

.- .

VERDlJN 1916

Aspekte zu.m Thema b)Krieg und Frieden<<

Baustein A Rahmenbedingungen

Baustein B Die Kriegswirklichkeit an der Front

Baustein C Die Kriegswirklichkeit in der Heimat

Baustein D Besinnung über Gräbern

~eckar.Verlag GmbH7730 Vi~tjng~n-S~ennjn~n-tierrang 1Postfach 1820

Aus: Politik und Unterricht’ Zeitschrift zur Gestaltung despolitischen UnterrichtsHeftlflQ66 - DM 1,50

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1 0

Al-Al0 Rahmenbedingungen

Das Wachstumder deutschen Bevölkerung

1871 1891 1911 1913

Bevölkerung (Mio) 41,0 49,8 65,4 67,0Zunahmegg. Vorperiode (Mio) - 8,8 156 -durchschnittl. Zunahme/Jahr(%) - 1 ,l 1,6 1,2

Quelle: Walther G. Hoffmann, Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seitder Mitte des 19. Jahrhunde&. Heidelberg etc. 1965, S. 173 f.

m

,,Der deutsche Gedanke in der Welt“

Wollen wir also vom deutschen Gedanken in der Weltreden, so meinen wir den sittlichen Idealgehalt desDeutschtums als gestaltende Kraft im gegenwärtigenwie im zukünftigen Weltgeschehen, und gehen dabeimit Bewußtsein von der Uberzeugung aus, daß wirdazu in das Spiel der Weltkräfte hineingestellt sind,um sittliche Tüchtigkeit nicht nur für uns, sondernauch für die ganze Menschenwelt zu erarbeiten undzu bewähren.

Nach diesem Prinzip also glauben wir, und nach kei-nem andern, geschieht die dauernde Auslese derTüchtigsten unter den Völkern, die dazu gelangen,ein Stück Menschheitsfortschritt zu verwirklichen,indem sie der Welt den Stempel ihrer nationalen Ideeaufdrücken . . .

Nur die deutsche Nation hat sich neben den Angel-Sachsen so entwickelt, daß sie zahlreich und innerlichstark genug erscheint, um auch für ihren Volksgedan-.ken Anspruch auf ein entscheidendes Mitgestal-tungsrecht am kommenden Weltalter zu erheben.Diesen Gedanken verstehen wir aber allein dannrecht, wenn wir einsehen, daß wir unsere Kraft nurdurch immerwährende Ausbreitung der deutschenIdee zu erhalten imstande sind. Es gibt für uns keinStillstehen oder Innehalten, keinen selbst nur vor-übergehenden Verzicht auf Ausdehnung unsererLebenssphäre, sondern wir haben nur die Wahl zwi-schen dem Zurücksinken auf die Stufe der Territorial-völker oder der Erkämpfung eines Platzes an derSeite der Angelsachsen. Wir sind wie der Baum, derim Felsspalt wurzelt. Entweder wir drücken dasGestein auseinander und wachsen weiter - oder derWiderstand ist so groß, daß wir verkümmern, weil wirnicht genug Nahrung bekommen. Undenkbar ist es,zu sagen: entfaltet eure Kultur, mehrt euren Reich-tum, steigert euer wissenschaftliches, technisches,künstlerisches Können, aber verzichtet darauf, als

Kaufleute und Fabrikanten immer neue Länder zubearbeiten, neue Schiffe zu bauen und neues Kapitalin die Weltwirtschaft hineinzuwerfen, eure Söhne indie Ferne zu schicken und von den Enden der Erdeden Ertrag eurer Arbeit nach eurem Lande zusam-menzuschaffen! Wie sollen wir darauf verzichten,wenn wir so schnell wachsen, daß wir in drei Jahrenum so viel Menschen zunehmen, wie es Schweizergibt, in sechs Jahren uns um die Menge sämtlicherBewohner Hollands oder Schwedens vermehren undin einem Menschenalter ein zweites Volk, so zahl-reich wie die Spanier und Portugiesen, zu unsererfrü-heren Zahl hinzuerzeugt haben! Unser Wachstum istein Vorgang von elementarer Naturkraft. Nur ein Ver-dorren des natürlich-sittlichen Empfindens, wie dieFranzosen es an sich erlebten, oder eine furchtbareäußere Katastrophe, die uns so arm macht, daß wirdie Kinder nicht mehr aufziehen können, die unsgeboren werden, wäre imstande, unsere Vermehrungzum Stillstand zu bringen.

Quelle: Paul Rohrbach, Der deutsche Gedanke in der Welt. Düsseldorf undLeipzig 1912, S. 6-6

@Kl Das Wachstumder französischen Bevölkerung

1871 1891 1911 1913

Bevölkerung (Mio) 36,l 38,4 39.62 39,67Zunahme Vorperiode (Mio)gg. - 2,3 1,22 -durchschnittl. Zunahme/Jahr (%) - 0,06 0,03 0,Ol

Quelle: Annuaire Statistique 19t6/f8, S. 12

1 A4 1

Bevölkerungswachstum im Vergleich

1 Jährl.VolkszuwachsI

Deutsches, engl i-sches und franzö-sisches Bevölke-rungswachstum ineiner zeitgenössi-schen Zeichnung D~“t*ChUlUl r*~hn*a rr”nhrei‘h

sro,ooo 4 6 5 , 0 0 0 se,ooo 1Dia im Besitz des I

Verfassers (L. Burchardt) ~-~~

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11

1 A 5 1 ,,Hauptfeind“ Frankreich

Wenn wir die Verantwortung für eine solche Entwick-lung der Dinge, wie billig, nicht auf uns nehmen wol-len, müssen wir den Mut haben, eine unseren Ansprü-chen angemessene Machterweiterung mit allen Mit-teln anzustreben, selbst auf die Gefahr hin eines Krie-ges gegen numerisch überlegene Gegner.

Eine solche Machterweiterung durch Gebietserwer-bungen in Europa selbst zu suchen, dürfte unter denheutigen Verhältnissen so gut wie ausgeschlossensein. Das-im Osten an Rußland verlorene deutscheKolonialland könnte nur infolge eines großen für unssiegreichen Krieges wiedergewonnen werden undwürde dann wahrscheinlich einen fortwährendenAnlaß zu erneuten Kriegen geben. Auch das ehema-lige Südpreußen, das bei der zweiten Teilung Polensmit Preußen vereinigt wurde, wieder zu erwerben,würde der polnischen Bevölkerung wegen seineschweren Bedenken haben.

Unter diesen Umständen müssen wir eine Stärkungunserer politischen Macht offenbar auf anderenWegen versuchen.

Zunächst würde unsere politische Stellung schondadurch sehr wesentlich befestigt werden, wenn wirdie fortdauernd bestehende Gefahr, bei günstigerGelegenheit von Frankreich angegriffen zu werden,sobald wir anderwärts in Verwicklungen geraten, end-gültig beseitigen könnten. Auf die eine oder dieandere Weise muß mit Frankreich abgerechnet wer-den, wenn wir Armfreiheit für unsere Weltpolitikgewinnen wollen. Das ist die erste und unbedingtesteForderung einer gesunden deutschen Politik, und dadie französische Feindschaft auf friedlichem Wegeein für allemal nicht zu beseitigen ist, muß es ebendurch Waffengewalt geschehen. Frankreich muß sovöllig niedergeworfen werden, daß es uns nie wiederin den Weg treten kann.

Quelle: Friedrich v. Bernhardi, Deutschland und der nächste Krieg. Stuttgarrund Berlin 1912. S. 7 73 f.

1 A 6 ] Die Notwendigkeiteines kurzen Krieges

Auszüge aus zwei Stellungnahmen Schlieffens von7 905 bzw. 1909:

Hinten in der Mandschurei mag man monatelang inuneinnehmbaren Stel lungen sich gegenüberl iegen.Im westlichen Europa kann man sich den Luxus einersolchen Kriegsführung nicht erlauben. Die Maschinemit ihren tausend Rädern, von der Mil l ionen ihrenUnterhalt f inden, kann nicht lange sti l lstehen. Wirmüssen versuchen, den Feind schnell niederzuwer-fen und zu vernichten . . .

Der Feldzug schleppt sich hin. Solche Kriege sindaber zu einer Zeit unmöglich, wo die Existenz der

Nationen auf einen ununterbrochenen Fortgang derIndustrie und des Handels begründet ist und durcheine rasche Entscheidung das zum Stillstandgebrachte Räderwerk wieder in Lauf gebracht werdenmuß. Eine Ermattungsstrategie läßt sich nicht treiben,wenn der Unterhalt von Mill ionen den Aufwand vonMilliarden kostet.

Reichsarchiv (Hg.), Der Weltkrieg 1914- 1918. Kriagsrüstung und Kriegswirt-schaft 1. Berlin 1930, S. 327 f.

A 7 Aus dem preußischenInfanteriereglement

380 a. Oft wird es in einer Nacht nicht gelingen, dieInfanterie bis auf Sturmentfernung vorzuführen. Siegräbt sich dann an der Stelle ein, wo sie zum Haltengezwungen wurde. Dort kann sie unter Umständen zulangem Ausharren genötigt sein. Nur allmählich, viel-fach erst im Laufe der nächsten Nacht, wird es dannmöglich sein, bald an dieser, bald an jener Stelle wei-ter vorwärts zu kommen. Der Drang nach vorwärtsmuß dauernd die einzelnen Glieder der Kampftruppebeseelen.

406. Feldbefestigungen verl ieren einen großen Tei lihres Werts, wenn sie dem Feinde das Erkennen derStellung erleichtern . . .

408. Befestigungen sind in der Regel nicht als zusam-menhängende Linie, sondern in Gruppen anzulegen.Lücken zwischen den einzelnen Gruppen sind nichtschädlich, wenn das Gelände vor ihnen wirksambestrichen werden kann. In größeren Verhältnissenwerden Bataillonsgruppen die Regel bilden.

Quelle: Exerzierreglement für die Infanterie. Berl in 1906 , S. 108 a und 114.

Französisches Glaubensbekenntnis

Le 11 Credo 3 du Soldat ea 1915

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1 2

(Übersetzung zu A 8)

Das ,,Glaubensbekenntnis“ des Soldaten im Jahre 1915

Ich glaube an Joffre, den allmächtigen Vater, Herrn der Streit-kräfte des Himmels und der Erde und an die ,,Siegreiche Repu-blik“, sein einziges Zial, unsere Mutter, empfangen durch dieRevolution, geboren aus dem Tode eines Königs, gelitten fürdie Ehre 1870, verstümmelt durch Abtrennung des Elsaß, das44 Jahre lang begraben blieb; niedergefahren zur Hölle zurBewahrung des Friedens.

Aber auferstanden von den Toten am Tage der ,,Rache”; der,,Sieg” schwebt am Himmel und sitzet zur Rechten Joffres, desallmächtigen Herrn, von wo er kommen wird zu richten die Ger-manen und uns die Elsäßer und Lothringer zurückzugeben.

Ich glaube an den heiligen Geist meiner Führer, an den Siegmeines Landes, an die Gemeinschaft der Alliierten, an dieNicht-Vergebung der Teutonen, an die Auferstehung Frank-reichs, an seinen Ruhm und sein Ewiges Leben .

Postkarte im Besitz von M. Guy Baillet, Langres (Haute Marne); Übersetzung:Christel Pohle

1 A9 1 Deutsche Postkarteaus dem Ersten Weltkrieg

Zeittafel: Verdun,Deutschland und Frankreich seit 1914

t Vorbereitungsphase

Herbst 1914Die in einem weiten Bogen um Verdun herum verlaufendeFront kommt zum StehenSpätjahr 1915General Falkenhayn plant die Abnutzungsschlacht ,,im Raumder Maas mit Richtung auf Verdun“DezembedJanuarDeutsche Bereitstellung von Truppen und Material, 7 Armee-korps, 1400 Geschütze

Der Ansturm

12. Februar 1916Der Angriff wird wegen schlechten Wetters verschoben21. FebruarNeunstündiges Trommelfeuer und Sturmangriff22./23. FebruarErneutes Trommelfeuer23.124. FebruarVerlust der 1. und 2. französischen Linie25. FebruarFort Douaumont wird eingenommen (B 9a)26. FebruarPotain übernimmt das Kommando zur Verteidigung Verduns2. MärzDas Dorf Douaumont wird eingenommen (B 13)

Die ,,Abnutzungsschlacht“

6. MärzDeutscher Angriff auf dem Westufer der Maas8. MärzDeutscher Angriff auf Vaux (B 5)28. März bis 8. AprilDeutsche Entlastungsangriffe auf dem linken Maasufer31. März bis 5. AprilDeutsche Angriffe auf dem rechten Maasufer

2. AprilDorf Vaux eingenommen9. AprilDeutscher Generalangriff nach schwerstem Trommelfeuer aufbeiden Maasufern scheitert (B 2)

3. MaiDeutscher Angriff auf die Höhe 304 (linkes Maasufer)

8. MaiExplosionsunglück im Fort Douaumont20. MaiDeutsche Truppen nehmen die Höhe ,,Toter Mann“(Morthomme) am linken Ufer ein22. MaiFranzösischer Gegenstoß erreicht Fort Douaumont, wirdzurückgeworfen (B 3)

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1 3

31. Mai bis 7. Juni 12./13. Juli 1936Kämpfe um das Fort de Vaux. Die französische Besatzungkapituliert am 7. Juni (B 4)21. Juni bis 23. Juni

Internationale Feier zum 20. Jahrestag der Schlacht - Frie-densschwur am Douaumont unter Beteiligung einer offiziellendeutschen Delegation (D 3)

Erneutes Trommelfeuer, 19 deutsche Regimenter greifen an,nehmen Fleury, werden bei Froideterre und Souville zurückge-wiesen (B 9c, d)1. Juli

Der Zweite Weltkrieg

Beginn der anglo-französischen Offensive an der Somme11 ./12. JuliDeutsche Artillerie verschießt 63 000 Gasgranaten; 13 Regi-menter greifen Fort Souville an, werden abgewiesen (B 7)15. Juli bis 20. Juli

10. Mai 1940Deutscher Angriff auf Frankreich15. Juni 1940Einnahme von Verdun22. Juni 1940

Kämpfe um Fleury und Thiaumontbis 16. AugustDas Dorf Fleury, gedeckt von den Stellungen auf Froideterreund Souville, wechselt insgesamt 17 mal den Besitzer29. AugustFalkenhayn tritt zurück, Hindenburg und Ludendorff überneh-men die Oberste Heeresleitung2. September

Französische Kapitulation, Petain wird Staatschef der Vichy-Regierung21. Juli 1944Selbstmordversuch General v. Stülpnagels nördlich vor Ver-dun (hingerichtet am 30.8.)30. August 1944Verdun wird durch US-Truppen befreit.31. August 1944

Der Angriff auf Verdun wird eingestelllt4. SeptemberExplosionsunglück im Tunnel von Tavannes

17 französische und ein belgischer Widerstandskämpfer wer-den von der Gestapo bei Tavannes erschossen und im Bois deIa Lauffee verscharrt.8. Mai 1945Ende des 2. Weltkriegs

Die Gegenoffensive Wege zur Aussöhnung

22. Oktober bis 4. NovemberDie Franzosen nehmen die Forts Douaumont und Vaux wiederein (B 9b)15. Dezember

2.-8. Juli 1961

Eine französische Gegenoffensive wirft die Deutschen am Ost-ufer auf die Ausgangsstellungen vom Februar zurück. ,,DasEnde der Schlacht um Verdun“ (Petain)20.122. August 1917Die Höhen ,,Toter Mann“ und ,,304” links der Maas werden vonden Franzosen zurückerobert

Die Zeit danach

28. Juni 1919Unterzeichnung des Versailler-VertragesAb Sommer 1920Neuanlage (Consenvoye) bzw. Betreuung deutscher Fried-höfe (z. B. Azannes, Ville) durch Frankreich. Anlage undPflege ab 1928 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräber-fürsorge e.V. (B 17b)

22. August 1920Grundsteinlegung des Beinhauses durch Petain1921

Besuch von Bundeskanzler Adenauer in Frankreich (D 5a)Deutsch-französische Truppenparade in Mourmelon undMesse in der Kathedrale von Reims.

29. August bis 9. September 1961Erster Staatsbesuch von Staatspräsident deGaulle in der Bun-desrepublik. Rede ,,An die deutsche Jugend“ im Ludwigsbur-ger Schloß22. Januar 1963Unterzeichnung des ,,Vertrages über die deutsch-französischeZusammenarbeit“ (Elysee-Vertrag) (D 5b)Beide Regierungen verpflichten sich zu regelmäßigen außen-politischen Konsultationen und zu verstärkter Zusammenar-beit in Verteidigungs-, Erziehungs- und Jugendfragen.Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes. ,

28.129. Mai 1966Feier zur 50. Wiederkehr der Schlacht mit Staatspräsident deGaulle17. September 1967Einweihung des Memorials von Fleury22. September 1984Begegnung Staatspräsident Mitterrands mit BundeskanzlerKohl auf den Schlachtfeldern. (D 5c, d)

Errichtung des Denkmals am Bajonettgraben20er JahreIn Frankreich entwickelt Charles de Gaulle (Hauptmann vorVerdun) und in Deutschland Guderian Theorien des Panzer-kampfes als Taktik gegen den Stellungskrieg. Frankreich bautjedoch in erster Linie auf die neu errichtete Maginot-Linie.23. Juni 1929Einweihung des Siegerdenkmals der Stadt Verdun7. April 1932

Zusammengestellt von Konrad Pflug (unter Vemendung von Unterlagen vonProf. Konrad Piieninger)

Einweihung des Beinhauses (B 16a)

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Bi-BI7Die Kriegswirklichkeitan der Front

Die Schlacht um Verdun

a) Das Jahr 1916

21. Febr. Beginn des deutschen Angriffs

24. Febr. DeutscherAngriff erreicht nordöstlicheFestungswerke

25. Febr. Fort Douaumont in deutscher HandZwischenwerk Hardaumont in dt. Hand

2. März Deutscher Angriff auf das Dorf Douaumont

7. März Höhe 304 größtenteils in deutscher Hand

22. Mai Franzosen auf dem Fort Douaumont

23. Mai Angriff auf Fort Douaumont abgeschlagen

2.-7. Juni Kampf um das Fort Vaux

23. Juni Erstürmung der Festung Thiaumontund Fleury

24. Okt. Franzosen erobern Thiaumont undDouaumont zurück

2. Nov. Deutsche räumen und sprengendas Fort Vaux

15.116. Dez. Erfolgreiche französische Offensive aufdem Ostuferder Marne

Nach: Dergroße floetz, 29. Auflage 1980, S. 838

b) Tote und Vermißte von Verdun

Verdun war neben der Sommerschlacht die ersteMaterialschlacht des Ersten Weltkriegs und erschüt-terte schon die Zeitgenossen durch die enorme Höheder Toten und Vermißten. Ihre genaue Zahl hat sichnie ermitteln lassen, was frühzeitig eine Flut von Spe-kulationen auslöste. Es gilt, sich darüber klar zu wer-den, daß keine der üblicherweise genannten Zahlenwirklich zuverlässig ist. Diese Einsicht ist aus zweiGründen wichtig: Sie bewahrt davor, die Ereignissevon Verdun allzusehr unter rein quantitativenGesichtspunkten zu betrachten, und sie immunisiertwenigstens teilweise gegen die Legendenbildung, dieVerdun seit langem umrankt und sich gerade auchder Verlustzahlen immer wieder bemächtigt hat.

