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TITELGESCHICHTE Stift Melk AKTUELLES 850 Jahre Mariazell 2-Euro-Münze 2007 „Vertrag von Rom“ DIE M . U . NZE 18. Jahrgang 2. Ausgabe April/Mai 2007

48061 MOZtg 02 07books.monetonos.ru/numi3maticheskai literatura/monety... · 2011. 3. 23. · Anders ist die 5-Euro-Münzausgabe aus Anlass der „850 Jahre Mariazell“ zu sehen

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TITELGESCHICHTE

• Stift Melk

AKTUELLES

• 850 Jahre Mariazell• 2-Euro-Münze 2007 „Vertrag von Rom“

DIE M.U.NZE

18. Jahrgang

2. Ausgabe

April/Mai 2007

Page 2: 48061 MOZtg 02 07books.monetonos.ru/numi3maticheskai literatura/monety... · 2011. 3. 23. · Anders ist die 5-Euro-Münzausgabe aus Anlass der „850 Jahre Mariazell“ zu sehen

2 DIE MÜNZE

E D I T O R I A L

INHALT

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Kreativwettbewerb 5-Euro-Münze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Titelgeschichte „Stift Melk“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

850 Jahre Mariazell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Serie: Der lange Weg zum Euro – Teil 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2-Euro-Münze „Vertrag von Rom“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Kleinmünzensatz 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

50-Euro-Goldmünze „Gerard van Swieten“ . . . . . . . . . . . . . . . 17

Papstmedaille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

MÜNZE ÖSTERREICH-SHOP. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18/19

Ausstellung „Franz Joseph I. und die Innenpolitik“ . . . . . 19

Münzgeschichte und Münzgeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Heiligtümer

Medieninhaber, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: MÜNZE ÖSTERREICH, Am Heumarkt 1, 1030 Wien. Tel. 01/717 15-0, www.austrian-mint.at – E-Mail:[email protected] Redaktion, Text, Grafische Gestaltung: JWT WIEN, Muthgasse 109, 1190 Wien. Wissenschaftliche Beratung: Kunsthistorisches Museum Wien– Münzkabinett. Hersteller: Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GesmbH. „DIE MÜNZE“ ist eine Kundenzeitschrift der MÜNZE ÖSTERREICH. Erscheinungsweise: 5x jährlich.Fotos: wenn nicht anders angegeben – MÜNZE ÖSTERREICH. Titelfoto: Imagno/Interfoto. Alle Preisangaben mit Vorbehalt.OFFENLEGUNG LAUT PRESSEGESETZ: Medieninhaber: MÜNZE ÖSTERREICH AG, Am Heumarkt 1, A-1030 Wien. Tochter der Oesterreichischen Nationalbank, vertreten durchGeneraldirektor Dietmar Spranz. Herausgeber-Richtlinien: Unabhängige österreichische Kundenzeitschrift für Numismatiker und Leser, die an Themen rund um Münzen undMedaillen interessiert sind.

IMPRESSUM

EDITORIAL

Gleich zwei Heiligtümer stehen im Zentrum des vorliegenden Hef-tes und im Zentrum der Münzausgaben des heurigen Frühjahres.Einmal die berühmte Stiftskirche von Melk und zum anderen dieBasilika von Mariazell. Beide Gotteshäuser sind nicht zum erstenMal auf einer österreichischen Münze zu sehen, wenngleich ausunterschiedlichen Motiven.

Die im Herbst 1994 erschienene 500-Schilling-Silber-münze, auf der (eher etwas im Hintergrund) das Stift

Melk zu erkennen ist, war eigentlich gar nicht die-sem gewidmet, sondern der Donauregion, auf derMotivseite symbolisiert durch Wachauer Trachtenund eine Erntekrone. Das Stift Melk war in der

Darstellung auf der Wertseite „nur“ als ein typi-sches, aus dieser Region nicht wegzudenkendes Bau-

werk gedacht. Das Stift war und ist eine Touris-tenattraktion, mittlerweile wahrscheinlich die meist-besuchte Sehenswürdigkeit in Niederösterreich.Und für die insgesamt acht Münzen aus der Serie

„Österreich und sein Volk“, die den österreichischenRegionen gewidmet waren, stand jedenfalls dieser

eher touristische Aspekt im Vordergrund. Die nunmehrige Serie von 10-Euro-Silbermünzen „Stifte und Klös-ter in Österreich“ hat einen ganz anderen Themenschwerpunkt.Hier geht es darum, die ältesten und bedeutendsten Klostergrün-dungen in Österreich als Meilensteine in der Kultur- und Kunst-geschichte unseres Landes darzustellen. Und auch unter diesemAspekt führt natürlich an Melk kein Weg vorbei. Das im Zu-sammenhang mit dieser Serie manchmal vermerkte Übergewichtvon Gründungen des Benediktinerordens ist im Übrigen leicht er-klärbar: Die meisten Klostergründungen in Österreich gehen nuneinmal auf jene Zeitspanne zurück, in der die großen, heute nochexistierenden Benediktinerklöster entstanden sind.Anders ist die 5-Euro-Münzausgabe aus Anlass der „850 JahreMariazell“ zu sehen. Zunächst einmal war das Marienheiligtumvon Mariazell schon viel öfter Gegenstand von Darstellungen aufösterreichischen Münzen. So war die „Magna Mater Austriae“ be-reits in den 30er-Jahren Thema einer 5-Schilling-Münze, mit dermich übrigens auch eine persönliche Beziehung verbindet. Ein sol-

che Münze war nämlich eines der ersten Stücke meiner kleineneigenen Sammlung, die ich seit meinem zwölften Lebensjahrzusammengetragen habe. Eine der Goldmünzen mit gleichem Sujetund einem Nennwert von 100 Schilling konnte ich mir erst viel, vielspäter leisten. Und auch diese war im Übrigen keineswegs eine je-ner seltenen, aber nach wie vor gehandelten Stücke, deren Markt-wert den Rahmen eines durchschnittlichen Sammlerbudgets (da-mals wie heute) deutlich übersteigt. Nach dem Zweiten Weltkriegwar die Basilika von Mariazell 1957 – zum 800-Jahr-Jubiläum –auf der dritten 25-Schilling-Silbermünze zu sehen und 1982 wiederdie „Gnadenmutter“ auf einer aus Anlass des 825. Jahrestagesausgegebenen 500-Schilling-Münze. Wir haben durchaus überlegt, ob eine weitere Gedenkmünze zum850. Jahrestag nicht als „zu viel der Ehre“ gesehen werden könnte.Aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die überragendeBedeutung dieses Nationalheiligtums es durchaus rechtfertigt, ihmerneut eine Sammlermünze zu widmen. Diese Bedeutung scheintuns so groß, dass wir sogar daran denken, aus Anlass des vorge-sehenen Papstbesuches im September auch eine spezielle Erinne-rungsmedaille herauszubringen. Diese Medaillen – auch gemein-sam mit den 5-Euro-Jubiläums-Silbermünzen – sollten für viele dermehr als eine Million Besucher, die vor allem (aber nicht nur) alsWallfahrer Jahr für Jahr nach Mariazell kommen, gerade im Jahrdes Jubiläums und des Papstbesuches wertvolle Erinnerungsstückedarstellen.Und für den Sammler moderner Numismatik bietet vielleicht dieZusammenführung der alten und der neuen Ausgaben von Maria-zell-Münzen eine besondere und reizvolle Akzentsetzung in derSammeltätigkeit. Wobei man im Übrigen auch bei den „Stiften undKlöstern“ durchaus auch Spielraum für das Entdecken besondererSammelschwerpunkte über die aktuelle Serie hinaus und mit einemBlick auf frühere Münzausgaben finden könnte. Der Sammelfanta-sie sind in dieser Hinsicht jedenfalls keine Grenzen gesetzt.

Dietmar SpranzGeneraldirektor MÜNZE ÖSTERREICH

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DIE MÜNZE 3

A K T U E L L E S

Geldausstellungsverbund: Riga – WienSeit 16. Februar bis zum 31. Oktober 2007findet im lettischen Nationalmuseum inRiga die Ausstellung AUSTRIAN MONEYHISTORY, also „Österreichische Geldge-schichte“, statt. Veranstalter sind die MÜNZE

ÖSTERREICH, das Kunsthistorische MuseumWien, die Österreichische Banknoten- undSicherheitsdruck Ges.m.b.H. und die Oes-terreichische Nationalbank. Die Ausstellungvermittelt an Hand eindrucksvoller Expo-nate einen guten Überblick über die Ge-schichte des Geldes in Österreich von denkeltischen und römischen Anfängen bis inunsere Zeit. Die MÜNZE ÖSTERREICH wirdmit ausgewählten Produkten, z. B. Goldmün-zen und Sondergedenkmünzen, vorgestellt. Diese Schau ist der erste Teil eines Koopera-tionsprogramms mit dem Museum in Riga:Als „Gegen-Ausstellung“ ist vom 18. Aprilbis 30. September 2007 in Wien im Münz-kabinett des Kunsthistorischen Museumsdie Ausstellung „Geld aus Lettland – Ge-schichte und Gegenwart“ zu sehen. �

W ie ärgerlich ist es für einen leidenschaft-lichen Münzsammler, wenn er oder sie

eine besonders attraktive Gelegenheit versäumthat. Eine solche Situation können Sie jetzt mitgrößter Wahrscheinlichkeit vermeiden – dankdem neuen MÜNZE ÖSTERREICH-NEWSLETTER. Kaumist der Newsletter mit dem faszinierenden An-gebot auf Ihrem Monitor, bestellen Sie schonbequem online. Und Sie wissen ja: Wer zuerstkommt ...

SO LASSEN SIE SICH REGISTRIEREN Melden Sie sich heute noch im Internet unter www.austrian-mint.at/newsletter an. Geben Sieeinfach Ihren Namen und die E-Mail-Adresseein. Postwendend kommt eine E-Mail-Bestäti-gung. Dann erhalten Sie in Zukunft ganz unver-bindlich den kostenlosen MÜNZE ÖSTERREICH-NEWSLETTER, und zwar rechtzeitig vor jederMünzausgabe. Jede Münzfreundin und jederMünzsammler ist als Besteller des neuen News-letters willkommen, egal ob Sie bisher schonZusendungen von der MÜNZE ÖSTERREICH erhal-ten haben oder nicht.

DIE VORTEILE LIEGEN AUF DER HAND� Sie sind stets vor den anderen auf dem

Laufenden.� Sie können praktisch keine Münzaus-

gabe verpassen, die Ihnen am Herzenliegt.

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Die MÜNZE ÖSTERREICH garantiert, dass diese Daten nicht anDritte weitergegeben werden. Und sollten Sie Ihren News-letter wirklich einmal abbestellen wollen, dann geht daseinfach und problemlos unter der oben angeführten Inter-netadresse der MÜNZE ÖSTERREICH. Also, nicht lang sinnieren– gut informieren: MÜNZE ÖSTERREICH-NEWSLETTER.

In Österreich gibt es ein ganz ausgefallenes Geldstück: die 5-Euro-Münze mit den neunEcken. Diese Form, das Material - nämlich Silber - und die wechselnden Motive regen

geradezu zum Sammeln an. Die Münzen sind aber auch ganz normales Geld zum Aus-geben. Beides spielte bei einem großen Kreativwettbewerb für Volksschulen eine Rolle. Die MÜNZE ÖSTERREICH hatte gegen Ende 2006 zu diesem Wettbewerb eingeladen.

