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4/ Juli 2008 ISSN 0947-1251 E 11112 F R E I B U R G E R LEBENSLANGENS LERNEN: Gasthörer an der Universität FÜR EINE GESUNDE NIERE Preis geht an Organforscher PRO/CONTRA BACHELOR: Die Reform in der Diskussion

4/Juli 2008 ISSN 0947-1251 FREIBURGER - pr.uni-freiburg.de · plant, ist das Budget für Kunst bereits im Fi-nanzplan vorgesehen. Zwischen bescheide-nen ein bis zwei Prozent beträgt

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4/Juli 2008 ISSN 0947-1251E 11112

F R E I B U R G E R

LEBENSLANGENS LERNEN:

Gasthörer an der UniversitätFÜR EINE GESUNDE NIERE

Preis geht an OrganforscherPRO/CONTRA BACHELOR:

Die Reform in der Diskussion

Liebe Leserinnen, liebe Leser,an der Universität Freiburg bleibt es span-nend. Noch im laufenden Monat Juli ent-scheidet der Universitätsrat, wer die Albert-Ludwigs-Universität die nächsten Jahre füh-ren wird. Der Senat wird am 23. Juli ab-stimmen. Wenn die offizielle Urkunde desWissenschaftsministeriums vorliegt, hat dieUniversität im Wintersemester voraussicht-lich einen neuen Rektor. Stichworte wie Ex-zellenzinitiative und Bologna-Prozess ma-chen deutlich, dass das Tempo der begon-nenen Veränderungen nicht nachlässt. DasUni-Magazin lässt zwei Professoren zu Wortkommen, die zum Bologna-Prozess unter-schiedliche Meinungen vertreten. Dazu pas-send stellen sich zwei neue Masterstudien-gänge in diesem Heft vor, die beide für dieStudierenden neue Räume erschließen.Nachhaltigkeit ist weiterhin ein wichtigesThema für die Universität. Für ihr Engage-ment wurde sie als „Ausgewählter Ort imLand der Ideen“ ausgezeichnet: Der „Ar-beitskreis Nachhaltige Universität Frei-burg“ stellt Siegerfotos aus seinem Foto-wettbewerb vor. Wieder präsentieren wirMenschen aus dem alltäglichen Uni-Be-trieb. Diesmal die Stabsstelle für Baupla-nung und Raummanagement als Herrinüber die zentralen Räume sowie denSchlüsselmeister der Universität. Zwei Bei-träge zur medizinischen und biologischenForschung geben einen Einblick in die täg-liche wissenschaftliche Arbeit.

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Eva OpitzRedaktion Uni-Magazin

Inhalt

Editorial Aktuell

Frischer Wind im RektoratGewinner des Fotowettbewerbs „Nachhalti-ge Universität“ stehen fest 4

Ortsschilder der Identität Woher, wohin, warum: Kunst an der Universität Freiburg 6

Wissenschaft & Forschung

Dem Geheimnis der Krebszellen auf der Spur Nuklearmediziner optimieren Therapie für Krebspatienten 8

Für eine gesunde NierePreisgekrönt: Prof. Dr. Gerd Walz 9

Der Bauplan für eine PflanzeAG von Prof. Dr. Thomas Laux untersuchtdie Entwicklung von Pflanzen 11

Studium & Lehre

Interdisziplinär und onlineStart des neuen MBA Studiengangs „Estate Planning“ 12

Strafferes Studium, schnelle-rer BerufseinstiegWas bringt die Umstellung auf Bachelor und Master wirklich? 13

Expertenprogramm für denKontinent vor der HaustürDeutsch-russischer Masterstudiengang startet im Wintersemester 2008/09 16

Forschung zwischen Umwelt,Wirtschaft und GesellschaftNeuer Masterstudiengang „Geographie des Globalen Wandels“ 17

Forum 19

Personalien 22

Service

Inhalt

„Es entstehen täglich Konflik-te, die wir lösen müssen“Die Stabsstelle für Bauplanung und Raummanagement 23

Schattenseiten eines SommermärchensWas tun, wenn der Kollegealkoholabhängig ist? 25

Menschen

Studium auf Probe oder lebenslanges LernenGasthörer an der Universität Freiburg 27

Schlüsselmeister - PlattenmeisterNorbert Weis ist Herr über 30.000 Schlüssel und DJ Key 28

Wissenschaftliche Gesellschaft 30

Verband der Freunde 33

IMPRESSUMFreiburger Uni-Magazin

Freiburger Uni-Magazin, erscheint sechsmal jährlich.

Herausgeber:Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Vizerektor,Professor Dr. Hans-Jochen Schiewer

Redaktion:Eva Opitz (verantwortlich, itz), Rimma Gerenstein,Verband der Freunde der Universität e.V.: Lisa Fi-scher, Wissenschaftliche Gesellschaft: ChristianeGieseking-Anz, Titelblatt: Bernhard Kunkler

Anschrift der Redaktion:Kommunikation und PresseAlbert-Ludwigs-Universität, Fahnenbergplatz, 79098 Freiburg, Telefon 0761 203-4301, Fax 0761 203-4278E-Mail: [email protected]

Auflage: 13.000 Exemplare

Fotos: soweit nicht anders gekennzeichnet von der Universität

Verlag/Gestaltung/Anzeigen:PROMO VERLAG GmbH, Geschäftsführer Günter EbiHumboldtstraße 2 • 79098 FreiburgTelefon 0761 38774 -0 • Telefax 0761 38774-55Mediadaten unter www.promo-verlag.de/html/referenzen/magazine.asp

Druck- und Verarbeitung:Poppen & Ortmann

Vertrieb:Stabsstelle Kommunikation und Presse Jahresabonnement Euro 13,–ISSN 0947-1251

© Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Alle Rechtevorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mitGenehmigung der Redaktion. Namentlich gekenn-zeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinungdes Verlages oder der Redaktion wieder. Die Redak-tion behält sich vor, eingesandte Artikel zu redigie-ren und zu kürzen. Das Uni-Magazin steht als pdf-Da-tei unter www.pr.uni-freiburg.de/publikationen/uni-magazin.

und Chemie bei Bedarf regelmäßig die imeigenen Bereich nicht mehr benötigten Che-mikalien aus, anstatt sie teuer zu entsor-gen. Aber auch beim „normalen“ CD-Recy-cling sowie bei Heizenergieeinsparungenhat die Gruppe das Umweltbewusstsein ander Universität gesteigert.

Fotos zur „Nachhaltigen Universität“

Anfang dieses Jahres hat sich AK-NU etwasNeues einfallen lassen: Einen Fotowettbe-werb unter dem Motto „Umweltschutz/Nachhaltige Universität“. Dabei waren Stu-dierende und Beschäftige der UniversitätFreiburg eingeladen, bis zu zwei Fotos ein-zureichen, die die nachhaltige Universitätim Alltag darstellen. Ziel des AK-NU war,durch den Fotowettbewerb das Umweltbe-wusstsein wieder „in den Köpfen der Men-schen zu verankern“, so Werner Beiser. Da-bei hatten die Teilnehmer sehr große künst-lerische Freiheit. Die Bewerber durften ihrMotiv frei wählen. Insgesamt hat der Ar-beitskreis mehr Wert auf die Fragestellungals auf die künstlerische Perspektive gelegt.Die Jury bestand aus AK-NU-Mitgliedernund Experte Manfred Zahn, Grafiker am Ar-chäologischen Institut. Nach dem Einsende-

schluss am 30. April durfte das Komitee 50Bilder auswerten. „Darunter waren sehrunterschiedliche Motive, hauptsächlichtechnische Einrichtungen und Fahrräder“,erklärt Werner Beiser. Den ersten Preis, einCitybike, „erknipste“ sich Siegerin DianaSträuber mit dem Bild „Die Uni für zukünf-tige Generationen“. Ihr Siegerfoto stellt ein

Frischer Wind im RektoratDie Gewinner des Fotowettbewerbs „Nachhaltige Universität“ stehen fest

aktuell

Wer kennt es nicht? Das Plakat „RauchfreieUniversität“. Es stellt eines der wohl be-kanntesten Projekte des AK-NU dar. Der Ar-beitskreis besteht aus elf universitären Mit-gliedern verschiedener Abteilungen undtrifft sich cirka einmal im Monat. „Die Auf-gabe des AK-NU ist es, universitäre Projek-te im Bereich Umweltschutz und Nachhal-

tigkeit zentral zu steuern und die Gesund-heit und Sicherheit aller Mitglieder der Uni-versität zu fördern,“ so Werner Beiser, Per-sonalratsvorsitzender und AK-NU-Mitglied.Dabei haben die „Aktivisten“ schon so eini-ges bewegt: Beispielsweise das „Abfallrecy-cling“ von giftigen Chemikalien über dieChemikalienbörse. Hier tauschen Biologie

Die Uni für zukünftige Generationen

4 Freiburger Uni-Magazin 4/08

Nachhaltige Entwicklung ist heute in aller Munde – aber auch in allen Köpfen? Damitumweltbewusstes Handeln auch an der Universität Freiburg stattfindet, wurde 2005der „Arbeitskreis Nachhaltige Universität“ (AK-NU) gegründet. Im Januar dieses Jahreshat er ein neues Projekt gestartet: Einen Fotowettbewerb zum Thema „Umwelt-schutz/Nachhaltige Universität“. Die Sieger stehen fest und das Uni-Magazin stellt diebestplatzierten Bilder vor.

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Werner Beiser, Personalratsvorsit-zender und AK-NU-Mitglied

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obersten Stocks des Rektorats mit Blick aufdas Münster aufgenommen. „Interessant andiesem Bild ist die Perspektive, aus der derCD-Turm höher als das Münster erscheint“,meint Werner Beiser. Die Preise für die 20besten Bilder übergab Prof. Dr. HeinerSchanz. Die Bilder haben ihren Platz bei ei-ner Ausstellung zu der Eröffnung von „Landder Ideen“ gefunden.

Weitere Projekte in Vorbereitung

Der Foto-Wettbewerb war jedoch in letzterZeit nicht das einzige Projekt des Arbeits-kreises. Im Juni fand eine Ausstellung überPapierverbrauch im KG II statt. Zudem bie-tet AK-NU-Mitglied Tobias Luthe zusam-men mit dem Zentrum für Schlüsselqualifi-kationen und dem u-asta nächstes Semesterein Seminar der besonderen Art an. Studie-rende aller Fächer können dann an einerLehrveranstaltung zum Thema Nachhaltig-keit teilnehmen, für das sie sogar ECTS-Punkte erhalten können.

Stefanie Fehn

kleines Mädchen vor dem KG I dar, das einBuch über Nachhaltigkeit anschaut. „DasKind könnte die Zukunftsfähigkeit darstel-len. Als Denker – möglicherweise eine An-spielung auf Homer und Aristoteles – hältes die Nachhaltigkeit in der Hand,“ so Wer-ner Beiser. Den 2. Preis gewann Marcel Oet-trich mit dem Titel „Selbstversorgung desRektorats“. Er hat das Bild technisch verän-dert, „was wir eigentlich verboten hatten,dann aber nochmals überdacht und zuge-lassen haben,“ meint Werner Beiser. Pro-dukt der nicht ganz so strengen Haltung istein Windrad vor dem Rektorat, „das als Er-weiterung für die ‚Solaruni Freiburg‘ stehenkönnte. Man könnte es aber auch als Fri-schen Wind im Rektorat interpretieren.“Auch Oliver Trachte konnte sich einen Platzauf dem Siegertreppchen sichern. Er er-reichte mit seinem „Recyclingtower“ den 3.Rang. Das Foto hat er auf der Terrasse des

Aktuell

„Selbstversorgung des Rektorats“

Freiburger Unimagazin 4/08 5

InfoAbteilung Umweltschutz – ChemikalienbörseLeiter: Dr. Jürgen SteckAlbertstraße 23chttp://www.umweltschutz.uni-freiburg.de/ChemikalienboerseZum Angebot der Chemikalienbörse ge-hört die Chemikalien-Annahme und –Abgabe sowie Recycling - Lösemittel

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6 Freiburger Uni-Magazin 4/08

aktuell

ihre Projekte im „Kleinformat“ umsetzen.Entschieden hat sich die Kommission fürzwei Beiträge, die dem neuen Gebäude vomersten Tag an eine eigene Note verleihensollen. Von Matthias Braun stammte dieIdee der Plexiglashecken: Rote, blaue undorangefarbene Leuchtkörper, die block-weise in Buschhecken eingebaut werdenund durch Beleuchtung auch nachts an dasneue Gebäude erinnern sollen. Der Künst-ler Reiner Maria Matysik überzeugte die Ju-ry mit einem „Kunstwesen“: Einer Art wei-ßer Seeanemone, die vor dem Hauptein-gang des Gebäudes ihre korallenartigen Ar-me in alle Richtungen streckt. Cirka sechsMeter breit und drei Meter hoch soll die Sta-tue werden.Wenn es an die Auswahl der Kunstwerkegeht, überprüft die Jury unter anderem die„technischen, finanziellen und künstleri-schen Aspekte“, erklärt der UBA-Leiter.Lässt sich das Projekt technisch und kon-struktiv überhaupt realisieren? Können dieKünstler ihr Vorhaben im Rahmen des Bud-gets umsetzen? Fragen, die sich mit Ta-schenrechner und Zollstock wohl leicht be-antworten lassen – bei dem „künstlerischenAspekt“ sieht es da schon anders aus. Kunstzu bewerten sei eine recht schwierige Sa-che, da auch der persönliche „Geschmack“eine gewisse Rolle spiele, gesteht Bühler.

Ortsschilder der IdentitätWoher, wohin, warum: Kunst an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Blau-rote Doppelhelix auf Aluminiumröh-ren, silbern gelöcherte Membranwände undkorallenartige Kunstwesen in Elfenbein-weiß: Man könnte meinen, im Kellerraumdes Universitätsbauamts in der Hugstetter-straße befindet sich zurzeit eine Kunstaus-stellung rund um das Thema Biologie. Aller-dings verwundert es doch, dass die Stücke,allesamt in Miniaturansicht, provisorischnebeneinander aufgereiht sind. Und auchdie im Hintergrund aufgestellten Pinnwän-de, übersät mit Plänen, Skizzen und Expo-sés, weisen wohl eher nicht auf ein neuesMuseum hin. „Das sind die ausgewähltenErgebnisse des letzten Wettbewerbs“, er-klärt Karl-Heinz Bühler, Leiter des Universi-tätsbauamts (UBA) Freiburg. Seit fünf Jah-ren ist er als Leiter des UBA Mitglied in derKunstkommission, einer Einrichtung, dieüber „Kunst am Bau“ entscheidet. Denn fürjedes neue Gebäude, das für die Universitätentsteht, muss auch neue Kunst her. Seit1955 ist die Regelung im Landesgesetz ver-ankert, eine „wichtige Maßnahme“, wieBühler findet. Schließlich unterstützt Ba-den-Württemberg auf diesem Wege seitüber 50 Jahren Kunst und Künstlerhand-werk. Wird eine Neubaumaßnahme ge-plant, ist das Budget für Kunst bereits im Fi-nanzplan vorgesehen. Zwischen bescheide-nen ein bis zwei Prozent beträgt die dafürvorgesehene Summe, die sich aber schoneinmal zwischen 100.000 und 200.000 Eurobewegen kann.

Origineller Ideenreichtum

Über 240 Künstler bewarben sich, als dieKunstkommission Anfang 2008 via Wettbe-werb nach einem geeigneten Kunstobjektfür das „Zentrum für Biochemie und Mole-kulare Zellforschung“ suchte, das in derStefan-Meier-Straße kurz vor der endgülti-gen Fertigstellung steht. Acht Vorschlägekamen in die engere Auswahl und durften

Die Universität ist ein Ort der Gedanken, Argumente, Zahlen und Experimente: Da darfein schöngeistiges „Gegenstück“ nicht fehlen. Kunst, ob in Form von Bildern, Statuen,Fotos, Plastiken oder als Platzgestaltung, dient nicht nur als Inspirationsquelle. Sie sollIdentität stiften - die Universität repräsentieren und definieren - Schließlich sind dieKunstgegenstände ein allgegenwärtiger Bestandteil des Uni-Alltags. Doch was wo plat-ziert, wie realisiert und von wem entworfen wird, will wohl überlegt sein. Die Kunst-kommission des Landes Baden-Württemberg kümmert sich um Organisation undDurchführung der kreativen Vorhaben.

Der „Marsyas“ vor dem Kollegiengebäude IV

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Das biologische Kunstwesen von Reiner Maria Matysik wird vor dem Haupteingang des neuen Gebäudes stehen

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aktuell

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„Es ist nicht unser Ziel, Kunst zu zerreden“.Statt dessen möchte die Kommission die„Wertigkeit des Kunstbeitrags“ überprüfen -Originalität, Kreativität, Ideenreichtum:Das Kunstwerk muss einen individuellenCharakter aufweisen, mit dem Sinn undZweck des Gebäudes im Dialog stehen. WoZellen unter Mikroskopen analysiert undDNA-Ketten zerlegt werden, haben zum Bei-spiel ein Aristoteles und ein Homer nichtszu suchen.

