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21.10.2010

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Die Sprachkontakte des Italienischen

– Grundlagenseminar B –

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KONTAKTLINGUISTIK(LINGUISTICA CONTATTUALE)

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Wissenschaftsgeschichtlicher Überblick

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Die kontrastive Linguistik3

Die Kontrastive Linguistik hat ihren Ursprung im Strukturalismus der 50er und 60er Jahre Jahre als neue Grundlage für einen effektiveren Fremdsprachenunterricht.

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Die kontrastive Linguistik4

Sie beschäftigt sich mit dem systemhaften synchronen Vergleich von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zweier oder mehrerer Sprachsysteme.

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Die kontrastive Linguistik5

Wichtige Arbeitsbereiche der kontrasiven Linguistik sind: Kontrastive Phonetik kontrastive Syntax kontrastive Semantik kontrastive Pragmatik

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Sprachkontakt durch Mehrsprachigkeit6

Kontrastiv-Hypothese

Positiver Transfer Negativer Transfer

Nutzbarmachung bei der Mehrsprachigkeitsdidaktik

Gefahr von Interferenzen

Präventionsversuchedurch die Kontrastive

Linguistik (inbes. in den 60er Jahren)

Interkomprehensiondurch Brückensprachen

(z.B. EuroCom)

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Interimsprache (Interlanguage)7

Zielsprache(langue im Sinne Saussures)

EnglischSpanisch

FranzösischItalienisch

(…)

??????

Muttersprache des Lerners

Interimsprache (instabile Lernervarietät)

Unsicherheit

Interferenzen

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Kontrastive Linguistik8

In seiner Kontrastiv-Hypothese von 1945 unterschied Fries zwischen einem negativen Transfer auf der einen Seite, der sich in der

Fremdsprache als Interferenz, d.h. als muttersprachlich bedingter Fehler manifestiert,

und einem positiven Transfer auf der anderen, der durch Ähnlichkeit oder Identität eine Lernerleichterung darstellt.

Es entstand in der Folgezeit eine Vielzahl von kontrastiven Studien zu bestimmten Sprachenpaaren.

Ein Pionier im Bereich der Sprachkontakt- und Interferenzforschung war Uriel Weinreich mit Languages in contact (1953).

Lado veröffentlichte 1957 sein Werk Linguistics across Cultures und verhalf der neuen linguistischen Teildisziplin schließlich zum Durchbruch.

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Wissenschaftsgeschichtlicher Überblick9

Kontaktlinguistik Die linguistische Betrachtung von Sprachen und

deren Sprechern, die miteinander in sozialem Kontakt stehen.

Bereits vor der Konstituierung der Kontaktlinguistik hat man sich in Italien und anderswo mit dem Phänomen des Sprachkontaktes auseinandergesetzt.

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Der Untersuchungsgegenstand 10

Die Kontaktlinguistik beschäftigt sich mit der Erfassung, der Beschreibung, der Modellierung, der Typisierung, der Interpretation und der Evaluation

jeglicher Manifestationen von Sprachenkontakt

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Der Untersuchungsgegenstand11

Die Untersuchung von Sprachkontakt erfolgt im Hinblick auf die Bedingungen auf den Prozess und dessen Ergebnis einschließlich des Kontaktverhaltens und des Kontakterlebens der Sprecher

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Das Ergebnis von Sprachkontakt12

Die Folge von Sprachkontakt: Mehrsprachigkeit die Bildung arealer Verteilungen von Sprachmerkmalen das Aussterben von Sprachen die Bildung von Mischsprachen und Pidgin- bzw.

Kreolsprachen sein.

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Methoden der Kontaktlinguistik13

Die Forschung auf dem Gebietder Kontaktlinguistik umfasst sowohl sozio- und psycholinguistische als auch sprachtypologische und sprachhistorische

Komponenten.

