10
Es ist normal verschieden zu sein.

2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

Es ist normal verschieden zu sein.

Page 2: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

2

2. Pädagogisches Konzept

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern

und die anderen Windmühlen“ Sprichwort aus China

Die Schulen der Hotzenwaldgemeinden Herrischried und Rickenbach haben sich entschlossen ein gemeinsames Konzept einer Gemeinschaftsschule zu entwickeln. Seit langem beschäftigen sich die Bürgermeister und Gemeinderäte der beiden Gemeinden damit, wie man unsere Region weiterhin für junge Familien interessant machen und das Bildungsangebot der Kinder hier im ländlichen Gebiet verbessern kann. Das Konzept der Gemeinschaftsschule bietet nun eine Möglichkeit, die es zu nutzen gilt. Die Gemeinschaftsschule bietet allen Schülern an, vor Ort länger gemeinsam zu lernen, ohne eine Benachteiligung in der Bildungsqualität zu erfahren. Nach der Klasse 9 können die Schüler einen Hauptschulabschluss absolvieren, der es ihnen zum Beispiel erlaubt, eine Berufsfachschule zu besuchen. Nach der 10. Klasse können die Schüler auch einen Hauptschulabschluss oder eine Mittlere Reife ablegen. Bei dieser Mittleren Reife handelt es sich um dieselbe Prüfung, die an den Realschulen abgenommen wird. Die Schüler können danach einen Beruf ergreifen, eine Berufsfachschule besuchen oder aber auch auf ein berufliches bzw. ein allgemein bildendes Gymnasium wechseln. Um den Eltern hier die Sicherheit zu geben, dass alle Schüler auch wirklich ihren Begabungen entsprechend gefördert werden können, werden in den nächsten Jahren auch Lehrer verschiedener Schularten gemeinsam an unserer Gemeinschaftsschule unterrichten. Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft und natürlich in den pädagogischen Überlegungen eingehen zu können. Wir sind überzeugt davon, dass in einer Zeit, in der sich alles ständig verändert, auch die Schule bereit sein muss sich anzupassen. Die Schwerpunkte unserer Arbeit werden im Folgenden dargestellt.

2.1 Der Schüler als Individuum- Individualisiertes Lernen Die Grundidee des Konzepts ist die Erkenntnis, dass Menschen auf unterschiedliche Art und Weise und in unterschiedlichem Tempo lernen. Das ursprüngliche Schulsystem berücksichtigt dies nur in geringem Maß. Bisher wurden Kinder gleichen Alters in Gruppen zusammengefasst, in der Hoffnung, dass diese Kinder dann auch das Selbe, in derselben Zeit lernen können. Längst ist klar, dass wir diesem Anspruch im Unterricht, so wie bisher gedacht, nicht gerecht werden können. Das neue pädagogische Konzept unserer Gemeinschaftsschule stellt das individuelle und kooperative Lernen der Schüler konsequent in den Mittelpunkt. Mit dem neuen Konzept muss es uns gelingen, besser als im herkömmlichen Unterricht der Vergangenheit, dem Individuum ab der 1. Klasse in seiner Besonderheit gerecht werden zu können und die Lernenden da

Page 3: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

3

abzuholen, wo sie gerade stehen. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, wie schnell ein Mensch lernt und welche Unterstützung er dabei benötigt. Das Ziel: Erfolgreich zu sein hat eine hohe Priorität an der Gemeinschaftsschule Hotzenwald. Um dieses Ziel zu erreichen muss das individuelle Lernen möglich sein. Unsere Schule organisiert und strukturiert das Werkzeug um erfolgreich zu sein, unsere Lehrenden verstehen sich als Begleiter auf dem Weg zum Ziel und sind Experten, wenn es um das Fachwissen geht. Um alle Lernende zu Erfolgserlebnissen zu führen, bieten wir die Möglichkeit sowohl die schwächeren Lernbereiche zu stärken, als auch die starken Seiten weiter zu entwickeln.