Visitenkarte mit Programm

Vor dem Kollegiengebäude I hingegen, indem die Geisteswissenschaftler seit fasthundert Jahren schöngeistigen Wahrheitenauf der Spur sind, sitzen die zwei Figurengoldrichtig. „Es geht dabei um den An-spruch“, sagt Professor Dr. Angeli Janhsenvom Kunsthistorischen Institut. Was diezwei Helden der Antike nach außen an Er-habenheit und geistiger Größe demonstrie-ren, soll auch das „innere Programm“ derUni bestimmen. „Kunst stiftet Identität, siewird zu einer Art Ortsschild, an dem mansich orientiert oder einem Treffpunkt, andem sich die Leute verabreden“, erklärt dieKunsthistorikerin. So findet Kunst unmittel-bar im Alltag statt und wird zur „Visiten-karte“ der Universität. – Eine große Verant-wortung, gerade deswegen darf sie nichtnur bloße Dekoration sein. „Kunstwerkemüssen zu ihrer Umwelt Bezug nehmenund sie kommentieren, wie Denkzentren,die überall an der Uni Prozesse in Gangbringen“, sagt Janhsen.Regelmäßig verlegt die Professorin denUnterricht nach draußen und macht mit ih-ren Studierenden einen Kunst-Rundgangdurch die Universität Freiburg. Von der„Liegenden“ von Henry Moore, über dietrauernde Alma Mater, das Denkmal für die

Gefallenen der Universität,bis hin zum Mahnmal fürdie Opfer des Nationalsozia-lismus im KG I lernen dieStudierenden nicht nur, wieKunst präsentiert wird son-dern auch wie sie ihre Um-welt „kommentieren“ kann.Ein besonders gelungenesBeispiel ist für Angeli Janh-sen der „Marsyas“, eineBronzestatue von AlfredHrdlicka, die auf die griechi-sche Mythologie anspielt.Der Satyr Marsyas hattesich gegen Apoll aufgelehntund wollte mit einem musi-kalischen Duell das Kräfte-

messen entscheiden. Gegen einen griechi-schen Gott, der nicht nur Kithara spielen,sondern auch noch singen konnte, hatte derRevoluzzer natürlich keine Chance. Wutent-brannt über Marsyas’ Vermessenheit ließ

ihn Apoll an einen Baum hängen und ihmdie Haut abziehen. Eine Geschichte, dieman nicht nur als Warnung vor Vermessen-heit, sondern vor allem als Symbol fürWiderstand, ein Zeichen für Selbstbewusst-sein und Hinterfragen von etablierten Auto-ritäten verstehen könnte. „Das Problem vongesellschaftlichen Hierarchien und Abhän-gigkeiten kennen Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler aus ihrem Alltag“, sagtJanhsen. „Wie oft haben sich zum Beispielschon Studenten gedacht, dass sie etwasviel besser als ihre Dozenten können – derMarsyas regt dazu an, sich mit solchen Fra-gen im Studium auseinanderzusetzen. DiePlastik regt dazu an, gibt aber keine allge-meingültige Antwort.“ Und besonders ge-lungen findet die Kunsthistorikerin auchden Standort der Bronzestatue – direktgegenüber von Aristoteles und Homer, denklassischen Oberhäuptern der Antike.

Rimma Gerenstein

„Denkzentren“ sollen die Kunstwerke an der Universität sein. Wie finden die Stu-dierenden die Kunstwerke? Fünf spontane Stimmen zu den „Neun Musen“, die imKollegiengebäude III stehen:

„Als ich angefangen habe zu studieren, habe ich mich regelmäßig vor den Figuren er-schreckt, weil ich dachte, dass es irgendwelche Leute wären, die da so einfach herum-stehen.“

„Mir sind die Musen ganz lange Zeit gar nicht so aufgefallen, weil sie etwas abseits inder Ecke stehen – schade eigentlich!“

„Für Musen sehen die aber ganz schön traurig und düster aus!“

„Ich finde die Plastiken eigentlich recht gelungen, aber meine Freunde und ich fragenuns schon seit langem, was sie eigentlich bedeuten sollen.“

„Die Musen finde ich schön, weil sie so nachdenklich wirken und auch zum Nachden-ken anregen. Es ist auch gut, dass sie in sehr menschlichen und nicht übertrieben he-roischen Posen dargestellt sind.“

Die „Neun Musen“

Noch in Miniaturansicht, doch bald ganz groß: Die Plexiglashecken vonMatthias Braun

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Tumore steigern ihren Zuckerstoffwechselum ein Vielfaches im Vergleich zu gesun-den Zellen. „Heute wissen wir, dass das ei-ne der am breitesten gestreuten Eigenschaf-ten von Tumoren ist“, erklärt Weber, der imvergangenen Jahr Los Angeles den Rückenkehrte, um die Leitung der Freiburger Nu-klearmedizin zu übernehmen. Damit ist esder Freiburger Universitäts-klinik gelungen, den Bereich„Molekulare Bildgebung“ ander Radiologischen Klinikweiter zu stärken. Die „Mole-kulare Bildgebung“ gilt alseine wichtige Zukunftstech-nologie in der Medizin. Vonihr versprechen sich nichtnur Mediziner neue Möglich-keiten, Krankheiten im Früh-stadium zu erkennen, besserzu diagnostizieren und ge-zielter zu therapieren als bis-her.Meistens hinterlassen Krank-heiten Jahre vor der Entwik-klung von Symptomen be-reits molekulare Veränderun-gen auf der Zellebene, langeZeit bevor eine Erkrankungmit der konventionellen Bild-gebung zu diagnostizieren ist. Die „Moleku-lare Bildgebung“ macht sich diese frühenVeränderungen zu Nutze und findet, so hof-fen die Mediziner, wichtige Spuren schonvor dem Auftreten eines Tumors oder einesInfarkts. Ein wichtiges Verfahren hierbei istdie Positronen-Emissions-Tomographie. Siemacht die Verteilung einer schwach radio-aktiven Substanz im Körper sichtbar undbildet biochemische und physiologischeVorgänge im Körper ab – wie den Zucker-stoffwechsel der Krebszellen. Die PET wur-de ursprünglich allerdings nicht zum Nach-weis und zur Beurteilung von Krebserkran-kungen entwickelt, sondern um den Ener-gieumsatz des Gehirns und Herzens zu be-obachten.

Frühzeitiges Erkennen möglich

In den 90er Jahren entdeckte man das Po-tenzial der PET für die Onkologie. „Mit Hil-fe der PET können wir frühzeitig erkennen,ob Krebspatienten von einer Therapie tat-sächlich profitieren und auf ihre Medika-mente ansprechen“, erläutert Weber. Das ist

vor allen Dingen dann relevant, wenn dieKrebstherapie den Patienten mit üblenNebenwirkungen peinigt. Sinnvoll ist dieUntersuchung auch dann, wenn die Medi-kamente sehr teuer sind oder nur bei einemTeil der Kranken wirken.Dank der PET können Ärzte heute auchfrühzeitig erkennen, ob sich ein Tumor derTherapie anpasst. Zum Leidwesen der On-kologen gelingt das den genetisch instabi-len Krebszellen viel zu häufig. Eine PET-Aufnahme zeigt schnell und zuverlässig,dass der Stoffwechsel nicht mehr unter-drückt wird und der Zuckerbedarf derKrebszellen wieder ansteigt.

Dem Geheimnis der Krebszellen auf der SpurNuklearmediziner optimieren die Therapie für Krebspatienten

Bereits Nobelpreisträger Otto Heinrich Warburg war dem Geheimnis der Krebszellenauf der Spur. Vor mehr als 80 Jahren hatte der in Freiburg geborene Naturwissen-schaftler und Mediziner beobachtet, dass Tumoren wesentlich mehr Zucker umsetzenals gesundes Gewebe. Doch erst heute können Nuklearmediziner mit Hilfe der Positro-nen-Emissions-Tomographie (PET) Warburgs Erkenntnisse nutzen, um die Behandlungvon Krebspatienten zu optimieren. Ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet istProf. Wolfgang Weber, der seit einigen Monaten die Abteilung für Nuklearmedizin ander Universitätsklinik Freiburg leitet.

Wissenschaft & Forschung

8 Freiburger Uni-Magazin 4/08

Therapieerfolge kontrollieren

Weber und sein Team befassen sich abernicht nur mit der klinischen Anwendungder PET. Ein Forschungsprojekt der Ar-beitsgruppe widmet sich einer Kombinationaus molekularer Bildgebung und molekula-rer Krebstherapie. Bei den relativ seltenenneuro-endokrinen-Tumoren erzielen dieMediziner damit bereits Erfolge. Sie ver-wenden radioaktiv markierte kleine Eiweiß-stücke, so genannte Peptide, die sich an denSomatostatinrezeptor dieser Krebszellenanlagern. Sind diese Rezeptoren in ausrei-chender Dichte vorhanden, kann man se-lektiv den Tumor mit den radioaktiv mar-kierten Peptiden bestrahlen. Wirksam ist

dieses Verfahrenaber nur dann,wenn die Peptidein ausreichenderMenge im Tumor-gewebe gebundenund dort lange ge-nug festgehaltenwerden. Dies kannvor einer eventuel-len Therapie mitHilfe der PET nach-gewiesen werden.So können die Nu-klearmediziner Pa-tienten für eineTherapie mit radio-aktiv markiertenPeptiden auswäh-len und die erfor-derliche Dosis derPeptide festlegen.

„Unser Ziel ist es, dieses interessante Prin-zip auch auf andere, häufigere Tumorartenzu übertragen“, sagt Weber.Ein anderes spannendes Projekt, das Weberverfolgt, ist die Entwicklung von „Reporter-genen“ auf der Basis von Antikörpern. Die-se Antikörper sollen als künstliche Rezepto-ren in das Erbgut von Zellen eingeschleustwerden. Dort sollen sie den Ärzten wichtigeAuskünfte liefern. „Wir wollen wissen, lebtdiese Zelle noch? Befindet sie sich tatsäch-lich dort, wo sie sein soll? Und welche Funk-tion übt sie gerade aus?“, erklärt der Nukle-armediziner. Nutzen könnte man diese „Re-portergene“ beispielsweise, um den Erfolgeiner Stammzelltherapie zu überprüfen.

Karin Bundschuh

Wissenschaft & Forschung

Freiburger Unimagazin 4/08 9

„Zunächst freue ich mich, dass meine Mit-arbeiter eine Bestätigung für ihre jahrelan-gen Anstrengungen erhalten“, kommentiertProf. Dr. Gerd Walz, Ärztlicher Direktor derSektion Nephrologie und Allgemeinmedizinder medizinischen Uniklinik Freiburg, dieEntscheidung der Hamburger Jung-Stif-

tung. „Vor allem aber tritt die von uns er-forschte Krankheit endlich ins öffentlicheBewusstsein, und das hilft unseren Patien-ten sehr, denn oftmals drängt sie dieses un-bekannte Leiden an den Rand der Gesell-schaft.“ Keine Spur von Geltungszwang al-so, und das sieht man ihm gleich beim Hän-deschütteln an, dem schüchtern lächelndenMediziner und Forscher. Die Erkrankung,an der Walz nunmehr seit 15 Jahren forschtund die ihm neben zwei anderen Kollegenden Preis eingebracht hat, heißt Nierenzy-stenkrankheit. Sie ist das häufigste Leidenweltweit, das durch den erblich bedingtenAusfall eines einzigen Gens hervorgerufenwird. Im Endstadium führt sie dazu, dassdie Niere ihre Funktion einstellt, und dadieses Organ unser Blut entgiftet, müssendie Betroffenen fortan regelmäßig zur Blut-wäsche gehen. Wie die Krankheit entstehtund was sie aufhalten kann, hat Walz zu-sammen mit seinen Mitarbeitern in denletzten Jahren immer besser verstanden. In-zwischen gibt es sogar erste Ansätze zu ei-ner Behandlung. Und diese steht für Walzim Vordergrund, denn das ist der Haupt-zweck seiner Forschung.

Dabei fand der 1957 in Gelsenkirchen gebo-rene Walz eher zufällig zur Medizin. Er stu-dierte zunächst Mathematik, Physik undandere Naturwissenschaften, bis er bei ei-ner von einem Freund empfohlenen Medi-zinvorlesung erkannte, dass seine Interes-sen durch dieses Fach unter einen Hut ge-bracht werden. Sein Medizinstudium be-gann Walz 1976 in Berlin, wechselte dannnach Tübingen und kam schließlich 1984für seine Doktorarbeit nach Berlin zurück.

Zufällig zur Medizin

Die Nephrologie hatte es ihm angetan, derhervorragende Unterricht einer seiner Ber-liner Lehrer weckte sein Interesse an demEntgiftungsorgan. 1987 folgte ein Auslands-aufenthalt in Harvard, und der sollte erst 13Jahre später zu Ende gehen. In Harvard ent-deckte Walz die Freiheit, immer das zu tun,was er wollte. Im Department of Geneticsbetrieb er drei Jahre lang nur molekulareGrundlagenforschung, zunächst im Bereichder Immunologie. Dann wechselte er fürdrei Jahre in den klinischen Bereich. „Inden USA hat man wirklich alle Möglichkei-ten, das hat mich fasziniert“, sagt Walz. AlsOberarzt baute er schließlich seine eigeneForschungsgruppe auf und konzentriertesich von nun an auf die Nierenzystenkrank-heit. Und die untersuchte er auch, nachdemer 1999 auf den Lehrstuhl der Medizini-schen Fakultät in Freiburg kam.

Mögliches Medikament

„Die Nierenzystenkrankheit entsteht, weildie Kommunikation zwischen den Zellender sogenannten Nierentubuli nicht mehrfunktioniert“, erklärt Walz. Eine Niere be-steht aus etwa einer Million mikroskopi-scher Filtereinheiten und aus den dazuge-hörigen als Nierentubuli bezeichneten Ka-nälchen. Diese Kanälchen sorgen für dieRückresorption von Proteinen und anderenMolekülen ins gereinigte Blut. In Experi-menten an Zellkulturen und verschiedenenTiermodellen fanden Walz und seine Mitar-beiter heraus, dass die Kommunikation zwi-

Für eine gesunde NierePreisgekrönt erforscht Prof. Dr. Gerd Walz von der Uniklinik die Nierenzystenkrankheit

Der Jung-Forschungspreis kann einem Wissenschaftler zu Kopf steigen – nicht so Prof.Dr. Gerd Walz. Ruhm ist das letzte, was die Auszeichnung für den Mediziner und Wis-senschaftler bedeutet. Im Vordergrund steht für ihn vor allem der Patient.

schen den Zellen der Nierentubuliwändedurch komplexe Signalkaskaden verschie-dener Proteine vermittelt wird. Stocken die-se Signalkaskaden, dann gerät die Aktivitätdes Enzyms mTOR-Kinase im Zellinnerenaußer Kontrolle. Das wiederum hat zur Fol-ge, dass die Zellen den Kontakt zu ihrenNachbarn verlieren und sich nicht mehrkorrekt anordnen. Es entstehen Bläschen(auch Zysten genannt), die mit der Zeit an-wachsen und schließlich gegen das Gewebedrücken. Kein Blut kann mehr gefiltert wer-den und der Körper vergiftet sich nach und

nach selbst. Inzwischen gibt es aber auchein mögliches Medikament. Ein sogenann-ter mTOR-Kinase-Inhibitor hemmt das En-zym in den Zellen wieder auf einen norma-len Wert und bremst das Wachstum der Nie-renzysten. Diese Möglichkeit haben dieWissenschaftler um Walz vor etwa zwei Jah-ren in Tierversuchen getestet, inzwischenbefindet sich die Substanz in der klinischenTestphase. Walz hofft sehr, dass Ärzte dieSubstanz schon bald einsetzen können.„Aber selbst wenn das Medikament bei denProbanden Wirkung zeigt, müssen zu-nächst weitere Studien folgen“, warnt er vorzu viel Optimismus. „Wir müssen dannzuerst noch die genaue Dosierung und an-dere Therapieaspekte spezifizieren.“ Ein Er-folg würde Walz vielleicht wieder Ruhmeinbringen. Aber darum geht es dem Medi-ziner und Forscher nicht.

Matthias Nawrat

Prof. Dr. Gerd Walz

Ein normaler Zebrafischembryo

Bei diesem Zebrafischembryo ist ein bestimmtes„Zysten-Protein“ mutiert, der Pfeil zeigt auf die Vor-stufe einer Nierenzyste

Im herrlichen Südschwarzwald liegt die Neurologische Klinik Elzach,seit über 40 Jahren eine der ersten Adressen für neurologische Reha-bilitation. Wir behandeln alle neurologischen Störungsbilder allerSchweregrade.Wir bieten ein kompetentes Rehabilitationsangebot für alle neuro-logischen Krankheitsbilder aller Schweregrade ab dem jungenErwachsenenalter und garantieren eine Behandlung auf hohem fach-lichen Niveau.Im Rahmen der neurologischen Frührehabilitation (Phase B) behan-deln wir Patienten mit sehr schweren und komplexen Krankheitsbil-dern, auch komatöse, bewußtseinsgestörte oder desorientiertePatienten.Innerhalb der neurologischen Rehabilitation werden Patienten biszum Beginn einer spezifischen beruflichen Rehabilitation behandelt(Phasen C, D und AHB).Auch die Schnittstellen zur Psychiatrie und Psychotherapie, zur Inten-sivmedizin und zur Inneren Medizin sind durch eigene Fachärzteerfasst. In der geriatrischen Abteilung des Hauses finden Menschenmit allen Alterskrankheiten Aufnahme.Ein spezielles Angebot für Patienten mit chronischen Migräne, Span-nungs- oder Clusterkopfschmerzen sind die Schmerztherapien aufverhaltensmedizinischer Basis.

Aus einer befruchteten Eizelleentwickelt sich durch Zellteilungein vielzelliger Organismus, dasgilt sowohl für Tiere als auch fürPflanzen. Aber woher wissen dieersten Zellen eines Embryos, wiesie sich anordnen sollen, damitaus ihnen an den richtigen Stel-len Vorläufergewebe für ganzeOrgane werden können? DiesenFragen geht Prof. Thomas Lauxvon der Abteilung für Entwik-klungsbiologie und Biotechnologie derPflanzen der Uni Freiburg nach und kenntinzwischen auch einige Antworten. Dabeiwurde ihm die Universitätslaufbahn nichtetwa in die Wiege gelegt. Den Einstieg indie biologische Forschung hat er eher äuße-ren Umständen zu verdanken.