Folgende Aufgaben wurden gestellt:Für die 1. und 2. Klassen: Zeichne das 5-Euro-Maskottchen und gib ihm einen Na-men.Für die 3. und 4. Klassen: Was kann ichalles mit einer 5-Euro-Münze kaufen?Zehn Preise von 100 bis 500 Euro für dieKlassenkasse waren zu vergeben.Etwa 300 Volksschulen aus ganz Öster-reich machten mit. Der kreative „Output“war gewaltig, so dass z. B. ein eigenesPoster mit fast allen eingegangenenZeichnungen angefertigt werden konnte –ein wahres optisches Gustostück! Obwohl es viele Einsendungen der Spit-zenklasse gab, konnte es in jeder Katego-rie nur einen Sieger geben: Kategorie 1 – Volksschule 2, 4800 Att-nang-PuchheimKategorie 2 – Volksschule Rzehakgasse9, 1110 Wien

Eine hochkarätige Jury hatte am 13. Dezember des Vorjahres die Qual der Wahl. Die Mit-glieder dieser Jury waren der bekannte Kinderpsychiater Prof. Dr. Max Friedrich, der denVorsitz führte, Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl, Mag. Manfred Mera-ner, vom Veritas-Schulbuchverlag, die Psychologin Dr. Sabine Völkl-Kernstock und derMÜNZE-Chef Generaldirektor Dietmar Spranz.Die Schüler der prämierten 4A der Wiener Schule besuchten mit ihrer Lehrerin CorneliaPaszner am 25. Jänner 2007 die MÜNZE ÖSTERREICH, um den Preis in Empfang zu nehmen.Obwohl es aus Sicherheitsgründen normalerweise in der MÜNZE keine Führungen gibt,hatten die Schüler Gelegenheit, die Münzproduktion vom Münzentwurf bis zum Prägenkennen zu lernen. Und was beeindruckte am meisten? Einem Schüler entfuhr es beimBetreten des Hauses: „Die müssen da alle einen Anzug tragen!“ Natürlich wurde der Preisfür die Klassenkasse in 5-Euro-Münzen überreicht. Die Klasse aus Attnang-Puchheim „kas-sierte“ ihren Preis im Linzer Geld-Logistikzentrum. Mit dieser Aktion haben ganz jungeLeute der 5-Euro-Münze ein Stück Persönlichkeit verliehen. Vielleicht denken Sie dran,wenn Ihnen das nächste Mal so ein neuneckiger „Silberling“ begegnet ... �

Rechtzeitig vor jeder Münzausgabe:

MÜNZE ÖSTERREICH-NEWSLETTER

Großer 5-Euro-Kreativwettbewerb

Preisverleihung an die 4a Rzehakgasse,Wien

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4 DIE MÜNZE

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Weithin sind die Kuppel derStiftskirche und die zwei mitGold verzierten Türme, die wie

zum Himmel emporgehobene Hände wir-ken, zu sehen. Damit deklariert sich dasPrachtgebäude schon von weitem alsSakralbau und will sich damit von einemweltlichen Palast unterschieden wissen. Das Stift Melk ist einer der eindrucksvoll-sten einheitlichen Barockbauten nördlichder Alpen und gleichzeitig Schwerpunktder Gründungsgeschichte Österreichs.

Melk und die BabenbergerVor mehr als tausend Jahren kamen dieBabenberger, das erste Herrscherge-schlecht Österreichs, an diesen Ort. EineBurg, die im Besitz eines bayrischen Gra-fen namens Sizzo war, wird erstmals um830 erwähnt und mit dem Namen Melk inVerbindung gebracht. Leopold I. wurdevom Kaiser mit einem schmalen Streifenentlang der Donau – etwa zwischen denZuflüssen Enns und Traisen – belehnt, indessen Mitte die Burg lag. Er eroberte sieund machte sie zu seiner ersten Haupt-burg. Melk war von nun an mit den seit976 regierenden Babenbergern sowie mitder von ihnen beherrschten Marca Orien-talis des Heiligen Römischen Reiches un-trennbar verbunden. Diese Mark wurde als„Ostarrichi“ bezeichnet und ist die Keim-zelle des heutigen Österreich.Im Laufe der nächsten hundert Jahre etwahat die Melker Burg an Bedeutung verlo-ren, da die Babenberger ihren Herrschafts-bereich in Richtung Osten – Tulln, Klos-terneuburg, Wien – ausdehnten. In Melkaber waren einige der ersten Babenbergerbestattet, und diese bedeutende Begräbnis-stätte des Herrschergeschlechtes solltenicht vernachlässigt werden, sondern ingeistliche Hände kommen. Das war wohlmit ein bedeutender Grund dafür, dass hierein Kloster gegründet wurde.Bis heute existiert das Babenberger-Grab,das in seiner jetzigen Form aus der Ba-rockzeit stammt. In kleinen Wandnischensind die Skelette von mehreren Personenbestattet. Eindeutig konnten darunter dieersten Markgrafen Heinrich I. (994–1018),Adalbert der Siegreiche (1018–1055) undErnst der Tapfere (1055–1075) identifi-ziert werden.In die erste Zeit der Babenberger in ihrerMelker Burg fallen zwei wichtige Ereig-nisse. Im Jahre 1014 ließ Heinrich I. den der Le-gende nach unverwesten Leichnam desheiligen Koloman in die Burg bringen. Derheilige Koloman war ein irischer �

Ziemlich genau in der Mittezwischen Wien und Linz liegt an der Donau weithin sichtbar aufeinem Granitfelsen gleichsam wieeine Festung ein faszinierenderBarockbau: das Stift Melk.

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Die beiden Altäre in denQuerschiffen sind symmetrischaufeinander bezogen. Sie gehenauf Entwürfe von AntonioBeduzzi zurück und sind denbeiden Hauptheiligen des Stifts,Sankt Koloman und SanktBenedikt, geweiht.©

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Von Pater Martin Rotheneder

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6 DIE MÜNZE

Prinz, der die Nachfolge seines Vaters, desKönigs von Irland, nicht antreten wollte.Er zog es vor, den Königshof zu verlassen,und wollte in das Heilige Land pilgern.Sein mühsamer Weg endete in der Nähevon Wien, in Stockerau, wo er von veräng-stigten Bauern auf freiem Felde aufgegrif-fen wurde. Da diese Gegend immer vonEinfällen der Ungarn betroffen war, wurdeKoloman – auch weil er anders aussah undin einer fremden Sprache redete – füreinen Spion gehalten und nach einer grau-envollen Folter an einem Holunderbaumerhängt. Aber siehe da, der Holunderbaumtrieb plötzlich frische Blätter und Blüten.Dies wurde natürlich als Wunder gedeutetund Koloman als Heiliger angesehen. Nunhatten die Babenberger in Melk einen Hei-ligen in ihrem Land, und sie ließen seinenLeichnam in ihre Burg bringen und inMelk bestatten. Der heilige Koloman war somit der ersteLandespatron von Österreich und bliebdies bis 1663, als Leopold III., der 1485heiliggesprochen worden war, zum Lan-despatron erhoben wurde. Das Grab des

Sigibold und seinen Mönchen, die ausdem oberösterreichischen Benediktiner-kloster Lambach geholt worden waren.Seither leben und wirken hier im StiftMelk in ununterbrochener Folge Mönchenach der Regel des heiligen Benedikt. Inder Klosterbibliothek wird noch jenesExemplar der Regel aufbewahrt, das dieMönche aus ihrem Heimatkloster mitge-bracht hatten. Es handelt sich dabei alsoum ein Manuskript, das etwa tausendJahre alt ist.

Die Melker ReformEin sehr wichtiges kirchenpolitisches Er-eignis im Laufe der nun über 900-jährigenGeschichte des Stiftes Melk war die Mel-ker Reform. Im Jahre 1297 vernichtete ein verheeren-der Brand Kloster, Kirche und Nebenge-bäude. Einige Handschriften aus der Früh-zeit, wie die Melker Annalen, das MelkerMarienlied und das Melker Osterspiel,konnten gerettet werden. Die Klosterge-meinschaft stand vor dem Ruin. Pest,Missernten und andere Plagen kamendazu, schadeten der Disziplin des Klostersund brachten Hader unter die Mönche. DieSituation in Melk war aber eigentlich nurSpiegelbild der damaligen allgemeinenkirchlichen Missstände.Auf eine Anregung des Habsburger Her-zogs Albrecht V. hin wurde 1414 amKonzil von Konstanz unter anderem auchdie Reform der Benediktinerklöster be-schlossen.Nikolaus Seyringer aus Matzen wurde mitfünf anderen Benediktinern aus dem süd-östlich von Rom gelegenen Kloster Su-biaco für die Reform gewonnen und 1418als Abt nach Melk berufen. Unter seiner Führung wurde Melk zumMuster strenger Klosterdisziplin. MelkerVisitatoren wurden nun in andere KlösterÖsterreichs und Süddeutschlands ge-schickt, und bald breitete sich die MelkerReform in dieser ganzen Region aus. In-tensive Studien in enger Verbindung mitder Wiener Universität machten Melkaußerdem zu einem geistigen und kulturel-len Zentrum mit großer Strahlkraft. ZweiDrittel der mittelalterlichen Melker Hand-schriften, insgesamt etwa 1.200 Bände,stammen aus dieser Zeit.

Reformation undGegenreformationEine nächste Zäsur in der Klostergeschich-te brachte die Reformation mit sich. Siebegann sich zu Beginn des 16. Jahrhun-derts auch in Österreich rasch auszubrei-

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heiligen Koloman befindet sich in derStiftskirche und wird besonders am 13.Oktober verehrt.Als zweites wichtiges Ereignis gelangt imJahre 1040 ein kleines Holzpartikel desKreuzes Christi zu den Babenbergern. Nunist es klar, dass dieses Geschlecht nichtnur vom Kaiser belehnt wurde, sonderndass diese Belehnung auch eine Bestäti-gung von „oben“ bedeutete: Jetzt sind dieBabenberger von Gott und Kaiser aner-kannte Herrscher.Das Kreuzpartikel befindet sich nach wievor in der Schatzkammer des Stiftes. Daskleine Stückchen Holz bekam von Rudolfdem Stifter 1362 eine wunderschöne Fas-sung aus Gold und Edelsteinen und wirdseither als das „Melker Kreuz“ verehrt.

Die Gründung des Benedik-tinerklosters in MelkAm 21. März des Jahres 1089 übergab derösterreichische Markgraf Leopold II.(1075–1095) aus dem Geschlecht der Ba-benberger Kirche und Burg auf dem Fel-sen von Melk dem ersten Benediktinerabt

Der Kaisergang im ersten Stock durchläuft mit 196 m Länge fast die gesamte Südfront des Hauses. An den Wänden sind Porträtgemälde aller österreichischen Herrscher der Häuser Babenberg und Habsburg mit Kurzbiografien angebracht.

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ten. Die Klostereintritte nahmen ab, dieKlosteraustritte nahmen zu. Im Jahre 1566gab es nur mehr drei Patres im Kloster undeinige Laienbrüder. Die Bildung der Mön-che ließ sehr zu wünschen übrig – soschnell war der Aufschwung nach derMelker Reform zunichte geworden. ErstMitte des 17. Jahrhunderts kam es allmäh-lich wieder zu einem geistigen und wirt-schaftlichen Aufschwung, bewirkt durchKlostereintritte aus dem süddeutschenRaum. In der Folge kam es zu einem Neu-anfang.