2.1.1 Selbstverantwortliches Lernen auf der Basis von Kompetenzrastern - Selbstlernzeit (SLZ) -

Um eine positive Lernatmosphäre zu schaffen, in der unsere Schüler Lernfortschritte bewusst als Können wahrnehmen und motiviert werden weiter zu lernen, ist es notwendig, dass die Art und Weise sowie die individuelle Geschwindigkeit des Lernens berücksichtigt werden. Außerdem müssen wir darauf achten, dass die Schüler verstärkt Verantwortung für ihr Lernen übernehmen. Längst ist erwiesen, dass Menschen, die selbstverantwortlich ihr Lernen mitorganisieren können, nachhaltig lernen. Einmal Gelerntes wird nicht nach der nächsten Klassenarbeit wieder vergessen. Auf diese Schätze kann ein Leben lang zurückgegriffen werden. Dies führt zu nachhaltigem Lernen, welches für die sichere Zukunft unserer Kinder unerlässlich ist. Diese Form des Lernens steigert außerdem die Freude und Motivation beim Lernen, beides unverzichtbare Partner für einen gelungenen Schulalltag. Die Gemeinschaftsschule Hotzenwald hat sich daher an den Erfahrungen der vergangenen Jahre und der Arbeit an beiden Schulen mit jahrgangsübergreifenden Klassen orientiert. Dabei rückten das Individualisieren bezüglich der Förderung von Stärken, das innere Differenzieren, die selbstverantwortliche Lernhaltung sowie das selbstorganisierte Lernen immer stärker in den Blick. Es gilt nun die Lernlandschaft umzustrukturieren und die neuen Anforderungen und Bedürfnisse unserer Lernenden auf dem Hotzenwald in ein neu organisiertes Raster einzufügen. Dabei profitieren wir von den Erfahrungen des international anerkannten schweizerischen Instituts Beatenberg, der Mosaikschulen in der Schweiz sowie den Starterschulen Hebelschule Schliengen und Alemannenschule Wutöschingen. So wird auch an unserer Schule der Bildungsplan für das Lernen auf Basis von Kompetenzrastern in den Fächern Deutsch und Mathematik übersetzt. Mit Hilfe der Raster (siehe Anlage), die auf den Bildungsplänen 2004 (HS, WRS, RS, Gymn. – unter der Berücksichtigung des Teilhabeaspektes und der Zieldifferenz für inklusiv beschulte Kinder) basieren, werden von den Lehrkräften und den Lernbegleitern individuelle Lernwege für die Lernenden entwickelt. Dabei soll auf den Lernstand und das Vorwissen sowie auf die individuellen Interessen und Möglichkeiten der Lernenden Rücksicht genommen werden. Ein wichtiger Baustein für das Lernen an unseren Schulen ist das Differenzierungsangebot, das in den Kompetenzrastern berücksichtigt wird. Damit das Lernen zielführend ist, legen wir Wert darauf, dieses so zu gestalten, dass die Freude am Lernen erhalten bleibt. Um erfolgreich zu sein, muss die Komponente der Freude am Lernen

Page 4: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

4

vorhanden sein. Dies soll unter anderem durch ästhetisch und didaktisch ansprechende Lernmaterialien erreicht werden. Auch hier sind wieder das Institut Beatenberg sowie die Alemannenschule in Wutöschingen und die Hebelschule in Schliengen richtungsweisend. Die vorhandenen Materialien und Erfahrungen gilt es nun in die neue Lernlandschaft zu integrieren und das Lernen in der Sekundarstufe 1 auf der Grundlage der Kompetenzraster mit Hilfe von Lernaufträgen umzusetzen. Die Grundschule ermöglicht individuelle Lernwege und bereitet die Schüler auf das Arbeiten in der Sekundarstufe vor. Die Selbstlernzeit ist den Schülern beider Schulen bereits bekannt, da es durch das Unterrichten auch in kombinierten Klassen phasenweise immer wieder praktiziert wird. Das Einrichten von Gruppen- und Präsentationsräumen sowie das Umgestalten der Klassenräume in Lernateliers sind Aufgaben im kommenden Schuljahr. Da sich das Selbstverantwortliche Lernen aber keinesfalls alleine auf die Arbeit im Lernatelier beschränken darf, wird Wert darauf gelegt, dass die Lernenden auch bei der Projektarbeit, dem Leben und Arbeiten in der Ganztagesschule, dem Spielen und Kooperieren Verantwortung übernehmen.

