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Straße des Friedens Straße der Skulpturen in Europa Hommage à Otto Freundlich La voie de la paix La voie des sculptures en Europe Hommage à Otto Freundlich Droga Pokoju Droga Rzeźb w Europie W hołdzie Otto Freundlichowi Дорога Мирa Дорога Скульптур в Европe Памяти Отто Фрейндлиха Turm des Friedens und der sieben Künste Freundlichs Atelier im Bateau Lavoir, Paris Freundlich 1895 Elternhaus von Otto Freundlich in Slupsk - Polen OTTO FREUNDLICH UND LEO KORNBRUST von Prof. Dr. Lorenz Dittmann Wie verhält sich Kornbrust zu Freundlich? Leo Kornbrust ist fasziniert von Otto Freundlichs Idee einer dem Frieden gewidmeten „Straße der Skulpturen in Europa“. Er schreibt im Mai 2001: „Wir wollen seine Idee verwirklichen“. Warum ist es gerade Leo Kornbrust, der sich dieser Idee Freundlichs so aufgeschlossen zeigt? Mit den Skulpturen Freundlichs haben Kornbrusts Werke unmittelbar nichts zu tun. Kornbrust schätzt aber auch Freundlichs Schriften sehr. Hier gibt es vor allem zwei Grundlagen, die Kornbrust mit Freundlich verbinden: es sind dies die „Idealität“ der Plastik und ihre Beziehung zum Menschen. Andere Gedanken Freundlichs können auch für Kornbrust fruchtbar gemacht werden, Freundlichs Überlegungen, der Künstler stünde in einer Dreiheit, „im Geistigen, im Anorganischen und im Organischen“, und seine Auffassung des Anorganischen als „einer erstarrten geistigen Urgebärde“, sowie seine Gedanken zur „Zentralisation und Dezentralisation“. Fragt man nach den Künsten bei Leo Kornbrust, die in Freundlichs „Leuchtturm der sieben Künste“ ohne Differenzierung angespro- chen werden, so ist die Antwort leicht: es sind Skulptur und Poesie, Kornbrusts Stelen mit den Gedichten von Felicitas Frischmuth, die in vielen Abwandlungen als Kornbrusts eigenste Schöpfungen verstan- den werden können - aber „leer“ sind ohne die Kunst seiner Frau. Solches „Kollektiv“ im Kleinsten kann Freundlichs großes, mensch- heitliches „Kollektiv“ repräsentieren. Christopher Rihs Paul Schneider Karl Prantl St. Wendel Verdun - Weltfriedenszentrum Merzig - Steine an der Grenze

OTTO FREUNDLICH UND LEO KORNBRUST von … · Karl Prantl Christopher Rihs Paul Schneider St. Wendel Verdun - Weltfriedenszentrum Merzig - Steine an der Grenze. ... che Skulpturen-Konzept

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Page 1: OTTO FREUNDLICH UND LEO KORNBRUST von … · Karl Prantl Christopher Rihs Paul Schneider St. Wendel Verdun - Weltfriedenszentrum Merzig - Steine an der Grenze. ... che Skulpturen-Konzept

Straße des FriedensStraße der Skulpturen in Europa

Hommage à Otto Freundlich

La voie de la paixLa voie des sculptures en Europe

Hommage à Otto Freundlich

Droga PokojuDroga Rzeźb w Europie

W hołdzie Otto Freundlichowi

Дорога МирaДорога Скульптур в ЕвропeПамяти Отто Фрейндлиха

Turm des Friedens und der sieben Künste

Freundlichs Atelier im Bateau Lavoir, ParisFreundlich 1895Elternhaus von Otto Freundlich in Slupsk - Polen

OTTO FREUNDLICH UND LEO KORNBRUSTvon Prof. Dr. Lorenz Dittmann

Wie verhält sich Kornbrust zu Freundlich?Leo Kornbrust ist fasziniert von Otto Freundlichs Idee einer dem Frieden gewidmeten „Straße der Skulpturen in Europa“. Er schreibt im Mai 2001: „Wir wollen seine Idee verwirklichen“.

Warum ist es gerade Leo Kornbrust, der sich dieser Idee Freundlichs so aufgeschlossen zeigt? Mit den Skulpturen Freundlichs haben Kornbrusts Werke unmittelbar nichts zu tun. Kornbrust schätzt aber auch Freundlichs Schriften sehr.