Über Umwege zur Biologie

Der 1955 geborene Düsseldorfer stammtaus einer Arbeiterfamilie. Auf eigene Faustmachte er zunächst seinen Realschulab-schluss und gelangte dann über einige Um-wege an das Gymnasium. Dass er danachüberhaupt studieren konnte, verdankt erder Einführung des BAföG. Die Wahl für dieStudienrichtung war dann eher willkürlich.„Da war keine innere Notwendigkeit“, er-innert er sich. „Ich wählte das, was mirspontan einfiel.“ Ähnlich wechselhaft ver-lief auch sein weiterer Werdegang. Lauxinteressierte sich zunächst für die Bioche-mie der Tiere. Während seiner Doktorarbeitentwickelte er jedoch eine Abneigunggegenüber Tierexperimenten. Für seine Be-werbung für eine Postdoc-Stelle suchte ersich in der Bibliothek die Namen von Pflan-zenforschern mit interessanten Arbeitenaus und schrieb einige von ihnen an. So ge-langte er 1988 nach Los Angeles, wo er zumersten Mal die Embryonalentwicklung vonPflanzen untersuchte. „Nach einiger Zeitentwickelte ich dann doch eine Faszinationfür die Pflanzenbiologie“, sagt er. Die rühr-te daher, dass man in Pflanzen schon da-mals relativ einfach fremde Gene einführen

konnte, anders als bei höherenTieren. Auf diese Weise war esleichter, die Regulation der Ent-wicklung zu studieren. Und dasfesselte den Biologen. 1991kam er nach Deutschland zu-rück und übernahm in Mün-chen die Leitung einer For-schungsgruppe bei Prof. GerdJürgens, mit dem er zwei Jahrespäter nach Tübingen wechsel-te. Auch diese Begegnung war

übrigens nicht geplant. Eigentlich hatte erbereits eine andere Stelle zugesagt bekom-men, die war dann aber besetzt. Jürgenslernte er durch Zufall kennen und ent-schloss sich nach einer durchdiskutiertenNacht zu einer Zusammenarbeit. In Mün-chen fand er dann Gene, die die Stammzel-len regulieren, und diese haben seine For-schung bis heute geprägt.

Eine elementare Entdeckung

Fehlt in der Pflanze Arabidopsis, zudeutsch Ackerschmalwand, das Gen „Wu-schel“, kommt es schon früh zu Missbildun-gen im Sprossbereich. Die Pflanze treibt an-statt eines Triebs ständig neue Blätter aus,und das sieht dann wie ein „Wuschelkopf“aus. Der Grund für dieses Fehlverhalten ist,dass im endständigen Bereich des SprossesStammzellen fehlen, die dort normaler-weise in einer Art Pool gespeichert vorlie-gen. „Mit Wuschel entdeckten wir einen

Faktor, der einige Zellen zu Spross-Stamm-zellen macht“, sagt Laux. Inzwischen ken-nen er und seine Mitarbeiter auch verwand-te Gene, die in der Familie der Wuschel-ähnlichen Homöoboxgene (WOX) zu-sammengefasst sind. Als Homöobox be-zeichnet man eine Sequenz, die den Bereichkodiert, mit der ein Protein an DNA bindenkann. Alle Proteine, die von den WOX-Ge-nen abstammen, sind damit sogenannteTranskriptionsfaktoren und können die Ab-leserate anderer Gene steuern. WelcheFunktionen die anderen Vertreter der Fami-lie auf diese Weise erfüllen, untersuchteLaux, nachdem er 2000 die Professur inFreiburg annahm. Eine aktuelle Publikationvon Laux und seinen inzwischen ehemali-gen Doktoranden Holger Breuninger undEnno Rikirsch dokumentiert denn auch,dass WOX-Gene auch im frühen Embryo ak-tiv sind. Nach der ersten Teilung der be-fruchteten Eizelle besteht der Embryo auseiner oberen und aus einer unteren Zelle. Inder oberen Zelle ist das Gen WOX2 ange-schaltet, in der unteren die beiden GeneWOX8 und WOX9. WOX2 leitet die geneti-schen Programme ein, die zur Sprossbil-dung führen, WOX8 und WOX9 diejenigenfür Wurzelbildung. „Damit regulieren dieWOX-Gene elementare Schritte der Entwik-klung, wie sie auch bei tierischen Embryo-nen zu beobachten sind“, sagt Laux. „Sie le-gen die Hauptachse des Organismus’ fest.“Grundlegende Entdeckungen sind Lauxund seinen Mitarbeitern also gelungen, so-wohl im Bereich der Stammzellforschungals auch der Embryonalentwicklung. Es istinteressant, was passiert, wenn ein Wissen-schaftler sich vom Zufall leiten lässt.

Matthias Nawrat

Der Bauplan für eine PflanzeVon der Eizelle zum Vorläufergewebe für ganze Organe

Was macht Stammzellen zu Stammzellen? Wie wird aus einer einzelnen befruchtetenEizelle ein pflanzlicher Embryo mit den Anlagen für Spross, Wurzel und Blätter? DerEntwicklungsgenetiker Prof. Thomas Laux hat zusammen mit seinem Forschungsteamvon der Universität Freiburg in den letzten Jahren viel Licht ins Dunkel gebracht. Unddas, obwohl er in sein Fachgebiet eher durch eine Reihe von Zufällen geraten ist.

Wissenschaft & Forschung

Freiburger Unimagazin 4/08 11

Prof. Dr. Thomas Laux

Pflanzenembryo mit blau gefärbten Stammzellen undgelb gefärbtem entstehenden Leitgewebe. Dieser Em-bryo hat bereits eine Körperachse mit Richtung nachoben und unten ausgebildet.

Schwach sichtbarer Embryo und die Expression vonWOX8 und 9 in den Embryozellen - WOX8 ist gelb imSuspensor und WOX9 in den basalen Zellen des Em-bryos.

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12 Freiburger Uni-Magazin 4/08

Das Zentrum für Business and Law hat sich2002 gegründet und zum Ziel gesetzt dieinhaltliche Trennung von Rechts- und Wirt-schaftswissenschaften in der Forschung zuüberwinden. Die Gründungsmitglieder re-krutieren sich aus der wirtschaftswissen-schaftlichen und der rechtswissenschaft-lichen Fakultät. „Estate Planning“ ist be-reits der zweite Masterstudiengang, den dasZentrum ins Leben gerufen hat. Seit einpaar Jahren wird der Masterstudiengang„International Taxation“ erfolgreich angebo-

ten. Der MBA„Estate Planning“ist ein berufsbe-gleitender Auf-baustudiengang.Inhaltlich umfasstdas Studium eineKombination aus

den Themen Aufbau, Sicherung und Über-tragung von Vermögen. Neben dem theore-tischen Studium liegt ein Schwerpunkt aufder Vermittlung von „soft skills“, zum Bei-spiel der Beratung von Kunden. Vorausset-zung sind mindestens zwei Jahre Berufser-fahrung. Das Studium dauert 20 Monate mitMasterarbeit und bietet die Möglichkeit zueiner anschließenden Promotion. Die Lehreübernehmen Professoren und Dozenten ausder Praxis.

Spätere Weiterbildung

„Seit Bologna gibt es Masterstudiengängewie Sand am Meer“, sagt Dr. Pascal Krim-mer vom Zentrum für Business and Law.Sich auf dem Markt zu positionieren seischwierig geworden. „Estate Planning“ seidennoch einzigartig in diesem Meer. Diesnicht nur wegen seines interdisziplinärenCharakters, auch die Zielgruppe sei eine an-dere. Abweichend von der Masse der Ma-sterstudiengänge spreche „Estate Planning“nicht den Studierenden an, der gerade seinBachelorstudium hinter sich habe. „Viel-mehr richtet sich der Studiengang an Be-rufstätige und bietet so eine Möglichkeit zur

Studium & Lehre

Interdisziplinär und onlineStart des neuen MBA Studiengangs „Estate Planning“

Zum Wintersemester 2008/2009 startet der neue Master Business Administration(MBA)-Studiengang „Estate Planning“ am Zentrum für Business and Law der Univer-sität Freiburg. Die Zusammenführung von Wirtschaftswissenschaftlern und Juristen istdamit einen weiteren Schritt vorangekommen. Außerdem erweitert der MBA das Ange-bot der Online-Studiengänge der Universität.

späteren Weiterbildung.“ Anders als bei pri-vaten Anbietern inhaltlich vergleichbarerProgramme stehe die praxisorientierte Aus-richtung des Studiengangs nicht isoliert da,sondern sei gepaart mit einem wissen-schaftlichen Anspruch. Als Zentrum einer

Traditionsuniversität möchte man sich da-mit zu den privaten Angeboten klar abgren-zen.Interesse konnte der Studiengang sowohlbei Mitarbeitern von Banken als auch selb-ständigen Rechtsanwälten und Finanz-dienstleistern wecken. Auch ein pensionier-ter Wirtschaftsprüfer hat sich angemeldet.Das bietet die Chance voneinander zu ler-nen, Erfahrungen aus der Praxis und unter-schiedliches theoretisches Wissen auszu-tauschen. Genauso vielfältig wie die Studie-renden ist ihre jeweilige Motivation. Der ei-ne erhofft sich einen Karrieresprung, derandere sucht eine Möglichkeit, die verpas-ste Promotion nachzuholen oder eine zu-sätzliche Qualifikation zu erwerben.Die Gebühren für den Studiengang belaufensich auf 18.900 Euro. Bis auf die Möglich-keit ein Darlehen bei einer Bank aufzuneh-men, gibt es bisher keine Finanzierungs-

möglichkeiten für die Studierenden. PascalKrimmer hofft, dass sich das ändern wird.Bisher unterstützt die Landesstiftung Ba-den-Württemberg das Projekt. „Mit Ablaufdes Förderzeitraums sollen verstärkt Dritt-mittel eingeworben und in Form von Sti-pendien an die Studierenden weitergereichtwerden“, sagt Krimmer.

Berufsbegleitend absolvieren

Der MBA „Estate Planning“ ist als Online-Studiengang angelegt. Lediglich sechs Wo-chen pro Jahr müssen die Studierenderenan Lehrveranstaltungen in Freiburg teilneh-men. Nur so ist gewährleistet, dass der Stu-diengang berufsbegleitend absolviert wer-den kann und Interessierte über Freiburg

hinaus anspricht. Damit hat das Zentrumfür Business und Law aber keine Neuheit inden Freiburger Universitätsmarkt einge-führt. Die Fakultät für Angewandte Wissen-schaften und die Klinik für Zahn, Mund-und Kieferheilkunde bieten bereits Online-Masterstudiengänge an. Diese haben sichhervorragend entwickelt. Die Online-Stu-diengänge werden durch dasselbe Pro-gramm der Landesstiftung gefördert und ar-beiten in zentralen Fragen wie bei der Er-stellung der Prüfungsordnungen und derErweiterung ihrer Plattformen beim Re-chenzentrum zusammen. „Der neue Ma-sterstudiengang soll nicht das letzte Ange-bot des Zentrums für Business and Lawbleiben“, so Krimmer. Das Zentrum hat Ex-pansionspläne. Es liebäugelt mit einem Pro-gramm im Bereich der Steuerberatung.

Claudia Kornmeier

Dr. Pascal Krimmer

Inhaltstudium & Lehre

Strafferes Studium, schnellerer BerufseinstiegWas bringt die Umstellung auf Bachelor und Master wirklich?

Im Rahmen des „Bologna-Prozesses“ sollen bis 2010 Bachelor und Master alle Diplom- und Magister-Abschlüsse ablösen. An der Uni-versität Freiburg enden von den insgesamt 150 Studiengängen derzeit 74 mit einem Bachelor (B.A. und B.Sc.) und 45 mit einem Mas-ter (M.A. und M.Sc.). Zu den Folgen der Reform hat das Uni-Magazin mit Prof. Dr. Heinrich Anz, Leiter der Projektgruppe Studien-reform, und Prof. Dr. Wolfgang Eßbach, Kritiker der Studienreform, getrennte Interviews geführt.

Prof. Dr. Heinrich Anz Prof. Dr. Wolfgang Eßbach

Freiburger Unimagazin 4/08 13

Uni-Magazin: Der Bachelor-Abschluss soll die internationale Mobilität der Studierenden erhöhen, die Absolventen sollen bereitsnach sechs Semestern Studium in einen Beruf eintreten können und die Studienabbrecher-Zahlen sollen sinken. In wieweit sind die-se Ziele erreicht?

Uni-Magazin: Welche Auswirkungen hat die Reform für die Studierenden und die Lehrenden?

Anz: Die Mobilität ist nicht so, wie sie sein sollte, weil die europä-ischen Vorgaben in jedem Land anders realisiert worden sind, abersie ist bei entsprechender Planung genauso, wenn nicht gar bessermöglich als bisher. Garantiert ist die Äquivalierung der Lehrveran-staltungen, die im Ausland erbracht werden. Das hat es bisher nichtgegeben. Mit Sicherheit hat man jüngere Absolventen auf dem Ar-beitsmarkt. Da sich durch die studienbegleitenden Prüfungen dieStudienverläufe der Studierenden nachvollziehen lassen, wissenwir, wer abbricht und wann. Das bedeutet nicht, dass es keine Stu-dienabbrecher mehr gibt, aber wir können früher eingreifen. Ganzwichtig ist, dass in diese Studiengänge eine intensivere Betreuung

der Studierenden eingebaut sein muss. Aus der neuen RessourceStudiengebühren sind in allen Fächern zusätzliche Stellen für dieBeratung und Betreuung geschaffen worden, allerdings keine Pro-fessoren-Stellen.

Eßbach: Die internationale Mobilität sinkt in allen Fächern und istgeringer als in den alten Studiengängen. Die Berufsbefähigung stehtin den Sternen. Erste Untersuchungen zeigen, dass die Abbrecher-Zahl zunimmt. Und es steigt die Zahl der reumütigen Bologna-Fans,die sagen, dass sie das nicht gewollt haben.

Anz: Eine Folge des Studienbegleitenden Prüfungssystems sind diefestgelegten Studienpläne und Zeitpläne. Auch die Lehrenden sindjetzt an Fristen und Termine gebunden. Sie müssen bei der Formu-lierung von Arbeitspensen bedenken, dass die Studierenden nur be-grenzt Zeit zur Verfügung haben und entscheiden, was die Studie-renden wirklich im Bachelor brauchen. Jetzt müssen Stundenplänefür Fächer erstellt werden, die möglichst kollisionsfrei sind.

Eßbach: Die schlimmste Auswirkung ist eine unverhältnismäßige

Bürokratisierung des Studiums. Das hat zu einem Ausbau von Ver-waltungsstellen geführt, zu Lasten von Lehrstellen. Außerdem zäh-len jetzt alle Noten ab dem ersten Semester als Examensnote. Dieschriftliche Leistung ist jetzt Prüfungsakte mit allen bürokratischenKonsequenzen. Vor Ablauf der Widerspruchsfrist kann sie nicht anStudierende ausgehändigt werden. Das führt zu „Bulimie-Learning“.Man frisst den Stoff vor der Klausur in sich rein und gibt ihn in derKlausur wieder. Das hat es zwar immer gegeben, aber die Anteilesind gewachsen.

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Anz: Studienabbrecher wird es immer geben und 30 Prozent findeich schon einen Fortschritt. Das liegt daran, dass sich Abiturienten,während sie im Abitur sind, mit noch nicht ausgehändigten Zeug-nissen bewerben müssen. Ich glaube, dass die Studienwahl oftfalsch ist. Es kann nicht das Ziel eines Systems sein, Leute im Stu-dium zu halten, die herausgefunden haben, dass es nichts für sie ist.Das Ziel muss sein, rechtzeitig einzugreifen und das können wir,weil wir die Studienverläufe sehen.

Eßbach: Abbrecher hat es im alten System gegeben und wird es imneuen System geben. Die Studienabbrecher im neuen System sindklassische „Drop outs“, die den Stress nicht durchhalten. Es sind vorallem sozial Schwache, die nebenher Geld verdienen müssen. DieAbbrecher-Zahl hängt auch von der Betreuungs-Relation ab. In gro-ßen Seminaren sinken die Chancen, eine oder zwei Fragen in derSitzung zu stellen und beantwortet zu bekommen. Da gilt „Survivalof the fittest“.

Freiburger Unimagazin 4/08 15

studium & Lehre

Uni-Magazin: Trotz der BOK-Kurse beklagen viele Studierenden, dass sie ihren persönlichen Interessen wie Sprachen oder Sportnicht mehr nachgehen können. Warum ist das so?

Uni-Magazin: Laut Hochschulrektorenkonferenz (HRK) liegt die Studiendauer für den Bachelor und Master zusammen im Durch-schnitt bei 11,7 Semester, im Gegensatz zu 10,4 für das Diplom. Worin sehen Sie die Gründe für die längeren Studiendauern?

Uni-Magazin. Wie sehen Sie die Chancen für Bachelor-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt?

Uni-Magazin: Inwieweit sehen sie die Notwendigkeit einer „Reform der Reform“?

Anz: Das ist sicherlich von Fach zu Fach unterschiedlich. Es bleibtgenug Zeit für Auslandsaufenthalte und andere Aktivitäten. Es gibtjetzt nur Fristen. Das verlangt nach anderer Planung. Die Studie-renden müssen ihre sonstigen Aktivitäten in diesen Planungsrah-men stecken.

Eßbach: Die Studierenden haben kaum Zeit mehr, auch nicht für eingesellschaftspolitisches Engagement oder für Engagement in derFachschaft. Sie sollen büffeln, Punkte machen und möglichstschnell abhauen. Das ist die Schlüsselqualifikation, die wir jetzt ver-mitteln.

