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38 Jahre Kurzzeittherapie – einfach nur kürzer?
Oder anders?
Dr. med. Hubert C. Buschmann Oliver KrehChefarzt Leitender Psychologe
Gliederung
Die AHG Klinik Tönisstein – Profil und Entwicklung
Kurzzeittherapie – Klientel und Abgrenzung zu anderen Behandlungsformen
Kurzzeittherapie – Inhalte zwischen Standardisierung und Individualisierung
Ergebnisse: QM und Katamnese
Profil:
Gründung 1974 erste von 44 Einrichtungen der AHG Hauptindikation: Alkohol- und
Medikamentenabhängigkeit bundesweite Belegung Kurzzeitbehandlung von 8 Wochen Zielgruppe: sozial und beruflich
relativ gut integrierte Patienten
AHG Klinik TönissteinProfil und Entwicklung
Besonderheit:
ausschließlich Kurzzeitbehandlung
AHG Klinik TönissteinProfil und Entwicklung
Entwicklung: Fachklinik Bad Tönisstein im Brohltal
Wurzeln: Selbsthilfe-Bewegung
Besonderheit: seit 1974 Kurzzeittherapie
sehr strenge Regeln
Konzentration nur auf die Suchtproblematik
sehr dichtes Therapieprogramm
stark konfrontatives Vorgehen
Therapie durch abstinent lebendeAbhängige, später dann durch„Suchtkrankentherapeuten“
Standort seit 2005: Kurort / Kreisstadt Bad Neuenahr
Klinik in Nähe zum Stadtzentrum
vielfältige Freizeitmöglichkeiten
Nutzung der Kurangebote
Umgebung als therapeutisches Übungsfeld
Lockerung der Hausordnung und Ausgangsregeln
AHG Klinik TönissteinProfil und Entwicklung
Räumliche Ausstattung: Einzelzimmer mit guter
Ausstattung
großzügiges Raumangebot: Gruppenräume, AufenthaltsräumeFitnessraum, Gymnastikhalle, Krankengymnastik, Schwimmbad, EDV-Schulungsraum, Vortrags-und Seminarräume …
spezielle barrierefreie Zimmer
Zimmer für Allergiker
AHG Klinik TönissteinProfil und Entwicklung
Ärztliches und therapeutisches Personal: 7 Ärzte,
16 Diplom-Psychologen,6 PPiA 2 Sozialarbeiterinnen,2 Sporttherapeutinnen
Psychotherapie nur noch durchDipl.-Psychologen mit abgeschlosseneroder weit fortgeschrittener Zusatzausbildung(Verhaltenstherapie)
AHG Klinik TönissteinProfil und Entwicklung
Daten aus der BADO 2011: Durchschnittsalter: 48,36 Jahre
Frauenanteil: 39,3%, Männeranteil: 60,7%(FVS-BADO 2011: 29,2% zu 70,8%)
59,0% feste Partnerschaft(FVS: 46,8%)
17,9% Arbeitslose (8,9% nach SGB III, 9,0% nach SGB II) (FVS: 46,2%)
34,8% (Fach-)Hochschulreife / Abitur
22% abgeschlossenes Studium
87% abgeschlossene Berufsausbildung
57,8% Angestellte
6,1% Selbständige
KurzzeittherapieKlientel und Abgrenzung zu anderen Behandlungsformen
Abgrenzung zur (ganztägig) ambulanten Rehabilitation Indikationsentscheidungen entlang eines Kontinuums (nach Schneider, Buschmann & Gies, 1999)
KurzzeittherapieKlientel und Abgrenzung zu anderen Behandlungsformen
Schweregrad der Störung(seelisch, körperlich, sozial)
gering eher ambulant eher stationär hoch
Teilhabe(soziales Umfeld, Beruf, Wohnsituation)
günstig eher ambulant eher stationär ungünstig
Fähigkeit zur Abstinenz
gut eher ambulant eher stationär schlecht
Standard-Therapieprogramm: sehr kompaktes, intensives
Therapieprogramm
1. Woche: Aufnahmegruppe
2.-8. Woche: Stammgruppe
2 Kurzvorträge täglich
Gruppentherapie 4x wöchentlich
Themenzentrierte Gruppe täglich,auch am Wochenende
Standard-Einzelgespräche
schriftliche Ausarbeitungen
Nachsorgegespräche
Teilnahme an Informationsveranstaltungen zur Selbsthilfe
Kurzzeittherapiezwischen Standardisierung und Individualisierung
