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© Prof. Dr. Rainer Klump 1 5. Ursachen und Wirkungen internationalen Handelns 5.1 Faktorausstattungen und inter-industrieller Handel: Das Heckscher-Ohlin-Modell Das Ricardo-Modell reicht zur Erklärung von Handel nicht mehr aus, wenn mit zwei oder mehr Produktionsfaktoren produziert wird. Die grundlegende Bedingung für Handel wird auch dann erfüllt, wenn die Produktionstechniken in beiden Ländern gleich sind, sich allerdings die relative Faktorausstattung der Länder unterscheidet.

5. Ursachen und Wirkungen internationalen … Das Heckscher-Ohlin-Modell • Das Ricardo-Modell reicht zur Erklärung von Handel nicht mehr aus, wenn mit zwei oder mehr Produktionsfaktoren

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5. Ursachen und Wirkungen internationalen Handelns

5.1 Faktorausstattungen und inter-industriellerHandel: Das Heckscher-Ohlin-Modell

• Das Ricardo-Modell reicht zur Erklärung von Handel nichtmehr aus, wenn mit zwei oder mehr Produktionsfaktoren produziert wird.

• Die grundlegende Bedingung für Handel wird auch dannerfüllt, wenn die Produktionstechniken in beiden Länderngleich sind, sich allerdings die relative Faktorausstattung derLänder unterscheidet.

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• Es gelten Vollbeschäftigung und vollständige Konkurrenz.

• Die Produktionsfaktoren sind international immobil.

• Ist ein Land relativ besser mit Kapital (bzw. Boden) ausgestattet, so sollte das relativ kapitalintensiv produzierte Gut in diesem Land relativ billiger hergestellt werden können. Man sollte erwarten, dass das relativ kapitalreiche Land das relativ kapitalintensiv produzierte Gut exportiert. (England-Portugal-Beispiel)

),(),( 22221111 KLFqKLFq =≠= *11 FF = *

22 FF =

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*

L

KLK≠⇒

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• Die Präferenzordnungen der Nachfrager sind in beiden Ländernidentisch. Die Nutzenfunktionen sind homothetisch.

• Wenn in der Autarkiesituation das gleiche Güterbündel in beiden Ländern nachgefragt wird, muss sich das relative Preisverhältnis unterscheiden. Damit ist die Bedingung für Handel erfüllt.

• Bei optimaler Allokation entspricht das relative Preisverhältnisin einem Land der Grenzrate der Transformation auf einem Punkt der Transformationskurve. Da zu jedem Punkt auf der Transformationskurve genau ein Punkt auf der Kontraktkurvekorrespondiert, besteht eine eindeutige Beziehung zwischenGüterpreisverhältnis und Faktorpreisverhältnis.

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pp

2

1

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K 2q

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• Je mehr von dem arbeitsintensiven Gut produziert wird, destogrößer muss das Lohn-Zins-Verhältnis werden, um Arbeit ausder kapitalintensiven Produktionsrichtung freizusetzen (Stolper-Samuelson-Theorem)

• Im Umkehrschluss gilt dann aber auch:Kommt es durch Handel zum internationalen Ausgleich des Preisverhältnisses, muss in beiden Ländern eine Reallokationstattfinden, die zu einem Ausgleich des Lohn-Zins-Ver-hältnisses führt. Dabei wird sich jedes Land stärker auf dieProduktion des Gutes spezialisieren, für das es die relativ bessere Faktorausstattung besitzt.

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• Faktorpreisausgleich:

- Unter bestimmten Annahmen (keine vollständigeSpezialisierung) führt Handel nach Heckscher und Ohlinsogar zu einem Ausgleich der absoluten Faktorpreise.

- Grund: Wegen der Annahme vollständiger Konkurrenzmüssen die Preise mit den Durchschnittskosten derProduktion übereinstimmen, die wiederum linear-homogen in den Faktorpreisen sind. Im Handelsgleichgewicht müssenalso auch die absoluten Faktorpreise übereinstimmen.

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• Implikationen des Heckscher-Ohlin-Modells

- Komparative Preisvorteile werden auf unterschiedliche Faktorausstattungen zurückgeführt.

- Handel stellt Ersatz für Faktormobilität her, indem er zuminternationalen Faktorpreisausgleich beiträgt

• Leontief-Paradoxon

- Für Tests des Heckscher-Ohlin-Modells müsste manüberprüfen:

Die Faktorausstattung von LändernDie Faktorintensität einzelner SektorenDie Güterströme zwischen den Ländern

→→

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- Test der HOT durch Leontief (1953): USA gilt alskapitalintensiv, daher müssten sie kapitalintensive Güter exportieren.

- Ergebnis: USA importieren kapitalintensive und exportieren arbeitsintensive Güter. (Leontief-Paradoxon)

• Problematik der Heckscher-Ohlin-Modells:

- Fehlende Berücksichtigung des technischen Fortschritts

- Kapital für das Heckscher-Ohlin-Modell eigentlich ungeeignet, da international mobil. Für immobile Faktoren (Humankapital, Boden) ist die Gültigkeit des Modells empirisch wesentlich besser gesichert.

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- Unterschiedliches Nachfragerverhalten wird nichtberücksichtigt.

