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Rudi Reitinger Apto. Postal 162 San Salvador El Salvador e-mail: [email protected] Segundo Montes, 29. Februar 2008 skype: rudielsalvador Liebe Freundinnen und Freunde, auch der Monat Februar hat im salvadorianischen Kalender einige Gedenktage. Der 11. Februar beispielsweise wird als der Internationale Tag des Kranken bezeichnet. In der Presse fand er kaum Widerhall, im Gegensatz zum Tag der Freundschaft, wie der Valentinstag am 14. Februar hier genannt wird. Man kann jedoch das ganze Jahr über in den Zeitungen Reportagen und Berichte über die Missstände im hiesigen Gesundheitssystem lesen; Artikel, in denen der Direktor eines Krankenhauses darauf hinweist, dass es kaum noch Medikamente gäbe, dass das Geld hinten und vorne nicht ausreicht usw. Conpadre Martin Mein Conpadre (Gevatter) Martin liegt zurzeit im Krankenhaus. Seit Oktober vergangenen Jahres klagt er über Beschwerden. Zuerst besuchte er den staatlichen Gesundheitsposten in seiner Gemeinde, aber die speisten ihn nur mit ein paar Schmerzmitteln ab. Dann ging er zu den niedergelassenen Ärzten; diese verlangten erst einmal 25 US $ pro Sprechstunde, um ihm danach lapidar zu erklären, dass er mindestens 700 US $ für eine Behandlung bräuchte. Martin hat dieses Geld nicht. Es leben zwar drei Kinder von ihm seit einigen Jahren in den USA, doch diese haben eigene Familien. Da sie sich außerdem illegal dort aufhalten, sind die Arbeitsmöglichkeiten vor allem in den kalten Monaten sehr eingeschränkt. Auf den Baustellen oder beim Straßenbau wird in dieser Zeit kaum gearbeitet. Daraufhin ging mein Conpadre Martin dorthin, wohin die meisten armen Leute mit gesundheitlichen Problemen gehen und zu dem sie auch am meisten Vertrauen haben, zum Curandero (in Deutschland würde man ihn je nach Einstellung als Scharlatan bzw. als Heiler bezeichnen). Dieser verordnete ihm zwar verschiedene Medikamente; bezüglich seiner Honorarforderungen stand er seinen promovierten Kollegen jedoch in nichts nach. Don Martin musste sich verschulden, um die Rechnungen bezahlen zu können. Ein weiterer unerwünschter Effekt der Behandlung war ein lästiger Ausschlag, der sich in Form von großen, runden Ekzemen auf seinem ganzen Körper zeigte. Selbst seine Zunge wurde nicht verschont und nach einiger Zeit konnte mein Conpadre Martin nichts mehr essen, da ihm der ganze Mund wehtat. Seine Verwandtschaft brachte ihn ins Krankenhaus nach Gotera, wo man feststellte, dass er gegen irgend etwas allergisch wäre. Ein Allergietest wurde zwar nicht gemacht, aber es wurde ihm gesagt, dass er bei bestimmten Lebensmitteln bzw. Medikamenten aufpassen müsste. Martin wurde entlassen, aber nach kurzer Zeit war er wieder im Krankenhaus, da sich die Symptome

2008-04 Rundbrief Fassung 3 - Bildungshaus Kloster St. Ulrich · de Guerra“ hat sich auf Pop und Rock spezialisiert. Die meisten ihrer Lieder stammen von bekannten Gruppen und Sängern

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Rudi Reitinger Apto. Postal 162 San Salvador El Salvador e-mail: [email protected] Segundo Montes, 29. Februar 2008 skype: rudielsalvador Liebe Freundinnen und Freunde, auch der Monat Februar hat im salvadorianischen Kalender einige Gedenktage. Der 11. Februar beispielsweise wird als der Internationale Tag des Kranken bezeichnet. In der Presse fand er kaum Widerhall, im Gegensatz zum Tag der Freundschaft, wie der Valentinstag am 14. Februar hier genannt wird. Man kann jedoch das ganze Jahr über in den Zeitungen Reportagen und Berichte über die Missstände im hiesigen Gesundheitssystem lesen; Artikel, in denen der Direktor eines Krankenhauses darauf hinweist, dass es kaum noch Medikamente gäbe, dass das Geld hinten und vorne nicht ausreicht usw.

Conpadre Martin Mein Conpadre (Gevatter) Martin liegt zurzeit im Krankenhaus. Seit Oktober vergangenen Jahres klagt er über Beschwerden. Zuerst besuchte er den staatlichen Gesundheitsposten in seiner Gemeinde,

aber die speisten ihn nur mit ein paar Schmerzmitteln ab. Dann ging er zu den niedergelassenen Ärzten; diese verlangten erst einmal 25 US $ pro Sprechstunde, um ihm danach lapidar zu erklären, dass er mindestens 700 US $ für eine Behandlung bräuchte. Martin hat dieses Geld nicht. Es leben zwar drei Kinder von ihm seit einigen Jahren in den USA, doch diese haben eigene Familien. Da sie sich außerdem illegal dort aufhalten, sind die Arbeitsmöglichkeiten vor allem in den kalten Monaten sehr eingeschränkt. Auf den Baustellen oder beim Straßenbau wird in dieser Zeit kaum gearbeitet. Daraufhin ging mein Conpadre Martin dorthin, wohin die meisten armen Leute mit gesundheitlichen Problemen gehen und zu dem sie auch am meisten Vertrauen haben, zum Curandero (in Deutschland würde man ihn je nach Einstellung als Scharlatan bzw. als Heiler bezeichnen). Dieser verordnete ihm zwar verschiedene Medikamente; bezüglich seiner Honorarforderungen stand er seinen promovierten Kollegen jedoch in nichts nach. Don Martin musste sich verschulden, um die Rechnungen bezahlen zu können. Ein weiterer unerwünschter Effekt der Behandlung war ein lästiger Ausschlag, der sich in Form von großen, runden Ekzemen auf seinem ganzen Körper zeigte. Selbst seine Zunge wurde nicht verschont und nach einiger Zeit konnte mein Conpadre Martin nichts mehr essen, da ihm der ganze Mund wehtat. Seine Verwandtschaft brachte ihn ins Krankenhaus nach Gotera, wo man feststellte, dass er gegen irgend etwas allergisch wäre. Ein Allergietest wurde zwar nicht gemacht, aber es wurde ihm gesagt, dass er bei bestimmten Lebensmitteln bzw. Medikamenten aufpassen müsste. Martin wurde entlassen, aber nach kurzer Zeit war er wieder im Krankenhaus, da sich die Symptome

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erneut zeigten. Ich sprach mit der behandelten Ärztin, und diese behauptete schlichtweg, Martin würde wieder seine vom Curandero verschriebene Medizin einnehmen, was dieser jedoch bestritt. Die Weihnachtstage über lag er noch im Krankenhaus, aber dann wurde er entlassen. Die Ekzeme trockneten aus und hinterließen große Narben, doch Martin wurde und wurde nicht gesund. Anfang des Monats kam er wieder ins Krankenhaus nach Gotera, dieses Mal war sein ganzes Gesicht geschwollen und er konnte nur noch künstlich ernährt werden. Die Ärztin beruhigte mich und sprach von einer starken Entzündung, die aber bereits wieder am Abklingen wäre. Ich bat sie darum, Martin doch dieses Mal gehörig durch zu checken. Einige Tage später rief mich Martins Frau an: ihr Mann wäre in das größere Krankenhaus nach San Miguel verlegt worden. Die Ärzte in Gotera hatten Gallensteine festgestellt. Für eine anstehende Operation bräuchte das Krankenhaus erst einmal vier Blutspender. Da Conpadre Martin eine große Verwandtschaft hat und außerdem viele Freunde, waren die Blutspender bald zur Stelle.

Martin und Familie Inzwischen wurde jedoch festgestellt, dass er keine Gallensteine hätte. Da sein Gesicht inzwischen ganz gelb war, nahm man dieses Mal an, dass er eine entzündete Leber hätte. Keiner der Verwandten konnte mir jedoch sagen, ob er Hepatitis hat. Da er sehr schwach wäre und er auch Sauerstoff braucht müsste er vorerst noch im Krankenhaus bleiben. Gestern besuchte ich ihn endlich im Krankenhaus. Im ersten Moment hätte ich ihn fast nicht erkannt. Er lag zusammengekauert in seinem Bett, nur noch wie ein Schatten von früher. Seine Augen und seine Haut waren gelb. Der zuständige Stationsarzt war ein

junger Mann, der sein Studium vor einem Jahr abgeschlossen hatte.

Martin und Angehörige Als ich nach dem Krankheitsbild fragte, meinte er, dass er eine Leberentzündung sowie eine starke Anämie hätte. Ein genauer Befund wäre noch nicht möglich, da der zuständige Facharzt, bei einem ersten Untersuchungstermin keine geeigneten chirurgischen Instrumente gehabt hätte. Und ein weiterer Untersuchungstermin konnte nicht eingehalten werden, da derselbe Facharzt gerade ihm Ausland wäre und erst nächste Woche wieder käme. Als ich mich beim Stationsarzt nach vorgenommenen Bluttransfusionen zur Behandlung der Anämie erkundigte, wusste er nichts von Blutspendern und verwies mich auf die krankenhauseigene Blutbank. Dort waren glücklicherweise die Namen aller fünf Blutspender verzeichnet. Die Blutbank schob die Schuld auf den Arzt, der bisher noch nie Blut angefordert hätte. Es war frustrierend, immer hatte jemand anders Schuld. Conpadre Martin hat bereits resigniert und fängt so langsam an, sich für immer von seinen Verwandten und Freunden zu verabschieden. Dies zum Internationalen Tag des Kranken. Zum gleichen Thema berichtet weiter hinten Adela, eine der Beauftragten für die Altenzentren in Segundo Montes. Sie schreibt dabei über ihre Erfahrungen mit Ärzten und Krankenhäusern. Seit meinem letzten Rundbrief vom vergangenen August kam wieder einiges an Post von Euch, vor allem über meinen elektronischen Briefkasten. Ich möchte mich bei allen dafür bedanken, insbesondere für die Weihnachtspost. Leider kam ich immer noch

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nicht dazu, alle Briefe zu beantworten und bitte dies zu entschuldigen. Ich werde mich jedoch in der nächsten Zeit melden. Danke auch für Eure Spenden, die vor allem in der Weihnachtszeit auf dem Spendenkonto eingingen. Mit ihnen wird die Finanzierung der verschiedenen Projekte ermöglicht, über die ich in diesem Rundbrief berichten werde. Damit er etwas abwechslungsreicher wird gibt es bei seiner Gestaltung einige Neuerungen: Ab heute haben interessierte Unterstützergruppen und Personen die Möglichkeit, sich auf einer eigenen Seite den Leserinnen und Lesern des Rundbriefes direkt vorzustellen. Den Anfang macht der Verein „Partnerschaft mit El Salvador“ in St. Ulrich. Für künftige Rundbriefe bitte ich möglichst bald um die Zusendung der Beiträge. Diese sollten nicht allzu umfangreich werden. Ihr könnt Eure Gruppe vorstellen, gerne Fotos dazulegen und über Eure Aktivitäten für unsere Projekte berichten. Nun möchte ich jedoch über meine Arbeit berichten und fange dabei am besten mit dem Jugendzentrum an. Im letzten Rundbrief schrieb ich Euch bereits, dass im Juni vergangenen Jahres unser Kollege, Martin, aus familiären Gründen kündigte und zurück nach Honduras ging. Lange Zeit suchten wir überall im Lande nach einem geeigneten Nachfolger. Interessierte Leute gab es durchaus, aber wenn diese hörten, dass sie auf dem Lande arbeiten sollten, weit weg von der Hauptstadt, winkten sie ab. Da spielte es keine Rolle, dass die Lebensunterhaltkosten auf dem Lande geringer als in der Stadt sind, dass die hiesige Kriminalitätsrate weit unter dem Durchschnitt der Städte liegt und dass der Verdienst überdurchschnittlich hoch war. Auf dem Lande zu arbeiten ist einfach nicht attraktiv. Letztendlich wurden wir aber doch fündig und zwar bei unseren eigenen Leuten. Seit dem 1. Januar arbeitet Rosa Lidia aus unserer Gemeinde im Jugendzentrum. Im vergangenen Dezember beendete sie erfolgreich ihr Psychologiestudium und war nun auf Arbeitssuche. Die andere Kollegin, Irma, hat ja nur ein halbes Deputat, da sie ihr Zweitstudium an der Universität noch nicht beendet hat.

Kollegin Rosa Lidia Beide Kolleginnen sind gerade dabei, das Programm für die Jubiläumsfeier unseres Jugendzentrums vorzubereiten. Vor genau 6 Jahren, am 8. März 2002 wurde es feierlich eingeweiht. Bei seiner Einweihung seinerzeit hatten wir noch keine Angestellten, es gab weder eine Ausstattung noch standen Möbel zur Verfügung. Trotzdem war die Begeisterung aller Beteiligten riesengroß, vor allem der Kinder und Jugendlichen. „Niemals hätten wir uns in der Gemeinde Segundo Montes träumen lassen, dass eines Tages im Ortsteil Los Quebrachos allen Jugendlichen ein eigenes Zentrum zur Verfügung stehen würde,“ sagte Padre Rogelio damals beim Eröffnungsgottesdienst.

Jugendzentrum

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Diese anfängliche Begeisterung ist glücklicherweise immer noch vorhanden und zeigt sich u. a. auch im Engagement der Kinder und Jugendlichen, die das Zentrum und seine Dienstleistungen für Freizeit und Weiterbildung in Anspruch nehmen.