2.2 Jahrgangsgemischtes Lernen Eine Jahrgangsklasse signalisiert fälschlicherweise Homogenität, weil sie Kinder gleichen Alters zusammenfasst. Altershomogenität ist jedoch nicht Entwicklungshomogenität. Somit umfasst auch eine jahrgangseigene Klasse ein sehr heterogenes Leistungsspektrum. Die Jahrgangskombination geht von der Idee aus die vorhandene Heterogenität zu nutzen. Insbesondere für das soziale Lernen bietet der Unterricht schon ab Klasse 1 in jahrgangskombinierten Klassen natürliche Möglichkeiten. Die Chance liegt vor allem darin, dass sich die Schüler gegenseitig beim Lernen unterstützen. Die Motivation zu gegenseitiger Hilfe ist hier größer als in der Jahrgangsklasse, da die Notwendigkeit von Hilfestellungen deutlicher zu erkennen ist. Jeder Schüler wird im Laufe seiner Schullaufbahn dadurch unterschiedliche Rollen einnehmen. Nicht nur langsamer lernende Kinder profitieren von der Jahrgangskombination, sondern auch besonders begabten Schülern bringt der Besuch einer solchen Lernfamilie oder Klasse viele Vorteile. Durch das hohe Maß an Individualisierung können sie in weiten Teilen des Unterrichts in ihrem eigenen, beschleunigten Lerntempo arbeiten. Bei großen Wissenslücken bleibt den Kindern als Wiederholern die demotivierende Tatsache weitgehend erspart, mit dem Lernstoff wieder ganz von vorne anfangen zu müssen. Nicht der gesamte Unterricht wird in diesen jahrgangsgemischten Gruppen stattfinden. Bereiche, die sich in besonderem Maße auf eine Altersgruppe konzentrieren, werden auch weiterhin in altershomogenen Lerngruppen unterrichtet.

Page 5: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

5

2.3 Inklusion Seit März 2009 gilt in Deutschland die Konvention der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Dies bedeutet, dass Kinder das Recht auf einen wohnortnahen, gemeinsamen Unterricht haben. Dies ist unabhängig von Geschlecht, Religion, Muttersprache und Art der Behinderung. Demgemäß haben diese Kinder das Recht im allgemeinen Schulsystem aufgenommen zu werden. Dies bedeutet aber auch, dass es keine einheitlichen Lernziele mehr geben kann, sondern nur noch individuelle Lern- und Entwicklungsziele. Kinder mit Behinderungen welcher Art auch immer sind ein Teil unserer Gesellschaft und somit auch ein Teil unseres allgemeinen Bildungs- und Schulsystems. Sie erhalten wie alle anderen Kinder individuelle Förderung an einer allgemein bildenden Schule. Die Schulen Herrischried und Rickenbach haben in den vergangenen Jahren immer wieder besonders im Grundschulbereich inklusiv beschult. Mit dem neuen Konzept, dessen Ziel darin besteht, das Individuum in den Mittelpunkt zu stellen, wird dies noch besser ermöglicht als bisher. In einer Modellklasse konnten in der Vergangenheit Erfahrungen gesammelt werden. Um Kindern mit einem besonderen Förderbedarf gerecht werden zu können, galt es hier verstärkt die Mitarbeit der Eltern in Anspruch zu nehmen. Damit sind keineswegs nur die Eltern gemeint, deren eigene Kinder diesen besonderen Förderbedarf benötigten. So erhielten wir viel Unterstützung von Müttern, die beispielsweise in Kleingruppen als Lesepatinnen mitgearbeitet hatten oder besondere Betreuungsmaßnahmen übernahmen. Viele Kinder wurden außerdem von der Caritas, Pro Juve und dem Schulpsychologischen Beratungszentrum (SPZ) Lörrach verhaltenstherapeutisch betreut. Auch hier konnten zusätzliche Kontakte geknüpft werden. In der Anfangsphase gab es außerdem Unterstützungsmaßnahmen einer Förderschullehrerin, die mit Kolleginnen Einzelfälle besprochen hat und somit unterstützend wirkte. Mit dem Jugendamt kam es zu einer engen Zusammenarbeit hinsichtlich einer Lernbegleitung. Aufgrund dieser Erfahrungen sind wir für eine inklusive Beschulung gut vorbereitet. Die geografische Lage beider Schulen bedeutet für die Kinder mit besonderem Förderbedarf lange Schulwege, die nahezu unzumutbar sind. Hier möchten wir Eltern und Kinder mit dem Angebot der personellen Unterstützung durch Förderschullehrer hinsichtlich einer Inklusion mit dem angestrebten Konzept einer Gemeinschaftsschule hilfreich unterstützen.

