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Leseprobe aus: Maiken Nielsen 4 x Herz und scharfes Sushi Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de. Copyright © 2009 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

4 x Herz und scharfes Sushi - Home - Rowohlt schen oder Ma the ma tik ver band. « Und dann kenne ich noch zwei, die so gar nicht an ge tan sein wer den ! Das kommt auch noch hinzu

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Leseprobe aus:

Maiken Nielsen

4 x Herz und scharfes Sushi

Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.

Copyright © 2009 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

2 3 DRowohlt Taschenbuch Verlag

Maiken Nielsen

4 x Herz und scharfes Sushi

D

5 D

1. Kapitel

« Gu ten Mor gen, liebe Kin der, ich hoffe, ihr hat tet alle tolle

Som mer fe rien ! Es ist wun der bar, euch wie der zu se hen ! »

Frau Kru se schenkte der Klasse das strah lende Lä cheln, das

sie auch schon im ver gan ge nen Jahr für die erste Schul wo-

che re ser viert hatte. Wenn Ale xa sich recht er in nerte, hatte

sie ihre Schü ler da mals nicht nur als lieb, son dern auch

als klug be zeich net. Lei der hatte Frau Kruse schon ab der

zwei ten Schul wo che eine we ni ger schmei chel hafte Mei-

nung von ih nen ent wi ckelt. Dass gleich fünf aus der Klasse

am Jah res ende sit zen ge blie ben wa ren, hat ten sich diese

fünf na tür lich selbst ein ge brockt, so Frau Kru ses schlecht-

ge laun ter Kom men tar zu die sem zwei fel haf ten Schul re-

kord. Alexa ver suchte, ein Gäh nen zu un ter drü cken. Es

war Mon tag, erste Stunde. Nicht ge rade ihre Lieb lings ta-

ges zeit. Sie wandte sich Inci zu und ver drehte die Au gen.

Aber die Freun din saß wie im mer mit dem Ge sicht nach

vorn ge rich tet und passte auf merk sam auf.

« Ich hoffe na tür lich, dass eure Fe rien nicht nur schön,

son dern auch er hol sam wa ren, da mit ihr das neue Schul-

jahr mit vol ler Kraft », hier machte Frau Kruse eine Be we-

gung, als würde sie ei nen zent ner schwe ren Schrank in die

Höhe wuch ten, « an pa cken könnt ! »

Originalausgabe

Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag,

Reinbek bei Hamburg, August 2009

Copyright © 2009 by Rowohlt Verlag GmbH,

Reinbek bei Hamburg

Lektorat Silke Kramer

Umschlaggestaltung any.way,

Barbara Hanke/Cordula Schmidt

Umschlagillustration Birgit Schössow

Satz Minion PostScript, InDesign, bei

KCS GmbH, Buchholz bei Hamburg

Druck und Bindung Druckerei C. H. Beck, Nördlingen

Printed in Germany

ISBN 978 3 499 21507 0

6 7 D

Alexa mur melte ver schla fen, dass sich ihr Ta ten durst

in Gren zen halte. Sie hatte wirk lich schöne Fe rien ge-

habt. Wun der schöne so gar. Aber von Er ho lung konnte

lei der nicht im Ent fern tes ten die Rede sein. Dazu war der

Mä delsur laub mit Inci, Nico line und Vi vi zu aben teu er-

lich ge we sen. Erst hat ten sie in Süd frank reich in ei nem

Schloss ge wohnt, kom plett mit al len Schi ka nen. So gar

ein Geist hatte sein Un we sen darin ge trie ben, und es war

nicht leicht ge we sen, her aus zu fi n den, wer für die gru se-

li gen Er schei nun gen ver ant wort lich war. Und dann hatte

Alexa sich auch noch ver liebt. In An toine näm lich, den

Sohn des Schloss herrn. Den schöns ten und lus tigs ten Jun-

gen der Welt ! Und als wäre das al les nicht schon auf re gend

ge nug ge we sen, hat ten sie dann auch noch Pro bleme mit

der Heim fahrt ge habt. Statt wie ge plant nach Ham burg

zu rück zu fah ren, wa ren sie mit Ni co lines Mut ter in Nord-

ita lien ge lan det. Und hat ten dort eine un glaub li che Wo che

er lebt. Ei gent lich hätte Alexa jetzt ein we nig Ent span nung

ge braucht, so ge schafft, wie sie sich fühlte. Volle Kraft für

ein neues Schul jahr ? Sie lachte auf. Kraft sah mit Si cher heit

an ders aus.

« Schön, dass zu min dest Alexa gute Laune mit ge bracht

hat ! » Frau Kruse zwin kerte ihr zu und blickte dann in die

Runde. « Hört doch jetzt bitte mal auf, mich so an zu se hen,

als wäre ich das Übel der Welt ! »

« Schule ist bloß die Hölle ei nes an de ren Pla ne ten »,

mur melte der Neue, der in der Reihe hin ter Alexa und Inci

saß. Alexa kannte sei nen Na men noch nicht, aber sie wuss-

te, dass er eben falls sit zen ge blie ben war. Wie um die Lü cke

der fünf Ent schwun de nen zu fül len.

« Na gut, ich nehme an, ich kann an eu rer schlech ten

Laune nichts än dern. Letzt end lich kann ich euch nicht

vor wer fen, dass ihr so selt sam seid. Ihr seid schließ lich in

der Pu ber tät. »

Alexa stieß Inci an und rollte mit den Au gen. Doch die

Freun din blickte im mer noch wie hyp no ti siert nach vorn.