Die in der Literatur und zeitweise in den Medien auf-tauchenden Schätzungen schwanken (je nach Stand-punkt des Autors) zwischen 100 000 und fast 1,5 Mil-lionen; auch bleibt oft unklar, wie weit diese Zahlenauch die Verwundeten mit einschließen. Verläßlichkann man demgegenüber nur soviel sagen: NachAuskunft des Volksbundes deutsche Kriegsgräber-fürsorge befinden sich im Großraum Verdun

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58 französische Friedhöfe mit insgesamt rund94 000 Toten,28 deutsche Friedhöfe mit insgesamt rund 84 000Toten unddas Beinhaus auf dem Douaumont mit den Über-resten von schätzungsweise 120 000 Toten.

Der Volksbund vermutet, daß ,,weitere über 20 000Gefallene beider Seiten bei den umfangreichen, bis indie dreißiger Jahre dauernden Aufräumungsarbeitendieses zerwühlten, mit Blindgängern und Munitiondurchsetzten Schlachtfeldes nicht geborgen werden“konnten. Bis heute werden bei Grabungs- oder Rekul-tivierungsmaßnahmen im ehemaligen Kampfgeländeimmer noch menschliche Knochen gefunden.Genauere Schätzungen als die genannten Angabendes Volksbundes Kriegsgräberfürsorge erübrigensich also schon aus rein technischen Gründen. Imübrigen ginge die Suche nach genaueren Zahlendurchaus am eigentlichen Problem vorbei: Es darfuns heute weder darum gehen, Verdun sozusagenunter Rekordgesichtspunkten zu betrachten, nochum eine Hochstilisierung der Kämpfe vor Verdun zumgleichsam übermenschlichen Heldenepos.

Lothar Burchardt

B 2 Artillerieeinsatz

Aus den Aufzeichnungen des Oberleutnants L. desFeldartillerie-Regiments Nr. 99 (50 Inf. Div.) vom 15.April 1916

Die 1. Abteilung stand dort, wo der Bezonvaux-Bachdie Bahn kreuzt. Die II. Abteilung eine Höhenwelleweiter vorne. Links und rechts, vorwärts und rück-wärts standen feuernde Batterien. Bei Abgabe vonSperrfeuer konnte man buchstäblich sein eigenesWort nicht mehr verstehen, so donnerte es aus allenSchluchten untermischt mit dem Krachen der feindli-chen berstenden Granaten. Es war wirklich, als wennsich selbst die Natur gegen uns verschworen hätte, soregnete es Tag und Nacht. Es bildeten sich allerortsTümpel, das Wasser stand fußhoch auf der einzigenZugangsstraße von Gincrey nach Bezonvaux, die imübrigen im Laufe der Zeit vollkommen zerschossenwar. Die Löcherfüllten sich mit Wasser und Schlamm,so daß man sie nicht sah und plötzlich hineinstürzte.Auf freiem Felde war es noch schlimmer. Die Grana-ten rissen drei bis vier Meter tiefe Löcher, die schonnach Stunden in dem sumpfigen Gelände kaum vondem übrigen Terrain zu unterscheiden waren, unddes öfteren passierte es, daß ein ganzes Fahrzeughineinkippte und in dem Schlamm auf Nimmerwieder-sehen verschwand. Sogar Meldereiter sind auf dieseWeise ums Leben gekommen. Der Feind beschoßalle Zugangsstraßen bei Tag und Nacht ununterbro-chen.

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rB3Beschießung des Forts Douaumont

Niederschrift des Artillerieoffiziers vom Platz (FortDouaumont), Hauptmann H., vom 26. Mai 1916

Am 16. Mai mittags begann die Beschießung mitschwerer und schwerster Artillerie . . ., die bis 22. Mai2 Uhr nachmittags anhielt. Jeden Tag nahm der Fran-zose ein Stück des Forts vor mit schwersten Kalibern,während Rimailho-Haubitzen und schweres Flach-feuer das Fort gleichmäßig unter Feuer hielten. DieLuft war sehr bald mit feinem Kalkstaub erfüllt. Siewurde verpestet durch freigelegte Leichen im Kehl-graben.

. Ein FeIdartiIlerist,“Leutnant B., war am 24. Mai dreiWochen oben, allerdings eine Bärennatur, dann warer aber völlig erledigt, zuckte bei jedem Schuß undredete irre.

. Gesundheitlich ging es mir gut. Unangenehm warder häufige Brechreiz infolge verdorbener Luft. Imübrigen roch es überall nach Chlor, Tabak, Schweiß,Leder und verbrauchtem Öl . . .

. Während ich am 19. Mai früh, auf der Pritsche lie-gend, meine Briefe las, schoß die franzosische Artille-rie plötzlich mit Gas. Ich kam rechtzeitig in meineMaske. K. schluckte erst noch eine Menge Phosgen.Etwa drei Viertelstunden dauerte die Schießerei mitGasmunition, und das Fort war bis in die letzte Ecke

angefüllt. Schlimm ging es unten im Lazarett den Ver-wundeten mit Kopfverbänden. Einige Leute sind ander Vergiftung gestorben.

Am 22. Mai von Tagesanbruch an steigerte sich dasfeindliche Artilleriefeuer zu größter Heftigkeit. Ichzählte bis zu 15 Einschläge schweren und schwer-sten Kalibers in der Minute. Verwundete kamen ausder Stellung und sagten aus, daß die Franzosen mitschwerstem Kaliber auf die Gräben schössen und dieBesatzung schon größtenteils verschüttet und ver-nichtet sei. Im Gang traf ich einen Kompanieführer,der von drei seiner Leute gehalten und geführt wurde;er hatte den Revolver in der Hand, delirierte undwollte seinen Batail lonskommandeur erschießen.

1 B 4 1 Angriffsvorbereitungen

Brief des Oberleutnants Th. der 10. Kompanie desGarde-Reserve-Pionier-Regiments (7. Reservedivi-sion), 31. Mai 7976

. . .Ich kroch mit dem Gefreiten B. aus der Bezon-vauxschlucht über den Höhenrücken östlich Douau-mont und gelangte in den Totengraben, den einzigenVerbindungsgraben nach vorn, eine 70 cm tiefe,ungefähr alle 10 Meter gänzlich zerschossene Rinne.

Das stinkende Gemisch von blutigen Verbandstoffen,Kleiderfetzen, Leichenteilen und Chlorkalk erfüllteuns mit tiefem Ekel. Kaum waren wir in den Totengra-ben gelangt, da ging es los! Die ganze französischeArtillerie begann schlagartig mit ihrem Feuer. Pau-senlos sausten die Hammerschläge schwerster Kali-ber um uns nieder. Die Hölle von Verdun in höchsterSteigerung.

Um vier Uhr morgens feuerte die französischeÄmllerie mit höchster Feuersteigerung. Mit einemSchlage waren alle deutschen Verbindungen vonvorn nach hinten unterbrochen. Niemand kam mehrdurch.

Wie sollten die Reserven bei einem derartigenSperrfeuer hindurchkommen? Was war aus meinerKompanie geworden? Es war 7 Uhr morgens und kei-ner kam; um 9.30 Uhr sollte der Angriff beginnen. Um7.30 Uhr kamen endlich einige Leute meiner Kompa-nie mit Teilen der Infanterie, die mit uns stürmensollte. Ich erkannte meine Leute nicht wieder! EinUnteroffizier, der Besten einer, meldete mir:,,Es istalles tot!“ In seinen Augen flackerte es furchtbar. Daswar ,,Panik!“

. . . Die Verluste waren teilweise so hoch, daß Ersatz-mannschaften herangezogen werden mußten. Dageschah etwas Unfaßbares! Die schweren Kaliberunserer eigenen Geschütze schossen zu kurz undschossen in die auf engem Raum dicht geballtenMenschenmassen hinein. Die Leute schrien beijedem Einschlag unserer schweren Geschosse wiewahnsinnig auf, es waren keine Soldaten mehr, eswaren Menschen in wilder Verzweiflung. Dazwischentönte der Ruf ,,Gasmasken auf!“ Es war das Gas ausden eigenen Gasgranaten, die zu kurz gingen. DerGrund für diese bedauerliche Erscheinung bei derArtillerie lag in den stark ausgeschossenen Rohren,die bei einer ununterbrochenen Feuertätigkeit vonmehreren Monaten Streuungen aufwiesen, die dasnormale Maß vielfach überschritten.

62-64: Wir Kämpfer im Weltkrieg. Feldzugsbriefe und Kriegstagebücher vonFrontkämpfern aus dem Material des Reichsarchivs Potsdam, zusammenge-stel l t von W. Poerster, Justin-Moser- Verlag München, o.J.

1851 In der ,,Hölle von Verdun“

Alle französischen Verwundeten, die von den PariserBerichterstattern nach den Einzelheiten der Kämpfeum Verdun begierig ausgefragt werden, stimmen mitdem Urteil überein, daß diese Kämpfe an der Maasdas Furchtbarste darstellen, was immer die kühnstePhantasie an Grauenhaftem ersinnen könne. ,,Dereinfache Mann kennzeichnet das, was er erlebt,schlicht als ,,furchtbar“, der andere, der sich gebilde-ter auszudrücken weiß, spricht von ,,Dantes Hölle“. . .

,,Wir hatten uns in einem kleinen Gehölz bei Vaux ein-genistet, als der deutsche Angriff begann. Ein besse-res Versteck wie die Erdfurche, hinterderwir hockten,

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hätten wir uns nicht wählen können. Die Scheinwerferkonnten uns nicht entdecken, und das furchtbareFeuer der deutschen Geschütze hatte unseren Gra-ben wie durch ein Wunder verschont. Gegen 2 Uhrmorgens schwieg das deutsche Feuer. Meine Leutesprachen nicht und vermieden auch jede Bewegung,die ihre Gegenwart hätte verraten können. Ein sol-cher Zwang vollständiger Ruhe entnervt den Men-schen über die Maßen; und auch ich fühlte, daß meineNerven nicht mehr lange widerstehen können. MitAngst und Unruhe harrte ich des Augenblicks, in demauch meine Leute dem Druck erliegen und die Span-nung in einem Geheul erxplodieren würde. . . .

Meine Leute begannen, um sich zur Ruhe zu zwin-gen, die Zähne zusammenzubeißen. Dieses unendli-che Geheimnis, das sich in den Falten der Nacht ver-barg, untergrub Zusehens ihre Nerven. Einige schlos-sen die Augen, andere bissen sich, buchstäblichgesprochen, die Hände blutig. Ich sah auch welche,die sich umarmten und küßten. Wie arg sie unter demZwang, nicht reden zu dürfen, litten, konnte ich ambesten an meiner eigenen Angst ermessen. Ichfühlte, daß dieser Zustand nicht mehr lange dauernkönnte, und plötzlich, bevor ich noch einen Befehlgeben konnte, sprangen meine Leute wie Wahnsin-nige aus dem Graben, um sich heulend wie wildeTiere mit dem Bajonett hinaus und dem deutschenMaschinengewehrfeuer direkt in den Rachen zu wer-fen. In wahnsinniger Erregung brüllte ich: Halt! Halt!und es war ein-wahres Wunder zu nennen, daß dieder Vernunft beraubten Leute noch im letzten Augen-blick stehen blieben und in den Graben zurückkro-chen. Nach dieser explosiven Lösung der Spannungwaren sie ruhiger geworden und befähigt, dembeklemmenden Schweigen der Nacht erneutenWiderstand entgegenzusetzen.

(871 ,,Gott hat es so gewollt“

Tauber- und Frankenbote, Tauberbischofsheimer Tageszeitung vom16.3.1916

Erste Seite des Abschiedsbriefs des Colonel Coquelin de Lisle,Kommandeur der 255. Infanteriebrigade, gefallen am 11. Juli1916 bei Fleuty.

,,Wir waren ausgedörrt vor Durst“Das R. 1. (Regiment d ’ Infanterie) 170, das eben einenAngriff abgeschlagen hat, wird von neuem dreimalhintereinander angegriffen. Der Soldat Lecuell4erzählt hierüber:

,,Wir waren ausgedörrt vor Durst. Überall suchten wirWasser, niemand hatte welches. Ein Granattrichtermit grünem Wasser, das nach Leichen roch, zog unsan, aber die deutschen Maschinengewehre hieltenihn unter Beschuß. Diejenigen, die sich ihm kriechendnäherten, bildeten bald einen Kranz von Leichen umden Trichter. . . Seltsam mutete an, daß Lerchen überdiesem Grauen schwebten, ohne sich um Explosio-nen und Krach zu kümmern. Trillernd schraubten siesich in der Sonne auf und ab.“

Jacques-Henri Lefebvre, L’Enfer de Verdun, Verlag Durassi.4 u. Cie. Paris1 9 6 6

Der Brief wurde nach seinem Tod seiner Frau überge-ben (übersetzt von Fr&d&‘ique Möller):

,,Meine sehr teuere und sehr geliebte Marie,

Gott hat es so gewollt; dieser Brief ist der letzte, denSie von mir lesen werden!

Ich schreibe ihn, nachdem ich den Befehl bekommenhabe, einen Angriff anzuführen, welcher die größtenOpfer mit sich bringen wird - meines insbesondere.

Ich vertraue ihn (den Brief) einem Offizier der 232.(Brigade), Leutnant Ruez, an, der ihn Ihnen überbrin-gen wird, wenn mein Opfer vollbracht sein wird.

Ich gebe gern mein Leben für Frankreich, für dessenGröße ich immer gearbeitet und gelebt habe.

Ich werde als Christ scheiden, nachdem ich meinereligiösen Pflichten’erfüllt habe.“

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,,Ich glaube,ich muß sterben“

Johannes Haas (geb. 1892) war Theo-logiestudent und fiel am 1.6.1916 vorVerdun.

Kriegsbdef gefallener Studenten, hg. v . PhilippWitkop, München 1928, S. 165.

LwB i l d e rvom Schlachtfeld

a) Fort Douaumont zu Beginn derSchlacht. Nur wenige Einschlägedeutscher Granaten liegen aufdem Festungsgelände. Manerkennt deutlich Straßen, Schüt-zengräben, Felder und Häuser

b) Im November 1916 erkennt nurnoch das Fliegerbild die Umrisseder Panzerfeste Douaumont. DieLandschaft ist tausendfach zer-stampft und durchwühlt.

a) bis d): Alle Bilder aus Ettighofer, Paul C: Ver-dun, ’ 1985.

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Cl

4

Aus dem Alltag der Verdun-Schlacht:Französische Reservetruppen beider Rast in einem Hohlweg

Ein erschütterndes Bild kurauf: die Toten nach einemsehen Granatenangriff

‘z dar-deut-

1 B IO 1 Der Krieg im Gedicht B 11 Der Krieg im Roman

MorgueAus dem Laub und rotem Stroh wachsen ihre totan Leiber -BCIumen sich zet&rochana &ina,krampfen sich zersprur~gi~~ Hände.SchrMan zum Mond,Der schaudetit ans Fam@er ~akrtx&t, erblaßt.Ein Stern will dan schwatzen l%Hn @fen,Der dunkel am &xi@? f&ckart,~ndzu~~~~~.Res Postas Sch&ta vordar TürMmmem wie bers&mdes Eiaan das Maater.An den auf ihn d&W@ndan Wodan z&hft er(fahl wie regennass9r Asphait) die Sakunden,Bis ar arklst wird.Fluchen und CMete flattern um ihn har.

Edkf Koppen

Edlef Köppen (18931939) war seit 1914 Soldat und verwei-gerte im September 1918 den weiteren Kriegsdienst, worauf erin eine Irrenanstalt eingewiesen wurde.Der Titel des Gedichts: Morgue = Leichenschauhaus.

Der Dichter und der Krieg. Deutsche Lyrik 1914-1918, hg. v. Thomas Anz undJoseph Vag/, München 1982, S. 124. Das Gedicht war zuerst verOffenflicht inder Wochenschrift DIE AKTION vom 8.7.1916, Sp. 393.

