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November 2014 2 GESUNDHEIT Interview Dr. Torsten Albers Nachhaltig abnehmen Als promovierter Arzt mit den Zusatzqualifikationen Sportmedizin und Ernährungsmedizin beschäftigt sich Torsten Albers seit Jahren mit den Themen Gesundheit, Sport, Ernährung und Lebensstiloptimierung. Als ehemaliger Leistungssportler in den Bereichen Kunstturnen, Leicht- athletik und Kampfsport verfügt er selbst über sportliche Erfahrung, insbesondere hat er sich bereits frühzeitig intensiv mit der langfristi- gen sportartspezifischen Trainingssteuerung und Ernährungsoptimie- rung im Sport befasst. Der Arzt wird aber vor allem auch von Per- sonen konsultiert, die mit Gewichts- und Stoffwechselproblemen zu kämpfen haben. Er begleitet individuell bei der langfristig er- folgreichen Gewichtsreduktion mit seinen Kompetenzen und langjährigen Erfahrun- gen. AL: Wozu braucht man einen Arzt als Be- rater, um nachhaltig abzunehmen? Nach meiner Erfahrung hat jeder Mensch einen individuellen Stoffwechsel und verarbeitet die Nährstoffe Eiweiss, Kohlen- hydrate und Fett unterschiedlich. So gibt es Menschen, die mit reichlich Kohlenhydraten sehr leistungsfähig sind und diesen Nähr- stoff wie ein Superbenzin nutzen können. Andere hingegen werden von viel Pasta, Reis und Brot träge und müde – und neh- wie es zu meinem Stoffwechsel «passt», dann muss ich nicht ständig hungern und kann trotzdem mein Gewicht gut kontrollieren. Als Arzt kann und darf ich zudem alle Per- sonen mit Erkrankungen beraten, also bei- spielsweise mit Diabetes mellitus oder Gicht. Dies darf eine «normale» Ernährungsberate- rin nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt eines Patienten. Bei mir liegt also alles in einer Hand. AL: Welche wichtigen Zusammenhänge spielen eine Rolle beim Abnehmen? Kunden sollen merken, wenn eine Essens- gestaltung zum eigenen Stoffwechsel «passt». Dann sind auch die Erfolge bei der Ge- wichtsreduktion rasch und nachhaltig. Wenn men rasch zu. Es gibt natürlich auch Misch- typen. Hierbei spielen Hormone wie Insulin, aber auch Schilddrüsenhormone eine Rolle. Ich teste in Kooperation mit Partnerlabors im Rahmen eines selbst entwickelten Blutpanels alle notwendigen Parameter, um einen Ein- blick in den Stoffwechsel der Klienten zu bekommen. Auf dieser Basis lege ich die für die Person optimale Essensgestaltung im persönlichen Gespräch fest. Da es um kom- plexe Zusammenhänge der Biochemie und Physiologie geht, muss man ein fundiertes Wissen über Stoffwechselprozesse haben, um aus den Laborwerten die richtigen Ab- leitungen zu treffen. Wenn die Person weiss, wie ihr Stoffwechsel mit den einzelnen Nähr- stoffen umgeht, dann gelingt meist auch die langfristige Umsetzbarkeit: Wenn ich so esse, «Der LOGI-Muskelcoach» Der LOGI-Muskelcoach – Die ultimative Sport- ernährung für Muskel- aufbau und Ausdauer- training, Torsten Albers, Kirsten Segler, Nicolai Worm, systemed, 2014, 170 S., ISBN-13: 978-3- 9427-7213-6, CHF 29.90

2 Torsten Albers€¦ · Nachhaltig abnehmen ... muss ich nicht ständig hungern und kann trotzdem mein Gewicht gut kontrollieren. ... gewicht ohne grosses Hungern erreichen und die

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November 20142

GESUNDHEIT

Interview Dr. Torsten Albers

Nachhaltig abnehmenAls promovierter Arzt mit den Zusatzqualifikationen Sportmedizin und Ernährungsmedizin beschäftigt sich Torsten Albers seit Jahren mit den Themen Gesundheit, Sport, Ernährung und Lebensstiloptimierung. Als ehemaliger Leistungssportler in den Bereichen Kunstturnen, Leicht-athletik und Kampfsport verfügt er selbst über sportliche Erfahrung, insbesondere hat er sich bereits frühzeitig intensiv mit der langfristi-gen sportartspezifischen Trainingssteuerung und Ernährungsoptimie-rung im Sport befasst.

Der Arzt wird aber vor allem auch von Per-sonen konsultiert, die mit Gewichts- und Stoffwechselproblemen zu kämpfen haben. Er begleitet individuell bei der langfristig er-folgreichen Gewichtsreduktion mit seinen Kompetenzen und langjährigen Erfahrun-gen.

