40
nr. 633 november 2008 Cheschwan 5769 Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1010 P.b.b GZ 03Z034854 W DVR 0112305 2.- GEMEINDE magazin Die

GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

nr. 633 november 2008Cheschwan 5769 Erscheinungsort WienVerlagspostamt 1010 P.b.b

GZ 03Z034854 W

DVR 0112305 € 2.-GEMEINDE

magazin

Die

Page 2: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

Täglich aktualisiert!

www. ikg-wien.atnews

eventspinwand

Medieninhaber (Verleger), Herausgeber: Israelitische Kultusgemeinde Wien.Zweck: Information der Mitglieder der IKG Wien in kulturellen, politischenund or ganisatori schen Belangen. Stärkung des demokratischen

Bewusst seins in der österreichischen Bevöl kerung. Sitz: 1010 Wien, Seitenstettengasse 4, Postfach 145.Tel. Redaktion/Sekretariat 53 104/271, Anzeigenannahme 53 104/272, Fax: 53104/279, E-mail [email protected]: AV+Astoria Druckzentrum GmbH, A-1030 WienAlle signierten Artikel geben die persönliche Mei nung des Autors wieder, die sich nicht immer mit derMei nung der Redaktion deckt. Für die Kaschrut der in der GEMEINDE angezeigten Produkte überneh-men Herausgeber und Redaktion ausdrücklich keine Verantwortung. Nicht alle Artikel, die in der Redak -tion einlangen, müs sen zur Veröffentlichung gelangen.

2 november 2008/Cheschwan 5769

GEmEinDEDie

AUS DEM BÜRO DESPRÄSIDENTENCausa Leopold 3

IN EIGENER SACHEALEXIA WEISS

Neue Serie: Hinter den Kulissen der IKGTeil 3: Personalverrechnung 6

ANNA-MARIA KLAGHOFER

Nachruf auf Dr. Zilk 8

POLITIKIN- UND AUSLAND

Schnitzmuster und Kornblumen im Parlament 1o

Protest gegen Khatami 11

UNHCR bezieht Stellung zum Asylquartier 12

Irene-Harand-Platz 12

Staatssekretär Winkler zumKampf gegen Antisemitismus 13

BETTINA WEISSENGRUBER

Instrumentalisiert Israel die Schoah? 14

Buch mit Hitlers Zeichnungenund Hitlers Lieblingsgericht 15

Fahnder hoffen auf Prozess ge -gen NS-Schergen Demjanjuk 16

Vatikan trifft in Budapest israelisches Großrabbinat 17

Antisemitisches 18

ULRICH W. SAHM

Obama-Reaktionen aus Nahost 19

LESLIE SUSSERBarack Obama und Israel 20

ISRAEL

Kommunalwahlen in Israel 22

Kommt es zumSiedleraufstand? 23

Peres-Ansprache auf inter religiöser UN-Konferenz 24

WIRTSCHAFTBank of Israel 25

Kika expandiert nach Israel 25

Ausgewertet werden Meldungen von: APA, JerusalemPost, Ha’aretz, MEMRI, Yediot Aharonot, Global intelli-gence centre, Walla, Y-net, israelnetz (inn), nahostfocus(NOF), ICEJ, Honestly-concerned, GMW, JTA, u.v.a.

WISSENSCHAFTIsraelischer Chemiker Mitgliedder Päpstlichen Akademie 26

Trinkwasser aus der Luft 26

JÜDISCHE WELTALEXIA WEISS

Wandel in der Wiener bucharischen Gesellschaft 27

ANDREAS TRÖSCHER

Die einsamen Toten aus derSeegasse 29

MARTA S. HALPERT

Letzte Spuren jüdischen Lebens in Tokaj und Mád 30

Panorama 32

KULTUR ANITA POLLAK

Wir sind geborene Tänzer 35

Auszeichnung für Lendvai 36

Der Fall Hilsner 37

PETER WEINBERGER

Überall & nirgendwo 38

Titelbild+Rückseite: Bushaltestelle in Jerusalem - Bild ohne Worte ...© Nati Shohat/Flash90

Dienstag, 25. November Donnerstag, 04. DezemberDonnerstag, 18. Dezember

PLENARSITZUNGEN 2008

INHALT &

@

„Taubstumme“ und Schwerhörige Juden und Jüdinnen wurden in denJahren 1938-1943 in der „Jüdischen Blindenanstalt, Taub stum men-und Krüppelhilfe - Hohe Warte 32“ betreut.

Leider wurden weit mehr als die Hälfte dieser gehörlosen jüdischenWienerInnen deportiert und ermordet. Im Rahmen des Forschungs -projekts „Gehörlose Menschen im Nationalsozialismus“ versuchen wirtrotzdem, so viele Lebenswege wie möglich nachzuzeichnen.

Eine Namensliste aus der Zeit ist ein wertvolles Dokument:

• Kennen/kannten Sie jemanden von der Liste?• Kennen Sie Nachkommen?• Wissen Sie, wo es noch Fotos aus dieser Zeit zu diesem Themageben könnte?

Bitte melden Sie sich beim Forschungsprojekt

„Gehörlose Menschen im Nationalsozialismus“, Dr. Verena Krausneker, Tel: 0699/12076617 oder

E-Mail: [email protected].

Danke vielmals!

Alberbach PaulAllina SiegfriedAntler IsraelAschkenasz SalamonBachrach BerthaBalsam SigmundBandler LudwigBeer EmilBettesch GustavBojdek IsraelBomse LeibBrecher BetholdBrecher ElsaBreuer FannyBrock SiegmundCrepka MayerEinöhrl ClaraEisner ChaimEisner CilliEisner LayaEisner MosesEpstein BerthaEttinger RuthFahrer IlliaFedrid KarlFedrid SiegfriedFeil MaxFränkel JosefFrankl ElisabethFrankl HugoFrankl JakobFriedmann HermannFrischmann EmmaGanz JulieGertler HeinrichGewirtz JakobHacker MaxHasterlik SalomonHecht SalomonHess Josef

Hirschfeld JosefineHirschler HeinrichKampf AlfredKampf SiegfriedKarp MosesKawer OsiasKestenbaum ElisaKestenbaum Samuel L.Klein LouiseKohn AdolfKohn LeopoldKorany GiselaKorn Moses Ladner PinkusLauterbäck HermineLederer AdolfLewit Simon, Dr.Lindenbaum AlfredLindenbaum ErnaLöwy JosefMainz RosalieMüller EduardMüller IdaNagelberg CäcilieNeumann Grte (=Grete)Nichtenhauser MaxOrmianer LeonPollak FannyPresser Ruchel Pummer PaulaRappaport FloraRath ClaraRattner HildeRattner IsidorRattner LillyRattner NellyReichmann AdolfReichwald H.Reininger HermannRoth Osias L.

Rubin FriedaRubin SchulimRubinstein H.Schlesinger GertrudeSchreiber BrunoSchwach MaxSepper AbrahamSiegelwachs AmalieSilberstein ChilekSilberstern EduardSilberstern ElsaSilberstern IsidorSilberstern OttoSpepper MaierSperling RobertSpiegel RosaSpieler MarkusSpitzer HumbertStern Felix A.Stern MoritzStiassny HansTaussig AlfredTheimer KlaraTilles MarieWachtel StellaWeihs LouiseWeinstein SofieWeintraub NathanWeiss FritzWeiss LeoWeiss OttoWeiss Sury G.Weissmann SamuelWiener RichardWilheim Theresie

Page 3: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

november 2008/Cheschwan 5769 3

Page 4: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

RAUBKUNST TATORT

DIE CAUSA LEOPOLD - Seit dem Be schluss desKunst rück gabegesetzes 1998 be müht sich die IKGdarum, dass die rechtmäßigen Ei gen tümerInnenihre Kunst wer ke aus der Samm lung Leopold zu -rück er hal ten. Die Bilder von Künstlern wie Schiele,Klimt oder Egger-Lienz wurden wäh rend des NS-Regimes entzogen und dann von der RepublikÖsterreich mit öffentlichen Gel dern für die Privat -stif tung erworben.Sammler Rudolf Leopold argumentiert, dass die Re -gelungen des Kunstrückgabe ge set zes nur für Bun -des museen und Samm lun gen gelten kön nen, nichtjedoch für Pri vat stif tungen. Rechts ex pertIn nen, dievon der IKG zu Rate gezogen wurden, widersprechen.

Anlass für die Dis kussion über Raubkunst in öster-reichischen Museen und Samm lun gen war die Be -schlagnahmung zweier Egon Schiele-Bil der aus derSammlung Leo pold 1998 nach einer Ausstellung imNew Yorker Museum of Modern Art. Seit Herbst1998 gibt es in Österreich ein Kunstrückgabe ge setz.Es regelt die Rückgabe von Raubkunst aus der NS-Zeit durch die zuständigen Mi nis ter In nen derBun des regie rung an die ur sprüng lichen Eigen tü -me rInnen oder deren Rechtsnachfolger In nen. DieSammlung Leo pold be findet sich als Privatstiftungin einer rechtlichen Grauzone und hat bisher nichtauf Restitutionsansprüche reagiert. Es stimmtzwar, dass die Regelungen des Kunst rück ga be ge set -zes sich nur auf Bun des museen und Samm lun genbeziehen. Eine Bestim mung, die Privaten die Rück -gabe von Raubkunst verbietet, enthält das Gesetzje doch nicht.

Mit einer politischen Aktion machte die Israe li ti scheKultusgemeinde Wien (IKG) am 9. November vordem Leopold Museum auf das Raubkunst-Dilem -ma der gleic h namigen Privatstiftung aufmerksam.Absperrbänder mit der Auf schrift „RAUBKUNST

TATORT” versperrten kurzfristig den Zutritt zum Mu se um.Pla ka te mit den zur De batte stehenden Kunstwerken fordern inAn lehnung an offizielle Fahndungs pos ter auf, die Restitutionzu unterstützen. Sie wurden unter anderem an Sicherheits-und Jus tiz behörden versandt.Fallbeispiel Schiele - Bildnis Wally - Schieles „Bildnis Wally“gehört Lea Bondi-Jaray. Rudolf Leopold weiß das. Er stand inpersönlichem�Kontakt mit der Ei gen tü me rin. Dennoch eigne-te er sich das Bild an und verschleierte seine wahre Prove ni - enz. 1998 wurde es in New York als während der NS-Zeit ge -raub tes Bild beschlagnahmt. Seit her prozessiert Leopold. DieKosten von bis jetzt über 5 Mio: Euro trägt der öster rei chi scheSteuerzahler.Fallbeispiel Schiele - Selbtsbildnis - Karl Mayländer wurde 1941nach Lodz de portiert und überlebte die Shoah nicht. Sein Ver -mögen wurde von der Gestapo eingezogen. Auch Schieles„Selbstbildnis mit roten Haaren und gestreif ten Ärmelschonern“.Rudolf Leopold wusste das – und kaufte es von Etelka Hof -mann, die allerdings nicht als rechtmäßige Erbin gilt. Son dernMayländers Neffe. Wir fordern: Die Restitution der Raub kunstim Leopold Museum.Fallbeispiel Schiele - Häuser am Meer - Die Nationalso zia lis tenhaben nicht nur echte Häuser beschlagnahmt. Auch solche inwertvollen Kunst werken. Zum Beispiel die „Häuser am Meer“von Egon Schiele. Ihre Ei gen tümerin Jenny Steinermusste 1938fliehen, das Gemälde wurde von den NS-Behörden zynischer-weise für die „Reichs flucht steuer“ verwertet. Rudolf Leopoldhat es im Wissen um seine Her kunft 1953 erworben. Und musses nicht zurückgeben. Er ist vom Kunstrückgabegesetz ausge-nommen…

Zum zehnjährigen Jubiläum der Beschlagnahmung in New Yorkund am Beginn des Gedenkjahres 2008 hat die IKG ein Rechts - gut achten des renommierten Verfassungsexperten Walter Berka vor -gelegt, das klarstellt, das Leopold Museum habe zwar die Rechts -form einer Privatstiftung, die Stiftung wurde jedoch „vom Bund maß - geblich finanziert, er beherrscht sie in organisatorischer Hinsicht undallfällige Vermögenseinbußen treffen letztlich den Bund als dendurch die Stiftung Letztbegünstigten.“ Aus verfassungsrechtlicherSicht gibt es somit keine Bedenken, das Kunstrückgabegesetz auf dieLeopold Museum Privatstiftung auszudehnen. Unter den Privat stif - tungen hat sie eine Sonderstellung, da öffentliche Gelder den Er werbder Sammlung, den Bau des Gebäudes und die Aufrechterhaltungdes Betriebes erlaubten und immer noch ermöglichen. Wolfgang Zinggl, Abgeordneter zum Nationalrat, fasste die Rolle desBundes treffend zusammen: „Die Tatsache, dass die Leopold stif tungeine Privatstiftung ist, entlässt die Republik Österreich nicht aus ih rerVerantwortung. Immerhin subventioniert sie das Museum 2008mit 3,7 Millio nen Euro, stellt die Hälfte des Stiftungsvorstandesund stellt das Museumsgebäude zur Verfügung. Das gierige Nicht-loslassen-Können unrechtmäßig erworbenen Eigen tums ist demStif tungszweck der Sammlung wenig zuträglich.“ Im März 2008richtete Bundeskulturministerin Claudia Schmied zur Lösungs fin -dung in der „Causa Leopold“ eine „Ad-hoc-Arbeitsgruppe“ ein. DieKommission kam laut Medienberichten vom 20. Oktober 2008 zudem Schluss, dass eine gesetzliche Regelung nicht notwendig sei.Bundesministerin Schmied setzt auf die Koo pe rationsbereitschaftdes Stiftungsvorstandes und rechnet mit der freiwilligen Rückgabevon Raubkunst. „Leopold weiß ganz genau, wem welches Bild ge hörtund wann es von wem gestohlen wurde“, gibt Ariel Muzicant,Präsident der IKG zu bedenken.

Weitere Informationen, Bilder und Video: www.raubkunst.at

AUS DEM BÜRO DES PRÄSIDENTEN

MÄDCHENENTFÜHRT

RAUBKUNST TATORT LEOPOLD MUSEUM

WER KENNT DIESEN MANN?

RAUBKUNST TATORT LEOPOLD MUSEUM

FÜNF HÄUSERGERAUBT

RAUBKUNST TATORT LEOPOLD MUSEUM

©an

wor

a.co

m

4 november 2008/Cheschwan 5769

Page 5: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

Alle

Son

derk

ondi

tione

n au

f ein

en B

lick:

T-M

obile B

usin

ess S

ervic

ewww.m

obile

2business.at

T-M

obile

: dar

über

spr

icht

die

gan

ze G

emei

nde.

Der

exk

lusi

ve T

arif

mit

eine

m b

eson

dere

n Vo

rtei

l

Mite

inan

der r

eden

Tarif

e ex

klus

iv fü

r di

e jü

disc

he G

emei

nde

Die

bes

ten

Tarif

e fü

r die

jüdi

sche

Gem

eind

e –

exkl

usiv

bei

mob

ile2b

usin

ess!

D

rei T

arifm

odel

le v

on T

-Mob

ile

Pens

ioni

sten

bes

onde

rs g

ünst

ig

kein

e G

rund

gebü

hr!*

m2b

-22

m2b

-15

m2b

-4

die

jüdi

sche

Gem

eind

e

Die

bes

ten

TD

ie b

este

n T

Mite

inan

der r

eden

die

jüdi

sche

Gem

eind

e

Mite

inan

der r

eden

arife

exk

lusi

v fü

r TTa

rife

exkl

usiv

für

arife

exk

lusi

v fü

r

D

rei T

m2b

-22

arifm

odel

le v

on T

D

rei T

D

rei T

arifm

odel

le v

on T

m2b

-4

m2b

-15

Page 6: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

6 november 2008/Cheschwan 5769

„Eine sehr bunteTruppe“Claudia Mandl leitet seit 2000 die Per -so nal verrechnung der Kultusgemeinde.An die 500 Personen, die als Angestellteoder frei für die IKG bzw. deren Töchterarbeiten, müssen Monat für Monat ihrGehalt bzw. Honorar erhalten. EineAufgabe, die viel mit Zahlen, aber auchviel mit Menschen zu tun hat.

VON ALEXIA WEISS

im Büro von Claudia mandl herrschtHarmonie. Vor allem seit sie 2003 ihreideale mitarbeiterin gefunden hat:Birgit Ogrisek. „Seitdem bin ich ein glück - licher Mensch“, erzählt mandl. „Sie istein Sonnenschein – und eine Früh auf -ste he rin.“ Sie selbst schlafe morgenslieber etwas länger. Da Ogrisek früherkomme und sie abends länger bleibe,sei das Büro nun meist zwischen 7.00Uhr und 19.00 Uhr besetzt. „Wirergänzen einander gut.“

Gutes Teamwork ist auch nötig, umdie vielfältigen Aufgaben der Abtei -

lung lediglich zu zweit zu erledigen.monatlich erfolgt die Abrechnungder mitarbeiter der Kultusgemeindeam Standort Seitenstettengasse sowievon ESRA, dem maimonides-Zen trum,dem Jüdischen Berufsbildungs zen -trum (JBBZ), der WVG (Wohn heim-Verwaltungs gesellschaft), der REV(Re alitätenverwaltungs- und –er hal -tungs gesellschaft) und der Zwi PerezChajes-Schule (ZPC). Bei den iKG-Töchtern stellen die jeweiligen Ge -schäftsführer mandl und Ogrisek dieDaten zur Verfügung, für die Arbeit -neh mer in der Seitenstettengasse istmandl direkter Ansprechpartner.

Darüberhinaus verwaltet die Ab tei -lung die Überstundenleistungen dermit arbeiter im Haus. „Wir haben keineStechuhr, aber eine Zeiterfassung. FünfAr beitstage nach dem Monatsletzten müs-sen die Listen bei uns sein.“ Das funkti o -niere natürlich nicht immer reibungs-los, ebenso wenig das Stechkarten sys -tem im maimonides-Zentrum. „Bei 130Leuten gibt es keinen Tag, an dem nichtjemand seine Karte vergisst. Dann mussdas gleich vor Ort im System korrigiertwerden.“

Urlaubs- und Krankenstandsver wal - tungen, die Einhaltung des Arbeit neh -merschutzes bei Schwangerschaften,Dienstreise-Abrechnungen, Rückla -gen bildung für akkumulierte Ur laubs - tage und Abfertigungen, statistischemo natliche Auswertungen, Ein zah lun -gen in die neuen Abfertigungskassen,das Erstellen der Dienstverträge, dieEndabrechnung, wenn Dienstnehmerausscheiden, das Abführen von Lohn -steuern, Krankenkassenbeiträgen undKommunalsteuer sind weitere Auf ga -ben, wie sie in jedem Betrieb zu erle-digen sind.

SERIE

Hinter den Kulissen – Die IKG Wien stellt sich vor

Teil 3: PERSONALVERRECHNUNG

serVice

erreichbarkeit der abteilung für Personalverrechnung:01/53 104 – DW 120

Leitung: Claudia mandl [email protected]

IN EIGENER SACHE • HINTER DEN KULISSEN

Page 7: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

IN EIGENER SACHE • HINTER DEN KULISSEN

november 2008/Cheschwan 5769 7

Anders als andere Unternehmenhat mandl aber auch viel Kontakt mitder magistratsabteilung 35 sowiedem Ar beitsmarktservice. Dann näm-lich, wenn es um die Beschäftigungvon nicht-EU-Bürgern geht. Etwa 30Pro zent der rund 500 mitarbeiter (An - ge stellte, Arbeiter, freie Dienst neh -mer, nebenberuflich Tätige) kä men ausStaa ten außerhalb der Europäi schenUnion, so mandl. „Das ist ein unheim-licher Papierkrieg.“ Jedes Jahr müssefür jeden Einzelnen der Aufent halts -titel verlängert werden – ebenso wiefür deren hier lebende Kinder undEhe partner. Das Gros der von der iKGbeschäftigten nicht-EU-Bürger kommtaus israel. „Vor allem unsere Sicher heits -kräfte, aber auch Rabbiner, Lehrkräfte –Hebräischlehrerinnen zum Beispiel.“

Stichwort Lehrerinnen: vor allemim Bereich der Volksschule arbeitenviele orthodox lebende Frauen, selbstmüt ter einer großen Kinderschar. Fürmandl gehört es inzwischen zum All -tag, dass von den LehrerinnenSchwan gerschaften gemeldet werden.im Ein- bis Zweijahrestakt Kinder zubekommen, ab dem Zeitpunkt derHoch zeit bis mitte 40, sei ganz nor-mal. Die Lehrerinnen würden meistaber nach Ende des mutterschutzeszwei bis drei monate nach der Geburtwieder an die Schule zurückkehren.„Das familiäre Betreuungsnetz funktio-niert immer sehr gut.“ Dann trete wahr -scheinlich schon eine Kollegin denmut terschutz an. „Es geht sich jeden-falls immer aus.“

Anders als in anderen Unterneh mensind die mitarbeiter der iKG nachden unterschiedlichsten Kollektiv ver -trä gen beschäftigt – vom „Kollektiv -vertrag für Dienstnehmerinnen derprivaten Krankenanstalten“ über den„Kollektivvertrag für Vertragslehrer“bis zum „Kollektivvertrag für Ange -stellte in privaten Kinderbetreu ungs -einrichtungen“. Und es müssen diejü dischen Feiertage berücksichtigtwerden. Für mitarbeiter der iKG gilt:sie sind ebenso frei wie die gesetzli -chen Feiertage, so nicht wie im Pfle ge -bereich Rund-um-die-Uhr-Dienstevorgesehen sind. „In dienstnehmer-freundlichen Jahren sind dies bis zu elf zu -sätzliche freie Tage, in dienstgeberfreund-lichen Jahren sind es fünf“, sagt mandl.

Gefordert sind die beiden auch beimThema Förderungen. Denn die iKGversucht, für ihre mitarbeiter jedemögliche Förderung zu nutzen, wieetwa die Comeback-Hilfe des Ar beits -marktservices für Frauen ab 45 undmän ner ab 50 Jahren. Und andererseitsbenötigen viele mitarbeiter die Hilfeder Personalverrechnung, um Wohn -bei lhilfe, einen Beitrag zum Kin der -garten- oder Schulgeld oder Ähn li cheszu erlangen. Die Personal ver rech nungstellt hier entsprechende Bestätigun -gen aus. Bestätigungen über ein re -gelmäßiges Einkommen werden auchvon mitarbeitern aus Russland benö-tigt, die Familienmitglieder nach Wieneinladen möchten. Auf der Botschaftmuss dazu der entsprechende Ein -kom mensnachweis erbracht werden.Oder Dienstnehmer benötigen eineBe stätigung, um ihr Visum verlängernzu können.

„Die Vielfältigkeit der Personen, diewir abrechnen, macht Spaß“, betontmandl. „Es ist wirklich eine sehr bunteTruppe aus den verschiedensten Bereichen.Es gibt die sehr Intellektuellen aus derAnlauf stel le, die ganz anders sind als dieMit ar bei ter im Immobilienbereich, dieMitarbeiter im pädagogischen Bereichund auf den Kran kenstationen wiederumsind sehr so zial orientiert.“ „DieTätigkeit ist interessant und abwechs-lungsreich und nie langweilig“, pflichtetihr Kollegin Ogrisek bei. „Und esändert sich auch gesetzlich viel. Immerwieder gibt es neue Regelungen – teil-weise im Halbjahrestakt.“

Am stressigsten ist für mandl undOgrisek jeweils die dritte Wocheeines monats. „Am Monatsletzten müs-sen die Mitarbeiter ihr Gehalt am Kontohaben. Dazu muss das Geld dreiWerktage zuvor überwiesen werden. Diedritte Woche ist also immer die span-nendste.“ Obwohl sie nur zu zweisind, sei es noch nie passiert, dass das– etwa wegen Ur laub der einen undlängerer Krankheit der anderen –nicht geklappt hätte. „Wir sind sehrrobust“, sagt mandl. Ogrisek lacht.Die beiden haben sich wirklich ge -funden.

zur Person

Claudia Mandl, geb. 1965 in Wien, absolvierte eine Handelsakad emie. Da -nach war sie u.a. für eine Steuerberatungskanzlei tätig. Seit 1994 mit ar bei -te rin der iKG. Zunächst in der Buchhaltung beschäftigt, übernahm mandl2000 den Bereich Personalverrechnung.

