26

2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

  • Upload
    haque

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Naturkalender2010

Page 2: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Nüsse, diese hartschaligen Früchte mit den oft schmackhaften Samen, meint man aus

dem Alltag zu kennen. Überraschenderweise zählen viele der landläufig als Nuss

bezeichneten Früchte im botanischen Sinn nicht zu den echten Nüssen bei denen per

Definition alle drei Schichten der Fruchtwand (Perikarp) verholzt sind.

Bei anderen hingegen bleibt dem unerfahrenen Betrachter verschlossen, dass es sich um

eine echte Nussfrucht handelt. Und in einigen Fällen sind Früchte so speziell ausgebildet,

dass deren schlussendliche Einordnung noch umstritten ist.

Um etwas Licht in diese verwirrende Vielfalt zu bringen, widmet sich der ENEDAS e.V.

Naturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde

Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte.

Impressum

Herausgeber: ENEDAS e.V.

Bildautoren: Dipl.-Biol. Oliver Thier & Dr. Dietmar Sattler

Texte: Dipl.-Biol. Maria Faske & Dr. Dietmar Sattler

Lektorat: Cornelia Heinrich

Layout: Dipl. Designer (FH) Andy Baber > www.baber.info

Druck: MaXxPrint GmbH, Leipzig

Das Urheberrecht für den Kalender liegt bei dem ENEDAS e.V.

Der Erlös aus dem Verkauf dieses Kalenders fließt ausschließlich in gemeinnützige

Projekte des ENEDAS e.V. Weitere Informationen erhalten sie unter www.enedas.de.

Bei Anregungen und Kritik wenden sie sich bitte per E-Mail an [email protected].

ENEDAS e.V., Elsterstraße 33, 04109 Leipzig

Kontonummer: 307859831

Bankleitzahl: 86095604

Volksbank Leipzig eG

Preis: € 14,95

Page 3: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

31 01

04

28

11

18

25

05

29

12

19

26

06

30

13

20

27

07

14

21

28

08

15

22

29

09

16

23

30 31

10

17

24

02 03

Haselnuss (Corylus sp.), Birkengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

Januar

Page 4: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Haselnuss (Corylus sp.) – Die Zaubernuss aus der Steinzeit

Wie kaum ein anderer Strauch ist die Hasel (Corylus avellana) mit unserer mitteleuropäischen

Landschaft verbunden. Nach der letzten Eiszeit wanderte sie aus Südeuropa ein und war dann

in unseren Breiten lange Zeit sogar vegetationsbestimmend. Heute ist sie in lichten Laub- und

Mischwäldern, Hainen, Hecken und Parks zu finden. Sehr zeitig im Frühjahr, vom Februar bis in

den April, sprießen die eingeschlechtigen Blütenkätzchen.

Aus den weiblichen Blüten entwickeln sich einsamige, hartschalige Nüsse, welche je von

einer becherförmigen, weichen Hochblatthülle umgeben sind. In einem einzigen männlichen

Blütenkätzchen werden ca. zwei Millionen vom Wind ausgebreitete Pollenkörner gebildet.

Somit zählt die Haselnuss, gemeinsam mit einigen anderen Birkengewächsen, zu den

bedeutendsten Erregern des Frühjahrs-Heuschnupfens. Schon seit frühesten Zeiten wurden die

mit bis zu 65 % Fettgehalt sehr nahrhaften Samen der Haselnuss verzehrt und die Pflanzen

wahrscheinlich auch zu diesem Zweck kultiviert.

Heute kommen die Nüsse sowohl im Ganzen als auch die gerösteten, oft zu Mehl gemahlenen

Samen in den Handel und sind beliebter Bestandteil von Süßwaren, Nussmischungen und

Müslis. Da die einheimische Haselnuss sehr unregelmäßig fruchtet und meist kleine Nüsse

hervorbringt, wird für kommerzielle Zwecke immer häufiger die größere Lambertsnuss (Corylus

maxima) verwendet. Da die Haselnuss schon bei den Steinzeitnomaden als Nahrungspflanze

einen sehr hohen Stellenwert hatte, ist ihr in den nachfolgenden Kulturen viel Verehrung

entgegengebracht worden. Zu germanischen Zeiten schon kultiviert, durfte der Haselbusch

nicht gefällt werden, Fremden war es untersagt, mehr als eine Handvoll Nüsse zu sammeln.

Im antiken Rom galt das Tragen eines Haselzweiges als Waffenstillstands- und Friedenssymbol.

Weiterhin wurde Haselruten die Fähigkeit zugeschrieben, die Wahrheit zu offenbaren und

Zauber zu bannen. Die hängenden, männlichen Blütenkätzchen des Haselstrauches wurden in

der Sagenwelt als silberne Schlüssel zum Öffnen von Schatztruhen gedeutet.

Die Kelten sahen im Haselstrauch einen Vermittler zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.

