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40 Milliarden $ Zahl der Woche: Laut PwC-Plattform DeNovo wurden in den vergangenen 4 Jahren weltweit 40 Milliarden $ in FinTech Start-ups investiert. pwc.at/fintech E-AUTOS PROBEFAHREN! 21.8.–1.9.2017 vis-a-vis des Congress Centrums Alpbach THEMEN KATER-FRÜHSTÜCK Die Industrie verschwindet Ulrich Kater von der DekaBank analy- sierte die Finanz- branche. „Die Presse“, S. 17 BAUKULTUR „Gibt keinen sozialen Wohnbau“ Woran es liegt, dass die Wohnkosten in Städten so rasant steigen. S. II FORUM Verwalterin der Stipendien 700 Stipendiaten kommen jedes Jahr nach Alpbach. Sonja Jöchtl ist da- für zuständig. S. III BANKENREBELL „Konnte das Testosteron riechen“ Der frühere Invest- mentbanker Rainer Voss kritisiert das Finanzsystem. S. IV PORTRÄT Glücks- bringer im Bergdorf Warum Alpbach keinen eigenen Rauchfangkehrer hat. S. VI 10°/13° Alpbach zeigt sich von seiner trüben und oft nassen Seite. Den ganzen Tag über halten sich dichte Wolken und es regnet immer wieder, zeitweise sogar kräftig. Kehraus beim Europäischen Forum Das war es dann also. Heute, Freitag, endet das Europäische Forum Alpbach 2017. Mit 5797 Teilnehmern aus mehr als 100 Ländern war es größer als zuvor – im Vergleich zum Vorjahr wurden um elf Prozent mehr Tickets verkauft. Insgesamt gab es 845 Speaker – 37 Prozent davon Frauen. Die 719 Stipendiaten kamen aus 78 Ländern, der Frauenanteil betrug 55 Prozent. Das Team der „Presse“ produ- zierte 12 Sonderausgaben speziell für die Forumsgäste und die Bewohner des Dorfs. Wir sagen Danke und freuen uns auf das nächste Mal. [ Katharina Roßboth] Ausblick. Nach „Konflikt und Kooperation“ im heurigen Jahr steht das Forum Alpbach 2018 unter dem Generalthema „Diversity and Resilience“. Ein Begriffspaar als Gegenentwurf zu markigen Politslogans. Schwere Themen statt leichter Kost VON ERICH KOCINA E infache Botschaften funktionieren. Auch der laufende Nationalratswahl- kampf zeigt, wie der Fokus auf ein Thema gelegt und für den Transport in die Köpfe der Menschen in einen einfachen Slo- gan gepackt wird. Sprüche wie „Hol dir, was dir zusteht“ oder „Die Steuern müssen run- ter“, sind knapp und prägnant. Genau des- wegen haben sie beim Forum Alpbach nichts verloren. Wie sehr sich die Organisa- toren von der Verknappung der Tagespolitik absetzen wollen, zeigt auch das Motto des kommenden Jahres: „Diversity and Resilien- ce“ wird das Generalthema des Forums 2018 sein. Ein Begriffspaar als Gegenentwurf zur mundgerecht verpackten Vereinfachung. „Das ist vom Wording her schwierig“, sagt Forums-Präsident Franz Fischler. „Wir werden da sicher einige Übersetzungsleis- tungen machen müssen.“ Weil zum einen die wörtliche deutsche Übersetzung nicht zur Gänze das treffe, was die Begriffe im Englischen aussagen. Und zum zweiten, weil manche mit den Begriffen vielleicht gar nichts anfangen können. Mit Diversität, was für Vielfalt und die verschiedenartige Zu- sammensetzung einer Gruppe steht, viel- leicht noch mehr. „Wir wollen das aber nicht auf Genderfragen einschränken“, so Fisch- ler, „wobei das natürlich eine Rolle spielen soll, weil wir als Forum ja bemüht sind, da etwas weiterzubringen“. Doch insgesamt soll auf verschiedene Arten der Diversität geschaut werden – und dabei geht es auch um das in der Tagespoli- tik derzeit so aktuelle Thema Einwanderung. Einen Vorgeschmack dazu hat schon die heurige Kulturaktion „Auf Wanderschaft“ geliefert, bei der die Migrationsgeschichte scheinbar heimischer Pflanzen aufgedeckt wird. Selbst die Marille, zum Beispiel, die als klassisch österreichische Art gesehen wird, kommt ursprünglich aus Armenien. Diversi- tät sei ja auch ein Prinzip in der Natur, so Fischler. In der Pflanzenwelt gelte, dass ein Ökotop umso stabiler ist, je diverser es ist. „Man sieht, dass man Diversität braucht und dadurch die Qualität des Gesamten steigt.“ Wobei der Begriff – wieder ein Rückgriff auf die Tagespolitik – heute nicht immer positiv wahrgenommen werde. Nicht aus der Bahn werfen lassen Resilienz wiederum steht für die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. Dafür, dass ein System bei einem Teilausfall nicht vollständig ver- sagt. Der Begriff wird in den verschiedens- ten Feldern verwendet – von der Material- wissenschaft über Psychologie und Soziolo- gie bis zur Zahnmedizin, wo es für die Ei- genschaft von Geweben steht, sich nach einer Verformung wieder in den Ausgangs- zustand zurückzukehren. „Nicht nur Märkte werden volatiler“, meint Fischler, „sondern auch das Politische. Die Gleichgewichte werden labiler.“ Umso wichtiger sei es, Ver- hältnisse zu schaffen, die dafür sorgen, „dass es uns nicht schon bei jeder kleinen Störung aus der Bahn wirft“. Für einen markigen Slogan denkbar un- geeignet, soll das Begriffspaar des nächst- jährigen Mottos auch zeigen, dass die De- batten in die Tiefe gehen. Und bei der Dis- kussion soll es vor allem in Richtung Lösun- gen gehen. Das sei auch eine Erkenntnis aus dem heurigen Forum mit dem Motto „Kon- flikt und Kooperation“ gewesen: „Die Be- schreibung des Problems ist ausreichend er- folgt“, sei das nun der Zustand des Klimas oder die Ressourcenausbeutung. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Antwort auf die Fra- ge: Wie geht das? Wie kommen wir dort- hin?“ Gerade auch, weil die Welt mehr und mehr Gefahr laufe, auseinander zu driften. „Die Zahl der Konflikte wird mehr, aber die Fähigkeit, Konflikte zu lösen, scheint weni- ger zu werden.“ Etwa in der Frage nach einer gemeinsamen europäischen Flüchtlings- politik. „Die Fähigkeit, das zu tun, wofür die EU geschaffen wurde, nämlich gemeinsame Lösungen zu suchen, nimmt ab.“ Insofern will man der Politik bei Lösun- gen helfen, wie man Dinge gemeinsam an- gehen kann. Und das durchaus praxisnah – schließlich übernimmt Österreich im zwei- ten Halbjahr von 2018 die EU-Ratspräsi- dentschaft. Dass es da etwas Gemeinsames geben werde, sei schon fix. Nur die Form muss noch geklärt werden. Eine Möglichkeit könnte etwa ein Treffen von EU-Botschaf- tern sein, die hier ein Papier erarbeiten, das dann bei einem Außenministertreffen prä- sentiert wird. Ein Papier, das dann vermut- lich auch nicht in einen knackigen Slogan zusammengepackt werden kann. Aber das möglicherweise Wege aufzeigt, wie drängen- de Probleme gelöst werden können. Klar sei laut Fischler jedenfalls: „Wenn man nicht sagen kann, wie es geht, hat es keine Chan- ce, verwirklicht zu werden.“ Web: www.alpbach.org EFA 2018 Diversity and Resilience ist das Generalthema des Europäischen Forums Alpbach im kommenden Jahr. Es startet mit 15. August und endet mit 31. August. SEIT 1848 FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017 · DIEPRESSE.COM/ALPBACH

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40 Milliarden$Zahl derWoche:Laut PwC-Plattform DeNovo wurden in den vergangenen 4 Jahren weltweit 40 Milliarden $ in FinTech Start-ups investiert.pwc.at/fintech

E-AUTOS PROBEFAHREN!21.8.–1.9.2017 vis-a-vis des Congress Centrums Alpbach

THEMENKATER-FRÜHSTÜCKDie IndustrieverschwindetUlrich Kater von derDekaBank analy-sierte die Finanz-branche.„Die Presse“, S. 17

BAUKULTUR„Gibt keinensozialenWohnbau“Woran es liegt, dassdie Wohnkosten inStädten so rasantsteigen. S. II

FORUMVerwalterinderStipendien700 Stipendiatenkommen jedes Jahrnach Alpbach.Sonja Jöchtl ist da-für zuständig. S. III

BANKENREBELL„Konnte dasTestosteronriechen“Der frühere Invest-mentbanker RainerVoss kritisiert dasFinanzsystem. S. IV

PORTRÄTGlücks-bringer imBergdorfWarum Alpbachkeinen eigenenRauchfangkehrerhat. S. VI

10°/13°Alpbach zeigt sichvon seiner trübenund oft nassenSeite. Den ganzenTag über halten sichdichte Wolken undes regnet immerwieder, zeitweisesogar kräftig.

Kehraus beimEuropäischenForum

Das war es dann also. Heute, Freitag,endet das Europäische ForumAlpbach2017. Mit 5797 Teilnehmern ausmehr als100 Ländern war es größer als zuvor – imVergleich zumVorjahr wurden um elfProzent mehr Tickets verkauft. Insgesamtgab es 845 Speaker – 37 Prozent davonFrauen. Die 719 Stipendiaten kamen aus78 Ländern, der Frauenanteil betrug 55Prozent. Das Team der „Presse“ produ-zierte 12 Sonderausgaben speziell für dieForumsgäste und die Bewohner desDorfs. Wir sagen Danke und freuen unsauf das nächsteMal. [ Katharina Roßboth]

Ausblick. Nach „Konflikt und Kooperation“ im heurigen Jahr steht das Forum Alpbach 2018 unter demGeneralthema „Diversity and Resilience“. Ein Begriffspaar als Gegenentwurf zu markigen Politslogans.