« Be vor wir jetzt gleich mit dem Un ter richt an fan gen »,

fuhr Frau Kruse fort, « möchte ich gern noch ein paar or-

ga ni sa to ri sche Dinge mit euch klä ren. » Sie ging zu ih rem

Pult und nahm dort ein paar Pa piere zur Hand. « In den

nächs ten Wo chen wird näm lich an un se rer Schule ein

Film ge dreht, und das be deu tet, dass ihr eu ren Un ter richt

teil weise in an de ren Räu men habt. Den Be leg plan für die

Klas sen und das Film team fi n det ihr am Schwar zen Brett,

und die ser Plan wird re gel mä ßig ak tua li siert. Ich er kläre

euch das des halb so ge nau », Frau Kruse dimm te ihr Hun-

dert-Watt-Lä cheln auf vier zig her un ter, « da mit kein Zu-

spät kom mer sich da mit her aus re den kann, er hätte den

Raum nicht ge fun den. Ist das klar ? »

Jetzt war Alexa wach ! Ein Film team ? An ih rer Schule ?

Mit ei ner plötz li chen Gän se haut dachte sie an die Standing

Ovations, die sie im letz ten Schul jahr für ihre Haupt rolle

in « Leonce und Lena » ge ern tet hatte. Sie liebte die Nach-

mit tage in der Thea ter-AG ! Und sie wollte spä ter ein mal

Schau spie le rin wer den. Das wusste sie ja so si cher wie

nur ir gend was ! Und jetzt end lich konnte sie rich ti gen

8 9 D

Schau spie lern bei der Ar beit zu se hen ! Ge nial war das, ein

Traum !

« Üb ri gens sucht das Film team noch Kom par sen hier an

der Schule. Wisst ihr, was Kom par sen sind ? »

Ehe Alexa es sich ver sah, war ihre Hand oben. « Das sind

Rol len dar stel ler, die keine Schau spie ler im ei gent li chen

Sinne sind, aber die den noch et was spie len kön nen », ant-

wor tete sie.

« Rich tig. Hätte denn je mand von euch Lust, Kom parse

zu sein ? Das Ganze wird be stimmt span nend und eine tolle

Le bens er fah rung. Ich war selbst ein mal … »

Nie mand in der Klasse sollte er fah ren, was Frau Kruse

selbst ein mal gewesen war, denn Alexa schnippte er neut

mit den Fin gern. « Ich ma che mit ! », rief sie. « Und Inci

auch ! Inci und ich, wir sind da bei ! »

Inci drehte sich ent geis tert zu ihr um. « Bist du wahn sin-

nig ? », zischte sie.

Doch Frau Kruse be wegte sich schon in ihre Rich tung

und lä chelte sie glück lich an. « Das nenne ich doch mal

zwei mo ti vierte Schü le rin nen ! Aber dass ihr mir des we gen

kei nen Un ter richt ver säumt ! Hier ! » Sie drückte Alexa und

Inci ein paar Un ter la gen in die Hand. « Da steht al les drauf :

wo ihr euch an mel den müsst und was ihr da für braucht.

Und nun ! » Sie klatschte in die Hände. « Fan gen wir end lich

mit dem Un ter richt an ! »

« Ich kann mir so ziem lich al les vor stel len », er klärte Inci,

als sie in der Pause über den Schul hof gin gen. « Aber doch

nicht, in ei nem Film zu sein ! » So wie sie das Wort aus-

sprach, klang es, als han dele es sich da bei um eine üble

und un er quick li che Sa che, et was, das Alexa eher mit Ab-

wa schen oder Ma the ma tik ver band. « Und dann kenne

ich noch zwei, die so gar nicht an ge tan sein wer den ! Das

kommt auch noch hinzu. »

Alexa kratzte sich am Kopf. In Ge dan ken war sie bei Vivi

und Nico line. Sie musste den bei den Freun din nen un be-

dingt Be scheid sa gen, dann könn ten sie näm lich alle vier

mit spie len ! Die bei den gin gen auf eine an dere Schule und

wohn ten in ei nem an de ren Stadt teil, was sie alle be dau er-

ten, denn am liebs ten tra fen sie sich je den Tag. Die Kom-

par se rie würde sie zu sam men brin gen, schon al lein da für

war es gut.

« Warum soll ten Vivi und Nico line denn was da ge gen ha-

ben ? », fragte sie. « Die ma chen mit Si cher heit gerne mit ! »

« Ich meine die bei den be rühm ten Dik ta to ren. » Inci sah

grim mig aus.

« Hit ler und Mus so lini meinst du ? », fragte Alexa er-

staunt. « Aber die sind doch schon lange tot ! »

Inci ki cherte. « Ich habe ei gent lich von mei nen El tern

ge re det. » Dann wurde sie wie der ernst. « Das wer den sie

über haupt nicht gut fi n den ! Was, wenn die Auf nah men

mal län ger dau ern ? Du weißt doch, dass ich im mer um

sechs zu Hause sein muss ! »

« Du wirst bald fünf zehn, Inci ! », ver suchte Alexa sie zu

be ru hi gen. « Diese Zeit gren zen he ben sie be stimmt bald

auf ! »

10 11 D

« Eben weil ich bald fünf zehn werde », ant wor tete Inci

düs ter. « Ge nau das ist es ja ! »

Alexa nahm Incis Arm und drückte ihn. « Das pa cken

wir schon, Inci-Schatz. Mach dir mal kei nen Kopf ! »

« Zur Hölle noch mal, klar sind wir da bei ! », brüllte Vivi

ins Te le fon, als Alexa sie nach der Schule zu Hause an rief.

