18
Eure Vertretung – Euer AStA tel 030.31 8527 65 oder 030.31 85-24 64 (AB) fax 030.31 85-26 70 — Öffentlichkeitsreferat [email protected] >Anja Wenzel oeffentliches@asta-udk- berlin.de >Marion R. Wagner Dienststag 17 bis 19 Uhr — Hochschulpolitik vernetzung@asta-udk-berlin. de >Sven Cishmack Donnerstag 14 bis 16 Uhr [email protected] >Pablo Herrman Mittwoch 14 bis 16 Uhr semesterticket@asta-udk- berlin.de >Dirk Eilers Montag 14.30 bis 16.30 Uhr — Finanzen [email protected] >Tobias Hömberg Donnerstag 16 bis 18 Uhr — Soziales [email protected] >Marina Jentsch Montag 14 bis 16 Uhr — Kultur kulturelles@asta-udk-berlin. de >Azul Blaseotto Montag 16 bis 18 Uhr Euer StuPa Ivonne Dippmann (1. Vors.) Patric Macharon (1. Stellv.) Thomas Werner (2. Stellv.) tel 030.31 85-27 65 030.31 85-24 62 (AB) [email protected] Unter einem Dach UdK Adressen, Kontakte Eure Fachschaftsräte — Kunst im Kontext Einsteinufer 43–53 Anfragen für Container: [email protected] Bildende Kunst [email protected] Treffen freitags 14.30 Uhr Hardenbergstr. 33, Raum 34 Markus Göst 030.31 85-21 09 — Architektur fachschaftsrat@alink. udk-berlin.de Treffen mittwochs 12 Uhr Hardenbergstr. 33, Raum 335 Andreas Froncala 31 85-29 42 — Industrial Design [email protected] Straße des 17. Juni, Raum 107 Ole Jeschonnek 030.31 85-23 30 — Visuelle Kommunikation/ Experim. Mediengestaltung [email protected] Treffen montags 14 Uhr Grunewaldstr. 2–5, Raum 301 Yuky Ryang 030.31 85-12 55 — GWK [email protected] Mierendorffstr 28–30, 103 Kai Fischer 030.31 85-25 86 — Musik (Lehramt) [email protected] Treffen dienstags 17 Uhr Lietzenburgerstr. 45, Raum 004 Dominik Mühe 030.31 85-26 38 — Darstellende Kunst fachschaft_fak4@ yahoogroups.de Lietzenburger Str. 45 Anna Hentschel Orientierung für Anfänger und Fortgeschrittene «OASE» Online Access Service Hochschulöffentlicher PC-Pool Einsteinufer 43–53 tel 030.31 85-25 85 [email protected] Montag Freitag 12.00–18.45 Uhr Career & Transfer Center Einsteinufer 43–53 tel 030.31 85-26 43 [email protected] www.careercenter.udk-berlin. de Immatrikulations- und Prüfungsamt (IPA) Einsteinufer 43–53, 4. OG Montag, Donnerstag 9.30–12.30 Uhr Dienstag 12–15 Uhr tel 030.31 85-23 68 susanne.hagen @intra.udk-berlin.de Studienberatung — Persönliche Beratung Einsteinufer 43–53, Raum 16b Montag, Donnerstag 9.30–12.30 Uhr Dienstag 15–17 Uhr — Telefonische Auskünfte Montag 14–15 Uhr Dienstag 9.30–10.30 Uhr Mittwoch 10–12 Uhr tel 030.31 85-22 04 [email protected] — Büro für internationale Beziehungen Einsteinufer 43–53, 5. OG Mo, Di & Do 9.30–12.30 Uhr tel 030.31 85-27 89 [email protected] — Semesterticketbüro TU Berlin Semtix-Büro Straße des 17. Juni 135 tel 030.314-280 38 Projektförderung — Interflugs Ha Raum 33 tel 030.31 85-25 65 / 31 85-21 08 flugs@iflugs.udk-berlin.de — KKWV Kommission für künstlerische und wissen- schaftliche Vorhaben Geschäftsstelle der KKWV Einsteinufer 43–53, Raum 520 tel 030.3185-27 55 [email protected] berlin.de — Dachbetrag der Fachschaftsrätekonferenz [email protected] Studentische Initiativen — Q-Cine Ein Forum für alle die mit Video arbeiten wollen. Hardenbergstraße 33, Raum 9b www.qcine.de — Töchter und Söhne Studentische Kommu- nikationsagentur GmbH Hardenbergstraße 33 tel 030.31 50-83 10 fax 030.31 50-83 40 kontakt@toechterund soehne.com Kontakt: Heiko Müller — Interflugs Ha Raum 33 tel 030.31 85-25 65 / 31 85-21 08 flugs@iflugs.udk-berlin.de — Forum e. V. Rungestrasse 22–24 10179 Berlin, tel 030.29 36-89 30 [email protected] Studierendenmagazin der UdK

Eigenart n.69

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University magazine (Universitat der Kunste, Berlin). Published in february 2009.

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Page 1: Eigenart n.69

Eure Vertretung – Euer AStA

tel 030.31 85- 27 65 oder

030.31 85-24 64 (AB)

fax 030.31 85-26 70

— Öffentlichkeitsreferat

[email protected]

>Anja Wenzel

oeffentliches@asta-udk-

berlin.de >Marion R. Wagner

Dienststag 17 bis 19 Uhr

— Hochschulpolitik

vernetzung@asta-udk-berlin.

de >Sven Cishmack

Donnerstag 14 bis 16 Uhr

[email protected]

>Pablo Herrman

Mittwoch 14 bis 16 Uhr

semesterticket@asta-udk-

berlin.de >Dirk Eilers

Montag 14.30 bis 16.30 Uhr

— Finanzen

fi [email protected]

>Tobias Hömberg

Donnerstag 16 bis 18 Uhr

— Soziales

[email protected]

>Marina Jentsch

Montag 14 bis 16 Uhr

— Kultur

kulturelles@asta-udk-berlin.

de >Azul Blaseotto

Montag 16 bis 18 Uhr

Euer StuPa

Ivonne Dippmann (1. Vors.)

Patric Macharon (1. Stellv.)

Thomas Werner (2. Stellv.)

tel 030.31 85-27 65

030.31 85-24 62 (AB)

[email protected]

Unter einem Dach UdK Adressen, Kontakte

Eure Fachschaftsräte

— Kunst im Kontext

Einsteinufer 43–53

Anfragen für Container:

[email protected]

— Bildende Kunst

[email protected]

Treffen freitags 14.30 Uhr

Hardenbergstr. 33, Raum 34

Markus Göst 030.31 85-21 09

— Architektur

fachschaftsrat@alink.

udk-berlin.de

Treffen mittwochs 12 Uhr

Hardenbergstr. 33, Raum 335

Andreas Froncala 31 85-29 42

— Industrial Design

[email protected]

Straße des 17. Juni, Raum 107

Ole Jeschonnek 030.31 85-23 30

— Visuelle Kommunikation/

Experim. Mediengestaltung

[email protected]

Treffen montags 14 Uhr

Grunewaldstr. 2–5, Raum 301

Yuky Ryang 030.31 85-12 55

— GWK

[email protected]

Mierendorffstr 28–30, 103

Kai Fischer 030.31 85-25 86

— Musik (Lehramt)

[email protected]

Treffen dienstags 17 Uhr

Lietzenburgerstr. 45, Raum 004

Dominik Mühe 030.31 85-26 38

— Darstellende Kunst

fachschaft_fak4@

yahoogroups.de

Lietzenburger Str. 45

Anna Hentschel

Orientierung für Anfänger

und Fortgeschrittene

«OASE» Online Access Service

Hochschulöffentlicher PC-Pool

Einsteinufer 43–53

tel 030.31 85-25 85

[email protected]

Montag – Freitag 12.00–18.45 Uhr

Career & Transfer Center

Einsteinufer 43–53

tel 030.31 85-26 43

[email protected]

www.careercenter.udk-berlin.

de

Immatrikulations- und

Prüfungsamt (IPA)

Einsteinufer 43–53, 4. OG

Montag, Donnerstag 9.30–12.30 Uhr

Dienstag 12–15 Uhr

tel 030.31 85-23 68

susanne.hagen

@intra.udk-berlin.de

Studienberatung

— Persönliche Beratung

Einsteinufer 43–53, Raum 16b

Montag, Donnerstag 9.30–12.30 Uhr

Dienstag 15–17 Uhr

— Telefonische Auskünfte

Montag 14–15 Uhr

Dienstag 9.30–10.30 Uhr

Mittwoch 10–12 Uhr

tel 030.31 85-22 04

[email protected]

— Büro für internationale

Beziehungen

Einsteinufer 43–53, 5. OG

Mo, Di & Do 9.30–12.30 Uhr

tel 030.31 85-27 89

[email protected]

— Semesterticketbüro

TU Berlin Semtix-Büro

Straße des 17. Juni 135

tel 030.314-280 38

Projektförderung

— Interfl ugs Ha Raum 33

tel 030.31 85-25 65 / 31 85-21 08

fl ugs@ifl ugs.udk-berlin.de

— KKWV Kommission für

künstlerische und wissen-

schaftliche Vorhaben

Geschäftsstelle der KKWV

Einsteinufer 43–53, Raum 520

tel 030.3185-27 55

[email protected]

berlin.de

— Dachbetrag der

Fachschaftsrätekonferenz

fi [email protected]

Studentische Initiativen

— Q-Cine Ein Forum für alle

die mit Video arbeiten wollen.

Hardenbergstraße 33, Raum 9b

www.qcine.de

— Töchter und Söhne

Studentische Kommu-

nikationsagentur GmbH

Hardenbergstraße 33

tel 030.31 50-83 10

fax 030.31 50-83 40

kontakt@toechterund

soehne.com

Kontakt: Heiko Müller

— Interfl ugs Ha Raum 33

tel 030.31 85-25 65 / 31 85-21 08

fl ugs@ifl ugs.udk-berlin.de

— Forum e. V.

Rungestrasse 22–24

10179 Berlin, tel 030.29 36-89 30

[email protected]

Studierendenmagazin der UdK

Page 2: Eigenart n.69

Illustration : Mauro Vallejo

FAXVORLAGE LESERBRIEF

EditorialLiebes Lesepublikum,

Hauptsache „Das Monster denkt nach“ dachte

sich das Team der eigenart im Wintersemester

2007/08. Ob Bauchkribbelnd, Fingerjuckend oder

Haare raufend, am laufenden Band werden an

der UdK Ideen losgelassen.

Auf Eure Ideen, Phantasmen, Werke, Werte und

kulturellen Erzeugnisse sind Viele scharf. Auf

Abnormes, Fremdartiges, Ungreifbares oder gar

Substanzloses kaum jemand. Monster bewegen

sich irgendwie dazwischen, vor allem sind

sie aber tatkräftig. Diese 69igste Ausgabe der

eigenart fragt Euch, wie bewegt, clever oder

unbefangen Ihr in Eurem Studium seid und gibt

einen Ausblick...

An der Universität der Künste studieren 3731

(WS07/08) Studenten und Studentinnen. Ein

Viertel der Haupthörer sind ausländische

Studierende. Viele verstehen kein deutsch oder

sind neu in Berlin angekommen. Um im Jungle

Berlins wenigstens ein bisschen durchzusehen

sammelten wir für Euch Berlintipps auf Englisch

(S. 14).

Im Jahr 2007 quetschte ein Fragebogen die

Studierenden der Fakultät Bildende Kunst aus.

Die Ergebnisse der Evaluation fi ndet Ihr auf

Seite 22. Daran, dass es ein hochschulpolitisch

heißes Jahr war, kann sich jeder erinnern.

Wie erfi nderisch Studierende für ihre Rechte

kämpften oder gegen Misstände protestierten,

könnt Ihr in UDK POLIS und HALBDURCHLÄSSIG

nachlesen. Dass die neue Gesetzgebung zur

Datenvorratsspeicherung Künstlern und

Journalisten die Finger bricht, wird auf Seite 31

besprochen. Und wie sich Künstler zu Zeiten des

Klimawandels benehmen, ermittelte die Rubrik

NACHGEFRAGT & HERGEZEIGT.

In NETZWERKE erforschte die Freie Klasse

gemeinsam mit Genfer Studierenden das „Wir-

Gefühl“. Komponisten berichten von ihrem

Projekt „kollektiv“ und eine Reportage über das

Kollaborationsprojekt Teheran – Berlin berichtet

von der kulturellen Wechselwirkung lokaler

Kulturtraditionen „hier“ und „dort“.

Unsere Absurditätsrubrik LA BAMBA geht auf

Schatzsuche nach dem „Nicht Nichts-Sein“.

Zu tragisch-komischen Zusammentreffen mit

dem Namenlosen bringt Euch das Poster „The

Concilium“ im Mittelteil.

Wir wünschen Euch monströses Lesevergnügen!

HAUPTSACHE:

DAS MONSTER DENKT

NACH . . . . . . . . . . . .

NETZWERKE . . . . . . . . . . .

LA BAMBA . . . . . . . . . . . . .

NACHGEFRAGT &

HERGEZEIGT . . . . . . . . . . .

UDK POLIS . . . . . . . . . . . . .

HALBDURCHLÄSSIG . . . .

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Das Monster in Dir

Free Your Idea

Teheran - Berlin Work in Progress 2007

Free and Lost in Cybermedia

Individualität oder Kollektivität?

Surviving in the Jungle

Bewirb Dich doch um ein Stipendium

Ein Monster denkt nach

Poster: The Concilium

Kontakt(-)an(-)Zeichen

Mutter Erde als Behälter

Sportler an der UdK

Starke Stimmen - Studentische Evaluation

Hochschulpolitische Highlights 2007

Lobbyisten an Hochschulen

Mit leerem Kopf nickt es sich leichter

Mehr Betreuung für ausländische Studie-

rende

Scharf auf jedes Zimmer

Winterboykott an der HfBK Hamburg

Bürgersteig der Helden

Good-bye Grundgesetz

Bestrafen Sie den Journalisten

Faxvorlage Leserbrief

Impressum

Unter einem Dach

Liebe Eigenart,

kunstvoll scheitern heißt:

In der nächsten Ausgabe der eigenart machen wir die "Kunst des Scheiterns" zur Hauptsache.

Wer an dem Projekt teilnehmen möchte, ist herzlich willkommen.

>> [email protected] : : fax: 030.3185-2670

Page 3: Eigenart n.69

Und was passiert dann mit Deinen Werken?Sie landen im Papierkorb, oder Farbe drüber. Wie ist Deine Stimmung? Freie Lehre oder existentielle Leere? Und wann legt sich Deine Professorin für Dich ins Zeug?Ich habe gute Erfahrungen. Valerie Favre spricht viel mit uns, über ihren persönlichen Lebenssinn, ihren Kampf, den Feminismus und für Frauen in der Kunst. Anfangs war ich auch in so einer „Leere“. Aber ich hab’s dann im Lern-studium gefunden. Ich denke, dafür sind die Studierenden selbst verantwortlich. Wer oder was gibt dir an der Uni die Möglich-keit einer cleveren Reaktion oder Kritik?Politik passiert schon, wie gerade die Diskus-sion um die Vorratsdatenspeicherung. Man fi ndet irgendwelche Flyer, Aushänge, es wird in Seminaren diskutiert. Also da geschieht durchaus was. Wir sammeln Beschreibungen vom Monster, das nachdenkt. Wie könnte es bei Dir aussehen?Hhm. Ich denke, es ist ein Monster in Men-schengestalt. Hat nur so ne Aura. Ich stelle mir das Monster im Atelier vor, so im Halbdunkeln. Die Bilder sind seine Juwelen, die es hütet. Und manchmal trinkt es Wein, zusammen mit anderen Monstern.

(*) Akihito (Studium Klavier) und Vitaliy (Stu-dium Gitarre) trafen wir hinter Regalen der Musikliteratur in der Unibibliothek.

Was macht Ihr in der Bibliothek?V: Ich recherchiere für ein Referat in Gitarrenge-schichte, über den Übergang von der fünf-saitigen zur sechs-saitigen Gitarre, und Akihito hilft mir. Was wird von Euch im Studium erwartet? Wie wurdet ihr aufgenommen?V: Dass wir ein hohes Niveau erreichen, Wett-bewerbe gewinnen, uns mit Hilfe der Wettbe-werbe entwickeln. Bei der Aufnahmeprüfung wird ein breites Programm gefordert. Man muss gute Haltung zeigen. Das wichtigste ist eigentlich, dass der Professor sieht, dass es für dich eine Perspektive gibt. A: Man muss einfach wirklich gut sein. Wettbe-werbe sind Teile vom Studium. Da zeigt man in kurzer Zeit seine Musik. Verfolgt Ihr einen bestimmten Plan, um das Studium zu meistern?V und A: Hauptsächlich besser und besser werden. Wie oft arbeitet Ihr daran?A: Jeden Tag, wenn man gesund ist (gerade ist Akihitos Arm eingegipst, Fahrradunfall). Ich ver-suche, trotzdem zu spielen. Mehrmals im Jahr hat jede Klasse einen Vortragsabend. V: Das ist wie eine Prüfung und gute Möglichkeit zu zeigen, was man für diese Zeit erreicht hat.

