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4. JAHRGANG AUSGABE #29 PROUD PHOTO BOOTH BY OLIVER RATH JÜRGEN LAARMANN FRIEDE, FREUDE, FRONTPAGE GEMA INTERVIEW + NICHOLAS KASHIAN REUBEN WU KLARTRAUMRAUM KOMET STRASSE ZWÖLF BERLIN AUSGABE #29 PROUD PHOTO BOOTH BY OLIVER RATH GEMA INTERVIEW JÜRGEN LAARMANN 29. AUSGABE 2012

#29 proud magazine Berlin

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Berlin Lifestyle Magazine

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Page 1: #29 proud magazine Berlin

4. JAHRGANGAUSGABE #29

PROUD PHOTO BOOTHBY OLIVER RATH

JÜRGEN LAARMANNFRIEDE, FREUDE, FRONTPAGE

GEMAINTERVIEW

+NICHOLAS KASHIANREUBEN WUKLARTRAUMRAUMKOMETSTRASSE ZWÖLF

BER

LINAUSGABE #29 • PROUD PH

OTO BOOTH BY OLIVER RATH

• GEMA INTERVIEW

• JÜRGEN LAARMANN

29. AUSGABE 2012

Page 2: #29 proud magazine Berlin

OPENER2

Katze mit zwei Ohren

Katze mit Hut

Katze im Kornfeld

tut Seele der Katze

aber Mäusen nicht gut.

Katze mit Fratze

Katze mit Schnabel

wie Busshard am Himmel

mit Hunger so groß

wie Heuhaufenstapel.

Mit ohne flauschig

mit ohne Waschung

Katze trägt Krone

in Häuplingszone

Katze trägt Maske

und Trauer mit Fassung.

Justus Sauerbier

Page 3: #29 proud magazine Berlin

ART DIRECTION

Moritz Stellmacher

GRAFIK & IllusTRATION

Felix Bork

Ida Westheuser

Moritz Stellmacher

Tim Boller

Vinzent Britz

FAMIlY

Ariane & Karl Kirschstein

Eva, Lale, Lukas & Nuri Sezer Mahrt

Gesa Hollender & Yara Dib

Klaus Mabel Aschenneller

Oliver Keresztes & Sünje von Ahn

PARTYs

Cim Topal

Fetzo Müller

Janek Eisner

PRAKTIKA

Gergana Petrova (Fucsia Werk)

COVER

Oliver Rath

HERAusGEbEREmin Henri Mahrt

Richard Kirschstein

CHEFREDAKTION

Emin Mahrt

Moritz Stellmacher

REDAKTION

Daniel Penk

Ida Westheuser

Janek Eisner

Jascha Herr

Lukas Kampfmann

MusIC EDITOR

Daniel Penk

MARTERIA GIRl

Tsellot Melesse

sCRIPT GIRl

Sophie Senoner

DJs

Alexander Lorz, Zirkuszofen, Marcel

Freigeist, Meggy, Used, Daniel Bang,

Soulkrates, Red&Ron, Ornis, I Love

Sunday, Spune, Sven & Lenny, Pringle,

Louis, Flott & Geil, Pedro & Eike

FREIE MITARbEITER

Anna-Zoe Schmidt

Anne Eger

Bruno Jubin

Christian Rinke-Lazo

Daniel Zimmert

Esra Rotthoff

Janina Schönn

Komet Bernhard

Katharina Fabian

Leonor von Salisch

Livia Matthes

Louis McGuire

Maximilian Duwe

Sarai Schubert

sPECIAl THANKs

Anna Lena

Ayfer Kaya

Benjamin Gruber

Carlos Falla Garzon

Hannes Greve

Hugo Korinth

Jakob Scheer

Karianne Etternavn

Luciano Santorro

Mario Martin

Ricardo Kramer

Valentin Schöndienst

Visa Vie

Hola, ¿qué tal? Verkehrte Welt an der

Heimatfront. Der Spaßbomber aus

Mallorca ist in Berlin gelandet. Parker

Lewis und Curley Sue haben ihren Sohn

auf die Transferliste gesetzt und proud

hat zugeschlagen. Als Multitalent mit

the most Scheiße Hair bekannt hat

sich Bam Bam Bruno vor, hinter, unter

und über der Kamera sofort in unsere

Herzen gespielt. Wir sagen danke the

German Way: der Music Editor Deines

Vertrauens geht mit Dir ins Puff. Much-

as Gracias BAM BAM and keep up the

good work!

bRuNOEMPlOYEE OF

THE MONTH

PROuD wORKs GMbHSonnenallee 106

12045 Berlin Neukölln+49 (0) 30 521 36 881

hq@ .de

3START

Page 4: #29 proud magazine Berlin

B eim Aufrufen unseres www.

soundcloud.com/proud Ac-

counts sticht mir ein Track auf

der letzten Seite ins Auge. "Redak-

tionskonferenz" - dazu das unüber-

sehbare Datum des Uploads "over 3

years ago". Es beginnt mitten in einer

hitzigen Diskussion darüber, wie viele

Seiten der Streetart Künstler JUST in

zwei aufeinanderfolgenden Ausga-

ben zugeschrieben bekommen soll.

In einem unermüdlichen Ping-Pong

zwischen Redakteuren, Grafikern und

Herausgebern wandeln sich trockene

Meinungen in emotionale Grundsätze.

Schlussendlich möchte die Mehrheit

eine Skala der Prioritäten festlegen.

Es soll festgelegt werden, wann ein

Freundschaftsdeal oder echte Artikel

Vorzug erhalten. Eine Chefredaktion

muss her. Wir arbeiten alle umsonst

- doch Geld für den Posten muss es

geben. Gibt es aber nicht. Es ist eine

schöne Konferenz. Zahlreiche, inzwi-

schen beste Freunde, sagen ungehal-

ten ihre Meinung. Sie kotzen sich über

Werbung aus oder beschweren sich

darüber, dass das Belegexemplar an

freie Mitarbeiter nicht zugestellt wur-

de. Aber es gibt auch Eigenlob, es wird

viel gelacht und es prasselt Vorschlä-

ge für die kommende Ausgabe. Nach

1:38:48 stoppt die Aufnahme.

Es ist ein schöner Blick in die Vergan-

genheit, der Probleme aufzeigt, die

man vielleicht hätte lösen können.

Gleichzeitig strömt pure Energie und

Lust am Schreiben und dem Projekt

proud aus jedem aufgenommenen

Satz. Jetzt drei Jahre später gilt es im-

mer noch Prioritäten zu setzen. Unser

festes Team ist kleiner. Viele früher

engagierte, gute Redakteure sitzen

inzwischen in einem festen Job und

finden kaum noch Zeit eine Rezension

zu schreiben. Nichtsdestotrotz gibt es

Inhalt - und den liefert uns Berlin.

Blaukraut bleibt Blaukraut und proud

crowd bleibt proud crowd. Auch wenn

wir nicht von Morgens bis Abends an

Texten schreiben, so pflegen wir doch

den Berliner Lebensstil bis in die letzte

Haarspitze. Ob Grillen bei Regen unter

der Elsenbrücke oder der Besuch der

heimischen Eckkneipe.

Auch komplett neue Projekte sprießen

aus dem Boden. Mit Straße 12 erobert

ein Vereinsheim der Neuköllner Sport-

freunde unsere Herzen. Mehr noch als

der alljährliche Wunsch auf die Fusi-

on zu fahren. Und doch bestimmt die

Arbeit unser Leben. Und dort, wo sich

Arbeit mit Freizeit verbinden lässt,

lassen wir keine Chance aus dies auch

zu tun. Wir chartern einen Reisebus,

um mit unseren besten Freunden auf

einen Roadtrip nach Hamburg zu der

von uns veranstalteten Carlsberg Sup-

port Your Local DJs Party zu fahren.

EDITORIAL

4 EDITORIAL

Page 5: #29 proud magazine Berlin

Über 40 Leute finden sich zusammen

- auf dem Weg nach Hamburg er-

weitert sich unsere Truppe durch ein

paar 18-jährige, amerikanische Tram-

per. Es ist seit langer Zeit mal wieder

eine gemeinsame proud Reise. Wenn

auch ein paar wichtige Freunde feh-

len. Doch auch unsere neuen Freunde

sind bereits unwegdenkbar. Mit Micki

haben wir eine strahlend, gut gelaun-

te Fotografin gefunden, die auch vor 24

Stunden Party nicht zurückschreckt

und Bruno, unser 20 jähriger Mallorca-

nero kann Filmen (+Regie+Schneiden

+Farbkorrektur) wie kaum ein zweiter.

Hamburg empfängt uns wie immer:

Ein zweites zu Hause. Unfassbar viele,

freundlichen Menschen. Das Uebel &

Gefährlich, aber vor allem eine unver-

gessliche Afterhour im Sands befrie-

digen alle Teilnehmer des Trips, der

nach Wiederholung schreit.

Zurück in Berlin widmen wir uns dem

proud Magazin Freiverteiler (kosten-

freies Abo unter www.abo.proud.de)

und der Brache an der Cuvry Straße,

die unsere Freunde "Die Räuber" mit

Einsatz verteidigen und in einem fried-

lichen Protest gegen die Räumung das

"Räuberlab" auf dem Gelände ins Le-

ben rufen. Eine interne "wer hat einen

Büroschlüssel" Situation plus zahlrei-

che, frustrierende Momente vor dem

Büro gänzlich ohne Schlüssel, führten

dazu, dass wir uns ein Zahlenschloss

haben einbauen lassen.

Und Neukölln blüht. Im 10 Minuten-

takt saust eine Polizeistreife an unse-

rem Fenster vorbei um eines der an

den zahlreichen Spitzenverdienern

verübten Verbrechen aufzuklären.

Das Internetcafé gegenüber wird zum

Schauplatz und Showdown für den

Killer-Kannibalen aus Kanada - der

mutige Ladenbesitzer erkannte ihn

beim Bild-Zeitung lesen. Nur ein paar

Häuser weiter eröffnet ein neues In-

ternetcafé - der schrecken aller Ver-

brecher.

Car2gos und Drivenows machen die

Parkplätze streitig, so dass unser Nach-

bar seinen Ferrari inzwischen im Park-

verbot parken muss. Wir überfordern

unsere Praktikanten beim Eintüten

tausender Mags für Abo-Empfänger.

Sowohl Lieferauto als auch Postange-

stellte stöhnen unter den Massen von

Magazinen. Doch es lohnt sich. Und

wir laden ein zu 4 Jahren proud Party:

Entgegen aller ungläubig kopfschüt-

telnden Prognosen von Sparkasse,

Bulgarischer Wettmafia und Steuerbe-

ratung sowie im Herzen gutgemeinter

Sabotage-Versuchen von Print-Bran-

che, Silvester-Raketen und Finanzamt

gibt es uns immer noch: Seit 4 Jahren

sind wir proud und denken nicht ans

aufhören.

Wir fahren Porsche, kriegen Kinder,

gründen Firmen. Und hauen die ge-

samten Jahreseinnahmen an einem

Abend auf den Kopf: proud wird 4.

5EDITORIAL

Page 6: #29 proud magazine Berlin

Sag Deinen Eltern, die Spreefahrt

am Sonntag wird nichts. Sag Deinem

Freund, dieses Wochenende machst

du ‘n Ruhigen. Sag Deinen Kumpels,

sie sollen den Ersatzschlüssel raus-

suchen. proud hat die lautesten DJs,

die hübschesten Girls, die skurrilsten

Trips. Alle wissen Bescheid, aber kei-

ner hat was gesehen. Niemand geht

hin, aber alle sind da. What happens

at a proud party, stays at a proud party.

Wir freuen uns. Auf einen abgedreh-

ten Abend. Auf einen durchgerock-

ten Morgen. Auf die nächsten 4 Jahre

proud. Featuring: MUSCHI Kreuzberg

Fatwalk, EASY DOES IT Surprise Box,

RADIO Skateboards Horny House,

EX!T Floor, OLIVER Rath Photo Booth

(styling by Der Haarflüsterer® Berlin),

HIPHOP und LAZER Moritz.

Danke! 4 Jahre proud Party wird die

Party der Partys für uns. Gäste, Freun-

de, Frauen. Wir freuen uns schon jetzt

auf den fünften Geburtstag.

Und wir etablieren an jedem ver-

dammten Dienstag Fussball - bis hin

zum Profisport beim Irie Daily Cup

2012 (proud vs. team x, 0:4, 0:4, 1:4,

1:1).

Die Chefs machen sich auf den Weg,

drei volle Tage im "Korfu-Workshop"

ein paar Prioritäten für proud festzu-

legen und haben Erfolg. Mit Enthusi-

asmus und Aufbruchstimmung wird

kurzzeitig nach einem noch geileren

Büro Ausschau gehalten, doch relativ

schnell steht fest, unser zu Hause ist

Neukölln. Nach zwei Jahren Vorberei-

tungszeit schaffen wir es endlich un-

sere proud-Crew-College-Jacken an

den Start zu bekommen und gelten

spätestens seit unserer gemeinsamen

proud Reise nach Köln als irgendet-

was zwischen schwul, Junggesellenab-

schied und Hooligans.

Bald ist Winter und zu allem Überfluss

verschwindet unser Maskottchen Tse-

llot, dessen Abschiedsparty kläglich

an Ausweiskontrolle gescheitert ist,

ein ganzes Jahr nach Amerika. Ge-

fühlsduseliger Abschied bei proud und

Kiss FM. Unser gemeinsamer Redakti-

onsliebling Tsellot geht in die USA und

stürzt Deutschrap damit in die größte

Sinnkrise seit Tic Tac Toe.

Komm bald wieder, Marteria Girl! Sag

es Eko... (Eko rappt für Tsellot - http://

bit.ly/tsellot).

Tselott - We ♥ you a lot DAS SCHÖNSTE VOR JEDEM MENÜ: DER GRUSS AUS DER QUELLE.DER GRUSS AUS DER QUELLE.

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6 EDITORIAL6

Page 7: #29 proud magazine Berlin

DAS SCHÖNSTE VOR JEDEM MENÜ: DER GRUSS AUS DER QUELLE.DER GRUSS AUS DER QUELLE.

www.voeslauer.comwww.facebook.com/facebook

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Page 8: #29 proud magazine Berlin

tag. In der Nacht zum 7. Mai 1985 von

Mainz nach Vire. Ich weiß es wie heute,

was für Gedanken mir auf der 10stün-

digen Reise durch den Kopf gingen. Ich

verließ meine Stadt in Richtung Paris

über die auch sogenannte Pariser Stra-

ße, um nach anderthalbstündiger Fahrt

die Grenze zu Frankreich bei Saarbrü-

cken zu passieren. Der Gedanke an

ein Wiedersehen mit meinem kleinen

zuvor in meinem Handwerk als Bil-

derrahmer an einem wichtigen Kun-

denauftrag festhielt. Zufrieden war ich

nicht mit mir an diesem Tag, da ich es

wiedermal nicht geschafft hatte, mich

rechtzeitig von der Arbeit loszureißen

und somit eine anstrengende Nacht-

fahrt von 850km bewältigen musste.

Ich wollte mich mit meinem Auto auf

den Weg machen zu seinem 6. Geburts-

E s war der 37te Frühling in meinem

Leben, und auch im Leben meiner

Partnerin Nicole, obwohl sie 1949

und ich 1948 geboren bin. Der 16te im

Leben meiner Tochter Segolené, die

Nicole in die Verbindung mitgebracht

hatte und die ich mit 4 Jahren ken-

nenlernte. Und es war der 6. Frühling

im Leben meines Sohnes Marceau. Es

war ein Bilderbuchmaientag, der mich

zEhn SEkundEn TodESangST

dIE aBEnTEuR dES koMETEn

8 REPORT

Page 9: #29 proud magazine Berlin

flott durch, zog vorbei und ließ mich

zurück. Nach kurzer Fahrt wurde mir

bewusst, dass ich meinen Wasserkanis-

ter, um mein Gesicht frisch zu machen,

aufs Autodach gestellt hatte, bevor das

fremde Fahrzeug auf dem Parkstreifen

auftauchte. Ich hielt deshalb auf einem

vorhandenen Seitenstreifen an, stieg

aus, reckte mich, froh von der vielleicht

vorhanden gewesenen Gefahr befreit

zu sein und schaute zum Sternenhim-

mel, fühlte mich in einem intelligenten

Universum aufgehoben. Jetzt wollte ich

die Fahrt fortsetzen, nicht geruht, doch

wieder etwas wach, den Kanister vom

Dach eingepackt stieg ich ins Fahrzeug.

Es waren eine dröhnende LKW-Hupe

und ein Christbaum von Scheinwer-

ferlichtern, die mich aus meinem Se-

kundenschlaf rissen. In der Umklam-

merung des Lenkrades versuchte ich

heftig, dem sich nähernden Ungetüm

auszuweichen. Mein rechter Fuß such-

te das Bremspedal und mein Blick die

Straße, doch da war nur Dunkelheit.