Anz: Die Unterschiede liegen nicht in der Studienzeit. Die Qualitätder neuen Studienstruktur liegt in dem curricularen Aufbau. DieStudienreform hat allen abgenötigt, ihre eigenen fachlichen Inhaltezu überdenken. Wir haben „Baukasten-Studiengänge“ mit einer grö-ßeren Kombinations-Fähigkeit vom Bachelor zum Master. Das ist einanderes didaktisches und inhaltliches Konzept. Außerdem befindenwir uns in der Etablierungsphase dieser Studiengänge. Von dahersind diese Aussagen viel zu früh. Ich kann auch nicht ein neues Stu-diensystem einführen, das obendrein nicht angemessen ausgestat-

tet ist und es während der Einführungsphase evaluieren um dannfestzustellen, dass man das Soll nicht erfüllt hat.

Eßbach: An der Schnittstelle zwischen Bachelor und Master entstehen An-schlussprobleme aus rein bürokratischen Gründen der Anmeldung. Wersein Bachelor-Zeugnis im August bekommt, der kann es nicht zur Anmel-dung für das darauf folgende Wintersemester vorlegen, weil es im Juni ab-gegeben werden muss. Dann gibt es immer noch etwas, was für den Mas-ter nachgeholt werden muss, weil es im Bachelor nicht vorkommt.

Anz: Die Mehrheit der Studierenden wird nach dem Bachelor denMaster machen. Da man einen anderen Master machen kann, habenwir jetzt eine größere Varietät. In der Skandinavistik sind viele inTrainingsprogramme und bezahlte Langzeitpraktika gegangen. Si-cherlich ist das von Fach zu Fach verschieden. Ich denke, dass sichdie Arbeitswelt auf diese neuen Studierenden einstellt und mit ih-nen selber Weiterqualifizierungen durchführt. Der Bachelor istnicht berufsqualifizierend, sondern berufsvorbereitend. Man be-kommt eine Basisqualifikation, auf der man aufbauen kann.

Eßbach: Das ist von Fach zu Fach sehr verschieden. Wir haben zuwenige Fachhochschulen und „wasserköpfige“ Universitäten. Es istdurchaus möglich, Fachhochschul-Studiengänge im Bereich von

Kultur, Medien und Organisation anzubieten, die in drei Jahren zuschaffen sind. Für ein wissenschaftliches Studium braucht man vierJahre. Man hätte auch einen vierjährigen Bachelor einführen kön-nen und wie man den Abschluss dann nennt, wäre mir egal gewe-sen. Für die Geistes- und Sozialwissenschaften an den Universitätenbraucht man zwei Hauptfächer. Was unsere BOK (Berufsfeldorien-tierte Kompetenzen) angeht, ist es eine Schande, dass zum BeispielStudierende der Soziologie, die als Immatrikulierte Chinesisch, Ara-bisch oder Spanisch lernen wollen, dafür Geld bezahlen müssen.Das Hauptproblem wird sein, dass die „Abnehmer“ nicht wissen, obsie jemanden haben, der selbstständig denkt oder der systembe-dingt durchgezogen wurde. Deshalb werden die „Abnehmer“ selbermehr prüfen.

Anz: Man braucht mindestens drei Jahrgänge, um zu sehen, ob dasKonzept trägt oder nicht. Aus meiner Sicht sollte man sich die Zahlder Prüfungen anschauen und das Konzept der Modularisierung.Man muss schauen, ob der ganze Studienverlauf einem sinnvollendidaktischen Konzept folgt. Es gibt Studienfächer, die zu viele Lehr-veranstaltungen haben mit zu wenigen ECTS-Punkten [EuropeanCredit Transfer System]. Ein ganz zentraler Punkt in den Bachelor-Studiengängen ist der BOK-Bereich, für den wir das Zentrum fürSchlüsselqualifikationen ins Leben gerufen haben. Dieser Bereichist in Freiburg hervorragend organisiert und von höchster Qualität.

Eßbach: Der Zerstörungsprozess muss gestoppt werden, den einelehrintensivere Form mit weniger Professoren und der alten Kapa-zitätsrechnung de facto bewirkt. Gerade die Eliteuniversität Frei-burg sollte sich nicht der geldgierigen und illegalen Parallelverwal-tung, der so genannten „Akkreditierung“ unterwerfen. Ohne Akkre-ditierung ist dann Autonomie gegeben, den Schutt der Bologna-Re-form wegzuschaffen. Wir haben die Pflicht, Studierenden die Chan-ce zu geben, im Umgang mit der Wissenschaft zu Persönlichkeitenzu werden, die die Gesellschaft in Erstaunen versetzen.

Wibke Hartleb

Uni-Magazin: Laut Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) liegen die Abbrecher-Zahlen an den Universitäten im Durchschnitt bei über 30Prozent, an den Fachhochschulen bei 39 Prozent. Das ist höher als in den Diplom- und Magister-Studiengängen. Worin sehen Sie die Gründe?

16 Freiburger Uni-Magazin 4/08

Studium & Lehre

Die Beziehungen zwischen Deutschlandund Russland blicken auf eine lange Ge-schichte zurück, die zwar stets intensiv,aber bekanntlich nicht immer konfliktfreiverlief. Dennoch ist der „Kontinent vor derHaustür“ bis heute einer der wichtigstenPartner für Deutschland, sowohl in kultu-reller als auch in wirtschaftlicher Hinsicht.Insofern sind vertiefte Kenntnisse Russ-lands und seiner Kultur für deutsche Stu-dierende von enormem Vorteil. Die Aneig-nung dieser Kenntnisse wird für Studieren-de der Albert-Ludwigs-Universität durch dieEinrichtung des neuen Masterstudiengan-ges vereinfacht.

Interdisziplinäres Arbeiten

„Das Deutsche und das Slavische Seminarder Universität Freiburg kooperieren schonmehrere Jahre mit der RGGU in Moskau,zum Beispiel bei der Betreuung von Promo-vierenden“, erklärt die Mitinitiatorin undLeiterin des Studienganges, Professor Dr.Elisabeth Cheauré. In ihrer Funktion alsDekanin der Philologischen Fakultät setztesie sich für die Einrichtung eines speziellendeutsch-russischen Studienganges ein.„Das war mir eine Herzensangelegenheit,da ich selbst in Moskau studiert habe, unddiese Zeit mir damals völlig neue Perspek-tiven eröffnet hat. Diese Gelegenheit sollen

Expertenprogramm für den Kontinent vor der HaustürNeuer deutsch-russischer Masterstudiengang startetim Wintersemester 2008/09

Einer sehr lebendigen Partnerschaft wird im Wintersemester 2008/ 2009 ein weiteresKapitel hinzugefügt: Ab diesem Zeitpunkt bieten die Albert-Ludwigs-Universität unddie Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften in Moskau (RGGU) dendeutsch-russischen Masterstudiengang „Literaturwissenschaft international: Deutsch-russische Transfers“ an. Gegenstand des Studiums sind die russisch- und die deutsch-sprachige Literatur im interkulturellen Vergleich.

unsere Studierenden heuteauch bekommen“, erklärt Elisa-beth Cheauré. Der Masterstu-diengang ist auf vier Semesterangelegt. Sowohl die Freiburgerals auch die Moskauer Studie-renden verbringen dabei einobligatorisches Semester an derjeweils anderen Universität,welches durch den DeutschenAkademischen Austauschdienst

gefördert wird. Darüber hinaus ist einmalim Jahr eine gemeinsame Konferenz vorge-sehen, auf der die Studierenden ihre For-schungsprojekte vorstellen können. „Aufdiese Weise lernen die deutschen und dierussischen Studierenden mindestens zweiSemester gemeinsam und erwerben schonallein dadurch praktische interkulturelleKompetenzen“, sagt Elisabeth Cheauré. DenLehrplan haben beide Universitäten ge-meinsam entwickelt. Besonderes Augen-merk gilt dabei den Wechselwirkungen zwi-

schen der Literatur und anderen Künstenim Spannungsfeld von Tradierung undTransformation. Der Studiengang verknüpftdadurch philologische mit kulturwissen-schaftlichen Fragestellungen. „Interdiszipli-näres Arbeiten wird im Curriculum desLehrplans groß geschrieben“, betont Elisa-beth Cheauré. Darüber hinaus sollen dieStudierenden ihre Sprachkenntnisse ver-bessern. Wobei sehr gute Deutsch- und Rus-sischkenntnisse vorausgesetzt werden.

Gute Berufsaussichten

Den Absolventen und Absolventinnen desStudienganges stehen nach ihrem Ab-schluss praktisch alle Türen offen. Wer sichals Experte sowohl der deutschen als auchder russischen Kultur ausweisen kann, istin fast jedem Bereich deutsch-russischerBeziehungen gefragt. „Das kann etwa imBereich des Kulturmanagements, der Poli-tikberatung und der Wirtschaft sein. Aberauch im Tourismus, immerhin stehen imJahre 2014 im russischen Sotschi die olym-pischen Winterspiele an“, erläutert Elisa-beth Cheauré. Darüber hinaus haben über-durchschnittlich qualifizierte Studierendedes Masterprogramms die Möglichkeit ei-ner akademischen Karriere durch die Erar-beitung eines Promotionsprojektes oder desEintritts in ein Graduiertenkolleg. ElisabethCheauré ist von dem Nutzen des Masterstu-dienganges für die Universität Freiburg undderen Studierende fest überzeugt. „Die Ex-zellenz der Freiburger Studierenden wirdzunehmend an deren internationalen Erfah-rungen gemessen, da diese in unserer glo-balisierten Welt einfach unabdingbar ge-worden sind. Der deutsch-russische Masterkann dazu einen enormen Beitrag leisten.“Für den Studiengang werden einmal jähr-lich zum Wintersemester Studierende auf-genommen. Bewerbungsschluss für daskommende Wintersemester ist der 31. Juli2008. Bewerber müssen ein mindestensdreijähriges Studium mit einem philologi-schen und/oder kulturwissenschaftlichenSchwerpunkt im Bereich der Germanistikoder Slavistik an einer deutschen oder aus-ländischen Hochschule mit überdurch-schnittlichem Erfolg abgeschlossen haben.Sie sollten darüber hinaus über sehr guteDeutsch- und Russischkenntnisse verfügen.

Weitere Informationen und Kontakt:Professor Dr. Elisabeth Cheauré+49 761/ 203 8320 oder +49 761/ 203 [email protected]

Ingo Rentz

Der Kreml in Moskau

Russische Staatliche Universität für Geisteswissen-schaften in Moskau (RGGU)

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Freiburger Unimagazin 4/08 17

Im Kern geht es beim globalen Wandel umAusgleich und Nachhaltigkeit in räumlicherDimension. Kurz: Was wir heute in positiverAbsicht tun, kann sich morgen an einemganz anderen Ort negativ auswirken, er-klärt Professor Dr. Rüdiger Glaser, Direktordes Instituts für Physische Geographie:„Wir erforschen den Einfluss des Menschenauf die Umwelt und wie er auf seine selbstverursachten Veränderungen reagiert, zumBeispiel auf den Klimawandel.“ Um umfas-sende Temperaturschwankungen darzustel-len, hat das Institut dazu historische Quel-len aus den letzten 1 200 Jahren zu-sammengetragen und kürzlich publiziert.Neben dem Klimawandel widmen sich dieInstitute weiteren Themenschwerpunkten:Geokommunikation, wie kommt Wissenüber globalen Wandel an die Öffentlichkeitund an politische Entscheidungsträger? Bio-geographie, das heißt, wie ist menschlichesEingreifen auf die Natur zu bewerten? Ent-wicklungsforschung, kurz, wie setzt manForschungsergebnisse zielorientiert in derEntwicklungszusammenarbeit um? Trans-formationsforschung und Politische Ökolo-gie mit der Kernfrage, wie sich politischeKonflikte auf die Umwelt auswirken undwelche Macht- und Einflussstrukturen dengesellschaftlichen Umgang mit der Naturbestimmen?

Projekt- und Problem-orientiertes Studium

Der Studiengang ist forschungsorientiertund soll die Absolventen auf eine Tätigkeitin Hochschulen oder Forschungsinstitutio-nen vorbereiten. Allerdings erlauben vieleElemente auch eine projekt- und problem-orientierte Ausrichtung. Ein mindestenssiebenwöchiges Berufspraktikum und eine

Forschung zwischen Umwelt,Wirtschaft und GesellschaftEin neuer Master-Studiengang „Geographie des Globalen Wandels“

Klimawandel, Wasserknappheit, Artensterben – das sind nur einige der dringlichstenProbleme der heutigen Zeit, die an den Geographischen Instituten der Uni Freiburg vordem Hintergrund der Globalisierung untersucht werden. Ein neuer Master-Studiengangthematisiert ab kommendem Semester ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftli-che Auswirkungen des globalen Wandels. Der auf vier Semester angelegte Studiengangbereitet Studierende auf die Forschungs- und Projektarbeit an den wichtigsten Brenn-punkten der globalisierten Welt vor.

auf ein Semester angelegte Projektstudieführen die Studierenden stufenweise in diepraktische Arbeit ein. Neben den zahlrei-chen ambitionierten Forschungsprojektenbietet die Fakultät für Forst- und Umwelt-wissenschaften, der das Institut angehört,ein breites Spektrum weiterer Projekte imQuerschnitt von Umwelt und Gesellschaft.Die rund 20 neuen Studierenden untersu-chen darin beispielsweise den ökologischenWert von historischen und aktuellen Kultur-landschaften. „Streuobstwiese, Weinbergs-mauern, Trockenrasen sind Beispiele dafür,dass nicht alles zu Problemen führt, wasder Mensch schafft“, sagt Glaser. „Immer-

hin sind dort über Jahrhunderte hinwegneue Lebensräume für Tiere und Pflanzenentstanden.“ Geforscht wird neben lokalenund regionalen Standorten auch in größe-ren Dimensionen, wie beim Hochwasserri-sikomanagement: In der südindischen 7-Millionen-Megacity Chennai haben Geogra-phen der Uni Freiburg (Prof. Glaser undProf. Drescher) zusammen mit indischenWissenschaftlern und Nichtregierungsorga-nisationen ein langfristiges Projekt aufge-baut, um Hochwasserrisiken besser begeg-nen zu können. Und das nicht nur aus na-turwissenschaftlicher Perspektive, sondernauch aus sozialgeographischer Sicht unterVerwendung neuester Kommunikationsme-dien. „Studenten haben bei uns die Chanceberufsorientiert zu arbeiten und an lebens-nahen Projekten teilzuhaben“, erklärt Gla-

ser. „Das können wirdeshalb realisieren,weil es uns immer wie-der gelingt, einträglicheForschungsprojekte insInstitut zu holen.“

Mangel anRessourcen,Überfluss an Fragen

Der neue Studiengangsteht Bachelor- und Di-plomabsolventen ver-schiedener Fächer of-fen. Die interdisziplinä-re Ausrichtung zwi-schen Natur- und Gei-steswissenschaft – einWesensmerkmal derGeographie – machedies sogar notwendig,so Glaser: „Wir untersu-chen globale und somithochkomplexe Verände-rungen, die nur mit Hil-

fe verschiedenster integrativer Konzepte be-wältigt werden können.“ Daher müssen bei-de großen Teildisziplinen der Geographieden neuen Studiengang gemeinsam im Rah-men der Fakultät für Forst- und Umweltwis-senschaften tragen.Eine der größten Herausforderungen derZukunft ist die Ressourcenknappheit – ins-besondere die Knappheit von sauberemTrinkwasser. Von zentraler Bedeutung sindErklärungen dafür, warum auf der einenSeite der Erde Dämme brechen und auf deranderen Seite Flüsse austrocknen. DennSchuld daran ist nicht nur das Klima, son-dern auch der Umgang des Menschen mit

studium & Lehre

Professor Dr. Rüdiger Glaser, Direktor des Instituts für Physische Geographie

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Wasser. „Wir fragen uns dabei, warum ge-rade in Hochwassergebieten Siedlungsflä-chen ausgewiesen und allein in Deutsch-land pro Tag mehr als 100 QuadratmeterFläche versiegelt werden“, bemängelt Gla-ser. „Das führt zwangsläufig zu Proble-men.“ Ähnliche Schwierigkeiten resultierenaus ökonomischen Wechselwirkungen zwi-schen Schwellen- und Industrieländern:Niedrige Löhne dort und Wohlstand hier –Ansätze für eine Veränderung dieser Situa-tion zu finden, ist nicht leicht. Das Dilemma

liegt in der Starrheit der Gesellschaft:„Auch wenn die Menschen hierzulande dieschwierige Lebenssituation in der DrittenWelt erkennen und kritisieren – Indem wirKleidung zu Spottpreisen aus Bangladeschkaufen, sind wir letztlich selbst für die dor-tigen niedrigen Löhne mitverantwortlich.“Warum es so schwierig ist, Menschen fürsolche Themen zu sensibilisieren, ist eineder spannendsten Fragen. Auf der anderenSeite zeigt dies, dass globaler Wandel keinabstrakter Begriff ist, sondern vom Verän-

derungswillen der Gesellschaft abhängt. Obman zu fair gehandeltem Kaffee greift oderFahrrad statt Auto fährt, ist nämlich eineGewissenssache. „Jeder kennt diese Proble-matik ganz genau“, stellt Glaser fest, „da-rum können wir uns in 60 Jahren nichtmehr herausreden, so wie man das in ande-ren historischen Kontexten gerne gemachthat.“

