72
Begrüßung des Präsidenten des Staatsrates der Republik Slowenien, Tone Hrovat, und einer Delegation . . . . . . . . . 521 C Begrüßung einer Delegation der deutsch- russischen Freundschaftsgruppe des Födera- tionsrates der Russischen Föderation . . . 528 C Dank an Senator Dr. Willfried Maier (Ham- burg) . . . . . . . . . . . . . . 521 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 521 A Zur Tagesordnung . . . . . . . . . . 521 B Rückblick des Präsidenten . . . . . . . 522 A 1. Wahl des Präsidiums – gemäß Artikel 52 Abs. 1 GG i.V.m. § 5 Abs. 1 GO BR – . . 523 B Beschluss: Der Regierende Bürgermeister des Landes Berlin, Klaus Wowereit, wird zum Präsidenten des Bundesrates gewählt. Der Ministerpräsident des Landes Rhein- land-Pfalz, Kurt Beck, der Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Bürgermeister Dr. Henning Scherf, und der Ministerpräsident des Saarlandes, Peter Müller, wer- den zu Vizepräsidenten gewählt . . 523 C, D 2. Wahl des Vorsitzenden und der stellver- tretenden Vorsitzenden der Europakam- mer – gemäß § 45 c GO BR – . . . . . 523 D Beschluss: Es werden gewählt: Regieren- der Bürgermeister Klaus Wowereit (Berlin) zum Vorsitzenden, Staatsmi- nister Gernot M it t le r (Rheinland- Pfalz) zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden und Ministerpräsident Peter M ü lle r (Saarland) zum dritten stellvertretenden Vorsitzenden . . . 524 A Mitteilung: Die Wahl der zweiten stell- vertetenden Vorsitzenden ist für die Sit- zung des Bundesrates am 9. November 2001 vorgesehen . . . . . . . . 524 A 3. Wahl der Vorsitzenden der Ausschüsse – gemäß § 12 Abs. 1 GO BR – (Drucksa- che 732/01) . . . . . . . . . . . 524 A Beschluss: Die Vorsitzenden der Aus- schüsse werden gemäß dem Antrag des Präsidiums in Drucksache 732/01 ge- wählt . . . . . . . . . . . . 524 A 4. Wahl der Schriftführer – gemäß § 10 Abs. 1 GO BR – . . . . . . . . . . . . 524 B Beschluss: Staatsminister Dr. Manfred We iß (Bayern) und Ministerin Karin S c h u b e r t (Sachsen-Anhalt) werden wieder gewählt . . . . . . . . . 524 B 5. Gesetz zu dem Abkommen vom 11. Okto- ber 1999 über Handel, Entwicklung und Zusammenarbeit zwischen der Europäi- schen Gemeinschaft und ihren Mitglied- staaten einerseits und der Republik Süd- afrika andererseits (Drucksache 759/01) 545 A Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Abs. 1 GG . . . . . . . . . . . 569*D 6. Gesetz zu den Änderungen von 1995 und 1998 des Basler Übereinkommens vom 22. März 1989 über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung ge- fährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung (Gesetz zu Änderungen des Basler Über- einkommens) (Drucksache 758/01) . . . 545 A Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 570*A Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 13 20, 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 ISSN 0720-7999 Plenarprotokoll 768 BUNDESRAT Stenografischer Bericht 768. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2001 Inhalt:

aldeilis.netaldeilis.net › terror › 1984.pdf · Begrüßung des Präsidenten des Staatsrates der Republik Slowenien, Tone H rovat, und einer Delegation . . . . . . . . . 521 C

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Begrüßung des Präsidenten des Staatsratesder Republik Slowenien, Tone H r o v a t ,und e iner De legation . . . . . . . . . 521 C

Begrüßung e iner De legation der deutsch-russischen Freundschaftsgruppe des Födera-tionsrates der Russischen Föderation . . . 528 C

Dank an Senator Dr. Willfried Maier (Ham-burg) . . . . . . . . . . . . . . 521 B

Amtliche Mitte ilungen . . . . . . . . 521 A

Zur Tagesordnung . . . . . . . . . . 521 B

Rückblick des Präsidenten . . . . . . . 522 A

1. Wahl des Präsidiums – gemäß Artike l 52Abs. 1 GG i.V.m. § 5 Abs. 1 GO BR – . . 523 B

Beschluss: Der Reg ie rende Bürgermeiste rdes Landes Berlin , Klaus W o w e r e i t ,wird zum Präsiden ten des Bundesra tesgewählt.

Der Ministerpräsident des Landes Rhein-land-Pfa lz, Kurt B e c k , de r Präsiden td e s Se n a ts d e r Fre ie n H a n se sta d tBre m e n , Bü rg e rm e iste r Dr. H e n n in gS c h e r f , und de r Min iste rp räsiden tdes Saa rlandes, Pe te r M ü l l e r , wer-den zu Vizepräsiden ten gewählt . . 523 C , D

2. Wahl des Vorsitzenden und der ste llver-tre tenden Vorsitzenden der Europakam-mer – gemäß § 45 c GO BR – . . . . . 523 D

Beschluss: Es werden gewählt: Reg ie ren-de r Bürgermeiste r Klaus W o w e r e i t(Be rlin ) zum Vorsitzenden , Staa tsmi-n iste r Gernot M i t t l e r (Rhe in land-Pfa lz) zu m e rste n ste llve rtre te n d e n Vorsitze n d e n u n d M in iste rp rä sid e n t

Pe te r M ü l l e r (Saa rland) zum drittenste llve rtre tenden Vorsitzenden . . . 524 A

Mitte ilung: Die Wahl de r zwe iten ste ll-ve rte tenden Vorsitzenden ist fü r d ie Sit-zung des Bundesra tes am 9. November2001 vorgesehen . . . . . . . . 524 A

3. Wahl der Vorsitzenden der Ausschüsse– gemäß § 12 Abs. 1 GO BR – (Drucksa -che 732/01) . . . . . . . . . . . 524 A

Be schluss: Die Vorsitze nde n de r Aus-schüsse werden gemäß dem Antrag desPräsid iums in Drucksache 732/01 ge -wählt . . . . . . . . . . . . 524 A

4. Wahl der Schriftführer – gemäß § 10 Abs. 1GO BR – . . . . . . . . . . . . 524 B

Be schluss: Sta a tsm in iste r Dr. M a n fre dW e i ß (Bayern) und Min iste rin KarinS c h u b e r t (Sachsen-Anha lt) werdenwieder gewählt . . . . . . . . . 524 B

5. Gese tz zu dem Abkommen vom 11. Okto-be r 1999 über Handel, Entwicklung undZusammenarbe it zwischen de r Europäi-schen Gemeinschaft und ih ren Mitg lied -staa ten e ine rse its und de r Republik Süd-afrika andere rse its (Drucksache 759/01) 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84Abs. 1 GG . . . . . . . . . . . 569*D

6. Gese tz zu den Änderungen von 1995 und1998 des Basler Übere inkommens vom22. März 1989 über die Kontro lle dergrenzüberschre itenden Verbringung ge -fährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung(Gese tz zu Änderungen des Basle r Über-e inkommens) (Drucksache 758/01) . . . 545 A

Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 570*A

Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, BerlinVertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 13 20, 53003 Bonn,Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44ISSN 0720-7999

Plenarprotokoll 768

BUN DESRATStenografischer Bericht

768. Sitzung

Berlin, Fre itag , den 19. Oktober 2001

I n h a l t :

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001II

7. En twurf e ines Gese tzes zur Änderungdes Richterwahlgese tzes – gemäß Arti-ke l 76 Abs. 1 GG – Antrag des LandesBaden-Württemberg gemäß § 23 Abs. 3i.V.m. § 15 Abs. 1 und § 36 Abs. 2 GO BR –(Drucksache 616/01) . . . . . . . . 545 A

Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Würt-temberg) . . . . . . . . . . 545 B

Mitte ilung: Überweisung an d ie zustän-d igen Ausschüsse . . . . . . . . 546 C

8. Entwurf e ines ... Stra frech tsänderungs-gese tze s – Graffiti-Bekämpfungsgese tz(... StrÄndG) – gemäß Artike l 76 Abs. 1GG – Antrag des Landes Baden-Würt-te m b e rg g e m ä ß § 23 Ab s. 3 i.V.m . § 15 Abs. 1 und § 36 Abs. 2 GO BR –(Drucksache 765/01) . . . . . . . . 546 D

Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Würt-temberg) . . . . . . . 546 D, 549 D

Dr. Andreas Birkmann (Thüringen) . 547 D

Dr. Hansjörg Ge ige r, Staa tssekre tä rim Bundesmin iste rium der Justiz . . . . . . . . 548 C, 549 D

Wolfgang Clement (Nordrhe in -West-fa len) . . . . . . . . . . . 549 B

Prof. Dr. Kurt Sche lte r (Brandenburg) 571*C

Mitte ilung: Überweisung an d ie zustän-d igen Ausschüsse . . . . . . . . 550 B

9. Entwurf e ine r Verordnung zur Änderungd e r Ve rord n u n g ü b e r d e n Ausg le ich g e me inw irtschaftliche r Le istung e n imStraße npe rso ne nve rke hr (PBe fAu sg lV) – An tra g d e s La n d e s Bra n d e n b u rg –(Drucksache 669/01) . . . . . . . . 550 B

Beschluss: Die Vorlage wird in de r fe st-ge leg ten Fassung gemäß Art. 80 Abs. 3GG der Bundesreg ie rung zuge le ite t . 550 C

10. Entsch ließung des Bundesra tes zur Re-form der Arbe itsförderung – Antrag de rLänder Thüringen , Bayern und Baden-Württemberg, Hessen, Saarland, Sachsen –(Drucksache 658/01) . . . . . . . . 550 C

Franz Schuste r (Thüringen) . . . 550 C

Reinhold Bock le t (Bayern) . . . . 571*D

Beschluss: Die En tsch ließung wird n ich tgefasst . . . . . . . . . . . . 551 C

11. Entsch ließung des Bundesra tes zur Um-wandlung der Gese tze zur Förderunge ines Fre iwilligen Sozialen Jahres unde ines Fre iwilligen Ökolog ischen Jahresin e in allg e me ine s Fre iw illig e ng e se tz– Antrag des Landes Baden-Württemberggemäß § 23 Abs. 3 i.V.m. § 15 Abs. 1 und § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 772/01) 551 C

Dr. Friedhe lm Repnik (Baden-Würt-temberg) . . . . . . . . . . 551 D

Mitte ilung: Überweisung an d ie zustän-d igen Ausschüsse . . . . . 552 D, 553 A

12. Entwurf e ines Gesetzes zur Einführungund Verwendung e ines Kennzeichens fürErzeugnisse des ökologischen Landbaus(Öko-Kennzeichengesetz – ÖkoKennzG –)(Drucksache 698/01) . . . . . . . . 553 A

Ru d olf Köb e rle (Ba d e n -Wü rtte m -berg) . . . . . . . . . . . 573*A

Erika Görlitz (Bayern) . . . . . . 553 A

Matth ias Bern inger, Pa rl. Staa tsse -k re tä r be i de r Bundesmin iste rin fü rVerbraucherschu tz, Ernährung undLandwirtschaft . . . . . . . 553 C

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 554 B

13. Entwurf e ines Gese tzes zur Neuordnungdes Schu ldbuchrech ts des Bundes undder Rech tsgrund lagen de r Bundesschu l-d e n ve rw a ltu n g (Bunde sw e rtpapie rve r-waltungsgese tz – BWpVerwG) – gemäßArtike l 76 Abs. 2 Sa tz 4 GG – (Drucksa -che 700/01) . . . . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 570*A

14. Entwurf e ines Gesetzes zur Fortführungdes Solidarpaktes, zur Neuordnung desbundesstaa tlichen Finanzausgle ichs undzur Abwick lung des Fonds „Deu tsche Einheit“ (Solidarpaktfortführungsgesetz –SFG) (Drucksache 734/01) . . . . . . 554 C

Dr. Hara ld Ringstorff (Meck lenburg-Vorpommern) . . . . . . . . 554 C

Wolfg a n g G e rh a rd s (Sa ch se n -An -ha lt) . . . . . . . . . . . 555 C

Dr. Barba ra Hendricks, Pa rl. Staa ts-se k re tä rin b e im Bu n d e sm in iste rde r Finanzen . . . . . . . . 556 D

Ru d olf Köb e rle (Ba d e n -Wü rtte m -berg) . . . . . . . . . . . 573*D

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 557 C

15. Entsche idung übe r Fristve rläng e runggemäß Artike l 76 Abs. 2 Satz 3 GG

Entwurf e ines Gese tzes zur Ein führungd e s d ia g n ose -orie n tie rte n Fa llp a u sch a -lensystems fü r Krankenhäuse r (Fallpau-schalengese tz – FPG) – gemäß Artike l 76Abs. 2 GG – (Drucksache 701/01) . . . 557 C

Beschluss: Zustimmung zu dem Vorschlagdes Ständigen Beira tes in Drucksache701/1/01 . . . . . . . . . . . 557 C

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 III

16. En tw u rf e in e s G e se tze s zu r N e ure g e -lung de s Waffe nre chts (Wa ffRN e u Re g G )(Dru ck sa ch e 596/ 01) . . . . . . . . 557 C

Franz Schuste r (Thüringen) . . . . 574*A

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 558 B

17. Entw urf e ine s Ve rsorgungsände rungs-gese tzes 2001 – gemäß Artike l 76 Abs. 2Sa tz 4 GG – (Drucksache 735/01) . . . 558 B

Ru d olf Köb e rle (Ba d e n -Wü rtte m -berg) . . . . . . . . . . . 558 B

Jürgen Gnauck (Thüringen) 559 A, 561 A

Fritz Rudolf Körper, Pa rl. Staa tsse -k re tä r b e im Bu n d e sm in iste r d e s Innern . . . . . . . . . . 560 A

Jochen Riebe l (Hessen) . . . . . 574*C

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 561 D

18. Entwurf e ines ... Gese tzes zur Ände-rung der Strafprozessordnung – gemäßArtikel 76 Abs. 2 Satz 4 GG – (Drucksache702/01) . . . . . . . . . . . . . 561 D

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 562 A

19. Entwurf e ines Gese tzes zur Umsetzungder Rich tlin ie 98/8/EG des Europä ischenParlaments und des Rates vom 16. Fe-b ru a r 1998 ü b e r d a s In ve rk e h rb rin -gen von Biozid-Produkten (Biozidgesetz)– gemäß Artike l 76 Abs. 2 Sa tz 4 GG –(Drucksache 703/01) . . . . . . . . 562 A

Bärbe l Höhn (Nordrhe in -Westfa len) 575*D

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 562 C

20. En tw u rf e in e s Sie b te n G e se tze s zu r Änderung des Wasserhaushaltsgese tzes(Drucksache 704/01) . . . . . . . . 562 C

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 562 D

21. Entwurf e ines Gese tzes zur geordnetenBe e ndig ung de r Ke rne ne rg ie nutzungzur gewerblichen Erzeugung von Elek-trizität (Drucksache 705/01) . . . . . 562 D

Wolfgang Jü ttne r (Niedersachsen) . 576*D

Wilhe lm Die tze l (Hessen) . . . . 577*D

Claus Mölle r (Sch leswig-Holste in ) . 579*C

J ü rg e n Trittin , Bu n d e sm in iste r fü rUmwelt, Na tu rschu tz und Reak tor-sicherhe it . . . . . . . . . 580*C

Beschluss: Ste llungnahme gemäß Art. 76Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 563 A

22. En twurf e ines Gese tzes zu r Änderungdes Gese tzes vom 20. Mai 1997 zur Revi-sion des Übere inkommens vom 20. März1958 übe r d ie Annahme e inhe itlicher Bedingungen für die Genehmigung derAusrüstungsgegenstände und Te ile vonKraftfahrzeugen und übe r d ie gegen-se itige Anerkennung der Genehmigung(Drucksache 706/01) . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Keine Einwendungen gemäßArt. 76 Abs. 2 GG . . . . . . . . 570*B

23. Entwurf e ines Gese tzes über d ie Aufhe-bung des Gese tzes zur Förderung derRationalisierung im Ste inkohlenbergbau(Drucksache 707/01) . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Keine Einwendungen gemäßArt. 76 Abs. 2 GG . . . . . . . . 570*B

24. Entwurf e ines Gese tzes zu dem Abkom-men vom 12. Ju li 2001 zwischen de r Bun-desrepublik Deutschland und de r Volks-republik China über Sozialversicherung(Drucksache 699/01) . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Keine Einwendungen gemäßArt. 76 Abs. 2 GG . . . . . . . . 570*B

25. Mitte ilung de r Kommission de r Europä i-schen Gemeinschaften an den Ra t unddas Europä ische Parlament: Vollendungdes Energ iebinnenmarktes

Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä i-schen Parlaments und des Ra tes zur Än-d e ru n g d e r Rich tlin ie n 96/ 92/ EG u n d98/30/EG über gemeinsame Vorschriftenfür de n Ele ktrizitätsbinne nmarkt undden Erdgasbinnenmarkt

Vorschlag einer Verordnung des Europäi-schen Parlaments und des Rates über dieNetzzugangsbedingungen für den grenz-überschreitenden Stromhandel – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 358/01) 563 A

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 563 B

26. Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä i-schen Parlaments und des Ra tes zur An-g le ichung der Rechts- und Verwaltungs-vo rschrifte n d e r M itg lie d sta a te n übe rWerbung und Sponsoring zugunsten vonTabakerzeugnissen – gemäß §§ 3 und 5EUZBLG – (Drucksache 555/01) . . . . 563 B

Matth ias Bern inger, Pa rl. Staa tsse -k re tä r be i de r Bundesmin iste rin fü rVerbraucherschu tz, Ernährung undLandwirtschaft . . . . . . . 582*B

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 563 C

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001IV

27. Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Euro-pä ischen Parlaments und des Ra tes überden strafrechtlichen Schutz der finan-zie lle n Inte re sse n de r Ge me inschaft – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksa -che 657/01) . . . . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 570*C

28. Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä i-schen Parlaments und des Ra tes zur Än-derung de r Rich tlin ie 83/477/EWG desRa tes über den Schutz der Arbe itnehmergegen Gefährdung durch Asbest am Ar-be itsplatz – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG –(Drucksache 659/01) . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 570*C

29. Vorsch lag fü r e ine Verordnung des Eu-rop ä isch e n Pa rla m e n ts u n d d e s Ra te süber den Arbeitskostenindex – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 660/01) 545 A

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 570*C

30. G rü n b u ch d e r Kom m ission d e r Eu ro-pä ischen Gemeinschaften : „EuropäischeRahmenbedingungen für die soziale Ver-antwortung der Unternehmen“ – gemäߧ§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 674/01) . . . . . . . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 570*C

31. Mitte ilung de r Kommission de r Europä i-schen Gemeinschaften an den Ra t, dasEuropä ische Pa rlamen t und den Wirt-schafts- und Sozia lausschuss: Unterstüt-zung nationaler Strateg ien für zukunfts-sichere Renten durch e ine integrierteVorgehensweise – gemäß §§ 3 und 5EUZBLG – (Drucksache 600/01) . . . . 563 C

Reinhold Bock le t (Bayern) . . . . 582*C

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 563 D

32. Vorsch lag fü r e ine Verordnung des Ra teszur Einführung befriste ter Schutzmaß-nahmen für den Schiffbau – gemäß §§ 3und 5 EUZBLG – (Drucksache 676/01) . 545 A

Beschluss: Ste llungnahme . . . . . . 570*C

33. Erste Ve rord n u n g zu r Ände rung de rTie rschutz-N utztie rhaltung sve ro rdnung(Drucksache 429/01) . . . . . . . . 539 B

Bärbe l Höhn (Nordrhe in -Westfa len) 539 C

Marg it Conrad (Rhe in land-Pfa lz) . . 540 B

Reinhold Bock le t (Bayern) . . . . 541 A

Rena te Künast, Bundesmin iste rin fü rVerbraucherschu tz, Ernährung undLandwirtschaft . . . . . . . 542 A

Willi Stäche le (Baden-Württemberg) 544 A

Dr. Hara ld Ringstorff (Meck lenburg-Vorpommern) . . . . . . . . 568*D

Wolfgang Senff (Niedersachsen) . . 569*A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG nach Maßgabe de r ange-nommenen Ände rungen – Annahmevon Entsch ließungen . . . . 544 D, 545 A