Schwere Themen statt leichter Kost

VON ERICH KOCINA

E infache Botschaften funktionieren.Auch der laufende Nationalratswahl-kampf zeigt, wie der Fokus auf ein

Thema gelegt und für den Transport in dieKöpfe der Menschen in einen einfachen Slo-gan gepackt wird. Sprüche wie „Hol dir, wasdir zusteht“ oder „Die Steuern müssen run-ter“, sind knapp und prägnant. Genau des-wegen haben sie beim Forum Alpbachnichts verloren. Wie sehr sich die Organisa-toren von der Verknappung der Tagespolitikabsetzen wollen, zeigt auch das Motto deskommenden Jahres: „Diversity and Resilien-ce“ wird das Generalthema des Forums 2018sein. Ein Begriffspaar als Gegenentwurf zurmundgerecht verpackten Vereinfachung.

„Das ist vom Wording her schwierig“,sagt Forums-Präsident Franz Fischler. „Wirwerden da sicher einige Übersetzungsleis-tungen machen müssen.“ Weil zum einendie wörtliche deutsche Übersetzung nichtzur Gänze das treffe, was die Begriffe imEnglischen aussagen. Und zum zweiten,weil manche mit den Begriffen vielleicht garnichts anfangen können. Mit Diversität, wasfür Vielfalt und die verschiedenartige Zu-sammensetzung einer Gruppe steht, viel-leicht nochmehr. „Wir wollen das aber nichtauf Genderfragen einschränken“, so Fisch-ler, „wobei das natürlich eine Rolle spielensoll, weil wir als Forum ja bemüht sind, daetwas weiterzubringen“.

Doch insgesamt soll auf verschiedeneArten der Diversität geschaut werden – unddabei geht es auch um das in der Tagespoli-tik derzeit so aktuelle Thema Einwanderung.

Einen Vorgeschmack dazu hat schon dieheurige Kulturaktion „Auf Wanderschaft“geliefert, bei der die Migrationsgeschichtescheinbar heimischer Pflanzen aufgedecktwird. Selbst die Marille, zum Beispiel, die alsklassisch österreichische Art gesehen wird,kommt ursprünglich aus Armenien. Diversi-tät sei ja auch ein Prinzip in der Natur, soFischler. In der Pflanzenwelt gelte, dass einÖkotop umso stabiler ist, je diverser es ist.„Man sieht, dass man Diversität braucht unddadurch die Qualität des Gesamten steigt.“Wobei der Begriff – wieder ein Rückgriff aufdie Tagespolitik – heute nicht immer positivwahrgenommenwerde.

Nicht aus der Bahnwerfen lassenResilienz wiederum steht für die Fähigkeit,Krisen zu bewältigen. Dafür, dass ein Systembei einem Teilausfall nicht vollständig ver-sagt. Der Begriff wird in den verschiedens-ten Feldern verwendet – von der Material-wissenschaft über Psychologie und Soziolo-gie bis zur Zahnmedizin, wo es für die Ei-genschaft von Geweben steht, sich nacheiner Verformung wieder in den Ausgangs-zustand zurückzukehren. „Nicht nur Märktewerden volatiler“, meint Fischler, „sondernauch das Politische. Die Gleichgewichtewerden labiler.“ Umso wichtiger sei es, Ver-hältnisse zu schaffen, die dafür sorgen, „dasses uns nicht schon bei jeder kleinen Störungaus der Bahn wirft“.

Für einen markigen Slogan denkbar un-geeignet, soll das Begriffspaar des nächst-jährigen Mottos auch zeigen, dass die De-batten in die Tiefe gehen. Und bei der Dis-kussion soll es vor allem in Richtung Lösun-

gen gehen. Das sei auch eine Erkenntnis ausdem heurigen Forum mit dem Motto „Kon-flikt und Kooperation“ gewesen: „Die Be-schreibung des Problems ist ausreichend er-folgt“, sei das nun der Zustand des Klimasoder die Ressourcenausbeutung. „Was wirjetzt brauchen, ist eine Antwort auf die Fra-ge: Wie geht das? Wie kommen wir dort-hin?“ Gerade auch, weil die Welt mehr undmehr Gefahr laufe, auseinander zu driften.„Die Zahl der Konflikte wird mehr, aber dieFähigkeit, Konflikte zu lösen, scheint weni-ger zu werden.“ Etwa in der Frage nach einergemeinsamen europäischen Flüchtlings-politik. „Die Fähigkeit, das zu tun, wofür dieEU geschaffen wurde, nämlich gemeinsameLösungen zu suchen, nimmt ab.“

Insofern will man der Politik bei Lösun-gen helfen, wie man Dinge gemeinsam an-gehen kann. Und das durchaus praxisnah –schließlich übernimmt Österreich im zwei-ten Halbjahr von 2018 die EU-Ratspräsi-dentschaft. Dass es da etwas Gemeinsamesgeben werde, sei schon fix. Nur die Formmuss noch geklärt werden. Eine Möglichkeitkönnte etwa ein Treffen von EU-Botschaf-tern sein, die hier ein Papier erarbeiten, dasdann bei einem Außenministertreffen prä-sentiert wird. Ein Papier, das dann vermut-lich auch nicht in einen knackigen Sloganzusammengepackt werden kann. Aber dasmöglicherweiseWege aufzeigt, wie drängen-de Probleme gelöst werden können. Klar seilaut Fischler jedenfalls: „Wenn man nichtsagen kann, wie es geht, hat es keine Chan-ce, verwirklicht zu werden.“

Web: www.alpbach.org

EFA 2018

Diversity andResilience ist dasGeneralthema desEuropäischen ForumsAlpbach imkommenden Jahr. Esstartet mit 15. Augustund endet mit31. August.

S E I T 1 8 4 8 FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017 · DIEPRESSE.COM/ALPBACH

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II FORUM ALPBACH FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017

„Es gibt keinen sozialenWohnbau mehr“Wohnen. In Österreich steigen dieWohnkosten rasant, vor allem in den Städten. Woran das liegt? Dazu hatten derWienerWohnbaustadtrat Michael Ludwig und der Unternehmer Hans Jörg Ulreich sehr unterschiedliche Auffassungen.

G

p

BAUKULTUR31. 8. – 1. 9.

die

VON JUDITH HECHT

Die Wohnungskosten und dieMietpreise in Österreich haben sichsehr dynamisch entwickelt. Nacheiner aktuellen Studie des Immobi-lienmakler-Netzwerkes Remax sinddie Quadratmeterpreise für Eigen-tumswohnungen in den vergange-nen fünf Jahren österreichweitgleich um 39,8 Prozent angestie-gen. Ist das, was wir erleben, einganz normaler Preismechanismusam Markt, weil die Nachfrage inden Städten steigt, oder läuft etwasschief? Das wollte Michael Klienvom Institut für Wirtschaftsfor-schung gestern von seinen beidenGästen, Wiens WohnbaustadtratMichael Ludwig und Hans Jörg Ul-reich, Geschäftsführer des privatenBauträgers Ulreich, wissen.

„Makler haben Eigeninteresse“Geht es nach Ludwig, ist die Lagelange nicht so schlimm, wie das diezitierte Studie glaubenmachenwill.„Die Plattform, die die Statistik ver-lautbart hat, be-steht aus priva-ten Maklern.Die haben eingroßes Eigenin-teresse, dass eshohe Mietengibt. Wenn mandann eine Wohnung sucht undman sieht, dass man mit einerWohnung unter dem Niveau liegt,ist man als Mieter schon erleich-tert.“ Aber freilich, die beschriebe-ne Dynamik beobachte er mit Be-sorgnis, müsse sie aber für Wien re-

Neue Technologien erobernmit rasendem Tempo unse-re Welt und prägen mehr

und mehr unser Zusammenleben.Stadtplaner und Architekten ste-hen vor großen Herausforderun-gen: Wir erwarten von ihnen, fürein intelligentes Miteinander zusorgen, effizient und nachhaltigmit den Ressourcen umzugehen,aber ebenso sensibel mit unserenDaten. In diesem Spannungsfeldtun sich Fragen auf: Welche Hal-tungen nehmen Bürger, Architek-ten und Stadtverantwortlichegegenüber den neuen Technolo-gien ein? Konflikt oder Zusammen-arbeit mit Technologie – was wirdin Zukunft vorherrschen? Antwor-ten auf diese Fragen werden in derPodiumsdiskussion „Urban Dataund der öffentliche Raum“ ge-sucht, die im Rahmen der Baukul-turgespräche des diesjährigenEuropäischen Forum Alpbach (sie-he Kasten) stattfindet. Unterstütztwird die Veranstaltung von derwien 3420 aspern developmentAG, die für die Entwicklung undVerwertung von aspern Die See-stadt Wiens verantwortlich ist.

Digital City SeestadtIn Wiens größtem Stadtentwick-lungsgebiet aspern Seestadt setztman sich schon von Beginn an mitdem Thema digitale Vernetzungauseinander. Ein Beispiel dafür istdas Forschungsprojekt AspernSmart City Research (ASCR). Dort

Technologi

Vernetzung. Urban DaStadtentwicklungsge

ESPRÄCHE

resse.com/alpbach

lativieren. „Wien hat eine MillionWohnungen. Wenn man sich diedynamische Entwicklung im Miet-bereich anschaut, dann ist sie nichtim genossenschaftlichen Bereich

und nicht imGemeindebauzu finden. Dassind 220.000Wohnungsein-heiten. Einestarke Steige-rung gibt es nur

im privaten Wohnhausbereich undda vor allem dann, wenn es zurNeuvermietung kommt. Dabei gehtes im Jahr um die 28.000 Woh-nungseinheiten von insgesamteiner Million Wohnungen.“ Grunddafür sei in Wien die überpropor-

werden anhand realer Energieda-ten aus dem Stromnetz und vonmehreren Gebäuden Lösungenentwickelt, um die urbane Energie-erzeugung und den Energiever-brauch zu optimieren. Die Bewoh-ner des am Projekt teilnehmendenWohnhauses zeigten eine hohe Be-reitschaft, den Forschern ihre Ener-giedaten zur Verfügung zu stellen.Generell zeigen die Seestädter einehohe Affinität zum digitalen Aus-tausch. In über 50 selbst organi-

en für die B

ta spielt in der Stadt dbiet ist der digitale Wa

Das innovative Umfeld in der SeesTechnologie-Unternehmen unterschie

tionale Zuwanderung der vergan-genen Jahre.