Holger Lühmann

Freiburger Unimagazin 4/08 19

studium & Lehre

Forum

Forum

Dies Universitatis – Tag der EhrungenMit einem feierlichen Festakt ehrte die Albert-Ludwigs-Universitätmit der alljährlichen Veranstaltung „Dies Universitatis“, dem Tagder Ehrungen und Auszeichnungen, Persönlichkeiten, die sichdurch außerordentliche Leistungen in besonderem Maße für dieUniversität Freiburg engagierten und dazu beigetragen haben, „un-sere gemeinsamen Ziele zu erreichen“, wie der Vizerektor, Profes-sor Dr. Hans-Jochen Schiewer, erklärte. Rund vier Universitätsme-

daillen hat die Uni Freiburg beim diesjährigen Dies Universitatisverliehen. So wurde Professor Franz Daschner für sein Engagementals ehemaliger Präsident des Jubiläumskomitees im vergangenenJahr ausgezeichnet. Mit großer Einsatzbereitschaft gelang es ihm,die nötige Unterstützung aller universitären Gruppen für das Groß-projekt zu gewinnen und gemeinsam die Feste und Veranstaltungenrund um das 550-jährige Jubiläum erfolgreich umzusetzen. Deswei-teren wurde Professor Dr. Matthias Langer mit der Universitätsme-daille geehrt, der als ehemaliger Prorektor für Medizin und For-schung, eine wichtige Rolle als vermittelndes Bindeglied zwischender Universität Freiburg, der Medizinischen Fakultät und des Uni-versitätsklinikums spielte. Professor Dr. Gerhard Schneider, ehema-liger Prorektor für Kommunikation und Technologietransfer, erhielt

die Universitätsmedaille für sein Engagement als „Botschafter“ fürNeue Medien und innovative Technologien innerhalb der Univer-sität und im Rahmen regionaler und überregionaler Wirtschaft undHochschulpolitik. Professor Dr. Karl-Reinhard Volz, ehemaliger Pro-rektor für Studium und Lehre, nahm die Auszeichnung als Aner-kennung seiner besonderen Verdienste, zum Beispiel als zentraleKraft beim Ausbau des Zentrenverbunds für Studienreform undWeiterbildung und seinem federführenden Einsatz bei der Exzel-lenzinitiative, entgegen.Im Rahmen des Dies Universitatis verlieh die Universität Freiburg

weitere Preise: Auf Vorschlag der Ständigen Senats-kommission, die Wissenschaftlerinnen und Studentin-nen fördert, erhielt Elisabeth Ahner den Bertha-Otten-stein-Preis 2007 für ihre hervorragende Magisterarbeitmit dem Titel „Schädeldarstellungen der Renaissancein Italien – Ein Miniaturschädelmodell als historisch-anthropologische Quelle“. Mit interdisziplinären Me-thoden, die sowohl naturwissenschaftliche als auchgeisteswissenschaftliche Aspekte vereinen, hat sichdie Historische Anthropologin mit Erstbeschreibungenund Datierungen eines Miniaturschädelmodells unbe-kannter Herkunft beschäftigt. Der Bertha-Ottenstein-Preis ging ebenfalls an die Fakultät für Biologie, der esmit der Kindertagesstätte „Biolino“ gelang, die Arbeits-bedingungen von Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern mit kleinen Kindern nachhaltig zu verbes-sern und die anspruchsvolle akademische Tätigkeit mitder Erziehung von Kindern zu vereinen.Außerdem verlieh die Albert-Ludwigs-Universität Ro-land Mack, dem Geschäftsführer und Miteigentümer

des Europaparks in Rust, mit der Würde eines Ehrensenators diehöchste Auszeichnung der Universität. Die Tradition der engen Ko-operation zwischen dem Europapark und der Universität Freiburgreicht weit in die Vergangenheit zurück. Seit vielen Jahren unter-stützt Roland Mack zahlreiche Projekte der Albert-Ludwigs-Univer-sität, wie zum Beispiel den alljährlichen Sommerball oder das 2001ins Leben gerufene Festival der Science Days. „Mit dem Europaparkhaben wir einen Partner gefunden, der jedes Jahr Millionen Men-schen begeistert“, sagte der Vizerektor.Im Rahmen des Dies Universitatis hielt Professor Dr. Susanne Al-bers, Preisträgerin des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises 2008, denFestvortrag „Online Algorithmen: Was ist es wert, die Zukunft zukennen?“

Der Vizerektor Hans-Jochen Schiewer mit Roland Mack, Prof. Gerhard Schneider, Prof. Susanne Al-bers, Prof. Matthias Langer, Prof. Franz Daschner und Prof. Karl-Reinhard Volz (v.l.n.r.)

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Besuch aus Bulgarien

Rund um die Welt pflegt die Universität Freiburg Partnerschaftenmit zahlreichen Hochschulen, Städten und Ländern. Seit vielenJahrzehnten bereichern und prägen nicht nur Studentinnen undStudenten aus aller Welt sondern auch internationale Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler den Alltag der Uni Freiburg. Mit rund299 Studierenden machen die Bulgaren die zweitgrößte Gruppe derinternationalen Studentenschaft aus, doch nicht nur sie freuten sichüber den Besuch des Außenministers der Bulgarischen Republik,Ivailo Kalfin. Im Rahmen der vom Slavischen Seminar organisiertenVeranstaltung hielt der Außenminister einen Gastvortrag über „DieBedeutung der Schwarzmeerregion für Europa“. „Die Beziehung un-serer Universität zur Bulgarischen Republik ist für Freiburg von gro-ßer Wichtigkeit“, sagte Professor Dr. Heiner Schanz, Prorektor fürKommunikation und Wissensmanagement. „Deshalb bemühen wiruns gerne darum, sie weiterhin auszubauen.“

Von Berlin nach Freiburg

Auf Einladung der JuSo-Hochschulgruppe machte der Außenminis-ter und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch inSüdbaden einen Abstecher an die Universität Freiburg. Das Audito-rium Maximum im Kollegiengebäude II erwies sich trotz des vielversprechenden Namens nicht als groß genug, um den Andrang vonStudierenden, weiteren Mitgliedern der Universität und allen Inte-ressierten, mit Sitzplätzen zu versorgen. „Es ist mir eine besondere

Freude, unseren herausragenden und weltweit geschätzten Gastund Redner an der Universität Freiburg willkommen zu heißen“, be-grüßte der Vizerektor, Professor Dr. Hans-Jochen Schiewer, denAußenminister, der einen Vortrag über zukunftspolitische Möglich-keiten und Chancen hielt und sich außerdem für eine Diskussionmit Studierenden Zeit nahm. Der Vizerektor betonte die Rolle derdeutschen Universitäten, die die Bundesrepublik vor allem durchdie weltweite Vernetzung mit zahlreichen Hochschulen und denAustausch von Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftlern als „starke Partner“ auf internationalem Parkett unter-stützten und repräsentierten.

Ausgezeichnetes KinoIm vergangenen Jahr feierte nicht nur die Universität Freiburg eingroßes Jubiläum: Der aka-Filmclub wurde 50 Jahre alt – ein halbesJahrhundert studentischer Kinokultur. Von der Erstellung des Pro-gramms bis zur Vorführung des Films, organisieren die studenti-schen Mitglieder jedes Semester neue Filmreihen und Diskussions-runden mit Wissenschaftlern und Künstlern, die an der Uni Frei-burg Gastvorträge halten. Der Deutsche Kinemathekenverbund hatdas besondere Engagement der Studierenden mit einem Kinopreisausgezeichnet. Erstmalig hat sich der aka-Filmclub für die Aus-zeichnung in der Kategorie für Städte mit 130.000 bis 250.000 Ein-wohnern beworben und erhielt den dritten Preis für sein Programmim vergangenen Jahr. Argentinien, der junge orientalische Film undmoderne Westernhelden, waren nur einige der vielfältigen Facetten,mit denen die Freiburger Studierenden die Jury überzeugen konn-ten. Außerdem lobte sie die lange Tradition der in Eigenregie pro-duzierten Filme. Anlässlich seines 50. Geburtstags hatte der Film-club eine Jubiläums-DVD mit einer Auswahl der selbst geschriebe-nen, inszenierten und umgesetzten Filme veröffentlicht. LetztesJahr gelang es dem aka-Filmclub wieder, ein eigenes Projekt auf dieBeine zu stellen: Innerhalb von 14 Tagen filmten die Studierendenden Streifen „Anthropos“, einen Gruselfilm im Freiburger Studen-ten-Zombie-Milieu, der 18. Juli im Hörsaal des Kollegiengebäudes IIals Weltpremiere zu sehen ist.

Internationale StudiengängeMit zwei neuen internationalen Master-Studiengängen beweist dieUniversität Freiburg ihre weltweite Vernetzung in Sachen For-schung und Lehre. Biophysik und Bioinformatik, Neurobiologie undPharmakologie: das sind nur einige Auszüge aus dem Curriculumdes neuen internationalen Masterstudiengangs “Biomedical Scien-ces”, der dieses Jahr in Argentinien beginnt. Mit der gemeinsamenKooperation der Albert-Ludwigs-Universität, der Universität vonBuenos Aires und der Unterstützung des Deutschen AkademischenAustauschdienstes (DAAD), vergibt der neue Studiengang Stipen-dien an die weltweit besten Studentinnen und Studenten. In einemzweijährigen Studium in Buenos Aires und Freiburg, haben die Stu-dierenden die Chance, auf dem Gebiet der Biomedizin mit den bes-ten Wissenschaftlern beider Fakultäten zusammenzuarbeiten.Moskau – Freiburg heißen die beiden Lernstationen für die Studie-renden des neuen Masterstudiengangs der Germanistik und Slavi-stik, der im kommenden Wintersemester 2008/09 an der Albert-Ludwigs-Universität startet. In Zusammenarbeit mit der StaatlichenUniversität für Humanwissenschaften in Moskau und der Unter-stützung des DAAD, werden die russischen und deutschen Studie-renden jeweils ein Semester an der Heimat-Universität der Kommi-litonen verbringen und sich dem Studium moderner russisch- unddeutschsprachiger Literatur sowohl im interkulturellen Vergleichals auch in ihren historischen, systematischen und sozikulturellenBezügen, widmen.

Treffen in der Universität: Finanzminister Willi Stächele, Dekanin der Philologi-schen Fakultät, Prof. Elisabeth Cheauré, der Außenminister der Bulgarischen Re-publik, Ivailo Kalfin, und Prorektor Prof. Heiner Schanz (von links)

Prof. Jürgen Rühe, Prorektor für Internationalisierung und Technologietransfer, Vi-zerektor Hans-Jochen Schiewer, Außenminister Frank-Walter Steinmeier undBundestagsabgeordneter Gernot Erler (v.l.n.r.)

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Inhalt

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Stammzellen gegen GehirntumorDie Eleonore-und-Fritz-Hodeige-Stiftung hat Dr. Gerald Illerhaus,Oberarzt in der Abteilung Innere Medizin I mit dem Schwerpunkt

Onkologie an der Univer-sitätsklinik Freiburg, mitdem mit 5.000 Euro do-tierten „Eleonore undFritz Hodeige Preis“ aus-gezeichnet. Dem Wissen-schaftler ist es gemein-sam mit seinem Team ge-lungen, eine neue Thera-pieform für eine spezielleArt von Gehirntumorenzu entwickeln. Den Aus-schlag gab Illerhaus’ inno-vative Kombination von

Chemotherapie mit Stammzellentransplantation, um das so ge-nannte zerebrale Lymphom zu therapieren. Seit Anfang 2007 wur-de das von Illerhaus entwickelte Verfahren im Rahmen einer Studiein Freiburg angewandt, rund 19 Kliniken aus ganz Deutschland ha-ben sich mittlerweile angeschlossen. Der Onkologe freute sich be-sonders über die Auszeichnung, weil sie das Engagement „nah amPatienten“ würdige. „Der Preis gilt einer Forschung, die direkt in diePraxis zu übertragen ist“, betonte auch Professor Dr. Charlotte Nie-meyer, Prorektorin für Forschung und Medizin der Universität Frei-burg.

Mehr Raum für LehreDie Albert-Ludwigs-Universität erhält eine neue Professur für Neu-robiologie, die die gemeinnützige Hertie-Stiftung mit rund einerMillion Euro finanziert. Mit der an der Medizinischen Fakultät an-gesiedelten Stiftungsprofessur wird eine Nachbesetzung der Profes-sur für Neuroanatomie vorgezogen und ermöglicht es somit einerWissenschaftlerin oder einem Wissenschaftler, sich bereits wäh-rend der letzten sieben Dienstjahre des jetzigen Lehrstuhlinhabers,Professor Dr. Michael Fortscher, einzuarbeiten. So soll die Neuroan-atomie an der Universität Freiburg „als leistungsstarker Profilbe-reich weiter ausgebaut werden“, betonte der WissenschaftsministerPeter Frankenberg.

Delegation aus Oregon

Seit 40 Jahren kooperieren der US-Bundesstaat Oregon und Baden-Württemberg auf dem Gebiet „Exchange in Higher Education“. ImJuni empfing Professor Dr. Jürgen Rühe, Prorektor für Internationa-

lisierung und Technologischen Transfer, die Delegation aus Oregon.„Ich freue mich sehr, dass wir dieses Jahr erneut unsere Partner-schaft mit einem internationalen Austausch unserer Fakultäten aus-bauen und unsere Beziehung zu den USA intensivieren konnten“,sagte der Prorektor. Ihren Besuch an der Universität Freiburg be-endeten die Gäste aus Amerika mit einem Rundgang und anschlie-ßendem Umtrunk im UniSeum.

Und noch einmal Land der Ideen

Mit einer Pressekonferenz begann am 4. Juni in der Aula der Uni-versität der Tag der Offenen Tür zum Thema „Nachhaltigkeit an derSolar-Uni Freiburg“ – veranstaltet vom Zentrum für ErneuerbareEnergien (ZEE) zusammen mit der Pressestelle der Universität. Fürihr Engagement erhielt die Universität von der Initiative „Land derIdeen“ als ausgezeichneter Ort von dem Mitglied der Geschäftslei-tung der Deutschen Bank, Partner in der Initiative, Hans-Georg Res-sig, einen Pokal über-reicht. Zusammen mit demProrektor für Kommu-nikation und Wis-sensmanagement ,Prof. Dr. HeinerSchanz, präsentiertender Initiator der Solar-Uni, Prof. Dr. FranzDaschner, und der Di-rektor des ZEE, Prof.Dr. Gerhard Oesten,die Strategie der Nachhaltigkeit an der Universität Freiburg. An derPosterausstellung beteiligten sich neben dem ZEE Freiburger Schu-len mit ihren Projekten zu erneuerbaren Energien. Der Arbeitskreis„Nachhaltige Universität Freiburg“ zeigte die besten Fotografien ausseinem Wettbewerb zum Thema „Nachhaltige Uni“. Prof. Dr. VolkerWittwer, Stellv. Direktor des Fraunhofer Instituts für Solare Ener-giesysteme (ISE) sprach über „Potentiale für eine RegenerativeEnergieversorgung unserer Welt“. In der Podiumsdiskussion unterder Moderation des auf Energiefragen spezialisierten JournalistenBernward Janzing diskutierten Besucher und das Podium vor allemdie Frage, wie die Universität Freiburg ihre Arbeit verstärken undmit ihren erfolgreichen Projekten zur Nachhaltigkeit mehr öffentli-che Resonanz bekommen kann.

Forum

Der Preisträger Dr. Gerald Illerhaus mit Eleono-re Hodeige (links im Bild) und Prorektorin Char-lotte Niemeyer

Partnerschaftlicher Austausch mit den Gästen aus Oregon

Eröffnungspressekonferenz zum Tag der Offenen Tür

Poster-Session zur Nachhalltigkeit

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Personalien

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Fakultät für Mathematik und Physik�Prof. Dr. Frank Stienkemeier, Institut für Physik, wurde mit Wir-kung vom 4.6.2008 die Eigenschaft eines Beamten auf Lebenszeitverliehen.

�Prof. Dr. Bernd Siebert, Mathematisches Institut, hat einen Rufan die Universität Hamburg erhalten.

Fakultät für Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften�Dr. Rüdiger-Albert Eichel, Institut für Physikalische Chemie,wurde mit Wirkung vom 1.6.2008 für die Dauer von drei Jahren zumAkademischen Rat ernannt.

Fakultät für Biologie�PD Dr. Stefan Rotter, wurde mit Wirkung vom 6.5.2008 zum Uni-versitätsprofessor im Fach Computational Neuroscience ernannt.

�Prof. Dr. Klaus Vogt, Institut für Biologie, Abteilung Neurobiolo-gie/Tierphysiologie, ist am 9.5.2008 verstorben.

Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften�Dr. Dirk Schindler, Meteorologisches Institut, wurde mit Wir-kung vom 23.5.2008 für die Dauer von drei Jahren zum Akademi-schen Rat ernannt.

�Prof. Dr. Markus Weiler, Institut für Hydrologie, wurde zum Uni-versitätsprofessor im Fach Hydrologie ernannt.

DIENSTJUBILÄEN 25 JAHRE�Luise Lohmann, Englisches Seminar

DIENSTJUBILÄEN 40 JAHRE�Kurt Bilger, Universitätskasse�Prof. Dr. Rudolf Lerche, Mathematisches Institut�Jürgen Rohde, Institut für Waldwachstum

VENIA LEGENDI FÜR�Dr. Cornelia Brink, Geschichte/Historische Anthropologie�Dr. Ernst Felix Wilhelm von Dobschütz, Chirurgie�Dr. Boris Gabriel, Frauenheilkunde und Geburtshilfe�Dr. Wolfgang Köstler, Medizin�Dr. Silke Laßmann, Molekulare Pathologie�Dr. Mark Melnyk, Sportwissenschaft�Dr. Ilia Polian, Informatik�Dr. Urs Sommer, Philosophie�Dr. Thomas Städtler, Romanische Philologie

Dr. Nikol Rummel vom Institut fürPsychologie der Universität Frei-burg wurde zum Adjunct Professoram Human Computer InteractionInstitute (HCII) an der CarnegieMellon University in Pittsburgh/USA ernannt.