2.4 Soziales Lernen Soziales Lernen muss heute ein wichtiger Teil des schulischen Lernens sein. Wenn unsere Zukunft auf einem friedlichen und konstruktiven Miteinander aufbauen soll, muss dieser Punkt ein zentrales Anliegen der Schulen sein. Wir nutzen verschiedene Ansätze um den Schülern ein Umfeld zu bieten, in dem sie ein soziales, gewaltfreies Miteinander erlernen können. Ein wichtiger Ansatz stellt dabei das bereits erwähnte jahrgangsübergreifende Lernen dar. Hier müssen die Schüler ganz natürlich Verantwortung füreinander übernehmen. Es ist uns wichtig neben dem bereits erwähnten individualisierten Lernen das Lernen in Gruppen an verschiedenen Projekten auf keinen Fall zu vernachlässigen. Auch diesem Bereich muss unbedingt Zeit im Schultag eingeräumt werden. Seit vielen Jahren übernehmen bei uns die älteren Schüler eine Patenschaft für die Schulanfänger. Hier entstehen Kontakte zwischen älteren und jüngeren Schülern, die oft über

Page 6: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

6

die Schulanfangszeit hinausgehen. Mit dieser Maßnahme können wir das Selbstbewusstsein der älteren Schüler stärken und das Schulklima verbessern. Außerdem existiert eine Patenschaft mit einer Schule in Burkina Faso seit 2008. Mit Schulversammlungen konnten wir in der Vergangenheit den Klassen ein Forum bieten, in dem Gelerntes vorgeführt oder vorgetragen werden konnte. Alle paar Wochen werden sich auch in Zukunft hierfür Grund- und Sekundarstufe in der Aula der jeweiligen Schule treffen. Bei diesen Gelegenheiten können sich die Lerngruppen austauschen, die Schülermitverwaltung kann Informationen weitergeben und Kritik bzw. Vorschläge können an die Schulleitung weitergeben werden. Zusätzlich zu den Maßnahmen, die das soziale Lernen im Alltag bestimmen, arbeiten wir seit einigen Jahren eng mit den Seniorenheimen vor Ort zusammen. Bei Vorführungen oder Feiern innerhalb des Schuljahres kommen Gruppen alter und pflegebedürftiger Menschen zu uns in die Schule. Außerdem besuchen die Schüler in Gruppen auch die Bewohner der Seniorenheime. In den vergangenen Jahren konnten die Schüler der 9. Klasse eine zusätzliche Qualifikation erlangen, indem sie einmal in der Woche einen älteren Mitmenschen in einem der Heime besuchten und mit diesem Menschen Spaziergänge unternahmen, Spiele spielten oder ihm auch nur vorlasen. Begleitet wurde dies von einer Lehrkraft, die das Erlebte mit den Jugendlichen dann auch aufgearbeitet hat. Dies ist eine Möglichkeit den Schülern zusätzliche Erfahrungsbereiche zu eröffnen, die es weiter auszubauen gilt.

