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69 Hauptgebäude der Bauhaus-Uni, Kirche Gelmeroda, Feininger-Radweg hinter Oettern 2 zugt mit dem Fahrrad an. Entlang des Radwegs sind heute Glastafeln aufgestellt, die die Bilder am Ort ihrer Entstehung zeigen und erklären. Wir folgen dem Radweg weiter nach Gelmeroda. KM 11,6 Die Kirche von Gelmeroda ist, wie wir auf dem Schild auf der Mittelinsel hinter der Kirche lernen, das am häufigsten verwendete Mo- tiv Feiningers aus dem Weimarer Land. Und es ist zugleich die wohl wichtigste Station auf unserer Strecke, denn die Kirche Gelmeroda schmückt als Holzschnitt-Titelbild das Bauhaus-Manifest von 1919. In der heutigen „Autobahnkirche“ ist zudem eine feine, kleine Ausstellung über Fei- ninger zu besichtigen. In Gelmeroda bietet sich ein kurzer Abstecher an: Links über die Rudol- städter Straße erreichen wir das Haus von Ernst Neufert, einem frühen Bauhaus-Studenten und späteren Lehrer. Es liegt ein gutes Stück zurück- gesetzt hinter der blauen Neufert-Box, einem Ausstellungs- und Veranstaltungsort. Die Fassade zeigt das Bild einer abstrahierten menschlichen Figur, umringt von konzentrischen Kreisen – eine Referenz an das Titelbild von Neuferts kanoni- scher „Bauentwurfslehre“ von 1936. Zwischen Box und Haus ist auf Holzstegen eine Freilicht- ausstellung aufgebaut. Der reguläre Weg führt uns hinter der Kirche von Gelmeroda rechts entlang der Rudolstädter Straße. Hier endet die autofreie Zone, es geht auf einem separaten Rad- weg entlang der Straße und dann links entlang einer Landstraße (ohne Radweg, aber mit relativ wenig Verkehr) nach Possendorf. Hier biegen wir nicht direkt rechts nach Vollersroda ab, sondern fahren zunächst geradeaus bis zur Dorfkirche. Die zugehörige Glastafel liegt etwas versteckt hin- ter der Kirche. Zu unserer nächsten Station, der Dorfkirche Vollersroda, bringt uns dann erfreu- licherweise wieder ein Radweg. Bei der rasanten Abfahrt auf der gepflasterten Landstraße hinter Vollersroda bekommt man ordentlich Tempo drauf, also unbedingt vorsichtig fahren. KM 19,2 Unten in Buchfart angekommen, haben wir uns hinter der überdachten Holz- brücke erst mal eine Pause auf der Bank mit Mühlenblick verdient – denn die Abfahrt wird sogleich bezahlt mit einer 13 prozentigen Stei- gung über 300 Meter. Dafür rollen wir anschlie- ßend angenehm durch den Wald hinunter nach Oettern (mit Kirche, aber ohne Glastafel) und fahren anschließend weiter auf guten Wegen bis kurz vor Mellingen. Wir überqueren die Bundesstraße und folgen direkt links dem Weg entlang der Straße zum Feininger-Turm, der ungünstig im Industriegebiet gelegen ist. Das verwitterte Werk des Schweizer Architekten Mar- cel Kalberer, welches der Malweise Feiningers in dreidimensionaler Weise nachempfunden sein soll, hat schon bessere Zeiten gesehen. Anschließend geht’s auf dem gleichen Weg entlang der Bundesstraße zurück, dann der Fei- ninger-Route links folgen. Ein kurzer Abstecher rechts über die Blankenhainer Straße bringt uns in Sichtweite der Kirche St. Georg, die über Mellingen thront, und zur Glastafel, die erklärt, dass Feiningers Aquarell „Mellingen“ noch im Besitz der Stadt ist und in der Gemeindeverwal- tung besichtigt werden kann. Auf besten, gut ausgeschilderten Radwegen fahren wir zurück Richtung Weimar. KM 32,3 Am Hotel Kipperquelle bietet sich, je nach Uhrzeit, ein Abstecher links über Kipper- gasse, Ziegelgraben und rechts in die Belvederer Allee zum Haus Hohe Pappeln (Apr-Okt Di-So 11-17 Uhr) an, das Henry van de Velde 1907/08 für sich und seine Familie als Wohnhaus errich- ten ließ. Von außen eher trutzig, ist es innen hell und äußerst funktional eingerichtet. Ein Besuch mit Audioguide lohnt unbedingt. Unser regulärer Weg führt uns bei der Kipperquelle weiter auf dem Ilmtalradweg. An der großen Straße am Bienenmuseum machen wir einen kurzen Ab- stecher links zur Steinbrücke. Etwas versteckt steht rechts vor ihr die zugehörige, letzte Glas- tafel. Anschließend führt uns der Ilmtalradweg durch den idyllischen Ilmpark. KM 36,0 Hier rechts hoch zum Haus am Horn, dem einzigen, in der Stadt Weimar rea- lisierten Bauhausgebäude. Entworfen von Ge- org Muche, wurde es zur Bauhaus-Ausstellung 1923 fertiggestellt und sollte als Musterhaus das Vorbild für eine ganze Siedlung sein, die jedoch nie gebaut wurde. Drei Häuser weiter in der Straße wohnte Paul Klee. Anschließend geht es zurück zum Park und weiter auf dem Ilmtalradweg, vorbei an Goethes Gartenhaus. KM 37,3 Wir unternehmen einen Mini-Abste- cher geradeaus zur Leibnizallee 2. In dem präch- tigen, gelb-weißen Haus wohnte erst Johannes Itten und dann sein Nachfolger László Moholy- Nagy. Zurück auf dem Ilmtalradweg überqueren wir auf der Kegelbrücke die Ilm, fahren rechts auf der kopfsteingepflasterten Gerberstraße, bis wir wieder zum Goetheplatz gelangen und dann über die Karl-Liebknecht-Straße zurück zum Bahnhof. ESSEN, TRINKEN & ÜBERNACHTEN Ilmschlösschen Entspanntes Restaurant mit größerem Biergar- ten, in dem früher die Bauhaus-Sommerfeste gefeiert wurden. Rustikale Küche. 99425 Weimar, Taubacher Straße 25, Tel. (03643) 212 24 94, ilmschlösschen.de Hotel Kipperquelle Bed+Bike-zertifiziertes Hotel mit Garten in ruhi- ger Lage direkt am Ilmtal- und Feininger-Radweg. Bio-Frühstück – auch auf der Terrasse. Sehr freundliches Personal. 99425 Weimar, Kippergasse 20d, Tel. (03643) 80 88 88, kipperquelle-weimar.de FOTOS Promo, Lars Laute (4), Bauhaus-Universität Weimar / Tobias Adam 1