34. Einunddre ißigste Verordnung zur Ände-rung der Kosmetik-Verordnung (Druck-sache 656/01) . . . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 571*A

35. Verordnung zur Änderung der Sachbe-zugsverordnung (Drucksache 708/01) . . 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 571*A

36. Verordnung über d ie Anlage des gebun-denen Vermögens von Versiche rungsun-te rnehmen (Anlageverordnung – AnlV) (Drucksache 709/01) . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 571*A

37. Verordnung nach § 104 g Abs. 2 des Ver-siche rungsaufsich tsgese tzes über d ie Be-re ch n u n g d e r b e re in ig te n Solva b ilitä t von Erstve rsiche rungsun te rnehmen , d iegemäß § 104 a Abs. 1 Nr. 1 oder 2 des Versiche rungsaufsich tsgese tzes e ine r zu -sä tzlich e n Be a u fsich tig u n g u n te rlie g e n(Solvabilitätsbere inigungs-Verordnung –SolBerV) (Drucksache 712/01) . . . . 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG . . . . . . . . . . . 571*A

38. Verordnung über Ausnahmen zum Ver-b ringungs- und Einfuhrverbot von ge -fährlichen Hunden in das In land (Hunde-verbringungs- und -e infuhrverordnung –HundVerbrEinfVO) (Drucksache 444/01) 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG nach Maßgabe de r besch los-senen Änderungen – Annahme e ine rEntsch ließung . . . . . . . . . 570*C

39. Vie runddre ißigste Verordnung zur Än-derung straßenverkehrsrechtlicher Vor-schriften – 34. StVRÄndV (Drucksache570/01, zu Drucksache 570/01) . . . . 564 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG nach Maßgabe de r ange-nommenen Änderungen . . . . . . 564 C

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 V

40. a ) Verordnung über d ie Erte ilung e ine rVe rw a rn u n g , Re g e lsä tze fü r G e ld -bußen und d ie Anordnung e ines Fahr-ve rb ots w e g e n O rd n u n g sw id rig k e i-ten im Straßenverkehr (Bußge ldkata-log-Verordnung – BKatV) (Drucksache571/01)

b) Allgemeine Verwaltungsvorschrift überd ie Aufhebung der Allgemeinen Ver-w a ltu n g svorsch rift fü r d ie Erte ilu n ge in e r Ve rw arnung be i Straße nve r-kehrsordnungswidrigkeiten (Verwarn-VwV) (Drucksache 629/01) . . . . . 545 A

Be schluss zu a ): Zu stim m u n g g e m ä ß Art. 80 Abs. 2 GG nach Maßgabe de rbesch lossenen Änderungen – Annahmee iner En tsch ließung . . . . . . . 570*C

Be schluss zu b ): Zu stim m u n g g e m ä ß Art. 84 Abs. 2 GG nach Maßgabe de rbesch lossenen Änderung . . . . . 570*C

41. Sechzehn te Verordnung zur Änderungder Gebührenordnung für Maßnahmenim Straßenverkehr (Drucksache 681/01) 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG nach Maßgabe de r besch los-senen Änderungen . . . . . . . 570*C

42. Zweite Verordnung zur Änderung derPfandle iherverordnung (Drucksache 680/01) . . . . . . . . . . . . . . 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80Abs. 2 GG nach Maßgabe de r besch los-senen Änderung . . . . . . . . 570*C

43. Abkommen zwischen de r Reg ie rung de rBundesrepublik Deutschland und de r Re-g ie rung des Königre ichs Be lg ien überd ie Zusammenarbe it der Po lize ibehör-den und Zollverwaltungen in den Grenz-gebie ten (Drucksache 714/01) . . . . 545 A

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 59Abs. 2 Sa tz 2 i.V.m. Art. 84 Abs. 2 GG . 571*A

44. Verfahren vor dem Bundesverfassungs-gericht (Drucksache 757/01) . . . . . 545 A

Be schluss: Von e in e r Äu ße ru n g u n de inem Be itritt w ird abgesehen . . . 571*B

45. Entwurf e ines Gese tzes zur Änderungdes Feuerschutzsteuergese tzes – gemäßArtike l 76 Abs. 1 und 3 Sa tz 4 GG – An-tra g d e s La n d e s Sch le sw ig -H olste ingemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache781/01)

in Verb indung mit

46. En tsch ließung des Bundesra tes zu e ine rErg änzung de r Allg e me ine n Ve rw al-tung svo rschrift zum Staatsang e hö rig -ke itsrecht (StAR-VwV) vom 13. Dezem-ber 2000 – Antrag des Fre istaa tes Bayerngemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache806/01)

47. En tsch ließung des Bundesra tes zur wirk-sameren Bekämpfung des internationa-len Terrorismus und Extremismus – An-tra g d e r Lä n d e r Ba d e n -Wü rtte m b e rg ,Bayern , Hessen und Saarland , Sachsen ,Thüringen gemäß § 36 Abs. 2 GO BR –(Drucksache 807/01)

48. En twurf e ines Gese tzes zur Änderungvon Vorschriften des Sozia lda tenschu tzeszur Verstä rkung des Schu tzes de r Bevöl-ke rung (Sozialdatenschutzänderungsge-se tz) – gemäß Artike l 76 Abs. 1 GG – An-trag des Fre istaa tes Bayern gemäß § 36Abs. 2 GO BR – (Drucksache 826/01)

und

49. Entwurf e ines ... Gese tzes zur Änderungdes Ausländergesetzes – gemäß Artike l 76Abs. 1 GG – Antrag de r Länder Bayern ,Niedersachsen gemäß § 36 Abs. 2 GO BR –(Drucksache 841/01) . . . . . . . . 524 B

Erwin Teufe l (Baden-Württem-berg) . . . . . . . . 526 D, 533 B

Wolfgang Clement (Nordrhe in -West-fa len) . . . . . . . . . . . 528 D

Heiner Bartling (Niedersachsen) . . 528 D

Dr. Andreas Birkmann (Thüringen) . 530 B

Prof. Dr. Kurt Sche lte r (Brandenburg) 532 A

Erwin Se lle ring (Meck lenburg-Vor-pommern) . . . . . . . . . 533 A

Otto Sch ily, Bundesmin iste r des In -nern . . . . . . . . . . . 533 D

Reinhold Bock le t (Bayern) . . . . 567*A

Walte r Zuber (Rhe in land-Pfa lz) . . 568*A

Claus Mölle r (Sch leswig-Holste in ) . 568*A

Mitte ilung zu 45 und 47 b is 49: Überwei-sung an d ie zuständ igen Ausschüsse 539 A, B

Mitte ilung zu 46: Überweisung an denzuständ igen Ausschuss fü r Innere An-ge legenhe iten . . . . . . . . . 539 A

Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . 564 C

Besch lüsse im vere infachten Verfahren ge-mäß § 35 GO BR . . . . . . 564 A/C, 565 A/C

Festste llung gemäß § 34 GO BR . . . . 565 A/C

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001VI

V o r s i t z :

Präsiden t K u r t B e c k , Min iste rp räsiden t desLandes Rhe in land-Pfa lz

Amtie render Präsiden t D r . H e n n i n g S c h e r f ,Präsiden t des Sena ts, Bürgermeiste r de r Fre ienHansestad t Bremen – ze itwe ise –

S c h r i f t f ü h r e r i n :

Karin Schubert (Sachsen-Anha lt)

S c h r i f t f ü h r e r :

Dr. Manfred Weiß (Bayern)

B a d e n - W ü r t t e m b e r g :

Erwin Teufe l, Min iste rp räsiden t

Dr. Thomas Schäub le , Innenmin iste r

Prof. Dr. Ulrich Goll, Justizmin iste r

Rudolf Köberle , Min iste r und Bevollmäch tig te rdes Landes Baden-Württemberg be im Bund

Willi Stäche le , Min iste r fü r Ernährung und Länd-lichen Raum

Dr. Friedhe lm Repnik , Sozia lmin iste r

B a y e r n :

Re inhold Bock le t, Staa tsmin iste r fü r Bundes- undEuropaange legenhe iten in de r Staa tskanzle i,Bevollmäch tig te r des Fre istaa tes Bayern be imBund

Dr. Manfred Weiß, Staa tsmin iste r de r Justiz

Erika Görlitz, Staa tssekre tä rin im Staa tsmin is-te rium fü r Gesundhe it, Ernährung und Ver-b raucherschu tz

B e r l i n :

Klaus Wowere it, Reg ie render Bürgermeiste r

Kla u s Bög e r, Bü rg e rm e iste r u n d Se n a tor fü r Schu le , Jugend und Sport

Wolfgang Wie land , Bürgermeiste r und Sena torfü r Justiz

Christiane Kra jewsk i, Sena torin fü r Finanzen

B r a n d e n b u r g :

Dr. h .c. Manfred Stolpe , Min iste rp räsiden t

Prof. Dr. Kurt Sche lte r, Min iste r de r Justiz und fü rEuropaange legenhe iten

B r e m e n :

Dr. Henn ing Scherf, Präsiden t des Sena ts, Bürger-meiste r, Sena tor fü r k irch liche Ange legenhe itenund Sena tor fü r Justiz und Verfassung

Reinhard Metz, Staa tsra t be im Sena tor fü r Finan-zen

H a m b u r g :

Dr. Willfried Maier, Senator, Präses der Stadtent-w ick lungsbehörde und Bevollmäch tig te r de rFre ien und Hansestadt Hamburg beim Bund

H e s s e n :

Roland Koch , Min iste rp räsiden t

Jochen Riebe l, Min iste r fü r Bundes- und Euro-paange legenhe iten und Chef de r Staa tskanzle i

Dr. Christean Wagner, Min iste r de r Justiz

Wilhe lm Die tze l, Min iste r fü r Umwelt, Landwirt-schaft und Forsten

Verze ichnis der Anwesenden

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 VII

M e c k l e n b u r g - V o r p o m m e r n :

Dr. Hara ld Ringstorff, Min iste rp räsiden t

Erwin Se lle ring , Justizmin iste r

N i e d e r s a c h s e n :

He ine r Bartling , Innenmin iste r

Wolfgang Senff, Min iste r fü r Bundes- und Euro-paange legenhe iten in de r Staa tskanzle i

Wolfgang Jü ttne r, Umweltmin iste r

N o r d r h e i n - W e s t f a l e n :

Wolfgang Clement, Min iste rp räsiden t

Hanne lore Kra ft, Min iste rin fü r Bundes- und Eu-ropaange legenhe iten im Geschäftsbe re ich desMin iste rp räsiden ten und Bevollmäch tig te desLandes Nordrhe in -Westfa len be im Bund

Bärbe l Höhn , Min iste rin fü r Umwelt und Na tur-schu tz, Landwirtschaft und Verbraucherschu tz

Birg it Fischer, Min iste rin fü r Frauen , Jugend , Fa -milie und Gesundhe it

R h e i n l a n d - P f a l z :

Gernot Mittle r, Min iste r de r Finanzen

Walte r Zuber, Min iste r des Innern und fü r Sport

M a rg it C on ra d , M in iste rin fü r Um w e lt u n d Forsten

S a a r l a n d :

Pe te r Mülle r, Min iste rp räsiden t

Pe te r Jacoby, Min iste r fü r Finanzen und Bundes-ange legenhe iten

Monika Beck , Staa tssekre tä rin , Bevollmäch tig tedes Saa rlandes be im Bund

S a c h s e n :

Stan islaw Tillich , Staa tsmin iste r fü r Bundes- undEu rop a a n g e le g e n h e ite n in d e r Sä ch sisch e nStaa tskanzle i und Bevollmäch tig te r des Fre i-staa tes Sachsen be im Bund

G e org Brü g g e n , Sta a tsm in iste r u n d C h e f d e rStaa tskanzle i

S a c h s e n - A n h a l t :

Karin Schubert, Min iste rin de r Justiz

Wolfgang Gerhards, Min iste r de r Finanzen

S c h l e s w i g - H o l s t e i n :

Claus Mölle r, Min iste r fü r Finanzen und Energ ie

T h ü r i n g e n :

Jürgen Gnauck , Min iste r fü r Bundes- und Euro-paange legenhe iten in de r Staa tskanzle i

Franz Schuste r, Min iste r fü r Wirtschaft, Arbe itund In frastruk tu r

Dr. Andreas Birkmann , Justizmin iste r

V o n d e r B u n d e s r e g i e r u n g :

Otto Sch ily, Bundesmin iste r des Innern

Rena te Künast, Bundesmin iste rin fü r Verbrau-cherschu tz, Ernährung und Landwirtschaft

Jü rgen Trittin , Bundesmin iste r fü r Umwelt, Na tu r-schu tz und Reak torsiche rhe it

Hans Martin Bury, Staa tsmin iste r be im Bundes-kanzle r

Fritz Rudolf Körper, Parl. Staa tssekre tä r be im Bun-desmin iste r des Innern

Dr. Ba rb a ra H e n d rick s, Pa rl. Sta a tsse k re tä rinbe im Bundesmin iste r de r Finanzen

Matth ias Bern inger, Pa rl. Staa tssekre tä r be i de rBu n d e sm in iste rin fü r Ve rb ra u ch e rsch u tz,Ernährung und Landwirtschaft

Ulrike Mascher, Pa rl. Staa tssekre tä rin be im Bun-desmin iste r fü r Arbe it und Sozia lordnung

Dr. Hansjörg Ge ige r, Staa tssekre tä r im Bundes-min iste rium der Justiz

Pe te r Haup t, Staa tssekre tä r im Bundesmin iste -rium fü r Familie , Sen ioren , Frauen und Jugend

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 521

(A)

(B)

Beg inn : 9.33 Uhr

Pr‰sident Kurt Beck: Guten Morgen , me ine sehrgeehrten Damen und Herren , ich e röffne d ie 768. Sit-zung des Bundesra tes.

Bevor wir in d ie Tagesordnung e in tre ten , habe ichgemäß § 23 Abs. 1 unse re r Geschäftsordnung Verän-derungen in der Mitg liedschaft bekann t zu geben :

Die Regierung des Saarlandes ha t am 25. Sep tem-ber 2001 den Chef de r Staa tskanzle i, Herrn Staa tsse -k re tä r Karl R a u b e r , und d ie Bevollmäch tig te desSaarlandes be im Bund , Frau Staa tssekre tä rin MonikaB e c k , zu we ite ren ste llve rtre tenden Mitg liede rn desBundesra te s be ste llt. Den neuen Mitg liede rn desHauses wünsche ich mit uns a llen e ine gu te und ve r-trauensvolle Zusammenarbe it. Frau Kolleg in Beck istdem Hause se it längerem a ls Bevollmäch tig te ih resLandes ve rbunden .

Ich da rf an d iese r Ste lle auch Frau Staa tsrä tin Dr. Kerstin K i e ß l e r a ls neue Bevollmäch tig te de rFre ie n H a n se sta d t Bre m e n h e rzlich w illk om m e nhe ißen .

Lassen Sie mich im Übrigen darauf h inweisen, dassHerr Senator Dr. Willfried M a i e r heute zum le tztenMal an e iner Plenarsitzung des Bundesra tes te iln immt.Er hat sich a ls Mitglied dieses Hauses und Bevollmäch-tig ter der Fre ien Hansestadt Hamburg durch se ine en-gagierte Arbeit in den Organen des Bundesra tes sowieim Vermittlungsausschuss hohe Anerkennung erwor-ben. Wertschätzung hat auch se ine ste llvertre tende Sit-zungsle itung hier im Plenum – wofür ich mich persön-lich herzlich bedanke – gefunden. Ich danke Ihnen,verehrter Herr Kollege Maier, im Namen des Hausesund wünsche Ihnen für d ie Zukunft a lles Gute .

(Be ifa ll)

Ich wende mich nun der Tagesordnung zu. Sie liegtIhnen in vorläufiger Form mit 49 Punkten vor. Die Ta-gesordnungspunkte 45 bis 49 werden verbunden undnach Punkt 4 behandelt. Im Anschluss daran wird Ta-gesordnungspunkt 33 aufgerufen. Im Übrigen ble ib t esbei der ausgedruckten Reihenfolge der Tagesordnung.

Gib t e s Wortmeldungen zur Tagesordnung? – Diesist n ich t de r Fa ll. Dann ist sie so fe stgeste llt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren , ich da rfnun Ih re Aufmerksamke it au f d ie Ehren tribüne len -ken . Dort ha t de r Präsident des Staatsrates der Repu-blik Slowenien, Herr Tone H r o v a t , in Beg le itunge ine r De lega tion des Staa tsra te s Pla tz genommen.

Exze llenz! Nachdem e in ige von uns – ich da rf michdazuzäh len – be re its in den ve rgangenen Tagen Ge le -genhe it zu e inem Meinungsaustausch mit Ihnen ha t-ten , da rf ich Sie h ie r im Plenarsaa l des Bundesra tessehr he rzlich willkommen he ißen .

Ihr Besuch se tzt d ie politischen Kontak te zwischendem Slowenischen Staa tsra t und dem Bundesra t fort,d ie mit e inem Besuch des früheren Präsidenten desStaa tsra tes, Herrn Professor K r i s t a n , im Jahre 1993begonnen ha tten . Vor kurzem noch ist der Vorsitzendeder Europakammer des Bundesra tes, Herr Staa tsmini-ste r Mittle r, in Ihrem Hause empfangen worden .

Gut zehn Jahre nach de r Unabhäng igke it Ih resLandes kann Slowenien beach tliche Erfolge in politi-sche r und wirtschaftliche r Hinsich t vorwe isen . Slowe-n ien gehört desha lb zu den Be itrittskand ida ten fü r d ieErweite rung de r Europä ischen Union . Hie r ha t sichd ie Be itrittspe rspek tive we ite r konkre tisie rt. Auch d ieAnnähe rung an d ie westlichen Bündn isstruk tu renmach t den Weg deu tlich , den Ih r Land in e inem Jahr-zehn t e rfolg re iche r Arbe it beschritten ha t.

Die Bundesrepublik be trach te t d ie Entwicklung inSlowenien mit g roßer Sympath ie und streb t e ine wei-te re Verstä rkung der Zusammenarbe it an . So ist unsIhr Besuch , Herr Präsident, auch e in Ze ichen freund-schaftlicher Verbundenhe it unsere r be iden Ländern .

Sie haben in zah lre ichen Gesprächen in Mainz,Potsdam und Berlin e inen Eindruck von de r En twick-lung des ve re in ten Deu tsch land gewinnen können .Wir werden spä te r noch Ge legenhe it zu e inem weite -ren , ausführlichen Meinungsaustausch haben , bevorsich Ih r Besuch se inem Ende zune ig t.

Verehrte r Herr Präsiden t, ich wünsche Ihnen noche inen angenehmen Aufen tha lt und spä te r e ine gu teHeimkehr.

(Be ifa ll)

(C)

(D)

768. Sitzung

Berlin, den 19. Oktober 2001

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001522

Meine sehr geehrten Damen und Herren, bevor wir indie Tagesordnung eintre ten, ist, der Gepflogenheit fol-gend, e in Rückblick auf das nun ablaufende Jahr mei-ner Präsidentschaft zu geben. Bei e iner solchen Gele-genheit wird deutlich, wie rasch ein Jahr vorbeigeht.

Ich möch te zunächst Ihnen a llen danken und sagen ,dass de r Bundesra t in dem ab laufenden Geschäftsjahrrech t fle ißig gewesen ist. Wir haben uns mit 797 Ta-g e so rdnung spunkte n b e fa sst. De r Bu n d e sra t h a t 149 Gese tzentwürfe der Bundesreg ierung im erstenDurchgang behande lt. Er ha t da rüber h inaus 24 Ge-se tzentwürfe des Bundesrates der Bundesreg ie rungzuge le ite t. Wir haben 15 Vorlagen aus dem Vermitt-lung sausschuss b e ra te n . 108 Ve ro rdnung e n u n d 160 EU-Vorlagen sind über Ih ren Tisch gegangen .

Dies ze ig t zum e inen , wie sehr d ie Bedeu tung de reuropä ischen Ebene in unse re r Arbe it zugenommenha t. Die Zah l de r mite inander auf den Weg gebrach-ten In itia tiven und de r Vermittlungsverfahren mach tzum anderen deu tlich , wie b re it im ab laufenden Ge-schäftsjahr d ie Übere instimmung in d iesem Hausewar und – ich b in zuversich tlich – auch in de r Zukunftse in wird .