AL: Wozu braucht man einen Arzt als Be-rater, um nachhaltig abzunehmen?Nach meiner Erfahrung hat jeder Mensch einen individuellen Stoffwechsel und verarbeitet die Nährstoffe Eiweiss, Kohlen-hydrate und Fett unterschiedlich. So gibt es Menschen, die mit reichlich Kohlenhydraten sehr leistungsfähig sind und diesen Nähr-stoff wie ein Superbenzin nutzen können. Andere hingegen werden von viel Pasta, Reis und Brot träge und müde – und neh-

wie es zu meinem Stoffwechsel «passt», dann muss ich nicht ständig hungern und kann trotzdem mein Gewicht gut kontrollieren.Als Arzt kann und darf ich zudem alle Per-sonen mit Erkrankungen beraten, also bei-spielsweise mit Diabetes mellitus oder Gicht. Dies darf eine «normale» Ernährungsberate-rin nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt eines Patienten. Bei mir liegt also alles in einer Hand.

AL: Welche wichtigen Zusammenhänge spielen eine Rolle beim Abnehmen?Kunden sollen merken, wenn eine Essens-gestaltung zum eigenen Stoffwechsel «passt». Dann sind auch die Erfolge bei der Ge-wichtsreduktion rasch und nachhaltig. Wenn

men rasch zu. Es gibt natürlich auch Misch-typen. Hierbei spielen Hormone wie Insulin, aber auch Schilddrüsenhormone eine Rolle. Ich teste in Kooperation mit Partnerlabors im Rahmen eines selbst entwickelten Blutpanels alle notwendigen Parameter, um einen Ein-blick in den Stoffwechsel der Klienten zu bekommen. Auf dieser Basis lege ich die für die Person optimale Essensgestaltung im persönlichen Gespräch fest. Da es um kom-plexe Zusammenhänge der Biochemie und Physiologie geht, muss man ein fundiertes Wissen über Stoffwechselprozesse haben, um aus den Laborwerten die richtigen Ab-leitungen zu treffen. Wenn die Person weiss, wie ihr Stoffwechsel mit den einzelnen Nähr-stoffen umgeht, dann gelingt meist auch die langfristige Umsetzbarkeit: Wenn ich so esse,

«Der LOGI-Muskelcoach»

Der LOGI-Muskelcoach – Die ultimative Sport-ernährung für Muskel-aufbau und Ausdauer-training, Torsten Albers, Kirsten Segler, Nicolai Worm, systemed, 2014, 170 S., ISBN-13: 978-3-9427-7213-6, CHF 29.90

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ich meinem Körper die Nährstoffe im richti-gen Verhältnis gebe, wie es der Verarbeitung im Stoffwechsel entspricht, dann fühle ich mich leistungsfähiger, kann mein Wunsch-gewicht ohne grosses Hungern erreichen und die daraus entstehende Motivation ver-hilft mir bei der langfristigen, dauerhaften Umsetzung der neuen Essegewohnheiten. Denn: Was nützt eine «Diät», die ich nur ei-nige Wochen durchhalte, weil die Kostzu-sammenstellung weder «stoffwechselgerecht» noch sättigend und schmackhaft ist? Nur wer dauerhaft motiviert ist, wird auch dauerhaft Erfolg bei der Beibehaltung eines besseren Essverhaltens haben.

AL: Kann ich nur nachhaltig abnehmen, wenn ich auch Sport betreibe?Nein, auch ohne Sport sind sehr deutliche Erfolge bei der Gewichtsreduktion möglich. Doch mit regelmässiger sportlicher Aktivität habe ich einfach mehr Freiraum, auch mal zu

«sündigen» und mir Dinge wie Süssigkeiten, Kuchen und Pizza öfter zu erlauben als ganz ohne körperliche Aktivität.Unabhängig davon werden natürlich mit Sport das Wohlbefinden und die Performance im Job noch weiter gesteigert als mit einer Es-sensumstellung allein.

AL: Was macht Sie an Ihrer Arbeit am meisten zufrieden?Wenn ich mit Personen arbeiten darf, die schon vieles für die Gewichtsreduktion pro-biert haben, aber immer wieder gescheitert sind, die Ergebnisse auch langfristig zu hal-ten. Oft erreichen diese Menschen mit meiner Hilfe dann doch noch ihre Ziele. Auch Men-schen mit vielfältigen gesundheitlichen Pro-blemen, denen Kollegen von mir gesagt ha-ben, «damit müssen Sie einfach leben», kann ich oft mit meinen Massnahmen im Bereich Sport und Ernährung doch noch eine deutli-che Verbesserung ihrer Lebensqualität bieten. Zu spüren, wie zufrieden und glücklich diese vorher verzweifelten Personen am Ende dann auf einmal sind und im wahrsten Sinne des Wortes aufleben – das lässt mich meinen Job so gerne machen.