Hier gibt es vor allem zwei Grundlagen, die Kornbrust mit Freundlich verbinden: es sind dies die „Idealität“ der Plastik und ihre Beziehung zum Menschen. Andere Gedanken Freundlichs können auch für Kornbrust fruchtbar gemacht werden, Freundlichs Überlegungen, der Künstler stünde in einer Dreiheit, „im Geistigen, im Anorganischen und im Organischen“, und seine Auffassung des Anorganischen als „einer erstarrten geistigen Urgebärde“, sowie seine Gedanken zur „Zentralisation und Dezentralisation“.

Fragt man nach den Künsten bei Leo Kornbrust, die in Freundlichs „Leuchtturm der sieben Künste“ ohne Differenzierung angespro-chen werden, so ist die Antwort leicht: es sind Skulptur und Poesie, Kornbrusts Stelen mit den Gedichten von Felicitas Frischmuth, die in vielen Abwandlungen als Kornbrusts eigenste Schöpfungen verstan-den werden können - aber „leer“ sind ohne die Kunst seiner Frau. Solches „Kollektiv“ im Kleinsten kann Freundlichs großes, mensch-heitliches „Kollektiv“ repräsentieren.

Christopher Rihs Paul SchneiderKarl Prantl

St. Wendel Verdun - Weltfriedenszentrum Merzig - Steine an der Grenze

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James Reineking Alfred Görig J.S. WojciechowskiRüdiger-Utz Kampmann Hans Jürgen Breuste Robert Schad Bertrand Ney

Partner „Straße des Friedens“

bestehende Abschnitte der „Straße des Friedens“

geplante Abschnitte der „Straße des Friedens“

St. WendelSt. WendelDillingenSlupskSt. WendelSalzgitterBerlin

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Otto Freundlich - Ascension, 1929, Bronze 200 cm x 104 cm x 104 cm

DIE STRASSE DES FRIEDENSvon Prof. Dr. Joachim Heusinger von Waldegg

Die Straße des Friedens ist Otto Freundlich (1878-1943) gewidmet. Mit der Hommage an den Maler-Bildhauer wurde der Tragfähigkeit einer weit ausgreifenden Idee ausdrücklich Referenz erwiesen.1936 gelangte Freundlich, Pionier einer ungegenständlichen Kunst, zu dem Entwurf einer Skulpturenstraße. Zentrale Inhalte moderner Skulptur, ihre Zeichen setzende und Raum erschließende Kraft aufnehmend und mit dem Konzept „einer sozialen Prozessen an-gemessenen Bildsprache“ verknüpfend, schwebte ihm eine Abfolge nichtfigürlicher Skulpturen in offener Landschaft vor.

Als „moderne Menhire“ bezeichnet, denen in ihrer Eigenschaft vertikal aufragender Monumente zugleich architektonische Funktion zugesprochen wurde, konkretisierte und aktualisierte Freundlichs Lebensgefährtin, die Malerin Jeanne Kosnick-Kloss, nach dessen durch die Nazis gewaltsam herbeigeführten Tod 1959 das ursprüngli-che Skulpturen-Konzept.

Dient der Plan einer europäischen Skulpturenstraße dem humanitä-ren Gedanken der Solidarität und Völkerverständigung in der Hoff-nung auf eine bessere Zukunft, avanciert Freundlichs Konzept der „Skulpturentürme“ zum Leuchtturm der sieben Künste (Gips-Modell) im Schnittpunkt sich kreuzender Skulpturenstraßen. Daran bemer-kenswert ist der Gegensatz von monolithischer Gesamterscheinung im Äußeren und farbigen Lichtspielen im Inneren.

In der Straße des Friedens sind wesentliche Inhalte von Freundlich/Kosnick-Kloss auf der Basis der Bildhauersymposien weiterentwi-ckelt: organische Verbindung aus Skulptur und Landschaft auf der Suche nach Ursprünglichkeit sowie die exemplarisch Gemeinschaft stiftende Tätigkeit der Bildhauer.