Michael Ulreichs Wahrneh-mung ist eine andere. Die Preisstei-gerung der Eigentumswohnungensei klar eine Folge der Finanzkrise.Die Leute investieren in Wohnun-gen, weil sie diese Anlage für die si-cherste halten. Bei den Mietenmüsse man differenzieren. DieMarktmieten seien im Rahmen derInflationsmarke gestiegen. Viel hö-her geworden seien sie vor allembei jenen Wohnungen, die früherSubstandardwohnungen waren, inden vergangenen Jahren saniertwurden und nun unter eine höhereKategorie fallen. „Das wirft manuns nun überproportional vor.“Und noch etwas ärgert Ulreich:

sierten Facebook-Gruppen kom-munizieren die Bewohner über denAlltag in der Seestadt. Auch ver-schiedene Bauträger bieten digitaleschwarze Bretter an.

Gemeinsam mit der Magistrats-direktion der Stadt Wien wird mo-mentan auch an einer SeestadtGrätzl-App gearbeitet. Die CIO derStadt Wien, Ulrike Huemer, zeigtsich erfreut: „Wir haben im Rah-men unserer Digitalen AgendaWien die Bürgerinnen und Bürger

edürfnisse

aspern Seestadt

er Zukunft eine wichndel bereits spürbar.

tadt ist ein Anziehungspunkt fürdlichster Größe. [ schreinerkastler.at]

„Wir haben die Situation, dass esheute keinen sozialen Wohnbaumehr gibt. Die geförderten Woh-nungen sind für den Mittelstand.Die sozial Schwachen kommen danicht mehr hinein, weil sie die fal-sche Staatsbürgerschaft haben, zuwenig verdienen und nicht 500Euro pro Quadratmeter an Eigen-mitteln aufbringen können. Sieben,acht Euro Bruttomiete ist keine So-zialwohnung.“ Und wo finden diesozial Schwachen dann ihr Dachüberm Kopf? „Sie wohnen zu 50Prozent bei uns im privaten Wohn-bau. 60 Prozent der Flüchtlingeebenso, weil sie in die öffentlichenEinheiten nicht hineinkommen.Nur die x-te Gemeindewohnungwird nach sozialen Kriterien verge-

gefragt, welche smarten App-Ser-vices sie gerne hätten. Vielfach istdabei der Wunsch nach einer loka-len Community- und Informations-plattform geäußert worden. Mitder wien 3420 und dem Seestadt-teilmanagement haben wir hervor-ragende Partner gefunden, um die-ses Projekt gemeinsam umzuset-zen.“ Nach einem Pilotbetrieb 2018soll die Grätzl-Appwienweit ausge-rollt werden.

Innovatives UmfeldDurch den Schwerpunkt auf Inno-vation und der Erforschung neuerTechnologien haben bereits zahl-reiche forschungsorientierte Un-ternehmen und Start-ups denStandort Seestadt für sich ent-deckt. So zum Beispiel SCL-SensorTech, die im Bereich IKT arbeitenund Messgeräte für die Erfor-schung von Nanostrukturen entwi-ckeln. Aber auch große Player ha-ben sich in der Seestadt angesie-delt: Atos, einer der weltweitführenden IT-Dienstleister, hat imNovember 2016 sein europäischesCompetence Center für Industrie4.0 im Technologiezentrum See-stadt eröffnet.

„Unternehmen aus verschiede-nen Branchen und unterschiedli-cher Größe finden in der Seestadtihr neues Zuhause. Sie profitierenvon einem innovativen Umfeldund von der Nähe zur sehr gutenBildungsinfrastruktur Wiens unddamit zu hoch qualifizierten Talen-

von morge

tige Rolle. In Wiens gr

ben. Ausbezahlte Genossenschafts-wohnungen sind die billigsten. Siewerden auch an Nationalratsabge-ordnete vergeben.“ Sein düsteresFazit: Die Armen schiebe man inden privaten Sektor und „uns hän-ge man einen Sozialmarkttarif um.Denn was ist der Richtwert ohneLagezuschlag? Die gleiche Miete,die der Herr Stadtrat im Gemeinde-bau verlangt. Ich kriege aber keinGrundstück geschenkt, ich muss zuMarktkonditionen einkaufen undfür Kredite persönlich haften. Umden Richtwert kann kein Privaterkostendeckend vermieten. Damusssich etwas ändern!“

„Wien fördert viele Private“Ludwig sieht keinen Handlungsbe-darf. Man dürfe den Wohnbaunicht ausschließlich dem Marktüberlassen. Ein Mischsystem, wiees Wien habe, „ist das spannends-te. Ich kann auch nicht behaupten,dass wir im Sozialbau zu wenigMenschen mit Migrationshinter-grund und sozialen Herausforde-rungen haben. Sie leben zu einemGroßteil in Gemeindewohnun-gen.“ Er lege aber auf die sozialeDurchmischung Wert. „An der Vi-sitenkarte soll man nicht den so-zialen Status erkennen können.“

Noch eines betont er. Geradebei der Sanierung habe man auchviele Private gefördert. „Dass dasStadtbild in den Gründerzeitvier-teln so schön ist, hängt auch an derBereitschaft Wiens, viel Geld in dieHand zu nehmen, um Private zuunterstützen, ihren Wohnungsbe-stand für die Zukunft zu sichern.“

Braucht es imWohnbau mehrStaat oder mehrprivat, wollte Wifo-Forscher MichaelKlien (l.) wissen.Der Wiener Wohn-baustadtrat Mi-chael Ludwig (r.)und der Unter-nehmer Hans JörgUlreich (m.) wur-den sich bei dieserFrage nicht einig.[ Katharina Roßboth ]

ten“, ist Gerhard Schuster, CEO derwien 3420, überzeugt. Insgesamthaben sich bereits 120 Betriebe imStadtentwicklungsgebiet niederge-lassen. Bis 2028 sollen so tausendeArbeitsplätze in der Seestadt ent-stehen.

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VERANSTALTUNG

Urban Data undder öffentliche Raum:Im Rahmen der Baukulturgesprächebeim Europäischen Forum Alpbachdiskutieren Benjamin de la Pena,Experte in Sachen Stadtplanungund Mobilität, sowie der Autor undStadtforscher Adam Greenfield un-ter der Moderation der MIT-For-scherin und OECD-Innovations-agentin Katja Schechtner über dieHerausforderungen an die Stadtpla-nung in Zeiten eines radikalen tech-nologischen Wandels.

Details zur Veranstaltung:

■ Donnerstag, 31. August 2017

■ 16.00 bis 17.00 Uhr

■ Erwin-Schrödinger-Saal,Alpbach, Tirol

■ Diskussion in englischer Sprache

■ Eröffnet wird das Panel vonGerhard Schuster, CEO der wien3420 aspern developement AG

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Förderung. 700 Stipendiaten kommen jedes Jahr nach Alpbach. Sonja Jöchtl ist für den Prozess dahinter verantwortlich. Siekoordiniert die Auswahl der Teilnehmer, sucht nach internationalen Partnern und kümmert sich um die Finanzierung.

Die Verwalterin der Stipendien

3 Banken-Generali und Generali Versicherungtreten als starke Partner des EuropäischenForums in Alpbach auf

WESHALB WIR UNS IN ALPBACH ENGAGIEREN

- Eindrücke unserer Teilnehmer

Bereits zum 25. Mal findet dieses Jahr der 3 Ban-ken-Generali Wirtschaftsdialog statt. Top Speakersind Mag.a Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrauvon Niederösterreich, Prof. Dr. Günther Ofner, Vor-stand des Flughafen Wien, sowie der Politikwissen-schaftler Univ.-Prof Dr. Peter Filzmaier. Durch diespannenden Diskussionen zum diesjährigen The-ma „Europa – Wirtschaft – Arbeitsplätze“ führen Dr.Helmut Brandstätter und Dr. Dressler in gewohnt

„Hier wird das echte Alpbach gelebt“.Markus Gruber, GPK Event- und Kommunikations-management GmbH

„Alpbach bedeutet: Interessante Begegnungen undGespräche, tolle Speaker und Formate sowie jedeMenge Food for Thought. Und das alles in der ganzbesonderen Atmosphäre eines Tiroler Bergdorfs.“

VON ERICH KOCINA

Das absolute Limit. Diese Formulierungwählt Sonja Jöchtl, wenn sie von der Zahlder Stipendiaten spricht, die das Forum Alp-bach besuchen. Die liegt bei 700 und wird esauch bleiben, sagt die Geschäftsführerin dergemeinnützigen Stiftung Alpbach, die jedesJahr hunderten Menschen ermöglicht, zumForum zu kommen. Mehr, sagt sie, geheschon deswegen nicht, weil man mehr garnicht im Ort unterbringen könnte. Und weilsonst auch die Qualität der Seminare undVeranstaltungen leiden würde. Seit Jänner2016 arbeitet die 41-Jährige in dieser Funk-tion. Und kümmert sich darum, das Geld fürdie Stipendien zusammenzubekommen unddie Teilnehmer zu rekrutieren.

EineMillion Euro hat sie dafür jedes Jahrzur Verfügung – zusammengesetzt aus Zu-wendungen und Spenden. Die Stiftung trägtfür die Stipendiaten die Hälfte der Kosten,die andere steuern Sponsoren bei. Wobeider Umfang der Stipendien von der Erlas-sung der Teilnahmegebühr bis zum Vollsti-pendium mit freier Unterkunft und Verpfle-gung reicht. Gesucht wird nach Menschenunter 30 Jahren, die drei Wochen lang Semi-nare und Vorträge besuchen, gemeinsam anProjekten arbeiten und sich an verschiede-nen Problemstellungen abarbeiten. „Und essoll keine Frage des Geldes sein, ob sie da-ran teilnehmen können.“ Etwa 50 Prozentder Stipendiaten kommen aus Österreich,der Rest aus dem Ausland – und der Anteilder Nichtösterreicher soll noch steigen. Weilein internationales Publikum auch dazu bei-trägt, den Horizont zu erweitern und Dis-kussionen weniger einengend und reduzie-rend führen zu können.