Der lang anhaltende Ton des Hupsig-

nals, das eben noch seinen Ton durch

Annäherung verstärkte zog an mir vor-

bei und verstummte. Nur das sich ent-

fernende Rauschen der Räder verriet,

dass es kein Spuk sondern Wirklichkeit

war. Ich war å dem Lenkrad eingeschla-

fen. Die langsam in der Ferne åges lie-

ßen mich nun völlig aufwachen. Ich

war nicht am Fahren, ich stand. Der

vermeintliche Sekundenschlaf war kei-

ner, er war ein mindestens 10minütiger

richtiger Schlaf am Straßenrand, aus

dem ich gerissen wurde, mit dem fal-

schen Bewusstsein, erschaffen aus be-

drohlichsten Bildern und Eindrücken,

die ich so nicht anders interpretieren

konnte. Nun war ich wirklich wach und

gelangte nach nächtlicher Fahrt und

herrlichem Sonnenaufgang ans Ziel

an dem drei liebe Menschen auf mich

warteten.

Text: Komet

Illustration: Felix Bork

die Rue National verlassen, langsam

ebbte die Flut entgegenkommender

Lichter ab. Paris hatte ich schon lange

hinter mir gelassen, ich befand mich

im Ausnahmezustand. Ein Sekunden-

schlaf konnte mich meine Gesundheit

oder mein Leben kosten. Ich bog in

einer verlassenen Gegend auf einen

schmalen lang gezogenen Ausweich-

platz am Straßenrand ab, der durch

Bäume und einen Graben von der

Straße getrennt war, um doch etwas

zu ruhen. Nach wenigen Minuten, ich

war schon etwas abwesend, befuhr ein

Fahrzeug den gleichen Platz. Es stand

mit einigem Abstand hinter mir und

hatte sein Standlicht an. Ich drehte das

Fenster einen Spalt auf, und vernahm

Stimmen junger Männer, die mich be-

unruhigten, da ich nichts verstand

und mir keinen Reim auf ihren Inhalt

machen konnte. Gerade war ich bereit,

meinen Zündschlüssel umzudrehen,

da bewegte sich das Fahrzeug in lang-

samer Fahrt an mir vorbei, zu langsam.

Es hielt nach wenigen Metern an, so

das ich es hätte nach meinem Start

rechts überholen müssen, was man

nicht macht. Einen Moment war ich

unschlüssig, dann zeigte ich durch ein-

maliges kurzes Aufblenden, dass dieses

Fahrzeug nicht unbesetzt war, in der

Hoffnung, die Freunde zur Weiterfahrt

zu bewegen, was nicht geschah. Nun

war ich mir klar, dass die Möglichkeit

unguter Absichten seitens der nächtli-

chen Besucher bestand. Dem wollte ich

ausweichen, und bewegte mein Fahr-

zeug in langsamster Fahrt rechts vor-

bei. Das fremde Fahrzeug startete auch

und wir bewegten uns vielleicht drei,

vier Meter nebeneinander, der Einmün-

dung auf die Landstraße zu. Mein Herz-

schlag erhöhte sich und signalisierte

Bereitschaft zur Aktion, gleichzeitig

kam Angst auf, beflügelnde Angst. Ich

spürte Aggression in mir. Wollte man

mich abdrängen und nicht in die Stra-

ße einbiegen lassen, war es Zufall oder

wollten sie auch nur wieder auf die

Piste? Der fremde Wagen startete jetzt

Sohn, den ich ein halbes Jahr nicht ge-

sehen hatte trieb mich an und gab der

Anstrengung einen Sinn. Konnte es

sein, dass ein 5 jähriges Kind versteht,

dass sein Vater, der sich die Zeit ein-

teilen kann, nicht zu seinem Geburts-

tagskaffe eintrifft? Papa muss in die

Werkstatt! Papa bekommt Kundschaft!

Papas Arbeit nimmt mehr Zeit als die

Arbeit anderer Papas. Für das Kind war

das wohl auch der Hauptgrund für die

Trennung der Familie, und gleich auf

so riesige Entfernung. Es war natürlich

nicht die ganze Wahrheit. Ich lebte und

liebte meine Freiheit und übertrieb es

auch manchmal. Ich war leider nicht

der Vater, der einen Kuchen gebacken

hat. Kaufen ja; das konnte ich besser

noch in Frankreich. Kleingeld für die

Autobahngebühr in Frankreich, Grenz-

kontrolle, vereinigtes Europa, Fehlan-

zeige!! Unsere Väter hatten sich noch

im 2. Weltkrieg gegenseitig versucht

umzubringen. Mein und Nicoles Vater

blieben verschont. Sonst gäbe es Mar-

ceau nicht. Die später in der Norman-

die auftauchenden weißen Kreuze der

Soldatenfriedhöfe gaben tausendfa-

ches Zeugnis der Kämpfe. Ich hatte in

dieser Nacht meinen eigenen Kampf,

und einen unsichtbaren Gegner, die

Müdigkeit. Er lauerte in der Monotonie

eines gut laufenden Motors, wie auch

der Anstrengung, die man den Lich-

tern entgegenkommender Scheinwer-

fer entgegensetzten muss. Auch meine

Musik, damals auf Kassette, das Wort

CD war noch nicht geboren, schaffte es

nicht ausreichend, meine Konzentrati-

on aufrecht zu erhalten. Ein Kind, dass

keinen Vater mehr hatte, nein, zwei

Kinder, Segolené war seit 12 Jahren

meine Tochter, auch wenn ich nicht ihr

Erzeuger war. Jetzt war sie 16.

Viele ähnliche und hauptsächlich trau-

rige Gedanken gingen mir mit der Tren-

nung unserer kleinen Familie durch

den Kopf. Meine Müdigkeit nahm zu.

Das Ziel war einfach noch zu weit. Ich

befuhr eine kleine Nebenstraße, hatte

9REPORT

Page 10: #29 proud magazine Berlin

10 ANZEIGE

Schon in der 3b an der Rupingrund-

schule war klar, die 3a ist nicht auf

unserem Level. Wahre Liebe gab

es nur im Verband der 3b. Das hielt

auch an. 4b, 5b, 6b - EINELIEBE.

Man kann zwar nicht sagen aus uns ist

etwas geworden - doch die Verbindung

ist nach wie vor intakt. Es folgten Jahre

auf der Oberschule, der ehemalige 3b

Zusammenhalt wurde durch die Aus-

grenzung als Siemies ersetzt. Wir wa-

ren die neuen auf der Schule, die Kid-

dies, Erstklässler sozusagen. Was seine

schlechten Seiten hatte, hatte auch

seine guten. Wir hingen zusammen

ab. Vor der Schule, auf dem Schulhof,

nach der Schule. Es bildete sich eine

große - und später viele kleine Cli-

quen. Nach der Schule ging das Spiel

weiter - Unreal Tournament, Starcraft

oder Counter Strike Clans, Fussball-

verein, Schülerladen. Egal wo man

sich regelmäßig traf, egal wo man ein

gemeinsames Topic hatte, schnell war

eine Crew am Start. Je besser das The-

ma, je engagierter der Anführer, desto

größer wurde die Crew, desto länger

hielten wir zusammen.

Inzwischen haben die meisten in

meinem Umfeld mindestens ein vier-

tel Jahrhundert gelebt und nach wie

vor feiern wir uns selbst. proud, Ra-

dioskateboards, Keinemusik, Muschi-

kreuzberg, Stil vor Talent, Bolzjugend,

Techno Taverna, Mal2, Easy Does It,

FMNLML, Keller, Feingefühl, Blabla,

Räuber, Omstudios, Depot2, Hühner-

haus, Scheers Schnitzel, Locke Mül-

ler, Mentor, Marteria, Berlin Burrito

Company, Mymo Monsters und viele

Andere. Manche existieren nur aus

Spaß - andere haben ihre Crew zur

Arbeit gemacht. Berliner Crews sind

Treiber des Lebensstil. Wir machen

uns Freunde und Feinde. Es entstehen

Sachen, die bleiben.

Nicht nur wir sind aktiv - und auch

adidas Originals hat das erkannt und

widmet sich voll und ganz Crews. In-

ternationale und lokale Crews, sowie

das Berliner Design-Kollektiv KLUB7

dienen als Botschafter der Aktion.

Es gilt jetzt für adidas über

adidas.com/represent kreative Inhal-

te (Foto, Text, Video egal was hauptsa-

che geil) hochzuladen. Die kreativste

Crew gewinnt ein Preisgeld zur Rea-

lisierung eines Traumprojekts. Vom

07.09. bis 11.10. läuft die Bewerbung

- anschließend (vom 12.10. bis 01.11.)

kann man voten und sich den Output

der Crews anschauen.

Blaukraut bleibt Blaukraut und proud

Crowd bleibt proud Crowd.

#represent.

adidas.com/represent

#REPRESENTBLAUKRAUT BLEIBT BLAUKRAUT UND

PROUD CROWD BLEIBT PROUD CROWD

Zeige der Welt gemeinsam mit deinen Freunden, was es bedeutet, eine Leidenschaft zu teilen und für etwas zu stehen: Represent your Crew! Weltweit sucht adidas Originals nach Leuten mit besonderen Talenten und speziellem Style. Ihr bekommt die Chance Teil der großen adidas Familie zu werden und gemeinsam ein Projekt Eurer Wahl zu verwirklichen. Jede Crew kann ihre Fähigkeiten einbringen und Teil dieser Aktion werden. Gebt alles auf adidas.com/originals und zeigt was euch besonders macht. Ladet euren Input hoch oder votet für eure Lieblingscrew.

Bündelt euer Talent, eure Leidenschaft und eure Kreativität. Geht gemeinsam „all in“ und verwirklicht euch selbst!

REPRESENT YOUR CREWS C h n a p p d i R d e i n e L e u t e u n d z e i g t w a S i h R k ö n n t !

Scanne diesen Code und finde heraus, wie du mitmachen kannst! Die passende App dazu gibt es auf www.getscanlife.com.

Page 11: #29 proud magazine Berlin

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Page 12: #29 proud magazine Berlin

PUNCHLINES

12 FLASH

Page 13: #29 proud magazine Berlin

24 DJS • 24 STUNDEN12. OKTOBER • TRESOR6€ • FACEBOOK.COM/CARLSBERG

Page 14: #29 proud magazine Berlin

GEMA

14 CHAT

sikbereich schon lange eine indirekte,

autonome Vergütung der Musiker aus

den Eintrittsgeldern der Clubs.

Eine ähnliche Entwicklung kann man

auch generell im Musikbereich sehen.

Da die Plattenverkäufe so stark zurück-

gegangen sind, sind Konzerte für viele

Musiker immer wichtiger und inzwi-

schen zu einer ihrer Haupteinnahme-

quellen geworden.

Die Methoden, Strukturen und Ent-

scheidungsträger der Verwertungsge-

sellschaft scheinen gerade der betrof-

fenen, jungen Szene antiquiert. Aber es

lohnt sich immer beide Seiten zuhören,

deshalb haben wir ein Interview mit

der Pressestelle der GEMA geführt.

Warum werden die Veranstaltung-

starife jetzt verändert?

Ein Teil der Veranstaltungstarife ist

schon sehr alt und stammt teilweise

noch aus den 1950er Jahren. Der Be-

reich Veranstaltungen hat sich über

die Jahre entwickelt. In den 1950er

Jahren gab es natürlich auch schon

Tanzveranstaltungen. Diese wur-

den schon damals mit dem Tarif für

Einzelveranstaltungen lizensiert. In

den 1960er Jahren kamen die ersten

Diskotheken dazu und so kam es, dass

wir im Tanzveranstaltungbereich der-

zeit elf verschiedene Tarife für zum

Teil relativ ähnliche Nutzungen haben.

Wenn z.B. ein Kneipenwirt einen Raum

hat und da Samstagabend eine Party

veranstaltet, zahlt er im Augenblick

ein Vielfaches von dem, was ein Club-

betreiber nebenan bezahlen würde.

Der Kneipenwirt zahlt vielleicht 250

Euro, der Clubveranstalter nur 20

Euro, obwohl er die gleiche Größe, den

gleichen Dj und den gleichen Eintritt

hat. Das ist eine Entwicklung die nicht

passt, dass Einzelveranstaltungen

derzeit höher veranschlagt werden als

Clubs und Diskotheken.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die In-

transparenz sowohl bei den Kosten der

Verwaltung, die ungewöhnlich hoch

ausfallen, als auch bei der Verteilungs-

politik, bei der 62% der Ausschüttungen

an nur 5% der Mitglieder gehen.

Die GEMA versucht mit einem neuen

Monitoringsystem für mehr Gerech-

tigkeit zu sorgen, doch scheinen die

Kosten für dieses System absurd hoch

und dessen Funktionalität vielen frag-

würdig. Die “kleineren Mitglieder” der

GEMA fordern ein titelgenaues Verfah-

ren mit Direktvergütung wie es in eini-

gen anderen Ländern wie z.B. den Nie-

derlanden bereits benutzt wird.

Mit der anstehenden Reform sollen

pauschal zehn Prozent der Eintrittsein-

nahmen abgegeben werden, was laut

GEMA angemessen sei, vielen aber will-

kürlich erscheint, da dieser Preis nicht

vom Markt, sondern von der GEMA be-

stimmt wird.

Bisher waren die zu zahlenden Abga-

ben für die Clubs verschmerzbar und

nicht Wert sich auf eine Konfrontrati-

on mit der GEMA einzulassen. Von der

neuen Tarifreform fühlen sich aller-

dings vorallem kleinere Clubs in ihrer

Existenz bedroht und hinterfragen die

Vergütungs- und Verteilungspolitk an

sich.

Jetzt ist die Techno-Szene ein relativ

homogenes System in dem sich ei-

genständige, alternative Vergütungs-

methoden entwickelt haben: Denn die

meisten Produzenten elektronischer

Musik verdienen ihr Geld durch Auf-

tritte. Tracks, die viel in Clubs gespielt

und geremixed werden, sich dann auch

online auf Sets verbreiten, sorgen für

Aufmerksamkeit und fungieren als

Werbung für den Künstler. Bekannte

Produzenten bekommen bei “Live”-Auf-

tritten schonmal Gagen im vierstelligen

Bereich. Das Booking von bekannten

Künstlern spiegelt sich gerade bei we-

niger bekannteren Clubs auch deutlich

in den Besucherzahlen und Eintritts-

geldern wieder. Es gibt in diesem Mu-

B erlin ist richtig cool. Wo man

auch raus fährt in die Welt, man

sagt, man kommt aus Berlin -

“Oh, thats like the coolest city!”, egal

ob der Gesprächspartner da war oder

nicht. Wir haben den Ruf die junge, bil-

lige Kreativmetropole zu sein. Mit Kul-

tur, coolen Galerien, Grafikdesignern,

Djs und so. Prägend für den Vibe und

die kreative Energie einer Stadt ist im-

mer auch die Musikszene - Hippies San

Franciso, Punk London, HipHop New

York und Techno Berlin.

Techno ist groß geworden, die Szene ist

keine kleine Subkultur mehr. Ein Wirt-

schaftszweig, der jährlich Millionen in

die Stadt und ihre Clubs treibt. Was

zwei-, dreihundert Leute in ihren Kel-

lern machen interessiert niemanden,

aber was Millionen umsätzt, zieht Auf-

merksamkeit auf sich.

Die GEMA will die Veranstaltungstarife

reformieren, insbesondere die für Clubs

und Diskotheken. Natürlich ist da die

Kritik groß: Menschen, die die Berliner

Clubkultur aufgebaut haben, die in und

von ihr Leben, fühlen sich von Außen-

stehenden, die plötzlich hohe Gebüh-

ren verlangen, angegriffen.

Der Protest ist überall und wer nichts

davon mitgekriegt hat, wohnt wahr-

scheinlich in Charlottenburg bei seiner

Mama.

Dabei ist die Idee einer Verwertungs-

gesellschaft, bei welcher Komponisten

für die Vervielfältigung und Nutzung

ihrer Werke gerecht entlohnt werden,

an sich natürlich gut. Die Kritik rich-

tet sich auch nicht gegen die Existenz

der GEMA per se, sondern gegen deren

Strukturen und Methoden.

Eines der Probleme ist die Mächtever-

teilung der Gesellschaft. Die finanz-

stärksten 5% der Mitglieder, haben

die Entscheidungsgewalt, wodurch

Nischenkulturen natürlich stark be-

nachteiligt werden und neu entwickel-

te Reformen die Existenz von Subkul-

turen nicht berücksichtigen oder sogar

bedrohen.

15CHAT

Page 15: #29 proud magazine Berlin

sikbereich schon lange eine indirekte,

autonome Vergütung der Musiker aus

den Eintrittsgeldern der Clubs.

