Upload
others
View
8
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
PYGMALION23.04.2013
SAISON 2012/2013 ABONNEMENTKONZERT 6
RAPHAËL PICHON LEITUNG SABINE DEVIEILHE SOPRAN TERRY WEY COUNTERTENOR THOMAS HOBBS TENOR BENOÎT ARNOULD BASS
11280_DAW_PRO_K1 2 26.03.13 09:30
Foto
: [M
] Sto
ckby
te, S
tefa
no S
tefa
ni |
Pho
todi
sc, c
cvis
ion
Hören und genießen
Die Konzerte der Reihe NDR Das Alte Werk hören Sie auf NDR Kultur
In Hamburg auf 99,2
Weitere Frequenzen unter
ndr.de/ndrkultur
11280_DAW_PRO_K1 3 26.03.13 09:30
PROGRAMMABFOLGE | 03
Dienstag, 23. April 2013, 20 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal
PYGMALIONRAPHAËL PICHON LEITUNG
SABINE DEVIEILHE SOPRAN
TERRY WEY COUNTERTENOR
THOMAS HOBBS TENOR
BENOÎT ARNOULD BASS
Introitus:
LEONHARD LECHNER (ca. 1553 – 1606)
Si bona suscepimus à 7
Aus: Sacrarum Cantionum quinque et sex
Vocum. Liber secundus (1581)
Köthener Trauermusik BWV 244a
1. Abteilung: Klagt, Kinder, klagt es aller Welt
2. Abteilung: Wir haben einen Gott, der da hilft
Pause
JACOBUS GALLUS (ca. 1550 – 1591)
Ecce quomodo moritur justus
Köthener Trauermusik BWV 244a
3. Abteilung: Lass, Leopold, dich nicht begraben
4. Abteilung: Bleibet nur in eurer Ruh
Rekonstruktion und Fassung der Köthener
Trauermusik: Raphaël Pichon und Morgan Jourdain
Das Konzert wird am Freitag, den 5. Juli 2013 um 20.05 Uhr auf NDR Kultur gesendet.
JOHANN SEBASTIAN BACH
(1685 – 1750)
JOHANN SEBASTIAN BACH
Foto
: [M
] Sto
ckby
te, S
tefa
no S
tefa
ni |
Pho
todi
sc, c
cvis
ion
11280_DAW_PRO_K1 4 26.03.13 09:30
PYGMALION
VIOLINE ITuomo Suni*
Béatrice Linon
Satomi Watanabe
VIOLINE IIDavid Wish
Annelies Decock
Cyrielle Eberhardt
VIOLA Jérôme van Waerbeke
Kate Goodbehere
VIOLA DA GAMBA Julien Léonard
Lucile Boulanger
VIOLONCELLO Marco Frezzato
LEITUNG Raphaël Pichon
* Konzertmeister
SOPRANAnne-Marie Beaudette
Armelle Cardot
Maïlys De Villoutreys
Violaine Le Chenadec
ALT Marie Pouchelon
Guilhem Terrail
Lucile Richardot
TENOR Didier Chassaing
Davy Cornillot
Guillaume Gutierrez
Randol Rodriguez
BASS Nicolas Boulanger
Jean-Michel Durang
Geoffroy Heurard
LAUTE Diego Salamanca
Thomas Dunford
KONTRABASS Benoît Vanden Bemden
CEMBALO Arnaud De Pasquale
ORGEL Sebastien Daucé
FLÖTE Georgia Browne
Morgane Eouzan
OBOE Jasu Moisio
Lidewei De Sterck
FAGOTT Evolène Kiener
BESETZUNG
04 | BESETZUNG
INSTRUMENTAL-ENSEMBLE CHOR
11280_DAW_PRO_K1 5 26.03.13 09:30
Pygmalion wurde 2005 anlässlich des Europa
Bach Festivals gegründet, mit dem Gedanken,
einen Chor und ein Orchester mit Schwerpunkt
auf historischer Aufführungspraxis zusammen-
zuführen. Das Repertoire der Ensembles konzen-
triert sich in erster Linie auf das Werk Johann
Sebastian Bachs und Jean-Philippe Rameaus, er-
streckt sich aber auch über das Barock und bis in
die Romantik. Auch zeitgenössische Kompositio-
nen gehören zum breiten musikalischen Spektrum
von Pygmalion: 2010 vergab das Ensemble eine
Reihe von Aufträgen an junge Komponisten, die
Werke für historische Instrumente, für deren
Klangfarben und Besonderheiten, schaffen sollten.
Seit 2007 ist Pygmalion regelmäßiger Gast beim
Festival de La Chaise-Dieu. Weitere Auftritte führ-
ten die Ensembles zum Festival d’Ambronay, dem
Festival de Sablé, ins Palais des Beaux-Arts in
Brüssel, zum Festival de Beaune, zum MAFestival
Brügge, an die Opéra National de Bordeaux und
die Opéra de Rouen sowie zum Musikfest Bremen.
2013 und 2014 wird Pygmalion u. a. Bachs h-Moll-
Messe und Rameaus „Castor et Pollux“ (Fassung
von 1754) sowie die Rekons truk tion von Bachs
Köthener Trauermusik aufführen.
Pygmalion nahm bereits einige Missae Breves von
Bach für Outhere Alpha auf und erhielt dafür den
Diapason d’Or de l’année 2008, den Orphée d’Or
2008 und wurde zur Editor’s Choice der Zeitschrift
Gramophone gewählt. Die jüngste Aufnahme der
Ensembles „Missa 1733“ wurde mit dem ffff der
französischen Zeitschrift Télérama ausgezeichnet.
Pygmalion wird von der Fondation Orange unter-
stützt, dem Hauptmäzen der Ensembles, sowie von
der Direction Régionale des Affaires Culturelles
d’Île-de-France.
PYGMALION
PYGMALION | 05
11280_DAW_PRO_K1 6 26.03.13 09:30
06 | LEITUNG
RAPHAËL PICHONLEITUNG
Der 1984 geborene Raphaël Pichon entdeckte
schon früh seine Begeisterung für die Musik. Er
studierte Violine und Klavier in Versailles, außer-
dem Alte Musik, Theorie, Chor- und Orchesterlei-
tung in Paris. Zudem trat er als Countertenor un-
ter Dirigenten wie Jordi Savall, Gustav Leonhardt
und Ton Koopman sowie Geoffroy Jourdain und
Laurence Equilbeys auf.