Fritz von Unruh: Opfergang

Ein Dragoner band die Divisionsstabflagge fest:,,Halt, Du Luder!“ Aber ein anderer riß sie im Vorbei-laufen um: ,,Generalstabsoffizier?” ,,Am Dorfaus-gang!“ ,,Was ist los?“ Und Neugierige drängten: ,,DerKommandierende, es geht scharf her im Zimmer.” MitVerwundeten strömten Gerüchte zurück: ,,Französi-sche Artillerie ist verstärkt, wir kommen nicht weiter.“Plötzlich flogen Fenster und Türen auf, Soldaten, Offi-ziere, selbst der Kommandierende stürzten auf dieStraße und blieben starr. An ihnen vorbei, wie eineHöllenvision, jagte von der Kirche her durchs Dorf einRudel tierwilder Gestalten. Abgerissene Menschen-glieder schwangen sie wie Keulen, daß Blutfetzen wir-belten. Des Wahnsinns Gebell deckte bei allen dasZahnfleisch frei. Der General schrie sie an; sie lachtennur wilder; er stieß Leute seiner Stabswache vor:,,Haltet sie auf! Unerhört! Unerhört!“ Aber ehe einersie packten konnte, waren sie schon den Abhanghinab und verschwunden. Aller Pupillen waren großund öde, als sei die Erde vor ihnen geborsten und eingähnendes Nichts risse sein Maul auf, sie zu ver-schlingen. ,,Woher kommen die Kerle?” ,,Aus der

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Schlacht, Euer Exzellenz.“ ,,Unerhört! Unerhört!“ DerGeneral wollte gehen, da hielt ihn der Divisionär auf:,,Exzellenz, wenn keine Reserven eintreffen, kann ichdie Linie nicht halten.“ ,,Es kommen keine!“ - DerDivisionär wischte sich mit dem Finger im Auge undschwieg.

. ,,Ist das Ihr letztes Wort, Exzellenz? Es gibt keineReserven?” ,,Gar keine Rede!“ ,,Aber es sind dreineue feindliche Korps im Douaumontabschnittgemeldet! Unsere Leute stehen den fünften Tagununterbrochen im Angriff.“ - Da flüsterte der Kom-mandierende plötzlich, kopfwackelnd und verzweifelt:,,Ich kriege keine! Der Chef des Feldheeres gibt mirkeine! Nichts! Gar nichts! Machen Sie, was Sie wol-len! ich habe keinen Mann zu vergeben.“ Der Divisio-när sah seinen Generalstabsoffizier an; der zuckte dieAchseln. Das Feuer in den Wäldern wurde lauter,näher.

Fritz von Unruh, Opfergang. Studienausgabe mit einem Vorwort von KasimirEdschmid, Frankfurt 1966, S. 135 f 37

Hinweis: Vergleichbare Schilderungen der Kriegswirklichkeit,allerdings nicht am Beispiel Verduns, finden sich bei ErichMaria Remarque, Im Westen nichts Neues, Ullstein Taschen-buch Nr. 56, S. 51-53

1 B 13 1 Französische Ortschaften um Verdun versinken

Name der Gemeinde Häuser Häuserzerstört 1914 1914

Einwohnerzahl1918 1970

Beaumont*)BellevilleBethelainvilleBethincourtBezonvaux*)

Bras-sur-MeuseChampneuvilleCharnyChattancourtCumi&es*)Douaumont*)Fleury-dt.-Douaumont*)From&evilleHaumont p. Samogneux*)Louvemont*)MarreMontz&illeOrnes*)SamogneuxThiervilleVacherauvilleVaux-dt.-Damloup

78376

93150

63114102124115

68

92146

56

85151282

68276

9 190

78 185396 2631137 338150 38463 149

114 362102 256124 449115 321

68 20552 28892 334

146 66056 1 3 176 18393 302

154 440282 718

68 173276 1203

9 1 26990 287

- -- 3408- 182- 58- -- 105- 97- 289- 182- 7- 12- 5- 249- -- -- 141- 165

-- 58- 2456

133- 8

2754 2829 10337 - 7561

*) zerstörte Gemeinden, die nicht wieder aufgebaut wurden.Die Differenz von 75 Häusern erklärt sich wie folgt: 74 Häuser schwer beschädigt und reparierbar. 7 Haus unbeschädigt. Bei diesenZahlen ist zu bedenken, daß Belleville und Thierville als Vororte von Verdun nach dem II. Weltkrieg außerordentlich stark besiedeltwurden. Es ergeben sich abzüglich dieser beiden Orte für die restlichen Gemeinden folgende Zahlen:1914 = 6503 EW, 1970 = 1697 EW.Aufstellung der Einwohnerzahlen und Zerstörungen von Canton Chamy und Varennes-en-Argonne; aus: ,,Statistique par commone des d&tructions d’immeubles.Resultat de faits de guerre. DBpartement de /a Meuse”.

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B 14 Der Soldat von Verdun

V OICI LE SOLDAT DE VERDUN au plus profond d eaa detresse. Aveugle par lse gaz, il va, ler bras tendur;

mais Ia boue qui emplit 1s boyau retarde sa marche.Dieu veuille qu’il rencontre un Samaritain moins bless6 qualui , pour le guider jusqu’i Ia lo inta inc ambulante ! S id’aventure il ecbappe aux rafalea meurtrieree, non calvaireIe conduira B l’hopitnl pour Ia derniere Station du Sacrifice.Lcs yeux et les poumons brtiles, i l est condamnb B u n emort diffdree... Ainsi perirent, B Verdun et ailleura, tantde pauvree hommer qui ne connurent, de leur Victoin,

qu’un infernal tourment.

(DAS IST DER SOLDAT VON VERDUN, in seiner tiefsten Not.Erblindet durch Gas, geht er, die Arme ausgestreckt; aber derSchlamm, der den Schützengraben anfüllt, verlangsamt seinVorwärtskommen. Gott helfe ihm, einem Samariter zu begeg-nen, der weniger verletzt ist als er, um ihn zu einer entferntenAmbulanz zu führen! Wenn er das Glück hat, den tödlichenMaschinengewehrsalven zu entkommen, wird ihn sein Lei-densweg zum Hospital führen als letzte Station seines Opfer-gangs. Mit den verbrannten Augen und Lungen ist er zu einemqualvollen Sterben verurteilt... So werden sie zugrundegehen,in Verdun und anderswo, so viele arme Männer, die von ihremSieg nichts als eine höllische Qual gekannt haben.) [Übersetztvon Frederique Möller]

Jacques-Henri Lefebvre, L’Enfer de Verdun, Verlag Durassi@ u. Cie, Paris1966, S. 15

1 B 15 1 Schlachtfeld

Zeichnung: Ludwig Meidner. Aus: Die Akiion, Nr. 516 vom 30.7.1915, S. 58

1 B 16 1 Mondlandschaft

Vorrückende Soldaten in der ,,Hölle von Verdun“

Bild: Ossuaire de Douaumont / SPADEM

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B 17 Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg

a ) Französischer Nationalfriedhof Douaumont mit Gebeinhaus (angelegt 1920- 1932)

b ) Deutscher Soldatenfriedhof Ville-devant-Chaumont (angelegt von deutschen Truppen während des 1. Weltkrieges, späterdurch Frankreich vergrößert. Hergerichtet 1972 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. 1766 Gräber.) Die Steleim Vordergrund ist das Grabmal eines jüdischen Soldaten des deutschen Heeres.

Bilder: Fotoarchiv des Volksbundes Deutsche Kriesgräberfürsorge, Kasse/

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C l - C 2 3Die Kriegswirklichkeitin der Heimat

LEUStimmung bei Kriegsausbruch

#Itde :JBlcnn eB aurn dfriegc Kommen folI, bdrt f e b e

@art et a u f . %iNc fl101 nur uocb b 6 n t 1 da eIB r i t b e r. an. ~rieBenE+aelten Out ml4 @crr btetlnc ober bte anbere !ßartct 0 a Q e Q r t f f e n, bal

aan~sm &erAea.

rl ficgret4 att# bem $?ampf“rben mtt rinem

SubeI4 tue ia IBerlln berum@-

Anmerkung: Die Unterstreichungen in den Originaltexten rühren vonspäterer Bearbeitung her.

.

Wertheimer Zeitung, 4.8.7914

l c2 I

Appelle an die Opferbereitschafta) Hindenburg zur Kriegsanleihe

@r RtiegcSanleilje liegt beute ein ‘Bott @inbenburglPot, bapl totr unferen !i?efern in feinen eigenen GdjrifQiigena n biejer 6teUe wr 9hgen fiifpen. IDer ~eIbmar~djd.lfugt:

Gin Blann, her fitfj iohfjen 9Infprudj auf bie QanT*6arfeit unb bas hertrauen bei beu$ijen !BoIfcs3 ermorbenbat mte unfer @inben6urg, barf niet oergebenc3 gefpro4enGaben. aeber Beutfdje mufj ie$t baol beine tun, bag bteArmartung be8 groben @lbt)errn lidj erfiIIIt.

Tauber- und Frankenbote, 23.9.1916

b) Kriegsanleihe als ,,sicherste Kapitalanlage“?

WbcIPI@n, 11. !DMq. IB. 8. an bet geftern Ubenbfm 8tat~au&[aaI abge@tItenen !fJerfammlung gab gjerr

-$tabt@fqrrer &&.6er behbrenben Qluffd~Iuf~ Ubcr b i elebt aur getdjnung aufllegenbe 4 Rtte @anIei e Un-.+iere &ettibe 6auten WanntItdj t@re b ege@offnungenauf bret @Itine auf. .@trn @en glaubten fte ba#‘SDeut~TdjeBtetd) bu* itpe llebeqai-$ an Golbaten berntd)tenpt tßnnen. Btefen arrtum fdjen fte baIb ein unb

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fiIau6en Un8 nun burdj böllifie 9IbfdjIit!@Ifi aIIer GlittfuFjr au8Ipngern gu lildnen, ba$ iIpen aber e6enfDboentfi gelingen bikfte. SDa 6elanntIicf, baB RriefifiiIpenbie1 (Setb roftet, fo fe&en Unfete @einbe ifire 4et)teQoffsnung barauf, bag un$ !&utl@en mit ber l?iinge 4wrBelt’ ba8 ntUifie @Mb ouBgeI)en hwrbe. 2Iber audj $lerinfoIIen unb kuefben fIe eine grofje hntiiufdjung erleben,benn jeher fpine bäterIt@e rpfIi@t erfUIIt unb fidj anber :8ei@nunfi &ur bierten jftfeg&anIeiI)e nadj feinemWhnen 6eteiIifit unb bir aua bierSmaI W!ber%inenfiIhaenben finanaieIIen Weg ortihnen u n b baburd)bem lReidje bie !lRitteI tn,bte ganb @en, aur entgiEtigen ?RieberhrerGg-%er Eeinbe. gubem ift eB biefi@erfte Ra.@itaIanIage, benn ball ganae Beutfee Itteidjblirfit bafiir.

Taubar- und Frankenbote, 14.3.1916

c) Patriotische und christliche Ermahnungen

3ur Rriegslage.14. Ge#tem&r.

Wr fteFn auf bem SjiiIjeWnU ber RrtefiGereigntffeWntritt her fitr bie RriefiftiIjrunfi immer unfiih

oxrbenben ~itterungeber@iIiCtniffe. . , ,f-Y-1

abgeben PUen.8131e

bte nur opfern, bei1 e0 bem 8aterIanbe giIt, täntbfenunb [eiben unb fterben. E9ir Beutfd)e nennen untl ein$jrpfp%t%~M. 3ft e@ ChriRItdh, h>enn mir in o6er=fIädjIidjem OIau6en bieIIetdjf;im QqoißmM einer angfy- --” ..---5----Ctre6ten_^o~tfiefo~ltg~~l~~~o~g~~~~~~~~~~-

.~a~en_~o~~~n,_berfafi~~-~~-~4~t? Ba6 IIBort:Oebet. be(nt-aiktL l&!5&MAiSt4‘-VUQUtiOotteP1 ’ t+--

e$ fiirt&ix u118 dl.e, WfI eG un8 maQnt-b e m atedanbe in ber Rot BeiaufteQen. Dir @ebeIn anxrtjcrewn-&enen @ottotYJg[auben koenn ibir une i n-_ --.L-~--~-biefer S3uttbe ber $htjf!en Ge@@- ber ßrfitIIiq ber__ .___ - ._- =--_ -un9 auferlegten @fIiQt~n ent&ie@en. Beräd)tIid) borfi@ feI6er, luer in foldjem PIugen6Iibnidjt bermag, nibjtnur aIB Beutfcfjer au f!kDIen, fonberdaudj au Fjanbeh.Eger bermti@t’e ba Ikhtfitifi an @etft, niebrig anOeftnnunfi au fein?

Tauber- und Frankenbote, 169.1916

d) Kinder, Schüler und Bauern im Zeichen derAnleihe

iftörigljeitn, 3.Unter bem %rauetgeIäute fiirBeljrer am %y!Itjaufe Suf unb ab. 60 1ommt her tletne,4jäljtifie aofef Rappier auf iIyt, giebt bie &upe begenb06 unb fagt : ,,tBufeq Zag, @sr EeTjrer, i@ bat! oudj100 9JlorE deidjnen.” ,,Go tft’6 redjt”, fa ie ber Zebrer,,,ie@ ger)ft bu kirn unb fafift, ber Bater to e r bte Yhterfoa(en auf ein %Iott !J.hpier f@eiberi, bah bu 100 modaeidjnen barfft.’ 6cQteCl fprang ber Rleine nadj ,@aaleuub aIPl6aIb ?am bie Mjjmuttet unb beitätigte bie QIuS*

fuge @res Ueinett aofef. - Sie Gd$iIeraei@nung mädjfiaufet)enbB.

,,“~~mb*@t, 3. Oft. (Rrie isattIei@e). bei her 5.Rrieg&tnIei!je knde in -Ei%?-ben iimmefuben Qunbs#im u n b Gteinba@ unb b e n baaugehßrifien Wen63 000 9JZari gqtddjnet. 9In btefgr 45umme tft bie IBnbl.Shebitiaffe SjunbIjeim-eteinbadj urIt 20000 SRarf be.teiligt.

Tauber- und Frankenbote, 4.10.1916

l-2zL-lNachrichten von der Front:Auszeichnungen, Gefallene, Vermißte

seine SöaigIidbr bobcit her @rokfQcrbogmn CS i da unter bem 7. @6rt10c 1916 gtibigft Qehw*en gefunben, 6en8 GanitZtWnteroffiaier SwI WdjItr,bfm Unteroffiaier 5@eobor $erdofl unb bem Befreiten%boIf Rofer bei her Qebirg!3hwtena6teiIwng St. 8, fo.mie

Oent @efreiten !ä!tia &i4 bei ixr Ieieten IDzani*tionkQdonne her Be6irg3Fanonen2Battcrie ‘Sr. 9 biefilberne ?&rbicnftmrbdIt am banbe her ?lWitiitifdjcn8arI ~ebridp!8erbienftmcbaillr au berIei$en.

Karlsruher Zeitung, 25.2.1916

Unterbalbach, 27. Okt. Unteroffizier Joseph Güntererhielt im Sommer v. Js. die silberne Verdienstme-daille und nun wurde er auch für seine Tapferkeit vordem Feinde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausge-zeichnet. Im September 1914 wurde er von einerfran-zösischen Kugel verwundet, lag längere Zeit in Karls-ruhe, von wo er wiederum gegen den Feind auszog.Er dient jetzt schon 3 Jahre dem Vaterlande.

Pülfringen, 27. Okt. Schon länger als ein Jahr ist inhiesiger Gemeinde kein Soldat mehr im Krieg gefal-len; gestern traf die Trauernachricht ein, daß unserSchäfer Alois Kleißner, Unteroffz., infolge eines Gra-natschusses den Heldentod gestorben ist. Die ganzeGemeinde, der er als Schäfer gute Dienste geleistethat, bedauert seinen Tod. Besonders schmerzlich istaber seine Frau und hochbetagte Mutter betroffen,die an ihm ihren Ernährer verloren haben. Er ruhe inFrieden!

Brehmen, 27. Oktbr. Wohl kaum eine Gemeinde derUmgegend wurde in letzten Wochen so schwer heim-gesucht als die hiesige; zum 4. mal läuteten seit kur-zem die Trauerglocken; Josef Reinhard, 21 Jahre alt,ist infolge eines Kopfschusses den Heldentod gestor-ben. Allgemeines Mitleid wendet sich ihm zu; denn mitihm ist ein fleißiger, sparsamer junger Mann gestor-ben. Seit derselben Zeit sind seine beiden Kamera-den von hier: Weber und Weißschädel vermißt; mögeden besorgten Elter? bald eine tröstliche Nachrichtzugehen.

Tauber- und Frankenbote, 2810.1916

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1 C 4 1 Telegramm in die Heimat

Aus dem Felde 218F. F. Magdalene BaumannDörlesberg bei WerfheimMusketier VinzensBaumann heute verstorbenBeerdigung Friedhof Duna - Maaß 5.8.1917Feldlazarett 168

(Dun an der Maas liegt ca.30 km. nordwestOch vonVerdun. Auf dem deut-sehen Soldatenfriedhofdort ruhen 1684 Gefal-lene.)

Das Originaltelegramm stellte Oberlehrer Gerhard Steubner, Werlheim-tMrler-berg, zur Verfügung.

C 5 Beerdigung eines Soldaten imHeimatdorf

[S] ~lmfpaa, 12. Wiq. %rn lebten @eitag mmbeeh meitere3 RriegSopf~r auol her $iepQen @emefhbe

par auf bem fjiqigen 3rieb,$ofe Bur Ie$teh !lju>ebeft&tet. @S ift biekr? her !&mb~turmmann, Skttbrtirttunb 4. Bt 9Jlelner Dartut @roIb, mkId)er burdj efhen~ngI~cUi~en gaU im 5eIbe eine tiidifdje Smgenfrnn~~eitjic$ guggogen, ber er nod) tänQer+?m&ibenam 8. b. im 5&a=rett au Ba&!rbf~djofl@eim Prhgen ift. sie ~~e~btQu?Qbe5jeI6fn, ber auSer bem fjiefigen nur@ ber ?JJhhtaraeretn&?#nfeIb beituoIpte l unb. art mehijer pdj bie panae @esrnefnbe betetiigte, orfoIQte imtvr ben iiblidjen mtIitäriidjenEIyenbe~euQunQen. Wadjbem Dorn biefigen r112iIitiiraeteinbutdj Qerrn Wegmann mit entfprea)enber mibmung e{nBrand nieberQeIeQt morben, fjieIt ~odp. ?Bitar $jethQeiue tiefergreifefibe ‘SInjpxidje unter @QrunbeIeQunQ ber‘Barte her $1. Gdpift : ,,!$$ Ijdbe einen guten Rampf Qe=E-impft, ben Bauf uoUenbrt, mofilr mir bie Rrone hegemigen Liebeng 6interIeQt ip.” Ser Illerftorbene -ftanb imheften manne5aIter aon 39 3aIpen unb IjinterIäfit eine%%tme mit einem a*/, 3agre alten Rinbe. %WQe ber Gebe@ott Fe tröiten unb iIp bie Raft oerIei$en, biejen joWen %erIuft mit &buLb unb Ergebung in feinen $1.unerforfd$idjen Wkn p trogm.