« Den Spaß las sen wir uns auf kei nen Fall ent ge hen ! ! ! »

Es war im mer noch warm, als sie sich kaum zwei Stun-

den spä ter in der « Al ten Ku gel » auf dem Elb bal kon tra-

fen. Alexa liebte die sen Platz. Die Som mer sonne brachte

das Gras ringsum zum Leuch ten, und auf dem Fluss was-

ser tanz ten fun kelnde Pünkt chen. Strom auf wärts tu tete

sich ein rie si ges Con tai ner schiff sei nen Weg in die Nord-

see. Süd frank reich und Nord ita lien wa ren toll ge we sen.

Aber Ham burg war auch nicht schlecht. Alexa grinste, als

sie Vivi auf sich zu lau fen sah. Die Freun din zog wie im-

mer alle Bli cke auf sich. Mit ih ren lan gen blon den Lo cken,

dem strah len den Lä cheln und der schlan ken Fi gur war sie

ein fach ein Hin gu cker, das hatte Alexa schon vor Ur zei ten

neid los an er kannt.

« Huuuu huuuuu ! », schrie Vivi und warf sich erst Alexa,

dann Inci um den Hals. « Herr lich, euch wie der zu se hen,

Mä dels ! Ich hab euch seit Ita lien echt ver misst ! »

« Ist doch erst drei Tage her ! », muf felte Inci.

« Hey, wer hat dir diese De pri-Pil len ver schrie ben ? » Vivi

kniff Inci in die Wange. « Setz die bloß schnell wie der ab ! »

« Ach, ich kann mich nach die ser lan gen Zeit in Frei heit

noch nicht so rich tig dran ge wöh nen, wie der zu Hause

zu sein. Mach dies, mach das, sei ja um sechs wie der zu

Hause … » Inci ver zog das Ge sicht. « Und dann habe ich

auch keine Lust, in die sem be scheu er ten Film mit zu spie-

len ! »

« Wenn wir da mit ma chen, wird der Film nicht be scheu-

ert ! », lachte Vivi. « Dann wird er gran dios ! »

« Hast du in dei ner gren zen lo sen Le bens freude ir gendwo

Nico line ab ge hängt ? » Alexa drehte sich nach links und

rechts. « Ich sehe sie näm lich nir gendwo ! »

« Ni co schreibt ge rade eine SMS in Ro man form an dei-

nen Bru der ! Nach dem er ihr ge schrie ben hat. » Vivi blin-

zelte Inci an. « Du weißt ja. Ver liebte sind eben so ! »

« Wo her sollte ich das wis sen ? » Wenn Inci schlecht ge-

launt war, dann aber rich tig. « Diese Art von Ex per ten wis-

sen ist nicht meins. »

« Tu nicht so un schul dig, Inci. » Alexa ließ sich an ei nem

der Ti sche nie der. « Im mer hin hast du in Ita lien un se ren

Au to me cha ni ker ge küsst ! »

Vivi wa ckelte ge spielt streng mit dem Zei ge fi n ger. « Hast

nichts an bren nen las sen, was ? »

« Was, ich … ? » Inci sah ehr lich em pört aus. « Ja, ich

gebe zu, ich hab mich in die sen Luc ca ein biss chen ver-

guckt. Aber des we gen muss ich ihm jetzt doch keine SMS

schrei ben. Und au ßer dem », sie klang jetzt et was klein laut,

« werde ich ihn so wieso nie wie der se hen. »

« Aber er hat dir doch seine Num mer ge ge ben, du kannst

ihn ja mal an ru fen ! », ver suchte Alexa ihre Freun din zu

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trös ten. Das Pro blem mit der Ent fer nung kannte sie nur

allzu gut.

« Ach nö, das passt schon. » Inci hob den Fin ger, um zu

be stel len. « Vier mal caffè latte, bitte ! »

« Don Inci, die ge fühl lose Her zens bre che rin ! » Vivi deu-

tete ei nen ima gi nä ren Schrift zug über Incis Kopf an.

Nico line, die die letz ten Worte mit an ge hört hatte, ki-

cherte.

« Schön, dass ich so er folg reich für eure Er hei te rung sor-

ge. Nico, cool, dich mal wie der zu se hen ! »

« Hi, Schwä ge rin ! » Nico drückte Inci ei nen Kuss auf die

Wange. « Nicht dass ihr mir ei fer süch tig wer det, Mä dels.

Aber da Gökhan und ich uns seit un se rer Rück kehr je den

Tag ge se hen ha ben, sehe ich auch Inci mehr als euch. »

« Hat deine Mut ter denn gar nichts da ge gen, dass Gö-

khan euch be sucht ? », wun derte sich Alexa. Sie konnte sich

noch gut daran er in nern, wie Ni co lines Mut ter in den Fe-

rien aus ge ras tet war, weil ihre feine Ep pen dor fer Toch ter

sich in ei nen Tür ken ver liebt hatte.

« Doch », grinste Nico line. « Darum war ich in den letz-

ten Ta gen ei gent lich stän dig bei den Öz de mirs. »

« Anne hat sie prak tisch ad op tiert », nickte Inci. « Dem-

nächst muss sie eben falls um sechs zu Hause sein, ha ha. »

Die Kell ne rin trat an ih ren Tisch und stellte eine Platte

mit Reis rol len ab, in de ren Mitte sich et was Oran ge far be-

nes be fand. « Bitte schön, euer Sushi », sagte sie.

