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DiePresse.com | Kultur | Kunst | Artikel drucken Grünbaum-Erben kündigen Restitutionsklage gegen Österreich an 03.06.2015 | 12:36 | (DiePresse.com) Die Klage betrifft rund ein Dutzend Schiele-Werke aus der Albertina und dem Leopold Museum, darunter "Tote Stadt III". Die Erben des 1941 im KZ Dachau ermordeten Fritz Grünbaum wollen bei einem US-Gericht Klage gegen die Republik Österreich einreichen. Sie erheben Ansprüche auf insgesamt 14 Werke von Egon Schiele, die sich im Leopold Museums sowie der Albertina befinden. Man wolle "dem Beispiel Randolf Schoenbergs und Maria Altmanns folgen, um Gerechtigkeit für Fritz und Elisabeth Grünbaum zu erlangen". Der Anwalt Schoenberg hatte sich vor zehn Jahren im Namen der Erben nach Bloch-Bauer für die (schließlich erfolgreiche) Rückgabe von fünf Klimt-Gemälden aus der Österreichischen Galerie Belvedere eingesetzt. Bei den von den Grünbaum-Erben geforderten Werken handelt es sich hauptsächlich um Arbeiten auf Papier, aber auch um das bereits einmal umstrittene Gemälde "Tote Stadt III". Für den Vorstand der Leopold Museum Privatstiftung verwies Anwalt Andreas Nödl auf die 2010 erfolgte Entscheidung der sogenannten Michalek-Kommission auf Basis der von Sonja Niederacher erarbeiteten Dossiers, wonach "kein Tatbestand" im Sinne des Kunstrückgabegesetzes bestehe. Sollten neue Dokumente zu einer Causa auftauchen, werde man sich damit befassen, bis dahin sehe man aber "keinen Handlungsbedarf". "Verfehlte Restitutionspolitik Österreichs" Im Zuge einer Versteigerung im Vorjahr hatte das Museum angekündigt, dass sich die Privatstiftung für den Fall, dass seitens der Grünbaum-Erben weiter behauptet werde, dass Schiele-Werke wie "Tote Stadt III" aus der Sammlung Grünbaum heute nicht rechtmäßig im Besitz des Leopold Museums seien, rechtliche Schritte vorbehalte. Die Albertina wollte am Mittwoch keine Stellungnahme abgeben. Die Grünbaum-Erben beklagen "die verfehlte Restitutionspolitik Österreichs", wodurch ihr "kein anderer Weg (bleibt), als die Gerichte in den USA anzurufen, um Gerechtigkeit zu erlangen". Bisher habe sich die Republik geweigert, ihrer Verpflichtung aus dem Staatsvertrag nachzukommen und Raubkunst zurückzugeben. Die Klage wird laut dem neben Anwalt Raymond J. Dowd involvierten Genealogen Herbert Gruber deshalb in den USA eingebracht, da laut österreichischem Recht eine Klage aufgrund von Verjährung nicht möglich sei, beziehungsweise das Kunstrestitutionsgesetz "nicht einmal Parteienstellung ermöglicht", wie er mitteilte. Möglich sei die US-Klage, "da die Republik Österreich dort Besitz hat (das Kulturzentrum)". Es gebe eine entsprechende Entscheidung des US Supreme Court, wonach eine solche Klage in New York zulässig sei, da auch eines der Familienmitglieder dort wohnhaft sei. Zu Albertina-Werken "voraussichtlich noch 2015" Entscheidung Zu beiden Werken von Schiele, die sich in der Wiener Albertina befinden, soll es "voraussichtlich noch 2015" eine Empfehlung des Kunstrückgabebeirats geben. Das teilte das Kulturministerium am Mittwoch mit, nachdem bekannt wurde, dass die Erben nach Fritz Grünbaum eine Restitutionsklage gegen die Republik Österreich vorbereiten. Österreich gehe im Sinne des "international anerkannten Kunstrückgabegesetzes verantwortungsbewusst mit der Provenienz der Sammlungen des Bundes um". Diese würde die Kommission für Provenienzforschung entsprechend untersuchen. Und auch "Sitzender weiblicher Rückenakt mit rotem Rock" sowie "Mutter und Kind" würde man prüfen, woraufhin im Anschluss der Beirat eine Empfehlung abgebe. DiePresse.com http://diepresse.com/home/kultur/kunst/4746323/print.do 1 von 2 08.06.2015 09:51

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Article regarding art looting Fritz Grünbaum

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    Grnbaum-Erben kndigen Restitutionsklage gegen sterreich an03.06.2015 | 12:36 | (DiePresse.com)

    Die Klage betrifft rund ein Dutzend Schiele-Werke aus der Albertina und dem LeopoldMuseum, darunter "Tote Stadt III".

    Die Erben des 1941 im KZ Dachau ermordeten Fritz Grnbaum wollen bei einem US-Gericht Klagegegen die Republik sterreich einreichen. Sie erheben Ansprche auf insgesamt 14 Werke von EgonSchiele, die sich im Leopold Museums sowie der Albertina befinden. Man wolle "dem Beispiel RandolfSchoenbergs und Maria Altmanns folgen, um Gerechtigkeit fr Fritz und Elisabeth Grnbaum zuerlangen".

    Der Anwalt Schoenberg hatte sich vor zehn Jahren im Namen der Erben nach Bloch-Bauer fr die(schlielich erfolgreiche) Rckgabe von fnf Klimt-Gemlden aus der sterreichischen GalerieBelvedere eingesetzt. Bei den von den Grnbaum-Erben geforderten Werken handelt es sichhauptschlich um Arbeiten auf Papier, aber auch um das bereits einmal umstrittene Gemlde "ToteStadt III".