Tauber- und Frankenbote, 14.3.1916

r1 Angehörige suchen GräberC 6

Ludwigsburg, 4. Febr. 1935Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge e.V.Bezirksgruppe Württemberg

Herrn Rob. Rudolph Schwäb. GmündBetrifft: Musketier Franz RudolphVom Zentralnachweisamt erhielten wir heutefolgende Mitteilung: eine namentliche Grab-meldung über Musketier Franz Rudolph 8.1R.JR.247., gefallen am 24.3.1918; ist in denfranzösischen Gräberlisten nicht enthalten. Dieunbekannten Toten aus der Gegend Roquignysind nach dem endgültigen Friedhof Rancourt,Departement Somme, umgebettet worden.

Wir bedauern sehr, Ihnen keinen genauerenBescheid zukommen lassen zu können.

Mit deutschem GrußHeil Hitler!

WinkeGeschäftsführer

Abschrift aus den Unterlagen der Familien pflug/Rudolph

ZiHebteI %obe2bn&eigen fjab& Vfjon bie BeftungengefiiIIt, fettbern her große, Krieg in Europa einge3ogert!Qebe efyefne ift eiu ~eIbenbenCnM1 in grober 8eit.Gfe eqätjIt bon $eIbenrufjm unb @eIbengrab.

Blut quiIIt au2 jober BeiIe, bie ben 2ob efne2neuen @eiben Iünbet, bunfIe2 menfa)enbIut. Ba2 Nutlainbet fidj 311 einem QorbcerCrön&Iein um jeben @eGbennaktwn. 5btin Ieudjten taeiße Rö2Iefn u n b %ergifi=meinntdjt, OfebeiSgaben trauernber $jetaen fm GeimatsIanb. lhb rotgeheinte %ugen neben bie Sobehelbungin ber geitung mft ljeffien Mfnen.

?.Bifrt iljr, miebiel gmeiei’a au2 foICq einer ein+gfgen Zobeolanaeige fdjIu&t? SLjr kofffet epI nidjt aIIe!3fjr beadjtet e2 nidjt! %Jifit @r, beIdje Wer, toeldje?DWjfaI, IueIdje ISobeBnot au$ fol@‘einer eiqtgen 9.haefge batiren? EIie bieh Mffen unb 6eacfjten e$ niet!mifit tfp, taiebiel !Fjoffnungen foIdj eine ein&tge Irin=aeige Intbt, laiebfel bIii$enber ~tiaIiPlmu(d o f t ah&fdjen biefen f@uaqen Trauerrad begraben liegt?%fj, bfele Iefen barüber tieg! ?JHcf# oft an!3 biifem%GI:Ien pu2 mangel an !XadjbenUfa)teft tm $iaften be2rafdjen !GebenG.

Sauert ber Cfeg fdjon fo lange? aft er fdjon@e:~&utjn@!t gemorben,? Sfittgft ftanb in e i n e m grofjettbeu.tf@ert BI& @rang. Btg., %benbbLtt bom 14.(Sept. 1916) ba2 Ijarte, ?aIte Zhu!t bam ,,Eiltag be2Rriegel” unb baß au$ btefe2 ungefjeuere Weben bemCXjhffuI, attr Betaof)nf)eft eu herben, nidjt entgehen”Itlnne.

Unb um bie Sobe2an3efge efne2 tapferen, treuenJOelben @rItdjterfert in ,,mobernen” BIättetn bfeIfa@beleibigenb b u n t e r ‘Sank Bergnifgen, @enufi, 8erlftreuung, fetdjte Iei$jte lInterIjaItung unb ~~Ifmmcre2

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grinfen unb ladjen in2 bunfle Blut unb fn ba2 rote!Zor6eerkängIein, ba8 fidj unn beS @eIbett papierene2S3)enhaI fdjhgt. JPino sunb fonftige Bergniigung2onSaeigen, b i e ntdjt oljnen Iaffen, bafi her fur$tbarfteWeg ber fBeltgef@id#e an SDeutfOIanb2 Seren riittelt,umbrängen bie fdjlidjte, QeJjre Runbe, bag lafeber einerbon un2 fein Blut fiir bie Qeimat ijingegeben. Urigelbetene (Säfte! 59auert ber Krieg fdjon fo lange?

Aus dem Leitartikel aus Tauber- und Frankenbote. 5.10.1916

Illuf bem SeIbe her (Ebte finit gefallen:um 14 Scbruat 19iG: Rack &aaf, &uptIe5rer

an her Bolf2ldpIe in @og~@iic, 9f. CSiifingen, X?eut-tutnt ber ‘Jteferbr

Todesanzeigen von Gefallenen des Ersten Weltkrieges

KarfsruherZeitung, 5.3.1916, S. 1 (oben), /pf- und Jagst-Zeitung, 13.61916

1 C 8 1 Fliegerangriff auf Karlsruhe

(,,Zur Vergeltung für die Bewerfung der offinen Städte Bar IeDue und Lun&ille durch die Deutschen“ - so der amtlichefranzösische Heeresbericht; Tauber- und Frankenbote,26.6.1916)

l 0. auf bem RacK2wher %eftblaS. h?oQagenbed2 Ziermu bies. awfaefd%mn hatk@&e

fdjhgen einaelne bomben ein. De Wmmften FGGbee-tungenöBFE$fd~ti~n~ in ber %älje be2 SeftpIa&2unter ben fuüq nodj fo friibIi&en, idjitlblofen SYinbern an.

-im bie fran&$f&en $Weger nadj einer BiecteIftunbemiebec beckhtuanben. formten fie fich be2 tcauCiot?n @r-

unter ben -fd)reb%d) be#iimmeIten seid& umher,,um ihre geföfefen k3iebIinge au Wjen. Brei EWenbehaben tjatte eine bon ihnen bechen; eine anbere, bie913ittve eine2 gefaknen 9rieger2, i$ren einaioen Wm,GoIbafen ferbft, bie brauten im selbe Rin Gdcden be2Qampfel erfdjiitterte, 6etannfen, bafi i$nen nie wboc fo8urdjtbaw2 bor %ugen OcfOmmen fei.

Karlsruher Zeitung, 5.7.19 16

C 9 1 Plastische Darstellung

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Karlsruher Zeitung, 17.10.1916

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Situationsbericht aus einem Dorf

Q Iridjd~~eia, 1. !JJWj. Bon nnferer Wnetnbefter)en gegenloärtig 134 marin an Lw gront; 63 !QIaftnfinb Ijtnter b e r gront, im Qtappew L!aaaretts unbBarni!oSbienp tätig. aeber @oIbat erIjäIt eine rei&We Uebei5gabe bon ber Oemeinbe unb baau einen%nteilf@ein wr &ieg&berfidjerung. Sertounbet laasren bi@ jebt 25 %Qann. Seeriet man bie aulgetoansberten baw, fo biirfte glefdjoI&im etma 250 9Jtannwm Qeere ftellen. Qine grobe’ %Iut~thter reiftet bieIanbWrtf@aftIi*e 8eböIFerung. Pro@ her groben Bildenin ben Betrieben unb BarnUten Wrb fteubig aIIe 9.hbeit geIeWet, unb ntandjer junge burfdje tiartet nod,auf bie Qinberufung. !@ir finb nodj niet am Qnbeunferer ‘%eferben. @in großer birtfdjaftIi@er %ortetIffir unfere Brauen h&e je$t Qier etne ?BafferIeitunQunb .bte eIertrifee Rraft. Ber Brtebe hoirb uns? betbe*

Bor e h i g e n zagen erWeIt W tbeoI-

Tauber- und Frankenbote, 3.3.1916

C 11 Die Lage des badischenArbeitsmarkts im Juni 1916

Am stärksten ist der Rückgang der Arbeitsuchendenin der männlichen Abteilung, vornehmlich wohl eineFolge weiterer Einberufungen zum Heeresdienst,sowie von Arbeitsbeschränkungen infolge gesetzli-cher Bestimmungen, z.B. im Nahrungsmittelge-werbe. Es kommen in der männlichen Abteilung auf100 offene Stellen nur mehr 88 Stellensuchendegegen 98 im Mai d. J. und 96 im Juni 1915. Auch dieweibliche Abteilung zeigt einen, wenn auch nicht soerheblichen Rückgang. Immerhin kommen hier auf100 verlangte Arbeitskräfte noch 130 Arbeitsuchendegegen 136 bezw. 138 in den Vergleichsmonaten.

Im ganzen betrug bei den 19 badischen Verbandsan-stalten im Juni 1916 die Zahl der

männl. weibl. zus.verlangten Arbeitskräfte (off. Stellen)

6571 5052 11 623Arbeitsuchenden . . . . . . 5784 6555 12 339eingestellten Personen (vermitt. Stellen)

3597 3599 7 196

Es kamen sonach auf je 100 offene Stellen für männ-liche und weibliche Personen 88,0 bzw. 129,8Arbeitsuchende; von je 100 männlichen und weibli-chen Arbeitsuchenden wurden 62,2 bzw. 54,9 einge-stellt, und von je 100 offenen Stellen für männlicheund weibliche Personen wurden 54,7 bezw. 71,2durch die Verbandsanstalten besetzt Von den Arbeit-suchenden bezeichneten sich 40 von Hundert als zur-zeit arbeitslos...

Karlsruher Zeitung, 6.8.1916

C 12 Aufruf an die BauernEine Mahnung an die Landwirte erlassen die badi-sehen landwirtschaftlichen Genossenschaften,indem sie schreiben: ,,Mitglieder, Landwirte! liefertalle äußerst entbehrliche Eier und Butter an die injeder Gemeinde bekannte Sammelstelle ab. Genos-senschaften, unterstützt in dieser ernsten, eisernenZeit die notwendigen Regierungsmaßregeln, helft mitzum Durchhalten, liefert Vieh, besonders Schweine,Obst, Gemüse, Kartoffeln, Heu und Stroh ab. Schließtgegen Lieferung von billigem Maisbrot Schweine-mastverträge mit der Landwirtschaftskammer ab.Das Vaterland wird Euch lohnen!“

Karlsruher Zeitung, 9.7.1916

1 C 13 1 Durchhalteappell von 1916Stete muß unier BoIt fidj bar Uugen Ijdten ,hIdpgragen jebt entfdjteben tierben. C% gilt ,aIIee augeben, Eiebe, tBeIb unb Straft unb Nut. %iQIe ?J’ter;ben unb OebuIb giIt 08 &U bekoafirev ünb-jene eiFFneSa@ferleit, bte urti 618 je$t auBgegetdjnet bat. m?BoII MI. IIIerbingB toi11 e0 bie anbere @eW$r I)asSen, bafi aIIe$ getan totrb unb alle 9JIitteI hur QInbewbung fommen, bte in baB @er8 uniere8 Qauptgegeneretrcffcn. 6djOn einmal ijinQ eine &taftIOpI# über Qng:Ianb, burd) RapoIeon in ben Satiren 1800 bi(s 1804;bamaL3 i0uang napoIeon QngIanb aum IRa4geben. @nlfef? banl beutfdjet Gentfmentalttät engWer Rrteggie ermtigItdjt herben, aud, bie Ieeten Weutralen ki tber

uni in ben Bam*f gu @Ijen?!Hudj bae ift eine 2äufdjung. ?lRit !RitterIitiTe&t-Rn&

~e~~~[~~bem_~~j?e~~~t~irnppnie~~~ &[t.cS&ra@e ift bcr Bau[tfdjIag ghirdjen bie 9Iugett. IID.@.__- r-p.-^-

Tauber- undFrankenbote, 13.9.1916

1 C 14 ) Der Kaiser als VorbildSic 5Mw@twi(t bei) %~tW~ctt diaifcrB.

83 u ba@e ft, 24. Dtt. lIeber bie !&.ben&oeiie hegBeutfeen Raifer& kuiiIjrunb beB Rriegee meIbet her Be:rid#erftatter bee ,,Illubapefter SjirIap” au& bem beut:j4en Qau$tquartier: Set gawe %ag Be& Raifed berr

ftreiQt in ernfter Wbeit. &r erlebigt 9IEten ober BartBeri@e fetner %Rini[ter an. %ue erI$iIt er bi4 @eiua)eher IBunbdfürrten unb Gtaatgmänner unb ber miIitCsfdjen !ßerfanIi@Eeiten her BunbeBftaaten. $unEt 1 2ItDr em#fängt er tägIi@ $$nbenburg unb hbenborff ingerneinfamer ?Hubien&. Bte burdj ba6 Qau@tquartier&teIpben %ru$pen miIjjen bort imnwr QaIt madjen.

Ber Raifer Iägt fie %ebue Paffieren unb rietet begei=fterte Wtfpra4en an fie. Erauen bilrfen $i@ im Qaupkquartier nidjt aufIjaIten. ßtig fidj feine 8amiIie nidjtbet iQm aufIjaIten barf, bebeutet fiir ben Raifer eheauberorbentIidje &Ib~tiiberhutnbung. ßodj IjäIt er.oudjfidj gu aIIem berpfh$tet ,tiag er bOn feinen GDIbotenforbert. Wodjmttto~(S @if@en 3 unb 4 llljr fpaaiert berSaiier in begteitung ober 0IIein in bem groben <pnrrtw? CtanborteK Gein QIeußere4 madjt ben Qinbrud ei.ne8 QtingIingB mit grauen Qaaren. %kt Slaifer iit insfolge ber RriegBrop JdjIanE ghuxben. Zl@ er $äItIn ber %Joa)e, gleis) ben Librigeu Qerren im beuthbenQauptquartier, b i e r fIetf&Iofe aase.

Tauber- und Frankenbote, 27. IO. 1916

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[ C 15 1 Mangel an Rohstoffen

Beschlagnahme und Bestandserhebung der Fahr-radbereifungen (Einschränkung des Fahrradver-kehrs) betr. Zum Vollzug der Bekanntmachung desKgl. steilvertretenden Generalkommandos des XIV.Armeekorps vom 12. Juli 1916 Nr. V.I. 354/6. 16.K.R.A. (Staatsanzeiger Nr. 188) wird bestimmt, daßzuständig zur Erteilung der Erlaubnis zur weiterenBenützung der Fahrradbereifung (5 4, 5 5 Abs. 2 derBekanntmachung) die Bezirksämter sind. DieAnträge können durch Vermittelung des Bürgermei-steramts (Ortspolizeibehörde) des Wohnorts desAntragstellers eingereicht werden. Bei den Bürger-meisterämtern sind Vordrucke für diese Anträgesowie für die Meldescheine zur Anmeldung derjeni-gen Fahrradbereifurigen zu erhalten, welche nichtweiter benützt werden dürfen.

Karhdter Zeitung, 14.7.1976

piq ,,Gold in die Bank“

Gold in die Bank,Schwert in die Hand,Hand an den Pflug,Gut und Blut fürs Vaterland!

Tauber- und Frankenbote, 3.10.1916

Der Staat nimmt Goldsachen (Uhr- und Lorgnonketten) an undvergütet den Goldwert, um den Goldbestand der Reichsbankzu erhöhen. Um denjenien Patrioten, die sich im Interesse desStaates von ihren Goldsachen trennen, einen Ersatz zu schaf-fen, hat der Bundesrat beschlossen, den betreffenden Perso-nen eiserne Ketten gegen Zahlung von 230 Mark für das Stückzur Verfügung zu stellen. Die Verkaufsstellen in Berlin werdenerst Mitte Oktober eröffnet.

Tauber- und Frankenbote, 12.10.1916

1 C 17 1 Gegen das ,,Hamstern“ [ C 19 1 Schwarzmarkt

Bis jetzt war der deutsche Kaffeemarkt, und zwarsowohl die Einfuhr wie der Inlandshandel, von allengesetzgeberischen Eingriffen freigeblieben. Diese

völlig freie Entwicklung des Kaffeehandels hatte dieEinfuhr von Kaffee nach Deutschland erheblichgesteigert und dabei den deutschen Konsumenteneinen verhältnismäßig billigen gerösteten Kaffeegesichert. Inzwischen traten nun aber in allen neutra-len Ländern ganz erhebliche Preissteigerungen fürRohkaffee ein, und im Laufe des Februar und Märzhaben die sämtlichen, für die KaffeeversorgungDeutschlands in Frage kommenden Länder, Norwe-gen, Schweden, Dänemark und Holland Ausfuhrver-bote für Kaffee erlassen. In Holland ist auch noch einTeeausfuhrverbot hinzugekommen (vom 27. März d.J.). Dadurch mußte eine völlige Wandlung unsererKaffeepolitik bedingt sein: es handelte sich um Siche-rung aller vorhandenen Vorräte, insbesondere für denBedarf des Heers und der Flotte, und bei dem zuerwartenden völligen Aufhören der Einfuhr um Schaf-fung von Ersatzmitteln.

Auf Grund der Bestandsaufnahme für Kaffee vonAnfang Januar und unter Berücksichtigung der inzwi-schen für den Heeresbedarf in Anspruch genomme-nen Vorräte, insbesondere aber auch derjenigenMengen, die zweifellos von Gemeinden wie von Pri-vaten, und zwar in recht erheblichem Umfange ,,ein-gehamstert“ worden sind, muß man zurzeit inDeutschland einen Bestand von Kaffee im freien Ver-kehr in Höhe von etwa 350 000 Sack (zu 60 Kilo-gramm) annehmen. Das würde nach Maßgabe desbisherigen Verbrauchs für etwa 1 1/2 Monate ausrei-chen, während Heer und Marine zurzeit noch auf Iän-gere Zeit (etwa 4 Monate) eingedeckt sind. Unter die-sen Umständen erschien es notwendig, eine Bewirt-schaftung der gesamten Kaffeebestände in Deutsch-land durch das Reich eintreten zu lassen. Die ange-ordnete Beschlagnahme erstreckt sich auf alleBestände.