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Page 1: 69 · 69 Hauptgebäude der Bauhaus-Uni, Kirche Gelmeroda, Feininger-Radweg hinter Oettern 2 zugtmitdemFahrradan.EntlangdesRadwegs sindheuteGlastafelnaufgestellt,die die Bilder

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Hauptgebäude der Bauhaus-Uni, Kirche Gelmeroda, Feininger-Radweg hinter Oettern

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zugt mit dem Fahrrad an. Entlang des Radwegssind heute Glastafeln aufgestellt, die die Bilderam Ort ihrer Entstehung zeigen und erklären. Wirfolgen dem Radweg weiter nach Gelmeroda.

KM 11,6 DieKirche von Gelmeroda ist, wiewir auf dem Schild auf der Mittelinsel hinter derKirche lernen, das am häufigsten verwendete Mo-tiv Feiningers aus dem Weimarer Land. Und es istzugleich die wohl wichtigste Station auf unsererStrecke, denn die Kirche Gelmeroda schmücktals Holzschnitt-Titelbild das Bauhaus-Manifestvon 1919. In der heutigen „Autobahnkirche“ istzudem eine feine, kleine Ausstellung über Fei-ninger zu besichtigen. In Gelmeroda bietet sichein kurzer Abstecher an: Links über die Rudol-städter Straße erreichen wir dasHaus von ErnstNeufert, einem frühen Bauhaus-Studenten undspäteren Lehrer. Es liegt ein gutes Stück zurück-gesetzt hinter der blauen Neufert-Box, einemAusstellungs- und Veranstaltungsort. Die Fassadezeigt das Bild einer abstrahierten menschlichenFigur, umringt von konzentrischen Kreisen – eineReferenz an das Titelbild von Neuferts kanoni-scher „Bauentwurfslehre“ von 1936. ZwischenBox und Haus ist auf Holzstegen eine Freilicht-ausstellung aufgebaut. Der reguläre Weg führtuns hinter der Kirche von Gelmeroda rechtsentlang der Rudolstädter Straße. Hier endet dieautofreie Zone, es geht auf einem separaten Rad-weg entlang der Straße und dann links entlangeiner Landstraße (ohne Radweg, aber mit relativwenig Verkehr) nachPossendorf. Hier biegen wirnicht direkt rechts nach Vollersroda ab, sondernfahren zunächst geradeaus bis zur Dorfkirche.Die zugehörige Glastafel liegt etwas versteckt hin-ter der Kirche. Zu unserer nächsten Station, derDorfkirche Vollersroda, bringt uns dann erfreu-licherweise wieder ein Radweg. Bei der rasantenAbfahrt auf der gepflasterten Landstraße hinterVollersroda bekommt man ordentlich Tempodrauf, also unbedingt vorsichtig fahren.