Dr. Nikol Rummel

Dr. Cyrill Stachniss aus der Ar-beitsgruppe Autonome IntelligenteSysteme des Instituts für Informa-tik hat den von dem EuropäischenRobotics Network jährlich ausge-schriebenen Georges Giralt Awardfür die beste im Jahr 2006 verfassteeuropäische Dissertation im Be-reich Robotik erhalten.

Dr. Cyrill Stachniss

Namen und NachrichtenJährlich verleiht die Alexander von Humboldt-Stiftung bis zu 100Forschungspreise an international renommierte Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler, die die Möglichkeit haben, selbst gewähl-te Forschungsvorhaben in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Mo-naten mit Fachkollegen deutscher Hochschulen zu verwirklichen.Der Humboldt-Forschungspreis ist mit jeweils 60.000 Euro dotiert.Vier internationale Wissenschaftler wurden 2008 ausgezeichnetund werden als Gastwissenschaftler an der Universität Freiburg ar-beiten:

�Professor Dr. Rudolf Bernet, Belgien, Fachgebiet Geschichte derPhilosophie, wird bei Professor Dres. Hans-Helmuth Gander undGünter Figal am Philosophischen Seminar 1 forschen.

�Professor Dr. Marc Jean Yor, Frankreich, Fachgebiet Wahrschein-lichkeitstheorie und Stochastik, wird bei Professor Dr. Ernst Eber-lein, Institut für Mathematische Stochastik, zu Gast sein.

�Professor Dr. Robert F. Murphy, USA, Fachgebiet Informatik inNaturwissenschaft und Technik, wird als Gastwissenschaftler beiProfessor Dr. Klaus Palme, Institut für Biologie II – Zellbiologie, ar-beiten.

�Professor Dr. Patrick Cousot, Frankreich, Fachgebiet Informatik,wird sich bei Professor Dr. Andreas Podelski, Institut für Informa-tik, seinen Forschungen widmen.

�Das University College Dublin verleiht Professor Dr. Jürgen Huss,der von 1986 bis 2002 das Waldbau-Institut der Albert-Ludwigs-Uni-versität leitete, die Ehrendoktorwürde sowohl für sein Engagementfür die irische Forstwirtschaft als auch die Kooperation auf dem Ge-biet Forschung und Lehre.

Aus den Fakultäten

Philologische Fakultät�PD Dr. Wolfgang Beschnitt wurde für die Dauer ihrer Lehrbefug-nis an der Universität Freiburg die Bezeichnung außerplanmäßigerProfessor verliehen.

Philosophische Fakultät �Professor Dr. Jens Peter Laut, Professur für Turkologie, hat denRuf an die Universität Göttingen angenommen.

Was auf den ersten Blick nach einer klarenSachlage aussieht, erweist sich in der Pra-xis als eine Aufgabe, die viel Kommunika-tion und Konfliktlösungswillen voraussetzt.Das beginnt damit, dass die Flächen derUniversität, vor allem im geisteswissen-schaftlichen Zentrum der Stadt, nicht belie-big vermehrbar sind. „Da sind die Not unddas Flächendefizit am größten“ sagt DieterStuhlinger als Verantwortlicher für die In-stitute im Stadtzentrum. Als Verbindungzwischen der Institutsleitung und dem Uni-

versitätsbauamt stellen die Mitarbeiter derStabsstelle zuerst die Frage, wie jedes neueBauvorhaben, jede Erweiterung oder Flä-chenumwidmung ins Gesamtkonzept derUniversität passt, wo verstärkt oder wenigerinvestiert werden soll. Erst dann beginntdas formale Verfahren. Auslöser können einneuer Fakultätenzuschnitt, Berufungsver-handlungen oder der Wunsch nach beiein-ander liegenden Arbeitsräumen einer Ab-teilung sein. „Wir stellen die Frage nachden ‚Köpfen’, das heißt nach Mitarbeiterin-

nen und Mitarbeitern in Voll- und Halbzeitund rechnen aus, wie viel Platz ihnen zu-steht“, sagt Arnhold. Dass auf die so ge-nannte Flächenbedarfsanalyse Protest folgt,passiert nicht selten. „Es entstehen tagtäg-lich Konflikte, die wir lösen müssen.“ Wirdein Lehrstuhl aufgegeben, macht das Teamin enger Abstimmung mit dem Rektor Vor-

schläge zur Neubelegung der Flächen.Die Vier sind stolz darauf, dass die Erfah-rung der Jahre im Job und ihre Fähigkeitmit den Betroffenen nach einer einver-nehmlichen Lösung zu suchen, ihnen im-mer geholfen hätten, den Bedarf erfolgreichmit allen Beteiligten abzustimmen. „Jedersoll mit erhobenem Haupt rausgehen kön-nen“, sagt Stuhlinger. Es gehe keine Vorlageans Rektorat, das am Ende entscheidet, dienicht vorher gemeinsam besprochen undfür alle Beteiligten einsehbar gewesen sei.

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„Es entstehen täglich Konflikte, die wir lösen müssen“Die Stabsstelle für Bauplanung und Raummanagement nutzt ihre Erfahrung für dieRaumverteilung der Universität

Bei spektakulären Bauvorhaben wie der 44 Millionen Euro teuren Sanierung der Uni-versitätsbibliothek wird die Stabsstelle für Bauplanung und Raummanagement unterder Leitung von Bernhard Arnhold gerne in der Öffentlichkeit zitiert. Die Stabsstelle hatdie Auslagerungsflächen organisiert und das für den Umzug erforderliche Schluchsee-gebäude gekauft. Die tägliche Arbeit ist weniger publikumswirksam, jedoch unersetz-lich für eine funktionierende Universität. Das vierköpfige Team verwaltet die Flächender Universität je nach Bedarf und plant Um- und Neubauten für Lehre und Forschung.

Die erfolgreichen Vier (von links): Bernhard Arnhold, Jörg Schaarschmidt, Stefan Klingner, Dieter Stuhlinger

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Darüber hinaus fordert jede neue Berufungoder Bleibeverhandlung die Kreativität derStabstelle heraus. Dass sie von Anfang aneingebunden ist, erleichtert die Planung.Doch wenn ein neu berufener Professor alsInsektenforscher angekündigt wird undschließlich mit Tausenden von Fischen vorder Tür steht, ist jede vorzeitige Raumzutei-lung hinfällig geworden. „Wir müssen dannschnell reagieren“, sagt Arnhold. Für die Planung von Neubauten gilt eben-falls, dass zu Beginn die Frage diskutiertwird, welchen Stellenwert der Bau für dasGesamtkonzept der Universität hat. Bei ei-ner positiven Antwort geht die Vorlage analle wichtigen Abteilungen des Finanz- undWissenschaftsministeriums und an denWissenschaftsrat mit dem Ziel, dem Projektim Landeshaushalt einen festen Platz zuzu-weisen. In die mit den Wissenschaftlern ge-meinsam erstellte Nutzungsanforderungeingeschlossen sind die Kosten für die sogenannte Erstausstattung der Labore, die fi-nanziell heftig zu Buche schlägt, vor allemwenn es um Sicherheitseinrichtungen gehtwie zum Beispiel bei genetisch verändertenOrganismen. „Da sind wir mit viel Konflikt-potenzial konfrontiert“, weiß Arnhold. Ver-antwortlich für den naturwissenschaft-lichen Bereich im Team der Bauplaner istder Ingenieur für Krankenhausbetriebs-

technik, Jörg Schaarschmidt. Er plant dieAusstattung im Labor nach genau fest ge-legten Schritten, in die er Forscher einbe-zieht. Der vierte Mann im Team ist der Bau-techniker Stefan Klingner, der die Baudateiverwaltet, für die Außeninstitute zuständigund im Team der Experte für Denkmalpfle-ge ist. In der Baudatei sind sämtliche Räu-me der Universität erfasst und in ihr wer-den Nutzungs- und Belegungsänderungenfortgeschrieben. So ist jederzeit einsehbar,dass die Universität zurzeit über 154 Ge-bäude mit 16 100 Räumen auf einer Ge-samtfläche von 437 500 Quadratmetern(ohne Klinikum) verfügt. Das entspricht ei-ner Fläche von rund 73 Fußballfeldern. Die-se Daten fließen in ein zukünftiges Flä-chenmanagementsystem ein, zu dem dieUniversität laut ministeriellem Solidarpaktverpflichtet ist. „Die Brisanz liegt darin,dass bei Flächenüberhang in Zukunft Raumaufgegeben werden muss, wenn die Richt-werte aus dem Finanzministerium ein Zu-viel an Platz ausweisen“, so Arnhold. Aberauch da fühlen sich die Planer mit ihrer Er-fahrung gut gerüstet. Zum Glück für die Universität zweifeltendie Bauplaner im vergangenen Jahr nichtdaran, dass die Universität Freiburg in derExzellenzinitiative erfolgreich sein würdeund bereiteten sich rechzeitig vor. Sie re-

servierten im Vorgriff das Gebäude der ehe-maligen Pathologie sowie eine Gründerzeit-villa in der Stadtstraße. „Wir waren vorbe-reitet“, sagt Arnhold. Die Exzellenzinitiati-ve sorgt zudem dafür, dass ihnen auch jetztdie Arbeit nicht ausgeht. Das Exzellenzclu-ster „Bioss“ bekommt mit Baubeginn nochin diesem Jahr in der Schänzlestraße einenzehn Millionen Euro teuren Neubau. Die 11.Fakultät erhält zusätzliche Laborräume, dieim bereits existierenden würfelartigen Bauam Ende der Georges-Köhler-Allee realisiertwerden. Die Physiologie wird saniert undebenso das Chemie-Hochhaus. Für die Phy-sik ist ein Neubau in der Planung. Alle Baukosten der vergangenen zehn Jahrezusammengezählt, ergibt die Summe vonrund 450 Millionen Euro zuzüglich 40 Milli-onen für Erstausstattungen. „Wir sind dieAbteilung in der Universität, in der das mei-ste Geld bewegt wird“, sagt Arnhold stolz.Dass es richtig angelegt war, zeigen unteranderem die Zahlen zum Sanierungsbedarfder baden-württembergischen Universitä-ten. Freiburg beansprucht nur einen gerin-gen Teil der insgesamt veranschlagtenSumme von 2,4 Milliarden Euro. „Wir ha-ben im Gegensatz zu vielen anderen Hoch-schulen in der Vergangenheit schon viel aufden Weg gebracht.“

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Marianne Willim, TextRüdiger Buhl, Fotos.Pflastermosaiken in FreiburgEin uraltes Handwerk – eine Kunst besonderer Art

mit Beiträgen von Norbert Göbel und Peter Kalchthaler

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Alle reden vom „deutschen Som-mermärchen“ – Damit ist wohlnicht nur die Beinfertigkeit derNationalelf gemeint. Wochenlangwirbelte, jubelte und brodelte dieStadt. Für Tausende waren diePublic-Viewing-Plätze, die an je-der Ecke ihre Zelte aufgeschlagenhatten, zur regelmäßigen Party-zentrale geworden. Kein Wunder,dass man in dieser ausgelassenenAtmosphäre auch mal einen überden Durst trinkt. Wenn die letztenFußballbilder über die riesigeLeinwand flimmern, zieht Andre-as Müller (Name von der Redak-tion geändert) noch in die eineoder andere Kneipe weiter, obwohlsich seine Freunde langsam auf den Heim-weg machen. Kurz vor Mitternacht – für denVerwaltungsangestellten, der seit fünf Jahrenan der Universität Freiburg arbeitet, ist derAbend noch jung, da stemmt er gerne einpaar Gläser Wein, Bier und eine handvoll„Kurze“ hinterher. Dass er morgen bei der Ar-beit mal wieder nicht ganz auf der Höhe seinwird, die schiefen Blicke und Bemerkungender Kollegen das Pochen in seinen Schläfennur noch unerträglicher machen werden, istihm eigentlich schon klar, als er das erste Pilsherunterstürzt. Aber Deutschland – Portugal,3 zu 2: Das ist doch endlich mal ein guterGrund zum Trinken, oder?Es besteht durchaus die Wahrscheinlich-keit, dass Andreas Müllers Mitarbeiter sichschon seit langem überlegen, ob sie sichnicht doch einmal an Albrecht Pönitzsch,den Leiter der Suchtkontaktstelle an der Al-bert-Ludwigs-Universität, wenden sollten.Schon seit einiger Zeit wundern sie sichüber das „komische“ Verhalten ihres Kolle-gen: Öfters kommt er zu spät, ist schnell ge-reizt, lässt seine Abteilung hängen, weil erbei der Arbeit schludert und riecht fast je-den zweiten Morgen nach Alkohol.

Angst zu versagen

„In vielen Fällen sind es nicht die Betroffe-nen selbst, die sich bei uns melden, son-

dern ihre Mitarbeiter, Freunde oder Fami-lienmitglieder“, sagt Albrecht Pönitzsch.„Oftmals wollen sie sich ihr Suchtproblemnicht eingestehen.“ Trotz Kopfschmerzen,Übelkeit, Nervosität und Herzrasen – nureinige der Nebenwirkungen von übermäßi-gem Alkoholkonsum - ignorieren vieleSuchtkranke die ernste Lage. Das Resultatsolch einer Verdrängung ist eine Selbst-überschätzung, die in Alltag und Beruf äu-ßerst gefährlich werden kann, erklärt derDiplom-Psychologe. Umso wichtiger ist es,dass die Mitmenschen auffällige Verände-rungen im Verhalten ihrer Kollegen bemer-ken. Doch dazu gehören laut Pönitzsch vorallem eine große Portion Einfühlungsver-mögen und Zivilcourage. Auch wenn sichdie Anzeichen häufen, trauen sich viele Mit-arbeiter nicht, den Kollegen direkt auf dasProblem anzusprechen und möchten ausUnsicherheit niemandem Ärger einhan-deln. Denn dass ein Kollege mitten bei derBürobesprechung den Flachmann heraus-holt und seinen Kaffee mit Wodka streckt,ist eher eine Szene, die man aus schlechtenFilmen kennt. In Wirklichkeit schaffen esviele Abhängige, ihre Sucht über Monateund Jahre hinweg vor den Mitarbeitern zuverheimlichen. Außerdem ist bei Sucht-kranken die Hemmschwelle, sich Hilfe zuholen, sehr hoch – meistens überwiegen dieAngst und Scham, als „Verlierer“ oder „Ver-sager“ abgestempelt zu werden.

Seit 1991 leitet Albrecht Pönitzsch dieSuchtkontaktstelle, die an den AGJ-Fachver-band für Rehabilitation und Prävention derErzdiözese Freiburg angeschlossen ist. Zuden Aufgaben der Einrichtung gehörennicht nur Beratung, Betreuung und Weiter-vermittlung der Klienten und Ratsuchen-den, sondern auch aktive Öffentlichkeitsar-beit. Mit Seminaren, Vorträgen und Schu-lungen informiert die Suchtkontaktstelle re-gelmäßig über Prävention und Umgang mitSuchtkranken.

Verstärkung im Team

Demnächst bekommt die SuchtkontaktstelleVerstärkung: Als Leiterin des psychosozia-len Beratungsdienstes, die Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern der Universität Frei-burg bei beruflichen Konflikten und priva-ten Krisensituationen hilft, ist Heike Tischmit der Suchtkontaktstelle „eng verzahnt“.Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit vonSuchtmitteln „sind gesellschaftlich weitverbreitete Probleme“, sagt die Diplom-Pä-dagogin und systemische Beraterin. Jedersiebte Arbeitnehmer leidet im Durchschnittunter Suchterkrankungen. Bei insgesamt4.500 Mitarbeitern der Albert-Ludwigs-Uni-versität wären es statistisch gesehen rund400 Betroffene aus Lehrkörper, Verwal-tungsapparat und technischen Berufen, dieregelmäßig zur Flasche greifen. „Die Grün-de für Alkoholmissbrauch entstehen nichtnur primär am Arbeitsplatz, sondern kön-nen ihre Ursachen auch im privaten Umfeldhaben“, erklärt Heike Tisch.Als es vor sieben Monaten nicht mit seinerBeförderung geklappt hat und kurze Zeitdarauf sein Vater an Krebs starb, fing An-dreas Müller an, auch unter der Woche zutrinken. Das „deutsche Sommermärchen“kam ihm dabei gerade Recht. Kein Spiel hater ausgelassen und auch als die Cafés undBars geschlossen hatten, wurde der Alkoholvon Mal zu Mal mehr. Ein Glück, dass seineKollegen doch die 203-4468 gewählt haben.

Rimma Gerenstein

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Schattenseiten eines SommermärchensWas tun, wenn der Kollege alkoholabhängig ist?Stress, Angst, Überforderung und Kummer: Die Gründe für Suchtkrankheiten sindüberall, und nicht nur im beruflichen Alltag zu finden. Seit 17 Jahren kümmert sich dieSuchtkontaktstelle der Universität Freiburg um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dieals direkte oder indirekte Betroffene unter Suchtproblemen leiden. Jetzt bekommt dasTeam Verstärkung.