Wenn man sich e in ige inhaltliche Schwerpunkte inErinnerung ru ft, so fa llen in besondere r Weise d ie Re-g ierungskonferenz von Nizza sowie d ie Bitten undWünsche ins Auge , d ie d ieses Hohe Haus de r Bundes-reg ie rung dazu mit au f den Weg gegeben ha t. Es iste rfreu lich , fe stha lten zu dürfen , dass durch d ie en t-sp rechenden En tsche idungen de r so genann te Nach-Nizza -Prozess e inge le ite t worden ist. Diesem habenwir uns ebenso zugewende t wie den Ergebn issen de rReg ie rungskonfe renz.

Wir haben ve rsuch t, den Nach-Nizza-Prozess aktivzu begle iten. Es ha t e ine b re it ange leg te Konfe renzun te r Be te iligung von Vertre te rn de r Bundesreg ie -rung und vie le r Reg ie rungen von EU-Mitg liedstaa tensowie von Be itrittskand ida ten ländern sta ttge funden ,auf de r wir uns insbesondere mit de r Rolle de r Länder,de r Rolle des Födera lismus in e inem zusammenwach-senden Europa be fasst haben .

Ich e rinnere an d ie in tensive und sehr ve ran twor-tungsvolle Deba tte zum NPD-Verbotsantrag , der h ie rmehrhe itlich besch lossen worden ist und dem Bun-desverfassungsgerich t zwischenze itlich zur En tsche i-dung vorlieg t.

Das Thema de r inneren Sicherhe it ha t immer e inegroße Rolle gesp ie lt. Dass e s nach dem 11. Sep temberd ieses Jahres e ine besondere Dimension e rha lten ha tund un te r d iesem Gesich tspunk t zu d isku tie ren undzu en tsche iden ist, muss ich n ich t e rwähnen . Wir wer-den uns auch am heu tigen Tag mit e ine r b re iten Pa-le tte von Tagesordnungspunkten zu d iesem Themen-komplex be fassen .

Ich möch te d ie Ge legenhe it nu tzen , noch e inmalunse re Solidarität und unse r Mitgefühl mit den vonden Terroranschlägen betroffenen Menschen in denVere inig ten Staaten auszudrücken und unse re Hoff-nung zu bekrä ftigen , dass man des Terrors auf de rWelt Herr wird , dass Vernunft e inkehrt und wir denMenschen in de r Bundesrepub lik Deu tsch land e ine

siche re Zukunft gewährle isten können . Unse re Auf-gabe ist e s, das Notwendige und Menschenmöglichedazu zu tun .

Ein wich tiges Stichwort im Zusammenhang mit de rArbe it d ie ses Hohen Hauses ist d ie Rentenreform.Man ne ig t dazu , g roße und schwie rige Deba tten raschaus dem Gedäch tn is zu ve rlie ren , wenn sie e rled ig tsind . Ich meine , d iesbezüg lich sind Weichen geste lltworden , d ie we it übe r den Tag h inausre ichen . Weite -re Be isp ie le sind d ie Reform des Betriebsverfassungs-rechts und d ie Anerkennung g le ichgeschlechtlicherPartnerschaften.

Ein Thema wird se ine Bedeu tung siche rlich beha l-ten – e s ist fü r uns Länder he rausragend –: d ie Rege-lung des bundesstaatlichen Finanzausg le ichs und d ieFo rtführung de s So lidarpakte s im ve re in ig te nDeutsch land . Der Födera lismus ha t be i d iese r Ge le -genhe it se ine Hand lungs- und Funk tionsfäh igke itun te r Beweis geste llt. Unse r Haus ha t be leg t, dass Be-kenn tn isse zu Solida ritä t und zum Mite inander imwiederve re in ig ten Deu tsch land n ich t nur in Festre -den zum Ausdruck kommen, sondern auch dann ma-n ifest werden , wenn es um handfeste finanzie lle In -te ressen geh t.

Dass d iese r Prozess n ich t abgesch lossen ist, sondernbewusst we ite rge führt wird – h in zur Modernisierungder bundesstaatlichen Ordnung –, will ich an d iese rSte lle he rvorheben . Er wird uns siche rlich noch man-ches abverlangen . Wir waren uns in d iesem HohenHause jedoch immer da rüber e in ig , dass e s da rauf an-kommt, d ie Länder auf d ie Zukunft vorzubere iten undih re Rolle im Verfassungsgefüge de r Bundesrepub likDeutsch land so zu festigen , dass sie dem Geist desGrundgese tzes en tsp rich t.

Ich habe in me ine r Antrittsrede e rk lä rt, in de r Ze itme ine r Präsiden tschaft zwe i Themen besonders zubeach ten und zu be förde rn .

Das erste be trifft d ie Rolle der Länder im europäi-schen Geschehen. Wir haben sie auf der soeben er-wähnten Fachkonferenz, in vie len Begegnungen mitder Kommission, dem Europäischen Parlament unddem Ausschuss der Regionen immer wieder deutlichzu machen versucht. Der Besuch des Präsidenten desAdR, Jos C h a b e r t , im vergangenen Monat be i unsist Ausdruck dieses Bemühens und der Erkenntnis,dass es notwendig ist, sich entsprechend zu positionie-ren . Ich hoffe , dass das, was wir d iesbezüglich immerwieder angemahnt haben, se ine Wirkung nicht verfehltund tie f ins Bewusstse in derjenigen dringt, d ie am Pro-zess des Zusammenwachsens Europas bete ilig t sind.

Das zwe ite Thema ist d ie Bete iligung der Bürgerin-ne n und Bürg e r am de mo kratische n Wille nsbil-dungs- und Entsche idungsprozess. In d iesem HohenHaus, das a lle in auf Grund se ines Äußeren sehr vie legu te Möglichke iten b ie te t, sind im ab laufenden Ge-schäftsjahr zah lre iche Grupp ie rungen von Bürgerin -nen und Bürgern , d ie sich in besondere r Weise enga-g ie ren , empfangen worden . Wir haben mit ihnen d ieDiskussion gesuch t und Meinungen ausge tausch t.

Erstma ls in Berlin ist e in Tag der o ffenen Tür durch-ge führt worden . Er ha t e ine Resonanz ge funden , d ie

(A)

(B)

(C)

(D)

Präsident Kurt Beck

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 523

(A)

(B)

wir a lle n ich t e rwarte t haben . Dies sollte Anstoß se in – ich da rf d iese Anregung in a lle r Kolleg ia litä t undFreundschaft an meinen Nachfolge r we ite rgeben –,unse r Haus zumindest e inmal im Jahr fü r d ie Bürge-rinnen und Bürger sowie d ie Besucherinnen und Be-sucher d iese r Stad t zu öffnen .

Die Bemühungen , das Ehrenamt, das bürgerschaft-liche Engagement in den Mitte lpunk t des Bewusst-se ins unse re r Bevölke rung zu rücken und unse re An-e rkennung da für auszusprechen , haben sich in e inemerstmals gese tzten Schwerpunktthema zum Tag derDeutschen Einhe it am 3. Oktober n iede rgesch lagen .Ich b in a llen Ländern dankbar, d ie sich da ran be te ilig tund d iese Schwerpunktb ildung durch ih re Präsen ta -tionen und durch d ie En tsendung von Bürgerde lega-tionen un te rstrichen haben . Das ist w ich tig fü r d ieVerankerung des demokra tischen Bewusstse ins undder Bere itscha ft de r Bürgerinnen und Bürger mitzu-wirken . Es ist siche rlich auch e in bedeu tender Be itragzum Jahr des Ehrenamtes, zum „ In te rna tiona len Jahrde r Fre iwilligen“ , das d ie Vere in ten Na tionen ausge-ru fen haben .

Meine sehr geehrten Damen und Herren , e s ist anmir, danke schön zu sagen : Ihnen , den Mitg liede rnd ieses Hohen Hauses, dass Sie mir d ie Arbe it im ab-laufenden Jahr me ine r Präsiden tschaft re la tiv le ich tgemach t haben , und a llen , d ie da rüber h inaus mitge -wirk t haben , in e rste r Lin ie Ihnen , Herr Direk torO s c h a t z , sowie ih ren Mita rbe ite rinnen und Mita r-be ite rn , den Bevollmäch tig ten , den Mita rbe ite rinnenund Mita rbe ite rn de r Landesvertre tungen in Berlin ,abe r auch de r Bundesreg ie rung fü r d ie gu te , fa ire undoffene Zusammenarbe it.

Es b le ib t mir noch , uns fü r unse re gemeinsame Ar-be it a lle s Gute zu wünschen , me inem Nachfolge r d iebesten Wünsche mit au f den Weg zu geben und , daman nach de r Präsiden tschaft d ie Vizepräsiden tschaftübern immt, kolleg ia le Zusammenarbe it im Präsid iumanzub ie ten .

In d iesem Sinne e rhoffe ich mir we ite rh in En tsche i-dungen , d ie unse rem Volk , unse rem Land d ienen unduns im Re igen de r europä ischen Staa ten , im Re igender demokra tischen und fre ihe itlichen Staa ten nachvorne b ringen . Ich ve rb inde damit den tie f empfunde-nen Wunsch , dass wir in Frieden und geschü tzt vorTerror in d ie Zukunft gehen können . – Ich dankeIhnen .

(Be ifa ll)

Ich ru fe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Wahl des Präsidiums

Nach dem be im Bundesra t üb lichen Turnus sch lageich Ihnen fü r das am 1. November 2001 beg innendeneue Geschäftsjahr vor, den Reg ie renden Bürger-meiste r des Landes Berlin , Herrn Klaus Wowere it,zum Präsiden ten des Bundesra tes zu wäh len .

Über d ie Wahl des Präsiden ten wird nach unse re rPraxis durch Aufru f de r Länder abgestimmt. Ich b itte ,d ie Länder aufzurufen .

Karin Schubert (Sachsen-Anha lt), Schriftführe rin :

Baden-Württemberg Ja

Bayern Ja

Berlin Ja

Brandenburg Ja

Bremen Ja

Hamburg Ja

Hessen Ja

Mecklenburg-Vorpommern Ja

Niedersachsen Ja

Nordrhe in -Westfa len Ja

Rhe in land-Pfa lz Ja

Saarland Ja

Sachsen Ja

Sachsen-Anha lt Ja

Sch leswig-Holste in Ja

Thüringen Ja

Pr‰sident Kurt Beck: De m n a ch k a n n ich fe st-ste llen , dass Herr Reg ie render Bürgermeiste r KlausW o w e r e i t fü r das Geschäftsjahr 2001/2002 e in-stimmig zum Präsidenten des Bundesrates gewähltist.

Herr Reg ie render Bürgermeiste r, ich frage Sie : Neh-men Sie d ie Wahl an?

Klaus Wowereit (Berlin ): Ja , ich nehme d ie Wahl an .

Pr‰sident Kurt Beck: Dann spreche ich Ihnen imNamen des Hauses Glückwünsche aus. Alle s Gute fü rIh re Aufgabe!

(Be ifa ll – Gra tu la tion im Halbrund)

Wir kommen nun zur Wahl der Vizepräsidenten.Nach dem üb lichen Turnus sch lage ich Ihnen zurWahl vor: zum Ersten Vizepräsidenten den Präsiden-ten des lau fenden Geschäftsjahres, zum Zweiten Vi-zepräsidenten den Präsiden ten des Sena ts und Bür-ge rme iste r de r Fre ien Hansestad t Bremen , Herrn Dr. Henn ing S c h e r f , zum Dritten Vizepräsidentenden Min iste rp räsiden ten des Saa rlandes, Herrn Pe te rM ü l l e r .

M it Ih re m Ein ve rstä n d n is la sse ich ü b e r d ie se Vorsch läge gemeinsam abstimmen. Wer zustimmenmöchte , den b itte ich um das Handze ichen .

Es ist e instimmig so beschlossen.

Ich kann wohl davon ausgehen , dass d ie genann tenKollegen d iese Wahl ebenso wie ich se lbst annehmen ,und sp reche auch ihnen meinen Glückwunsch aus.

Wir kommen nun zu Tagesordnungspunkt 2:

Wahl des Vorsitzenden und der ste llvertre ten-den Vorsitzenden der Europakammer

(C)

(D)

Präsident Kurt Beck

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001524

Die Länder, de ren Reg ie rungschefs das Präsid iumdes Bundesra tes b ilden , ste llen in g le iche r Re ihen-folge den Vorsitzenden de r Europakammer und se inedre i Ste llve rtre te r.

Die Wahl der zwe iten ste llvertre tenden Vorsitzen-den ist für die Sitzung des Bundesrates am 9. Novem-ber 2001 vorgesehen.

Dementsprechend sch lage ich Ihnen vor, Herrn Re-g ie renden Bürgermeiste r Klaus W o w e r e i t (Berlin )zu m Vo rsitze nde n, H e rrn Sta a tsm in iste r G e rn otM i t t l e r (Rhe in land-Pfa lz) zum ersten ste llvertre -tenden Vorsitzenden und Herrn Min iste rp räsiden tenPe te r M ü l l e r (Saa rland) zum dritten ste llvertre -tenden Vorsitzenden der Europakammer fü r das Ge-schäftsjahr 2001/2002 zu wäh len .

Wer d iesem Vorsch lag zustimmen möchte , den b itteich um das Handze ichen . – Gegenprobe! – Stimment-ha ltungen? – Das ist e instimmig .

Damit sind de r Vorsitzende de r Europakammersowie de r e rste und de r d ritte Ste llve rtre te r e instim-mig gewählt.

Ich ru fe nun Tagesordnungspunkt 3 auf:

Wahl der Vorsitzenden der Ausschüsse

Für d iese Wahl lieg t Ihnen in Drucksache 732/01e in Antrag des Präsidiums vor.

Wer d ie sem Antrag zuzustimmen wünsch t, denb itte ich um das Handze ichen .

Das ist e instimmig so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 4:

Wahl der Schriftführer

Ich sch lage gemäß § 10 Abs. 1 de r Geschäftsord-nung vor, fü r das Geschäftsjahr 2001/2002 HerrnStaa tsmin iste r Dr. Manfred W e i ß (Bayern) und FrauMin iste rin Karin S c h u b e r t (Sachsen-Anha lt) a lsSchriftführe r wieder zu wäh len .

Wer dem Vorsch lag zustimmen möchte , den b itteich um das Handze ichen .

Be ide Schriftführe r sind e instimmig wieder ge -wählt. – Qua lita tiv gu te Arbe it se tzt sich durch , me ineDamen und Herren!

Zur gemeinsamen Bera tung ru fe ich d ie Tagesord-nungspunkte 45 bis 49 auf:

45. En twurf e ines Gese tzes zur Änderung des Feu-erschutzsteuergese tzes – Antrag des LandesSch leswig-Holste in gemäß § 36 Abs. 2 GO BR –(Drucksache 781/01)

in Verb indung mit

46. En tsch ließung des Bundesra tes zu e ine r Ergän-zung der Allgemeinen Verwaltungsvorschriftzum Staatsang e hö rig ke itsre cht (StAR-Vw V)vom 13. Dezember 2000 – Antrag des Fre istaa -te s Bayern gemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Druck-sache 806/01)

47. En tsch ließung des Bundesra tes zur wirksame-ren Bekämpfung des internationalen Terroris-

mus und Extremismus – Antrag de r LänderBaden-Württemberg , Bayern , Hessen gemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 807/01)

48. En twurf e ines Gese tzes zur Änderung von Vor-schriften des Sozia lda tenschu tzes zur Verstä r-kung des Schu tzes de r Bevölke rung (Sozial-date nschutzände rung sg e se tz) – An tra g d e sFre istaa tes Bayern gemäß § 36 Abs. 2 GO BR –(Drucksache 826/01)

und

49. Entwurf e ines ... Gese tzes zur Änderung desAuslände rg e se tze s – An tra g d e r Lä n d e rBayern , Niedersachsen gemäß § 36 Abs. 2 GOBR – (Drucksache 841/01)

De m Antrag d e r Lä n d e r Ba d e n -Wü rtte m b e rg ,Bayern , Hessen unter Tagesordnungspunkt 47 sind dieLänder Saarland, Sachsen und Thüringen beigetreten.

Es lieg t mir e ine Re ihe von Wortmeldungen vor. AlsErste r ha t H e rr Min iste rp rä side n t Te u fe l (Ba de n -Wü rtte m b e rg ) d a s Wort. Ih m folg t H e rr Kolle g eClement (Nordrhe in -Westfa len). – Bitte schön , HerrKollege Teufe l.

Erwin Teufel (Baden-Württemberg): Herr Präsiden t!Meine sehr ve rehrten Damen und Herren! Wer nochvor wen igen Tagen oder Wochen gehofft ha tte , dasssich ve rsch iedene Bedrohungsszenarien n ich t e rfü l-len , sieh t sich je tzt mit e ine r anderen , b itte ren Rea litä tkonfron tie rt. Die Rea litä t ha t d ie Befürch tungen nochübertroffen .

Die Ansch läge mit b iolog ischen Waffen in den USA,d ie Androhung we ite re r te rroristische r Ansch lägedurch Bin Laden sowie e ine übera ll g re ifba re Beunru-h igung und Nervositä t in de r Bevölke rung ze igen ,dass wir e rst am Beginn e ines langen Weges imKampf gegen den Terrorismus stehen .

Die neue Dimension terroristischer Herausforde-rung zwingt uns zu e ine r neuen Sichtweise und zuveränderten Schwerpunkten be i den Aufgaben desStaa tes. Unse r Gemeinwesen wird mehr Einsa tz fü rd ie innere und äußere Sicherhe it au fbringen müssen ,a ls uns d ies b ishe r notwendig e rsch ien . Dabe i geh t e sn ich t nur um Gese tzesänderungen , abe r e s geh t auchum Gese tzesänderungen . Es geh t n ich t nur um denEinsa tz säch liche r und finanzie lle r Mitte l, sondern vora lle m u m e in e e n tsch losse n e p olitisch e Rü ck e n -deckung fü r d ie Menschen und d ie Ein rich tungen ,denen wir unse re äußere und innere Sicherhe it an -ve rtrauen .

Fre ihe it ist ohne Sicherhe it nicht denkbar. Es istdaher e ine de r e rsten Aufgaben des Staa tes, d ie Si-che rhe it se ine r Bürgerinnen und Bürger zu gewähr-le isten , damit sie in Frieden und Fre ihe it ih r Lebengesta lten können . Siche rhe it und Fre ihe it gehören zu-sammen. Wer Sicherhe it und Fre ihe it gegene inanderaussp ie lt, w ird am Ende be ides ve rlie ren .

In de r Stunde de r Bedrohung stehen wir zusammen.Wir werden konsequen t und en tsch lossen a lle not-wendigen Maßnahmen e rg re ifen , um den Terrorismuserfolg re ich zu bekämpfen .

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Präsident Kurt Beck

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 525

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Die Landesreg ie rung von Baden-Württemberg steh tzu den außenpolitischen und innenpolitischen Be-sch lüssen de r Bundesreg ie rung und des Bundestageszur Terrorismusbekämpfung . Unse re Initiative richte tsich nicht gegen den Bund, sie ist abe r b re ite r undweite r führend .

Die Landesreg ie rungen von Baden-Württemberg ,Bayern und Hessen – we ite re Landesreg ie rungen sindbe ige tre ten – b ringen heu te e inen En tsch ließungs-an trag zur wirksameren Bekämpfung des in te rna tio-na len Terrorismus und Extremismus in den Bundesra te in . Wir sind davon überzeug t, dass wir damit d ierich tigen Weichenste llungen im Kampf gegen denTerrorismus vornehmen .

Wir ane rkennen und un te rstü tzen d ie Maßnahmen ,d ie de r Bundesinnenmin iste r b islang auf den Weg ge -brach t ha t, abe r auch d ie jen igen , d ie ihm nach heu ti-gen Presseberich ten de rze it noch ve rwe ige rt werden .Wir sehen es mit Sorge , dass we ite re sinnvolle Vor-sch läge , be i denen wir n ich t länger zuwarten dürfen ,innerha lb de r Reg ie rungskoa lition ze rrede t oder ab-ge lehn t werden .