Das Monster in DirSechs Studierende der Universität der Künste haben ungewöhnlich gute

Strategien, um außergewöhnlich gute Arbeiten vorzulegen

Text & Fotos : Friederike Meese und Anja Wenzel

Einen runden Kreis auf mein kariertes Blatt zeichnend, frage ich, ob es schön ist hinter dem Mond.

"Nein, es geht wahrscheinlich eher darum, auf den Mond zu kommen", berichtigt mich Anja. Ich

zeichne noch einige Pfeile dazu, alle auf meinen „Mond“ gerichtet. Darunter schreibe ich das Wort

Strategie. Anja zieht einen halb zerknüllten Zettel aus ihrer Tasche, auf dem eine Reihe von Wör-

tern gekritzelt ist: ausgebufft, gelenkig, ewig unlösbar, Annektion, Korrespondenzgeschehen. Anja

schreibt auf: Friederike sagt: Durch Denken kommt man nicht auf den Mond. Dann zu mir: "Da ist

noch das Monster in dir! Kann das auch denken?" Das ist doch ein gutes Leitmotiv. Das Monster

denkt nach. Wir wollen herausfi nden, wie unsere Kommilitoninnen und Kommilitonen zu ihren

Kunstwerken kommen, welcher Ressourcen sie sich bedienen, wie einfallsreich sie ihr Studium meis-

tern. Nachtwandlerisch begeben wir uns an einem Winternachmittag auf einen intuitiven Ausfl ug

zu unterschiedlichen Orten und Studierenden an der UdK.

Legt sich Euer Professor für Euch ins Zeug ?V: Dieses Semester habe ich meinen noch nicht gesehen. Er hat einen Assistenten. Der unterrichtet oft. A: Meiner spielt dann Klavier. Und erklärt mit Worten. Wann habt Ihr die Möglichkeit, Euch unter Stu-denten auszutauschen?V: Im Theorie- und Gruppenunterricht. Und von 12 bis 14 Uhr ist immer Pause, da gehen alle in die TU-Mensa essen und wir sprechen über viele Sachen. Wie sieht für Euch ein Monster aus, das nach-denkt? V und A: Monster???!? Was?In den japanischen Comics kommen oft Mons-terwesen vor.A: Ich habe fast nie Comics gelesen. V: Es muss nicht unbedingt so groß sein. A: Für mich muss es groß sein.V: Nicht so riesig.A: Hm, welche Farbe?V: Mit Haaren wahrscheinlich.A: Bei mir ohne Haare. V: Ohne Haare?A: Die Farbe muss einfach anders als bei Menschen sein. Habt ihr keins? Ich meine, ist nicht Kunst auch intuitiv?A: Stimmt, aber ich dachte eigentlich immer, dass ich nicht so kreativ bin. Musiker sind voll mit Phantasien. Wir streben noch dahin. Wenn wir das intuitiv wüssten, wären wir ja Genies.

Yassu studiert im 5. Semester Kostüm- bzw. mo-mentan Bühnenbild. Sofaecke Unibibliothek.

Was machst Du gerade?Ich suche Bilder. Für mein aktuelles Stück, „Die Perser“ von Aischylos. Für die Uni?Das haben wir gerade im Semester. Wir sind nicht viele. Im Hauptstudium sind wir auf zwei Gruppen à sechs Leute verteilt, die jeweils mit einem Professor ein Stück bearbeiten. Jeder macht aber seinen eigenen Entwurf. Gehst Du mit einer Strategie an das Stück?Ich schreibe erst mal auf, was mich irritiert, was mich zweimal hingucken lässt. Bei einem Stück, das ich nicht verstehe, setze ich Punkte an, mit denen ich dann assoziiere. Es entsteht ein Netz. Dann fallen immer mehr Punkte weg, manche werden stärker. Die Bilder suche ich nach einem Gefühl im Bauch aus. Ich schaue ganz viele Bilder an und wo es so ein „Wieder-erkennen“ gibt, nehme ich das Bild mit. Gerade habe ich lauter Bilder von Altersheimen. Erst war ich eigentlich im Zoo. Ich kopiere mir die Bilder, auch in schwarz-weiß, und geh dann mit Farbe rein.

Hast du Dir eine Strategie zugelegt, die Dir den Weg zeigt?Erst mal anfangen! Und dann die Malerei direkt in dem Bild ansetzen. Ich habe zwar oft eine grobe Skizze im Kopf, aber ich fange gleich auf der Leinwand an. Oft übermale ich eben alles noch mal. Wo arbeitest Du denn und wo lässt Du Dich inspirieren? Wo ich male? Hier, in der UdK, im Atelier. Da habe ich einen Schreibtisch und eine freie Wand. Fast jeden Tag bin ich da, ca. acht, neun, zehn Stunden. Oder zu Hause oder direkt in Aus-stellungen. Inspiriert? Naja, auch auf der Straße oder wenn ich Bücher lese.

Sina studiert im 9. Semester Bildende Kunst, Studienrat. Treffpunkt: Klassenbesprechung.

Was hat Deinen Professor überzeugt, Dich in seine Klasse aufzunehmen? Ich habe keine Ahnung. Also, ich bin ja erst mal in die Grundlehre gekommen. Dann war ich in der Klasse von Daniel Richter. Und der hat alle aufgenommen. Valery Favre, bei der ich jetzt studiere, meinte zu mir, sie schätze sehr, dass ich mich in vielen verschiedenen Bereichen um-sehe, wie Bildhauerei, Druck etc., und dass darin vor allem die Kontinuität meiner Persönlichkeit bleibt, dass ich nicht extrovertiert bin, eher so die „Nachdenkende“.

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Page 4: Eigenart n.69

Wo arbeitest Du am besten?Bei mir zu Hause am Fenster. Ich muss jeden Tag erst mal aufräumen, denn da ist der Platz für alles. Wenn ich mit Modellbau anfange, arbeite ich in der Uni. Und wo landen die Ergebnisse?Am Ende des Semesters gibt es eine Präsen-tation und eine öffentliche Ausstellung der Arbeiten. Danach landen viele Sachen auf dem Müll. Vorher werden sie fotografi ert.Legt sich Dein Professor für Dich ins Zeug?Ich glaube, er legt sich schon ganz schön ins Zeug. Er schafft uns Möglichkeiten, praktisch zu arbeiten, kümmert sich also um Kontakte mit Regiestudiengängen, Theatern, Sponsoren und motiviert uns, dass wir untereinander zusam-men arbeiten können. Wo gibt es für Dich an der Uni die Möglichkeit einer cleveren Reaktion, Kritik oder Initiative?In den wöchentlichen Gesprächen mit meiner Gruppe und dem Professor. Da geht es ums Hinterfragen, sich selbst zu hinterfragen und hinterfragt zu werden. In den Vorlesungen ist natürlich weniger Eigeninitiative gefragt.Wie sieht ein Monster, das nachdenkt, aus?Mmmh. Gestern, als ich bei den Orang-Utans und Gorillas war, war das ganz schön, weil die so nachdenklich aussahen. Man hat einfach ein Monster. Ist ja auch super anstrengend und ner-vig, damit umzugehen. Aus der Sprachlosigkeit in eine Art von Sprache zu gehen. Es macht dir auch Zweifel und Angst.

Design-Studierende im ersten Semester: Raffa-el, Johnie, Malte, Henning, Charlotte und Lisa

Warum glaubt Ihr, hier aufgenommen worden zu sein? C: Für unsere Arbeitsmoral. Die wurde auf jeden Fall schon gelobt. Und wahrscheinlich, dass wir gut präsentieren können. H: Bei mir war’s anders. Ich habe scheiße prä-sentiert, und die Sache hat auch in sich nichtfunktioniert.M: Ich glaube, dass es wichtig ist, inwieweit man fähig ist, eine Idee als gut zu erkennen,

und sie dann auch umzusetzen.Woran seid Ihr momentan?R: Das wissen wir noch gar nicht. Wir hatten heute eine Einführung in die Werkstätten und morgen bekommen wir unsere Aufgabe. Lisa: Momentan werden erst mal Grundlagen geschaffen, mit denen man dann später ent-werfen kann. Und habt Ihr in eurer kurzen Studienzeit schon einen Schlachtplan entworfen?J: Aufschieben, bis der Stress so hoch ist, dass man vor lauter Druck die besten Ideen hat (alle lachen).C: Dadurch, dass wir jeden Tag und so lange hier sind, hat man gar nicht die Möglichkeit, etwas

aufzuschieben. Die Projekte sind so organisiert, dass man sie in der Zeit, wo man hier ist, schaf-fen kann und auch soll. Wenn ihr nur hier seid, wo ist dann Eure Inspirationsquelle?C: In Ausstellungen natürlich, ganz tolle Bücher, Kataloge, das ganz normale Umfeld. Alles, was man so sieht, ist irgendwie wert, betrachtet zu werden. H: Unsere „Schöpfungen“ später sind ja auch meistens einfach banale Gegenstände. Wir: Gibt es hier auch einen Professor?M: Ja, es gibt einen „Supervisor“, der so alles im Überblick hat. Sonst fachspezifi sche Profes-soren, Gastdozenten, ...Wie ist der „Supervisor“ und was macht er für Euch?C: Auf jeden Fall ist er sehr engagiert. H: Das Semester "über uns" hat sich aber auch sehr für uns eingesetzt.C: Aber ich glaube, die Professoren stoßen das an. Die haben zum Beispiel so eine Ralley mit uns gemacht, und dann gab’s Schnittchen. J: Der Professor ist halt oft der Ideen- und Denkanstoßgeber. H: Der Fadenzieher. Was habt ihr denn für eine Ralley gemacht?C: Wir sollten Berlin erkunden. Was es für Aus-stellungen gibt, alles Mögliche. M: Designmäßig eben, wo wir unsere Materi-alien und Werkstoffe herbekommen, wo man günstig Reste herkriegt. L: Am Maybachufer auf dem Markt kriegt man eigentlich alles. Und es hat gute Qualität. J: Aber nicht nur das, auch freizeitmäßig, Plätze wo man hingehen kann. Wie sieht bei Euch ein Monster aus, das nachdenkt?H: Monster können nicht denken. Monster essen. Wie würdet Ihr euer Monster gestalten? Durcheinander: Es soll zwei Hörner haben. – Kleiner Teufel. – Das gefährlichste am Monster sind doch die Augen. – Nee, die Zähne. – Oder es kratzt sich mit seinen großen gefährlichen Krallen an seinem schuppigen Hinterkopf. –Auf jeden Fall sieht das Monster, wenn es denkt, nicht mehr gefährlich aus. – Natürlich, dann ist es so in sich gekehrt. – Oder es holt sein Gehirn raus, mit seinen Krallen, so kann’s besser denken. - Ein Monster ist kein Monster, wenn es denkt, bleiben wir dabei. (später): Ich mach die Füße. – Ich mach den Kopf. – Dann mach ich die Schädeldecke. – Soll das nachdenken?...

(*) Martin, ein Schauspielabsolvent setzt sich in der Cafeteria in der Fasanenstraße zu uns.

Du bist also schon ganz fertig hier?Ja, Ende Oktober hatten wir Intendantenvor-sprechen. Da wird das „Frischfl eisch“ vorgeführt und an die Theater freigegeben. Was wurde im Studium von Dir erwartet?Das Ziel für die persönliche Entwicklung hier

in der Schauspielabteilung ist, sich selbst zu fi nden, sich zu entdecken und kennenzulernen. Auf die Technik wird weniger geachtet. Gibt es für Dich eine Strategie sich diesem Ziel anzunähern? Vielleicht, mich selbst zu überraschen, unvor-eingenommen an die Dinge heranzugehen. Viele wollen immer wissen, wie sie sind und beurteilt werden. Das passiert hier aber relativ wenig. Ich hatte so ein Erlebnis bei einer Stimm-übung. Ich sollte ein Mmmm sprechen. Ja, durch diese Vibration, hat sich was geöffnet. Da hab ich plötzlich gespürt, wie groß ich eigentlich bin und festgestellt, dass ich sicher 90% von mir noch gar nicht kenne. Das große Unbekannte.... Wo ist dann Dein Arbeitsplatz?Na, eigentlich überall. Mich vorbereiten, das kann ich überall machen, auf der Straße, in der U-Bahn.Sind das diese verrückten Typen in der Bahn? Ja, genau, alles Schauspieler. Und geprobt wird natürlich auf der Bühne, je nach dem. Wo landet diese Arbeit? Ich hoffe, erst mal bei mir, und dann bei den Zuschauern. Dein Material?Der Text. Davon vergesse ich danach relativ viel, aber er ist auch immer wieder abrufbar. Der Schatz wird größer. Gibt es ein Geschichte von einem Professor bei Euch, wie er in Fahrt kommt?Da fällt mir was ein, aber das kann ich nicht erzählen. Aber zum Beispiel Harald Clemen, der tut alles für uns. Bei Proben holt er jeden Morgen einen riesigen Sack Essen, Obst, Süßig-keiten. Das wird auf den Tisch geschüttet, dann wird Kunst gemacht. Manche werden einfach aggressiv und verlassen den Raum. Oft geht es doch sehr um sie selbst. Gibt es einen Ort an der UdK, wo du clever rea-gieren oder Kritik äußern kannst?Vor Raum 01, dem Büro von Daniel Nartschik, da kann man eigentlich alles loswerden, ja. Und wie sieht Dein Monster aus, wenn es nachdenkt?Das ist wie so ne Gehirnmasse, die sich verkrampft und zusammenzieht. Ich denke an verkopfte Men-schen, schon so leicht angegraut. Und, ein Monster muss rücksichtsvoll behandelt werden!Wurde es das, an der UdK?Ja. Zu viel. Sogar beschmust.

(**) Anat studiert an der UdK im Masterstudien-gang SODA – „Solo Dance Authorship“.

Was heißt SODA? Und Wer studiert das?Solo Dance Authorship ist ein Choreogra-phiestudiengang. Die Leute kommen aus der Performance-Kunst, Theater, Bildende Kunst oder eben Tanz. Man muss verstehen, dass es nicht um das Tanzstück geht. Es sind eher

Strategien. Zum Beispiel so wie: Welche Art von Fragen braucht man, um Kunst zu machen und welche Art von Kunst braucht man, um Fragen zu stellen.Gab es eine Aufnahmeprüfung für Dich?Oh ja. Erst mal sollte ein Text mit 1.000 Wörtern abgegeben werden. Da beschreibst du deine Kunst, was man so untersucht, über deine Stücke und er sollte einen „short joke“ haben. Dann gab es eine Einladung für ein „Solo“, wo man Fragen zum Autor oder Termini wie „Dicta-tion“ bearbeitet. In einem Drei-Tage-Workshop wurde dann ausgewählt. Sie beobachteten, wie wir Dinge machen, wie wir uns dem annähern. Ergebnisse waren gar nicht gefragt.Wie gehst Du an die Dinge heran?In deinem Kopf sind so viele Bilder. Du musst überlegen, wie Du sie auf die Bühne bringst, wie Du sie in eine Performance transformierst. Interessant ist für mich, wo sich „high art“ und die Idee des Mainstream treffen. Popkultur dominiert ja in unserem Leben.Wenn ich dich richtig verstehe, tanzt Du nicht so viel. Wo hältst Du Dich auf, wo arbeitest Du?Ich lese und schreibe. Am Schreibtisch, im kon-ventionellen Theater, im Tanzstudio. Der Ort hat immer einen Kontext. Man muss sich entschei-den, ob mit ihm oder dagegen.Was sagt Dein Professor dazu?Wir debattieren über unser Werk, über Inhalte, Kunst, Form. Eigentlich ist es gar nicht so wich-tig, so viel Input von anderen zu bekommen. Wichtig ist es eher eine Struktur zu bauen, die uns anschiebt und uns in unseren individuellen Forschungen begegnet. Wir arbeiten auch daran, die Struktur des Studiengangs zu ändern. Es ist aber ein langer Prozess, einen gemein-samen Nenner zu fi nden. Wir suchen nach einer Lösung, die unsere individuelle Arbeit bewahrt.Meine nächste Frage wäre gewesen, wo und wann Du eine Möglichkeit für clevere Reaktion oder Kritik siehst?Man wartet eine Sekunde, stoppt, gewinnt einen Überblick über das gesamte Studium. Es hat was Politisches; es ist wichtig, zu anderen Semestern Kontakt zu suchen. Ich bin der Autor meiner eigenen Arbeit, meines eigenen Studi-ums! Und weil mein Studiengang ein Pilotpro-jekt ist, muss man kritisch sein. Du bist der Kura-tor Deiner Entwicklung. Also, ich gucke, was relevant für mich ist (...) „Ok. I am not coming“.Was stellst Du Dir unter einem Monster, das nachdenkt, vor?Juliette Lewis. Sie hat eine Rockband, „The Licks“. Sie ist das Monster. Ein Monster muss... sich selbst nicht zu ernst nehmen. Und, es soll den Leuten Liebe geben.

(*) (**)

Page 5: Eigenart n.69

Free your Idea HAUPTSACHE

Informations- und Kommunikationstechnologien

Mit Einsatz und Anwendung der Informations- und

Kommunikationstechnologien sind umfangreiche Transformationen in allen

Funktionssystemen der Gesellschaft angestoßen. Wie intervenieren die

Medien, jedoch nicht als technologische, sondern als soziale, politische oder

kulturelle Maschine? Welche Rolle spielt das Internet als Turbotransformator?