2005 gründete Raphaël Pichon das Ensemble
Pygmalion, ein Orchester und Chor junger Profes-
sioneller, die auf historische Aufführungspraxis
spezialisiert sind. Mit Pygmalion spielte er Bachs
Missae Breves BWV 234 und 235 ein – eine Auf-
nahme, die den Diapason d’Or de l’année 2008 und
den Orphée d’Or erhielt sowie zur Editor’s Choice
der Zeitschrift Gramophone gewählt wurde. Seine
jüngste Aufnahme, „Missa 1733“, wurde mit dem
ffff der Zeitschrift Télérama ausgezeichnet.
Mit Pygmalion tritt Raphaël Pichon regelmäßig
beim Festival de La Chaise-Dieu auf, darüber
hinaus u.a. beim Festival de Beaune, beim Festi-
val d’Ambronay, der Folle Journée de Nantes,
im Palais des Beaux-Arts in Brüssel, an der Opéra
National de Bordeaux, in Versailles und beim
Musikfest Bremen.
2006 gründete Pichon den Kammerchor OTrente,
mit dem er hauptsächlich das romantische Re-
pertoire und das des 20. Jahrhunderts erarbeitet.
Daneben rief er ein neues Orchester ins Leben, das
auf alten Instrumenten spielt und sich dem klassi-
schen und romantischen Repertoire verschrieben
hat. Sein erstes Projekt war 2010 die Messe in
c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart, 2012 kam
Felix Mendelssohns „Elias“ zur Aufführung.
In der Spielzeit 2011/12 präsentierte Raphaël
Pichon u. a. ein A-cappella-Programm mit Werken
von Johannes Brahms und Anton Bruckner bei
der Folle Journée de Nantes und debütierte mit
einem Zyklus von Rameau-Opern beim Festival de
Beaune. 2011 fand zudem die erste Aufführung
von Bachs Köthener Trauermusik in ihrer von
Pichon re konstruierten Fassung statt.
Zu Raphaël Pichons Projekten 2013 und 2014 ge-
hören u. a. Aufführungen von Rameaus „Hippolyte
et Aricie“ an der Opéra National de Bordeaux und
der Opéra Royal de Versailles sowie von Bachs
Johannes-Passion beim Festival de Beaune, dem
Festival de La Chaise-Dieu und dem Festival de
Saint-Denis und von Bachs h-Moll-Messe in der
Pariser Salle Pleyel.
11280_DAW_PRO_K1 7 26.03.13 09:30
SABINE DEVIEILHESOPRAN
Die französische Sopranistin Sabine Devieilhe
studierte zuerst Cello und Musikwissenschaft,
bevor sie ihr Gesangsstudium am Pariser Conser-
vatoire absolvierte und 2007 mit Auszeichnung
abschloss. Als Mitglied zahlreicher Ensembles
wie Pygmalion oder Les Cris de Paris umfasst
ihr Repertoire Werke von der Alten bis zur zeitge-
nössischen Musik. Ihr Bühnendebüt hatte sie als
Lucia in Benjamin Brittens „The Rape of Lucretia“,
gefolgt von den Partien der Lauretta in Giacomo
Puccinis „Gianni Schicci“ und des Yniold in Claude
Debussys „Pelléas et Mélisande“.
Begegnungen mit den Dirigenten Jean-Claude
Malgoire und Alexis Kossenko inspirierten Sabine
Devieilhe zur musikalischen Annäherung an die
Musik des Barock, insbesondere die Werke von
Johann Sebastian Bach und Jean-Philippe Rameau.
Auftritte führten sie dabei zum Festival Oude
Muziek Utrecht, zum MAfestival Brügge sowie
ans Pariser Théâtre des Champs-Élysées.
Nach Auftritten u. a. in Maurice Ravels „L’Enfant
et les Sortilèges“ und Rameaus „Dardanus“ be-
reicherte Sabine Devieilhe in der Spielzeit 2011/12
ihr Repertoire um ein Werk des Belcanto: Als Amina
in Vincenzo Bellinis „La sonnambula“ war sie im
Théâtre Municipal von Tourcoing zu sehen. In der
gleichen Spielzeit debütierte sie mit Les Arts
Florissants in der Pariser Cité de la Musique und
sang in Bachs Johannes-Passion mit dem Ensem-
ble La Grande Écurie et la Chambre du Roy.
Im Juli 2012 debütierte die Sopranistin als Ser-
petta in Wolfgang Amadeus Mozarts „La finta
giardiniera“ beim Festival d’Aix-en-Provence,
im Oktober desselben Jahres in der Titelpartie
von Léo Delibes’ „Lakmé“ an der Opéra national
Montpellier Languedoc-Roussillon. Weitere Auf-
tritte der Spielzeit 2012/13 absolviert Sabine
Devieilhe u. a. mit Marc Minkowski und Les
Musiciens du Louvre, mit Hervé Niquet und Le
Concert Spirituel sowie an der Opéra de Lyon.
Zukünftige Engagements umfassen u. a. ihr Debüt
an der Pariser Opéra national als Königin der
Nacht in Mozarts „Zauberflöte“, als Lakmé an der
Pariser Opéra Comique und an der Opéra de
Marseille als Nannetta in Giuseppe Verdis „Falstaff“.
SOLISTIN| 07
11280_DAW_PRO_K1 8 26.03.13 09:30
08 | SOLIST
TERRY WEYCOUNTERTENOR
Terry Wey, für Fono Forum inzwischen einer der
Besten seines Fachs, ist ständiger Gast der wich-
tigsten Barockfestivals und arbeitet regelmäßig
mit den bedeutendsten Dirigenten dieses Reper-
toires zusammen.
Er begann die Saison 2012/13 mit Leonard
Bernsteins „Chichester Psalms“ beim Musikfest
Berlin. Anschließend stand er in Nicola Porporas
„Polifemo“ auf der Bühne des Schwetzinger
Rokokotheaters, das die Barockoper als Deutsche
Erstaufführung zeigte. Im Februar 2013 folgte
sein Debüt in der von Stefan Herheim inszenier-
ten Neuproduktion von Georg Friedrich Händels
„Xerxes“ an der Deutschen Oper am Rhein in
Düsseldorf. Konzertverpflichtungen führen ihn
nach Winterthur und mit Bachs h-Moll-Messe
nach Luzern, bevor er unter der musikalischen
Leitung von Michael Hofstetter den Ottone in
Händels „Agrippina“ in Gießen singt und als
Ruggiero in „Alcina“ zu den Händel-Festspielen
Halle zurückkehrt.
