12

,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Wohnwelt ist...Die Wohnwelt ist ein Freiraum, der eine Alternative zu konventionellen

kulturellen Angeboten in Wunstorf bieten soll . Dabei werden der Alltag und

die Veranstaltungen von allen Nutzer_innen selbstverwaltet und organisiert.

Dieses Konzept stößt in Wunstorf auch auf Unverständniss. Um zu zeigen,

wieso sich dort eigentl ich Tag für Tag Menschen treffen und wohlfühlen

haben wir auf den folgenden Seiten einige Berichte von Personen, die mit

der Wohnwelt in Kontakt standen und stehen zusammengestellt. Dies soll

zeigen, dass die Wohnwelt mehr ist, als das was in der Zeitung steht.

. . .was du drausmachst!

Page 2: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

2

Page 3: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Anfang der 80er Jahre gab es eine großeInitiative von Jugendlichen, die ein sozio-kulturelles Zentrum für Wunstorf geforderthaben.Vorbild waren die Zentren, wie der Pavil-lon in Hannover.Voller Elan wollten wir ein Haus für Theater,Tanz, Musik, Film und viel Freiraum für Ei-geninitiative sowie eine Begegnungsstättefür alle Wunstorfer.Aktionen folgen - Demos, Hausbeset-zung… viel Zeit ging ins Land und nachder städtischen Forderung, einen Verein zugründen, war nur noch ein harter Kern üb-

rig geblieben.Bei der Übergabe des kleinen Pavil lons anden neugegründeten Verein Lebenstraume.V. waren aus ca. 60 aktiven Mitstreiter,keine 1 0 übrig geblieben.Aber der zähe Kampf hatte sich gelohnt!Mit viel Herzblut haben wir ein Programmzusammengestellt und viel Spaß gehabt.Besonders gut ist es zu sehen, dass immerwieder neue Leute mit neuen Ideen dazu-kommen, um das Projekt weiter zu entwi-ckeln.

Hartmut Runge

Von den Anfängen:

Ich war ab den Anfängen der „Leben-sträumer“ dabei, schon bei den Treffen imCorvinus Gemeindehaus bei Pastor Walse-mann.Bis ca. 1 995 habe ich aktiv in der Wohn-welt mitgewirkt und war die letzten Jahreals erster Vorsitzender eingetragen.Wir hatten in der Evangelischen Jugendgelernt, dass man viele Sachen selber er-reichen kann, wenn man sich zusam-menschließt.Doch diese ist uns zu eng geworden, undKommunikationszentren waren auch Zeit-geist.Man wollte altersübergreifend, parteilos andem öffentl ichen Leben teilhaben undmitgestalten.Es waren immer viele verschiedene Leutein der Wohnwelt, unterschiedliche Natio-nalitäten, verschiedene Altersstufen, alleswar vertreten. Das Tolle war, dass sie 7 Ta-ge die Woche geöffnet hatte und immerjemand da war.Es war natürl ich auch immer ein Kampf mitder Stadt, den Parteien (Stichwort JU) , derZeitung mit der genialen Berichterstattung.Es hat ja schon Jahre gedauert, bis wirRäumlichkeiten bekamen, und die wurdenuns dann auch immer wieder weggenom-men.Beharrl ichkeit und ein langer Atem habenuns dann endlich zur Wohnwelt in der Has-ter Str. gebracht. Bis dahin war auch nichtjede Aktion legal, doch auch nicht so rich-tig verboten. Wir haben sie fast ganz allei-

ne ausgebaut und hatten Glück vielekreative Leute dabei zu haben, es gab ei-ne Band die Weihnachten immer auftrat,das Christmas Projekt, eine Caberettgrup-pedie wirklich sehr sehenswert war, die BandHinkelstein, und vieles mehr, und Leute, diesich damit auskannten Geld aus Städti-schen, und überregionalen Töpfen zu be-kommen, Anträge zu stellen, sich bei denInstitutionen anzubiedern, und auch abzu-rechnen, was ja für die Glaubwürdigkeitsehr wichtig ist. Natürl ich gab es auch Nervuntereinander, Basisdemokratie ist ebennicht immer einfach, und kann auch zerre-det werden.Doch gerade deswegen war es sehr erfül lt,dadurch, dass wir selber das alles erreichthatten, und wir unsere Vorstel lungen dortin der Gemeinschaft verwirkl ichen konn-ten.Schade fand ich es immer, wenn Jugend-liche sich nicht trauten in die Wohnwelt zugehen, da sie sich nicht weit genug linksbekannten oder gaben.Wohnwelt macht für mich auch Toleranzaus, und der große Freiraum einen großenTeil seiner Freizeit mit anderen gemeinsamzu gestalten, außerhalb des normalenKonsum Bimboriums, und sich so auch fürandere zu öffnen, die sonst nicht dieseMöglichkeit haben.