KarlsruherZeitung 8.4.1916

1 C 18 1 Kartoffelmangel

Von zuständiger Stelle geht uns folgender Aufruf zu:Landwirte versündigt Euch nicht an Euern Mitmen-schen! Wer Kartoffeln, die als Speisekartoffeln ver-wendbar sind, an Tiere verfüttert, begeht ein schwe-res Unrecht und macht sich strafbar. Pflicht jedes Ein-zelnen ist es, alle entbehrlichen Lebensmittel zurAblieferung zu bringen. Erinnert Säumige an ihrePflicht, damit das Vaterland in dieser schweren Zeitdurchhalten kann. Wir wollen unserer Brüder, die inder Front stehen, würdig bleiben und den Erfolg ihrerWaffen sichern durch verständige, treue Hilfe in derHeimat.

Tauber- und Frankenbote, 10.7 1.1916

Das Bad. Landwirtschaftliche Genossenschaftsblattgibt ein energisches Mittel an, um Personen fernzu-halten, die Sonntags und Werktags die Landleuteauf-

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suchen und diesen Butter und Eier zu viel höherenPreisen, wie die Höchstpreise sind, abschwätzen undso die richtige Regelung der Zuteilung von Butter undEier unmöglich machen. Landwirte, schreibt dasLandw. Blatt, wir fordern Euch dringend auf, diesemunreellen Hamstern ein Ende zu bereiten; weiset jedePerson, mag sie einem Stande angehören, welchemsie wolle, mit dem Prügel vom Hofe. Außerdem sindsolche Personen sofort beim Bürgermeisteramtanzuzeigen.

Tauber-undFrankenbote, 10.11.1916

1 C 20 1 Das Kartoffelbrot

@egertiiber blättermeIbnngen, Baff bie ‘Biebereinftifjrungeines reinen Soggenbrote in ‘2Wfid)t pelle, ioirb in ben,,!UXtteitungert au$ b e m Rrieg~ernäljrung&unte” feitje:fieUt, bafj her $artoffel$$@ bleibt. QS tjabe fi@ mdj014 pedmäb!g ermieick ifpt in IZUegfaU au bringen.

Tauber- und Frankenbote, 1310.1916

1 C 21 ( Der Rübenwinter 1916/17

Zubereitung und Verwendung der weißen Rübe.

Die rauhe Kriegszeit hat so manche Gemüseart wie-der in Aufnahme gebracht, an der man früher achtlosvorüberging. Zu diesen zählt auch die weiße Rübe,die sich mit jeder Fleischsorte kochen läßt. Da dieFleischbrühe gebraucht wird, ist es nötig, daß dasFleisch zuerst gekocht wird. Die Rüben werden dünngeschält und hierauf sauber gewaschen. Alsdannschneidet man sie in fingerdicke Stücke, tut sie inkochendes Wasser, dem man eine Brise Salz beige-fügt hat, und läßt sie 10 Minuten kochen. Auf die glei-che Weise lassen sich auch Möhren, Weiß- und Wir-singkohl, Kohlrabi und gelbe Rüben zu nahrhaftenMahlzeiten zubereiten.

Tauber- UndFrankenbote. 30.721916

p5-lDas Unverständnis der Heimat

b&‘b&~‘juk)ibaren Wu~me unterer qeIbenm0tigenffäm~fet, bte burd) eh @er bon Beuer unb eirenbinburct, ba13 UngIauGItdje bakjr maeten unb bte Wirunehtnegmbar. ge$aItenen j&MocrlpJ~n !Berbun iib+-._ _--.-rannten. &f)!oer @oar Iaftet auf uns ber Bebante,bafi audj Ijier faiebet fo manGer brabe @Satte, eo@”ober huber &?ht geben D¶nn D@fer gebradjt fgr beiiIUaterIanbe$ glettung, f ü r u n i e r aIkr Ill)oQI u n bQgtVena.

(liinb loir bieie Dbfer .kuirflid, W-c @ie bnnlen$/r e6 fbner & ba braufien tn Rot unb 9ob aeben?Qrforidp& kJ,s-bodj ein& re&t ernft unb grilnblt4utifer ,$nnerpe$ unb gefte@cn* Tuer e@ unB feI6er ebr=It4 unb o$no WMboXt:-jkfn ,Mr baben uni3 bkftr

unfere rpfSk@t gentg getan Du: @oben, toenn lott bannpnb loann unfeten Blnßef#ktgccn tne 8elb ein S?lebe&Ipolet fqiden unb bann unb Wann etnmol cfn WarWart farf8 Stete Rreup ober Me ariegbfürrofgeopfern.$ft ba8 )oioiW~ ein ,,D&fer?“ gro% .unb Mrbig berSaten, bfe brouben für Uniere 93ettuag geldp@en?Sa6et jammern kir, Dajj DM ober jene& teurer geLOor*Den, Dqe ober jene& nid)t meljr k>fe tm &%ebeU &u BOPDen iff,. fo bat man fffft meinen lih&te, ioir feien amBerfpingern. ?Ri<gt genug bam@ ba8 fgr fb birfe

Gewte bieier$ S~ema ba W#idp QkfPtiisf#@#f {ft,nein, aurn lteberflufr fdpetben fie bon beR IIetnItdjen@Jße~ bDn babetm nod) @ren $Kinnern unb @öIpenan bie Front .unb ma@en auq Dielen raB @er& f@berunb ben RoPf bd1 unnbitger eiergeh unb benzen nt<qtDaran, DaA fie Damit unbereaenbaren Wpben anfttf:ten rannen. fBic oft tommt eP1 bot, bak foI4e wbriefe in bie &jiinbe unferer Beinbe faIIen unb bortnatürIi4 f4abenfroQee behagen erregen baraber, bafrDer &Ibniitwnaekteg bereif@ feine fjrfl4te aetge, benubol, Deutle 113oI1 babeim fe,1 am Serbungern, mannriff/e aIjo nur no4 ehige seit Den Jfrieg QL bie Mngegießen ,bann herbe ßeutffilanb bon feIbft auf DieLnie gealouußen, um Briebrn bitten miiffen. Bte@e, fobtft bu felbft mitfdpIbtg, bfelleidjt obne ob p bDff!eni

-_.-_ -*.’Deiner .unberantinortl~‘~~ä~~l~g~t mtb

&Ibfg an ber graufarnen %erIdngerung bfefe& Briesge8. %un tioblan, toenn bu ba& ntd)t fein katilp, hrettnbu bte beinen41tebft unb bi@ Iber Dbfer unfewr QeIbcnbiirbig $etgen toiIlft, bann füge bf@ koflffg unb freuzbin ber Dur& Die Wde unkrer Reinbe uu& auferleaten!Jl&enbigteit, lei fp ’ v

-- 8~ --o---arfam mit bem Serbraud) bOn

QebcrMmittel! Unb loenn bu bte Q@re unb baLP OliidOaft, Dur4 bebauurig unb betDtrtf@taftung unferermfltterItd)en G%rbe bem f8aterIanDe eu btenen, Dann feieingebenf, WI@e betltgen @fI@ten bfr baraM erbad+fen unb baIte mit ben S?eben@mitteIn ntdjt Duriiff inher 5Wi4t, 904e @reife a-en, bann herfütterenidlt t8rOhetreibe, ,bas Sur fihtdtjrung af1 ber WirzHonen bon Winbern unb pfpoer 9Irbeifenben unb fdjloerBifngenben in ben etäbten unumgänglidj uotheubigift! Senfe baran, bah au4 beren fSrti&e anD @riibermit ben @einen brausen tn ber f2ront briibetlib) %otunb Sob teilen, unb baB jie feI6ft fn Den Sgabrifenunb betrieben ftlr ben Gortbeftonb unferer BBirtfdpxftunb für bie bPf@affung unferer lo$rmtttel iljregaqeRraft einfet)en unb @ mttqelfeq bcinen @oben, bei5non Qof, betn ‘Qeim unb betnen Qerb p f@iitten/Unbkoenn bu nq tn einem berborgenen #BtnreI beinoBffaftenr> @oIb berftedt J,)aft, fo foIUep bw eigcntli4/@amrot Ebert 6ei bem @e&an?ert, bafl d betne bei%Iigfte f@fli*t tft, je#t rn&@f#cn dn her Wirhingunferer ftnanaieIIen_PBeqrtroft, Wcfe CFrtenntni& muftbot? bog1 bir tn Den Qfntetftc~l&Qtfet unferer $d@arpMaIbtäler gebrungen fcta, b& alIe@ @Mb aur Btei@@=banf gefjbrtrum fo Den IPlolbbeftanD be$ Wei&eB &uftarten. PlIfo @erau$ bamit, Wttge bie @DIDfndjfe fd~Iea@nigp aum n84ften @o@fi@aIter unb Iaß fie umtaufdjengegen ba8 e6enfo gute unb eben@ fi@ere’Ipa#iergeIb!

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p-j.’Solidaritätsappell,Dezember 1916

Tauber- und Frankenbote, 2.12.1916

Ii$en 8)otfdjrtften befolgen, hrtr &5Ilez1 ftarfen @er.gon$ unb -freubigen 5Ruterß alkb tragen,‘ toas? bie %or--/eqUng fik ani18 be~mmt fJat! Unferen Oeinbett ZE&rufen totr &u: Cfuer fd#inbltdjer IpIan @EL pt@rrberttoerbeit, ani ~elkwttmttt unferet %ru$#en, om eifernett$ffi~t~~u~t~Fi~ unb her Opfer&iJ&jfeit berer in ber@%mat. Sir fplten btrrdj bi@ Z)um f%egkeidjon Bnbe,bi@ gmt e3penboIlen &rirben!

Tauber- und Frankenbote, 9.3.1916

&maen, Me’tn bee &8uftrie.numeutlidj bet kc Ölregung akWten, letbett ldtttre

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Dl-D6 Besinnung über Gräbern

bie Zeichnung entstand unter dem unmittelbaren Eindruck desKampfes um Verdun.

Zeichnung: Marcel SanW Bild aus dem Führer durch das ,,M6modal de Ver-dun” , Fleury-devanr-Douaumont, S. 43. 0 Verdun Baftle Memorial

1 D2 1 FranzMarc, 1880 - 1916I I

Der Maler Franz Marc ist am 4. März 19 16 bei Verdungefallen. Er kam nachmittags um vier Uhr in einenfranzösischen Feuerüberfall und wurde durch einenGranatsplitter an die Schläfe getroffen. Am nächstenMorgen begrub seine Einheit den 36jährigen Leut-nant Franz Marc im Garten des Schlosses zu Gus-sainville.

Franz Marc wurde am 8. Februar 1880 in Münchengeboren und wuchs mit seinem älteren Bruder Paul ineiner liebevollen Atmosphäre auf. Sein Vater warLandschaftsmaler, seine Mutter eine im calvinisti-sehen Glauben verwurzelte Französin aus demElsaß, die ihn zu einem tiefreligiösen Menschenerzog. Seine Briefe an sie sind in französischer Spra-che geschrieben. in den ,,Briefen aus dem Felde,1914- 1916“, schreibt Marc über seine zwiespältigenGefühle, daß er als deutscher Patriot in diesem ,,Welt-

brand, dem grausigsten Moment ,der ganzen Weltge-schichte“, gegen die französische Nation kämpfenmüsse, der er künstlerisch und menschlich so viel ver-dankte und deren Sprache auch eine seiner Mutter-sprachen war: ,,Selbst der gemeine Soldat draußenist mit allem politischen Geschrei nicht zu überreden,den französischen, belgischen, russischen oder eng-lischen Soldaten zu hassen. Die Liebe zum gutenDeutschtum muß heute verschränkt gehen mit derLiebe zum guten Europäerturn.“Vor allem durch seine Briefe finden wir einen innerenZugang zu dem geistigen und religiösen Wollen sei-ner Kunst. Geprägt durch die entsetzlichen Kriegser-lebnisse, hat Marc am 12.4.1915 seine menschlicheund künstlerische Entwicklung selbst gedeutet: ,,Ichempfand schon sehr früh den Menschen als ‘häßlich’.Das Tier schien mir schöner und reiner; aber auch anihm entdeckte ich so viel Gefühlswidriges und Häßli-ches, so daß meine Darstellungen instinktiv, auseinem inneren Zwang, immer schematischer, ab-strakter wurden. Bäume, Blumen, Erde, alles zeigtemir in jedem Jahr mehr häßliche, gefühlswid-rige Seiten, bi mir erst jetzt plötzlich die Häßlichkeitder Natur, ihret nreinheit voll zum Bewußtsein kam.“Nach dem Abitur im Jahr 1900 hatte sich Marc als Ein-jährig-Freiwilliger zum Königlich Bayerischen Feldar-tillerieregiment gemeldet. Seinen Entschluß, denBeruf eines Pfarrers zu ergreifen, ließ er fallen. Er ent-schied sich, Maler zu werden. Der Vater hielt denSohn nicht für begabt genug, tolerierte aber seinenWunsch: Franz durfte die Akademie in Münchenbesuchen.

Das Jahr 1910 war ein Entscheidungsjahr in mensch-licher und künstlerischer Hinsicht. Durch einen Ver-trag mit dem Kunsthändler Brahl von jahrelangenfinanziellen Einengungen befreit, konnte Marc ab jetztalle Zeit dem Malen widmen. 1914 konnte er sichsogar ein Haus in Ried bei Benediktbeuern kaufen.

Durch Zufall entdeckte August Macke bei Brahl zweiLithographien von Marc und wollte daraufhin denKünstler persönlich kennenlernen. Aus dieser Begeg-nung entwickelte sich eine Freundschaft, die für Marcnach dem Urteil seiner Frau Maria, geb. Franck, dieeigentlich schöpferische Phase einleitete. Der siebenJahre jüngere Macke war strahlend, heiter, lebens-froh, die Freundschaft mit ihm auch der Beginn deskünstlerischen Aufschwungs.

1914 wird die Schaffenskraft von Franz Marc unter-brochen: Als Kriegsfreiwilliger ist er, seit dem erstenTag des Krieges an der deutsch-französischen Front,Teilnehmer der Schlachten von Nancy und Epinal.Von dort schreibt er an seine Frau: ,,Die Deutschenkommen nur ganz langsam vorwärts, mit entsetzli-chen Verlusten, aber es geht. Der Leichengeruch aufviele Kilometer im Umkreis ist das Entsetzlichste. Ich

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kann ihn weniger ertragen, als tote Menschen undPferde sehen. Diese Attilleriekämpfe haben etwasunsagbar Imposantes und Mystisches.”

Schon am 26. September 1914 ist der Freund AugustMacke gefallen, aber erst Ende Oktober erfährt Marcdavon. Er ist zutiefst getroffen: ,,Augusts Tod ist mir sofurchtbar.“ Er schreibt in einem Nachruf an dessenWitwe Lisbeth: ,,Mit seinem Tod wird der Kultur einesVolkes eine Hand abgeschlagen, ein Auge blindgemacht. Wie viele und schreckliche Verstümmelun-gen mag dieser grausame Krieg unserer zukünftigenKultur gebracht haben? Wie mancher junge Geistmag gemordet sein, den wir nicht kannten und derunsere Zukunft in sich trug? Und manchen kanntenwir gut, ach zu gut! August Macke - der junge Mackeist tot.“

Anderthalb Jahre später trafen diese Worte auf ihnselbst zu. Zwei Tage vor seinem Tod, überzeugt, daßVerdun trotz allem genommen würde - ,,Nun sind wirmitten drin in diesem ungeheuerlichsten aller Kriegs-tage“ - schreibt er nach Hause: ,,Wie schön, wie ein-zig tröstlich zu wissen, daß der Geist nicht sterbenkann, unter keinen Qualen, durch keine Verleumdun-gen, in keinen Wüsten. Dies zu wissen, macht dasFortgehen leicht.“

Gudrun Stein

Anmerkung zu D 2: Unter den Toten von Verdun war auch einbekannter französischer Schriftsteller. Alain-Fournier (HenriFournier), der Autor des Romans ,,Le grand Meaulnes” (Alain-Fournier: Der große Meaulnes. Bibl. Suhrkamp, Frankfurt1982; Übersetzung: Walter Widmer) ist am 22. September1914 in der Nähe von Verdun als Leutnant gefallen. SeineKompanie kam in einen Hinterhalt und wurde völlig aufgerie-ben.

Treffen ehemaliger Verdun-KämpferAus einer Schilderung des Treffens ehemaliger Ver-dunkämpfer verschiedener Nationen am 12. Juli1936:

Stumm und barhäuptig schreiten wir durch die Nachtund den leise rinnenden Regen. So waren ehedemunsere nächtlichen Ablösungen. So zogen wir dahinim Klirren von Schanzzeug, im müden Scharren derFüße, und so, wie es just drüben am Douaumont blitztund von einem fernen Gewitter wetterleuchtet, soumflammten damals die zahllosen Abschüsse diezerrissene Horizontlinie. Fast gespensterhaft wirktdieser Nachtmarsch der Hunderttausend über dasehemalige Trichterfeld. Neben mir gehen zwei Fran-zosen, ein Handwerker aus Sedan und ein Winzeraus Burgund, wie ich später feststellen kann. Vor mirbilden zwei Kanadier einträchtig mit drei Deutschen,zwei Belgiern und einem Franzosen die Achterreihe.

Dann kommen Amerikaner, Deutsche, Franzosen,alle zufällig nebeneinander. In dieser Riesenkolonnemarschiert der Frontsoldat zwischen hunderttausendKameraden, einstmals seine Brüder in Leid undTodesgefahr. Unser Ziel ist der große Friedhof vordem Gebeinhaus. Wir stellen uns vorne auf, eineFlamme der Erinnerung flackert, am Grabmal desUnbekannten Soldaten entzündet und durch Front-kämpferstafetten von Paris bis hierher gebracht.