Ein barocker Klosterpalast wird errichtetEin Höhepunkt in der Geschichte des Stif-tes Melk ist zweifellos in der Barockzeitzu finden, als innerhalb von etwa 35 Jah-ren die imposante, weltbekannte Stifts-anlage errichtet wurde.Im Jahre 1700 wurde der damals 30-jähri-ge Berthold Dietmayr zum Abt gewählt.Für den Neubau des Klosters fand er einenkongenialen Partner, den Baumeister Ja-kob Prandtauer. 1702 wurde mit dem baro-cken Bau begonnen. Was bei wenigen sogroßen Bauvorhaben realisiert werdenkonnte, ist hier im Stift Melk vollendetworden: Der gesamte barocke Plan konnteauch umgesetzt und das ganze Kloster neugebaut werden. Abt Berthold Dietmayr war ein wahrhaftbarocker Kirchenfürst und wurde 1706auch Rektor der Wiener Universität undvon drei Kaisern – Leopold I., Joseph I.und Karl VI. – als Ratgeber herangezogen.Er verstand es, die besten Künstler der da-

maligen Zeit für sein Vorhaben zu gewin-nen. Aber auch lokale Handwerker wurdenbeschäftigt. Für die Innenarchitektur derKirche holte Dietmayr den Wiener Thea-teringenieur Antonio Beduzzi; der Büh-nenbildner Giuseppe Galli-Bibiena ent-warf die Marmorarbeiten an den Altären.Es entstand eine im Barock durchaus üb-liche Synthese zwischen dem Metaphysi-schen und dem Theater: Welttheater oderSakraltheater nennt man das Ergebnis.Weiters wirkte in Melk eine überragendeKünstlerpersönlichkeit dieser Zeit: der

Maler Paul Troger, der die Fresken in derBibliothek, im Marmorsaal und im Präla-tursaal ausführte. Johann Michael Rott-mayr, ein Salzburger, war schon vorher mitder Gestaltung der Fresken der Stiftskirchebetraut worden. Für den gebürtigen Tiroler Baumeister Ja-kob Prandtauer bedeutete der Stiftsbau vonMelk die Krönung seines Schaffens. Erstarb jedoch, bevor er den Bau vollendenkonnte. Sein Neffe Joseph Munggenaststellte den Prachtbau nach PrandtauersPlänen fertig.1738 vernichtete ein Brand Teile der neuenKlosteranlage. Der greise Abt BertholdDietmayr gab sofort Anweisung zumWiederaufbau seines Lebenswerkes, des-sen endgültige Fertigstellung er aber nichtmehr erlebte.

Leben und Wirken derBenediktiner von MelkZur wichtigsten Verpflichtung des MelkerKlosters gehört von Anfang an die Litur-gie, der Gottesdienst, das Stundengebet.„Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogenwerden“, so sagt der heilige Benedikt inseiner Regel für die Mönche. Dieser Satzkönnte auch als Bauplan für die MelkerStiftskirche verstanden werden. Alle Räu-me sind schön, aber der „schönste“, präch-tigste Raum, in dem alles aufgeboten wird,ist die Kirche. Damit ist der Stellenwertdes Gotteshauses und des Gottesdienstesunübersehbar bis in unsere Tage festgelegt. Neben dem Gottesdienst haben die �

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Die Bibliothek beherbergt ca. 1.800 Handschriften manche aus dem 9. Jahrhundert. Erst 1997 wurde ein Fragment einer Abschrift des „Nibelungenliedes“ aus dem 13. Jahrhundert entdeckt.

Von der Bibliothek führt eine prächtig ausgestaltete Wendeltreppe in die Stiftskirche.

DIE MÜNZE 7

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8 DIE MÜNZE

Mönche immer schon ihr Wirken auch aufSeelsorge und Unterricht ausgedehnt. Ausden ursprünglich fünf Gründungspfarrensind heute 23 inkorporierte Pfarren gewor-den, die von den Melker Benediktinern zubetreuen sind.Auch die Klosterschule, die erstmals 1160erwähnt wird, besteht bis heute, hat derzeit940 Schülerinnen und Schüler und ist diegrößte katholische Privatschule Öster-reichs. Das Gymnasium wird in einem hu-manistischen und einem neusprachlichenZweig und weiters als Oberstufenrealgym-nasium mit einem naturwissenschaftlichenund einem musischen Zweig geführt. Seitdem Schuljahr 1966/67 besteht ein Stu-dentenaustauschprogramm mit der Bene-diktinerschule St. John’s Prep School inMinnesota, USA. Erst 2006 wurde das 40-jährige Bestehen dieses Austauschpro-gramms gefeiert.Derzeit zählen 30 Benediktiner zum Kon-vent des Stiftes Melk. Sie wirken im Gym-nasium, in den Pfarren, im Gästehaus, inder Seelsorge, wo auch viele pastoraleDienste wahrgenommen werden, in derBibliothek, im Archiv, in der Wirtschaftund im kulturellen Bereich.Eine wichtige Frage ist immer die nachden wirtschaftlichen Grundlagen des Stif-tes. Man kann sich vorstellen, welch hoheSummen alleine die Erhaltung des Gebäu-des verschlingt. Seit dem Jahr 1978 laufenständig große Restaurierungsarbeiten. Da-neben gibt es auch Bautätigkeiten für neueRäume. So wurde zum Beispiel im Jahr2000 der große Barockkeller saniert undals Veranstaltungsort in Betrieb genom-

men. Vor zwei Jahren wurde ein neuesStiegenhaus im Schulbereich gebaut. Der-zeit laufen ein großes Sanierungspro-gramm für die Klassenzimmer und derNeubau einer Dreifachturnhalle. Dankbarist man für jede finanzielle Hilfe, die vomBund und vom Land zur Verfügung ge-stellt wird.Die stiftlichen finanziellen Mittel für Er-haltung und Betrieb kommen vorwiegendaus den Bereichen des Tourismus und eini-ger Liegenschaften in Wien. Die ursprüng-lichen Einnahmen aus Land- und Forst-wirtschaft sind dagegen stark zurückge-gangen.Mit dem Bau eines großen Parkplatzesund eines Stiftsrestaurants wurde bereits1980 bewusst auf Einnahmen aus demTourismus gesetzt. Die gesamte Infra-struktur für den Führungsbetrieb wurde inden letzten Jahren erneuert und ein inter-national anerkanntes Stiftsmuseum in zeit-gemäßer Weise eingerichtet.Das Stift Melk ist die meistbesuchte Se-henswürdigkeit in Niederösterreich. Einebesondere Bereicherung im touristischenGeschehen ist die Öffnung des Stiftsparks.Seit dem Jahr 2000 ist der Stiftspark öf-fentlich zugänglich. Der barocke Garten-pavillon wurde restauriert und wird nunfür Empfänge und Konzerte verwendet. Themenausstellungen sind weitere Berei-cherungen. Das Jahr 2000 brachte demStift Melk die dritte niederösterreichischeLandesausstellung. Die erste fand 1960zum Thema „Barock“, die zweite 1980zum Thema „Joseph II.“ und die dritte2000 zum Thema „Auf der Suche nach

Besuchen Sie Stift Melk!Erleben Sie das Barockjuwel inseiner ganzen Schönheit. Dasneue Stiftsmuseum gibt Ihnenzusätzlich einen Überblick überdas Stift in Geschichte undGegenwart.

Besichtigungen Mai bis September 2007täglich mit oder ohneFührung:9 bis 17.30 Uhr (Einlass bis 17 Uhr)bis 30. April und vom 1. Oktober bis 4. November 2007:9 bis 16.30 Uhr (Einlass bis 16 Uhr)

Führungen für Individualreisendetäglich zur vollen Stunde (in Deutsch)sowie nach BedarfMai bis September: 10 bis 16 UhrApril und Oktober: 10 bis 15 UhrMärz und November: 11 und 14 Uhr

Führungen für GruppenTäglich nach Voranmeldung in Deutsch,Englisch, Französisch und Italienisch:Mai bis September: 9 bis 16.30 UhrMärz, April, Oktober und November: 9 bis 16 Uhr.

Vom 5. November 2007 bis 14. März2008 sind Besichtigungen nur im Rahmeneiner Führung möglich. Dauer der Füh-rung: ca. 1 Stunde. Großer Parkplatz. Von der Autobahn A1 (Ausfahrt Melk)oder von der Bundesstraße B1 erreichbar.

Anmeldungen zu Führungen:Stift Melk, Stiftsführungen, A-3390 MelkTel. +43 (0)2752/555-232Fax +43 (0)2752/555-249

Der barocke Gartenpavillon wird für Empfänge und Konzerte verwendet.

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DIE MÜNZE 9

T I T E L G E S C H I C H T E

Ausgabetag: 18. April 2007Entwurf: Th. Pesendorfer/H. WähnerFeinheit: 925/1000 AgFeingewicht: 16 gDurchmesser: 32 mmNominale: € 10,–Auflage: 40.000 Stück in der Sonderqualität

„Handgehoben“60.000 Stück in der höchsten Prägequalität „Polierte Platte“130.000 Stück in Normalprägung

EmpfohlenerErstausgabepreis: Sonderqualität „Handgehoben“

€ 18,15 (inkl. 10 % MwSt.)Sonderqualität „Polierte Platte“€ 24,20 (inkl. 10 % MwSt.)Normalprägung zum Nennwert

Diese Münze erhalten Sie in polierterPlatte im repräsentativen Etui mitEchtheitszertifikat (Seriennummer unddetaillierte Kenndaten).

Die Sonderqualität„Handgehoben“erhalten Sie in derBlisterverpackung.

Bei einer Münzenserie, die österreichischen Stiften und Klöstern ge-widmet ist, darf das eindrucksvolle Benediktinerstift Melk nicht feh-

len. Der auf einem 57 Meter hohen Granitfelsen liegende Prachtbau vonWeltgeltung ist in seiner Perfektion und seiner Harmonie mit der Land-schaft nur von der Donau aus richtig zu sehen und zu würdigen. DiesenBlick hat auch Chefgraveur Thomas Pesendorfer für die Münze gewählt.Es ist die Westfront des Stiftes, die diesen faszinierenden Anblick bietet.Der einzigartige Barockbau nach den Plänen von Jakob Prandtauer er-hebt sich weithin sichtbar auf dem Felsplateau über der Donauland-schaft. Die zwei vorspringenden Seitenflügel sind einander leicht zuge-neigt. Sie bieten die Räumlichkeiten für die Stiftsbibliothek einerseitsund den Marmorsaal andererseits. In der Mitte dahinter präsentiert sichdie Stiftskirche. Über dem vorgewölbten Mittelportal steht eine Salvator-figur, von Engeln flankiert. Verspielte Barockhelme zieren die Türme.Eine Altane, die beide Seitenbauten verbindet, umrahmt die Kirche.Im Strauchwerk, das den Berg bedeckt, finden wir rechts im unteren Teil der Münze das Stiftswappen. Links daneben verläuft dreizeilig dieSchrift REPUBLIK ÖSTERREICH 10 EURO. Etwas kleiner bildetdas Ausgabejahr 2007 die vierte Zeile. Links und rechts von den Türmender Kirche liest man: STIFT MELK. Die andere Seite, die Herbert Wähner gestaltet hat, vereint zwei Motive:zum einen die Kirchenkuppel, die zu den schönsten der Welt zählt, zumanderen einen der größten Schätze des Klosters – das Melker Kreuz.Diese Goldschmiedearbeit aus dem 14. Jahrhundert besteht aus vergol-detem Silber und ist mit Edelsteinen, Perlen sowie einer römischen Ka-mee belegt. Das Kunstwerk ist ein Geschenk von Rudolf dem Stifter. DieVorderseite des Melker Kreuzes lässt sich abnehmen. Darunter liegt eineKreuzreliquie. Dieses Holzpartikel aus dem Kreuz Christi stammt derLegende nach von Markgraf Adalbert. Das Kreuz befindet sich in derMünzdarstellung auf der rechten Seite und gibt so den Blick auf dieFresken der 64 Meter hohen Kirchenkuppel frei. Faszinierend sind dergewaltige räumliche Eindruck und die ganze Prachtentfaltung auf derkleinen Münzfläche. Unten zieht sich im Halbkreis die Schrift hin: DASMELKER KREUZ. Dieser Schriftzug scheint ein Teil des Kirchen-raums zu sein. Inmitten der Worte steht der Fuß des Kreuzes. So kom-men wesentliche Elemente des Stiftes Melk in ihrer ganzen Schönheitauf einer einzigen Münze zur Geltung.