Marc Hohenhaus

3

Page 4: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Die Wohnwelt hat mir etwas überBasisdemokratie beigebracht. Als wir die"Wohnwelt 2000" - das leerstehendeMöbellager in den Ellern - besetzenwollten, hatten wir die Idee diese Aktionsollte von allen Lebensträumern getragenwerden. Und das war für mich eineÜberraschung, so war es nicht. Nun hattenwir den Anspruch zu einer einstimmigenEntscheidung zu kommen, einen Konsens"herzustel len". Wie sollte das gehen, dieregelmäßigen wöchentlichen Plenenwaren in meiner Erinnerung nervig bisunerträglich, weil wir zu keinergemeinsamen Linie zum ThemaHausbesetzung kamen. Uns wurde klar,dass die Einwände die gegen eineBesetzung sprachen gar nichtauszuräumen waren. Sei es Angst vorStrafe, Polizei oder den Eltern, sei es Angstden Job zu verlieren oder das "Ansehen"

welches wir uns über das "Provi" in derStadt erarbeitet hatten zu verspielen. Allesgute Gründe! Letztendlich wollten aberAlle neue Räume und die "Wohnwelt 2000"stand leer. Die Lösung war letztendlichganz einfach, jede/r sollte sich ihrer/seinerPosition zur Besetzung klar werden undeinschätzen was sie/er dazu beitragenkönnte. Das war ganz unterschiedlich: esgab Leute die Flugblätter in derFußgängerzone verteilt haben, anderehaben Brötchen und Kaffee gemacht,wieder andere die Presse kontaktiert undein paar Leute sind tatsächlich in unserneues Haus gegangen und haben esentrümpelt. So fing es mit der Wohnweltan.

Wilfried Jung

Ich bin ab ca. 1 988 dabei gewesen. DiePlanung und den Umzug in das Gebäudeam BHF habe ich nicht mehr so intensivmitgemacht. Die „Lebensträumer“ mitdem Provisorium waren eine kleineAttraktion in Wunstorf. Ich war neugierigauf die Leute und fand dieVeranstaltungen spannend. Dann bin ichmit Olaf, einem der großen „Macher“ derWohnwelt zusammen gekommen und vonda an habe ich auch mitgewirkt.Für mich war die Wohnwelt eine Brücke inganz andere Lebenswelten. Raus aus dembeschaulichen Elternhaus hinein inselbstbestimmte Strukturen mit Menschen,die ihre Welt verändern wollten. Ich habeTapezieren und Fliesenlegen, aber auchKrökeln und Doko spielen dort gelernt. Eswar eine sehr bewegte, spannende Zeit.Für mich macht die Wohnwelt aus, dassversucht wurde, Entscheidungengemeinsam zu treffen, was oft zu

stundenlangen Plenumssitzungen geführthat.Für mich macht die Wohnwelt aus, dass sievon Menschen „gemacht“ wurde, dieetwas verändern wollten.Für mich macht die Wohnwelt aus, dassich mich ausprobieren und von/mitanderen lernen konnte.Für mich macht die Wohnwelt aus, dassich einfach hingehen konnte und meistensirgendwer da war und irgendwasgemacht hat.

Tine Peter

1 988-1 999

4

Page 5: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Ich bin seit ca. 2000 Mitglied im Verein Le-benstraum. Bis heute, denn ich bin nie aus-getreten. Aktiv in der Wohnwelt war ichaber von ca.1 998 bis 2005.

Ich bin mit etwa 1 5 Jahren in die Wohn-welt gekommen. Es muss ungefähr 1 998gewesen sein. Da stand sie noch am Randvon Wunstorf in den Ellern. Zur Wohnweltbin ich über meine Schwester und Freundeaus der Schule gekommen. Die Wohnweltbot den Raum den wir damals als junge,experimentierende Menschen gesucht ha-ben. Wir waren Jugendliche die ihren El-tern trotzen wollten, die sich mit demdörfl ichen Kleinbürgerdenken nicht identi-fizieren konnten und wollten. Die Freiräu-me und Lebensformen fernab vonLeistungsdruck und Konkurrenzdenken ge-sucht haben. Wir waren junge Menschendie großes Interesse an linker Politik undSelbstorganisierung hatten. Wir hatten dasBedürfnis nach einem Raum wo wir unstreffen, uns unterhalten, feiern und streitenkonnten. Das alles hat uns zu einemgroßen Freundeskreis gemacht. Das Ange-bot aus Eigenorganisierung von Konzerten,Partys, Vorlesungen, Diskussionsveranstal-tungen, Vokü, Infoladen und das Planenvon Demos war großer Bestandteil unsererArbeit. Es war aber auch der Raum wo wirmit unseren Freunden zusammen seinkonnten und unsere Ideen von einem soli-darischen Leben miteinander verwirkl i-chen konnten. Das klappte nicht immerreibungslos aber auch dies muss Zeit ha-ben um wachsen zu können. In der Wohn-welt hatten wir diese Zeit. Wir hatten einRückzugsort, eine Nische raus aus demstressigen Schulal ltag.