Unsere Bundesra tsin itia tive be inha lte t daher Maß-nahmen zur wirksameren Stra fve rfolgung , zu r stä r-ke ren Berücksich tigung unse re r vita len Sicherhe its-in te ressen im Ausländer- und Asylrech t, zu r Weiter-entwicklung der Europäischen Union zu e inem Si-cherhe itsraum. Wir wollen e ine Verbesse rung de rIn tegra tion e rre ichen . Wir b rauchen e ine Anpassungdes Instrumenta riums de r Verfassungsschu tzbehör-den , Verbesse rungen be im Bundesgrenzschu tz undbe i den Bere itscha ftspolize ien de r Länder, abe r auchMaßnahmen zur besse ren Bekämpfung b iote rroris-tische r Ansch läge . Wir wollen e inen besse ren Schu tzvon wich tigen Versorgungse in rich tungen und Be-triebsbere ichen mit besonders hohem Gefahrenpo-tenzia l sowie e ine Anpassung de r Ernährungssiche r-ste llung an d ie ak tue llen Erforde rn isse .

Unsere In itia tive basie rt au f e ine r Gesamtschau de rte rroristischen Bedrohung . Sie ist e in in sich sch lüssi-ges Gesamtkonzep t.

Konkre t zu e inze lnen Punk ten :

Erstens zur Kronzeugenrege lung . Alle Expertensind sich in de r Bewertung e in ig : Wir b rauchen mehrErkenn tn isse und In formationen über d ie te rroris-tischen Gruppen . Eine gee igne te Maßnahme h ie rzuist d ie Kronzeugenrege lung . Gerade im Bere ich vonabgeschotte ten Krimine llen e rle ich te rt e s d ie Kron-zeugenrege lung , Erkenn tn isse zu gewinnen . Es han-de lt sich um e ine Forderung , au f d ie wir nochmalse indring lich h inweisen , d ie abe r in de r Reg ie rungs-koa lition b islang ke ine Mehrhe it ge funden ha t.

Zweitens: restriktivere Handhabung be i der Visa-erte ilung . Darüber reden wir se it Wochen , ohne dasssich b islang e ine Änderung e rgeben ha t. Be i de r Visa -e rte ilung da rf n ich t we ite r so g roßzüg ig ve rfahrenwerden wie b ishe r. Wir dürfen es n ich t zu lassen , dasstrotz Zweife l an de r Iden titä t e in Visum e rte ilt w ird .Wir haben e in Rech t da rauf zu wissen , wer zu unskommt.

Das Auswärtige Amt ha t b ishe r le ide r ke ine An-strengungen un te rnommen, d ie mehr a ls libe ra le Er-

te ilung von Visa rückgäng ig zu machen . Se lbst de rak tue lle En twurf des Zuwanderungsgese tzes senk td ie Sicherhe itsanforde rungen an Visa ehe r ab , a lsdass e r sie e rhöh t.

Drittens: aufenthaltsbeendende Maßnahmen. Wirbrauchen d ie rech tlichen Instrumente , um Ausländer,d ie e ine Gefahr fü r d ie Sicherhe it de r Bundesrepub likDeutsch land da rste llen , schne lle r absch ieben zu kön-nen . Wir müssen solche Personen absch ieben können ,bevor e ine Stra fta t begangen wird , fü r d ie e ine langeGefängn isstra fe ve rhäng t wird . Es ist doch n ieman-dem in Deu tsch land ve rmitte lba r, dass sich Grupp ie -rungen wie de r „Ka lifa tsstaa t“ , d ie unse re fre ihe it-lich -demokra tische Grundordnung bese itigen wollen ,ungestört en tfa lten können . Es ist noch wenige r ve r-mitte lba r, dass sich Personen , d ie offensich tlich zumUmfe ld des Atten tä te rs Atta gehören und be i denenHinweise auf Unte rstü tzungshand lungen vorliegen ,nach wie vor fre i und unbehe llig t in Deu tsch land be -wegen können .

Ich forde re d ie Bundesreg ie rung desha lb nach-drück lich auf, ge rade auf dem Gebie t de r au fen tha lts-beendenden Maßnahmen d ie Forderungen unse re rIn itia tive aufzugre ifen und umzuse tzen . Insbesonderemuss be i e ine r zwingenden Ausweisung nach demAusländergese tz die aufschiebende Wirkung von Wi-derspruch und Klage entfallen; Ausländer, d ie men-sch e n ve ra ch te n d e Te rrora n sch lä g e öffe n tlich b e -grüßen , d ie militan t und gewaltbe re it sind , müssenausgewiesen werden . Wer Terroransch läge bek la tsch tund be jube lt, ze ig t, dass e r Gewalt be jah t und unse reArt zu leben ze rstören will. Solche Personen haben ine ine r offenen Gese llscha ft, d ie wir auch we ite rh inb le iben wollen , n ich ts ve rloren .

Abschiebungshindernisse müssen bese itig t wer-den. Auch h ie r ist d ie Bundesreg ie rung aufge forde rt,ih re n b ish e rig e n Sta n d p u n k t a u fzu g e b e n . Da zugehören fü r uns d ie Einführung e iner Beugehaft be ide r Verweige rung de r Mitwirkung an de r Beschaf-fu n g von H e im re ise d ok u m e n te n , d ie e rle ichte rteMöglichke it der Durchsuchung und e ine Änderungdes Asylverfahrensgese tzes, damit e ine Aufen tha lts-beend igung n ich t durch missbräuch liche Ste llung vonAsylfolgean trägen ve rh indert werden kann .

In Deu tsch land ist ke in Pla tz fü r Terroristen . Des-ha lb muss die innere Sicherhe it e in wesentlicher Ge-sichtspunkt im gesamten Ausländer- und Asylrechtwerden. Das na tiona le In te resse an Schu tz vor Krimi-na litä t und Terrorismus muss im Vordergrund stehen .Wer e ine Gefahr fü r d ie inne re Sicherhe it in Deu tsch-land da rste llt und schwerste Stra fta ten begeh t, da rfn ich t durch deu tsches Asylrech t geschü tzt se in .

Vie rtens: Integration stärken. Ich ste lle k la r unde indeu tig fe st: Die überwä ltigende Mehrhe it de r inDeutsch land lebenden Muslime ve rurte ilt d ie te rroris-tischen Gewa ltta ten genauso w ie ih re deu tsche nLandsleu te . Alle h ie r lebenden Menschen müssen esunabhäng ig von ih re r Staa tsangehörigke it und ih remre lig iösen Bekenn tn is a ls e ine se lb stve rständ lichePflich t begre ifen , gegenüber unse rem Staa t und unse -re r Gese llscha ft loya l zu se in .

Die In tegra tion de r rech tmäßig h ie r lebenden aus-länd ischen Mitbürge r ist e ine unse re r wich tigsten

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Erwin Teufe l (Baden-Württemberg)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001526

Aufgaben . In tegra tion ist a lle rd ings ke ine Einbahn-straße . Wer sich n ich t an In tegra tionsangeboten be te i-lig t, da rf n ich t mit e ine r Einbürgerung rechnen .

Fünfte r Schwerpunkt: den Verfassungsschutz stär-ken. Eine zen tra le Rolle be i de r Bekämpfung des Ter-rorismus kommt den Verfassungsschu tzbehörden zu .Ich begrüße es ausdrück lich , wenn je tzt auch be i denGrünen d ie Erkenn tn is wächst, dass man den Verfas-sungsschu tz n ich t au flösen , sondern stä rken muss.Der Verfassungsschu tz gehört zu unse re r wehrhaftenDemokra tie . Er ist ih r Frühwarnsystem. Wir dürfenihn n ich t b lind machen . Er muss dort, wo Gefahrendrohen und Ansch läge ausgeheck t werden , auch h in -schauen können . Nur wenn wir we it im Vorfe ld vonmöglichen Stra fta ten genügend In formationen undWissen über te rroristische Grupp ie rungen e rha lten ,werden wir in de r Lage se in , vorbeugend Gefahren-abwehr zu be tre iben .

Die Befugnisse der Verfassungsschutzbehörden müs-sen deshalb an dieser neuen Lage und Bedrohung aus-gerichte t werden. Das heißt für uns: Der verdeckte Ein-satz technischer Mitte l in Wohnungen muss erle ichtertwerden, se lbstverständ lich un te r pa rlamenta rischerund gerich tlicher Kontrolle . Postd ienstunternehmenmüssen gegenüber den VerfassungsschutzbehördenAuskunft geben über Postfachinhaber oder Nach-sendeauftraggeber, und Te lekommunika tionsun te r-nehmen müssen Verbindungsdaten an die Verfas-sungsschutzbehörden übermitte ln dürfen . Es da rfnicht se in , dass Terroristen modernste Technologie nut-zen und unsere Verfassungsschutzbehörden abgekop-pelt werden.

Meine Damen und Herren , la ssen Sie mich zumSchluss noch zwei Bere iche nennen , d ie in d iesenTagen e ine besondere Bedeu tung haben : den Einsa tzde r Polize i im Bere ich des Objek tschu tzes und d ieMaßnahmen de r Gefahrenabwehr gegenüber b iolo-g ischen und chemischen Waffen .

Ohne d ie stehenden Einhe iten de r Bere itscha fts-polize ien de r Länder und des Bundesgrenzschu tzeswären wir be re its heu te n ich t mehr in de r Lage , wir-kungsvollen Objektschutz durchzuführen . Da wir vone ine r länger anha ltenden Bedrohungslage ausgehenmüssen , forde rn wir d ie Bundesreg ie rung nachdrück-lich auf, d ie Reduzie rung de r stehenden Einhe iten in -ne rha lb des Bundesgrenzschu tzes zu revid ie ren undd ie Bundesmitte l für die Ausstattung der Bere it-schaftspo lize ien der Länder von de rze it 20 MillionenDM wieder auf den früher vorhandenen Be trag von58 Millionen DM zu erhöhen.

Welche Auswirkungen b iolog ische und chemischeWaffen auf das Sicherhe itsge füh l de r Bevölke runghaben , wird uns be re its an den unsäg lichen Ta ten sogenann te r Trittb re ttfahre r deu tlich . Umso mehr g iltd ie s fü r e ine ta tsäch liche Bedrohungslage . Wir ha ltendesha lb d ie Einrichtung e iner Task-Force „Bioterro-rismus“ auf Bundesebene , e ines bundesweiten Kri-senkommunikationsnetzes und die Vorhaltung aus-re ichender Laborkapazität fü r d ringend e rforde rlich .

Ebenso müssen wir Maßnahmen zum Schu tz vonwich tigen Versorgungse in rich tungen und Be triebs-be re ichen e rg re ifen . Ein ige Be isp ie le : Die Einsich t in

hochsensib le Da ten muss e rschwert werden . Luft-sperrgebie te über kerntechnischen Anlagen müssenausre ichend dimensioniert werden. Eine bundes-e inhe itliche Sicherhe itsfunkfrequenz muss d ie Kom-munika tion de r Sicherhe itsbehörden mit dem Luft-fahrzeugführe r e rmöglichen .

Lassen Sie mich e in offenes Wort zu den Trittbre tt-fahrern sagen : Die Vortäuschung von Ta ten und d ieAuslösung fa lscher Ala rme sind k rimine lle De lik te ,und a ls solche müssen sie auch bestra ft werden . Es istmenschenverach tend , wie h ie r mit de r Angst de rMenschen gesp ie lt w ird , wie Be triebe , Ein rich tungenunse res täg lichen Lebens und d ie Sicherhe itsbehör-den beh indert, ja te ilwe ise lahmge leg t werden . Tritt-b re ttfahre r müssen rasch und unnachsich tig zur Ver-an twortung gezogen werden .

Pub licity e rmunte rt Nachahmetä te r. Die Ta ten de rTrittb re ttfahre r ve rd ienen ke ine öffen tliche Aufmerk-samke it. Ich b itte desha lb auch d ie Medien , d ies be ide r Art ih re r Berich te rsta ttung zu bedenken .

Meine Damen und Herren , ke ine de r Maßnahmenwird fü r sich a lle in oder in kurze r Ze it Lösungen b rin -gen . Die Prob leme , mit denen wir uns je tzt ause inan-der se tzen , sind über Jahre h inweg en tstanden . Wirb rauchen desha lb zu r Bekämpfung e inen langenAtem, e inen k la ren politischen Willen und d ie da fü rnotwendigen Mitte l. In de r Summe und aufbauendauf den be re its e inge le ite ten Maßnahmen führt d ieAnnahme unse re r Bundesra tsen tsch ließung zu e ine rwe ite ren wesen tlichen Verbesse rung de r Te rroris-musbekämpfung und de r inne ren Sicherhe it.

Ich b itte Sie desha lb : Unte rstü tzen Sie unse re In itia -tive ! Machen wir sie zu e ine r gemeinsamen In itia tiveder Länder!

Pr‰sident Kurt Beck: Danke schön , Herr KollegeTeufe l!

Da s Wort h a t H e rr M in iste rp rä sid e n t C le m e n t(N ord rh e in -We stfa le n ). – Ih m folg t H e rr M in iste r Bartling (Niedersachsen).

Wolfgang Clement (N ord rh e in -We stfa le n ): H e rrPräsiden t! Meine sehr ve rehrten Damen und Herren!Se it dem 11. Sep tember wissen wir a lle , dass d ie Globa lisie rung den Terror e insch ließt, dass d ie In te r-na tiona le des Terrors buchstäb lich vor n ich ts zu rück-schreck t und dass d ie Verbrechensska la de r Terro-risten gewisse rmaßen nach oben offen ist. Mit de rrie sigen Mehrhe it de r Bürgerinnen und Bürger unse -res Landes sind wir uns da rin e in ig , dass wir den Ter-ror mit a lle r Konsequenz bekämpfen müssen , undzwar polize ilich wie militä risch , ökonomisch , politischund ge istig , h ie r be i uns genauso wie außerha lb unse -res Landes.

Dabe i g ilt aus me ine r Sich t unzweideu tig : Wer h ie rzu Lande oder anderswo Hass oder Gewalt gegenFremde oder Fremdes p red ig t, ist ke in Fre ihe itskämp-fe r, sondern e in Fana tike r, de r in unse rem Land ke i-nen Fre iraum haben sollte .

Wir in Deu tsch land schre ien n ich t Hurra , wenn esum militä rische Aktionen geh t. Be i uns rührt kaum

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Erwin Teufe l (Baden-Württemberg)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 527

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noch jemand d ie na tiona listische Trommel, und es istgu t, dass d iese Ze iten vorbe i sind . Aber Deutschlandist Teil e iner internationalen Allianz gegen den Ter-ror. Wir ste llen uns de r in te rna tiona len Veran twor-tung und sind be re it, unse ren Te il zu übernehmen: imAußenpolitischen be i de r Wiederhe rste llung und Si-che rung des Friedens übera ll dort, wo e r in Gefahr ist,im Innenpolitischen be i de r Verstä rkung unse re r An-strengungen fü r e in Höchstmaß an innere r Sicherhe it,au f das unse re Bürgerinnen und Bürger Anspruchhaben , im Humanitä ren be i de r Unte rstü tzung undVersorgung von Flüch tlingen sowie be i de r Bekämp-fung de r Ursachen von Fluch t und Vertre ibung , abe reben auch im Militä rischen . Niemand sollte sich überd ie Dimension d ieses Te ils de r Veran twortung täu-schen , in de r wir Deu tsche a ls fre ihe itliche Demokra -ten , a ls Mitg liede r de r Na to und a ls Pa rtne r de r USAstehen .

Im Kampf gegen den in te rna tiona len Terrorismusg ib t e s n ich ts zu e robern . Es g ilt nur e twas zu ve rte i-d igen , nämlich d ie ge istigen und mora lischen Funda-mente e ine r fre ien , fried lichen und p rosperie rendenWelt, d ie Ach tung vor dem Leben und de r Würde desEinze lnen und de r Einze lnen , d ie Anerkennung vonFre ihe it, Gerech tigke it und Solida ritä t. Es ist fa stschon e ine Phrase , abe r e ine wich tige Bemerkung: Li-be ra le Demokra tie ist ke ine Schönwette rve ransta l-tung . Die zivile Gese llscha ft b rauch t Wehrhaftigke it,um zivil b le iben zu können . Sie b rauch t Sicherhe itnach innen und nach außen .

Die Bundesreg ie rung und d ie Länder haben nachdem 11. Sep tember, wie ich finde , schne ll reag ie rt.Wir haben gemeinsam e ine Re ihe von Maßnahmenund In itia tiven e inge le ite t und e rg riffen , um d ie Si-che rhe it und den inneren Frieden in unse rem Landa nge sich ts ne ue r Be d rohunge n zu ge w ä hrle iste n .Dabe i sollte uns a llen k la r se in , dass wir na tü rlich d ieBalance halten müssen e ine rse its zwischen Libera-lität und Welto ffenhe it unse res Staa tes und andere r-se its de r Sicherhe it, auf d ie unse re Bürgerinnen undBürger Anspruch haben .

Wir müssen dabe i a lle rd ings auch fäh ig se in , unsvon e in igen Gewohnhe iten zu trennen – das ha tn ich ts mit de r Aufgabe von Libe ra litä t zu tun –, be i-sp ie lswe ise von de r Gewohnhe it, dass das Passb ild imPersona lausweis be re its ausre ich t, um d ie Iden titä t zube legen . Es ist e ine wunderbare Gewohnhe it, mitdem a lten Führe rsche in und dem en tsprechendenPassb ild zu wede ln . Diese Ze it kann vorbe i se in ,wenn man an neue technolog ische Möglichke itendenk t, d ie wir in Ze iten wie d iesen auch e inse tzensollten .

Baden-Württemberg , Bayern und Hessen – HerrKollege Teufe l ha t d ies ge rade deu tlich gemach t –haben e inen Entschließungsantrag zur wirksamerenBekämpfung des internationalen Terrorismus undExtremismus vorge leg t. Herr Kollege Teufe l, um esoffen zu sagen : Dies gesch ieh t pa ra lle l und , wie ichfinde , in unübersehbare r Konkurrenz zu dem, wasHerr Bundesinnenmin iste r Sch ily in enger Abstim-mung mit den Ländern e ra rbe ite t ha t und noch e ra r-be ite t. Es sche in t de r besondere Ehrge iz de r Antrag-ste lle r zu se in – e rlauben Sie mir, das zu sagen ; e s ist

förmlich mit Händen zu g re ifen –, vor anderen Län-dern und vor de r Bundesreg ie rung be i neuen Gese t-zen zur inne ren Sicherhe it d ie Ersten zu se in . Wenndas so ist – ich un te rste lle das –, dann ist d ie s aus me i-ne r Sich t fa lscher Ehrge iz. Das ha t e in wen ig mit demHase-und-Ige l-Sp ie l zu tun . Es g ib t ke ine neuen Ant-worten auf d ie Fragen , vor denen wir in d iesen Tagenbe i de r inne ren Sicherhe it stehen . Man muss sich e r-innern : Der Ige l ha t den Wettlau f gegen den Hasengewonnen , n ich t we il e r schne lle r war, sondern we ile r k lüger war a ls de r Hase .

Desha lb , me ine ich , muss e s uns gemeinsam um d iebesten und wirkungsvollsten Lösungen gehen . Darumgeht e s uns in Wahrhe it auch . Wir sollten angesich tsde r neuen Bedrohungen ge rade auf dem Fe ld de r in -ne ren Sicherhe it au f pa rte iliche Gewohnhe iten undRitua le ve rzich ten . Das he ißt konkre t: Wir sind da für,über a lle Vorsch läge zu be ra ten , d ie auf dem Tischliegen – über d ie jen igen , d ie Sie , Herr Kollege Teufe l,ge rade e rläu te rt haben , ebenso wie über d ie jen igen ,d ie de r Bundesinnenmin iste r vorge leg t ha t oder d ieaus anderen Ländern be ige tragen werden –, und zwarohne schu ldhafte s Zögern , ohne Verzögerungen imGesamtzusammenhang , abe r na tü rlich in de r gebote -nen Sorgfa lt. Wir wissen , dass be i Gese tzen wie d ie -sen Sorgfa lt geboten ist. Wir wollen über Ih re Vorste l-lungen wie übe r d ie Vorsch läge ande re r in denAusschüssen be ra ten , soba ld das zwe ite Gese tzes-pake t de r Bundesreg ie rung auf dem Tisch lieg t.

(Erwin Teufe l [Baden-Württemberg]: Sie haben schon stä rke r a rgumentie rt!)

– Ich a rgumentie re g le ich noch stä rke r, Herr Kollege .