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Methoden der Kontaktlinguistik14

Sozio- und psycholinguistischer Ansatz Status von Sprachen, die in Kontakt stehen Einflüsse dieses Status auf die Merkmale der Sprache. Mehrsprachigkeit und deren Folgen für die einzelnen

Sprachen Spracherwerb in Kontaktzonen untersucht

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Methoden der Kontaktlinguistik15

Sprachtypologischer Ansatz Untersuchung der gegenseitigen Beeinflussung

Sprachhistorischer Ansatz Sprachwandel durch Sprachkontakt entsteht. Die Herausbildung neuer Dialekte und Sprachen

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AUS DIACHRONER PERSPEKTIVE:

ADSTAT, SUBSTRAT, SUPERSTRAT

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Grundbegriffe der Kontaktlinguistik

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Vom Sprachkontakt zum Sprachwechsel

Anpassung der unterworfenen Völker an die Sprache der Sieger: vom Adstrat zum Substrat

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Sprachkontakt

Adstrat

Der Begriff Adstrat (zu lat. stratum: Schicht) bezeichnet Sprachen, die in engem Kontakt miteinander stehen, so dass sie sich durch Interferenzen beeinflussen.

In der Antike Lateinisch Keltisch Lateinisch Iberisch Lateinisch Etruskisch (…)

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Vom Sprachkontakt zum Sprachwechsel

Substrat

Eingeführt im Jahre 1876 von dem italienischen Dialektologen Graziadio Isaia Ascoli

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Sprachkontakt

Substrat

Unter einem Substrat versteht man eine besondere Form historischen Sprachkontakts

Dieser besteht darin, dass in einer bestimmten Gegend die eingesessene Bevölkerung die Sprache eines Eroberervolkes annimmt

und nach einer Epoche der Zweisprachigkeit die eigene Sprache aufgibt.

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Sprachkontakt21

Was versteht man unter einem Substrat? Im Munde der einheimischen Sprecher wirkt sich

deren alte Sprache (das Substrat) nun so aus, dass sie Sprechgewohnheiten in die neue Sprache

übernehmen und diese so verändern

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Sprachkontakt22

Was versteht man unter einem Substrat? Betroffene Bereiche

HäufigAusspracheWortschatzOrts- und Flussnamen

SeltenerMorphologieSyntax

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Sprachkontakt23

ModellSprache der Eroberer = weiterlebende Sprache

Sprache der unterlegenen, eingessesenen Bevölkerung = Substratsprache

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Sprachkontakt24

ModellSprache der Eroberer = weiterlebende Sprache

Sprache der unterlegenen, eingessesenen Bevölkerung = Substratsprache

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Sprachkontakt25

ModellSprache der Eroberer = weiterlebende Sprache

Sprache der unterlegenen, eingessesenen Bevölkerung = Substratsprache

Phase der Zweisprachigkeit

Aufgabe der Zweisprachigkeit

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Sprachkontakt26

ModellLatein= weiterlebende Sprache

Oskisch, Etruskisch…= Substratsprachen des Lateinischen

Phase der Zweisprachigkeit

Aufgabe der Zweisprachigkeit

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Sprachkontakt27

Italische Substrate des Lateinischen Die Nachbarsprachen Oskisch-Umbrisch

1. Phase: Oskisch-Umbrisch als Adstrat des

Lateinischen

Oskisch-Umbrisch

Lateinisch

Gegenseitige Beeinflussung, z.B. Entlehnung

Krieg

und

Hande

l

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Sprachkontakt28

Substrate des Lateinischen Die Nachbarsprachen z.B. Oskisch-Umbrisch

2. Phase: Zunehmende Dominanz des Lateinischen

Oskisch-Umbrisch

Lateinisch

Fremdsprache

Latein

Handel, Militär, Sprache,Kultur etc.

Interferenzen zwischen Lat. und der Muttersprache

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Sprachkontakt29

Substrate des Lateinischen Die Nachbarsprachen z.B. Oskisch-Umbrisch

3. Phase: Übrig bleibt im ehemals oskisch-umbrischen

Sprachgebiet allein eine regionale Varietät des Lateinischen (mit besonderen Aussprachemerkmalen und einigen oskischen Wörtern, die im römischen Latein nicht üblich sind)

Lateinisch

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Sprachkontakt30

[au]

[oː]

Rom - Stadt

ländliches Umland mitOskisch-umbrischem Substrat

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Sprachkontakt: nach dem Sprachwechsel

Vom Adstrat zum Substrat: die diatopische Variation des Lateinischen

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Diatopische Variation des Lateinischen

Vom Adstrat zum Substrat:

Konsequenzen des Sprachkontakts

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Vom Sprachkontakt zum Sprachwechsel

Vom Adstrat zum Superstrat: die Sprache der Besiegten setzt sich gegenüber der Siegersprache durch