„And the owner is...“

Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen der Traditionslinie des

angloamerikanischen Copyrights und der Möglichkeit, Rechte zu übertragen

an einen Verwerter einerseits und dem kontinentaleuropäischen Droit

d’Auteur sowie der untrennbaren Verbindung zwischen Urheber und Werk

andererseits. Die historische Entwicklungslinie von freier Software zu

Open Soure zu Open Content in der Folge der Entwicklungen in Berkley

und am MIT seit den 70er Jahren sowie die Übertragung der Prinzipien der

freien Lizenzierungen auf andere Medien wie Text, Bild oder Audio hat

jedoch wesentliche Diskussionen zu den Rechten der Autoren angestoßen.

Angemerkt sei, dass bereits 1958 die Autoren der Situationistischen

Internationale ihre Texte unter eine „Free-Software-Defi nition“ stellten.

Im Sommersemester 2007 bauten wir im Rahmen des Seminars „Kunst als Handlungsfeld“ am Institut für Kunstwissenschaft und Ästhetik der UdK Berlin die Plattform FREE YOUR IDEA auf. Unser Anliegen war es, ein eigenes Handlungsfeld zu entwickeln, das im besten Fall neue Handlungs-formen ermöglicht. Der vorliegende Text beruht auf einer Work in Progress - Konzeption. Er stellt Materialien und Elemente zur Verfügung, die kombiniert, akzentuiert, erweitert oder in einen konkreten Zusammenhang gebracht werden können.

Text : Das FYI-Team Kaya Behkalam, Eva Michalcak und Birte Kleine-Benne : : Fotos : "Kunst - wirklich grenzenlos?" und "Kunst - wirklich beständig?" Dan Perjovschi

Plattform zur Appropiation, Neuinterpretation und Weiterentwiklung von Ideen

Künstlerische Handlungsfelder

Beispiele: etoy.com, WochenKlausur, übermorgen, RTMark, The Yes Men,

Yomango, Fehlstelle...

Theoretisierung unter www.KunstAlsHandlungsfeld.net (Kleine-Benne, 2006).

Autor

Das Künstlersubjekt verabschiedet sich von seiner singulären Urheberschaft

und tritt im Verbund mit anderen Autoren in multiplen und pluralen

Autorenschaften z.B. als Kollektiv, Projekt, Alias oder Algorithmus auf.

Werk

Abgeschlossene Werkobjekte und symbolische Repräsentationen

transformieren zu offenen und dynamischen Handlungsfeldern, zur n-

dimensionierten „Arena des Handelns“ (Weibel), zu Ereignissen, Projekten

und Prozessen. Von ROM-art (read only material) zu RAM-art (radical active

material).

Rezipient

Der distanzierte Betrachter und passive

Konsument transformiert zu einem involvierten

Teilnehmer, Akteur und Mitschöpfer, zum (inter-)

aktiven Nutzer, Forscher oder Explorierenden.

Von ROMs (read only members) zu RAMs (radical

active members).

Ausstellungspraxis

Der geschlossene White Cube mit seinen

Redundanzen transformiert zu synergetischen

Konvergenzformaten und zu nichtlinearen

Praxismodellen.

Kunsthistorische Zitate

Auszug aus dem 1. Manifest großer und

angesehener Künstlerinnen, Basel 1999, Punkt 7:

„Klaut Ideen und verschenkt die besten!“

Fluxus bedeutet „Bewegung --> moving -->

moving, immer alles neu anzusehen, damit

nichts starr wird“ (Imaginäres Gespräch

zwischen Henning Christiansen und Joseph

Beuys, 1991). „Sie [die Kunst, Anm. d. Verf.] darf

nicht limitiert und sie muss für alle zugänglich

und möglicherweise von allen herstellbar sein“

(George Maciunas, 1965).

Kunstbegriff

Bei dem hier veranschlagten Begriff von Kunst handelt es sich weniger

um eine essentialistische oder substanzialistische Vorstellung von Kunst.

Unser Kunstbegriff ist nicht konstant, punktuell oder starr konzipiert,

sondern dynamisch, prozessual und ereignishaft.

Im Weiteren verweisen wir auf die „esthétique relationelle“ von Nicolas

Bourriaud (1995), auf die kommunikationstheoretischen Untersuchungen

von David J. Krieger zu Kunst als Erschließungsdiskurs (1997) und auf

Andrea Frasers Unterscheidung in kulturelle Produktion und künstlerische

Praxis (1995).

Gesellschaftliche Verantwortung

Statt mit Visualisierungen und Repräsentationen

tritt Kunst mit Operationen und Eingriffen in die

Protokolle gesellschaftlicher Prozesse auf die

„Bildfl äche“.

Referenzen (eine kleine Auswahl)

1967 Gründung der Deutschen Studentenpartei/ Fluxus Zone West (Joseph

Beuys – Erster Vorsitzender, Johannes Stuettgen – Zweiter Vorsitzender,

Bazon Brock – Dritter Vorsitzender).

1971 Gründung der Organisation für Direkte Demokratie und Volksabstimmung

(Joseph Beuys und Johannes Stuettgen).

1972 Gründung der Freien Internationalen Universität (FIU).

1982 „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ (Joseph Beuys

für doc7).

Seit 1993 konkrete Interventionen von WochenKlausur.

1999/2000 Toywar, etoy.

Seit 2000 analogue-series#no.2k0023, GeheimRat.

2001 AVL-Ville, Atelier van Lieshout.

2003 Nike Ground, 01.ORG.

Seit 2005 Mission Eternity, etoy.

Bei FYI handelt es sich um den Versuch, Schnittstellen und Schnittmengen

zwischen dem geschlossenem System Kunst und anderen gesellschaftlichen

Bereichen herzustellen. Kunst wird in diesem Sinne nicht als ein von

Institutionen getragenes System, sondern als gesellschaftlicher Freiraum

verstanden, in dem alternative Formen von Gesellschaft und sozialen

Prozessen entworfen und erprobt werden können.

Weitere Informationen unter www.free-your-idea.net.

Die Plattform FYI sammelt Ideen aller Art und

macht sie zur Aneignung und Weiterentwicklung

zugänglich. Jede Idee – ob absurd, scheinbar

unausgereift, phantastisch, schwer umsetzbar

oder revolutionär – ist willkommen, und

zwar in jedem Status ihrer Ausformulierung.

Auch bereits realisierte Ideen oder Werke

mit dem abschließenden Siegel der Signatur

können auf diese Weise neu interpretiert und

verfügbar gemacht werden. Der Konzept-Thread,

vergleichbar dem Code einer Software, bleibt

offen und kann in anonymer bis kollektiver

Form gemeinsam mit anderen Usern bearbeitet

werden. Einmal eingeloggt, kann jede/r Ideen

veröffentlichen, andere Ideen kommentieren

oder weiterentwickeln.

Wir freuen uns auf Euren Input!

FYI ist ein Experiment und erprobt nicht nur neue Formen der

Autorenschaft, sondern untersucht das Thema in Theorie und Praxis. Dazu

verfasst FYI redaktionelle Beiträge und versammelt Links zum Thema. Hier

geht es etwa um die Frage, ob eine Idee in Folge der Trennung von ihrem

Autor an Wert verliert. Außerdem: Kann das Prinzip „Autor“ in Zeiten von

Internet, Open Source und Netzwerken aufrecht erhalten werden? Who

owns the rights to artistic work in today’s information-based economy?

Kollegiale Parallelaktivitäten

Eine Auswahl: 0xdb (www.0xdb.org), The Oil of the 21st Century. Perspectives on Intellectual Property (www.oil21.org), La

Biennale de Montréal 2009: Open Culture [www.ciac.ca/biennale2009], Who Makes and Owns Your Work, Stockholm 2007 (www.

whomakesandownsyourwork.org).

„Intellectual Property is the oil of the 21st century” (Mark Getty, Chairman of Getty Images)

Weiterführendes Urheberrechtsrelevantes:

www.subsol.c3.hu : : www.creativecommons.org : : www.gnu.de : : www.artwarez.org

"Who's doing the art of tomorrow? How will it be

done? What is doing the art of tomorrow?" (Ars Electronica 2001)

Page 6: Eigenart n.69

Ende August 2007 kommt eine Künstlergruppe auf dem Teheraner Flughafen an. Es sind 54 Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters aus Osnabrück, die hier zwei Konzerte geben werden – der erste öffentliche Auftritt eines europäischen Orchesters nach der iranischen Revolution von 1979. In Interviews betonen sie, dass sie als „Kulturbotschafter“ und „zur Stärkung der iranischen Zivilgesellschaft“ nach Teheran gekommen seien. In der Online-Ausgabe des „Spiegel“ werden sie dagegen zu „Ahmadinejads willigen Geigern“ erklärt und ihre Konzertreise mit den Olympischen Spie-len 1936 unter den Nazis verglichen. Ein öffent-liches Konzert in Teheran, so die Argumentati-on, würde allein der Stärkung des autoritären Regimes dienen.

Nur zwei Wochen zuvor haben wir die iranische Hauptstadt verlassen: rund zwanzig Berliner Künstlerinnen und Künstler, Kunstwissen-schaftler – eine Gruppe von Studierenden und Dozenten verschiedener Fachbereiche der UdK. Drei Wochen lang hatten wir hier, gemeinsam mit jungen Teheraner Künstlern des unabhän-gigen Netzwerks „Parkingallery“ diskutiert, recherchiert und gearbeitet, im September kamen die Teheraner zum Gegenbesuch nach Berlin. Neben Workshops gab es Stadt- und Atelierbesuche, öffentliche Präsentationen und Lectures unter anderem mit Nanna Heiden-reich, Khaled Ramadan, Reza Abedini, Hamid Severi, Katharina Sieverding und Wolfgang Knapp.

Die Idee, ein Projekt zwischen Berliner und Teheraner Künstlern zu organisieren, war ursprünglich entstanden aus einem persön-lichen, biographischen Interesse von Azin Feizabadi, Ashkan Sepahvand und mir. Ein Teil unserer Familien und viele Freunde leben im Iran; seit Langem hatten wir das Bedürfnis, die Künstlerszenen der beiden Städte miteinan-der zu vernetzen und die für uns relevanten Fragen und Erfahrungsräume für andere zu öffnen. Berlin–Teheran: Das steht auch für das Verhältnis von Zentrum und Peripherie einer

sich mehr und mehr als global verstehenden Kunstwelt. Fragen nach dem Selbstverständnis von Künstlern „hier“ und „dort“ drängen sich auf, Fragen nach der Rolle von Kunst innerhalb der Gesellschaft, der Universalität der Ideen der Moderne und ihren Wechselwirkungen mit lokalen Kulturtraditionen.

Kunst unter dem offi ziellen Label des "Kultur-austauschs"?

Der schmale Grat zwischen „Kulturaustausch“ und der Affi rmation politischer Zustände, auf dem sich die Osnabrücker Musiker auf ihrer auf höchster politischer Ebene angesiedelten Abenteuerreise nach Teheran plötzlich und überrascht wiederfanden, war für uns während der fast einjährigen Vorbereitung des Projekts Ausgangspunkt für die zentralen, immer wie-derkehrenden Fragen: Wie können Künstler der Gefahr staatlicher Vereinnahmung entgehen? Wie kann Kunst in einem politisch so aufgela-denen Kontext das ihr immanente, kritische und subversive Potenzial entfalten? Die Gefahr, dass Kunst unter dem Label des offi ziellen „Kulturaustauschs“ zum Instrument und Weg-bereiter staatlicher oder ökonomischer Inter-essenpolitik werden kann, lässt sich nicht verleugnen. Allerdings kann die Alternative nicht lauten, dass sich die Kultur aus globalen, politischen Belangen heraushält und es sich in der Sicherheit von White Cube und Konzertsaal gemütlich macht. Es geht nur um das Wie – die Form wird hierbei zum politischen Statement, die bloße Organisationsstruktur zur künstle-rischen Intervention: Grenzen und Beschrän-kungen staatlicher Politik hinterfragend und eigene, nichtinstitutionelle und zivilgesell-schaftlich verwurzelte Strukturen generierend.

Vor diesem Hintergrund verzichteten wir auf die Zusammenarbeit mit staatlichen Institutio-nen und entschieden uns für eine eher prozes-suale Form des Arbeitens. Sechs Monate lang trafen sich die beiden Gruppen wöchentlich separat in Berlin und Teheran, um sich vorzu-bereiten und auszutauschen. Anstelle einer

objekt- und werkbasierten Auseinandersetzung sollte die Begegnung der Teilnehmer selbst im Vordergrund stehen und die Refl exion der Umstände, innerhalb derer sie kommunizieren, arbeiten und leben.

Auch wenn die offene Form des prozessualen Arbeitens immer wieder für Kritik unter den Teilnehmern sorgte, entstanden unter dem Einfl uss der inhaltlichen und organisatorischen Debatten individuelle und kollaborative Pro-jekte, in denen die Künstler über Recherche, Interaktion und performative Methoden ihre eigene Position vor Ort oder den künstleri-schen Prozess selbst zum Thema machten.

"Temporary Marriage"

Nazgol Ansarinia und Lise Chevalier beispiels-weise beschäftigten sich in ihrem Projekt „Tehran reveries – Berlin repetitions“ mit dem durchreglementierten öffentlichen Raum in den beiden Städten und versuchten die Syste-me absurd erscheinender alltäglicher Hand-lungsabläufe mit der Logik des Traums und des Unterbewusstseins zu ergründen. Martyna Starosta und Melanie Schlachter erkundeten die gesellschaftlichen Freiräume, die sich die Jugend Teherans zum gegenseitigen Kennenler-nen erobert hat: Flirten von Auto zu Auto, auf nächtlichen Highways oder in Seitenstraßen der Stadt. Die beiden haben über mehrere Näch-te hinweg an dem Spiel teilgenommen und die Erlebnisse in Berlin zu einer Audioinstallation verarbeitet. Auch in der Arbeit „Temporary Mar-riage“ von Mikala Hyldig tritt die Künstlerin aus der Rolle des distanzierten Betrachters heraus und thematisiert die Institutionalisierung und Reglementierung individueller Lebensbereiche über ihre eigene Person. In einem Video sieht man sie selbst die nur im Iran legitime Ehe auf Zeit abschließen; die Worte des Geistlichen hat sie anschließend katalogisiert, um in ihrer Installation neue Sinnzusammenhänge zu kons-truieren. Artur van Balen wiederum besuchte während des Workshops die Familien der ira-nischen Teilnehmer, um die persische Küche zu

studieren und die Mütter beim Kochen über das Leben und die Kunst ihrer Töchter und Söhne zu interviewen, auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage: Unter welchen Umständen ist Kunst überhaupt eine Option? Fragen bilden auch das Grundgerüst der Audioinstallation von Eva Kietzmann und Sonya Schönberger, Fragen, die sich aus den Widersprüchen der eigenen Präsenz an einem fremden Ort ergeben – als Tourist, Künstler oder Mitglied einer Gemein-schaft.

Während Ehsan Behmanesh und Sophie Hamacher in ihrem Film die Unterschiede des Blicks in vertrauter und fremder Umgebung an verschiedenen Orten in Berlin und Teheran in den Fokus rücken, konzentrierte sich Magda-lena Kallenberger auf die Teilnehmer selbst und beobachtete, wie diese sich bei der Arbeit mit ihrer Kamera in der Landschaft positio-nierten. Überwiegend analytisch arbeiteten auch Shervin Afshar, Christopher Eymann und Michael Wamposzyc: Ausgehend vom Konzept islamischer Architektur untersuchten sie das Dominanzverhältnis zwischen Schrift, Bild und Ornament.

Den sich bis in die Nacht ziehenden Diskussi-onen, den Zweifeln, der Kritik und den aufge-kommenen Fragen wollten wir eine Form geben. Bei unseren öffentlichen Präsentationen in der Azad Gallery Teheran und einer vom Kunstraum Kreuzberg zur Verfügung gestellten ehemaligen Schule in Berlin – der „Reloading Images Temporary School“ – präsentierten wir eine dreidimensionale Karte, eine kollektive „Mindmap“, die all diese separat wahrgenom-menen, persönlichen, politischen und theore-tischen Umstände in Verbindung setzte.

Während einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufbauend auf ihren Erfahrungen bereits neue Kollaborationsprojekte planen oder initiiert haben, arbeiten wir an einer Fort-führung von „Reloading Images: Work in Pro-gress“. Im Sommer 2008 geht es in die syrische Hauptstadt Damaskus.Te

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NETZWERKE

Page 7: Eigenart n.69

Free and Lost in CybermediaDie Freie Klasse berichtet von einer Jagd Text : Sarah Lehn : : Foto : Arthur van Balen

NETZWERKE NETZWERKE

Hallo liebes Klangnetz, seid Ihr bereit für ein Kollektiv-Inter-view? Ich brachte in Erfahrung, dass eine Gruppe von Kompo-nisten anfi ng, gemeinsam, quasi kollektiv, Stücke zu schreiben; die komplette Individualismus-Ausrüstung hätten sie also für das Projekt "kollektiv" beiseite gelegt. Per E-mail-Konferenz-schaltung entstand eine spannende Refl exion über Pro und Contras von Gruppenkompositionen.