Eine ähnliche Entwicklung kann man

auch generell im Musikbereich sehen.

Da die Plattenverkäufe so stark zurück-

gegangen sind, sind Konzerte für viele

Musiker immer wichtiger und inzwi-

schen zu einer ihrer Haupteinnahme-

quellen geworden.

Die Methoden, Strukturen und Ent-

scheidungsträger der Verwertungsge-

sellschaft scheinen gerade der betrof-

fenen, jungen Szene antiquiert. Aber es

lohnt sich immer beide Seiten zuhören,

deshalb haben wir ein Interview mit

der Pressestelle der GEMA geführt.

Warum werden die Veranstaltung-

starife jetzt verändert?

Ein Teil der Veranstaltungstarife ist

schon sehr alt und stammt teilweise

noch aus den 1950er Jahren. Der Be-

reich Veranstaltungen hat sich über

die Jahre entwickelt. In den 1950er

Jahren gab es natürlich auch schon

Tanzveranstaltungen. Diese wur-

den schon damals mit dem Tarif für

Einzelveranstaltungen lizensiert. In

den 1960er Jahren kamen die ersten

Diskotheken dazu und so kam es, dass

wir im Tanzveranstaltungbereich der-

zeit elf verschiedene Tarife für zum

Teil relativ ähnliche Nutzungen haben.

Wenn z.B. ein Kneipenwirt einen Raum

hat und da Samstagabend eine Party

veranstaltet, zahlt er im Augenblick

ein Vielfaches von dem, was ein Club-

betreiber nebenan bezahlen würde.

Der Kneipenwirt zahlt vielleicht 250

Euro, der Clubveranstalter nur 20

Euro, obwohl er die gleiche Größe, den

gleichen Dj und den gleichen Eintritt

hat. Das ist eine Entwicklung die nicht

passt, dass Einzelveranstaltungen

derzeit höher veranschlagt werden als

Clubs und Diskotheken.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die In-

transparenz sowohl bei den Kosten der

Verwaltung, die ungewöhnlich hoch

ausfallen, als auch bei der Verteilungs-

politik, bei der 62% der Ausschüttungen

an nur 5% der Mitglieder gehen.

Die GEMA versucht mit einem neuen

Monitoringsystem für mehr Gerech-

tigkeit zu sorgen, doch scheinen die

Kosten für dieses System absurd hoch

und dessen Funktionalität vielen frag-

würdig. Die “kleineren Mitglieder” der

GEMA fordern ein titelgenaues Verfah-

ren mit Direktvergütung wie es in eini-

gen anderen Ländern wie z.B. den Nie-

derlanden bereits benutzt wird.

Mit der anstehenden Reform sollen

pauschal zehn Prozent der Eintrittsein-

nahmen abgegeben werden, was laut

GEMA angemessen sei, vielen aber will-

kürlich erscheint, da dieser Preis nicht

vom Markt, sondern von der GEMA be-

stimmt wird.

Bisher waren die zu zahlenden Abga-

ben für die Clubs verschmerzbar und

nicht Wert sich auf eine Konfrontrati-

on mit der GEMA einzulassen. Von der

neuen Tarifreform fühlen sich aller-

dings vorallem kleinere Clubs in ihrer

Existenz bedroht und hinterfragen die

Vergütungs- und Verteilungspolitk an

sich.

Jetzt ist die Techno-Szene ein relativ

homogenes System in dem sich ei-

genständige, alternative Vergütungs-

methoden entwickelt haben: Denn die

meisten Produzenten elektronischer

Musik verdienen ihr Geld durch Auf-

tritte. Tracks, die viel in Clubs gespielt

und geremixed werden, sich dann auch

online auf Sets verbreiten, sorgen für

Aufmerksamkeit und fungieren als

Werbung für den Künstler. Bekannte

Produzenten bekommen bei “Live”-Auf-

tritten schonmal Gagen im vierstelligen

Bereich. Das Booking von bekannten

Künstlern spiegelt sich gerade bei we-

niger bekannteren Clubs auch deutlich

in den Besucherzahlen und Eintritts-

geldern wieder. Es gibt in diesem Mu-

B erlin ist richtig cool. Wo man

auch raus fährt in die Welt, man

sagt, man kommt aus Berlin -

“Oh, thats like the coolest city!”, egal

ob der Gesprächspartner da war oder

nicht. Wir haben den Ruf die junge, bil-

lige Kreativmetropole zu sein. Mit Kul-

tur, coolen Galerien, Grafikdesignern,

Djs und so. Prägend für den Vibe und

die kreative Energie einer Stadt ist im-

mer auch die Musikszene - Hippies San

Franciso, Punk London, HipHop New

York und Techno Berlin.

Techno ist groß geworden, die Szene ist

keine kleine Subkultur mehr. Ein Wirt-

schaftszweig, der jährlich Millionen in

die Stadt und ihre Clubs treibt. Was

zwei-, dreihundert Leute in ihren Kel-

lern machen interessiert niemanden,

aber was Millionen umsätzt, zieht Auf-

merksamkeit auf sich.

Die GEMA will die Veranstaltungstarife

reformieren, insbesondere die für Clubs

und Diskotheken. Natürlich ist da die

Kritik groß: Menschen, die die Berliner

Clubkultur aufgebaut haben, die in und

von ihr Leben, fühlen sich von Außen-

stehenden, die plötzlich hohe Gebüh-

ren verlangen, angegriffen.

Der Protest ist überall und wer nichts

davon mitgekriegt hat, wohnt wahr-

scheinlich in Charlottenburg bei seiner

Mama.

Dabei ist die Idee einer Verwertungs-

gesellschaft, bei welcher Komponisten

für die Vervielfältigung und Nutzung

ihrer Werke gerecht entlohnt werden,

an sich natürlich gut. Die Kritik rich-

tet sich auch nicht gegen die Existenz

der GEMA per se, sondern gegen deren

Strukturen und Methoden.

Eines der Probleme ist die Mächtever-

teilung der Gesellschaft. Die finanz-

stärksten 5% der Mitglieder, haben

die Entscheidungsgewalt, wodurch

Nischenkulturen natürlich stark be-

nachteiligt werden und neu entwickel-

te Reformen die Existenz von Subkul-

turen nicht berücksichtigen oder sogar

bedrohen.

15CHAT

Page 16: #29 proud magazine Berlin

Von allen Veranstaltungen bei denen

Musik öffentlich genutzt wird (hierzu

zählt nicht die Hintergrundmusik in

Kneipen oder Restaurants) werden

zukünftig zehn Prozent vom Eintritt-

sgeld berechnet. Das sorgt für eine

größtmögliche Gerechtigkeit, Ausge-

wogenheit und Ausgeglichenheit des

Tarifs. In Zukunft zahlen prozentual

alle Lizenznehmer das gleiche, d.h.

in der Konsequenz, dass kleine Ve-

ranstaltungen in Zukunft entlastet

werden. In den letzten Jahren gab es

viel Kritik an der GEMA, es bestünde

ein Tarifdschungel, es wäre unüber-

sichtlich, intransparent, ungerecht

und unausgewogen. Genau diese Kri-

tikpunkte haben wir bei der Reform

angepackt. In Zukunft gibt es statt elf

nur noch zwei Tarife.

Die relevanten Kriterien für die

Berechnung der neuen GEMA-Ge-

bühren sind die Größe des Clubs und

die Höhe des Eintritts, wovon dann

10% an die GEMA gehen. Wie kann

man von der Größe eines Clubs auf

die Besucherzahlen schließen? Wenn

man z.B. einen sehr weitläufigen

Club betreiben will, wird das ja sehr

schwierig.

Es wird von hundert Besuchern pro

hundert Quadratmeter ausgegangen,

was durchschnittlich aufgrund der

Fluktuation etwa eine 2/3-Auslastung

ausmacht. Wenn diese Besucher-

zahlen nicht erreicht werden, muss

der Veranstalter einfach nach den

tatsächlichen Einnahmen abrechnen.

Sollte der Club aus irgendeinem Grund

leer sein, kann der Veranstalter die

Kasse aufmachen und sagen, ich hab

heute nur hundert Euro eingenom-

men. Nur zehn Prozent davon gehen

an die GEMA. Aber die meisten, also

90 %, fahren mit der pauschalisierten

Abrechnung am besten, weil sie mehr

Besucher als hundert auf hundert

Quadratmeter durchschleusen. Dieser

Punkt wird, obwohl wir ihn schon seit

Wochen predigen, negiert.

Es heißt immer, die GEMA geht von

einer maximalen Auslastung und vom

vollen Eintrittsgeld aus. Das stimmt

faktisch nicht. Durch die Angemes-

senheitsregelung sagen wir, dass wir

maximal, inklusive aller Zuschläge,

zehn Prozent von dem bekommen,

was tatsächlich an der Tür verdient

wurde.

Ich habe gelesen, dass bei einer Ve-

ranstaltung, die länger als fünf Stun-

den dauert, 50% auf den geltenden

Tarif drauf geschlagen wird, stimmt

das?

Nein. Wenn eine Veranstaltung über

acht Stunden geht, werden jede weit-

ere zwei Stunden 25 % aufgeschlagen.

Wenn eine Party um acht losgeht und

um eins aufhört, ist die Musiknutzung

deutlich geringer, als wenn von zwölf

Uhr nachts bis zwölf Uhr mittags

gefeiert wird. In der doppelten Zeit

zahlen natürlich auch sehr viel mehr

Menschen Eintritt.

Viele Clubs haben Angst vor der

neuen Reform und sprechen sogar

von Schließungen, was sagen sie

dazu?

Das ist 90% Polemik. Wenn Sie sich

überlegen, Sie nehmen am Abend z.B.

1.000 Euro Eintrittsgelder ein, und in-

sgesamt machen Eintrittsgelder in

der Regel um die 20% des Gesamtum-

satzes aus. Dann heißt das, sie ha-

ben in der Nacht ungefähr 5.000 Euro

umgesetzt. Von den 1.000 Euro gehen

10% an die GEMA, 100 Euro. Kein Club

muss schließen, wenn bei 5.000 Euro

Umsatz 100 Euro an die GEMA bzw.

an die Musikurheber gehen. Ist es

angemessen, dass die Leute, die die

Musik für die Nacht erschaffen haben,

mit 10 Euro abgespeist werden? Wenn

gesagt wird, dass ein Club 100.000

Euro an die GEMA im Jahr zahlen

muss, dann könnte man erst mal den-

ken: 100.000 Euro bei so einem kleinen

Club, wie soll er das machen? Aber

das ist falsch. Wenn ein Clubbesitzer

100.000 Euro an die GEMA zahlt, hat

er mindestens eine Million an der Tür

gemacht und das sind durchschnit-

tlich nur 20 % des Gesamtumsatzes.

Wenn fünf Millionen Euro Umsatz

u.a. auch durch die Musik entstehen,

haben die Urheber ein Recht darauf,

vernünftig bezahlt zu werden.

Stellen Sie sich vor, Ihr Arbeitgeber

macht Millionen Umsätze mit ihren

Artikeln und sie sollen mit einer Tüte

Chips nach Hause gehen.

Ich als Journalist in diesem Verglei-

ch würde mich natürlich dagegen

wehren. Aber der Unterschied hier

ist, finde ich, dass die Produzenten

von der Musik, und ich spreche hier

natürlich insbesondere von der elek-

tronischen Musikszene, nicht diejen-

igen waren die auf die Barrikaden ge-

gangen sind und gesagt haben: Wir

verdienen zu wenig Geld, wir müssen

die Tarife ändern.

Weil das Geld in diesem Bereich an-

ders eingenommen wird. Die GEMA-

Einnahmen sind eher gering in dem

Bereich, weil hier wenig im Diskothek-

en-Topf landet. Die Musikveranstal-

16 CHAT

Page 17: #29 proud magazine Berlin

tungsbranche besteht eben nicht nur

aus Clubs.

Aber gerade die, die von den Club-

tarifen profitieren sollen, das sind ja

vorallem die Produzenten von elek-

tronischer Musik. Das ist ja nicht die

breite Masse der Musikbranche die

davon profitieren sollte sondern die

Produzenten der Lieder die in diesem

Bereich gespielt werden.

Diese Branche ist speziell aufgestellt.

Da gibt es viele Urheber, die die

Stücke, die sie produzieren, auch sel-

ber auflegen. Für die sind die Auftritte

natürlich viel interessanter.

Die haben jetzt aber Angst, dass die

Clublandschaft unter den höheren

Abgaben leidet und somit auch ihre

Haupteinnahmequelle. Vorallem

auch davor, dass die Leute, die von

den neuenClubtarifen profitieren,

nicht sie selber sind sondern es alles

in dem großen GEMA ausgeschüttet

wird und sie letztendlich nicht viel

davon sehen.

Das ist auch eines der großen GEMA-

Irrtümer, die immer wieder gerne be-

dient werden: Es kommt alles in einen

großen Topf und dann kriegen Dieter

Bohlen und Ralf Siegel das Geld.

Das ist absoluter Unsinn. Im Dis-

kotheken- und Clubbereich setzen

wir das Diskothekenmonitoring ein.

Ein Blackboxsystem mit dessen Hil-

fe Statistiker eine zuverlässige Ho-

chrechnung erstellen, was gespielt

wird. Und nur die Urheber, deren

Werke auf dieser Statistik auftauchen,

bekommen Tantiemen.

Wie funktioniert das mit den Black-

boxen genau?

Es sind 120 Boxen in ganz Deutsch-

land, in unterschiedlichen Clubs und

Diskotheken aufgestellt. Diese schnei-

den per Zufallsgenerator eine Stunde

pro Nacht mit. Diese Daten werden

von Media Control ausgewertet und

hochgerechnet.

Wie werden denn dann die Titel, die

mit der Blackbox aufgenommen wur-

den, ausgelesen? Da sind ja zum Teil

auch sehr wenig bekannte Tracks da-

bei.

Sie werden erstaunt sein, bei Media

Control sitzen Menschen, Profis aus

der Szene und werten das aus. Diese

Mitarbeiter hören sich mit Kopfhörern

die Aufnahmen an und erstellen Lis-

ten. Wenn es Mainstream wäre, dann

bräuchten wir ja nur irgendein Erken-

nungsprogramm drüber laufen zu las-

sen. Wenn einzelne Stücke nicht zu-

geordnet werden können, werden die

Dateien an Profis vor Ort geschickt. So

haben wir eine Auswertung von fast

hundert Prozent, also 98 bis 99 %. Das

ist hochgradig aufwendig und auch

sehr teuer, aber es ist wichtig, weil das

Vorurteil, dass alles an die Großen und

nichts an die Kleinen geht, mit dieser

Methode ausgeräumt wird.

Sven Väth hat gesagt, er spiele in

seinen Sets 5% GEMA-gelisteter Lie-

der. Aber wenn er am Abend nur ein-

en Track spielt, der GEMA-gelistet ist,

dann ist der gesamte Abend GEMA-

pflichtig und er hat dann in die Runde

gefragt, an wen denn die Tantiemen

gehen.

Wir haben vor kurzem von der Club-

commission Berlin eine Auswertung

von einem Wochenende in fünf Clubs

erhalten. Diese Liste sollten wir prüfen.

Auf dem ersten groben elektronischen

Weg der Auswertung konnten wir 53

Prozent der Stücke GEMA-Mitgliedern

respektive Mitgliedern von anderen

Verwertungsgesellschaften zuordnen.

Weitere 25 % konnten wir ebenfalls

zuordnen – allerdings nicht hundert-

prozentig eindeutig. Also selbst bei

dieser sicherlich nicht in unsere Rich-

tung geschönten Liste konnten wir ca.

70 % zum GEMA-Repertoire zuordnen.

Wenn ich Musik jenseits eines Hobbies

betreibe, ist es absolut sinnvoll, Mit-

glied einer Verwertungsgesellschaft

zu werden, weil ich bspw. sonst nicht

überprüfen kann, wo meine Lieder

gespielt werden.

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19SHOOT

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21SHOOT

Ankommen in der Flucht

Warum wollen wir, wenn wir ein-

mal geflohen sind, nicht mehr nach

Hause?

Warum brauchen wir dieses Mär-

chenland, wovor fliehen wir und

wer sind wir wirklich?

Von der schwierigen Rückkehr von

einem Festival zurück in den Alltag,

von Anna-Zoë Schmidt

Sobald die Zivilisation uns verlässt,

beginnen wir zu träumen. Und ver-

suchen, so lange mit weit offenen

Augen träumend zu bleiben, wie wir

können.

Anfangsrealität.

Auf dieser Wiese haben vor ein paar

Tagen noch die Kühe gegrast. Jetzt

haben wir sie übernommen. Ich

stelle mich auf den höchsten Punkt

und sehe mich um, bin ganz bei

mir, bei uns, beobachte die Anderen,

bald werde ich eine von denen sein,

werden wir eine bunte, laute Masse

sein. Von außen betrachtet.