Vivi klatschte in die Hände. « Gu ter Witz ! Wir hat ten

vier mal caf fè latte be stellt ! »

« Nein. » Die Kell ne rin schüt telte ent schlos sen den Kopf.

« Ihr hat tet Sushi be stellt ! Und jetzt esst ihr das ge fäl ligst

auch ! »

« Hör mal, Sta lin. » Vivi kreuzte die Arme vor der Brust.

« Wir wür den jetzt ganz gern un se ren caffè be kom men.

Okay ? »

« Ach kommt, Mä dels, lasst uns das Zeug doch mal pro-

bie ren ! » Nico war ent spannt.

« Ich glaube, Sushi ist wahn sin nig teuer », wandte Alexa

ein.

« Ja, und ge nau aus dem Grund werde ich die Be stel lung

jetzt auch nicht stor nie ren ! », fi ng die Kell ne rin wie der an.

« Geht in Ord nung, ich be zahl das schon », lä chelte Nico-

line.

« Hast du sie noch alle, Nico ? », schimpfte Vivi, nach dem

die Be die nung wie der ab ge zo gen war. « Wir kön nen uns

doch von der nicht ein fach her um kom man die ren las sen ! »

« Ge nau ! » Inci reckte die Faust. « Nie der mit den Dik ta-

to ren ! »

Drei Au gen paa re rich te ten sich er staunt auf Inci.

« Ja, was ? », grinste Inci. « Man muss ja wohl mal seine

Mei nung sa gen dür fen ! »

Nico nahm ei nes der Reis röll chen zur Hand und be-

trach tete es von al len Sei ten. « Was wohl das Ding in der

Mitte ist ? »

« Ro her Fisch », er klärte Vivi.

« Örgh ! » Inci, die ge rade eben falls nach ei nem der Röll-

chen grei fen wollte, ließ es an ge ekelt wie der fal len.

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Nico hin ge gen stipp te ih res in die hell grüne Paste, die

am Rand der Platte in ei nem Schäl chen lag. Dann schob sie

sich das Röll chen in den Mund. Au gen blick lich schoss ihr

das Was ser in die Au gen, und sie wurde pu ter rot.

« Was ist ? », ki cherte Vivi. « Ist dir ge rade was Schwei ni-

sches mit Gökhan ein ge fal len ? »

« Das – Zeug – ist – scharf ! ! ! ! », brachte Nico line hus tend

her vor. Alexa be merkte, wie die Kell ne rin kopf schüt telnd

in ihre Rich tung sah. « Lass mal se hen », sagte sie und nahm

nun ih rer seits ein Röll chen zur Hand.

« Oh, mein Gott », rö chelte sie, nach dem sie ihre Worte

wie der ge fun den hatte. « Das hier fällt ein deu tig un ter das

Waf fen ge setz. »

« Was seid ihr nur für Mem men ! » Vivi griff nach ei nem

Röll chen und schob es sich in den Mund, ohne es zu vor in

die grüne Paste ge tunkt zu ha ben. « So, ich hab’s ge schluckt !

Und nun zu dei nem Film pro jekt, Alexa ! Was müs sen wir

tun ? »

« Ver mut lich nicht viel. Als Kom parse steht man die

meiste Zeit herum », er klärte sie.

Inci rollte mit den Au gen. « Das hört sich ja im mer span-

nen der an ! »

« Aber wir sind da bei, wenn die an de ren dre hen, und

kön nen al les ge nau be ob ach ten ! Und au ßer dem – das habe

ich euch ja noch gar nicht er zählt ! »

« Was denn ? » Nico line wischte sich die Au gen, die im-

mer noch trän ten.

« Lea Angels spielt mit ! »

« Im Ernst ? » Incis In ter esse er wachte für we nige Se kun-

den. « Die Lea Angels aus Ster nen staub ? »

« Ge nau die. »

« Und was mus se ne wir tun, ume da bei zu sein ? », fragte

Vivi, wo bei sie Stimme und Ak zent ei nes Ma fi a bos ses imi-

tierte. « Und was spring te an Kohle fur uns ’erum ? »

Alexa ki cherte. Die Stimme er in nerte sie an Paolo, den

Mann, der sie in Ripello be her bergt hatte. « Frau Kruse

meinte, so fünf zig Euronen pro Tag. »

« Cool, das brau chen wir aber auch, um das heu tige Kaf-

fee kränz chen zu fi nan zie ren ! » Vivi blickte an kla gend auf

die rest li chen Sushi röll chen. « Und müs sen wir … ? » Eine

un be kannte Me lo die surrte aus Vi vis Hand ta sche.

« Kennst du das Stück ? », wandte Alexa sich an Nico line,

wäh rend Vivi te le fo nierte.

« Wel ches Stück ? » Nico sah se lig lä chelnd von ih rem

Dis play auf.

« Vi vis neue Handy me lo die. In Frank reich hatte sie die

fran zö si sche Na tio nal hymne, in Ita lien die ita lie ni sche,

aber die hier kenne ich gar nicht. »

« Heil über dir, Ham mo nia ! », ließ Inci sich ver neh men.

« Bitte was ? » Die Kell ne rin, die in die sem Mo ment hin-

ter ih nen stand, um ih nen die Rech nung zu prä sen tie ren,

wirkte se kun den lang ver blüfft.