AL: Sie arbeiten mit Ihren Patientinnen und Patienten individuell, respektvoll und ressourcen- und lösungsorientiert. Ohne ein wenig Selbstdisziplin geht es aber nicht. Die Verantwortung für den Er-folg liegt letztlich bei den Patienten. Was erwarten Sie von Ihren Patienten?Einfach den Willen, dauerhaft den Lebensstil zu ändern – beim Essen und vielleicht auch bei der Bewegung. Ich habe eigentlich keine «Patienten» – das Wort stammt aus dem La-teinischen und bedeutet der Erduldende, der Erleidende – sondern «Aktienten», Menschen, die ihre Gesundheit selbst in die Hand neh-men wollen. Diese bekommen von mir keine Tablette auf Rezept, sondern Ernährungs- und Sportmassnahmen als «Medikation». Diese Le-bensstiländerungen lösen die Probleme ur-sächlich und sind keine «Symptomkaschie-rer» wie die meisten Medikamente. Auch die Tatsache, dass ich ausschliesslich privatärzt-lich tätig bin und nur Selbstzahler behandle, schafft sicherlich eine gewisse Basis für eine hohe Compliance: Denn wenn ich für eine Behandlung oder Massnahme nichts bezah-len muss, dann wird auch die Umsetzung deutlich schlechter sein, wie wenn es finan-ziell eine gewisse Investition erfordert. Durch den finanziellen Einsatz ergibt sich auch eine entsprechende Wertschätzung der Therapie-massnahmen.

AL: Zukunftsperspektiven: Wird Abneh-men in Zukunft zum Kinderspiel, Stich-

wort Beeinflussung der Darm-Mikro-biota, also den Darmbakterien?Nein, es wird in unserer heutigen zivilisier-ten Welt mit all den technischen Erleichterun-gen immer so sein, dass wir mit einem Mi-nimum an körperlicher Aktivität durch den Tag kommen. Dabei wird es auch weiterhin köstlich schmeckende, sehr kalorienreiche Lebensmittel geben, die uns dazu verführen, mehr zu essen als es dem geringen Energie-bedarf durch passive Gestaltung des Alltags entspricht. Dies ist immer die entscheidende Ausgangssituation für eine Gewichtszunahme und Stoffwechselprobleme, und die werden wir nicht von Grund auf ändern können – ausser eben durch bewusste Lebensmittel-auswahl sowie regelmässige körperliche Aktivität. Die gezielte Beeinflussung der Zu-sammensetzung der Darmbakterien könnte künftig beispielsweise Wege eröffnen, dass ein Mehr an Kalorien nicht so leicht als Fett gespeichert wird. Aber hier steckt die For-schung noch in den Kinderschuhen und in den nächsten Jahren wird es definitiv keine Pille welcher Art auch immer geben, die ein-faches Abnehmen ohne Hungern, mit Essen von viel Junk-Food und ohne regelmässigen Sport ermöglicht. Leider. Oder vielleicht auch zum Glück?!

Informationen und Blog:www.albers-concepts.com

10 Tipps für Gesundheit und Wohlbefinden

1. Essen Sie zu jeder Mahlzeit ein ei-weissreiches Lebensmittel – das verhilft Ihnen zu mehr und längerer Sättigung.

2. Essen Sie jeden Tag reichlich ver-schiedenfarbiges Gemüse und/oder Salat.

3. Vermeiden Sie Zwischenmahlzeiten – diese führen in den seltensten Fäl-len zu weniger Essen bei der nächs-ten Hauptmahlzeit.

4. Trinken Sie nur kalorienfreie Flüssig-keiten und vermieden Sie unter allen Umständen gezuckerte Getränke.

5. Schlafen Sie jede Nacht mindestens sech Stunden.

6. Versuchen Sie geregelte Abläufe in Ihren Tag zu bringen – gleicher Mahlzeitenrhythmus, gleiche Schlaf-zeiten.

7. Treiben Sie regelmässig Sport – min-destens dreimal pro Woche sollten Sie durch Bewegung ordentlich ins Schwitzen kommen.

8. Kombinieren Sie ausdauerorientierte Belastungen mit kraftbetonten Trai-nings. Nur so haben Sie den optima-len gesundheitlichen Effekt.

9. Bringen Sie Balance in Ihr Leben – Entspannung und Abschalten sind ebenso wichtig wie Arbeit und Be-lastung.

10. Lachen und Humor sollten jeden Tag in Ihrem Leben vorkommen.

Gute Fette - Böse Fette, Romy Dollé, Werd Ver-lag, 2014, 224 S. ISBN 978-3-85932-735-1, CHF 39.00 Fett macht nicht dick – stärkehaltige Kohlenhy-drate hingegen schon. Romy Dollés Buch zeigt auf, welche Fette wichtig und gesund sind und welche wir besser vermeiden sollten. «Gute Fette – Böse Fette» stellt sich gegen den Low-Fat-Wahn, der in den letzten Jahren jede Art von Fett als schädlich und schlecht verurteilt hat. Die Informationen im Buch helfen, die Fettphobie zu überwinden und wieder ein gesundes Verhältnis zu Fett in der Ernährung zu bekommen. Denn Fett macht das Leben lebenswert. Ergänzt wird das Buch mit einfach verständli-chen Zusammenfassungen von wissen-schaftlichen Studien, psychologischen Erkenntnissen und persönlichen Er-fahrungen in Zusammenarbeit mit dem promovierten Sport- und Ernährungs-mediziner und ehemaligen Leistungs-sportler Dr. med. Torsten Albers.