Für d ie fa st be isp ie llose und außerorden tlich wich-tige Gesch lossenhe it, d ie wir se it dem 11. Sep temberbe i de r Bekämpfung des Terrorismus un te r Beweisgeste llt haben , stehen Sozia ldemokra tinnen und Sozi-a ldemokra ten genauso wie Grüne , CDU und FDP. Ge-sch lossenhe it ist in e ine r so außerorden tlich schwie ri-gen Lage wie de r heu tigen fü r d ie Bürgerinnen undBürger e in wich tiges Signa l, dass e s uns e rnst ist mitde r wehrhaften Demokratie und dass d ie konstruk ti-ve und en tsch lossene Zusammenarbe it in de r Sachefür uns absolu ten Vorrang vor pa rte ipolitischem Kal-kü l und k le in lichen Stre ite re ien ha t. Das schafft ausmeine r Sich t Vertrauen in d ie Handlungsfäh igke itvon Reg ie rungen und in d ie Vernunft de r demokra ti-schen Parte ien .

Herr Kollege Teufe l, ich habe sehr aufmerksam zu-gehört, a ls Sie Ih re Vorsch läge vortrugen . Mir lieg te ine Aufste llung übe r d ie Vorste llungen vor, d ie zurze it e rörte rt werden . Es sind zwischen 40 und 50 Maßnahmen; ich habe n ich t nachgezäh lt. Ein igedavon haben Sie e rwähnt. Wir stimmen in fa st a llenMaßnahmen grundsä tzlich übere in ; abe r jede bedarfn a tü rlich e in e r d e zid ie rte n Erörte ru n g . Au ch d e rDruck auf Grund de r Situa tion , mit de r wir e s zu tunhaben , da rf uns n ich t davon abha lten , im Einze lnen ind ie Erörte rung von Rege lungen e inzuste igen , wie ge -sag t, ohne jede Verzögerung .

Ich sage ausdrück lich – Sie haben d iese Be isp ie lee rwähnt –: Wir sind fü r e ine differenzierte Kronzeu-genrege lung , se lbstve rständ lich auch fü r d ie von

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Wolfgang Clement (Nordrhe in -Westfa len)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001528

Ihnen ge forde rte bessere Kontro lle be i der Visa-erte ilung . Die Erfahrung , dass sich Tä te r be i uns auf-geha lten haben , ehe sie in den USA ak tiv gewordensind , zwing t uns dazu , au f d iesem Gebie t Konsequen-zen zu ziehen .

Dies bezieh t sich be isp ie lswe ise auf d ie Rege lan-frage be im Verfassungsschutz vor e ine r Einbürge-rung . Ich gehöre zu den jen igen , d ie in a lle r Kla rhe itsagen : Wir dürfen n ich t b lind se in gegenüber Men-schen , d ie mit ve rb recherischen Absich ten in unse rLand kommen. Wir müssen d ie vorhandenen Kennt-n isse se lbstve rständ lich nu tzen , offensich tlich mehra ls b ishe r.

Es g ilt ausdrück lich auch fü r Asylverfahren. Auchin Bezug auf Asylve rfahren müssen wir e inen Wegfinden . Wir haben dort noch Sonderprob leme: Wirhaben es manchmal mit Menschen zu tun , d ie zwarausgewiesen werden könn ten , in ih ren Herkunftslän-de rn jedoch von de r Todesstra fe bedroh t sind . Wirbrauchen Antworten fü r den Umgang mit solchen Fä l-len .

Dasse lbe g ilt se lbstve rständ lich fü r d ie Erweiterungde s Aufg abe nkatalo g s de r Ve rfassung sschutzbe -hörden. Wir in Nordrhe in -Westfa len haben be re itsen tsp rechende Maßnahmen vorgesehen . Prob lemeund Diskussionsbedarf g ib t e s be i de r von Ihnen an-gesprochenen Frage de r Herabse tzung de r Schwellefü r den verdeckten Einsatz technischer Mitte l inWohnungen. Dabe i kommen wir in d ie Nähe e ine rGrundgese tzänderung und haben d ie Frage zu bean t-worten : Re ichen d ie vorhandenen rech tlichen Mög-lichke iten un te rha lb de r Schwelle e ine r Grundge-se tzänderung n ich t aus?

Dass wir jedoch eine Auskunftspflicht der Postdienst-unte rne hme n g e g e nübe r de n Ve rfassung sschutz-behörden brauchen , dass e s e ine Pflicht der Te lekom-m u n ik a tion su n te rn e h m e n zur Übe rmittlung vo nVerbindungsdaten geben sollte , a ll d ie s ist zwischenuns unstre itig . Aus meine r Sich t kann ebenfa lls n ich tstre itig se in , dass wir Rege lausweisungstatbeständehaben müssen , die an die Zugehörigke it zu bestimm-ten Organisationen oder deren Unterstützung an-knüpfen. Das ist Gegenstand e ines Antrages, de r vonNiedersachsen und Bayern vorge leg t worden ist.

Ich jedenfa lls stimme in d iesen Punk ten zu . Ichwerde in me ine r Reg ie rung mit a lle r Konsequenzdafür e in tre ten . Dies werde ich auch in den vor unsliegenden Diskussionen tun . Ich wende mich aus-sch ließlich dagegen , dass wir den Ansche in e inesWettlau fs un te re inander zu lassen , de r überflüssig ist.Rich tig ist e s vie lmehr, das be izubeha lten , was nachdem 11. Sep tember auf d iesem Fe ld in de r Bundesre -pub lik Deu tsch land aus me ine r Sich t be isp ie lha ft ge -lungen ist, nämlich gemeinsam zu hande ln , nachaußen wie nach innen . Daran sollten wir fe stha ltenund auf den Fe lde rn , d ie Sie angesprochen haben ,sowie auf den Fe lde rn , d ie ich genann t habe , zu En t-sche idungen kommen, und zwar ohne schu ldhafte sZögern nach g ründ liche r, ra scher Bera tung in denAusschüssen . – Schönen Dank .

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank , Herr KollegeClement!

Bevor wir in unse ren Bera tungen fortfahren , da rfich Ih re Aufmerksamke it noch e inmal auf d ie Ehren-tribüne lenken . Dort ha t e ine Delegation der deutsch-russische n Fre undschaftsgruppe de s Föde rations-rates der Russischen Föderation unte r Le itung vonHerrn A g a l o w Pla tz genommen. Wir freuen unsüber Ih ren Besuch . Ich begrüße Sie im Plenarsaa l desBundesra tes sehr he rzlich .

(Be ifa ll)

Die Freundschaftsg ruppen des Bundesra tes und desRussischen Födera tionsra tes haben sich vor zwe i Jah-ren konstitu ie rt. Nachdem im Früh jahr d ieses Jahrese in e rste s Tre ffen be ide r Gruppen in Moskau sta ttge -funden ha t, freuen wir uns, Sie zum zweiten Zu-sammentre ffen h ie r in Berlin willkommen he ißen zudürfen . Auch be i d iesem Tre ffen stehen d ie Wirt-schaftsbeziehungen be ide r Länder im Vordergrund .

Ich da rf da rauf aufmerksam machen , dass de r Bun-desra t außer zum Russischen Födera tionsra t nur nochzum Französischen Sena t e ine Freundschaftsg ruppeun te rhä lt. Alle in da ran lä sst sich de r außerorden tlichhohe Ste llenwert ab lesen , den wir den Beziehungenzu Russland be imessen . Dem en tsprich t, dass de rBundesra t mit Russland e inen besonders in tensivenBesuchsaustausch p fleg t.

Meine Damen und Herren , Sie haben insbesondered ie re g ion a le n Wirtsch a ftsk on ta k te m it u n se re rFreundschaftsgruppe unte r Vorsitz von Herrn Kolle -gen Dr. Stolpe e ingehend e rörte rt. Ich hoffe , dass d ieseGespräche zu e iner weite ren Vertie fung der Kontak tebe itragen , und wünsche Ihnen e inen angenehmenAufentha lt h ie r in Berlin und anschließend e ine gu teHeimre ise . Noch e inmal herzlich willkommen!

(Be ifa ll)

Das Wort ha t Herr Min iste r Bartling (Niedersach-sen). – Ihm folg t Herr Min iste r Dr. Birkmann (Thürin -gen).

Heiner Bartling (Niedersachsen): Herr Präsiden t!Meine sehr ve rehrten Damen und Herren! Mit denAnsch lägen vom 11. Sep tember 2001 in den Vere in ig -ten Staa ten von Amerika , denen über 5 000 unschu l-d ige Menschen zum Opfe r ge fa llen sind , ha t d ie te rro-ristische Bedrohung we ltwe it e ine neue Dimensionerre ich t. Vorbere itung und Ausführung de r Ansch lä -ge sind gekennze ichne t durch Bru ta litä t, Menschen-verach tung und Fana tismus. Le ide r ist auch unse rLand e ingebunden in das staa tenübergre ifende Ne tzlog istische r Verknüpfungen und opera tive r Struk tu -ren de r Terroristen . Dre i de r Se lbstmorda tten tä te rhaben in Deu tsch land stud ie rt; nach we ite ren ve rmut-lichen Mittä te rn , d ie sich ebenfa lls zuvor a ls Studen-ten in Deu tsch land aufgeha lten haben , wird we ltwe itge fahnde t.

Es g ib t e inen b re iten politischen und gese llscha ftli-chen Konsens da rüber, dass e s Aufgabe a lle r staa tli-chen Krä fte se in muss, d ie se r te rroristischen Drohung ,d ie jedes zuvor fü r möglich geha ltene Maß überste ig t,mit a llen rech tsstaa tlichen Mitte ln en tgegenzu tre ten .Der vorliegende En tsch ließungsan trag ist aus me ine rSich t e ine b rauchbare Grund lage fü r Bund und Län-

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Wolfgang Clement (Nordrhe in -Westfa len)

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de r, gemeinsam d ie zur Bekämpfung des Terrorismusund zum Schu tze de r Bevölke rung notwendigen Maß-nahmen zu tre ffen .

Ich will je tzt n ich t au f a lle Einze lhe iten e ingehen .Lassen Sie mich nur folgende Komplexe e rwähnen :

Die fü r d ie öffe n tlich e Sich e rh e it zu stä n d ig e nBehörden sind in zunehmendem Maße auf d ie Nut-zung moderner In formations- und Verwaltungssys-teme angewiesen , d ie we it übe rwiegend nur fü r dene igenen Bere ich gesta lte t und umfassend nu tzbarsind . Für e ine wirksame Sicherhe itspolitik ist jedochd ie Nutzung moderner Informations- und Kommuni-kationstechnolog ien im Verbund der Sicherhe its-behörden unverzichtbar. Dazu gehören de r Zugriffde r Sicherhe itsbehörden auf ausländerrech tliche undandere Da ten , abe r auch d ie umfassende Möglichke itde r Überwachung de r Te lekommunika tion . Wir b rau-chen daher d ringend rech tliche Änderungen , d ie d ieje tzigen Übermittlungs- und Nutzungsh indern isse be -se itigen .

Dennoch werden wir immer noch – es ist mir wich-tig , das zu be tonen , me ine Damen und Herren – e inenaußerorden tlich hohen Standard datenschutzrecht-licher Vorschriften behalten. Niemand muss be fürch-ten , dass e r Opfe r e ines in formationssüch tigen Staa teswird . Ich g laube , d ie Menschen in unse rem Landsehen wenige r e ine solche Gefahr des Missbrauchsstaa tliche r Mach t. Sie wünschen vie lmehr, dass de rStaa t d ie Mitte l e rhä lt, d ie e r benötig t, um sie wirk -sam vor dem Verbrechen zu schü tzen .

Wir wollen – Herr C lement ha t e s soeben zum Aus-druck gebrach t –, dass Deu tsch land e in we ltoffenesund gastfreund liches Land b le ib t. Gerade deswegenmüssen wir uns en tsch ieden gegen extremistische ,re lig iös-fana tische und ve rfassungsfe ind liche Bestre -bungen schü tzen . Ich b in daher sehr damit e inver-standen , dass schon be i der Einre ise von Personenaus Problemstaaten e ine Bete iligung der Sicherhe its-und Ausländerbehörden e rfolg t, Fingerabdrücke ab-genommen sowie Lich tb ilde r ange fe rtig t und d ie Visaun te rlagen abrufba r aufbewahrt werden .

Ich habe bere its angeordne t, dass in Niedersachsenvor je d e r Zu stim m u n g d e r Au slä n d e rb e h örd e zue inem längerfristigen Aufentha lt von Personen ausd iesen Staa ten der Verfassungsschutz und der polize i-liche Staa tsschutz ih r Plaze t geben müssen . Auch vorder Einbürgerung werden d iese Dienstste llen be te i-lig t.

Meine Damen und Herren , trotz a ll d ieser Vorkeh-rungen werden wir es n ich t verh indern können , dasssich be i uns gewaltbere ite Extremisten aufha lten . Un-sere Gese tze müssen es e rmöglichen , sie zu en tdeckenund sie auch wieder aus dem Land zu en tfe rnen .

Niedersachsen ha t – e s ist soeben e rwähnt worden –gemeinsam mit Bayern d ie Ihnen vorliegenden Ände-rungen des Ausländergese tzes vorgesch lagen , umAusländer, d ie islamistisch-extremistischen Organ isa -tionen angehören oder d iese un te rstü tzen , schne llausweisen zu können . Mit de r gemeinsamen In itia tivesoll auch signa lisie rt werden , dass auf d ie Herausfor-de rungen des in te rna tiona len Terrorismus jense its

pa rte ipolitische r In te ressen gemeinsam reag ie rt wer-den muss. Die Zustimmung a lle r Länder zu de r Gese t-zesin itia tive würde de r Bundesreg ie rung ze igen , dasssie auf ih rem Weg de r en tsch lossenen Bekämpfungdes Terrorismus d ie Unte rstü tzung de r Länder ha t.

Ich we iß, dass e ine gese tzliche Grund lage fü r d ieAusweisung extremistische r Ausländer nur d ie ha lbeMie te ist. Die Ausweisung a lle in bedeu te t noch n ich t,dass d ie Be troffenen auch ta tsäch lich das Land ve rla s-sen . Die h in re ichend bekann ten tatsächlichen undrechtlichen Gründe lassen e ine Abschiebung häufignicht zu. Eine en tsche idende Verbesse rung wäre es,wenn Absch iebungen n ich t nur in das jewe ilige Her-kunftsland e rfolg ten , sondern auch in e in anderesLand , das be re it ist, d ie Menschen aufzunehmen , undin dem sie vor Verfolgung siche r sind . Angesich ts de rimmer g rößer werdenden Schwie rigke iten be i de rDurchse tzung de r Ausre isepflich t wäre e s h ilfre ich ,wenn sich das Auswärtige Amt n ich t dagegen sträub-te , dass e in en tsp rechender Vertrag , gegebenenfa llsvon de r Europä ischen Union , mit dem be tre ffendenLand abgesch lossen wird .

Bedenk t man , dass nach de r Rechtsprechung desEuro päische n Ge richtsho fe s für Me nsche nre chtese lbst Herr Kap lan oder Herr Bin Laden n ich t abge-schoben werden dürften , kann man nur hoffen , dassd ie Rich te r d ieses Gerich tshofes den 11. Sep temberdes Jahres 2001 be i we ite ren Urte ilen im Gedäch tn isbeha lten .

Lassen Sie mich noch e twas zum Bundesgrenz-schu tz, zu r Aussta ttung de r Be re itscha ftspolize ienund zum Einsa tz de r Bundeswehr sagen . Der Bundes-grenzschutz muss nach meine r Auffassung stä rke r ind ie Lage ve rse tzt werden , une ingeschränk t se inenAu fg a b e n a ls Ve rb a n d sp olize i d e s Bu n d e s n a ch -zu k om m e n . G e ra d e d ie a k tu e lle Sich e rh e itsla g emach t den hohen Ste llenwert gesch lossener Einhe i-ten de r Bere itscha ftspolize ien deu tlich , z. B. be im Ob-jek tschu tz, be i Großdemonstra tionen oder gewalttä ti-gen Ausschre itungen .

Der Bedarf der Länder an Ersatzbeschaffungen be iih ren Bere itschaftspo lize ien be läuft sich auf jährlich39 Millionen DM. Der Bund ha t d iesen Be trag in denvergangenen Jahren le ide r n ich t zu r Verfügung ge -ste llt. Dadurch ist e in en tsp rechender Nachholbedarfen tstanden . Um d iesen abzubauen und fü r d ie folgen-den Jahre den neu anfa llenden Bedarf decken zukönnen , sind deu tlich höhere Be träge a ls d ie genann-ten 39 Millionen DM erforde rlich .

Das Grundgese tz sieh t den Einsa tz der Bundeswehrim Innern nur un te r e rheblich e ingeschränkten Vo-rausse tzungen vor, nämlich im Spannungs- und Ver-te id igungsfa ll sowie be i Naturka tastrophen bzw. imFall des inneren Notstandes. Auch wenn d ie Polize ienvon Bund und Ländern in der augenblick lichen Situa-tion persone ll e rheblich gefordert sind , ist d ies nochkein Anlass, diese bewusste und gewollte hohe Hürdeder Verfassung herabzuse tzen und den Einsatz derBundeswehr in der gegenwärtigen Situa tion auch imInnern zuzulassen. Innere Sicherhe it ist Aufgabe derPolize i und muss es auch b le iben . Die Möglichke iten

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Heiner Bartling (Niedersachsen)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001530

der Amtshilfe durch d ie Bundeswehr zu nu tzen , meineDamen und Herren , ha lte ich für rich tiger, a ls den Ver-such zu unte rnehmen, der Bundeswehr durch e ineGrundgese tzänderung weite re Aufgaben zuzuweisen .

Die Forderung nach Aufstockung der Mitte l für denZivilschutz und nach e ine r Vere infachung des Finan-zierungssystems wird von mir vorbeha ltlos un te r-stü tzt.

Ich würde es begrüßen , wenn d ie Länder e ine ge -meinsame Ha ltung zu den admin istra tiven , opera ti-ven und gese tzlichen Maßnahmen zur Bekämpfungdes Terrorismus finden könn ten . Dafür sind de r vorlie -gende En tsch ließungsan trag und d ie gemeinsame In i-tia tive von Bayern und Niedersachsen e ine tragfäh igeGrund lage .

Ich will abe r auch n ich t ve rschweigen , dass de r Ent-schließungsantrag neben vie len gu ten Anregungen ,von denen ich e in ige e rwähnt habe , Vorsch läge en t-hä lt, d ie ich noch fü r d iskussionswürd ig ha lte oder d ie ich liebe r n ich t au fgre ifen würde , z. B. d ie Ein-führung e iner Beugehaft be i de r Verweige rung de rMitwirkung e ines Ausländers an de r Passbeschaf-fung . Hie r würden teure Haftp lä tze fü r e ine Maßnah-me b lock ie rt, d ie le tztlich ungee igne t se in dürfte , zudem e rstreb ten Zie l zu kommen.

Trotz de r be rech tig ten Erwartungen unse re r Bevöl-ke rung in Bezug auf e ine ra sche Verbesse rung de r Sicherhe it unse res Landes sollten wir uns d ie Ze itnehmen – h ie rbe i sch ließe ich mich Herrn Min iste r-p räsiden t C lement an –, d ie Dinge sorgfä ltig zu d isku-tie ren . Ein solides Konzep t de r Länder würde siche r-lich auch de r Bundesreg ie rung he lfen , sich auf de rBasis e ines Gese tzen twurfs des Herrn Bundesinnen-min iste rs zu ve rständ igen , wobe i ich davon überzeug tb in , dass e r d ie Vorsch läge de r Länder be rücksich tig t.Es lieg t in unse r a lle r In te resse , dass e s zu e ine r b re i-ten Verständ igung zwischen Bund und Ländern inden Fragen de r Verbesse rung de r inne ren Sicherhe itkommt.

Aus d iesem Grunde ha lte ich e ine sofortige Sach-en tsche idung n ich t fü r möglich und n ich t fü r e rforde r-lich . Ich sch lage vor, d ie Vorlagen an d ie Ausschüssezu ve rwe isen . – Vie len Dank .

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank , Herr Min iste r!

Das Wort ha t Herr Min iste r Dr. Birkmann (Thürin -gen). – Ihm folg t Herr Min iste r Professor Dr. Sche lte r(Brandenburg).