« Ich habe nicht mit Ih nen ge re det », er klärte Inci. « Heil

über dir, Ham mo nia ist die Ham burg-Hymne. »

« Ehr lich ? », fragte Alexa. « Das habe ich ja über haupt

nicht ge wusst ! Nun sag bloß, du kennst auch den Text ! »

16 17 D

2. Ka pi tel

Der Raum lag in ei nem Hin ter zim mer der Film haus knei pe

in Ot ten sen und war mit etwa zwei hun dert Mäd chen und

Jun gen an ge füllt. Alexa blickte sich stau nend um. Mit ei ner

der ma ßen gro ßen und gut aus se hen den Kon kur renz hatte

sie nicht ge rech net. « Die neh men mich doch nie ! », seufzte

sie, nach dem sie sich gründ lich um ge se hen hatte. Er staun-

lich viele hüb sche Mäd chen um stan den sie. Mäd chen, die

bes ser in eine Vor aus schei dungs run de zu Ger many’s Next

Top mo del ge passt hät ten als zu dem schnö den Kom par sen-

cas ting ei nes Ju gend fi lms.

Inci rieb sich zu frie den die Hände. « Doch, dich neh men

sie auf je den Fall. Aber da für bin ich jetzt aus dem Schnei-

der ! », freute sie sich.

« Huuu huuu, Mä dels ! » Vivi boxte sich ih ren Weg durch

die Menge. Sie zog eine ver le gen aus se hende Nico line hin-

ter sich her. Nico hasste es, sich in den Vor der grund zu

drän geln. Alexa sah, wie sie sich nach al len Sei ten ent schul-

digte, weil Vivi sie rück sichts los über fremde Füße stol pern

ließ.

« Du da ! » Eine at trak tive Mitt zwan zi ge rin winkte Vivi

zu sich an den Tisch. « Komm mal her und sag mir dei nen

Na men ! »

« Vi viane Kra mer, all zeit be reit », grinste Vivi und machte

in Ale xas Rich tung das Vic tory-Zei chen.

Inci räus perte sich und be gann zu in to nie ren: « Stadt

Ham burg an der Elbe Auen, was bist du statt lich an zu-

schauen, mit dei nen Tür men hoch und her hebst du dich

schön und lieb lich sehr ! »

« Gut, ihr müsst aber trotz dem mit ba rer Münze be zah-

len », sagte die Kell ne rin. « Sin gen könnt ihr in der Ein-

kaufs pas sa ge ! »

« Du bist rich tig scharf auf Trink geld, was ? » Vivi un-

ter brach kurz ihr Ge spräch und blickte auf. « Nein, Sid di,

ich habe nicht dich ge meint. » Sie lauschte und ki cherte.

« Char mante Idee. Aber da für be zahle ich dir kein Geld ! »

Wäh rend Nico line be zahlte, blickte Alexa über den

Fluss. Oder, wie Inci es aus ge drückt hatte: der Elbe Auen.

Es war wirk lich schön, wie der da zu sein. Doch gleich zei-

tig tat sie sich ein biss chen leid. Vivi hatte ih ren Siddharta,

Nico line ih ren Gökhan, Inci war ge rade mit sich al lein un-

zu frie den, doch sie hatte An toine, und der wohnte über

ein tau send fünf hun dert Ki lo me ter weit ent fernt. Schreck-

li che Sehn sucht schoss in ihr Herz. Seit ih rer Rück kehr aus

Ita lien hatte sie je den Tag ver sucht, ihn an zu ru fen. Ver geb-

lich. Was um Him mels wil len war da los ?

18 19 D

« Du weißt aber schon, dass wir hier keine Stars bas teln,

son dern bloß Kom par sen su chen, ja ? »

Vivi winkte läs sig ab. « Na tür lich weiß ich das. Aber wenn

Sie ei nen Star su chen, da drü ben … » Sie deu tete in Ale xas

Rich tung, aber die Frau schüt telte nur den Kopf.

« Un sere Haupt dar stel ler ste hen fest. So, und jetzt stell

dich da bitte vor die weiße Wand. Ich ma che ein Foto von

dir. »

Ein merk wür di ges Ge fühl stieg in Alexa auf. War sie

etwa auf Vivi ei fer süch tig ? Die Freun din war viel schnel ler

dran ge kom men als sie, ob wohl sie schon seit ei ner Vier tel-

stunde war tete ! Und sie sah auch so viel bes ser aus … Sie

be ob ach tete, wie Vivi ihr Fo to ge sicht machte, die gro ßen

Au gen mit den lan gen Wim pern auf ge ris sen, die Lip pen zu

ei nem Schmoll mund auf ge stülpt.

« Vivi ist so hübsch, das sieht schon fast ver bo ten aus. »

Auch aus Incis Stimme sprach lei ser Neid. « Wie sie das

im mer schafft, auf Bil dern gut aus zu se hen ? Ich guck auf

Bil dern im mer scheiße ! Das hat man ja schon im Ur laub

ge se hen ! »

« Tol les Ge sicht », hörte Alexa die Mitt zwan zi ge rin zu

Vivi sa gen. « Und die Ein ver ständ nis er klä rung von dei nen

El tern hast du auch da bei ? Per fekt ! Prima, dann se hen wir

uns in drei Ta gen am Set ! »

« Ja, ciao, bis dann. » Vivi winkte läs sig und drückte in

Ale xas und Incis Rich tung ein Auge zu.

« Du hast recht, Alexa, das wird ein Rie sen spaß ! » Vivi

strahlte, als sie ne ben ihr stand.