So wurde z. B. der Platz um den Thingbaum mit geschälten, also „reinen“ Haselruten

abgesteckt. Haselnüsse galten außerdem in den verschiedensten Kulturen als Symbol der

Fruchtbarkeit und Wollust.

Page 5: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

04 05

08

01

15

22

01

09

02

16

23

02

10

03

17

24

03

11

18

25

04

12

19

26

05

13

20

27

06 07

14

21

28

06 07

Cashew (Anacardium occidentale), Sumachgewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

FEBRUAR

Page 6: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Cashew (Anacardium occidentale) – Das brasilianische Multitalent

Die im östlichen Amazonasgebiet heimische kleinwüchsige Baumart ist hierzulande vor allem

wegen ihrer schmackhaften Samenkerne bekannt und beliebt.

Sie bildet nierenförmige Steinfrüchte – auch „Elefantenläuse“ genannt –, die wegen ihrer festen,

harzigen Fruchthülle (Perikarp) von einigen Autoren schon zu den echten Nüssen gezählt

werden. Die Cashewkerne, also die eigentlichen Samen, besitzen einen vergleichsweise hohen

Gehalt an Vitamin E und werden überwiegend geröstet verzehrt. Die Fruchthülle enthält ein

stechend-scharfes, schwarzes und ätzendes Öl, das heute durch Destillation über Wasserdampf

entfernt wird und in der Industrie unter anderem als Schmiermittelzusatz, Termitenschutzmittel

und zur Herstellung von Bremsbelägen verwendet wird. In der Medizin nutzt man

Cashewschalenöl gelegentlich zur Behandlung von Warzen und Hühneraugen. Früher wurde das

Öl häufig auch zur Behandlung tropischer Krankheiten wie Lepra oder Elephantiasis eingesetzt.

In vielen südamerikanischen Ländern wird zudem der stark birnenförmig-verdickte, rötlich-orange

Fruchtstiel („Cashewapfel“) als Vitamin-C-reiches Obst gegessen oder zu

Säften, Marmeladen und Likör weiterverarbeitet. Der Geschmack dieser Cashewäpfel

ist jedoch aufgrund des Gehaltes an Buttersäure und Phenolen sehr gewöhnungs-

bedürftig, muffig-kratzig. Während in den heutigen Hauptanbauländern Vietnam und Indien der

Großteil dieser Fruchtstiele als Nebenprodukt vernichtet wird, erntet man in manchen Regionen

Brasiliens fast ausschließlich diese Cashewäpfel und verzichtet auf die Samenkerne, denn der

vitamin- und mineralstoffreiche Cashewapfelsaft ist in Brasilien sehr beliebt. Der Name Cashew

oder Kaschu, wie auch die portugiesische Bezeichnung cajú, geht zurück auf das Tupi-Wort

acaju für Nierenbaum. Die Tupi-Indianer verwendeten vorwiegend die fleischigen Fruchtstiele der

Cashew zur Herstellung von Wein, aus den zerstampften Samen hingegen bereiteten sie eine

brotartige Speise zu.

Page 7: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

04 05

08

01

15

22

29

09

02

16

23

30

10

03

17

24

31

11

18

25

01

12

19

26

02

13

20

27

03 04

14

21

28

06 07

Eichel (Quercus robur), Buchengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

MÄRZ

Page 8: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Stieleiche (Quercus robur) - Becher-Nuss des Donnergottes

Die Stieleiche oder Deutsche Eiche (Quercus robur) ist in fast ganz Mitteleuropa heimisch, viele

weitere Eichenarten finden sich auf der ganzen Welt, vor allem in Nordamerika.

Allen gemein ist die besonders typisch ausgebildete, in einem meist flachen Fruchtbecher

sitzende Nussfrucht. Diese als „Eicheln“ bezeichneten Früchte gehen aus den einzeln oder in

Büscheln stehenden weiblichen Blüten der getrenntgeschlechtigen Baumgattung hervor.

Ihr hoher Stärkegehalt macht die Eicheln sehr nahrhaft, für den Menschen sind sie jedoch

aufgrund des hohen Bitter- und Gerbstoffanteils ungenießbar. Eichenwälder waren daher früher

für die Schweinemast sehr wichtig. Heute werden Schweine nur noch in Teilen der

westspanischen Estremadura zur Weide in Eichenwäldern gehalten.

Die beiden in Mitteleuropa heimischen Eichenarten werden vor allem nach der Anordnung ihrer

Früchte unterschieden. Bei der meist auf frischen und tiefgründigen Böden vorkommenden

Stieleiche sind eine bis mehrere Eicheln an 5 bis 12 cm langen Fruchtstielen angeordnet.

Die für trockenere Lagen typische und sehr lichtbedürftige Traubeneiche (Quercus petraea) hat

kurz gestielte, traubenartig zusammenstehende Früchte.

Das harte, mittelschwere und durch hohen Gerbstoffgehalt sehr beständige Holz der

einheimischen Eichen verwendet man besonders für Fässer, Parkettfußböden und Furniere.