DIE DRITTE MÜNZE DER SERIE „STIFTE UND KLÖSTER IN ÖSTERREICH“10-EURO-SILBERMÜNZE „STIFT MELK“

dem verlorenen Paradies“ statt. In denletzten Jahren hat sich auch im kulturellenBereich wieder viel getan. Seien es zahl-reiche musikalische Aufführungen, seienes Veranstaltungen und Kurse, seien es dieInternationalen Barocktage, sei es dieWaldzell-Tagung, sei es die Auseinander-setzung mit zeitgenössischer Kunst: Einegroße Vielfalt ist hier möglich – von derBasiskultur, die zum Teil von der Schuleoder regionalen Initiativen ausgeht, bis zurklassischen Hochkultur.Im Sinne der Regel des heiligen Benediktist vielen das „ORA ET LABORA ETLEGE“ bekannt. Benedikt versucht mitseinen Regeln den ganzen Menschen an-

zusprechen. Der Mensch ist als eine Ein-heit von Körper, Geist und Seele zu sehen.Alle Einseitigkeiten stören die volle Ent-faltung des Menschen.ORA = BETE, das heißt, erhebe deineSeele zu Gott, deinem Schöpfer, bleibe mitihm in Kontakt, halte Kommunikation mitihm, entferne dich nicht von ihm.LABORA = ARBEITE, das heißt, seischöpferisch, sei tätig, freue dich an dem,was deine Hände schaffen, lobe Gott auchdurch dein Tun.LEGE = LESE, das heißt, studiere, ent-wickle dich weiter, bleib nicht stehen beideinem alten Wissen, bilde dich und gibdeine Erfahrung weiter.

Deswegen ist in Benediktinerklöstern auchdie Bibliothek als zweitwichtigster Ort ne-ben der Kirche zu sehen. Speziell in Melkist die Stiftsbibliothek ein unvergesslicherEindruck für die Besucher.Von April bis Oktober hält der Konventdes Stiftes das Chorgebet um 12 Uhr inder Stiftskirche und lädt die zufällig anwe-senden Besucher und die bewusst Dazu-kommenden herzlich ein, daran teilzuneh-men und gemeinsam mit den Patres „INDER MITTE DES TAGES“ innezuhaltenund zu beten und singen. Am Beginn undSchluss dieses gemeinsamen Betens undSingens erklingt auch die Orgel der Stifts-kirche. �

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Wo die „Magna Mater“ zu Hause ist

850 Jahre Mariazell:

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A K T U E L L E S

DIE MÜNZE 11

Woher der Name „Mariazell“?Die Legende besagt, dass 1157 der MönchMagnus aus dem Benediktinerkloster St.Lambrecht in die Gegend des heutigen Ma-riazell gesandt wurde, um dort als Seelsor-ger tätig zu sein. Auf seiner Wanderung hat-te er eine Marienstatue bei sich, ein Kunst-werk aus Holz. Am 21. Dezember – es wur-de schon Abend – versperrte ihm ein mäch-tiger Felsblock den Weg. Es schien keinWeiterkommen in dieser unwirtlichen Ein-öde möglich, und verzweifelt wandte er sichan das Standbild und bat um Hilfe der Mut-tergottes. Die hatte ein Einsehen: Der Felsspaltete sich und öffnete den weiteren Weg.Als der Mönch einen geeigneten Ort gefun-den hatte, stellte er die Statue ab und bautesich eine (Mönchs-)Zelle. Diese war Kapel-le und gleichzeitig sein „Dach über demKopf“. Natürlich fand in dieser Kapellebzw. Zelle das Gnadenbild der Maria seinenPlatz. So soll der Name „Mariazell“ ent-standen sein. Die Marienstatue, die auf dembeschwerlichen Weg hierher fand, steht bisheute im Mittelpunkt der Wallfahrtskirche,bekannt als „Magna Mater Austriae“, alsodie „große Mutter Österreichs“. Die Wall-fahrtsgeschichte Mariazells soll auf Mark-graf Heinrich von Mähren zurückgehen.Der Markgraf wurde von Gicht geplagt,und der hl. Wenzel riet ihm, die Mönchszel-le mit der wundertätigen Marienstatue auf-zusuchen. Prompt wurde er von seinemLeiden geheilt, und dankbar ließ er um dieZelle herum eine romanische Kapelle er-bauen. Die Errichtung der ursprünglichengotischen Kirche wiederum geht auf KönigLudwig I. von Ungarn zurück. Als Dank fürden Sieg in einer Schlacht im Jahr 1365stiftete er ein Madonnenbild, das noch heu-te den Altar der Schatzkammer ziert.

Nationalheiligtum MariazellDie Blütezeit Mariazells setzte von der Ba-rockperiode bis heute mit dem Ende derGegenreformation ein. Für das Haus Habs-burg wurde Mariazell zum Nationalheilig-tum. Die Habsburger stellten das ganzeLand sozusagen unter den Schutz des Gna-denortes. Im 17. Jahrhundert kam es zueinem immer größeren Zustrom der Wall-fahrer. Die bestehende Kirche war diesemAnsturm kaum noch gewachsen. Der da-malige Abt Benedikt Pierin von St. Lamb-recht gab deshalb den Umbau der Kirche inAuftrag. Zuständig dafür war der Stiftsbau-meister Domenico Sciassia. Die barockeErweiterung begann 1644 und nahm unge-fähr 50 Jahre in Anspruch. In dieser Zeitentstanden die beiden Seitentürme. Das ur-sprünglich dreischiffige Langhaus erhielt

je fünf Seitenkapellen mit Emporen darü-ber. Mehr Licht brachten die großen Fens-ter auf den Emporen. Es wurde viel Raumgeschaffen, der den Strom der Wallfahreraufnehmen konnte. 1679 starb BaumeisterSciassia in Mariazell. Er ruht in einer Gruftim südlichen Seitenschiff.In seiner langen Geschichte blieben derKirche und dem Ort Mariazell Schicksals-schläge nicht erspart. So machte die Bevöl-kerung 1420 und 1532 mit der Türken-armee wenig erfreuliche Bekanntschaft.1683 wurden aus Angst vor den Türken dieGnadenstatue und das Marienbild in derSchatzkammer nach St. Lambrecht in Si-cherheit gebracht. Brände verwüstetenHäuser und Kirche. Das größte Feuer brach1827 zu Allerseelen aus. Der Ort wurdenahezu eingeäschert, die Kirche erlittschwere Brandschäden: Dach und Turm-helme fielen dem Brand zum Opfer, undsogar die Glocken schmolzen in der Hitzedahin. Das Kircheninnere blieb jedoch imGroßen und Ganzen verschont. Im Jahr1679 erreichte auch die Pest Mariazell undraffte über 150 Personen dahin. Kaiser Jo-seph II. veranlasste bekanntlich zahlreicheKlosterschließungen. Davon war 1786auch St. Lambrecht betroffen. Das wiede-rum brachte Behinderungen der Wallfahr-ten mit sich, die schließlich völlig verbotenwurden. Auch in der jüngeren Geschichtewar Mariazell vom Kriegsgeschehen be-troffen: 1945 wurden hier 5.000 Mann derRoten Armee einquartiert. Glücklicherweise hat die moderne Chronikauch etliches an Erfreulichem zu verzeich-nen: 1907 wurde die Kirche zur Basilikaminor erhoben. Die Stadterhebung 1948verdankte Mariazell mit unter 2.000 Ein-wohnern sicher nicht seiner Größe, son-dern seiner Bedeutung als Wallfahrtsort.Nach 1949 kam es zu umfangreichen Sa-nierungsarbeiten. 1983 weilte Papst Johan-nes Paul II. in Mariazell. Die Verbunden-heit der Ungarn und anderer Nationen ausden ehemaligen Ostblockländern mit Ma-riazell ist groß. 1990 hatte eine Dank- undFreiheitswallfahrt von Teilnehmern ausehemals „sozialistischen“ Staaten 25.000Teilnehmer zu verzeichnen. Beim Mittel-europäischen Katholikentag 2004 fandensich im berühmtesten Wallfahrtsort Öster-reichs mehr als 100.000 Besucher ein. DieZahl der jährlichen Pilger aus aller Welt er-reicht über eine Million.

Die Basilika heuteSeit 1992 waren verstärkt viele Restau-rierungsarbeiten und naturgemäß auch vielGeld notwendig, um die gefährdete �

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Mariazell ist ein international be-kanntes und geschätztes österrei-chisches Wahrzeichen. Dement-

sprechend hat die MÜNZE ÖSTERREICH schonvor dem jetzigen 5-Euro-Stück „850 JahreMariazell“ Sondermünzen herausgebracht,die diesen Wallfahrtsort betreffen, nämlichzur 800-Jahr-Feier 1957 die 25-Schilling-Sil-bermünze „Mariazell“ und 1982 die 500-Schilling-Silbermünze „825 Jahre Maria-zell“.Der Ortsname Mariazell steht in erster Liniefür die dortige Basilika, dem in der Steier-mark gelegenen wichtigsten Wallfahrtsziel inÖsterreich. Die große und lange Vergangen-heit ist legendenumwoben.

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A K T U E L L E S

Bausubstanz zu retten. Zahlreiche Spendenaus allen Bevölkerungskreisen haben dabeigeholfen. In diesem Jahr, in dem auch derPapst nach Mariazell kommt, wird sich dassakrale „Schmuckstück“ in neuem fest-lichen „Gewand“ präsentieren. Es gibt aberweiterhin viel zu tun, um die Substanz zuerhalten. (Wenn Sie sich auch mit Spendenbeteiligen wollen, finden Sie auf der Web-site www.basilika-mariazell.at das Kapitel„Die Restaurierungsarbeiten – Wie manhelfen kann“ und verschiedene Spenden-konten.)Wer heute vor der charakteristischen Fas-sade der Mariazeller Wallfahrtskirche steht,wird durch die unterschiedlichen Türme andie Baugeschichte erinnert. Der gotische 90Meter hohe Mittelturm hat einen Spitzhelm,der ihm nach dem großen Brand von 1827„angepasst“ wurde. Die mit Zwiebelhelmenversehenen barocken Seitentürme sind je-weils 60 Meter hoch. Sofort ins Augespringt das Hauptportal mit dem gotischenSpitzbogen. Seitwärts vom Hauptportalsind Markgraf Heinrich von Mähren undKönig Ludwig von Ungarn, die „Väter“ derMariazeller Wallfahrt, als lebensgroße Blei-figuren verewigt. Wenn man in die Basilikaeintritt, ist die zentral gelegene Gnaden-kapelle nicht zu übersehen. Der Entwurf zu

dem silbernen Altar stammt von Josef Ema-nuel Fischer von Erlach. Hier ist die un-mittelbare „Heimstatt“ der „Magna MaterAustriae“, einer ganz einfach wirkendenromanischen Figur aus Lindenholz. Diesesschlichte Kunstwerk und die damit verbun-denen Bräuche spiegeln den Volksglaubenseit Jahrhunderten. So wird die Holzstatuenach alter Sitte mit so genannten Lieb-

frauenkleidern geschmückt. Nur anlässlichMariae Geburt im September und am 21.Dezember, dem Tag, auf den die GründungMariazells zurückgeht, präsentiert sich Ma-ria ohne zusätzliche Bekleidung. Ein weite-rer Höhepunkt ist der Hochaltar, den Jo-hann Bernhard Fischer von Erlach entwor-fen hat. Eine Besonderheit ist der Taberna-kel in der Form einer Erdkugel aus Goldund Silber. Man sieht auf Schritt und Trittim Inneren der Basilika Stuckverzierungenvon italienischen Künstlern aus dem 17.Jahrhundert. In der Schatzkammer auf derSüdempore befindet sich das Bild „Mariamit dem Kind“, das König Ludwig von Un-garn gestiftet hat. Über den beiden Sakris-teien gibt es eine Süd- und eine Nord-schatzkammer, wobei die „Schätze“ – wieverschiedene Votivgaben – mehr ideellerNatur sind, weil vor allem die menschlichenSchicksale, die hinter den Gaben stehen,und nicht der materielle Wert eine Rollespielen. Es gibt aber für den Besucher –neben den genannten „Glanzlichtern“ –noch eine große Fülle erlesener Kunst undbestechender Schönheit zu entdecken. Ma-riazell und seine Basilika können der Höhe-punkt eines wunderschönen Ausflugs inherrlicher Berglandschaft sein. Sie sindherzlich eingeladen! �

IM MAI: NEUE 5-EURO-SILBERMÜNZE„850 JAHRE MARIAZELL“

Die Bestellkarte für die 5-Euro-Münze in „handgehobener“ Qualität mitattraktiver und informativer Verpackung finden Sie in der Heftmitte.