Ich hatte das Glück die letzten Jahre deralten Wohnwelt als auch den Aufbau derNeuen aktiv mit zu gestalten. Die letztenMonate in der alten Wohnwelt waren sehranstrengend. Es gab jede Menge Treffenmit der Stadt, es fanden Sitzungen statt umüber die Bedingungen und die Planungdes Neubaus zu verhandeln. Es gab langePlena in denen wir über die Bedingungender Stadt diskutiert haben, versucht habenAlternativen zur Schließung zu finden unduns überleget haben, ob das neue Ge-bäude eine Alternative für uns sein kann.Die Stadt stel lte uns das Grundstück am

Bahnhof zurVerfügung. Wirplanten mitdem Architek-ten den Neu-bau, der dann von der Stadt abgesegnetwerden musste. In der Zeit machten wirviel Öffentl ichkeitsarbeit in Wunstorf umdie Bürger dieser Stadt darüber zu infor-mieren, wie wichtig solche Räume in Klein-städten sind. Wir stritten mit der Stadt umdie Finanzierung des Gebäudes. DieseVerhandlungen ergaben die Übernahmedes Außengebäudes, den Innenausbaumussten wir selber stemmen. Diese Zeit warsehr lehrreich. Nach ca. 1 ,5 Jahren ohneeigenes Gebäude ging es an die zu leis-tende Eigenarbeit in der neuen Wohnwelt.In der zeit versuchten wir uns alle nicht ausden Augen zu verlieren und trieben uns inKneipen rum. Viele viele Plena folgten:Wer macht was, Wer kann verputzen, werkann die Bühne bauen und und und ... Je-de freie Minute wurde in den Ausbau ge-steckt. Wir organisierten öffentl icheVeranstaltungen, um alle Interessierten anunseren Fortschritten teilhaben lassen. InWunstorf war die Wohnwelt nie besonderserwünscht. Das Bild von den gammelndenJugendlichen, die schlechte Musik hörenund laut sind, war das was sich in denKöpfen vieler Wunstorfer_innen gefestigthatte. Dies versuchten wir aufzubrechen.Mal glückte uns das mehr und mal weni-ger. Für mich war das eine sehr schöneZeit, die mir ganz besonders in Erinnerunggeblieben ist. Mit Freundinnen und Freun-den gemeinsam zu arbeiten, gemeinsamZeit zu verbringen und eigene Ideen zuentwickeln und zu verwirkl ichen, war mirnirgendwo so möglich wie in der Wohn-welt.

Wohnwelt war für mich der Raum in demich mich entwickeln und verwirkl ichenkonnte. Es war der Raum, wo ich Fragenstellen konnte, Antworten gefunden habeund wo ich mich wohlfühlte. Es war derRaum in dem sich Freundschaften entwi-ckelt haben, die bis heute andauern.

Tine

1 998-2005

5

Page 6: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Ein (knappes) Jahrzehnt Wohnwelt

Das blaue Haus am ZOB war von ca. 2002-201 0 - mit kleineren Unterbrechungen undlängeren Nachwirkungen - mein absoluterLebensmittelpunkt.

In diesem Zeitraum habe ich einige derwichtigsten Freundschaften meines Lebensgeschlossen und die schönsten (aber auchein paar der frustrierendsten) Momentemeiner Jugend erlebt. Aber fangen wirl ieber von vorne an (wie langweil ig) .

This is how it all got started…

Die Wohnwelt faszinierte mich seit ich un-gefähr 1 3 war. Die vollgeballerten Fenster-scheiben, die rebell ische Attitüde und dieMenschen mit den bunten Haaren warengleichermaßen anziehend wie abstoßend.Hinter den grauen Eingangstüren musstesich, soviel war klar, eine ganz eigene Weltmit ihren ganz eigenen Spielregeln verber-gen.