Antiquitäten1010 Wien, Spiegelgasse 19

Verlassenschaften - Gemälde - Möbel

Silber-Porzellan-Bronzefiguren-Judaica

Ständiger Ankauf von Antiquitäten

unverbindlicher Hausbesuch

BarzaHlunG

Tel. 06991/785 1810 P. Kulcsar

www.kulcsar.at

A

N

K

A

U

F

A

N

K

A

U

F

Öffnungszeiten: Di–So: 10–18 Uhr

Sackstraße 18A-8010 Graz

T +43/316/[email protected]

www.stadtmuseumgraz.at

Eröffnung: 5. November 2008, 19.00 UhrAusstellungsdauer: 6.11.2008 – 22.3.2009

ÜBERLEBENSGESCHICHTEN

Am

10

. N

ove

mb

er

da

hat

‘s

lich

geh

eiß

en,

das

s d

ie S

ynag

og

e b

ren

nt

un

d in

d

er F

rüh

, zie

mlic

h

zeit

lich

, ist

die

Po

lize

i ge

kom

men

, al so

ic

h w

ar d

amal

s el

f Ja

hre

al

t,u

nd

hat

den

Pap

a ab

geh

olt

. un

d d

ie M

ama

hat

ges

agt

„Ku

rti,

lau

f sc

hn

ell

zum

On

kel J

osc

hi,

ind

d

er W

icke

nb

urg

gas

se, d

a au

f d

er S

eite

vom

Sch

loß

ber

g,

un

d s

ag

ihm

er

soll

von

zu

Hau

se

rau

s,

irg

end

wo

sic

h

entf

ern

en,

in

den

Wal

d

od

er s

o, d

as

sie

ihn

nic

ht

sch

nap

pen

. Un

d

ich

bin

ric

hti

g

sch

nel

l gel

aufe

n

zum

On

kel,

der

ist

no

ch im

B

ett

gel

egen

. B

is d

er a

ufg

esta

nd

en is

t, h

aben

sie

ih

n ja

ges

chn

app

t.

Ab

er d

ie F

ort

setz

un

g v

on

der

Ges

chic

hte

ist

näm

lich

fo

lgen

de:

mei

n

Pap

a, d

en s

ie in

d

er F

rüh

g

eho

lt h

aben

, d

er

ist

geg

en

Ab

end

na

ch H

au

s e ge

ko m me

n, w

ir h

aben

un

s fü

rch

ter

lich

g

efre

ut,

d

ie

Frau

en,

also

d

ie S

chw

este

r, d

ie

Ma

ma

un

d

die

sta

nd

en

hab en

sc

ho

n

ge

we

int

wir

se

hen

u n s e re

M

änn

er

nie

meh

r, d

er P

apa

ist

nac

h

Hau

s g

eko

mm

en

un

d

zwar

ei

n

Po lizei

off

izie

r o

der

wa

r‘s

viel

leic

ht

kein

Offi

zier

, mit

d

em

er

jah

rela

ng

kar

ten

ge

spie

lt

hat

,im K

aff

eeh

aus

in

d e r A n n e ns

tra

ße,

d

er

hat

ih m

g es a g t „ K om

me

n‘

s H

err

We

inb

erg

er,

da

hin

ten

, ko

mm

en

‘s m

itm

ir,

da

ist

ein

H

int

ertü rl,

da

kö nn

en ‘s r

au s

Eine Hör-Ausstellung von KiG! Kultur in Graz

Symposium der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft (ÖIG)

60 Jahre Israel im Spiegelbild österreichischer Zeitgeschichte

26.November 2008Dachsaal der Wiener Urania

Wiener Urania – Bildung im ZentrumInformation bzw. Kartenreservierungen

bei freier Sitzplatzwahl unter:Tel.: 01/ 712 6191 -25 oder -26

[email protected] Homepage: www.urania.vhs.at

r Östium deposymS

06

liscaeh-Isrischicerrer Öst

learsIerhaJ

t (ÖIG)afhllscen Gesehlisc

blegeipSmi

t (ÖIG)

dlib

retsö

D

Zrehcsihcier

N.62redlaashcaD

gphcihcsegtieZ

02rebmevoNarUreneiW

eth

800ain

mignudliB–ainarUreneiWresernetraK.wzbnoitamrofnIwztalpztiSreierfieb

:.leT 2-1916217/10naru@gnudlemnasruk

:egapemoH aru.www

murtneZmn egnureiv:retnulhaw

62-redo52t a.neiw-aita.shv.ain

Page 8: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

8 november 2008/Cheschwan 5769

POLITIK • INLAND

„ Ich möchte Sie namens der Stadt Wien[…]ganz herzlich imFest saal des Wiener Rathauses begrüßen.“ So eröffnete derWiener Altbürgermeister Zilk das erste von ihm initiierteHerzl-Symposion am 17.3.1996, das fast jedes Frühjahr wie -der bis zum Jahre 2004 stattfand. Da waren Persönlich kei -ten da wie Ruth Klüger, Uri Avnery, Erika Weinzierl, AriRath, Franz Kardinal König, Thomas Klestil u.v.m. Sie allewaren Zilks Wunsch nachgekommen, den Wiener Theo dorHerzl zu feiern und die Beziehungen und Zukunfts träu me„seines“ Wiens und dessen Jerusalems zu feiern und zube denken in Erinnerung. …„die Großen der Größten bis zuKarl Kraus haben nicht ganz verstanden, was dieses Buch [derJudenstaat] und dessen Inhalt in Wahrheit bringt und bedeu-tet. Aus Wien ist diese Idee hinausgegangen in die Welt, inIsrael ist sie verwirklicht worden. Der Widerstand ist geblieben.Solange es sich um geistige Auseinandersetzung und Wider standhandelt, findet das alles unser Verständnis, unser demokratie-politisches Verständnis;“ So verstand es Zilk, alle Herzen fürdas Thema Frieden, Frieden zwischen „Wien und israel“zu bewegen und den Funken für lehrreiche Diskussionenzu entfachen. Seine erste Begrüßung schließt er mit denheu te leider ebenso gültigen Worten: „und ich hoffe, in Ih remSinn zu handeln, wenn ich Sie bitte, dass wir uns für eine Mi -nu te des Schweigens erheben und an die Opfer, an die jüngstenOpfer der Terrorattentate in Israel denken.“

in seiner zweiten Begrüßungsrede bringt er sein Anliegenvon Verständigung und Freundschaft auf den Punkt: „Undgestatten Sie mir, […] dass ich einen Mann begrüße, der mit Wienseit 15 Jahren in besonderer Weise verbunden ist, ein ständigerGast ist, ein Freund dieser Stadt geworden ist, trotz allem was sieihm angetan hat, seinem Leben und seiner Familie, […] jenenMann, der der längst dienende Bürgermeister ist, den es auf derWelt gegeben hat, einen Mann des Friedens, der Verstän di gung,des Gesprächs, unseren, meinen großen Freund, den Bürger -meis ter von Jerusalem, Teddy Kollek.“ Der herzlich warmeAp plaus ist heute noch in meinen Ohren.2

Aber auch wahrhaftige Anschauung dunklerer (Wiener)Ge schichte scheut Zilk nicht, wenn er von Karl Luegerspricht als dem Erfinder des Vulgär-Antisemitismus. Dennwas ihn bewegte, war: „Diese Stadt und die Kultur diesesLandes ist mit dem jüdischen Bürgern untrennbar und auf ewigund immer verbunden,“ und was in motivierte: „Es gibt […] einMiteinander. Zumindest gibt es ein Miteinander-in-die-Zu kunft-Schauen. Und deshalb habe ich eingangs Teddy Kollek begrüßt.“

im Jahr 2000 musste Zilk Teddy Kollek aus der Ferne be -grü ßen: „Teddy Kollek hat uns ausdrücklich beauftragt Ihnenzu sagen, dass er wegen seines schlechten Gesundheitszu stan desdiese Reise nicht machen kann, aber in Gedanken jede Minutebei diesem Herzl-Symposion anwesend ist.“ Und er kann sichstolz und bewegt bei michael Häupl bedanken, der diesesSymposium als Zilks nachfolger im Bürgermeisteramtweitergeführt hat. Diese sehr persönliche und bewegende

Re de lässt ihn sogar an seine eigene Erziehung erinnern„durch meinen Vater, der ein glühender Österreicher war, [unddem er verdankt], dass ich zu jenen gehört habe, die nie auch nurin den Verdacht einer Annäherung an das Nazi-Lager gekommensind,“ und dies zeigt den Auftragswillen Zilks an alle Zu hö -renden.Aus heutiger Sicht und nach den letzten na tional rats wah lenfällt ein Absatz aus dieser Rede besonders auf: „Nachdemjeder weiß, dass ich ein sozialdemokratischer Bürgermeister warund dass ich sehr stolz bin, dass ich es 10 Jahre war, darf ich wohlsagen: das ist nicht meine Regierung [ÖVP-FPÖ-Koalition]. Mitdieser Regierung verbindet mich nichts und ich werde mich freu -en, wenn ich wieder einen sozialdemokratischen Bundeskanzlerhabe, damit es da kein Missverständnis gibt.“ Dieses Ge gen zei -chen Zilks möchte ich mit diesen Zeilen angesichts der letz-ten politischen Ereignisse in Österreich setzen und mei nerBesorgnis Ausdruck verleihen, wie es wohl ohne men schenwie Helmut Zilk für uns politisch weitergehen kann. ZilksAufruf an uns dazu:“ Urteilen sie also streng und hart, abernehmen Sie die Wienerinnen und Wiener und die Österreichernicht in Geiselhaft für jemanden, den wir alle nicht lieben, icham allerwenigsten.“

Beim vorletzten Symposium 2002 konnte Zilk Kollek wie-der nur aus der Ferne grüßen wegen seines schlechten Ge-sundheitszustandes und sein Herzensruf lautete da bei:“Jerusalem ist und bleibt die ideele Hauptstadt aller Juden, aberWien soll allen, die in der Diaspora leben, eine Heimat bieten.“Kollek ging 2007 in die ewige Heimat!

im Jahr 2004 fand dann das letzte Symposium statt; es wardas fünfte und gedachte nicht nur des 100. Todestages vonTheodor Herzl, sondern auch des Todes von Franz Kardi nalKönig. Zilks Rede spürte sich wie ein Vermächtnis an, wenner von Herzl sagt: […ihn] „nochmals zu verinnerlichen und seingeistiges Erbe mit aller Kraft zu verwalten. […] Er wird unver-gessen sein, wenn wir alle nicht mehr sein werden. Und, mei neDamen und Herren, lassen Sie mich mit einem Satz schließen,dem ich besonderes Gewicht geben möchte, und eines Tages wirdsein Traum wahr werden, der Traum von einem Is ra el, in demJuden, Christen und Muslime friedlich koexistieren können.“

Davon träume ich nach Zilks Tod, der mir unverges senbleiben wird, im Angesicht meiner Kinder und Schü ler -innen, auch für Wien und Österreich. Was ich dazu bei-tragen kann, werde ich tun! Wie die von mir organisierteSchulveranstaltung GegenZeichen von 7.-12.11.2008 imSchul zentrum Ungargasse 69, 3. Bezirk; mit Referentinnenwie Rudi Gelbard, Susanne Brandsteidl, Karoline T. Hef lin,asyl koordination, u.v.a.m.; um die november ereig nissein Österreich 1938 mit der jungen Generation zu bedenken.

1 Der Bericht, Theodor Herzl-Symposium, 1996-2004, Grußworte von Helmut Zilk zurBegrüßung, im Auftrag der Stadt Wien/MA 53.

2 Das Bild, das ich beim Symposium 1996 gemacht habe, zeigt, wie Teddy Kollek sein BuchEin Leben für Jerusalem für Helmut Zilk unterzeichnet; wobei es mir gelang, mit beidenfür mich sehr persönliche Worte zu wechseln…

Und eines Tages wird sein Traum wahr werden!aus den Begrüßungsreden von Helmut Zilk anlässlich des Herzl-Symposiums im Wiener Rathaus 1996 – 20041

Ein persönlicher Nachruf zum Tod von Helmut Zilk von Anna-Maria Klaghofer

POLI

TIK

Page 9: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • INLAND

november 2008/Cheschwan 5769 9

Der frühere Wiener Bürgermeister Dr.Helmut Zilk, der in seiner Hei matstadtWien, im Alter von 81 Jahren verstor-ben ist, verbleibt in Erinnerung als einFreund der Stadt Jerusalem und desStaates israel.

Eine enge Beziehung, die über politi-sche Zusammenarbeit weit hinaus-

ging, ver band Helmut Zilk mit TeddyKollek, dem langjährigen Bürger meis - ter von Jerusalem und Gründer derJerusalem Foundation.

in seiner Zeit als Bürgermeister er mög -lichte Zilk die ersten Kontakte zwi -schen den Städten Wien und Jeru sa lemseit dem Zweiten Weltkrieg. An zahl-

reichen Pro jekten in Jerusalem, u.a.der Errichtung des Heinz Nittel Ver -kehrs er zie hungs-Parks und des Jerusale -mer Lehrerfortbildungsintituts, hatteZilk entscheidenden Anteil.

Dank der von Zilk in die Wege geleite-ten Förderung konnte anlässlich des90. Geburtstags von Teddy Kollek daserweiterte Freilichtmuseum Ein Yaeleingeweiht werden. Zudem über -reichte Zilk dem neu eröffneten Herzl-museum ein Portrait Theodor Herzls.

Sein außerordentlicher Einsatz, auch inZusammenarbeit mit Landes haupt -mann und Bürgermeister Dr. michaelHäupl, ging über die Dauer seinerAmtszeit hinaus und wirkt auch nachseinem Tode fort. Zilks Einsatz inJerusalem bleibt un vergessen undsoll auch im neuesten Vorhaben, demDavid Yellin Lehrer aus bil dungsin stitu tes,geehrt werden.

Für sein langjähriges Engagement fürdie Bürger der Stadt Jerusalem wurdeHel mut Zilk im Jahre 2006 von derJerusalem Foundation mit dem Ted dyKollek Award ausgezeichnet.

Unser Beileid gilt besonders seinerlieben Frau Dagmar Koller.

Ruth Cheshin Internationale Präsidentinder Jerusalem Foundation

Jerusalem, 27. Oktober 2008

Jerusalem Foundationtrauert um Helmut Zilk

DEN TOD FÜRCHTEN DIE AM WENIGSTEN,DEREN LEBEN DEN MEISTEN WERT HAT.

IMMANUEL KANT

Tief betroffen trauern wir um einen aufrichtigen und

treuen Freund.

Israelitische Kultusgemeinde Wien

Page 10: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • INLAND

10 november 2008/Cheschwan 5769

Das kommt vom sprichwörtlichschlampigen Umgang mit unserer Ver -gangenheit: Seit gestern sitzt erstmalsein schlagender Burschenschafter mitSchnitzmustern (mensur) im Gesichtdem österreichischen Parlament vor.Was für ein Symbol! Auch fürs Aus -land, das Österreich eh immer wiederverdächtigt, mit seiner nazi-Vergan -gen heit nicht einmal einigermaßenim Reinen zu sein. mehr als die Hälf teder 183 Abgeordneten haben denFPÖ ler martin Graf zum Dritten Par -lamentspräsidenten gewählt. Obwohlder mann der Burschenschaft Olym -pia angehört, die häufig selbst übelstbeleumundete Rechtsextremisten ein-lädt. Wie den britischen Holocaust-Leug ner David irving, der im no vem -ber 2005 auf dem Weg zum Olympia-Vortrag in Wien verhaftet worden ist.Von dieser Partie, die nicht fähig ist,sich vom neonazismus zu distanzie-ren, will sich auch Graf nicht distan-zieren. Zwar hat er vor seiner WahlVer renkungen gemacht und in einerseltsamen Pressekonferenz den Ras -sis mus, Antisemitismus und natio -nal sozialismus verurteilt. Doch vonder grässlichen Olympia sagte er sichnicht los. Sie ist für ihn ein „Lebens -bund“, den man nicht einfach auf -kün digt. Diese Widersprüche und Un -gereimtheiten haben die Parla ments -mehrheit nicht gestört. Graf wurde se - henden Auges ins vierthöchste Staats -

amt befördert. Einziger Trost: Es warzumindest ein bisschen schlechtes Ge - wissen dabei. Wie sonst hätten Po -litiker wie der neue ÖVP-Chef JosefPröll mit teils krausen Erklärungendie Wahl Grafs öffentlich geradezu-biegen versucht. Pröll war zwar nichtder Einzige - außer den Grünen ha -ben alle davon geschwafelt, dass eseben gelebte „Usance“ sei, die dreigrößten Parteien Kandidaten für diedrei Präsidenten nominieren zu lassen- und sie auch zu wählen. nur amRan de: Wer sagt, dass diese seltsameRegel, die Größeren macht zuteilt, diegar nicht so toll demokratisch sind, umjeden Preis gelten muss? noch seltsa-mer war der Hinweis auch von Pröll,Graf sei schon okay. Sonst wäre er dochnicht schon 2006 auch Vorsitzender desparlamentarischen Bankenaus schus -ses gewesen. Einspruch: Dazu wurdeGraf nicht vom Parlament gewählt.Son dern nur von ein paar mitglie derndes Bankenausschusses - aus höchsttaktisch-pragmatischen Gründen. Da -mit dieser Ausschuss arbeiten konnte.Jetzt reichte diese zweifelhafte Re pu -ta tion, Graf zu einem der höchsten Re -präsentanten zu küren. Knapp da vorhatte Grünen-Chefin Eva Gla wisch nigwohl Recht wie noch nie: „Die Ent -scheidungen, die wir treffen, machen unszu dem, was wir sind“, warnte sie.

Wolfgang Simonitsch, „Kleine Zeitung“ 29.10.08

„Einer mit Schnitzmustern ist dasabsolut falsche Gesicht“

© M

ike

Ran

z

IKG-Protest gegen WahlMartin Grafs zum DrittenNationalratspräsidenten

Teilnahme an Sitzungen desKuratoriums des Nationalfonds bis auf

Weiteres ausgesetzt

Der Dritte Präsident des Nationalrats istdas vierthöchste Amt in unserer Re pu -blik und wird, anders als Par la ments aus - schussvorsitzende, vom Ple num desNationalrats gewählt.

Martin Graf ist Mitglied der Bur schen -schaft „Olympia“ und hat er klärt, Mit -glied zu bleiben. Dies, obwohl „Olym -pia“ laufend Holocaustleugner (DavidIrving), Nazis wie Dr. Norbert Burgerund Michael Müller („Mit sechs Millio -nen Juden, da fängt der Spaß erst an,mit sechs Millionen Ju den, da ist derOfen an“") und wie derholt Neonazisein lädt und eingeladen hat. Sie ist fürihn ein "Lebensbund".

Die Israelitische Kultusgemeinde hältdiese Mitgliedschaft mit der Position desDritten Nationalratspräsidenten für un -vereinbar. Der Vorstand der IKG hat da -her am Abend des 28.10.2008 einstimmigden Beschluss gefasst, bis auf Weiteresden Sitz im Kuratorium des National -fonds unbesetzt zu lassen. Die IKG pro-testiert damit gegen die „politische Usan -ce“ jener 109 Nationalratsab geordne ten,deren Wahlverhalten wenige Tage vor dem70. Jahrestag des Novemberpogroms("Kristallnacht") einer Verhöhnung derShoah-Opfer nahe kommt.

Presseaussendung der IKG

In Österreich war die blaueAcker blume zu nächst dasSymbol der alldeutschenBewe gung von Georg Rit ter

von Schö ne rer, die für die Ver ei - ni gung aller deutschsprachigen Völ kerun ter Preußens Führung eintrat. Alsdie NSDAP im Juni 1933 von Kanz ler En -gelbert Dollfuß verboten wurde, wurde- da Haken kreu ze und andere NS-Sym -bole verboten wa ren - die Kornblumezum Symbol für die Natio nalso zi alisten. Eine Korn blu me auf dem Re vers (oderda runter) war das Er ken nungszeichen- und jeder in Österreich wusste da mals,was es be deu tete. Zu konstituierenden Sit zun gen des ös -terreichischen Natio nal rates tragen seit2006 die Ab geordneten der FPÖ ne bender üblichen weiß-roten Schleife dieKorn blume.

Page 11: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • INLAND

november 2008/Cheschwan 5769 11

Herrn RektorO.Univ.-Prof. Dr.Georg Winckler Rektorat Büro AUniversität WienDr.-Karl-Lueger-Ring 1A-1010 Wien

O F F E N E R B R I E F

Magnifizenz, Sehr geehrter Herr Rektor,

Mit großer Genugtuung haben wir inletzter Zeit die Aktivitäten der Uni -versität Wien hinsichtlich der Auf ar -beitung der moralischen Defi zite derösterreichischen Gesell schaft in ih remVerhältnis zum Nationalso zia lis musund der jüdischen Gemeinde - etwahinsichtlich der noch offenen Frageder Sanierung der jüdischen Fried hö fe- zur Kenntnis genommen.

Bedauerlicherweise wollen nicht nurweite gesellschaftliche Kreise in Ös ter -reich das Geschehene wieder verges-sen und rufen nach einer Ab schaf fungdes NS-Verbots ge setzes, auch im Aus -land gibt es Regime, die ganz offendem Antisemitismus frönen und ho -lo caust-revisionistische Kon feren zenabhalten. Dazu gehört der Iran.

Es befremdet uns daher sehr, dass dieUniversität Wien am kommendenMontag, um 10:00 Uhr, den ehemali-gen iranischen Präsidenten Khatamidie Möglichkeit geben wird, zynischer-weise in der Vorlesungsreihe „Welt -ethos und Recht“ einen Vor trag zuhalten. Es ist bekannt, dass im IranAn gehörige sexueller Min der hei tenhin gerichtet und Frauen wegen Ehe -bruchs gesteinigt werden. Khata mi istVertreter eines Regimes, das nichtnur den Holocaust relativiert, sondernauch atomar aufrüstet und Ver nich -tungs drohungen gegen den Staat Is -ra el ausstößt, in dem sich 41 Prozentder jüdischen Weltbevölke rung befin-den.

NS-Gedenken und Appeasement ge -gen über dem Iran lassen sich nichtmiteinander verbinden.

Mit vorzüglicher Hochachtung,

Mag. Raimund FastenbauerGeneralsekretär des Bundes ver bandesder Israelitischen Kultusgemeinden

Am 25. Oktober nahmen Bundes prä si -dent Heinz Fischer und Wissen schafts - minister Johannes Hahn am Fest akt„35 Jahre Dialoginitiative St. Gabriel“teil, bei dem auch der iranische Ex-Prä -sident mohammad Kha ta mi an we sendwar. im Rahmen der Dialog ini ti ativehaben in den vergangenen Jah ren im -mer wieder Konfe ren zen stattgefunden,bei denen Vertretern der ira ni schenDiktatur ein Podium geboten wurde.

Das überparteiliche Bündnis STOPTHE BOmB, das sich gegen Ge schäf temit dem iranischen Regime engagiert,protestierte gegen die Ho fie rung desira nischen Ex-Präsi den ten an. Si mo neDinah Hartmann, die Spre che rin vonSTOP THE BOmB, verweist darauf,dass Khatami nicht die iranische Op -po sition verkörpert, sondern ei nenFlü gel der islamischen Republik: „Dasgeheime Atomprogramm des iranischenRe gimes wurde auch un ter der Präsident -schaft Khatamis betrieben. Die iranischeStudentenbewegung wurde massiv un ter -drückt. Khatami rechtfertigt die Todes stra -fe für Homosexualität, und während seinergesamten achtjährigen Amts zeit ging dieUnterstützung für die Hisbollah im Li ba -

non weiter, die Israel vernichten will.“

Literaturnobelpreisträgerin ElfriedeJelinek, die zu den Unterstützerin nenvon STOP THE BOmB gehört, kriti-sierte die österreichische Gesprächs be - reit schaft mit dem iranischen Re gi me:„Ein Dialog mit politischen Kräften, diemit allen Mitteln die atomare Aufrüstungbetreiben, um einen andren Staat zu ‘ver-nichten’, kann nicht als Dialog bezeichnetwerden.“ Als Alternative fordert sie dieUnterstützung der oppositionellenKräfte: „Es stünde den österreichischenRegierenden besser an, Vertreter der irani-schen Opposition zu begrüßen und zuermutigen, aber die sitzen zumeist schon imGefängnis, werden gefoltert und er mor det.So wird nun ein Schein opposi tio nel lerem pfangen, der niemals etwas gegen dieBe drohung Israels durch den Iran unter-nommen, sich nie davon distanziert hat.“

Auch Hiwa Bahrami von der Demo -kra ti schen Partei Kurdistan iran for-derte, die sä kulare Opposition im iranzu unterstützen: „Das Regime hat Zehn -tausende seiner Gegner hingerichtet undzahlreiche Oppo si tionelle im Aus land er -morden lassen. Ein Dialog mit Vertre terndes Regimes fällt der säkularen iranischenOpposition in den Rücken.“

Protest gegen Khatami in Wien

Page 12: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • INLAND

12 november 2008/Cheschwan 5769

Entgegen anders lautender Verein -nah mungsversuche durch eine politi-sche Partei gibt es vom Un-Flücht -lings hochkommissariat UnHCR kei-nerlei Persilschein für das KärntnerAsylquartier Saualm (Griffen). Diesstellte die Weltflüchtlingsor gani sa -tion klar. UnHCR hält dazu fest:

UnHCR weist die Kriminali sie rungvon Asylwerbern in diesem Zu sam -men hang und darüber hinaus auf dasSchärfste zurück. „Für Asylwerber“,sagt UnHCR-Sprecher Roland Schön -bau er, „gilt die volle Härte des Straf -rechts. Und das ist gut so. Aber solangeje mand nicht ver urteilt ist, gilt für ihnge nauso die Un schuldsvermutung wiefür jeden anderen. Wären die Asylwerberauf der Saualm Kri minelle, wie behaup-tet, säßen sie ja im Gefängnis. Ich warnePolitiker ausdrücklich vor der Ver brei -tung besorgniserregender Gerüchte.“

Der Lokalaugenschein hat ergeben,dass die Zimmer in Ordnung waren.Bei der Überprüfung durch UnHCRam 8. Oktober waren die Asylwerber– entgegen ersten Berichten – nichtwiderrechtlich eingesperrt, sondernkonnten sich frei bewegen.