Unvoreingenommen angekom-

men. Wir sind woanders, in einer

Ausnahmesituation. Und nehmen

uns aus, holen alles aus uns raus,

was sich sonst hinter irgendwel-

chen Mauern versteckt.

Schürfwunden an den Händen de-

rer, die Nester und Spielwiesen für

uns gebaut haben. So viel Mühe,

nur um eine wahre Flucht zu er-

möglichen. Wovor wir fliehen, das

vergessen wir in unserem gemein-

samen, wenn auch konstruierten

Abenteuer.

Kommt hinter dem Schmerz die Ek-

stase?

Und wir beginnen unsere Norma-

lität zu leugnen, erfinden uns neu,

geben uns neue Namen. Ich bin

Anna Blume, wer willst du sein? Sei

es! Wir teilen uns einen Schlafsack

und tanzen uns die Angst weg.

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22 SHOOT

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23SHOOT

Ich finde mich in Dir wieder und ma-

che eine Ausnahme, weil wir in einer

Ausnahmesituation sind.

Die Welt da draußen existiert schon

gar nicht mehr. Heimweh oder Sehn-

sucht an Etwas wurde mit Freiheit ge-

tauscht.

Wer braucht schon Spiegel, wenn

wir uns auch so sehen können, wer

braucht schon Spülmittel, Waschmit-

tel, Bahnfahrkarten, Emails, Facebook,

Öffnungszeiten oder Currywurst,

wenn wir einfach Alles haben können?

Oder lieber noch: Nichts.

Wir verwöhnten Stadtkinder, denken,

wir wären in der Natur. Eine Natur mit

Lichteffekten, Dixie Klos und Bass der

uns aufweckt.

Aber immerhin berühren die nack-

ten Füße den Boden. Uns kann nichts

mehr stoppen, außer die Realität.

All die Liebe und Freundlichkeit- zu

Hause wartet das Alleine sein. Das

Ankommen, runterkommen, wieder

klarkommen. Können wir es schaf-

fen, dieses Gefühl, irgendwie mit nach

Haue zu nehmen. Wo sind dann die

Anderen?

Warum kann nicht alles so bleiben wie

es ist?

Das Gehirn neu programmiert. Die

Zellen sind leergeschüttelt vom La-

chen–

Insiderwitze, die niemand anderes

versteht, vielleicht sogar nicht mal

mehr wir selbst, wenn wir wieder dort

angekommen sind, wo im Briefkasten

mit unserem echten Namen drauf,

Rechnungen warten.

Nur eines werden wir wirklich besser

können wenn wir zurück sind: Schla-

fen.

Träumen macht müde.

Text: Anna-Zoe Schmidt

Es ist egal, wann wir das letzte Mal

geduscht haben, denn die bunte Farbe

auf unseren Körpern riecht so schön

nach Erdbeersekt. Der Glitzer ist noch

von vorgestern oder war es vorvorges-

tern? Wir leben in einer Welt in der

Zeit keine Rolle mehr spielt und wir

nur die Rollen, die wir uns in diesem

Moment ausgedacht haben.

Lieber die Feder auf dem Kopf als Fe-

derkern im Rücken. Die Hängematte

schaukelt uns den Weg in die Nacht,

oder in den Morgen. Dann, wann

wir wollen, und nicht dann, wenn es

Schlafenszeit ist.

Alltag kann man überall finden. Dafür

braucht man kein Wasser, das sauber

und gefiltert aus Wänden fließt. Viel

lieber möchten wir den Wert des Was-

sers spüren, in dem es sich rar macht.

Erfrischt, wenn es zu heiß wird, tröpf-

chenweise, sparsam.

Wenn in den eigenen vier Wänden al-

les im Überfluss fließt, im Kühlschrank

die Reste auf die Rückkehr warten, die

Heizung uns falsche Jahreszeiten vor-

gaukelt - dann ist Verzicht ein echter

Luxus. Mein Schlafsack fährt gerade

mit meinem Auto davon. Wir sind frei.

Realitätsverlust.

All unsere Muster liegen noch im

feuchten Rucksack. Wir sind einfach

nur hier und im Jetzt und arrangieren

uns mit der Umwelt oder sie sich mit

uns. Wir verschwenden unsere Zeit

sinnvoll.

Alles, was wo anders zählt, ist hier nur

einen Takt wert.

Wir glauben nicht mehr an Zahlen.

Alle Werte neu gemischt. Das Buffet

der Emotionen neu arrangiert.

Handy leer, Handy verloren, Herz voll,

Herz verloren. Tausendfach.

Scheißegal... dieses Lied ist gerade so

wunderschön!

Komm wir verstecken uns im Wald

und tun so als wären wir unsichtbar.

Und es funktioniert. Weil Alles, was

wir uns wünschen funktioniert, zu-

mindest hier.

Auch wenn wir in der Realität unse-

re Köpfe übereinander schütten wür-

den, so sind wir hier Instant-Freunde,

weil wir hier sind und hier hingehören

und die Entscheidung der Einlassung

mit dem Überqueren der gesetzfreien

Zone geschehen ist.

Bruderschaft und Schwesternschaft–

eigentlich gibt es keine Unterschiede

mehr zwischen Dir und mir. Junge und

Mädchen. Wir sind frei, und irgend-

wann musst Du auch nicht mehr weg-

gucken, wenn ich im Moos Pipi mache.

Lieber erzählen wir uns währenddes-

sen Gedichte, oder zumindest die Teile

davon, an die wir uns noch erinnern

können. Wir interpretieren Alles neu.

Denken, wir hätten das Feuer erfun-

den, wenn wir mitten in der Nacht

unsere funkelnden Augen im Feuer-

zeuglicht sehen.

Wir üben das ultimative Glück und

vergessen alles, was wir jemals gelernt

haben. Wir rennen rückwärts durch

den Wald und lieben so, als gäbe es

kein Morgen mehr. Als gab es nie ein

Gestern. Nur wer schon mal barfuß

im Matsch getanzt und seine Seele

wiedergefunden hat und erschöpft in

die Sonne fällt zum trocknen, weiß,

was uns verbindet. Begegnungen. Ent-

scheidungen, die keine Kraft kosten.

Loslassen. Leben.

Realitätsfindung in der Parallelreali-

tät.

In der Natur eingesperrt, wird sich

diese Realität gebaut, die uns zwi-

schen all dem Leben in der Stadt fehlt.

Eine Realität mit Gemeinschaft, in der

man Fremde umarmt. Und ein debiles

Grinsen beweist, dass wir gerade in

einem besonderen Moment angekom-

men sind, ein Moment, der besonders

lange dauert - so lange, bis das Zelt

abgebaut wird, in dem gerade jemand

schläft, den wir vorgestern noch nicht

kannten.

Wie lange können wir einfach die Zeit

ignorieren, bevor wir zu ihr zurück

müssen?

Page 24: #29 proud magazine Berlin

24 CHAT

studiert und schnell gemerkt, dass es

mir zu langweilig wird. Dann haben wir

das "HG" Magazin gegründet. Eine Art

„Tempo“ für den Hochtaunuskreis. Eine

ziemlich geistesgestörte Idee und die

lokale Begrenzung führte auch schnell

dazu, dass wir uns eingeschränkt fühl-

ten. Von Anfang an verstanden wir uns

jedoch als Agentur und entwickelten

Anzeigen und Corporate Identity für

unsere Kunden. Ab '85 sind wir dann

nach Frankfurt und der "Technoclub“

(Veranstaltungsreihe des ehemaligen

Dorian Gray im Frankfurter Flughag-

fen) um Talla 2XLC war einer unserer

ersten Kunden. Wir begannen mit der

Gestaltung der Flyer und das Fanzine

des Technoclubs war der Startschuß

von Frontpage.

Die Frontpage erlangte schnell über-

regionale Bekanntheit. Dann kam der

Umzug nach Berlin. Wie hast du die

Unterschiede der beiden Städte wahr-

genommen?

Damals war es komplett anders als

heute. Für mich war es eigentlich

Es ist eine dieser Geschichten, die so

spannend und skurril zugleich sind,

dass man sie eigentlich nicht im

wirklichen Leben vermutet. Das ers-

te Mal las ich von Jürgen Laarmann

in Rainald Goetz Buch „Rave“, eines

der ersten Bücher, die das Feiern und

die Technoszene in Deutschland the-

matisieren. Die 90er und der kom-

merzielle Durchbruch elektronischer

Musik, angeführt von einer Reihe ori-

ginell verspulter Persönlichkeiten wie

Westbam, Dr. Motte und eben Jürgen

Laarmann, der mit "Frontpage" das

damals wichtigste Szenemagazin

gründete. JL, wie man ihn nannte, war

Mitbegründer der Loveparade und er-

lebte als einer der prägenden Köpfe

die Zeit, als Techno zur größten inter-

nationalen Jugendbewegung wurde

und die Grenzen zwischen Realität

und Größenwahn berauscht inein-

ander flossen. Es ist die Chronologie

von Millionendeals, Partys in Flug-

zeugen, dem furiosen Aufstieg der

„Raving Society“ und dem plötzlichen

Knall. Ich treffe Laarmann in einem

Café am Graefekiez, wo er auch seit

einiger Zeit wohnt. Eigentlich wolle er

viel lieber ein Interview mit mir füh-

ren, sagt er mir zur Begrüßung. „Ich

mag die proud, vieles erinnert mich

an die Frontpage.“ Seine nasale, fast

schon krächzende Stimmlage passt

eigentlich nicht zu seiner imposanten,

kräftigen Statur, doch er macht einen

sehr aufgeräumten, fast schon beson-

nenen Eindruck. In der Vorbereitung

zu dem Interview las ich Kolumnen

von Tanith, in denen JL nicht sehr gut

weg kommt. Laarmann, der Gierige.

Laarmann, der Maßlose. Laarmann,

das Arschloch. Mitglied eines Konglo-

merats, das Techno in den 90ern unter

sich aufteilen wollte. Wir bestellen

uns zwei Bier und gehen zurück in die

80er. Heute höre ich eine andere Ge-

schichte.

Wie kam die Idee ein Magazin wie

„Frontpage“ zu machen?

Meine Geschichte ist zunächst nicht

anders als die die Story von proud. Nach

dem Abitur habe ich in Frankfurt BWL

FRIEDE, FREUDE, FRONTPAGE

Page 25: #29 proud magazine Berlin

25CHAT

eher nervig nach Berlin zu gehen. In

Frankfurt waren die amtlichen Clubs

und Berlin konnte diesbezüglich noch

nicht dagegenhalten. Ab '88 gründete

Sven Väth im ehemaligen "Vogue" das

"Omen" und es gab den Technoclub.

Das Omen war trotzdem nie mein La-

den. Bei mir ist es so: Wenn ich nach

Hause gehen will, will ich nach Hause

gehen. Im Omen gab es damals dieses

schreckliche one point cash system

und am Ende der Nacht stand man mit

den anderen Verstrahlten in einer Rei-

he und musste sich die würdelosen Ge-

spräche derer anhören, die ihre Karte

verloren hatten, und am Ausgang nicht

auslösen konnten. Das ging meist bis

zum Eintreffen der Polizei. Überhaupt

herrschten in Frankfurt damals zwei

Fraktionen: Die Hipnessfraktion um

Sven Väth und die Schwarzkittelkinder

aus dem Technoclub. Die Frankfurter

waren untereinander verstritten, aber

wenn es darum ging gegen Berlin zu

schießen, waren sich wieder alle einig.

Die Frankfurter verstanden sich im-

mer als die Techno-Hauptstadt und

das ließen sie Berlin auch spüren. Als

Berlin nach dem Mauerfall die ganzen

neuen Locations hatte und hier richtig

was passierte, sah Frankfurt alt aus.

Zuerst hat man in Frankfurt noch ge-

lacht, ich inklusive. Zwar gab's bereits

1986 in Berlin die erste Houseparty von

Westbam im "Ex und Pop", einem alten

Punkschuppen. Auch das legendäre

erste "UFO" war eher ein skurriler La-

den und nach heutigen Maßstäben to-

taler Underground. Man hat einen klei-

nen abgeranzten Raum betreten und

in der hintersten Ecke führte eine Lei-

ter in einen unterirdischen Raum, der

komplett zugenebelt war und in den

höchstens 150 Leute passten. Erst mit

der Maueröffnung ist die Szene gebre-

akt und es gab 3000er Parties. Frontpa-

ge hat Berlin promotet, deswegen galt

ich in Frankfurt schnell als der Berlin

Verräter.

Motte fand die Frontpage gut und

so kam es zu der Zusammenarbeit.

Meine Aufgabe war es, die anderen

Städte miteinzubeziehen. In erster

Linie waren das die Frankfurter und

die Kölner. Im Nachhinein muss man

sagen, dass das komplette Organisa-

tionsteam total unterschiedliche Vor-

stellungen hatte und so entstanden

Streitereien von der ersten Minute an.

Die Loveparade war die größte Hass-

veranstaltung ever, quasi mit Eintra-

gung des Warenzeichens und das soll-

Fanden diese Streitereien auch inner-

halb der Frontpage statt?

Absolut. Frontpage war immer gut

für Kontroversen, davon hat das Heft

gelebt. Es ging um die Beste und ak-

tuellste Idee von Techno. Der Konflikt

fand auf allen Ebenen statt. Zwischen

den Veranstaltern, in den Plattenre-

zensionen, zwischen den Djs – das hat

das Heft ja interessant gemacht. Mein

Problem war, dass ich das Berlin Ding

promotete, aber aus Frankfurt bezahlt

wurde. Im nachhinein ist es ein Wun-

der, wie lang das gut ging. Erst 1993

habe ich mit Frontpage als Frontpage

The Next Generation im Eigenverlag

selbst herausgegeben.

Seit 1991 warst du Mitveranstalter der

Loveparade. Was war die Ursprungs-

idee?

Die Idee war House und Techno und

die dazugehörige Kultur bekanntzu-

machen und ein jährliches Treffen aller

Anhänger dieser Musik zu organisieren

und sich offen zu zeigen. Obwohl die

Loveparade 1989 klein angefangen hat-

te, war mir von Anfang an klar, dass es

irgendwann mal ein Milionending wird.

te über die Jahre so bleiben.

Finanzielle oder ideologische Streitig-

keiten?

Über all die Jahre wurde nicht viel ver-

dient mit der Loveparade. Erst ab 1998

wurde es finanziell interessant. Es ging

auch vor allem darum, welche Musik

gespielt werden sollte, vor allem auf der

Abschlussveranstaltung. Da kam noch

einmal der Frankfurt-Berlin Konflikt

zum Tragen. Auch der Demonstrations-

Status wurde kontrovers diskutiert.

Für mich war die Love-Parade nie eine

politische Veranstaltung.

Das erste Motto war „Friede, Freude,

Eierkuchen.“ Friede stand für die Ab-

Page 26: #29 proud magazine Berlin

26 CHAT

rüstung, Freude für das friedliche Zu-

sammenleben der Menschen und Ei-

erkuchen für die gerechte Verteilung

von Lebensmitteln in der Welt. Inwie-

weit es politisch ist, wenn alle besoffen

und druff sind und ein paar Wagen mit

Techno Musik vorbeifahren, sei mal

dahingestellt. Vor allem für die Allge-

meinheit war das natürlich schwer

nachzuvollziehen.

Mit „Let the sunshine in your heart“

war der Demostatus dann endgültig

weg...

Damals wurde ich von den anderen

Veranstaltern überstimmt. Mir war

klar, dass es nahezu unmöglich werden

würde, die Parade ohne Demostatus zu

realisieren. Demo bedeutet Müll nicht

bezahlen. Meine Motto-Idee war „Frei-

es Internet für Alle“. Das klingt aus der

heutigen Sicht absurd, war aber zur da-

maligen Zeit absolut aktuell. Ohne den

Demostatus mussten wir für die Müll-

beseitigung selbst aufkommen, was

eine zusätzliche Ausgabe von 1 Millio-

nen Mark war. Das war auf Dauer nicht

zu stemmen.

Die Loveparade entwickelte sich ra-

sant. Abgesehen von dem medialen

Hype, wie hast du die Veränderung für

dich persönlich empfunden?

'93/'94 waren die ersten Paraden, die

ich persönlich schon nicht mehr cool

fand. Man merkte dass sich die Leute

verändert haben und nicht mehr dem

entsprachen, was wir anfangs gut fan-

den. Es war eine Party, die man zwar

veranstaltete, aber auf die man selber

nicht mehr hingegangen wäre.

Ende '91 ging die "Mayday" an den

Start, an der du auch beteiligt warst.

Wie ist es dazu gekommen?