Als wasserbeständiges Bauholz ist es vor allem in der Vergangenheit für Eisenbahnschwellen

und Fundamentpfeiler eingesetzt worden. Die aus der jungen Rinde (Lohrinde) gewonnenen

Gerbstoffe wurden in der Textilindustrie eingesetzt. Aus den meist an Eichenblättern

auftretenden, von Insekten hervorgerufenen Galläpfeln stellte man in Verbindung mit Eisensalzen

die dauerhafte „Eisengallustinte“ her.

In der Volkskunde ist die Eiche das Sinnbild der Freiheit und Kraft. Bei den Germanen war der

Baum dem wichtigen, unter anderem für Regen und Fruchtbarkeit verantwortlichen Donnergott

Thor geweiht. Um die Ohnmacht der germanischen Götter zu beweisen, ließ der von Papst

Gregor II. ausgesandte heilige Bonifatius während der Missionierung der noch nicht zum

Christentum bekehrten Chatten das berühmteste germanische Baumheiligtum, die „Donareiche“,

im Jahre 723 fällen. Unter sogenannten „Mahleichen“ wurde Gericht gehalten, Eichenlaubkränze

schmückten Sieger. Diese historische Wertschätzung wird z. B. durch die gegenwärtige

Verwendung von Eichenmotiven auf den deutschen Ein-, Zwei-, und Fünfcentmünzen ersichtlich.

Page 9: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

01 02

05

29

12

19

26

06

30

13

20

27

07

31

14

21

28

08

15

22

29

09

16

23

30

10

17

24

01 02

11

18

25

03 04

Kokosnuss (Cocos nucifera), Palmengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

APRIL

Page 10: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Kokosnuss (Cocos nucifera) – Die hartgesottene Seefahrerin

Die Kokospalme (Cocos nucifera) ist für viele ein Sinnbild von Exotik und tropischen

Sandstränden. Hoch in den Himmel aufragend, bilden diese schlanken Schopfbäume Früchte

aus, die botanisch gesehen zu den Steinfrüchten zählen.

Im Aufbau etwa vergleichbar mit einer Kirsche, bestehen auch die Früchte der Kokospalme aus

drei Schichten. Eine obere ledrige, eine mächtige faserige und die innere hart-holzige Schicht

bilden zusammen die Fruchthülle. Was hierzulande als „Kokosnuss“ in den Handel kommt, ist

also lediglich der Steinkern, welcher den eigentlichen Samen umschließt. Im Inneren des Samens

befindet sich das Nährgewebe (Endosperm) aus einer festen, weißen Masse („Kokosfleisch“) und

nahrhafter Flüssigkeit, dem Kokoswasser. Während der Reifephase einer Frucht lagern sich die

gelösten Fette ab, der Anteil des Kokoswassers geht zurück.

Die Früchte der Kokospalme sind gegenüber Salzwasser sehr resistent. So können sie über

weite Strecken mit der Meeresströmung ausgebreitet und an ferne Strände gespült werden,

wo sie schnell keimen. Dazu muss der Keimling die Fruchthülle durch eine der drei Keimporen

an der Unterseite der Frucht durchbrechen. Dank der fein gefiederten, bis sieben Meter langen

Blätter und schlanker, flexibler Stämme können die Pflanzen den andauernden Winden und sogar

starken Stürmen an den tropischen Küsten standhalten. Als ursprüngliche Heimat der

Kokospalme gilt der indomalayische Raum, heute kommt sie jedoch an fast allen

tropischen Küsten vor. Dort stellt die Kokospalme seit jeher einen wichtigen Nahrungs- und

Rohstofflieferanten dar. Fasern dienen als Flecht- und Polstermaterial, kunstvoll miteinander

verknüpfte Blätter als Dachbedeckung. Auch als Bau- und Brennmaterial und zur Herstellung von

Kunsthandwerk werden viele Teile der Pflanze genutzt.

Das Kokosfleisch ist Grundlage vieler Speisen. Auf manchen Inseln der Molukken und Karolinen

stellt Kokoswasser sogar die wichtigste Flüssigkeitsquelle dar. Ihre höchste Verehrung jedoch

fand die Frucht der Kokospalme vermutlich im Kokovorismus. Laut August Engelhardt (1875–

1919), dem Begründer dieser Sekte, geleitet die ausschließliche Ernährung durch Kokos den

Menschen in einen gottähnlichen Zustand der Unsterblichkeit.

Page 11: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

29 30

03

26

10

17

24

31

04

27

11

18

25

01

05

28

12

19

26

02

06

13

20

27

03

07

14

21

28

04

08

15

22

29

05

30

06

09

16

23

01 02

Buchecker (Fagus sylvatica), Buchengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

MAI

Page 12: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Rotbuche (Fagus sylvatica) – Von Buchstaben und Bucheckern

Dass es sich bei den Früchten der in Mitteleuropa heimischen Rotbuche um Nüsse handelt,

ist den wenigsten Naturfreunden bewusst. Die volkstümlich als „Bucheckern“ bezeichneten,

dreikantigen Früchte der Rotbuche stehen paarweise in einem borstig-stacheligen Fruchtbecher.