Tischhockey Vor allem unser Freizeitprogramm kann sich sehen lassen. Bereits in den Vormittagsstunden stehen die ersten Kinder vor der Tür, die Lust zum Spielen haben. Um sie kümmert sich Ever, eigentlich unser Hausmeister, der auf dem Spielplatz vor dem Zentrum, mit ihnen an drei Vormittagen Volleyball spielt, Fußballspiele veranstaltet, Federball bzw. Badminton Turniere durchführt und sogar Ballhockey. An den restlichen Vormittagen können sich die Kinder und Jugendliche einfach Bälle und die notwendigen Utensilien ausleihen, um Spiele und Turniere selbst zu organisieren und durchzuführen. Ab dem späten Nachmittag werden die Spielsäle im Jugendzentrum geöffnet und stehen allen Interessierten zur Verfügung. Da es vor allem beim Tischfussball immer sehr viel Andrang gab und dabei die Kleineren meist das Nachsehen hatten haben wir schon vor einiger Zeit einen weiteren Spieltisch angeschafft. Eine große Konkurrenz für den Tischfussball ist das Hockeyspiel. Dieser Tisch ist stets von einer Menge Leute umlagert, die je nach Sympathie, die Mitspieler anfeuert oder ausbuht. Etwas ruhiger und mit weniger Emotionen geht es im großen Saal zu, wo normalerweise die beiden Tischtennisplatten aufgestellt sind. Zurzeit ist jedoch nur eine in Betrieb, da die zweite erst einmal

repariert werden muss. Die beiden Platten hatten wir vor etwa 5 Jahren gekauft und sie mussten schon einige Male repariert werden. Das Problem bei im Lande gekauften Spielen ist, dass sie zwar teuer sind, aber häufig qualitativ minderwertig. Die besten Erfahrungen machten wir bisher mit importierten Spielen, deren Versand zwar teurer ist, die aber viel länger halten. Leider werden in den großen Warenhäusern solche Spiele nicht angeboten. Abends gegen 18 Uhr, wenn es bereits dunkel ist, geht dreimal in der Woche das Training unter Fluchtlicht weiter. An einem Abend ist die Gruppe der Inliner dran, die mit ihrem Trainer Nery immer Mal noch risikoreichere Sprünge und Figuren einüben. Mich wundert es jedes Mal, wenn ich sie sehe, dass es bisher nicht zu schlimmeren Stürzen und Brüchen gekommen ist. Ihnen winkt als Lohn ein öffentlicher Auftritt bei einem der vielen Dorffeste in der Umgebung, wo ihre Fertigkeiten sehr bewundert werden, vor allem von den dortigen Jugendlichen. Ebenfalls bei Flutlicht üben die Volleyball- und die Basketballspieler, die tagsüber Unterricht und daher keine Zeit zum Training haben. Bei unserem kulturellen Angebot für die Kinder und Jugendliche muss das breite Musikangebot hervorgehoben werden. In den Räumlichkeiten des Jugendzentrums üben jeden Abend abwechselnd zwei Musikgruppen mit unterschiedlichen Stilrichtungen.

Am gleichen Seil.... Die bereits einige Jahre bestehende Gruppe „Sangre de Guerra“ hat sich auf Pop und Rock spezialisiert. Die meisten ihrer Lieder stammen von bekannten Gruppen und Sängern. Zusätzlich komponieren sie eigene Songs mit gesellschaftspolitisch kritischen

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Texten, wobei ihre Lieder häufig soziale Missstände aufgreifen. Die jüngere Musikgruppe „Yactasuyo“ hat sich auf Andenmusik spezialisiert, ihre typischen Musikinstrumente Charango, Flöten und Trommel kommen aus Peru. Auch sie haben ein breites Repertoire in ihrem Programm, angefangen von Liebesliedern bis hin zu den bekannten Musikstücken chilenischer Gruppen wie beispielsweise Inti Illimani. Beide Musikbands wurden bereits mehrfach zu auswärtigen öffentlichen Auftritten eingeladen. Anfänger, die erst noch ein Musikinstrument erlernen müssen, können den Musikunterricht im Jugendzentrum besuchen. Das Kursangebot reicht vom Unterricht in Gitarrespielen, Bass, Piano bis hin zu Perkussion und Schlagzeug. Wer Lust auf Gesangsunterricht hat - und das sind nicht wenige, - hat ebenfalls die Möglichkeit dazu.

Musikgruppe Yactasuyo Beim Thema „Kultur“ fällt mir spontan der Name Amadeo Blanco ein. Amadeo fing bereits in seiner Schulzeit mit dem Dichten an. Dazu sollte man wissen, dass in hiesigen Breiten die Poesie bei jung und alt sehr beliebt ist, im Gegensatz zu Deutschland. Die blumige Ausdrucksweise ist vor allem anfangs für Europäer sehr gewöhnungsbedürftig. Die Gedichte von Amadeo Blanco waren jedoch immer schon anders, realistischer und nicht so überladen. Als er seinen ersten Gedichtband schreiben wollte, ermutigten wir ihn. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis seine Poeme bereit zur Veröffentlichung waren.

Da das Jugendzentrum keine Gelder für eine Buchveröffentlichung hat, setzte er sich auf unser Anraten hin mit ehemaligen Voluntarios in Verbindung und bat sie um einen kleinen Beitrag.

Gedichtband von Amadeo Das Wunder geschah: etwa ein Dutzend von ihnen antwortete und so konnte sein Gedichtband gedruckt werden. Den Gedichtsband verkauft er günstig, vor allem an Schüler und Studenten. Mit dem Erlös möchte er seinen nächsten Band drucken lassen. Der Titel dieses Buches lautet „Desde la misma trinchera“ und wer daran interessiert ist, dem kann ich ihn zukommen lassen. Zu unserem kulturellen Angebot gehört auch der Volkstanz. Jeden Freitagnachmittag sowie an den Samstagen übt die Volkstanzgruppe ihre Tänze ein bzw. bereitet sich auf einen Auftritt vor. Im Dezember gab es in Perquin ein großes Treffen mit Tanzgruppen aus Honduras, Guatemala und Nikaragua. Im Januar war die hiesige Gruppe eine Woche lang in Nikaragua eingeladen. Solche Einladungen und Exkursionen machen natürlich eine Teilnahme an der Tanzgruppe für Neulinge attraktiv. Wer gerne Theater spielt hatte dazu eine gute Gelegenheit dazu wieder im Dezember vergangenen Jahres. Da wurde die Pastorela (Krippenspiel) unter der Regie von Yulma vom Pastoralteam einstudiert. Beinahe täglich probten in diesen Tagen etwa 40 Kinder und Jugendliche, damit auch ja nichts bei der einzigen Aufführung am 24. Dezember schief ginge. Es ging auch fast nichts schief, bis auf die Tatsache, dass dieses Mal ein richtiges Kind anstelle einer

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Puppe den neugeborenen Menschensohn darstellen sollte. Der kleine Schauspieler war mit seiner Rolle wohl nicht ganz einverstanden, denn er brüllte die ganze Zeit über aus Leibeskräften. Das tat dem ganzen aber überhaupt keinen Abbruch wen man den kräftigen Applaus der Zuschauer als Maßstab nimmt. Seit Anfang des Jahres gibt es im Jugendzentrum ebenfalls eine Theater AG, die von Elena aus Lüneburg initiiert wurde. Jeden Samstag treffen sich ihre Teilnehmer zu Übungen, bei denen sie ausdrucksstarke Mimik und Gestik erlernen, sowie sich richtig auf der Bühne zu bewegen. Momentan üben sie eine Art Moritat, bei der Gesang und Theater parallel ablaufen: Der Inhalt eines etwas derben Volksliedes wird dabei von den Schauspielern dramatisiert. Auf die erste öffentliche Vorstellung der Gruppe bin ich schon sehr gespannt.

Theatergruppe Seit drei Monaten haben unsere Jugendlichen die Möglichkeit, eigene Radiosendungen zu gestalten, die zudem live übertragen werden. Sendezeit ist immer sonntags von 10 bis 11 Uhr vormittags, wenn abgesehen von Fußball noch nicht viel los ist und die Zielgruppe daher Zeit zum Zuhören hat. Es sind vor allem Studenten, die diese Möglichkeit nutzen. Jeden Sonntag ist eine andere Gruppe junger Leute an der Reihe. Die Themen, über die sie berichten werden von ihnen vorher gemeinsam ausgesucht und haben meist aktuelle Bezüge. Im Januar bezogen sich die Schwerpunkte zum einen auf die Unterzeichung des salvadorianischen Friedensabkommens vor 16 Jahren und zum andern auf den Studienbeginn an der Universität. Eine weitere Sendung im Januar -

dem Monat der Senioren - war dem Thema „Unsere Großeltern“ gewidmet. Die Beiträge im Februar drehten sich alle um Liebe und Freundschaft. In seiner Anfangsphase drohte das Programm in eine Art Wunschkonzert abzugleiten, bedingt durch die mangelnde Erfahrung der jungen Programmgestalter.

Studenten in der Radiokabine Diese Klippe konnte glücklicherweise erfolgreich umgangen werden. Die Reaktion der Zuhörer ist bisher sehr positive. Viele von ihnen machen ausgiebig Gebrauch von der Möglichkeit, sich telefonisch in die Diskussion einzuschalten. Über das Weiterbildungsprogramm unseres Jugendzentrums habe ich schon mehrfach berichtet. Zu seinen Highlights gehören sicherlich die Kurse im Computerzentrum.

Im Computersaal

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Die 14 bereitstehenden Computer reichen häufig nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen, so dass mehrere Kurse parallel angeboten werden müssen. Die Schwierigkeit dabei ist, nicht die anderen Jugendlichen rauszuschmeißen. Es kommen etliche, die hier ihre Hausaufgaben erledigen, im Internet surfen oder einfach nur ein Computerspiel spielen möchten. Der Verantwortliche im Computerzentrum heißt Francisco und er kümmert um die Wünsche der jungen Kundschaft. Wenn es mit einer Internetverbindung nicht klappt, wenn es Probleme beim Runterladen einer Software gibt, wenn der elektronische Briefkasten nicht funktioniert, immer dann wird er zu Hilfe gerufen.

Chico und Sohn Francisco ist auch für das Weiterbildungsprogramm verantwortlich. Im Dezember gingen die letzten Schulungen zu Ende und für den nächsten Monat sind weitere Kurse geplant. Chico, wie Francisco hier genannt wird, wurde neulich Vater. Sein Sohn Eduardo kam am 26. November auf die Welt. Herzlichen Glückwunsch. Im letzten Rundbrief schrieb ich Euch über den schlechten Service der hiesigen Telecom. Wir beschwerten uns mehrfach, doch es kam nie zu einer Reaktion. Als wir wieder mal länger als 2 Monate auf den Besuch des zuständigen Technikers warten mussten, platzte uns der Kragen. Dazu kam außerdem, dass Telecom ihre eigenen Versprechungen in der Praxis einfach ignoriert. Den bisherigen Kunden wurde beispielsweise schriftlich eine kostenlos Verdoppelung der Geschwindigkeit bei der Datenübertragung im Netz versprochen. Als wir dieses Versprechen einforderten wurde es einfach für technisch nicht machbar erklärt. Dieses Mal jedoch gingen wir mit allen Unterlagen direkt

zum Büro des Verbraucherschutzes. Seit neuestem gibt es auch hier eine solche Institution, wahrscheinlich jedoch mit weniger Befugnissen ausgestattet. Die zuständigen Leute, alles Juristen, behandelten uns ausgesprochen freundlich und die Beschwerde wurde auch am gleichen Tag an die Telecom weiter geleitet. Nun sind wir auf die Antwort gespannt, welche uns Telecom innerhalb von 30 Tagen schriftlich übermitteln muss. Einen großen Schrecken jagte neulich ein unter Drogen stehender junger Mann den Nutzern vom Computerzentrum. Da er nicht nur laut war, sondern zusätzlich verrückt spielte, wurde er von Ever, unserem Hausmeister hinausbefördert. Wenige Zeit später kam er mit einer Machete bewaffnet zurück. Da er dies angekündigt hatte, konnte das Zugangstor rechtzeitig geschlossen werden. In seinem Rausch hieb er kräftig auf das Stahlgitter des Eingangtores und bedrohte den Hausmeister, der die Polizei rief. Diese kam erst nach drei Stunden. In der Folge kam es zu einer Verhandlung vor dem Friedensrichter und der Randalierer musste für den Schaden aufkommen. Dies scheint ihm jedoch keine Lehre gewesen zu sein, denn bereits kurze Zeit später bedrohte er seine Schwägerin. Für unsere Kurse in Schreibmaschinenschreiben haben wir leider immer noch keine Lehrkraft. Mittlerweile sind es über 30 Schreibmaschinen, die uns im Laufe der Jahre von der Gruppe aus Schirgiswalde zugeschickt wurden. Einige werden sich wahrscheinlich fragen, wozu Schreibmaschinenschreiben lernen. Es gibt mehrere Gründe dafür. Es ist immer noch Unterrichtsfach am Gymnasium. Und wer das 10 Fingersystem blind beherrscht hat beim Benutzen einer Computertastatur sicherlich weniger Probleme, als mit dem 2-Finger-Such-System.

Im Schreibmaschinensaal

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Für die Wartung haben wir einen kleinen Betrieb in der Hauptstadt ausfindig gemacht, der ramponierte Modelle wieder preisgünstig auf Vordermann bringt. Was mich immer wieder aufs Neue erstaunt ist, dass sie die notwendigen Ersatzteile fast immer beschaffen können, egal ob es sich um eine Adler aus dem Westen oder um eine Erika aus dem Osten handelt. Der Saal wird nun vorwiegend von den Gymnasiasten selbst für Übungszwecke und Hausarbeiten mit Schreibmaschinen benutzt.