Das Quartier liegt sehr isoliert auf1200 meter Seehöhe und hat nicht„Vor bildcharakter“ (wie behauptet).Diese Lage, 13 Kilometer von dernäch sten Ortschaft entfernt, macht dasmit wirken an Asylverfahren, die so -zi alen Kontakte, aber auch Sport oderDeutsch kurse sehr schwierig, von me -dizinischen notfällen ganz abgesehen.Daher sind entsprechende Trans port -möglichkeiten nötig.

Zudem bedarf es ausreichender Be -treu ung und mehr Beschäfti gungs -mög lichkeiten vor Ort, vor allem,wenn das Quartier auch in der kaltenJahreszeit betrieben werden soll. Wenndie Asylwerber über monate nur zwi-schen Tischtennis und Tischfußballwäh len können, wird ihnen dieDecke auf den Kopf fallen.

UnHCR zeigt sich abschließend undüber die Causa Saualm hinaus be sorgtüber die Folgen der Krimina li sie rungeinzelner unbescholtener Asylwerberfür die integration der anerkanntenFlüchtlinge und erinnert daran, dassdie Anerkennungsrate im Asylver -fah ren bei rund 40 Prozent liegt. „WerAngst vor Asylsuchenden sät, wird In te -gra tionsprobleme mit anerkannten Flücht -lingen ernten“, weiß Schönbauer.

Österreichisches Büro des UNHCR

Klarstellung: Kein UNHCR-Persilschein

für Asylquartier Saualm

Bei einer Gedenkveranstaltung desÖs ter reichischen Kamerad schafts bun -des (ÖKB) am Geschriebenstein wur -de von Unbekannten auch ein Kranzder „Kameradschaft IV, BezirksgruppeSüdburgenland" abgelegt. Das Doku -men tationsarchiv des österreichischenWiderstandes stuft diese Gruppie -rung als „rechtsextrem“ ein. FriedrichScheubrein, Präsident des ÖKB Bur -gen land, bestätigte gegenüber derAPA einen Bericht der BVZ und dis-tanzierte sich von der KameradschaftiV und dem Kranz.

Auf dem Kranz stand der abgeleiteteSS-Wahlspruch „Seine Ehre hieß Treu e“.Scheubrein zeigte sich verärgert: „DerKameradschaftsbund ist sozial tätig undversucht seit Jahren, von dem Image weg-zukommen.“ Die Gruppe war wedereingeladen, noch sei sie mitglied desÖKB. Der Kranz soll heimlich in dieKapelle getragen worden sein.

Burgenlands Grüne fordern einerestlose Aufklärung des Vorfalls. „DieSicherheitspolizeidirektion muss sich ein-schalten und die Staatsanwaltschaft mussermitteln“, erklärte Landesspre cherJosko Vlasich in einer Aussendung.

Bei der Polizeiinspektion Rechnitzliegt keine Anzeige zu dem Vorfall vor.Es werden Erhebungen durchgeführtund Kontakt zum Landesamt fürVerfassungsschutz zur weiteren Vor -gangs weise aufgenommen, hieß esauf Anfrage der APA.

Kranz mit SS-Spruch bei Gedenkstätte des ÖKB im Burgenland abgelegt

Gewinnbringende Bewirtschaftung seit 1959Hausverwalter

dkfm. Viktor & dr. Peter maierges.m.b.h.

Ankauf und Verkauf von immobilien jeder ArtA-1030 Wien Fasangasse 18

Tel.: 798 44 99 Fax:798 44 99-22www.hausverwalter.at

Platzbenennungnach Irene Harand

Im Andenken an Irene Harand hat der 4.Be zirk den bestehenden Platz vor der Pau la -nerkirche nach ihr benannt. Die Wied ne rinwar eine der bedeutendsten christlichenWi derstands kämp ferinnen gegen das NS-Regime.

irene harand(1900 - 1975) zähltzu den entschie-densten österreichi-schen Wider stands -kämpferinnen, dienoch zur Zeit derEr sten Republikent schlossen gegenden politischen An tisemi tis mus unddie schleichende Un ter wan derung Ös -terreichs durch den na tional sozia lis -mus auftrat. Be reits 1930 gründete dieKatholikin ge meinsam mit dem nach1938 in ei nem KZ er mor deten Rechts -an walt Moritz Zalman eine „Österrei-chische Volks par tei“, die als pronon-cierte „Anti-Hit ler-Be we gung“ zu denWahlen an trat. in der Zeit des autoritä-ren Stän de staa tes sammelte die kämp -ferische Frau ihre An hänger zu einer„Ha rand-Bewe gung“, die mit oft un -konventionellen Aktionen dem an -wach senden Antise mitismus gegen-übertrat. Ha rand gab weitverbreitetePublika tio nen und Zeitschriften her-aus und publizierte noch 1935 im Ei -genverlag ihre Streit schrift „Sein Kampf- Antwort an Hit ler“, in der sie mit auf-klärerischer Un beug samkeit Punktfür Punkt die antisemitischen Phra senin Adolf Hit lers „mein Kampf“ ent-larvte. Zum Zeit punkt des deutschenEin mar sches im märz 1938 befandsich die von den nazis mit Kopfgeldgesuchte Hitler-Gegnerin auf einerihrer vielen Vor trags reisen im Aus landund konnte sich daher in die USA inSicherheit bringen, wo sie 1975 in newYork ver starb. 1969 wurde sie vomHolocaust-museum Yad Vashem inJerusalem mit der medaille „Gerechteder Völ ker“ ausgezeichnet. im Jahr2004 er schien eine neuauflage vonHa rands „Sein Kampf“.

Page 13: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • INLAND

november 2008/Cheschwan 5769 13

„Antisemitismus ist ein noch immer sehrernst zu nehmendes gesellschaftliches Pro -blem. Er ist kein geschichtliches Phäno mengeblieben, sondern tritt leider auch heutenoch immer wieder in Erscheinung. KeinLand bleibt vor Revisionismus, An tise -mitismus und Extremismus verschont“,sagte Staatsekretär Hans Winkler an -lässlich eines hochkarätigen RundenTisches in der Hofburg zum Thema„Lessons learned? Holocaust remem-brance and combating anti-Semitismin 2008“. Organisiert wurde das Tref -fen vom OSZE Büro für Demo kra ti schein sti tutionen und men schen rech te(ODiHR) und der inter na tio na len Ho -locaust Task Force (iTF) anlässlich des70. Jahrestages der antisemitischenno vem ber po grome.

„Der Holocaust ist in seiner Beispiel lo -sigkeit für alle Zeit von universeller Be -deu tung. Wir dürfen uns jedoch nicht nurmit historischen, son dern müssen uns auchmit den aktuellen Formen des An ti se mitis -mus wissenschaft lich und gesellschaftspo-litisch kritisch aus einander setzen. Wir allehaben eine mo ra li sche Verpflich tung dafürzu sorgen, dass auch künftige Generatio -nen die Ur sa chen des Holocaust begreifenund über die Fol gen nachdenken. Das er -for dert Anstren gun gen auf allen Ebenenund in allen Bereichen - von der Politikbis hin zur Zi vil gesellschaft. Unab ding bar

dafür ist sicherlich der erleichterte Zugangzu In for mationen, zu Studien und Er -kennt nis sen. Informationen, die mittelsun terschiedli cher Medien einem interessier-ten Pu bli kum zugänglich gemacht wer denmüssen. Un schätzbarer Wert kommt hier -bei auch der Arbeit mit Zeitzeugen zu“,so Winkler, der in diesem Zu sam men -hang be son ders die Arbeit der inter -na tionalen Ho locaust Task Force unddie des OSZE Büros für Demokra ti -

(v.l.n.r.) Janez Lenarcic (ODIHR OSCE), Botschafter Ferdinand Trauttmans dorff (Vor sitz), Keynote Speaker Prof. Yehuda Bauer (Academic Adviser to the Task Force for International Coope -ra tion on Holocaust Education, Remembrance and Reseach).

„Wir müssen uns verstärkt mit den aktuellen Formen desAntisemitismus auseinandersetzen“

Staatssekretär Hans Winkler zum Kampf gegen den Antisemitismus

©H

opi-

Med

ia

Ehrung für Yehuda Bauer

Staatssekretär Hans Winkler zeichne-te am 30. Oktober Professor YehudaBau er, Ehrenvorsitzender der inter -na tionalen Holocaust Task Force(iTF), mit dem „Großen GoldenenEh ren zei chen für Ver dienste um dieRepublik Österreich“ aus.

Geboren 1926 in Prag, emigrierte Bauer 1939 nach Palästina, wo er seine internationale aka-demische Karriere begann und zu einem der weltweit führenden Forscher im Bereich desHolocaust wurde. Von 1996 bis 2000 war Bauer Leiter des International Centre for Holo caustStudies in Yad Vashem. Auch heute fungiert er noch, wie auch im ITF seit seiner Gründungim Jahre 1998, als wissenschaftlicher Berater. Bauer ist Träger des Israel-Prei ses 1998.Winkler unterstrich in seiner Laudatio, dass sich die Arbeit und das Wirken von Prof. Bauerinsbeson dere dadurch auszeichneten, dass er an Hand zahlreicher Studien immer wieder dieEinmaligkeit des Holocaust hervorhob, ohne andere Formen von Genozid oder Mas sen ver -nichtung außer Acht zu lassen und ohne die Würde der Opfer ein weiteres Mal zu verletzen.Bauer habe es geschafft, durch seinen Mut, seinen außergewöhnlichen Sinn für Sen si bili tä ten,aber auch durch seine Überzeugung und sein Streben die Zeit des Holocaust einer ra di ka lenEntmythologisierung zu unterwerfen und zu einer echten Kultur der Erinnerung bei zutragen.

sche insti tu tionen und menschen -rech te hervorhob. Österreich führtderzeit den Vorsitz in der iTF.

Winkler erinnerte daran, dass sichdie mitglieder bei ihrem Beitritt zuriTF zur „Stockholmer Erklärung“ be -kannt haben, die unter anderem dieUmsetzung und verstärkte Förde rungnationaler Politiken und Pro gram mezur Unterstützung der Bildung undFor schung auf dem Gebiet des Holo -caust und des Ge denkens vorsieht. „Esgibt gute Chancen, dass etwas verändertwerden kann. Nur müssen wir gemeinsaman einem Strang ziehen und die schreck -liche Wahrheit des Holocaust all jenen ge - genüber vertreten, die sie bestreiten“, soder Staatssekretär, der ausdrücklichbe tonte: „Das österreichische Ver bots ge -setz gegen die nationalsozialistische Wie -der betätigung ist und bleibt ein unver-zichtbarer Teil unserer Strafrechtsord -nung. Es dient nicht der Einschränkungder Mei nungsfreiheit, sondern ist ausunserer eigenen geschichtlichen Erfah rung,die wir gemacht haben, zu verstehen. Wirdür fen nie wieder ein Gedankengut zu las -sen, das auf Erniedrigung, Ent mensch li -chung und letzten Endes auf die Auslö -schung einer Bevölkerungsgruppe ausge-richtet ist.“

Page 14: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

Am 27. Oktober fand direkt nebendem Campus der Linzer Universität,in den Räumlichkeiten der Ka tho li -schen Hochschulgemeinde (KHG),eine gemeinsame „Gedenkver an stal -tung“ von „Pax Christi“ und den „Jü di - schen Stimmen für einen gerechten Frie denim Nahen Osten“, zur so ge nann ten nak - ba (Katastrophe), wie Pa lästi nen serihre niederlage im ers ten Krieg ge genden Staat israel und die Folgen dar-aus nennen, statt.  

nun hat jedes Volk das Recht aufsei ne eigene Betrachtungsweise seinerGeschichte, auf seine mythen und Le -genden. Problematisch wird es, wenndiese Betrachtungen und subjektivenBefindlichkeiten der Öffentlichkeit alsallein gültige objektive Wahrheit ser-viert werden.  

in mehreren Redebei trä gen und ei -nem Film präsentierte man israel alsDä mon und Gefahr für den Weltfrie -den, während  man den Palästinen sernund  der   Hamas vollkommene Ab so - lu tion erteilte. Da wurde einer terro-ristische Gruppe, die auf der ideolo giedes massenmörderischen Djiha dis musschwimmt und nicht nur israel von derLandkarte streichen will, son dern auchunter der eigenen Bevö ke rung fürmord, Folter und Elend verantwortlichist, die demokratische Le gi timationzu gesprochen. 

israel, das die einzige funktionieren-de Demo kra tie in der Region ist, durf -te sich als Schreckensherrschaft darstel-len lassen, die an den Palästinen sernei nen Genozid verübt. Hoffent lich nichtnur für kritische Geister stellt sich hierdie Frage, welche Vorstellung die „Jü -di schen Stimmen“ für einen gerech-ten Frieden im nahen Osten, aber voral lem Pax Christi, die sich ja der Um -set zung der menschenrechte ver-pflichtet füh len, von Demokratie, Frie -den und menschenrechten haben?

Die explizite Rede, vom an den Pa lä -s tinensern begangenen Genozid, wur - de durch Aussagen unterstrichen, indenen man Juden mit nazis gleichge-stellte. So wurden mit Bezug auf Erich

Fried, die während des Krieges pas-sierten Tötungen von Zivilisten  mitdem Warschauer Ghetto und die Füh -rer der nationalistischen militärorga -ni sa tion irgun  mit dem berüchtigtennS-massenmörder Jürgen Stroop ver-glichen. im vorgeführten Film hieß esdann weiter: „Es ist die Generation desHolocaust und ihre Nachkommen, die dieethnischen Säuberungen weiterführt. Mankann sagen, dass Israel die Palästinenserzu den Juden der Juden gemacht hat.“

Abgesehen davon, dass es keine eth -nischen Säuberungen gegeben hat unddie israelische Führung bereits da malsdas Töten von Zivilisten klar verurteil-te, steht der nationalistische Befrei -ungs kampf des jüdischen Volkes inkei nem Verhältnis zum massenmordan den Juden durch den nationalso zi -a lismus. Die direkte oder indirekteGleich set zung von Juden mit naziswird von allen seriösen institutionen,die sich mit der Thematik beschäfti-gen, als eindeutig antisemitisch klas-sifiziert.  

Dem nicht genug, wurde die Be -haup tung aufgestellt, das jüdischeVolk benütze seinen durch die Shoaer langten Opferstatus, um zuerst dieStaatsgründung israels durchzusetzenund dann seine „Unterdrü ckungs po li-tik“ gegen die Palästinenser zu recht-fertigen. Dies stellt nicht nur eine Ver -höhnung jener dar, die ermordet wur-den, weil ihre einzige Schuld darin be -stand, als Jude geboren zu sein, son-dern umgekehrt,  ihr Leid wird in stru - mentalisiert, um israel, dessen Wieder - errichtung auf einen Un-Beschlusszu rückgeht, in der Weltöffentlichkeitzu diskreditieren und ihm das Exis -tenzrecht abzusprechen.   

nichts gesagt wurde hinge gen  überdie Terroranschläge gegen jüdischeEin richtungen und die Britische man -datsmacht, mit denen die Araber lan -ge vor 1948 begonnen hatten. Selbst -ver ständlich wurde auch nicht auf dieRolle des Großmufti von Jerusalem,Hadsch-Amin Al Husseini, eingegan-gen, der in der nähe von nablus einarabisches Auschwitz errichten wollte

um die Judenfrage im nahen Osten zulösen, wofür er sich von Hitler persön-lich die Zustimmung holte. Der Groß -mufti bewunderte Hitler und leb tewäh rend der naziherrschaft zweiJahre in Berlin, wo er als Berater fürJu denfragen fungierte. Während sei-ner Zeit in Europa rekrutierte er imdamaligen Jugoslawien 20.000 musli-mische Freiwillige für die SS, die sichan der Ermordung von Juden in Kro -a tien und Ungarn beteiligten. Er wur -de in nürnberg zum nazikriegsver -bre cher erklärt und sowohl von Ju go s - lawien als auch von Großbritan ni enals Kriegsverbrecher gesucht. Doch esgelang ihm  sich nach Ägypten abzu-setzen, welches ihm bereitwillig Asylgewährte. Trotzdem wählte ihn  1948der   palästinensische nationalrat zumPräsidenten. Von vielen Palästinen sernwird er noch heute als national heldverehrt.

Totgeschwiegen wurde von den Ver -anstaltern auch die Tatsache, dass dieKatastrophe der Palästinenser nicht inder Existenz israels besteht, sondernda rin, dass arabische Staaten denFlüchtlingsstatus der Palästi nen ser be -wusst aufrecht erhalten, um eigenespolitisches Kapital daraus zu schlagen.Kein Wort wurde verloren, über dieunzähligen Angebote, die man den Pa -lästinensern machte und immer nochmacht, um einen eigenen palästinen-sischen Staat zu etablieren.  Die Ver -hand lungen in Camp David des Jah res2000, bei denen man den Pa läs ti nen -sern 97 Prozent der besetzten Ge biete,die Altstadt von Jerusalem ohne denjüdischen Teil und 30 mil li ar den Dol larfür das palästinensische Volk ge botenhat, bezeichnen die „Jüdi schen Stim -men“ als Lüge, die Ver hand lun genwur den laut ihrer Aussage nur zumSchein geführt, so wie nach ihrer Dar -stellung alle Verhandlungen die is raelführt, nur Scheinverhand lungen sind.

Arafat hat die Verhandlungen da -mals abgebrochen. Sein einziger Ge -gen vorschlag bestand darin, den Ter rorgegen israel in noch schärferer Formals davor wieder aufzunehmen und

Instrumentalisiert Israel die Shoa? VON BETTINA WEISSENGRUBER

POLITIK • INLAND

14 november 2008/Cheschwan 5769

Page 15: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • AUSLAND

K. Mallmann/M. Cüppers

HalbmondundHakenkreuz.Das DritteReich, dieAraber undPalästina.

Wissenschaft li cheBuchges., Darm -stadt • ISBN 978-353 4197293

Mit der Landung des Deutschen Afri ka korps inLibyen im Februar 1941 be gann die heiße Pha - se deutscher Inter vention im arabischen Raum.1942 existierten dann konkrete Pläne für eineAusweitung des Holocaust auf Pa läs tina un terMithilfe von arabischen Kollabo ra teuren.

Gemeinsam mit dem Stuttgarter His to rikerKlaus-Michael Mallmann hat Martin Cüp pers dieerste Gesamt dar stel lung der Beziehun gen zwi -schen dem nationalsozialistischen Deutsch - land und dem arabischen Nahen Os ten ge -schrieben.

In ihrer Studie zeigen die Au toren den prägen-den Einfluss des Nationalsozialismus auf diearabi sche Nationalbewegung. Anhand zahlrei-cher Beispiele weisen sie auf die Funktion desAntisemitismus als verbindende Ideolo gie hinund machen deutlich, dass das nationalsozia-

listische Regime im Vorderen Orient durch auseigenständige Interessen verfolgt hat. Da mitwenden sich die Autoren gegen die bislang vor-herrschende Forschungs mei nung, die eher vonunüberbrückbaren ideologischen Differenzenzwischen arabischen Nationa lis ten undNationalsozialisten ausging. Die Na -tionalsozialisten wollten 1942 auch in Pa läs ti naden Massenmord an den dortigen Juden or ga -ni sieren. Das dazu erforderliche deutsche Per - sonal wartete nur auf einen Marschbefehl, derallerdings durch Rommels verlorene Schlachtvor El Alamein letztlich nie erteilt wur de.

Einer der wichtigsten arabischen Bünd nis part - ner der Nationalsozialisten war Amin al-Hussei -ni, Mufti von Jerusalem und ein Verwandter desspä teren Palästinenser prä sidenten Jassir Ara -fat. Er wurde im No vember 1941 von Hitler per-sönlich empfangen und repräsentiert die brei-ten Sympa thien für den Nationalsozialismusun ter den arabischen Nationalisten.

In ihrer Studie untersuchen die Autoren den An teilNS-Deutsch lands an der Entwicklung des ara-bischen Antisemitismus.

Dr. Martin Cüppers, geboren 1966, ist wissen -schaftlicher Mitarbeiter der ForschungsstelleLudwigsburg an der Universität Stuttgart. Erstu dierte Geschichte in Trier und Berlin. 2004promovierte er an der Universität Stuttgart miteiner Arbeit über die „Wegbereiter der Shoah.Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichs füh rer-SS und die Judenvernichtung 1939 - 1945“.

november 2008/Cheschwan 5769 15

jüdische Studenten in Cafes, Zi vi lis -ten in Einkaufszentren, Kinder inSchul bussen in die Luft zu sprengen.Es ist nicht nur das Recht einesStaates, es ist die Pflicht eines jedenStaates, sei ne Zivilbevölkerung, seineFrauen und Kinder, vor Selbstmord -atten tä tern und Terrorismus zu schüt-zen. Dies als Un ter drückungspolitikge gen Pa läs ti nen ser darzustellen,heißt Ter ro rismus ge gen israelischeZivi lis ten zu befürworten und demjüdischen Volk das grundlegendstealler menschen rech te abzusprechen:Das Recht auf Leben.

Warum katholische initiativen, diesich nach ihrer Eigendefinition demFrieden verschrieben haben, für An ti -zionismus und das Schüren von Hassein Forum bieten ist nur schwer nach -vollziehbar. Sehr wohl nachvollzieh-bar ist, dass die „Aktion gegen Anti -se mitismus“ diese Veranstaltung alsantisemitisch einstufte. •

Europarat will Holocaust europaweit als Unterrichtsthema

Der Europarat will den Holocaustund die menschenrechtserziehungeu ro pa weit als Unterrichtsthema eta-blieren. Auch in den neuen EU-mit -glied staa ten sollte die Auseinan der -set zung mit der Judenvernichtung inDeutsch land zum Standard-Lehr stoffgehören, be tonte der General di rektorfür Bil dung beim Euro pa rat, GabrieleMazza, bei einer Kon fe renz in nürn -berg. Die Sen sibilisie rung für den Ho -locaust sei ein wichtiger Bei trag zurmenschen rechts erzie hung.An dem Treffen nahmen 80 Fach leu teaus 31 Staaten teil. Die Konfe renz soll -te unter anderem Anre gun gen für eineverbesserte men schen rechts er zie hunggeben. APA

Australien vollstreckt Sanktionen gegen Iran

Australien hat mit der Umsetzung dervon der UnO verhängten Sanktionengegen iranische, in nu kleargeschäftein volvierte Per so nen und institu tio -nen begonnen. Betrof fen sind vorallem die beiden Staatsban ken Melliund Saderat.Die UnO begrüßte das australischeVorgehen und drückten ihre Hoff nungaus, dass weitere Staa ten diesem Bei -spiel folgen werden.

lese-tipp

Flämisches Fernsehen: Show zuHitlers Lieblingsgericht

Trotz heftiger Proteste soll in einer öf - fentlich-rechtlichen Koch sen dung inFlandern das Lieblingsmenü vonAdolf Hitler auf den Tisch kommen.Um den Fisch für die „Forelle in But -tersauce“ selbst zu fangen und dannzu zubereiten, werde sich TV-KochJeroen Meus während der Sendungauf den Spuren Hitlers nach Ba yernbegeben, teilte die Rund funk an staltVRT auf ihrer internetseite mit. DieShow sollte Ende Oktober auf demKanal ‘Can vas’ ausgestrahlt werdenund nach An gaben von Sender-ChefJan Ste vens „zu einem besseren Ver -ständnis des Diktators beitragen“. Der Chefredakteur der jüdischen Zeit - schrift ‘Joods Actueel’ in Ant wer pen,Michael Freilich, verurteilte die „Ba na -li sierung“ der Person Hit lers, der inder Sendung als „ein fa cher Mensch desVolkes“ dargestellt wer de. Auch derVerband der politischen Deportiertenin Belgien kritisierte die geplante Sen -dung. VRT wollte sich „schon im Vor -hi nein da für entschuldigen, wenn einigeMenschen sich durch den Inhalt derSendung ver letzt fühlen.“ APA

Buch mit Hitlers Zeichnungenerscheint in Tschechien

Ein Buch mit Zeichnungen von AdolfHitler wird in Tschechien erscheinen.Wie die tschechische Tageszeitung‘mlada fronta Dnes’ weiters berichtete,will der private Herausgeber RadomirFiksa auf diese Weise Geld verdienen.Das Buch soll über 100 Repro duk tio nenvon Hitlers Zeichnungen von Dör fern,Landschaften und Kirchen be in hal ten.„Wenn ich es nicht herausgebe, dann wirddas jemand anderer machen“, sagte Fik sa.Dass das Buch als eine Be leidigung vonHolocaust-Opfern ver standen werdenkönnte, darüber macht er sich keineGedanken: „Die Po litik interessiert michnicht. Mehr als die von Hitler begange-nen Verbrechen stören mich die Kom mu -nisten im Parlament“, so Fiksa.