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Portrait Otto Freundlich, Paris 1938

Otto Freundlich - Biografie1878 Am 10. Juli wird Otto Freundlich in Stolp/Pommern (heute: Slupsk, Polen) geboren.1904-1907 Freundlich unternimmt mehrere Stu-dienreisen nach Italien (Florenz). Er überquert dabei die Alpen zu Fuß, und der Entschluss zu eigener künstlerischer Arbeit reift 1906 heran. In Florenz beginnt er mit ersten eigenen Arbeiten in der Malerei und vor allem der Bildhauerei.1908 Erste Reise nach Paris. Atelier im Bateau-Lavoir am Montmartre, in dem auch Pablo Pi-casso, Auguste Herbin und Juan Gris arbeiten.1912 Die Plastik „Der neue Mensch“ entsteht.1914 Otto Freundlich bezieht ein Atelier im Nordturm der Kathedrale von Chartres und studiert intensiv die alten Glasgemälde.1917 Anschluss an die Antikriegsbewegung. Freundlich hat Einfluss auf die Kölner DADA-Bewegung und gilt in Berlin als der „einzige abstrakte Maler von Bedeutung“.1919 Freundlich hält Vorträge, veröffentlicht kulturpolitische Texte in expressionistischen Zeitschriften.1921/22 Freundlich ist Teil revolutionärer

Künstler- und Intellektuellenkreise und verfolgt das Ideal einer sozial eingebundenen, ethisch verpflichteten Kunst.1924 Freundlich zieht endgültig nach Paris.1928/29 Die Monumentalplastik „Ascension“ (Aufstieg) entsteht.1930 Die deutsche Künstlerin und Bildhauerin Jeanne (Hannah) Kosnick-Kloss wird seine Lebensgefährtin.1933 Die zweite Monumentalplastik „Komposi-tion“ entsteht.1936 Freundlich entwickelt ein Projekt von zwei großen Skulpturenstraßen, die quer durch Euro-pa führen und sich in Auvers-sur-Oise kreuzen sollen, wo Vincent van Gogh beerdigt liegt.1937 Der Ausstellungsführer „Entartete Kunst“ setzt Freundlichs Skulptur „Der neue Mensch“ (1912) aufs Titelblatt.1943 Am 23. Februar wird der Künstler aufgrund einer Denunziation in S. Martin (Pyrenäen) verhaftet. Otto Freundlich wird mit dem Zug Nr. 907 von Drancy (Paris) in das Vernichtungslager nach Chelm-Sobibor (Polen)transportiert.

Straße des Friedens An die Gedanken von Otto Freundlich von den Kräften der Zwischenräume sei erinnert: „(...) Die Inbrunst des Zwischenraumes (...) wir Menschen selbst sind die Fühler zwischen allem Festen (...) Aufgabe des Menschen, sein Beruf, sein Wesenscharakter: ein fühlerhaftes Tasten der Zwischenräume (...) Zwi- schenräume sind türlose Kammern der Ewigkeit.“ Nach einer heftigen drangvollen Jugendzeit be-schäftigt sich Otto Freundlich zunächst mit Musik und Musiktheorie. Er schreibt in einem Brief aus dieser Zeit: „(...) überall suche ich Bausteine zu einer breiten Basis und ich habe die Empfindung, dass daraus ein Gebäude ganz neuer Art empor- wachsen wird.“ Eine Vision ohne Ende.

Je ungeistiger, je brutaler die Gegenwart, desto Geistigeres, Feineres, muss man tun. Das ist Starksein.

Das Werk des Künstlers ist eine Summe konstruktiver Akte, künstlerische Kultur ist und war immer dasselbe:Vorbereitung für die Zukunft.

Otto Freundlich

Otto Freundlich

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Leo Kornbrust Josep CastellWiktor Tolkin

HelmstedtGehweilerMajdanek

Verein Straße des Friedens - Straße der Skulpturen in Europa - Otto Freundlich Gesellschaft e. V.

Aber das gesprochene und geschriebene Wort kann nicht Bilder malen, Häuser bauen, plastische Werke schaffen. Das Unnachahmliche der bildenden Künste ist die Gleich-Zeitigkeit. Die Gleichzeitigkeit ist die Ewigkeit der Zeit. Die Zeit als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entspricht der Dreidimensionalität des euklidischen Körpers und des euklidischen Raumes. Die Gleichzeitigkeit ent-spricht dem außereuklidischen Raum. Das zeitliche Element in der bildenden Kunst kann nach zwei Qualitäten gewertet werden: einmal ist es sichtbar in der Vergänglichkeit als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und einmal in seiner Beständigkeit als Gleich-Zeitigkeit.