Alexa nickte nur. Er neut fühlte sie die sen selt sa men

Stich. Ihr Herz klopfte, als die Frau end lich sie auf rief,

um ihre Per so na lien auf zu neh men. Was, wenn sie nun

als Kom par sin ab ge lehnt wer den würde ? Gut, sie wusste

selbst, dass das für ihre Zu kunft als Schau spie le rin nur we-

nig Be deu tung ha ben würde. Und doch … Sie wünschte

sich so sehr, ein mal mit da bei sein zu dür fen ! Haut nah die

Pro duk ti ons be din gun gen er le ben, die Ar beit der Ka mera-

und Ton leu te, die ganze Auf re gung da bei !

« Ob du die Ein ver ständ nis er klä rung da bei hast. » Am

Ton der Mitt zwan zi ge rin er kannte Alexa, dass sie ihr die

Frage nicht zum ers ten Mal stellte.

« Oh ja, ent schul di gen Sie bitte … »

« Wir du zen uns hier. » Jetzt sah die Frau fast ein biss chen

em pört aus.

Dachte sie etwa, Alexa hielte sie für alt ? « Oh, Ent schul-

di gung. »

« Und hör auf, dich zu ent schul di gen. Stell dich bitte da

vorne an die Wand. » Die Frau zückte ihre Polaroid.

Alexa wollte ge rade fra gen, ob sie lä cheln sollte, da drück-

te die Frau schon ab. Na klasse, jetzt hatte sie den Mund

auf dem Bild halb ge öff net und sah aus wie ein Fisch.

Als Nächste war Inci dran, die bei der gan zen An ge le-

gen heit fast so pein lich be rührt aus sah wie ihr Bru der vor

zwei Wo chen in Ita lien, als er für Nico line Tam pons kau-

fen ge hen musste. Sie be dankte sich iro nisch in alle Rich-

tun gen, nach dem sie von der wei ßen Wand zu rück ge kehrt

war, und be dachte Alexa mit ei nem be son ders vor wurfs-

20 21 D

vol len Blick. Wor auf hin Alexa, die all mäh lich die Ner ven

ver lor, be merkte, dies hier sei nur zu ih rem Bes ten. Inci

habe doch selbst ge sagt, sie wolle ein we nig Pep in ihr Le-

ben brin gen.

Wo denn der Pep läge, im Hin ter grund ei ner Film sze ne

auf und ab zu lau fen, fragte Inci skep tisch. Zu mal es ihr

ziem lich gleich gül tig wäre, ob sie nun eine Schü le rin spiele

oder eine sei.

Vivi be kam von alldem nichts mit. Sie be trach tete stirn-

run zelnd Ni co lines Fin ger nä gel. « So willst du dich doch

nicht fo to gra fi e ren las sen, Süße ? », fragte sie ent setzt.

Nico hob die Schul tern. « Ist doch eh nur Por trät. »

« Nico, Nico. Seit dem du Gö khan si cher hast, lässt du

dich ein biss chen ge hen. » Vivi wandte sich an Inci: « Hast

du zu fäl lig eine Feile ? »

« Ver nei nung », brummte Inci.

« Eine Na gel schere ? »

« Kann ich auch nicht mit die nen. »

« Ein Ta schen mes ser ? Ei nen Kor ken zie her ? Nä gel oder

Schrau ben we nigs tens ? »

Inci stemmte die Hände in die Hüf ten. « Deine Fra gen

las sen nur zwei Schlüsse zu, und beide sind be lei di gend. »

« Ja ? »

« Ja. Ent we der, du ver mu test, dass ich meine Kur ven mit

dem In halt ei nes Werk zeug kas tens auf pols te re. Oder du

hältst mich für je man den, der heim lich den Pfad fi n dern

bei ge tre ten ist. »

« Wenn Nico line durch ist, ma chen wir uns schnell vom

Acker, ja, Kin der ? » Alexa schob sich zwi schen die bei den.

« Die Vibra tions hier sind nicht so toll. »

« Wenn du das sagst, Che fi n ! » Vivi klopfte ihr auf die

Schul ter. « Aber vor her ma chen wir noch den Lauf test ! »

« Wel chen Lauf test ? »

« Na, wir üben ge hen und so was. Ich dachte, das wäre

un sere Auf gabe. Im Hin ter grund ei ner Film szene auf und

ab zu ge hen ? ! »

« Lauf steg trai ning ? » Alexa zog eine Braue hoch. « Das

war Incis In ter pre ta tion. Viel leicht müs sen wir ja auch

sit zen und schwat zen. Oder uns mel den. Oder kleine Zet-

tel schrei ben und sie uns ge gen sei tig zu schie ben. All die

Dinge, von de nen Dreh buch au to ren mei nen, sie wür den

zu ei nem Schul all tag ge hö ren. »

« Ich weiß ja nicht, was ihr so tut auf eu rer Schule, meine

Sü ßen. » Vivi zwin kerte. « Aber bei Nico und mir ge hö ren

diese Dinge dazu. »

Spä ter, als Alexa nach Hause kam, fand sie ei nen Brief auf

dem Küchentisch: Hallo Klei nes, bin heute nach New York

ge fl o gen. Komme um neun zu rück. Kuss Mama.