Bereits 2000 hatte in Tschechien dieHe rausgabe der tschechischen Über-setzung des Hitler-Buches „meinKampf“ ohne jeglichen wissenschaft-lichen Begleittext für Aufsehen ge sorgt.Der dafür verantwortliche Heraus ge -ber Michal Zitko wurde zu einer drei -jäh rigen Bewährungsstrafe verurteilt,die jedoch ein Gericht hö herer ins tanzüberraschend annullierte. APA

Page 16: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • AUSLAND

Deutschland: Fahnder hoffen auf Prozess gegen NS-Schergen Demjanjuk

Der mutmaßliche nazi-Kriegs ver -brecher Iwan John Demjanjuk könntesich schon bald vor einem deutschenGericht verantworten müssen. Dieweltweit größte Fahndungsstelle fürnS-Verbrechen in Ludwigsburg willein Vorermittlungsverfahren gegenden in den USA lebenden 88-Jährigenan die Staatsanwaltschaft münchen iab geben. Demjanjuk soll sich als An -gehöriger der Wachmannschaften desVernichtungslagers Sobibor (Po len)1943 der Beihilfe zur grausamen Er -mor dung von mindestens 29.000 eu ro -päischen Juden schuldig gemachthaben. Darunter waren rund 1.900deutsche Juden, was für eine mögli-che Anklageerhebung in Deutsch landwichtig ist. „Aufgrund der Tatvorwürfesind wir zuversichtlich, dass gegen ihnein Prozess in Deutschland geführt werdenkann“, sagte der Leiter der nS-Stelle,Kurt Schrimm.

Schrimm hofft, dass die deutsche Re -gierung ein Auslieferungs ersuchen andie USA richtet. Politisch ist dies nichtunumstritten: Demjanjuk ist in derUkraine geboren und hatte die US-Staatsbürgerschaft. Diese wurde ihmjedoch heuer erneut aberkannt. „DieUSA haben starkes Interesse daran,Demjanjuk loszuwerden. Die Ukraine undauch andere Staaten wollen ihn nicht auf -

16 november 2008/Cheschwan 5769

nehmen. Dies ist eine große Chance, Dem -janjuk zu überführen und ihn für seineGräueltaten zur Verantwortung zu zie-hen, denn unter seinen Opfern in Sobiborwaren auch deutsche Juden“, betonteSchrimm.

Der nun staatenlose Dem janjuk, derim US-Staat Ohio lebt, war nach demEnde des Zweiten Weltkriegs unterVerschleierung seines Einsatzes zurVernichtung europäischer Juden ineinem Flüchtlingslager bei mün chenuntergetaucht und 1952 in die USAausgewandert. Weil Demjanjuks letz-ter Aufenthaltsort in der nähe von

mün chen war, ist laut Schrimm jetztdie dortige Staatsanwaltschaft fürden Fall zuständig.

Als Demjanjuks mitwirkung amHo locaust Ende der 70er Jahre be kanntwurde, lieferten ihn die USA 1986 anisrael aus. Dort wurde er wegen seinerangeblichen Tätigkeit als besondersgrau samer Wachmann „Iwan derSchreck liche“ im Vernichtungslager Tre -b linka angeklagt. 1988 wurde Dem jan -juk zum Tode verurteilt. Der ObersteGerichtshof israels sprach Demjanjukaber 1993 von dem Vorwurf, der Wach -mann „iwan der Schreckliche“ in

Mai 1987 - Prozess in Israel

©Is

rael

Tal

by

©T

he P

lain

Dea

ler

Page 17: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

W. Homolka,E. Zenger,(Hrsg.)"... damit sieJesus Christuserkennen"Die neue Kar -frei tags für bittefür die JudenHerder • ISBN978-3-451-29964-3

Die neufassung der Karfreitags für bit -te des Papstes hat vielfältige Reak ti o -nen ausgelöst. Der Band bildet die kon -troversen Positionen zu diesem sensi-blen Thema ab und zeigt Zukunfts -per spektiven für das katholisch-jüdi-sche Gespräch auf. mit einer Übersicht über die Fürbitt -for mulierungen seit 1570 und der Stel lungnahme des VatikanischenStaats se kretariates.

POLITIK • AUSLAND

Treblinka gewesen zu sein, frei, dasei ne identität nicht sicher geklärt wer-den konnte. „Bereits damals lag eineVielzahl von Hinweisen vor, die vielmehrseinen Ein satz als Wachmann im Ver -nich tungs la ger Sobibor belegten“, sagteSchrimm.

nach dem Prozess in israel kehrteDem janjuk in die USA, wo ihm 2001ein neuer Prozess gemacht wird. Esgilt mittlerweile als gesichert, dass erzumindest in den Vernichtungs-la -gern Treblinka, Sobibór und maj da -nek so wie dem KonzentrationslagerFlos sen bürg und dem Zwangsar beits - lager Trawniki Dienst versehen hat.im Juni 2004 entschied ein US-ameri-kanisches Gericht, dass Demjanjuk dieUS-Staats bürgerschaft entzogen wird.

APA/red

Vertreter des Heiligen Stuhls und desisraelischen Großrabbinats sind in Bu -dapest zu einer Konferenz über„Religion und Zivilgesellschaft heute“zusammengetroffen, wie Kathpressmeldet. nach der Diskussion um dieneue Karfreitagsfürbitte für Gottes die -nste nach dem „alten Usus“ von 1962hatte das gemeinsame Komitee derVatikan-Kommission für die religiösenBeziehungen zum Judentum und desJerusalemer Rabbinats im Frühjahr nurinoffiziell getagt.

Die Differenzen um die Fürbittewurden bereinigt, nachdem der Vati -kan An fang April offiziell erklärt hatte,dass sich die Haltung der Kir che zumJudentum „in absolut keiner Weise“geändert habe. Auch die neu for mu lie -rung der Karfreitagsfürbitte für we nigeGottesdienste nach „altem Usus“ habenichts an der seit dem ZweitenVatikanischen Konzil bestehenden„brü derlichen Beziehung der Hoch ach -tung, der Freundschaft, der Lie be, der Soli -darität und der Zusammen arbeit“ verän-dert, hieß es damals. Die Erklä rungenthielt auch eine entschiedene Ver ur -teilung jeder Form von Antise mi tis -mus.

Die offizielle Kon fe renz in Buda pestist ein Hin weis, dass jetzt die enge Zu -sam menarbeit zwischen dem Hei li genStuhl und dem israelischen Groß rab -binat wieder aufgenommen wird.

Benedikt XVi. hatte Anfang des Jah resdie For mulierung der Fürbitte in dem2007 wieder allgemein zugelassenenalten messritus geändert.

Darin heißt es jetzt: „Lasset uns auchbe ten für die Juden, auf dass Gott unserHerr ihre Herzen erleuchtet, damit sieJesus Christus erkennen, den Retter allerMenschen.“ mehrere Vertreter des Ju -dentums hatten die Formulierung als„Rückschritt“ in den jüdisch-katholi-schen Beziehungen bezeichnet, da da rinimplizit auf die Bekehrung der Ju denzum Chris tentum angespielt wer de. Der ursprüngliche Fürbitttext von 1962hatte allerdings noch gelautet: „Lasst unsauch beten für die Juden: Gott, unser Herr,möge den Schleier von ih ren Her zen weg-nehmen, auf dass auch sie un se ren HerrnJesus Christus erkennen.“im allgemein verbreiteten neuen rö mi -schen Ritus von 1970 wird gebetet, dassGott die Juden „bewahre in der Treue zuseinem Bund und in der Liebe zu seinemNa men, damit sie das Ziel erreichen, zudem sein Ratschluss sie führen will“.

november 2008/Cheschwan 5769 17

Jüdische Gemeinden inDeutschland erhalten mehr Geld Statt drei nunmehr fünf Mio. Euro pro Jahr

Die jüdischen Gemeinden in Deutsch -land erhalten mehr Geld. Der Bun -des rat, die Länderkammer des Parla -ments, stimmte ei nem entsprechen-den, vom Bundestag gebilligten Ge -setz zu.

Demnach erhält der Zentralrat derJuden in Deutschland wegen wach-sender Aufgaben eine Staatsleistungvon fünf millionen Euro jährlich. Der2003 zwischen der Bundesrepublikund dem Zentralrat geschlossene Ver - trag gewährte bisher eine finanzielleUn terstützung von drei millionenEuro.

Fast 800 antisemitische Straftaten heuer in Deutschland

Die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland steigt. Von Januar bis Sep -tember erfasste die Polizei landesweit insgesamt 797 derartige Straftaten,deut lich mehr als voriges Jahr im glei chen Zeitraum (716). Das geht aus denjüngsten Zahlen hervor, die die Linke-Abgeordnete Petra Pau und ihre Fraktionregelmäßig bei der deutschen Regierung erfragen und auf Paus Ho mepage ver-öffentlichen.Darunter waren nach vorläufigen Zahlen des innenministeriums in den erstendrei Quartalen 21 Gewalttaten (Vergleichszeitraum 2007: 23). 27 menschenwurden verletzt, mehr als doppelt so viele wie in den ersten neun monaten 2007(13) und mehr als im gesamten vergangenen Jahr (23). Die Polizei ermittelte471 Tatverdächtige. Höher als voriges Jahr zur gleichen Zeit liegt auch die Zahl derpolitisch rechts motivierten Delikte insgesamt und die Zahl der Gewalttatendabei: Bis Ende September wurden 10.844 rechte Straftaten (2007: 8.284) und595 (2007: 516) Gewalttaten erfasst. 595 (2007: 473) menschen wurden verletzt.Wegen rechtsextremistischer und fremdenfeindlicher Taten wurden in diesemJahr bis her 5.720 Verdächtige ermittelt. 210 wurden vorläufig festgenommen,15 erhielten Haftbefehle. Die Zahlen sind vorläufiger natur. APA

Budapest: Treffen zwischen Vatikan und israelischem Großrabbinat

lese-tipp

Page 18: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

GRÄBERSCHÄNDUNG

– auf dem jüdischen Friedhof in BukarestAuf dem jüdischen Friedhof in Bu ka -rest haben Unbekannte nach Behör -den angaben bis zu 200 Gräber ge -schändet. Wie die jüdische Gemein dein der rumänischen Hauptstadt mit-teilte, wurden dabei einige der be -deu tendsten Denkmäler beschädigt

Der jüdische Friedhof in Bukarestum fasst 35.000 Gräber. Dort sindauch Holocaust-Opfer bestattet.

Rumänien war von 1940 bis 1944mit nazi-Deutschland verbündet. Bis2004 hatten die rumänischen Behör -den bestritten, dass man über einenHolocaust in Rumänien sprechenkönne. Dann akzeptierte Bukarest dieSchlussfolgerungen des Berichts einerinternationalen Kommission unter Vor - sitz von nobelpreisträger Eli Wie sel.Der Auschwitz-Überlebende ist eingebürtiger Rumäne. Der Bericht stelltefest, dass die damaligen zivilen undmilitärischen Behörden in Rumänienfür den Tod von 280.000 bis 380.000 ru -mänischen Juden im Land und in ver-walteten Gebieten verantwortlich wa -ren. nach dem Wiesel-Bericht warenzudem 25.000 rumänische Roma de -

por tiert worden, jeder zweite von ih -nen kam ums Leben.

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebtenrund 800.000 Juden in Rumänien. Et -wa die Hälfte wurde von Deutschenund nazi-Verbündeten aus Rumä nienund Ungarn ermordet. Die Überleben-den wanderten später zum größ tenTeil nach israel aus, so dass die jüdi-sche Gemeinde in Rumänien jetzt nurnoch etwa 9.000 mitglieder zählt.

– auf dem jüdischen Friedhof in TopolcanyDer jüdische Friedhof der westslowa-kischen Stadt Topolcany ist von unbe-kannten Tätern verwüstet worden.Wie die nachrichtenagentur TASRmel dete, wurden rund 50 Grabsteinebeschädigt. Die bis zum Zweiten Welt -krieg stark jüdisch geprägte Stadthatte im September 1945 nach dem so -genannten Pogrom von Topolcanytrau rige Berühmtheit erlangt. Ein -woh ner, die nach der Deportation derdort lebenden Juden deren Geschäfteübernommen hatten, hatten seinerzeitGewaltakte gegen jüdische mitbürgerangezettelt, die nach Kriegsende inih re Heimat zurückgekehrt waren.meh rere Dutzend Juden wurden da -mals verletzt.

PLAKATAKTION IN BASEL„Kauft nicht bei Juden“ Unbekannte haben an einem Lebens -mittel geschäft mit Koscher-Pro duk -ten in der Schweizer Stadt Basel einPlakat mit der Aufschrift „Kauft nichtbei Juden“ angebracht. Der Vorfall er -eignete sich am 70.  Jahrestag derReichs pogromnacht.Das vollständige Text lautete „Schwei -zer wehrt euch - Kauft nicht bei Juden",so DAViD, das Zentrum gegen Anti se -mi tismus und Verleumdung. Dasmach werk verbreite in bekannter ma -nier die gängigen wie üblen antisemiti-schen Klischees der Rechts ex tre menund neonazis.

FESTNAHMEBomben anschlag auf PariserSynagoge im Jahr 1980 Fast drei Jahrzehnte nach einem tödli -chen Bombenanschlag auf eine Sy na -go ge in Paris ist in Kanada der Haupt - verdächtige festgenommen wor den.Hassan Diab wurde in Gatineau in derProvinz Quebec von der Po li zei aufge-griffen und in vorläufige Auslie fe -rungs haft ge nom men. Diab, der einenkanadischen und einen libanesischenPass besitzt, hat palästinensische Wur -zeln. Er leb te mehrere Jahre in den USAund arbeitete zuletzt als Soziologe ander Uni ver sität von Ottawa.

Die Bombe vor der Synagoge in derPariser Rue Copernic explodierte, alssich Hunderte Gläubige zum Gottes -dienst versammelten. Drei Franzosenund eine israelin kamen ums Leben, et - wa 20 menschen erlitten Verlet zun gen.Einen Tag später protestierten 200.000menschen in Paris gegen den An schlag.Es war der erste tödliche An schlag aufJuden in Frankreich seit der Besat zungdurch die national so zi a listen.

WARNUNGFrankreichs Erziehungsminister Xa vierDarcos hat davor gewarnt, dass dieaktuelle Wirtschaftskrise zu einer Zu -nah me des Antisemitismus führenkönnte: „Man muss sich in Kri sen pe rio -den in Acht nahmen, besonders bei einerWirtschaftskrise, bei der sich oft eineGrup pe gegen die andere stellt auf derSuche nach Schuldigen. Wenn ich an dieKrise von 1929 denke, so ereignete sich das,was mir tatsächlich Angst macht, da nach."Darcos beteiligte sich an einem natio-nalen Kongress der jüdischen Stu den -ten Frank reichs (UEJF).

18 november 2008/Cheschwan 5769

POLITIK • AUSLAND

Der jüdische Friedhof in Bukarest

©R

eute

rs

Page 19: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • AUSLAND

november 2008/Cheschwan 5769 19

israels Staats- und Regierungsspitzehat Barack Obama ihre Glück wün schezum Sieg bei der US-Präsident schafts -wahl übermittelt. Präsident Shimon Peres bemerkte: „Eswar eine amerikanische Wahl und eineweltweite Entscheidung. Ich kann michan keine andere Wahl erinnern, die diegesamte Menschheit mit Hoffnung undSorge verfolgt hat. Ich möchte dem neugewählten Präsidenten gratulieren; jung,frisch, viel versprechend, repräsentiert ereinen Wandel und leitet er einen Wandelein. […] Es ist eine Gelegenheit, der ge -gen wärtigen Weltkrise zu entkommen undin eine neue Ära der Zusammenarbeit, derproduktiven Wirtschaft und der mensch -lichen Solidarität einzutreten. In gewisserWeise ist dies eine Ende des Rassismus. Esgeht nicht länger, dass irgendein weißerMann Überlegenheit beanspruchen odereine schwarze Person Diskriminie rungfühlen kann. Wir sind die gleichen Men -schen, und diese Wahl ist eine großartigeBestätigung in dieser Hinsicht.Ich muss sagen, dass diese Wahlen selbstein großartiges Ereignis für die amerika-nische Demokratie waren. Ich habe auchallergrößten Respekt für den anderen Kan -didaten, John McCain, der mit großerTapferkeit und Ausdauer gekämpft hat.Und als es vorbei war, haben sie sich dieHand geschüttelt. Für uns ist Amerika eingroßer Freund und eine große Hoffnung.Wir sind uns verbunden durch die Bibel,und wir stehen gemeinsam für den Frie den.Als Präsident Obama hier war, fragte ermich, was er für Israel tun könne. MeineAntwort war: Seien Sie ein großer Präsi -dent der Vereinigten Staaten von Ame rika.Wenn Sie ein großer Präsident der Verei -nig ten Staaten von Amerika sein werden,versprechen Sie auch viel für Israel und fürdie gesamte Region und für alle unsereNach barn. Niemand sollte gucken, aufwessen Seite der Präsident steht – er sollnur auf der Seite des Friedens stehen. Undwenn er auf der Seite des Friedens ist, wirdder Frieden näher rücken. Ich glaube, dasswir alle aufgeregt und hoffnungsfroh sind,und sende unsere besten Wünsche ausder ewigen Hauptstadt Jerusalem.“

Die israelische Außenministerin Tzi -

pi Livni gratulierte Barack Obama undäußerte sich zuversichtlich wegensei ner „Verpflichtung zum Frieden undzur Sicherheit Israels“. Gleichzeitig be -dankte sie sich auch bei mcCain fürdessen „lang andauernde Freund schaft“.

Während die israelischen medienschon während des Wahlkampfesdeutlich Partei für Obama ergriffenhatten, scheint die Bevölkerung eherKontinuität unter mcCain gewünschtzu haben. Die überwiegende mehr -heit der in Amerika wahlberechtigtenisraelis hätten für die Republikanergestimmt. israelische Amerikaexper -ten äußern eine gewisse „Sorge“, weilObama unerfahren in Außenpolitiksei. Gleichzeitig beruhigen sie, weilder künftige Präsident auf seine Be -rater angewiesen sei. Ohnehin wür-den die großen Linien der amerikani-schen Politik im Kongress festgelegt,wo es eine traditionelle Sym pa thie fürisrael gäbe, behauptet Joram Ettinger,der viele Jahre als Kontakt mann derisraelischen Botschaft in Wa shingtonzum Kongress gedient hat. Außen po -litisch werde Amerika sich in der näch -sten Zukunft eher auf irak, Af gha nis -tan und die Krise in den Beziehungenmit Russland konzentrieren müssen,sodass die USA vorerst kein zu großesGewicht auf den nahen Osten legenwürden.

Sehr besorgniserregend, so die is ra e -lischen Kommentatoren, sei die ameri-kanische Politik gegenüber iran.Während israel wegen der Gefahr ei -ner baldigen iranischen Atom bombeeinen harten Kurs der Ameri ka ner er -wartet mit Sanktionen und imschlimm sten Fall sogar mit einem mi -li tärschlag gegen irans Atom an lagen,so wird unter Obama mit einem eherweichen Kurs des Dialogs gerechnet.Sogar der scheidende Präsident Bush

Reaktionen aus Nahost

VON ULRICH W. SAHM

könnte mit der Eröffnung einer ame-rikanischen interessenvertretung inTeheran noch vor dem 20. Januar ei nenersten Schritt in diese Richtung tun.

in den palästinensischen Gebietengab es eindeutige mehrheiten für Oba - ma. Ein Restaurantbesitzer in Ramal -lah kündigte gar aus Anlass desWahlsiegs Obamas halbe Preise an.Doch in den Regierungskreisen beiPräsident Abbas herrscht keine derartüberschwängliche Zuversicht. Ab basmusste medienberichte de men tieren,wonach Obama den Paläs tinenserndie Herrschaft über Jeru sa lem verspro-chen habe. Bei der Hamas im Gaza -strei fen ist der Hass auf die USA sogroß, „dass es keine Rolle spielt, wer dagewonnen hat. Am Ende gehorchen dieAme ri kanischen Präsidenten doch nur denVorschriften und Forderun gen der all-mächtigen Juden.“

Arabische intellektuelle äußertenin Kommentaren Hoffnung, dass mitOba ma die „amerikanische Arro ganz“ein Ende haben werde. Der als „Ver -brecher“ und „Schurke“ bezeichnete„weiße Mann im Weißen Haus heu te“,habe zwei Kriege gegen islamischeStaaten angezettelt, Af gha nis tan undirak, und zudem zum „Kreuzzug ge -gen Moslems“ aufgerufen, schrieb dersaudische Publizist Hamad Al-ma jid.

Der 11. September 2001 wurde inden arabischen Kom mentaren freilichnicht erwähnt, auch nicht als Aus lö serder Politik von Bush. Obgleich Oba -ma das „Monopol des weißen Man nesim Weißen Haus“ durchbrochen habe,könne kein US-Präsident die Pro ble meder Welt von heut auf mor gen ändern,warnt Jamil matar in der Zei tung ‘Al-Hayat’. Gleichwohl kön ne Obama eine„bessere Stim mung“ schaffen, was auchviel wert sei, „damit die Araber künftigwieder Amerika bewundern können“.

Page 20: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

20 november 2008/Cheschwan 5769

POLITIK • AUSLAND

Die Wahl Barack Obamas zum erstenafroamerikanischen Präsidenten derUSA beeindruckte die israelischenEnt scheidungsträger zutiefst. Eine mi -schung aus so etwas wie neid auf dieErrungenschaften der amerikanischenDemokratie einerseits und, in manchenBereichen, der Sorge über möglicheneu e Wege der US-Politik auf der an -de ren Seite ist zu spüren.

Es stellt sich außerdem die Frage,wie das amerikanische Wahlergebnisdie bevorstehenden israelischen Par -la mentswahlen beeinflussen könnte.

man befürchtet, dass Obama, derGespräche mit dem iran befürwortet,möglicherweise Verhandlungen ohneVorbedingungen mit der iranischenFüh rung beginnen könnte. Dieswürde als Zeichen der Schwäche in ter -pretiert werden und Teheran falscheSignale hinsichtlich seines Atompro -gramms senden, so AußenministerinTzipi Livni.

Sollte es tatsächlich Gespräche oh neBe dingungen geben, könnte der irandie Weiterführung seiner Atom waf -fen entwicklung hinter diesen zu ver-stecken versuchen. Die israelische Re -gie rung ist dafür, erst nach einer Veri -fi zierung der Beendigung des irani-schen Programms zur Urananreiche -rung mit Verhandlungen zu beginnen.Zumindest aber könnte ein Aufschuberzielt werden.

israelische Diplomaten werden demneu gewählten US-Präsidenten denisraelischen Standpunkt anlässlicheines Besuchs in Washington darlegenund sind über den Ausgang ihrer mis -sion optimistisch. man ist überzeugt,dass Obama eine nukleare Aufrüs tungdes iran ebenfalls verhindern will, dieeinzigen meinungsunterschiede gebees hinsichtlich der Taktik.

Allerdings, so befürchten viele isra -e lis, könnte Obama versuchen, Ame -ri kas beschädigtes Ansehen in dermoslemischen Welt zu verbessern, in -dem er israel zu Konzessionen gegen-

über den Palästinensern zwingt, auchwenn das Außenministerium be -schwich tigt, dass es keinerlei Plänedieser Art geben würde.

„Die Welt“, so Tzipi Livni dazu,„soll te den aktuellen Friedensprozess res -pek tieren, anstatt zu erwarten, dass IsraelZugeständnisse macht, die seine grundle-genden Interessen unterminieren könnten.“

Allerdings ist nicht zu erwarten,dass die USA ihre Politik allzu schnellzum Vorteil der palästinensischenSache verändern werden. Zuallererstwürde Obama sich auf die globaleWirt schaftskrise konzentrieren, mei-nen israelische Beamte. Danach kä menThemen wie der irak, Afghanistan unddie Verbesserung der Kontakte zuRuss land. Und erst dann wäre der is -ra elisch-palästinensische Konflikt ander Reihe.