Dr. Andreas Birkmann (Thüringen): Herr Präsiden t!Meine sehr ve rehrten Damen und Herren! Die Ere ig -n isse des 11. Sep tember haben uns e indring lich vorAugen ge führt: Die westliche Welt und ih re auf demPrinzip de r Fre ihe it des Einze lnen be ruhende Werte -ordnung sind in e inem Maße vom in te rna tiona len Ter-rorismus bedroh t, das b is vor kurzem n iemand fü rmöglich geha lten hä tte .

Sollte jemand gehofft haben , e s könn te sich um e ine inmaliges Ere ign is gehande lt haben , so ze ig t d ieEntwick lung in den le tzten Wochen und Tagen , dass

d iese Hoffnung trügerisch war. Die Androhung we ite -re r Ansch läge und d ie ak tue llen Attacken mit Milz-b randerregern e rhe llen , wie e rnst d ie Situa tion istund dass de r Kampf gegen den Terrorismus e in langerund schwie rige r Weg se in wird . Dem muss sich d iefre ie Welt ste llen . Auch wir in Deu tsch land und injedem e inze lnen Bundesland müssen den da raus e r-wachsenden Herausforde rungen begegnen .

Erinnern wir uns: Mindestens e ine r de r Atten tä te rvom 11. Sep tember ha t unauffä llig fa st zehn Jahreun te r uns ge leb t und d ie Verbrechen h ie r vorbe re ite tund gep lan t, bevor e r sie in d ie Ta t umse tzte . Unse refre ihe itliche Grundordnung gab ihm d ie en tsp rechen-den Sp ie lräume , ohne dass d ie Sicherhe itsbehördend ie Möglichke it zum Hande ln ha tten . Dies muss unse ine Lehre se in . Die Sicherhe it unse re r Bürgerinnenund Bürger ist sch ließlich e ines de r obersten Geboteder Politik , ge rade de r Justizpolitik .

Die von de r Bundesreg ie rung je tzt au f den Weg ge -brach ten Maßnahmen zu e ine r Verbesse rung de r Ter-rorismusbekämpfung sind zwar zu begrüßen , abe rn och n ich t a u sre ich e n d . We ite re Ve rb e sse ru n g e nmüssen d ringend folgen . Lassen Sie mich h ie rzu e in i-ge Punk te aus de r Sich t de r Justiz ansprechen :

Die Wiede re in füh rung de r Kronze uge nre ge lungwird von den CDU-geführten Ländern , so auch vonThüringen , schon se it langem geforde rt. Aber d ieBundesreg ie rung – das ze igen auch d ie Ausführun-gen de r Bundesjustizmin iste rin zur Kronzeugenrege-lung vor dem Deutschen Bundestag in de r ve rgange-nen Woche – n immt d ie Vorsch läge , d ie auch vomBundesra t h ie rzu be re its formulie rt wurden , n ich te rnst. Ja – das muss an d iese r Ste lle monie rt werden –,d ie Diskussion über we ite re Maßnahmen zur Terroris-musbekämpfung ist se itens de r Justiz b ishe r ohneh in re ichende Be te iligung de r Länder ge führt worden .Deswegen haben geste rn auch d ie Justizmin iste r de run ionsgeführten Länder d ie Bundesjustizmin iste rine indring lich gebe ten , a lsba ld zu e ine r Sonder-Justiz-ministerkonferenz über Maßnahmen zu r Te rroris-musbekämpfung e inzu laden .

In den Siche rhe itspake ten de r Bundesreg ie rungvermisse ich Vorsch läge fü r e ine erle ichterte Ge-w innabschö pfung zu r Sich e rste llu n g von Ve rb re -chensgewinnen . Das rech tliche Abschöpfungsinstru -menta rium muss e ffizien te r gesta lte t werden , um demTerrorismus wie auch de r organ isie rten Krimina litä td ie finanzie llen Ressourcen zu en tziehen und siedamit im Lebensnerv zu tre ffen .

In d ie sem Zusammenhang begrüße ich d ie amDienstag vom Ra t angenommene und von de r De lega-tion des Europä ischen Parlaments inzwischen geb il-lig te 2. EU-Geldwäscherich tlin ie . Geldwäsche ist inden le tzten Jahren mehr und mehr zur Geschäfts-g rund lage sowohl de r organ isie rten Krimina litä t a lsauch des in te rna tiona len Terrorismus geworden . DieErweite rung de r Iden tifizie rungs- und Meldepflich tenauf Buchprüfe r, Grundstücksmakle r, Juwelie re , Casi-nos und un te r bestimmten Vorausse tzungen auch aufRech tsanwälte und Nota re sind d ringend geboteneMaßnahmen , um in d iesem Bere ich zu e ine r wirksa -

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Heiner Bartling (Niedersachsen)

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men Stra fve rfolgung zu ge langen und te rroristischeG e ld q u e lle n a u szu trock n e n . Ich w a rn e a lle rd in g sdavor, be i de r Umse tzung de r Rich tlin ie h in te r dendarin e röffne ten Möglichke iten zurückzub le iben .

Bislang läuft in de r überwiegenden Anzah l vonG e ld w ä sch e ve rd a ch tsfä lle n d a s G e w in n a b sch öp -fungsrech t lee r, we il de r konkre te Nachweis de r Vor-ta t Schwie rigke iten be re ite t. Auch h ie r sind d ringendBeweise rle ich te rungen geboten . Zu denken ist ane ine Umkehr der Beweislast, wie sie das amerikan i-sche Rech t kenn t.

Ansprechen möch te ich auch d ie Vorschrift des § 12des Gese tzes über Fe rnmeldean lagen , d ie d ie Aus-künfte über so genann te Verbindungsdaten rege lt.Diese tritt mit Ablauf des 31. Dezember d ieses Jahresaußer Kra ft. Zwar sieh t de r Gese tzen twurf de r Bun-desreg ie rung e ine Nachfolge rege lung vor, a lle rd ingswird da rin d ie Schwelle de r Anordnungsvorausse t-zungen angehoben , was e ine Versch lech te rung de rb e ste h e n d e n Erm ittlu n g sm ög lich k e ite n zu r Folg ehä tte . Ich hoffe daher sehr, dass d ie Empfeh lungender Ausschüsse des Bundesra tes d ie notwendigenVerbesse rungen he rbe iführen .

Zu e rwähnen ist an d iese r Ste lle auch de r Neuen t-wurf e ine r Te lekommunika tionsüberwachungs-Ver-ordnung des Bundeswirtschaftsmin iste rs. Diese Ver-ordnung , sollte sie besch lossen werden , würde fü re rheb liche Defizite be i de r Überwachung der Te le -kommunikation sorgen und damit nach te ilige Aus-wirkungen auf d ie Stra fve rfolgungspraxis de r Länderhaben . En tgegen de r höchstrich te rlichen Rech tspre -chung wäre es be i Mobilte le fonen n ich t mehr mög-lich , e in e g e rä te n u m m e rb e zog e n e Üb e rw a ch u n gdurchzuführen .

Meine Damen und Herren , d ie Versäumnisse de rVergangenhe it holen d ie Bundesreg ie rung e in . Nochim Ju li d ie ses Jahres haben Thüringen und Bayernd ie Bundesreg ie rung in d iesem Haus aufge forde rt,d ie Erkenn tn ismöglichke iten de r DNA-Analyse wei-te r gehend in de r Stra fve rfolgung e inzuse tzen . Be-dauerliche rwe ise war nur e in En tsch ließungsan tragmehrhe itsfäh ig , in dem d ie Bundesreg ie rung aufge -forde rt wird , b is zum Früh jahr des nächsten Jahressolche Möglichke iten zu p rü fen . Le ide r sind d ie Er-e ign isse über d ieses zögerliche Hande ln h inwegge-gangen .

Weite r noch : Die Bundesreg ie rung sieh t vor, dassd ie Unte rsuchung e ine r DNA-Spur mit noch unbe-kann tem Tä te r un te r e inen Richtervorbehalt geste lltwird . Dies ist unnötige r Formalismus und h inderlichfür e ine schne lle Stra fve rfolgung . Es bedarf ke ine rrich te rlichen Anordnung . Vie lmehr ist – ge rade be ider Aufk lä rung te rroristischer Stra fta ten – d ie Anord-nungsbefugn is fü r DNA-Ana lysen be i Spurenmate ria lunbekann te r Herkunft de r Staa tsanwaltschaft bzw.der Polize i zu übertragen .

Lassen Sie mich , me ine Damen und Herren , was d iezög e rlich e H a ltu n g d e r Bu n d e sre g ie ru n g b e trifft,n och e in e n a n d e re n Pu n k t a n sp re ch e n , d e r im Zusammenhang mit de r Bekämpfung des Terrorismuse b e n fa lls von Be d e u tu n g ist, n ä m lich d ie d a m it e inhergehenden Demonstra tionen . Ich meine d ie Än-

de rung de s Ve rsammlung sre chts. Se it N ove m b e rle tzten Jahres besteh t de r Auftrag de r Innenmin iste r-konfe renz an den Bundesinnenmin iste r, e inen Ge-se tzen twurf zu r Änderung des Versammlungsrech tsvorzu legen , de r den Gefahren extremistische r De-monstra tionen begegnen soll. Der Gese tzen twurf lieg te in knappes Jahr danach immer noch nicht vor. Siehaben ste ts darauf verwiesen, Herr Bundesinnenminis-te r, dass das von Ihnen in Auftrag gegebene Verfas-sungsgu tach ten noch ausstehe . Es lieg t nunmehr vorund lä sst Abänderungen zu . Ich frage Sie : Werden Sienun , und zwar ba ld , hande ln?

Zur Terrorismusbekämpfung sind auch ve rbesse rtere ch tlich e M ög lich k e ite n d e r Wo hnraumübe rw a-chung dringend e rforde rlich . Die hohen rech tlichenHürden , d ie b islang e ine r akustischen Überwachungoft im Wege standen , sind abzubauen . Verfahrensre -ge lungen – das we iß jede r Prak tike r – können e ineRech tsposition zur Makula tu r werden la ssen , wennsie nur en tsp rechend aufwändig und komplizie rt sind .

Zu den Maßnahmen auf europä ischer Ebene möch-te ich kurz Folgendes bemerken :

Ein europäischer Haftbefehl auf dem Gebie t desTerrorismus ist zu begrüßen .

Die Forderung de r Europä ischen Kommission nache ine r gemeinsamen Definition terroristischer Akteund nach Mindesthöchststrafen ist ebenso une inge-schränk t un te rstü tzungswürd ig wie d ie Forderungdes Bundesra tes nach unverzüg liche r Ra tifika tion desEU-Re ch tsh ilfe ü b e re in k om m e n s, d e r Forte n tw ick -lu n g d e s Sch e n g e n e r Du rch fü h ru n g sü b e re in k om -mens, de r Verbesse rung des behördenübergre ifendenDatenaustauschs und de r EU-weiten Rasterfahndung.

Wenn de r Herr Bundesinnenmin iste r in den neues-ten zusä tzlichen Maßnahmen e ine beschleunigte Ab-schiebung von Ausländern be i Terrorismusverdachtankündig t, muss abe r e rst rech t e ingeforde rt werden ,d a ss d ie Bu n d e sm in iste rin d e r J u stiz e n d lich – worum sie be re its wiederholt von de r Justizmin iste r-konfe renz gebe ten wurde – d ie Ra tifizie rung des Zusa tzprotokolls zum Überste llungsabkommen durchVorla g e e in e s b u n d e sw e it k on se n sfä h ig e n Au s-führungsgese tz-En twurfs voran tre ib t, damit Auslän-de r besch leun ig t zu r Haftve rbüßung in ih r He imat-land überführt werden können .

Meine Damen und Herren , be i a llen Vorsch lägenund In itia tiven zur Verbesse rung de r rech tlichen Vo-rausse tzungen müssen wir uns da rüber im Kla rense in , dass d iese Maßnahmen nur g re ifen können ,wenn sie mit e iner personellen und technischen Ver-stärkung der Strafverfolgungsbehörden, d. h . von Jus-tiz und Polize i, e inhergehen . Thüringen wird , wie be -re its angekündig t, im Rahmen e ines Sofortp rogrammszusä tzliche Mitte l h ie rfü r be re itste llen .

Absch ließend möch te ich be tonen , dass d ie Be-kämpfung des Terrorismus e ine Aufgabe ist, d ie mitrech tsstaa tlichen Mitte ln zu lösen ist und ge löst wird .Nich t „Sicherhe it ode r Fre ihe it“ , wie e in ige Kritike rme in e n , son d e rn „ Fre ih e it in Sich e rh e it“ ist d a sMotto. Siche rhe it fü r unse re Bürger a ls unabd ingbareVorausse tzung fü r d ie Bewahrung de r Fre ihe it – das

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Dr. Andreas Birkmann (Thüringen)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001532

ist das Gebot de r Stunde . Dies zu e rre ichen und h ie r-fü r e inen Weg aufzuze igen d ien t de r vorliegende En t-sch ließungsan trag , dem Thüringen a ls Mitan tragste l-le r be ige tre ten ist und um dessen Unte rstü tzung ichb itte .

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank , Herr Min iste r!

Das Wort ha t Herr Min iste r Professor Dr. Sche lte r(Brandenburg). – Ihm folg t Herr Bundesmin iste r desInnern .

Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg): Herr Präsi-den t! Meine sehr ve rehrten Damen und Herren! DerTerror ist nur so sta rk , wie wir e s durch Unen tsch los-senhe it zu lassen . Desha lb ist en tsch lossenes Hande lnauf a llen politischen Ebenen angesag t. Daran feh lt e sn ich t. Und es ist gu t, dass de r Bundesra t e ine Deba tteüber den Terrorismus führt, während sich d ie Staa ts-und Reg ie rungschefs de r EU in Gen t mit d iese r Be-drohung auf e inem Sondertre ffen be fassen . Es wärenoch besse r, me ine Damen und Herren , wenn wirdazu heu te auch e inen Besch luss fa ssen könn ten .

Mit dem Entsch ließungsan trag , de r uns vorlieg t,w ird e in Bü n d e l von M a ßn a h m e n zu r b e sse re nBekämpfung des in te rna tiona len Terrorismus ge for-d e rt. Bra n d e n b u rg u n te rstü tzt d a s An lie g e n , a llerech tsstaa tlich möglichen Maßnahmen zu e rg re ifen ,damit wir gegen den Terrorismus in d ie Offensivekommen.

Wir b rauchen dazu e inen integralen Ansatz: Allepolitischen Ebenen müssen ih ren Be itrag dazu le isten .Alle Politikbe re iche müssen e inbezogen werden , we itüber d ie innere Sicherhe it und über d ie Justiz h inaus.Und wich tig ist, sich bewusst zu machen , dass n ich tnur de r Staa t ge forde rt ist. Unse r gesamtes Gemein-wesen , Staa t und Gese llscha ft, müssen sich d iese rg roßen Bedrohung bewusst se in und sich dagegenwehren .

Im Land Brandenburg wird desha lb auf In itia tivedes Min iste rp räsiden ten e in Pake t von Maßnahmena u f d e n We g g e b ra ch t, d a s a lle Politik b e re ich ebe rücksich tig t und de r be sonde ren Lage ge rech twird , in de r sich de r Raum Brandenburg-Berlin vordem Hin te rg rund de r Bedrohung durch Terror be fin -de t.

Wir müssen d ie offenkundigen Defizite in der tech-nischen Kommunikation der Sicherhe itsbehördenund -organisationen bese itigen. Desha lb b itte ich Sie ,auch den Plenarantrag des Landes Brandenburg zuMaßnahmen zur Verbesse rung de r mobilen Kommu-n ika tion de r Behörden und Organ isa tionen mit Si-che rhe itsaufgaben zu un te rstü tzen .

In Deu tsch land sind d ie Rahmenbed ingungen fü re ine e ffek tive Bekämpfung des Terrorismus durche ine Vie lzah l gese tzliche r Maßnahmen be re its in den70er-Jahren we itgehend geschaffen worden .

Dennoch ist e s auch aus de r Sich t Brandenburgsrich tig , das gese tzliche Instrumenta rium insgesamt,auch im justizie llen Bere ich , zu überprüfen und zuverbesse rn . Ein ige Be isp ie le :

Terroristen b rauchen Ge ld und log istische Unte r-stü tzung . Wir müssen d ie Que llen da für austrocknen .Dabe i bewegen wir uns im Grenzbere ich zum organ i-sie rten Verbrechen , z. B. zum Drogenhande l. Desha lbsind Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäscheauch fü r den Kampf gegen den Terrorismus so wich-tig . Für Brandenburg habe ich desha lb e ine Schwer-punk t-Staa tsanwaltschaft zu r Bekämpfung de r orga -n isie rte n Krim in a litä t e in g e rich te t. Ein e ih re rAbte ilungen wird sich in Zukunft am Sitz des Landes-k rim in a la mte s b e son d e rs m it d e r Ve rfolg u n g d e rGe ldwäsche be fassen .

Für den Justizbe re ich g ilt dasse lbe wie fü r d ie poli-ze iliche Se ite : Alle Maßnahmen werden nur g re ifen ,wenn sie n ich t nur na tiona l, sondern europaweit, jag loba l anse tzen . Desha lb b itte ich Sie , me ine Damenund Herren , auch in den Blick zu nehmen , was de rEuropä ische Ra t schon im Oktober 1999 in Tamperevöllig zu Rech t angemahnt ha t, nämlich d ie Ge ldwä-scherich tlin ie vollständ ig umzuse tzen . Ich meine , dassdas Ergebn is des Vermittlungsverfahrens in Brüsse l,das geste rn e rzie lt worden ist, e in wich tige r Schritt ind ie rich tige Rich tung ist. Aber auch d ieses ve rschärfteRech t zu r Bekämpfung de r Ge ldwäsche wird wir-kungslos b le iben , wenn vor a llem in e in igen „Off-shore -Gebie ten“ d ie Ge ldwäsche we ite rh in fa st unge-stört funk tion ie rt. Wir müssen a lle „ sa fe havens“sch ließen .

Auch das vom Europä ischen Ra t in Tampere auf denWeg gebrach te Projek t EUROJUST kann d ie gemein-same Terrorismusbekämpfung auf de r Ebene de r Eu-ropä ischen Union wesen tlich förde rn . Es ist gu t, dassde r Übergang von „Pro-EUROJUST“ zu EUROJUSTauf den Beg inn des Jahres 2002 vorgezogen werdensoll.

Der außerorden tliche Ra t fü r Justiz und Inneres am20. Sep tember 2001 ha t e in wich tiges Maßnahmen-bünde l zu r Verbesse rung de r Instrumenta rien de rTerrorbekämpfung besch lossen , das nachdrück lich zubegrüßen ist und auch fü r d ie Justiz wich tige Punk teen thä lt. Dazu gehört vor a llem der europäische Haft-befehl.

Der uns vorliegende En tsch ließungsan trag g re iftvie le wich tige und rich tige Maßnahmen auf, z. B. d ieWiedere in führung e ine r Kronzeugenrege lung fü r d ieBere iche organ isie rte s Verbrechen und Terrorismus.

Ich habe – das gestehe ich offen – in den ve rgange-nen Wochen be i de r Deba tte über den justizie llen Te il– ich be tone das – de r Antite rrorpake te de r Bundesre -g ie rung den unbed ing t notwendigen Dialog zwi-schen dem Bund und den Ländern vermisst. Ich hä ttees je tzt ge rn in a lle r Freundschaft Herrn Ge ige r ge -sag t: Ich e rinnere mich mit Wehmut an d ie gemeinsa -me Ze it im Bere ich innere Sicherhe it.

Es feh lt b is heu te e ine Unterrich tung aus e rste rHand über d ie beabsich tig ten und geplan ten Maßnah-men auf der Ebene der Vere in ten Nationen , auf eu-ropä ischer und auch auf na tiona le r Ebene . Das mussrasch und in tensiv nachgeholt werden . Denn auch imBere ich der Justiz sind be i der Umsetzung d ieser Maß-nahmen in e rste r Lin ie d ie Länder gefordert.