Eines Tages, es war wohl so 2001 , nahm ichallen Mut zusammen, streifte mein für 1 2,50€ bei EMP bestelltes Che Guevara T-Shirtüber und begab mich gemeinsam mitmeinem besten Freund am frühen Abendzu einer Wohnwelttheke. Die verl ief – je-denfalls aus heutiger Sicht – erschreckendunspektakulär. Wir wurden zwar freundlichbegrüßt, ansonsten aber vollkommen igno-riert.

Also bestellten wir uns einen Kiba (damalstranken die Kids in der Wohnwelt immer Ki-ba. Trinkt Heute eigentl ich noch irgendje-mand Kiba?) und setzten uns leichteingeschüchtert in die dreckige Sofaecke,die uns wie ein mittelgroßes Paradies er-schien. Nach zwei, bis drei Kiba war esauch schon zehn, und wir mussten wiedernach Hause, damit es keinen Ärger vonMama und Papa gab.

Unser Einstieg in die Wohnwelt war alsodenkbar unspektakulär. Aus irgendeinemGrund kamen wir trotzdem immer wieder.Zunächst zu Konzerten, bei denen wir

schmerzhaftlernen muss-ten, dassPunks unter20:00 Uhr eher23:30 verste-hen, unsere Eltern unter 24:00 Uhr abernach wie vor 24:00 Uhr, sodass wir meistnur die erste halbe Stunde der Konzertemitbekamen.

Jedenfalls wurde unsere Anwesenheit vonden „alten Hasen“ doch irgendwannwahrgenommen. Wir wurden plötzl ich an-gesprochen, eingeladen und in Sitzkreisevon lauter 1 8-Jährigen einbezogen, wasfür das eigene jugendliche Selbstbewusst-sein natürl ich eine angenehme Sachewar. Jedenfalls habe ich damals gelernt,wie wichtig es ist nett zu „neuen“ Kids zusein, anstatt sie zu belächeln oder vonoben herab zu belehren.

Ein nachhaltig traumatisierendes Ereigniswar mein erster Plenumsbesuch. Leutesprangen auf Sofas, schrien sich an, stürm-ten aus dem Raum, stürmten wieder hin-ein, schrien noch lauter. In meinerErinnerung wurde auch mit Flaschen ge-worfen, was vermutlich nicht der Realitätentspricht, sondern höchstens irgendwannspäter mal passierte. Es war der absoluteHorror. Auf dem Rückweg mit dem Fahrraddurchs Industriegebiet musste ich mit denTränen kämpfen. Ich kam natürl ich nächs-te Woche trotzdem wieder.

„Du kannst mit Träumen nicht diskutieren –Du kannst sie träumen oder verlieren“(…but alive)

Es kam wie es in der Wohnwelt eben sokommt: Wir gingen bald nicht mehr nur zuKonzerten, sondern saßen selbst an derKasse. Unsere Eltern gaben es irgendwannauf mit pünktl icher Rückkehr zu rechnen,oder hielten uns für alt genug um längerals 24:00 Uhr unterwegs zu sein. Wir mach-ten unsere eigene Thekenschicht, räumtendie Wohnwelt auf, machten die Wohnweltwieder dreckig, strichen das Cafe tage-lang neu, bespritzten die neu gestricheneDecke mit Bier usw. usf.

2002-201 0

6

Page 7: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Mit den Jahren wuchs die Menge an Auf-gaben: Einer kümmerte sich um die Ge-ma, die andere um den Kontakt zu Bands.Alle gemeinsam schlugen wir uns mit derStadt und dem Dreck in der Wohnwelt her-um. Wir verbrachten so sinnlose wie schö-ne Tage und Nächte in Cafe, obererEtage und Konzertsaal. Irgendwann war esnicht mehr bloß „die“ Wohnwelt sondern„unsere“ Wohnwelt.

Wenn ich diese Zeit zusammenfassenmöchte verfalle ich in Floskeln, die wie bil l i-ge Lügen aus dem erzwungenen Erfah-rungsbericht über ein Auslandssemesterklingen, aber dennoch wahr sind.Ich habe in der Wohnwelt gelernt gemein-sam mit anderen die eigenen Wünsche zurealisieren. Ich habe gelernt, wie anstren-gend und wunderschön zugleich es ist, imKollektiv gleichberechtigte Entscheidun-gen zu treffen und auf andere MenschenRücksicht zu nehmen. Ich habe gelerntwas es heißt, Kultur und Politik jenseits vonKommerz und Staat zu organisieren.

Ohne die Wohnwelt wäre meine Jugendsehr viel langweil iger gewesen und ich wä-re heute vermutlich sehr viel dümmer.