Chinesen entdecken das AufzeigenHeuer hat man etwa einen Schwerpunkt aufChina gesetzt und gemeinsam mit dem Ös-terreichischen Austauschdienst 21 Stipen-diaten von chinesischen Unis geholt. Einespannende Erfahrung, sagt Jöchtl. In Chinasei es etwa nicht üblich, dass Zuhörer sichbei einem Vortrag einbringen und mitHandzeichen eine Frage ankündigen. Einejunge Stipendiatin, erzählt Jöchtl, habe sichzunächst gewundert, „doch dann hat sie esauch gemacht“. Ein solcher Austausch bietealso die Möglichkeit, auch für sich selbst et-was herauszuholen. Das nächste Land, aus

dem mehr Studenten geholt werden sollen,ist Indien.

Generell sieht die Geschäftsführerineinen großen Effekt in der Internationalisie-rung. Weil durch das persönliche Kennen-lernen andere Bilder eines Landes entste-hen. Bei den USA denke man derzeit etwavor allem an Donald Trump – im Gesprächmit amerikanischen Stipendiaten kann manauch ganz andere Dinge über das Land er-fahren. Und der Austausch verlaufe so mit-unter auch zwischen Teilnehmern aus Na-tionen, die miteinander verfeindet sind.

Das Forum spricht aktiv Universitätenim Ausland an und sucht dort nach Part-nern, mit denen man zusammenarbeitenkann. Kümmert sich auch um Formalitätenwie Visa für die Stipendiaten. „Da gibt eseine sehr gute Zusammenarbeit mit der ös-terreichischen Botschaft. Die organisierenSchengen Visa für drei Wochen.“ Und diesogar kostenlos. Klar ist aber, dass mit mehr

pointierter und professioneller Manier.Wie in den vergangenen Jahren bietet sich die Ver-anstaltungsserie als optimale Plattform für den di-rekten Meinungsaustausch an. Alpbach ist ein Ortder Begegnung und bietet die Möglichkeit überTopthemen unserer Zeit mitzudiskutieren und sichaus erster Hand zu informieren.

„ImMittelpunkt jeder erfolgreichen Geschäftsbezie-hung steht eine vertrauensvolle Kooperation. Auch beider Geldanlage geht es heute mehr denn je um Koope-ration und den ehrlichen Austausch zwischen Kunden,Beratern und Anbietern. Denn nur so können Anlage-ziele klar definiert, Lösungen passgenau geschneidertund Konflikte vermieden werden.“Martin Linsbichler, Franklin Templeton Investment

„Wie immer ist Alpbach - und insbesondere dasGenerali Event - ein unerläßlicher Fixpunkt im Jahr:Wer über die wichtigsten Themen für Strategie undMarktentwicklung informiert sein will und mitredenkönnen will muss einfach dabei sein.“Adam Lessing, Fidelity InvestmentsInternational

„Ich schätze die guten Gespräche in sommerlicherAtmosphäre mit interessanten Teilnehmern – weit ge-nug weg vom beruflichen Alltag und ganz nahe an denwichtigen Themen unserer Zeit.“Klaus Zentner, UBS Asset Management

Saskia Wallner,

„Heimische Untnur dann durchsrinnen und Mitarbesten Produkteintellektuellen HÖsterreicherinneben, zur WeltspForum Alpbachdieses Anliegenzu diskutieren uzuzeigen.“mc Präsident M

rektor der Mün

Foto: Generali/Lukas Lorenz

ausländischen Stipendiaten der Anteil derÖsterreicher sinken wird. Dafür sollen dieEinheimischen bessere Konditionen be-kommen, wenn sie das Forum als reguläreTeilnehmer besuchen. Wichtig ist Jöchtl,dass die jungen Menschen nicht als Urlau-ber betrachtet werden. Denn das Programmist dicht, die drei Wochen sind anstrengend.„Und sie machen das alles, ohne dafür ECTSzu bekommen“, meint sie. „Insofern sinddas Pioniere. Und man braucht solche Vor-denker.“ Das mache auch für Unternehmendas Sponsoring des Programms interessant.Weil man sich dabei genau bei solchenMenschen positionieren könne.

Mit dem Ende des Forums kommt fürJöchtl und ihr Team nun eine kleine Atem-pause – ehe Mitte Februar wieder die Aus-schreibung der Stipendien beginnt. Und er-neut 700 junge Menschen die Chance be-kommen, Stipendiaten beim Forum Alp-bach zu werden.

FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017 FORUM ALPBACH III

Stiftungsgeschäftsführerin Sonja Jöchtl. [ K. Roßboth ]

Ketchum Publico GmbH

ernehmen werden sich am Weltmarktetzen, wenn sie mit ihren Mitarbeite-beitern die innovativsten und qualitativherstellen. Dafür brauchen wir einen

ub für Forschung und Lehre, wo jungen und Österreichern die Chance ha-itze aufzuschließen. Das Europäischebietet eine hervorragende Möglichkeit,

ZUR PERSON

Sonja Jöchtl (41) ist seit Jänner 2016 Geschäfts-führerin der gemeinnützigen Stiftung desEuropäischen Forums Alpbach. Zuvor war sie mehrals zehn Jahre für die Kommunikationsarbeit unddas Fundraising der Caritas zuständig. Die Welserinhat einen Abschluss in Publizistik- undKommunikationswissenschaft an der UniversitätWien und einen Projektmanagement-Lehrgangabsolviert. Jöchtl ist verheiratet und hat einen acht-jährigen Sohn.

mit führenden Entscheidungsträgernnd Verbesserungsmöglichkeiten auf-

ag. Gerhard Starsich, Generaldi-

ze Österreich

„Presse“-Tipps:Heute inAlpbach

Themen am Puls der Zeit,Ideen aus erster Hand undspannende Gesprächsrun-den machen das ForumAlpbach zu einem Hotspotfür Unternehmer und Wirt-schaftstreibende.Alfred Leu, Generali CEO

8.30 Uhr, Hotel Böglerhof

Neue Geschäftsmodelle für BankenWas können Banken tun, um mit den anstehendensystemischen Veränderungen mitzuhalten?

9 Uhr, Erwin-Schrödinger-Saal

Interessenkonflikt StadtplanungWie können sich Städte im Rahmen ihres histori-schen Erbes zeitgemäß entwickeln?

10.15 Uhr, Erwin-Schrödinger-Saal

Grund und Boden als RessourceBoden ist eine umkämpfte Ressource. Wie viel Regu-lierung verträgt sie, wie viel freien Markt?

15 Uhr, Treffpunkt: Molden-Foyer

Wandern mit PionierenKurze Alm-Wanderungen mit Rubert Graf Strachwitz,Maximilian Tayenthal oder Ruben Vardanyan.

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IV FORUM ALPBACH FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017

Für Bankenrebell Voss ist das Finanzsystem auf die schiefe Bahn geraten. [ Katharina Roßboth ]

ZUR PERSON

Rainer Voss wurde 1959 in Wuppertalgeboren und arbeitete bis 2008 alsWertpapierhändler bei mehrerendeutschen Banken. Bekannt wurde er2013 durch den preisgekröntenDokumentarfilm „Master of theUniverse“ von Marc Bauder, ein langesInterview, in dem der Ex-Banker„auspackt“. Heute lebt er mit seinerFamilie in Frankfurt und Spanien.

Das große Selbstverständnis der kleinen BankerFinanz.Maximilian Tayenthal, Mitgründer des Start-ups N26, hat keine Angst vor den Banken. Auch sonst ist er sich seiner Sache – fast immer – sicher.

Vor zwei Jahren war Valentin Stalfbei den Alpbacher Finanzmarktge-sprächen zugegen. Der österreichi-sche Mitgründer des Banken-Start-ups Number 26 stand nicht imMit-telpunkt, sondern auf mehrerenkleinen Podien und erklärte, wa-rum die Finanzbranche vor seinemBerliner Unternehmen mit den40.000 Kunden und dem Rest derdigitalen Newcomer Angst habensollte.

Zwei Jahre später ist es nichtStalf, sondern sein Vorstandskol-lege Maximilian Tayenthal, derAlpbach betritt. Die Bühne ist grö-ßer, der Gestus auch. Mit einer gu-ten halben Million Kunden in 17Ländern, einer eigenen Vollbankli-zenz und dem flott verknapptenNamen N26 hinter sich, bestritt eram Donnerstag die Hauptabend-diskussion. Das Thema blieb das-selbe. „Banking ohne Banker?“,lautete der fragende Titel.

Tayenthal hat eine klare Mei-nung dazu. „Es gibt keinen ande-ren Bereich, wo so superalte,schwerfällige Player dominieren.“Dass Peter Bosek, Vorstand bei derErste Bank und federführend beider Entwicklung des hauseigenemOnline-Diensts George, kürzlichsagte, Banken seien zwar von vor-vorgestern, aber würden nochüberübermorgen da sein, nehmeer nicht als Kampfansage wahr.Vor zwei Jahren habe sie noch kei-ner ernst genommen, heute zitierein Europa fast jeder N26 als Bei-spiel eines erfolgreichen Finanz-Start-ups. Den alten Banken drohtlaut Tayenthal dasselbe Schicksalwie den Reisebüros – wenige Filia-len bleiben übrig, das meiste Ge-schäft wandert ins Internet ab. „Esgibt viele Dinge, die mich nachtsschlecht schlafen lassen, die Kon-kurrenz der etablierten Banken ge-hört nicht dazu.“

Was ist es dann? Recht wenig,möchte man meinen, wenn manTayenthal zuhört. „Niemand in Eu-ropa macht heute etwas Vergleich-bares“, sagt er. Technologie-Rie-sen wie Google oder Facebook, dieer noch vor zwei Jahren als die grö-

ßere Bedrohung verglichen mittraditionellen Banken genannthatte, drängten ebenfalls nicht inseinen Markt hinein. „Es ist keineBranche, wo du eine Blaupausemachst und sie auf die ganze Weltausdehnst.“ Die strengen Regula-rien seien auch der Grund, wiesosich die schwerfälligen Bankenlange Zeit gut gehalten hätten.

Alles für das HandyNun ändere sich das Kundenver-halten aber dramatisch – und dassei gepaart mit Niedrigzinsen undBasel-Richtlinien schwere Kost fürschwere Strukturen. Bei N26 istman überzeugt, dass der Kundevon morgen sein Handy als Bankfi-liale betrachtet und keinen Cent zuviel für versteckte Gebühren aus-geben will. Dem kommt man ent-gegen – wenn auchmit Grenzen.