Wer kann am besten mit Barack Obama?nichtsdestotrotz hat die Wahl BarackObamas zum 44. Präsidenten derUSA Einfluss auf die politische Land -schaft israels.So scheint sein Sieg über den Repu -bli kaner John mcCain israels Likud-Chef Benjamin netanjahu nicht geradezugute zu kommen, dem in einigenUm fragen die besten Chancen im Ren -nen um den Premierminister-Posteneingeräumt werden. Während seinerersten Amtszeit als Premier von 1996bis 1999 konnten keinerlei Überein-stimmungen zwischen dem militari-stischen israelischen Regierungschefund der demokratischen Administra -ti on in Washington erzielt werden.ne tanjahu wollte wichtige Teile desWestjordanlands unter israelischerVer waltung behalten, während dieAme rikaner entschlossen waren, durchein historisches palästinensisch-israe-lisches Friedensabkommen endlich Sta -bilität in den nahen Osten zu bringen.Teilweise wurde vermutet, dass diepersönlichen Spannungen zwischennetanjahu und US-Präsident Clinton

zu den Hauptgründen zählten, die„Bibi“ schließlich den Posten desRegierungschefs kosteten.

Und auch jetzt warnt Kadima-Chefin Livni, die noch dazu die größteRivalin netanjahus darstellt, davor,dass die Regierungen der USA und is -rael mit einem Premier netanjahu aufeinen ähnlichen Kollisionskurs zu steu -ern könnten wie damals.Er selbst weist dies scharf zurück. ineinem offenen Gratulationsbrief anObama betont der Likud-Chef die gu teZusammenarbeit zwischen ihm unddem designierten Präsidenten undweist darauf hin, dass dieser nach ih -rem Treffen in Washington einen An -trag im Kongress zur Verschärfungder Sanktionen gegen den iran ein-brachte. Außerdem habe Obama beieinem Treffen in Jerusalem im Juli„In teresse an meinem Plan zur Förde rungdes Friedensprozesses mit den Palästi nen -sern durch ökonomischen Frieden“ ge zeigt.

Einer Premierministerin Tzipi Livniwürde die Kommunikation mit Ba -rack Obama da schon leichter fallen.Beide wären dynamische neue Re gie -rungschefs, die sich einer moderneren,saubereren Politik basierend aufpragmatischen Kompromisslösungenverschrieben haben.

BARACK OBAMA UND ISRAELWelche Auswirkungen hat die US-Wahl

auf den jüdischen Staat?Von Leslie Susser, JTA; Übersetzung: Karin Fasching-Kuales

Page 21: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • AUSLAND

november 2008/Cheschwan 5769 21

Bei einer gemeinsamen Reise nachSderot im Juli hätte sie Obama alsmann kennen gelernt, „der sich IsraelsWohlergehen und Sicherheit verschriebenhat“. Er habe ein tiefes Verständnis fürisraels Positionen und Bedürf nis segezeigt, auch hinsichtlich der Frage,warum der jüdische Staat die Rück -kehr palästinensischer Flüchtlingeausschließt.

Israelisch-palästinensisch oderisraelisch-syrisch?Verteidigungsminister Ehud Barak,Chef der Arbeiterpartei und der dritteKandidat für das Amt des israelischenRegierungschefs, versucht sich wie -derum als denjenigen darzustellen,den das beidseitige Streben nachregionaler Stabilität mit Obama ver-binde. Allerdings würde er dessenarabisch-israelischen Fokus lieber wegvon den Palästinensern und vielmehr in Richtung Syrien verschieben,wo die Aussicht auf Erfolg seiner mei -nung nach wesentlich größer wäre.Barak und andere Verfechter derVerhandlungen mit Syrien halten gra-vierende wirtschaftliche und politi-sche Anreize durch die USA für nötig,um Syrien von seiner Zusammen ar -beit mit dem iran abzubringen unddenken, Obama wäre dazu eher

bereit, als George W. Bush. Syrienselbst sieht das ähnlich und drückteseine Freude über den Wahlsieg desDemokraten aus.Während seiner Kampagne hatteObama angedeutet, israelisch-syrischeFriedensgespräche unterstützen zuwol len, aber weder die Reichweitedieser Unterstützung näher definiert,noch ein Abgehen der USA vom is ra -elisch-palästinensischen Weg be stä tigt.

Von den drei Anwärtern auf denPre mier-Sessel scheint lediglichnetan ja hu aufgrund seiner möglichenin kom patibilität mit der neuen US-Ad mi nis tration verwundbar zu sein.Die Fra ge ist nun, wie gekonnt seineRivalen dies im Wahlkampf für sichnutzen können. Schließlich bewegtsich israel offenbar, im Unterschiedzu den USA, derzeit in die Richtungder politischen Rechten.

Der designierte Stabschef imWeißen Haus - Rahm Emanuel

Emanuel wurde am 29.11.1959 als Sohndes aus Jerusalem stam men den jüdischenEinwanderers Ben jamin Emanuel, derspä ter Kin der arzt wur de, und von dessenFrau Martha Smu levitz, der Tochter ei nesörtli chen Gewerkschaftsführers, in Chi ca -go ge boren. Zur Politik fand Emanuel baldnach dem Studium, er arbeitete in denStä ben von Senator Paul Si mon und Bür -germeister Richard M. Dailey, ehe er denWeg nach Washington fand. Wäh rend desGolfkrieges 1991 ging er als ziviler Frei -williger nach Is rael, um das Heimatlanddes Vaters gegen Sad dam Husseins Ra -keten an griffe schützen zu helfen. Die en -thusiastische und schon damals instink t -si chere Mit ar beit im Wahlkampf team desdamaligen Gouverneurs aus Ar kansas,Bill Clinton, vergalt der spätere PräsidentEmanuel mit wichtigen Posten imBeraterteam des Weißen Hauses.

Noch vor dem Ende der Clinton-Ärawechselte Emanuel in die Privat wirt schaftund reüssierte von 1999 bis 2002 als In -vestmentbanker in Chicago. Die Rück kehrdes bald millionenschweren Bankers indie Politik verlief reibungslos: 2002 er -oberte Emanuel einen si che ren Sitz derDemokraten in der Chi ca goer North Si de.Binnen kurzem stieg er zu einem dereffektivsten Abge ord neten im Re prä sen -tan tenhaus auf, be kam einen der be gehr -ten Sitze im Haus haltsausschuss und wur -de als Or ganisator und Spenden samm lerzum Architekten des Wahlsie ges der De -mokraten bei den Kongress wah len 2006.

Emanuel, der als Lieblingssport Tri a -thlon betreibt, ist dafür bekannt, dass erim politischen Kampf nicht nur seinen bril -lanten Kopf, sondern auch sei ne Ellen bo -gen einsetzt. Obwohl er selbst zum linken„Chicago-Flügel“ der Par tei gehört, re kru -tierte Emanuel im Sü den und Westen desLandes viele ge mäßigte Demokraten, umbei den Wah len von 2006 und 2008 denRe publi ka nern dutzendweise Sitze im Re -prä sen tantenhaus und im Senat zu ent-reißen.

Seit Emanuel Vater dreier kleiner Kin derist, soll er eine „weichere“ Sei te in der po - litischen Ausein ander set zung entwickelthaben. Mit Obamas wichtigstem Beraterund Wahlkampfstrategen David Axelrodist Emanuel seit zwanzig Jahren be freun - det. „Niemand ist besser dafür geeignet,Dinge zu erledigen, als Rahm Emanuel“,heißt es in einer Mitteilung Obamas zurErnennung seines künftigen Stabs chefs.

Gästebuch in Yad Vashem: Eintrag von Barack Obama

©M

eir

Azu

lay/

Flas

h90

Page 22: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • ISRAEL

22 november 2008/Cheschwan 5769

Rund 4.7 Millionen Israelis warenauf ge rufen, ihre Stimme bei den Kom -mu nalwahlen abzugeben. In 159 von253 Städten und Gemeinden wurdenBürgermeister und Stadträte gewählt.

nach mehr als fünf Jahren Amtszeiteines streng religiösen Bürgermeistersin Jerusalem übernimmt ein weltlichausgerichteter Geschäftsmann den Pos -ten. Der 49-jährige High-Tech-Unter -neh mer Nir Barkat, der mit 52 Prozentder Stimmen einen klaren Sieg erzielte,will der größten Stadt israels wiederzum alten Glanz verhelfen. in seinerSiegesrede versprach der rechtsorien-tierte Politiker, er werde der Bür ger -meis ter aller Einwohner Jerusalemssein. Er wolle der zunehmend ver-armten Stadt „die Hoffnung zurückge-ben“, sagte Barkat. Bei der Bürger -meis terwahl 2003 hatte der smarte Un - ternehmer gegen den ultra-orthodoxenKandidaten Uri Lupolianksi verloren,der diesmal nicht wieder antrat.

im Wahlkampf konnte der wohlha-bende Geschäftsmann mit seiner großen Erfahrung im Un ter neh mens -

bereich glänzen. mit der Computer-Softwarefirma BRm hat Barkat, derCom puterwissenschaften und Be -triebs wirtschaftslehre studierte, einVermögen gemacht. Wahrscheinlichklangen seine Versprechen, er wolle Je -ru salem zu „mehr Bildung, mehr Woh -nun gen, mehr Arbeitsplätzen, mehr Sau -ber keit und mehr Kultur“ verhelfen,deshalb für viele Wähler glaubwürdig.Die Stadt hat seit Jahren mit der Ab -wanderung tausender junger Arbeits -kräf te zu kämpfen, von denen viele indie moderne Küstenmetropole TelAviv ziehen.

Jerusalem hat nach An gaben derStadtverwaltung etwa 733.000 Ein woh -ner, davon mehr als 480.000 Juden. 42Prozent der Einwohner leben unter-halb der Armutsgrenze. Etwa einDrit tel der Juden können laut Jeru sa -lem-institut als ultra-orthodox gelten.Angesichts der hohen Geburtenrate inden streng religiösen Familien be suchtallerdings schon knapp die Hälfte derKinder in der Stadt ultra-orthodoxeBil dungseinrichtungen.

im Wahlkampf vertrat Barkat als un - abhängiger Kandidat rechtsorientiertePositionen, obwohl er in der Vergan -gen heit der Zentrumspartei Kadimavon Außenministerin Tzipi Livni an ge -hörte, die sich für eine Friedenslösungmit den Palästinensern einsetzt. FürEmpörung bei Palästinensern undlinksorientierten israelis sorgte Barkatmit der Ankündigung, er wolle sichfür den Bau Tausender Wohnungen in

von Juden bewohnten Vierteln im ara-bischen Ostteil Jerusalems einsetzen.Er sei gegen eine Teilung der Stadt,be tonte der Vater dreier Töchter wäh-rend des Wahlkampfs. Dies war aller-dings auch die Position seines stärks -ten Rivalen, des ultra-orthodoxen Par -lamentsabgeordneten Meir Porush.Die Palästinenser wollen im Ostteil Je -ru salems, in dem eine ViertelmillionAra ber leben, die Hauptstadt eineskünftigen eigenen Staates gründen.Über Baupläne in Ostjerusalem ent-scheidet jedoch nicht der Bürger meis -ter, sondern die Regierung.

in der Armee diente der in Jeru sa lemaufgewachsene Barkat sechs Jahrelang als Fallschirmjäger. 1988 gründeteer mit drei Partnern die Computer fir -ma BRm, eines der ersten Unter neh - men weltweit, das Antivirus-Softwareentwickelte. Aktiv war er aber auchim sozialen Bereich. Gemeinsam mitder Hebräischen Universität schuf erunter anderem die gemeinnützigeOrganisation „Snunit“, die sich für denGebrauch von Computern in Grund -schu len einsetzt.

nach der Wahlnieder lage 2003 hatteBarkat die Jahre als Oppositionsführerim Stadtrat zum Ausbau seines Ein -flus ses genutzt. Er präsentierte sich alsGegenpol zu dem starken streng reli-giösen Block. „Jetzt ist der Zeitpunkt füreine gemeinsame Arbeit für die Stadt ge -kommen“, sagte Barkat in seiner Sie ges - rede mit Hinblick auf seine Gegner.„In Jerusalem gibt es genug Platz für alle.“

Sara Lemel/dpa

Kommunalwahlen in IsraelJerusalems neuer Bürgermeister Barkat -

Weltlich und rechtsorientiert © E

di I

srae

l/Fla

sh90

Auch Hunde machten Wahlwerbung...

Jerusalem - Nir Barkat Wahlwerbung an Hotelfassaden

© A

nna

Kap

lan

/ FLA

SH90

Page 23: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

POLITIK • ISRAEL

november 2008/Cheschwan 5769 23

Sollte die israelische Regierung eineweitere Räumung besetzten Gebietesbeschließen, könnte ein weitreichen-der, womöglich blutiger Konflikt mitden jüdischen Siedlern im Westjor dan - land die Folge sein. Dies Warnungsprach der Chef des israelischen in -lands geheimdienstes Shin Bet, YuvalDiskin, bei einer Kabinettssitzung aus,wie die israelische Zeitung "Haa retz"berichtete.

Die Regierung in Jerusalem hattenach den Ausschreitungen radikalerjüdischer Siedler gegen Palästinenserund israelische Sicherheitskräfte ei nenStopp der staatlichen Unterstützungfür nicht genehmigte Siedlungen ver-fügt. Diskin meinte, der Konflikt mitden Siedlern könnte viel größere Aus -maße als jetzt annehmen und die hef-tigen Proteste während des Abzugsaus dem Gazastreifen („Disenga ge -ment“) im Sommer 2005 übertreffen.

Bei den Ermittlungen der Geheim -dien ste habe sich eine hohe Ge walt -be reitbereitschaft unter den Siedlernherausgestellt, die sich Fortschrittenim Friedensprozess auch mit Waffenwidersetzen würden, sagte Diskin.Der Shin-Bet-Chef äußerte sich nichtdirekt bezüglich der Gefahr eines At -ten tats auf Politiker, seine Warnun genkamen jedoch kurz vor dem Jahrestagder Ermordung von ministerprä si -dent Yitzhak Rabin. Dieser war am 4.november 1995 von einem fanatischenGegner des Friedensprozesses mit denPalästinensern ermordet worden.„Sie (die Siedler) denken nicht wie wir.Ihre Gedanken sind messianisch, mystisch,

satanisch und irrational“, warnte in fra -strukturminister Benjamin Ben-Eliezervor einem neuen politischen An -schlag. Derzeit gebe es eine tiefe Kluftzwischen der politischen Führung undder streng religiösen Gemeinschaft,nicht nur im Westjordanland.

Ben-Eliezer wies auch auf die „Preis - schild“-Politik rechtsextremer Fanati -ker hin, die angekündigt hatten, jedeRäumung eines Siedlungs außen pos -tens mit Angriffen auf Soldaten oderPa lästinenser zu beantworten. Wennsie damit Erfolg hätten, könnten siediese Politik auch auf das israelischeKernland ausdehnen. nach Einschät -zung von Shin Bet gibt es einige hun-dert derartiger Extremisten. Laut Dis -kin haben sie aber keine klare Füh -rungs struktur. Die gemeinsame moti -va tion dieser Leute bestehe darin, dieSicherheitskräfte daran zu hindern,Sied ler zu evakuieren.

Der Yesha-Siederrat hat die Kabi -netts ent schei dung unterdessen als„skandalös und demagogisch“ be -zeich net. Es gebe keine Verbindungzwischen den Siedlungsaußenpostenund extremistischer Gewalt. DieseEnt scheidung bedeute eine kollektiveBestrafung. Loyalen Bürgern würdeessenzielle Dienstleistungen verwei-gert. Die einzige Sünde dieser men -schen sei es, in Gemeinschaften zu le -ben, die der Staat israel errichtet habeund wo Wohnungen gebaut wordenseien, deren Genehmigungsprozessnoch nicht abgeschlossen sei, heißt esin einer Erklärung.

Vier ultrarechte Parteien in Israel schließen sich vor

Wahl zusammen

in israel haben sich vier ultra-rechteund religiöse Parteien vor dengeplanten neuwahlen am 10. Februarkommenden Jahres zu einem neuenBünd nis zusammengeschlossen.Damit sollten sowohl Wähler derextremen Rech ten und der jüdischenSiedler als auch des gemäßigterenrechten Likud angesprochen werden,sagten Spit zen ver tre ter der vierParteien. Der name für die neuePartei soll in den kommenden Tagenmitgeteilt werden.

Durch den Zusammenschluss ent-steht die sechstgrößte Partei im israe-lischen Parla ment mit derzeit neunAb ge ordneten. Zu der neuen Parteige hö ren die ehemalige ultra-rechtenatio nal religiöse Partei (nRP) vonPar tei chef Svulun Orlev sowie dasPar tei en bünd nis nationale Unionunter dem ultra-rechten Politiker EffiEitam. Die nationale Union bestandaus den drei Parteien Tkuma, moledetund Ahi. Eitam will der neuen Parteinicht mehr angehören und sich statt-dessen dem Li kud vonOppositionsführer Ben jamin ne tan -jahu anschließen.

Die vier ultra-rechten und religiö-sen Parteien lehnen Friedens ver hand -lun gen mit den Palästinensern ab undsind zu keinerlei Kompromissen imStreit über das 1967 von israel besetzteOstjerusalem bereit. Sie lehnen außer-dem die Rückgabe der 1967 von Sy ri eneroberten Golan-Höhen ab.

Einige Strömungen von extremRech ten glauben außerdem, dass ein„Groß-israel“ (dazu gehören israel so - wie alle 1967 besetzten arabischen Ge -biete) ein Geburtsrecht der Juden ist.Sie lehnen deshalb einen Palästinen ser -staat im Westjordanland und Gaza -strei fen ab. Stattdessen sollten die Pa -läs tinenser in arabische nachbar län -der wie Jor da ni en und Ägypten abge-schoben werden, die nach Ansicht die-ser ultra-rech ten Strömungen die „na -türliche Heimat“ der Palästi nen sersind. in einen solchen „Transfer“ sollenauch die arabischen israelis einge-schlossen werden, die rund ein Fünf telder 7,3 mio. is ra elischen Staatsbürgerausmachen. APA

Israels Geheimdienstchef warnt vor Siedleraufstand

Page 24: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

Außenministerin Tzipi Livni will sichals Vorsitzende der Kadima-Partei fürdie Einführung der Zivilehe in israelstark machen. in einem Fernseh in ter -view teilte sie mit, dass sie ein de m -entsprechendes Gesetz in der Knes setinitiieren werde. Zwar seien dieChan cen einer Verabschiedung ange-sichts der anstehenden Wahlen ge ring,dennoch solle die Entschlossen heitihrer Partei in dieser Angelegen heitdeutlich werden.

Eine große Zahl von Einwanderernaus der früheren Sowjetunion wirdvom Rabbinat nicht als jüdisch aner-kannt und kann daher nicht in israelheiraten. Auch viele andere säkulareisraelis sind unzufrieden mit der ge -genwärtigen Rechtslage und sehnen

sich nach einer voll gültigen nicht-religiösen Eheschließung.

Der Abgeordnete Menachem Ben-Sasson, Vorsitzender des Verfassungs-und Rechtsausschusses der Knesset,ist von Livni mit der Angelegenheitbe traut worden. „Es handelt sich inerster Linie um eine Absichtserklärung“,sagte er. „Aber ich möchte auf alle Fälleklar machen, dass wir diesen Pfad ein-schlagen werden. Livni fühlt sich sehrwohl mit diesem Plan und möchte ihnvoll und ganz vorantreiben. Es gibt mehrals 350.000 Menschen, die nicht in Israelhei raten können. Der Staat darf das nichtzulassen. Wir haben ein Gesetz entworfenund beabsichtigen seine Einführung, auchwenn wir derzeit nicht darüber abstim-men können.“ Yedioth Ahronot

Livni will Zivilehe einführen

24 november 2008/Cheschwan 5769

POLITIK • ISRAEL

israels Präsident Shimon Peres hat innew York eine Rede auf der interreli-giösen Konferenz der Un-Vollver -samm lung gehalten, in der er zumFrie den zwischen israelis und Paläs ti -nensern auf der Grundlage des Glau -bens aufrief.

„In unserer Region tragen Kinder dieNa men von Propheten, die uns allen heiligsind. Warum sollten Moses, Moshe undMusa, Abraham, Avraham and Ibrahimals Gegner aufwachsen, in Feindschaft?Wie unsere Propheten fragten: ‚Habenwir nicht alle einen Vater? Hat nicht einGott uns erschaffen? Warum handeln wir,jeder Mensch gegen seinen Bruder, trüge-risch, indem wir den Bund unserer Väterentweihen?’ Und Abraham vermitteltesei nem Neffen Lot: ‚Bitte lass keine Zwie -tracht zwischen mir und dir sein undzwi schen meinen Hirten und deinen Hir -ten, da wir doch Verwandte sind.’

Das war der erste Aufruf zum Frie denunter Brüdern in der Geschichte. Brü der -li che Beziehungen sollten nicht Gewaltund Vorherrschaft beinhalten. Wir betenalle denselben Gott im Himmel an.“

„Religiöser Glauben erfordert, dass wirdie ewige Botschaft anerkennen, dass alleMenschen nach Gottes Bild geschaffenwurden. Einem Menschen Leid zuzufügenbedeutet, Gott Leid zuzufügen. Wenn A tom -waffen, Langstrecken-Raketen, wahl loser

Terror und fanatische Hetze die Agendabe stimmen, müssen wir diese Agendaändern.“

„Das nationale Wiedererwachen vonJuden und Arabern vollzog sich beinahezur gleichen Zeit und beinahe am gleichenOrt. Es geschah sehr schnell und in ei -nem Land, das klein war. Dennoch wurdenach dem Ersten Weltkrieg ein Fenster derGelegenheit geöffnet, als Emir Feisal undPräsident Weizmann nach der Schaffungeiner neuen Umwelt strebten. Sie trafensich vor 89 Jahren, im November 1919, umeine Verständigung zwischen den beidenVölkern aus derselben Krippe zu verkün-den, die unter dem Schatten derselbenBäume hätten leben können – den altenÖlbäumen und den großen Dattelpal men.In der Erklärung heißt es: ‚Eingedenk derrassischen Verwandtschaft und altenBindungen zwischen den Arabern unddem jüdischen Volk und in der Einsicht,dass die Vollendung ihrer nationalenAspirationen am ehesten durch die engst-mögliche Zusammenarbeit verwirklichtwerden kann.’Dies war hohe Staatskunst und zeitgemä-ße Weisheit.Leider Gottes haben wir ihren Rat nichtbe folgt. Stattdessen haben wir uns be -kämpft und den Glauben für Gier einge-tauscht und das Schmieden von Schwer -tern anstelle von Frieden betrieben.  Siehaben unser Land zerrissen und die Feind -

schaft mit dem Ergebnis einer Region derSchranken und Mauern, die höher wuch-sen; die Brücken, die hätten gebaut wer-den können, wurden zerstört. TausendeMänner und Frauen auf beiden Seitenhaben ihr Leben verloren. Viele wurdenunheilbar verletzt; andere verloren ihrHeim und wurden zu Flüchtlingen. Ver -mö gen wurden verschwendet für denKauf, die Instandhaltung und Ersetzungneuer Waffen, die unvermeidlich obsoletwurden – Ressourcen wurden ver-schwendet für den Erhalt der Feindschaftstatt für die Verbesserung des Lebens.Für die beraubten Familien und verwai-sten Kinder kann es keinen Trost geben,außer dem Ende der Gewalt und des Blut -vergießens.