Langsam schlägt die Glocke vom Turm des Gebein-hauses, und dann schüttert ein Kanonenschuß überdas Schlachtfeld hin. Hunderttausend Frontkämpferlegen vor den Gebeinen der Toten den Schwur ab,den Weltfrieden zu halten und zu schützen. Und indrei Sprachen hallt es nacheinander weithin durch dieNacht: ,,Wir schwören es!“

Paul Ettighofec Verdun, Limes Verlag, WiesbadenAtiinchen, 5 1985

l-!!!-lVersöhnung über den Gräbern

Unter diesem Leitgedanken führt der Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge seit den fünfziger Jahren Aufbaulagerfür Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und andereneuropäischen Ländern durch. Gemeinsame Arbeit und Frei-zeit, das Gespräch über Vergangenheit und Gegenwart för-dern das gegenseitige Verständnis.

Bild: Volksbund - Fotoarchiv. Kassel

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Auf dem Wege der Aussöhnung

Bild: dpa

a ) Charles de Gaulle mit Konrad Adenauer in der Kathe-drale von Reims im Juli 1962

Mit einem feierlichen Tedeum in der gotischen Kathedrale vonReims - des alten Königsdoms der französischen Könige -nahmen nach der gemeinsamen Truppenparade Staatspräsi-dent de Gaulle und Bundeskanzler Adenauer an einemgemeinsamen Hochamt teil. Dieses Gebet zeigt - so äußerteder Erzbischof von Reims, Marty, in seiner Festrede -, daßbeide Völker auf dem Wege sind, sich auszusöhnen.

b ) Auszug aus der Gem&nsamen Erklärung des französi-schen Staatspräsidenten, Charles de Gaulle, und desdeutschen Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, vom22. Januar 1963

Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Kon-rad Adenauer, und der Präsident der Französischen Republik,General de Gaulle, haben sich. .- in der Überzeugun@daß die Versöhnung zwischen dem

deutschen und dem französischen Volk, die eine jahrhun-dertealte Rivalität beendet, ein geschichtliches Ereignisdarstellt, das das Verhältnis der beiden Völker zueinandervon Grund auf neugesteltet,

- in dem Bewußtsein, daß eine enge Solidarität der beidenVölker sowohl hinsichtlich ihrer Sicherheit als auch hin-sichtlich ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungmiteinander verbindet,

- angesichts der Tatsache, daß insbesondere die Jugendsich dieser Solidarität bewußt geworden ist und daß ihreine entscheidende Rolle bei der Festigung der deutsch-französischen Freundschaft zukommt,

- in der Erkenntnis, daß die Verstärkung der Zusammenar-beit zwischen den beiden Ländern einen unerläßlichenSchritt auf dem Wege zu dem vereinigten Europa bedeu-tet, welches Ziel beider Völker ist,

mit der Organisation und den Grundsätzen der Zusammenar-beit zwischen den beiden Staaten, wie sie in dem heute unter-zeichneten Vertrag niedergelegt sind, einverstanden erklärt.

Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Nr. 15,24.1.1963

c) Helmut Kohl und Francois Mitterand ehren die Totender Weltkriege auf dem Soldatenfriedhof von Douau-mont im September 1964.

Bild: dpa

d) Ein Zeichen des Friedens im Geist der Brüderlichkeit

Aus der gemeinsamen Erklärung des Bundeskanzlers Dr. Hel-mut Kohl und des französischen Staatspräsidenten FrancoisMitterand am 22. September 1984 in Verdun:

Heute, am 22. September 1984, sind der Bundeskanzler derBundesrepublik Deutschland und der Präsident der Französi-schen Republik in Verdun zusammengekommen, um sich vorden Gräbern der gefallenen Söhne Frankreichs und Deutsch-lands zu verneigen.

Mit ihrer gemeinsamen Ehrung der Toten vergangenerKämpfe setzen sie an historischer Stätte ein Zeichen.dafür,daß beide Völker unwiderruflich den Weg des Friedens, derVernunft und freundschaftlichen Zusammenarbeit eingeschla-gen haben. Die Einigung Europas ist unser gemeinsames Ziel- dafür arbeiten wir - im Geist der Brüderlichkeit.

Zit iert nach IfdT 72/64

mHauptstadt des Friedens

Bild: Günther Seiffer

Saupe
Keine Rechte
Saupe
Keine Rechte
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Baustein C

Die Kriegswirklichkeitin der Heimat

Vorbemerkungen

Die harte, entbehrungsvolle Realität des Krieges inder Heimat ist das Thema dieses Bausteins: Arbeite-rinnen in einer Munitionsfabrik zum Beispiel, Steckrü-ben-Lebensmittelkarten aus dem Jahre 1917 oderstreikende Arbeiter von Rüstungsbetrieben. Frontenund Heimat standen in enger Wechselbeziehung; dieWortschöpfung ,,Heimatfront“ beweist dies eindring-lich. Die Frontlänge war beachtlich: sie betrug zurJahresmitte 1916 in Frankreich 650 km, in Italien 450km und gegen Rußland 1000 km. Zehntausende vonSoldaten hatten täglich ,,Feindberührung“, und so istes verständlich, daß während des gesamten Kriegesdie Stimmung an der Front die Heimat stark beein-flußte; und die Situation zu Hause beflügelte oderlähmte den Willen der Soldaten in Vorderster Linie.

Der Tauber- und Frankenbote, dem die meisten Aus-züge entnommen sind, war die Tageszeitung derKleinstadt Tauberbischofsheim im badischen Fran-kenland. Sie informierte, in der Regel unter Bezug-nahme auf das Berliner Wolffsche Telegraphenbüro(WTB), eine ländliche, fast ausschließlich katholischeBevölkerung. Die ebenfalls zitierte KarlsruherZeitungwar gleichzeitig ,,Staatsanzeiger für das Großherzog-tum Baden“.

Der ,,Zeitgeist“ 1914-1916

Um die Stimmung zur Zeit der Schlacht um Verdungenauer zu charakterisieren, ist es angebracht, zuvorden Zeitgeist bei Kriegsausbruch zu skizzieren. ,,Ihrwerdet wieder zu Hause sein, bevor die Blätter vonden Bäumen gefallen sind“ - so verabschiedete Wil-heim II. als ,,oberster Kriegsherr“ seine Soldaten, alssie 1914 zur Front zogen (zitiert bei A. Palmer, KaiserWilhelm II., 1982, S. 231).

Die Auffassung, daß man einen gerechten Verteidi-gungskrieg zum Schutz von Vaterland und Heimat zuführen gezwungen sei, war allgemein verbreitet. Inzahlreichen Städten schwappte die patriotischeBegeisterung über, in Kundgebungen und Gottes-diensten mit Bittgebeten für den Sieg und nationalenAppellen.Die Bevölkerung kleinerer Städte hielt sich eherzurück, zumal in Süddeutschland. Die ,,WertheimerZeitung“ schrieb am 4. August: ,,Diese Augusttage(bringen) bitteres tiefes Weh in unzählige Familien“.Auf dem flachen Land dürfte sich die Kriegsbegeiste-rung auch in Grenzen gehalten haben, denn man wareben dabei, mit der Getreideernte zu beginnen. JedeArbeitskraft wurde dringend benötigt, als die Männer

im Alter von 18 bis 45 Jahren ,,zu den Fahnen” eilenmußten.

Es wäre also zu prüfen, ob die in allen Schulbücherndokumentierte Kriegsbegeisterung im August 1914für die gesamte Bevölkerung zutrifft. Unumstritten ist,daß zwischen August 1914 und dem ,,Hungerjahr“1916 ein tiefgreifender Stimmungsumschwung statt-fand. Die Generalstabschefs Moltke (1914) und Fal-kenhayn (1916) sind abgelöst worden, ebenso derlegendäre Admiral Tirpitz (1916). Die bei Verdungeplante ,,Ausblutung” des Feindes erwies sich alsverhängnisvoller Bumerang; gegen Ende des Jahreswaren fast alle Geländegewinne wieder verloren. ImSkagerrak hatte sich die deutsche Flotte zwar achtbargeschlagen, aber es hatte sich auch gezeigt, daß sieder Ubermacht nicht gewachsen war. Zum erstenmalwurden große englische Tanker eingesetzt, derenBedeutung die deutschen Militärs unterschätzten.

Der legendäre Kaiser Franz Joseph starb, und seinNachfolger, Kaiser Karl, galt vielen als nicht rechtbündnis-zuverlässig. Im Innern begann der Burg-friede zu zerbrechen; alter Parteihader lebte wiederauf. Der Bevölkerung mußten von Mal zu Mal mehrund einschneidendere Entbehrungen zugemutet wer-den; vor allem der Hunger machte sie mürbe. Nach-richten über Gefallene, Vermißte, Verwundete undGefangene schlugen tiefe Wunden - all diesendemoralisierenden Fakten standen nur relativ wenigeHoffnungsschimmer gegenüber (z. B. die Eroberungder ,,Kornkammer“ Rumänien, die, angesichts desriesigen Bedarfs, den Hunger auch nicht bannenkonnte). Die Vermutung Wilhelms II., Ende August1916 in vertrautem Kreis geäußert, daß der Krieg ver-loren sei, kann in gewisser Weise als Stimmungs-barometer jener Zeit angesehen werden (zitiert bei A.Palmer, Kaiser Wilhelm II., 1982, S. 249).

Hinweise zu den MaterialienDen Zeitgeist einer ganzen Epoche können die Schü-ler in den Zeitungsartikeln vom August 1914 erken-nen: noch immer existierte das Bündnis von Thronund Altar; in der Stunde höchster Gefahr vertrauteman auf Gott, huldigte man dem Landesfürsten unddem Kaiser, bekundete man Treue zum Vaterland. Inreligiösem und nationalem Bewußtsein wird die For-derung des Kaisers nach Gehorsam und Burgfriedenakzeptiert (Cl).

In halbjährigem Turnus wurden die in der denkwürdi-gen Reichstagssitzung vom 4.8.1914 einstimmigbewilligten Kriegsanleihen aufgelegt. Doch nur bis1916 wurde so reichlich gezeichnet, daß das Reichseine laufenden Wechsel und Schuldverschreibun-gen decken konnte. Der gesamte Krieg erforderte 160Mrd. Mark, von denen durch Anleihen aber nur 98Mrd. Mark gedeckt werden konnten (C 2a-2d).

Der Stellungskrieg an der Westfront - und hierbesonders die großen Schlachten bei Verdun, an derSomme und in Flandern - warf ein bis dahin fastunbekanntes Problem auf: Die Vermißtenzahl stieggewaltig an, da Zehntausende von Soldaten durchVerschüttung oder Trefferwirkung spurlos ver-

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schwanden. Für die Familien zuhause bedeutete dasnach der ersten Erschütterung oh lang dauerndeUngewißheit. Die Klärung von Vermißtenschicksalenals zusätzliche Aufgabe wurde während des Kriegesvon den Militärbehörden wahrgenommen; später teil-ten sich das Reich und der 1919 gegründete Volks-bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in diese mühe-volle Arbeit (C 3 - C 7).

An Kanonendonner von der weit entfernten Front(200 km und mehr) hatte sich die Bevölkerung längstgewöhnt. Aber plötzliche Luftangriffe erschüttertendie Menschen tief und ließen den Glauben an diedeutsche militärische Überlegenheit schwinden (C 8).Um der schon etwas abgestumpften Bevölkerung dieBedeutung von ,,Verdun“ zu veranschaulichen, wur-den in Karlsruhe ,,ständige Vorträge“ gehalten undein ,,Riesenrelief“ vorgestellt (C 9).

C 10, C 11: Reitholzheim (heute Stadtteil von Wert-heim) hatte bei der Volkszählung 1910 986 Einwoh-ner in 186 Haushaltungen. Fast die Hälfte der männli-chen Bevölkerung war im Krieg. Seit Sommer 1915mußten 20 russische Kriegsgefangene in der Land-wirtschaft mithelfen. Daß es in Baden im Juni 1916noch 5 784 männliche ,,Arbeitssuchende“ gab, isterstaunlich. Wahrscheinlich stammte der größere Teilvon stillgelegten, nicht kriegswichtigen Betrieben.

C 12 - C 16: Seit dem Frühjahr 1916 häuften sich dieDurchhalteappelle in den Zeitungen. Der Kaiser galtmit seiner spartanischen Lebensweise als Vorbild.Die Beispiele für Beschlagnahmen scheinbar unwich-tiger Bestände verdeutlichen die Rohstoffknappheitauf fast allen Gebieten. Gold benötigte man dringendzur Bezahlung von kriegswichtigen Importen, z. B.von schwedischem Eisenerz, aber auch für Kaffeeund Tee.

C 17-C 23: Die Lebensmittelknappheit nahm bereitsim Laufe des Jahres 1916 bedrohliche Formen an.Preissteigerungen, Unterschlagungen, Schiebungenund Hamstern waren an der Tagesordnung. Die Kar-toffeln reichten nicht aus, weil große Mengen an dasVieh verfüttert oder an Schnapsbrennereien verkauftwurden. Sogar Steckrüben waren im ,,Rübenwinter“191607 in vielen Städten kontingentiert. Das ,,K-Brot“ enthielt 10-30 % Kartoffeln. Katastrophal warauch die Fettversorgung. Während man in Friedens-zeiten pro Kopf täglich 28 g verbrauchte, wurden 1916lediglich noch 7 g zugeteilt.

Die Fülle der Materialien zwingt dazu, anhand vonLeitfragen bestimmte Themen auszuwählen, je nachden Bedürfnissen des Unterrichts bzw. den Interes-sen der Schüler oder Schülergruppen. ,,Der 1. Welt-krieg“ würde sich auch als Hinführung zur Beschäfti-gung mit der Lokalgeschichte eignen, z. B. an Projekt-tagen. Die Schüler könnten beispielsweise prüfen, obdie Spiegelung des Kriegsgeschehens in ihrer Hei-matzeitung von 1914 und 1916 Parallelen aufweistoder wesentliche Unterschiede; ob die These stimmt,daß die in den Schulbüchern beschriebene Kriegsbe-geisterung vom August 1914 auch für ihren Schulortzutrifft oder nicht. Auch Interviews mit Augenzeugendes 1. Weltkrieges wären denkbar.

Baustein D

Besinnung über Gräbern

Der Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I sollteauch einen personalen Bezug herstellen. An welchenPersonen könnte sich der Unterricht im Falle Verdunsorientieren? Entsprechend den Lehrplänen sichernicht an Petain, Falkenhayn, dem Kronprinzen Wil-helm oder General Joffre. Deshalb wurde in dem Heftbewußt auf Porträts dieser Gestalten verzichtet. DerUnterricht könnte vielmehr den unbekannten Solda-ten nennen, der symbolisch für viele andere unterdem Triumphbogen von Paris begraben wurde. Erhatte sein junges Leben in der Hölle von Verdun verlo-ren. Die Leiden vieler unbekannter Soldaten werdendurch das Bild D 1 versinnbildlicht. Wenn man einenbekannten Namen herausgreifen will, dann kann manvielleicht Franz Marc wählen, der am 4. März 1916 vorVerdun fiel. Kurz vor seinem Tod fragte er sich, vollerZweifel und Todesahnung, warum er ein guter Soldatgeworden sei. Im Soldatentod war ihm schon seinFreund August Macke vorausgegangen. In einemBrief Ende Oktober 1914 beklagte Marc nicht nur denVerlust eines Freundes, sondern auch den Verlust fürunsere ganze Kultur. Er schrieb: ,,Wie mancher jungeGeist mag gemordet sein, den wir nicht kannten undder unsere Zukunft in sich trug.“ Auf französischerSeite gehört der Schriftsteller Alain Fournier zu denToten von Verdun (D 2).

Die Materialien bieten auch eine Grundlage für dieFrage, welche Konsequenzen in der Folgezeit ausVerdun gezogen wurden (D 3 - D 6, Zeittafel A 10,Käthe Kollwitz: S. 3). Die Materialien zeigen, daß dieFolgerungen sehr verschieden ausfielen: Einerseitsdie noch ganz im Militärischen verhafteten Folgerun-gen eines Maginot und Guderian (s. Zeittafel), ande-rerseits der Schwur der ehemaligen Frontkämpfer,den Weltfrieden zu halten und zu schützen (D 3), oderein grundsätzlicher Pazifismus, zu dem sich KätheKollwitz bekannte, die aus dieser Einstellung herausdie Plastik ,,Die trauernden Eltern“ (s. S. 3) schuf.Uber sie schrieb Gerhart Hauptmann: ,, Ihre schwei-genden Linien dringen ins Mark wie ein Schmerzens-schrei.“ Eine geradezu irrsinnige Konsequenz warauf deutscher Seite der ,,Mythos von Verdun”: dasOpfer von Verdun dürfe nicht vergeblich sein undmüsse durch einen nachfolgenden Krieg gerechtfer-tigt werden (s. Zeittafel).

Die Botschaft, die aus D 4 und D 5 hervorgeht, ist dieBekräftigung der deutsch-französischen Aussöh-nung, die 1962 in dem deutsch-französischen Vertragzum erstenmal einen Ausdruck auf politischer Ebenefand. D 1 und D 3 weisen auf die Aussöhnung aufmenschlicher Ebene hin, die jedoch einen weiterenKrieg zwischen den betroffenen Völkern nicht verhin-dern konnte. Erst wenn auch die Politiker so weit sind,

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daß sie eine Aussöhnung vollziehen, kann sich einedauerhafte Grundlage für den Frieden bilden.

Verdun bezeichnet sich heute als Hauptstadt desFriedens und Sitz der Vereinigung der Märtyrerstädteund Friedensstädte (D 6). Der Unterricht sollte zei-gen, welche Geschehnisse mit den Städtenamen ver-bunden sind. Zu der Vereinigung zählen Städte ausOst und West. Dies kann zu der Frage anregen, wel-che Lehren aus Verdun heute für die ganze Weltgezogen werden müssen.