    Fr den Vorstand der Leopold Museum Privatstiftung verwies Anwalt Andreas Ndl auf die 2010erfolgte Entscheidung der sogenannten Michalek-Kommission auf Basis der von Sonja Niederachererarbeiteten Dossiers, wonach "kein Tatbestand" im Sinne des Kunstrckgabegesetzes bestehe.Sollten neue Dokumente zu einer Causa auftauchen, werde man sich damit befassen, bis dahin seheman aber "keinen Handlungsbedarf".

    "Verfehlte Restitutionspolitik sterreichs"

    Im Zuge einer Versteigerung im Vorjahr hatte das Museum angekndigt, dass sich die Privatstiftungfr den Fall, dass seitens der Grnbaum-Erben weiter behauptet werde, dass Schiele-Werke wie"Tote Stadt III" aus der Sammlung Grnbaum heute nicht rechtmig im Besitz des LeopoldMuseums seien, rechtliche Schritte vorbehalte. Die Albertina wollte am Mittwoch keineStellungnahme abgeben.

    Die Grnbaum-Erben beklagen "die verfehlte Restitutionspolitik sterreichs", wodurch ihr "keinanderer Weg (bleibt), als die Gerichte in den USA anzurufen, um Gerechtigkeit zu erlangen". Bisherhabe sich die Republik geweigert, ihrer Verpflichtung aus dem Staatsvertrag nachzukommen undRaubkunst zurckzugeben. Die Klage wird laut dem neben Anwalt Raymond J. Dowd involviertenGenealogen Herbert Gruber deshalb in den USA eingebracht, da laut sterreichischem Recht eineKlage aufgrund von Verjhrung nicht mglich sei, beziehungsweise das Kunstrestitutionsgesetz "nichteinmal Parteienstellung ermglicht", wie er mitteilte.

    Mglich sei die US-Klage, "da die Republik sterreich dort Besitz hat (das Kulturzentrum)". Es gebeeine entsprechende Entscheidung des US Supreme Court, wonach eine solche Klage in New Yorkzulssig sei, da auch eines der Familienmitglieder dort wohnhaft sei.

    Zu Albertina-Werken "voraussichtlich noch 2015" Entscheidung

    Zu beiden Werken von Schiele, die sich in der Wiener Albertina befinden, soll es "voraussichtlich noch2015" eine Empfehlung des Kunstrckgabebeirats geben. Das teilte das Kulturministerium amMittwoch mit, nachdem bekannt wurde, dass die Erben nach Fritz Grnbaum eine Restitutionsklagegegen die Republik sterreich vorbereiten.

    sterreich gehe im Sinne des "international anerkannten Kunstrckgabegesetzesverantwortungsbewusst mit der Provenienz der Sammlungen des Bundes um". Diese wrde dieKommission fr Provenienzforschung entsprechend untersuchen. Und auch "Sitzender weiblicherRckenakt mit rotem Rock" sowie "Mutter und Kind" wrde man prfen, woraufhin im Anschluss derBeirat eine Empfehlung abgebe.

    DiePresse.com http://diepresse.com/home/kultur/kunst/4746323/print.do

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  • Neuerlich wurde seitens des Ministeriums betont, dass die private Sammlung Leopold nicht demKunstrckgabegesetz unterliegt. Genau das wollen die Erben mit ihrer Klage, die auch zwlf imLeopold Museum befindliche Schiele-Arbeiten umfasst, vor Gericht allerdings anfechten. Bereits zuvorhatte Anwalt Andreas Ndl fr den Vorstand der Leopold Privatstiftung auf die 2010 erfolgteEntscheidung der sogenannten Michalek-Kommission verwiesen. Damals wurde betreffend der Werke"kein Tatbestand" im Sinne des Kunstrckgabegesetzes festgestellt.

    Aufregung um Auktion im November

    Bereits im November 2014 hatten zwei Schiele-Werke aus der Sammlung Grnbaum bei Auktionen inden USA fr Aufregung gesorgt: Wenige Tage vor der Versteigerung von "Stadt am blauen Fluss(Krumau)" hatte Christie's New York das Werk als Raubkunst gekennzeichnet, was das LeopoldMuseum zu scharfer Kritik veranlasste. Christie's bernehme "offenbar bewusst eine lckenhafte undfalsche Provenienzkette", uerte das Museum sein Unverstndnis. Das Werk erzielte schlielich2,965 Millionen Dollar (2,38 Millionen Euro), der Erls wurde zwischen den Besitzern und denGrnbaum-Erben geteilt.

    Ebenfalls aus der Sammlung Grnbaum, aber ohne Hinweis auf Raubkunst, wurde bei Sotheby's auchSchieles "Sitzende mit angezogenem linken Bein (Torso)" fr 1,325 Millionen Dollar ersteigert.

    Grnbaum besa mehr als 80 Schiele-Werke

    Der 1880 in Brnn (Brno) geborene Fritz Grnbaum war Kabarettist, Schauspieler und Autor. Erwurde 1941 als 60-Jhriger im Konzentrationslager Dachau bei Mnchen ermordet. Grnbaum besaeine groe Kunstsammlung. Laut den Anwlten von Dunnington, Bartholow & Miller befanden sichallein mehr als 80 Schiele-Werke in der Wiener Wohnung Grnbaums, als dieser von der Gestapowenige Tage nach dem sogenannten Anschluss sterreichs an Hitler-Deutschland festgenommen unddeportiert wurde.

    Zu seiner Sammlung gehrte auch Schieles "Tote Stadt III". Das Gemlde wurde 1998 in New Yorkbeschlagnahmt, vom US-Justizministerium aber wieder freigegeben und vom Leopold Museum nichtals Restitutionsfall eingestuft.

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