Deutschunterricht mit Elena Ebenfalls zum Weiterbildungsprogramm gehören die verschiedenen Sprachkurse, vor allem für Englisch, aber auch in Deutsch. Unterrichtet werden die Schüler in Kleingruppen von Elena, die nach dem Unterricht in der Hauptschule zusätzlich in den Abendstunden im Jugendzentrum Englisch lehrt. Vor allem die Gymnasiasten haben dies bitter notwendig: Vor einiger Zeit hatte das Erziehungsministerium den Wissensstand aller Englischlehrer geprüft. Das Ergebnis dieser Prüfungen war - zumindest für das Departement Morazán - erschreckend. Bei der Bewertung gab es drei Gruppen: die Gruppe A hatte die besten Ergebnisse. Im gesamten Departement schaffte dies nur einziger Lehrer. In der Gruppe B fanden sich die Lehrer mit durchschnittlichen Kenntnissen wieder. In diese Gruppe schafften es insgesamt 14 LehrerInnen, darunter überraschenderweise auch die Englischlehrerin aus unserer Hauptschule in San Luis, Lucila Hernández, die sich ihre Englischkenntnisse selbst bzw. mit Hilfe unserer Voluntarios angeeignet hatte. Unsere Überraschung

war umso größer, als wir mitbekamen, dass der Englischlehrer des Gymnasiums, Florencio García sich gleichfalls in dieser Gruppe befand. Er hatte 6 Jahre lang Englisch an einer Universität studiert. Die restlichen Lehrer des Departments, also die große Mehrheit, schafften es nur in die Gruppe C, da sie nur schlechte bis mangelhafte Sprachkenntnisse hatten. Vom vergangenen September an mussten die Lehrer der Gruppe B sechs Monate lang täglich die Schulbank drücken. Der Englischunterricht für die Schüler fiel in dieser Zeit einfach aus. Nun wundert es niemanden mehr, wenn der Notendurchschnitt der Schüler aus Morazán beim zentralen Abitur so schlecht ausfällt. Aber alles Lamentieren nützte nichts und wir überlegten uns Alternativen. Eine war die Ausarbeitung des Projekts „Ausstattung eines Sprachlabors“. Wir legten es dann der deutschen Botschaft vor, die es Mitte des Jahres genehmigte. Allerdings reichte das Geld nicht aus um alle 33 Plätze im Sprachlabor auszustatten, so dass wir uns nach weiteren Donanten umsehen mussten. Die AG Kabarett der Integrierten Gesamtschule Paffrath in Bergisch Gladbach sprang dankenswerterweise ein, wie schon viele Male.

Lehrerin Lucila Hernandez Am 11. Oktober fand die offizielle Einweihung des neuen Sprachlabors in den Räumlichkeiten des hiesigen Gymnasiums statt. Dazu waren Schüler, Eltern und Vertreter von Behörden eingeladen und

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natürlich auch der Botschafter und Konsul der deutschen Botschaft in San Salvador. Nach 16 Jahren war dies der erste offizielle Besuch der Botschaft in unserem Departement und dieses Mal ohne kugelsichere Weste, wie Botschafter Steinkrüger humorvoll anmerkte. Das Gymnasium hatte ein ausführliches Programm vorbereitet. Die Stimmung war gut und wurde auch nicht von den immer wieder einsetzenden heftigen Regenschauern getrübt. Den folgenden Beitrag kopierte ich aus dem „Newsletter“ der deutschen Botschaft in San Salvador, der dort unter dem Titel Übergabe des Kleinstprojekts Meanguera erschien.

Boschafter Steinkrüger und Gymnasiastin Am 11.10.2007 nahm Botschafter Jürgen Steinkrüger persönlich an einem feierlichen Akt zur Übergabe eines Sprachlabors an das Instituto Nacional Segundo Montes im Caserío San Luis in Meanguera, Morazán, teil. Im Beisein der regionalen Vertreterin des salvadorianischen Bildungsministeriums, dem Bürgermeister von Meanguera, dem Schulleiter, Elternvertretern und Herrn Rudi Reitinger, der das Kleinstprojekt vorgeschlagen und die Durchführung beaufsichtigt hatte, führten die Schüler des Instituts typische Tänze und Musikstücke auf, um danach ihr Labor auszuprobieren. Vertreter der Schüler überreichten Herrn Botschafter Steinkrüger und Herrn Reitinger aus diesem Anlass selbst erstellte Erinnerungsplaketten. Durch das, nach Aussage der Vertreterin des Bildungsministeriums, in dieser Form einzigartige Sprachlabor sollen die etwa 500 Schüler des Instituts eine Fremdsprachenausbildung nach modernsten pädagogischen Erkenntnissen erhalten. Zudem ist angedacht, das Sprachlabor gezielt in der Weiterbildung der Englisch-Lehrer der ganzen Region einzusetzen

Im neuen Sprachlabor Soweit zu den vielfältigen Aktivitäten unseres Jugendzentrums, von denen wir einige vorstellten. Es würde den Rahmen dieses Rundbriefs sprengen, sie alle aufzuzählen. Über ein Programm jedoch, welches zu den erfolgreichsten Projekten des Jugendzentrums gehört möchte ich noch berichten und zwar über unser Stipendienprogramm, dessen großer Erfolg wir vor allem den Unterstützergruppen zu verdanken haben. Unser ältestes Stipendienprogramm gilt den Schülerinnen und Schülern des Tercer Ciclo Básico in den beiden Hauptschulen San Luis und Barrial in unserer Gemeinde. Schon seit Jahren werden von der Initiative Eine Welt aus Münsingen der Schultransport und die Anschaffung von Schuluniformen finanziert, auch in diesem Jahr wieder. Am Anfang war es nur eine relativ kleine Gruppe mit Schülerinnen und Schüler aus Los Quebrachos, aber im Laufe der Jahre wurden immer mehr Ortsteile in das Förderprogramm mit einbezogen. Dass nun auch der Ortsteil Barrial bereits das zweite Mal mit dabei sein konnte haben wir vor allem den Kindern vom Kinder-Kirchen-Laden der St. Blasii Gemeinde in Nordhausen zu verdanken. In diesem Jahr fördern wir insgesamt 350 SchülerInnen, die normalerweise aus finanziellen Gründen nicht mehr den Unterricht besuchen könnten. Damit die Projektkosten niedrig bleiben, kaufen wir den Stoff für die vorgeschriebene Schuluniform beim Großhändler ein und lassen diese dann von Schneidern aus unserer Gemeinde anfertigen.

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Schultransport TCB Dies ist nicht nur kostengünstiger sondern ist außerdem eine Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahme. Wir helfen zusätzlich beim Unterricht. Im Tercer Ciclo Basico hilft in diesem Jahr wieder eine Voluntarin aus Deutschland und zwar Elena aus Lüneburg. Nach eigenen Angaben macht ihr das Unterrichten der englischen Sprache sehr viel Spaß. Wir alle sind froh und dankbar für ihr Engagement.

Unterricht im TCB Noch kurz zur Schule in Barrial, die zum Schuljahresende eine herben Verlust erleiden musste, der die ganze Gemeinde aufwühlte. Ein noch junger Lehrer aus Barrial nahm an einer Weiterbildungsmaßnahme in San Miguel teil. Beim Überqueren der Straße wurde er von einem Fahrzeug erfasst. Eine Woche lang lag er im Koma bis er schließlich starb. Guillermo, wie der Lehrer hieß, war nicht nur bei seinen Schülern sehr beliebt

gewesen. Das konnte man auch am langen Trauerzug sehen, der ihn zu seiner letzten Ruhestätte begleitete. Nun aber zu den Stipendiaten am Gymnasium. Viel zu tun hatte die Comision de Beca in ihrer Sitzung vom 5. 11. 07. In der Stipendienkommission sind etwa 35 Vertreter aus allen Weilern, Dörfern und Ortsteilen von circa 20 verschiedenen Gemeinden des Departement Morazán vertreten. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, mit den Eltern der Stipendiaten zusammenzuarbeiten, sie über neue Beschlüsse der Stipendienkommission zu informieren usw. Eine weitere Aufgabe ist, interessierte Schüler aus ihrer Ortschaft über das Stipendienprogramm zu informieren. Sie kontrolliert außerdem die soziale Tätigkeit der Stipendiaten, zu der diese verpflichtet sind und informiert über anstehende Probleme und Schwierigkeiten, beispielsweise beim Schultransport.

Stipendienvergabekommission Der wichtigste Tagesordnungspunkt an jenem Tag war jedoch die Vergabe der neuen Stipendien für den Besuch des Gymnasiums im Jahr 2008. Die Nachfrage nach Stipendien wird in jedem Jahr höher, da die wenigsten Leute das notwendige Kleingeld haben, um den Besuch des Gymnasiums ihrer Kinder zu finanzieren, der ja mit etlichen Unkosten verbunden ist. Die Sitzung dauerte sehr lange, u. a. auch deshalb, weil genau darauf geachtet wurde, ob die Kriterien von den Antragstellern tatsächlich erfüllt werden: Sie müssen aus einkommensschwachen Familien stammen und gute Durchschnittsnoten nachweisen. Ohne unsere Unterstützung hätten sie keine Möglichkeit für den Besuch des Gymnasiums. Am Ende der Sitzung hatte die Kommission 170 neue Stipendien vergeben. Dazu kommen noch die

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Stipendiaten der höheren Klassen, so dass wir in diesem Jahr insgesamt 370 Gymnasiasten aus unterschiedlichen Gemeinden fördern. Wie bereits in den vergangen Jahren mussten alle neuen Stipendiaten an einem 4-wöchigen Vorbereitungskurs mit täglich 8 Stunden Unterricht teilnehmen. Zum Großteil konnten wir dabei auf bewährte Lehrkräfte zurückgreifen, die bereits im vergangenen Jahr unterrichtet hatten.

Beim Vorbereitungskurs. Neben den traditionellen Fächern Englisch, Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern wurden die Neuen in Lerntechniken errichtet. Die Resonanz war überwiegend positiv, und viele Schüler gaben bei der abschließenden Bewertung an, dass ihnen jetzt viele Zusammenhänge klarer wären, vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern. Alle waren sehr froh für die Erteilung der Nachhilfe und einige hätten sogar noch verlängert. Das Stipendienprogramm läuft nun schon mehrere Jahre und es ist dank Eurer Hilfe überhaupt erst möglich; vor allem jedoch dank der Unterstützung der Aktion Sternsinger, bei der etliche Pfarrgemeinden bzw. Partnergemeinden auch in diesem Jahr wieder mitmachten. Mir persönlich wird diese Tatsache insbesondere bei den Abschlussfeiern am Schuljahresende bewusst, zu denen ich eingeladen werde. In meinen Redebeiträgen weise ich immer darauf hin. Im vergangenen Jahr konnten 160 Abiturienten, 120 von ihnen waren Stipendiaten, erfolgreich ihr Abitur abschließen. Allen wurde im Rahmen einer offiziellen Feier im Gymnasium die Abitursurkunde überreicht.

Naturwissenschaftliches Labor Noch kurz einige Anmerkungen zum zentralen Abitur, hier PAES genannt. Der offizielle Prüfungstermin war dieses Mal der 26. September. Diese zentrale Abitursprüfung gibt es erst seit genau 10 Jahren. Vorher hatte jedes Gymnasium seine eigenen Prüfungen. In den ersten Jahren seiner Einführung war es noch nicht obligatorisch. Heute macht sein Abschneiden 25 % von der Gesamtnote aus. Geprüft werden die Fächer Spanisch, Mathematik, Sozialkunde und Naturkunde. Sozialkunde ist eine Kombination von Geschichte und Geographie und Naturkunde die Kombination der Fächer Biologie, Chemie und Physik. Laut Erziehungsministerium soll ab diesem Jahr das Fach Englisch ebenfalls Bestandteil des zentralen Abiturs werden.

Prüfungen im Gymnasium

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Ende Oktober lagen die Ergebnisse vor. Bereits im Vorfeld waren die Erwartungen, vor allem von Seiten des Erziehungsministeriums, ziemlich hoch. Mit einem Landesdurchschnitt von 5,92 war sie ein bisschen besser als im vergangenen Jahr, insgesamt jedoch immer noch mangelhaft, da die Mindestnote zum Bestehen eines Faches 6 ist. Die im Vergleich zum Vorjahr höhere Abitursdurchschnittsnote ist jedoch nicht unbedingt auf bessere schulische Leistungen zurück zu führen, sondern auch auf die Änderung der Bewertungskriterien, kritisieren einige Experten. Sie könnten Recht haben, denn das Ergebnis bei den Aufnahmeprüfungen an der staatlichen Universität wies einen extrem niedrigen Notendurchschnitt auf. Nur 17 % der Prüflinge bestanden die Examen, die restlichen 83 % fielen glatt durch (Diario de Hoy, 14.11.07). Dabei ist die Prüfung auf einem ähnlich hohen Niveau wie das Abitur angesiedelt. Alle fragten sich, wie solch konträre Ergebnisse zustanden kommen könnten. Experten fanden ihre Einschätzung einer mangelhaften Unterrichtsqualität im Lande bestätigt und forderten eine qualitative Verbesserung. Wie so häufig wurde die Kritik von den staatlichen Stellen abgeschmettert und die Ergebnisse schön geredet. Der Vizeminister im Erziehungsministerium tat kund, dass beide Prüfungen nicht vergleichbar wären und dass eventuell die Universität ihre Prüfung ändern müsste!

In unserem Departement Morazán lag der Notendurchschnitt bei nur 5,45, fast eine halbe Note noch tiefer als der Landesdurchschnitt. Dies hat sicherlich verschiedene Ursachen. Morazán ist ein rein ländliches Department. Da die Schulen in den Städten über bessere Lehrer und Ausstattung verfügen, bilden die ländlichen Gemeinden stets das

Schlusslicht. Am Gymnasium fehlen laut Direktor mindestens noch fünf Lehrer. Ab dem Jahr 2008 wurde zwar die Finanzierung eines weiteren Mathematiklehrers zugesagt, aber es kam bisher noch keiner. Der fachfremde Sportlehrer unterrichtet weiterhin das sensible Fach Mathematik, mit dem etliche Schüler so ihre Schwierigkeiten haben. Außerdem kann man das Unterrichtsniveau von einigen Lehrern am hiesigen Gymnasium nur als mangelhaft einstufen (siehe dazu auch die Ausführungen über den Englischunterricht). Morgens haben die meisten Lehrer bereits lange Anfahrtswege von mindestens einer Stunde hinter sich, manche sogar von zwei Stunden. Da Arbeitsplätze auf dem Lande nicht attraktiv sind, stellen sie relativ bald Versetzungsanträge. Das kollegiale Klima ist nicht bestens, und die Führungsqualitäten des Direktors lassen sehr zu wünschen übrig. Die Fluktuation im Lehrerkollegium ist daher sehr hoch. Bis auf den Direktor sind die meisten Lehrkräfte noch keine 5 Jahre am Gymnasium tätig. Etliche von ihnen haben zudem einträgliche Nebenjobs, die ebenfalls ihren zeitlichen Tribut verlangen. An Nachbarschulen ist die Situation ähnlich so dass diese und weitere Faktoren sicherlich zum schlechten Abschneiden beitrugen.