Im Vorjahr war die Aufregunggroß, als das Start-up mehreren

hundert Kunden die Verträge kün-digte. Sie hatten rund 40 Mal imMonat Bargeld abgehoben. Fürden Geschmack von Stalf und Tay-enthal zu oft, schließlich bot manden Service wie das Girokonto gra-tis an und das kam in Deutschlandteuer. Man habe sich von den we-nigen Kunden getrennt, die dasKonto „missbräuchlich“ verwen-det hätten, sagt Tayenthal.

Dem Zustrom an Neukundenhabe das aber nicht geschadet.Ebenso nicht die Meldung einesIT-Experten im Vorjahr, dass N26 –mittlerweile geschlossene – Sicher-heitslücken aufweist. Eine MillionKunden will man 2018 haben, imJahr darauf nochmals so viele. Siesollen vor allem durch das ständigwachsende Zusatzangebot rundums Sparen, Investieren und Ver-sichern Geld hereinbringen. Dasalles kostet auch online sehr wohletwas. (loan)

Maximilian Tayenthal von N26. [ Roßboth ]

„Ich konnte das Testosteron riechen“Banken. Erst Investmentbanker, dann Doku-Filmstar: Rainer Voss kritisiert das Finanzsystem ausder Innenperspektive. Regulierung könne Krisen nicht verhindern, es brauche einenWertewandel.

FINANZMARKTGESPRÄCHE31. 8. – 1. 9.

diepresse.com/alpbach

VON KARL GAULHOFER

Viele Gäste beim Forum Alpbachfühlen sich hier wie die Made imSpeck. Rainer Voss müsste sicheher wie ein Stachel im Fleischvorkommen. Bei den Finanzmarkt-gesprächen wirft der frühere In-vestmentbanker einen Blick zu-rück im Zorn: Trader „sind ganzarme Figuren“, die man am bestenmit „verhaltensauffälligen Kin-dern“ vergleichen kann. Vossselbst war einer von ihnen, bevorer in der Finanzkrise ausstieg und2013 durch den preisgekröntenDokumentarfilm „Masters of theUniverse“ zu cineastischen Ehrenkam. Aber seltsam: So erfolgreichder Streifen war, so bekannt „DerBanker“ (wie der Fernsehtitel lau-tete) dadurch wurde – von frühe-ren Kollegen kam „null Reaktion“.Vielleicht weichen sie einer Dis-kussion aus, die sie dazu zwingenwürde, „sich selbst in Frage zu stel-len“ und danach zu handeln.

Zwei Jahrzehnte lang hat derDeutsche im Investmentbankinggearbeitet: „Ich konnte das Testo-

steron am Handelstisch riechen“.Der Beruf ziehe keine gefestigtenCharaktere an, sondern „schwacheMenschen“, die ihre einzige Stützeim Berufsleben finden und des-halb im Job „unendlich leidensfä-hig“ sind. Schnell verdienen sieviel mehr Geld, als sie ausgebenkönnen. Aber darum geht es garnicht, mehr um die Selbstbestäti-gung: „Einen Blick auf den Bild-schirm zeigt ihnen ihrenWert“.

Nun ist dieser Befund nichtganz neu. Nach der Finanzkrisehat er sich auch außerhalb vonNew York, London und Frankfurtherumgesprochen. Die originelleVolte von Voss: Mit mehr Regulie-rung lasse sich das Finanzsystemnicht auf Dauer stabilisieren.Strengere Aufsicht, höhere Kapital-quoten und mehr Governance-Vorschriften: Das alles sei zwar„aus taktischer Sicht“ gut undwichtig. Aber neue Krisen könnenwir aus seiner Sicht nur verhin-dern, wenn sich die Einstellungder Akteure ändert. Voss denkt da-bei nicht nur an Banker. Auch der

Dieselskandal und das Doping imSport lassen ihn fragen: „Was ist dain unserer Gesellschaft passiert?“Nur vage zeichnet er einen Wegzurück zum verlorenen Werteka-non vor. Er ginge über mehr „Men-schenbildung“ an den Universitä-ten und mehr „glaubhafte Füh-rungspersönlichkeiten“ an derSpitze von Konzernen.

KeinWerk GottesAber ist es wirklich wahr, dass er-folgreiche Banker auf das Gemein-wohl pfeifen? Wenn Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein noch2009 sagte, er verrichte „GottesWerk“, so meinte er das ja nicht zy-nisch, sondern ernst. Die Idee da-hinter: Nur ein gut geölter, sehr li-quider Finanzmarkt mit vielenProdukten und Akteuren könne ineiner hoch entwickelten Realwirt-schaft für steigenden Wohlstandsorgen. „Wunderschön, aber reali-

tätsfremd“ seien diese Theoriender Ökonomen, findet Voss – undhält doch nur seine eigene Erfah-rung dagegen: das Gefühl derOhnmacht, wenn alles zusammen-bricht, wenn er als Händler beimAusbruch einer Krise um jedenPreis verkaufenmusste.

Aber Voss lässt sich nicht soleicht in die Schublade der apoka-lyptischen Fundamentalkritikerstecken. Er lobt etwa die Banken-union in der EU: „Ich hätte nie ge-glaubt, dass die das schaffen“.Freilich: die neue Form der Ab-wicklung (dass bei einer Pleitenicht der Steuerzahler, sondernzuerst die Investoren zur Kassa ge-beten werden) sei schon bei denersten Anlassfällen in Italien amWiderstand aus Rom gescheitert.Apropos: Nicht mehr hören kannVoss auch das „Gesülze der Politi-ker“, die Banken müssten wiederder Realwirtschaft dienen, dann

werde alles gut. Dem hält er entge-gen: Die drei maroden italieni-schen Institute sind nicht an wil-den Spekulationen gescheitert,sondern daran, „dass sie der Real-wirtschaft zu intensiv gedient ha-ben“ – durch Kredite an Firmen,die nicht mehr lebensfähig waren.Auch hier lauern also Gefahren.

Nächste Krise von außenWas sonst noch schief lief seit derKrise: Das Volumen der Hedge-fonds sei weltweit um 30 Prozentgestiegen. Schattenbanken mach-ten sich in China breit. Die Kon-zentration nehme vor allem in denUSA zu, die Riesen seien so weitergewachsen – und damit mehrdenn je „too big to fail“. Insgesamtaber hätte sich Amerika durch dietemporäre Verstaatlichung undZwangskapitalisierung seinerGroßbanken besser aus der Affäregezogen als Europa. Für künftigeKrisen erwartet der 58-Jährige,dass die Staaten bald „die Schnau-ze voll haben“ und Banken dauer-haft verstaatlichen werden. Wasvielleicht gar nicht so schlimmwäre, stünden dann nicht womög-lich Populisten an der Spitze – alsFolge derWut der Bürger.

Aber woher könnte die nächsteKrise kommen? Gar nicht direktaus dem System, vermutet Voss,sondern von außen. Ob ein Erdbe-ben in San Francisco oder ein Aus-bruch der Vogelgrippe in Hong-kong: In einer so eng vernetzenund verflochtenen Welt könntemanch kleine Glut einen Flächen-brand auslösen. Eben deshalb hältVoss aber auch populäre Forde-rungen, man solle doch eine Groß-bank oder Griechenland einfachpleite gehen lassen, für „unverant-wortlichen Schwachsinn“. Wennes etwa gelte, die Deutsche Bank(einer seiner früheren Arbeitgeber)vor dem Zusammenbruch zu ret-ten, und sei es mit Steuermitteln,Voss würde das gutheißen, „auchwenn ich dabei kotzenmüsste“.

Treichl gegenFiskalunionDer Erste-Group-Cheffürchtet eine Zersplitterung.

Er sei für ein vereintes Europa,sagt Erste-Group-Chef AndreasTreichl. Doch eine gemeinsameFiskalpolitik in der Eurozonewürde die Zersplitterung för-dern. „Der Euro braucht keineFiskalunion, um zu überleben“,sagte er bei der Podiumsdiskus-sion „Die Zukunft des Euro“.Eine Fiskalunion würde dazuführen, dass Europa weiter zer-splittert. Eine Anspielung aufNorwegen und die Schweiz –zwei der reichsten Länder desKontinents, die nicht EU-Mit-glieder sind. Und auf Däne-mark, das zur Union gehört, je-doch nicht Teil der Währungs-union ist.

Anderer Meinung war derWirtschaftswissenschaftler Gre-gory Claeys vom BrüsselerThink Tank Bruegel. Er meint,dass man sich durch die Schaf-fung einer Fiskalunion vor dernächsten Krise wappnen kön-ne. Vorher müsse man aller-dings vergangene Fehler analy-sieren. „Ich würde eine Finanz-reserve schaffen – die könnteman auch Fonds nennen –, umim Fall des Falles Krisenhilfenfür einzelne Länder zu gewähr-leisten. Das wäre meine Ideeeiner Fiskalunion.“

„Staaten einbinden“„Keine Versteuerung ohne Ver-tretung – das funktioniert ein-fach nicht“, sagte der frühereBank-Austria-Vorstand Wil-helm Hemetsberger, der jetztCEO der Ithuba Capital AG ist.„Wir können keine Finanzent-scheidungen in der EU treffen,ohne die Staaten einzubinden“,kritisierte er ein Bild einer weitfortgeschrittenen Fiskalunion,die so über Nacht nicht kom-men würde. Hemetsberger sag-te auch, dass es keine großenÜberweisungen zwischen ein-zelnen Ländern geben sollte.Grundsätzlich müsse die Ver-bindung von Banken und Staa-ten aufgebrochen werden.

„Der Euro braucht eine Fis-kalunion, um zu überleben“,sagte Filippo Taddei vom Bo-logna Institute for Policy Re-search. Die Euroländer seienschon eng verflochten. Durcheine politische Koordinierungder Finanzpolitik komme maneinen Schritt weiter in der Ein-lösung des Versprechens desEuro: Frieden und Wohlstandin ganz Europa. (APA/red.)

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FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017 FORUM ALPBACH V

Harmonie zwischen SPÖ und ÖVP beim HöhenfrühstückEvent.Wiens SP-Finanzstadträtin Renate Brauner und ÖVP-Vizechefin Bettina Glatz-Kremsner sehen eine gute Gesprächsbasis zwischen den Parteien.