Die Münze ist offizielles Zahlungsmittel in der Republik Österreich. Erhältlich inallen Banken, Sparkassen, im Münzhandel und in den MÜNZE ÖSTERREICH-SHOPSWien und Innsbruck sowie im Online-Shop.

Ausgabetag: 9. Mai 2007Entwurf: Th. Pesendorfer/H. AndexlingerFeinheit: 800/1000 AgFeingewicht: 8 gDurchmesser: 28,5 mmNominale: € 5,–Auflage: Sonderqualität

„Handgehoben“ 100.000 StückNormalprägung 450.000 Stück

EmpfohlenerErstausgabepreis: in der Sonderqualität

„Handgehoben“ € 9,– (inkl. 10 % MwSt.)

Die neue Silbermünze in der bekannten originellen neuneckigenForm zeigt die West- bzw. Hauptfassade der Mariazeller Wallfahrts-

kirche mit dem gotischen Spitzturm, rechts und links umgeben von denbeiden Barocktürmen mit Zwiebelhelm. Die Münze nach dem Entwurf von MÜNZE-Chefgraveur Thomas Pesen-dorfer lädt förmlich zum Betreten der Treppe ein, die zum Hauptportalführt, das in gotischer Spitzbogenform ausgeführt ist.

Links neben dem einen Seitenturmschließt eine Baumkrone das Bild ab.Rechts im Vordergrund ragt ebenfallsein Baum ins Bild. Die gewählte Perspektive zeigt dieKirche majestätisch hoch aufragend.Zwischen der bogenförmigen Schrift850 JAHRE MARIAZELL ragt dergotische Turm hoch in den Him-mel. Über der Baumkrone rechtsstehen die Jubiläumszahlen 1157und 2007. Die andere, bei den 5-Euro-Münzenstets gleichbleibende Seite, die Hel-mut Andexlinger gestaltet hat, istinzwischen allgemein bekannt: inder Mitte der 5-Euro-Nennwert,umgeben von den neun Bundeslän-derwappen.

Der Hochaltar entstand zwischen1693 und 1704 nach dem Entwurfdes berühmten Künstlers undArchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach.

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S E R I E

und 1515 Heirats- und Erbverträge fürihre Nachkommen ausgehandelt. Der kin-derlose Jagellone Ludwig fiel 1526 in derSchlacht von Mohács im Kampf gegendie Türken. Ferdinand, der 1521 LudwigsSchwester Anna geheiratet hatte, wurdeauch anstandslos in Böhmen, Mähren,Schlesien und der Liegnitz anerkannt. InUngarn standen jedoch die Osmanen. Diefolgenden Auseinandersetzungen führtensie 1529 vor die Tore Wiens und zum Zer-fall Ungarns in drei Teile: den habsbur-gisch beherrschten Westteil, das von denOsmanen abhängige Siebenbürgen sowieden von den Osmanen besetzten Südteil.Ferdinand war nun Herrscher in denösterreichischen Landen, in Böhmen und(West-)Ungarn und damit auch obersterPrägeherr innerhalb unterschiedlicherWährungssysteme: des österreichisch-tirolischen, auf dem Kreuzer beruhenden(1 Kreuzer = 4 Pfennige [Abb. 3]), demböhmischen mit dem noch bis 1547 aus-gegebenen Prager Groschen und denKleingeldwerten Weißpfennig und Helleroder Kleinpfennig [Abb. 4] (1 Kreuzer =3 Weißpfennige bzw. 6 Heller) sowie demungarischen mit den KleingeldwertenDenar [Abb. 5] und Obol (1 Denar = 2 Obole = 3 Wiener Pfennige). Dazu kamdas eigenwillige System Schlesiens (1 Weißgroschen = 2 Kreuzer = 6 schlesi-sche Pfennige = 12 schlesische Heller, 1 Silbergroschen = 3 Kreuzer = 4 Gröschl= 12 Wiener Pfennige). Die Vereinheitli-chung der Systeme für alle seine Gebietewar für Ferdinand von großem Interesse.Vorher aber entmachtete er noch die böh-mischen Grafen Schlick, die ab 1520 fürdie massenhafte AusprägungJoachims„ta-ler“ Guldengroschen verantwortlich wa-ren, und prägte selbst in Joachimstal.

Die ReichsmünzordnungenFerdinand hatte bereits 1524 für Hall undWien eine Münzordnung erlassen. �

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DIE GESCHICHTE DES GELDES IN ÖSTERREICH

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Das Geldin der Neuzeit(TEIL 1)

DIE MÜNZE 13

Landstrich, der mittlerweile Norditalien alseuropäischem Wirtschafts- und Finanzplatzden Rang abgelaufen hatte. Durch die Hei-rat seines Sohnes Philipps des Schönen mitJohanna, Erbin der Königreiche Kastilienund Leon sowie Aragon, kamen auch dieseTerritorien samt ihren überseeischen Besit-zungen an die Habsburger. Das spanischeWährungssystem beruhte auf dem Silber-real, dessen achtfache Ausgaben eine außer-ordentliche Karriere machen sollten. Siewurden schon während der gemeinsamenRegierung Johannas mit ihrem Sohn Karl(V.) zu einem Gutteil in Amerika emittiert.

Die Schlacht von MohácsKarl V. überließ 1521/22 seinem jüngerenBruder Ferdinand die Alpen- und Donauter-ritorien inklusive Tirol sowie Burgund, dieVorlande und den Elsass.Er selbst hatte bis dahin in Hall den gerin-ger feinen rheinischen Goldgulden (18 Ka-rat 6 Grän [Abb. 2]) und in St. Veit den un-garischen Dukaten (fast 24 Karat) herausge-geben, der im Laufe der Zeit den Goldgul-den verdrängen sollte.Die Stände in Innsbruck und Wien verwei-gerten Ferdinand zunächst die Anerken-nung, in Wien bemächtigte sich der Landtagsogar der Münze. Ferdinand setzte sich 1522schließlich durch. Im selben Jahr gab St.Veit den so genannten Reitertaler heraus.Regelmäßige und umfangreiche Talermün-zenemissionen liefen aber erst in den1540er-Jahren an.Maximilian und Wladislaus II., König vonBöhmen und Ungarn, hatten bereits 1491

ZeitenwendeMit Sigismunds revolutionärem Schritt,1486 in Hall in Tirol das Silberäquivalentdes Goldguldens, der zu jener Zeit mit 60Kreuzern tarifiert worden war, auszuprägen,wurden aber auch für Jahrhunderte mit densich ständig verändernden Wertverhältnissenzwischen Gold und Silber immer wieder-kehrende Währungsprobleme festgeschrie-ben.Nach Sigismunds Abdankung vereinigteMaximilian die habsburgischen Lande mitall ihren unterschiedlich entwickelten Wäh-rungsgebieten wieder in einer Hand. Erprägte weiter in Wien und Hall, produziertein St. Veit in Kärnten und betrieb die Münz-stätte Lienz noch bis 1510 weiter. Lienz undspäter St. Veit prägten nach dem Tiroler (1 Kreuzer = 5 Vierer) und dem niederöster-reichischen (4 Pfennige = 1 Kreuzer) Münz-fuß. Bis 1524 gab er auch süddeutsche Bat-zen und Halbbatzen heraus. Maximilianbrachte auch den Dukaten in den Westenseiner Lande, der bis dahin nur den in Hallgeprägten geringer feinhaltigen Goldguldenkannte [Abb. 1]. Mit Maximilians burgundischer Erbschaftwurden die Niederlande habsburgisch, ein

VonDr. Roswitha DenkKunsthistorisches Museum, Münzkabinett

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14 DIE MÜNZE

S E R I E

Karl V. erstrebte ebenfalls noch für 1524eine Münzordnung für das gesamte HeiligeRömische Reich Deutscher Nation mitseiner verwirrenden Vielfalt im Münzwe-sen. An diese erste Reichsmünzordnunghielt sich so gut wie niemand; auch Ferdi-nand nicht mit dem ihm vom kaiserlichenBruder verliehenen „Privileg des Quent-chens“ [Abb. 6].Nach dem Schmalkaldischen Krieg ver-suchte man erneut, das Münzwesen reichs-weit zu ordnen. Mittlerweile war derGegenwert des Goldguldens bis auf 72Kreuzer gestiegen. Im Rahmen der zweitenReichsmünzordnung wurde wiederum seinSilberäquivalent als Reichsguldiner ausge-prägt. Auch dieses Mal zögerte Ferdinand,doch ließ er schließlich in Österreich, Un-garn und Böhmen außer in Joachimstalnach Reichsfuß schlagen [Abb. 7]. Auf-grund der Diskrepanz zwischen Silberpreisund festgesetztem Talerkurs musste dieseReichsmünzordnung einer dritten weichen,die den Reichsgulden zu 60 Kreuzernbrachte. Ferdinand forcierte jenen auch inJoachimstal [Abb. 8], in Ungarn aber ver-zichtete er auf seine Ausprägung.Karls Sohn und Nachfolger in Spanien,Philipp II., prägte insbesondere in denNiederlanden in ziemlich großen Quantitä-ten. Voraussetzung dafür war das amerika-nische Silber, das umgemünzt wurde. Ins-besondere die Philippstaler machten Ferdi-nand I., dem Reich und seinem Währungs-system zu schaffen, weil sie in großen Men-gen ins Land strömten.

Die Teilung der habsburgischen HausmachtFerdinand I. verfügte, dass sein ältesterSohn Maximilian Österreich ob und unterder Enns, Böhmen und Ungarn erhielt, Fer-dinand Tirol und die Vorlande, Karl dieSteiermark, Kärnten, Krain, Görz und dasKüstenland, Territorien, die ab 1600 unterdem Begriff „Innerösterreich“ zusammen-gefasst wurden.Mit der Übernahme der Kaiserwürde warMaximilian II. auch gleich mit den reichs-weiten währungspolitischen Schwierigkei-ten konfrontiert. 1566 legalisierte derReichstagsabschied die vor der Reichs-münzordnung von 1559 geprägten Taler miteinem Kurs von 68 Kreuzern („Reichs-taler“). Für die habsburgischen Lande ge-währte Kaiser Maximilian II. 1573 erneutein Ausscheren aus der Einheit im Reichs-münzwesen: Die Taler sollten nach derösterreichischen Münzordnung von 1524ausgebracht und ihr Wert auf 70 Kreuzergesetzt werden.