In einem arabischen Sprichwort heißt es,es gebe drei Ereignisse, die nicht rück gän -gig gemacht werden können: einen Pfeil,der vom Bogen geschossen wurde; einWort, das einem Mund entfloh; eine Ku -gel, die ein Herz zerreißt. Wir können dieVergangenheit nicht ändern. Aber wirkönnen unsere Zukunft gestalten.“

Die vollständige Rede von Peres in eng-lischer Sprache findet sich unter:http://www.mfa.gov.il/mFA/Government/Speeches+by+israeli+leaders/2008/Address_President_Peres_UnGA_interfaith_Conference_12-nov-2008.htm

Außenministerium des Staates Israel

Peres spricht auf interreligiöser UN-Konferenz

Palästinensergebiete: Mehrheit der Importe aus Israel

Rund 74 Prozent der im vergangenenJahr in die Palästinenser gebie te im por - tierten Güter kamen aus Is ra el. Dasgab das „Palästi nen si sche Zentral bü -ro für Statistik“ (PCBS) be kannt

Demnach wurden im Jahr 2007 ins -gesamt 9% mehr Güter importiert als2006. Die Importe von Erd öl pro duk tenund Kraftstrom stiegen um 19%, dievon Chemikalien und Medizin um 15%.Ins ge samt wurden Waren im Wert vonmehr als US$ 3 Mrd. importiert. DieEx por te beliefen sich im Vorjahr auf ei -nen Wert von US$ 392 Mio. Das wareine Steigerung um 7% verglichen mitdem Jahr 2006. Der vollständige Be -richt über das Wirt schafts jahr 2007in den Palästinenser gebieten wirdEnde 2008 erwartet

Page 25: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

november 2008/Cheschwan 5769 25

WIR

TSCH

AFT

WIRTSCHAFT • ISRAEL

Die Bank of Israel hat ihren Wirt schafts -bericht für die Monate Mai bis Augustveröffentlicht. Im Folgenden einige derzentralen Entwicklungen:

Die ökonomischen Daten der be -trachteten monate mai bis August 2008zeigen, dass israels Wirtschafts wachs -tum weitergeht, wenn auch in einemgeringerem Tempo als in den vergan-genen Jahren. Die Verlangsamungwar in Anbetracht der hohen Wachs -tumsrate der Vorjahre, der Schließungder Produktionslücke und des Voll be -schäftigungsumfelds erwartet worden.Der inflationsdruck und der kontinu-ierliche Wertzuwachs, der im unter-suchten Zeitraum zum Stehen kam,stimmen mit der Einschätzung über-ein, dass der Wachstumsrückgangweitgehend die Konvergenz zu vollerAusnutzung der Produktionska pazi -tä ten zum Ausdruck bringt.

in den vier in diesem Bericht abge-deckten monaten ist die Finanzkrisein den USA ernster geworden; es gababer keine Anzeichen eines direktenEffekts auf die israelische Wirtschaft,d.h. einer Aushöhlung der Stabilitätder Finanzinstitutionen. Angesichtseines weiteren Rückgangs im globalenWachstum hat sich das Tempo der Ex -pansion israelischer Exporte gemäßigt,obwohl Elektroartikel weiterhin in ei -ner guten Rate wachsen, dank der ro -busten Situation der US-Elektro in -dus trie. Als Ergebnis des anhaltenden

An stiegs des Welt-inputs und derKon sumgüterpreise haben sich – trotzaller Schwankungen - die Handels be -din gungen verschlechtert, mit einemnachteiligen Effekt für die Wirtschaft.

Obwohl in dem untersuchten Zeit -raum, wie gesagt, keine signifikantedirekte Auswirkung der globalen Kri -se in israel zu spüren war, gab es dochAnzeichen der Sorge, dass sie sichaus weiten könnte, darunter ein Rück -gang im Privatkonsum im Anschlussan die fortdauernden Einbrüche inden Konsumentenvertrauensindices.Die anhaltende Krise in den USAwährend des betrachteten Zeitraumsund ihre Ausweitung auf die Euro-Zone und andere Länder haben dieErwartungen erhöht, dass die globaleKrise auch israel affizieren wird. Derdeutliche Rückgang in Preisindices vonBank- und High-Tech-Aktien in israelhat diese Erwartungen widergespie-gelt.

Das Bruttoinlandsprodukt ist imzweiten Quartal von 2008 um 4.2% ge -stiegen (nach 5.6% im ersten Quar tal),und der zusammengefasste Wirt -schafts lage-index der Bank of israel istin den untersuchten vier monaten nurgeringfügig gestiegen.

Der vollständige Bericht findet sichin englischer Sprache unter dem fol-genden Link: http://www.boi.gov.il/develeng/develeng122/develeng.pdf

Bank of Israel, Oktober 2008

Wirtschaftsbericht der Bank of Israel

Kika expandiert nach IsraelErstes Einrichtungshaus soll 2009

in Tel Aviv aufsperren

Die möbelkette Kika/Leiner wird er -neut im nahen Osten aktiv. nachdemdas Traditionsunternhemen bereits inSaudi Arabien mit Franchise-mö bel -häusern vertreten ist, kommt imnächsten Jahr israel an die Reihe. Dasberichtete die Tageszeitung ÖSTER -REiCH. „Ende 2009 eröffnet das ersteFranchise-Einrichtungshaus in Tel Aviv",sagte Junior-Chef Paul Koch.

Deutsche Bank würdigtisraelisches Finanzsystem

Angesichts der globalen Krise imFinanzsektor erscheint das israelischeBankensystem als vorbildlich. im Zu -ge neuer Regulierung und Eigen tü -merorganisation im Bankwesen wirdes weltweit nachgeahmt werden. Sosieht es der Deutsche Bank-Analy ti kerDan Harverd.

„Die Stabilität der lokalen Bankenwährend der gegenwärtigen Krise zeugtvon der Rolle des Regulators, die die Ban -ken dazu gezwungen hat, die Kapitalun -ter legung angesichts der Krise zu erhö-hen, und die frühzeitige Veräußerung derpotentiell gefährlichsten Vermögenswerteveranlasst hat. Die Verhältnisse von Dar -le en und Einzahlung sowie Fremdk a pi tal - aufnahme gehören zu den niedrigsten welt -weit, während das Vertrauen auf Groß fi -nan zierung gering ist“, meint Harverd.

Wenngleich Harverd bestätigt, dassdie Bank Leumi und die Bank Ha po -alim weiteren Abschreibungen bei il li -quiden Vermögen in ihren Ge schäfts - büchern entgegensehen, werden die seAbschreibungen seiner Ansicht nachkein systematisches Risiko darstellen.

Globes

Die�internationale�jüdischeEHE-PARTNER-VERMITTLUNG

Weber�JoséPF�180182

D-60082�Frankfurt�a.M.Telefon�+49/69-597�34�57

+49/17/267�14940Fax�+49/69-55�75�95

eMail:�[email protected]

Page 26: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

Israelische Chirurgen helfen bei Aidsbekämpfung

in Swasiland

Teams von israelischen Ärzten sindseit einiger Zeit in dem südafrikani-schen Kleinstaat Swasiland im Ein satz,um dort bei der Bekämpfung von Aidszu helfen. ihren Beitrag leisten sie imRahmen einer landesweiten Kam pa -gne zur Beschneidung von männern.

Die UnO teilte im vergangenen Jahrmit, dass die Entfernung der Vorhautdas Risiko einer infizierung mit demHiV-Virus um 60% verringert. Seit -dem entscheiden sich immer mehrSwasis für die Beschneidung. Knapp20% der Bevölkerung des Landes sindHiV-infiziert, die Lebens er war tunghat sich innerhalb eines Jahrzehntsauf 31 Jahre halbiert. LA Times

Aaron Ciechanover, nobelpreisträgerder Chemie (2004) und Professor amTech nion in Haifa, ist im Vatikan vonPapst Benedikt XVi feierlich als neuesmitglied in die Päpstliche Akademieder Wissenschaften aufgenommenworden.

Die Päpstliche Akademie der Wis-sen schaften (Pontificia Academia Sci -en tiarum) ist die älteste Wissen -schafts akademie weltweit und wurde1603 gegründet. ihr gehören aus-schließlich persönlich vom Papst er -nannte mitglieder an, darunter vielenobelpreisträger, Theologen undPhilosophen.

Prof. Ciechanover betonte bei seinerErnennung die Wichtigkeit des Dia logszwischen Kirche und Wissenschaft,insbesondere bei moralischen undethischen Fragestellungen, für die dieWissenschaft keine hinreichende Ant -wort habe. Selbst wenn nicht immerEinigkeit unter den Parteien herrsche,sei es von großer Bedeutung, immer

im Dialog zubleiben. DieKirche hat nachCie cha no versmei nung einengroßen Ein fluss,den sie nutzenkönne, umVorurteile abzu-schaffen. Sie könne auch die Wis sen -schaft und deren Leistungen alsBrücke zum Frieden und zur fried-lichen Verständigung zu nutzen.

Die Aufnahmezeremonie fand imRahmen einer alle zwei Jahre durch-geführten Konferenz statt, die in die-sem Jahr den Titel „WissenschaftlicheEinsichten in die Evolution des Univer -sums und des Lebens“ trägt.

Deutsche Technion-Gesellschaft

WISSENSCHAFT • ISRAEL

26 november 2008/Cheschwan 5769

WIS

SEN

SCH

AFT

Israelischer Chemiker in PäpstlicheAkademie aufgenommen

Forscher züchtenBlumen mit neuenDuftrichtungen

Wissenschaftler der Hebräischen Uni -versität in Jerusalem haben einen Weggefunden, um den Duft von Blumenum das Zehnfache zu verstärken. mitder methode konnten zudem Blumenmit neuen Duftrichtungen gezüchtetwerden.

For schern gelang die Züchtung vonBlumen, die Tag und nacht duften. inder natur hängt die Abgabe und dieStärke des Duftes einer Pflanze vonverschiedenen Faktoren wie der Ta ges -zeit, dem Wetter und dem Alter derBlume ab. Zudem wurden die Duft -rich tungen zwischen den Blumenaus getauscht. So wurde unter ande-rem nelken ge züchtet, die wie Petu -nien dufteten und umgekehrt. „VieleBlumen haben ihren Duft über die Jahreder Züchtung verloren. Die neusten Ent -wicklungen werden dabei helfen, Blumenmit einem verstärkten Duft und verschie-denen Duft richtungen zu züchten“, soder Leiter der Forschungsgruppe ander He brä i schen Universität, Ale xan derVain stain. Die Forschungs ergebnissewurden im ‘Plant Biotechnology Jour -nal’ veröffentlicht.

israel ist neben den niederlandenund Kenia der dritt größte Blumen-und Pflanzen lie ferant Europas.

Trinkwasser aus LuftEine israelische Firma hat ein kosten-günstiges Verfahren entwickelt, umsauberes Wasser aus der Luft zu ge -winnen. Der Prozess hat einen beson -ders effizienten Verflüssiger, der über85 Prozent der zugeführten Energiewiederverwendet.

Das Unternehmen „Extradition ofWater from the Air“ („Gewinnung vonWasser aus der Luft“, EWA) hat seinenSitz in der nähe der Wüsten haupt stadtBe´er Scheva. Der Ge schäfts füh rer EtanBar sagte gegenüber dem internet por -tal „israel21c“, das Sys tem funktio-niere in drei Schritten: Zuerst werdedie Luftfeuchtigkeit absorbiert, danndas Wasser durch ein festes Trocken -mit tel entfernt. Zum Schluss konden-siere das Wasser.

in den Verflüssiger sind Technikenzur Wärmerückgewinnung integriert.Dadurch würden die Kosten für dieWassergewinnung auf einen ange-messenen Preis reduziert, wie etwabei der Entsalzung von meerwasser.

EWA wurde 2006 gegründet, nach-dem Bar neun Jahre lang wissen-

schaftliche Forschungen betriebenhatte. Er war vor der Firmen grün dungan der Ben-Gurion-Universität in Be ́erScheva tätig. Heute hat das Un ter -neh men Vertreter in den USA, indien,Jordanien, Zypern, Australien undWest afrika. Zugunsten des Projektszur Wassergewinnung hatte der Ge-schäftsführer die Entwicklung einerneuen Solarklimaanlage zurückge-stellt.

„Die Technologie beantwortet die Be -dürfnisse der Welt nach verfügbarem,sauberem und sicherem Wasser“, sagteBar.

Page 27: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

Junge Frauen heiraten etwas später alsnoch vor zehn Jahren, weil die Aus bil -dung an Stellenwert gewinnt. Dennochbleibt die Familie sehr wichtig. Zu diesem Ergebnis kommt die jungeös terreichische Anthropolo gin BarbaraPeichl, die sich für ihre Diplomarbeit ander Uni Wien unter 18- bis 28-jährigen Bu -charinnen und Bucharen umgehört hat.Die Gespräche hat sie in ihrer Arbeit aufBitte ihrer Interviewpartner anonymisiertwiedergegeben.

VON ALEXIA WEISS

Ein nicht-jüdischer Partner ist nichtnur unter älteren, sondern auch beijungen Bucharen tabu. Alle inter view -ten betonten, dass für sie nur einejüdische Frau, ein jüdischer mann inFrage gekommen sei bzw., so sie nochnicht verheiratet sind, in Frage kom-men würde. „Zum Heiraten, glaube ich,sollte man unter sich bleiben, weil einfach.. die Religion ist eine Sache, die schonviele Leute auseinander gebracht hat ...Und wenn man dann zwei Religionenhat, ist das überhaupt eine Katastrophe“,

zitiert Peichl Rebecca (28), die in is -rael geboren und mit zwei Jahren nachWien gekommen ist. Rebecca selbsthat mit 17 Jahren einen Cousin gehei-ratet, ist mutter zweier Kinder undstudiert heute.

Esther (26), eine beruflich erfolgrei-che Akademikerin, die nicht-jüdischeSchulen besuchte, ist nicht verheira-tet, wohnt aber noch bei ihren Eltern.Auch für sie ist ein jüdischer Partnerwichtig. „Mir wäre das wichtig, dass dasJudentum an sich so erhalten bleibt, weilirgendwann stirbt es sonst aus, wenn je -der irgendeinen Partner heiratet, verläuftdas dann alles im Sand ... Der Grund -gedanke ist einfach zu wissen, ah, wo -durch du dich heraushebst, ja, wir habengewissen Verhaltensweisen, wir habengewisse Denkweisen, die sich ein bisselherausheben von den anderen Religionenoder von den anderen Völkern.“

Der in israel geborene 20-jährigeDa niel, der seit 1991 in Wien lebt undnoch unverheiratet ist, meint zu demThema: „Also wichtig wäre schon, dasssie Jüdin ist. [...] Für mich persönlich, ichweiß, dass ich mit einer Jüdin auf alle

Fäl le besser klar kommen würde, auch dieTraditionen und Werte, die jüdischenTra ditionen und Werte jetzt, einfacher zuvermitteln sind, als wenn [...], jemandder überhaupt nicht diesen Backgroundhätte. Also das auf jeden Fall!“

Der Partner muss also jüdisch sein– bei der jüngeren Generation aller-dings nicht mehr zwingend bucha-risch. Jedenfalls in die eine Richtung.Denn wie sich für Peichl herauskri-stallisierte, gebe es zunehmend Ver -bindungen zwischen bucharischenFrauen und aschkenasischen män nern.Umge kehrt funktioniere das - in Wien- al ler dings nicht. „Lass mich überlegen,ob es so was überhaupt gibt – ein Bu cha re,der eine Aschkenasin heiratet, in Wiennicht, in Is rael ist das normal“, sagt Es -ther. Und Jenny (20), selbst mit einemBucharen verheiratet und muttereines Sohnes, meint dazu: „Es gibt nichtso viel Fälle, wo ein Buchare eine Asch -kenasin geheiratet hat, fast keine, abersehr viele, wo ein bucharisches Mädcheneinen Aschke na sen geheiratet hat.“

Die Erklärung für dieses Phänomenhat Peichl in der stark patriarchalischorientierten Gesellschaftsstruktur in -nerhalb der bucharischen Gemeindegefunden. Diese drücke sich in derunterschiedlichen Erziehung vonmäd chen bei Bucharen und Asch ke -na sen aus. Chajm (25), verheiratet,aber noch kinderlos, beschreibt das so:aschkenasische Erziehung sei „mehrauf Prestige, Schule, Ausbildung, Dok -tor titel, Magister, Lernen“ ausgerichtet.Eine bucharische Frau solle auch eineAusbildung machen, aber es werdeder Schwerpunkt auf die Familien -grün dung gesetzt. „Und dann finde direinen Mann und die Mutter bringt derTochter bei, wie sie kochen soll, und wie sieden Haushalt führen soll und eine guteMutter sein soll und so weiter. Das be -deu tet, ein bucharischer Mann will eineFrau haben, um eine Familie zu gründen.Und deswegen sucht er sich eine buchari-sche Frau, weil er schon weiß, dass sieeher schon so erzogen wurde.“

Daniel möchte einmal eine Par t n erinhaben, die auch bucharisch ko chenkann. Und „eine aschkenasische Frau,die bucharisch kocht, das ist schwer vor-zustellen“. Eine aschkenasische Frauewürde die zeitaufwändigen Essens -vor be reitungen und die Aufräu m ar -beiten nach dem Essen nicht auf sichnehmen. in diese Kerbe schlägt auch

JÜDISCHE WELT • INLAND

november 2008/Cheschwan 5769 27

Wandel in der Wiener bucharischen Gesellschaft

JÜD

ISCH

E W

ELT

Page 28: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

JÜDISCHE WELT • INLAND

28 november 2008/Cheschwan 5769

Esther. Sie meint, ein bucharischermann wünsche sich eine Frau, „die zubeiden Teilen am Leben teilnimmt, alsMutter und Ehefrau“. Sie erläutert, dassdies bedeute, eine Frau solle „denHaushalt führen, den Mann unterstüt-zen, „genauso arbeiten gehen, aber haltdie starke Bezugsperson sein“. All dieseEigenschaften würden nicht mit eineraschkenasischen Frau assoziiert.

mit aschkenasischen Frauen wirdzudem seitens der bucharischen Ge -meinschaft mehr Freiheit verbunden.So sagt Rebecca: „Stimmt, eine Aschke -na sin wird sich nie antun, was viele bu -charische Mädchen sich antun, bis heute.Antun mein’ ich in der Hinsicht, dass sieirgendwie leben, nur für die Familie, fürden Mann.“ Auch die Jungfräulichkeitvor der Ehe habe einen hohen Stellen -wert – und damit verbunden „dergute Ruf“ eines mädchens.

Und so verwundert es nicht, wennjun ge Bucharen folgendes Bild zeich-nen. Aschkenasische Frauen seiendem nach öffentlicher (in ihrer Stel lungnach außen), unrein, da meist nichtjungfräulich, emanzipiert, selbstbe-wusst, führen ein karrierebetontesLeben, hei raten spät und seien nichtmehr form bar. Bucharische Frauendagegen agie ren mehr privat, gingenjungfräulich in die Ehe, richten ihrLeben nach dem mann und der Fa mi -lie aus, seien ruhig, heiraten jung undseien noch formbar. Peichl kommt inihrer Arbeit daher zu dem Schluss:„Der Wunsch der Männer nach der Er hal -tung der bu cha rischen Werte und Kulturlässt vermuten, dass sich auch der Wunschnach ei nem hierarchischen Geschlech ter -ver hält nis dahinter verbirgt.“

Doch unter den bucharischen mäd -chen gebe es immer mehr, die nacheinem offeneren Leben streben. Es theretwa erzählt, dass viele bucharischeFrauen keine „traditionelle Ehe“ mehrführen wollen würden. Und mit ei -nem aschkenasischen mann werde as -so ziiert: „der Frau mehr Freiheit geben“.Sara (27) hat mit 24 Jahren einenAsch kenasen geheiratet. Die beidenha ben eine Tochter. Sie meint, dassaschkenasische und bucharische män -ner verschieden erzogen würden.Wenn sie auf Besuch bei ihren Schwie -gereltern sei, würden auch die männ-lichen Familienmitglieder bei denHausarbeiten, etwa beim Abräumendes Tisches, helfen.

Auch in Sachen Heiratsalter scheintin den vergangenen Jahren einiges inBe wegung gekommen zu sein, ob -wohl tendenziell immer noch jung ge -hei ra tet wird. Chajm etwa sagt:„Wenn wir mit 24 nicht verheiratet sind,werden wir schon schief angeschaut.“ Re -becca be tont, die „obere Grenze“ zumHeira ten seien 25 Jahre, es werde aber„nach oben hin offener“. Aschk e na sen,so Chajm, würde dagegen erst mit 29,30, 31 heiraten. Für viele ist die mo -tivation für eine frühe Heirat, Sex mitdem Part ner haben zu können. Denn,so Peichl: „Alle meine InformantInnenberichteten, dass das Zusammenleben mitdem/der PartnerIn vor der Ehe ein Ta bu -thema darstelle.“ David (21), der be reitsmit 19 Jahren geheiratet hat, sagt etwa:seine Partnerin und er be schlos sen ge -meinsam zu heiraten, da sie nach zweiJahren des Zusammen seins „mehrwoll ten als nur ausgehen“.

Peichl streicht aber noch einen wei-teren Grund für die eher frühen Ehe -schließungen hervor: innergemein-schaftlichen Druck, ausgelöst durchdie begrenzte Anzahl an potenziellenEhepartnern mit zunehmenden Alter.Das führe für viele junge Bucharen vorallem zu Druck seitens der Eltern, derFamilie.

Hauptgrund dafür, dass sich dasHei rats alter dennoch etwas nach obenverschiebe, sei der Wunsch vielermäd chen nach mehr Bildung. Chajmetwa konstatiert, dass Verän de rungenim Gang seien. „Die Bucha ren passensich mehr an, wollen auch eine Ausbil dunghaben, die Mädchen wollen auch studie-ren und jetzt ändert sich das“. PeichlsResümée in diesem Punkt: „Das Hei -rats alter steigt an, auch da durch, dassFrauen vermehrt Wert auf Aus bil dungund Selbstbehauptung le gen.“

Trotz steigender Bildung und aucheinem aktiven Arbeitsleben von Frau -e n werde aber von den bucharischenmännern weiter davon ausgegangen,„dass sie der finanzielle Erhalter derFamilie sein werden und die Frau weiter-hin parallel zum Arbeitsleben für denhäuslichen Bereich und Kindererziehungzuständig ist“, so die Anthropologin.„In Folge bedeuten diese Strukturen einFortbestehen eines hierarchischen Ges -chlech terverhältnisses.“ Derzeit stün-den einige ihrer bucharischen Ge -

sprächspartnerinnen allerdings kurzvor Abschluss ihres Uni-Stu diums,sagt Peichl. ihr Fazit: „Es bleibt abzu-warten, wie sich ein erhöhter Bildungs -status bucharischer Frauen auf die Gen -der hierarchie in den persönlichen Ehe-und Liebesbeziehungen dieser Personenauswirkt du ob, bzw. in welcher Art undWeise sich in weiterer Folge Familien-und Sozialstrukturen ändern.“

Barbara Peichl: „Lebenswelten jugendli cherbucharischer JüdInnen in Wien – Iden tifi ka -tionsprozesse und Handlungs stra te gien“,Wien Juni 2008, Diplom arbeit an derUni versität Wien

Beten am Blackberryfür Tausende gläubigeJuden Tausende gläubigeJuden auf der ganzen Welt betenjeden Tag dreimal -mit dem Blackberryin ihrer Hand.

Die Software, die hebräische Texteund moderne Technik miteinanderver bindet, stammt von zwei Unter neh -mern, die an der new Yorker Ye shi vaUniversität studierten.

Das Pro gramm, das die Gebete inelektronischer Form liefert, nanntensie „JewBerry“. „Juden versammeln sichjeden Tag in den Treppenhäusern von Bü -rogebäuden oder in Konfe renz sälen, umzu beten“, sagt Jonathan Bennett, einerder Entwickler. „An das Gebetbuch er -innert man sich vielleicht nicht immer, aberniemand ist ohne Blackberry unterwegs.“http://www.jewberry.com

Page 29: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

Der Jüdische Friedhof „in der Roßau“ist der mit Abstand älteste Wiens - und der wohl unbekannteste

„Und eins - und zwei!“ Die Kom man -dos der Vorturnerin hallen aus einemder vielen Fenster des Pensionisten-Wohnheimes „Haus Rossau“ in denmit goldgelbem Laub bedeckten in -nenhof. „Pock! Poch! Pock! Out! na!Linie!“ Gegenüber, hinter einer mau er,wird zum selben Zeitpunkt ein Ten -nis ball von zwei Schlägern verdro-schen. Durch die mächtigen Kronenzweier Ahornriesen fällt ein bisschenHerbstsonne auf eine Hundertschaftur alter Grabsteine mit hebräischenSchrift zeichen, die zum Teil ein halbesJahrtausend alt sind. Kein Friedhof inWien ist älter als der jüdische in derSeegasse in Alsergrund. Keiner ist sovergessen.

„Ja ja, gehn’s nur durch.“Die Dame an der Rezeption des Al ters -heimes ist im weitesten Sinne auchdie Friedhofswärterin, denn einen an -deren Eingang als jenen durch dieAu la gibt es nicht. Glaubt man dem„Wiener Friedhofsführer“ - und wa-rum sollte man es nicht tun? - so

wurde der „Juden-Freithoff am oberenWird“ im 16. Jahrhundert angelegt.

Der älteste Grabstein, jener des mor -dechai ben Gerson menzl, datiert ausdem Jahr 1540. Der berühmte RabbiLöw starb etliche Jahrzehnte später;dennoch lockt sein Platz der ewigenRuhe, der Jüdische Friedhof in Prag,täglich zigtausende Touristen an. inder Seegasse dagegen ist es ruhig, umnicht zu sagen: totenstill. Da klickenkeine Fotoapparate, nirgends stehenKartenabreißer, es gibt keine Kassa undkeine Warteschlange. „Doch, es kommenschon regelmäßig Leute, manchmal sogarein ganzer Bus“, hält die Rezep tio nis tindagegen.