InfoDie Suchtkontaktstelle für alle Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter der Albert-Lud-wigs-Universität ist ein kostenfreies An-gebot. Die Berater unterliegen derSchweigepflicht.Tel.: 0761 203-4468 • 0761 21807-20

Diplompädagogin Heike Tisch

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InhaltMenschen

Die Vorlesung ist zu Ende. Die Tür geht auf.Einige Studierende eilen aus dem Hörsaal.Manche stolpern fast in ihren Flip Flops, an-dere packen noch schnell im Gehen ihrenBlock in die Tasche. Dann schlendern vieleältere Damen und Herren in aller Ruheaus dem Hörsaal. Einige unterhaltensich. Manche Herren tragen Hemd undKrawatte, dazu eine Stoffhose. EinigeDamen haben ein Sitzkissen unter denArm geklemmt. Gegen eine Gebührvon 26 Euro erhält jeder Gasthörer ei-ne Gasthörerkarte, die den Besuch vonVorlesungen für ein Semester erlaubt,erklärt Siegrid Schieler von der Zen-tralstelle für Studentische Angelegen-heiten (ZSA). Unter den Gasthörern indiesem Sommersemester sind circa 70ausländische Studieninteressierte. DerGroßteil, knapp 300, sind 50 Jahre undälter. Der in diesem Semester ältesteStudent ist 1922 geboren. Laut Schielerhaben die meisten Abitur und sindehemalige Lehrer oder Akademiker imRuhestand. Mancher Studierende kannseinen ehemaligen Deutschlehrer inder ersten Reihe wieder treffen.

Geschichte und Kunstgeschichte beliebt

Das Zentrum für Weiterbildung (ZfW) gibtjedes Semester ein kommentiertes Vorle-sungsverzeichnis für Gasthörer heraus.Laut Schieler besuchen die meisten ÄlterenVorlesungen der Geschichte und Kunstge-schichte wie „Ungegenständliche Kunst“ beiProf. Dr. Angeli Janhsen. Eine Rentnerinund ihr Mann, die beide im Bereich Psycho-logie gearbeitet haben, sind „wieder Studie-rende aus Interesse an der Kunstgeschichte.Wir sind seit circa drei bis vier Semesterndabei.“ Er ergänzt: „Ich finde es anregendund bin in meinem Leben nie dazu gekom-men.“ Beide hören alle Kunstgeschichte-Vorlesungen, die angeboten werden, ummöglichst schnell einen Überblick zu be-

kommen. Das Angebot sei sehr unter-schiedlich, inhaltlich und auch methodisch.Man bekomme sehr viele Anregungen. Ersagt begeistert: „Ich habe durch die Art derBeschreibungen erst sehen gelernt.“ Die

Vorlesungen der anderen Fächer „findenwir zu speziell. Schön wären Vorlesungenim Bereich der Musikwissenschaften, aberwir haben das Gefühl, dass uns auch das zuspeziell ist.“

Wenig Kontakt zu den Jüngeren

Gasthörer dürfen nach Rücksprache mitdem Dozenten an Seminaren und Übungenteilnehmen, aber keine Prüfungen ablegen.Prof. Dr. Angeli Janhsen findet es „sehr gut,wenn Ältere studieren wie die jungen Stu-dierenden.“ Dennoch erlaubt sie Gasthö-rern nicht, an ihrem Seminar teilzuneh-

men: „Senioren sind geübt im Formulierenund kommen schneller mit Antworten, aufJunge muss man manchmal warten“, soJanhsen. Außerdem sind in ihrem Fachenorm viele Hobby-Kunsthistoriker als Gasthörer. Gerade in einem Fach, in demsich jeder für kompetent hält, müsse manein bisschen vorsichtig sein. „Deshalb: Die Gasthörer in der Vorlesung gern, im Semi-nar nicht. Der Einfachheit halber ohne Aus-nahme.“ Das Psychologen-Ehepaar besuchtkeine Seminare: „Wir wollen den Studieren-den keine Zeit stehlen, wir könnten den

Mund wahrscheinlich nicht halten.“ DerKontakt zu den jüngeren Studierenden „istschwierig, die haben ihre Stundenpläne, diesehr eng sind. Als Rentner muss man dieZeit, die einem bleibt, nutzen. Das ist an-ders als für die ‚Normalstudierenden‘.“ EineStudentin findet die älteren Studierendeneigentlich „cool“. „Es nervt nur, wenn es inSeminaren eng wird und die Studierendenschon so früh kommen müssen, um einenSitzplatz zu bekommen, wie es manchmalin Seminaren in Philosophie und Geschich-te der Fall ist.“

Wibke Hartleb

Studium auf Probe oder lebenslanges LernenGasthörer an der Universität Freiburg

An der Universität Freiburg sind in diesem Sommer 444 Gasthörerinnen und Gasthö-rer eingeschrieben. Sie besuchen Vorlesungen oder lernen eine Sprache, dürfen abernicht an Prüfungen teilnehmen. Neben meist ausländischen, Studieninteressierten, diesich vor Studienbeginn mit der Sprache und der Universität vertraut machen möchten,gilt für circa 70 Prozent der Gasthörer das Motto „zum Lernen ist man nie zu alt“. Siesind mit 50 Jahren oder älter die „Seniorstudierenden“ an der Universität.

Für ein lebenslanges Lernen ist es nie zu spät

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Menschen

Die Sonne scheint über den Köpfen von Ho-mer und Aristoteles am Eingang zum Kolle-giengebäude I. Hinter ihnen, links vom Ein-gang in den Raum 1008 hinein, da sitzt ei-ner. Ein freundlicher Kerl, sympathisch, mit

so einem möchte man eine Grillpartyschmeißen. Er übernimmt hier die Schlüs-selverwaltung. Aus über 30.000 Türöffnernfindet er sofort den richtigen. Norbert Weisist Herr der Schlüssel an der FreiburgerUniversität. Nur wenige Institute wie diePhysik oder die 11. Fakultät haben eigeneSchlüsselgewalt. Ein anderer Ort, ein ande-rer Tag. Boxen wirbeln Rhythmus durch dieLuft, heiß und stickig klebt sie an den Kör-pern und auf der Tanzfläche. Die Bude istvoll, alle feiern. Gerade NDW, später Tech-no. Am DJ-Pult, über der Nebelmaschine, dasteht einer. Ein gut gelaunter Kerl, Schweißläuft über seine Schläfen, mit so einemkann man Partys feiern. Seine Finger tan-zen zwischen Schallplatten und CDs umher.Aus über 25.000 Titeln wählen sie immerden richtigen. Seine Fans nennen ihn DJKey. Und auch das ist Norbert Weis.

„Mobil Disco Galaxy“ für Südbaden

Der 40-jährige Universitätsmitarbeiter legtschon fast sein ganzes Leben auf. Die erstenSchallplatten kaufte er sich mit 16 Jahren,drei Jahre später jobbte er als DJ. Seit eini-

Schlüsselmeister - PlattenmeisterNorbert Weis ist Herr über 30.000 Universitätsschlüssel – kaum ein Raum öffnet sich ohne ihn. Doch seine Kollegen schätzen ihn noch für ganz Anderes: Nachts legt er als DJ auf.

gen Jahren ist Norbert Weis nun unter sei-nem Logo „Mobil Disco Galaxy“ in Südba-den unterwegs. Zehn Meter Alu-Traverse,Nebelmaschine, Lichtanlage und eine Kistemit über 900 CDs und rund 700 Schallplat-

ten fährt Weis abendlich für seine Show auf– ein Arsenal an Unterhaltung. „Musik istmein Ein und Alles“, legt er freudestrah-lend hinterher. Seit einer Feier in der Theo-logischen Fakultät wird er nur noch DJ Keygerufen – denn als Schlüsselverwalter ken-nen ihn die Kollegen tagsüber. Im Dezernat I,der Hausverwaltung, ist Weis seit 1993 be-schäftigt. Erst in der Poststelle, seit fünf Jah-ren nun als der Herr der Schlüssel. Die Ar-beit zu erklären ist simpel, sie komplett zuerfassen noch lange nicht: Wer immer eineTür geöffnet haben will, schickt den Antragzu Norbert Weis. Er packt die Daten in denPC („Jede Menge Bürokratie“) und holt ei-nen Schlüssel aus dem Lager („Das Systemhabe ich selbst angelegt“). Dieses Lager ver-steckt sich im Keller des KollegiengebäudesIII; es ist ein raumhoher Schrank mit achtsenkrechten Schubladen, beidseitig mit je990 Nägeln behauen. Bis zu zehn Schlüsselhängen an jedem Nagel.

Herr über 30 000 Schlüssel

„Ich verwalte 30 Unigebäude hier im Zen-trum der Stadt“, erzählt Weis, „insgesamtüber 30.000 Schlüssel, die sortiert sein wol-

len“. Um das System überschaubar zu hal-ten, hat sich Weis neben seinem Schlüssel-schrank eine kleine Werkstatt eingerichtet:Pressmaschine für Beschriftung, Werkzeu-ge und ein weiterer Schrank mit Zylindern,

den passenden Schlössern. Dieseim Haus sinnvoll einzusetzen, istoberstes Gebot: „Ich bin der, derimmer spart“. Lieber wird Weis er-finderisch, als dass er einfach einSystem auswechseln lässt und denSchlosser bestellt. Man könnte sa-gen: key is money. Die Zukunft,zum Teil hält sie schon Einzug,wird dennoch schlüsselfrei.„Elektronische Zugangskontrol-len“, Weis meint die UniCard,„sind auf dem Vormarsch“. Flureund Türsysteme der Uni sind teil-weise bereits damit ausgestattet,irgendwann werden sich Türenvielleicht nur noch mit elektri-schem Piep statt mechanischemKlick öffnen lassen.

Über seinem Schreibtisch hat Norbert WeisFotos von sich hängen: Alle zeigen ihn ingelb-rotem Neoprenanzug, mal hält er sichan einer Fächerkoralle fest, mal schwimmtihm ein gestreifter Falterfisch vor die Tau-chermaske. „Ach ja“, ruft Weis aus, „dasTauchen ist auch so eine Leidenschaft vonmir“. Seit 1992 geht er unter Wasser, Höh-lenforschung ist sein liebstes Steckenpferd.Den Aachtopf, ein See im Schwarzwald, ge-speist durch den unterirdischen Zufluss derDonau, hat er mit einem Team erforscht undüberhaupt erst „betauchbar“ gemacht. In 80Metern Tiefe geht es ins Wasser, von dortnoch mal 40 Meter tief und wenigstens 300waagerecht in das überflutete Höhlensy-stem. Schlüsselverwalter Weis, DJ Key undTaucher Norbert: Es scheint, als hätten alleAufgaben und Abenteuer von Norbert Weismit großen Zahlen zu tun. Er holt Luft undzur nächsten Anekdote aus.Mit so einem kann man eine Grillpartyschmeißen.

Marc Röhlig

Norbert Weis, Herr über 30.000 Schlüssel und DJ Key

Foto

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G E B Ä U D E R E I N I G U N G

30 Freiburger Uni-Magazin 4/08

Wissenschaftliche Gesellschaft

stützten. Anschließend konnten sich die Gäste derWissenschaftlichen Gesellschaft bei dreiForschungsberichten über neue Entwick-lungen an der Universität Freiburg infor-mieren. Als erste referierte Eva Voß, Leite-rin Stabsstelle Gender and Diversity imRektorat darüber „Wie Gender in den Main-stream gelangt. Implementierungsstrate-gien des UN-Frauenentwicklungsfonds“.

Prof. Roland Schüle, Direktor des Zen-trums für Klinische Forschung und Leiterder Forschungsgruppe Molekulare Gynäko-logie an der Universitäts-Frauenklinik, be-fasste sich mit der Frage „Diagnose Prosta-takarzinom: Kann epigenetische Forschunghelfen?“. Auch Prof. Susanne Albers, Fa-kultät für Angewandte Wissenschaften, In-stitut für Informatik, Lehrstuhl für Informa-tions- und Kodierungstheorie am Institutfür Informatik, ging es um die Beantwor-tung einer Frage „Online-Algorithmen: Wasist es wert, die Zukunft zu kennen?“

Gender und Diversity

Den bisherigen Frauenförderpreis der Uni-versität – seit 2005 auf Beschluss des Senatsin „Bertha-Ottenstein-Preis“ umbenannt – er-hielt 2006/7 Eva Voß für ihre Magisterarbeit„Der United Nations Development Fund forWomen und sein spezifisches Verständnisvon Gender Mainstreaming“. Auch in Öster-reich wurde die Arbeit im Wiener Parlamentmit dem Johanna Dohnal-Preis für herausra-gende Ergebnisse der Frauen- und Genderfor-schung ausgezeichnet. Die inzwischen alsBuch erschienene Untersuchung befasst sichmit dem feministisch-theoretischen Hinter-grund der Begriffe „Gender“ und „Mainstrea-ming“ in der Verwendung durch den UN-Frauenentwicklungsfond UNIFEM. An die-

sem Beispiel stellt Eva Voß dar, dass UNIFEMmit divergierenden Gender-Konzeptionen ar-beitet und sich durch diese theoretischen Un-klarheiten bei der Implementierung von Gen-der Mainstreaming problematische Implika-tionen ergeben können. Eva Voß leitet mitt-lerweile die neu eingerichtete StabsstelleGender and Diversity, die als strategischeSteuerungseinrichtung für Gender- und Di-versity-Belange an der Universität zuständigund dem Prorektor für Kommunikationund Wissensmanagementdirekt unterstellt ist. Zu denzentralen Aufgaben derStabsstelle zählt die strategi-sche Beratung der Hoch-schulleitung in den verschie-denen Entscheidungs-, Pla-nungs-, Umsetzungs- und Be-wertungsprozessen der Uni-versität zum Thema Gleich-stellung und Vielfalt.

Prostatakarzinom

Prof. Roland Schüle wurde mit dem Paul-Martini-Preis ausgezeichnet, der jährlichvon der Paul-Martini-Stiftung für herausra-gende Leistungen in der klinisch-therapeu-tischen Arzneimittelforschung verliehenwird. Träger der Stiftung ist der VerbandForschender Arzneimittelhersteller e. V. DieStiftung fördert die Arzneimittelforschungsowie die Forschung zur Arzneimittelthera-pie und intensiviert den wissenschaftlichenDialog darüber zwischen medizinischenWissenschaftlern in Universitäten, Kran-kenhäusern, der forschenden pharmazeuti-schen Industrie, anderen Forschungsein-richtungen und Behörden. Roland Schüle und seine Arbeitsgruppe ent-deckten zusammen mit Bonner Kollegen imRahmen ihrer epigenetischen Grundlagen-forschung eine wesentliche Ursache für ag-gressiven Prostatakrebs. Ihre Ergebnissesind relevant sowohl für ein deutlich ver-einfachtes und sicheres Diagnoseverfahrenals auch für die Weiterbehandlung der Pa-tienten. Sie konnten identifizieren, an wel-chen Molekülen sich die Aggressivität einesProstatakrebses erkennen lässt. Bislang ba-siert die Diagnose auf der Bewertung desProstatagewebes anhand mikroskopischerAnalysen durch Pathologen. Dies Verfahren

Drei jüngst mit Wissenschaftspreisen aus-gezeichnete Mitglieder der Universität Frei-burg präsentierten im Rahmen der jähr-lichen Sommerveranstaltung „Junge Wis-senschaft“ Neues aus aktuellen For-schungsfeldern. Die Gäste der Wissen-schaftlichen Gesellschaft begrüßte der Vor-sitzende, Prof. Eberhard Schäfer, der aufdie große Herausforderung der Universitätals anerkannt exzellent und die Entschei-dung der Wissenschaftlichen Gesellschafteinging, sich auf diesem Gebiet mit beacht-lichen Fördersummen zu engagieren.Vizerektor Prof. Hans-Jochen Schiewer er-läuterte in seinem Grußwort, wie produktives für ihn war, bei der Kuratoriumssitzungder Wissenschaftlichen Gesellschaft unddas gegenseitige Abstimmen ihrer Förderli-nien mit denen der anderen traditionellenFördereinrichtung, dem Verband der Freun-de der Universität, zu erleben. Er hoffe aufdie Gelegenheit, alle hiesigen Förderer zumMiteinander zu vereinen. Die Wissenschaft-liche Gesellschaft, führte er aus, leistedurch ihre schnelle und unbürokratischeUnterstützung von Nachwuchswissen-

schaftlern einen wesentlichen Beitrag fürdie interne Entwicklung und die Außenwir-kung der Universität. Die Position als ’kleinaber fein’ hätte großen symbolischen Wert -gerade in der derzeitigen Situation in der esgelte, die Souveränität und Autorität derUniversitäten gegen die Ansprüche somächtiger Institutionen wie der DeutschenForschungsgemeinschaft zu behaupten. De-ren Einfluss auf die Zuteilung von Geldernmittels der Exzellenzcluster greife etwadurch Vorschriften zu Berufungsverfahrenbis in die innersten Regelungen der Univer-sität ein. Umso relevanter würden eigeneEinrichtungen, die förderten ohne Vorgabenzu machen und Bedingungen zu stellen, dieohne Auflagen und Bedrängnisse unter-

Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg im Breisgau

Sommersitzung mit aktuellen Forschungsbeiträgen

Vizerektor Prof. Hans-Jochen Schiewer

Von links: Eva Voß; der Vorsitzende der Wissenschaft-lichen Gesellschaft, Prof. Eberhard Schäfer; Prof. Su-sanne Albers. Gender goes

global von EvaVoß

ist ebenso aufwendig wie unsicher. Jährlicherkranken in Deutschland etwa 40.600Männer neu an Prostatakrebs. Damit istdies die häufigste Krebserkrankung beimMann. Das mittlere Erkrankungsalter liegtbei 71 Jahren. Die wichtigsten Behand-lungsmöglichkeiten sind Operation, Be-strahlung und medikamentöse Therapie.Die Deutsche Krebshilfe unterstützte dasForschungsprojekt mit 363.000 Euro, dasjetzt auch zum Exzellenzcluster „bioss“ ge-hört.