Zu Terry Weys wichtigsten Verpflichtungen der
vergangenen Spielzeit zählten die Neuproduktion
von Francesco Cavallis „La Didone“ mit Les Arts
Florissants und William Christie, die Titelpartie
von Alessandro Scarlattis „Marco Attilio Regolo“
unter der Leitung von Rubén Dubrovsky sowie
die Neuproduktion von „Alcina“ bei den Händel-
Festspielen Halle.
Terry Wey wurde 1985 in eine schweizerisch-
amerikanische Musikerfamilie geboren und erhielt
seine Gesangsausbildung als Solist der Wiener
Sängerknaben sowie bei Kurt Equiluz und Christine
Schwarz in Wien. Über erste Auftritte mit dem
Clemencic Consort fand der Preisträger mehrerer
Wettbewerbe rasch Anschluss an die internatio-
nale Konzert- und Opernszene. Unter Dirigenten
wie William Christie, Marc Minkowski, Riccardo
Muti oder Michael Hofstetter und mit Original-
klangorchestern wie dem Balthasar-Neumann-
Ensemble, Les Arts Florissants oder dem Bach
Consort Wien war er in bedeutenden Konzert sälen
und Opernhäusern zu Gast, u. a. im Wiener Musik-
verein, im Londoner Barbican Centre, dem Lincoln
Center for the Performing Arts in New York und
der Fundação Calouste Gulbenkian in Lissabon.
Als aktuelle CD-Einspielungen liegen derzeit u. a.
Giovanni Battista Pergolesis Stabat mater unter
Michael Hofstetter und Bachs h-Moll-Messe unter
Marc Minkowski vor.
11280_DAW_PRO_K1 9 26.03.13 09:30
THOMAS HOBBSTENOR
Der britische Tenor Thomas Hobbs studierte Ge-
sang am Royal College of Music und an der Royal
Academy of Music. Bereits im Rahmen seiner
Ausbildung erhielt er zahlreiche Stipendien und
Auszeichnungen.
Als Spezialist für Alte Musik arbeitet er heute mit
renommierten Ensembles wie The Cardinall’s
Musick, The Tallis Scholars, I Fagiolini, The Sixteen,
Polyphony, Ensemble Plus Ultra, Ex Cathedra und
dem Dunedin Consort, mit dem Kammerchor
Stuttgart und dem Collegium Vocale Gent und
seinem Leiter Philippe Herreweghe.
Neben seinem Engagement für die Alte Musik ist
Thomas Hobbs auch auf der Opernbühne zu erle-
ben. Zu seinen Rollen gehören die Titelpartie von
Benjamin Brittens „Albert Herring“, Acis in Georg
Friedrich Händels „Acis and Galatea“, Ferrando in
Wolfgang Amadeus Mozarts „Così fan tutte“, der
Graf in Gioachino Rossinis „Il barbiere di Siviglia“
und Telemaco in Claudio Monteverdis „Il ritorno
d’Ulisse in patria“.
Zu den Höhepunkten seiner Auftritte als Lied-
und Konzertsänger gehörten ein Recital mit Brett
Deans „Winter Songs“ bei den Cheltenham Festi-
vals, Ralph Vaughan Williams’ „On Wenlock Edge“
mit dem Edinburgh Quartet, Franz Schuberts
„Die schöne Müllerin“ und Robert Schumanns
Liederkreis op. 39, außerdem Auftritte in Bachs
Matthäus-Passion und h-Moll-Messe mit der In-
ternationalen Bachakademie Stuttgart und dem
Freiburger Bachchor, die Titelrolle in Händels
„Joshua“ mit der Akademie für Alte Musik Berlin
und dem RIAS Kammerchor sowie Auftritte mit
dem Bournemouth Symphony Orchestra, dem
City of Birmingham Symphony Orchestra und
dem Royal Scottish National Orchestra.
Zukünftige Engagements von Thomas Hobbs
schließen Auftritte mit dem Collegium Vocale
Gent, Dunedin Consort, der Akademie für Alte
Musik Berlin und sein Debüt bei der Northern
Sinfonia ein.
SOLIST | 09
11280_DAW_PRO_K1 10 26.03.13 09:30
10 | SOLIST
BENOÎT ARNOULDBASS
Der französische Bassbariton Benoît Arnould stu-
dierte Gesang in Metz und Nancy und schloss seine
Ausbildung im Jahr 2007 mit Auszeichnung ab.
Daneben hat er einen Abschluss in Musikwissen-
schaft an der Pariser Sorbonne. Bereits vor seinem
Studienabschluss trat Arnould als Solist in der
Schweiz auf und begann seine Zusammen arbeit
mit Le Concert Spirituel und dessen Leiter Hervé
Niquet. Nach einigen Produktionen des Ensembles,
in denen er als Chorsänger mitwirkte, etablierte
er sich zunehmend als Solist, so u. a. als Arcas
und La Vengeance in Marc-Antoine Charpentiers
„Médée“ und als Ascalaphe in Jean-Baptiste
Lullys „Proserpine“.
Benoît Arnoulds Schaffensschwerpunkt liegt auf
geistlichen Werken, so sang er u. a. Partien in
Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion und
Matthäus-Passion, Wolfgang Amadeus Mozarts
Messen und Requiem, Hector Berlioz’ „L’Enfance
du Christ“ und Georg Friedrich Händels „La Re-
surrezione“. Er arbeitet mit Dirigenten wie Hervé
Niquet, Marc Minkowski, Vincent Dumestre, Peter
Neumann, Daniel Reuss, Raphaël Pichon, Benoît
Haller und Françoise Lasserre. Seine Auftritte
führen ihn an bedeutende Konzerthäuser wie die
Hamburger Laeiszhalle, die Pariser Salle Pleyel,
die Library of Congress in Washington und das
Auditorio Nacional de Música in Madrid sowie zu
einer Reihe renommierter Festivals, darunter das
Rheingau Musik Festival, das Musikfest Bremen,
das Festival de Beaune oder der Romanische
Sommer Köln.
Benoît Arnould wirkte bei zahlreichen CD-Ein-
spielungen mit, darunter die Grands Motets von
Henry Desmarest, „Musikalische Exequien“ und
die „Historia der Auferstehung Jesu Christi“ von
Heinrich Schütz sowie „L’Ormindo“ von Francesco
Cavalli. Die Einspielung von Samuel Capricornus’
„Theatrum musicum“ unter Benoît Haller wurde
mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter
der Diapason d’Or, die 10 de Classica-Répertoire
und der Choc du Monde de la musique.