Die E-mails wurden zwischen dem 30. November und dem 16. Dezember 2007 mit der Betreffzeile "(eigenart) the monster meditates" ausgetauscht. Teilnehmende Komponistinnen und Komponisten waren Alina-Maria, Sarah, Rama*, Kyle*, Yoaf* und Vincent* [* vom Englischen ins Deutsche übersetzt].

Wir haben die Noten per E-Mail und per Post geschickt, wir haben uns während des Komponierens nie getroffen, deshalb "Klangnetz". Am Anfang haben wir englisch miteinander gere-det, dann deutsch. "KollektivKlang", weil drei "Teams" drei Takte Musik gemeinsam hatten. >> Alina-Maria (Gruppenkomposition Webfehler)

Gewisse Fragen - Dichte, Dramaturgie, Pausen, Takte entschieden wir dann wirklich zusammen. Kompositorisch bedeutete die Arbeit sicherlich für jeden, Kompromisse zu machen - eben "nur ein Teil" zu sein und nicht "das Ganze". Gleichzeitig hatte man aber einen tieferen Einblick in das musikalische Denken des an-deren. Als besonders bereichernd empfand ich speziell auch die gemeinsame Probe mit Snezana und dem Ensemble "adapter": Worauf achtet Snezana? Was ist ihr wichtig? Wie probt sie? Natür-lich war es wie immer ein besonderer Moment, die eigene Musik das erste Mal "live" - im Raum - und nicht im Kopf zu hören.

Ich bin generell eher ein Einzelgänger, schon dem alltäglichen Kollektiv in der U-Bahn versuche ich per Fahrrad möglichst zu entgehen. Ich schätze das Individuelle und denke, dass es im Künstlerischen die Möglichkeit zu etwas Unverwechselbarem gibt. Ein Zusammenwirken und -arbeiten würde ich mir für die Komposition eher generell als Austausch vorstellen: und zwar genreübergreifend! >>Sarah (Gruppenkomposition 3+x)

Ich würde sagen, dass es eine ganze Menge Mut braucht, mit dei-nen eigenen ästhetischen Vorlieben locker umzugehen, um dem Stück zu gestatten, zu etwas zu wachsen, das wir nur kollektiv kontrollieren können. So wie es Jahre dauert, ein ästhetisches Vokabular für seine eigene Arbeit aufzubauen, glaube ich, dass es genau so schwer ist, diese Ideen zu Seite zu stellen, um eine gemeinsame Sprache zwischen vier verschiedenen Komponis-ten zu fi nden. Dies war die Achillesferse unserer Gruppe, welche wir versuchen in unseren zukünftigen Rengakompositionen zu überwinden. >>Vince (Rengakomposition Blossom, Moon)

In gewissem Maße gibt es das Thema von multiplen, individu-ellen “View Points”, “Styles”, “Egos” etc., was stark kollidiert mit der Zusammenarbeit für ein gemeinsames überindividu-elles Ziel. Ich kann nicht für die anderen Kollektive sprechen, aber bei der Renga-Gruppe glaube ich, dass wir alle vier eine

irgendwie ähnliche Perspektive auf Komposition haben und deswegen war es leichter, zusammen zu arbeiten.

Nochmal, ich kann nicht für die anderen Gruppen sprechen, aber während der Aufführung von “Moon” gab es Momente, wo ich nicht sagen konnte, wer die betreffende Sequenz geschrie-ben hat. Weil die Sequenzen ziemlich kurz waren und auch die Methode, die wir zum Komponieren benutzten (oder ist es nur mein schlechtes Gedächtnis?), konnte ich das Stück manch-mal genießen, als wenn ich nichts damit zu tun gehabt hätte (was ich gut fi nde). Aber ich schweife ab... >>Kyle (Rengakomposition

Blossom, Moon)

Das Konzept der Gruppenkomposition ist für mich eng ver-wandt mit aleatorischer Kompositionsorganisation, wo Offen-heit als Teil der inneren Struktur des Stückes eingegliedert ist. Mit diesen offenen Einheiten können Parameter des Stückes von anderen intelligenten Quellen kontrolliert werden und somit als erkenntliche Variablen behandelt werden.

Ich denke, es gibt noch eine Menge zu entdecken in der Grup-penkomposition. Vielleicht können wir in Gruppenkomposi-tion eher die Organistation von Gruppensystemen erkennen, wie bei Cages formalen Designs oder in dem Werk des Kompo-nisten und Improvisators Radu Malfatti oder dem von Cardew, als den "Willen-des-Indiviums"-Ansatz. >>Rama (Rengakomposition

Blossom, Moon)

Ich stand auch unter dem Eindruck, dass es eine generelle, durchgeführte Charakteristik dieser Stücke war, die sich in die-sem Projekt zeigte, dass ihnen die Konzentration fehlte, die ein gut geschriebenes, individuelles Stück normalerweise hat. Mit Konzentration meine ich die Einheit innerhalb einer gewissen logisch aufgebauten Welt, in der das Stück funktioniert. Das heißt, sich nicht zu verzweigen, sondern eher ein ausgewogenes Maß von Intensität beizubehalten, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu behalten.

Ich schätze, dass der offenbarste Grund für die Diskrepanz zwischen dem Prozess und dem Ergebnis unser gemeinsamer Mangel an Erfahrung mit solch einer Kompositionsmethode ist. Im Falle der Renga-Gruppe haben wir ein kleines Regelwerk angenommen, welches gleichzeitig zur Orientierung, als Leitli-nie und Beschränkung diente. Das einzige Konstrukt, das diese rigiden Regeln überschritt, war ein vages ästhetisches Gefühl, das wir anstrebten.

P.S.: Was ist mit dem Monster? >>Yoaf (Rengakomposition Blossom, Moon)

Die Komponisten, Studierende und Absolventen der HfM Hans Eisler und UdK, brachten das Projekt "kollektiv" am 15. Novem-ber 2007 innerhalb der Konzertreihe des Vereins Klangnetz mit dem Ensemble adapter auf die Bühne.

Du sitzt mit sieben weiteren Studierenden unterschied-

licher Fakultäten, Hochschulen, Interessen und unter-

schiedlichen Alters auf Teppichen in der Eingangshalle

des Hauptgebäudes der Universität der Künste Berlin.

Es gibt Kekse, Tee und Kaffee, es ist kalter Novemberbe-

ginn, man spricht englisch, denn es sprechen nicht alle

deutsch und Du fragst Dich: WAS MACHE ICH HIER?

Keine Zeit, der Frage nachzuhängen, denn in einer Wo-

che kommt eine uns nahezu unbekannte Gruppe Genfer

Studierender der Postgraduate-Fakultät Critical Curatori-

al Cybermedia. Sie reisen im Rahmen eines Projektes der

NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst) nach Berlin;

ihr wahres Ziel ist jedoch die Freie Klasse.

WAS WOLLEN DIE VON UNS?

Sie kennen die letzte Generation der Freiklässler, sind

beeindruckt, sie halten uns für Helden im Kampf gegen

die Institutionsmühlen. Selbstorganisation, was dort

Programm des Studiums ist, soll hier von selbst passie-

ren! Innerhalb einer Woche soll ein gemeinsames Projekt

entstehen.

Unter dem Druck, sich den Besuchern irgendwie zu

präsentieren, geht es also noch viel konkreter darum,

uns zu defi nieren. Kein Konsens in Sicht! WAS UND WER

SIND WIR? oder hilft die Frage weiter: WAS WOLLEN WIR

ÜBERHAUPT?

Jede Idee endet am selben Punkt: erstmal Kennenlernen,

Sehen. Ohne für irgendwen irgendetwas zusammenfas-

sen zu müssen. Präsentation, Mindmap, Digital – wir fi n-

den alles Nonsens. Wir entscheiden uns für eine Samm-

lung unserer Interessen, Bilder, Texte, Recherchen... jeder

sucht, dann wird getauscht. Zunächst konfus.

Den Gästen wird ein Diner in Wedding gekocht. Schüler-

austauschfeeling! - keiner wagt es auszusprechen. Aber

in dieser Woche gibt es ein neues „Wir“. Dieses stellt bei

erstem Glühwein fest, dass nebst Berliner Alltag und

Genfer NGBK- Programm kaum Zeit für unsere Zusam-

mentreffen bleibt. Gegenseitiges Kennenlernen und

gemeinsames Projekt-Erfi nden, Umsetzen, Dokumen-

tieren wird auf eine Unit reduziert. Aus einem langen

Treffen werden viele kleine, Schnitzeljagd, die Kamera

ist Staffelholz. Deadline: 72 Stunden später, Abfl ug der

Gäste.

MISSION 0

Take the camera out of locker 580 in the Volkswagenbibliothek. Code: 5851.

Further information- check Your emails!

MISSION 1

Five people: Each- Find, steal, earn, get something as a present. Meet,

build together a sculpture from the objects, as big as

possible, in a public space, You precisely chose. Document the action.

MISSION 2

Sms 16.11.

Du musst zu S/U Station Warschauerstr, zu Imbiss Wunderlampe, Warschau-

erstr.59, fragen da um tüte CCC, there inside instructions! Dann Tüte wieder

abgeben.Von jetzt an bis 24 h hast du Zeit!

MISSION 3

Two persons: Find a Skatepark in Revalerstraße. Find out what the place has

to do with world-economy.%

MISSION 4

Two people: You are chosen. Make music together with... and record it

without camera.

MISSION 5

I lost a DVD (in the place where we ate and slept on the day of our arrival)

which I anyway wanted to give to all of You. Find it, watch it. Keep in con-

tact.

>>berlin-geneva.wikispaces.com.<<

Individualität oder Kollektivität?Korrespondenz mit Komponisten des "Kollektiv Klangnetz"Text : Anja Wenzel

Materialen zum Projekt und zum Entstehungsprozess der Stücke sind auf der Website zu fi nden: www.kollektiv.klangnetz.org.

Page 8: Eigenart n.69

Surviving in the Jungle Tipps for foreign StudentsText : Meritxell Martínez Pauné : : Illustration : Almudena Lobera

NETZWERKE

24-Hour-People

Erasmus students never watch the clock. Need to print

your homework on Sunday? Need to buy some food

urgently for your guests or “something useful” in the

pharmacy during the night? Berlin never closes!

Here are some examples:

1. Emergency-offi ce: In the Zoologischer Garten Media

Point (Hardenbergplatz 2. 10623 Berlin. Tel: 030 398 05

51) you can print, copy, send faxes, call or web-surfi ng 24

hours a day! Every print or copy costs 0,10 euros. Other

copy-shops open every day until 12 PM like Trigger (Al-

dabertstr. 7-8; except Saturday), Central Station Druck &

Kopie (Danziger Str. 173) or Media Point Alexanderplatz

(until 1 AM!).

2. Pharmacies: There is one 24 hours Pharmacy in the

fi rst fl oor of Hauptbahnhof, but if it’s to far away then

you can ask for the nearest one calling (030) 310031 after

20 PM.

3. Supermarkets: Some of the Kaiser’s supermarkets

are open until 12 PM. There´s one near the U&S-Bahn

stations Schönhauser Alle, Warschauer Straße and

Gneisenaustraße. Kaiser is a bit more expensive than

others, but reasonably cheap in case of need. Try also at

Ostbahnhof where you fi nd a Lidl and a Rewe, both open

weekly from 8 AM to 8 PM.

Leo Worterbuch

The online dictionary www.leo.org is your weapon

against getting lost in translation. It lets you easily

translate german into english, spanish and french and

gives lots of different translation options, in fi gurate,

literal sense and idioms, too. Of course with all the kasus

declinations and verbal conjugations! And if you are

looking for an extra advice to carefully translate some

words, don’t worry at all: Leo have also online forums to

discuss every word with the other users!

Where am I?

Getting lost in Berlin is rather impossible using online

map www.stadtplandienst.de: fi ll in the postal code,

street-name and door-number and you’ll know exactly

where to go!

Brandenburg by train

With the Brandenburg-Ticket you can travel all through

Berlin and Brandenburg for little money. It costs 26 eu-

ros and includes maximum fi ve travellers with regional

trains in second-class seats during all the weekend, from

friday 9 AM until monday 3 AM!

Berlin movies

If you want to feel the lyrical Berlin, just watch these movies about

it and try to recognize the streets and the corners just after the

wall’s fall. Watch “Der Himmel über Berlin” every Tuesday and

Wednesday at Central Kino (4:30 PM; Rosenthalerstr. 39; entry 5,50 €).

You´ll also love “Berlin Alexanderplatz” (1931) and “Die Sinfonie der

Großtadt” (1927) plus different ethnic movie-cycles twice a week.

Free WI-FI (W-Lan in german)

With your own laptop:

Some bars and shops offer free connection to their costumers.

Search your nearest hot spot at http://free-hotspot.jiwire.com.

At Sony Center in Potsdamer Platz and S-Bahn stations Ostbahnhof

and Hauptbahnhof you can join free wireless access. Ask for the

keyword at the customer service kiosks.

Some of UdK's facculties offer free WLAN for students. Ask for your

personal nickname and password at the porter´s offi ce.

If you don’t have a laptop:

The central UdK's faculty in Einsteinufer has a PC-Pool (4th fl oor)

and opens from Monday to Friday 12 to 19 PM. As a welcome gift,

you'll receive fi ve free prints with your fi rst registration (wow!).

The Zentralbibliothek (Fasanenstr. 88) has a large quantity of pc-

pools in its 6th fl oor, almost all internet-connected. You can also

websurf with your own lap but you'll need a DSL-cable (rentable

for 1 € a day).

Sight-seeing by Bus

Don’t ever try to visit all Berlin’s monuments by foot in one day!

Take it easy, do it by bus! Bus 100 and 200 will bring you through

the greatest hits for 2,10€ or freely if you already have the Semes-

ter Ticket. They both leave from Alexanderplatz to Zoologischer

Garten. Taking the 100 you might go through Potsdamer Platz and

at the Kulturforum (next to the Tiergarten). Number 200 goes be-

side the Reichstag, then crosses the Tiergarten untill the Siegesäu-

le then turns towards the station Zoologischer Garten.

AStA fi nances your art projects

If you have an art project shared with other UdK

students from different disciplines, you can ask AStA

(Allgemeiner Studierenden Ausschuß) for fi nancial help.

After presenting your project and being accepted, you

might get until 400,-€.

AStA is the student committee that fi ghts for UdK

students' rights and it is a good link to meet people and

(maybe) to join other student's projects!

Self-made WGs

Finally you´ve found your perfect WG (Wohngemein-

schaft = your collective) and now… it’s time to make it

personal! Perhaps you'll need some furniture or electric

device, or simply just want to feel more comfortable.

If you join Berlin temporarily you won’t waste much

money with stuff that you certainly can’t bring home

packed in your luggage, won't you? So, before invading

the closest Ikea, think about the cheapest and most

authentic options:

1. The magazine Zweite Hand contains a long offers &

requests section, but also exchanges and gifts. You can

fi nd furniture, cars, clothes, jobs and much more. It costs

2,30 € and you can fi nd it every thursday, friday and sun-

day in all Berlin's kiosks. The weekly leisure-magazines

Zitty and Tip also have some classifi ed pages, but much

less updated.

2. Around ten different Flohmärkte (fl ee-markets) provi-

de the city of the most kitsch, vintage, freaky, poppy or

simply cheap second-hand fourniture. Spoons, towels,

chairs, dishes, overcoats, bikes… Try and fi nd out the

best sale every Sunday morning! The newest one is the

Mauerpark's Flohmarkt and the oldest is in the Straße

des 17. Juni, both very big and tourist-full. For really

cheap sales, have a look in smaller markets, like the ones

in Moritzplatz, Rathaus Schöneberg, Treptower Park,

Boxhagener Platz or Fehrbellinerplatz.

3. Perhaps the biggest Berliner second-hand boutique

is the 4-fl oor Humana placed at Frankfurter Tor. The

2nd fl oor is dedicated only to furniture and decoration.

Prices are reasonable and thursday is the incomig day.

It's open from Monday to Friday 10 AM to 7 PM and on

Saturdays from 10 AM to 2 PM.

4. It’s quite normal to fi nd all kinds of used-furniture

in the streets while you are walking around the city.

It´s not due to lazyness or not-ecological mentality, it's

more about they don't want to pay the garbage pick-up

service tax!

So, if you fi nd something interesting and feel strong

enough to bring it home, don’t think twice! Do it!

Page 9: Eigenart n.69

Ein Monster denkt nachText : Lisa Krämer : : Illustration : Boris Duhm

9 Uhr 30 an einem Sonntag. Ich wurde zu einem

Brunch geladen.

Da die Gastgeber nicht zu meinem engsten Freundes-

kreis zählen, verzeihe ich ihnen diesen Ausrutscher mit

der Uhrzeit.

Die Gastgeber, ein Pärchen, sind bemüht und natürlich

sehr glücklich miteinander. So glücklich, dass sie

sich ständig berühren und küssen müssen, ganz zu

schweigen von den verträumten, viel- und doch nichts

sagenden Blicken, die sie sich ständig zuwerfen, nur

um sich dann kichernd voneinander abzuwenden. All

das kann ich trotz meiner Müdigkeit ertragen.

Schließlich sind sie nett.