Diese als Cupula bezeichnete und aus vier Vorblättern der Blüte gebildete Hülle reißt zur Reife

vierklappig auf und entlässt je zwei Nüsse.

Rotbuchen blühen und fruchten nicht jedes Jahr gleich stark. Im Abstand von meist fünf bis

zehn Jahren kommt es zu einem sogenannten Mastjahr, in welchem sehr große Samenmengen

produziert werden. Im Herbst dieser Jahre sind die Böden der Buchenwälder dicht bedeckt mit

großen Mengen der fetthaltigen Bucheckern. Die Buchennüsse bergen im Samen einen Embryo,

welcher bis zu 45 % Bucheckernöl, auch „Buchelöl“ genannt, enthält.

Dieses durch Pressen gewonnene, ausgezeichnete Öl besteht vorwiegend aus Glyceriden der

Öl- und Linolsäure und ist von mildem Geschmack und guter Haltbarkeit. Das früher meist zur

menschlichen Ernährung in Notzeiten und als Lampenbrennstoff verwendete Öl hat heute fast

keine Bedeutung mehr. Vorsicht ist jedoch geboten beim Verzehr roher Bucheckern.

Durch den Gehalt an Blausäure bildenden Glykosiden, Oxalsäure und Saponinen sind größere

Mengen roher Buckeckern für den Menschen leicht giftig. Die im Mittelalter oft mit Bucheckern

gemästeten Hausschweine sind diesen Inhaltsstoffen gegenüber jedoch unempfindlich.

Die Rotbuche erreicht eine Höhe von bis zu 50 m und bildet einen schlanken Stamm mit glatter,

grauer und stellenweise dunkel aufplatzender Rinde. Ihre zugespitzt-eiförmigen Blätter sind am

gebuchteten Rand mit einem feinen Haarsaum umgeben.

Durch ihre sehr guten Wuchseigenschaften an verschiedensten Standorten und das sehr harte,

leicht rosa bis rötliche Holz ist die Rotbuche einer der wichtigsten Forstbäume Mitteleuropas.

Buchenholz wird meist als wertvolles Möbel- und Bauholz verwendet, kommt aber auch als

Rohstoff in der Zelluloseindustrie zum Einsatz. Eine sehr frühe Verwendung fand das Buchenholz

als Rohstoff für die Anfertigung von Schreibtafeln sowie von mit Runen versehenen „Buch(en)-

stäbchen“ bei den alten germanischen Völkern. Von dieser Verwendung leiten sich der Name der

Baumgattung sowie die deutschen Begriffe „Buch“ und „Buchstabe“ ab.

Page 13: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

03 04

07

31

14

21

28

08

01

15

22

29

09

02

16

23

30

10

17

24

01

11

18

25

02

12

19

26

03 04

13

20

27

05 06

Erdbeere (Fragaria sp.), Rosengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

JUNI

Page 14: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Erdbeere (Fragaria sp.) – Mininüsschen im Früchteküsschen

Wer freut sich nicht über die kleinen aromatischen Früchte, die man von Juni bis Anfang August

auf Waldspaziergängen finden kann? Doch ist die Walderdbeere (Fragaria vesca) keineswegs die

Urform, sondern lediglich eine ferne Verwandte unserer Gartenerdbeere.

Auch der Name ist irreführend, gehören die Erdbeeren doch zu den Sammelnussfrüchten.

Die vielen kleinen Kerne an der Außenseite der Erdbeere sind somit die eigentlichen Früchte –

winzige Nüsse, die auf der Oberfläche des rotfleischigen, aufgewölbten Blütenbodens haften.

Wer ganz genau hinsieht, kann an vielen dieser Nüsschen noch kleine längliche Fortsätze, die

ehemaligen Griffel, erkennen (kleines Bild).

Die Ausbreitung der Samen erfolgt vorwiegend über den Verdauungstrakt der Vögel und

Schnecken. Doch vermehren sich die Erdbeerpflanzen auch sehr gut vegetativ, indem sie über

lange Sprossausläufer, sogenannte Stolonen, neue Tochterrosetten ausbilden.

Bei Bodenkontakt wurzeln diese schnell und erzeugen ihrerseits neue Ausläufer.

Mit dieser Strategie konnte sich auch die als Zierpflanze aus Ostasien eingeführte Indische

Scheinerdbeere (Duchesnea indica) in den letzten Jahren fest einbürgern und wurde so vor

allem in Südwestdeutschland ein äußerst erfolgreicher Neophyt (pflanzlicher Neubürger).

Ihre Früchte stehen im Gegensatz zur echten Erdbeere jedoch aufrecht und sind nahezu

geschmacklos. Ausgrabungsfunde belegen, dass die Menschen schon in der Jungsteinzeit die

Früchte der Walderdbeere zu schätzen wussten. Auch im Mittelalter wurde die Walderdbeere

großflächig angebaut, wenngleich die geringe Größe der Früchte die Ernte mühselig machte.