Im Ge gen satz zu Ni co lines Mut ter, die im mer dann,

wenn sie De pres sio nen be kam, in fremde Me tro po len jet-

tete, um ihre Gar de robe auf Vor der mann zu brin gen, ver-

diente Ale xas Mut ter mit Flie gen ihr Geld. Sie ar bei tete bei

der Luft hansa als Flug be glei te rin. Alexa blickte auf die Uhr:

Es war erst kurz nach sechs – die Zeit, zu der Inci zu Hause

sein musste – und bei den Perpignans in Frank reich noch

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keine Es sens zeit. Sie at mete tief durch. Sollte sie nach den

nie der drü cken den Er eig nis sen vom Nach mit tag noch ein-

mal ver su chen, An toine an zu ru fen ? Und was tat sie, wenn

er schon wie der nicht zu spre chen war ?

« Allo ? », mel dete sich eine männ li che Stimme nach dem

ers ten Klin geln.

« Allo An toine ? C’est moi ! Alexa ! Comment tu vas ? ! J’ai

eu tellement envie d’entendre ta voix ! ! ! »

Die Stimme am an de ren Ende mur melte et was von we-

gen, sie müsse nicht so brül len, er sei ja noch nicht schwer-

hö rig. Und er würde An toine dann mal ho len. Autsch !

Hatte sie also ge rade Antoines Va ter er zählt, dass sie so

große Lust ge habt hätte, mal wie der seine Stimme zu hö-

ren. Pein lich, pein lich. Es ra schelte und rauschte. Und

dann war An toine am Ap pa rat. « Allo ? »

« Oui allo euh … »

« Alexa ? »

« Oui. »

« Ça va ? »

« Oui. » Ver fl ucht noch eins ! Kannte sie denn kein an de-

res Wort ? Streng dich an, Alexa, er mahnte sie sich selbst !

Denk nach ! Denk nach ! ! !

« Alexa ? »

« Oui ? »

« Je comprends pas quand tu parles Allemand. »

Um Him mels wil len ! Hatte sie jetzt etwa laut ge dacht ?

« J’ai parlé avec ma mère, ich habe mit mei ner Mut ter ge-

re det », er klärte sie, um nicht den Ein druck zu er we cken,

sie sprä che mit sich selbst. Ob die Mut ter ge rade bei ihr

im Zim mer sei, wollte An toine wis sen. Nein, ent geg nete

Alexa. Sie sei jetzt in New York.

Ob sie denn zwei Te le fo nate gleich zei tig füh ren würde,

fragte An toine et was ver un si chert. Alexa wurde dun kel rot.

Gut, dass er das nicht se hen konnte ! Nein, ant wor tete sie

auf Fran zö sisch. « Ich spre che bloß manch mal … in Ge-

dan ken mit ihr », sagte sie rasch. « Und was machst du ge-

rade so ? »

An toine machte ein Ge räusch, das wie La chen klang.

« Ich helfe mei nem Va ter ge rade mal wie der da bei, den gel-

ben Trak tor zu re pa rie ren. »

Jetzt musste Alexa auch la chen. Und gleich zei tig stie-

gen ihr die Trä nen ins Ge sicht. Weil sie daran dachte, wie

sie mit An toine, Inci, Nico line, Vivi und Gö khan auf dem

gel ben Trak tor zum Schwim men ge fah ren war. Sie wollte

An toine sa gen, dass sie ihn sehr ver misste und dass sie für

eine Kom par sen rol le vor ge spro chen hätte, aber dass das

Ganze nicht sehr er folg reich ver lau fen war. Auf ein mal fi el

ihr kein ein zi ges Wort mehr ein.

« Es ist schön, dass du an ge ru fen hast », sagte An toine

nach ei ner Pause, die Alexa wie eine Ewig keit er schien.

« Und es ist schön, dass du da warst », sagte sie.

Dann leg ten sie auf. « Argh ! », machte Alexa und warf den

Kopf in den Na cken. « Ich bin ja so ein Trot tel ! Ich habe es

so gar nicht drauf ! » Wie sollte sich ihre Be zie hung ei gent-

lich ent wi ckeln, wenn zu dem Pro blem der Ent fer nung nun

auch zu neh mend das Pro blem der Ver stän di gung kam ?

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Hier in Ham burg hatte sie kaum Mög lich kei ten, Fran zö-

sisch zu spre chen, au ßer hin und wie der im Un ter richt.

Das, was sie sich an Re de wen dun gen in den Som mer fe-

rien müh sam an ge eig net hatte, ver fl og wie Staub im Wind.

Sie be schloss, Vivi an zu ru fen. Vivi hatte die Tren nung von

ih rem Freund in den Som mer fe rien pro blem los über lebt.

Be stimmt hatte sie Tipps auf La ger, was zu tun wäre, wenn

die Sehn sucht über handnahm.

« Oh, hallo Süße ! » Vivi klang et was atem los. « Stell dir

vor, ich spiele Siddi ge rade vor, wie ich als Kom par sin hin

und her ge hen werde. Und weißt du, was er ge sagt hat ? »

Im Hin ter grund er klan gen pro tes tie rende Worte. « Nein,

Siddi, ich er zähle das, wem ich will ! Bist du noch dran,

Alexa ? Er fi n det, dass ich eine ko mi sche Gang art habe ! Der

spinnt doch ! Ich gehe wun der voll ! »

Alexa musste grin sen. Vi vis Selbst be wusst sein war ein

ed les Gut.

« Na ja, je den falls fei len wir noch ein biss chen an mei-

nem Be we gungs ap pa rat. Wol len wir spä ter spre chen ? »

Alexa wil ligte ein. Zum Glück wa ren ja auch noch Inci

und Nico line da. Zu erst wählte sie Incis Num mer. Die ru-

hige, aus ge gli chene Freun din hatte be stimmt ei nen Trost

pa rat.