Ich wollte nach der Parade 1992 noch-

mal so eine Party machen wie die Love-

parade Abschlussparty. Aufgrund der

Streitigkeiten innerhalb der Lovepa-

rade musste eine neue Konstellation

her, deswegen habe ich Mayday mit

gehört habe...

Ich kenne beide ja recht gut, Sven Väth

allerdings eher aus den Anfangstagen.

Es sind die zwei herausragenden Per-

sönlichkeiten der deutschen Techno-

geschichte, die tatsächlich komplett

andere Philosophien haben. Darüber

könnte man ein Buch schreiben. West-

bam steht mir näher, als Producer hat

er über die Jahre die interessanteren

Ideen, bedeutend mehr Output und

auch den größeren Erfolg gehabt. Sven

Väths Verdienste als Partyman sind

unbestritten. Aus heutiger Sicht hör

ich mir allerdings tatsächlich eher ein

Westbam- als ein Väth Set an.

Zurück zur Mayday. Hast du die Ver-

änderung der Szene wie bei der Love-

parade dort nicht so wahrgenommen?

Doch! Die Zäsur war die Mayday 1994.

Das war die sogenannte Twin-Mayday

in Berlin und darüber habe ich mich

auch kürzlich erst mit Westbam un-

terhalten. Weil die erste Veranstaltung

in der Deutschlandhalle restlos aus-

verkauft war, haben wir einfach noch

eine Mayday gemacht. Und zwar am

darauffolgenden Tag. Wieder in der

Deutschlandhalle, wieder mit demsel-

ben Line-Up, wieder ausverkauft. Party-

mäßig allerdings war das nicht so fun-

ky. Einen Höhepunkt kann es halt nicht

an zwei Tagen hintereinander geben,

zumindest für einen selbst. Aber das ist

der Gang der Dinge. Wenn man zu den

ersten 1000 Leuten, die etwas mochten

gehört hat und es interessieren sich auf

einmal Millionen dafür, findet eine ge-

wisse Entfremdung statt, die man han-

deln muss.

Mit dem Erfolg von Loveparade und

Mayday wurde Techno auch für Spon-

soren interessant. Wie war das mit

den Camel Air-Raves?

Ich hatte ein Meeting mit Camel und

wollte ursprünglich 20.000 DM für eine

Frontpage Tour. Nach zwei Stunden bin

ich mit 1,5 Millionen wieder raus. Spon-

soring Loveparade, Sponsoring Mayday,

Anzeigen in der Frontpage und ein Be-

ratervertrag. Das volle Programm. Von

den Airraves gab es insgesamt drei; der

erste nach Kreta, dann nach Las Vegas

und der letzte in die Karibik. Diese drei

Jahre waren ein kollektiver Ausnahme-

zustand. Der Air-Rave war auf einmal

in der Tagesschau zu sehen: „Neuer

Partytrend über den Wolken“. Es war

vollkommen irre. Das war total abge-

spaced. Die Maschine war ein sehr sus-

pektes, ausgemustertes hawaiianisches

Modell und am Ende war eigentlich je-

der froh wieder aussteigen zu können.

Wie kann man sich das vorstellen in

dem Flugzeug?

8 Sitzreihen raus und ekstatisch

tanzen, wenn die Fernsehkameras

draufhalten.

Low Spirit und vor allen Dingen West-

bam und seinem Bruder erfunden. Das

klappte äußerst gut, so dass wir 1992

schon nach Westdeutschland expan-

dierten. 1992 ging man mit der Mayday

nach Köln. Dort hat noch Sven Väth

aufgelegt. Danach hat es tatsächlich ei-

nen Split zwischen Frankfurt und Ber-

lin gegeben.......

Hast du ein Problem mit Sven Väth?

Für mich ist er, ganz unabhängig von

seinem Sound, einer der absoluten

Gallionsfiguren in der Szene, während

ich von Westbam echt lange nix mehr

Page 27: #29 proud magazine Berlin

26 CHAT

rüstung, Freude für das friedliche Zu-

sammenleben der Menschen und Ei-

erkuchen für die gerechte Verteilung

von Lebensmitteln in der Welt. Inwie-

weit es politisch ist, wenn alle besoffen

und druff sind und ein paar Wagen mit

Techno Musik vorbeifahren, sei mal

dahingestellt. Vor allem für die Allge-

meinheit war das natürlich schwer

nachzuvollziehen.

Mit „Let the sunshine in your heart“

war der Demostatus dann endgültig

weg...

Damals wurde ich von den anderen

Veranstaltern überstimmt. Mir war

klar, dass es nahezu unmöglich werden

würde, die Parade ohne Demostatus zu

realisieren. Demo bedeutet Müll nicht

bezahlen. Meine Motto-Idee war „Frei-

es Internet für Alle“. Das klingt aus der

heutigen Sicht absurd, war aber zur da-

maligen Zeit absolut aktuell. Ohne den

Demostatus mussten wir für die Müll-

beseitigung selbst aufkommen, was

eine zusätzliche Ausgabe von 1 Millio-

nen Mark war. Das war auf Dauer nicht

zu stemmen.

Die Loveparade entwickelte sich ra-

sant. Abgesehen von dem medialen

Hype, wie hast du die Veränderung für

dich persönlich empfunden?

'93/'94 waren die ersten Paraden, die

ich persönlich schon nicht mehr cool

fand. Man merkte dass sich die Leute

verändert haben und nicht mehr dem

entsprachen, was wir anfangs gut fan-

den. Es war eine Party, die man zwar

veranstaltete, aber auf die man selber

nicht mehr hingegangen wäre.

Ende '91 ging die "Mayday" an den

Start, an der du auch beteiligt warst.

Wie ist es dazu gekommen?

Ich wollte nach der Parade 1992 noch-

mal so eine Party machen wie die Love-

parade Abschlussparty. Aufgrund der

Streitigkeiten innerhalb der Lovepa-

rade musste eine neue Konstellation

her, deswegen habe ich Mayday mit

gehört habe...

Ich kenne beide ja recht gut, Sven Väth

allerdings eher aus den Anfangstagen.

Es sind die zwei herausragenden Per-

sönlichkeiten der deutschen Techno-

geschichte, die tatsächlich komplett

andere Philosophien haben. Darüber

könnte man ein Buch schreiben. West-

bam steht mir näher, als Producer hat

er über die Jahre die interessanteren

Ideen, bedeutend mehr Output und

auch den größeren Erfolg gehabt. Sven

Väths Verdienste als Partyman sind

unbestritten. Aus heutiger Sicht hör

ich mir allerdings tatsächlich eher ein

Westbam- als ein Väth Set an.

Zurück zur Mayday. Hast du die Ver-

änderung der Szene wie bei der Love-

parade dort nicht so wahrgenommen?

Doch! Die Zäsur war die Mayday 1994.

Das war die sogenannte Twin-Mayday

in Berlin und darüber habe ich mich

auch kürzlich erst mit Westbam un-

terhalten. Weil die erste Veranstaltung

in der Deutschlandhalle restlos aus-

verkauft war, haben wir einfach noch

eine Mayday gemacht. Und zwar am

darauffolgenden Tag. Wieder in der

Deutschlandhalle, wieder mit demsel-

ben Line-Up, wieder ausverkauft. Party-

mäßig allerdings war das nicht so fun-

ky. Einen Höhepunkt kann es halt nicht

an zwei Tagen hintereinander geben,

zumindest für einen selbst. Aber das ist

der Gang der Dinge. Wenn man zu den

ersten 1000 Leuten, die etwas mochten

gehört hat und es interessieren sich auf

einmal Millionen dafür, findet eine ge-

wisse Entfremdung statt, die man han-

deln muss.

Mit dem Erfolg von Loveparade und

Mayday wurde Techno auch für Spon-

soren interessant. Wie war das mit

den Camel Air-Raves?

Ich hatte ein Meeting mit Camel und

wollte ursprünglich 20.000 DM für eine

Frontpage Tour. Nach zwei Stunden bin

ich mit 1,5 Millionen wieder raus. Spon-

soring Loveparade, Sponsoring Mayday,

Anzeigen in der Frontpage und ein Be-

ratervertrag. Das volle Programm. Von

den Airraves gab es insgesamt drei; der

erste nach Kreta, dann nach Las Vegas

und der letzte in die Karibik. Diese drei

Jahre waren ein kollektiver Ausnahme-

zustand. Der Air-Rave war auf einmal

in der Tagesschau zu sehen: „Neuer

Partytrend über den Wolken“. Es war

vollkommen irre. Das war total abge-

spaced. Die Maschine war ein sehr sus-

pektes, ausgemustertes hawaiianisches

Modell und am Ende war eigentlich je-

der froh wieder aussteigen zu können.

Wie kann man sich das vorstellen in

dem Flugzeug?

8 Sitzreihen raus und ekstatisch

tanzen, wenn die Fernsehkameras

draufhalten.

Low Spirit und vor allen Dingen West-

bam und seinem Bruder erfunden. Das

klappte äußerst gut, so dass wir 1992

schon nach Westdeutschland expan-

dierten. 1992 ging man mit der Mayday

nach Köln. Dort hat noch Sven Väth

aufgelegt. Danach hat es tatsächlich ei-

nen Split zwischen Frankfurt und Ber-

lin gegeben.......

Hast du ein Problem mit Sven Väth?

Für mich ist er, ganz unabhängig von

seinem Sound, einer der absoluten

Gallionsfiguren in der Szene, während

ich von Westbam echt lange nix mehr

27CHAT

Hat nicht funktioniert, als Trendthema

zu spät, für den Massenerfolg zu spät.

Gemessen an dem Erfolg von Deich-

kind, warst du hier auch Vorreiter.

Natürlich ist es schade zu sehen, wenn

die eigene Idee erst Jahre später Erfolg

hat, aber eigentlich will ich nicht zu-

viel über die Vergangenheit reden. Es

war eine verrückte Zeit, aber ich den-

ke, dass gerade über so etwas wie die

„Raving Society“ alles erzählt ist. Diese

Geschichte ist vorbei. Ich will lieber was

Neues machen.

Ich denke, die meisten unserer Leser

haben diese Geschichten noch nicht

gehört.

Für die nächste proud können wir ja

mal was Lustiges machen. Ich hab da

schon einige Ideen.

Na klar!

Lass uns doch mal mit Westbam eine

Clubtour machen und wir schreiben

was Geiles dazu.

Ich bin Dabei! Prost!

Prost!

Interview: Daniel Penk

1997 hast du deine Loveparade und

Mayday-Anteile verkauft. Die Front-

page war bankrott. Was ist passiert?

Camel war Fluch und Segen zugleich.

Man hatte sich sehr schnell an den

Standard gewöhnt. Für 1997 hatten

wir einen neuen Vorvertag unterzeich-

net, der uns 3 Millionen DM über das

Jahr zusicherte. 500.000 Mark Vorschuß

bekamen wir sofort überwiesen. Das

Geld haben wir rausgeschmissen für

aufwendige Präsentationstouren bei

Werbeagenturen in den wichtigsten

Städten, um andere Markenartikler zu

finden, die die Struktur unterstützen

sollten, was aufgrund der starken Bin-

dung an die Zigarette schwierig war.

Ich hatte das Gefühl, dass es nicht für

immer gut gehen würde mit Camel

und leider sollte ich recht behalten.

Im April 1997 rief ich bei Camel an

und keiner, mit dem ich je zu tun hat-

te, war mehr zu erreichen. Wir hatten

keinen Ansprechpartner mehr und ei-

nen Tag später kam das Rückschreiben

in dem freundlich darauf hingewiesen

wurde,die bereits angezahlten 500.000

DM binnen 3 Wochen zurück zu zah-

len. Wir hatten alles bis auf den letzten

Cent verbraten. Das war das Ende der

Frontpage.

Was hast du dann gemacht?

Die Anteile von Mayday und Lovepa-

rade habe ich viel zu billig verkauft und

bin mit dem Geld nach Spanien. Dort

habe ich solange gelebt bis das Geld

weg war. Im Nachhinein hätte man

sicher alles schlauer machen können,

aber ich beschwere mich nicht. Ich war

ausgebrannt und dachte, es sei eh vor-

bei mit Techno, was sich als typischer

Trendsetterirrtum erweis. Das große

Geld wird nie am Anfang verdient, son-

dern mit der Nachhut. Das entsprach

nicht meinen Vorstellungen.

Was hast Du nach deiner Rückkehr

nach Deutschland gemacht?

Ich habe wieder angefangen, als Jour-

nalist zu arbeiten. Die 030 Kolumne

„Berlin Mitte Boy“ schreibe ich seit

mittlerweile 15 Jahren, zwischendurch

hatte ich auch mal eine gleichnamige

Band, die mit den Pet Shop Boys den

Song „Berlin Mitte Boy“ gemacht hatte.

Heute arbeite ich für eine Agentur, die

Unternehmen im Social Media Bereich

berät. Der Musikbranche bin ich nach

wie vor treu geblieben. Vor fünf Jahren

hatte ich mal ein Projekt „Neue deut-

sche Hitzewelle“, wo deutschsprachige

HiphopElectro Bands gefeatured wur-

den.

Page 28: #29 proud magazine Berlin

PROUD PARTY PHOTO BOOTH ALL PHOTOS BY OLIVER RATH

28 SHOOT 28

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Page 38: #29 proud magazine Berlin

Lange haben wir uns nicht getraut

und erst mal in Berlin und Ham-

burg geprobt, jetzt waren wir bereit:

Carlsberg Support Your Local DJs

überquert den Rhein und kam in die

Domstadt. Zwischen Helios-Turm

und Herkules-Haus ließen wir es

am 25. August im Club Bahnhof Eh-

renfeld gemeinsam krachen. 24 DJs,

24 Stunden, einmal um die Uhr und

zurück.

Los ging es mit einem 700 Kilometer-

trip. 9-Personen Robbe, Mixtapes, Fo-

tografin, Kameramann, Eventmana-

ger, Freundin, Helping Hands und jede

Menge Deko.

Ungedrosselt mit 160 Sachen über die

Autobahn erreichten wir nach knapp

4,5 Stunden den Club Bahnhof Ehren-

feld. Herzlich empfangen von einer

Berliner DJ Delegation (u.a. mit Matan-

za), die am Abend zuvor in Ehrenfeld

ihre Premiere hatte und ebenfalls mit

9-Mann Robbe unterwegs war.

Köln ist sauber, aber nicht schick. Nor-

mal halt. Wie Berlin. Wie Hamburg.

Nicht wie München. Kaum setzten wir

einen Fuß in den Club, fühlten wir uns

auch schon heimisch. Club-Mate (der

neueste Scheiß), kaltes Carlsberg und

eine professionelle Kaffeemaschine

hinter der Bar - Jackpot.

Während wir aufbauten, trafen bereits

die ersten, neugierigen DJs ein und

packten mit an. Carlsberg Support

Your Local DJs, aber richtig! Alles kam

uns ein bisschen vor, als ob wir schon

ewig dazugehörten. Ohne Ausnahme

half das ganze Team des Club Bahnhof

Ehrenfeld. Jeden den man traf, wollte

man mehr oder weniger sofort auf Fa-

cebook adden.

Kaum waren wir fertig mit Aufbau, be-

gann auch schon das erste Meet and

Greet mit den Local DJs. Unser Mann

in Köln kümmerte sich erst um einen

Grillmeister und als wir dieses auf-

grund von Krankheit absagen muss-

ten, um Schnittchen. Die Berliner

aßen Kumpir - vor allem deshalb, weil

wir keine Ahnung hatten, was es war.

Jetzt wissen wir bescheid. Überdimen-

sionierte, gefüllte, Kartoffeln.

Wir saßen draußen, erste Gäste ka-

men, es wurde erzählt, Carlsberg ge-

trunken und (Techno)Szenen wurden

verglichen. Alle genossen die letzten

Züge vor dem Main-Event. Kurz bevor

es los ging, gab es noch eine Umfra-

ge, ob sich jemand etwas vom lokalen

PISTENGÄNGER KÖLNS!KÖLN MEETS CARLSBERG

38 REPORT

Page 39: #29 proud magazine Berlin

Drogenmarkt wünsche - es wurde ge-

lacht aber nix bestellt.

Das einzige was uns Sorge bereitete,

war ein Handballteam aus dem Rhein-

land, dem wir über Facebook Freige-

tränke und Gästeliste versprochen

hatten.

Und als es los ging, ging es richtig los.

Harter Techno, viel härter als in Berlin.

Nebelmaschinen, Blitzlichter und La-

ser. Bruno, unser Kameramann, flitze

unermüdlich durch die Menge. Kaum

war die Party zwei Stun-

den alt, umgarnte ihn

schon eine junge Frau,

die nicht von ihm ab-

lassen wollte. Mit etwas

Glück konnte er sich in

den VIP retten und Luke

rettete heldenhaft die

Situation, indem er sich

ihr annahm.