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Dr. Andreas Birkmann (Thüringen)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 533

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Die Anschläge vom 11. September sind vor a llemeine große Herausforderung für d ie innere Sicherhe it –fü r Polize i und Nachrich tend ienste . Aber wir müssend ie Sache zu Ende denken . Haben Polize i und Nach-rich tend ienste ih re Arbe it e rfolg re ich ge tan , müssend ie Tä te r angek lag t und ve rurte ilt werden . Die Bedro-hung durch den Terrorismus forde rt desha lb auch imjustizie llen Bere ich angemessene Antworten . AuchStaatsanwaltschaften und Gerichte müssen in ih renpersone llen und sächlichen Ressourcen darauf vor-bere ite t werden. Hier ist noch manches nachzuholen .Die da für e rforde rlichen Maßnahmen können de rBund und d ie Länder – und das e rwarten unse re Bür-ge r zu Rech t – nur gemeinsam auf den Weg bringen .Dafür möch ten wir werben , auch in Brandenburg . –Vie len Dank .

Pr‰sident Kurt Beck: Ich danke Ihnen , Herr Min is-te r.

Es lieg t e ine Wortmeldung des Kollegen Se lle ring(Meck lenburg-Vorpommern) vor. Bevor ich Ihnen ,Herr Bundesmin iste r, das Wort e rte ile , würde ich ,wenn Sie e inverstanden sind , Herrn Se lle ring aufru -fen . – Bitte schön , Herr Min iste r.

Erwin Sellering (Meck lenburg-Vorpommern): HerrPräsiden t, me ine Damen und Herren! Ich möch te nure ine kurze Bemerkung zu dem Be itrag des KollegenBirkmann machen . Dabe i will ich an d ie Ausführun-gen von Min iste rp räsiden t C lement zum Hase -und-Ige l-Sp ie l anknüpfen , d ie ich nachdrück lich un te r-stü tze ; das sollten wir n ich t tun . Dies sollte auch fü rd ie Justizmin iste r ge lten .

Ich habe mich sehr gewundert, Herr Kollege Birk -mann , dass Sie d ie Forderung nach e ine r Sonder-Jus-tizministerkonferenz – für mich völlig überraschend –e rhoben haben . Ich meine , dass durchaus Ge legen-he it besteh t, un te re inander zu kommunizie ren . DieBundesjustizmin iste rin ha t schon vor Tagen mit demVorsitze n d e n d e r J u stizm in iste rk on fe re n z, H e rrnMertin , te le fon ie rt. Mit ihm ist abgesprochen worden ,we lchen Bedarf wir haben . Es wurde ve rabrede t, dassam Montag zunächst e ine Te le fonkonfe renz sta ttfin -den soll. Wie gesag t, ich denke , wir sollten insoweitn ich t in e inen Wettlau f e in tre ten .

In de r Sache stünde es den Justizmin iste rn gu t an ,den rech tsstaa tlichen Te il a lle r Maßnahmen , d ie wire rg re ifen wollen , sehr sorg fä ltig im Auge zu beha lten .Desha lb ist e s e twas ve rwunderlich , wenn von e inemKollegen h ie r vorge tragen wird , e in Richtervorbehaltse i unnötige r Formalismus. Das wird von mir n ich t ge -tragen .

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank!

Herr Min iste rp räsiden t C lement.

Wolfgang Clement (N ord rh e in -We stfa le n ): H e rrPräsiden t! Auch mir lieg t da ran , e ine Bemerkungnachzu tragen . Ich habe volle r Respek t d ie „ tapfe ren“Ausführungen ve rfolg t, in denen es da rum g ing , d ie

Gewinnabschöpfung und d ie Bekämpfung de r Ge ld -wäsche voranzubringen und d ie dazu notwendigenMaßnahmen auch auf de r eu ropä ischen Ebene zu e r-g re ifen . Ich kann mir folgende Anmerkungen n ich tve rkne ifen :

Die europä ische Ebene – d ie Kommission und d ieMitg liedstaa ten – stünde auf d iesem Fe ld besse r da ,wenn sie rech tze itig zu Vere inbarungen , be isp ie lswei-se über d ie gemeinsame Besteuerung von Kapital-erträgen, bere it gewesen wäre . Das ist b ishe r immerwieder da ran gesche ite rt, dass e s Staa ten innerha lbder Europä ischen Union g ib t, d ie Steuersch lupflöcheröffnen .

Ich würde es begrüßen , wenn wir be i d iese r Ge le -genhe it Folgendes e rörte rten : Ich finde es bemer-kenswert, dass man in de r Bundesrepub lik be re it ist,e twas gegen d ie Geldwäsche zu un te rnehmen , sichaber scheu t – manche sagen das sogar ausdrück lich –,g le ichze itig Maßnahmen zur Verfolgung de r Steuer-hinterziehung vorzusehen . Wir sollten uns vor e ine rgewissen Doppe lzüng igke it hü ten . Vie lle ich t gehörtdas zu den Konsequenzen , d ie wir nach den Ere ign is-sen , d ie wir e rleben mussten , ziehen müssen .

Wenn wir über Rech tsstaa tlichke it, übe r d ie Einha l-tung von Rech t und Gese tz reden – das tun wir in vol-lem Bewusstse in ge rade auf den Fe lde rn , übe r d ie wirbe ra ten haben –, dann g ilt d ie s na tü rlich auch fü r sol-che Ta tbestände . Mir lieg t da ran , dass wir uns das vorAugen führen und mögliche rwe ise sogar zu Maßnah-m e n k om m e n . Wir sollte n n ich t d a vor zu rü ck -schrecken , g le ichze itig Rege lungen vorzusehen , umdie Steuerh in te rziehung , d ie be i uns doch e inen ziem-lich hohen Umfang e rre ich t ha t, jedenfa lls e twas e in -zudämmen. Es wäre e in e rheb liche r Fortschritt, wennuns d ies ge länge .

Auf de r eu ropä ischen Ebene sollten wir in ebensol-che r Kla rhe it wie Sie , Herr Kollege , n ich t nur über d ieBekämpfung de r Ge ldwäsche , sondern auch da rüberreden , dass wir inne rha lb de r Europä ischen Union aufe in paa r gemeinsame Rege ln angewiesen sind . Dazugehört d ie gemeinsame Besteuerung von Kapita le r-trägen , d ie in den zurück liegenden Jahren immerwieder gesche ite rt ist. Der Mut, den wir au fbringen ,sollte n ich t begrenzt se in . Wir sollten zu solchen Maß-nahmen fäh ig se in . – Schönen Dank .

Pr‰sident Kurt Beck: Schönen Dank , Herr KollegeClement!

Je tzt ha t der Bundesministe r des Innern , Herr Schily,das Wort.

Otto Schily, Bundesmin iste r des Innern : Herr Präsi-den t, me ine Damen und Herren! In de r Bundesrepu-b lik Deu tsch land ha t sich das Prinzip bewährt, dassd ie innere Sicherhe it von Bund und Ländern ga ran-tie rt wird . Das Zusammenwirken ge rade des Bundes-min iste riums des Innern und de r Länderinnenmin iste rkann a ls e ine Erfolgsb ilanz ve rstanden werden . Ichverstehe auch d ie heu tigen Erörte rungen im Bundes-ra t so, dass wir da ran a rbe iten , d iese bewährte Zu-sammenarbe it fortzuse tzen .

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Prof. Dr. Kurt Sche lter (Brandenburg)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001534

In d iesem Sinne be trach te ich d ie heu te vorge leg tenAnträge a ls Unte rstü tzung meine r Bemühungen , e inso genann tes Sicherhe itspake t II zu schnüren . Ichsage Ihnen zu , dass ich d ie Überlegungen , d ie in d ie -sen Anträgen en tha lten sind , sorg fä ltig p rü fen werde .Dies gesch ieh t na tü rlich g le iche rmaßen h insich tlichder e inze lnen Vorsch läge , d ie von meinem Hause e r-a rbe ite t worden sind . Ich g laube , e ine r solchen k riti-schen und sorgfä ltigen Prüfung da rf sich n iemandverweige rn . So war vor kurzem be isp ie lswe ise de rBundesda tenschu tzbeauftrag te be i mir zu Gast, mitdem ich e inen sehr fre imütigen Dia log da rüber ge -führt habe , was möglich und notwendig ist.

Herr Min iste rp räsiden t Teufe l – fü r andere Diskussi-onste ilnehmer g ilt das Gle iche –, ich hä tte e s a lle r-d ings begrüßt, wenn Sie in d ie Begründung Ih re r An-träge n ich t e ine Re ihe von Behaup tungen e ingestreu thä tten , d ie mit de r Wahrhe it kaum zu ve re inbarensind .

Ich will e in Be isp ie l nennen . Herr Min iste rp räsiden tTeufe l, Sie haben d ie Behaup tung aufgeste llt, w ir hä t-ten den Bundesgrenzschu tz reduzie rt. Das mag nochau f d ie Erinne rung an d ie a lte Bundesreg ie rungzurückzuführen se in . J edenfa lls fü r me ine Reg ie -rungsze it g ilt, dass de r Bundesgrenzschu tz auf g le i-chem Niveau geha lten wurde . Im Gegensa tz zu Ih renAusführungen haben wir den Mitte le insatz be imBundesgrenzschutz e rheb lich verstärkt. Ich will da -rauf h inweisen , dass wir be isp ie lswe ise d ie Mitte l fü rdas Hebungsprogramm, das fü r d ie Motiva tion de rMita rbe ite rinnen und Mita rbe ite r im Bundesgrenz-schu tz wich tig ist, gegenüber dem Ansa tz de r a ltenBu n d e sre g ie ru n g in d ie se m Be re ich ve rd op p e lthaben . In den le tzten d re i Jahren haben wir im Bundesgrenzschu tz 3 772 Hebungen vollzogen und11 870 Beförderungen rea lisie rt. Das ist e in Sachver-ha lt, den man zur Kenntn is nehmen muss.

Nun haben Sie d ie heu tige Bera tung zum Anlassgenommen – le ide r ha t d ies geste rn auch de r KollegeBeckste in im Bundestag ge tan ; e s ist h ie r bedauerli-che rwe ise auch von andere r Se ite zu r Sprache ge -brach t worden –, dem Bund Vorha ltungen zu machen ,dass e r e ine Reform des Bundesgrenzschutzes zuEnde gebrach t ha t, d ie von de r a lten Bundesreg ie -rung en tworfen worden ist und d ie durchaus ve rnünf-tig war. Unte r uns ist e in Min iste r – e r war früherSta a tsse k re tä r im Bu n d e sin n e n m in iste riu m –, d e rd iese Reform kenn t und sie , wie ich hoffe , se ine rze itun te rstü tzt ha t. Ich g laube , sie war rich tig , we il wirdamit e ine höhere Effizienz des Bundesgrenzschu tzeshergeste llt haben . Ich habe sie be i Reg ie rungsan trittsehr k ritisch überprüft, mich dann davon überzeug t,dass ih r Ansa tz rich tig ist, und sie zu Ende ge führt.

Das ha t auch d ie Einsatzbere itschaft des Bundes-grenzschu tzes nicht geschwächt. Herr Min iste rp räsi-den t Teufe l, w ir haben zwar d ie Einsa tzbe re itscha ftenbese itig t, d ie früher en tlang de r Zonengrenze bestan-den . Aber dort ha t sich d ie Sach lage bekann tlich ve r-ändert. Darauf muss man reag ie ren . Wir können dannn ich t e in fach zur Tagesordnung übergehen .

Im Übrigen , Herr Min iste rp räsiden t Teufe l, w ill ichSie doch da rauf h inweisen , wie sich das Verhältnis

von Einsatzbere itschaft zum Einze ldienst im Bundund in den Ländern da rste llt. Der bere itschaftspo li-ze iliche Ante il im Bundesgrenzschutz lieg t be i deu t-lich mehr als 20 %. Wenn wir d ie 16 Bundesländer be -trach ten und den Bundesgrenzschu tz, wenn Sie sowollen , a ls 17. Einhe it h inzuzäh lten , dann lägen wir,a lle s zusammengerechne t, sogar be i e inem Ante il vonrund 26 % . Das ist wahrlich beach tlich .

Nun ha lte ich Ihnen e inmal vor, wie d ies in den Län-dern aussieh t, damit n iemand Zweife l da ran ha t, w ieun te rsch ied lich d ie Ante ile sind . Baden-Württembergha t e inen Bere itscha ftspolize ian te il von 7,37 %; inBayern lieg t e r be i 5,66 %. Lieber Kollege Bartling , dasich Niedersachsen ve ran lasst gesehen ha t, d ie sesThema h ie r zu e rwähnen , muss ich auch Niedersach-sen ansprechen : Der Ante il lieg t dort be i 5,42 %. Dasa lle s ist n ich t sehr e indrucksvoll. Desha lb me ine ich ,dass ich ke ine Vorha ltungen , sondern Lob ve rd ien thabe . Das nächste Mal, wenn ich in den Bundesra tkomme, möch te ich d ieses Lob e rha lten .

(He ite rke it)

Die schreck lichen te rroristischen Ansch läge , d ieuns d ie Dimension de r te rroristischen Bedrohung ina lle r Deu tlichke it vor Augen ge führt haben , hängenbesonders mit de r Luftsiche rhe it zusammen. Ich da rfda rauf h inweisen , dass de r Bund se it 1998 für die Ga-rantie der Luftsicherhe it Mitte l in e ine r Größenord-nung von 1,2 Milliarden DM e ingese tzt ha t. Das istwahrlich ke in ge ringer Be trag .

Herr Min iste rp räsiden t Teufe l, Sie haben e ine For-de rung angesprochen – das ve rstehe ich gu t –, mit de rich in de r Innenmin iste rkonfe renz wiederholt kon-fron tie rt worden b in . Sie zu e rfü llen war fü r michn ich t ganz p rob lemlos – das will ich ohne we ite rese in räumen –, we il na tü rlich auch ich e inen Be itrag zurHausha ltskonsolid ie rung le isten muss. Wir müssend ie ze rrü tte ten Staa tsfinanzen , d ie wir übernommenhaben , wieder in Ordnung b ringen . Das ist ke inele ich te Aufgabe . Ich habe jedoch schon früher gesag t– insofe rn kommt Ih re Forderung zu spä t –, dass ichim Rahmen des Sicherhe itspake ts – da für stehen unsdurchaus Mitte l zu r Verfügung – auch den Ansatz fürdie Bere itschaftspo lize ien der Länder wieder hochzo-nen werde .

Auch insoweit kann ich Ihnen e ines n ich t e rspa ren ,Herr Min iste rp räsiden t Teufe l: Von 1990 b is 1997, a lsoun te r de r a lten Bundesreg ie rung , sind be re itgeste llteHausha ltsmitte l in de r Größenordnung von insgesamt120 Millionen DM nich t fü r Beschaffungsmaßnahmend e r Be re itsch a ftsp olize ie n d e r Lä n d e r ve rw e n d e t worden . Dadurch en tstand in d iesen Jahren e in Aus-stattungsdefizit in de r Größenordnung von 160 Milli-onen DM. Das ist d ie Situa tion , d ie wir vorge fundenhaben . Se it 1998, a lso se it Beg inn unse re r Reg ie -rungsze it, haben wir fü r Beschaffungsmaßnahmenmehr a ls 124 Millionen DM aufgewende t. Diese Mit-te l kamen zu 100 % den Bere itscha ftspolize ien de rLänder zugu te .

Es g ib t andere Fragen in d iesem Bere ich , übe r d ieman d isku tie ren könn te . Aber ich will da rauf ve rzich-

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Bundesminister Otto Schily

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ten , au f sie e inzugehen . Das, was ich gesag t habe ,sollte ausre ichen , um deu tlich zu machen , dass wir inde r inne ren Sicherhe it e ine sehr gu te Bilanz ziehenkönnen . Sta ttdessen will ich da rauf e ingehen , wasnun an zusä tzlichen Maßnahmen e rforde rlich ist.

Dabe i werden wir vor d ie Frage geste llt: Was kön-nen wir au f de r Bundesebene tun , und was muss aufde r Landesebene ge tan werden? Es wäre schön , wennwir hören könn ten , was d ie e inze lnen Länder in ih remBere ich zu tun be re it sind . Es se i mir gesta tte t, obwohlich d ie Lände rzuständ igke iten n ich t wahrnehmenkann und will,

(Wolfgang Clement [Nordrhe in -Westfa len]: Wa-rum n ich t?)

e ine Empfeh lung zu geben , de r Sie vie lle ich t doch fol-gen , nämlich dass d ie Länder un te re inander abstim-men , was sie tun wollen oder tun können . Ich habewahrgenommen, dass im Fre istaa t Bayern bestimmteMaßnahmen e inge le ite t worden sind . Es ist mir auchn ich t en tgangen , dass das Land Hessen e in ige Kritikan d ie sem Siche rhe itspake t geüb t ha t, we il manmein te , man sollte sich vie lle ich t e rst e inmal un te re in -ander da rüber ve rständ igen , Herr Bock le t, w ie mandamit umgehen soll, damit e s n ich t zu e inem Überb ie -tungswettbewerb un te r den Ländern kommt. EineAbstimmung unter den Ländern wäre meine r Ansich tnach sehr hilfre ich.

Meine Damen und Herren , ich will Ih re Ze it n ich ta llzu sehr in Anspruch nehmen . Aber ich g laube , e sist h ilfre ich , wenn ich Ihnen stichworta rtig vortrage ,was ich im Rahmen des so genann ten Sicherhe itspa-kets II zu tun beabsich tige .

Es ist fü r mich e twas se ltsam – das habe ich geste rnbe i Herrn Beckste in e rleben müssen ; ich habe es ine twas abgewande lte r Form auch heu te in e in igen Dis-kussionsbe iträgen gehört –, dass auf de r e inen Se itebehaup te t wird , man wisse n ich t, was ich tun wolle ,während auf de r anderen Se ite k ritisie rt wird , was ichtun will. Das ist e in merkwürd ige r Widerspruch . Des-ha lb me ine ich , dass wir uns da rüber ve rständ igenmüssen , wohin d ie Re ise gehen soll.

Ich habe de r Innenministerkonferenz, mit de r ichmich in mehre ren Scha ltkonfe renzen habe bespre -chen können , zugesag t, dass zu gegebener Ze it übe rd ie Vorsch läge , d ie ich machen werde , zu reden ist.Ich wäre sch lech t be ra ten , wenn ich n ich t d ie sach-kund igen Meinungen meine r Innenmin iste rkollegenh inzuzöge , damit wir zu e inem gu ten Ergebn is kom-men .

Ich meine , dass wir Änderungen im Bere ich desBundeskriminalamtes brauchen . Wir werden Ände-rungen zum Bundeskrimina lamtgese tz vorsch lagen ,damit das Bundeskrimina lamt se ine Aufgaben nocheffizien te r wahrnehmen kann , a ls e s heu te de r Fa ll ist.Dabe i g ib t e s e inen Punk t, de r durchaus umstrittenist, de r von Herrn Beckste in und anderen in Frage ge -ste llt w ird . Die Ressortabstimmung ist insofe rn nochn ich t abgesch lossen . Ich g laube , dass wir e in iges tunmüssen , damit d ie Mita rbe ite rinnen und Mita rbe ite rd e s Bu n d e sk rimin a la mte s ih re n Au fg a b e n in d e rwirksamsten Form nachgehen können .

Das Gle iche g ilt fü r den Bere ich des Bundesgrenz-schu tzes. Auch dort sind e in ige Maßnahmen notwen-d ig . Ich will e ine davon e rwähnen , d ie mögliche rwe i-se mit e ine r Gese tzesänderung ve rbunden ist undderen Zie lse tzung , g laube ich , ve rständ lich ist. Siekennen das Prob lem der Beg le itung in Flugzeugen .Wir werden e ine besondere Einhe it so genann te r SkyMarshals aufbauen . Ich ha lte das un te r den gegen-wärtigen Bed ingungen fü r notwendig .

Wir werden Änderungen im Hinblick auf den Tä tig-ke itsbere ich des Bundesamtes für Verfassungsschutzvornehmen. Dazu ist auch in Ihren Entwürfen e in igesentha lten . Das trifft sich möglicherweise . Alle rd ings istmir e ine sehr deutliche Untersche idung aufgefa llen :Finanzströme zur Finanzierung des Terrorismus, dieauch das Bundesamt für Verfassungsschutz in te ressie -ren könnten , kommen be i Ihnen offenbar n ich t vor.Das sche in t Sie in Bezug auf d ie Abwehr des Terroris-mus a lso n ich t besonders zu in te ressie ren . Ich meineaber, dass wir auch an d ieser Ste lle vorankommenmüssen , ohne d ie Dinge zu überziehen und zu Rege-lungen zu kommen, d ie mit unserem fre ihe itlichenrechtsstaa tlichen Verständnis n ich t vere inbar sind .