„All of old. Nothing else ever. Evertried. Ever failed. No matter. Tryagain . Fail again . Fail better. "

(Samuel Beckett)

Und das ist es auch, was die Wohnweltnach wie vor ausmacht: Sachen auch maleigenständig organisieren, auf Autoritätenscheißen, Dinge neu erfinden, neu erfun-

den Dinge wieder abreißen, auf andereBedürfnisse Rücksicht nehmen und sich mitanderen fürchterl ich streiten. Es geht, in ei-nem Wort, um Selbstverwaltung.

Die Wohnwelt verändert sich naturgemäßstetig mit den Vorlieben der Menschen,die in ihr aktiv sind. Als ich in die Wohnweltkam gab es fast ausschließlich Punk Kon-zerte und höchstens mal eine Gothic Party(Krass, geht eigentl ich irgendjemand aufdieser Welt noch auf Gothic Partys?) . Spä-ter gab es ab und an auch mal elektroni-sche und Pop Musik. Irgendwann waren esdeutl ich mehr Electro-Partys als Punk Kon-zerte.

Das alles ist nicht so furchtbar wichtig.Wichtig ist, dass in der Wohnwelt weiterhinall die Kids zusammen kommen, denenSchützenfest und Autoscooter nicht alsKulturprogramm genügen. Und das dieseKids weiterhin versuchen etwas eigenes,anderes und neues zu schaffen.

Die Wohnwelt war, ist und bleibt Selbstver-waltung.Die Wohnwelt war ist und bleibt der Ver-such, der organisierten Traurigkeit des Dor-flebens zu entfl iehen.Dieser Versuch wird immer wieder schei-tern.Aber es ist das schönste Scheitern unseresLebens.

Sören Deister

7

Page 8: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Mein Name ist Daniel, 25 Jahre alt undmittlerweile Student im Master fürErziehungswissenschaft in einer nichtweiter nennenswerten Stadt in NRW. Ichbin seit Sommer 2004 Lebensträumer, auchwenn meine aktive Zeit mittlerweile inweite Ferne gerät.Ich bin das erste Mal mit 1 4 Jahren in dieWohnwelt gekommen um mir einHardcore-Punk Konzert anzuschauen.Auch wenn meine Eltern mir dafür denKopf abgerissen haben, mir hatsverdammt gut gefallen und mich von demLaden und den Leuten unglaublichbegeistert! Ich war zu der Zeit auch vielauf dem Bauhof und habe eine MengeAktionen vom städtischenFerienpassangebot und so mitgemacht,aber abends hat der Bauhof eben dieTüren zu geschlossen und außerdemhaben die Sozialarbeiter*innen auch mehrgenervt als geholfen. Wir waren ebenJugendliche mit einem eigenen Kopf undwir wollten uns nichts von denen erzählenlassen…Dann war da die Wohnwelt. Eingeheimnisvoller Ort, an dem wir zunächsterstmal den Freiraum hatten den maneigentl ich nur aus idealistischen Teeny-Soaps kannte. Ein Ort an dem wir unserenjugendlichen Leichtsinn ausleben konnten:Wände anmalen, nicht immer gleichaufräumen, Musik aufdrehen, Sachenkaputt machen… Aber wir merkten auchschnell, dass Freiraum Verantwortungbedeutet: StundenlangePlenumsdiskussionen, Konzerteorganisieren, Aufräumen und ungebeteneGäste zur Vernunft bringen. Ich habe sogut wie jede freie Minute meiner Teenage-Jahre in der Wohnwelt und für die

Wohnwelt verbracht. Ich habe dortgelernt zu leben, unabhängig zu sein, eineeigene Meinung und Menschenverstanderlangt und vor allem den Umgang mitKritik und Problemen erlernt.Als uns 201 0 die Stadt den Vertragkündigte war dies nicht nur ein Vorgehengegen den Lebenstraum e.V.. Für michwar es ein Angriff gegen mich und gegenalles was ich bis dahin hatte. Dass dieStadt uns damals so viele Steine in denWeg gelegt hat, dass uns allePolitiker*innen (außer den Grünen)förmlich ins Gesicht gespuckt haben unddass niemand die Wohnwelt als dasverstanden hat, was sie für mich und allemeine Freund*innen war, das werde ichwohl niemals verzeihen können.Daher bin ich unerdenklich froh, dass derLaden heute noch genauso wie damalsbesteht und dass neue Generationen vonWunstorfer Kids die Wohnwelt alsdenselben Freiraum, denselbenmagischen Ort und dieselbe Chanceerleben wie ich und mein damaligerFreund*innenkreis es gemacht haben.Jedes Mal, wenn ich das blaue Hausbetrete, weiß ich, dass ich zu Hause bin.Und ich bin so dankbar, dass ich diesenZufluchtsort habe, ohne den mirwahrscheinlich der Kopf geplatzt wäre,denn das Groß werden imspießbürgerlichen Wunstorf ohne [einen]Lebenstraum muss der Horror sein.