Unter den Gästen misch-

te sich das bunteste

Volk. Besonders auffällig

ein völlig aufgekratzter

Chilene mit vergipster

Hand, der sich später

als Cousin von Ricardo

Villalobos herausstellte

und bis Sonntag Abend

nicht mehr von unserer

Seite wich.

Pünktlich um Mitternacht knallten die

Kronkorken. Die Party ist ein voller Er-

folg, vor der Tür sammeln sich Men-

schen in der Schlange und wir feiern

den Geburtstag von Yara. proud wie

wir sind, in Crew-Montur und College

Jacken, wurden wir abwechselnd auf

schwul, Junggesellenenabschied oder

Hooligan geschätzt.

Früh um 4:00 Uhr morgens kam unser

Main-Act Gabriel Ananda, begleitet

von seiner stolzen Mama. Vor lauter

Aufregung schaffte es der Pre-Act, die

komplette Anlage lahmzulegen und

im Gewusel des Wiederhochfahrens

aller Geräte, die Lichtanlage auszu-

schalten.

Der Party schadete das nicht - ganz im

Gegenteil. Früh morgens um kurz nach

8 fuhren wir zum vielleicht dritten Mal

in unser angeblich nur 2 km entfern-

tes Hotel. Wieder war es eine andere

Strecke als zuvor. Wieder kostete es 15

Euro. Im Hotel angekommen, wurden

alle verfügbaren iPhone Wecker auf 11

Uhr (wir wollten ja noch Frühstücken)

gestellt und losgeschlafen. Unser Mal-

lorcaner schaute noch X-Factor (ohne

ein Wort zu verstehen), musste dabei

fast weinen und fiel letztendlich auch

ins wohlverdiente Koma. Nur unser

Eventmanager musste durchmachen

- schließlich ging die Party unmittel-

bar im Anschluss zum Club Bahnhof

Ehrenfeld weiter im Odonien.

Um 12:00 standen wir im Odonien. Ein

Gelände, das zwischen dem größten

Puff Europas (Pascha) und S-Bahnbrü-

cken liegt. Vom Flair eine Mischung

aus Terminator 1 und Running Man.

Ein Full-Metal Transformerfriedhof.

Endlich mal kein Holz, keine Pflänz-

chen und bunte Lichter, Federn und

Wald-Hippies. Hier war es dunkel,

techno, after-hour. Im Prinzip das Gol-

den Gate auf einem riesigen Schrott-

platz. Die Klos waren metallene Kä-

fige und anstelle von Bäumen ragten

riesige Schrottberge in die Höhe. Der

Chillout war ein alter, ausgemusterter

Omnibus.

Die local DJs waren am Start, die Mu-

sik schepperte mit allen Dezibel was

die die Anlage hergab

und viele Gäste waren

schwer von Zombies

zu unterscheiden. Man

schaffte es dennoch,

Gespräche aufzubauen,

auch wenn manche da-

mit endeten, dass auf

Drogen nix mehr wirk-

lich schmeckt.

Um 18:00 Uhr sah die

Welt wieder anders aus,

viele hatten ausgeschla-

fen, einige waren aus-

schließlich hierfür losge-

zogen. Dirt Crew passte

vom Namen und Musik.

Noch während die Party

in den letzten Zügen lief,

verließen die 9 Berliner

Musketiere den Schau-

platz Richtung Robbe, Richtung Berlin.

39REPORT

Page 40: #29 proud magazine Berlin

40 TUNES OF THE DAYS

Matthew Herbert - Suddenly

Lieblingsmusik an Sonntagen.

Jai Paul - Jasmine

Ich habe mir immer gewünscht, dass James Blake nicht so weinerlich ist. Das hier kommt dem schon sehr nahe.

Kolombo - My Own Buisness

Kolombo kenne ich von den verträumt, poppigen Kompakt Releases, aber das hier ist typischer Solomun/ Diynamic Sound.

Wieder mal ein Hip-Hop Sample. So langsam reichts auch, aber den nehm ich gerne noch mit.

James Vincent McMorrow - Higher Love (Moritz Guhling's Herz Remix)

Das Video ist so hipster, dass es fast schon grotesk ist. Ich habe später herausgefunden, dass es sich dabei eigentlich um

eine Werbung für Sonnenbrillen handelt. Aha.

Monday (Finnebassen Remake)

Alter Finne! Der Norweger hat ein unglaubliches Gefühl für Samples. So gut, dass es auf die Dauer vielleicht etwas lang-

weilig werden könnte. Bin sehr gespannt!

LL Cool J - Loungin (Ben Gomori's Lungin Edit)

LL Cool J war einer meiner ersten gekauften CDs. Das er eigentlich nur über Sex rappt, wurde mir erst sehr viel später

bewußt. Großer Edit!

Wham - Club Tropicana (Todd Terje Edit)

Ich erinnere mich an diesen Tag. Es war unglaublich heiß im Büro und aufgrund fehlender Klimaanlage eigentlich uner-

träglich. Club Tropicana in der Sonnenallee.

Amine Edge & DANCE - Going To Heaven With The Goodie-Goodies (Original Mix) [2DIY404]

Wurde innerhalb kürzester Zeit totgespielt. Fanden aber mal alle gut. Ja, du auch!

Rampa - So Many Everything - Keinemusik - KM014

Keinemusik + Meggy = Hit.

Armand Van Helden "I Want Your Soul"

Was macht eigentlich Armand van Helden? Müsste der nicht statt Guetta die große Kohle scheffelln?

Prince - I Wanna Be Your Lover (Dimitri From Paris Re-Edit)

Der Edeljoker eines jeden DJs.

Florence + The Machine - You've Got The Love (GF 2010)

Geiler Festivalmoment.

Nina Kraviz - Ghetto Kraviz - [Official Video]

Nina tanzt. Nina singt. Das alles in der Arena. Kommt gut.

Angus and Julia Stone - Big Jet Plane (ANDRI Edit)

Von allen Versionen noch die Beste.

Black Ivory - I've got my eye on you

Wenn es ein Track schafft, direkt ein Bild in das Gehirn seiner Hörer zu setzten, hat er einiges richtig gemacht. Mein Bild

hierfür: Tony Montana sitzt like a Boss im Studio 54 und checkt aus dem VIP den Dancefloor.

Page 41: #29 proud magazine Berlin

41ANZEIGE

Das Sage Restaurant in der Köpenicker

Straße in Kreuzberg wurde unlängst

im Bildband "Cool Restaurants Top Of

The World" zu einem der 50 besten

Restaurants der Welt gekürt. Auf dem

selben Gelände mit der Hausnummer

18 befindet sich auch ein unscheinba-

res, heruntergekommenes Gebäude,

auf dessen Dach zwei junge Eichen

wachsen: Die Fiese Remise, die wegen

ihres eigenwilligen Namens bereits di-

verse Liebesbriefe einer Anwaltskanz-

lei erhalten hat und genau genommen

nur noch Fiesere Miese heißen darf;

aber das nimmt hier niemand so ge-

nau.

Unter einem brennenden Kuhschädel

gelangt man ins innere des Gebäu-

des, wo der Blick auf eine Installation

aus uralten Fernsehgeräten fällt, die

übereinander gestapelt fast bis zur

Decke reichen. Davor wurde aus Holz-

paletten eine Bar gezimmert über der

eine Leuchtreklame mit der Aufschrift

„Sauft! Sauft! Sauft! Kotzt alles voll“

baumelt. Es duftet nach Rock 'n' Roll

und Afterhour. Keine Frage, wir sind in

Kreuzberg.

Erstmals für eine Feierlichkeit genutzt

wurde die Fiese Remise an einem 15.

August, dem Datum an dem 1969 das

Woodstock Festival eröffnet wurde.

Geöffnet hat sie nach Aussage des

Sage Restaurants nur manchmal, aber

dann richtig (!), vor allem Dienstags

und Mittwochs. Wer sich für Details

interessiert, findet diese online beim

Netztwerk Gesichtsbuch. Fiese Schei-

ße. Prösterchen.

Text: Timo Ho

Foto: Doreen Schwerin

FIESERE MIESE

Page 42: #29 proud magazine Berlin

REUBEN WU

CHAT42

Page 43: #29 proud magazine Berlin

43CHAT

Page 44: #29 proud magazine Berlin

44

Page 45: #29 proud magazine Berlin

45

Page 46: #29 proud magazine Berlin

CHAT46

Page 47: #29 proud magazine Berlin

CHAT46

They say polaroids always look the

same, how would you contravene on

that?

That's like saying 'black and white

photography all looks the same'. If you

think a picture is just the tonal charac-

teristics of film, then this is true! But

I'm not one to prioritise the look of Po-

laroid film over the actual picture. Part

of my picture-taking process (when I

shoot Polaroid) involves asking myself,

'Is this still a good picture if I take it

with a conventional digital camera?'.

If not, then I don't take it. It's actually

quite difficult not to get terribly excited

about taking a Polaroid. In the end, it

really is all about the subject and com-

position.

How does the career of a musician

prepare you for the career of a photog-

rapher?

The sheer bulk of non-portable and

easily breakable analogue gear one has

to lug through airports.

Interview: Gergana Petrova

All images by Reuben Wu

H i, I'm Reuben and I'm from Liv-

erpool.

What’s been the greatest oddity you’ve

faced or captured with your photogra-

phy so far?

When I first saw the Maunsell Sea Forts

in the Thames Estuary in England, I

thought they resembled Imperial Walk-

ers on the horizon. They looked mon-

strous and not of this world. Their origi-

nal purpose was to defend the coastline

from attack and provide early warning

during World War 2, but they were later

occupied by pirate radio stations. Now

they are maintained by a small group

of enthusiasts who stay onboard for a

number of weeks every month. I find

these remnants of war really fascinat-

ing - what stories they tell of the time

they were used and also what they rep-

resent now that they are disused and

forgotten about.

Travel inspires photography or pho-

tography is the motivation to travel?

I think these are the same thing. Both

are ways of seeing and learning.

How much do you rely on chance in

your photographs? You are using a

Mamiya RZ67 which gives great con-

trol but also polaroid and old film that

can be quite unpredictable?

I never rely on chance. Chances are

that some expired instant film will give

you bad results rather than good, so I

always take alternative film and cam-

eras. When I shot my Svalbard series I

had four film cameras with me. All (in-

cluding the RZ) malfunctioned due to

the cold. I suppose I like limitations and

I like a good challenge. There is always

a finite number of pictures I can take

and I enjoy doing something with the

old cameras which have rarely been

done before.

What does being artistic mean for you

and do you find yourself so?

It's about using my imagination more

than anything else.

How do you chose the places for your

photographs. Any sci-fi movie influ-

ence?:)

Last year I went to the Atacama Des-

ert in Northern Chile. Always wanted

to go, but it so happened that we got

booked to play some live shows in Bra-

sil and Chile, so I decided to go early

and spend two weeks travelling before

starting the tour. When I DJed in Hono-

lulu a few years back, I spent some time

beforehand exploring volcanos and

lava flows on one of the other islands. It

seems such a shame to fly all that way

and see the inside of your venue, hotel

room and a few restaurants and then

fly home.

Do you feel sometimes you are just

documenting a place?

Yeah, well that is another way of look-

ing at it. It's a question of degree how

much you want to focus on taking

some serious images though. You can

document it all but it does become

a bigger thing when you have to plan

your journey meticulously, scour web-

sites and return more than once in or-

der to get the image or images you are

happy with.

Aren't you living some sort of a double

life- the life of a well known musician

and the life of the solitude explorer

with a camera? How do you combine

these two opposites?

Just a man with two things he loves do-

ing.

Describe a lovely machine.

So many, but right now, my Speed

Graphic 4x5 press camera coupled with

an Aero Ektar lens from a WW2 recon-

naissance camera.

CHAT 47

Page 48: #29 proud magazine Berlin

Interview mit Nicholas Kashian

BLUES ON CANVAS

CHAT48

Page 49: #29 proud magazine Berlin

to have such great, important works

around you.

Tell me more about your relationship

with museums…

My father is also an artist- he started

out as a painter and performance art-

ist and is now a photographer. So my

sister and I were around artists all the

time. My father wanted to see art, so

we would go to museums a lot. Also my

son has been to some of the best mu-

seums in the world. He is not even two.

For me museums are education. It’s as

important as going to school or going

to church or to any other place to learn

about culture and history. Depending

on the quality of the collection of the

museum. Another thing about art is

that it’s a series of very tangible docu-

ments in history. Art has always been

there. And the real challenges that art-

ists face now are not any different that

throughout history. If you are a sculp-

tor, for instance, you have only the

choice to add material or to subtract

it. You can learn a lot from museums.

I think a lot of my knowledge is from

looking at art in museums and reading

about why the work was made. Also to

learn the craft, to learn the techniques,

to learn the relationships between dif-

ferent works or the work itself within

itself and the development of art- a

museum is currently the best place to

find all that. To see the actual work. We

can look at a ton of images within a few

seconds in reproduction if we want.

But, singular works were made very

specifically. Which is why I hate having

a website- it diminishes the paintings,

so instantly the second you photograph

them. I think everything is diminished,

when it changes form. Maybe not di-

minished, it’s just changing. I don’t

know how…. if it get’s better or worse.

When is a piece of art beautiful?

A piece of art is beautiful when it stops

your breath. There’s nothing formulaic

about it. Something like beauty is inde-

N icholas Kashian ist Amerikan-

er, geboren und aufgewachsen

in Bloomington, Illinois. Er lebt

seit drei Jahren in Berlin. Er hatte nicht

geplant zu bleiben. Über sein Leben als

Künstler, seine Entwürfe und Impulse,

die Frage, ob man NICHTS malen

kann, und seine aktuelle Arbeit „Des-

perate Man Blues“ sprechen wir. Auf

einem Perserteppich. Zu kubanischer

Musik und Wasser aus Weingläsern.

Um punkt 18 Uhr klopfe ich an die

schwere Stahltür im dritten Stock

der Fabriketage in Schöneberg. Als

keiner aufmacht, drücke ich mich mit

aller Kraft dagegen und gleite in eine

Welt aus Farben, Leinwänden und

abgebröckeltem Putz. Der angenehm

stechende Geruch von Ölfarbe kommt

mir entgegen. „Smells nice“, sage ich,

trotz der Kürze, holprig. Nicholas nickt

und ich denke, er freut sich darüber.

Er ist entspannt. Wir setzen uns. Er

kippt gelblich leuchtendes Wasser in

ein staubiges Weinglas. Das macht

ihn sympathisch. Sein Schreibtisch ist

ein Sammelsurium loser Zettel, Notes

sagt er, aufgeschlagener Fotobänder,

Skizzen, Stifte und Pinsel. Ich schalte

mein Diktiergerät ein. Nicholas dreht

sich eine Zigarette und ascht auf den

Teppich unter uns. Im Hintergrund

läuft Musik. Zu „Chan Chan“ von Bue-

na Vista Social Club steht er auf mit

den Worten „I can’t stand this song.

It’s really beautiful, but I’ve heard it

like 500 times.“ Was er noch schön fin-

det, frage ich ihn jetzt - und er beginnt

zu zeichnen..

You have been noted for your “dia-

logue between commercial mythology

and the complexity of the real life”.

What does that mean?

The apparatus that artists are sup-

posed to work within, this business part

of the job, is a very difficult one. Kind of

a dirty one. Kind of a confusing one, to

me. I try to avoid it as much as possible.

I am working with all of what looks like

an artist, but I don’t really function as

one, in the ‘commercial myth’ sort of

way. I have a show here and there, but

to be a really successful artist, you have

to play all these games that I haven’t

figured out how to play yet. You know, I

work as a cook to be able to paint and

live. I take care of my son every day.

This is the complexity of life, which is,

you know, real life.

You once said: “I view art making as a

payment, constant and joyfully given

for the gift and paradox of life.” Who

is being paid here?

I have a problem saying that that paint-

ing is worth like 2000 Euros. Obviously

we live in a certain social structure

where value is given to things, most of-

ten with money. That comment fights

that structure. In the work that I am

doing, I try not to think about value in

terms of money but in terms of objects

and effort. But the ‘payment’ is not re-

ally to ‘anyone’ in particular, but more

a reaction to a sense of obligation that

I feel for ‘the gift and paradox of life’.

An offering somehow. And anyone that

sees the work can get something from

it, if they want. I think, once in a while,

when the work is really beautiful, re-

ally strong, then it’s a gift. And, it’s not

really given by me, but only that I am

in the place to put it there. As an artist

you are given so much with your work

if you are really into it. You should feel

inclined to give it back.

What kept you in Berlin?

I took this studio the first week that I

was here. I was meeting a lot of peo-

ple…a lot of artists, and that had the

effect to say that this is a place where

I can still learn things. That is what

kept me here initially. And then there

is the history, and the art that is here.