11280_DAW_PRO_K1 11 26.03.13 09:30
PROGRAMM | 11
Eine Parodie steht heute auf dem Programm: eine
Parodie der Bach’schen Matthäus-Passion. Doch
kommt diese Ankündigung einem gewollten Miss-
verständnis gleich und erbringt obendrein den
Beweis, dass sich nach bald dreihundert Jahren
nichts mehr von selbst versteht. Vieles ging verlo-
ren seither, verschwand für alle Zeiten, auch die
Köthener Trauermusik von Johann Sebastian Bach.
Und trotzdem gelangt sie hier und heute zur Auf-
führung. Oder ist auch das nur ein Missverständnis?
„Ach Leopold!“ Am 19. November 1728 starb der
Fürst von Anhalt-Köthen im Alter von nicht einmal
34 Jahren. „Die Sonne, die dir kaum am Mittag
stunde, / Verhüllet ihren Schein / In einen Todes-
schatten ein.“ So poetisch klang damals noch die
Staatstrauer, musikalisch veredelt und verewigt von
„Sr. Hoch=seeligsten Durchlauchtigkeit ehemah-
ligen Capell=Meister“, dem mittlerweile in Leipzig
als Thomaskantor amtierenden Bach. Mit dem früh
verstorbenen Leopold hatte Bach einem „gnädi gen
und Music so wohl liebenden als kennenden Fürs-
ten“ gedient, wie er im Rückblick auf seine Zeit
als Hofkapellmeister in Köthen bekannte. Die aus-
gesprochene Wertschätzung beruhte offenbar auf
Gegenseitigkeit: Auch Leopold wusste, welche
Autorität in allen Fragen der Musik er mit dem
„Ehrenvesten und Wohlgelahrten Johan Sebastian
Bachen“ an seinen Hof gebunden hatte.
Der Fürst, der selbst die Violine, die Gambe und
das Cembalo spielte und, wie es heißt, mit schöner
Bassstimme sang, hatte auf der standesüblichen
Kavalierstour durch die Niederlande, England,
Frankreich und Italien, als privilegierter Gast in
Prag, Wien und Dresden den höfischen Glanz ba -
rocker Prachtentfaltung schätzen gelernt. Nach
seiner Rückkehr ins heimatliche Anhalt war es
ihm gelungen, einige exzellente Musiker der ehe-
maligen Berliner Hofkapelle – die der von anderen
Prioritäten ausgehende „Soldatenkönig“ Friedrich
Wilhelm I. aufgelöst hatte – nach Köthen zu holen.
Und obschon in späteren Jahren, wie Bach beklagte,
„die musicalische Inclination bey besagtem Fürs ten
in etwas laulicht werden wolte“, zumal nach der
Heirat mit einer amusischen Cousine, so hat der
jung verschiedene Leopold in seiner kurzen Regie-
rungszeit doch eine leuchtende Spur in der deut-
schen Musikgeschichte hinterlassen. Bach blieb
im anhaltischen Köthen bis 1723, als er in das Amt
des Leipziger Thomaskantors wechselte und sich
in den „Spielmann Gottes“ und „fünften Evange-
listen“ verwandelte (jedenfalls nach dem Urteil
der Nachwelt). Am Köthener Hof hingegen gönnte
die evangelisch-reformierte Konfession des Landes-
herrn der Musik in der Kirche keinen Entfaltungs-
spielraum, und so komponierte der Kapellmeister
Bach ein reiches „weltliches“ Repertoire für seine
Instrumentalisten: Suiten, Partiten, Sonaten und
vor allem Konzerte in wechselnden, erlesenen und
symbolträchtigen Besetzungen.
Der Mensch, zumal der moderne, will unterschei-
den: entweder – oder. Deshalb finden sich in der
Literatur über Johann Sebastian Bach klar abge-
grenzte Kapitel, die säuberlich dessen „geistliche“
Musik von der „weltlichen“ trennen. Insbesondere
die Aufteilung der Kantaten folgt dieser Zwei-
Reiche-Lehre. Die einen loben den Herrn, die
anderen den Herrscher, sei es Fürst, Kurfürst oder
König. Die Blickrichtung aber blieb im Barockzeit-
alter grundsätzlich dieselbe: nach oben (weltlich);
nach ganz oben (geistlich). Bei aufmerksamer
Lektüre erfährt der erstaunte Leser jedoch, dass
PASSION UND PARODIEJOHANN SEBASTIAN BACHS KÖTHENER TRAUERMUSIK
11280_DAW_PRO_K1 12 26.03.13 09:30
12 | PROGRAMM
auch die Musik oftmals dieselbe blieb und Bach
gar nicht selten nur den Gesangstext austauschte,
um ältere Werke, Huldigungs- und Festkantaten,
für den Gottesdienst zu reaktivieren. Diese Art der
Umetikettierung – geistlicher Wein in weltlichen
Schläuchen? – lässt sich in Bachs gesammelten
Werken an zahlreichen Beispielen demonstrieren.
„Ich bin deine, / Du bist meine, / Küsse mich, /
Ich küsse dich“, hieß ursprünglich der zweifelsfrei
weltliche Wortwechsel, den Bach für ein Duett der
Kantate „Herkules auf dem Scheidewege“ vertonte.
Im Jahr darauf aber übernahm der Thomaskantor
diesen Zwiegesang in sein Weihnachts-Oratorium,
indem er die musikalische Fassung anpasste und
mit einem neuen, unbestreitbar geistlichen Text
versah: „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen / Tröstet
uns und macht uns frei.“ Noch andere Sätze mehr
wechselten damals von Herkules zum Heiland,
etwa das Wiegenlied „Schlafe, mein Liebster“, das
im Original von der allegorischen Figur der Wollust
angestimmt wird, im Oratorium aber von der
Jungfrau Maria. Bach hat sich folglich selbst zitiert,
aus welchen kräfteschonenden Motiven oder
künstlerischen Erwägungen auch immer: Er hat
sich selbst parodiert.
Der Begriff Parodie darf bei diesem Blick in die
Musikgeschichte freilich nicht im heutigen Ver-
ständnis einer scherzhaften Nachahmung oder
stilistischen Persiflage missverstanden werden.
