Upload
doannhi
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
29
3. Marktversagen bei Banken I: Einzelwirtschaftliche Perspektive
3.1 Diamond/Dybvig (1983) revisited
3.2 Models taking Diamond/Dybvig seriously
3.3 Risikoanreiz und Bankgeschäfte
3.4 Marktversagen in langfristigen Vertragsbeziehungen
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
30
Anforderungen an Erklärungsansätze zur Bankenregulierung (Dowd 1992)
Erfüllt ein Finanzintermediär des beschriebenen Typs eine ökonomische Funktion?
⇒ Theorie der Finanzintermediation (Kapitel 1 bis 2)
Gibt es für diesen Finanz-intermediär eine typische Form des Marktversagens?
⇒ Theorie des Marktversagens (Kapitel 3 bis 4)
Kann die betrachtete Form der Regulierung diesem Marktversagen abhelfen?
⇒ Theorie des Staatsversagens (Kapitel 5 bis 7, Bankmana-gement)
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
31
3.1 Diamond/Dybvig (1983) revisited
Diamond/Dybvig: Stabilität der Gleichgewichtslösung:
1..
)()(max
2211
2211, 21
=π+π
ρπ+π
R
CCts
CuCuCC
⇒ )()( 21 CuRCu ′ρ=′
⇒ Einlagenvertrag mit Auszahlung C1* oder C2*
Einlegerverhalten?
Typ 1: Einlageabzug in t1
Typ 2: ?
• C1* > C2* => Einlageabzug in t1 und Aufbewahrung
• (Existenz eines Kapitalmarkts: C1*(1 + rM) > C2* => Einlageabzug in t1)
• C1* < C2* (bzw. C1*(1 + rM))?
Typ 2 wartet bis t2 wenn er sicher ist, in t2 auch C2* zu erhalten.
Was geschieht wenn daran zweifelt?
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
32
Beispiel: Diamond/Dybvig (1983) mit 3 Anlegern
Ein Anleger des Typs 1
Zwei Anleger des Typs 2, d.h. Typ 21 und Typ 22
Aus Optimierung (s.o.) habe sich ergeben:
C1* = 4
C21* = C22
* = 5
L(C21*) = L(C22
*) = 2
⇒ L(C21*) + L(C22
*) = L = 4
Die Reihenfolge der Entscheidungen (und damit des Einlageabrufs) in t1 ist zu-
fällig
Typ 1 zieht seine Einlage immer in t1 ab.
Typ 21 und Typ 22 haben zwei Strategien: Abzug in t1 oder in t2
Typ 22 Typ 21
t1
t2
t1
)0(3
1)4(
3
1)4(
3
1 *1 uLuCu +=+=
)0(3
1)4(
3
1)4(
3
1 *1 uLuCu +=+=
u(L = 4)
u(0)
t2
u(0)
u(L = 4)
u(C21* = 5)
u(C22* = 5)
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
33
Gleichgewichte in Diamond/Dybvig (1983) mit drei Einlegern
(t2, t2): Effiziente Liquiditätsversicherung, payoff-dominant
(t1, t1): Bankrun , risiko-dominant
Lösung: Einführung einer Einlagenversicherung, die Typ 2 die Auszahlung C2*
(oder eine andere Auszahlung größer C1*) garantiert.
Gleichgewicht mit Einlagenversicherung
Nur (t2, t2)
⇒ Einlagenversicherung erzeugt keine Kosten.
⇒ Kostenlose Effizienzsteigerung
Alternativer Lösungsvorschlag:
- Verpflichtung, einen beabsichtigten Einlageabzug in t1 anzumelden.
- Moratorium, falls Anzahl der beabsichtigten Einlageabzüge zu hoch ist.
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
34
Erklärungsebenen des Modells von Diamond/Dybvig (1983) zur Bankenregulierung
Theorie der Finanz-intermediation:
Theorie des Marktver-sagens:
Regulatorischer Lö-sungsvorschlag:
• Versicherungsleistung, die ohne Finanzinter-mediär nicht replizier-bar wäre.