Karl vollzog diese Beschlüsse in Inneröster-reich, war aber hauptsächlich mit der Tür-kenabwehr und den konfessionellen Aus-einandersetzungen beschäftigt. Die einzigeMünzstätte in Klagenfurt war bei seinerMachtübernahme im Bestand der Stände.Erst 1574 wurde Graz wiedereröffnet.Ganz anders verfuhr Erzherzog Ferdinand,der Tirol und seine Münzstätte Hall zumZentrum der mitteleuropäischen Finanzpoli-tik machen sollte. In seine Überlegungenbezog Ferdinand auch den Elsass mit ein,wo er Ensisheim zu einer landesfürstlichenMünzstätte erhob. Er steigerte mit der ebenerfundenen Walzenprägemaschine, mit derer hauptsächlich Groschen (= 3 Kreuzer)und Taler herstellte, die Produktivität enormund senkte die Prägekosten deutlich. DasMünzprägegeschäft lohnte sich besondersseit 1587, als spanische Händler 8-Real-Stü-cke in großen Mengen importierten. Fernerhatte er bereits 1577 für Tirol eine neueMünzordnung erlassen, die den Feingehaltder österreichischen Taler nochmals herab-setzte. Darüber hinaus verarbeitete er nichtnur das Tiroler Silber, sondern neben zuge-kauftem Pagament auch alte und gute einge-schmolzene Münzen, darunter viele Reichs-sorten. Seine Taler, obzwar geringer feinhal-tig, fanden reißenden Absatz [Abb. 9].Bereits ab 1570 gab es Klagen im deut-schen Reich über das Fehlen guter und dasÜberhandnehmen unterwertig ausgebrach-ter Münzen. Erzherzog Ferdinand (II.) vonTirol hat mit seinen persönlichen Erfolgenzu einer reichsweiten Finanzkrise größtenAusmaßes zu Beginn des DreißigjährigenKriegs massiv beigetragen.Nach Maximilians II. Tod erlangte RudolphII. neben seinen österreichischen, ungari-schen und böhmischen Titeln auch noch dieKaiserwürde. Er prägte in all seinen Lan-desteilen – mit Ausnahme der untersten lan-desspezifischen Nominalien – ebenso wiesein Cousin Erzherzog Ferdinand (III.) inInnerösterreich nach österreichischem, seit1582 in Ungarn nach dem schwächeren Ti-roler Münzfuß. Anfang des 17. Jahrhun-derts lief der rheinische Goldgulden aus,der ungarische und der im Feingewichtkaum merklich leichtere österreichischeDukat hatten sich durchgesetzt. Zwischen1576 und 1618 wurden in den böhmischenMünzstätten massenhaft so genannte Ma-leygroschen geprägt, deren 60 Stück als 1 Schock meißnisch = 30 Weißgroschen = 1 Reichstaler = 70 Kreuzer galten.Rudolphs Brüder und Vettern empfandenseine politische und wirtschaftliche Ent-scheidungsschwäche als unhaltbar und er-nannten 1607 Matthias zum Haupt der

Ferdinand I. (1521/22/56–1564)Weißpfennig 1563, Kuttenberg

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Karl V. (1519–1521/22/56)Goldgulden o. J. (1519–1522), Hall

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Ferdinand I. (1521/22/56–1564)Guldiner o. J. (1531–1556), Wien

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Ferdinand I. (1521/22/56–1564)Reichsguldiner (72 Kreuzer)1557, Klagenfurt

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Ferdinand I. (1521/22/56–1564)Pfennig 1531, Linz

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Ferdinand I. (1521/22/56–1564)Denar 1529, Kremnitz

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Maximilian I. (1490/93/1508–1519)Dukat o. J. (1508–1519), Hall

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Familie Habsburg. 1608 musste RudolphÖsterreich, Ungarn und Mähren an Mat-thias abtreten. Ausschlaggebend für diesen„Bruderzwist“ war der langjährige Grenz-krieg mit den Osmanen und ein endlich1606 erreichter Frieden, dem Rudolph nichtzustimmen wollte. Die konfessionellenGegensätze verschärften sich und mündeten1618 im „Prager Fenstersturz“, der denDreißigjährigen Krieg auslöste.

Die „Kipper- und Wipperzeit“Mit seinem Beginn landete 1619 bis1622/23 die Finanzpolitik in der erstengaloppierenden Inflation im mitteleuropä-ischen Raum. Sie wurde durch das noch im-mer existierende Spannungsfeld zwischenstaatlich verfügtem Nennwert und „inneremWert“ der Münzen massiv befördert. So hat-te 1582 der gute Reichstaler noch offiziell68 Kreuzer gegolten, 1622 wurden bereits600 und mehr Kreuzer für ihn geboten, diedafür in immer kürzeren Abständen immerminderwertiger ausgebracht worden waren.Das Verschwinden der guten Reichstalerund der Bedarf nach Geld führten nebenbeiauch dazu, dass ausländische Prägeständedies für sich nutzten und unterwertige Taler

für den Export in das Heilige RömischeReich produzierten, so die Niederlande unddie Schweiz. In den spanischen Niederlan-den hatten Isabella, Tochter Philipps II., undihr Gemahl, Erzherzog Albert, Bruder Ru-dolphs II. und Matthias’, 1612 ein neuesMünzsystem geschaffen, das fast 150 Jahreunverändert bleiben und im deutschen Reichund den österreichischen Erblanden insbe-sondere mit dem großen SilbernominalePatagon (später „Kronentaler“) nachwirkensollte.Sogar der Kaiser selbst sah sich aus Geld-mangel genötigt, die inflationäre Entwick-lung mitzumachen. Er verpachtete dem sogenannten „Münzkonsortium“, dem nebendem Fürsten Liechtenstein, Statthalter inBöhmen, auch Wallenstein angehörte, z. B.das alleinige Prägerecht in den MünzstättenBöhmens, Mährens und Niederösterreichs.Mit dem vom Konsortium erzeugten Kip-pergeld wurden so von Wallenstein über 50von Protestanten konfiszierte Güter billigsterstanden.Knapp vor dem drohenden Kollaps verbotdie Obrigkeit nach einer vorherigen Abwer-tung mit einem Wertverlust von über 80Prozent das Kippergeld und stellte wiedergutes Geld zur Verfügung. Der offizielleKurs des neu ausgegebenen Talers wurdemit 90 Kreuzer oder 1,5 Gulden (1 Rech-nungsgulden = 60 Kreuzer) festgesetzt.Für Ferdinand II. waren im österreichischenRaum als Münzstätten Wien [Abb. 10],Graz und St. Veit tätig, in Böhmen Prag,Kuttenberg und Joachimstal, in Mähren Ol-mütz, in Schlesien Breslau und in UngarnKremnitz und Nagybánya. In Tirol und inden Vorlanden prägte parallel dazu der ös-terreichische Erzherzog Ferdinand Karl.Erst unter Ferdinand III. konnte 1648 derDreißigjährige Krieg beendet werden. DieSchweiz und die Niederlande schieden ausdem Reich aus. 1648 bedeutete für Öster-reich aber auch eine erste Loslösung vomGesamtreich und damit einen Neubeginn.In der Währungspolitik jedoch hatte Ferdi-nand III. mit den immer gleichen Problemenzu kämpfen: Das gute eigene Geld strömteins Ausland, das schlechte fremde über-schwemmte die einheimischen Märkte. EineFlut von Erlässen und Edikten bezeugt dieseProbleme und ihre aussichtslose Bekämp-fung. Erhöhter Wert wurde unter FerdinandIII. auf die Ausprägung von Gold gelegt.Sein Sohn Ferdinand (IV.) war bereits 1647/48 zum König von Böhmen und Ungarnund 1653 zum römischen König gekröntworden, starb aber noch vor seinem Vater.�

Fortsetzung mit Teil 2 in der nächsten Ausgabe von „DIE MÜNZE“

DIE MÜNZE 15

1. Von wem stammt eine der frühestenKonstruktionsideen für einen Apparatzum Münzschlagen?

a) Von Thomas Münzer.b) Von Leonardo da Vinci.c) Von Berthold Schwarz.d) Von Alfred Nobel.

2. Wo und wann wurde zum ersten Malim deutschsprachigen Raum wirkli-ches Papiergeld ausgegeben?

a) 1630 in Frankfurt.b) 1711 in Berlin.c) 1759 in Wien.d) 1782 in Zürich.

3. Welche Schilling-Münze hatte aufeiner Seite ein dreifaches Edelweißals Motiv?

a) 1 Schilling.b) 5 Schilling.c) 10 Schilling.d) 20 Schilling.

4. Welche österreichische Münzenseriegibt es (noch) nicht?

a) „Künstler der Jahrhundertwende“.b) „Berühmte Burgschauspieler“.c) „Berühmte Dirigenten der Wiener

Philharmoniker“.d) „Wiener Musiklegenden“.

5. Was waren Schießtaler?a) In der Jägersprache: scherzhafte Bezeich-

nung für Gewehrkugeln.b) Fachbezeichnung für fehlerhafte und des-

halb ausgeschiedene Taler: Ausschusstaler.c) Taler, anlässlich von Schützenfesten ge-

prägt.d) Die ersten maschinell geprägten Taler: Der

Prägestempel sauste – für die staunendenBetrachter – wie ein Schuss herab.

Und die schwerste Frage - wie immer - zum Schluss:

6. Welche Münzen erhielten u. a. dieBezeichnung „Mühlsteine“?

a) In einer alten Mühle geprägte Münzen.b) Besonders große Taler („schwer wie

Mühlsteine“).c) Großes Steingeld einer Insel.d) Früher: zu schwer geratene Goldmünzen,

die deshalb wieder eingeschmolzen wer-den mussten.

(Auflösung auf Seite 17)

Eines ist „g’wiss“ bei einem Quiz:Man kann nicht alles wissen – und„richtig gewusst“ ist oft Glücks-sache.

TESTEN SIE IHR MÜNZWISSEN!

S E R I E

Ferdinand I. (1521/22/56–1564)Reichsgulden (60 Kreuzer) 1564,Joachimstal

8

Ferdinand II. (1592/1619–1637) Taler 1624, Wien

10

Grafschaft Tirol – ErzherzogFerdinand (1564–1595)Taler o. J. (1564–1595), Hall

9

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schusses im Europäischen Parlament, Jean-Claude Juncker, Premier- und Finanzminis-ter Luxemburgs sowie Präsident der „Euro-Group“ der Wirtschafts- und Finanzminis-ter, und Joaquin Almunia, der für Wirt-schafts- und Finanzangelegenheiten zustän-dige EU-Kommissar.

Was zeigt die 2-Euro-Münze2007?Zu sehen ist der Vertrag, perspektivischflach vor uns liegend. Den Hintergrund bil-det Michelangelos sternenförmiges Boden-mosaik vom Kapitolsplatz in Rom, wo derVertrag unterzeichnet wurde. Die Münzenunterscheiden sich nur durch die Spracheund die Variation der Texte. Die österreichi-sche Beschriftung lautet: VERTRAG VONROM – 50 JAHRE – 2007 – REPUBLIKÖSTERREICH. Die gemeinsame Nennwertseite zeigt nebender großen Ziffer 2 – wie gewohnt – die

Europa-Landkarte, aber in neuer, erweiterterForm. Es muss nämlich eine neue Karten-gestaltung der erfolgten EU-ErweiterungRechnung tragen. Diese neue Form wird füralle 10-, 20- und 50-Cent- sowie die 1- und2-Euro-Münzen gelten. Slowenien, wo am1. Jänner 2007 das Euro-Bargeld eingeführtwurde, berücksichtigt das bereits jetzt beiallen genannten Münzen. Auch viele andereLänder verwenden auf ihren 2007er-Ausga-ben bereits die veränderte Darstellung.Österreich und einige andere Länder folgen– vom jetzigen „2-Euro-Sonderfall“ abgese-hen – im Jahr darauf. Selbstverständlich än-dert das nichts an der Gültigkeit aller bisherherausgegebenen Euro- und Cent-Münzen.