2.5 Ökologisches Lernen Unsere Schulen liegen in einer besonderen, schutzwürdigen Landschaft. Die Kinder der Gemeinden Herrischried und Rickenbach wachsen in dieser Landschaft mit ihren Besonderheiten auf. Diesen Umstand nutzen wir und haben es uns nicht zuletzt durch die Schärfung der Profile „Natur und Kultur“ und „Lernen in und von der Natur, Leben mit der Natur“ zum zentralen Ziel gemacht, den Blick der Schüler für das hohe Gut „Natur“ zu schärfen und durch verschiedene Zugänge und ein ganzheitliches Erleben, vor allem auch durch die originäre Begegnung mit der Natur, in ihnen das Bedürfnis zu wecken, unsere Umwelt zu bewahren und sich für den Erhalt derselben einzusetzen, denn: „ Für ein Kind, dem sich die erregende Welt der Natur öffnen soll, ist es vor allem wichtig, zu fühlen und erst auf dieser Grundlage Wissen aufzubauen.“1 Wir sind der Überzeugung, dass nur der die Natur schützen wird, der sowohl ihre Schönheit als auch die Notwendigkeit des Schutzes für unser Leben erkennt. Von Beginn der Grundschulzeit an wird den Schülern immer wieder die Möglichkeit gegeben den Wald, die Wiesen, die Bäche, die Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen und ganzheitlich zu erleben. Durch die naturnahe Lage beider Schulen können Wälder, Bäche und Wiesen ohne größeren Aufwand jederzeit erreicht und in den Unterricht mit eingebunden werden.

1 Mücke, Waltraut: Walderfahrungsspiele. In: Umwelt und Schule. Fächerübergreifende Umwelterziehung/ Primarstufe. Dezember 1993, S. 5-8

Page 7: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

7

Im Zuge der Profilschärfung wurde ein verbindliches Curriculum zum Profil-Leitsatz entwickelt, das verschiedene Projekte für alle Jahrgangsstufen festlegt. Beide Schulen unternehmen regelmäßig gezielte Lerngänge in die Natur und umliegende Institutionen, Museen usw., die im Zusammenhang mit ökologischem Lernen stehen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den Förstern und/oder hiesigen Naturschutzorganisationen. Besuche bei Landwirten und anderen Experten, die Erfahrungen und Wissen über unseren naturnahen Lebensraum haben und unseren Schülern unsere Natur ganzheitlich näher bringen können, werden immer wieder für die Schüler organisiert. Die Schulen beteiligen sich mit verschiedenen Projekten, wie zum Beispiel Projekt Natura 2000, Ablegen des Ranger-Abzeichens am Feldberg, Nistkastenbau, Nussjagd des NABU, Amphibienschutz, Projekte in Kooperation mit der biologischen Station Hotzenwald usw. am aktiven Umweltschutz. „Lernen in und von der Natur, Leben mit der Natur“ – eine Grundhaltung, die an beiden Schulen bereits aktiv gelebt wird und bei der zukünftigen gemeinsamen Gestaltung des Schullebens weiterhin einen zentralen Platz einnehmen soll.

2.6 Berufliche Orientierung Vielfach konnten unsere Schüler Erfahrungen in verschiedenen Berufen innerhalb und außerhalb der Schulzeit sammeln. Wir wollen durch Bildungspartnerschaften diesen wichtigen Teil des Lebens intensivieren. Mit drei Betrieben/Unternehmen wurden Bildungspartnerschaften eingegangen:

• Im ortsansässigen Lebensmittelmarkt (Schmidt’s Märkte) finden zahlreiche Betriebserkundungen zu wirtschaftlichen, ausbildungsrelevanten und ernährungsspezifischen Fragen statt. Weiterhin stellt der Markt Plätze für Betriebspraktika zur Verfügung. Der Betrieb ist für die Schule ebenso ein wichtiger Ausbildungsbetrieb.

• Im sozial-pflegerischen Bereich besteht eine Bildungspartnerschaft mit dem DRK Ortsverein Rickenbach. Das DRK bietet Tagespraktika, Benimmtraining im Umgang mit Senioren, Beratung bei Projektprüfungen, Vorträge im Rahmen des Fachunterrichts Gesundheit und Soziales sowie die Vorstellung der Berufsbilder in diesem Bereich an.

• Im Bereich Handwerk arbeitet die Schule mit der Firma Manfred Schäuble –Solar- und Heizsysteme- zusammen. Die Firma bietet Schülerpraktika zur Berufsorientierung, Arbeitsplatz- und Berufsfelderkundungen sowie Fachvorträge im Rahmen des naturwissenschaftlich-technischen Unterrichts an.

Außerdem arbeiten viele weitere Betriebe mit uns zusammen. So konnten im Rahmen des Unterrichts verschiedene Betriebe erkundet werden und die Schüler absolvierten dort ihre Praktika.