Der schwedische Botaniker Carl von Linné soll sich sogar nur mithilfe von Erdbeerblättertee und

frischen Früchten von der Gicht geheilt haben.

Die heutigen Kulturerdbeeren (Fragaria. x ananassa) gehen zurück auf die Kreuzung einer

nordamerikanischen und einer chilenischen Art, die im 17. und 18. Jahrhundert von

französischen Seefahrern nach Europa gebracht wurden.

Page 15: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

01 02

05

28

12

19

26

06

29

13

20

27

07

30

14

21

28

08

15

22

29

09

16

23

30

10

17

24

31 01

11

18

25

03 04

Walnuss (Juglans regia), Walnussgewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

JULI

Page 16: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Walnuss (Juglans regia) – Die lange verkannte Liebesnuss

Bisher haben kundige Pflanzenkenner den interessierten Laien darauf hingewiesen, dass die

Walnuss im botanischen Sinne keine Nuss, sondern eine Steinfrucht sei.

Grundlage dieser Zuordnung war die Annahme, dass es sich bei der den vermeintlichen

Steinkern umgebenden Hülle (welche von im Handel verkauften Nüssen bereits entfernt wurde,

siehe kleines Bild) um einen Teil des Fruchtblattes der weiblichen Blüte handelt.

Nach neuerer Lesart entsteht die als „Mesokarp“ oder mittlere Fruchthülle interpretierte Schale

jedoch aus verwachsenen Kelch- und Vorblättern. Alle aus dem Fruchtblatt hervorgegangenen

Fruchtschichten (Perikarp) sind hingegen verholzt und geschlossen. Somit sind die für die

wissenschaftliche Definition einer Nussfrucht notwendigen Kriterien bei der Wallnuss erfüllt.

Die in Südeuropa bis Asien heimische Echte Walnuss wird vor allem ihrer sehr fetthaltigen (bis

zu 60 % Öl), leicht süßlichen und schmackhaften Samen wegen angebaut. Sie werden meist roh

verzehrt oder als edle Back- und Patisseriezutat verwendet. Da das Samenöl nicht austrocknet,

ist es ein wichtiger Grundstoff für Künstler-Ölfarben. Aus der zur Reife unregelmäßig

aufspringenden Fruchthülle wird das braune, intensiv färbende „Juglon“ gewonnen.

Der Farbstoff wurde und wird zum Färben von Haaren und Haut verwendet. Unreife grüne

Früchte können nach mehrfachem Auskochen in Weinessig eingelegt und als Pickles gegessen

werden. Mit Honig kandiert oder in Alkohol und Zucker eingelegt, sind unreife Walnüsse sehr

aromatische Delikatessen. Eine aus den Blättern des Walnussbaumes gewonnene

Gerbstoffdroge wird äußerlich gegen Hautleiden angewendet. In der griechischen Mythologie

galt die Walnuss als eine göttliche Speise, die in allen Liebesdingen Erfolg versprechend

eingesetzt werden konnte. Als wohlschmeckende, von einer harten Schale umgebene Frucht

stand sie weiterhin als Sinnbild für das Wesentliche, das sich hinter Äußerlichkeiten verbirgt.

Seit dem Mittelalter werden hierzulande Walnüsse gelegentlich als Liebesorakel konsultiert.

Zur Weihnachtszeit legen meist junge, zur Ehe entschlossene Liebesleute zwei Walnüsse ins

Herdfeuer, um Rückschlüsse auf ihr Eheglück zu ziehen. Halten die Nüsse in der Hitze stand,

schließt man auf eine gute Ehe. Zerbersten sie aber krachend im Feuer, steht eine turbulente

Beziehung ins Haus.

Page 17: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

29 30

02

26

09

16

23

03

27

10

17

24

04

28

11

18

25

05

12

19

26

06

13

20

27

07

14

21

28 29

08

15

22

31 01

Hagebutte (Rosa canina), Rosengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

30 31 01 02 03 04 05

AUGUST

Page 18: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Hagebutte (Rosa canina) – Von Stachelröschen und Heckenfass

Die leuchtend orangerot gefärbten Hagebutten zieren im Spätherbst und bis weit in den Winter

hinein viele Hecken und Gebüsche. Sie zählen zu den Fruchtstehern, verbleiben also auch nach

der Reife am Strauch und stellen somit in der kalten Jahreszeit eine wichtige Nahrungsquelle

für viele Vögel dar. Botanisch gesehen zählen die Hagebutten, wie auch die Erdbeeren, zu den

Sammelnussfrüchten. Die vielen einzelnen Fruchtknoten einer Blüte entwickeln sich hierbei zu

einzelnen Nüsschen, den eigentlichen Früchten, und werden von dem krugförmig wachsenden,

fleischigen Blütenboden eingeschlossen.

Der Name Hagebutte leitet sich aus dem altdeutschen Butt für Fass, entsprechend der

Fruchtform, und dem mittelhochdeutschen Hag für Hecke ab.