Präsident Saca

Viel Kritik musste die Regierung in letzter Zeit wieder einstecken, vor allem wegen der Nichteinhaltung der von ihr selbst aufgestellten Mileniumsziele für das Jahr 2021. Um diese zu erreichen sind jährlich bestimmte Mindestausgaben für das Erziehungswesen erforderlich. Die Kritik kommt nicht nur von unabhängigen Organisationen, sondern auch von regierungsnahen Vereinigungen. Der Angriff richtet sich vor allem auf die Tatsache, dass die prozentualen Ausgaben des Staates für das Erziehungswesen, gemessen am jeweiligen BSP jedes Jahr noch mehr sinken. Im vergangenen Jahr lagen sie unter 3 % (Diario de Hoy, 07.01.08). Dabei müsste es umgekehrt sein. Ein Experte führte an, dass mit einer jährlichen Investition von 5 % vom BSP im Erziehungsbereich sogar die Abwanderung in die USA gebremst werden könnte (Diario de Hoy, 31.10.07).

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Der steigenden Kritik folgen nicht etwa steigende Ausgaben staatliche für das Erziehungswesen, sondern es wird eine neue Form der Abrechnung eingeführt. Nun tauchen auch die Ausgaben privater Haushalte für ihre Kinder, Ausgaben von Firmen, Kirchen und Nichtregierungsorganisationen für den Erziehungsbereich in der Aufstellung auf.

Erziehungsministerin D. Meza

Beim Addieren dieser privaten und der staatlichen Ausgaben kommt man nun ganz schnell auf einen Prozentsatz, der etwa 8 % vom BSP ausmacht. Es ist wie im Märchen: Trotz gesunkener staatlicher Ausgaben im Erziehungswesen werden höhere Gesamtausgaben vorgegaukelt, die sich erst bei näherem Hinsehen entschlüsseln lassen. Kein weiteres lateinamerikanisches Land benutzt diese Art der Aufstellung für die Ausgaben ihres Erziehungswesens. Ein Clou gelang dem hiesigen Präsidenten, als er im Dezember die Streichung der Matrikel- und monatlichen Schulgebühren verkündete. 160.000 Gymnasiasten würden davon profitieren. Für die Gymnasien sollten zudem 500 weitere Lehrerstellen geschaffen werden. In seinem Plan „Bündnis für die Familie“ wurden von ihm weitere Maßnahmen auch in anderen Bereichen genannt, die den salvadorianischen Familien eine Verschnaufpause bei den hohen Lebenshaltungskosten verschaffen sollten. Scheinbar war er damit einer alten Forderung der Opposition vorgekommen, aber nur scheinbar. Der Knackpunkt bei der Geschichte ist, dass dieser Gebührenerlass nur bis Mai nächsten Jahres gilt, denn dann ist seine Amtszeit als Präsident zu Ende. Die Opposition fordert daher eine Gesetzesänderung, in welcher der Besuch des Gymnasiums gesetzlich als gratis deklariert wird. Ansonsten haftet dem Ganzen wirklich das Gschmäckle Wahlkampf an, der in den letzten Monaten bereits voll entbrannt ist.

Erst neulich haben sich die beiden großen Parteien eine erbitterte Auseinandersetzung in unserer Gemeinde geliefert, bei der nicht nur böse Worte, sondern auch Schüsse fielen. Der Grund war, dass beide Parteien die Sitzbänke des Fußballplatzes in ihren jeweiligen Parteifarben anmalen wollten.

Bleiben wir jedoch noch beim Thema Stipendien. In einer Umfrage der Zeitung Prensa Gráfica Ende September bekräftigten knapp 80 % aller Abiturienten ihre Absicht bzw. ihren Wunsch nach einem Universitätsstudium. Die salvadorianische Realität sieht jedoch anders aus: nur wenige können sich ein Universitätsstudium

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leisten und die wenigsten schließen in der vorgesehenen Regelstudienzeit von 6 Jahren ihr Studium ab. Unsere beiden Stipendiatinnen, die in diesem Jahr erfolgreich ihr Studium beendeten, Rosa Lidia Luna Ortiz und Marta Veronica Hernández konnten die Regelstudienzeit einhalten. Beide hatten das Fach Psychologie an der Universidad de Oriente in San Miguel studiert. Unsere herzlichsten Glückwünsche den beiden Absolventinnen. Rosa Lidia hat seit Januar bei uns im Jugendzentrum eine Anstellung gefunden (ich berichtete weiter vorne) und Marta Veronica wird bald mit ihrem Mann Markus Thoma und ihrer Tochter nach Deutschland ziehen.

Schulspeisung Bis Dezember vergangenen Jahres war es unklar und wir machen uns große Sorgen, ob wir für 2008 wohl neue Spender für Universitätsstudenten finden würden. Täglich kamen neue Anfragen und zum Schluss hatten wir mehr als 50 Anträge auf dem Tisch. Die Interessierten kamen nicht nur aus Segundo Montes, sondern auch aus den umliegenden Dörfern. Dieses Mal wollten wir speziell junge Frauen fördern. Unsere Suche nach Donanten war glücklicherweise erfolgreich und so konnte sich die zuständige Auswahlkommission im Dezember an die Arbeit machen. 9 Frauen und 3 Männer wurden von ihr ausgewählt. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings, denn leider ist das Stipendium von drei Leuten immer noch nicht ganz abgesichert.

Veronica und Rosa Lidia mit ihrer Urkunde Mit zwei Universitäten in San Miguel gelang es uns, Vereinbarungen über eine Reduzierung der Studiengebühren auszuhandeln. Die Universidad de Oriente gewährt daher seit Januar eine 25 %ige Ermäßigung bei den Matrikel- und monatlichen Studiengebühren. Im Monatsdurchschnitt macht dies 18 US $ aus, die nun von den Studenten eingespart werden.

Vereinbarung mit der UNIVO Mit der Universidad Gerardo Barrios konnte sogar ein noch besseres Abkommen ausgehandelt werden. In Verhandlungen mit dieser Universität wurde erreicht, dass vier neue Studienanfänger in voller Höhe von den Universitätsgebühren befreit werden. Von beiden Universitäten wird die soziale Tätigkeit, die sie bei uns verrichten, anerkannt. Als Verpflichtung aller Stipendiaten bleibt jedoch einen Notendurchschnitt von mindestens 7 zu halten, ansonsten verlieren sie diese Vergünstigungen.

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Unsere Neuen möchte ich Euch kurz vorstellen: Denise Evelyn aus Torola möchte Computerwissenschaften studieren, genauso wie Ana Luz aus Copinolar in der Gemeinde Segundo Montes und wie Nahum de Jesus aus Rosario. Gefördert wird Denise Evelyn von Ulla und ihrem Mann aus Waiblingen. Eigentlich wollte diese El Salvador besuchen, nun hat sie ihr Geld in human resources angelegt. Ana Luz erhält ihr Stipendium von Freunden in den USA. Für Nahum haben wir noch keinen neuen Geldgeber gefunden, da die ursprüngliche Zusage zurückgezogen wurde.

Unistipendiaten Englisch unterrichten wollen eines Tages die beiden jungen Frauen Xiomara aus Hatos sowie Veronica del Carmen aus Joateca. Xiomara fand ihre Paten Karin und Manfred aus Konstanz dank der Vermittlung von Pfarrerin Eva-Maria Steiger, einer langjährigen Freundin. Für Veronica fanden wir einen nordamerikanischen Geldgeber. Schon lange träumten Martin Griseldo und Maricela Bercaly davon, eines Tages Ingenieur zu werden. Beide warteten über ein Jahr bis es endlich mit einem Stipendium klappte. Martin Griseldo bekommt seine Unterstützung von Eduardo, einem alten Freund aus den USA, der früher im Flüchtlingslager arbeitete. Beim Stipendium von Maricela Bercaly gibt es jedoch ebenfalls Probleme, die bisher noch nicht gelöst werden konnten. Keine Probleme gibt es bei Clelia Emely und Santos Ruperto. Beide wählten BWL als Studienfach, da

ihnen bereits in der Schule die wirtschaftlichen Fächer zusagten. Mit Hilfe der Vermittlung unseres alten Freundes Martin aus Pfullendorf erklärte sich Herr Greinacher aus Bichtlingen bereit dazu, die Ausgaben für das Stipendium von Clelia Emely zu übernehmen. Santos Ruperto stammt aus der Gemeinde Arambala und wird von Wolfgang, einem langjährigen Freund aus Konstanz, unterstützt. Beide fingen im Januar mit ihrem Studium in San Miguel an, allerdings an unterschiedlichen Universitäten. In der Gemeinde gab es bisher noch keine Apotheke und daher hat sich Luz Otilia aus La Joya vorgenommen, eines Tages diese Lücke auszufüllen. Um ihren Berufswunsch zu erfüllen musste sie zwei Jahre lang auf ein Stipendium warten. Nun bekommt sie ein Stipendium von Freunden aus den USA. Die letzten beiden, Leonila und Arely aus Quebrachos wählten das Studienfach Psychologie. Beide haben sich in der UNIVO in San Miguel eingeschrieben und bereits die ersten Prüfungen hinter sich. Beide erhalten ihre Unterstützung von der Evangelischen Kirchengemeinde Duisburg-Obermarxloh und möglich wurde dies vor allem deshalb, weil Elisabeth Müller in ihrer Gemeinde dafür Werbung machte und sich dafür einsetzte. Mein Dankschön gilt allen SpenderInnen, den neuen wie den bisherigen für ihre regelmäßige Hilfe, ohne die das Projekt nicht existieren könnte.

Seminar in den Bergen Mit allen 50 Stipendiaten, alten wie neuen, veranstalteten wir Ende Dezember in den Bergen von Perquin ein dreitägiges Seminar. Zum

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Übernachten nahmen wir unsere sechs Zelte mit und für das leibliche Wohl sorgten eine Köchin sowie ihre beiden Gehilfinnen. Das Seminar war in mehrere Themenblöcke unterteilt, die erst in verschiedenen Arbeitskreisen diskutiert und deren Ergebnisse anschließend im Plenum vorgetragen wurden. Für die Neuen gab es erst einmal eine Einführung. Für das Hauptthema, Verantwortung und Verpflichtung der Stipendiaten (vor allem ihrer Gemeinde gegenüber), hatten wir zwei Referenten engagiert. Außerdem hatten wir Stipendiaten aus Chalatenango und vom Bajo Lempa zu einem Austausch eingeladen.

Studienseminar In beiden Regionen gibt es ähnliche, aus Deutschland finanzierte Stipendienprogramme. Das Freizeitprogramm kam ebenfalls nicht zu kurz: Lagerfeuer mit Gespenstergeschichte, Bunter Abend und Spiele, Wanderungen und Baden in einer ökologisch fast noch intakten Umwelt. Bei der abschließenden Bewertung erhielt das Seminar in den meisten Kategorien gute Bewertungen. So etwas nimmt man gerne zur Kenntnis. Großes Kopfzerbrechen bereitet uns die Situation der Bibliothek in Los Quebrachos. Ihr großes Buchangebot steht allen SchülerInnen und Studenten kostenlos zur Verfügung. Die Leserschaft kommt aus dem gesamten Departement Morazán, die meisten von ihnen jedoch aus der Gemeinde Segundo Montes. Gerade jetzt, nach Schuljahresbeginn, werden die beengten Platzverhältnisse in der Bibliothek deutlich. Die gesamten Flächen sind soweit wie möglich bereits mit Bücherregalen belegt und sie ist nun endgültig an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen.

Wegen der eingeschränkten Platzverhältnisse und dem Fehlen eines Lagerraums können wir das Papier für den Kopierer, Arbeitsmaterialien und Vorräte nicht wegschließen. Hoffentlich komme ich im nächsten Monat dazu ein neues Projekt auszuarbeiten. Wenn es soweit ist werde ich Euch informieren. Allerdings wollte ich schon jetzt darauf aufmerksam machen und um Eure Unterstützung bitten. Am Anfang des Schuljahres haben wir in Übereinstimmung mit den Lehrplänen wieder einige Neuanschaffungen vorgenommen, damit der größte Teil der benötigten Bücher präsent ist. Zum Kauf aller notwendigen Bücher reichte das Geld allerdings aus. Anfang Januar mussten wir ein neues Kopiergerät anschaffen, da das alte seinen Geist aufgegeben hatte und nicht mehr zu reparieren war. Man bekommt heutzutage fast nur digitale Geräte. Hoffentlich sind sie auch für die hiesigen klimatischen Verhältnisse geeignet. Die Öffnungszeiten der Bibliothek sind sehr kundenfreundlich, täglich ist von 8 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, an Samstagen bis 16 Uhr. - Noch kurz eine freudige Nachricht: Eine unserer Bibliothekarinnen, Sofia, die halbtags in San Luis arbeitet, wurde am 13. November Mutter des kleinen Alan. ¡Felicidades! Wir freuen uns mit ihr und wünschen beiden alles Gute.

Bibliothek Quebrachos Nun jedoch zu unseren Senioren. Wie Ihr wisst betreuen wir in den drei bestehenden Altenzentren von Quebrachos, Hatos und San Luis über 100 alte Menschen, die mit Hilfe des Projekts Altenspeisung verpflegt werden.