Page 8: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

Die beiden Gemeindeverwaltungen werden ebenfalls regelmäßig von den Schülern besucht. Dies geschieht zum einen auf der inhaltichen Seite, indem verschiedene Tätigkeiten und Aufgaben erfragt werden. Zum anderen auf der praktischen Seite, indem sich Mitarbeiter als Lesepaten zur Verfügung stellen und die Schüler durch Praktika verschiedene Verwaltungsberufe kennen lernen können. Mit dem Seniorenheim am Gugel in Giersbach besteht eine enge Zusammenarbeit. Regelmäßig gehen Schülergruppen in das Heim, um sich um die Senioren in unterschiedlichster Art zu kümmern.

2.7 Beobachten und Diagnostik In unserer neuen kompetenzorientierten Unterrichtskultur wird individuelle Förderung auf der Grundlage der vier Handlungsfelder Beobachten – Beschreiben – Bewerten – Begleiten realisiert.

Abb.: 4B-Förderspirale2 Durch systematische Beobachtung sollen Erkenntnisse über vorhandene Kompetenzen und Lernfelder von Lernenden sowie Talente, Interessen und individuelle Bedürfnisse des Einzelnen aufgespürt werden. In Übereinstimmung mit dem Kollegium werden Beobachtungskriterien festgelegt und festgehalten. Weiterhin werden standardisierte Diagnosearbeiten zur Leistungsfeststellung eingesetzt z. B. VERA, HSP, Online-Diagnosearbeiten in verschiedenen Fächern und das AC-Profil. Ein auf diese Weise gewonnenes ganzheitliches und komplexes Bild des Lernenden bildet die Basis für das weitere unterrichtliche Handeln bzw. den Anfang innerhalb der Förderspirale. Im weiteren Verlauf werden die dokumentierten Lehrer- und Schülerbeobachtungen einer Bewertung unterzogen. An den festgestellten Kompetenzen der Lernenden angesetzt, werden sodann Fördermaßnahmen bestimmt und der weitere Unterricht geplant.

8

2 http://lehrerfortbildung-bw.de/allgschulen/bbbb/9_svw/individuell/spirale/, gesehen am 27.04.2012

Page 9: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

9

2.8 Kontinuierliche Beratung der Schüler und Eltern Im Rahmen der neuen Lernkultur werden Schüler kontinuierlich auf ihrem individuellen Lernweg begleitet und beraten. Grundlage für Beratungsprozesse bilden von Lehrern durchgeführte standardisierte Beobachtungen sowie Selbstbeobachtungen der Lerner. Rückmeldung und Beratung geschieht sowohl im kommunikativen Austausch zwischen Lehrern und Schülern innerhalb von festgelegten Lernberatungszeiten als auch in schriftlicher Form. Ebenso werden die Eltern regelmäßig über den Leistungsstand, die Lernfortschritte und Lernperspektiven ihres Kindes in Kenntnis gesetzt.

2.9 Zusammenarbeit mit den Eltern Wir sind in vielen Fällen auf Grund der geographischen Lage und der schlechteren Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Wir sind aber auch in der glücklichen Lage, dass wir uns in der Vergangenheit immer auf diese Unterstützung verlassen konnten. In Zukunft wird die Zusammenarbeit mit den Eltern aber weit über das bisher Gewohnte hinausgehen. Zum einen sollen die Eltern, vertreten durch einen Elternrat, aktiver bei der Gestaltung des Schulalltags mitbestimmen. Schwerpunkte in unserer Arbeit sollen von den Eltern mitbestimmt, Zusammenarbeit mit Vereinen und Betrieben über die Eltern aktiviert werden. Zum anderen brauchen wir das Vertrauen der Eltern. Deshalb ist es unerlässlich ihnen auch außerhalb des Bildungsplans, ein Mitbestimmungsrecht in der Gestaltung unserer Gemeinschaftsschule einzuräumen.

Page 10: 2. Pädagogisches Konzept · Unser Konzept darf dabei aber keineswegs statisch sein, vielmehr wollen wir flexibel bleiben, um auf Veränderungen in den Gemeinden, bei der Elternschaft

10