Daniel Hildebrandt

8

Page 9: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

“What do you mean it's time, time for me to growup? I don't want any part. It's right to follow my he-art!“ (Goril la Biscuits: 1 989)

In einer langweil igen und beschissenen KleinstadtAlternativen zu finden, Plätze, Orte, Räume, an de-nen man sich frei entfalten kann, ist für Jugendlichealles andere als einfach. Als wir unseren Platz im Al-ter von 1 3, 1 4, viel leicht 1 5 Jahren in einem merk-würdigen, unkonventionellen und mit dreckigenFenstern getarnten, blau gestrichenem Haus amWunstorfer ZOB fanden, begegnete uns ein Ort, derunser Leben entscheidend prägen sollte. Wir warenAußenseiter, wir waren die Kids, die nicht auf Schüt-zenfeste gehen wollten, die lieber skaten gingen,anstatt Roller-Tuning cool zu finden und die dieWohnwelt als Fluchtpunkt vor nervigen Eltern, auto-ritären Lehrern und spießigen Gutbürgern auser-wählten.Wohnwelt, das bedeutete für uns Punk sein. Wirhatten zerrissene Kleider, Shirts von schlechtenBands und Buttons gegen Nazis, Cops und CDU aufunseren Jacken. Wir hatten Ideale und die Wohn-welt wurde zu einem Ort, der uns die Identität zueben diesen gab. Jedes Wochenende zog es unsin die Wohne, wir sahen die größten Bands der Sze-ne, wir wurden mit harter Musik, cleveren Textenund ergreifenden Ansagen sozialisiert und auchpolitisiert. Hardcore und Punk bestimmte unserenLebensinhalt und das blaue Haus am ZOB unsereHerberge im Kampf gegen den Normalzustand dadraußen.

„ I’ve got my shit together, at least I know where Ibelong! I found my place in this crazy world that gi-ves me strength for going on. ”(Highscore: 2002)

Die grünen Haare gingen, die Ansichten bliebendieselben. Auch der normative Fleischkonsum, beieinigen sogar der Drogen- und Alkoholkonsum,wurde überwunden und die Ideale halten sich bisheute. Die Wohnwelt, das ist unser zu Hause, Hard-core, das ist unser Sein in einer world of shit.Vor mehr als fünf Jahren nahmen wir das Veranstal-tungs-Ruder in die Hand und organisierten die ers-ten Shows mit lokalen, aber auch überregionalenBands. Vor ca. 3 Jahren entstand die Punk und HCKonzi-Gruppe „evil.monkey.shows“.

Für uns war die Wohnwelt ein Freiraum, in dem wirPlatz fanden unsere counter-culture auszuleben,unsere Do-it-Yourself Lebensweise zu behaupten,frei von Gewalt, Konkurenz, Sexismus und all denanderen alltäglichen Widerlichkeiten der (Post)Mo-derne. Das Zentrum etablierte sich trotz provinziel lerLage zu einem Angesehenen Ort der Hardcore-Szene und wir konnten großartige Bands aus allerWelt auftreten lassen!201 0 sollte die Wohnwelt jedoch die Realität einho-len. Die Stadt Wunstorf nahm uns nach langen, ak-tuell immer noch andauernden, Streitigkeiten die

oberen Räume weg, zerstörte unserer Infoladen alspolitisches Herzstück des Hauses und legte uns alsVeranstalter_innen von gelebter Soziokultur enor-me Hürden in den weg. Durch die Bürokratisierungvon autonomen Strukturen, durch die Raumnahmeund den Ersatz durch kühle, triste und mehr als sinn-freie Sozialarbeit und durch den städtischen Ver-such Kontrolle über etwas aus bürgerlicher SichtUnverständliches zu nehmen, ist es für uns mittler-weile eine große Herausforderung geworden Kon-zerte zu organisieren. Wir müssen Veranstaltungenbei den Bullen anmelden, obwohl seit Jahren nichtmehr zu nennenswerten Streit kam, wir müssenBands zwischen den Gästen rumhängen lassen,weil uns der Zugang zum Backstage verwehrt wird,auch die Dusche ist nicht zugänglich für Künst-ler_innen nach dem Auftritt und vor allem habenwir keine Möglichkeit tourende Bands im Haus un-terzubringen, da uns die oberen Räume als Schlaf-plätze nicht mehr zu stehen.Aus diesen Gründen mussten wir in den letzten 1 2Monaten einige Bandanfragen canceln, denn derorganisatorische Aufwand für Schlafplätze usw. warfür uns nicht möglich.Es schmerzt bei jedem und jeder Einzelnen undmacht uns unfassbar wütend, dass die StadtWunstorf und der verlogene Rat uns unsere Räume,unseren Lebenstraum, genommen haben, unserBüro, den Infola-den, die Konfe-renzräume etc.zerstört haben unsdiese in einem wi-derl ichen deut-schenEinheits-Büro-Lookgetüncht haben.Diese Räume ste-hen so gut wieleer, werden nurselten von Grup-pen genutzt, dieauch überall sonstUnterkunft findenwürden, wir alsNutzer_innen und Liebhaber_innen von Autonomieund alternativer Lebensweise werden jedoch wei-ter kämpfen, weiter demonstrieren und die Stadt-Bürokrat_innen weiter hassen.