Die viel besungenen „Rosendornen“ sind in Wirklichkeit Stacheln, also Bildungen der obersten

Zellschichten. Im Gegensatz zu echten Dornen werden sie nicht von Leitbündeln durchzogen

und sind damit auch leicht abzubrechen. Die Stacheln dienen sowohl dem Fraßschutz, als auch

als Kletterorgane. Damit werden Rosenarten, wie Rosa canina (Hunds-Rose), zu ökologisch

wertvollen Pioniergehölzen naturnaher Wallhecken und Saumgebüsche, deren pollenreiche

Blüten eine Nahrungsgrundlage für viele Insekten bilden.

Aus der Kindheit kennt man noch die „Verwendung“ der Nüsschen als Juckpulver, denn sie sind

mit feinen, widerhakenbesetzten Borsten bedeckt. Entfernt man diese jedoch aus den fleischigen

Achsenbechern, erhält man ein äußerst Vitamin-C-reiches Obst, das zu Marmelade

(„Hieffenmark“), Wein oder Tee verarbeitet wird. Bereits im Mittelalter galt die Hagebutte

entsprechend der Signaturenlehre als Heilmittel bei allen mit Blut im Zusammenhang stehenden

Krankheiten. Nach dem Volksglauben schützen Rosenzweige und ihre roten Früchte als Talisman

vor Unheil, Blitz und Donner. So soll das Essen einer frisch gepflückten Hagebutte am

Weihnachtsabend vor Unglück bewahren. Das Tragen einer Kette aus Hagebutten dagegen soll

begehrenswert machen. Seit jeher war die Rose Sinnbild für Liebe, Jugend und Anmut, aber

auch für Tod und Vergänglichkeit. Gefallene Mädchen verglich man mit zu früh gepflückten Rosen

und in manchen Gegenden trugen Prostituierte als Erkennungszeichen eine Rose.

Page 19: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

02 03

06

30

13

20

27

07

31

14

21

28

08

01

15

22

29

09

16

23

30

10

17

24

01

11

18

25

02 03

12

19

26

04 05

Erdnuss (Arachis hypogaea), Hülsenfrüchtler

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

SEPTEMBER

Page 20: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Erdnuss (Arachis hypogaea) – Ein vergrabener Andenschatz

Die einjährige und krautige Erdnusspflanze ist mit Erbsen und Bohnen verwandt und zählt

aufgrund ihres Blütenbaus zu den Hülsenfrüchtlern. Dennoch weist sie eine ganz besondere Art

der Fruchtbildung auf. Zuerst entwickeln sich in den Achseln der paarig gefiederten Blätter zwei

bis sechs kleine, gelbe Schmetterlingsblüten. Diese Blüten sind nur wenige Stunden geöffnet

und welken schnell nach vollzogener Selbstbestäubung. Nun beginnt ein unter dem Fruchtknoten

sitzender Fruchtträger, der Schwerkraft folgend 5 bis 6 cm tief in den Boden zu wachsen.

In horizontaler Lage wachsend, entwickeln sich nunmehr unterirdisch die Hülsenfrüchte der

Erdnuss. Da die ein- bis sechssamige, netzartig strukturierte Hülse im Zuge ihrer Reifung stark

verholzt und verschlossen bleibt, stellt sie nach der botanischen Definition eine echte Nuss dar.

Die Verlagerung der Frucht in den Boden wird übrigens als „Geokarpie“ bezeichnet.

Diese seltene Methode der Selbstauspflanzung findet sich noch bei einigen anderen

Hülsenfrüchtlern, wie z. B. bei der in Afrika beheimateten Erderbse (Vigna subterranea) und der

Erdbohne (Makrotyloma geocarpum) sowie dem mediterranen Erdklee (Trifolium subterraneum).

Von der wahrscheinlich schon vor 4000 Jahren in den Anden Boliviens domestizierten Erdnuss

ist keine Wildform bekannt, da sie bei der Entdeckung Amerikas nur kultiviert vorgefunden wurde.

Schon im 16. Jahrhundert gelangte sie mit dem Sklavenhandel nach Afrika, wo die Pflanze

angebaut und schnell sehr beliebt wurde. Spanische Eroberer brachten die Erdnuss am Ende

des 17. Jahrhundert auch nach Indonesien, von wo aus sie nach Indien, China und Nordamerika

gelangte. Heute wird die Erdnuss in fast allen Regionen der Tropen und Subtropen kultiviert.