„Wenn zu einem schon vorhandenen Singstücke
ein anderer Text, es sey nun in eben derselben
Sprache, oder in einer andern, verfertigt, und dem
Tonstücke untergeleget wird, so nennet man diesen
dem Tonstücke aufs neue untergelegten Text eine
Parodie“, lesen wir in Heinrich Christoph Kochs
„Musikalischem Lexikon“ von 1802. Die Parodie
gehörte – in diesem Sinne – über Generationen und
für Jahrhunderte zum bewährten Rüstzeug der
Komponisten (und der um ihre Aufgabe nicht zu
beneidenden Textdichter). Die Bach-Bewunderer
späterer Zeiten dagegen sahen sich durch die
Parodien des „fünften Evangelisten“ vor eine harte
Prüfung gestellt, denn dieser Tauschhandel zwi-
schen Werken und Welten schien nur schlecht
vereinbar mit der Würde und Einzigartigkeit der
Bach’schen Kunst. Die Parodie widersprach dem
Ideal der einmalig geglückten Wort-Ton-Beziehung
und erschütterte zugleich den fundamentalen
Glauben, dass Bachs Musik bis ins letzte Detail
der christlichen Verkündigung diene. Wie ließ sich
dieser Widerspruch ertragen – oder hinweg argu-
mentieren? Der Musikhistoriker Philipp Spitta
versuchte es im 19. Jahrhundert mit einer Klar-
stellung, als er behauptete, der Bach’sche Stil sei
immer und grundsätzlich der kirchliche. Spitta
zog daraus die Schlussfolgerung: „Seine weltli chen
Leopold von Anhalt-Köthen, zeitgenössisches
Porträt
11280_DAW_PRO_K1 13 26.03.13 09:30
PROGRAMM | 13
Gelegenheitsmusiken waren vielmehr unweltlich,
als solche erfüllten sie ihren Zweck nicht und der
Componist gab sie ihrer eigentlichen Heimath
zurück, wenn er sie zu Kirchenmusiken umwandel-
te.“ Mit der Zeit wurde diese Annahme nachgerade
zum Dogma verfestigt: dass Bach zwar weltliche
Musik, Konzertsätze, Arien, Chöre, in geistliche
umgewidmet und folglich erhöht, aber niemals
umgekehrt ein Werk des Glaubens in die Niede-
rungen höfischer Ergebenheitsadressen herab-
gezogen habe. Die Köthener Trauermusik jedoch
bringt diese Gewissheit ins Wanken.
Johann Sebastian Bach war nach seinem Weggang
aus Köthen noch Kapellmeister „von Haus aus“
geblieben: Er durfte weiterhin den einmal verlie-
henen Hoftitel tragen, fand sich im Gegenzug aber
alle Jahre wieder zu Gastkonzerten an seiner
früheren Wirkungsstätte ein. Für die Trauerfeier-
lichkeiten zu Ehren des verstorbenen Fürsten – die
allerdings erst Monate nach dessen Tod stattfanden
(in der Zwischenzeit wurde der Leichnam in der
winterlich unterkühlten Schlosskapelle verwahrt) –
erhielt Bach den Auftrag zu einer Gedenkmusik,
die er offenbar höchstpersönlich in der reformier-
ten Stadt- und Kathedralkirche St. Jacob zur
Aufführung brachte. Die Kammerrechnungen sum-
mieren jedenfalls Honorare und Kostgeld sowohl
für Bach als auch für seine zweite Frau Anna
Magdalena, eine vormals fürstliche Sängerin und
„Cammer-Musicantin“ in Köthen, für Bachs ältesten
Sohn Wilhelm Friedemann und für eine unbe-
stimmte Zahl von „Musicis aus Halle, Merseburg,
Zerbst, Dessau und Güsten“. Die Eintragung ver-
merkt deren Mitwirkung an den „Trauer-Musi quen“,
die am späten Abend des 23. März 1729 zur Bei-
setzung des Fürsten und am Morgen darauf bei
der Leichenpredigt in St. Jacob erklungen waren.
Unter einstündigem Glockengeläut hatte sich der
Kondukt vom Schloss zur Kirche bewegt, wie die
historischen Akten von Anhalt detailgenau festhal-
ten. Als „des hochseeligen Fürsten verblichener
Cörper“ in den Chorraum getragen wurde, hob die
erste zeremonielle Musik unter Bachs Leitung an.
Nach einem Gebet und dem gemeinsam intonier ten
Choral „Nun lasst uns den Leib begraben“ wurde
der Sarg hinab in die Fürstengruft verbracht.
Um zwei Uhr in der Nacht endete der feierliche
Bestattungsritus. Die Fortsetzung folgte gleich am
kommenden Tag mit der „Gedächtnüß-Predigt“
über einen Vers des 68. Psalms: „Wir haben einen
Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode
errettet.“ Vor und nach dem Sermon wurde jeweils
„musiciret“; und auch nach Verlesung der „hoch-
fürstlichen Personalia“, einer Tröstung der Ange-
hörigen und Untertanen, einem kurzen Gebet und
dem Vaterunser kamen Bach und die auswärtigen
Johann Sebastian Bach. Porträt von
Elias Gottlob Haussmann, 1746
11280_DAW_PRO_K1 14 26.03.13 09:30
14 | PROGRAMM
„Musici“ zum dritten Mal zum Zuge, bevor der Se -
gen gesprochen wurde und die Trauergesellschaft
ins Schloss zurückkehrte, zu einem Festmahl
(an dem jedoch nur die Herren von edlem Geblüt
teilnehmen durften, die Damen wurden auf ihre
Zimmer geschickt, die Musiker hatten an der
herrschaftlichen Tafel sowieso nichts zu suchen).
Von Bachs „Trauer-Musiquen“ aber blieb nur ein
Text erhalten, in drei verschiedenen, nach Umfang
und Wortlaut ungleichen Fassungen. Da sich
eine dieser Versionen im dritten Band der „Ernst-
Schertzhafften und Satyrischen Gedichte“ des
Leipziger Gelegenheitsdichters Christian Friedrich
Henrici findet, dürfte der unter dem Pseudonym
Picander publizierende Ober-Postcommissarius
wohl der Verfasser sein, zumal er zuvor schon
Kantaten für Bach gedichtet und die freien Verse
zur Matthäus-Passion verfertigt hatte. Doch was
nutzt der überlieferte Text – ohne die Musik?