“We won't take any shit and we're not about toleave. Just cause you don't like who and what wewant to be. Who are you to say what's wrongwhat's right? If it's what it takes, we're ready tofight!” (Negative Approach:1 982 )

Wohnwelt bleibt unser Lebenstraum, unsere Liebe &unsere Identität. No Spiritual Surrender. Scheiß StadtWunstorf.

Evil .monkey.shows.(Blaue Zeile Dez.201 1 )

Wohnwelt bleibt Hardcore!Vom Hardcore DIY Label Evil Monkey Shows

9

Page 10: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

Ich bin 2009/1 0 durch Skaten und Partyszur Wohnwelt gekommen und bin seit201 0/1 1 selbst aktiv. Damals haben einpaar Leute die Idee entwickelt, im Garteneinen Skatepool zu bauen. Das war dannauch sehr unkompliziert möglich und daich selbst fast jeden Tag skaten war, habeich mit angepackt. Wie in den meistenStädten waren wir als Skater unzufriedendamit, was die Stadt an Möglichkeiten zurVerfügung gestellt hat, aber es war einumso tolleres Gefühl selbst etwas zu schaf-fen und dabei erstmal die Bürokratie außerAcht zu lassen.

Der DIY-Charakter der Wohnwelt hat michallgemein fasziniert: Statt sich nur zu be-schweren oder aus Angst, Dinge nicht zuschaffen oder zu dürfen, alles sein zu las-sen, wird es einfach ausprobiert und dasErgebnis ist häufig besser als gedacht. DieMenschen haben sich mehr Hilfsbereit-schaft, Offenheit und Respekt entgegen-gebracht, als ich es von anderenStrukturen und Personen gewohnt war. Ichhabe dort einfach das Gefühl gehabt,ernst genommen zu werden. Aus heutigerSicht hatte das viel damit zu tun, nicht bzw.weniger auf mein junges Alter oder meinAussehen, das nicht dem Stereotyp vomgroßen, starken Mann entspricht, reduziertzu werden. Stattdessen habe ich eineMentalität kennen und schätzen gelernt,nach der Menschen einfach sie selbst seinkönnen, solange sie anderen damit nichtschaden, und in der sozialen Konstruktenwie Geschlecht, Herkunft, Sexualität, Alter,usw. möglichst wenig Bedeutung gegebenwird.Endgültig begeistert war ich, seitdem ich201 1 mit 1 6 mein erstes Hip Hop–Konzert or-ganisieren durfte: Die Wohnweltler_Innenhaben mir sehr viel dabei geholfen undmich bestärkt. Ich hätte nie gedacht, dassich dann so viele Konzerte mit bekanntenRappern und guter Resonanz organisieren

könnte. Auchdass ich in derZeit schonKassenwart geworden bin, hat mir gezeigtwie vertrauensvoll das Plenum ist und wieunkompliziert Menschen sich in der Wohn-welt ausleben und gleichzeitig Verantwor-tung übernehmen können.Neben der Möglichkeit, sich aktiv undkreativ selbst zu verwirkl ichen war, ist undbleibt die Wohnwelt vor Allem ein Rück-zugsraum: Für mich war es wie für viele Ju-gendliche vor allem ein Gegenpol zuAutoritätspersonen in der Schule und im El-ternhaus. Allgemein bietet sie mit dem An-spruch, Diskriminierung und Hierarchienabzubauen einen sehr wertvollen, wichti-gen Raum. Zwar lässt sich nicht bestreiten,dass nicht alles sinnvoll ist, was pubertie-rende Jugendliche so tun, wenn sie Ruhevor nervigen Autoritäten haben, aberletztendlich macht auch genau das dieWohnwelt aus: Denn in einer fehleroffenenAtmosphäre kann (Selbst-) Reflexion vielfreier und nachhaltiger passieren und daskann einen sehr positiven Teil zur Persön-l ichkeitsentwicklung beitragen.