Neue Wege der Diagnose

Prof. Schüle geht es um zwei Dinge: zu ver-stehen, wie Prostatatumorzellen wachsenund wie sie gestoppt werden können. AlleKörperzellen verfügen über Regelungsme-chanismen, die den Zellzyklus steuern: Tei-lung, Wachstum, Alterung und Sterben einerZelle werden über ein fein austariertes Sy-stem im Gleichgewicht gehalten. Die Gene,die in diesem Prozessmanagement für dieZellteilung verantwortlich sind, werden beigesunden Zellen so im Zellkern verpackt,dass ihre Information zur Teilung nicht stän-dig abgelesen werden kann. Ohne diesenSchutzmechanismus - eine Art Bremse - wür-den sich die Zellen unkontrolliert vermehren.Ursächlich für krankhaftes Zellwachstumdes Prostatagewebes sind männliche Hor-mone (Androgene), wie Testosteron, die dieZellteilung in der Prostata aktivieren. Un-ter ihrem Einfluss können aus entartetenZellen Tumore entstehen. Daher versu-chen Mediziner bei Prostatakrebs, die Pro-duktion des Testosteron durch eine Anti-Hormontherapie zu bremsen. Bei 60 – 70Prozent der Patienten klappt dies, bei denübrigen schlägt die Therapie an, nach zweibis drei Jahren aber wachsen die Tumorewieder und dies führt letztlich zum Tod.Im Kontext der Frage, warum das Tumor-wachstum anfänglich auf die Androgenthe-rapie mit Wachstumsstop reagiert, späteraber unabhängig davon wuchert, unter-suchten die Forscher das AdaptermolekülLSD1. Dieser Eiweißstoff hat wichtigeFunktionen im Zusammenspiel der kom-plexen Informationsverarbeitung der Zelleund aktiviert die Zellteilung androgen-ab-hängiger Gene, ähnlich wie das Hormon

Testosteron. LSD1 kurbelt die Zellteilungan und führt dadurch zu einem schnellenTumorwachstum auch bei Testosteronab-wesenheit. Je mehr LSD1 messbar ist, de-sto aggressiver agieren die Krebszellen,lässt sich das Ergebnis der epigenetischenGrundlagenforschung zusammenfassen.Mit diesem Biomarker können die Ärztenun von vornherein besser beurteilen, wel-che Therapie nötig ist und eine Aussageüber die Heilungschancen machen. Nunhaben die Forscher vor, LSD1 auszuschal-ten und so die Zellteilung zu bremsen. InZellkulturen ist das bereits gelungen.Langfristig sollen Medikamente entwickeltwerden, die sich auch beim Menschen ein-setzen lassen.

Online-Algorithmen

Die Informatikerin Prof. Dr. Susanne Alberserhielt im Februar den begehrten GottfriedWilhelm Leibniz-Preis, den die Deutsche For-schungsgemeinschaft vergibt und der mit 2,5Mio. Euro dotiert ist. Das Preisgeld kann siein einem Zeitraum von sieben Jahren flexibelfür ihre Forschung einsetzen. Die seit 2001 inFreiburg tätige, heute 42 Jahre junge Wissen-schaftlerin, gilt weltweit als eine der führen-den Kräfte, in Deutschland als die Expertinauf dem Gebiet der Online- und Approxima-tionsalgorithmen. Von Susanne Albers ent-wickelte Modelle leisten einen fundamenta-len Beitrag zur Grundlagenforschung, ihreResultate haben aber auch ein hohes Anwen-dungspotenzial. Dies zeigen auch aktuelle Ar-beiten zu energieeffizienten Algorithmen, dieetwa in Laptops und Mobiltelefonen von gro-ßer Bedeutung sind.

Ohne die Zukunft zu kennen …

Unter einem Algorithmus versteht man all-gemein eine genau definierte Handlungs-vorschrift zur Lösung eines Problems odereiner bestimmten Art von Problemen inendlich vielen Schritten. Beispiele für Al-gorithmen im täglichen Leben sind Koch-rezepte, Reparatur- und Gebrauchsanlei-tungen, oder Waschmaschinenprogramme.Auf dieser Grundlage arbeiten auch Com-puterprogramme. Der Effekt jeder Anwei-sung eines Algorithmus muss eindeutigfestgelegt sein, z.B. wenn es um das Ver-halten von Algorithmen bezüglich Res-sourcenbedarf wie Rechenzeit und Spei-cherbedarf geht. Liegen zu Beginn des Ab-arbeitens einer Rechnung oder Handlungs-vorschrift durch einen Computer nicht alleEingabedaten vollständig vor, wie dies bei

klassischen Algorithmen der Fall ist, kanneine präzise Lösung des gestellten Pro-blems nicht erreicht werden. Algorithmen,die mit einem kontinuierlichen Strom vonDaten arbeiten und über nur unvollständi-ge Informationen verfügen, die wiederumdurch das Eintreffen neuer Daten immerwieder aktualisiert werden, nennt manOnline-Algorithmen. Sie müssen jeweilsauf die neu eintreffenden Eingabedatenreagieren und können keine optimale Lö-sung finden, sondern nur Näherungswer-te. Algorithmen, die ein Optimierungspro-blem näherungsweise lösen, werden Ap-proximationsalgorithmen genannt.

Strategien entwickeln

In die Zukunft schauen, Ereignisse vorausse-hen und entsprechend handeln — dies istauch in der Informatik nicht möglich. Aber esist möglich, Strategien zu entwickeln, die einSystem gegen eintretende negative Ereig-nisse wappnen. Ein Online-Algorithmusmuss mit dem Handicap fertig werden, dieZukunft nicht zu kennen. Susanne Albers hatgezeigt, dass Online- und Approximationsal-gorithmen dennoch Leistungsgarantien erzie-len können, indem sie approximative Lösun-gen berechnen, die sehr nahe an der bei voll-ständiger Information berechenbaren optima-len Lösung liegen. Ihr für die Praxis sehr auf-munterndes Fazit lautet: die Zukunft nicht zukennen, muss kein Handicap sein.

Freiburger Unimagazin 4/08 31

Die Wissenschaftliche GesellschaftFreiburg im Breisgau

ist eine Körperschaft des öffentlichenRechts. Sie wurde 1911 gegründet mitder Aufgabe, die wissenschaftliche For-schung jeder Art an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zu fördern. Zurzeitstehen pro Jahr rund 180.000 Euro anFördermitteln zur Verfügung.

Vorsitzender: Prof. Dr. Eberhard Schäfer Tel. 0761 203-2683, Fax 0761 [email protected]. Vorsitzender: Dr. Michael Heim

Publikationen: Christiane Gieseking-AnzGeschäftsstelle: Dubravka Fleck,Hermann-Herder-Str. 9, 79104 FreiburgZeiten: Mo.–Do. 8.30–12.30 UhrTel. 0761 203-5190 • Fax 0761 [email protected] und Förderrichtlinien unter www.wiss-ges.uni-freiburg.de

Wissenschaftlicge Gesellschaft

Prof. Roland Schüle

HARTMANN& KOLLEGENWIRTSCHAFTSPRÜFER STEUERBERATER

„Quelle von Wissen und Innovation“ zu-sammen. Die neue Vorstellung von der Uni-versität als kundenorientiertem Dienstleis-tungsbetrieb gefährde hierbei die for-schungsnotwendige kreative Freiheit, diezu neuen und unvorhersehbaren Entdek-kungen zu führen vermag – die Verbindungvon Wirtschaft und Universität lasse sichnicht auf rein anwendungsorientierterGrundlage errichten, schaffe aber Raum fürnötige Innovationen.Der 2. Vorsitzende des Verbandes derFreunde Prof. Dr. Josef Honerkamp führtein den Festvortrag von Prof. Dr. Hans Spadaein. Dabei bedankte er sich eingangs fürdessen Bereitschaft, sich kurzfristig als Vor-

tragender zur Verfügung zu stellen, nach-dem durch den unvorhersehbaren Wechselim Rektorat eine Umstellung des Pro-gramms notwendig wurde. Für seinen Festvortrag hatte Prof. Dr. HansSpada, Inhaber des Lehrstuhls „AllgemeinePsychologie“, stellvertretender Vorsitzenderdes Universitätsrats und Vorstandsmitgliedim Verband der Freunde das Thema „Shell,Greenpeace, Brent Spar: Zur Psychologie ei-nes Umweltkonflikts“ gewählt. Dabei be-leuchtete er die Wichtigkeit einer zielfüh-renden Risikokommunikation für denUnternehmenserfolg. Am Beispiel des Kon-flikts zwischen Shell und Greenpeace er-läuterte er anhand empirischer Studien we-

sentliche Mechanismen öffentlicher Risiko-wahrnehmung. Er zeigte, wie wichtig es ist,schnell, offen und glaubwürdig zu kommu-nizieren und wie schwierig es ist, einen ein-mal eingetretenen Verlust an Glaubwürdig-keit wieder wett zu machen.Erneut ein Highlight der Veranstaltung wa-ren die von drei Studierenden mit viel En-gagement und Herzblut dargebotenen Prä-sentationen ihrer Projekte, die der Verbandgefördert hat.

Kathrin Henschel berichtete über ihre Teil-nahme an der „SIAM Conference on Appli-cations of Dynamical Systems“. Diese Kon-ferenz fand vom 28.05.2007 bis zum01.06.2007 in Snowbird, im BundesstaatUtah, in der Nähe von Salt Lake City, statt.Die Teilnahme an dieser Konferenz ermög-lichte Frau Henschel Ergebnisse ihrer Ar-beit als Wissenschaftliche Hilfskraft imFreiburger Zentrum für Datenanalyse und

Verband der Freunde der Universität Freiburg im Breisgau e.V.

Zur diesjährigen Jahresversammlung am29. Mai 2008, konnte der 1. Vorsitzende desVerbandes, Dr. Karl V. Ullrich, im GroßenSaal des „Haus zur lieben Hand“ zahlreiche

Mitglieder und Gäste aus Wissenschaft, Po-litik, Wirtschaft und Verwaltung begrüßen.Unter Ihnen auch der Vizerektor der Albert-Ludwigs-Universität, Prof. Dr. Hans-JochenSchiewer.Der Vizerektor Prof. Dr. Hans-JochenSchiewer eröffnete die Jahresversammlungmit einem Grußwort, das dem Thema der„Universitäten im Spannungsfeld von Poli-tik und Gesellschaft“ gewidmet war. DieRolle der Universitäten als Talentschmiede,als Raum der Wissensvermittlung und derForschungsneugierde fasste er dabei unterdem Stichwort von der Universität als

Der Verband der Freunde der Universität Freiburgist ein gemeinnütziger Verein. Gegründet wurde er 1925 mit dem Ziel, Lehre und For-schung an der Universität Freiburg zu fördern.

Ein Verband im Dienste der Studierenden

Freiburger Unimagazin 4/08 33

Verband der Freunde

Dr. Karl V. Ullrich, 1.Vorsitzender

Prof. Dr. Josef Honerkamp, 2. Vorsitzender

Prof. Dr. Hans Spada, Vorstandsmitglied

Studierende: Anja Schlager, Kathrin Henschel, Mat-thias Ferves (v.l.n.r)

Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Vizerektor

34 Freiburger Uni-Magazin 4/08

verband der Freunde

Modellbildung sowie dem Neurozentrumder Universitätsklinik Freiburg vorzustel-len. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen Er-kenntnisse über den menschlichen Tremor. Matthias Ferves berichtete über seineinteressanten Erfahrungen, die er anläss-lich seiner Teilnahme am „Deutsch-griechi-schen Seminar zum Zivilprozessrecht inAthen“ vom 09.-18.05.08 gemacht hat. Ne-ben dem im Mittelpunkt stehenden intensi-ven wissenschaftlichen Austausch mit grie-chischen Studenten, Professoren und An-wälten blieb auch Zeit, die historisch undkulturell bedeutenden Stätten rund umAthen zu besichtigen. Anja Schlager, geb. Käßheimer zeichnetein ihrem Vortrag mit dem Titel „Ernst Fuchs– Das Leben des Einhorns“ ein ungemeininteressantes Bild dieses Künstlers, der zuden Wiener Phantastischen Realisten – ei-ner postsurrealistischen Künstlergruppe ge-zählt wird. Diese gelangte in den 60er und70er Jahren zu weltweitem Ruhm und höch-stem Ansehen. Frau Schlager hatte Gele-genheit, mit dem Künstler in Wien mehrereGespräche zu führen und viele seiner Wer-ke zu studieren. In der sich anschließenden Mitgliederver-sammlung ging Dr. Karl V. Ullrich im „Be-richt des Vorsitzenden“ auf folgende The-menbereiche ein: Förderung studentischerProjekte und Vergabe von Stipendien, Be-

treuung der vom Verband verwalteten Stif-tungen, Verleihung von Preisen an Nach-wuchswissenschaftler sowie Mitgliederbe-treuung und –gewinnung.In 2007 hat der Verband insgesamt 36 stu-dentische Projekte gefördert. Im Vorder-grund der Förderung standen Exkursionen,Forschungsvorhaben, Teilnahme an Kon-gressen, sowie Auslandsaufenthalte. MitStipendien wurden Studierende, die vordem Examen standen, und ein Doktorandder Grammel-Stiftung gefördert.Der Verband betreut z.Zt. sieben „Unselbst-ständige Stiftungen“ mit einem Gesamtka-pital von 1,36 Mio. Euro. Aus der Ende 2006

neu dazu gekommen „Elisabeth und Barba-ra Grammel-Stiftung“ werden entsprechenddem Stifterwillen seit dem 1.10.2007 mitHerrn Augusto Uasuf aus Argentinien undseit dem 1.5.2008 Frau Yu Na aus China dieersten Doktoranden gefördert. Neu hinzuge-kommen ist in 2007 der „Laubenberger-Fond“, aus dem auf Wunsch der verstorbe-nen Frau Anne Laubenberger weiterhin derschon bisher von ihr gestiftete „Waldsee-müller-Preis“ vergeben wird. Mit den Wor-ten „Durch die Einrichtung einer Stiftungwerden Sie „unsterblich“ und bleiben derNachwelt in bester und positiver Erinne-rung“ appellierte Dr. Ullrich an die Teilneh-mer beim Verband der Freunde, eine Stif-tung zur Förderung Studierender einzurich-ten. Die daraus resultierenden Mittel wer-den nach wie vor dringend benötigt.Aus den Erträgen von fünf von Privatperso-nen beim Verband eingerichteten Stiftun-gen, aus Erträgen extern verwalteter Stif-tungen, aus Spenden und aus Mitteln desVerbandes konnten im Jahr 2007 insgesamt13 Preise für hervorragende Leistungenan Nachwuchswissenschaftler vergebenwerden.Nicht ganz so erfreulich verlief im Jahr2007 die Entwicklung der Mitgliederzahl.Durch zahlreiche zielgerichtete Maßnah-men ist es zwar gelungen, 15 neue Mitglie-der zu gewinnen. Dem stand aber ein Ver-lust von 23 Mitgliedern, größtenteils durchTod, gegenüber. Über diesen Rückgang anMitgliedern kann auch nicht hinwegtäu-schen, dass das Beitragsvolumen der neugewonnen Mitglieder das der verlorenenMitglieder übersteigt. Ende 2007 verfügteder Verband über knapp 800 Mitglieder.In einem Ausblick auf das laufende Ge-schäftsjahr berichtete Dr. Ullrich von z.Zt.steigenden Mitgliederzahlen, kündigte diebei der nächsten Mitgliederversammlunganstehenden Wahlen von Vorstand und Bei-rat, sowie eine Veranstaltung am 6.11.2008mit Besichtigung der Firma SICK AG, Wald-kirch an. Der Schatzmeister des Verbandes, GerhardFlorschütz, erläuterte die im Berichtsjahrgetätigten Einnahmen und Ausgaben, die

jeweils knapp unter 100.000,— Euro lagen,sowie die Vermögenslage die als insgesamtgesund bezeichnet werden konnte. Er ap-pellierte an die Teilnehmer, den Verbandund damit die Studierenden der Albert-Lud-wigs-Universität durch eine Mitgliedschaft,durch Spenden oder durch eine Stiftung zuunterstützen. Bedarf dafür gibt es mehr alsgenug.Das Amt des Kassenprüfers hatte Dr. UlrichDobler übernommen. Er konnte berichten,dass die von ihm für das Geschäftsjahr

2007 vorgenommene Prüfung der Buchun-gen und Bestände keinerlei Beanstandun-gen ergeben haben. Die von ihm beantragteEntlastung von Vorstand und Beirat erfolgteeinstimmig, bei Enthaltung der Betroffe-nen. Bei einem Stehempfang in der Prometheus-halle, gesponsert durch die Firma SICK AGWaldkirch, konnten Mitglieder und Gäste,die in der Veranstaltung angesprochenenThemen miteinander oder mit den Referen-ten vertiefen und auch die eine oder andereneue Bekanntschaft knüpfen.

InfoVorsitzender: Dr. Karl V. Ullrichstellv. Vorsitzender: Prof. Dr. Josef HonerkampWeiteres Mitglied: Prof. Dr. Hans Spada Schatzmeister: Leit. Regierungsdir. a.D. Gerhard FlorschützGeschäftsstelle: Petra Hug, Publikationen: L.Fischer/ Dr. K.V. UllrichHaus „Zur Lieben Hand“Löwenstr. 16, D-79098 FreiburgGeschäftszeiten: Dienstag und Mittwoch 14.00-17.00 UhrTel. 203-4406, Fax 203-4414 E-Mail: freunde-der-uni@uni-freiburg.dewww.freunde.uni-freiburg.deBankverbindung: Volksbank FreiburgBLZ: 680 900 00 Kto.Nr.: 125 34 000

Mitglieder und Gäste

Gerhard Florschütz, Schatzmeister

Dr. Ullrich Dobler

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