Bachs Komposition ist verschwunden, wenngleich
nicht spurlos. Betrachtet man Picanders Poesie
genauer, misst die Verse, zählt die Silben, vergleicht
die Reime, so gelangt man früher oder später zu
dem Ergebnis, dass es sich bei dieser Trauerkan-
tate um eine Parodie handelt, zumindest in weiten
Teilen. Sämtliche Arien sowie der Schlusschor
stammen musikalisch substantiell aus der am
Karfreitag 1727 in Leipzig uraufgeführten Matthäus-
Passion: Picander musste also den „vorhandenen
Singstücken“ einen neuen Text unterlegen. Auf
diese erprobte Weise entstand aus der Leipziger
Arie „Blute nur, du liebes Herz!“ die Köthener
Zweitfassung „Zage nur, du treues Land“; der
Wechselgesang mit Chor „Ich will bei meinem Jesu
wachen“ lautet nunmehr „Geh, Leopold, zu Deiner
Ruhe“; und aus „Wir setzen uns mit Tränen nieder“
wurde am Ende: „Die Augen sehn nach Deiner
Leiche, / Der Mund ruft in die Gruft hinein“ – um
nur drei Beispiele zu nennen. Das eherne Gesetz,
dass Bach niemals geistliche Musik in weltliche
Kantaten umgeleitet habe, wird mit diesem Befund
außer Kraft gesetzt, selbst wenn es sich bei der
Köthener Trauermusik um einen Grenzfall handelt.
Köthen, Stadtansicht von 1650
11280_DAW_PRO_K1 15 26.03.13 09:30
PROGRAMM | 15
Dieser Akt der „Profanierung“ ist dem Thomas-
kantor übel angekreidet worden, etwa von Albert
Schweitzer, der sich geradezu beleidigt zeigte: „Es
ist kaum glaublich, daß der Bach, der die Matthäus-
passion geschrieben hat, und der, der diese Musik
mit allem, was sie ausdrückt, in der Parodie mit
Füßen trat, ein und dieselbe Persönlichkeit sind.“
Doch entnahm Bach die Sätze der vierteiligen
Trauermusik nicht ausnahmslos seiner Leipziger
Passion: Die rahmenden Chöre der „Ersten
Ab theilung“ hatte er im Herbst 1727 ursprünglich
für die Trauer-Ode auf den Tod der sächsischen
Kurfürstin komponiert („Laß, Fürstin, laß noch
einen Strahl“ BWV 198). Die Bibelworte aus dem
68. Psalm, die auch der Leichenpredigt zugrunde
lagen, vertonte er, am Anfang und am Ende des
zweiten Teils, allem Anschein nach ganz neu,
ebenso die ein- und überleitenden Rezitative.
Aber da die historischen Kammerrechnungen von
„Trauer-Musiquen“ im Plural sprechen, bleibt die
kaum zu klärende Frage, ob Bach schon am Abend
der Beisetzung ein eigenes – originales oder paro-
diertes – Werk aufgeführt habe, das dann allerdings
mit Haut und Haaren, Wort und Ton komplett ver-
schollen wäre. Wenn tatsächlich jedoch bei der
morgendlichen „Gedächtnüß-Predigt“ nur dreimal
„musiciret“ wurde, könnte auch eine der vier
„Abtheilungen“ der Picander-Dichtung für den
Vorabend bestimmt gewesen sein, möglicherweise
die dritte, deren Text („Lass, Leopold, dich nicht
begraben“) am Tag nach der Bestattung wenig
sinnvoll geklungen hätte in den Ohren der Trauer-
gemeinde. Es darf spekuliert werden.
Diese Freiheit nimmt sich auch Raphaël Pichon,
Gründer und Leiter des Ensembles Pygmalion, der
gemeinsam mit Morgan Jourdain eine Rekonstruk-
tion der Köthener Trauermusik vorbereitet hat.
Selbstverständlich gründet ihre Aufführungsversion
auf den mutmaßlichen musikalischen Vorlagen,
der Matthäus-Passion und der Trauer-Ode. Für die
Psalmworte, das „Dictum“ zu Beginn und am
Schluss der zweiten Abteilung, vermutet Pichon
eine Nähe des unbekannten Chores zum zweiten
Kyrie der späteren h-Moll-Messe: einer Chorfuge,
die Bach 1733 im „Stylus gravis“ der alten Kirchen-
musik komponiert hat. Demnach wäre das Kyrie
eine Parodie – und die Trauermusik in diesem Fall
ausnahmsweise einmal das Original. Die Rezitati ve
mussten zwangsläufig neu vertont werden, doch
dienten hierfür die Accompagnati der Matthäus-
Passion mit ihrer markanten, deskriptiven bis
dramatischen Instrumentalbegleitung als Muster.
Johann Sebastian Bachs Köthener Trauermusik?
So war es nie, aber so könnte es gewesen sein.
Wolfgang Stähr
11280_DAW_PRO_K1 16 26.03.13 09:30
16 | TEXT
KÖTHENER TRAUERMUSIKText von Christian Friedrich Henrici alias Picander
1. ABTEILUNG
1. Chor
Klagt, Kinder, klagt es aller Welt,
Lasst es den fernen Grenzen wissen,
Wie euer Schatten eingerissen,
Wie euer Landesvater fällt.
2. Rezitativ (Alt)
O Land! bestürztes Land!
Wo ist dergleichen Pein
Wie deine Not bekannt?
Die Sonne, die dir kaum am Mittag stunde,
Verhüllet ihren Schein
In einen Todesschatten ein.
Ach Leopold!
Der Gott getreu und seinem Lande hold,
Der niemals, wünschen wir, versterben hat gesollt,
Wird uns zu früh entwandt.
O Schmerz! O Wunde!
O Land! bestürztes Land!
3. Arie (Alt)
Weh und Ach
Kränkt die Seelen tausendfach.
Und die Augen treuer Liebe
LEONHARD LECHNER
JOHANN SEBASTIAN BACH
SI BONA SUSCEPIMUS
Si bona suscepimus de manu domine, mala autem
quare non sustineamus?
Dominus dedit dominus abstulit: sicut domino
placuit ita factum est.
Sit nomen domini benedictum.
Nudus egressus sum de utero matris meae,
nudus revertar illuc.
Dominus dedit dominus abstulit: sicut domino
placuit ita factum est.
Sit nomen domini benedictum.
aus dem Buch Hiob
Nehmen wir das Gute an aus der Hand des Herrn,
sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen?
Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen.
Wie es dem Herrn gefi el, so ist es geschehen.
Gelobt sei der Name des Herrn.
Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner
Mutter; nackt kehre ich dahin zurück.
Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen.
Wie es dem Herrn gefi el, so ist es geschehen.
Gelobt sei der Name des Herrn.
11280_DAW_PRO_K1 17 26.03.13 09:30
TEXT | 17
Werden wie ein heller Bach
Bei entstandnen Wetter trübe.
4. Rezitativ (Tenor)
Wie wenn der Blitze Grausamkeit
Die Eichen rührt und das Gefi eder
Im Walde hin und wider
Vor Schrecken und vor Furcht zerstreut,
So siehst du auch, betrübtes Köthen, du:
Ein treuer Untertan
Fühlt allzuwohl, wie er geschlagen.