Designentwicklung in WienDie MÜNZE ÖSTERREICH kann auf die ge-meinsamen Designelemente für die nationa-len Seiten der heurigen 2-Euro-Münzedurchaus ein bisschen stolz sein: Der Ent-wurf, der im Wettbewerb gesiegt hat, ist ineinem Design-Workshop in Wien entstan-den, an dem außer den Künstlern des Hau-ses auch Vertreter der spanischen, der italie-nischen und der französischen Münzstättenteilgenommen haben. Österreich hat unab-hängig von der Mitwirkung in diesemWorkshop noch weitere eigene Entwürfe zudem Wettbewerb eingereicht und ist mitzwei davon in die Endauswahl unter denvier bestbewerteten Beiträgen gelangt.Zum Schluss noch eine Besonderheit amRande: Das Vertragswerk, dem das Jubi-läum und die 2-Euro-Münze gelten, heißt inÖsterreich „Vertrag von Rom“. Auf demGegenstück aus Deutschland dagegen ver-wendet man den Begriff „Römische Verträ-ge“. Wie heißt es doch so schön: Nichtsunterscheidet Österreicher und Deutschemehr als die gemeinsame Sprache. Mankann den Unterschied, wenn man so will,aber auch als Beleg für das europäischeMotto sehen: Einheit in Vielfalt. �www.austrian-mint.at/2euro_sondermuenzen

2-EURO-MÜNZE

„Vertrag von Rom“

16 DIE MÜNZE

A K T U E L L E S

Der diesjährige Kleinmünzensatz in handgehobener Qua-lität mit den acht Münzen von 1 Cent bis 2 Euro, der

am 9. Mai 2007 erscheint, ist in doppelter Hinsicht etwasganz Besonderes: 1.) Er enthält die beschriebene spezielle 2-Euro Münze zumThema „Vertrag von Rom“. Diese Sonder-2-Euro-Münzewird es nur mit dem Ausgabejahr 2007 geben. NächstesJahr ist bei uns wieder Bertha von Suttner „an der Reihe“. 2.) Die 10-, 20-, 50-Cent-Prägungen sowie die 1-Euro Mün-ze sind noch mit der bisherigen Landkarte versehen, und

zwar zum letzten Mal! (Die geänderte Landkarte wird nächstes Jahr auf allenMünzen von 10 Cent bis 2 Euro herauskommen – also wieder eine Premiere wie jetzt beider speziellen 2-Euro-Münze.)Der Kleinmünzensatz 2007 in handgehobener Qualität erscheint in der streng limitiertenAuflage von 75.000 Stück. Die Bestellkarte finden Sie in der Heftmitte. �

Kleinmünzensatz 2007Eine ganz besondere Ausgabe mit spezieller 2-Euro-Münze

Der Offizielle Österreichische

Jean-Claude Juncker, Premierminister von Luxemburg, und EU-KommissarJoaquin Almunia präsentieren die Motivseite.

Bertha von Suttner hat – wie schon im Ju-biläumsjahr 2005 – auch in diesem Jahr

„Urlaub“, nämlich von ihrer Stellung aufder 2-Euro-Münze. Denn das 2-Euro-Stück2007 ist dem „Vertrag von Rom“ gewidmet:Am 25. März 1957 wurde dieser Vertragunterzeichnet, der vor allem die EuropäischeWirtschaftsgemeinschaft (EWG) begründe-te, aus der später die EU wurde. (Gleichzei-tig wurde auch der EURATOM-Vertrag ab-geschlossen, der die Grundlage der Europä-ischen Atomgemeinschaft war, weshalbvielfach in einem Atemzug von den „Römi-schen Verträgen“ oder „Römer Verträgen“gesprochen wird.) Europa feiert heuer alsoein 50-jähriges Jubiläum.Aus diesem Grund bringen alle 13 Euro-Länder je eine 2-Euro-Umlaufgedenkmünzeheraus, die in der gesamten Euro-Zone ge-setzliches Zahlungsmittel ist. Die europä-ischen Münzdirektoren haben beschlossen,für die nationalen Seiten dieser Münzen ge-meinsame Gestaltungselemente zu verwen-den. Nach einem entsprechenden Design-wettbewerb wählte bereits Anfang Mai 2006eine namhafte EU-Jury das jetzt umgesetzteMotiv aus. Der Jury gehörten folgende Per-sönlichkeiten an: Pervenche Berès, Präsi-dent des Wirtschafts- und Währungsaus-

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Am Abend des 30. Jänner 2007 wurdeim Festsaal der MÜNZE ÖSTERREICH die

neue 50-Euro-Goldmünze „Gerard vanSwieten“ aus der Serie „Große MedizinerÖsterreichs“ vorgestellt. Als Hausherr be-grüßte Generaldirektor Dietmar Spranz dieAnwesenden. In seiner Ansprache schlugSpranz eine Brücke von der bisherigenGoldserie „Große Komponisten“ zu derneuen Serie. „Was Österreich an Kulturel-lem in der Welt beitragen kann, basiert aufeiner geistigen Infrastruktur“, sagte er. Dasgelte nicht nur für Musik und Medizin, so-dass auch weitere Themen für spätere Seriengegeben seien. Hinsichtlich der Sonderaus-gaben der MÜNZE ÖSTERREICH erwähnte erden Standpunkt der EU: „Die Ausgabe vonSammlermünzen ist zu begrüßen.“ Er mach-te kein Geheimnis aus den Persönlichkeiten,die mit den folgenden, jährlich erscheinen-den Münzen geehrt werden. Es sind die gro-ßen Ärzte und Forscher Semmelweis, Bill-roth und Landsteiner. Bei der Präsentationder Münze wies der MÜNZE-Chef auf denÄskulapstab als verbindendes Element beiallen vier Münzmotiven hin. Er erwähnteauch den hohen Aufwand, der bei der Her-stellung solcher Münzen notwendig ist undso den Preis der Sammlermünzen erklärt.Ein anschließender Kurzfilm über dieMünzherstellung, den Vorstandsdirektor DIKurt Meyer präsentierte, machte das ein-drucksvoll deutlich.

Univ.-Dozent Dr. Manfred Skopec umriss inseinem mit Anekdoten und Episoden ge-würzten Vortrag die Lebensstationen desgroßen Mediziners van Swieten. Für MariaTheresia gehörte zum Leitbild eines Leib-arztes, dass er „ein guter Christ und Welt-mann“ sei. Diese Voraussetzungen erfüllteoffensichtlich van Swieten, der ihr nach-drücklich empfohlen wurde. Der aber wehr-te sich anfangs gegen die Berufung, wohlnach dem Grundsatz seines Lehrers Boer-haave, der „lieber in die äußerste Wüste flie-hen“ wollte, als seine Freiheit aufzugeben.Ab 1745 kam es dann doch zu der – für Ös-terreich so segensreichen – Anstellung. Ernahm neben dem Posten als Leibarzt zahl-reiche wichtige Funktionen ein. Er gab Vor-lesungen ohne Auftrag und ohne Entgelt,initiierte den Bau des Universitätsgebäudes(das heute die Akademie der Wissenschaf-ten beherbergt) und machte sich besondersdurch die große Medizinreform verdient,die zur Gründung der Ersten Wiener Medi-zinischen Schule führte. Groß war sein so-ziales Engagement – so etwa ordinierte erunentgeltlich für Arme.Generaldirektor Spranz bedankte sich fürden Vortrag mit der Überreichung der VanSwieten-Goldmünze, mit der auch die VanSwieten-Gesellschaft bedacht wurde. EineGruppe junger Musiker trug mit Komposi-tionen aus der Zeit van Swietens zu dem ge-lungenen Abend bei. �

DIE MÜNZE 17

Präsentation der 50-Euro-

Sondergedenkmünze in Gold

„Gerard vanSwieten“

1. Antwort b) Wenn Sie nach dem „Vater“ einer Erfin-dung gefragt werden und Sie wissen es nicht, sagen Sieam besten „Leonardo da Vinci“, denn bei ihm stellt sichbesser die Frage, womit er sich nicht beschäftigt hat. So gibt es von ihm auch eine Skizze für einen Münz-apparat. Den Erfinder des Dynamits und Nobelpreisstif-ter Alfred Nobel haben Sie ja sicher nicht in Erwägunggezogen. Berthold Schwarz oder besser Berthold derSchwarze, ein Mönch, der in der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts lebte, soll in unseren Breiten das Schieß-pulver erfunden haben. Und Thomas Münzer – oderMüntzer – hat trotz seines Namens nichts mit Münzenzu tun. Er war deutscher Theologe und Revolutionär,der vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1525 lebte.

2. Antwort c) Im Siebenjährigen Krieg wurde 1759 inWien das erste wirkliche Papiergeld herausgebracht. Es handelte sich um 10- und 20-Gulden-Scheine. Was hat die Frage nach Papiergeld in einem Münz-Quiz zusuchen? Nun, damit gab es zum ersten Mal eine „Kon-

kurrenz“ zu den Münzen im Beutel. Die Alternativant-worten sind Erfindungen, und die entsprechenden Jah-reszahlen sind – wie man in Österreich so schön sagt –„Hausnummern“.

3. Antwort a) Wahrscheinlich haben Sie es noch ge-wusst. Und wenn nicht: Wo sind die 1-Schilling-Stücke,die Sie als Andenken aufgehoben haben? Um mit KarlFarkas zu sprechen: „Schauen Sie sich das an!“

4. Antwort b) Von 1989 bis 1990 erschienen vierSilbergedenkmünzen zu Ehren von Klimt, Moser, Schieleund Kokoschka unter dem Serientitel „Künstler derJahrhundertwende“. Die vier Silbergedenkmünzen der„Berühmten Dirigenten ...“ Karajan, Böhm, Mahler undStrauss kamen von 1991 bis 1992 heraus. 1997 bis 1999erstreckte sich die Goldmünzenserie „Wiener Musik-legenden“ mit jeweils einer goldenen „Visitenkarte“von Franz Schubert, den Wiener Sängerknaben sowieJohann Strauß Vater und Sohn. Ob es irgendwann zu

einer Serie kommen wird, die großen Burg-Mimen ge-widmet ist, steht derzeit „in den Sternen“.

5. Antwort c) Schießtaler oder Schützentaler warenschlicht und einfach Taler, die in Deutschland im 19.Jahrhundert speziell aus Anlass von Bundesschützenfes-ten geprägt wurden. Spezielle Prägungen (Batzen undFranken) anlässlich von Schützenfesten in der Schweizwurden ebenfalls Schützentaler genannt. Bei den Alter-nativantworten hatte wieder die Fantasie „freien Lauf“.

6. Antwort a) Es gab zwar Steingeld bis zu Mühlstein-größe auf der Karolineninsel Yap, aber den volkstüm-lichen Namen „Mühlstein“ erhielt eine viel kleinereMünze. Es handelt sich um den „Schreckenberger“ oderauch „Engelgroschen“, einen sächsischen Groschen, dervon 1498 bis 1571 aus Silber des Schreckenbergs bei St. Annaberg geprägt wurde. Der Grund für die unge-wöhnliche Bezeichnung: Die ersten „Schreckenberger“wurden in einer alten Mühle geprägt.