The museums are great and I love the

changes between neighborhoods. To

discover the work that lives here in Ber-

lin is really exciting. Down the street is

the Neue Nationalgalerie and Gemäl-

degalerie. That’s a really nice privilege

49CHAT

Page 50: #29 proud magazine Berlin

work with nothing. There are many in-

teresting artists and writers who have

tried to make work about nothing, but

it seems proven by their work that it is

impossible. To be as flat as possible, flat

in the sense of humor, or to make really

boring work or really passive work is

extremely difficult. But this is even still

about something. I do think, however,

that you can make work that thinks

through the concept of nothing- or

nothingness. But the question of mes-

sage here is maybe more about intent,

and in that case, again, it is impossible,

somehow.

When does a painter become famous?

I think it can happen when a painter

creates something that really teaches

someone something- it could be as ba-

nal as to appreciate this thing (zeigt auf

einen Stift) better, to see it differently.

But especially when the painting made

can be seen in a way that clarifies it’s

own existence. It is some form of sol-

id communication. And if it turns the

mind then you at least have the poten-

tial to become famous… No, I guess

that the potential as I am describing it

is more to be known and respected and

used. And that is the important thing

because that is really the history of

mankind, learning from everyone else.

finable in many ways. Especially with

words… to describe something like

beauty is ridiculous.

You are working with many different

kinds of materials. Are there subjects

predestined for collages and others for

being paintings?

Predestined…no. Maybe. I don’t really

know. I think the way that I work is less

determined. I don’t usually start with

a clear ‘theme’, but the physical act of

moving things around, either collag-

ing or collecting or drawing, and then

making reactions to those actions. And

then as the work develops, the content

also develops and becomes something.

A lot of work I have been doing the last

months has just been note-taking, and

the notes have taken the form of draw-

ings which maybe then become some-

thing else later. Most times when I have

set out to make a work- like seeing a vi-

sion of a painting or something and try-

ing to execute it- it is a complete failure.

My work is better when it presents itself.

When I am just working and… there it

is. It’s the act of recognizing something,

when it is starting to work. Sometimes

the visual content and the intellectual

or emotional content are married and

when they are, it’s magical.

What is your favorite piece of art and

why?

I would say I have 4 or 5 thousand fa-

vorites. It just depends on where I am.

For instance, if I am in London I go

straight to the national gallery. There is

this painting from Hans Holbein, ‘The

Ambassadors’, this very large painting.

It is a painting I cannot look at without

saying to myself: “What the fuck!”. It is

perfect in everyway…and then there

is this strange skull coming out of no-

where in the foreground. It is one of the

strangest anomalies in the history of

painting up to a certain point.

And right now there are a few of Goya’s

etching from ‘Los Capricios”. They have

maybe 14 of the 80 total etchings from

that series in the Gemäldegalerie right

now. They are very stunning pieces. I

have been looking at those every week

or so since they have been up. They are

a perfect mix between their factual ex-

istence and their content. Every single

one is funny and strange and techni-

cally perfect for what they are talking

about. Sometimes the visual content

and the intellectual or emotional con-

tent are married and when they are, it’s

magical. And because I have been doing

these rough prints, it has been helpful

thinking through the process.

Do you have a favorite from your own

work?

There are certain pieces that signify a

way of thinking very clearly, and those

are the best for me. Usually they are

not the “best” works, but they are some-

how more personal and honest. I make

a lot of work and sometimes it is less

personal than what I would want. But

then you so see those examples and it

really feels honest. Yes, I like looking at

those works. That is why I love painting,

and why it persists- it lives in the same

time that we live…

Do they change? Your favorites?

For sure. All the work that I am making

now is too close to judge or have a rela-

tion to. I can’t really see what it is. Five

years from now I’ll be able to. You re-

alize only after time what you learned

in certain periods or with certain works

and how you are using that knowledge

now- that changes the opinion of ear-

lier work. I am able to respect some

things I have done in past, where I was

never able to do that before. That is

why I love painting, and why it persists-

it lives in the same time that we live, it

can always grow. And the understand-

ing of a painting and of work can grow.

Picasso once described art as rebel-

lion. Is there art without a message?

I think not- it is impossible to have a

50

Page 51: #29 proud magazine Berlin

51

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this is even possible- maybe as possible

as painting ‘nothing’.

If you could choose one person in his-

tory to talk with about art, who would

it be?

That’s a funny question. There have

been a lot of people. (lacht). I have been

thinking about Orson Welles a lot re-

cently. He was on the top level of ge-

nius that you can get. It would be fun

to talk with him- probably very brutal

because he was an honest man. Van

Gogh would also be great to talk with

because he was so fucking passionate

about it and crazy-passionate, from

what I understand through his letters

and the history we know. It would be

exciting to sit down with him and just

ask “why?’, you know.

(Anmerkung: Bilder 2-5 “neverend-

ing”, Collage, stellen den prozess eines

einzelnen Bildes dar, wobei 5 das fertige

Kunstwerk ist. Seite 51)

Many successful artists are said to be

difficult, moody or irrational person-

alities. Is that true for you?

Who says that? (lacht verlegen) Yeah,

it’s all true. I think it comes from an ex-

treme form of selfishness, which is part

of the artist mind. The work tends to be

more than half of your identity.

So you devote this selfish energy to-

wards it. Unfortunately, this seeps into

the other parts of life pretty quickly.

But this is also a funny selfishness, be-

cause at some point, and I think this is

true for many people in respect to their

work, if you can do what you are trying

to do well enough, then you are actual-

ly giving things out. So it’s half selfish-

ness and half a gift that you are trying

to prepare. Maybe that is a cop-out. I

wouldn’t date me, if that’s the question.

Text: Katharina Fabian

DESPERATE MAN BLUES

Talk about what you are working on at

the moment, please.

Sure. It started with this little scrawl.

(zeigt auf eine Kritzelei an der Wand

hinter ihm: ‘desperate man blues’ ).

These are rudimentary prints- mono-

types- just black marks painted on

plastic and then rubbed onto paper. I

was trying to choose ideas and images

to depict that are both very simple but

also have a potential for a certain type

of poetry, one that I find in many blues

songs. It is thinking about how a blues

song can be written in visual form. I

don’t remember if I heard a song by that

title or if someone said it and I wrote it

down or if I just made it up when drink-

ing beer. This series is a way of think-

ing about a friend who has been very

influential for me in the last months,

in terms of thinking about the working

process, the reasons and motivations

for making art and the thinking about

how to manage oneself. This coupled

with his sense of desperate, destructive

behavior and how ones’ life and work

can play with one another. What I re-

ally wanted was to make images that

could sooth his desperateness, sooth

his soul, you know.

Do you think he will like it?

The funny thing about that is, I had

been making these prints for him, and

then a few days ago I was in his studio

and he showed me some works of his

from last year or so. They were litho-

graphic prints titled: “Fat Lady Blues”. I

had never seen these prints before. And

it was just funny- I know that it (my

current series) is important for me if

those sorts of synchronicities

happen. I would like to further the con-

versation with him about how does one

write a blues song with prints like this.

So, how does one write a blues song

with prints like this?

Well it is one of the more beautiful

forms of song writing. I have often won-

dered while listening: how does that

look, without being super illustrative or

descriptive? There, it comes out to this

very interesting void somewhere be-

tween visual language and spoken lan-

guage, in addition to the sound. And a

blues song gives you the visual imagery

so clearly with words, and the mood so

clearly with the music.

Can you do the same thing the other

way around? And how does a painted

country song look different from a

blues song? How would Mozart look

like as a painting? Blues songs often

use the double entendre, which uses

the ambiguity of one word with two

meanings, exploiting one meaning

with sexual, ironic or loaded content

by talking about things using the other

definition that is straightforward. This

is done to hide the true meaning of the

song with an innocuous meaning. So

in this series, what you see looks very

straightforward, but actually has con-

tent that is hidden by double meanings.

“The target”, for instance, and the text

piece with “Pera, Trou and Shoot Shoot”

written in reverse are reference to her-

oin addiction.

(Anmerkung: bezieht sich auf die Bilder

2 & 3 der Printserie, Seite 53)

I want these prints to function as a

‘song’…

Does he know now that it is for him?

No. I don’t know how important it is-

maybe it is better for me to continue

working if he doesn’t know. Because if

you have too much pressure to work,

then you cant work with freedom. I

want these prints to function - as a

‘song’ to sooth him, to calm him down,

to refocus him - because that is what he

needs. And that is a ridiculous thing to

try to do with drawings or printmaking.

And it’s not doing it yet. I don’t know if

CHAT52

Page 53: #29 proud magazine Berlin

CHAT 53

Page 54: #29 proud magazine Berlin

54 IDA'S

Page 55: #29 proud magazine Berlin

Das Schiff nahm mir das Fernweh.

Das Schiff trug mich über die Meere.

Das Schiff brachte mich rund um die Erde.

Das Schiff nahm mit Angst und Verzagen.

Das Schiff lernte mich, geduldig zu sein.

Das Schiff schenkte mir Geborgenheit und Erfüllung.

Das Schiff war meine Heimat.

aus einem anonymen Tagebuch

55IDA'S

Page 56: #29 proud magazine Berlin

56 KUNST

Ich bin in einem veränderten Büro wo

alle auf einer Hochetage schlafen, auf

der aber eigentlich ich und ein Freund

wohnen, es sind viele Bekannte da, ich

schlafe zwischen neben einer Freun-

din ein und mir wird klar, dass ich

träume. Ich fange an in der abgefah-

rensten Stimme zu singen, ich überle-

ge ob die anderen das hören können,

weil ich weiß, dass ich schlafe und

überlege ob ich wohl im Schlaf sum-

me oder singe.

Ich denke ich bin aufgewacht und will

es der Freundin neben mir erzählen,

sie redet aber gerade mit jemand an-

derem. Jetzt merke ich wieder, dass

es ein Traum ist, aus dem Gefühl

heraus. Ab da ist es nicht schwierig

ihn zu steuern, allerdings reagiert er

nicht immer wie ich will. Ich bin auf

der Hochetage und ich versuche in

dieser Wohnung/Büro neue Leute zu

erschaffen in dem ich sie mir hinter

Türen oder in leeren Räumen vorstel-

le, das klappt allerdings nur verein-

zelt. Ich schaue aus dem Fenster und

die Häuserwand gegenüber fährt wie

ein Zug am Fenster vorbei. Ich überle-

ge, wen ich gerne darin treffen würde

und denke an berühmte Leute. Dann

klettere ich, es sind inzwischen Zug-

wagons, von einer Inneneinrichtung

in die nächste. Ich treffe mir berühmt

vorkommende Menschen, die ich fra-

ge, wie sie denn heißen, sie sagen den

Namen, ich erwidere, dass ich mich

daran bis ich aufwache eh nicht mehr

erinnern kann. Irgendwann lande ich

wieder auf der Hochetage, wo ich be-

merke, dass es das Hochbett in mei-

nem alten Kinderzimmer ist.

Ich denke, dass es jetzt schön wäre

zu fliegen, aber ich schaue aus dem

Fenster und denke, dass es alles zu

realistisch aussieht, als dass ich es

probieren könnte. Irgendwann begin-

ne ich mich am Ende des Podestes

festzuhalten und versuche vorsichtig

zu fliegen. Nach ein paar Versuchen

klappt es, dann fliege ich aus dem

Fenster. Ich fliege hoch, weil ich über

das Dach will, aber es erscheint ein

Gebilde ähnlich dem Ufo aus Indepen-

dence Day, nur dass es wie Stufen auf-

gebaut ist. Ich denke immer, dass jetzt

der Himmel kommt, aber statt dessen

kommt eine weitere Stufe. Es besteht

aus einer Stahlkonstruktion ähnlich

derer, die beim Bühnenbau verwendet

werden, nur in Farbe.

Ich denke, dass das Ding wahrschein-

lich endlos ist, weil ich den Himmel

nicht sehe und mich darüber ärgere,

dass ich nicht zum Himmel komme

und durch die Emotion das Objekt/

Szenerie weiter im Traum läuft. Dann

denke ich an etwas anderes und kom-

me endlich zum Himmel.

Ich überlege, wo ich jetzt am liebsten

hin möchte und wünsche mir den

perfekten, geborgenen Ort in meiner

Zukunft. Ich fliege durch einen Tunnel

und komme auf einer großen Fläche

an, in der verschiedene Räume von ei-

nem runden, offenen Säulengang ab-

gehen. Ich blicke nach rechts und sehe

eine Arbeitsfläche, von der ich instink-

tiv weiß, dass es mein zukünftiger Ar-

beitsplatz ist, ich fühle mich zu Hause

und wünsche mir ein Bett und meine

Frau. Ich sehe Treppen, die zu einem

erhöhten zentralen Raum führen. Ich

steige die Treppen hoch und erreiche

die Mitte..

Ein Klartraum oder auch luzider

Traum (von lat. lux, lucis „Licht“) ist

ein Traum, in dem der Träumer sich

bewusst ist, dass er träumt. Die The-

orie des luziden Träumens geht da-

von aus, dass sowohl das bewusste

Träumen als auch die Fähigkeit zum

willentlichen Steuern von Traumin-

halten erlernbar sind. (Wikipedia)

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57KUNST

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58 KUNST

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60 KUNST

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61KUNST

Tipps um klar zu träumen

Beim Einschlafen kann man sich eine

Empfindung bewusst machen, die wie

ein Schweregefühl ist, dass einem

nicht erlaubt, die Augen zu öffnen.

Und mit diesem Gefühl versucht man

bewusst einzuschlafen.

Man sollte beabsichtigen bewusst ein-

zuschlafen, sich vor dem Einschlafen

noch einmal mit Klarträumen be-

schäftigen vielleicht ein Buch zu dem

Thema lesen.

Versuche den inneren Dialog vor dem

Einschlafen abzustellen.

Ein Ring, Gürtel, Halsband oder Kopf-

tuch als Druckpunkt kann als Brücke

dienen. Der Druck des Gegenstandes,

kann einem im Traum helfen sich da-

ran zu erinnern, dass es ein Traum ist.

Das Klarträumen ist einfacher, wenn

einen die Alltagswelt nicht zu stark in

Anspruch nimmt.

Es Hilft immer in einer bestimmten

Position einzuschlafen, z.B. auf der

rechten Seite oder auf dem Bauch oder

Rücken.

Die MILD (Mnemonic Induction of Lu-

cid Dream) Methode + Autosuggestion:

Früh morgens aufstehen, Wecker stel-

len, Traum frisch aufschreiben. Nach

einer halben Stunde wieder schlafen

legen, dabei Autosuggestion, z.B. “Das

nächste mal wenn ich Fliege, dann-

werde ich wissen das ich träume.”

Kann um Vorhaben erweitert werden.

Die WILD (Wake-Initiated/Induced Lu-

cid Dream) Methode:

Eintauchen durch zählen:

“Eins, ich träume, zwei, ich träume”

verbunden mit optischen Phänome-

nen, wie “geometrische Formen die bei

geschlossenen Augen immer deutli-

cher werden”.

Externe Hilfsmittel:

NOVA - DREAMER

Akustisches Singnal, z.B. vom Ton-

band: “Das ist ein Traum”.

Sensorisches Signal, z.B. leichte Elekt-

ro Schocks.

Optisches Signal, z.B. Lichtblitze.

Reality Check:

Mehrmals am zu Regelmäßigen Zei-

ten einen Traumcheck durchführen.

Man kann z.B. auf seine Armbanduhr

schauen und auf die Zeiger und Num-

mern achten, ob sie sich normal ver-

halten. Wenn man das automatisiert

hat, wird man es auch im Traum ma-

chen. Und wenn sie sich dann anor-

mal verhalten realisieren, dass man

träumt

Tipps in Klarträumen

Fixieren des Blicks im Klartraum führt

zum erwachen.

Man kann Fragen wie “warum bist du

hier “, “wer bist du?”, “was willst du“

nicht nur an Personen sondern auch

an Dinge und Situation richten.

Wenn man beim Träumen die Zun-

genspitze gegen das Daumendach

drückt, hat man eine bessere Kontrolle

im Traum.

Man sollte Traumfiguren um Rat und

Hilfe bitten oder von ihnen ein Ge-

schenk fordern, z.b. ein Lied.

Leute die man gerne im Klartraum

treffen möchte, kann man sich im

Raum nebenan vorstellen, dann er-

scheinen sie dort.

Man kann mit Traumfiguren Treffen

für andere Träume vereinbaren.

Man sollte die Traumaufmerksamkeit

auf einen bestimmten Gegenstand

richten der am Anfang eeines Klart-

raums erschien, er ist der Ausgangs-

punkt. Dann kann man sich alles an-

schauen aber nur kurz. Wenn Bilder

sich verändern und man die Kontrolle

verliert sollte man zurück zum Gegen-

stand kehren.