So friedlich das Plätzchen heute er -scheinen mag, einst war es ein heißum kämpfter Flecken Erde. Schon im17. Jahrhundert musste Jakob Fränkel4.000 Gulden berappen, damit der

Fried hof - trotz Judenverfolgung durchKaiser Leopold i. - erhalten bleibt. Bis1784 wurden in der See gasse Totebeerdigt, danach nur noch außerhalbder „Linie“ in Währing, wie es Josephii. aus hygienischen Grün den verfügthatte. mehr als 900 Grabsteine standenam „unteren Werd“, bis 1943 dienazis das benachbarte Altersheim fürsich beanspruchten. Dennoch gelanges einigen Juden, ei nen Teil der Grab -steine auf dem Zen tralfriedhof zu ver-stecken. 280 Stei ne konnten nachKriegs ende identifiziert und wiederaufgestellt werden, doch erst vieleJahrzehnte später, am 4. September1984, wurde der Jüdische Friedhof„im Rahmen einer kleinen Feier“aber mals eingeweiht, wie der „Wie -ner Friedhofsführer“ berichtet.

Seither sind 24 Jahre ins Land gezo-gen, die Welt hat sich weiter verän-dert, ist noch schneller, noch modernergeworden. Doch gut versteckt in denHäuserschluchten des neunten Be zirks,in der Seegasse 11, hat etwas alleZeiten überdauert, eine einzigartigeGroßstadtoase, ein Ort der Kraft, desGeistes und der Besinnung. Auchwenn hie und da ein Tennisball überdie mauer geflogen kommt.

JÜDISCHE WELT • INLAND

november 2008/Cheschwan 5769 29

Die einsamenToten aus derSeegasse von Andreas Tröscher/APA

ICH MAG ES MODE DIE KULTUR HAT

Wien 7, Neubaugasse 28 n Linz, Mozartstraße 12

E F

B

Page 30: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

30 november 2008/Cheschwan 5769

in goldgelbes nachmittagslicht sinddie Weinterrassen auf den Hän gender nordungarischen Kleinstadt Tokajgetaucht. Verlässt man diese sanften,farbenfrohen Hügel, um in das Stadt -zentrum zu gelangen, empfängt ei nenein ganz anderes Bild. Das Städtchen,das dem weltberühmten Wein dennamen gab, wirkt eher ärmlich undwenig herausgeputzt. Auf der sichschlängelnden Hauptstrasse, derRákóczi út, bröckelt der Verputz vonden ehemals schönen Biedermeier -häu sern, die den Reichtum der hieran sässigen Weinbauern und Wein -händ ler erahnen lassen.

Bereits im 17. Jahrhundert hattensich hier auch jüdische Weinhändlerangesiedelt. Als aber die Armee vonFerenc Rákóczi ii. im Jahre 1680 Tokajdurch Brandschatzung und Plünde -rung verunsicherte, verließen die Ju -den die Stadt. Erst im 18. Jahrhundertkamen sie wieder und konzentriertensich auf die Weinproduktion: Siepachteten Weingüter und Weinkellerund waren so erfolgreich, dass sie denneid ihrer mitbewerber erregten: Ab1798 durften sie keinen hochqualitati-ven Wein mehr herstellen und zweiJahre später wurde ihnen auch diePacht und der Kauf von Wein gär tenin Tokaj untersagt – mit Aus nah meeines kleinen Bezirkes.

Doch die Juden in Tokaj ließen sichnicht entmutigen: Sie bewohnten an -sehnliche Häuser, errichteten sozialeund wohltätige Einrichtungen für dieGemeinde - und sie bauten eine schö-ne, mächtige Synagoge, eine der zehn

größten in Ungarn. Um die mitte des19. Jahrhunderts hatten die Judenschon viele andere Geschäftsfelder fürsich entdeckt: 1879 öffnete eine Zünd -holz fabrik, und es gab jüdische Ban -ken, die wesentlich zur industriellenEntwicklung der Gegend beigetragenhaben. Die Juden in Tokaj warenHand werker und Händler, ein Teilhatte auch akademische Berufe. DieGemeinde war orthodox-religiös undunterhielt jüdische Schulen mit inten-siven Thorastudien.

Zionismus made in Tokajin den 1930er Jahren wurde Tokaj –

heute rund zweieinhalb Stunden vonBudapest entfernt - zu einem wichti-gen Zentrum zionistischer Aktivitä ten.

Während der Großteil der mittel -klas se nicht selbst an Alijah dachte, sounterstützten sie dennoch die idee,in dem sie Geld sammelten und denZio nismus propagierten: Die Jugend -be wegung Barisia förderte eine be -trächt liche Einwanderung aus dieserRegion nach Palästina.

1938 zählte man bei einer Gesamt be - völkerung von 5.903 Personen knappüber eintausend Juden. Un garn, zuKriegsbeginn Verbündeter des nS-Re - gimes, erließ diskriminierende Ju den-Gesetze, unter denen die jüdischeGemeinde sehr bald zu leiden hatte:Die männer über 40 wurden zurZwangsarbeit verpflichtet und einigeder wohlhabenden mitglieder derTokajer Gemeinde wurden in das KZin Kistarcsa deportiert.

im April 1944, einen monat nachder Besetzung durch die Deutschen,pferchte man die Juden zuerst in einGhetto und in der Folge verschleppteman sie nach Auschwitz. nach demKrieg kamen nur 112 Juden nach To kajzurück. Derzeit leben zwei Juden inder Stadt.

Lajos Löwy und die „koschereTränke“

Verlässt man die Rákóczi út, um an -dere Straßenzüge zu entdecken, siehtman meist kleine Häuser mit Vorgär -ten. Aber plötzlich ragt ein hell-gelbgestrichenes, riesiges Gebäude, wieein Fremdkörper, aus der Kleinstadt -idylle heraus. Es ist die mit EU-Gel -dern renovierte Synagoge von Tokaj.An der Stelle, wo das ursprünglicheGebäude aus dem 17. Jahrhundert imJahr 1890 durch ein Feuer zerstörtwurde, wurde eine neue Synagoge mit1.000 Sitzen errichtet. nachdem dieseim Zweiten Weltkrieg schwer beschä-digt wurde, hat die jüdische Gemein -de die Ruine 1960 verkauft. Erst 1990wurde die Fassade wieder hergerich-tet, das innere ist noch immer eineBau stelle, weil man keine Verwen dungfür das Haus hatte. Knapp dahintersteht ein neues Glaskonstrukt, dasheu te als Kulturzentrum genutzt wird.

Ein niedriges quadratisches Ge bäu -de mit einer kleinen Kuppel ist heuteder „jüdische Treffpunkt“ : Es ist einehemals chassidisches Stibl (Beth Ha -midrasch), das um 1930 von einem rei-chen Eisenwarenhändler errichtet

Letzte Spuren jüdischen Lebens in Tokaj und MádReportage aus dem nordöstlichen Ungarn

VON MARTA S. HALPERT

© A

lle F

otos

: Ren

hard

Eng

el

Page 31: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

november 2008/Cheschwan 5769 31

wur de. Heute prangt ein handge-schriebener Zettel auf der Pforte: „La -jós Löwy“ und eine Telefonnum mer.„Außer mir gibt es nur noch einen Juden,den Glück, aber der kommt nicht beten“,bedauert der 1949 in Tokaj geboreneLöwy . Sein Vater, Jahrgang 1901, wieauch seine mutter überlebten das Ver -nichtungslager Auschwitz. „Ein eitlerSS-Mann, der meine Mutter im Lager alsseine persönliche Schneiderin benützte,rettete sie vor dem berüchtigten Men ge le“,erzählt der Geschäftsmann, als ob esgestern gewesen wäre.

Wenn Lajós Löwy nicht mit auslän-dischen Besuchern die beiden jüdi-schen Friedhöfe besucht, kümmert ersich um sein Haushaltsartikel-Ge schäftin der Rákóczi útca 41.

Gräberbesuche bei vierWunderrabbis

Jüdische Touristen aus den USAund israel kommen hauptsächlich aufGräberbesuch hierher. „Einen Minjanhaben wir hier nur dann, wenn die Chas -si dim (Anhänger) unserer Wunderrabbis,die alle hier in der Umgebung begrabensind, zur Jurzeit (Jahrestag des Todes) an -rei sen“, erklärt Löwy. Dann packen dieGäste ihre koscheren mitgebrachtenLe bensmittel aus und verköstigen sichim Stibl.

Da sich im frühen 18. Jahrhundertvor allem Juden aus Südpolen undGa lizien in Tokaj ansiedelten, warendie Gemeinden in dieser Region or -thodox-religiös und chassidisch ein-gestellt. Fährt man von Tokaj aus einekurze Strecke den Bodrog Fluss ent-lang, gelangt man nach Bodrog ke resz -túr. in diesem Dorf, hatte der chassi-dische Rabbiner Schaje Steiner („RebSchajele“ genannt) von 1851 bis 1925seinen Wohnsitz. Zu seinem Grab pil-gern die Anhänger genau so wie indas nordöstlich gelegene Olaszliszka,ein anders bekanntes Weinbaugebiet,wo der berühmte Wunderrabbi ZviHirsch Friedmann (1808-1874) begra-ben liegt. Friedmann war ein Schülerdes wohl angesehensten chassidischenLehrmeisters moische Teitelbaum(1759-1841) aus dem nahe gelegenenSá toraljaújhely, der für die Verbrei tungdes Chsssidismus in Ungarn ver ant -wortlich ist.

„In Nagykálló lebte einer der be kann tes -

ten Wunderrabbi, von dem viele zwar einberühmtes Lied kennen, ohne zu wissen,dass es Eisig Taub komponiert hat, näm-lich „Szól a ka kas már“ („Ehe der Hahnkräht“), erzählt Lajós Löwy.

Fünf Juden in Mád

Das offizielle Gedenken an den 60.Jah restag der Vernichtung der ungari-schen Juden fand in der schönen ba -rocken Synagoge von mád am 9. mai2004 statt. Deren Restaurierung wur deim Rahmen des ungarischen „Ge set zeszum Kulturerbe“, das seit 2001 inKraft ist, ermöglicht. Seither zählt diemáder Synagoge zu den 263 wichtig-sten monumenten in Staatsbesitz.

„In Mád gibt es heute nur noch fünfJuden“, so Löwy, der als einziger Zeu geund Chronist der jüdischen Ge schich -te in dieser Region geblieben ist.in dieser Synagoge wurde bis 1947gebetet, als wenige Überlebende nachder Shoah, der 343 Juden aus mád zumOpfer fielen, hierher zurückkamen.

Der Blick über die friedlich sanftenWeinberge lässt wenig von diesertraurigen Geschichte vermuten. Aberdie vielen Friedhöfe mit jüdischenGrab steinen, die zahlreich und uner-wartet aus der Landschaft herausra-gen, legen Zeugenschaft über die jü -di sche Besiedlung ab. Das sind diever bleichenden, versinkenden, stei-nernen Spuren. • Der Friedhof - Pilgerstätte für Touristen

Die Synagoge von Tokaj

Page 32: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

32 november 2008/Cheschwan 5769

israel: scheidungsgesetz verabschiedetin der israelischen Knesset wurde einGesetz verabschiedet, das die Er pres -sung von Frauen verhindern soll, de -ren Ehemänner die Scheidung verwei-gern. So wird nun in speziellen Fällender gemeinsame Besitz bereits vorBeendigung des Schei dungs pro zes seszwischen beiden Parteien aufgeteilt.Oftmals hatten Ehemänner die Frau -en bisher mit ihrer Zustimmung zurScheidung erpresst, um den gesam-ten Besitz oder einen Großteil davonfür sich behalten zu können.Ohne religiöse Scheidungs bestäti gungkann eine Jüdin nicht erneut heiraten.58 Abgeordnete hatten dem Gesetzes -antrag zugestimmt, nur 21 – zumeistaus streng orthodoxen Parteien –spra chen sich dagegen aus.

umfragen: 78% der jüdischenstimmen für obamaLaut meinungsumfragen erhielt derzu künftige US-Präsident Barack Oba -ma mehr als drei Viertel der jüdischenStimmen. So stimmten 78% der jüdi-schen Wähler für den demokratischenKandidaten, während lediglich 22%den republikanischen Kandidaten JohnmcCain wählten. Zum Vergleich:John Kerry erhielt im Jahr 2004 74%,Al Gore 79% im Jahr 2000 (mit demjüdischen Vizepräsidentschafts kandi -da ten Joe Lieberman).

Jüdische filme gehen onlineDas San Francisco Festival des Jü di -schen Films arbeitet an einem Projekt,das hunderte jüdischer Filme onlineverfügbar machen will. Außerdemsol len auf der Festival-Website www.sfjff.org mediastreams, Zusatz ma te ri al,Ressourcen für ein soziales netzwerkund ein Forum zu finden sein. Vor

allem aufstrebende medien platt for -men sollen von dem Projekt pro fitie -ren. Die ersten Dollar für die Ver wirk -li chung der „neuen medien ini tia ti ve“spendeten Steven Spiel bergs Righ teousPersons Foundation und die New YorkerCharles H. Revson Founda tion.im Zuge des 29. San Francisco Fes ti -vals des Jüdischen Films im kommen-den Juni soll das Projekt starten, mitetwa 1.200 Clips zu Filmen aus der28 jährigen Geschichte des Festivalsund einer Reihe von Titeln in Ori gi nal - spiellänge.Auch die Filme der Jewish HeritageVideo Collection zur jüdischen Ge -schichte und Kultur werden auf derWebsite vertreten sein.

Jewish agency kürzt Budgetum us$ 45 mio.Die Jewish Agency für israel will 2009US$ 45 mio. einsparen. Die Restruk tu - rierung der Organisation, eine Kür -zung von managementkosten undHil feleistungen für andere israelischeOr ganisation sowie eine Projekt reduk -t ion werden damit einhergehen. Al ler -dings seien ihre Kerninitiativen nichtbetroffen, beteuert die Agency. Seit2003 sind 20% der Agency-mitar bei terabgebaut worden, weitere Entlas -sungen sind nicht auszuschließen.Das Budgetdefizit ist vor allem auf denWertverlust des Dollars gegenüberdem Shekel und die inflation zu rück -zu führen.

sicherer spielplatz für sderotEin indoorspielplatz, auf dem dieKin der von den palästinensischen Ra -ketenangriffen unbehelligt spielenkönnen, wird in Sderot gebaut. Er sollim Januar 2009 fertig gestellt werden.Der Spielplatz, der in einer ehemaligenTextilfabrik errichtet wird, beinhaltetmehrere oberflächenverstärkte Spiel -räu me, die Schutz vor palästinensi-schen Raketen aus dem Gazastreifenbieten sollen. Auch außerhalb des Ge -bäudes wird ein Schutzraum errichtet,um jene Eltern und Kinder zu schüt-zen, die sich auf dem Weg ins inneredes Spielplatzes befinden.

500 menschen wird der indoor spiel -platz fassen, es gibt verschiedene, nachAltersgruppen unterteilte Areale.Außerdem sollen Psychologen undSa nitäter vor Ort sein, um im Ernst fallsofort Hilfe leisten zu können. in undum Sderot leben etwa 5.000 Kinder.

israelischer oscar für „waltz with Bashir“Der Animations-Dokumentarfilm„Waltz witz Bashir“ von Ari Folmange wann israels Academy Award alsbester Film. insgesamt konnte dasWerk, das den Libanon Krieg zumThema hat, sechs Ophir Awards fürsich verbuchen – und macht sich, ge -stärkt durch diesen Erfolg, auf denWeg zur Oscar-Verleihung in den USA.Auch Yoel Zilberg, Regisseur derFilmserie „Kuni Lemel“, wurde mit ei -nem Ophir Award für sein Lebens -werk ausgezeichnet.„Waltz with Bashir“ verfügt über eineeigene Website in deutscher Sprache:http://waltz-with-bashir.pandorafilm. de/index.php

israelische animationsfilme kämpfen um oscar in den usaErstmals gibt es zwei israelische Fil -me, die beim Wettbewerb um dennächsten Oscar in der Kategorie „Bes -ter animierter Film“ ins Rennen ge -

PanoramaKurznachrichten aus der jüdischen WeltQuelle: JTA/Guysen u.a.; Übersetzung: Karin Fasching/Foto:©JTA u.a.

Page 33: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

november 2008/Cheschwan 5769 33

hen. Ari Folmans „Waltz with Bashir“und Tatia Rosentals „9.99 Dollar“ ste-hen auf der Liste von 14 Kandidaten,von denen dann die drei no mi nie -rungen ausgewählt werden. Die Preis -verleihung ist am 14. Januar 2009.Die israelisch-deutsch-französischeKoproduktion „Waltz with Bashir“hat seit ihrer Weltpremiere auf denFilmfestspielen von Cannes interna-tionale Beachtung gefunden. „Waltzwith Bashir“ bewirbt sich auch umden Oscar in der Kategorie „BesterFilm“.Die israelisch-australische Koproduk -tion „99.9 Dollar“ ist das Erstlings -werk der jungen Animations künstle -rin Tatia Rosenthal. Der Puppenfilmverarbeitet diverse Kurzgeschichtendes israelischen Autors Etgar Keret.Er wurde erstmals auf den Film fest -spielen in Toronto gezeigt.

online-auschwitz-ausstellung in farsiEine Online-Ausstellung über dasKonzentrationslager Auschwitz kannman auf der Website von Yad Vashemnun in Farsi abgerufen werden. DasAuschwitz Album, das einzige nochexistierende visuelle Beweismaterialfür den massenmord im Todeslagerwurde der persischen Version der YadVashem Website hinzugefügt. Es ent-hält Hintergrundinformationen überAuschwitz, 60 Bilder mit kurzen Er -läu terungen, Luftaufnahmen, die dieAlli ierten während des Zweiten Welt -kriegs geschossen haben und Ge -schich ten von Überlebenden.Bis dato zählt die im Jahr 2007 gestar-tete Farsi Website mehr als 100.000Besucher. Für den Yad Vashem Vorsitzenden Av -ner Shalev ist sie ein wichtiger Beitragim „Kampf gegen die Leugnung desHolocaust“.

Koscherer supermarkt in Kiew Unter Supervision von Chabad Lu ba-witsch wurde in der ukrainischenHaupt stadt Kiew ein koscherer Su -per markt eröffnet.

ivanka trump bereitet sich aufÜbertritt vorDie Tochter des immobilientycoonsDonald Trump, ivanka, hat mit demProzedere, das einer Konversion zumJudentum vorangeht, an der orthodo-xen Kehilath Jeshurun Synagoge in

manhattan begonnen. Die 27-Jährige,ehemaliges model und Vizepräsi den -tin für immobilien-Entwicklung undAkquisition der Trump Organization,ist mit dem jüdischen GeschäftsmannJared Kushner verlobt. Die Hochzeitsoll im kommenden Jahr stattfinden.

Yukiko sughihara gestorbenYukiko Sughihara, die Ehefrau desjapanischen Diplomaten Chiune Su -ghi hara, der durch die Ausstellungvon Visen während des Zweiten Welt -kriegs tausenden menschen das Le -ben rettete, ist am 8. Oktober im Altervon 94 Jahren verstorben. Yukikohatte ihren mann, der damals japani-scher Konsul im litauischen Kovnowar, im Jahr 1940 ermutigt, Visen fürtausende polnische Juden für die Aus -reise aus Litauen auszustellen, ob wohlsie sich damit beruflich als auch privatin große Gefahr brachten. im Buch„Visas for Life“ schildert sie diese schik-ksalhafte Zeit. Aus dem Buch ent stand1993 eine Wanderausstellung über dieLebensgeschichten von Diplomaten,die ihr Leben riskierten, um andereLeben zu retten.Chiune Sughihara ist einer der Ge rech -ten unter den Völkern von Yad Va -shem. in den Jahren nach dem Kriegtrafen die Sughiharas viele der durchihre Visen Geretteten wieder.

Berliner „Kindertransport“-denkmalBerlin hat ein neues Holocaust-Denk -mal: Die von dem Künstler FrankMeisler gestaltete Skulptur erinnert anjene 10.000 jüdischen Kinder, die zwi-schen 1938 und 1939 vor den nazis inssichere Exil nach England gebrachtwurden – meisler war selbst einer vonihnen. Das Denkmal zeigt eine Grup peKinder, die einen „Kinder trans port“-Zug besteigen und wird am 30. no -vember feierlich enthüllt. Es steht vordem Bahnhof Friedrichstraße, wo dererste nottransport jüdischer Kinderaus Deutschland und Österreich am 1.Dezember 1938 seinen Anfang nahm.Das Gegenstück zu meislers Skulpturbefindet sich vor Liverpools StreetSta tion. Dort hatte im August 1939seine Reise und die von 14 weiterenKin dern, aus Danzig kommend, ge -endet.Bereits im vergangenen märz war einDenkmal Frank meislers am WienerWestbahnhof enthüllt worden.

Er lebt seit 1960 in israel.

shoah foundation ehrt Kirk douglasBei einem Benefiz-Dinner der ShoahFoundation der Universität von Süd -ka lifornien am 22. Oktober wurdeUS-Schauspieler Kirk Douglas geehrt.Regisseur Steven Spielberg hatte dieFoundation nach dem Erfolg seinesFilms „Schindlers Liste“ gegründetund die Erlebnisberichte von 52.000Holocaust-Überlebenden auf Videogebannt.Der 91jährige Douglas wurde als „Bot -schafter der Menschlichkeit“ ausgezeich-net, Spielberg bezeichnete ihn in seinerRede als „großartigen Amerikaner, ei -nen wunderbaren Juden, der für das, waser glaubt, einsteht“.

museum der toleranz vorrealisierungDie inzwischen acht Jahre andauern-den Bemühungen des Simon Wie sen -thal Centers, in Jerusalem ein „Zen -trum für Menschenwürde – Museum derToleranz“ zu errichten, haben endlichErfolg gezeitigt. Das israelischeHöchst gericht hat der Errichtung zu -gestimmt. Die Baukosten sind inzwi-schen von geschätzten US$ 120 mio.auf US$ 250 mio. gestiegen.Der Spatenstich hatte bereits vor vierJah ren stattgefunden, die Fertig stel lungsoll etwa dreieinhalb Jahre dauern.Das museum wird ergänzt durch einKindermuseum, Theater, Kon fe renz -zen trum, Bibliothek, Galerie und Le se -säle und will ein zivilisiertes mitein -an der und Respekt innerhalb der jü -dischen Gemeinschaft und zwischenmenschen aller Glaubensrichtungenvermitteln.Bis 1948 befand sich auf dem zukünf-tigen museumsgelände ein moslemi-scher Friedhof. moslemische Vertre terhatten deshalb gegen die Errichtungdes museums vor Gericht protestiert,waren jedoch gescheitert. Schließlichhätte man ja auch drei Jahrzehnte langeine vierstöckige Tiefgarage und da -vor ein Hotel dort akzeptiert, so dasArgument des Wiesenthal Zentrums.Das Gericht stimmte damit überein.

Jüdische schule allgemeinzugänglichDie erstklassige Hasmonean HighSchool in nord-London muss nun auchfür Schüler nichtjüdischer Glaubens -

Page 34: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

34 november 2008/Cheschwan 5769

JÜDISCHE WELT • AUSLAND

rich tungen geöffnet werden. Ein Be -schluss der britischen Regierung siehtvor, dass konfessionelle Schulen dieAufnahme von Schülern nicht von de -ren Religionszugehörigkeit abhängigmachen dürfen. Die Schulen müssennun öffentlich verlautbaren, dass auchnicht jüdische Kinder aufgenommenwerden, wenn genügend Plätze vor-handen sind.