Obwohl mit Renate Brauner undBettina Glatz-Kremsner zwei Vize-Parteichefinnen von SPÖ und ÖVPbeim diesjährigen Höhenfrühstückvon „Presse“ und „trend“ eingela-den waren, war es ein harmoni-scher Tagesbeginn in der Postalm.Ob das vielleicht auch damit zutun habe, dass Frauen weniger ei-tel sind und mehr konsensorien-tiert, fragte „Presse“-Chefredak-teur Rainer Nowak.

Renate Brauner, Wiens Finanz-stadträtin, meinte dazu, dass Frau-en vielleicht faktenorientierter sei-en. Wichtig sei ihr, dass die Ge-sprächsbasis zwischen den ehe-maligen Koalitionspartnern beibe-halten wird. Und: „Für mich ist dieZusammenarbeit zwischen SPÖund ÖVP nach der Nationalrats-wahl nicht ausgeschlossen.“

Bettina Glatz-Kremsner, Vor-stand der Casinos/Lotterien undseit Juli Vize-Parteiobfrau der ÖVP,

ist abwartend: „Dass wir beide unsgut verstehen, ist kein Einzelfall.Wir haben viele Standpunkte, dieuns vereinen, andere nicht. War-ten wir mal den Wahlsonntag ab.“Warum sie als erfolgreiche Mana-gerin zusätzlich eine Funktion indie Politik übernommen hat, fragt„trend“-Chefredakteur AndreasWeber. „Ich denke mir, je mehrLeute einen Beitrag leisten, destomehr bringen wir dieses Landnach vorne.“

Ähnlich harmonisch sindBrauner und Glatz-Kremsner auchbeim Thema Frauenförderung. DiePolitik müsse Maßnahmen setzen,um Bewusstsein zu schaffen, soBrauner. Von Kinderbetreuungs-plätzen über flexible Arbeitszeitenbis zur Förderung von Mädchenim Ausbildungsbereich. Den größ-ten Nachholbedarf gebe es nachwie vor im Management von bör-senorientierten Unternehmen und

in Aufsichtsräten. Brauner erinnertdabei an die Karriere Glatz-Krems-ners: Als sie Vorstand wurde, ha-ben alle ungarischen Kollegen gra-tuliert, in Österreich wurde sie ge-fragt, wie sich das mit der Familieausgeht. Und Brauner zum ThemaQuote? „Es ist traurig, dass wir siebrauchen. Aber es ist notwendig.“

Glatz-Kremsner sieht das ähn-lich: „Mir wäre lieber, wir bräuch-ten keine. Aber sonst passiertnichts.“ Sie hat ihre Kindheit imkommunistischen Ungarn ver-bracht, wo alle Frauen gearbeitethaben – auch in Spitzenfunktio-nen. „Dort zählte die Leistung,nicht das Geschlecht. Ich hatte

lange Jahre ein schlechtes Gewis-sen, weil ich immer darauf ange-sprochen wurde, wie es meinemKind damit geht.“ Daher gibt esauch bei den Casinos und Lotte-rien positive Diskriminierung, so-lange die 50-Prozent-Quote imManagement nicht erreicht ist.

Und wie sehen die beiden ihrepersönliche Zukunft, wo doch so-wohl die Casinos als auch die Wie-ner SPÖ im Umbruch sind? Glatz-Kremsner: „Es ist eine intensiveZeit für die Casinos mit Vorstands-wechsel und neuer Eigentümer-Struktur. Aber: Ich bringe mich alsFrau in der Wirtschaft in die Politikein, nicht als Frau aus der Wirt-schaft.“ Renate Brauner kann dieAufregung der Medien um den an-gekündigten Abgang MichaelHäupls im Jänner nicht verstehen.„Entweder es gibt einen Kandida-ten oder zwei.“ Ob sie antretenwird? „Kein Kommentar.“ (tst)

Höhenfrühstück:„trend“-Chef-redakteur AndreasWeber, BettinaGlatz-Kremsner,Renate Braunerund „Presse“-Chefredakteur undHerausgeber Rai-ner Nowak (v. l.).[ Luiza Puiu ]

Sport. Es ist das traditionelle, ehrliche Kräftemessen. Beim Ranggeln sind Technik, Kraft undAusdauer gefragt. Und man kann dabei auch etwas über das Gefangenendilemma lernen.

Wie man Kraftlackel aufs Kreuz legt

VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Zwischen 20 und 30 Meter Durch-messer hat der Kreis, in dem ge-ranggelt wird. Nicht irgendwie ge-rangelt: Es gibt klare Regeln fürdieses „ehrliche Kräftemessen“,sagt Thomas Kostenzer. Als Siegeraus dem Wettkampf Mann gegenMann geht hervor, wer den ande-ren aufs Kreuz legt, sagt er. Der25-Jährige ist der Obmann der Alp-bacher Ranggler. Sobald einer derbeiden den Bodenmit der Schulterberührt, ist der Kampf zu Ende.SechsMinuten sind dafür Zeit.

Jeweils zwei Duelle findengleichzeitig statt, überwacht von jeeinem Schiedsrichter. Zwei weitereNebenschiedsrichter achten da-rauf, dass die Linie, die die Kampf-fläche begrenzt, nicht übertretenwird. Wenn das passiert, wird dieZeit angehalten, bis die Rangglerwieder im Ring sind.

Der archaische Sport, der inden Tälern des Tiroler Unterlan-des, Teilen Südtirols und des süd-östlichen Bayerns und Salzburgsgepflegt wird, erinnert an das grie-chisch-römische sowie an dasSumo-Ringen oder an Judo. Undes wird wie das in der Schweiz po-puläre Schwingen im Freien aus-geübt. In weißer Hose samt Gürtelund weißem Hemd: Die Ranggler-pfoad ist aus einem ganz speziel-len Stoff aus Nylon und Leinen ge-

fertigt. „Den muss man immer ex-tra bestellen“, sagt Kostenzer, „erist weich, aber zugleich extrem be-lastbar.“ Das muss er auch sein,denn beim Ranggeln wird fest zu-gepackt. Das machen schon dieVierjährigen. Bis 18 ranggeln dieKinder und Jugendlichen – Mäd-chen und Burschen – in Altersklas-sen. Danach geht’s in die Allgemei-ne Klasse, die in vier Leistungska-tegorien unterteilt ist. Je mehrPunkte ein Ranggler – in der Allge-meinen Klasse sind es dann nurnoch Männer – bei Turnieren er-reicht, desto höher steigt er auf.

Hogmoar will jeder werdenApropos Turniere: Von Mitte Aprilbis Oktober findet beinahe jedesWochenende ein Turnier statt –rund 20 sind es pro Jahr –, bei demder Sieger mit dem Ehrentitel„Hogmoar“ ausgezeichnet wird.Besonders prestigeträchtig ist derSieg beim „Hundstoaranggeln“,das 2010 zum nationalen Immate-riellen Kulturerbe der Unesco er-klärt wurde und immer am Sonn-tag um Jakobi (25. Juli) in Hund-stein im Salzburgischen Pinzgaustattfindet. Doch nicht nur derHogmoar bringt in der Szene vielAnsehen, auch die Landes- undStaatsmeistertitel und der Sieg imAlpencup, der den Saisonbestenauszeichnet. Ein Titel, den nochkein Alpbacher je einheimsen

konnte. Aber, sagt Kostenzer, „wirsind mit 25, 30 Mitgliedern eineher kleiner Verein“. Er selbstmuss derzeit pausieren: Wiederzwingt ihn ein Kreuzbandriss zurPause. Es ist seine fünfte Kniebles-sur – die zweite, die er sich beimRanggeln zugezogen hat, wie derBundesforste-Mitarbeiter erzählt.17 Jahre ist er schon dabei. Zwarhat das Ranggeln in seiner Familiekeine Tradition, doch als Achtjäh-riger kam er über einen Freundzum Training – und begeisterte inder Folge auch seine beiden jünge-ren Brüder.

Zweimal die Woche trainierendie Alpbacher zwischen Septemberund dem Beginn der Wettkampf-saison, die Wurf- und Hebeltechni-ken: den Ausheber, Stierer, Knipfer,Hufer, Achsler und natürlich denprestigeträchtigen Kreuzwurf. Dazugeht der werfende Ranggler in dieKnie, fasst seinen Gegner in Hals-nähe am Hemd und bei der Knie-kehle, nimmt ihn mit Schwung aufseine Schultern und sein Genickund wirft ihn zu Boden. Daher kön-nen Männer mit den unterschied-lichsten Staturen Hogmoar werden.Manche Techniken bevorzugen dieKräftigen und Großen, andere dieQuirligen und Kleinen. „Beißen,würgen, kratzen, boxen ist verbo-ten“, sagt Kostenzer, doch das eineoder andere versteckte Foul kom-me imRing schon vor.

Dafür gehe es bei den Turnie-ren sonst recht friedlich zu. Raufe-reien, wie sie hin und wieder beiZeltfesten vorkommen, seien eineSeltenheit. Sogar beim Traditions-duell der Alpbacher mit den be-nachbarten Wildschönauern obenauf dem Schatzberg. Das habe, wieKostenzer sagt, eine ganz spezielleAtmosphäre. Es sei ein richtigesBergfest mit Ausschank und Grille-rei. „Das ist bärig“, sagt Kostenzer,zuerst werde geranggelt und „danngehen wir gemeinsam was trin-ken“. Heuer allerdings fällt dasKräftemessen am Berg aus, weilder Lift auf den Schatzberg nicht inBetrieb ist. Offensichtlich sind dieRanggler eben Ranggler – und kei-neWanderer.

Alles oder nichtsSie sollten aber jedenfalls ein we-nig auch Taktiker sein. Denn wennin den sechs Minuten Kampfzeitkeine Entscheidung fällt, scheidenbeide aus. Das ist wie beim soge-nannten Gefangenendilemma –keiner hat etwas davon. Wem esgelingt, die Entscheidungen in denjeweiligen Runden schnell herbei-zuführen, hat auch im Finale etwasdavon. Denn gibt es im Finalenach sechs Minuten keinen Sieger,gewinnt der, der in den Vorrundenweniger Zeit gebraucht hat. DerLangsamere muss im Finale alsoordentlich an- und zugreifen.