Ein jeder sieht den andern an;
Die Wehmut aber schleußt die Lippen zu,
Sie wollten gern und können doch nicht klagen.
5. Arie (Tenor)
Zage nur, du treues Land,
Ist dein seufzerreiches Quälen
Und die Tränen nicht zu zählen,
O! so denke, dem Erbleichen
Ist kein Unglück zu vergleichen.
Zage nur, du treues Land!
6. Rezitativ (Sopran)
Ah ja!
Wenn Tränen oder Blut,
Hochsel’ger Leopold,
Dich vor dem Tode könnten retten,
So wären tausend Herzen da,
Die dir und uns zugut
Vor dich ihr Blut gegeben hätten.
O wärest du uns nicht so lieb und hold
In deinem Regiment geblieben,
So dürften wir uns nicht so sehr um dich betrüben.
7. Chor
Komm wieder, teurer Fürsten-Geist,
Beseele die erstarrten Glieder
Mit einem neuen Leben wieder,
Das ewig und unsterblich heißt.
Die Jugend rühmt, die Alten preisen,
Dass unser Land und ihre Zeit
So viele Gnad und Gütigkeit
Von unserm Fürsten aufzuweisen.
2. ABTEILUNG
8. Chor
Wir haben einen Gott, der da hilft,und einen Herrn,
der vom Tod errettet.
Psalm 68,21
9. Rezitativ (Alt)
Betrübter Anblick voll Erschrecken,
Soll denn so bald die Gruft den Leib bedecken?
Der Tod ist da,
Die Stunde schlägt, das End’ ist nah,
Mein Gott, wie kommt mir das so bitter für!
Ach! Warum eilest du mit mir?
10. Arie (Alt)
Erhalte mich,
Gott, in der Hälfte meiner Tage!
Schone doch
Meiner Seele, fällt das Joch
Jämmerlich,
Erhalte mich,
Gott, in der Hälfte meiner Tage!
11280_DAW_PRO_K1 18 26.03.13 09:30
18 | TEXT
11. Rezitativ (Sopran)
Jedoch der schwache Mensch erzittert nur,
Wenn ihm die sterbende Natur
Die kalte Gruft geöffnet zeiget.
Wer aber stets, wie unsre Fürsten-Seele,
Noch lebend auf der Welt
Mehr nach dem Himmel steiget,
Als sich am Eitlen feste hält,
Der fl ieht mit Lust aus dieser irdnen Höhle.
12. Arie (Sopran)
Mit Freuden sei die Welt verlassen,
Der Tod kommt mir recht tröstlich für.
Ich will meinen Gott umfassen,
Dieser hilft und bleibt bei mir,
Wenn sich Geist und Glieder scheiden.
13. Rezitativ (Bass)
Wohl also dir,
Du aller Fürsten Zier,
Du konntest dir nicht sanfter betten;
Gott hilft und kann vom Tod erretten.
14. Repetatur Dictum (Chor Nr. 8)
JACOBUS GALLUS
PAUSE
ECCE QUOMODO MORITUR JUSTUS
Ecce quomodo moritur justus,
et nemo percipit corde.
Viri justi tolluntur,
et nemo considerat.
A facie iniquitatis
sublatus est justus
et erit in pace memoria eius.
In pace factus est locus eius
et in Sion habitatio eius
et erit in pace memoria eius.
Siehe, wie der Gerechte stirbt,
und niemand fühlt es im Herzen.
Die Gerechten werden getötet
und niemanden rührt es.
Vor dem Angesicht der Ungerechtigkeit
wird der Gerechte hinweggenommen,
und sein Andenken wird in Frieden sein.
Im Frieden ist sein Ort
und seine Wohnung ist in Zion,
und sein Andenken wird in Frieden sein.
11280_DAW_PRO_K1 19 26.03.13 09:30
TEXT | 19
KÖTHENER TRAUERMUSIKText von Christian Friedrich Henrici alias Picander
3. ABTEILUNG
15. Arie (Bass)
Lass, Leopold, dich nicht begraben,
Es ist dein Land, das nach dir ruft.
Du sollst ein ewig sanfte Gruft
In unser aller Herzen haben.
16. Rezitativ (Alt)
Wie könnt es möglich sein,
Zu leben und dich doch vergessen?
Ach nein!
Wir haben gar zu allgemein
Dein väterliches Regiment,
Das mehr vor Lieb als Eifer hat gebrennt,
Erfahren und bei uns ermessen.
Die eine Zeit
Wird es der andern offenbaren
Und also dich die Ewigkeit
In unverloschnen Ruhm bewahren.
17. Arie (Alt)
Wird auch gleich nach tausend Zähren
Sich das Auge wieder klären,
Denkt doch unser Herz an dich.
Deine Huld,
Die wir nicht zu preisen wissen,
Und Geduld
Blieb uns gleichfalls ewiglich,
Wenn du nur nicht sterben müssen.
18. Rezitativ (Tenor)
Und, Herr, das ist die Spezerei,
Womit wir deinen Sarg verehren.
Ein jeder Untertan
Dringt sich von allen Seiten
Durch angenehmen Zwang und Streiten
Aus Sehnsucht vor den andern an:
Gleichsam, als sollten sie die Treu
Dir auch noch in dem Tode schwören.
19. Aria a 2 Cori („Die Sterblichen“ – Tenor /
„Die Auserwählten“ – Chor)
Geh, Leopold, zu deiner Ruhe,
Und schlummre nur ein wenig ein.
Unsre Ruh,
So sonst niemand außer du,
Wird nun zugleich mir dir begraben.
Der Geist soll sich im Himmel laben,
Und königlich im Glanze sein.
JOHANN SEBASTIAN BACH
11280_DAW_PRO_K1 20 26.03.13 09:30
20 | TEXT
4. ABTEILUNG
20. Arie (Bass)
Bleibet nur in eurer Ruh,
Ihr erblassten Fürsten-Glieder.
Doch verwandelt nach der Zeit
Unser Leid
In vergnügte Freude wieder,
Schließt uns auch die Tränen zu.
21. Rezitativ (Sopran)
Und du, betrübtes Fürstenhaus,
Erhole dich nun auch einmal
Von deiner Qual.
Wie Gottes Hand bisher
Beständig auf dich schwer
Mit vollen Plagen hat gelegen,
So wird dich auch nun in der Folgezeit
Ein unverrückte Fröhlichkeit
Ergötzen und verpfl egen.