Neuerscheinung

Die Kunst des Friedenschließens

,,Es soll kein Friedensschluß für einen solchengelten, der mit dem geheimen Vorbehalt desStoffs zu einem künftigen Kriege gemacht wor-den,“ forderte Immanuel Kant schon vor fastzweihundert Jahren. Wurde seine Forderungbeherzigt oder ist die Fähigkeit, Frieden zu schlie-ßen und zu wahren, im 20. Jahrhundert gar verlo-ren gegangen?

Ein Symposium der Landeszentrale für politischeBildung in Zusammenarbeit mit der UniversitätTübingen und dem Volksbund Deutsche Kriegs-gräberfürsorge, Landesverband Baden-Württem-berg, im April 1985 ging dieser Fragestellungnach. Die Beiträge liegen jetzt als Veröffentli-chung vor:

INHALT

- Krieg und Frieden im Völkerrecht(Wolfgang Graf Vitzthum)

- Friedensschlüsse im 19. Jahrhundert(Hans-Otto Binder)

- Friedensschlüsse nach dem Ersten Weltkrieg(Jürgen Heideking)

- Die Liquidierung des Zweiten Weltkrieges(Lothar Hilbert)

- Abrüstungspolitik und Friedenssicherung ausder Perspektive eines Mithandelnden(Klaus Jürgen Citron)

Einführung von Prof. Dr. Lothar Burchardt undGeleitwort des Universitätspräsidenten Dr. AdolfTheis.

,,Die Kunst des Friedenschließens“ ist als Heft 5der Schriftenreihe des Volksbundes DeutscheKriegsgräberfürsorge 1985 erschienen. EinzelneExemplare können kostenlos angefordert werdenbei: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge,Sigismundstr. 16, 7750 Konstanz.

Literaturhinweise

a) Sachdarstellungen/Erlebnisberichte

Werth, German; Verdun, Die Schlacht und der Mythos, Lübbe,Bergisch Gladbach, * 1984, Leinen und kartoniert (gutgegliederte Darstellung unter Verwendung der Vorläufer-Literatur und von Aussagen zahlreicher Zeitzeugen).

Ettighofer, Paul C.; Verdun,Limes, 5 1985 (Wiederauflage des Erlebnisberichts von1936)

Ducasse A., Meyer J., Perraux, G., Genevoix, M.; Vie et Morldes Francais 1914 - 18, Hachette, Paris, 1959 (Zusam-menfassende Übersicht über den Kriegsverlauf und poli-tisch-gesellschaftliche Aspekte mit zahlreichen zeitge-nössischen Quellen und Dokumenten).

Lefebvre, Jacques Henri; Die Hölle von Verdun/L’Enfer de Ver-dun, Berichte von Frontkämpfern. Durassie et Cie., Paris1966 (deutsche und französische Ausgabe liegt vor).

Margot, Jean; Die Schlacht von Verdun in Bildern. Französi-sche und deutsche Dokumente, Memorial de Verdun Ver-lag, 1980

b) Literarische Bearbeitungen

Hein, Alfred; Eine Kompanie SoldatenLimes, Sonderauflage 1978

Remarque, Erich M.; Im Westen nichts NeuesKiepenheuer und Witsch, geb. und TB

Unruh, Fritz v.; OpfergangFrankfurt 1966, Studienausgabe mit einem Vorwort vonKasimir Edschmid

Zweig, Arnold; Erziehung von VerdunFischer, 5 1984, TB

alle übrigen im Heft zitierten Werke sind derzeit (Sept. 85) nurbibliothekarisch oder antiquarisch erhältlich.

c) Karten

Forets de Verdun et du mort homme - champ des bataille deVerdun, carte 1:25 000 institut geographique national1985, 27.- Franc. Beste, mehrfarbige Karte mit deutschenErläuterungen. Wanderwege zum Kriegsgeschehen von Ver-dun bis mort homme.Verdun Plan 1985. Offert par I’Office du Tourisme, Place de IaNation, 55100 Verdun (Stadtplan mit Kurzbeschreibung derSehenswürdigkeiten)

d) Deutschsprachige illustrierte Führer

Verdun sehen und verstehen - Die Schlachtfelder und Umge-bung. 31984 Barcelona (Editions Mage, 93700 Drancy).96 S., 192 Farbfotos, 12 Karten und Pläne, gut kommentiert,behandelt die Stadt und die Schlachtfelder.

Verdun - Geschichtlicher illustrierter Führer durch dieSchlachtfelder (1914-18). Edition Lorraine Framont Verduno. J. 160 Seiten, reich bebildert mit Skizzen und zeitgenössi-schen Fotos.

e) Ergänzende Unterrichtshilfe

Aspekte der Friedenserziehung, Politik und Unterricht 3/1981(Themen: Heimat, Kriegstote, Friedensbegriff, Friedensfor-schung und -erziehung)

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Hinweise für eine Exkursion

Vorbemerkungen

Verdun und die sich nördlich und östlichdavon erstreckenden Schlachtfelder zwi-schen den Argonnen im Westen und St.Mihiel im Süden liegt 5 Autobus-Stundenvon Stuttgart, einige Kilometer nördlichder Autoroute de I’Est. Der größte Teil derehemaligen Kampfzonen ist jetzt mit dich-ten Wäldern bedeckt, die die ,,Mondland-schaft“ überdecken (B 16), aus denen sieherauswachsen. Einige Abschnitte vonbesonderer Bedeutung im Bereich derFestungsbauwerke von Verdun wurdenjedoch von größerem Pflanzenbewuchsfreigehalten und bieten zusammen mitden Trümmern der Befestigungsanlagenund Dörfer, den Resten von Gräben undUnterständen, den verstreuten, rostigenUtensilien des Krieges, den Friedhöfenund Denkmälern immer noch ein ein-drückliches Spiegelbild der Ereignisse.

Nachfolgender Exkursionsvorschlagbeschränkt sich auf Schauplätze östlichder Maas. Er berücksichtigt- den deutschen Anreiseweg von

Osten her,- die geographische Gesamtausdeh-

nung der Kampfzone auf dem rechtenMaas-Ufer,

- Geländeabschnitte und Orte, die inder deutschen Verdun-Rezeptioneine besondere Rolle spielen,

- den chronologischen Ablauf derEreignisse, soweit möglich.

Der Zeitbedarf beträgt etwa einen Tag(besser: zwei halbe Tage). Steht wenigerZeit zur Verfügung, so kann reduziert wer-den:- Etain, Ornes, Fleury, Douaumont,

Ossuaire, oder auch nur als aussage-kräftigste Plätze

- Fleury, Douaumont, Ossuaire, (mög-lichst jeweils in der genannten Rei-henfolge).

Die besten Jahreszeiten sind Frühjahrund Herbst, solange die Vegetationschwach ist (und sich auch die Anzahl derTouristen in Grenzen hält).

Deutschsprechende Führer stehen imMemorial, in den Forts Douaumont undVaux bei rechtzeitiger Anfrage (überOffice de Tourisme) zur Verfügung. AlleEinrichtungen sind in der Regel von 9 -12 h und von 14 - 17 h geöffnet. Eintritts-preise für Gruppen (Bezahlung en bloc!)liegen bei 2-3 Euro. Bei Voranmeldung

sind Reduktionen für Schüler und Studen-ten möglich. Rundfahrten liegen zwischen3 und 11 Euro für Jugendliche (1999).Änderungen derÖffnungszeiten sind (u. a. witterungsbe-dingt) jederzeit möglich. Die ausgeschil-derten Wanderwege nördlich des Douau-mont können zeitweise wegen Schießbe-triebs auf dem Truppenübungsplatz Wav-rille gesperrt sein

Die Erläuterungen zu den Stationen derExkursion sind als Hinweise, keinesfallsals erschöpfender ,,Reiseführer“ ge-dacht. Die vorbereitende Auseinander-setzung des Leiters mit den Geschehnis-sen und Orten ist unbedingt nötig. Geradein Verdun gilt: Man sieht nur, was manweiß! Zur besseren Orientierung undinhaltlichen Anregung sind die Orte mitKennziffern des Übersichtsplanes (S. 38)versehen und den Orten die entsprechen-den Materialien zugeordnet.

Zum Ablauf

Man verläßt die Autoroute A 4 am bestenbereits bei der Ausfahrt fresnes-en-Wo&re in Richtung Etain. Nach wenigenKilometern passiert man das Dorf Bra-quis. Hier fiel der deutsche Impressionistund Reserveleutnant Franz Marc (D 2)am 4. März 1916. (Er wurde zunächst imLandschlößchen von Gussainville begra-ben, später nach Koche1 am See über-führt.)

Beiderseits der Straße nach Warcq gele-gentl ich betonierte Feldbefestigungenteils französischen, teils deutschenUrsprungs.

Von Warcq aus ist ein Abstecher nachGussainville (auf der N 3 ca. 3 km südöst-lich) möglich.

Man erreicht von Warcq aus ftain, ehe-mals Endpunkt einer deutschen Nach-schub-Eisenbahnlinie. Von Etain aus aufder D 65 über Morgemoulin, Gincrey,Maucourt-sur-Orne geht es nach Azan-nes-et-Soumazannes. Die Straße folgtetwa dem Frontverlauf von 1915/16 und1917/18. Von einer der Geländekuppenaus bietet sich in westlicher Richtung einAusblick auf die Gote Lorraine mit denSchlachtfeldern östlich der Maas. Im

Süden, östlich der Stadt Verdun, einmoderner Fernmeldeturm, im Westen derTurm des Gebeinhauses und die Höhedes Douaumont, nach Norden abfla-chend in Richtung

Azannes-et-Soumazannes (24). Davorder Wald von Spintourt, in dem die deut-sche Angriffsartillerie versteckt war.

Auf einer Anhöhe in Azannes Reste derfrüheren Kirche mit einem deutschen Sol-datenfriedhof (Belegung teilweise schonvor der Offensive am 21.2.1916). In süd-westlicher Richtung, beim verschwunde-nen Dorf Soumazannes lag das soge-nannte ,,Kap der guten Hoffnung“ mit dem,,Kaplager“, dem letzten Etappenlager,Ausgangs- und Endpunkt vieler verlust-reicher Ablösungen zum Raum Douau-mont.

Auf der D 905 wird Moirey erreicht, dortabbiegen nach flabas. Man durchquertvon dort ab in südlicher Richtung die Aus-läufer des Caures-Waldes (23) bis zumMonument du Colonel Driant und demGefechtsstand (Poste de Commande-ment) P.C. Driant. Diese Strecke ent-spricht der Kampfzone der erstenAngri f fstage und war Wirkungsbereichdes vorbereitenden deutschen Trommel-feuers

Zurück über Ville-devant-Chaumont,Azannes und Greilly nach

Ornes. Das Dorf ist bis heute völlig zer-stört. Die sich in westlicher Richtunganschließende Orne-Schlucht war abAnfang März Munitions- und Materialla-ger, Artilleriestellung, Biwak und Ver-bandsplatz ablösender Truppen auf eng-stem Raume in einem (vgl. B 2). Unter-stände im Südhang sind bis heute zuerkennen. Besondere Bedeutung hattedie Quelle. Sie war eine der wenigen aufdem Weg von der wasserlosen Höhe zuden Ruhestellungen und lag daher unterständigem Beschuß (vgl. B 6). Gedenk-stein mit Ortsplan, Überreste der früherenDorfkirche. Am ,,Ortseingang” Kirche und,,Dorfplatz“ aus den 20er Jahren, Zeug-nisse der vergeblichen staatlichen Wie-deransiedlungsversuche (B 13).

Durch die Orne-Schlucht ist ein Abste-cher bis zur Straße zum Douaumont(,,Kegelbahn“) möglich. Vom Gedenk-stein am Nordende des Truppenübungs-platzes Wavrille freier Blick über dieBodenwellen zum Douaumont (,,Sarg-deckel“).

Von Ornes gelangt man nach Bezonvaux(B 2, 13), das ebenfalls völlig verschwun-den ist. Ein Denkmal und in der Straßen-kurve einer der Gedenksteine (,,Bornecommemorative“), die in den 20er Jahrenvom Touring-Club de France an denkwür-

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digen Plätzen entlang des Frontverlaufsvon 1918 gesetzt wurden.

Von Bezonvaux aus ist es möglich, aufeinem ausgeschilderten Wanderweg zuFuß (,,Seder d’Hardaumonf/No. 3”) zumDouaumont zu gelangen. Die Wege sind2 - 5 m breit, geräumt und bei nicht zunassem Wetter gut begehbar (ca. 1 1/2Stunden). Man erhält einen Eindruck vonder Schwierigkeit des Geländes, derDichte der Stellungsgräben und Unter-stände, des völlig umgewühlten Bodensund der Unmengen eingesetzten Mate-rials (B 4).

Vorsicht: Nur mit kleinen, diszipliniertenGruppen durchführbar. Blindgänger,scharfkantige Eisenteile, Drahtverhauebefinden sich unmittelbar neben denWegen. Vorherige Belehrung ist Bedin-gung!

Wird der Fußweg ausgelassen, fährt manmit dem Bus über Vaux-devant-Damloup(B 13) in das Tal von Vaux ein. Nördlichauf der Höhe das Werk Hardaumont, imTalgrund die Teiche von Vaux, auf dersüdlichen Anhöhe das Fort de Vaux. Die-ses Tal war Schauplatz verlustreicherKämpfe im März und Juni 1916 (B 5).

Man erreicht die Höhe durch die Fumin-Schlucht unweit des Memorial de Verdunan der ehemaligen Ortschaft Fleury-devant-Douaumont.

Fleury (9,lO) und das südlich gelegeneFort Souville war Schauplatz der Kämpfevom Ende Juni bis 18. August 1916. Indieser Zeit wechselt es siebzehnmal denBesitzer (B 7, 13). Etwa an Stelle des frü-heren Bahnhofs das

M6morialde Verdonmiteiner mehrspra-chigen Tonbildschau, der Rekonstruktioneines Ausschnittes des Schlachtfeldes,mit Modellen, Originaldokumenten undFilmen aus der Zeit sowie der Darstellungdes Kämpfens und Sterbens auf beidenSeiten (Zeitbedarf mindestens 1 112 Stun-den; vgl. auch Medienangebot S. 40). Beiausreichender Zeit kann noch der Weg,,Poudriere de Fleury” abgegangen wer-den. Steht mehr als ein Besuchstag zurVerfügung, sollte hier das Besichtigungs-programm unterbrochen werden.

Anschließend erfolgt der Besuch des Fortde Douaumont (15, vom 25. 2. bis24.10.1916 in deutscher Hand). Im FortGrabstätten deutscher und französischerSoldaten. Insgesamt bietet es im heuti-gen Zustand einen guten Eindruck derBefestigungstechnik und der Wirkung derauf sie angesetzten verstärkten Artillerie.Ein Rundblick von der Oberfläche machtdie beherrschende Stellung des Forts(,,Sargdeckel“) deutlich (B 3, B 4, B 9).

Von dort zurück zumOssuaire (Beinhaus) und französi-schen Friedhof (17). Im Gebeinhaus diein einzelnen Geländeabschnitten gefun-denen sterblichen Überreste der Totenbeider Seiten, überdeckt von steinernenKatafalken. Von der Rückseite her sinddie einzelnen Kammern einsehbar. Andieser sehr eindrücklichen und betroffenmachenden Stelle bietet es sich an, mitden Gruppen eine Reflexion durchzufüh-ren. Eine nachdenklich und versöhnlichgestimmte Tonbildschau (Gebühr) imrückwärtigen Untergeschoß kann zusätz-lich dazu anregen.

Bei verbleibender Zeit sind von hier ausAbstecher zum Jhiaumont (18), Bajonett-Graben (16, Tranchee des Baionnettes)oder zum Ouvrage de Froideterre (21,Kalte Erde) möglich. Ein anderer Abste-cher führt nach Fort de Vaux (vgl. B 5),vorbei am ,,Denkmal der Erschossenenvon Tavannes” (1944; s. Zeittafel). DiePräsentation im Fort bezieht sich auf dieVerteidigung durch Major Raynal (April -Juni 1916).

Der weitere Rückweg zur Stadt Verdunerfolgt wieder über Fleury. Westlich desNationalfriedhofs das Denkmal für diejüdischen Soldaten der französischenArmee. Im 2. Weltkrieg vom deutschenKommandanten hinter einem Lattenver-schlag verborgen.

An der Kreuzung beim Memorial dasDenkmal für die Verteidiger des Fort deSouville (Der Löwe von Souville), dortrechts ab, vorbei am unscheinbarenGedenkstein der 51. französischen Infan-teriedivision (schlichter, die Fakten wie-dergebender Text) und am imposantenMonument Maginot mit den SymbolenMauer, Schild und Scharte, Zeichen deserfolgreichen Widerstands von 1916 (undder falschen Hoffnung von 1940).

In der Stadt selbst kann bei ausreichen-der Zeit- die Kathedrale mit Krypta, Kreuzgang

und Bischofspalast,- die Porte St. Paul mit der Rodin-Pla-

stik ,,Die Abwehr”,- die Porte Chaussee- und das Rathaus mit dem Ehrensaal

(Hotel de Ville et Musee de Guerre)

besucht werden. Letzteres enthält denSaal ,,Des goldenen Buches der Gefalle-nen“ von Verdun sowie der 9 vernichtetenOrtschaften, Auszeichnungen der StadtVerdun sowie Dokumente, Erinnerungs-stücke etc.

Der Einlaß wird durch den Pförtner gere-gelt. Es empfiehlt sich Voranfrage überdas Office de Tourisme.

Unterbringung

Auberge de la Jeunesse du Centre Mondial de la Paix

Place Monseigneur Ginisty

F - 55100 VerdunTel.: 0033-3-29 86 28 28Fax: 0033-3-29 86 28 82

www.fuaj.org/aj/verdun/

0721/23020)

Margueritte d’Enseignement

d’Enseignement Barres d’Enseignement

-

Associationsen S. 40)

Mitwirkung der Schüler

Wichtig erscheint es, daß die Schülernicht nur als Sightseeing-Touristen überden ,,Champ de Bataille“ fahren, sondernselbst an der inhaltlichen Gestaltung mit-wirken.