Man sollte im Klartraum auspro-

bieren, zu arbeiten, z.B. an einem

Schreibtisch.

mit Tieren zu sprechen.

sich von feindlichen Traumfiguren be-

siegen zu lassen.

wie Puppenspieler aus sich selbst her-

aus in Gesprächspartner zu schlüpfen

oder in mehrere Personen gleichzeitig.

eine Zeitreise zu machen, z.B. in die

Kindheit, durch einen Zeittunnel

oder Zeitmaschine. Hierfür kann man

Traumfiguren um Rat fragen, z.B. wie

kann ich in die Vergangeheit reisen?

1. Objekt in der Realität anstarren und

sich alle Details einprägen, dann die

Augen schließen und das Objekt visu-

alisieren. Das Bild immer wieder korri-

gieren bis man es vollständig visuali-

sieren kann.

2. Das Objekt im Traum visualisieren

und später ganze Welten visualisieren.

3. Menschen in die Traumwelt hinein-

bringen

Quellen

Doktorarbeit: Sport im Klartraum von

Daniel Erlacher.

Die Kunst des Träumens von Carlos

Castaneda

Schöpferisch Träumen von Paul Tho-

ley

Text und Bild: Moritz

TIPPS UND TRICKS FÜR KLARTRÄUME

Page 62: #29 proud magazine Berlin

I ch erinnere mich

noch sehr genau an

meinen 14. Ge-

burtstag im Vereins-

heim der Neuköll-

ner Sportfreunde.

Damals habe

ich die Loca-

tion über

T h o m m y

bekommen.

Jetzt wollen

wir wieder in

die Straße 12.

S o n n e n s c h e i n .

Open Air und Tech-

nomusik. Dieses mal

sind wir 25. Thommy ist

genau die selbe Person wie

vor 11 Jahren. Statt einem al-

ten Golf fährt er inzwischen ei-

nen Hyunday Hybrid. Hinten im

Hybrid sitzt sein Hund - ein altes,

klappriges Tier, das jedoch lebensfro-

her wirkt als Thommy.

Wir betreten das Gelände an der Ab-

fahrt Grenzallee und reden über die

Europameisterschaft und das Aus-

scheiden der Deutschen National-

mannschaft. Überall liegt Dreck. Die

Klotür vom Außenklo ist leicht geöff-

net, der Trampelpfad in Richtung Ver-

einshütte ist voll mit Bierdeckeln.

Wir stehen vor der Tür des Vereins-

heimes, Thommy schließt auf. Muffig

schlägt es uns entgegen. An den Sei-

ten stehen übereinander gestapelte

Stühle und aus der Bar ragt ein ver-

bogener Zapfhahn einer längst nicht

mehr funktionsfähigen Zapfanlage.

Eine Packung Toilettenpapier liegt vor

den zugenagelten Fenstern. Drinnen

ist es dunkel, nur eine vergilbte Lich-

terkette und eine unabgedeckte Neon-

röhre an der Decke hellen den Raum

ein wenig auf. Der Fußboden, altes

gelbbraunes PVC, ist durch und durch

aufgerissen. Viele Stücke im Boden

fehlen komplett.

„Hundert Euro. Fünfzig Kaution. Sau-

bermachen müsst ihr selber“, beginnt

Thommy uns aufzuklären. Während

er redet, hält er uns einen kopierten

Mietvertrag für das Wochenende unter

die Nase. „Den Grill könnt ihr benut-

zen und wenn ihr dekoriert, könnt ihr

alles für den nächsten Mieter hängen

lassen”, die würden sich in der Regel

freuen. Wir schlendern einmal durch

den ca. 100qm großen Raum und

entdecken an der hintersten Ecke ein

mit blauen Müllbeuteln abgedecktes

Regal. Hinter der Folie versteckt sich,

eine Sammlung von gewonnenen Po-

kalen der Neuköllner Sport-

freunde - dem Verein, in

dessen Haus wir uns

befinden. Ruderer, Bo-

xer, Fußballer. Für

fast jede Sport-

art findet sich

eine Trophäe.

U n b e a c h -

tet dessen

weist uns

Thommy da-

rauf hin, dass

die Elektrohei-

zungen nicht fest

an der Wand instal-

liert seien. Mit dem

Finger deutet er dabei

auf ein halben Quadratme-

ter großes, weißes Rechteck

aus Blech, dass, halb zerfallen,

auf dem Boden liegt.

Wir verlassen das Haus, um in den an-

grenzenden Schuppen zu gehen. „Hier

sind die Sicherungen“, erzählt uns

Thommy,” falls mal eine rausfliegen

sollte.” Hinter dem Schuppen stapeln

sich kaputte Stühle, Kühlschränke,

eine Waschmaschine und jeglicher

anderer Schrott. Thommy bemerkt

unsere Blicke und klärt uns auf: Alle

möglichen Leute würden hier ihren

Schrott von der Brücke herunter-

schmeißen und entsorgen. Dass das

passiert, können wir uns vorstellen.

Warum der ganze Schrott dort noch

liegt, weniger.

Trotzdem. Das Vereinsheim - Straße

12 getauft, da es Grenzallee Ecke Stra-

ße 12 liegt - ist der perfekte Ort für

uns. Links von uns Sconto, rechts von

uns ein Ableger vom Kanal, hinter uns

STRASSE 12

62 REPORT 62

Page 63: #29 proud magazine Berlin

eine Autobrücke und vor uns die Auto-

bahn. Und in mitten der Freifläche ist

eine Feuerstelle mit Steinen vor dem

Vereinsheim aufgebaut. Es gibt einen

maroden Grill und eine überdachte

Metall-Wellblechkonstruktion.

Wir freunden uns mit Thommy an,

erzählen ihm von proud, unseren Par-

tys und Projekten. Wir diskutieren ein

weiteres Mal über das Ausscheiden

der Deutschen Nationalmannschaft,

bevor er uns den Schlüssel zum Ver-

einsheim in die Hände drückt und mit

seinem Hund im Hybridauto wegfährt.

Am folgenden Wochenende ist die

Party. "Väthertag" klingt nach unseren

Abenteuern der letzten Monate schon

fast absurd. Fetzo kauft die halbe Me-

tro mit Würstchen leer, Chrissns Anla-

ge wird aufgebaut und der Tag liefert

einen Sonne-Wolkenmix. Es ist eine

gute Stimmung, auch ohne Väth. Ir-

gendwann erscheint das Ordnungs-

amt und verdrängt uns ins innere des

Vereinsheims. Die Bässe wummern

noch bis spät in die Nacht. Irgend-

wann um drei Uhr morgens beschlie-

ßen Emin und Gesa abzubauen. Mit

ein paar gekonnten Handgriffen sind

Anlage, Platten und CD-Spieler in der

Robbe.

Am Sonntag Abend treffen wir

Thommy. Inzwischen wurde das zu-

geschissene Außenklo gesäubert, die

Bierdeckel eingesammelt und der zer-

fetzte PVC-Boden des Vereinsheims

gewischt. Wir bedanken uns und kom-

men ins Gespräch über Straße 12 und

wer außer uns das Vereinsheim denn

noch nutzen würden. Es wäre schwie-

rig Mieter zu finden. Manche Jahre lie-

fen besser, manche schlechter. Jahre?.

Ja, seit 40 Jahren gehört das Vereins-

heim zum Verein. Seit fast 35 Jahren

betreut durch Thommy. Jetzt hat er

jedoch Probleme mit seiner Gesund-

heit und immer weniger Leute würden

nachfragen. Es ist unmöglich für den

Verein die Grundkosten zu tragen -

ein Geschäft, bei dem sie draufzahlen.

Zum 01.01.2013 soll das Vereinsheim

gekündigt und aufgegeben werden.

Wir äußern unser Bedauern und erhal-

ten ein Angebot - kommt zum nächs-

ten Vereinstreffen in der Lipschitzallee

und mit dem passenden Konzept kann

proud der Verwalter und Betreiber der

Fläche werden. Vorraussetzung, der

Sportbezug muss her. Ganz einfach ist

es nicht, jedoch auch nicht unmöglich.

Das Katerholzig ist schließlich auch

ein Kulturcafé und Restaurant. Ehrlich

und direkt findet ein gemeinsames

Brainstorming statt und wir werden

uns einig. Partys möchten wir feiern,

aber auch Sport machen. So erzählen

wir, dass sich proud und Freunde be-

reits an jedem verdammten Dienstag

zum Bolzen treffen und unsere Gra-

fikdesigner Meister im Kickern sind,

sogar in richtigen Ligen spielen. Auch

Kino und Tanzunterricht können wir

uns vorstellen. Vor allem aber, einen

Treffpunkt. Eine physische Anlaufstel-

le für uns, für den NSF und die jungen

Berliner. Zum Grillen, zum Abhängen,

zum Feiern.

Wir möchten das marode Vereinsheim

“Straße 12” wieder aufbauen. Ein Platz

für Partys, Sport und Kultur. Wech-

selnde Angebote und Hilfe bei der Or-

ganisation von Freizeitsportaktivitä-

ten wie Fußball- oder Kickerturniere.

Und hierfür gründen wir eine neue

Abteilung Freizeitsport bei der Neu-

kölllner Sportfreunde e.V. unter un-

serer Leitung, die sich aktiv um neue

Mitglieder bemüht und Angebote in

kulturellen Bereichen fördert. Ebenso

möchten wir fördern, dass alle bei der

Gestaltung des Standortes teilnehmen

und diesen nutzen.

Zum Redaktionsschluss fehlte die fi-

nale Entscheidung. Es liegt inzwischen

weder beim NSF noch an proud. Ent-

scheiden tut nun die Berliner Bürokra-

tie. Die SpAN Nutzungsverordnung.

Das Amt für Sport und Kultur (ein

und dasselbe in Neukölln, was sehr

schön ist) und letztendlich das Lie-

gendschaftsamt von Berlin, dem das

Grundstück gehört.

Ein Vereinsheim für proud. Ein Ver-

einsheim für Euch.

Emin Mahrt

63REPORT62

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m Juli. Gestern letzter Arbeitstag – heute 14.07. - 11:25 Abflug Berlin-

Tegel nach Teneriffa.

Alles perfekt, Robert fährt uns.

Abschied, einchecken, Leibesvisitation.

Früh genug vor Ort – Oh Flug auf 11:45 verschoben – noch mal raus

und Kaffee trinken.

Leibesvisitation – wir sind wieder da.

Was das? Flug auf 20:15 verschoben – Maschine kaputt, muss Ersatz

aus Moskau kommen. Zwei Frühstücksgutscheine in der Hand – nochmal Kaffee und Brötchen –

danach nach Haus.

3. Leibesvisitation - 20:15 wir sind da – Maschine noch nicht. Flug verschoben auf 20:45.

Das Wunder – neue Maschine und Ersatzcrew aus der Bereitschaft ermöglichen das Unmögli-

che. Die Maschine fliegt – starker Gegenwind – die Landung wird sich etwas verspäten.

1:30 Maschine setzt zur Landung an – der Pilot drückt den Kopf der Maschine runter, Tragflä-

chen schlingern hoch und runter – Landebahn kommt näher – Maschine wackelt und dröhnt.

Pilot startet durch – der Kopf der Maschine hebt wieder ab in die Lüfte. Stimme aus dem Laut-

sprecher: Aufgrund starker Turbulenzen konnte die Landung nicht erfolgen wird aber gleich

wiederholt – logisch, ewig reicht das Kerosin im Tank auch nicht – also Boeing 737 setzt zur

Landung an 186 Passagiere mit weißen Gesichtern und aufgewühlten Mägen schauen zu – Kin-

der schreien. Der Kopf der Boeing senkt sich – die Maschine hüpft wie ein Tennisball – die

Tragflächen heben und senken sich im Gegenwind – wir sehen die Landebahn – die Lichter, wir

sahen die Landebahn – die Maschine wird wieder hochgerissen und der Lautsprecher kündigt

die nächste Landung in 15 Minuten an

2:30 Boeing 737 setzt zur Landung an – wir sehen die Landebahn – wir hören das Schreien der

Kinder Maschine bleibt ruhig – setzt auf – Düsen gehen auf Gegendruck.

Gute Landung – falsche Insel.

Gran Canaria 15.07.2012 – 3:00 wir sitzen nachts auf einer Insel wo wir gar nicht hinwollten.

Reiseleitung wird aktiviert – sie vollbringen das Unmögliche – 186 Passagiere in ein 5 Sterne

Hotel. 4:00 letzte Anweisung der Reiseleitung: Sie werden um 11:30 mit dem Bus abgeholt, seien

sie lieber etwas früher unten da die Busfahrer sehr pünktlich sind.

12:00 Uhr der Bus ist da – die Fahrt zum Flughafen verläuft ohne Zwischenfall.

Der Flieger bekommt auch irgendwann die Startgenehmigung – die Crew hat auch etwas ge-

schlafen. Wir landen in Teneriffa – da sich alles durch den Ablauf verzögert hat

bekommen wir nur noch die letzte Fähre – (es gibt täglich 3).

20:00 Ansage im Hafen: die Fähre wird sich um etwa 40 Minuten verspäten – kennen wir

21:00 wir schwimmen (mit dem Schiff natürlich)

21:40 wir sind in La Gomera – ab in den Bus – der Mann an der Rezeptionmacht einen müden

Eindruck.

1:00 aber wir sind da.

Gerd Hollender

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m Juli. Gestern letzter Arbeitstag – heute 14.07. - 11:25 Abflug Berlin-

Tegel nach Teneriffa.

Alles perfekt, Robert fährt uns.

Abschied, einchecken, Leibesvisitation.

Früh genug vor Ort – Oh Flug auf 11:45 verschoben – noch mal raus

und Kaffee trinken.

Leibesvisitation – wir sind wieder da.

Was das? Flug auf 20:15 verschoben – Maschine kaputt, muss Ersatz

aus Moskau kommen. Zwei Frühstücksgutscheine in der Hand – nochmal Kaffee und Brötchen –

danach nach Haus.

3. Leibesvisitation - 20:15 wir sind da – Maschine noch nicht. Flug verschoben auf 20:45.

Das Wunder – neue Maschine und Ersatzcrew aus der Bereitschaft ermöglichen das Unmögli-

che. Die Maschine fliegt – starker Gegenwind – die Landung wird sich etwas verspäten.

1:30 Maschine setzt zur Landung an – der Pilot drückt den Kopf der Maschine runter, Tragflä-

chen schlingern hoch und runter – Landebahn kommt näher – Maschine wackelt und dröhnt.

Pilot startet durch – der Kopf der Maschine hebt wieder ab in die Lüfte. Stimme aus dem Laut-

sprecher: Aufgrund starker Turbulenzen konnte die Landung nicht erfolgen wird aber gleich

wiederholt – logisch, ewig reicht das Kerosin im Tank auch nicht – also Boeing 737 setzt zur

Landung an 186 Passagiere mit weißen Gesichtern und aufgewühlten Mägen schauen zu – Kin-

der schreien. Der Kopf der Boeing senkt sich – die Maschine hüpft wie ein Tennisball – die

Tragflächen heben und senken sich im Gegenwind – wir sehen die Landebahn – die Lichter, wir

sahen die Landebahn – die Maschine wird wieder hochgerissen und der Lautsprecher kündigt

die nächste Landung in 15 Minuten an

2:30 Boeing 737 setzt zur Landung an – wir sehen die Landebahn – wir hören das Schreien der

Kinder Maschine bleibt ruhig – setzt auf – Düsen gehen auf Gegendruck.

Gute Landung – falsche Insel.

Gran Canaria 15.07.2012 – 3:00 wir sitzen nachts auf einer Insel wo wir gar nicht hinwollten.

Reiseleitung wird aktiviert – sie vollbringen das Unmögliche – 186 Passagiere in ein 5 Sterne

Hotel. 4:00 letzte Anweisung der Reiseleitung: Sie werden um 11:30 mit dem Bus abgeholt, seien

sie lieber etwas früher unten da die Busfahrer sehr pünktlich sind.

12:00 Uhr der Bus ist da – die Fahrt zum Flughafen verläuft ohne Zwischenfall.

Der Flieger bekommt auch irgendwann die Startgenehmigung – die Crew hat auch etwas ge-

schlafen. Wir landen in Teneriffa – da sich alles durch den Ablauf verzögert hat

bekommen wir nur noch die letzte Fähre – (es gibt täglich 3).

20:00 Ansage im Hafen: die Fähre wird sich um etwa 40 Minuten verspäten – kennen wir

21:00 wir schwimmen (mit dem Schiff natürlich)

21:40 wir sind in La Gomera – ab in den Bus – der Mann an der Rezeptionmacht einen müden

Eindruck.

1:00 aber wir sind da.

Gerd Hollender

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BER

LINAUSGABE #29 • PROUD PH

OTO BOOTH BY OLIVER RATH

• GEMA INTERVIEW

• JÜRGEN LAARMANN

29. AUSGABE 2012