• Wohlfahrtsverlust durch Bankrun- Gleichgewicht
• Einlagenversicherung
• Moratorium
Kritik:
• Bankuntypische Ver-tragsformen
• Kein Bankeigenkapital.
• Alternative: Geeignet konstruierte Wertpapiere
• Equilibrium-selection-Problem ungelöst
• Kosten/Anreizeffekte einer Einlagenver-sicherung
• Praktikabilität eines Moratoriums
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
35
3.2 Models taking Diamond/Dybvig seriously
Modifikationen des Diamond/Dybvig-Modells
• Stochastische Liquiditätsschocks π~
(Postlewaite/Vives 1988)
• Technologische Unsicherheit R~
(Gorton 1985, Jacklin/Bhattacharya 1988)
• π~ ,R~
(Chari/Jagannathan 1988)
First-come-first-serve => Zwei Typen von Run-Gleichgewichten
• Panics
• Information-based Bank Runs
Lösungskonzepte
• Informationsverbot
• Einlagenversicherung/lender of last resort
• Moratorium
• Eigenkapitalnorm (Modellerweiterung) zur Reduktion der Wahrschein-
lichkeit, dass ein erhöhter Einlageabzug auf schlechte Nachrichten zu-
rückzuführen ist
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
36
3.3 Risikoanreiz und Bankgeschäfte
Globaler Risikoanreiz bei beschränkter Haftung
Mean preserving spreads (2 Beispiele):
E(y) y
E(y) y
Zahlungscharakteristik des Eigenkapitals EK bei Verschuldung (hellgraue Linie)
Man kann zeigen: E(EK,riskant) ≥ E(EK, weniger riskant)
Ursache: Der mean preserving spread verschiebt Dichtemasse einerseits auf hö-
here Ergebnis und andererseits auf niedrigere Ergebnisse innerhalb des Berei-
ches, in welchem der Eigenkapitalgeber wegen seiner beschränkten Haftung da-
von nicht betroffen ist.
f(y)
f(y)
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
37
Mechanismen zur Einschränkung dieses globalen Risikoanreizes
• Risikoaversion
• Im Risiko sinkender Erwartungswert
• Konkurskosten/Konkursstrafe für Manager
• Bestrafung durch den Verlust zukünftiger Gewinnmöglichkeiten
(Chartervalue)
• Besondere Regulierung
Banken und Risikoanreiz?
1. Gestaltungsinstrumente
(Derivate, quantitatives Risikomanagement)
2. Regulierung
(z.B. Einlagenversicherung, lender of last resort, too-big-to-fail)
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
38
Rechenbeispiel Risikoanreiz
a) Technologie:
Bank kann auswählen zwischen
1. Risikolose Position K mit sicherer Rückzahlung K in jeder Periode
2. Riskante Position R mit Rückzahlung R~ : R mit Wahrscheinlichkeit p
0 mit Wahrscheinlichkeit (1 – p)
- Unendlicher Zeithorizont, einheitlicher Marktzins r
- K < R
b) Finanzierung
Einleger erhalten in jeder Periode D.
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
39
Investitionsentscheidung: Projekt K oder R
Entscheidung in Abhängigkeit von p
a) First-best-Lösung
Maximierung des Unternehmenswerts (Gesamtkapital GK)
( )
( )
R
Kp
Ir
pRI
r
pRRGK
Ir
KI
r
KKGK
cFB
tt
tt
=⇒
−=−+
=
−=−+
=
∑
∑∞
=
∞
=
1
1
1
1
)(
)(
(d.h., ab diesem Wert für die Erfolgswahrscheinlichkeit des riskanten Projekts
ist dieses vorzuziehen)
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
40
b) Second-best mit Bestandsgarantie/Lender of last resort/Too-big-to-fail
t = 0 t = 1
R - D
p
p usw.
(1-p) (1-p)
0, Bail out
( )( )
( )
( )
DR
DKp
REKr
DRp
r
DKKEK
r
DRp
r
DRpREK
r
DKKEK
Bc
tt
−−=⇒
=−>−=
−=+
−=−= ∑∞
=
)()(
1)()(
1
(d.h., ab diesem Wert für die Erfolgswahrscheinlichkeit des riskanten Projekts
zieht der Eigentümer dieses vor)
Risikoverhalten?