Aber das wirklich Schlimme ist: Die beiden sind einf-

ach unspektakulär. Und das am Sonntag zu einer solch

unchristlichen Zeit.

Ich kannte ihn schon, als er noch Single war. Nett, aber

leider schon immer etwas langweilig. Gut, nicht jeder

kann ein Alleinunterhalter sein. Wäre wohl auch nicht

gut, wenn alle so wären.

Nun ist er jedoch zu zweit. Zwei nett-dröge Menschen,

die begeistert aus ihrem netten Leben erzählen. Sicher,

jeder erlebt mal etwas Interessantes oder gar Haar-

sträubendes. Bei denen hier muss man sich die Action

aber immer dazu denken. Und die Pointe erst recht.

Ein Polizeiprotokoll wäre spannender.

Und plötzlich spricht er mich an. Mein Brot fällt mir

fast aus dem Mund. Ob ich mich langweile?

Das Monster in mir ist plötzlich ganz still, und dann

höre ich mich schon antworten: "Ach was, ich bin nur

etwas müde! Wie hieß die Katze der Nachbarin deiner

Oma noch gleich?"

Das, was hier folgt, ist wirklich passiert. 2007 in

einem Büro des Senats für Kultur Berlin. Einem,

den ich kenne. Es war die Zeit, in der sich die in

Berlin lebenden Künstlerinnen und Künstler für

ein Arbeitsstipendium beim Berliner Senat be-

werben können. Jede und jeder kann dies noch

einmal und jederzeit wieder so erleben. Nein,

eigentlich doch nicht, denn das geschieht nur

denjenigen, die als Sonderpermanent-Ausnah-

mezustand aufgrund eines Andersseins-Status

gelten. Es ist eine subjektive Wahrnehmung.

Das, was hier folgt, mag also eine paranoide

Vorstellung dieses meines Freundes sein, der

verwirrt und verzweifelt aus dem Gespräch mit

einer Beamtin des Kultursenats kam und seit-

dem der rationalen Logik nicht mehr traut.

Frame 1:

Eine lange Schlange vor einem schmalen Holz-

tisch im großzügigen Raum des Berliner Kulturse-

nats. Der Boden ist ebenfalls aus Holz, lange helle

Matten, die unter den Füßen knirschen. Riesige

Fenster entlang der Wand. Weiße Vorhänge ver-

hindern den Blick auf die Strasse. Wer würde das

mögen, da ist es sowieso gewöhnlich grau. Fünf

Schritte entfernt sind andere Tische angeordnet,

parallel zueinander, auch lang, auch aus Holz, wo

mehr als 300 Künstlermappen und -unterlagen

schön beschriftet und überprüft liegen. Eine Frau

hinter einem Tisch, um die vierzig, ohne ein Zei-

chen der Freude, der Traurigkeit oder überhaupt

irgendeiner menschlichen Emotion im Gesicht,

so regelmäßig und normal wie der Himmel außer-

halb, empfängt die Unterlagen.

Frame 2:

Mein Freund mit der abzugebenden Künst-

lermappe unter dem Arm ist dran. Der Künstler

aus einem weit entfernt liegenden Land jenseits

der Europäischen Union. Fast Mars.

Beamtin: Sie dürfen sich hier nicht bewerben.

Er: Wieso?

Beamtin: In Ihrem Pass steht, Sie haben eine

begrenzte Arbeitserlaubnis.

(Close up zum Gesicht des Künstlers:

gelangweilter Ausdruck, er könnte heißen "Uff!

Was is denn jetzt los".)

Er: Na ja, und was ist damit?

(Close up zum Gesicht der Beamtin: gelangweil-

ter Ausdruck, er könnte heißen "Uff! Was is denn

noch mal los hier".)

Beamtin: Sie können eben bei uns nicht arbeiten!

(Die zwei sind jetzt im Bild.)

Er: Ich will aber nicht arbeiten, deswegen möchte

ich ja das Stipendium.

Beamtin: Wenn Sie nicht arbeiten wollen, dann

können wir Ihnen kein Geld anbieten.

Er: Ich glaube schon! Und zwar in Form von einem

Stipendium, ich bin nämlich Künstler, wissen

Sie? Deswegen bewerbe ich mich hier, Sie bieten

Stipendien für Künstler an, oder?

(Zoom Out zum Rest der Schlange:

Einige der dort stehenden Künstlerinnen und

Künstler gucken amüsiert, andere ungeduldig.

Kameradrehung: Der Künstler wird nervöser.

Die Beamtin eigentlich auch).

Beamtin: Gemäß Ihres Passes dürfen Sie in

Deutschland nicht als Künstler arbeiten.

Er: Wieso als "Künstler arbeiten"? Kunst zu schaf-

fen ist doch keine Arbeit!

Beamtin: Bei uns schon und Sie dürfen hier Ihren

Beruf nicht ausüben.

Er: Die Kunst ist nicht nur mein Beruf, die Kunst

ist mein Leben! Und ich kann Kunst machen, wo

ich will. Ich brauch keine Erlaubnis, um Künstler

zu sein!

(Die Dramatik nimmt zu. Der Künstler

schwitzt und fängt an, die Fahne der Revolution

hin und her zu bewegen. Die Beamtin die der Au-

torität. Der Rest der Künstlerinnen und Künst-

ler, ähnlich wie der griechische Chorus, hält sich

raus und folgt der Szene, aber mit erneutem

Interesse.)

Beamtin: Wenn Sie keine Erlaubnis brauchen,

dann können Sie doch auch ohne ein staatliches

Stipendium Kunst zu Hause schaffen und brau-

chen sich nicht darum zu bewerben.

Er: Doch! Ich habe kein Geld, ich muss mich dar-

um bewerben.

(Stimme im Off: Der in Berlin lebende

Künstler ist darüber froh, die mühsam erlernte

deutsche Sprache genau anwenden zu kön-

nen und hofft deshalb, die Beamtin könne ihn

endlich verstehen. Die Verständigung aber, und

das ist was der Künstler noch nicht weiß, erfolgt

auf einer anderen Basis, nicht unbedingt auf

der der korrekten Grammatik. Die Beamtin kann

kein Mitgefühl für ihn empfi nden, weil sie die

anstrengend erlernten fachspezifi schen Regeln

befolgen muss).

Beamtin: Wenn Sie kein Geld haben, wieso dürfen

Sie dann überhaupt hier studieren?

Er: Ja, schon gut, ich habe genug Geld, weil ich

nebenbei arbeite.

Beamtin: Wenn Sie genug Geld haben, dann brau-

chen Sie doch kein Stipendium!

(Cut Out)

An der Stelle muss mein Freund, der ausländische

Künstler, an Kafka gedacht haben. Am liebsten

hätte er sich in die gelbe Uma Thurman von Kill

Bill verwandelt und die Beamtin säuberlich, chir-

urgisch präzis enthauptet. Das sind aber reine

Spekulationen von mir.

In Wirklichkeit ging er zusammen mit einem

Rechtsanwalt ins Ausländeramt, um nach der

einen besonderen Erlaubnis zu suchen: „Selbst-

ständige Tätigkeit nicht gestattet mit Ausnahme:

die freiberufl iche Tätigkeit als Künstler“.

Was für Abenteuer der Künstler im Ausländer-

amt erlebte und ob er noch am Ende des langen

Weges das Stipendium bekam, ist schon Material

für eine andere Erzählung.

Bewirb dich doch um ein Stipendium

Short Cuts im Senat für Kultur Berlin

Text : Azul Blaseotto : : Illustration : Josephine Behlke

LA BAMBA

Page 10: Eigenart n.69
Page 11: Eigenart n.69

NACHGEFRAGT & HERGEZEIGT

Wer macht es nicht? Oder, wer hat noch Skrupel,

wenn In-die-Ecke-schmeißen, Verschwinden-

machen, Am-Rande-Liegenlassen, Runterspülen,

Vergraben, In-den-Himmel- Schauen gewöhn–

liche Praktiken des Aus-dem-Gesichtsfeld-Brin–

gens gesunder Habitus sind. Pinar und Nicolas,

die in ihren Kunstaktionen ausdrücklich zu

Umweltverbrechern werden, haben sich gegen

die umweltmoralischen Gefühlsduseleien

entschieden. Ihr Beitrag zum Klimaschutz ist

die mutwillige Pfl ege eines sauberen visuellen

Gewissens, auch wenn es weh tut.

Nicolas: Wir sind für den Klimawandel und

haben tüchtig mit angepackt! Im australischen

Outback haben wir unseren Müll vergraben

und unsere Lieblingsbäume gefällt. Wir, das

sind Nicolas Kerksieck, Student der ehemaligen

Cragg-Klasse, und Pinar Mayaoglu, die mit dem

NICA-Stipendium für acht Monate am COFA

(College of Fine Arts) in Sydney studierten.

Pinar: Dort haben wir in klimatisierten Räumen,

in der Uni und in der Stadt viel über den

„Climate Change“ diskutiert. Die staatliche

Umweltorganisation vergibt auf Anfrage

an interessierte und besorgte Bürger das

sogenannte „Climate Change Action Kit“. Dies ist

ein Paket mit vielen nützlichen Utensilien und

Anweisungen, wie jeder seinen aktiven Beitrag

zum Klimaschutz leisten kann.

Nicolas: Infi ltriert mit diesem ideellen Rüstzeug

starteten wir nach Semesterende in unserem

klimatisierten Ford Falcon (6 Zylinder, Super-

Benzin, ca. 10 Liter/ 100km) zu einer 5000km

langen Expedition ins australische Outback.

Im Hinterland und in der Wüste wollten wir

erfahren, wie die ländliche Bevölkerung,

unklimatisiert, außerhalb der Stadt, mit dem

Klimaschutz umgeht.

Pinar: Die Erkenntnis war, dass man dort

weit weniger geneigt ist, das Klima vor

dem Menschen zu schützen, sondern

gezwungenermaßen versucht, sich selbst vor

dem Klima zu schützen. Unwirklich schien es

uns – aus einem ökologischen Vorzeigestaat mit

völlig anderen Voraussetzungen kommend – mit

dem moralisierenden Zeigefi nger zu urteilen.

Deshalb war es für uns nur konsequent, selbst

Die Universiade ist sowas wie die Olympischen

Spiele, nur ebend für Studierende aller Hoch-

schulen in Europa und der Welt. Sportlich,

erregend und ultrahocherhitzt, kultiviert,

selbstbewußt oder verwöhnerisch sind da

Attribute. Ja zur Schnelligkeit, Ja zum Ausdruck,

Ja zum Schwitzen. Von Künstlerherzen, die mit

Sport ins Rasen kommen können, dass Sport

nicht immer Mord ist, dass Sport doch „in“ ist,

erzählt Caren, Produktdesignstudentin an der

UdK und Badminton-Spitzen-Spielerin.

Die Hochschulsport-Statistiken der TU Berlin

beweisen, dass jährlich im Durchschnitt 300 Stu-

dierende der UdK an den wöchentlichen Sport-

kursen der Sportanbieterhochschulen teilneh-

men. An der UdK wurden jahrelang Tenniskurse

angeboten. Momentan gibt es Workshops für

Gesellschaftstanzen, Latein und Standard. Tango

und Swing-Communities haben sich gebildet

und das Bewegungstraining im neuen Zentrum

für zeitgenössischen Tanz ist für alle offen.

Der Hochschulsport fördert auch gern Am-

bitioniertere, zum Beispiel die Teilnahme an

der Universade. Caren, die schon seit Jahren

Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft im

Badminton ist und momentan in der ersten Liga

in Frankreich für den Pariser Club „Lagardère

Paris Racing“ spielt, nahm im August 2007 an

der Universade in Bangkok teil. Das deutsche

Hochschulteam belegte den 5. Platz als beste

europäische Mannschaft hinter der Badminton-

großmacht Asien. Zweimal fi nanzierte die UdK

die Teilnahme an den Deutschen Hochschul-

meisterschaften, bei denen Caren den Titel an

unsere Hochschule holte und die UdK bei den

Studierenden- Europameisterschaften in Lissa-

bon vertrat. „Das sind zwar die Wettkämpfe mit

dem besten Flair, aber die großen Turniere der

Profi s bringen die Weltranglistenpunkte und

somit Sponsoren.“

Mit welchen Großmächten muss Caren auf

dem Designmarkt kämpfen? „Gute Frage. Keine

Ahnung, das werde ich sehen, wenn’s soweit

ist. Aber ich habe das Gefühl, dass mich Asien

auch berufl ich nicht loslassen wird. Halb so

wild, denn ich habe schon viel von der Kultur

erfahren können.“

Zwei Trainingseinheiten am Tag, das sind unge-

fähr sieben Stunden, wo bleibt da die Zeit für

das Studium? Caren grinst: „Da stoße ich jedes

Mal an meine Grenzen. Die Kreativität ist mit

dem Sport nicht wirklich gut vereinbar. Wenn ich

Hand anzulegen und mitzumachen.

Nicolas: Wir durchfuhren das Outback in

Etappen zwischen Grabungen, bepackt

mit Nahrung und Überlebensproviant aus

den Supermärkten der Großstadt. Nach

dem Verzehr blieb die Frage: Wo ist hier die

Mülltonne? Wo bleibt der Abfall, wer holt

die Konsumrückstände ab, in einer quasi

menschenleeren Umgebung?

Pinar: Wir haben ihn vergraben, bunte

Verpackungen in ein Loch geworfen und

Erde darüber geschüttet, vom Erdboden

verschwinden lassen.

Aus den Augen aus dem Sinn?

Nicolas: Nicht ganz: Die runde Narbe der

Umgrabung verweist auf die schwer verrottbare

Einlage, kennzeichnet den Behälter in Mutter

Erde und hinterlässt unsere menschliche Spur

in der Landschaft – unauffällig, sublim, aber

vielleicht doch beständig für die nächsten

hundert oder gar tausend Jahre.

Pinar: Unser 20-Liter-Wassertank reichte

für vier Tage. Unerbittliche Hitze und eine

lange Trockenzeit sind vermutlich die Folgen

einer globalen Klimaveränderung, die in

Australien deutlicher zu spüren sind als in

Deutschland. Die Wasserknappheit, Folge von

Dürreperiode und Grundwasserabnahme zur

Landwirtschaftsbewässerung, hat viele Bäume

in der Ebene verdorren lassen.

Warum habt ihr den Müll vergraben?

Pinar: Wir wollten nicht nur klimatisiert

philosophieren, sondern masochistisch

agieren! Wir haben den Müll vergraben, um ein

Gefühl für unseren Abfall zu erlangen, um zu

erfahren, wie tief ein Loch in die staubtrockene

und steinharte Erde bei vierzig Grad Celsius

gegraben werden muss, um unseren

unwiderrufl ichen Unrat zu verbergen.

Nicolas: Der Müll sollte aus unserem

Gesichtsfeld verschwinden, damit unser

visuelles Gewissen wohlplatziert und sauber

ist. Ich wollte sehen, wie weit ich amoralisch

handeln muss, bis es wehtut und ob die optische

Bereinigung Linderung verschafft oder mich gar

von meinem Konfl ikt erlöst?

mich in einer wichtigen Trainingsphase in Vorbe-

reitung auf die Turniere in aller Welt befi nde, bin

ich überhaupt nicht kreativ. Da denkt man an

andere Sachen. In Wettkampfpausen dagegen,

wenn ich mich mehr dem Studium widmen kann,

bin ich oft im Training gehemmt, weil im Kopf so

viele Ideen herumschwirren.“

„Meine Professoren sind, was meine häufi gen

Fehlzeiten durch die Turniere angeht, sehr ver-

ständnisvoll und geben mir schon mal Sonder-

fristen“. Frau Krampitz im Immatrikulations- und

Prüfungsamt genehmigte auch mal ein Urlaubs-

semester, wenn Caren auf längeren Lehrgängen

und Tourneen unterwegs war. „Ohne diese Hilfe

wäre das alles gar nicht möglich“.

Wenn Carens Kreativität mal wieder auf einem

der zahlreichen Flughäfen zwischen Lima und

Kuala Lumpur hängen geblieben ist, erzähle

ich ihr, was auf dem Design-Campus los ist. Im

Gegenzug rückt sie mit ihren Fitnis-Tipps raus.

Tipps fürs Ausdauertraining:

Man muss nicht unbedingt joggen gehen. Jeden

Tag mit dem Fahrrad zur Uni zu fahren, ist ein

guter Anfang. Oder Morgengymnastik, lange

Spaziergänge und Treppensteigen statt Fahr-

stuhlfahren. Wichtig dabei ist, dass man es

regelmäßig macht, am besten jeden Tag ein biss-

chen Bewegung. Wenn man sich dessen bewusst

ist, fängt jedes Training schon im Kopf an. Zu

Allererst muss man den inneren Schweinehund

überwinden. Als Zweites den Willen entwickeln,

sich wirklich zu bewegen. Danach macht man

am besten Pläne und Termine mit Freunden,

damit man auch ja nicht im Bett liegen bleibt,

wenn der Schweinehund mal wieder zu groß

ist. Dann geht’s los: langsam und nicht zu viel.

Steigern tut man sich mit der Zeit. Es ist ein

Langzeitwille, den man entwickeln muss.