Einer muss gewinnen – oder beide scheiden aus. Sechs Minuten haben die Ranggler pro Kampf Zeit, ihren Gegner zu bezwingen. [ Rangglerverein Alpbach ]

TWEETS DES TAGES

Der Morgen be-ginntmit der tägli-chen „Tweet desTages“ Lesung im

Teamraum. |efa17@ElsefPular

Wolf Prix in Alpbach: Wenn Au-toindustrie so innovativ wärewie Bauwirtschaft, würden wirheute noch mit Ochsenkarrenfahren |efa17@BarbaraRuhsmann

Nach der nächsten Bankenkrisekönnte Andreas Treichl Kaba-rettist werden. |efa17 |debat-tierclub@simoberbichler

Just saying: speakers, get yourEnglish pronunciation right.Accents are horrible to listen to.-.- |efa17@nurArium

36 % Prozent Frauenquote heu-er bei |efa17. Steigerung zumVorjahr, für nächstes Jahr solltedas auchmöglich sein.@DorisChristinaS

Mir hat übrigens gestern je-mand ein wunderschönes Wortgeschenkt. Ich sei eine Europa-Gschaftlerin, hat sie gesagt.|efa17@_schwindelfrei_

Wow. Jakarta ist voller Black-berry Telefone. Dort werden siewiederverwertet wenn wir sieabgeben. |efa17 |BLT@botic

Overheard in Alpbach: Is any-one doing this future of Europething? |efa17@lullulia

“You cannot play basketballunder the rules of tennis”|efa17 |hansjörgschelling@geraldgru

ganz langsam ziehen gewitter-wolken auf. die |finanzmarkt-gespräche beginnen am nach-mittag. |zufall? |efa17 |storm|thunderbolt & |lightning@tgoiser

Graue Haare, dunkle Anzügeund Manschettenknöpfe - icherkläre die Finanzmarktgesprä-che für eröffnet! |efa17@WolfgangEichert

„Ein Typ von der FMA hat aufunserem Küchentisch geschla-fen“ |efa17@mic_ung

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VI FORUM ALPBACH FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017

Wenn der Glücksbringer ins Bergdorf kommtPorträt.Martin Stiefmüller hat das „Rauchfangkehrer-Gen“ vererbt bekommen. Für seine Kunden plagt er sich nicht nurdurch meterhohen Schnee auf den Alpbacher Dächern, sondern füllt ihnen auf Wunsch auch Lottoscheine aus.

VON HELLIN JANKOWSKI

In Alpbach wurde bereits eine Fernsehseriegedreht, es gilt als „Schönstes BlumendorfEuropas“ und ist Heimat des EuropäischenForums. Eines aber hat Alpbach nicht: einenRauchfangkehrer. „Es gab nie einen eigenenKaminkehrer, der Bereich wäre zu klein“,sagt Adolf Moser, Amtsleiter der Gemeinde.Die „Glücksbringer“, die man hie und da aufden Straßen erblickt, sind somit im doppel-ten Sinne gern gesehen.

„Seit 25 Jahren bin ich als Rauchfang-kehrermeister zuständig für die GemeindenAlpbach, Kundl, Radfeld, Rattenberg, Brix-legg und Reith“, erzählt Martin Stiefmüller.Der 50-Jährige, seine sechs Gesellen und einLehrling sind damit für gut 5000 Haushalteverantwortlich. Und zwar dreifach: „Zu un-seren Aufgaben gehört schon lange nichtmehr nur das Ausputzen des Kamins, wirsorgen vor allem für Brand- und Natur-schutz sowie Energieeinsparung.“

Holzkamin nachMondphaseErsteres umfasst das klassische Reinigen derRauchfänge. „Bei pechigen Kaminen kann essehr gefährlich werden.“ Gemeint sind Koh-lenwasserstoffverbindungen, die beim Hei-zen durch einen Funken getroffen werden.„Dieser Ruß entsteht durch die unvollstän-dige Verbrennung von Holz“, sagt Stiefmül-ler. „Wird mit nassen oder feuchten Scheitengeheizt oder werden Fette verbrannt, kannes binnen Sekunden zum Kaminbrand kom-men.“ Um das „Pechige“ loszuwerden, be-darf es Spezialreinigungen. Um dem vorzu-beugen, finden alle drei Monate bis einmaljährlich Überprüfungen statt. „Früher hattendie Alpbacher Holzkamine“, erzählt Stief-

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müller. „Das Holz wurde zu bestimmtenMondphasen gefällt und fing fortan keinFeuer.“ Heute seien derartige Konstrukteverboten, nur noch in wenigen Bauernhäu-sern stünde ein solcher Kamin – rein aus op-tischen Gründen. Stiefmüller selbst hat inseinem Haus drei Kamine – „deren Pflege istChefsache“. Gleiches gilt für die Kundenbe-ratung: „Will jemand ein Haus mit Kaminbauen, kommt er zu mir.“ NachträglicheEinbauarbeiten seien oft sehr schwierig undmit hohen Kosten verbunden.

Dass er Rauchfangkehrer werden wolle,war für den begeisterten Radfahrer schon vor

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dem Eintritt in die Volksschule klar. „Ichhabe das in den Genen.“ Schon sein Großva-ter sei dieser Profession nachgegangen. „AlsBub durfte ich meinen Vater manchmal zurKundschaft begleiten, das hat mich faszi-niert.“ Keine sieben Jahre alt, stand für ihnfest: „Ich werde Kaminkehrermeister.“ Diedazugehörige Prüfung legte er mit 24 Jahrenab – seither darf er den Zylinder tragen, dasKennzeichen der „Schwarzen“, wie der Tiro-ler sich und seine Kollegen nennt. „Dabeisind wir heute gar nicht mehr so arg rußver-schmiert, wie das früher einmal war.“ Dasliegt zum einen an der Schutzmaske, die bei

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der Arbeit getragen wird – früher war es einweißes Halstuch, das nach dem ersten Ka-minputz kaum wiederzuerkennen war. Zumanderen an den Schornsteinen selbst. „Heutehaben wir für jede Kamingröße eigene Bürs-ten, Sauger und Messgeräte. Wir steigen aufdas Dach, kehren fünf- bis sechsmal vonoben hinunter, gehen dann ins Hausinnereund saugen den Ruß aus dem Kaminfuß he-raus“. Früher hieß es bei besonders großenKaminen „hinaufschluffen“. Konkret: DerRauchfangkehrer robbte sich mit Schulter-und Kniekraft den Schlot hinauf und kratzteden Ruß ab. „Das war eine Knochenarbeit,ich habe es versucht.“

Auch die Arbeitszeiten waren andere:„Mein Vater fuhr montags um 5 Uhr früh mitden Gesellen im Postbus nach Alpbach, gingzu Fuß zu den Bauern und kam Samstagmit-tag mit dem Postbus wieder zurück.“ Bis da-hin wurde in den Stuben oder Heustöckender Kunden übernachtet. Auch Stiefmüllermusste beruflich schon außer Haus nächti-gen: „Vor einigen Jahren fiel in Alpbach ex-trem viel Schnee, Bäume knickten auf dieStraßen, wir waren eingeschlossen.“

Alpbach im Winter sei überhaupt so eineSache: „Es ist nicht selten, dass wir uns denWeg über das Dach zum Rauchfang durchden meterhohen Schnee frei schaufeln müs-sen.“ Der Glaube an das Glück ist hier eben-falls stark: „Die Leute glauben daran, dass esGlück bringt, uns die Hand zu geben, auf dieSchulter zu klopfen oder an den goldenenKnöpfen der Galauniform zu drehen.“ Man-cher hat noch speziellere Bitten am Herzen:„Ich habe Kunden, denen fülle ich immerwieder den Lottoschein aus“ – ob der erhoffteGoldregen eingetreten ist, verrät er nicht. Dasist ein „Rauchfangkehrergeheimnis“.

Martin Stiefmüller auf einem Alpbacher Dach, in seiner Galauniform mit den goldenen Knöpfen. [ Katharina Roßboth]

Die „Böglerin“, der dunkle Alpbach-GinInfused Gin. 15 verschiedene Kräuter und Gewürze stecken im selbst kreierten Gin von Böglerhof-Barchef Nikki Meyers.

Der Siegeszug des Gin hat auch vor Alpbachnicht haltgemacht: Während in der ganzenWelt neue Gins kreiert werden, hat vor zweiJahren auch Böglerhof-Barchef Nikki Meyers(28) angefangen zu experimentieren. Er hatrecherchiert, probiert, einmal mehr von die-sem Kraut, einmal weniger von jenem Ge-würz hineingegeben. „Drei, vier Monate hates schon gedauert“, sagt der Belgier. „Und15 oder 20 Liter habe ich am Anfang be-stimmt auch weggeschüttet.“

Irgendwann war er dann zufrieden. Seit-dem verkauft Meyers im Böglerhof die Bög-lerin: den hausgemachten Gin. Oder genau-er gesagt: einen „infused Gin“. Es handeltsich nämlich nicht wie beim klassischen Ginum einen destillierten Schnaps, sondern umeinen angesetzten. „Wir haben keine Brenn-lizenz“, erklärt der Belgier, dessen Deutschnach vier Jahren in Alpbach schon einen

entsprechenden Einschlag hat („Meine Kin-der werden einmal Alpbacherisch spre-chen“). Die Böglerin ist daher auch nichttransparent, sondern hat einen dunkel bern-steinfarbenen Ton.

Als nächstes kommt das eigene TonicDer kommt von den insgesamt 15 verschie-denen Kräutern und Gewürzen, mit denender Barchef neutralen, 39-prozentigen Alko-hol versetzt, darunter Kardamom, Orangen-schale, Lavendel und natürlich das, was demGin seinen typischen Geschmack verleiht:Wacholderbeeren. Für rund zweieinhalbWochen kommen die Zutaten in eine großeBallonflasche, dann ist die Böglerin bereit,um mit Tonic und Orangenschale zur Bög-lerhof-Variante des Gin Tonic gemischt zuwerden. Pur serviert Meyers seine Kreationkaum: Tatsächlich schmeckt der angesetzte

Gin sehr intensiv nach Kräutern und rechtherb. Mit Tonic erinnert er irgendwie an GinTonic, schmeckt aber dann doch anders.„Wir wollen uns ja schließlich auch ein biss-chen abheben.“ Bei den Leuten komme dasgut an. „Es ist einmal etwas anderes. Dastaugt den Gästen.“ Beim nächsten Forumkönnte der gesamte Drink sein eigener sein:Er tüftelt gerade an einem eigenen Tonic.