Auch wenn die Wohnwelt für mich zu somanchem Konflikt mit Eltern, Mitschüler_In-nen, anderen Wohnweltler_Innen, derStadt und Leuten, die die Wohnwelt an-greifen wollten, geführt hat, war sie dochdas Beste was mir im Leben passiert ist.Ich hoffe die vielen neuen Leute, die sichin letzter Zeit als Wohnweltler_Innen identi-fizieren, können die Stadt bald aus deroberen Etage vertreiben und noch ewigdieses in Wunstorf definitiv einzigartige Pro-jekt am Leben erhalten und weiterentwi-ckeln.

Free your mind and your ass will follow!

Dosenbier statt Teeküche!

Gerald

2009-201 5

1 0

Page 11: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?

„Die Wohnwelt? Ist das nicht das blaueHaus am ZOB, wo es immer dreckig aus-sieht und über das so oft negative Berich-te in der Leine-Zeitung stehen? Da sollteman lieber nicht hingehen!“ höre ich vonvielen Leuten.

Selber kennengelernt habe ich die neueWohnwelt erst, als meine eigenen Jungs,einer nach dem anderen, die Wohnweltbesuchten und sich dort auch engagier-ten.Ganz neu für mich war, dass ich als „Alte“von meinen Kindern zu den Veranstaltun-gen eingeladen wurde. Nicht nur Musik,sondern auch Vorträge werden ja organi-siert. Themen über Rassismus, Gewalt imZusammenhang mit Fußball,… Das erschi-en mir eine gute Möglichkeit, den Ladenvon innen kennen zu lernen. Die Stühleund Sofas waren alle Unikate. Die Thekeund die Wände waren mit Sprüchen über-säht. Der Veranstaltungsraum gänzlichschwarz. An der Decke ein monströses Et-was. Wir nahmen so nach und nach Platz.Junge Menschen…, nein, da war noch einälterer Herr und…da noch eine Frau, sonstschaute ich nur in Gesichter von jungenMenschen. Nach dem Vortrag gab eszum Selbstkostenpreis ein Gericht, selbstgekocht. Jeder bezahlte so viel ihm mög-lich war. Freundlichkeit kam mir entgegenund … Interesse. „Wie siehst du das ei-gentl ich?“ fragte mich Nele und anderesaßen um mich rum und schienen an ei-nem Gespräch mit mir interessiert zu sein.Innerl ich fiel mir die Kinnlade herunter. Daschauten junge Leute mich an und nichtverlegen weg. Da wollten junge Leute einGespräch, setzten sich mit gesellschaftl i-chen Fragen auseinander, waren neugie-

rig auf die Meinung fremder – ältererMenschen.

Dies und das was ich danach noch erleb-te, hat in mir viel angestoßen. Ich fragtemich, was brauchen wir eigentl ich fürMenschen in der zukünftigen Welt? Wohinund Wozu sollte ich die Menschen in derSchule ausbilden?

Kreative Menschen, die, wenn Steine aufdem Weg liegen, andere Wege finden;die im Kopf, in ihren Gedanken beweglichsind, aber ihr Ziel nicht aus dem Auge ver-l ieren. Wie ein Segler, der auf Kurs ist, aberauch kreuzen kann, wenn der Wind dendirekten Weg nicht zulässt. SelbstbewussteMenschen, die nicht gleich aufgeben undfür ihre Sache einstehen. Menschen, dieoffen in die Welt schauen und offen ge-genüber allem Fremden sind. Menschen,die Menschenverachtendes klar eine Ab-sage erteilen. Menschen, die sich einmi-schen wollen in der Gesellschaft und inder Lage und wil lens sind ihre Meinungkund zu tun. Menschen, die es erlauben,dass jeder seine Meinung sagen darf.Menschen, die nicht nur an sich denken,sondern Verantwortung für andere undanderes übernehmen und sich dafür ein-setzen.

Solche Menschen habe ich hier erlebt –und ich glaube, dass l iegt an dem Rah-men, der Möglichkeiten, die die Wohnweltden jungen Leuten in ihrer Entwicklungbietet.

Glaubt mir, ich nehme Einiges mit in mei-nen Beruf hinein.

Anke Bendorf-Schneider

1 1

Page 12: ,@9?G6=D :CD - wohnwelt.blogsport.dewohnwelt.blogsport.de/images/Berichte5.pdf · c496? e?5 p36bb68:@?2=6? )oa76? je 36 >6? ?dbn86 je cd6==6? c:49 36: 56? ?cd:ded:@?6?