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NACHGEFRAGT & HERGEZEIGT

Page 12: Eigenart n.69

Starke Stimmen Ergebnisse der studentischen Evaluation (01/07)Text : Kathrin Ingrassano : : Illustration : Almudena Lobera

UDK POLIS

In der Fakultät Bildende Kunst der UdK hat

sich im Januar 2007, vor genau einem Jahr, eine

Gruppe von Studierenden zusammengefunden,

die sich zum Ziel machte, parallel zu der im

Fakultätsrat hitzig geführten Strukturdebatte

sowie unabhängig von der von außen geführten

Begutachtung, die studentische Meinung zu

erheben.

Die „Struktur-AG“ erarbeitete in kürzester Zeit

einen umfangreichen Fragebogen, führte die

Umfrage durch und wertete die meist sehr

individuell ausgefüllten Fragebögen aus. An der

Umfrage beteiligten sich 15,3% der Studierenden

der Fakultät 1, was relativ hoch im Vergleich zur

ebenfalls hohen Wahlbeteiligung von 14 % bei

der StuPa-Wahl 2007 ist. Hier bekommt ihr eine

Übersicht über die wichtigsten Ergebnisse.

Qualitative Auswertung (gerafft), dh. zu The-

menfeldern konntet ihr konkrete Probleme in

ein freies Feld eintragen:

Professoren und Lehre:

Es gibt zu wenig Professorinnen und Professoren

beziehungsweise Fachklassen // Fragliche Abeits

moral, Anwesenheit, Betreuung und Lehrverant-

wortung der Professoren // Die Lehre ist nicht

zeitgemäß, die Lehrenden sind überaltert, die

pädagogische Kompetenz fraglich // Es mangelt

an Engagement und Motivation der Professoren

// Ignoranz, Überheblichkeit, Unsachlichkeit //

Fehlender Dialog, kaum Auseinandersetzung,

kaum Kritikbereitschaft // Eigeninteresse, Kon-

kurrenz, Machtkämpfe unter den Professoren

// Keine Kommunikation, keine Orientierung,

keine Identität // Schlechte Beziehung zwischen

Professoren und Studierenden // Willkür und

Abhängigkeit // Professuren laufen teilweise

nicht nach studentischem Bedarf // Bürokratie

hält Verbesserungen und Neubesetzungen auf //

Zu wenig Transparenz // Geschlossene Klas-

senstruktur // Voreingenommenheit gegenüber

Lehrämtern.

Studienklima und Gemeinschaft:

Schlechtes Klima (verschärft durch Separierungs-

debatte) // Klassenübergreifende Gemeinschaft,

Austausch, Projekte werden eigentlich erwartet

// Einzelkämpfertum, Individualismus // Konkur-

renzdenken wird geschürt.

Werkstätten und Ateliers:

Raummangel in Ateliers und Werkstätten, Mangel

an Ausstattung // Angebot entspricht nicht der

Nachfrage // Zu wenig Medienwerkstätten //

Öffnungszeiten der Werkstätten zu kurz bzw. un-

günstig // Zu wenig Betreuung in Werkstätten, da

Dozentenstellen zu klein.

Informationsvermittlung und Dialog:

Keine Transparenz / fehlende Informationsver-

mittlung bzw. Unterschlagung v.a. gegenüber

Studierenden // Fehlender Dialog in der Fakultät

// Fehlende Orte für Veröffentlichung, kein Netz-

werk (Tafel/ Homepage/ E-Mail-Verteiler).

Daraus entstehen folgende Erhebungen:

. 12,5% der befragten Studierden hatten zur Zeit

der Umfrage keine Professorin / keinen Professor.

. Die Stimmung in den Klassen scheint zu

leiden, denn 40,2% der befragten Studierenden

fühlen sich in ihrem Studium herabgesetzt und

schlecht behandelt. 31,5% geben an, dieses

Gefühl von Professoren vermittelt zu bekommen.

. 29,2% der Studierenden führen Probleme in

ihrem Studium auf fehlende Unterstützung von

ihrer Klassenleiterin / ihrem Klassenleiter zurück.

. Im zentralen Diskussionsthema, der Separie-

rung der Studiengänge Lehramt und Freie Kunst,

ist die studentische Stimme eindeutig: 80,4%

sprechen sich gegen separate Klassen aus.

. 72,8 % der Studierenden empfi nden das ge-

meinsame Studium von Lehramts - und BK-Stu-

dierenden in den Fachklassen als Bereicherung.

. 47,6 % fühlen sich durch das Studium nicht

ausreichend qualifi ziert für ein späteres Berufsle-

ben. 58,7% wünschen sich aber ein klassenüber-

greifendes Lehrkonzept.

. 76 % der befragten Studierenden sind nicht zu-

frieden mit dem studentischen Mitspracherecht

bei Entscheidungen. 50% fühlen sich darüber

hinaus nicht genug über hochschulpolitische

Vorgänge informiert. 90% der BA-Studierenden

können ihr Studium aus Informationsmangel

nicht im Voraus planen.

. Eine ständige Evaluation und Beurteilung der

Lehrenden und des Angebots an der UdK durch

die Studierenden fordern 88,5 % der Befragten.

. Die Frage, ob es Probleme bei den Prüfungen

gibt, wurde von 70,7% der befragten Studieren-

den bejaht: Zu wenig Zeit für die Vorstellung der

Arbeiten (40,2%) // Keine ausreichende Befra-

gung (45,7%) // Ungerechte Entscheidungen

(45,7%).

Quantitative Auswertung in %. Ihr konntet ankreuzen, in welchem Bereich die größten Probleme unserer Fakultät liegen.

An der Umfrage beteiligten sich 15,1 % Studierende der Fakultät Bildende Kunst. Davon sind 58,3 % Freie Kunst-, 21,6 % Lehramts- (alte Studienordnung), 18,8 % Bachelor-Studierende.

Warum Prüfungen als dubios empfunden wer-

den:

Massives Desinteresse der Professoren an der Ar-

beit der Studierenden // Entscheidungen sollten

begründet werden und nachvollziehbar sein //

Unfreundlichkeit, Arroganz, Ignoranz der Prüfer

// Professoren entscheiden nach Sympathie //

Willkür in der Luft // Student wird bevorzugt,

wenn eigener Professor in der Kommission ist //

Student ist von Anerkennung des eigenen Profes-

sors gegenüber anderen Kommissionsmitglieder

abhängig // Ungerechte Entscheidungen wegen

bestimmter Klassenzugehörigkeit und Zusam-

mensetzung der Kommission aufgrund persön-

licher Probleme der Professoren // Meister-

schülerjahr darf nicht von Absolventenprüfung

abhängig sein, da ungerecht // Bei Bachelor 2 be-

steht die Kommission nur aus eigenem Professor

// Zeitliche Vorgaben, aber nicht nur 5 Minuten //

Fortschrittsfeindlichkeit mancher Professoren //

Kommunikationsprobleme innerhalb der Kom-

mission // Kommission darf nicht medienfremd

besetzt sein (z.B. Bildhauer bei bildhauerischen

Arbeiten in der Kommission).

Empfehlung 1: Die Fakultät sollte prüfen, wie

unvermeidliche Zeiten der Abwesenheit von

Professoren und Professorinnen mit dicht ge-

drängtem internationalem Terminplan außer-

halb der Universität durch ein fortlaufendes

Programm kompensiert werden können, das

über individuelle Initiativen hinaus geht und alle

Studierenden auch in Abwesenheit ihrer Profes-

soren unterstützt.

Empfehlung 5: Die Fakultät sollte sicherstellen,

dass die Verantwortung für die einzelnen Stu-

dierenden nicht allein bei ihren Professoren und

Professorinnen liegt.

Empfehlung 16: Die Fakultät sollte einen trans-

parenten und zugänglichen Studienplan als Be-

schreibung des facettenreichen Studienangebots

entwickeln, der eine Beschreibung der geplanten

theoretischen und praktischen Aktivitäten in den

einzelnen Fachklassen beinhaltet.

Empfehlung 18: Wir empfehlen dringend, dass

die Fakultät weiterhin die Studierenden der Lehr-

amtsstudiengänge und der Bildenden Kunst so-

wie die Fachklassen auf der Ebene des Bachelors

vollständig integriert. Auf Master-Ebene hinge-

gen könnte eine Trennung eher angemessen sein.

Empfehlung 19: Die Fakultät sollte klare Bewer-

tungskriterien für jede Phase des Studiums zur

Verfügung stellen und diese den Studierenden

vor den Prüfungen mitteilen.

Empfehlung 20: Dem Prüfungspozess sollte angemes-

sener Raum und genügend Zeit eingeräumt werden.

Empfehlung 25: Die Universität sollte ernsthaft

erwägen, externe Prüfer in den Prüfungsprozess

aller Studiengänge mit einzubeziehen.

Empfehlung 29: Die Fakultät und die Institute

sollten akademische Pläne entwickeln, die

Richtlinien und Strategien für wichtige Themen

liefern, so etwa für: Lernen, Lehre und Prüfungen,

Unterstützung und Beratung der Studierenden,

Darstellung nach außen, Qualitätssicherung und

–verbesserung und Neueinstellungen.

Empfehlung 37: Die Fakultät könnte erwägen,

bestimmte Formen für die Diskussion und

Verbreitung studentischer Angelegenheiten

einzurichten (Fakultätsrat, Instituts- oder Stu-

diengangsräte, Studentische Arbeitsgruppen,

fakultätsweite Gremien / Arbeitsgruppen etc.).

Empfehlung 38: Die Fakultät sollte erwägen, die

Stimme der Studierenden bei der Evaluation und

der Überprüfung der Studiengänge mit einzube-

ziehen.

Empfehlung 42: Die Fakultät sollte ebenfalls

erwägen, die Studierenden regelmäßig um Rück-

meldung zu bitten, damit die entwickelten und

angebotenen Studiengänge mit den Ansprüchen

der Studierenden korrelieren und sie gut auf das

professionelle Leben vorbereiten. Ze

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Page 13: Eigenart n.69

UDK POLIS

Hochschulpolitische Highlights 2007 Text & Fotos: Pablo Herrman

Strukturdebatte an der Fakultät BK /

studentische Mobilisierung

Ein Teil der Professorenschaft hat in der ersten

Woche des Jahres 2007 zu einer außerplan-

mäßigen Fakultätsratssitzung gerufen. Die

einberufene Sitzung sollte zur Verabschiedung

wichtiger struktureller Entscheidungen dienen.

So sollte das Institut Kunst im Kontext von der

Fakultät 1 sowie die Lehramtstudierenden von

den Studierenden der Freien Kunst separiert

werden. Die Studierenden aus drei Instituten

koordinierten sich, um den Machenschaften

des alteingesessenen Klüngels an besagter

Fakultät Einhalt zu gebieten, und blockierten die

gravierenden Entscheidungen mit einem Grup-

penveto. Auf Initiative des Präsidenten Martin

Rennert wurde eine externe Expertenkommis-

sion eingesetzt, die zu dem Schluss kam, dass

eine Separierung der falsche Schritt sei. Unge-

achtet jeder Empfehlung der Experten wurde

Ende des Sommersemesters die Separierung der

Lehrämter beschlossen. In der selben Woche war

im Tagesspiegel zu lesen, dass sich die UdK mit

der Tatsache rühmt, eine der wenigen Kunst-

hochschulen zu sein, an der die werdenden Leh-

rer mit den freien Künstlerinnen und Künstlern

in gemeinsamen Klassen zusammenarbeiten.

Angesichts von so viel Hohn und dem uneinge-

schränkten Diktat der Gremiumsmehrheit stellt

sich mir die Frage, ob eine studentische Vertre-

tung in diesem Gremium nicht reine Zeitver-

schwendung ist (*).

Studentische Demonstration "Karls Ruhe stören"

Am 24. Januar 2007 haben die Studierendenver-

tretungen aus Baden-Württemberg, Hessen und

Berlin zur Demonstration vor dem Bundesver-

fassungsgericht in Karlsruhe aufgerufen. Grund

war der zweite Jahrestag des Urteilsspruchs zur

Legitimierung der Studiengebühren. Rund 10.000

Studierende waren aus der ganzen Bundesrepub-

lik angereist. Höhepunkt mit performativem Cha-

rakter war eine ausgiebige Schneeballschlacht

mit der Polizei.

Umsetzung des Coca-Cola-Boykotts

Ende des Wintersemesters 06/07 wurde die UdK

Berlin cokefrei, ein Erfolg der AG Ethik des Stu-

dierendenparlaments unserer Universität. Auch

das Berliner Studentenwerk hat die Produkte des

in unappetitliche Machenschaften verwickelten

Multis aus dem Sortiment der Cafés und Mensen

genommen.

Gespräch mit Senator Zöllner: Bestätigung

des Status Quo

Bildungssenator Jürgen Zöllner hat in einem Ge-

spräch mit den Studierendenvertretern der Berli-

ner Hochschulen und der Landesastenkonferenz

(LAK) zugesichert, dass es in dieser Legislaturperi-

ode im Land Berlin weder Studiengebühren noch

Studienkonten geben wird.

Zentralinstitut für Weiterbildung

Im Sommersemester 2007 hat sich das Zen-

tralinstitut für Weiterbildung (ZIW) an der UdK

konstituiert. Die Einleitungsphase wurde durch

Diskussionen über Personal- und Strukturfragen

im Studiengang Kulturjournalismus begleitet.

G8-Zangendemo –"KiK-Box goes Heiligendamm"

Im Verlauf der Mobilisierungen gegen den G8-Gip-

fel haben die Berliner und die Hamburger ASten

am 26. Mai 2007 zur Demonstration in beiden

Städten aufgerufen.

In Heiligendamm entstand im Camp Reddelich

das studentische Yellow-Barrio, von wo aus

studentische Aktionen koordiniert wurden. Der

Projektcontainer der UdK, die „KiK-Box“, diente

im Camp als Schnitt- und Uploadplatz für Radio

und Medienaktivisten und mauserte sich im Ver-

lauf des Protestes zur zentralen Schaltstelle für

Netzwerkler, Logistiker und Protestkoordination.

Siehe: www.g8-tv.org (**).

Studiengebührenboykott an der Hochschule für

Bildende Kunst Hamburg

Die Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg

hat es als erste und einzige Hochschule in der

Bundesrepublik geschafft, den angekündigten

Studiengebührenboykott in die Tat umzusetzen.

Die Freie Klasse der UdK hat sich an den Solida-

ritätsaktionen in Hamburg künstlerisch-aktiv

beteiligt. Ein solidarisches „Weiter so!“ an die

KollegInnen in Hamburg.

CHE-Ranking-Boykott – "Cluster-Klatschen"

Das CHE-Ranking, entwickelt vom Zentrum für

Hochschulentwicklung (einem Appendix der

Bertelsmann-Stiftung), zielt mittels einer Umfrage

darauf ab, die Möglichkeiten für das Vorantreiben

der Elitisierung und Privatisierung der Bildung

auszuloten. Es wurden Umfragebögen an die

Studierenden in Deutschland ausgesandt mit der

Bitte, diese zu beantworten. Bundesweit wurde

kein einziges studentisches Gremium diesbezüg-

lich befragt oder zumindest davon in Kenntnis

gesetzt. Die Anschriften wurden, dem Anschein

nach von den Universitätsverwaltungen, an allen

Datenschutzverpfl ichtungen vorbei, großzügig

freigegeben (während wir Studierendenvertre-

tungen enorme Probleme haben, einen simplen

Verteiler für interne Informationen aufzustellen).

Dies ist ein weiteres Beispiel für die undemokra-

tischen Machenschaften des faschistoiden Medi-

enkonzerns Bertelsmann. Die Landesastenkonfe-

renz Berlin hat dazu aufgerufen, das Ranking zu

boykottieren. Die Berliner Antwort heißt: Cluster-

Klatschen, eine performative Aktion, zu der die

LAK-Berlin jedes Semester aufruft. Siehe: www.

freie-bildung-berlin.de

Bundesastenkonferenz

Im November 2007 hat die LAK Berlin zur Bun-

desastenkonferenz (BAK) eingeladen. Mit über

150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus

über 50 Hochschulen und vielen verschiedenen

Hochschulinitiativen aus allen Bundesländern

war dies eines der markantesten Treffen der

Studierendenschaften in den letzten Jahren. Die

Wichtigkeit einer bundesweiten Plattform wurde

hier ins Bewusstsein der Studierendenschaften

gerückt. Die LAK Berlin hofft, dass nach diesem

zaghaften ersten Schritt ein wertvolles Organ

studentischer Arbeit entstehen wird.

Volksbegehren für mehr Demokratie

an Hochschulen

Mitte des Jahres wurde von der LAK Berlin ein

Volksbegehren gestartet, um die studentische

Position in der politischen Landschaft Berlins zu

stärken. Die drei Forderungen lauteten: keine Stu-

diengebühren oder Studienkonten, Einführung

der Viertelparität (gleiche Stimmenanzahl aller

Hochschulgruppen in den Gremien), freier Zu-

gang zum Master für alle Bachelor-Absolventen.

Aufgrund mangelnden Interesses der Studieren-

denschaft an politischen Sachverhalten und an

hochschulpolitischen Initiativen ist das Begeh-

ren, welches 20.000 Unterschriften brauchte,

gescheitert. Eine Steilvorlage für die Befürworter

von Studiengebühren. Werden diese dann ab

2009 auch in Berlin eingeführt, wird das Jammern

groß sein, aber dann isses wohl wieder mal zu

spät! Aufwachen, Leute! Für eine radikal-selbstbe-

stimmte Demokratie!