Ein Euro pro Gin geht an die RegionWer den Gin noch vorher probieren will, tutübrigens auch etwas für einen guten Zweck:Bis November spendet der Böglerhof proverkauftem Böglerin-Tonic einen Euro anden Sozial & Gesundheitssprengel von Ge-meinden der Region 31. Und alle, die daranGefallen finden, können sich aus dem Bög-lerhof auch eine ganze Flasche nach Hausenehmen. (beba)

Der Alpbacher Gin ist bernsteinfarben. [ Katharina Roßboth]

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FREITAG, 1. SEPTEMBER 2017 FORUM ALPBACH VII

Revierbesuch.Manfred Zanella ist der jüngste amtierende Förster Österreichs. Sein Forstgebiet ist zerstückelt, vom einenzum anderen Ende braucht es gut zwei Stundenmit dem Auto – im Herzen davon liegt der Schutzwald am Gratlspitz.

Junger Chef im Forsthaus Alpbach

VON HELLIN JANKOWSKI

Es sind zahlreiche unterschiedlich großeFlächen, die auf der Karte zu sehen sind.Alle sind braun eingefärbt, eine Verbin-dungslinie zwischen ihnen besteht nicht.Die Rede ist hier vom Forstrevier Alpbachim Forstbetrieb Unterinntal. Es reicht umdas „Dorf der Denker“ herum – fast berührtder Schutzwald unterhalb des Gratlspitz dasOrtsgebiet. „Ein paar Almen haben sich da-zwischengedrängt“, sagt Manfred Zanellaund deutet auf die alte Forstkarte. Außer-dem zählen zu dem Gebiet eine L-förmigeFläche, die bis Schwaz reicht, eine beinaheovale Fläche um den Märzengrund sowie ei-nige Gebiete um den Großen Beil und denHerzogkogel. „Das waren früher vier einzel-ne Forstreviere“, erklärt Zanella der „Pres-se“. Heute ist es eines.

Der 24-Jährige hat das Gebiet vor rundacht Wochen übernommen. „Ich bin damitnicht nur der dienstjüngste, sondern auchder jüngste amtierende Förster bei den Ös-terreichischen Bundesforsten.“ An Erfah-rung mangelt es Zanella, der eigentlich ausdem Pongau stammt, deswegen nicht. 2012legte er an der Forstschule Bruck an der Murseine Matura ab, begann danach als Revier-assistent im Tiroler Unterinntal und legte dieStaatsprüfung für den Försterdienst ab. Seitdrei Jahren ist er damit ausgebildeter Förster– zuerst war er im Forstrevier Brixental tätig,den letzten Monat vor der Übernahme desForstreviers Alpbach an der Seite seiner Vor-gängerin Steffi Zimmermann. Mit 1. Julirückte er vollends zum Revierleiter auf undwurde so zum Herr über eine Fläche von5300 Hektar.

10.000Meter Holz fällen pro JahrEine Gebietsgröße, die ihm einiges an Koor-dination abverlangt: „Vom einen Ende biszum anderen brauche ich mit dem Auto gutzwei Stunden“, sagt er. „Um effizient zu ar-beiten, schnüre ich mir Arbeitspakete.“ Die-se beinhalten mitunter den Kampf gegenden Borkenkäfer, Buchdrucker und Kupfer-stecher. „Die Lage ist momentan sehr ange-spannt, aber unter Kontrolle“, meint Zanellaund deutet auf eine Schlitzfalle, die an einenzerschnittenen Briefkasten erinnert. „Sie be-inhaltet Pheromone, die die Borkenkäfer an-ziehen; landen sie auf der Falle, rutschen siedurch die Schlitze ins Innere“, sagt er. Jenachdem, wie viele Käfer gefasst werden,lassen sich daraus ihre Flugzeiten ablesen.„Heuer ging es im April los.“

Neben der Schlitzfalle gehen Zanellaund seine Mitarbeiter auch mithilfe von„Fangbäumen“ gegen die Borkenkäfer vor.„Gesunde Bäume werden umgeschnittenund je nach Witterung vier bis sechs Wo-chen lang liegen gelassen. Die Käfer bohrensich in das Holz, vermehren sich dort undwährend sie das tun, transportieren wir dasHolz aus dem Wald ins nächste Sägewerk.“Die Käfer sind aber nicht die einzigen „Be-

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dränger“, mit denen es der gebürtige Salz-burger zu tun hat. „Wächst eine junge Gene-ration an Bäumen heran, gibt es bald einenPlatzmangel; damit sich die starken Zu-kunftsbäume entfalten können, müssenkleinere weichen.“ Dafür markiert Zanellaerst die „Z-Bäume“ mit einem gelben Band,danach wird der ausscheidende Bestand miteinem roten Spray – ein schräger Strich oderein Kreuz markiert. „Pro Jahr sind im Revier10.000 Festmeter Holz zu fällen.“

Auch mit den Jägern hat der Jungförster,der selbst schon mehrfach auf der Pirschwar, zu tun. „Meistens geht es um die Ab-schusserfüllung und Jagdeinrichtungen“, er-klärt er. Häufiges Thema seien zudem Ver-bissspuren, also Schäden an Jungpflanzen,die durch das Abbeißen von Blättern oderZweigen entstehen. „Da ich selbst Aufsichts-jäger bin, sehe ich beide Seiten der Medailleund es ist leichter, einen Konsens zu fin-den“, so Zanella, der auch in Sachen Touris-mus und Landwirtschaft nicht selten zwi-schen die Fronten gerät. Denn: „An das Ge-biet grenzen viele Skilifte, Wanderwege undMountainbike-Strecken.“ Ihre Benutzung

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sowie ihr Verlauf müssen mit ihm abgespro-chen sein. „Es braucht einen Mix aus Ruheund Freizeit.“

Auf der Suche nach Kompromissen istZanella auch mit den Bauern, deren Almenentweder an sein Revier angrenzen, odersich eben darauf befinden. „Es gibt einigeServitutsberechtigte, das sind Landwirte, dieberechtigt sind, in Teilen der Wälder und Al-men ihr Vieh grasen zu lassen und Holz zunutzen. Im Forstrevier Alpbach sind es 150Personen, die pro Jahr 1500 Festmeter Holznutzen und 1600 Großvieheinheiten auftrei-ben dürfen, wobei eine Einheit einer Kuhentspricht. „Sonderlich gerne gesehen sinddie Rinder im Wald nicht, da sie Trittschä-den hinterlassen, jedoch muss auch hier derbestmögliche Mittelweg gefunden werden“,räumt Zanella ein.

Die Natur verjüngt sich hier von selbstDer optimale Wald hingegen sieht für denbegeisterten Wanderer so aus, wie er naheAlpbach zu finden ist. „Hier verjüngt sich dieNatur von selbst“, sagt er und deutet aufrund 145 Jahre alte, hochgewachsene Fich-

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ten. Vor und zwischen ihnen scheint dieSonne auf den Waldboden, aus dem bereitsdie nächste Generation nachwächst.

Ganz um das Pflanzen herum kommtder Förster trotzdem nicht. Die Bundesforstehaben die Bestimmung ausgegeben, dass bis2020 pro Forstrevier und Jahr 150 Jungbäu-me zu setzen sind, die in Österreich nurmehr selten angetroffen werden. Im RevierAlpbach sind dies vor allem Wildobstbäu-me, Tannen oder Vogelkirschen. Auch inSchutzwaldgebieten (Waldabschnitte, dieOrtschaften und Straßen vor Erdrutschen,Steinschlägen und Lawinen bewahren sol-len) müssen immer wieder Pflanzungendurchgeführt werden: „Wir versuchen, einenMischwald zu bekommen, weil er resistentergegenüber den Borkenkäfern ist.“ Bereits ge-setzt hat Zanella Tannen, Ahorn und Doug-lasien, im Schutzwald oberhalb von Alpbachsollen noch einige Lärchen und Laubholzar-ten hinzukommen.

Ausgerüstet mit Fernrohr und TabletDie Frage, warum er Förster werden wollte,beantwortet Zanella übrigens mit seiner Fa-miliengeschichte. „Daheim haben wir einenWald, meine Verwandten sind Jäger und ichwar schon als Kind am liebsten in der Naturunterwegs.“ Eine Leidenschaft, die ihm ge-blieben ist: Ausgerüstet mit Fernrohr undTablet (die Forstkarten sind mittlerweile di-gitalisiert, via GPS ist die exakte Position imRevier ablesbar) ist er nicht nur zu Dienst-zeiten imGrünen.

In seinem neuen Revier gibt es für Za-nella noch viel zu sehen: „Bisher habe es iches immer nur in den Schutzwald beimGratlspitz geschafft – demnächst möchte ichauf den Gipfel.“

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teme, Auskunfte, Unwettemit Sitz inWien und NiederbeiterInnen ausmehr alsundWarnungen, die es wten Sie gerne: info@ubime

Manfred Zanellazwischen 145 Jahrealten, hochgewach-senen Fichten inmittenseines Forstreviers,nahe Inneralpbach.[ Katharina Roßboth]

AUF EINEN BLICK

Das Forstrevier Alpbach gehört zum ForstbetriebUnterinntal und ist 5300 Hektar groß. Von einemzum anderen Ende benötigt man allein mit demAuto rund zwei Stunden Fahrtzeit. Das Gebiet reichtrund um Alpbach – fast berührt der Schutzwaldunterhalb des Gratlspitz das Ortsgebiet –, dazuzählt auch eine L-förmige Fläche, die bis Schwazreicht, eine beinahe ovale Fläche um den Märzen-grund sowie Gebiete um den Großen Beil und denHerzogkogel. Früher waren das vier einzelne Forst-reviere, heute ist es eines.

Manfred Zanella ist 24 Jahre alt und hat das Gebietvor acht Wochen als Revierleiter übernommen.Nach der Matura an der Forstschule Bruck an derMur begann er als Revierassistent im Tiroler Unter-inntal und legte die Staatsprüfung für den Förster-betrieb ab. Seit drei Jahren ist er ausgebildeterFörster, zuletzt war er im Forstrevier Brixental tätig.Sein Aufgabengebiet ist breit: Von der Schädlings-bekämpfung (Borkenkäfer) über die Zusammen-arbeit mit Jägern und Bauern bis zum Fällen krankeroder alter und Setzen junger Bäume.

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