Die Nacht ist aus,
Der Tag bricht dir nun heiter an,
Nun wird dir, wie im frohen Lenzen,
Ein angenehme Sonne glänzen,
Die keine Finsternis noch Nebel stören kann.
22. Arie (Sopran)
Hemme dein gequältes Kränken,
Spare dich der guten Zeit;
Die den Kummer wird versenken
Und der Lust die Hände beut.
Schmerzen, die am größten sein,
Halten desto eher ein.
23. Rezitativ (Bass)
Nun scheiden wir,
Hochselger Leopold, von dir,
Du aber nicht aus unserm Sinn.
Wir gehn nach unsern Hütten hin
Und sammeln ängstlich auf der Erden
Mehr Asche zur Verwesung ein
Und wünschen, wenn wir auch den Sold
Einst der Natur bezahlen werden:
So selig und so sanft wie unserm Leopold,
So muss auch unser Ende sein!
24. Chor
Die Augen sehn nach deiner Leiche,
Der Mund ruft in die Gruft hinein:
Schlafe sicher, ruhe fein!
Labe dich im Himmelreiche!
Nimm die letzte gute Nacht
Von den Deinen, die dich lieben,
Die sich über dich betrüben,
Die dein Herze wert geacht’,
Wo dein Ruhm
Sich unsterblich hat gemacht.
11280_DAW_PRO_K1 21 26.03.13 09:30
SAISON 2013/2014
ABONNEMENT
Alle Konzerte finden in der Laeiszhalle statt.Abonnements im NDR Ticketshop im Levantehaus, Tel. 0180–1787980*, E-Mail [email protected],
ndrticketshop.de (*bundesweit zum Ortstarif für Anrufe aus dem deutschen Festnetz, Preise aus dem Mobilfunknetz können abweichen)
L’ARPEGGIATACHRISTINA PLUHARNURIA RIALAbo 1 | Mi 25.09.13 | 20 Uhr
Arie, Lamenti e Sinfonie von
FRANCESCO CAVALLI
LE POÈME HARMONIQUEVINCENT DUMESTREAbo 2 | Di 29.10.13 | 20 Uhr
Werke von MONTEVERDI,
MANELLI, FERRARI, MARINI
VENICE BAROQUE ORCHESTRAMAURICE STEGERAbo 3 | Mi 27.11.13 | 20 Uhr
Werke von VIVALDI, SARRI,
ALBINONI, LEO, GEMINIANI
ACCADEMIA BIZANTINAOTTAVIO DANTONE Abo 4 | Mi 29.01.14 | 20 Uhr
NDR Chor | Solisten
ANTONIO VIVALDI
Juditha Triumphans
LYRIARTE VALER SABADUS Abo 5 | Mi 26.02.14 | 20 Uhr
Werke von HÄNDEL, PORPORA
AL AYRE ESPAÑOLEDUARDO LÓPEZ BANZOAbo 6 | Di 08.04.14 | 20 Uhr
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
Sonata op. 5, Nr. 1 – 7
11280_DAW_PRO_K1 22 26.03.13 09:30
22 | KONZERTVORSCHAU
KONZERTVORSCHAU
BAROQUE MEETS JAZZFreitag, 26. April 2013, 20 Uhr
Samstag, 27. April 2013, 20 Uhr
Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio
Michel Godard Serpent und Leitung
Guillemette Laurens Mezzosopran
Gavino Murgia Saxophon, Gesang
Fanny Paccoud Barockvioline
Bruno Helstroffer Theorbe
Olivier Lété Bassgitarre
MICHEL GODARD
Ambre
A Trace of Grace
CLAUDIO MONTEVERDI
„Pur ti miro“
Aus: „L’incoronazione di Poppea“
MICHEL GODARD
Soyeusement
CLAUDIO MONTEVERDI
Pianto della Madonna („Iam moriar mi Fili“)
Aus: Selva morale e spirituale
MICHEL GODARD
Dopo il lamento
Lucia
CLAUDIO MONTEVERDI
Sì dolce è’l tormento
STEVE SWALLOW
Dopo il tormento
MICHEL GODARD
Prelude in F
Roma
CLAUDIO MONTEVERDI
Zefi ro torna e di soavi accenti
Aus: Scherzi musicali cioè arie, & madrigali
in stil recitative [...]
Drei Jazz- und drei Barockspezialisten spielen zu-
sammen Stücke von und nach Claudio Montever-
di – nur eine weitere dieser willkürlichen Cross-
over-Stilmischungen? Keineswegs, denn Michel
Godard, der Initiator des Projekts, zählt nicht nur
zu den besten Jazz-Tubisten unserer Zeit; er ist
auch ein großer Liebhaber frühbarocker Musik.
Man erkennt das schon an seinem zweiten Haupt-
instrument, dem um 1600 erfundenen Serpent.
Dass das Zusammenspiel der beiden Trios so
überzeugend gelingt, hat aber noch einen Grund:
Jazzer improvisieren oft über Harmonien bekann-
ter Songs. Ähnliche „Standards“, die aus dem
Stegreif variiert wurden, gab es auch in Monte-
verdis Zeit – die Tanzbässe. So lässt sich heute
leicht gemeinsame Sache machen ...
Michel Godard
11280_DAW_PRO_K1 23 26.03.13 09:30
IMPRESSUM | 23
IMPRESSUM
Herausgegeben vom
NORDDEUTSCHEN RUNDFUNKPROGRAMMDIREKTION HÖRFUNKBEREICH ORCHESTER UND CHORRothenbaumchaussee 132 | 20149 Hamburg
NDR Das Alte Werk im Internet:
www.ndr.de/dasaltewerk
Leitung: Rolf Beck
Redaktion NDR Das Alte Werk: Angela Piront
Redaktionsassistenz: Annette Martiny
Redaktion des Programmheftes:
Dr. Juliane Weigel-Krämer
Der Text von Wolfgang Stähr
ist ein Originalbeitrag für den NDR.
Fotos:
[M] Rudolf Schmutz; Douglas Schwartz (Titel);
Etienne Gautier (S. 5); Frank Ferville (S. 6);
Jen Supaph (S. 7); Thilo Beu, (S. 8);
Portia Crossley (S. 9); Michel Leclerq (S. 11);
akg-images (S. 12, S. 13, S. 14);
Michel Godard (S. 22)
NDR | Markendesign
Gestaltung: Klasse 3b, Hamburg
Litho: Otterbach Medien KG GmbH & Co.
Druck: Nehr & Co. GmbH
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung des NDR gestattet.
11280_DAW_PRO_K1 24 26.03.13 09:30
11280_DAW_PRO_K1 1 26.03.13 09:30