(*) ausgezeichnet als: dickster hochschulpolitischer Hund des Jahres 2007(**) ausgezeichnet als: tüchtigstes hochschulpolitisches Fleiß-bienchen des Jahres 2007

Das Centrum für Hochschulentwicklung ist

eine Interessensgruppe mit gesellschafts-

politischen Zielen

Der Bertelsmannkonzern, einer der größten Medienkonzerne in Europa,

wird auf oligarchische Weise vom Familienclan Mohn geführt. Zum Konzern

gehören die RTL-Group (RTL, Vox und n-tv sowie rund 30 andere Sender euro-

paweit), der G&J Verlag (führender Zeitschriftenverlag in Europa, GEO, Focus,

Brigitte, Stern, u.a.), die Sony BMG Music Publishing (drittgrößter Musikverlag

der Welt), Random House (größter Bildungsfachverlag der Welt) und Arvato

(einer der größten Mediendienstleister der Welt).

Der Konzern hat eine gleichnamige Stiftung ins Leben gerufen, von der aus

direkte und indirekte Einfl üsse in die Bildung und die Politik gehen. Diese

Think-Tank's (TT) sind schon seit langem dabei, mit allen Regeln der Kunst

das öffentliche und freie Bildungssystem umzustrukturieren. Ein solches (TT)

Organ ist das CHE (Centrum für Hochschulentwicklung).

In der Öffentlichkeit präsentiert sich das CHE als eine gemeinnützige

Stiftung, als eine Gruppe von Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Ex-

perten und Expertinnen, die jedoch jegliche Nähe zur Wirtschaft und ihren

Interessen ableugnen.

Auf diesem Weg übt die Stiftung direkten Einfl uss auf die Hochschuldebatte

aus, ohne dabei seine indirekte Lobbyarbeit zu exponieren. Das CHE stellt

beispielsweise kostenlos Rankings und Evaluationen an den verschiedenen

Hochschulen her, wie erst jüngst eine bundesweite Umfrage. Das CHE wird

auch von der Hochschulrektorenkonferenz und der Politik gerne als Berater,

Sachverständiger und Experte angerufen. Das hier die Wirtschaft ein vorran-

giges Interesse hat, wird anscheinend nicht wahrgenommen.

Wehrt Euch gegen die Pläne der Umstrukturierung von Universitäten in

Dienstleistungskonzerne, gegen die Festlegung von Wertmaßstäben, gegen

die Privatisierung der Universitäten! Macht Euch schlau und guckt genau hin,

wenn Misstände an den Hochschulen für andere Zwecke instrumentalisiert

werden. Nein, zum CHE-Ranking!!!

Lobbyisten an Hochschulen Text : Pablo Hermann

Page 14: Eigenart n.69

Mit leerem Kopf nickt es sich leichter Oder: Welche Schlüsse ziehen wir aus

der 18. Sozialerhebung Text : Marina Jentsch

UDK POLIS UDK POLIS

Immer weniger Arbeiterkinder an den Hoch-

schulen, immer mehr Sorgen um Finanzen,

immer größere Einkommensunterschiede. Diese

Tendenzen bezüglich der sozialen Lage der

Studierenden wurden wieder einmal von der So-

zialerhebung des Studentenwerks bestätigt.

Jede von bislang achtzehn dreijährlichen Erhe-

bungen zeigt eine stetig wachsende Rolle der so-

zialen Herkunft bei der Wahl des Bildungsweges.

So sind heute Studis aus hoher sozialer Gruppe

am häufi gsten an der Uni anzutreffen, wobei

es bis 1991 noch überwiegend Mittelschichtler

waren. Die Hälfte unserer Kommilitonen kommt

aus Akademikerfamilien, vor 12 Jahren war es

nur ein Drittel. Kinder von Arbeitern oder Ar-

beitslosen dagegen trauen sich immer weniger

auf die Universität.

Eine Beamtin des Arbeitsamts schockierte mich

vor Jahren mit dem Spruch, das Studium sei ein

Luxus. Unerhört, dachte ich, ob sie schon mal

vom Recht auf Bildung gehört hat? Pathetisch

aber wunderschön steht im deutschen Grundge-

setz: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und

Lehre sind frei“ (I. Grundrechte, Artikel 5, Satz 3).

Im realen Deutschland sieht es leider anders

aus, denn die soziale Selektion fängt schon in

der Grundschule an. Die neulich veröffentlichte

World Vision Kinderstudie der Universität Biele-

feld zeigt, dass Kinder unterer sozialer Schich-

ten schlechtere Startchancen haben als ihre Mit-

schüler aus der Oberschicht. Es fehlt ihnen an

Rückhalt und an gezielter Förderung. Sie werden

nicht ins Theater geführt oder zum Musikunter-

richt angemeldet. Ihre freie Zeit verbringen sie

vor dem Fernseher und spätestens mit 12 gehen

sie auf die Hauptschule, womit eine Möglichkeit

des Studiums praktisch ausgeschlossen ist.

Nur 1% der Gymnasiasten sind Kinder aus der

Unterschicht.

Die soziale Selektivität im deutschen Bildungssys-

tem macht immer wieder Schlagzeilen. Gemacht

wird aber wenig. Aus Ohnmacht oder Methode?

Weil das Studium ein Luxus ist oder weil es sich

mit leeren Köpfen leichter nicken lässt?

Stell dir vor, du hast dein Abi in der Tasche und

kein Bock mehr auf Deutschland. Und dann denkst

du, wieso eigentlich Deutschland? Du bist jung

und ungezwungen, die Welt liegt dir zu Füßen!

Also... ab in die Walachei! Die Uni der Künste zu

Walachei genießt in Deutschland einen guten

Ruf und du würdest dieses verlockende Erdfl eck-

chen furchtbar gern etwas näher kennen lernen.

Wie bewirbst du dich jetzt? Da schaust du im In-

ternet nach und freust dich, dass die Site auch auf

Englisch zu lesen ist. Dann klickst du dich locker

zu den Bewerbungsunterlagen durch, um festzu-

stellen, dass diese auf Walacheiisch sind! Um im

Übermaß an Bürokratie in diesem Land durchzu-

blicken, reichen deine spärlichen Kenntnisse in

Walacheiisch nicht aus. Na toll, es ist doch etwas

komplizierter als du dachtest – was nutzt da über-

haupt der englische Internetauftritt?

Aber nach all dem Amtsschimmelreiten wirst du

endlich angenommen und bist im 17. Himmel vor

Glück. Dann kommst du endlich in das mittler-

weile zu deinem wichtigsten Traummotiv gewor-

denen Land und wirst als Erstes zu einer Leiter

gebeten, welche dich durch alle 17 Himmel

wieder hinab führt, in ein Kellerloch, in dem du

alleine dein neues Leben auf die Reihe kriegen

musst. Keiner sagt dir, wo du ein Zimmer fi ndest,

wie das Studium organisiert ist, wie du in der

Mensa bezahlst, welche Jobs es für Studenten

gibt und wer dir hilft, wenn du unter all dem

Druck zusammenbrichst.

Die Einheimischen haben es leichter. Sie lernen

sich schneller kennen. Sie fragen Mama und Papa,

wie es damals bei ihnen war. Sie kriegen von

der Oma eine Geldspritze zu Weihnachten. Und

sie brauchen den Prof nicht dreimal zu fragen,

weil sie schon beim ersten Mal alles verstanden

haben.

Vielleicht beruhigt dich die Tatsache, dass es

den Ausländerinnen und Ausländern an der UdK

ähnlich geht wie dir in der Walachei. Die nötige

Betreuung scheitert wie alles und immer am

Personalmangel. Aber bald... Aber bald...

Kaum zu glauben! In der Zentralen Universitärs-

verwaltung sitzen auch Menschen mit großen

Herzen und breiten Seelen. Auf Anfrage vom AStA

hin werden ab Januar in allen Fakultäten Tutoren

eingestellt, die sich um ausländische Kommilito-

ninnen und Kommilitonen kümmern werden.

Ankündigung!Mehr Betreuung

für ausländische StudierendeText: Marina Jentsch

Page 15: Eigenart n.69

In den 90iger Jahren wurde die allmähliche Ab-

wicklung der Fakultät Erziehungswissenschaft

an der UdK beschlossenen. Früher machten aber

die Lehramtsstudierenden 1/3 der gesamten Stu-

dierendenschaft aus. Auch heute noch sind sie

eine wichtige Säule der Universität der Künste,

denn sie garantieren Stellen (= Geld) vom Senat.

Die UdK bildet aber pro Jahr viel zu wenig Lehrer

aus. Nach Vereinbarung mit dem Senat sollten

zum Beispiel an der Fakultät Bildende Kunst ca.

40 Lehrer jährlich ausgebildet werden; pro Jahr-

gang werden aber nur 7 – 15 Studienbewerber

zugelassen.

Im Laufe des Jahres 2008 reduziert sich die

ehemalige Fakultät Erziehungswissenschaften

auf einen Professor. In Form von Herrn Winkel

wandert der Studiengang in das neue Zentralins-

titut für Weiterbildung. Herr Austermann wird

nur noch ein Seminar bei den Kulturjournalisten

halten. Alle anderen Professoren und Privatdo-

zenten besitzen zwar noch ihr, von der Universi-

tät unabhängiges Prüfrecht, jedoch wird ihnen

kein Raum für Kolloquien geschweige denn Platz

im Vorlesungsverzeichnis zugestanden, um diese

anzukündigen. Viele Lehrämter, darunter rund

350 Altrecht-Studierende, müssen sich also an

der FU und HU umsehen. Dort ist aber die Lage in

den Seminarräumen fatal. Wie Bittsteller treten

schon jetzt die fremden UdK-Studierenden vor

die fremden Professoren; rechtlich wurde ihre

Situation von der UdK im Unterschied zu den BA/

MA-Studierenden nicht geklärt. Diese müssen der

UdK ihr Zweitfach mitteilen sowie drei Vorschlä-

ge machen, an welcher Uni sie dieses studieren

wollen. Falls keine der in Frage kommenden Unis

die Bewerbung zuläßt, muss ein anderes Zweit-

fach gewählt werden.

Die neuen Weiterbildungsstudiengänge im

Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW) werden

vielleicht in die Räume einziehen, die den Stu-

dierenden zur Verfügung stehen sollten, die ein

Hochschulstudium an der Universität der Künste

absolvieren. Die im ZIW gesammelten Institute

beispielsweise Soundstudies, Leadership in

digitaler Kommunikation, Kulturjournalismus,

Sommerakademie KlangKunstBühne ziehen In-

teressenten von ausserhalb an, die das Angebot

dieser Institute eher wie eine Dienstleistung

wahrnehmen. Wie verträgt sich das ZIW mit dem

humoldtschen Prinzip der Universitätsorganisa-

tion? Wem möchte und kann die Universität der

Künste Zukunftsperspektiven garantieren?

Bitte informiert Euch!

>> www.bildungsserver.de >>Hochschulbildung>> Berliner Hoch-

schulgesetz>> §5 Freiheit der Wissenschaft und Kunst

Zur Zeit empfangen die Studierenden der UdK

Berlin die Rückmeldebögen für das kommende

Sommersemester 2008. Auf dem Überweisungs-

träger steht eine Zahl wie 240 Euro plus ein paar

Zerquetschte. Studierende der HfbK in Hamburg

sollen, wie auch schon zum Wintersemester

07/08, noch einmal 500 Euro obendrauf zahlen:

Studiengebühr nennt sich das dann.

Mehrere Studierende aus Hamburg versuchten

schon einmal, ihre Arbeiten in Fachklassen

der UdK vorzustellen. Sie möchten nach Berlin

wechseln, um so den Gebühren zu entgehen.

Dieses Abwandern von Talenten an andere

Kunsthochschulen war eine Befürchtung, die die

Gegner von Studiengebühren in Hamburg schon

frühzeitig geäußert hatten.

Wie stark diese Wanderbewegungen sind, wer-

den die kommenden Wochen zeigen, in denen

auch die neue Boykottrunde in Hamburg beginnt.

„Wir sammeln jetzt Teilnehmer für den Winter-

boykott“, erklärt Eugen Regensburg von der AG

Studienboykott. Im November hatten bereits 120

von ca. 400 Gebührenpfl ichtigen erklärt, keine

Gebühren auf das Konto der HfbK zu überweisen.

Was das für Konsequenzen haben kann, erfahren

derzeit noch 90 Studierende, die von der Hoch-

schule exmatrikuliert worden sind. Sie alle hatten

bis zuletzt die 500 Euro nicht überwiesen und

hätten ihre Ateliers räumen müssen. Allerdings

legten Sie Widerspruch beim Hamburger Ver-

waltungsgericht ein und dürfen solange weiter

studieren, bis das Urteil gefällt wird.

Mit einer anderen Causa müssen sich die Ham-

burger Richter allerdings nicht mehr befassen.

Der Präsident der HfbK hat die Strafanzeigen

wegen Sachbeschädigung zurückgezogen, die

gestellt worden war, nachdem Studierende bei

einer nächtlichen Malaktion die Wände in Fluren

und Ateliers mit Parolen und Skizzen bemalt

hatten. In einer weiteren Malaktion wurden diese

mit unschuldigem Weiß einfach neutralisiert.W

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Scharf auf jedes ZimmerAn einer Universität sind Räume bares Gold, ohne Raum

kein Treffpunkt, kein Interesse, keine Perspektive

Text : Anja Wenzel

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Page 16: Eigenart n.69

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HALBDURCHLÄSSIG

Am 6. Januar 2006 wurde auf einem Bürgersteig einer Brücke in Caracas eine Bronzebüste von Ernesto Ché Guevara installiert und in feier-lichem Rahmen eingeweiht, eine Nacht später von unbekannten Flex-Maschinen geköpft.

Denn wenn Barbiepuppen aussehen wie der Präsident, Toilettenhäuschen rot getüncht sind, Kindern Militäranzüge und rote Mützen ange-zogen werden, rote Fahnen, rote Bürgersteige, rote Werbeplakate, rote megagroße Luftfi guren des Präsidenten über roten Plätzen fl iegen oder wenn sonntags der Präsident über den Fernseh-apparat „Aló“ sagt, dann hilft nichts außer eine symbolische Enthauptung der „Neuen Helden“.

Der in Venezuela seit 1999 amtierende Minis-terpräsident Hugo Chávez macht in der latein-amerikanischen Öffentlichkeit Kampagne für die Idee des Sozialismus im 21. Jahrhundert. Diesem Projekt Rang und Würde verleihend, trabt das weiße Pferdchen im Wappen der bolivarischen Republik Venezuela seit kurzem nach links. Die Bevölkerung steht größtenteils hinter ihrem charismatischen Staatsoberhaupt. Seine Popularität gewann Chávez mit den mit Misiones bezeichneten Sozialprogrammen. Die „Misión Christo“ soll zum Beispiel bis 2021 zur Abschaffung der Armut führen. Obwohl der reiche Ölstaat Alphabetisierung und Gesund-heitsversorgung subventioniert, scheinen sich die Lebensverhältnisse in Venezuela nicht wirk-lich verbessert zu haben. Seit 2003 nimmt zwar die Armut ab, die Ungleichheit jedoch nicht; die hohe Kriminalitätsrate sinkt nicht.

"Die Stimmen gehören mir."

Als Chávez am 10. Januar 2007 sein Mandat wiederholt aufnahm, begann für ihn eine neue Phase in der bolivarischen Revolution. Die Präsidentschaftswahlen 2006 hatte er mit klarer Mehrheit gewonnen. „Alle Motoren auf volle Kraft... Vorwärts zum Sozialismus!“ heißt es auf einem Flugblatt solidarischer Vereinigungen in Deutschland, herausgegeben vom Ministerium der Volksmacht für Kommunikation und Infor-mation in Venezuela. Chávez Reden orientieren sich am Ideal der sozialen Gerechtigkeit; die Reden sind teilweise in Büchern, Broschüren oder auf durchgestylten Internetseiten veröf-fentlicht. In seinen ellenlangen Ausführungen inszeniert er ein kaum deutbares Mischmasch aus kommunistischen und christlichen Ideen. Häufi g beruft sich Chávez auf National- und Kontinentalhelden wie Simon Bolívar und Er-

nesto Ché Guevara. Hochrufe auf Kuba, Bolivien, China und Irak atmen die Wunschvorstellung nach einer internationalen Liga von Anti-Impe-rialisten.

"Aló, Presidente"

Das ein Volk für eine Idee alles geben solle, zum Beispiel wie einst der Revolutionär und Rebell Ché Guevara, ist eine Illusion in Chávez Sozia-lismusplänen. Radikalisiert taucht sie in der An-trittsrede des in internen Kreisen „comandante“ genannten Präsidenten auf: „Patria, Socialismo o muerte“ – „Vaterland, Sozialismus oder Tod“ klingt wie ein Anspruch nach Aufopferungs-bereitschaft, - „Für eine herrliche Verfassung (...) und für Christus“ wie eine Seifenoper. Die Worte sind ernst zu nehmen, denn es geschieht in Venezuela, dass Demonstranten an einem Kopfschuss sterben.