KRDR
DK
R
K
pp Bcc
>⇒−−>
> ?*
ist annahmegemäß immer erfüllt.
⇒ Bestandgarantie führt zu ineffizient hoher Risikobereitschaft
R - D
0, Bail out
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
41
c) Second-best mit Liquidation
Bank zahlt in jeder Periode D.
Bankmanagement maximiert den Wert des Eigenkapitals EK
Position K:
( )∑∞
=
−=+−=
1 1)(
tt r
DK
r
DKKEK
Position R:
Ertrag 0 < D ⇒ Konkurs, Abbruch der Technologie
t = 0 t = 1
p
p usw.
R - D
(1-p)
p (1-p) 0, Konkurs
(1-p)
0, Konkurs
( )( )
( )( )
pr
DRp
q
DR
q
DRREK
p
prq
qr
p
DRr
pDR
r
pDR
r
pREK
tt
t
t
−+−=−=
+−=⇒
−+=⇒+
=+
−
+=+−
++−
+=
∑
∑
∞
=
∞
=
11)(
1
1
1
1 :Reihe unendlicheeinfachen einer Bildungzur Definition
1...)(
1)(
1)(
1
12
2
R - D
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
42
Ermittlung des kritischen Werts für p
( )
( )( ) ( ) ( )
( )( )( ) ( )DRrDK
DKrp
DRrDKpDKr
REKpr
DRp
r
DKKEK
Lc −+−
−+=⇒
−+−>−+⇒
=−+−>−=
1
1
)(1
)(
Risikoverhalten?
( )( )( ) ( )
( ) ( ) ( ) ( )
( ) ( )rDDKRrDDKK
DKRrDRrKDKK
DRrDK
DKr
R
K
pP Lcc
−−>−−⇒
−+>−+−⇒
−+−−+>
>
1
1
?*
Es gilt: R > K
⇒ Bedingung ist nie erfüllt, wenn K > (1 + r)D ⇒ zu wenig Risikobereitschaft
⇒ Bedingung ist immer erfüllt für K < (1 + r)D ⇒ zu viel Risikobereitschaft
Niedrige Eigenkapitalquote bei Banken ⇒ Hoher Risikoanreiz
„Optimale Kapitalstruktur“: K = (1 + r)D
⇒ Lcc pP =*
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
43
d) Vergleich einer Bank mit Liquidation mit einer Bank mit
Bestandsgarantie
( )( )( ) ( )
( )( ) ( ) ( ),
1
1
?
KR
DKDRrDRr
DR
DK
DKDRr
DKr
pp Bc
Lc
>⇒
−+−>−+⇒
−−>
−+−−+
>
ist annahmegemäß erfüllt.
⇒ Bestandgarantien führen immer zu riskanterem Verhalten gegenüber einer
Situation ohne Bestandsgarantie
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
44
e) Eigenkapitalnorm und Trigger-Level für p
Einfachste Eigenkapitalnorm: FK/GK ≤ X
⇒ D ≤ r ·X · GK (Nominalwert des FK: D/r)
( )( )( ) ( )
( )( )
( ) ( )( )( )
RKDR
DK
D
p
DR
DKp
RKDrrRK
KRrr
D
p
DrrRK
KRr
DRrDK
DKrp
Bc
Bc
Lc
Lc
<<−−−=
∂∂
−−=
<<+−+−+−=
∂∂
+−+−−=
−+−−+=
wegen 01
wegen 01
1
11
1
2
Trigger-Level fallen in D
⇒ Eigenkapitalnormen reduzieren die Bereitschaft zur Risikoübernahme
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
45
pc in Abhängigkeit von D
(K = 1,2, R = 2)
Ohne Bestandsgarantie: Optimale Verschuldung in D*
Mit Bestandsgarantie: Optimale „Verschuldung“ in D = 0
Leverageeffekt
Funktion einer Eigenkapitalnorm?
• Bank mit Liquidation: Verhaltensbindung des Bankmanagements zur Ma-
ximierung des Unternehmenswerts.