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In allen drei Altenzentren gab es am 23. Dezember wieder gemütliche Weihnachtsfeiern. Dieses Jahr hatten wir für alle Senioren eine Überraschung parat, die auf Adela, der Verantwortlichen für die Altenarbeit in Los Quebrachos zurückzuführen war. In El Salvador ist der Dezember der kälteste Monat mit den niedrigsten Temperaturen. Vor allem nachts kühlt es empfindlich ab. Mir gefällt dies, denn man kann nachts viel besser schlafen. Die Leute hier und vor allem die alten Menschen leiden jedoch unter der Kälte, die natürlich nicht vergleichbar ist mit den Minus Graden in Europa. Als Adela Mitte Dezember von einem Besuch von doña Conce zurückkam, war sie sehr bestürzt, denn diese hatte nichts, um sich zuzudecken und war der Kälte ungeschützt ausgesetzt.

Sofia und Sohn Alan In den folgenden Tagen untersuchte sie die Situation bei den anderen alten Menschen, für die wir in den drei Altenzentren verantwortlich und es sah überall ähnlich aus. Nachdem wir verschiedene Angebote zum Kauf von 110 Decken eingeholt hatten entschlossen wir uns für das günstigste Angebot. Etwa 5 Euro kostete eine Decke. Für die Weihnachtsfeier packten Adela und ihre beiden Kolleginnen die Decken noch schön ein und die Überraschung war perfekt. Die Beschenkten freuten sich riesig und waren überglücklich, dass sie nun etwas gegen die Kälte hatten. Und auch wir freuten uns darüber, dass wir ihnen etwas Nützliches schenken konnten.

Der Januar ist in El Salvador der Monat der Senioren. Alle drei Altenbeauftragten organisierten in den jeweiligen Ortsteilen Aktivitäten für unsere alten Leute. Den Anfang machte in diesem Jahr das Zentrum in Hatos 1, wo Pacita, die dortige Altenbeauftragte ein abwechselungsreiches Programm vorbereitet hatte.

Auf der Wartebank Die Alten sangen gemeinsam, eine Gruppe Jugendlicher hatte vorher ein kleines Theaterstück geprobt und spielte es nun den Anwesenden vor. Außerdem kam noch eine Musikgruppe aus der Gemeinde, die ebenfalls ein buntes Liederpotpourri zusammengestellt hatte.

Im Altenzentrum Zum Essen gab es Tamales, eine köstliche Maispeise gefüllt mit etwas Fleisch, die in Bananenblätter eingewickelt und gedünstet und anschließend heiß mit Kaffee serviert werden. Das Programm in den anderen Zentren war ähnlich. Am

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19. Januar war Los Quebrachos an der Reihe und am 26. Januar wurde im Altenzentrum von San Luis der Monat der Senioren verabschiedet. Der Valentinstag wurde von unseren Alten ebenfalls gefeiert, allerdings ohne große Geschenke. Die Köchinnen hatten Pinol zubereitet, ein typisches Essen aus früheren Zeiten, welches heutzutage kaum noch auf dem Speiseplan steht. Es ist eine Art Suppe mit etwas Hühnerfleisch und dazu werden geröstete Grieben aus gemahlenem Mais beigemengt. Allen schmeckte es sehr gut, denn solch ein Gericht gibt es nicht alle Tage. Für den nächsten Monat ist wieder der traditionelle Tagesausflug an den Strand nach El Cuco geplant. Seit Mitte vergangenen Jahres sind unter den Senioren etliche Krankheitsfälle aufgetreten, die einen Aufenthalt im Krankenhaus notwendig machten. Laut offiziellen Regierungsangaben ist das öffentliche Gesundheitswesen für Arme ja kostenlos. Dass dies so nicht stimmt, und dass man, abgesehen von Geld, noch eine Menge Geduld und sehr viel Zeit braucht, beschreibt Adela in ihrem folgenden Beitrag. Ich finde ihn sehr informativ. Ich möchte Euch darüber berichten, wie schwierig und aufwendig der Krankheitsfall einer blinden Frau aus dem Altenzentrum für uns war, bis sie endlich operiert werden konnte.

Teodora

Sie heißt Teodora und ist blind. Eines Tages kam sie zu mir ins Büro und bat mich, sie zu einem Besuch im Gesundheitsposten in Perquin zu begleiten, da sie das allein nicht schaffen würde. Sie hat noch eine Schwester, die allerdings auch blind ist und einen 8 jährigen Sohn, ebenfalls fast blind. Am 15. Mai gingen wir zusammen in den Gesundheitsposten von Los Quebrachos. Dort wurde ein Examen gemacht und es wurde ihr empfohlen, einen Termin beim Facharzt im Krankenhaus von Gotera zu beantragen, da sie Schmerzen in ihrer Gebärmutter hatte. Wir fuhren daher am 1. Juni mit dem Pick up ins Krankenhaus nach Gotera. Dort wurde Teodora gesagt, sie müsste, noch vor einem Termin beim Facharzt, mehrere Voruntersuchungen auf nüchternen Magen vornehmen. Am 8. Juni fuhren wir ein weiteres Mal nach Gotera, um diese Checks durchzuführen. Anschließend wurden wir gebeten, am 1. Juli wieder zu kommen. An diesem Tag waren wir beide wieder pünktlich im Krankenhaus und warteten über 3 Stunden auf die Fachärztin. Diese kam nicht, dafür eine Krankenschwester, die uns erklärte, dass die Ärztin nicht kommen könnte und wir sollten doch einen neuen Termin ausmachen. Wir vereinbarten nun für den 30. Juli einen neuen Termin. Da wir bereits um 7 Uhr früh präsent sein mussten, fuhren wir an jenem Tag bereits in der Dunkelheit um 5 Uhr morgens los. Glücklicherweise kamen wir rechtzeitig an, aber es fehlte noch eine Röntgenuntersuchung (Thorax). Mit Hilfe einer Krankenschwester konnten wir zum Glück noch am gleichen Tag die Untersuchung hinter uns bringen, mussten jedoch einen neuen Termin bei der Fachärztin beantragen. Dieser neue Termin war dann der 12. August. Wieder standen wir sehr früh auf, um rechtzeitig in der Sprechstunde zu sein. Dieses Mal klappte es, aber der anwesende Arzt meinte, das Teodora nicht im Hospital von Gotera operiert werden könnte, sondern dass sie zu einer Operation ins größere Krankenhaus nach San Miguel müsste. Zu diesem Termin fuhren wir bereits um 4 Uhr in der Frühe los, um rechtzeitig um 7 Uhr morgens im öffentlichen Krankenhaus San Juan de Dios von San Miguel zu sein. Wir mussten sehr lange warten bis die Ärztin endlich kam. Gegen 14.30 Uhr kam endlich Teodora an die Reihe. Die Ärztin drückte mir eine

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Menge Papiere in die Hand, mit der Erklärung, dass alle bisherige Untersuchungen noch einmal vorgenommen werden müssten. Gegen 18.30 Uhr waren wir wieder zu Hause.

Teodora in ihrer Küche Da San Miguel sehr weit entfernt liegt, fuhren wir in den nächsten Tagen nach Gotera, um dort die Untersuchungen vornehmen zu lassen. Da Teodora blind ist musste ich die benötigten Stuhl- und Urinproben zur Untersuchung weg bringen. Einige Examen, die das Hospital durchführte, waren kostenlos. Andere konnten jedoch im Hospital nicht durchgeführt werden und wir mussten in einem privaten Labor dafür bezahlen. Als alle Untersuchungen abgeschlossen waren fuhren wir am 22. August wieder nach San Miguel, um sie im dortigen Krankenhaus abzuliefern. Meine Überraschung war groß, als plötzlich eine weitere Untersuchung des Herzens verlangt wurde, die vorher nicht angeordnet worden war. Ohne diese gäbe es keine Sprechstunde. Ich rannte von Pontius zu Pilatus, damit dies noch am gleichen Tag erledigt werden konnte und wir schafften es tatsächlich noch in die Sprechstunde der Ärztin. Nun schien alles für die Operation komplett zu sein. Als die Ärztin alle Papiere gesichtet hatte meinte sie, dass die Bestätigung über 2 Blutspenden fehlen würde. Mir wurde gesagt, dass Teodora nur dann operiert werden könnte, wenn wir diese beiden

Blutspender herbei geschafft hätten, ansonsten nicht. Nach der Sprechstunde sprach ich mit einer Krankenhausangestellten und erklärte ihr den Fall von Teodora, die keine Familie hätte, die Blut spenden könnte. Das nützte jedoch alles nichts, denn das Krankenhaus bestand auf die beiden Blutspenden. Da die Operation von Teodora eilte, fing ich an, Leute zu suchen, die als Blutspender in Betracht kämen. Es war sehr schwierig, denn Blutspenden ist bei uns mit Aberglauben verbunden, aber schließlich fand ich 3 Freiwillige. Am 2. September fuhr ich mit ihnen zur Blutbank nach San Miguel, aber alle drei wurden aus verschiedenen Gründen abgelehnt. Am 10. September machte ich mich erneut auf den Weg, dieses Mal mit zwei Freiwilligen aus dem Jugendzentrum, aber auch diese wurden abgelehnt. Ich war frustriert, hatte die vielen Fahrten nach San Miguel leid und bat kurzerhand darum, mein eigenes Blut zu untersuchen. Meine Überraschung war riesengroß, als ich im Wartesaal plötzlich zum Spenden aufgerufen wurde. Jetzt fehlte nur noch ein Spender. Am 16. September begleitete ich wiederum zwei Leute vom Jugendzentrum zum Spenden und dieses Mal klappte es.

Teodora auf ihrem Bett Eine Woche später, am 25. September fuhr ich ein weiteres Mal mit Teodora nach San Miguel, um uns

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zur Operation anzumelden. Die Fahrt war vergebens, da der zuständige Arzt, der die Operation vornehmen sollte, abwesend war. Wir vereinbarten einen neuen Termin für den 29. September und fuhren an diesem Tag ein weiteres Mal ins Krankenhaus. Der zuständige Arzt war wieder nicht da. Ein weiteres Problem war, dass Teodora die ständigen Fahrten so langsam satt hatte und ihre Lust auf eine Operation rapide abnahm. Erst als ich auf sie einredete, wurde sie wieder etwas ruhiger. Der neue Termin war am 8. Oktober. Als wir an jenem Tag den Termin für die Operation festlegen wollten, wurde ich gefragt, ob ich mit Teodora verwandt wäre. Als ich dies verneinte, wurde mir bedeutet, dass ich sie nicht für die Operation anmelden könnte, das könnte nur ein Verwandter tun. Wieder fuhren wir frustriert nach Hause. Beim nächsten Mal, drei Tage später brachte ich beide Schwestern mit. Donatila, die blinde Schwester von Teodora drückte ihre Fingerabdrücke auf ein Stück Papier, das sie nicht lesen konnte und wies so ihre Schwester in das Krankenhaus ein. Am 22. Oktober schließlich wurde Teodora im Krankenhaus aufgenommen und zwei Tage später wurde sie operiert. Da sie nichts sehen konnte wurden wir aufgefordert, während ihres Krankenhausaufenthalts eine Person für sie zu suchen, die auf sie aufpassen könnte, sie waschen und zur Toilette begleiten würde etc. Wir fanden jemand, allerdings nur gegen Bezahlung. 7 Tage lang war Teodora im Krankenhaus untergebracht. Gott-sei-Dank verlief alles gut und sie ist nun froh und dankbar für unsere Hilfe. Obwohl die Regierung immer behauptet, dass alles gratis wäre, hatten wir doch eine Menge an Ausgaben. Ich selbst bin froh, dass nun alles vorüber ist, denn es war oft sehr anstrengend, vor allem der Transport mit einer blinden Frau in öffentlichen Verkehrsmitteln, in einer fremden Großstadt, das lange und ermüdende Warten und die häufig unfreundlichen Schwestern im Krankenhaus. Das wichtigste ist jedoch, dass es Teodora wieder gut geht. Grüße an alle von Adela. Alle Vergünstigungen und Möglichkeiten, beispielsweise jeden Tag zwei warme Mahlzeiten einnehmen zu können, miteinander Weihnachten, Neujahr und den Monat der Senioren zu feiern, die Möglichkeit, eine dringend notwendige Operation durchzuführen, kurzum die Möglichkeit, ihren

Lebensabend in Würde zu verbringen, haben sie Euch zu verdanken. Daher möchte ich mich an dieser Stelle für all Eure bisherige Hilfe bedanken. Nur dank Eurer Hilfe erhalten über 100 mittelose, allein stehende, alte Menschen ihre täglichen Mahlzeiten.