KM 19,2 Unten in Buchfart angekommen,haben wir uns hinter der überdachten Holz-brücke erst mal eine Pause auf der Bank mitMühlenblick verdient – denn die Abfahrt wirdsogleich bezahlt mit einer 13 prozentigen Stei-gung über 300 Meter. Dafür rollen wir anschlie-ßend angenehm durch den Wald hinunter nachOettern (mit Kirche, aber ohne Glastafel) undfahren anschließend weiter auf guten Wegenbis kurz vor Mellingen. Wir überqueren dieBundesstraße und folgen direkt links dem Wegentlang der Straße zum Feininger-Turm, derungünstig im Industriegebiet gelegen ist. Dasverwitterte Werk des Schweizer Architekten Mar-cel Kalberer, welches der Malweise Feiningersin dreidimensionaler Weise nachempfundensein soll, hat schon bessere Zeiten gesehen.Anschließend geht’s auf dem gleichen Wegentlang der Bundesstraße zurück, dann der Fei-ninger-Route links folgen. Ein kurzer Abstecherrechts über die Blankenhainer Straße bringt unsin Sichtweite der Kirche St. Georg, die überMellingen thront, und zur Glastafel, die erklärt,dass Feiningers Aquarell „Mellingen“ noch imBesitz der Stadt ist und in der Gemeindeverwal-tung besichtigt werden kann. Auf besten, gutausgeschilderten Radwegen fahren wir zurückRichtung Weimar.

KM 32,3 Am Hotel Kipperquelle bietet sich,je nach Uhrzeit, ein Abstecher links über Kipper-gasse, Ziegelgraben und rechts in die BelvedererAllee zum Haus Hohe Pappeln (Apr-Okt Di-So11-17 Uhr) an, das Henry van de Velde 1907/08für sich und seine Familie als Wohnhaus errich-ten ließ. Von außen eher trutzig, ist es innen hellund äußerst funktional eingerichtet. Ein Besuchmit Audioguide lohnt unbedingt. Unser regulärerWeg führt uns bei der Kipperquelle weiter aufdem Ilmtalradweg. An der großen Straße amBienenmuseum machen wir einen kurzen Ab-stecher links zur Steinbrücke. Etwas versteckt

steht rechts vor ihr die zugehörige, letzte Glas-tafel. Anschließend führt uns der Ilmtalradwegdurch den idyllischen Ilmpark.

KM 36,0 Hier rechts hoch zum Haus amHorn, dem einzigen, in der Stadt Weimar rea-lisierten Bauhausgebäude. Entworfen von Ge-org Muche, wurde es zur Bauhaus-Ausstellung1923 fertiggestellt und sollte als Musterhausdas Vorbild für eine ganze Siedlung sein, diejedoch nie gebaut wurde. Drei Häuser weiterin der Straße wohnte Paul Klee. Anschließendgeht es zurück zum Park und weiter auf demIlmtalradweg, vorbei an Goethes Gartenhaus.

KM 37,3Wir unternehmen einen Mini-Abste-cher geradeaus zur Leibnizallee 2. In dem präch-tigen, gelb-weißen Haus wohnte erst JohannesItten und dann sein Nachfolger László Moholy-Nagy. Zurück auf dem Ilmtalradweg überquerenwir auf der Kegelbrücke die Ilm, fahren rechtsauf der kopfsteingepflasterten Gerberstraße,bis wir wieder zum Goetheplatz gelangen unddann über die Karl-Liebknecht-Straße zurückzum Bahnhof.

ESSEN, TRINKEN & ÜBERNACHTEN

IlmschlösschenEntspanntes Restaurant mit größerem Biergar-ten, in dem früher die Bauhaus-Sommerfestegefeiert wurden. Rustikale Küche.99425 Weimar, Taubacher Straße 25,Tel. (03643) 212 24 94, ilmschlösschen.de

Hotel KipperquelleBed+Bike-zertifiziertes Hotel mit Garten in ruhi-ger Lage direkt am Ilmtal- und Feininger-Radweg.Bio-Frühstück – auch auf der Terrasse.Sehr freundliches Personal.99425 Weimar, Kippergasse 20d,Tel. (03643) 80 88 88, kipperquelle-weimar.deFO

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