Leo Kornbrust

Der Bildhauer und Maler Otto Freundlich (1878-1943) hat-te schon 1936 an zwei Skulpturenstraßen gedacht: eine von Norden nach Süden zu Ehren von Paul Cézanne und Vincent van Gogh, eine „voie de la fraternité“, und an eine zweite von Paris nach Moskau. Diese von Westen nach Osten verlaufende Straße sollte den Namen „voie de la solidarité humaine en souvenir de la libération“ tragen. Am Schnittpunkt der beiden Straßen, in Auvers-sur-Oise, hatte er den „Turm des Friedens und der sieben Künste“ vorgesehen. Wir haben seine Idee aufgenommen und mit unserer „Straße des Friedens - Straße der Skulpturen“ ver-bunden - eine Hommage für Otto Freundlich.

Otto Freundlich

Schirmherrschaft: Ministerium für Bundesangelegenheiten und Kultur

Geschäftsstellenleiterin: Kerstin SommerAnschrift: Werschweiler Str. 14, D-66606 St. Wendel, Tel.: +49 6851 8060808E-Mail: [email protected], Internet: www.strasse-des-friedens.netSpendenkonto: KSK WND KtoNr.: 10090 • BLZ: 59251020 IBAN: DE81 5925 1020 0000 0100 90 • BIC: SALADE51WND

1. Vorsitzender: Prof. Leo Kornbrust - www.leokornbrust.de2. Vorsitzende und Schriftführerin: Drs. Cornelieke LagerwaardSchatzmeisterin und Schriftführerin: Sonja Wasemann

Dokumentarfilm: „das geht nur langsam“

Auf dem Titelblatt des Katalogs „Entartete Kunst“ ist eine seiner Plastiken abgebildet: Otto Freundlich, ein deutscher Maler und Bildhauer in Paris. Er hatte die Vision einer Weltgemeinschaft und wollte Skulpturenstraßen quer durch Europa bauen. 1943 schickten ihn die Nationalsozialisten in den Tod. Die Idee hat überlebt. Seit Jahrzehnten arbeitet der Bildhauer Leo Kornbrust für Otto Freundlich an einer Skulpturenstraße von Paris bis Moskau. Eine verlorene Spur wird entdeckt.

Herausgeber:Verein Straße des Friedens - Straße der Skulpturen in Europa - Otto Freundlich Gesellschaft e. V. Werschweilerstr. 14D - 66606 St. Wendel

Tel.: +49 6851 8060808

E-Mail: [email protected]: www.strasse-des-friedens.net© 2012 Alle Rechte vorbehalten

Sponsor: KSK St. Wendel

Layout / Satz:Prof. Leo Kornbrust / Martin Kornbrust

Fotonachweis:Archiv Verein Straße des FriedensArchiv Prof. Dr. J. Heusinger v. WaldeggPrivatarchiv Prof. Leo KornbrustSiegfried WackReproduktion Martha LaugsFotoarchiv Saarbrücker Zeitung

Druck:Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH

2. Auflage: 5000

Der Dokumentarfilm von Gabi Heleen Bollinger „das geht nur langsam“ (110 Minuten) ist als DVD über den Verein Straße des Friedens - Straße der Skulpturen in Europa - Otto Freundlich Gesellschaft e. V., St. Wen-del, Tel.: 06851-8060808, E-Mail: [email protected] oder über Gabi Heleen Bollinger, Tel.: 06848-265, E-Mail: [email protected] zu einem Preis von 20,- Euro (zzgl. Porto & Verpackung) zu beziehen.

Der Film erhielt 2011 beim „New York Independant Filmfestival“ jeweils einen 1. Preis für die beste Regie und für die beste biografische Recherche.

Buch und Regie: Gabi Heleen BollingerKamera: Stefan Urlaß und Klaus HennrichMusik: Tzvi AvniStimme Zitate Otto Freundlich: Boris PietschSchnitt: Stefan Urlaß

Eine Koproduktion vonGHBollinger & SUrlaß