Senioren beim Spielen Wir haben zwar schon etliche Male versucht, von staatlicher Seite bzw. von den Bürgermeisterämtern Hilfe zu bekommen, haben jedoch höchstens ein einmaliges Almosen bekommen. Bedanken möchte ich mich vor allem bei der Gruppe „Eine Welt für Alle“ aus Schirgiswalde, die uns mit regelmäßigen Überweisungen schon jahrelang unterstützt. Immer wieder wundert es mich, auf welche Ideen Gruppen aber auch Einzelpersonen kommen um das Projekt Altenspeisung zu unterstützen. Beispiele dafür sind die beiden folgenden Mails. Eine kommt von Susanne, einer langjährigen Freundin aus Metzingen und die andere von Peter Langenstein aus St. Ulrich. Hallo Lieber Rudi, ich schreibe dir heute mal wieder, weil ich jetzt 50 plus bin. Ich habe ausgiebig und wunderschön gefeiert und auf der Einladung vermerkt, dass ich mich über Spenden für die Altenzentren in Segundo Montes sehr freuen würde. Ganz viele sind gekommen und haben mir Geld gegeben, das ich am letzten Sonntag an die Flüchtlingshilfe überwiesen habe. Stell dir vor, es kamen € 1.350 zusammen. Das ist doch super! Ich habe mich sehr darüber gefreut und ich denke, dass du das Geld gut für diesen Zweck brauchen kannst. Vielleicht kannst du mir auch Rückmeldung geben,

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für welchen Zweck es verwendet wird, dann kann ich die Spenderinnen und Spender informieren. Meine Familie und Verwandtschaft war sehr beeindruckt von diesem Projekt und besonders von der Altenarbeit. Das ist doch eher selten, dass an diese Altersgruppe auch gedacht wird. Liebe Grüße, schreib mal wieder Susanne Und Peter aus St. Ulrich schrieb: Lieber Rudi, am 15. Januar hielt Professor Dr. Klaus M. Leisinger (Uni Basel, eine Kapazität in seinem Bereich!!! Vielleicht kennst du ihn?) einen Vortrag zum Thema „Ethik oder Monethik“ in Wittnau. Wittnau liegt nur 7 Kilometer von St. Ulrich weg! Veranstalter war das Katholische Bildungswerk der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt, Wittnau. Professor Leisinger verzichtete auf ein Honorar und sagte schon im Voraus, dass er unsere Salvadorarbeit damit unterstützen möchte. Es kam ein Erlös von 600 € heraus, den wir schon auf unserem Spendenkonto haben. Der Erlös aus dem Eintrittsgeld wurde vom Verein Wittnauer Leben e.V. auf 600 € aufgestockt. Soviel zum Rahmen. Es wäre gut, ein offizielles Dankeschön zu schicken. Wenn du den Brief fertig hast, mailst du ihn am besten mir. Falls du noch Fragen hast, melde dich. Viele Grüße Peter Für unsere alten Menschen seid Ihr deren ganze Hoffnung. Dies umso mehr, wenn man die ständigen und hohen Preissteigerungen vor allem auch bei den Lebensmitteln vor Augen hat bzw. darunter leiden muss. Es gibt viele Beispiele: die Milchpreise stiegen, der Weizenpreis, der Preis für Speiseöl, die Liste ist endlos. Im letzten Rundbrief hatte ich über die hohen Preise beim Grundnahrungsmittel Mais berichtet. Heute nehme ich das Beispiel Bohnen, ebenfalls ein Grundnahrungsmittel, vor allem für die arme und bäuerliche Bevölkerung. Als wir im Februar vergangenen Jahres Bohnen für die Altenspeisung einkauften, mussten wir für den 100 Pfund Sack Bohnen nur 30 US $ hinlegen. Heute, genau ein Jahr später, kostet der gleiche Sack Bohnen inzwischen 80 US $. Dies ist eine Preissteigerung von beinahe 200 %! Im Laden musste man in unserem Departement für das Pfund Bohnen sogar bis zu 1.25 US $ hin legen (siehe Grafik).

Bohnenverkauf Die Leute versuchen den Preissteigerungen auszuweichen, indem sie selbst Bohnen anbauen. Doch die Wenigsten verfügen über große Anbauflächen und meist wird nur Mais angebaut, denn auf die Maistortilla möchte niemand gerne verzichten. Beim Bohnenanbau gibt es zudem vielfältige Risiken: Wassermangel, Klima- und Wettereinflüsse, Bodenbeschaffenheit usw. Die Ernte fällt meist relativ mager aus und reicht nicht sehr lange. Mich wundert es, wie sich eine arme und vielköpfige Familie bei diesen Preisen noch ernähren kann! Hohe Preissteigerungen machen auch der Bäckerei Rosi zu schaffen. Seit September vergangenen Jahres, also innerhalb eines halben Jahres kam es vier Mal zu Teuerungen beim Mehlpreis.

Ein 100 Pfund Sack Mehl kostet inzwischen über 40 $; im August vergangenen Jahres lag er bei durchschnittlich etwa 26 US $. Der Preisanstieg betrug also 50 %. Preiserhöhungen auf dem Lande können kaum an die Kunden weiter gegeben werden. Das liegt daran, das Weißbrot bzw. Produkte aus Weizenmehl nur dann nachgefragt werden, wenn zuerst einmal die Grundbedürfnisse

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befriedigt sind, wenn also noch ein bisschen Geld übrig ist. In den 15 Jahren seit dem Bestehen der Bäckerei kam es kaum zu Preiserhöhungen. Vier Brötchen kosteten die ganzen Jahre über immer 1 Colon bzw. nach dem Währungswechsel den entsprechenden Wert in US $, also 12 Cents. Anfangs versuchten die vier Frauen in der Bäckerei, wie ihre Konkurrenz, die Preisaufschläge mit dem Backen kleinerer Brötchen wett zu machen. Aber auch diese Strategie war nicht sehr erfolgversprechend. Nun haben sie den Preis pro Brötchen um weniger als 1 Cent erhöht. Die Nachfrage ging darauf schlagartig zurück. Es ging jedoch wirklich nicht mehr anders, wie mir die vier Bäckersfrauen glaubhaft versicherten, die hohen Mehlpreise ließen ihnen keine andere Möglichkeit mehr. Sogar der führende Mehlimporteur Molsa ist wegen der hohen Weizenpreise beunruhigt und tut dies in teuren Zeitungsannoncen kund.

Bäckerei Rosi Da in El Salvador selbst kein Weizen angebaut wird sind die Ursachen für die hohen Preissteigerungen beim Weizenmehl in den Herkunftsländern oder auf dem Weltmarkt zu suchen. Eine Ursache jedoch dürfte, neben der weltweit gestiegenen Nachfrage einerseits und Missernten andererseits, die Verringerung der Weizenanbauflächen sein. Der Weizenanbau wird immer mehr durch den Maisanbau ersetzt, um aus diesem dann Treibstoff zu produzieren. Diese, vielleicht positive Auswirkung für die Umwelt (ob sie tatsächlich positiv ist kann ich nicht sagen, da der Maisanbau normalerweise die

Böden sehr stark beansprucht) stehen starke negative Auswirkungen, vor allem für die Menschen in der Dritten Welt gegenüber.

Bäckerei Rosi Auch das Problem Bäckereifahrzeug ist immer noch in der Schwebe, wie Markus Thoma zu berichten weiß: Hier kommt die Fortsetzung seines Berichts “Kauf eines neuen Fahrzeuges für die Bäckerei“. Viel Neues gibt es zu diesem Thema nicht zu erzählen. Als die Bäckerei den ursprünglich gekauften Wagen von der Polizei zurückbekam, gab es natürlich noch Auflagen. Inwieweit dies Konsequenzen hatte wurde allen erst bewusst, als die Versicherung für Unfall- und Diebstahlschutz für ein weiteres Jahr abgeschlossen werden sollte. Die Versicherung weigerte sich nämlich den Vertrag zu erneuern. Der Grund dafür lag in einem Schreiben der Staatsanwaltschaft. Der Wagen durfte zwar an die Bäckerei ausgehändigt werden, jedoch mit der Auflage, dass das Fahrzeug bis zum Abschluss der Untersuchung nur leihweise der Bäckerei zur Verfügung gestellt werden kann. Im November letzten Jahres telefonierte ich auf Bitte von Rudi mit dem Verkäufer des Autos, der mir erklärte, dass laut Anwalt das Verfahren voraussichtlich erst im Sommer 2008 abgeschlossen werden könnte. Der in dieser Angelegenheit tätige Anwalt würde sich Anfang 2008 mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung setzen und auf eine baldige Beendigung des Verfahrens drängen. Es bleibt also weiter abzuwarten, wie sich diese Geschichte weiter entwickelt!

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Zurück zu den Preissteigerungen. Einen beträchtlichen Teil Schuld daran trägt auch die hiesige Regierung selbst, wie beispielsweise bei den Spritpreisen. Schon seit geraumer Zeit gibt es eine Art Straßensteuer, Fovial genannt, die beim Tanken automatisch in Rechnung gestellt wird. Nun kommt beim Tanken eine weitere Abgabe hinzu und zwar die Spritsteuer zugunsten der Busunternehmen.

Die Busbesitzer bedrängten zum Jahresende wieder einmal die Regierung und baten um die Genehmigung von höheren Tarifen für den Personentransport. Sollte die Regierung nicht zustimmen so gäbe es Streik. Ein Streik zu Wahlzeiten ist nicht gerade sehr günstig für die Regierungspartei. Es wurde daher ein Stillhalteabkommen vereinbart, das heißt, die Tarife wurden in der gegenwärtigen Höhe eingefroren. Im Gegenzug dafür wird der Sprit für die Busunternehmer subventioniert und zwar mit der Spritsteuer.

Die ganzen Vereinbarungen gelten wieder nur bis unmittelbar nach den Wahlen, danach sind erneut Verhandlungen angesagt. Die Opposition war selbstverständlich gegen diese Maßnahme. Klar

abgelehnt werden diese Subventionen, wenn auch aus anderen Gründen, vom Unternehmerverband. Die Meinung der Bevölkerung dagegen ist sehr gespalten, wie aus beiliegender Grafik ersichtlich. Kein Wunder daher, dass sich die Leute allerlei Gedanken um die (wirtschaftliche) Situation im Lande machen. Bei einer Umfrage der Prensa Gráfica (03.03.08) bewerteten fast ¾ der Befragten die allgemeine Situation des Landes als schlecht bis sehr schlecht und für nur knapp 14 % war sie gut bis sehr gut. Noch viel mehr Leute und zwar 84 % der Bevölkerung machen sich Sorgen um die hohen Lebenshaltungskosten. Die Sorge ist nicht unberechtigt, wie man aus den vorigen Beispielen ersehen kann. Es waren jedoch sicherlich nicht die hohen Lebenshaltungskosten, die einige Leute im Ortsteil San Luis und in den Nachbargemeinden dazu brachten, Erpresserbriefe zu schreiben. Die Bande, die sich diesem einträglichen Job gewidmet hatte bestand aus etwa 25 Leuten. Bei der Auswahl ihrer Opfer waren sie nicht wählerisch: sie schrieben kleine Tante-Emma-Läden genauso an, wie die Empfänger von regelmäßigen Geldüberweisungen aus den USA, Autobesitzer, Lehrer und Handwerker.

Die meisten Leute bezahlten, ohne sich zu wehren, da sie Angst vor den angedrohten Konsequenzen hatten. Beim Einsammeln des Geldes gingen die Erpresser jedoch teilweise ziemlich dilettantisch. Sie akzeptierten nicht nur die Übergabe in bar, sondern hatten außerdem eine Kontonummer für Überweisungen zur Hand. Die Rädelsführer versteckten ihren neuen Reichtum keineswegs. Stolz

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fuhren sie mit den neuesten Autos durch die Gegend oder warfen mit dem Geld nur so um sich. 20 von ihnen wurden im Oktober verhaftet und vor einem Monat erfolgten weitere Verhaftungen; es sind jedoch immer noch einige von ihnen flüchtig.

Erpresser am Werk Unter den Verhafteten waren Schüler und Studenten (glücklicherweise nicht aus unserem Stipendienprogramm), aus den USA ausgewiesene Rückkehrer, drei Frauen und mehrere Gelegenheitsarbeiter. Im nächsten Monat soll der Prozess gegen sie stattfinden. Plötzlich scheint es in unserem bisher so friedlichen Departement nur so von Bösewichten zu wimmeln. In der Vorweihnachtszeit fand eine weitere Verhaftungsaktion im Norden von Morazán statt, bei welcher über 40 Leute aus verschiedenen Gemeinden von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden. Es waren die unterschiedlichsten Leute darunter, angefangen von einfachen Holzschmugglern bis hin zu Erpressern und noch härteren Delinquenten. Ein anderes Indiz ist jedoch Besorgnis erregender. Lange Zeit gab es bei uns verhältnismäßig wenig Tötungsdelikte. Im vergangenen Jahr änderte sich dies. Während 2007 in allen anderen Departments (abgesehen von San Vincente) die Rate der Tötungsdelikte sank, stieg sie in Morazán an. Im Vergleich zum Vorjahr gab es doppelt so viele Morde. In diesem Jahr gab es bereits am vergangenen Sonntag in der Nähe von Perquin bei einem Überfall erneut einen Toten. Hoffentlich ändert sich dies in den kommenden Monaten! Einen wahren Begeisterungssturm löste im Pastoralteam von Quebrachos eine Nachricht aus der Erzdiözese Freiburg aus. Es handelte sich dabei um die Zusage zur Finanzierung der sehnlichst gewünschten Glocken für den neuen Glockenturm. Im vergangenen September war unter der Bauleitung von Markus Thoma mit dem Bau des etwa 12 m hohen Glockenturms begonnen worden.

Im Dezember war der Turm, bis auf einige Kleinigkeiten fertig. Insgeheim rechneten wir damit, das Neue Jahr mit den neuen Glocken einzuläuten, aber daraus wurde nichts. Im Laufe der Zeit mussten wir lernen, dass Glocken gießen ein sehr altes Handwerk ist, das seine Zeit braucht. Nun warten wir alle gespannt darauf, ob vielleicht das Osterfest mit den neuen Glocken gefeiert werden kann. Im nächsten Rundbrief werde ich ausführlich und mit Fotos von der Einweihung berichten.