• Bank mit Bestandgarantie: Verhaltensbindung des Bankmanagements
zum Schutz der Allgemeinheit vor verfehlten Anreizen einer Einlagenver-
sicherung.
Haben Banken eine Bestandsgarantie?
0
0.5
1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2
p*
pL
pB
D* D
p
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
46
Rückkopplung der Einlagenversicherung über den Finanzierungsmarkt
Auswirkungen einer vollständigen Einlagenversicherung oder Institutssicherung
kundenseitig bankseitig
Kein Anreiz für Kunden, das Risi-koverhalten ihrer Bank zu beobach-ten
Haftung der Sicherungseinrich-tungen, „wenn es doch einmal schief geht“
Keine Kontrolle des Risikoverhal-tens durch den Markt, keine Markt-reaktion etwa durch höhere Risiko-prämien auf riskantes Verhalten der Bank
Anreiz (und bei Wettbewerb Zwang) für die Bank, vergleichs-weise höhere Risiken einzugehen als bei funktionierender Markt-kontrolle
Höhere durchschnittliche Verlus-te aus Bankkonkursen, die von den Sicherungseinrichtungen zu tragen sind
Allgemeine Bankkrise und Bankrun können trotz der Sicherungseinrich-tungen nicht verhindert werden
Mögliches Versagen der Siche-rungseinrichtungen wegen zu ho-her Auszahlungsverpflichtungen
⇒ Risikoanreizproblem der Einlagenversicherung auch bei Liquidation
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
47
3.4 Marktversagen in langfristigen Vertragsbeziehungen
Folk-Theorem (Rasmusen 1994):
In an infinitely repeated n-person game with finite action sets at each repetition,
any combination of actions observed in any finite number of repetitions is the
unique outcome of some subgame perfect equilibrium given
Condition 1: The rate of time preference is zero, or positive and sufficiently
small;
Condition 2: The probability that the game ends at any repetition is zero, or
positive and sufficiently small;
(Condition 3: ... (nur für mehr als 2 Spieler))
Idee:
1. Definiere Gleichgewicht
2. Grim strategy oder Tit for tat bei Abweichung
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
48
Modell für langfristige Kreditbeziehungen?
1. Diskretionäre Spielräume des Kreditnehmers trotz Bankmonitorings
2. Fehlverhalten führt zu Bestrafung:
• Fehlverhalten der Bank: Kunde beendet Finanzierungsbeziehung
• Fehlverhalten des Kunden:
Entzug der Finanzierungsmittel
Konkurs des Unternehmens
3. Verbindung mit Monitoringtechnologie (Haubrich 1989)
t1 bis tn tn ab tn+1
Beobachtung der Ergeb-nisse des Verhaltens des
Vertragspartners (Monitoring)
Erwartungsbildung über das Verhalten des Ver-tragspartners auf der
Grundlage der Beobach-tungen aus t1 bis tn
Bestrafung bei nicht kooperativem Verhalten
oder
neue Beobachtungsphase
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
49
Stabilität des Gleichgewichts?
Condition 1: Nicht zu viel Discounting.
Condition 2: Keine zu hohe Wahrscheinlichkeit des Spielendes.
Systemgefährdende Reaktion der Vertragsparteien auf eine überraschende Erhöhung der Konkurswahrscheinlichkeit
⇒ Merkmale von Banken mit langfristigen Finanzierungsverträgen?
⇒ Merkmale langfristiger Finanzierung durch Banken?
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
50
4. Marktversagen bei Banken II:
Gesamtwirtschaftliche Perspektive
4.1 Schutzzwecke einer Bankenaufsicht
4.2 Liquiditätsschocks im Bankensystem (Contagion)
4.3 Informationsgetriebenes Marktversagen (Allgemeiner Run)
4.4 Internationaler Finanzkrisen
4.5 Realwirtschaftliche Relevanz des Finanzmarktversagens
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
51
4.1 Schutzzwecke einer Bankenaufsicht
Ausfall einer einzelnen Bank?