Die Erdnuss gedeiht optimal bei 25 bis 28 °C und ca. 500 mm Niederschlag auf lockeren

Böden. Die hauptsächlich aus den beiden Keimblättern bestehenden Samen der Erdnuss werden

wegen ihres hohen Anteils an vor allem aus Fetten und Eiweiß bestehenden Nährstoffen

geschätzt. Das nicht trocknende, sehr hitzebeständige und die wertvolle Linolsäure enthaltende

Erdnussöl wird vorwiegend als Speiseöl genutzt. Weiterhin werden die Samen weltweit meist

geröstet und gesalzen im Ganzen verzehrt oder unter Zugabe von Sojamehl, Honig und Malz zu

Erdnussbutter verarbeitet. In Indien erzeugt man aus den gekochten Samen einen Brei, der mit

Wasser vermischt und filtriert Erdnussmilch ergibt und als Kuhmilchersatz 4 bis 5 % Eiweiß enthält.

Page 21: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

30 01

04

27

11

18

25

05

28

12

19

26

06

29

13

20

27

07

14

21

28

08

15

22

29

09

16

23

30 31

10

17

24

02 03

Macadamia (Macadamia sp.), Silberbaumgewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

OKTOBER

Page 22: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Macadamia (Macadamia sp.) – Die australische Feuernuss

Erst seit den 1960er-Jahren werden „Macadamia-Nüsse“ in Europa angeboten und erfreuen sich

seitdem immer größerer Beliebtheit. Als „Königin der Nüsse“ verehrt, sind die Macadamias mit

einem Fettgehalt von bis zu 80 % das wohl kalorienreichste Obst überhaupt, auch wenn sie aus

botanischer Sicht gar keine echten Nüsse darstellen. Die Frucht des Macadamia-Baumes ist eine

sogenannte Balgfrucht, deren recht dünne Fruchthülle während der Reife an einer Naht entlang

aufplatzt und den kugelrunden Samen freigibt. Die glatte, äußerst harte Samenschale wird heute

maschinell geknackt. Was landläufig als „Nuss“ gegessen wird, sind also die darin liegenden

Speicherkeimblätter des Samens.

Macadamia gehört zur Familie der Silberbaumgewächse (Proteaceae), deren Verbreitungsschwer-

punkt in Australien und Südafrika liegt. Gerade für diese Pflanzenfamilie sind Brandanpassungen

der Samen typisch. So ist beispielsweise der Embryo durch die massive Samenschale vor Busch-

bränden geschützt und kann anschließend gut auf den durch die Asche gedüngten Flächen keimen.

Ursprünglich war die Gattung Macadamia in ihrer Verbreitung ausschließlich auf Australien

beschränkt, und somit in diesem Gebiet endemisch.

Um 1857 entdeckte der deutsche Botaniker und Pharmazeut Ferdinand von Müller diese Gattung

auf seinen Forschungsreisen in den australischen Regenwäldern und benannte die großen, weit

ausladenden Bäume mit den aufreißenden Früchten und den schmackhaften Samenkernen nach

dem Geisteswissenschaftler John MacAdam (1827–1865).

Die Aborigines wussten sich viele verschiedene Macadamia-Arten durch Weiterverarbeitung zu

Nutze zu machen. Wirtschaftliche Bedeutung als „Macadamia-Nuss“ erreichten jedoch lediglich zwei

Arten (Macadamia integrifolia und Macadamia tetraphylla) und deren Hybride.

Die „Macadamia-Nuss“, von den Aborigines auch „Kindal Kindal“ genannt, ist die einzige in Australien

heimische Nahrungspflanze mit weltwirtschaftlicher Bedeutung.

Ihr Anbau erfolgt heute weltweit, außerhalb Australiens vor allem in Kalifornien und auf Hawaii.

Page 23: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

04 05

08

01

15

22

29

09

02

16

23

30

10

03

17

24

01

11

18

25

02

12

19

26

03

13

20

27

04 05

14

21

28

06 07

Edelkastanie (Castanea sativa), Buchengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

NOVEMBER

Page 24: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Esskastanie (Castanea sativa) – Die igelstachelige Kartoffel der Antike

Die Ess- oder Edelkastanie stammt, ebenso wie die namensverwandte Rosskastanie (Aesculus

hippocastanum), aus Südosteuropa. Auch wenn sich die Früchte beider Arten ähneln, sind sie

dennoch nicht miteinander verwandt. Im Gegensatz zur Rosskastanie gelangte die nach dem in

Thessalien (Griechenland) gelegenen Ort Kastana benannte Edelkastanie schon in der Antike mit

den Eroberungszügen der Römer nach Mitteleuropa und Britannien.

Hier gedeiht sie allerdings nur in warmen Lagen, meist in ebenfalls auf die Römer

zurückzuführenden Weinanbaugebieten. Die Esskastanie ist ein bis zu 35 m hoher Baum mit

weit ausladender Krone und länglich-ovalen, scharf gesägten Blättern, deren Blattnerven auffällig

parallel verlaufen und an der Blattunterseite deutlich hervortreten.

Die Blüten beider Geschlechter stehen an wenig verzweigten Blütenständen, wobei die weiblichen

Blüten am Grunde, die männlichen in der oberen Region des Blütenstandes zu finden sind.