- Modellergebnisse beruhen auf der Annahme vollständigerKonkurrenz.

Das Modell liefert keine Erklärung für die hohe Bedeutungintra-industriellen Handelns in den Beziehungen zwischenIndustrieländern.

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5.2 Oligopolistische Interdependenz und intra-industrieller Handel: Das Brander-Modell

• Annahmen:

- 2 Länder (A und B)Auf dem Inlandsmarkt ist jeweils ein Monopolist tätig, derauch den Auslandsmarkt versorgen kann. Jeder Anbieter hatdie gleichen Kosten

die von der im Inland abgesetzten Menge und der Export-menge abhängen.

,2,1 ),( =+= ixqcC iii

ixiq

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- Die Preis-Absatzfunktionen in beiden Ländern sind identisch

- Der Gewinn der beiden Anbieter beträgt dann:

- t bezeichnet die Kosten des Exports (Transportkosten, Zölle,Marketingaufwand etc.).

)(

)(

12

21

xqQbQap

xqQbQap

BBB

AAA

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222

111

)()(

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xtcpqcpG

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AB

BA

−−+−=

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- Beide Anbieter betreiben Cournot-Wettbewerb.

• Ergebnisse:

- Beide Anbieter maximieren ihren Gewinn durch Wahl

der Angebotsmenge auf dem Inlandsmarkt und der

Exporte ins Ausland.

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- Für den Anbieter im Inland gilt:

0)( 11

1 =−−=∂∂ bqcpqG

A

02 21 =−−− cbxbqa

bbxcaq

22

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1 =−−−=∂∂ bxtcp

xG

B

bbqtcax

22

1−−−

=

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- Für den Anbieter im Ausland gilt:

02

2 =∂∂qG

bbxcaq

21

2−−

=02

2 =∂∂

xG

bbqtcax

21

2−−−

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- Man erhält jeweils 2 Reaktionskurven für den Inlands- und fürden Auslandsmarkt. Am Schnittpunkt der Reaktionskurvenliegen die optimalen Angebotsmengen:

*2

*1 33

qbt

bcaq =+

−=

*2

*1 63

xbt

bcax =−

−=

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- Aus der Bedingung

, wenn

folgt, dass der Export umso größer ist, je größer die Märkte (gemessen an ) und je geringer die Produktions- undHandelskosten (gemessen an und ) sind.

a

0*2

*1 >= xx

2tca >−

tc

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5.3 Monopolistische Konkurrenz und intra-industrieller Handel: Das Krugman-Modell

• Verbindung von Produktdifferenzierung und zunehmendenSkalenerträgen

• Außenhandel erlaubt jedem Anbieter, mit geringeren Durchschnittskosten zu produzieren

• Den Konsumenten im In- und Ausland stehen differenzierte Güter zu geringeren Kosten zur Verfügung

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• Grafische Herleitung

- Angesichts zunehmender Skalenerträge wird in der Autarkie nicht das Güterbündel A produziert und konsumiert, sondern entweder oder .

- Handel ermöglicht es den Konsumenten im Inland, das Güterbündel C zu konsumieren, das auf einer höheren Indifferenzkurve liegt

11q 1

2q

02q

01q

12q

11q

2q

1q

A

AT0V

AVHVHT

C

°45

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• Formale Herleitung:

- Im Modell von Dixit und Spence berechnet sich der Nutzenaus n differenzierten Gütern q in der Autarkie als:

- Wenn 2 identische Volkswirtschaften Handel treiben und die Menge q für jedes differenzierte Gut gleich bleibt, erhöht sich der Nutzen derIndividuen, die nun die doppelte Anzahl von Produktvarianten zur Verfügung haben und von jedem im Inland produzierten Gut nur noch dieHälfte konsumieren

( ) ii

n

iiA qnnqqV *

111

1

ρρρρ

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ρρ

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A

ii

H

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6. Handelspolitik

6.1 Instrumente der Handelspolitik

• Zölle

• Nicht-tarifäre Handelshemmnisse

6.2 Strategien der Handelspolitik

• Liberalisierungsstrategien:

- Unilaterale Liberalisierung (England 1844, APEC)

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- Bilaterale Liberalisierung (EU, NAFTA)

- Multilaterale Liberalisierung (GATT, WTO)

• Strategische Handelspolitik

- Formen strategischer Handelspolitik

- Anti-Dumping als Reaktion auf strategische Handelspolitik

6.3 Handelspolitik und Wettbewerbspolitik

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7. Ausblick

7.1 Theorie und Politik internationaler Wirtschaftsbeziehungen

• Erweiterung der Theorie internationalen Handels

• Berücksichtigung von mobilen Produktionsfaktoren

• Analyse internationaler Direktinvestitionen

• Monetäre Außenwirtschaftstheorie und -politik

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7.2 Wachstum und Entwicklung

• Gründe für internationale Entwicklungsunterschiede• Strategien der Entwicklungspolitik• Innovationen als Triebkräfte des Wirtschaftswachstums• Institutionelle Rahmenbedingungen des Wachstums

7.3 Integration und Transformation

• Wachstumseffekte regionaler Integration• Optimales Timing von Transformationsprozessen• Probleme der Integration unterschiedlicher Wirtschaftssysteme

und Wirtschaftskulturen