„Peace now“-chef will in dieKnessetDer links gerichtete Aktivist und„Pea ce now“-Chef Yariv Oppenheimerwird bei den kommen israelischenWahlen auf der Liste der Arbeiter par -tei kandidieren. Auf Websites undFlugblättern tauchen bereits seit eini-gen monaten Drohungen gegen Op -pen heimer auf, angeblich von Rechts -extremen initiiert.

moskau will ressort am totenmeer bauenAm Toten meer, einer der bekanntes -ten Touristenattraktionen israels,wird ein russisches Luxus-Hotelres sortentstehen. Von moskau aus soll es dannbesonders günstige Hotel & Flug-Pa -kete für die Bewohner der russischenHauptstadt geben.Geschätzte 9% der 2,3 mio. Touristen,die 2007 israel besucht haben, kamenaus Russland. nach der Unterzeich -nung eines Abkommens für visafreiesReisen zwischen Russland und israel,das seit September 2008 gilt, wird einweiterer Anstieg der Besucherzahlenerwartet.

flüchtlingssohn wird neuseelandsPremierJohn Key, der Sohn eines jüdischenFlüchtlings, ist der neue Premier mi -nis ter neuseelands. Seine konservativenationalpartei trug bei den Wahlenam 8. november den Sieg davon undsetzte damit der neunjährigen Re gie -rungszeit von Helen Clarks Arbeiter -partei ein Ende.Keys mutter, Ruth Lazar, hatte ihnnach dem Tod seines alkoholkrankenVaters – Key war damals sieben Jahrealt – alleine großgezogen. Lazars Tan te

hatte die Ehe der beiden vor Beginn desZweiten Weltkriegs arrangiert und so1939 die Flucht von Ruth und einigenanderen Familienmitgliedern aus Ös -ter reich ermöglicht.in einem interview am Vorabend derWahlen würdigte Key seine mutter mitden Worten: „Sie war eine erstaunlicheFrau. Sie hatte einen ausgeprägten Sinndafür, was richtig und was falsch ist, undsie glaubte immer daran, dass ich Groß -artiges erreichen und tun könne. Sie hatmich stets angetrieben.“2001 startete der ehemalige An ge stelltebei merrill Lynch seine politische Kar -riere. Sein Judentum praktiziert derzweifache Vater nicht, steht dem jü -dischen Glauben jedoch „mit großemRespekt“ gegenüber. Bei einer Ver an -staltung anlässlich des 60. Jahrestagesder Gründung des Staates israeldrückte Key seine Hoffnung aus, baldden jüdischen Staat, in dem auch Ver -wandte von ihm leben, und Yad Va -shem besuchen zu können.

lau als Vorsitzender des Yad Vashem ratesDer ehemalige Oberrabbiner vonisrael, Rabbi israel meir Lau wurdezum Vorsitzenden des Yad Vashem Ra -tes ernannt. Er folgt Joseph „Tommy“Lapid nach.Lau, Spross einer bekannten Rab bi ner -familie, war während des Holo caustim Ghetto von Piotrkow interniert. Erund seine mutter entkamen der De por - tation nach Treblinka, wo der Groß teilseiner restlichen Familie ermordetwurde. im november 1944 schickteman Lau und seinen Bruder naf tali insArbeitslager von Czen sto chov, spä ternach Buchenwald, wo er bei der

Befreiung 1945 mit acht Jahren derjüngste noch lebende Gefangene war.nach israel kam er auf einem Schiffge meinsam mit anderen verwaistenFlüchtlingskindern. „Mit großer Ehr -furcht danke ich Premierminister EhudOlmert und den Regierungsmitgliedern,die meine Ernennung zum Vorsitzendendes Yad Vashem Rates befürwortet ha -ben.“, sagte Lau. „Siebzig Jahre nach der‚Kristallnacht’ – jenem gewalttätigenAkt, der den Beginn des Holocaust mar-kiert – ist diese Berufung für mich von be -s onderer Bedeutung. Meine persönlichenErfahrungen finden Widerhall in Yad Va -shem.“Von 1993 bis 2003 war Lau ashkenasi-scher Oberrabbiner israels, nun ist erOberrabbiner von Tel Aviv.

weizmann institut: Bester akademischer arbeitgeberDas Weizmann institut der Wissen -schaft in Rehovot wurde in einerUmfrage des Wissenschaftsmagazins‘The Scientist’ zum besten internatio-nalen akademischen Arbeitgeber ge -wählt. Besonders hervorgehoben wur -den dessen Forschungsein rich tun gen,die infrastruktur und das Arbeits um -feld.Von allen Staaten wird Australien alsder für Forschungsarbeit geeignetsteBoden gewertet, gefolgt von israel,Belgien, den USA und Kanada.

aborigines protestierten gegennazisSiebzig australische Bäume werden am2. Dezember zu Ehren des wenig be -kannten Protests von Aborigines ge -gen das nazi-Regime im Jahr 1938 inYad Vashem gepflanzt.William Cooper, Gründer der „Aus tra -lian Aborigines League“, führte eineDelegation an, die am 6. Dezember1938 dem Deutschen Konsulat inmelbourne eine Petition übergebenwollte, in der sie gegen die „grausameVerfolgung des jüdischen Volkes durch dieNaziregierung von Deutschland“ prote-stierten. Der Eintritt ins Konsulatwurde ihnen jedoch verwehrt.Erst 70 Jahre danach wird dieser Pro -test nun in Yad Vashem gewürdigt.

Page 35: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

VON ANITA POLLAK

Langes Haar, weißes Kleid, dunkleAugen, schlanke Hände, ein zarterKör per, alles in Bewegung. WeraGold man tanzt. ihr riesiger Schattenbewegt sich mit ihr an der Bühnen -wand. im übervollen Odeon wirdspürbar, dass diese Frau eine natur -gewalt ist.

Sie ist 87.

„Ich bin ein Wiener Kind“ , sagt sie zuBeginn des Abends, einer Gala, dieals Höhepunkt des Tanzfestivals „Be -rüh rungen“ ihr gewidmet ist. AmEnde dieses Benefiz-Abends wird siedie Ehrenmedaille der Stadt erhalten,in der sie geboren wurde.

interviewen lässt sie sich nichtwirklich. „ICH erzähle. Sie wissen ja

nichts von mir“.

Und sie erzählt. Von ihrer „herrlichenKindheit in Wien“, die 1938 zu Endewar. „Meine Eltern konnten sich nachAus tralien retten, aber ich hab ihnen ge -sagt, ich fahr nicht mit euch, ich fahr nachPalästina. Ich hab damals schon einer zio-nistischen Jugendbewegung angehört. Eswar ja nicht so, wie es ständig beschriebenwird, ein Exil. Nein, es war eine Alijah, einAufstieg. Ich bin eine sehr bewusste Jü din.“

in israel ist Wera durch die Be geg -nung mit einer anderen emigriertenWie nerin, der Tanzpionierin GertrudKraus, ihrer Lehrerin, selbst zurTänzerin ge worden. Wera ist heute dieletzte aktive Vertreterin dieser WienerTanz tradi ti on des modernenAusdruckstanzes, der in derZwischenkriegszeit mit be rühmtennamen wie Grete Wiesenthal, GertrudBodenwieser oder Margarete Wallmannverbunden war.

„Ein Großteil dieser künstlerischen Po -tenz war jüdisch“, weiß die Tanzex per tinAndrea Amort. Sie hat Wera Gold manquasi für Wien entdeckt und mit ihrbe reits zum zweiten mal eine Veran -stal tungsreihe organisiert, die diese imnationalsozialismus verfemte, nunfast vergessene Kunst wieder belebthat. im diesjährigen Festival „Be rüh -rungen“ kam es dabei auch zu berüh-renden Berührungen mit dem Tanzvon heute.

Berührungen mit anderen Tanzfor-men, den Tänzen anderer Kulturen,liebt auch Wera Goldman. Sie ist in ih -rem langen Leben viel herum ge kom -men, hat die Tänze der australischenAborigines studiert und viele Jahre inindien verbracht. „So jüdisch wie dorthab´ ich mich nie gefühlt. Ich hab den in -dischen Tanz gelernt und nach Israel ge -bracht. Ich mach mit Vorliebe Trans kul -tu relles. So benütze ich die indische Hand -sprache für biblische Themen, für dasLied der Lieder und die Psalmen“.

ihre Choreografie von „Sara im Zelt“und der von ihr selbst getanzte unddreisprachig – deutsch, hebräisch undarabisch - präsentierte 23. Psalm „DerHerr ist mein Hirte“ waren eindrucks-volle Beispiele für diese Völker ver-bindende mission Wera Goldmans.„Frieden gibt’s ja leider keinen, aber mei neMessage als Künstlerin ist: Let there bePeace!“.

november 2008/Cheschwan 5769 35

KULTUR • INLAND

KU

LTU

R„WIR SIND GEBORENE TÄNZER“

Die 87-jährige Wera Goldman tanzte beim Festival„Berührungen“ in Wien

©A

PA

Page 36: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

36 november 2008/Cheschwan 5769

KULTUR • INLAND

Versöhnlich ist sie heute auch ihrerein stigen Heimat gegenüber. „Wie manmich das erste Mal eingeladen hat, in Wienzu tanzen, hab ich mir gedacht, ich kannja auch nein sagen. Aber es hat ja keinenSinn, den Hass noch eine Generation wei-ter zu tragen. Jetzt hab ich mir hier völligneue Freunde erworben, darunter fast kei -ne Juden. Ich komm heute mit zwei Au genhier her, teilweise als Touristin, teilweiseals Tochter dieser schönen Stadt, in der ichmich noch sehr gut auskenne.“

Die Ehrungen, die sie da erhaltenhat – vor zehn Jahren schon den Gol de-nen Rathausmann – findet sie „unteruns gesagt, schrecklich. Erst muss ich weg,Studienunterbrechung, aus ist´ s mit allem,meine Verwandten schickt man nach The -resienstadt und jetzt geben sie mir Eh run -

gen. Aber ich kann nicht nein sagen unddie Menschen vor den Kopf stoßen. Wennman mir meine kleine Pension aufbessernwürde, hätte ich mehr davon, als wennman vor mir den Hut zieht.“

noch immer hat sie Schüler in isra el,„da muss man frisch bleiben. Es sind meistältere und psychologische Fälle, denen ichhelfe, sich gerade zu halten und zu be frei -en.“. Also ist sie eigentlich auch Tanz -therapeutin? „Ich hab´s nie so genannt,aber heutzutage macht man den Doktordamit“.

Tanz hat in israel eine enorme Be -deu tung, meint sie. „Alles tanzt. Das is -raelische Ballett ist weltberühmt. Weil wirgeborene Tänzer sind. Juden sind im mer ge -borene Tänzer und Musiker gewesen.“ •

Im Rahmen der Partnerschaft Leopoldstadt - BrooklynAusstellung des Illustrators und Zeichners Hank Blaustein -

Illustrationen Leopoldstadt-Brooklynvom 26. November - 7. Dezember 2008 im Nestroyhof

Hank Blaustein lebt und arbeitet in seiner Geburtsstadt Brooklyn, new YorkCity. Seine graphischen Essays beschreiben den Tagesablauf der großen undkleinen Gemeinschaften in der Welt aufregendsten Stadt. Stets ist einBleistift und ein Scatchbook griffbereit, um eine Szene der Vergänglichkeitzu entreißen.

mit den Jahren, Hank ist Geburtsjahr 1938, und als professioneller Cartoo -nist für die Zeitschrift ‘newYorker’, ist ein beachtenswertes œuvre entstan-den. mit vielen Ausstellungen in seiner Heimatstadt und einigen wenigenin Europa hat sich Hank Blaustein eine Fangemeinde geschaffen, diegelernt hat, hinter die vordergründige ironie, die plakative Abbildung zusehen.

mit der idee zu dieser Ausstellung, sie stammt von ingrid Stiller, und derBereitschaft der Stadt Wien, im Rahmen der Partnerschaft Leopoldstadt -Brooklyn einen Künstler aus new York nach Wien einzuladen, ist ein ver-itabler Erfolg für Hank Blaustein erzielt worden.

Ehrenpreis des österrei-chischen Buchhandels

für Paul Lendvai

Der Journalist, moderator undPublizist Paul Lendvai zählt zu denbekanntesten Vertretern seines Fa -ches. Der 79jährige erhielt im WienerRathaus den mit 7.200 Euro dotierten„Ehrenpreis des österreichischen Buch -han dels für Toleranz in Denken und Han -deln“ zugesprochen. KulturstadtratAn dreas mailath-Pokorny betonte inseiner Eröffnungsrede den wichtigenAnteil Lendvais für die Verstän-di -gung zwischen Ost und West. Dieeigentliche Laudatio hielt "Falter"-Chefredakteur Armin Thurnher.

Der ausgewiesene Experte für mit -teleuropäische Zeitgeschichte, der seit1973 auch die renommierte Viertel -jahreszeitschrift ‘Europäische Rund -schau’ herausgibt, kam im Rahmendes Ungarn-Aufstandes im Jahr 1956nach Österreich. Lendvai war rundzwei Jahrzehnte Osteuropa-Korres -pon dent der Tageszeitung ‘Die Pres -se’ und der ‘Financial Times’.

Zwischen 1982 und 1987 leitete erdie Osteuropa-Redaktion des ORF,bis 1998 war er intendant von RadioÖsterreich international. Seine diffe-renzierenden Analysen des Welt ge -schehens werden weithin geschätzt.Lendvai ist u.a. Träger des Karl-Ren -ner-Preises für Publizistik. Vor zweiJahren erhielt er den österreichischenStaatspreis für Kultur pu blizistik.

Der Ehrenpreis des österreichischenBuchhandels wird seit dem Jahr 1990vergeben. Vergangenes Jahr erhieltder Journalist und Übersetzer martinPollak den Preis, zu den weiterenPreisträgern zählen u.a. Konrad PaulLiessmann und die beiden Schrift -stel ler Eric Hackl und BarbaraFrischmuth.

Page 37: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

KULTUR • INLAND

november 2008/Cheschwan 5769 37

„Der Fall des Leopold Hilsner ist ein mar -kantes Beispiel für ein Versagen des Jus -tizsystems. Betroffen macht nicht nur dasFehlurteil, betroffen macht das gesamte vonAntisemitis mus und Zynismus getrage-ne Verfahren, das zum Urteil führte“,sagte Justizministerin maria Bergeram 14. november am Wiener Zen tral -friedhof. Gemeinsam mit iKG-Präsi -dent Ariel muzicant enthüllte Bergereine Ge denk tafel am Grabstein Hils -ners mit der Aufschrift „Wir bedauerndie Ver fehlungen der Justiz. Sie sind unsMah nung für die Zukunft.“

Hilsner war Anfang des 20. Jahr -hun derts in antisemitischen Skandal -pro zessen ohne jeden Beweis zuerstdes Ritual-, dann des Sexualmordesan einem christlichen mädchen fürschuldig erkannt und zum Tode ver-urteilt worden. nach internationalenProtesten begnadigte ihn Kaiser FranzJoseph zu lebenslanger Haft. Hilsnerwurde 1918 entlassen. Er starb als ge -

brochener mann 1928 in Wien.

„Das Unrecht, das Leopold Hilsner wi -der fahren ist, kann nicht mehr gutgemachtwerden. Der heutige Gedenkakt, in Ver -bin dung mit der Ergänzung der Grabin -schrift, hat daher vor allem symbolischeBedeutung“, so Berger. in der Demo -kra tie gebiete es der Respekt vor derUnabhängigkeit der Rechtsprechung,dass Justizminister aktuelle Entschei -dungen der Gerichte nicht nur nichtbe einflussen, sondern auch nicht kom -mentieren. Dieser Grundsatz könnefreilich nicht für die Vergangenheitgleichermaßen gelten, bekräftigte dieministerin. Vielmehr sei es eine Ver -pflichtung für jedes Justizsystem undsomit auch für jeden Justizminister,ver gangene Rechtsprechungs epo chenkritisch zu betrachten, Fehlent wick -lungen aufzuzeigen, Verfehlungendeutlich zu benennen und die Lehrenfür Gegenwart und Zukunft daraus zuziehen.

Das Strafverfahren gegen LeopoldHilsner sei kein tragischer Einzelfall,son dern stehe vielmehr für den Un -geist der damaligen Zeit. Um die Wen -de zum 20. Jahrhundert war die öster-reichisch-ungarische monarchie, dieStadt Wien im Besonderen, von ei nemKlima des Antisemitismus ge prägt,das Jahrzehnte anhielt und schließ-lich in den nationalsozialismus mün-dete. „Die traurige Erkenntnis, die wirheute ziehen müssen, ist, dass sich auchdie Justiz diesem Zeitgeist anschloss undunterwarf“, so Berger.

Dank sprach Berger den institu tio -nen und Privatpersonen aus, die sichfür eine Rehabilitierung Leopold Hils -ners eingesetzt haben, insbesondereden Schülerinnen der HBLW Wels,die im Rahmen der Gedenkveran stal -tung Texte zum Lebens Hilsners vor-trugen, der israeltischen Kultusge -mein de sowie der Welser initiativegegen Faschismus.

Berger: Fall Hilsner markantes Beispiel für Versagen der Justiz

Gedenktafel für Leopold Hilsner am Wiener Zentralfriedhof enthüllt

JustizministerinMaria Bergerund IKG-Präsident ArielMuzicant mitSchülerinnender HBLW Wels

Page 38: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

38 november 2008/Cheschwan 5769

KULTUR • KOLUMNE

Überall & nirgendwoim Prinzip ist eine Grippeimpfung keine große Angelegenheit. Allerdings,

wenn man dazu ins „Y“, in die Ym & YWHA (Young men’s & Young Women’sHebrew Association), noch dazu zu einer Aktion des dortigen Senior CenterPro grams, in inwood, manhattan, geht, dann wird selbst eine Grippeimpfungzum Ereignis. Trotz Voranmeldung, mit nummer und genauer Zeitangabe, wirdman in einen Warteraum geführt, in dem bereits die Unruhe zu verspüren ist,die die folgende Stunde begleiten wird. Einige mit viel niedrigerer nummerkommen zu spät. man wird aufgefordert sitzen zu bleiben. nach einiger Zeitwerden etwa fünf bis sechs nummern aufgerufen, auch unsere sind dabei. Überei nen langen Gang und Stiegen geht es ins Kellergeschoß, in einen anderenWartesaal.

Dort werden einem Formular in die Hand gedrückt, mit der Aufforderung, zuwarten bis man zum Ausfüllen aufgerufen wird. Please sit down. Die schüchterneFrage, ob man denn das Formular selbst ausfüllen darf, wird mit Unver ständ -nis begegnet, aber mit einem eher unwilligen ‘Ja’ beantwortet. Trotzdem: dieFormulare müssen überprüft werden. Weil ich angab, dass wir zu Hause we derEnglisch noch Spanisch sprechen, redet mich meine „Betreuerin“ auf Russischan (die vielen sehr alten Leute um mich kämen vermutlich besser mit Deutsch zurecht). Das Formular wird genehmigt und es geht weiter, zur nächsten Station.

nicht zur impfung, wie man vielleicht annehmen hätte können, sondern ineinem weiteren Wartesaal, zum Ausfüllen eines weiteren Formulars mit mehroder weniger den gleichen Fragen. Auch dieses Formular wird begutachtet undüberprüft, hauptsächlich von freiwilligen (älteren, weiblichen, sehr freundli -chen) Helfern des Centers. Wiederum ruft die Antwort meiner Frau, keine So -ci al Security number zu haben, Unverständnis hervor. ich habe, unberufen, einesolche und kann mir daher eine entsprechend langwierige Erklärung schen-ken. Übrigens auch in diesem Wartesaal wurden wir ständig zum Sitzen bleibenaufgefordert.

Es geht weiter. nunmehr offensichtlich in Richtung impfung. Vor einem Zim -mer, in dem drei Ärzte ordinieren, sind etwa ein Dutzend Sessel der Reihe nachaufgestellt. Please sit down! immer wenn eine Person endlich das Arztzimmer be -treten darf – manches mal sind es sogar bis zu drei – stehen alle auf und setzensich einen Sessel weiter. Ein junger mitarbeiter des Zentrums überwacht diepeinlich genaue Durchführung des Sesselwechselns. Weil ich mich weigere, am„medical chairs“ Spiel teilzunehmen und einfach stehen bleibe, schaut er michganz giftig an. Es ist ihm offensichtlich unverständlich, dass man seine Vor sor genicht honoriert. Es juckt mich ihm zu sagen, dass man auch vom Sessel fallenkann. ich lasse es aber dann doch des Friedens willen bleiben. in der Zwi -schen zeit stehen die anderen brav auf und setzen sich auf den nächsten Sessel.im namen der Ordnung der Dinge.

Endlich! Wir kommen an die Reihe! mein mitpatient schräg gegenüber legtsich seine Kappe über das Gesicht, damit er die impfnadel nicht sehen muss.Er sagt, das hätte er die letzten siebzig Jahre auch so gemacht. Die anderen la -chen verständnisvoll. Die impfung selbst dauert keine 30 Sekunden und schonist man wieder draußen. Allerdings, seit dem Eintreffen im „Y“ ist rund eineStunde vergangen, akkustisch versehen mit unzähligen Aufforderungen zumSitzen bleiben bzw. den nächsten, dem Arztzimmer näher gelegenen Sessel ein -zunehmen. mich beschleicht langsam der Verdacht, dass der gesamte bisherigeAblauf der Dinge auch als Beschäftigungstherapie gedacht war.

Viele der mitwarter scheinen zum mittagessen im Center zu bleiben. Zu ei nemKostenbeitrag von einem Dollar und fünfzig Cents! Eine tolle Sache für viele,zum größten Teil sehr alte Emigranten, mit offensichtlich sehr kleinen Pen sio nen.

P. Weinberger

BuchprojektLeopoldstädter

Tempel

Gesucht werden:

• Zeitdokumente, • Photos und • Schilderungen.

Zusendungen an dieRedaktion "Die Gemeinde"oder an [email protected]

Steinstellung nach

Frau Fela Grünwald findet am

30. November 08, um 11.30h

am Zentralfiredhof 4. Tor,statt.

Auszeichnung für David Grossman

Der israelische Schriftsteller DavidGross man wird mit dem „Geschwis ter-Scholl-Preis“ ausgezeichnet. Der i s ra e -li erhält den mit 10.000 Euro do tier tenPreis für seinen Essayband „Die Kraftzur Korrektur“ und ausdrücklich auchfür sein Gesamtwerk.„Grossmans Werk zeichnet sich durch ei neerfindungsreiche und literarisch faszinie-rende Art aus, indem es von den mensch-lichen Leidenschaften, Traumata undÄng sten unserer Zeit erzählt“, begrün-dete die Jury ihre Entscheidung. Wiekein anderer seiner Generation habeer immer wieder neu über den Zu -sam menhang von Literatur und Poli -tik nachgedacht. in „Die Kraft zurKorrektur“ plädiere er für eine Lite -ra tur, die auch unter der Bedingungdes Krieges ein Refugium der Frei -heit bleiben müsse. Hervorgehobenwurde auch sein nicht nachlassendesDrängen, den Dialog zwischenisraelis und Palästinensern nicht auf-zugeben.

Page 39: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE

KULTUR • INLAND

november 2008/Cheschwan 5769 39

Jiddische Kulturtage 24. – 30. November 2008

24. November 2008 Rabbi Chaim&Friends Menschen im Shtetl 25. November 2008 26. November 2008 Troim Teater Paris Abraham Goldfaden: „Di zwej Kuni Lemel“

Theodore Bikel

27. November 2008Theodore Bikel

mit Tamara Brooks 29. November 2008Roman Grinberg

Chochmes un Ejzes 30. November 2008Theodore Bikel

mit Tamara Brooks

Alle Vorstellungen beginnen um 19:30 Uhr. Vorverkauf und Kartenreservierung: Für die Veranstaltungen vom 24. – 29. November:

Theater-center-Forum

1 0 9 0 W i e n , P o r z e l l a n g a s s e 5 0

Karten zu: € 20,- / € 23,- / € 25,-

Telefonisch unter 01 / 310 46 46

Für die Veranstaltung am 30. November:

RadioKulturhaus 1 0 4 0 W i e n ,

A r g e n t i n i e r s t r a ß e 3 0 a Karten zu:

€ 25,- (Vorverkauf) € 28,- (Abendkasse)

Telefonisch unter 01 / 501 70 377

JÜDISCHES INSTITUT FÜR ERWACHSENENBILDUNG

adolf franKl.„im Kaffee hawelka“

Werknummer ÖD005a

artforum am JudenplatzJudenplatz 2, A-1010 Wien

Tel.: 533 16 52/Fax: 533 16 52 20/[email protected]

Öffnungszeiten mo, Di, Do, Fr 11-18 UhrSo und Feiertage nur nach vorheriger Anmeldung zwischen 13-18 Uhr

Führungen nur mit vorheriger Terminvereinbarung

��*501',#,0#/����0/�#*'0�',1#/./#1'#/#,�%#+#',0�+�(6"'0!&#�!&/'01*'!&#�2,"�+20*'+'0!&#��#0�,%01/�"'1'-,#,�

�'+,���/�2#/����*'�0��#'/'��,0#+ *#���*���&�1��&#$�/��+/��&-'/

�-**#%'2+��#*��3'3

�� '' ++ ,, �� � �� // �� 22 ## //

�-'!# 0$-/�#�!#

��*�)-,4#/1�����&/#

��/1#,�2,1#/������������1'!)#1�)-,4#/1&�20��1�'#,#/��-,4#/1&�20�-1&/',%#/01/�7#��� ���������'#,

���#4#+ #/�����'#,#/��-,4#/1&�20

�-4�/10��*�������

��� � � � � � � � � �

Page 40: GemeindeA l l e O S o n d e r k o n d i t i o n e n a u f e i n e n X B l i c k: N HL QH ) UH LV FK DOW NR VW HQ U HG X] LH UWH * UX QG JH E KU R KQ H ]X Vl W] OLF KH 2 SWL RQ VJ HE