Der neue Glockenturm Am Ostermontag wird in diesem Jahr der Todestag von Monseñor Romero begangen. In einem der früheren Rundbriefe habe ich ausführlicher von seinem Wirken und Leben berichtet. Bischof Romero hatte zu Lebzeiten immer wieder die Ungerechtigkeiten in der salvadorianischen Gesellschaft öffentlich angeklagt. Oft wurde er als Anwalt der Armen, als die Stimme derjenigen, die ohne Stimme sind bezeichnet. Berühmt ist vor allem auch seine letzte Predigt, in der er den salvadorianischen Soldaten befahl, nicht zu töten. Einige Tage später, am 24. März 1980 wurde er während einer Messfeier erschossen. Mit dem Tod von Romero war die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Konflikts erloschen und der Bürgerkrieg entbrannte in voller Stärke mit all seinen Konsequenzen bis zur Unterzeichung des Friedensabkommens im Jahr 1992. Die Amtskirche scheint sich jedoch immer noch sehr viel Zeit mit seiner Heiligsprechung zu lassen. Die nicht gerade liberale Neue Bildpost (16.08.07) schreibt in ihrem Artikel „Wer blockiert Seligsprechung von Erzbischof Romero?“ vom

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Widerstand politischer Kreise in El Salvador gegen eine baldige Seligsprechung Romeros:

Monseñor Romero „Die Wahrheitskommission der Vereinten Nationen berichtete 1993, dass die Ermordung des Erzbischofs vom Chef der Todesschwadrone, Roberto D’Aubuisson, befohlen wurde. Heute wird das Land ausgerechnet von der Partei regiert, die D’Aubuisson gegründet hat. Die Regierung erklärte kürzlich noch, sie werde nie die Verantwortung für den Tod Romeros übernehmen.“ Wahrscheinlich ist dies der wahre Grund dafür, dass eine Heiligsprechung immer noch auf sich warten lässt. Und das, obwohl er während eines Gottesdienstes von einer Kugel getroffen am Altar starb. Ein klassischer Märtyrertod also, der normalerweise schnell zu den „Ehren der Altäre“ führt. Dabei geht es nicht darum, dass man sich rächen will, führte der Jesuit Jose Maria Toreira von der Jesuitenuniversität UCA im Falle der ermordeten Jesuiten aus. Es geht vielmehr darum, dass sich die Regierung im Namen des Staates für diese Tat entschuldigt. Und er ist zuversichtlich dass dies eines Tages passieren wird, da der Staat in Ländern wie Chile und Argentinien auch mehr als 20 Jahre dazu gebraucht hätte. Vielleicht setzen sich außerdem einige der einheimischen Bischöfe mehr für Romero ein. Dies könnten sie momentan sehr gut sogar vor Ort in Rom erledigen, wo sie sich zurzeit aufhalten.

Noch dabei ist der sehr konservative Erzbischof von San Salvador, Saenz Lacalle, der am 16. November aus Altersgründen seinen Rücktritt eingereicht hatte, der von Rom angenommen wurde. Mal sehen, wer sein Nachfolger wird. Die christlichen Basisgemeinden haben kaum Hoffnung, dass ein prophetischer Mensch in die Fußstapfen von Romero tritt. Zum Schluss möchte ich mich erneut für Eure Post, Rückmeldungen, Nachfragen sowie für Eure Solidarität mit den Menschen in El Salvador bedanken. Danken möchte ich vor allem denjenigen, die mir/uns schon lange die Treue halten und unsere Projekte immer wieder finanziell unterstützen, sei es durch periodische Aktivitäten wie beispielsweise das Ausrichten von Festen oder eines Kulturfestivals, Abhalten von Christbaum- bzw. Weihnachtsmärkten, Verkaufsständen bei Pfarrfesten, ein Sponsorenlauf der Ministranten, Verkauf von Kunsthandwerk, Stricken für alte Menschen, bei Vorträgen, durch die Theater und Kabarettveranstaltungen von Schulen zugunsten unserer Schulen, Eröffnung eines Kleidermarktes oder sei es durch einmalige Aktionen wie beispielsweise an Weihnachten, bei runden Geburtstagen, bei (Goldenen) Hochzeiten, Taufen und Jubiläen oder bei sonstigen freudigen Ereignissen und nicht zuletzt den Einsatz der Sternsinger für unser Projekt 54 N in Eurer Gemeinde. Eure Spenden kommen in voller Höhe den von Euch unterstützten Projekten zugute; es gibt weder Abzüge für Verwaltungsgebühren, noch sonstige Unkosten. Für weitere Interessierte, die unsere Projekte unterstützen wollen, gebe ich die Spenden-Kontonummer an: (bitte Projekt-Stichwort und unbedingt Segundo Montes angeben) Spendenkonto: Flüchtlingshilfe Mittelamerika e.V. Kleve Konto Nr. 8 204 300 BLZ 370 205 00 Bank für Sozialwirtschaft, Essen Wer Kunsthandwerk braucht, kann dies über meine hiesige Adresse bestellen. Auf Anforderung schicke ich die neueste Warenangebotsliste zu. Wer mich schnell und billig erreichen will, kann an meine E-Mail Adresse schreiben:

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[email protected] Ihr könnt ebenfalls anrufen und faxen unter der neuen Telefonnummer 00503 2680-1414 oder mich erreichen unter der skype-verbindung: rudielsalvador Die Bezahlung des Kunsthandwerks erfolgt bitte auf folgendes Warenkonto: Rudi Reitinger Konto Nr. 51192010 BLZ 680 615 05 Volksbank Breisgau Süd Waltershofen Frau Hildegard Blessing von der Aktion Eine Welt Rottweil bat mich, Euch darauf aufmerksam zu machen, dass sie in ihrem Sortiment Kunsthandwerk aus El Salvador führt. Hier ihre Anschrift: Eine Welt Rottweil, Hauptstrasse 69/1, 78628 Rottweil. Wer den Rundbrief in Farbe oder auch ältere Ausgaben von ihm im Internet lesen oder runterladen möchte, kann dies über die Web Seite der Partnerschaft mit El Salvador in St. Ulrich tun. Dort könnt Ihr unter den bisher erschienenen Rundbriefen den gewünschten auswählen. Die genaue Adresse lautet: www.partnerschaft-elsalvador.de Ein weiterer Dank gilt allen Voluntarios, die zurzeit bei uns hier mitarbeiten: Neu eingetroffen ist Dirk aus San Francisco. Er ist der Bruder von Eric, der vor drei Jahren bei uns war. Momentan ist er dabei, sich zu akklimatisieren, sich an die fremde Sprache, an das heiße und trockene

Klima, an die Verpflegung und natürlich an die hiesigen Leute zu gewöhnen. Dirk wird unser Mann für’s Praktische sein; er wird mit Kindern in unserer kleinen Werkstatt basteln und die notwendigen Reparaturen im Zentrum ausführen. Für Peter aus Ehrenstetten geht der Aufenthalt in drei Wochen zu Ende. Er arbeitete vor allem auf dem Bau mit, wie beispielsweise beim Glockenturm, half aber auch den Frauen in der Bäckerei Brot backen, vor allem montags, wenn viel los war. Ohne Murren war er sich auch stets bereit, mit dem Auto Wasser zum Jugendzentrum, Altenzentrum und in die Schülerwohnheime zu transportieren. Ich möchte mich bei ihm für seinen Einsatz und seine Hilfe in den vergangenen 6 Monaten vielmals bedanken.

Peter beim Wasser holen Seit dem Erscheinen des letzten Rundbriefes im August hatten wir nur einen einzigen Besuch. Im November kam Gerlinde Rübel von meiner Organisation, der AGEH in Köln und stattete uns einen Projektbesuch ab. Ich habe mich sehr darüber gefreut, vor allem deshalb, da der Projektbesuch von Frau Wasiek im Jahr 1999 schon eine Weile zurück liegt. Seither war niemand mehr von der AGEH hier gewesen. Gerlinde Rübel hatte ein sehr dichtes Programm und ich bin ihr daher noch dankbarer, dass sie sich trotzdem Zeit dafür genommen hatte das Projekt kennen zu lernen. Dankeschön noch einmal für Euer Interesse und Eure jahrelange Treue. Schöne Frühlingstage und erholsame Osterferien wünscht Euch Rudi

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Bericht aus den Gruppen Verein „Partnerschaft mit El Salvador“ in St. Ulrich

Wie alles begann oder von der Katastrophenhilfe zur Partnerschaftshilfe Als Katastrophenhelfer in Honduras hatte Rudi auch mich als Jugendreferent bei der Kath. Landjugendbewegung in den 80-er Jahren in seine Arbeit involviert. Hilfsaktionen aller Art waren der zentrale Baustein zur Verbesserung der menschlichen Situation der salvadorianischen Flüchtlinge im Lager Colomoncagua (Honduras) 1988, als neuer Bildungsreferent an der Katholischen Landvolkshochschule brachte ich dieses Anliegen mit nach St. Ulrich. Bei den verschiedensten Bildungsangeboten war unser Anliegen die Kursteilnehmer und Besucher der Seminare über die Situation der Menschen in El Salvador zu informieren: Lichtbildervorträge, Aktionstage bei Kinder und Jugendfreizeiten, Hauptkursen, Familien- und Seniorenveranstaltungen, Infotage in der Dorfhelferinnenschule ..... Ich erinnere mich noch gut am Anfang stand nur Information und Sensibilisierung der Menschen im St. Ulricher Umfeld für die schwierige Situation der Menschen in Morazan. Mit der Zeit wuchs dann das Bedürfnis mehr zu tun – Projektunterstützung war neben den Infoveranstaltungen das Neue. „Escuela tecnica“ und Bloqueria die ersten Projekte, die mit Hilfe von Kursteilnehmern der Landvolkshochschule finanziert wurden.

Zur selben Zeit (Ende 1991) leistete Martin Ziegler seinen Zivildienst an der Landvolkshochschule. Er war ein intensiver und engagierter Mitarbeiter in „Sachen Salvador“ – er war dann auch einer der ersten Voluntarios und ist bis heute in unserem Arbeitskreis und Verein aktiv. Peter Langenstein

Solidarität

ParTnerschaft

FreUndschaft

BewusstseinsbiLdung

VeRantwortung

KontInuität

EntwiCklung

Hoffnung

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Arbeitskreis El Salvador – was ist das – und wer sind die? Vielleicht sollte man damit beginnen: Wer sind die? Wir sind eine kleine Gruppe von Menschen, die auf irgendeine Art und Weise Kontakt bekamen nach St. Ulrich, dort den Peter Langenstein trafen, von seinem Projekt hörten und uns anstecken ließen von seinem Mitgefühl für die Menschen dort in dem fernen El Salvador.

Peter Joswig beim Drehorgelspiel auf dem Weihnachtsmarkt, Erlös war für das Altenzentrum Dass wir neugierig wurden auf die Lebensbedingungen von geschundenen Menschen. Menschen, die in ein anderes Land geflüchtet waren, dort in der Fremde lebten mit Heimweh nach der

Heimat. Die Geschichte erinnerte uns an eine biblische Geschichte, an einen Berufenen, der auch sein Volk heimführte. Nur, dass dieser Berufene in unserer Geschichte nicht Moses heißt, sondern Rudi. Und er ist auch nicht Angehöriger jenes Volkes. Und dann der Glücksfall für einige von uns: Sie lernten Rudi auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela kennen. Andere von uns kannten ihn ja bereits persönlich, von ihren Besuchen in Morazan, als voluntario oder voluntaria. Es ist einfach ansteckend, ihn liebevoll von seinen Menschen, oder besser Mitmenschen, in El Salvador sprechen zu hören, voller Respekt und Zuneigung. Die meisten von uns waren in der Zwischenzeit in El Salvador. Diejenigen, die dort waren, kehrten begeistert zurück. Wir heißen Barbara oder Rita, Vera oder Gesa, Miriam oder Sarah, Veronika, Ingrid oder Ulla, Peter oder David, Martin, Markus, Michael oder Christoph. Und wir kommen aus ganz verschiedenen Berufen. Vertreten sind Diplom-Theologe, Krankenschwester und Krankenpfleger, Kommunikationstrainerin und Gemeindekämmerer, pensionierte Bankerin und pensionierter Polizist, mittelständischer Unternehmer, Studentinnen und Univeritätsprofesser. Und alle haben wir etwas gemeinsam: unsere Begeisterung und die Liebe für diese Menschen in El Salvador. Wir alle finden uns wieder im AK El Salvador. Was machen wir? Diese Frage ist jetzt einfach zu beantworten: Wir helfen Menschen in Segundo Montes, wo wir kleine, überschaubare Projekte fördern. Der persönliche

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Bezug ist uns wichtig. Da wir vor Ort in Rudi einen Partner haben, dem wir vertrauen und wir selbst auch über Erfahrungen verfügen, können wir in gegenseitiger Absprache auch Projektvorhaben korrigieren. Und es ist uns wichtig, über den Einsatz von Spendengeldern eine Rückmeldung zu erfahren. Wir informieren über unsere Arbeit bei Seminaren, Vorträgen und Aktionstagen und wir vermitteln jungen Menschen, die für einige Zeit in Segundo Montes mitarbeiten wollen, eine entsprechende Tätigkeit. Diese voluntarias und voluntarios kehren

dann in ihr Umfeld zurück und es sind damit weitere Menschen für unsere Arbeit gewonnen. Auf unserer Homepage berichten wir über Aktivitäten, kann der Rundbrief von Rudi Reitinger herunter geladen werden und es die Kontonummer für Spenden auf unser Spendenkonto vorhanden. Ohne die zahlreichen Spender wäre unser Arbeit nicht möglich. www.partnerschaft-elsalvador.de Peter Joswig

Bildungshaus Kloster St. Ulrich Das Haus entstand als eine Erwachsenenbildungsstätte der Erzdiözese Freiburg für den ländlichen Raum. Es gehört zur Abteilung Landseelsorge des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes. Die Bildungsstätte wurde 1949 von den ländlich - katholischen Verbänden als zentrale Weiterbildungsstätte vom ehemaligen Landvolkpfarrer Paul Wollmann gegründet. Inzwischen ist sie ein staatlich anerkannter Träger der Erwachsenenbildung in Baden- Württemberg. Hilfe zur Lebensbewältigung auf der Grundlage eines christlichen Menschen- und Weltbildes, Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit sind die inhaltlichen Ziele unserer Einrichtung. Vor allem gilt unsere Solidarität der bäuerlichen Bevölkerung.