DAS MÜNZ-QUIZ – DIE AUFLÖSUNG

Demnächst: Besonders attraktivePapstmedailleIm Hinblick auf den Papstbesuch in Österreich vom 7. bis 9. September 2007wird die MÜNZE ÖSTERREICH im Mai zumPreis von 10 Euro (inkl. 10% MwSt.) dieoffizielle Medaille zur Würdigung des Be-suches und zum Andenken andieses große Ereignis heraus-bringen. Die Silbermedaille(500/1000 Ag) mit einemDurchmesser von 28 mmund einem Raugewichtvon 10 Gramm wird einbesonders gelungenes Por-trät des Heiligen Vaters zeigenund auf der anderen Seite dieMuttergottes-Figur in derBasilika Mariazell sowiedas berühmte Sakralbau-werk selbst, das bekannt-lich ein Besuchsziel desPapstes während seinesÖsterreich-Aufenthaltes ist.Es besteht die Absicht, PapstBenedikt ein Sonderexemplar dieseraußergewöhnlichen Medaillenausgabe zuüberreichen. Das kleine Kunstwerk zeich-net sich durch lebensechte Darstellungdes Papstes und hohen künstlerischenStandard aus. Alle, die das katholischeKirchenoberhaupt in Österreich willkom-men heißen, können auf diese erleseneGedenkmedaille gespannt sein. Als Leserdieser Zeitschrift erfahren Sie in der näch-sten Ausgabe Genaueres zu dieser offi-ziellen österreichischen Papstmedaille.

Vorbestellungen bereits jetzt [email protected]

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18 DIE MÜNZE

M Ü N Z E Ö S T E R R E I C H - S H O P

PERSÖNLICHE KUNSTVOLLE MEDAILLENStück für Stück ein Stück Erinnerung an Kirchen- und Familienfeste

Zeitlos schön und zugleich modern sind diese Medail-len, ideal als Präsente von hohem ideellen Wert – imGegensatz zu vielen üblichen Geschenken. Groß wirddie Wertschätzung sein, wenn Sie eine echte Medailleschenken, sei es zur Geburt, zur Taufe, Kommunion,Firmung oder zur Hochzeit! Noch in späteren Jahrenwird sich so manche(r) beim Betrachten der edlenGedenkmedaille dankbar an seine Taufpatin, an seinenFirmpaten, an seine Trauzeugen oder die anderenSpender erinnern, die sich Gedanken gemacht undliebevoll die Wahl eines solch ungewöhnlichen Ge-schenks getroffen haben.

Das Eingravieren des Vornamens (der Vornamen) unddes Datums (der Daten) auf der Rückseite der jeweiligenMedaille ist im Preis inbegriffen. Jede Medaille ist damit dem Beschenkten persönlichgewidmet.

Gravur: maximal fünf Zeilen mit maximal 15 Buch-staben.

40 mm Durchmesser, ausschließlich in Silber 925/1000.

Preis je Medaille: € 50,60 (inkl. 10 % MwSt.)

BESTELLTERMINBei Postversand mindestens drei Wochen vor dem jeweiligen Ereignis, bei Abholung im MÜNZE ÖSTERREICH-SHOP

mindestens fünf Werktage davor. Online-Bestellungen unter: www.austrian-mint.at/anlassmedaillen

Gravur: Vorname(n) – Datum

Gravur: Vornamen des Brautpaars – Datum

FIRMUNGSMEDAILLE

HOCHZEITSMEDAILLE

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Gravur: Vorname(n) – Geburtsdatum – Taufdatum

Gravur: Vorname(n) – Datum

Gravur: Vorname(n) – Geburtsdatum

TAUFMEDAILLE

KOMMUNIONSMEDAILLE

Fiona12.1.2007

Ingrid3.4.2007

28.10.2007

RenateKurt

17.6.2007

Alexander29.4.2007

Andreas28.5.2007

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DIE MÜNZE 19

MÜNZE ÖSTERREICH-SHOP WienAm Heumarkt 1, 1030 Wien,Tel. 01/717 15, DW 355

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Ausstellungseröffnung: Mit Vereinten Kräften – Franz Joseph I. unddie Innenpolitik. Während die erste Schau der „Kaiser Franz Jo-seph-Trilogie“ mit dem Titel „Beruf Kaiser“ die persönliche Seiteund das Amtsverständnis des längstdienenden Monarchen Öster-reichs zeigte, steht diesmal Franz Josephs Innenpolitik des Viel-völkerstaates im Mittelpunkt. Am Montag, dem 26. Februar 2007,eröffnete Kerry R. J. Tattersall, Marketingdirektor der MÜNZE

ÖSTERREICH, diese Ausstellung im Ausstellungsraum des HausesAm Heumarkt in Wien. „Mit Vereinten Kräften“, der Haupttitelder Ausstellung, ist die deutsche Übersetzung des kaiserlichenWahlspruchs „Viribus Uni-tis“. Kerry Tattersall ver-mittelte den geladenen Gäs-ten ein lebendiges Bild vonder Innenpolitik des Kai-sers. Entsprechend dem Ti-tel ist in der Schau Franz Jo-seph I. zwar die zentrale po-litische Kraft, doch werdenviele Persönlichkeiten undEreignisse berücksichtigt,die das damalige politischeGeschehen wesentlich be-einflussten. Deshalb beginntdie Chronologie der Ereig-nisse bereits mit dem SturzMetternichs bzw. der Revo-lution von 1848. In der Fol-ge spielte bei der Schleifungder Ringmauern für denKaiser die Überlegung eine Rolle, dass sich das Militär im Falleines neuerlichen bürgerlichen Aufruhrs nicht durch enge Tore derStadtmauern zwängen musste. Breiten Raum in der Ausstellungnimmt die wechselvolle Beziehung Österreichs zu Ungarn und denanderen Staaten des Reiches ein. Die Einstellung des Kaisers zuseinem Sohn Rudolf wird ebenso beleuchtet wie die zum späterenThronfolger Franz Ferdinand. Nicht reibungslos war auch die Be-ziehung zum Wiener Bürgermeister Lueger, dem der Kaiser vier-mal die Bestätigung seiner Wahl versagte. Die Kapitel Pressefrei-heit und Wahlrechtsreformen sowie die wechselnden Ministerprä-sidenten vermitteln einen anschaulichen Eindruck von der Innen-politik der 68 Regierungsjahre. Unter den ca. 150 Exponaten fin-den sich neben vielen Bildern, Karikaturen und zeitgenössischenFotografien auch attraktive Uniformen, Schwerter und persönlicheGegenstände des Kaisers, Originale wie ein Glückwunschschrei-ben der englischen Königin Victoria zur Thronbesteigung des Kai-sers, das Konkordat mit dem Heiligen Stuhl aus dem Jahr 1855,das so genannte Oktoberdiplom von 1860 und das so genannteFebruarpatent von 1861 – Grundlagen einer Verfassung für dierestliche Zeit des Habsburgerreiches. Im Namen der Leihgeber be-dankte sich Anita Fürstin von Hohenberg, eine Urenkelin FranzFerdinands und Sophies, für den „lebendigen Geschichtsunter-richt“ bei Kerry Tattersall. Sie haben bis spätestens 17. August 2007 die Gelegenheit, dieAusstellung zu besuchen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 16 Uhr, Mittwoch bis 18 Uhr. Eintritt und Katalog sind auchbei dieser MÜNZE-Ausstellung gratis. Der dritte und letzte Part derTrilogie im Jahr 2009 wird sich der Außenpolitik unter KaiserFranz Joseph I. widmen. �

KAISER FRANZ JOSEPH-TRILOGIE

M Ü N Z E Ö S T E R R E I C H - S H O P

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20 DIE MÜNZE

Bevor wir wieder über die angeblicheWunderkraft von Münzen berichten,geht es heute zuerst einmal um Zei-

chen, die Geld verheißen oder Verlust be-deuten, und um Methoden zur Gelderhal-tung und Geldvermehrung, die der Volks-glaube kennt. Wenn jemandem die linke Hand juckt,dann ist das ein „untrügliches“ Zeichen,dass noch am selben Tag Geld ins Haussteht. Fällt jedoch eine Münze auf den Bo-den, dann geht das Geld zur Tür hinaus,heißt es. Auch wer immer wieder seinGeld zählt, ist nicht gut beraten. Denndann wird es nach altem Aberglauben im-mer weniger. Noch kurioser war die An-sicht, dass es durch wiederholtes Geldzäh-len zu vorzeitigem Haarausfall kommenkönnte. Wer dagegen Geld bei Arbeit oderGeschäft eingenommen hatte, sollte herz-haft darauf spucken. Das galt als Mittel,damit diese Münzen „Kinder kriegten“ –sich also reichlich vermehrten. Bis heute

gibt man in ein Geldtascherl, das man ver-schenkt, eine Münze. Der ursprünglicheSinn: Auch in diesem Fall soll die Münzebewirken, dass sich das Geld in der Börsevermehrt. Ebenfalls bis in unsere Zeitkennt man den Brauch, dass man beieinem Kuckucksruf die Geldtasche kräftigschüttelt, sodass die Münzen richtig schep-pern und klingen. Das beugt angeblichdem Geldverlust vor, und die Geldbörsebleibt immer gefüllt. Bei Neumond sollteman hinaus ins Freie gehen und im Mond-schein das Portemonnaie öffnen. Damitkonnte man sich seinen bescheidenen(oder auch unbescheidenen) Wohlstandsichern. Sie können die genannten Metho-den gern ausprobieren – Garantien könnenwir allerdings keine dafür übernehmen.Wie bestimmte Münzen in den Ruf vonWunderprägungen kommen konnten, ha-ben wir das letzte Mal am Beispiel desGeorgstalers dargestellt. Ein spezieller Fallwaren auch die so genannten „Regen-

bogenschüsselchen“. Dabei handelte essich um keltische schüsselförmige dickeMünzen, die man einige Jahrhunderte spä-ter hauptsächlich in Böhmen entdeckte,die aber auch am Rhein und in Bayern zufinden waren. Seit 1710 gab es eine eigeneLiteratur darüber. Die Menschen glaubten,dass diese Münzen direkt vom Himmel ge-fallen waren, weil die Bevölkerung sie –zumeist nach starken Regenfällen – aufdem Erdboden fand. Man nimmt aber an,dass der heftige Regen jeweils den Bodenausschwemmte und diese Münzen freigab.Die heruntergefallenen Münzen brachteman ganz simpel mit der Fallsucht, alsoder Epilepsie, in Verbindung. In den meis-ten Fällen legte man diese Münzen in Ge-tränke, die dann den Epileptikern verab-reicht wurden. Man nahm an, dass dieWunderkraft dieser Münzen auf den Trankübergegangen war. Durch die Schüssel-form konnte man auch den einen oderanderen Tropfen Muttermilch oder auchZuckerwasser in der Münze deponieren.Das flößte man dann Kindern zur ver-meintlichen Heilung von Krämpfen ein. Es wurden aber auch andere Münzen, undzwar das Münzmetall selbst, zwecks Hei-lung eingenommen. Natürlich schluckteman die Münzen nicht wie Tabletten, son-dern verabreichte den Kranken abgeschab-ten Metallstaub. Grundlage dafür dürftedie alte Metallotherapie gewesen sein,nach der man z. B. Gelbsucht mit Goldoder Rotlauf mit Kupfer heilen wollte.Wo wurden Münzen im Dienst der Volks-medizin noch eingesetzt? In der nächstenFolge erfahren Sie, dass Taler bei der Ge-burtshilfe scheinbar gute Dienste leistetenund dass es sogar einen Groschen gegenNasenbluten und Impotenz gab. �

Quellen:

„Aberglaube“ – www.moneymuseum.com

Günther Probszt: „Österreichische Münz- und

Geldgeschichte – von den Anfängen bis 1918“,

Hermann Böhlaus Nachf. Wien – Köln – Graz 1983

Münzgeschichteund MünzgeschichtenGLÜCKSMÜNZEN – GLÜCKSPRÄGUNGEN

2. Folge: Glaube und Aberglaube rund ums Geld

Trevibrunnen in Rom: Ein Volksglaube sagt, dass es Glückbringe, Münzen mit der rechten Handüber die rechte Schulter in den Brun-nen zu werfen. Eine Münze führe zueiner sicheren Rückkehr nach Rom,zwei Münzen dazu, dass der Werfen-de sich in eine Römerin oder einenRömer verliebe, drei Münzen würdenzu einer Heirat mit der entsprechen-den Person führen.

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