Folaende Aufaaben sind denkbar:-Kurzreferate zu den Geschehnissenund der Bedeutung der einzelnenPunkteVergleich der Darstellung in Douau-mont-Ossuaire-Memorial-VauxInterpretation der Denkmäler undGedenksteineGespräche (Interviews) mit anderen(internationalen) Besuchern, Ver-gleich der AussagenGespräch mit OrtsansässigenVergleich der Soldatenfriedhöfe(Symbole, Nationalitäten und Religio-nen der Toten)Studium der schriftlichen (deutschen)Dokumente im MemorialBewertung der SouvenirsReflexion: Soll man der Kriegstotengedenken? In welcher Form? Trüm-mer, Gräber, Denkmale - mahnens i e ?

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SEDAN 80~~

DE EELLEVILLE

Verkehrsverein VerdwbZeichnung Exkursionswege: Bürschgens

1 - Nahonalfnedhof von Verdun: 5500 Kreuze. Am Eingang deutscheGeschütze und Denkmal der Opfer. In der Mitte das Viereck der unbekanntenSoldaten. Vor dem Zivilfriedhof das Fliegerdenkmal.

2 - Denkmal der Erschossenen von Tavannes. 1944 fanden hter 16 Wrder-standskämpfer den Tod.

3 - Befestigungswerk der ,,Laufee”

4 - Festung Vaux: Besuch das Inneren mit Führung und Kommentar. Zubeachten der nord-westliche Gefechtsstand ,,Casemate de Bourges” mi t se i -nen zwei 75 cm Geschützen. Durchgehende Lichtbildvorführung mit Bilderndes Schlachtfeldes.

5 - ,,Casemate Pamard” - Vorgezogener Bunker der Festung Souville.6 - Löwendenkmal - Der äußerste Vorstoß der deutschen Truppen vor derStadt Verdun am 23. Juni 1916 - errichtet an Stelle der ehemaligen Kapelle,,Sainte Fine“.7 - Maginot-Denkmal - Zum Andenken an Andre Maginot. Abgeordneter derMaas im Parlament. Am 9. Nov. 1914 vor Verdun verwundet.6 - Denkmal am Vauxteich des 1. Batail lons der Jäger zu Fuß.

9 - Memorial - Museum von Fleury. Dokumente geben Aufschluß über denVerlauf der Schlacht.

10 - Gedächtniskapelle des zerstörten und verschwundenen Ortes Fleury.11 - Unterstand 320.

NANCY 9flKM

12 - Denkmal ,,Soldat des Rechts”, Andre Thome gewidmet. Abgeordneterund VIze-Präsident der Nationalversammlung, gefallen am 10. März 1916.13 - Denkmal des franz. Arti l lerieregimentes no 61 und Cail lette-Schlucht.14 - Festung Douaumont: Die am stärksten bewaffnete und imposantesteFestung der Region. 3 Etagen-Galerien und Kasematten. Beobachtungs- undPanzertürme fur M.Gs., 7,5 cm und 15,5 cm Geschütze. Befehlsstände, Wie-dereinrichtung eines Unterkunftsraumes. Verbandsraum, Kapelle und zuge-mauerter Friedhof.15 - Gedächtniskapelle von Douaumont - dem vernichteten Dorf gewidmet,16 - Bajonettgraben - zum Ruhme des franz. Infanterieregimentes no 137.

17 ~ Douaumont - Beinhaus, die Überreste von über 100 000 unbekanntenSoldaten enthaltend. Kreuzgang Kapelle, Turm mit Museum und Übersicht.Nationalfriedhof: 15 000 Gräber von namentlich bekannten franz. Soldaten.

16 - Befest igungswerk Thraumont19 - Jüdisches Denkmal20 - Befest igungswerk ,,4 Schornsteine“.

21 - Befestigungswerk ,,Froideterre - Kalte Erde“, Äußerster Vorstoß derdeutschen Truppen im Maastal.22 - Damenschlucht - auch Totenschlucht - und Steinbrüche von Haudro-mont .

23 - Caures - Wald - Jägerdenkmal und Befehlsstand des Obersten Driant- Kommandant des Jägerregimentes.

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Karte: Verkehrsverein Verdun

Erläuterungen zum Stadtplan

1 - Unterirdische Zitadelle und Marschallsallee

2 - Porte Chatel (Chatel-Tor) aus dem XIV. Jahrhundert

3 - Denkmal

4 - Kathedrale, Kreuzgang, Museum und Bischofspalast

5 - Siegesdenkmal mit Krypta (Monument de Ia Victoire)

6 - Prinzenmuseum (Musee de Ia Princerie)

7 - Unterpräfektur und Gerichtsgebäude (Sous-Prefecture et Palais de Justice)

8 - Paulus-Tor (Porte Saint-Paul)

9 - Chaussee-Tor (Porte Chaussee)

10 - Rathaus und Kriegsmuseum (Hotel de Ville et Musee de Guerre)

11 - Wehrtürme

12 - Kriegerdenkmal der Stadt Verdun

13 - q Tourist-Information Verdun (Verkehrsamt)

Verdun an der Maas

Unterpräfektur des Departements Meuse, zählt 35 000 Ein-wohner. Neben der malerischen Altstadt mit Kathedrale undBischofspalast, Zitadelle und winkligen Gassen, die ihrenursprünglichen Charakter bewahrt haben, gibt es auch Zeug-nisse moderner Architektur.

Aus der 1916 zerstörten und 1944 beschädigten altenFestungsstadt wurde eine aktive Verwaltungsstadt und einlebendiges Einkaufszentrum, eine Stadt mit höheren Bildungs-anstalten, Kliniken, neuen Wohnvierteln, Unterhaltungsstät-

ten, gepflegten Parkanlagen, zahlreichen Sportanlagen, sowieein Standort namhafter Unternehmen der Nahrungsindustrie,der Textilindustrie, der Feinmechanik und des Baugewerbes.

Verdun, als historische Stadt, ist ein internationales Reisezielund sogar ein Wallfahrtsort für zahlreiche Besucher derSchlachtfelder des 1. Weltkrieges.

Verdun ist auch ein Tor zum Lothringischen Naturschutzpark,und die Hotels bieten den Besuchern selbstverständlich denbesten Empfang.

Fremdenführungen

Zur Besichtigung der historischen Stätten stehen den Besu-chern Führer in französischer, deutscher und englischer Spra-che zur Verfügung nach Vereinbarung mit dem Verkehrsamt.

Rundfahrten über das Kampfgelände (rechtes oder linkesMaasufer - Ab 1. Mai bis 15. September)

Anschriften

- Auskunft über Kriegsgräber (Bureau des Sepultures Mili-taires): Citadelle Haute, Verdun, Tel. 86 02 96.

- Privatquartier in der Stadt und auf dem Land (Gitesruraux): Prefecture de Ia Meuse, 55012 Bar-Ie-Due,Tel. 79 48 10.

- Camping ,,Les Breuils”: Tel. 86 15 31.- Bahnhof (Gare S.N.C.F.): Am Ende der Avenue Garibaldi,

Tel. 86 18 97.- Busbahnhof (Gare Routiere): Place Vauban, Tel. 860271.- Flugplatz und Rundflüge über das Schlachtfeld: Aeroclub

du Rozelier, Route de Metz (R.N. 3), Tel. 86 49 02.

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4 0

AV-Medien zum ThemaZusammengestellt von Konrad Pflug

Stellungskrieg, Frontleben,Der Graben 56 Minuten

Die deutsche WestfrontKriegspiloten an der WestfrontFrontleben 28 Minuten

Spielfilme

Im Westen nichts Neues(All Quiet on the Western Front) USA1930Regie: Lewis Milestone, nach demRoman von Erich Maria Remarque.

Milestone erzählt vom Standpunkt derDeutschen aus; es ist die Geschichte vonsieben Schuljungen, die aus der Schulegenommen, mit patriotischem Eifer erfülltund in den Schrecken und das Elend desStellungskrieges gestürzt werden. Siewerden bitter desillusioniert, und alsschließlich alle außer einem getötet sind,nimmt eine neue Gruppe von Rekrutenihren Platz ein. In Deutschland gelanges den Nationalsozialisten mittels insze-nierter Demonstrationen vor den Kinos, indenen der Film gezeigt wurde, sein Ver-bot zu erreichen. (Buchers Enzyklopädiedes Films S. 26).

Verleih: Landesbildstel le Württemberg,Rotenbergstr. 111, 7000 Stuttgart 1

Kennziffer: 16 mm = 326693-95, VHS:426656

Wege zum Ruhm

(Paths of Glory) USA 1957Regie: Stanley Kuhrick, nach einemRoman von Humphrey Cobb. Mit KirkDouglas. 86 Minuten. Freigegeben ab 12Jahren. Prädikat: wertvoll.

Frankreich 1916. Auf Anordnung vonGeneral Broulard befiehlt General Mireauden Angriff auf eine stark befestigte deut-sche Stellung. Mireau weiß, daß dasUnternehmen aussichtslos ist, läßt sichaber durch die Aussicht auf eine Beförde-rung bewegen, seine Bedenken zurück-zustellen. Die Truppe unter Führung desColonel Dax bleibt im Artilleriefeuer derDeutschen stecken, Wutschäumendbefiehlt General Mireau, auf die eigenenzurückweichenden Soldaten zu schie-ßen. Nach dem Scheitern des Angriffs willer 100 Mann wegen Feigheit vor demFeind erschießen lassen. Zwar ändertGeneral Broulard den Befehl. Aber trotzaller Bemühungen von Colonel Dax wer-den drei Soldaten nach einer Kriegsge-richtsverhandlung erschossen. Dax, derdie Hintergründe des Urteils kennt, wird

Material, Waffen, Kriegstechnik53 Minuten

Tonbandkassetten des Museumsdien-als lästiger Mitwisser wieder in dievorder- stes Fleuryste Linie geschickt. Interviews und Lieder(Reklams Filmlexikon S. 493). zur Epoche 45 Minuten

Verleih: UIP-Filmverleih, 6000 FrankfurVMain 70, Stresemannallee 13, 16 mm;gegen Gebühr

Dias

Zum Thema ,,l. Weltkrieg“ bei den Lan-des- und Kreisbildstellen, zu ,,FranzMarc“: 15, Farbe, Kennziffer: 10 0685(LBist)

Angebote des pädagogischenDienstes des Museums Fleurya. Führer durch das Museum Fleury-devant-Douaumont

50 Seiten, 5, -Franc, Heft mit den wichtig-sten Hinweisen zu den verschiedenenAbteilungen des Museums. DeutscheAusgabe vorhanden.

b. Hektographierte Kuruusammen-fassungen (deutsch):

La Bataille de Verdun, 21 Fevrier - 15Decembre 1916,4 SeitenMemorial de Verdun, 6 Seiten

Verdun de 1914 a 1918,3 Seiten

Les Forets Domainiales du Mort-Hommeet de Verdun, 2 SeitenCombat du Bois des Caures, 2 SeitenLa Voie Sacree, 2 SeitenNotice sur Ie Palais Episcopal de Verdun,2 Seitenu.a.

c. Kleine Bildersammlung des pädago-gischen Dienstes des Museums Fleury:Zeitgenössische Fotos werden auf DIN-A-2 Rahmen Schulen für Ausstellungenzugeschickt (längere Anmeldefristen).

d. Französische Videos des Museums-dienstes Fleury

Video Cassetten in VHS und Betamax, zuentleihen oder im Filmsaal Fleury zusehen.

Dokumente der Epoche(1916)Bilder von VerdunVerdun, französischeKriegstätigkeiten

18 Minuten31 Minuten

54 Minuten

f. Vorschläge für Rundgänge (u. a.):

A) Pfad des Munitionsraumesvon Fleury 1,5 Std.

B) Douaumont 1,5 Std.C) Hardaumont 3 Std.

(empfohlen: Strecke Bezonvaux-Douaumont)

D) Ornes 2,5 Std.

Auch in deutscher Übersetzung erhältli-che beidseitig bedruckte DIN-A-CBIättermit Erläuterungen und Kartenskizzen desMuseumsdienstes Fleury.

Wichtige AdressenAllgemeine Auskünfte, Reservierun-gen, Informationsmaterial, Angeboteund Voranmeldungen:Office de TourismePlace de Ia NationF-55100 VerdunTel. 0033291841885

Dokumentationen, Informationsmate-rial, Medien und Routenvorschläge(Wanderwege):

0711/2153-392

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Ergänzung 1999:

Seit der Erarbeitung des Heftes im Jahr 1985 hat sich an den Fragestellungen und denhistorischen Fakten nichts geändert. Allerdings ist die museumspädagogische und auch dietouristische Aufarbeitung in Verdun und an anderen Orten vorangeschritten. Auch beiLiteratur und Medien sind Neuerscheinungen zu verzeichnen.

Jugendgruppen steht inzwischen eine Jugenherberge zur Verfügung. Das Centre Mondial dela Paix im Palais Episcopal (ehem. Bischofsitz) in der Stadt ermöglicht die Befassung mitdem Thema "Krieg und Frieden" in einer breiteren Form bis in unsere Tage hinein.

Literatur:Rohde, Horst/Ostrowsky Robert; Militärgeschichtlicher Reiseführer Verdun,E.S. Mittler, Herford, Bonn 1992 - ISBN 3 8132 0393 XHistorische Ereignisse, Routenvorschläge, Kurzbiographien, Sehenswürdigkeiten, Literatur,Hinweise (ca. 20 DM).

"Der Bürger im Staat" : Heft 2/1989 "Frankreich""Politik und Unterricht": Heft 3/1989 "Frankreich"

Heft 29/1994 "Europäische Friedensschlüsse1648-1815-1919-1990"

Unterrichtsfilm:Deutsche Kriegstechnologien im Ersten und Zweiten Weltkrieg, FWU 1998, VHS 42 02295,

www.fwu.de

Wichtige Adressen:

Allgemeine Auskünfte, Führungen, Informationsmaterial, Hotelreservierungen undVoranmeldung:Office de TourismePlace de la Nation, B.P. 232, F - 55106 VerdunTel: 0033-3-29 84 18 85 (auch auf Deutsch); Fax: 0033-3-29 84 22 42

www.verdun.org

für die Region:Comité Départemental du TourismeF - 55012 Bar-le Duc, Tel.: 0033-3-29 45 78 40; Fax: 0033-3-29 45 78 45

Dokumentationen, Informationsmaterial, Medien und Routenvorschläge:Mémorial de FleuryF - 55100 Fleury devant DouaumontTel: 0033-3-29 86 22 60

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Jugendherberge:Auberge de la Jeunesse du Centre Mondial de la PaixPlace Monseigneur Ginisty, F - 55100 Verdun,Tel.: 0033-3-29 86 28 28; Fax: 0033-3-29 86 28 82 www.fuaj.org/aj/verdun/

Unterrichtmaterialien, Hinweise auf Sodatenfriedhöfe und Beratung bei Exkursionen:Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge,Sigismundstr. 16, 78462 KonstanzTel: 07531-9052-0; Fax: 07531-90 52 52 www.volksbund.de

Beratung bei der Exkursionsvorbereitung:Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg, Fachreferat III/7,Sophienstr 28-30, 70178 Stuttgart, Tel.: 0711-2371501, Fax: 0711-2371498

e-mail: [email protected]

Interessante Adressen und Links:

Verdun:Centre Mondial de la Paix, des Libertés et des Droits de l'HommePlace Monseigneur Ginisty, F - 55100 Verdun

www.unicaen.fr/collectivite/memorial/10EVENT/fr/partner.html

e-mail: [email protected]

1. Weltkrieg:

Historial de la Grande Guerre, PéronneChateau de Péronne, F - 80201 Péronne,Tel.: 0033-3-22 83 14 19, Fax: 0033-3-22 83 54 18(Zahlreiche interessante Links) www.historial.org/fr/home.htm

Pädagogischer Dienst e-mail: [email protected]

Heeresgeschichtliches Museum im Arsenal, WienArsenal, A - 1030 Wien, Tel.: 0043-1 79561; Fax: 0043- 1 5200 17707

www.bmlv.gv.at

Imperial War Museum, London www.iwm.org.uk

Wehrgeschichtliches Museum, Rastatt

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Schloss Rastatt, 76402 Rastatt, Tel.: 07222-34244, Fax: 07222-30712(umfaßt Zeitraum 1815-1918)

www.wgm-rastatt.purespace.de

2. Weltkrieg:

Musée pour la Paix - Mémorial de CaenEsplanade Général EisenhowerBP 6261, F - 14066 Caen CédexTel.: 0033-2-31 06 06 44; Fax: 0033-2-31 06 06 70(Zahlreiche Links weltweit > "Musées") www.unicaen.fr/memorial

Militärhistorisches Museum, DresdenOlbrichtplatz 3, 01099 Dresden, Tel.: 0351-8230, Fax: 0351-8232850(Schwerpunkt Zeitraum ab 1918)

www.bundeswehr.de

Sonstige:

Deutsches Historisches Museum; BerlinUnter den Linden 2, D -10117 Berlin, Tel.: 030-203040; Fax: 030-20304-509/519

www.dhm.de

Orte des Gedenkens, Technische Universität Chemnitz(Materialien zu Kriegsgräber- und Gedenkstätten) www.tu-chemnitz.de/~ubrt/

Militärgeschichtliches Forschungsamt der BundeswehrPF 60 11 22, 14411 Potsdam, Tel.:0331-97140; Fax: 0331-9714507

www.bundeswehr.de

Zuschüsse bei internat. Begegnungen:Deutsch-Französisches JugendwerkRhöndorfer Str. 23, 53604 Bad Honnef

Überarbeitet an Hand des Exkursionsberichtes eines Seminarkurses des Paracelsus-Gymnasiums, 70599 Stuttgart-Hohenheim, Paracelsusstr. 36 (GP Otto Hofmann, OstR UlrichStorz). Konrad Pflug/13.08.1999