Aller Anfang ist schwer – die Aufnahmegruppe: psychoedukatives / motivationales Programm alle Patienten einer Aufnahmewoche / 2 Aufnahmetherapeuten Dauer 6-8 Tage / hohe Programmdichte
Zielsetzungen: Aufbau tragfähiger, therapeutischer Arbeitsbeziehungen Eingewöhnung in den Klinikalltag / Abbau von Ängsten Anleitung zur (selbständigen) Gruppenarbeit Aufbau von rationaler Krankheitseinsicht und Förderung
emotionaler Krankheitsakzeptanz
Methoden: Erarbeitung einer Selbstdiagnose anhand einer Symptomliste Auseinandersetzung mit der prozesshaften Entwicklung der
Suchterkrankung Informationsvermittlung – keine Bedingungsanalyse
Kurzzeittherapiezwischen Standardisierung und Individualisierung
Kurzzeittherapiezwischen Standardisierung und Individualisierung
Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag
Vortrag Vortrag Vortrag Vortrag Vortrag
TZ GT GT TZ TZ GT GT
Visite Visite Visite
Visite Gymnastik GT GT Info Therapie TZ
Med.-info TZ
Haus- ordnung TZ TZ Info
Nachsorge
TZ Vortrag Vortrag
Stations-ordnung
Stations-ordnung
Stations-ordnung TZ TZ Film Verlegung Abschluß-
feierSponsoren-
besuchVorstellung
Wochenübersicht der Aufnahmegruppe
Am Tag der Aufnahme: ausführliche ärztliche Untersuchung, Aufnahmegespräch mit dem Pflegepersonal
12.00 - 13.00 Mittagessen
17.15 - 18.00 Abendessen
GT GT GT
Die Stammgruppe – standardisierte Bausteine: Der suchtbezogene Lebenslauf
(Darstellung der Suchtentwicklung über den Lebensverlauf)
Der „nasse Tag“(Darstellung eines typischen Konsumtages)
Ein „nasser Brief“(Schilderung der Konsumzeit aus der Sicht eines Angehörigen)
Die Funktionsanalyse(Verhaltensanalyse der Funktionalität des Suchtmittelkonsums)
Die Rückmeldung (Rückmeldung der Mitpatienten über wahrgenommene Veränderungen)
Kurzzeittherapiezwischen Standardisierung und Individualisierung
Individualisiertes Therapieprogramm: Indikative Gruppen:
Beruf, andere Abhängigkeiten, psychische Probleme, Gesundheitsförderung, Entspannung
Sport- und Bewegungstherapienach Indikation
Einzeltherapie
Angehörigenseminar(30-40% der Patienten nehmen teil)
Kreatives Malen / Gestalten
Sozialarbeit: Schuldenregulierung etc.
KurzzeittherapieZwischen Standardisierung und Individualisierung
Indikative Gruppen:
Leistungsfähigkeit im Beruf
Aktiv bewerben EDV-Basisfertigkeiten Brainjogging Rückkehr an den Arbeitsplatz Wiedererlangung Fahrerlaubnis
Schädlicher Konsum, Abhängigkeit
Nichtrauchertraining Abhängigkeit von illegalen Drogen Problematischer Umgang mit Medikamenten
KurzzeittherapieZwischen Standardisierung und Individualisierung
Indikative Behandlung: weitere Problembereiche Stabilisierung nach
traumatischen Erlebnissen Stressbewältigung Verlust und Trauer Kreatives Gestalten
Gesundheitsförderung Ernährungsberatung Schlafstörungen
Entspannung Autogenes Training Progressive Muskelentspannung
KurzzeittherapieZwischen Standardisierung und Individualisierung
Sport- und Bewegungstherapie: 4x pro Patient und Woche Frühstart Nimm´s leicht JoggingWalking Powerwandern Aquatraining Aquapower Feldenkrais Rückenschule Fitnesstraining Physiotherapie
KurzzeittherapieZwischen Standardisierung und Individualisierung
KurzzeittherapieZwischen Standardisierung und Individualisierung Mustertherapieplan