« Hallo, hier ist Inci … Mann, Anne, was än dert das

denn, ob ich um sechs oder halb sie ben zu Hause bin, wir

es sen doch eh im mer erst um sie ben ! … Ja, wer spricht

denn da ? »

« Äh – Inci ? Alexa hier. »

« Ja, hey, Ent schul di gung, ich bin ge rade am Ver han-

deln we gen … Was denn ? … Alexa ist das, warum fragst

du mich das denn im mer ? Das ist meine Pri vat sphäre ! Ich

frag dich doch auch nicht im mer, wer dich an ruft ! … Ja.

Ent schul dige, Alexa, ich höre dir jetzt zu. »

« Al ter Schwede, Inci, bei dir ist ja was los ! » Alexa wan-

derte zu ih rem Bett hin über, griff nach Toby, dem Koa la-

bä ren, und strei chelte ihm ge dan ken ver lo ren über das Fell.

So fühlte sich Te le fo nie ren ge müt lich an. « Ich habe ge rade

mit An toine ge spro chen. Wo bei spre chen schön ge we sen

wäre. Mir ist kaum ein Wort auf Fran zö sisch ein ge fal len. »

« Ja, es ist Alexa », hörte sie Inci aus der Ferne sa gen. Of-

fen bar hatte sie den Hö rer schon weg ge legt.

« Ähem, wenn ich dich lang weile, Inci … Also, wie oft

musst du dei ner Mut ter ei gent lich noch sa gen, dass ich es

bin ? »

« Hu hu », kam Ni co lines Stimme. « Mir musste sie es sa-

gen. Und wir ha ben auf Laut spre cher ge stellt, da mit wir

zu sam men mit dir te le fo nie ren kön nen ! »

« Nico ist näm lich schon wie der hier », er klärte Inci ki-

chernd. « Und jetzt hat Anne sie wirk lich ad op tiert ! »

« Sie nennt mich kizim », er klärte Nico line. « Finde ich

to tal süß ! »

« Ihr müsst meine man geln den Tür kisch kennt nis se ent-

schul di gen. » Alexa klang un ge hal te ner, als sie ei gent lich

wollte. « Aber die ses Wort kenne ich nicht. »

« Ki zim heißt meine Toch ter », er klärte Inci.

« Gut, dann seid ihr beide also Schwes tern. Was Nico

26 27 D

3. Ka pi tel

Es ge schah an ei nem Diens tag mor gen. Alexa rannte auf

Inci zu, die wie im mer als Erste auf ih rem Platz im Klas-

sen zim mer saß, und fi el ihr um den Hals. « Ich freu mich

tot, Süße ! », keuchte sie. « Stell dir vor, ich habe Post be-

kom men ! » Sie drückte die über raschte Inci er neut, dies-

mal so hef tig, dass die Freun din hin ten überkip pelte und

zu Bo den fi el. Bei dem Ver such, ih ren Sturz zu mil dern,

knallte Alexa auf ih ren El len bo gen und stieß mit dem Kopf

ge gen Incis Schul ran zen. « Oha », japste sie. « Das tut mir

leid ! »

« Keine Ur sa che. » Inci rieb sich den Kopf. « Jetzt, wo ich

weiß, dass Postbe kom men sol che Ge fühle in dir frei setzt,

schreibe ich dir na tür lich auch mal ei nen Brief ! »

Alexa ki cherte. « Ich habe nicht ir gend eine Post be kom-

men ! »

« Soll das etwa hei ßen, Post von mir wäre ir gend eine ? »

Inci zog ge spielt em pört eine Au gen braue hoch. « Üb ri-

gens, würde es dir et was aus ma chen, mich wie der los zu las-

sen, da mit ich auf ste hen kann ? »

« Ent schul di gung. » Alexa sprang in die Höhe, zog das

Schrei ben aus ih rer Jeans ta sche und hielt es Inci vor die

Au gen. « Bitte schön ! Ich bin zum Dreh ein ge la den ! Sams-

tag mor gen um acht geht es los ! »

Inci rückte ein biss chen von dem Schrei ben ab und kniff

und Gö khan wie derum zu Bru der und Schwes ter macht. »

Alexa ver suchte, dem un er war te ten ver wandt schaft li chen

Ge fl echt zu fol gen. « Das wie derum würde aber hei ßen,

dass das, was du und Gö khan so tut, zum Bei spiel küs sen,

strei cheln … »

« Scht ! », machte Inci. « Denk doch mal nach, Alexa ! Wir

ha ben auf Laut spre cher ge stellt ! Anne soll nicht wis sen,

dass es sol che Schwei ne reien zwi schen Nico und Gö khan

gibt ! Und nein, es ist kein In zest ! Nico ist mit uns ja nicht

bluts ver wandt ! »

Alexa ki cherte. Auch Nico line lachte, das hörte sie.

Auf ein mal hatte sie keine Lust mehr, über das miss lun-

gene Ge spräch mit An toine zu re den. Über haupt wollte sie

nicht mehr an Pro bleme den ken. Nicht mehr daran, dass

An toine so weit weg war. Dass sie ver mut lich als Kom-

par sin ab ge lehnt wer den würde. Und dass ihr das Le ben

nach den auf re gen den Fe rien oh ne hin mau er schien. Aber

woran sollte sie in die sem Au gen blick auch sonst den ken ?

Be drückt legte sie auf.