Spektakuläre Einzelfälle als Auslöser von Regulierungsmaßnahmen
Barings I (1890)
Herstatt (1974)
BCCI (1991)
“BCCI's criminality included fraud by BCCI and BCCI customers involving billions of dol-lars; money laundering in Europe, Africa, Asia, and the Americas; BCCI's bribery of officials in most of those locations; support of terrorism, arms trafficking, and the sale of nuclear tech-nologies; management of prostitution; the commission and facilitation of income tax evasion, smuggling, and illegal immigration; illicit purchases of banks and real estate; and a panoply of financial crimes limited only by the imagination of its officers and customers.”
(Quelle: The BCCI Affair. A Report to the Committee on Foreign Relations, United States Senate, by Senator John Kerry and Senator Hank Brown, December 1992, 102d Congress 2d Session Senate Print 102-140)
Barings II (1995)
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
52
Einzelargumente für eine Bankenaufsicht
Ökonomische Zielsetzung:
Selbstbindung/Kapitalstruktur
Kreditwesengesetz (KWG):
Gläubigerschutzziel
Funktionssicherungsziel
Aus Funktionssicherungsziel:
Argumente für die Gefahr eines allgemeinen Marktversagens?
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
53
4.2 Liquiditätsschocks im Bankensystem (Contagion)
• Liquiditätsausgleich zwischen Banken
• Geldmärkte
• Abwicklung des Zahlungsverkehrs/Wertpapierhandels
• Interbank-Forderungen aus Derivate-Handel
• Marginverpflichtungen
Bank 1 wird zahlungsunf.
Verbindlichk. gegenüber:
Bank 2
Bank 2 wird zahlungsunfähig
Verbindlichk. gegenüber:
Bank 5
Bank 5 wird zahlungsunf.
Verbindlichk. gegenüber:
Bank 3
Bank
4 Bank 4 wird zahlungsunfähig
Verbindlichk. gegenüber:
Praktische Relevanz sehr umstritten
450 Mio
600 Mio
30 Mio
220 Mio
Marktpreisrisiken
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
54
4.3 Informationsgetriebenes Marktversagen (Allgemeiner Run)
Negative Nachricht und Homogenitätsannahme
(Krümmel 1984)
⇒ „Bankrun-Mechanik“
negative Nachricht
Bank 1 Bankeinleger Bankrun
auf Bank 1
Bank 2 Allgemeiner Homogenitätsannahme
Bank 3 Bankrun
Bank 3
usw.
Homogenitätsannahme und Transparenz
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
55
Bankrun als rational herding
Ursachen für rationales Herdenverhalten
• Externe Effekte (vgl. Contagion, self-fulfilling prophecy durch Einleger)
• Informationsasymmetrien in
Principal-Agent-Beziehungen/Reputation
„...it is better for reputation to fail conventionally than to succeed unconventionally…”
Keynes (1936)
• Informational cascades (vgl. Ansatz von Krümmel 1984)
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
56
Geographische Ausbreitung einer Bankenkrise (Beispiel 1848/1848)
8.
479.
4710
.47
11.4
712
.47
1.48
2.48
3.48
4.48
5.48
6.48
7.48
8.48
0
10
20
30
40
50
60
70
London
Restl. UK
Restl. Empire
Frankreich
Niederlande
Deutschland
nach Kindleberger (1978)
Ähnlich: Ausbreitung der Savings- und Loan-Association-Krise in den USA ab 1982
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
57
4.4 Internationaler Finanzkrisen
OECD-Staaten
Bankenkrisen werden aufgefangen durch:
Bankenaufsicht
Einlagensicherung
lender of last resort
⇒ Hohe Belastung des Staatshaushalts
⇒ Wachstumsbremse, Stagnation, Rezession
Kein Übergreifen auf andere Länder
Schwellenländer
Bankenkrisen in Verbindung mit Währungskrise
⇒ Aufbrauchen der Währungsreserven, Abwertung
⇒ Zahlreiche Konkurse von Banken und Unternehmen
⇒ Extreme Rezession
Übergreifen auf andere Länder
Entwicklungsländer?