Montag Dienstag Mittwoch Donnerst. Freitag Samstag Sonntag7.15-8.00 Frühstück8.00-8.15 Frühstart Frühstart Frühstart Frühstart Frühstart Frühstück Frühstück8.15-8.30 Vortrag Vortrag Vortrag Vortrag Vortrag
9.00-10.30 Gruppe TZ Gruppe Gruppe Gruppe TZ
10.30-11.00 Arztsprechstunde b. Bedarf / nach Verordnung
11.00-12.30 Sport Visite Sport Sport Sport
12.30-13.00 Mittagessen
13.15-16.00 Indikative Gruppen
Indikative Gruppen
Einzel Indikative Gruppen
Medizin. Vortrag
Arztsprech-stunde
Arztsprech-stundeSozialberatung
16.00-16.45 Freizeit oder schriftl. Ausarbeitungen
16.45-17.00 Vortrag Vortrag Vortrag Vortrag Vortrag
17.00-18.00 TZ TZ TZ TZ
18.00-18.45 Abendessen
18.45-20.00 Freizeit oder schriftl. Ausarbeitungen SHG-Info TZ20.00-21.30 SHG-Info Suchtfilm
Qualitätssicherung: Zertifizierung nach ISO 9001:2008 und den Richtlinien der
DEGEMED seit 2001
Entlassfragebögen
Einjahres-Katamnese
Externe Qualitätssicherung der DRV
Weitere Maßnahmen: Anschreiben nach drei Monaten
Zeitschrift „Wir Tönissteiner“
Stabilisierungswochenenden
Selbsthilfegruppentagung
Verein „Wir Tönissteiner“
ErgebnisseQualitätsmanagement und Katamnese
Patientenbefragung bei Entlassung: Patientenzufriedenheit mit der:
Behandlung insgesamt: 1,54 „Die psychotherapeutischen Gespräche…“: 1,33 „Arzt einfühlsam / verständnisvoll“: 1,61 Freundlichkeit des Personals: 1,49 Vorbereitung auf die Zeit nach Entlassung: 1,53 Weiterempfehlung der Klinik: 1,16
Durchschnittliche Verweildauer: 53,6 Tage
Verteilung der Entlassformen: 93,9% planmäßige Entlassungen(88,6% regulär, 4,2% auf ärztl. Veranl., 0,7% mit ärztl. Einverst., 0,4% Wechsel)(5,4% ohne Einverst., 0,4% disziplinarisch, 0,3% verlegt)
Arbeitsfähigkeit bei Entlassung: <5% arbeitsunfähig
ErgebnisseQualitätsmanagement und Katamnese
Externe Qualitätssicherung der DRV:
Laufzeit Entlassberichte: 6,4 Tage
KTL-Daten: KTL-Kapitel 9 Kapitel Leistungsmengen 32 Leistungen / Woche Leistungsdauer 31,1 Stunden / Woche
Rehabilitandenzufriedenheit: 90,4 Punkte (adjustiert)
Subjektive Einschätzung des Behandlungserfolges:98,7 Punkte (adjustiert)
Ergebnisse Qualitätsmanagement und Katamnese
Einjahres-Katamnese 2011: Abstinenzquoten nach
Berufliche Situation: 66,6% erwerbstätig, 12,3% arbeitslos
Partnerschaft: 64,6% in fester Beziehung
Weiterbehandlung Nachsorge 30% Selbsthilfegruppen: 38%
Zufriedenheit mit der Behandlungim Rückblick: 21,5% ausgezeichnet, 37,2% sehr gut, 30,6% gut
Ergebnisse Qualitätsmanagement und Katamnese
DGSS1 DGSS4
Katamnest. Erfolgsquote 54,6% 45,1%
Abstinent 46,7% 35,9%
Abstinent nach Rückfall (>30 Tage) 7,9% 6,7%
rückfällig 45,4% 57,3%
Kurzzeittherapie erzielt vergleichbare oder höhere Abstinenzquoten wie andere Behandlungsformen, wenn
von Vermittlern und der Klinik auf die Indikationsstellung geachtet wird.
die Klinik eng mit potentiellen Zuweisern / Interessenten kooperiert (große Arbeitgeber!).
ein hoch strukturiertes Vorgehen und eine hohe Dichte von Interventionen gewährleistet sind.
das Therapieprogramm spezifisch auf die Bedürfnisse einer sozial und beruflich gut integrierten Klientel zugeschnitten ist.
während der Therapie eine Planung der Einbindung des Patienten in Nachsorgeangebote erfolgt.
KurzzeittherapieSchlussfolgerungen und Ausblick
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
über Fragen oder Anregungen freut sich
Oliver Kreh
Leitender Psychologe
www.wir-machen-unabhaengig.de