Der Name "St. Ulrich" geht auf den Heiligen Ulrich von Regensburg zurück, der hier im Jahre 1087 ein Cluniazenser Reformkloster gründete. Im Innenhof unserer Klosteranlage befindet sich eine romanische Brunnenschale, die auch das Logo unseres Bildungshauses darstellt. Wie so oft aus Gegenständen der Vergangenheit, ist auch die

Herkunft dieser tonnenschweren Brunnenschale sagenumwoben. „Der heilige Ulrich hatte sein kleines Kloster im Möhlingrunde ausgebaut (ein Cluniazenser Reformkloster 1087 n. Chr.) und wünschte nun noch einen steinernen Trog zu dem Brunnen. In dem Grunde selbst konnte er keinen tauglichen Stein auffinden und wegen der Enge des Tales anderswoher keinen heranbringen lassen. Da schlief er eines Abends im Freien ein und erblickte im Traum auf dem Meeresgrund einen runden Sandsteinblock, der zu einer Brunnenschale wie gemacht schien. Als er erwachte, war es Morgen. Da erschien ein Jäger und sprach mit ihm. Als er von dem Wunsche des Heiligen nach einem Steinblock gehört hatte, erbot er sich, diesen noch vor Abend herbeizuschaffen, wenn Ulrich ihm dafür seine Seele verschriebe. Da wusste dieser, mit wem er es zu tun hatte, und sagte zu dem Jäger: "Um neun Uhr will ich Messe lesen. Wenn du den Stein vor der Wandlung zum Kloster schaffst, will ich nach meinem Tode dein eigen sein; bringst du ihn aber erst nach der Wandlung, so gehört der Stein mir und ich gehöre nicht dir." Mit diesem Vorschlag war der Teufel zufrieden und eilte hinweg. Zur festgesetzten Zeit las der Heilige die Messe und bat darin Gott um Beistand. Unterdessen schwebte der Teufel mit dem Steinblock auf dem Kopf heran; aber in der Ferne tönte ihm schon das erste Läuten zur Wandlung entgegen, und bei seiner Ankunft auf dem Berg Geiersnest erklang das zweite. Da warf er voller Wut den Stein in das Tal hinab und fuhr brüllend davon. Mit Freuden sah Ulrich, als er aus der Kirche kam, den Block beim Kloster liegen. Von seinen Mönchen ließ er nun aus ihm das kunstreiche Becken machen.“ http://www.st-ulrich-lvhs.de/ Peter Joswig

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Interview mit Miriam und Gesa Vom St. Ulricher Arbeitskreis "El Salvador" waren zwei Voluntarias, Gesa und Miriam, in Segundo Montes. Sie entschieden sich nach dem Abitur 2005 für ein Praktikum in El Salvador. Das Interview führt Peter Joswig. Peter: "Was hat Euch bewogen, nach El Salvador zu gehen?" Gesa: "Ich hatte schon sehr lange im Kopf, nach dem Abitur in ein lateinamerikanisches Land zu reisen, um dort etwas völlig Neues und anderes kennen zu lernen. Ich wollte mich an einem Ort irgendwie nützlich machen.“ Miriam: "Also, erstmal wollte ich nach dem Abitur nicht gleich anfangen zu studieren, sondern noch irgendetwas "Soziales" machen. Bei einem Schüleraustausch mit Chile entdeckte ich meine Leidenschaft für Lateinamerika"

Miriam und Gesa während ihres Aufenthaltes in El Salvador Peter: "Wie entstanden Eure Kontakte nach El Salvador?" Miriam: "Wir haben uns mit einigen Leuten von der Gruppe "Partnerschaft mit St .Ulrich" in Verbindung gesetzt. Peter Langenstein, Rosi, Markus und Josef haben uns sehr gut vorbereitet. Und außerdem haben wir uns im September mit dem Rudi in St. Ulrich getroffen." Gesa: (lacht) "Bei mir war es ähnlich. Ich kannte St. Ulrich von Kinder- und Jugendfreizeiten."

Peter: "Ihr habt beide in der Schule spanisch gelernt und seid über die USA eingereist. Gab’s Probleme?" Miriam: "Mit dem Flug hat alles sehr gut geklappt, wir hatten zwar Bedenken, weil wir sehr viel Gepäck auch für Rudi dabei hatten, Aber nach 40stündiger Reise kamen wir wohlbehalten an." Gesa: "Unser "Schulspanisch" half uns natürlich, nur sprechen die Menschen hier anders und anfangs gab’s lustige Missverständnisse. Aber poco a poco sind wir da hineingewachsen." Peter: "Wie wart Ihr untergebracht?" Gesa: "Wir wohnten bei Rudi im Haus, hatten dort zu zweit ein Zimmer. Es ist sehr angenehm dort zu wohnen, es gibt richtige Toiletten, Dusche, eine schöne Küche, Möglichkeiten zum Wäsche waschen, Hängematten... Ich fühlte mich sehr wohl bei Rudi im Haus und verstand mich auch mit den Jungs, die bei ihm wohnen, sehr gut. Es ist für mich ein bisschen wie ein WG-Leben, sehr angenehme Atmosphäre." Miriam: "Rudi wohnt mit 4 Jungs zusammen, Reino, Arnulfo, Geovany und Toñio, die uns alle sehr freundlich aufgenommen haben. Unter der Woche wohnt aber nur Arnulfo im Haus, die anderen studieren in San Miguel." Peter: "Wolltet Ihr dort bleiben?" Miriam: (sehr lebhaft) "Ein Leben lang!" Und ernst werdend: "Nein, das wird leider nicht möglich sein. Ursprünglich hatten wir unseren Aufenthalt bis März 06 geplant, haben aber unseren Aufenthalt verlängern können, was nicht so ganz einfach war, da wir nur ein 6 Monats Ticket hattenen und allerhöchstens bis zum 16.04.06 noch bleiben durften.. Gesa: "Die Abreise fiel mir die Abreise sehr, sehr schwer. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich noch ein halbes Jahr geblieben" Peter: "Das hört sich nach Urlaub an." Miriam: „Mein Tagesablauf zeigte: Es war kein Urlaub. Ich half jeden Montag in der Bäckerei mit, begann um 7 Uhr und dann wurde fleißig pan frances (französisches Weißbrot) gebacken.... Die 2 Bäckersfrauen sind so lieb und montags gabs immer viel zu tun, da waren sie, glaube ich, ganz froh um meine Hilfe. Nachmittags war ich jetzt immer im tercer ciclo beschäftigt und gab Englischunterricht. Ich habe vier 7.Klassen, die ihr erstes Jahr Englisch haben. Es machte riesen Spaß und es wurde viel gelacht aber auch viel gelernt! Im Dezember gaben Gesa und ich 4 Wochen lang Englischvorbereitung für den Abitursjahrgang. Das war ziemlich anstrengend, jede von uns hatte 2 Klassen mit jeweils so 45 Schüllern, da musste man sich

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manchmal ganz schön durchsetzen. Es war aber auf jeden Fall eine tolle Erfahrung und einige Schuler hatte ich richtig ins Herz geschlossen. Einigen gab ich jeden Dienstag nach meiner Arbeit im tercer ciclo noch Nachhilfeunterricht. Im Altenzentrum machte ich jeden Mittwochvormittag Gymnastik mit den alten Menschen, wir haben immer Musik und einen Ball und machten sanfte Bewegungen. Meistens erscheinen sie sehr zahlreich und nehmen begeistert daran teil. Im Jugendzentrum haben wir dann noch unseren Tanz- und Aerobickurs, der samstags stattfindet. In Deutschland hatte ich Modern Dance getanzt, die Gesa kennt sich im Aerobic sehr gut aus und dann hatten wir noch den Ever dort, ein super Tänzer, der Rumba, Merengue, Salsa, aber auch Folkloretänze tanzt. Samstags war immer das absolute Sportprogramm. Einen Bastelkurs hatten wir auch noch im Jugendzentrum, um die Weihnachtszeit bastelten wir Karten, Armbändchen wurden geknüpft, Mandalas, Schachteln, Farben.... Eine kreative Stunde. Es gibt im Jugendzentrum einen sehr schönen Kunstraum. Und dann hatte ich noch einen Theaterkurs aufgebaut, aber das Interesse war zunächst sehr mager!" Gesa: "Ich arbeitete im Jugendzentrum, mache Tanz- und Aerobickurse, Bastelkurse mit Kindern und Jugendlichen, Rehagymnastik mit den alten Menschen im Altenzentrum in Quebrachos, das war immer eine sehr schöne und erfüllende Stunde. Einmal wöchentlich half ich in der Bäckerei in San Luis, anfangs sind wir mit den Frauen vom Mutter-Kind-Projekt mitgegangen, haben schwangere Frauen in ihren Häusern besucht, Kinder gewogen und Medikamente verteilt. Diese Tage mit den Frauen haben mir gerade für den Anfang hier ein sehr eindrückliches Bild von der Situation der Menschen in diesem Land verschafft. In einem curso de nivellacion habe ich jeden Tag ca. 90 Schüler unterrichtet. Seit Mitte Januar war ich in Gotera im Krankenhaus und machte dort mein Praktikum für das Medizinstudium, das ich in Jahre begann." Peter: "Ist euer Aufenthalt für euch wichtig?" Miriam: "Diese Zeit hier ist für mich sehr wichtig und der Aufenthalt in El Salvador wird mich bestimmt noch ein Leben lang begleiten. Für mich war es die beste Entscheidung, nach dem Abi so etwas zu machen. Für mich war auch sehr wichtig zu erkennen, dass man mit wenig Materiellem sehr glücklich und zufrieden sein kann. Es ist dort schon

eine ganz andere Welt, mit welcher ich mich aber sehr gut identifizieren kann, in der ich mich sehr wohl fühle. Es war auch schön, diese Zeit mit Gesa teilen zu können, wir sind ein unschlagbares Team!" Gesa: "Fuer mich war mein Aufenthalt dort sehr, sehr wichtig. Es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte. Ich erfuhr hier unglaublich viel, erlebte und sah viel von dem Land, habe sehr viel Freunde gefunden, Menschen die mir nahe stehen...Kulturell erweiterte dieser Aufenthalt sicher meinen Horizont und ich kehrte auch mit einer anderen Sichtweise auf einige Dinge nach Deutschland zurueck. Ich wohnte und lebte dort viel einfacher als in Deutschland und ich fühle mich sehr wohl dabei und vermisse den ganzen Luxus und Wohlstand nicht. Ich spüre, diese Erfahrungen werden mich mein ganzes Leben begleiten." Peter: "Habt ihr den Eindruck, dass euer Aufenthalt für die Menschen in El Salvador wichtig ist?" Miriam: "Ich sprach dort mit einem Pfarrer, er meinte, dass er es schön findet, dass ich aus Deutschland hier her komme und viel von anderen Jugendlichen lernen kann, aber dass die Jugend hier auch einiges von mir, von meiner Kultur lerne. Die Menschen dort sind so aufgeschlossen und gastfreundlich und freuen sich über jede Hilfe. Sie schätzen die Arbeit von Rudi und würdigen die Spendengelder aus Deutschland sehr. Wir werden von allen Seiten so herzlich aufgenommen und die Menschen freuten sich, wenn wir mit ihnen redeten und auch einige Dinge von Deutschland erzählten." Gesa: "Ich glaube schon, dass die Menschen hier ein großes Interesse am Kontakt mit Leuten aus anderen Ländern haben, dankbar sind für Begegnungen, für Hilfe. Ich habe das Gefühl dass die Menschen es hier sehr schätzen, dass Jugendliche aus einem wohlhabenden Land freiwillig nach El Salvador kommen. Mit einer unglaublichen Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit wurden wir hier aufgenommen." Ich bedanke mich bei Miriam und Gesa. Das gesamte Interview ist natürlich ausführlicher und es hat mich sehr bereichert. Miriam und Gesa sind beide seit ihrer Rückkehr im Sommer 2006 tätig im Arbeitskreis „El Salvador“, und Miriam ist seit diesen Sommer auch „unsere Präsidentin“ Peter Joswig

QUE VIVA LA CIUDAD SEGUNDO MONTES

Cumplidos los nueve años refugiados en Honduras, decidimos regresarnos a nuestra tierra natal, al pueblo salvadoreño

a Meanguera, Morazán.

Que viva la Ciudad Segundo Montes, un hombre que tanto amó la paz que viva este pueblo valiente,

que viva la solidaridad.

Con todo lo que ha logrado nuestro pueblo repatriado, nos sentimos orgullosos del apoyo humanitario,

que surgió de todo el mundo de los pueblos solidarios.

Que viva la Ciudad Segundo Montes, un hombre que tanto amó la paz,

que viva este pueblo valiente, que viva la solidaridad.

Recordamos a Segundo Montes

cuando nos fue a visitar a la cárcel sin paredes, allá nos fue a consolar, apoyando la propuesta de querernos repatriar.

Que viva la Ciudad Segundo Montes, un hombre que tanto amó la paz,

que viva este pueblo valiente, que viva la solidaridad.

ES LEBE DIE STADT SEGUNDO MONTES

Nachdem wir neun Jahre lang

Flüchtlinge in Honduras waren, beschlossen wir zurück zu kehren

in unsere Heimatstadt, in El Salvador gelegen,

nach Meanguera in Morazán.

Es lebe die Stadt Segundo Montes, benannt nach einem Mann,

der so sehr den Frieden liebte. Es lebe dieses tapfere Volk und

es lebe die Solidarität.

Wir sind stolz auf alles, was unsere heimgekehrten Leute

erreicht haben, dank der humanitären Hilfe

der solidarischen Völker in aller Welt.

Es lebe die Stadt Segundo Montes,

benannt nach einem Mann, der so sehr den Frieden liebte.

Es lebe dieses tapfere Volk und es lebe die Solidarität.

Wir erinnern uns an Segundo Montes,

als er uns seinerzeit besuchte, in jenem Gefängnis ohne Mauern,

gab er uns Mut und unterstützte den Vorschlag,

wieder zurück zu kehren.

Es lebe die Stadt Segundo Montes, benannt nach einem Mann,

der so sehr den Frieden liebte. Es lebe dieses tapfere Volk und

es lebe die Solidarität.