Studentenproteste erreichen ein größeres internationales Publikum

Straßenansichten in Nebeldunst, weiß gefärbte Hände, gelb, blau, rot - in Farben der Natio-nalfl agge Venezuelas geschminkte Gesichter, weiße Fahnen mit Schriftzügen geben einen Eindruck davon, dass in dem bewegten Land scheinbar Unfassbares passiert.

Seit dem Entzug der Lizenz des privaten Fern-sehsenders RCTV im Mai 2007 gingen in Vene-zuela die Chavez-Gegner auf die Straße, junge Leute und Studierende, die an dem antiimperia-listisch-nationalistischen Diskurs Chávez nicht teilhaben wollen und Repressionsmaßnahmen nicht fürchten. Sie demonstrierten gegen das sich abzeichnende Medienmonopol sowie für Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung.

Gefährdet sahen sie im Hinblick der anstehen-den Verfassungsänderung, die Autonomien der Universitäten, das Privateigentum sowie die direkten Wahlen für alles (Präsidenten, Bürger-meister, Staatspräsidenten, Kommunale Leiter).

Als am 2. Dezember 2007 Chávez „sozialistische Verfassungsreform“ in einem Volksentscheid scheiterte, löste sich die Angespanntheit unter den Regimegegnern. Denn nicht nur die Stär-kung der Macht des Präsidenten, vor allem eine justiziable Neuordnung der Verfassung würde den Weg zu einem sozialistischen totalitären und militaristischen Staat vorbereiten. Eine Wahlenthaltung von 44% nutzte der Opposition, Chávez verlor 3 Mio. Stimmen, darunter viele aus der eigenen Gefolgschaft. Massive studen-tische Protestaktionen trugen zum Stimmungs-umschwung bei. Erstmals seit längerer Zeit konnte kurz vor dem Referendum eine Demons-tration auf der Avenida Bolívar in Caracas durch-geführt werden. Diese Avenida hatte sich in den letzten Jahren zum exklusiven Aufmarschgebiet des Chavismus verwandelt. Die Studierenden gingen auch in die Armenviertel hinein, um den Menschen die Verfassungsreform zu erklären.

Erziehung zu sozialistischen Werten oder im Geiste des Revolutionärs?

Im Sozialismusprozess Venezuelas erregen In-szenierung, Symbolik und Personenzentrierung sowie die Absichtserklärungen der Regierung Aufmerksamkeit. Auf Chávez Bürgersteig der Helden sind neben Ernesto Ché Guevara vielleicht noch weitere Chairmänner (Sänften-träger) berufen: zum Beispiel Simon Bolívar, Emelliano Zapata, Salvador Allende, Ellias Canetti, Fidel Castro...

Wer auf der Seite des Gewinners steht, hat viele Freunde. Oder:

Wer viele Freunde hat...

Der zum Jahrhundertkult verdammte Ernesto Ché Guevara gilt

als Symbol für Frieden und Gerechtigkeit.

Venezolanisches Wappentier springt seit Chávez nach links.

www.movimientojuvenilmanosdelibertad.blogspot.comKein anderer Präsident in Südamerika hat mehr Einfl uss auf die

Legislative, Exekutive und die Judikative als Chávez. Die für eine

Demokratie erforderliche Dreiteilung der Staatsmacht ist so

nicht mehr garantiert.

Page 17: Eigenart n.69

Bestrafen Sie den Journalisten!

Text : Annika C. Schmidt : : Illustration : Almudena Lobera

HALBDURCHLÄSSIG

Good-bye GrundgesetzDer Aktionskreis Vorratsdatenspeicherung bildet einen

Widerstand gegen die Speicherpassion des Staates

Text : Anna K. Grieben : : Illustration : Almudena Lobera

HALBDURCHLÄSSIG

Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung

ist ein parteipolitisch unabhängiger Zusam-

menschluss von Mitbürgern, die sich zum Ziel

gesetzt haben, eine kritische Gegenstimme

zum am 9. November 2007 vom Bundestag

beschlossenen „Gesetz zur Neuregelung der

Telekommunikationsüberwachung und anderer

verdeckter Ermittlungsmaßnahmen sowie zur

Umsetzung der Richtlinie 2006/EG“ zu bilden

und das Inkrafttreten dieses Gesetzes mög-

lichst zu verhindern. Das Wie und Warum zeigt

das Interview mit einem Gründungsmitglied des

„AK Vorrat“, Ricardo-Cristof Remmert-Fontes.

In den letzten Monaten ist das Thema Vorrats-

datenspeicherung vor allem erst durch die

Abstimmung im Bundestag medienwirksam

aufgekommen. Aber den AK Vorrat gibt es schon

etwas länger. Wann und warum hat er sich denn

gegründet?

Die Gründung, wenn man es so nennen kann,

fand Ende 2005 auf dem Chaos-Computer-Club-

Kongress, auf dem es ein oder zwei Workshops

zum Thema Vorratsdatenspeicherung gab, statt.

Danach haben sich dann circa fünf Leute zusam-

mengetan und einen Arbeitskreis Vorratsdaten-

speicherung gebildet.

Der Hintergrund dafür war, dass die Vorratsda-

tenspeicherung als Entwurf für eine Direktive

im EU-Parlament durch verschiedene EU-Daten-

rechtsorganisationen wahrgenommen wurde.

Um dem Ganzen Protest entgegenzusetzen, orga-

nisierten die EU-Datenschutzorganisationen eine

Petition mit europaweit 50.000 Unterschriften.

Diese Petition wurde dem EU-Parlament zwar

übergeben, löste aber keine weiteren Reaktionen

auf dessen Seite aus. Dennoch zog der damalige

EU-Berichterstatter für die Direktive, Alexander

Alvaro (FDP), seine Unterschrift für die Parla-

mentsvorlage zurück. Der Grund dafür war, dass

er diesen Weg der Findung einer Rahmenvorlage

zur Vorratsdatenspeicherung als unrechtmäßig

ablehnte.

In Berlin selbst war die Kommunikation des AK

Vorrats bis Anfang 2007 ausschließlich netzbe-

schränkt, bis die Idee der Ortsgruppengründung

aufkam, um aus dem Medium Internet heraus-

zukommen. Das war wichtig, weil sich im World

Wide Web nicht so viele User für Politik interes-

sieren und die Wahrnehmung der Netzpolitik

zu geringe Reichweite außerhalb des Netzes

erzeugte.

Gibt es eine Art Grundsatzprogramm?

Nein, das hat historische Gründe. Es hat ja ange-

fangen mit einer AG aus Leuten, die sich zusam-

mengesetzt haben, um die neue Gesetzgebung zu

einem Thema zu bekämpfen.

Die Ortsgruppen organisierten die Kampagnen

dazu. Zusammenfassend kann man aber sagen,

dass es uns um eine kritische Betrachtung von

Sicherheitsgesetzgebung geht. Wir fordern eine

Überprüfung der Sicherheitsgesetzgebung seit

1968 im Hinblick auf deren Ausführung. Wir un-

tersuchen die Gesetzgebung zum Thema „Lineare

Sicherheit“ auf Notwendigkeit und Effi zienz

sowie deren Auswirkung auf die Gesellschaft

als Ganzes. Diese Gesetzgebung bringt in der

heutigen Zeit oft Kollateralschäden mit sich.

Leider herrscht zu diesem Thema allgemeines

Meine Wirtschaft ist nicht gastronomisch, sie

ist nicht einmal gastfreundlich und ökonomisch

schon lange nicht. Sie ist verzettelt. Daher spricht

man auch von einer Zettelwirtschaft (metapho-

risch und wortwörtlich sowieso). Besieht man sich

so eine Zettelwirtschaft einmal genau – was man

ja muss, macht sie den eigenen Lebensraum aus –,

besieht man sich so eine Zettelwirtschaft einmal

genau, muss man feststellen, dass es sich bei ihr

nicht um Zettel im Allgemeinen oder verunordnete

im Besonderen, sondern um organisierte Verzet-

telung handelt. Ein Delikt also, das – würden die

Damen und Herren Juristen sich der Endverklärung

der Rechtslage desselben schon angenommen

haben – ein Delikt, das sicher in freiheitsstrafender

Straffreiheit münden würde. Kein Richter würde

einem zur Hilfe kommen, indem er keine Bewäh-

rungs-, sondern eine Freiheitsstrafe anordnete, viel-

mehr würde er auf Straffreiheit plädieren, aber mit

diesem Urteil straft er den Begriff Straffreiheit aufs

Sträfl ichste Lügen, da ja dieser die größte Strafe be-

inhaltet, nämlich seiner gar nicht selbstgewählten

Verzettelung nicht entgehen zu dürfen durch Frei-

heitsstrafe, sondern gerade durch Straffreiheit zu

ihr verdammt zu werden. Nicht bestraft werden ist

somit das Sträfl ichste. Der Raum der Verzettelung

ist straffrei. Somit ist die Verzettelung sträfl ich,

was nur die Juristen einsehen müssten, damit die

archaisch anarchistisch arbiträr gewordenen Zettel

gebändigt werden könnten, indem ihr Schöpfer,

der sie Subjekt werden ließ, ihnen entzogen würde

– strafend. So könnten sich die Zettel aller Herren

und Frauen Sender und Blender nicht mehr, da

entontologisiert, vereinigen, denn kein Geist würde

mehr in ihnen umherwandeln, denn der Geist,

da befreit von seinen Ringbuchketten und Buch-

kettenringen, würde wieder Mensch. Die Strafe

der Zelle würde für ihn eine Zelle der Freiheit, in

der er nicht mehr als unfreier und unwilliger und

unfreiwilliger Herr der Zettel selbst seinen Schat-

ten verzettelte und so nur ein unbeschriebener

Zettel seiner selbst wäre, sondern Ziffer!, sicher

auf Zetteln fi xiert, aber nicht den eigenen. Fremde

Verzettelungen verlieren an Frustrationspotenzial.

Folglich sollte man sich beim Verfassungen Verfas-

sen über Verzettelungen nicht verzetteln und die

Grundsätze auf fremden Zetteln fi xieren, dass im

Falle der Verzettelung Freiheit Strafe ist und dass

nur durch Strafe Freiheit gewährleistet werden

kann. Alles andere ist sträfl ichst zu unterbinden!

gesellschaftliches Desinteresse, nach dem

Motto: „Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts

zu befürchten“. In Großbritannien zum Beispiel

wurden bei einem Feldzug gegen Kinderporno-

grafi e sehr viele Unschuldige verdächtigt, bei

einigen von ihnen hat der entstandene Druck

zu Selbstmorden geführt. Es entsteht die Gefahr

einer gesellschaftlichen Stigmatisierung allein

dadurch, dass solche Gesetze überhaupt aufge-

nommen werden.

Um das Inkrafttreten des Gesetzes in Deutsch-

land zu verhindern, habt ihr die bisher größte

Verfassungsklage in Deutschland organisiert.

Was erhofft ihr euch von der Sammelklage?

Erstens das Gesetz aufzuhalten, was funktio-

nieren wird. Und Zweitens eine Medienöffent-

lichkeit herzustellen und andere Menschen zu

animieren, sich zur Wehr zu setzen. Zum Beispiel

durch Protest, Demos, Informationen und Klagen.

Wir sind nicht machtlos!

Vielleicht sag ich noch etwas über die Gefahr der

Sicherheitsgesetze für Künstler. Was wegbricht,

ist natürlich die Möglichkeit freier Meinungsäu-

ßerung. Künstler, Journalisten und Medienschaf-

fende trifft die aktuelle Gesetzgebung sehr arg.

Denn das Recht, sich von etwas ein unabhän-

giges Bild zu machen, entfällt – obwohl es nötig

ist, um freie Meinung auszudrücken. Die Frage

ist natürlich, ob die Beschäftigung von Kunst mit

politischen Fragen dann überhaupt noch mög-

lich ist beziehungsweise wie der Journalismus

unabhängig funktionieren soll, wenn alles zur Re-

cherche Notwenige nachvollziehbar gespeichert

wird. Das Problem der Vorratsdatenspeicherung

ist natürlich auch, dass Daten auch bei Urheber-

rechtsverstößen herangezogen werden können.

Somit könnte zum Beispiel ein Videokünstler

Material, das im Netz unter Copyright steht, nicht

ohne Probleme nutzen. Und ein unterstellter

Urheberrechtsverstoß kann dazu dienen, die ge-

samte private Kommunikation von einem halben

Jahr aufzudecken.

Wie soll das eigentlich aussehen und wonach

wird selektiert?

Es gibt Clustermaps, eine Art Übersichtsplan der

Kommunikation der einzelnen Person. Für soziale

Netzwerke ist das natürlich hinderlich, wenn

nicht sogar tödlich.

Eine letzte Frage. Ihr kommuniziert nicht

ausschließlich, aber auch über das Internet.

Verschlüsselt ihr den Datentransfer oder ist der

frei?

Nein. Unsere Kommunikation ist transparent,

weil das die einzige Möglichkeit ist, wirksame

Netzwerke aufzubauen. Das ist auch eine unserer

Stärken, denn es hat eine Signalwirkung: Wir

lassen uns nicht einschüchtern, fordern aber

trotzdem das Recht auf Privatsphäre!

Vielen Dank, Cristof.

Page 18: Eigenart n.69

Ich habe nichts zu sagen, sagt in meinem Fall nichts

aus. Ich habe vielen Leuten Vieles zu sagen, sagt man,

sage ich. Ich sage es auch. Und ICH sage ich auch. Aber

Sagen ist nicht Schreiben. Ich habe nichts zu schreiben.

Schreiben ist gut. Mein Schreiben ist nicht gut. Kein

Schriftgut. Schrift ungut. Schriftliche Bestätigung

des Ungenügens ist ungenügend. Deshalb auch kein

Schriftverkehr. Nicht einmal mündliche Absprache. Pa-

pier ist nicht geduldig. Es ist nicht. Nicht ohne Zeichen.

Zeichenlos is’ nich’!, ist erscheinungslos, ist nichts.

Nichts ist das Gegenteil von Sein!? „Ist nichts.“ Nichts

ist nicht-sein. Wie kann man nicht-sein sein? Kann

man nicht nicht-sein, nicht Nichts sein? Ich kann nicht

schreiben. Kann ich nicht oder bin ich nicht, Nichts?

Wenn ich nicht Zeichen benutze(n kann), bin ich dann

I. kein Zeichenbenutzer, II. nicht oder III. kein Zeichen

(Wählen Sie! Oder wählen Sie nicht?)?

Wer macht mein Zeichen?

[ ] Sie (Ich)

[ ] Sie (Sie)

[ ] Sie (meine Eltern)

[ ] Sie (Gott)

[ ] Sie (...)

Kreuzen Sie an, oder tragen Sie die Konsequenzen (lie-

ber?) stillschweigend! Aber wissen Sie(?), was Sie sind(?),

wenn Sie schweigen(?), wissen Sie(?), ob Sie sind(?).

Wenn Sie schreiben können und wissen, schreiben Sie

mir! Oder viel besser: Schreiben Sie sich selbst! Wie

schreiben Sie sich? Wenn Sie nicht schreiben können,

treten wir vielleicht in Schriftunverkehr. Bitte nicht nur

schriftlich. Seien Sie: persönlich, wählerisch, SchriftStel-

ler, ZeichenVertreter, ZeichenZertreter. Sind Sie? Dann

sind Sie die, die ich suche, durch dieses Schriftstück

schriftlich beschreibend suche. Bitte Zuschriften nicht

von SchreibMaschinen oder zu zeichenhaft. Seien Sie

sensibel, seien Sie sinnsibel, seien Sie Sie! Bitte seien

Sie! Dann schreibe ich. Kennwort: Chiffre

Herausgeber

Allgemeiner Studierenden Ausschuss (AStA)

Universität der Künste Berlin

Hardenbergstrasse 33

10623 Berlin

Redaktionsleitung

Anja Wenzel

Redaktion

Friederike Meese, Anna K. Grieben, Meritxell Martínez Pauné, Kathrin Ingrassano, Sara Lehn, Lisa Krämer, Azul Blaseotto, Kaya Behkalam, Eva Michalcak, Birte Kleine-Benne, Annika C. Schmidt, Nicolas Kerksiek, Pinar Mayaoglu, Nina Haller, Marina Jentsch, Pablo Hermann, Sven CishmackLektorat Tobias Hömberg

Danke Christian Hanke für ein neues Gestaltungskonzept seit

Nummer 65! Viel Erfolg wünscht Dir die eigenart!

Gestaltung

Alex Rivoli (AD),

Meritxell Martínez Paunés, Mireia Gordi i Vila

Schriften

Vista Sans, Emigre

Illustration

Almudena Lobera, Josephine Behlke, Boris

Duhm, Mauro Vallejo

Umschlag Almudena Lobera

Poster "The Concilium" Boris Duhm

Druck ausDRUCK, Kassel

Aufl age 2500

Anzeigen eigenart magazin tel 030.31 85-24 64 fax 030.31 85-26 [email protected]

Ausblick Erstes Redaktionstreffen am 9. Mai 2008 um 14 Uhr in

Ha Raum9. Die nächste eigenart erscheint Mitte Juli 2008.

Kontakt(-)an(-)Zeichen Text : Annika C. Schmidt : : Illustration : Almudena Lobera

LA BAMBA

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ress

um