Der Fruchtknoten enthält zwölf Samenanlagen, von denen sich jedoch nur eine zu einer

dunkelbraunen, abgeflacht-zwiebelförmigen Nussfrucht entwickelt. Diese ist in eine aus vier

Vorblättern gebildete, verholzende und mit vielen scharfen Stacheln besetzte, igelähnliche

Fruchthülle (Cupula) eingeschlossen.

Die dicken, etwa 50 % Stärke und nur 4 % Fett enthaltenden und daher sehr nahrhaften

Keimblätter der Früchte werden als „Maronen“ bezeichnet und seit dem Altertum in vielfältiger

Weise für die menschliche Ernährung genutzt. Der hohe Kohlenhydratgehalt unterscheidet die

Esskastanien übrigens von den meisten anderen Nüssen, die vorwiegend Fette enthalten.

Vor dem Anbau der Kartoffel waren sie neben Weizen ein Grundnahrungsmittel der Südeuropäer.

Kastanien können im Ganzen durch Rösten gegart und nach Entfernen der dünnen Nussschale

verzehrt werden. Besonders im Mittelmeerraum werden heute noch direkt am Straßenrand so

zubereitete Kastanien als Snack angeboten. Weiterhin werden Maronen häufig als gekochte,

leicht süßliche Beilage zu Wild und Geflügel gegessen. Zu Mehl, Süßspeisen, Marmeladen und

Spirituosen verarbeitet, sind sie fester Bestandteil der mediterranen Küche.

Das Holz der Edelkastanie wird als Bau- und Brennholz sehr geschätzt. Aus den Blättern wird

eine Hustensäften zugesetzte Gerbstoffdroge gewonnen.

Page 25: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

02 03

06

29

13

20

27

07

30

14

21

28

08

01

15

22

29

09

16

23

30

10

17

24

31

11

18

25

01 02

12

19

26

04 05

Löwenzahn (Taraxacum officinale), Korbblütengewächse

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

DEZEMBER

Page 26: 2 010 fileNaturkalender 2010 den Nüssen im weiteren Sinn. Detailaufnahmen und erläuternde Detailaufnahmen und erläuternde Texte geben einen Einblick in die Welt dieser Früchte

Löwenzahn (Taraxacum officinale) – Fallschirmflieger für die Apotheke

Der Löwenzahn, auch Kuh- oder Pusteblume genannt, mag hierzulande wohl eine der

bekanntesten Pflanzen sein. Viele schätzen die frischen, ganz jungen Blätter im Frühlingssalat.

Kinder erfreuen sich an den sich aufrollenden gespaltenen Stängeln und an den legendären

Pusteblumen. Schon im Frühsommer schmücken die gelben Blumen des Löwenzahns Wiesen

und Wegränder. In diesen als „Körbchen“, bezeichneten Blütenständen sind viele kleine,

zungenförmige Einzelblüten zusammengefasst.

Ab Juli/August reifen die Einzelblüten zu Früchten heran, die zunächst noch als „Pusteblume“ im

Körbchen zusammengehalten (kleines Bild), bald darauf jedoch vom Wind ausgebreitet werden.

Jeder einzelne Schirmchenflieger stellt dabei eine Nussfrucht dar, die mit Hilfe eines feinen

Haarkranzes (Pappus) durch die Luft treibt. Dieser Pappus entspricht dabei den ehemaligen

Kelchblättern einer jeden kleinen Einzelblüte. Der Löwenzahn bildet also echte Nussfrüchte mit

einer vollständig verholzenden Fruchthülle aus. Die Früchte der Korbblütler werden auch als

„Achänen“ bezeichnet, da bei dieser Sonderform der Nuss die verholzte Fruchtwand (Perikarp)

mit der Samenschale (Testa) dauerhaft verwächst.

Der wissenschaftliche Name des Löwenzahns (Taraxacum officinale) kann sowohl aus dem

arabischen tarakshakum für bitteres Kraut, wie auch aus dem griechischen taraxis

(„Augenentzündung“) und akeomai („ich heile“) – wegen der einstigen Verwendung des

Milchsaftes zur Behandlung von Augenentzündungen – hergeleitet werden.

Auch die harntreibende Wirkung der Löwenzahnblätter war lange bekannt und wurde in der

Volksheilkunde genutzt, wie die unterschiedlichen landläufigen Bezeichnungen des Löwenzahns

(Bettseicherle, Bettnässer, Mühlenbuschen etc.) vermuten lassen. Zudem verwendete man die

Wurzeln des Löwenzahns zur Behandlung von Gicht, Rheuma und Lebererkrankungen. Geröstet

fand die Wurzel Verwendung als Kaffee-Ersatz, ähnlich der Wegwarte.

Außerdem war Löwenzahn wesentlicher Bestandteil vieler keltischer und auch schamanischer

Rituale. So wurden die getrockneten Blätter von den Indianern Nordamerikas zeremoniell

geraucht. Lediglich bei den Gärtnern ist der Löwenzahn aufgrund seiner bis zu zwei Meter

langen Pfahlwurzel und der dichten, Gras überwuchernden Blattrosetten unbeliebt.