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
58
Erklärungsansätze analog zu Bankrun-Modelle
• Stochastische (Währungs-)Liquiditätsschocks ⇒ spekulative Attacken
Lösung: lender of last resort (IMF)
• Implizite Garantie des IMF und Fremdwährungskredite
⇒ Risikoanreizproblem?
Lösung: Beteiligung der Privatwirtschaft an den Kosten der Finanzkrise
• Informational cascades?
Lösung: Differenzierte Darstellung der Länder, Informationsstandards
• Kodes/Pritsker (2002): Portfolioanpassung internationaler Anleger in
Reaktion auf neue makroökonomische Daten
⇒ Orderflow als schlechte Nachricht interpretiert
⇒ Bank Run im Sinne Chari/Jagannathans
Lösung: Mehr informierte Investoren
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
59
4.5 Realwirtschaftliche Relevanz des Finanzmarktversagens
Südostasienkrise
-60.00%
-40.00%
-20.00%
0.00%
20.00%
1997
1998
1999
2000
Indonesia
Korea
Malaysia
Philippinen
Singapore
Thailand
Kumulierte Veränderung des GDP in der Asienkrise (1996 = 100)
Lateinamerika
-40.00%
-20.00%
0.00%
20.00%
40.00%
1998
1999
2000
Argentinien
Brasilien
Chile
Mexiko
Kumulierte Veränderung des GDP südamerikanischer Staaten (1997 = 100)
Quelle: Weltbank
Hans-Peter Burghof: Theorie of Banking, Universität Hohenheim
60
Literatur zu den Kapiteln 3 bis 4:
Burghof, H.-P. und B. Rudolph (1996): Bankenaufsicht, Wiesbaden.
Freixas, X. und J.-C. Rochet (1997): Microeconomics of Banking, Cambridge (Mass.), Kapitel 7.
Hartmann-Wendels, A. Pfingsten und Th., M. Weber (2000): Bankbetriebslehre, Kapitel F.
Originalquellen
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen: Grundsätze über die Eigenmittel und die Liquidität der Kreditinstitute vom 20.1.1969, aktuelle Fassung.
Burghof, Hans-Peter (1998): Eigenkapitalnormen in der Theorie der Finanzintermediation, Berlin.
Chari, V.V. und Raci Jagannathan (1988): Banking Panics, Information, and Rational Expec-tation Equilibrium, in: JoF, Vol. 43, S. 749-763.
Chen, Yehning (1994): The Role of Information Externalities in Bank Runs, Diss., UCLA.
Diamond, D. W. und P. Dybvig (1983): Bank Runs, Deposit Insurance, and Liquidity, JPE, Vol. 91, S. 401-419.
Estrella, Arturo (1995): A Prolegomenon to Future Capital Requirements, in: Federal Reserve Bank of New York Economic Policy Review, Vol. 1, No. 2, Juli, S. 1-12.
Jacklin, Charles J. und Sudipto Bhattacharya (1988): Distinguishing Panics and Information-based Bank Runs : Welfare and Political Implications, in : JPE, Vol. 96, S. 568-592.
Kindleberger, Charles P. (1978): Maniacs, Panics, and Crashes. A History of Financial Crisis, London et al.
Kodres, Laura E. und Matthew Pritsker (2002): A Rational Expectations Model of Financial Contagion, in: JoF, Vol. 57, S. 769-799.
Haubrich, Joseph G. (1989): Financial Intermediation, Delegated Monitoring, and Long-Term Relationship, in: JBF, Vol. 13, S. 9-20.
Krümmel, Hans-Jacob: Schutzzweck und Aufsichteingriff. Über den Run auf die Bankschal-ter und seine Verhinderung, in: KuK, 17. Jg. (1984).
Kupiec, Paul H. und James M. O’Brian (1995): A pre-Commitment Approach to Capital Re-quirements for Market Risk, FEDS working paper No. 95-34, Federal Reserve Board.
Litan, Robert E. (1987): What Should Banks Do?, Washington D.C.
Schulte-Mattler, Hermann und Uwe Traber (1995): Marktrisiko und Eigenkapital, Wiesbaden.
Sechrest, Larry J. (1993): Free Banking. Theory, History, and a Laissez-Faire Model.