Dazu gehören e ine Änderung im Sicherhe itsüber-prüfungsgese tz sowie Änderungen im Passgese tz.Wir werden es möglich machen müssen , dass be i Aus-we isdokumenten d ie modernen Methoden de r Iden ti-fizie rung ve rwende t werden . Ich b in Ihnen sehr dank-bar, Herr Min iste rp räsiden t C lement, dass Sie das ine inem positiven Sinne angesprochen haben .

Zu g lauben , dass e in Lich tb ild in e inem Ausweisdo-kument n ich t d ie Menschenwürde ve rle tze , währendandere Merkmale d ie Menschenwürde sehr wohl be -e in träch tig ten , ha lte ich fü r fa lsch . Ich habe das schonmehrfach e rk lä rt; ich will e s in d iesem Hohen Hausewiederholen . In den Vere in ig ten Staa ten von Amerikawerden se it jehe r Residen t Alien Cards ve rwende t.Darauf be finde t sich e in Foto, abe r auch e in Finger-abdruck . Niemand ha t sich dadurch b ishe r in se ine rMenschenwürde bee in träch tig t ge füh lt. Es ha t auchdem Zuzug von qua lifizie rten Fach leu ten n ich t ge -schade t.

Wir b rauchen Änderungen im Vere insgese tz. DieVerbotsgründe müssen erweitert werden. Wir dürfenes n ich t du lden , dass sich Verfassungsfe ind lichke it ind iesem Bere ich organ isie rt. Ich g laube , dass wir auchdort schä rfe re Maßnahmen vorsehen müssen .

Wir werden Veränderungen im ausländerrecht-lichen Bere ich, im Asylbere ich vornehmen . Ich willsie n ich t im Einze lnen aufzäh len . Ich da rf Sie , HerrMin iste rp räsiden t Teufe l, nur da rauf h inweisen , dassin dem ursprüng lichen Entwurf des Zuwanderungs-gese tzes, den ich Ihnen ge rne noch e inmal zusch icke ,Vorsch läge en tha lten sind , d ie ge rade de r Verbesse -rung de r Sicherhe it d ienen . Das, was Sie h ie r behaup-te t haben , nämlich de r Rech tszustand in de r Frage de rSicherhe it werde durch das Zuwanderungsgese tz ve r-sch lech te rt, ist sch lich t fa lsch .

(Erwin Teufe l [Baden-Württemberg]: Ich habe von Visae rte ilung gesprochen!)

– Ne in . Ich g laube , das müssen Sie schon rich tig nach-lesen . Wir haben be i de r Reform des Staatsange-

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Bundesminister Otto Schily

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001536

hörigke itsrechts, die Sie auch n ich t ge rade ge förde rthaben , den Zugang zur deu tschen Staa tsbürgerschafte rschwert oder jedenfa lls so gesta lte t, dass e r Verfas-sungsfe inden oder Menschen , d ie e s mit unse ren Ge-se tzen und mit unse re r Gese llscha ftsordnung n ich tgu t me inen , n ich t gesta tte t wird .

Wir haben e rfreu liche rwe ise Übere instimmung e r-re ich t, dass in allen Ländern e ine Rege lanfrage sta tt-finde t. Ein ige Länder haben da gese tzlich Nachholbe -da rf. Der Fre istaa t Sachsen muss e rst noch se ineGese tze ändern . Das wird e r wohl auch tun .

Wir haben dabe i Fä lle von Menschen vor Augen – das will ich doch n ich t ve rschweigen –, d ie sich h ie raufgeha lten haben und be i denen sich he rausgeste lltha t, dass sie in te rroristische Ne tzwerke ve rstrick tsind ; sie ha tten zum Te il sogar Zugang zur deu tschenStaa tsbürgerschaft. Das a lle s sind jedoch Fä lle un te ra ltem Rech t, un te r a ltem Ausländerrech t, un te r a ltemSta a tsa n g e h örig k e itsre ch t, H e rr M in iste rp rä sid e n tTeufe l. Desha lb ve rstehe ich n ich t, dass Sie e ine r de r-jen igen sind , d ie sich am stä rksten gegen das Zuwan-derungsgese tz spe rren .

Das ve rstehe ich umso wenige r, a ls Sie h ie r dasThema „Integration“ angesprochen haben . Ich b inIhnen dankbar da für, dass Sie das ge tan haben . Wirstimmen da rin übere in , dass d ie In tegra tionsmaßnah-men ve rstä rk t werden müssen . Aber wenn wir Vor-sch läge dazu vorlegen , lehnen Sie sie von vornhere inab . Es g ib t Leu te , d ie sagen – wie e in Abgeordne te rdes Deu tschen Bundestages, de r früher fü r Gesund-he itspolitik zuständ ig war und sich neuerd ings in de rInnenpolitik tummelt –, wir könn ten in unse ren En t-wurf h ine inschre iben , was wir wollten , e s werdeimmer abge lehn t. So ungefähr ha t e r sich ausge-drück t.

Wenn wir ve ran twortliche Politik machen wollen ,dann müssen wir auch an d iese r Ste lle e twas ve rän-de rn , und zwar in zwe ie rle i Hinsich t: Wir müssen d ieSicherhe itsstrukturen e rheb lich straffen. Wir müssendafür sorgen , dass sich n ich t un te r dem Deckmante le ines angeb lichen Verfolgungssch icksa ls oder e inesFlüch tlingssch icksa ls Menschen in Deu tsch land e in -sch le ichen und womöglich Aufen tha ltstite l bekom-men . Jedenfa lls was me ine Se ite angeh t, so b in ichfest dazu en tsch lossen .

Auf de r anderen Se ite da rf e s n ich t passie ren , HerrMin iste rp räsiden t Teufe l, dass wir Deu tsch land vorde r Welt abschotten , indem wir d ie Visaerte ilung sohandhaben , dass n iemand mehr zu uns kommt –ke ine Geschäftsleu te , ke ine Wissenschaftle r, ke ineStuden ten , auch ke ine Besucher. Das wäre törich t.Dann hä tten wir schon ve rloren . Wenn wir Deu tsch-land in d iese r Weise un te r Quaran täne ste llten , hä ttede r Terrorismus gewonnen . Das da rf n ich t de r Sinnder Politik se in . Im Gegen te il, w ir müssen da für sor-gen , dass Deu tsch land e in we ltoffenes und modernesLand b le ib t. Dies ist de r Inha lt unse re r Gese llscha fts-ordnung . Dafür se tze ich mich e in .

Se lbstve rständ lich müssen wir auch da ran a rbe iten– dazu sind in me inem Sicherhe itspake t zah lre iche

Vorsch läge en tha lten –, dass d ie Da te ien so gesta lte twerden , dass wir sie n ich t nur fü r ausländerrech tlicheZwecke ve rwenden können , sondern dass sie in demgebotenen Maße auch den polize ilichen Institu tionenzur Verfügung stehen .

Insofe rn g ib t e s e inen Zusammenhang zwischeniden titä tssiche rnden Maßnahmen und den Da te ien .Wenn es so ist – und es ist so –, dass e ine r de r Haup t-tä te r d iese r schreck lichen Atten ta te in New York undin Wash ing ton mit d re i ve rsch iedenen Iden titä ten imAusländerzentralreg ister verze ichne t war, was n ich tbemerk t wurde , dann ist d ie se r Zustand n ich t h in -nehmbar, und es muss da für gesorg t werden , dass e sdamit e in Ende ha t. Dafür werde ich mich e inse tzen .

Wir werden Visadate ien schaffen , sowohl in unse -rem Land – ich komme g le ich auf Europa zurück ; HerrSche lte r ha t das, wie ich finde , sehr gu t da rgeste llt –a ls auch in Eu ropa in sgesamt. Se lb stve rständ lichbrauchen wir auch e ine Da te i übe r abge lehn te Visa -an träge und Ähnliches. Ich will Ihnen n ich t jedes De-ta il vortragen .

Ich möch te e inen we ite ren Punk t e rwähnen , de r ine in igen Be iträgen angesprochen worden ist. Er gehörtn ich t unbed ing t zu meinem Zuständ igke itsbe re ich .Ich muss sehr sorg fä ltig da rauf ach ten , dass ich meineKompetenz n ich t überschre ite – Herr Staa tssekre tä rGe ige r ist ohneh in anwesend –, abe r ich g laube , ichdarf e rwähnen , dass im Bundesjustizmin iste rium sehrve rnünftige Überlegungen angeste llt werden , w ieman künftig d ie Frage des Kronzeugen rege ln soll.Die a lte Kronzeugenrege lung war auch nach meine rÜberzeugung ke ine idea le Lösung . Es da rf be imKronzeugen n ich t da rum gehen , e inen Hande l zwi-schen Aussageverha lten und Stra fe rle ich te rung zu e r-möglichen . Die Glaubwürd igke it e ines Zeugen wirdna tu rgemäß Zweife ln ausgese tzt, wenn man sag t: Duhast d ie Aussage nur gemach t, damit du d ie Stra fe r-le ich te rung bekommst. – Das muss Zweife l wecken .

Aber e s ist fü r d ie Stra fve rfolgungsbehörden durch-aus h ilfre ich – das e rwe ist auch d ie Praxis, e twa wennSie an d ie Pen titi be i de r Bekämpfung de r Mafia inIta lien oder an bestimmte Vorfä lle denken –, wenn e inin e in stra fba res Verha lten ve rwicke lte r Tä te r d ie Po-lize i zu e inem Sprengstoffve rsteck oder zu e ine r kon-sp ira tiven Wohnung führt ode r zur En tdeckung desAufen tha ltsorte s e ines Hauptve rdäch tigen bzw. e inesanderen Verdäch tigen be iträg t. Diesem Tä te r dannStra fmilde rung anzub ie ten ist ve rnünftig , finde ich ;das wird auch umgese tzt werden .

Lassen Sie mich noch e in ige Worte auf d ie Zusam-menarbe it von Bund und Ländern im Zivil- und Kata-strophenschutz verwenden . Dieses Thema ist nurstichworta rtig angesprochen worden . Ich würde esIhnen ge rne e inmal in a lle r Ausführlichke it vortragen ,möch te e s abe r heu te n ich t unerwähnt la ssen . Auchh ie r bedanke ich mich fü r d ie wirk lich ve rtrauensvolleund gu te Zusammenarbe it zwischen Bund und Län-dern . Wir haben schon längst vor dem 11. Sep temberbegonnen , d ie sen Be re ich umzuorgan isie ren , unddamit durchaus Erfolge e rzie lt.

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Bundesminister Otto Schily

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Die Ta tsache , dass wir den Ländern im Verlaufe de rnächsten Mona te 650 hochmoderne le istungsfähigeFahrzeuge zur Verfügung ste llen können – ABC-Er-kunder, Dekontamina tionsfahrzeuge und Kranken-fahrzeuge –, be ruh t na tü rlich auf de r Vorbere itungd iese r Maßnahme. Wir haben den Stau be i de r Fahr-ze ugbe scha ffung a u flöse n könne n . In Be rlin undBrandenburg haben wir geste rn sechs Fahrzeugeübergeben . Herr Bock le t, ich kann Ihnen d ie freud igeMitte ilung machen , dass ich morgen dem KollegenBe ck ste in e b e n fa lls se ch s Fa h rze u g e ü b e rg e b e nwerde . Er ha t schon angemahnt, dass e r n ich t zu kurzkommt. Er ist immer schne ll dabe i; das ist gu t. Bayernmüssen zusammenha lten .

(He ite rke it)

Gle iches wird in den übrigen Ländern in den nächs-ten Mona ten geschehen . Die ABC-Erkunder werdenSie a lle b is Januar nächsten Jahres e rha lten , und b isMitte des nächsten Jahres folgen dann d ie übrigenFahrzeuge .

Es ha t sich ausgezah lt, dass wir e in Konzep t fü r denAusbau der Akademie für Notfallplanung und Zivil-schutz auf den Weg gebrach t haben . Es ha t sich eben-fa lls ausgezah lt, dass wir das Bundesamt für Zivil-schutz in das Bundesverwaltungsamt e ingeg liederth a b e n , w e il d a d u rch Syn e rg ie e ffe k te e rzie lt u n dOverhead-Kosten ve rmieden werden konn ten .

Ausdruck d iese r gu ten Arbe it sind de r Aufbau e inesdeu tschen Notfa llvorsorge -In formationssystems undd ie Inbe triebnahme de r e rsten Stu fe e ines sa te lliten -gestü tzten Kommunika tionssystems zur Übertragungvon Warnungen . Sie wissen , dass un te r de r a lten Re-g ie rung das Warnsystem abgebau t, abe r n ich ts andessen Ste lle gese tzt wurde . Damit me ine ich d ie a lteBundesreg ie rung , na tü rlich n ich t d ie Landesreg ie run-gen . Die Länder sind n ich t be troffen ; sie waren davonvöllig fre i. Ich mache h ie r nur Komplimente an d ieLänder, wie e s sich im Bundesra t gehört.

Ich möch te e twas zur europä ischen Ebene sagen .Ich w iede rhole : Ich b in He rrn Profe ssor Sche lte rdankbar da fü r, dass e r d ieses Thema ebenfa lls ange-sprochen ha t. Er ha t völlig Rech t, wenn e r sag t – ichmache mir das zu Eigen ; das e rk lä re ich ständ ig –,dass d ie Herste llung von Sicherhe it, vor a llen Dingend ie Bekämpfung von organ isie rte r Krimina litä t undin te rn a tion a le m Te rrorism u s, n u r g e lin g e n k a n n ,wenn sie in te rna tiona l ange leg t ist. Das führt we itüber d ie europä ische Ebene h inaus. Herr ProfessorSche lte r ha t au f d ie Sitzung des Ra tes fü r Justiz undInneres am 20. Sep tember h ingewiesen und de ren Er-gebn isse begrüßt. Ich will in a lle r Besche idenhe it da -rauf h inweisen , dass d iese Sitzung auf deu tsche In i-tia tive zu Stande gekommen ist.

Auch ich finde , dass sich d ie Ergebn isse sehen la s-sen können . Dazu gehören : de r europäische Haftbe-fehl, die Koord in ie rung de r lau fenden Ermittlungendurch Bildung e ines gemeinsamen Ermittlungsteamsunte r Einbeziehung von Polize i, Staa tsanwaltschaft,Eu rop ol u n d Pro-EURO J UST, d ie Task-Fo rce be i Europol, in d ie Terrorismusexperten aus a llen Län-dern en tsand t werden , d ie verbesserte Informationunter den Mitg liedstaaten, die umgehende Ra tifizie -

rung und Umse tzung de r UN-Übere inkommen zurVerhü tung und Bekämpfung de r Finanzie rung desTerrorismus, d ie Verbesse rung und Verstärkung derZusammenarbe it an den Außengrenzen und Überwa-chung smaßnahme n an d e n Binne ng re nze n, d ie ve rstä rk te Kontrolle und Zusammenarbe it be i de rAusste llung von Iden titä tsdokumenten und Aufen t-ha ltstite ln sowie d ie Durchführung von systemati-sch e n Kon trolle n b e i Id e n titä tsd ok u m e n te n u n d Ähnliches be i de r Visae rte ilung . Sie , Herr Min iste r-p räsiden t Teufe l, haben insofe rn durchaus zu Rech tauf d ie Prob leme be i de r Visae rte ilung , was d ie Si-che rhe itsaspek te angeh t, h ingewiesen .

Zum Absch luss möch te ich sagen , dass wir zusä tzli-che Maßnahmen vorgesch lagen haben . Ich b in de rbe lg ischen Präsiden tschaft dankbar, dass sie d iese ind ie so genann te „Roadmap“ aufnehmen will. Dazugehört d ie Öffnung de r EURODAC-Datenbank, diele ide r noch n ich t zu Stande gekommen ist; das mach tes ziemlich mühsam, d iese Maßnahme in Europa zu re a lisie re n . We n n ich Ih n e n sa g te , w ora n e s noch hak t, würden Sie sich vie lle ich t e twas wundern ;aber das will ich je tzt n ich t tun . Jedenfa lls muss d ieEURODAC-Datenbank auch fü r polize iliche Zweckegeöffne t werden und da rf sich n ich t au f ausländer-rech tliche Maßnahmen beschränken .

Es ist notwendig , dass d ie Sicherhe itsbehörden d ieErkenn tn isse aus Visa -Konsu lta tionsve rfah ren ve r-wenden können . Wir b rauchen gemeinsame Visada-te ien n ich t nur im na tiona len Maßstab , we il man sonstauf dem Umweg über e inen anderen Mitg liedstaa tdoch nach Deutsch land e in re isen kann .

Wir b rauchen e in europäisches Zentralreg ister füralle Drittstaatsangehörigen, die sich im Unionsgebie taufha lten , wenn Sie so wollen , e in europä isches Aus-länderzen tra lreg iste r, wobe i a lle rd ings siche rgeste lltse in muss – in e in igen Ländern g ib t e s so e twas nochn ich t –, dass auch im na tiona len Maßstab Ausländer-zen tra lreg iste r e inge rich te t werden . Wir b rauchenMeldereg ister – es g ib t n ich t in a llen Mitg liedstaa tender Europä ischen Union Meldereg iste r; auch das iste in Prob lem – und sch ließlich d ie Ein führung neuerMethoden zur Iden titä tssiche rung un te r anderem inVisaan trägen und be i Aufen tha ltstite ln , d ie bean trag twerden .

Gesta tten Sie mir e inen k le inen Hinweis, damitman n ich t denk t, das a lle s se i neu und ve rwegen : InSpan ien – das habe ich mir von meinem span ischenInnenmin iste rkollegen be i dem jüngsten Tre ffen inQued linburg , be i den deu tsch-span ischen Konsu lta -tionen , be rich ten la ssen – wird be i längerfristigenAu fe n th a ltstite ln g ru n d sä tzlich e in Fin g e ra b d ru ckverlang t. Was in Span ien möglich ist, sollte in anderenStaa ten ebenfa lls möglich se in .

Ich g laube a lso, dass wir au f e inem gu ten Wegesind , und ich hoffe , dass wir im Ge iste gu te r Zusam-menarbe it und nach k ritische r Überprüfung dessen ,was von Einze lnen vorgesch lagen wird , auch zue inem gu ten Gese tzgebungsvorhaben kommen. Ichfreue mich da rauf, demnächst wieder im Bundesra t zuse in und meine Vorsch läge auf den Tisch legen zu

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Bundesminister Otto Schily

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001538

können . Ich hoffe , dass wir dann auch Übere instim-mung e rzie len können . – Vie len Dank .

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank , Herr Bundesmi-n iste r!

Herr Kollege Teufe l ha t sich zu Wort gemelde t. Ichb in mir n ich t siche r, ob e r je tzt das Lob aussprechenwird , das sich de r Herr Bundesmin iste r gewünsch tha t. Aber e r sollte ge tröste t se in ; denn n ich t ge tade ltzu werden ist häufig schon Lob genug .

(He ite rke it)

Erwin Teufel (Baden-Württemberg): Herr Präsiden t,me ine Damen und Herren! Ich möch te wen ige Sä tzezu dem anmerken , was de r Herr Bundesinnenmin iste rgesag t ha t. Ich ha lte fe st, dass e r au f ke inen e inzigenVorsch la g , d e n w ir in u n se re m An tra g g e m a ch thaben , ab lehnend reag ie rt, sondern e ine umfassendePrüfung zugesag t ha t. Das könn te Sie , me ine Damenund Herren Kollegen , ve ran lassen , unse rem Antragzuzustimmen, zumal auch Herr Kollege Clement imzweiten Te il se ine r Ausführungen , in dem e r konkre tgeworden ist, Zustimmung zu a llen wesen tlichenPunkten , d ie wir vorgesch lagen haben , signa lisie rtha t. Es wäre schade , wenn es in d iese r zen tra lenFrage n ich t zu e inem Einvernehmen käme .

Zum Zweiten : Sie haben da rauf h ingewiesen , dasses sich be i unse rem Antrag aussch ließlich um Maß-nahmen hande lt, d ie auf Bundesebene zu tre ffen sind ,und Sie haben ge frag t: Was tun denn e igen tlich d ieLänder? Herr Bundesinnenmin iste r, de r Bundesra t istke ine Länderkammer, sondern e in Bundesorgan ; des-wegen be fassen wir uns h ie r mit den Maßnahmen , d ieauf Bundesebene zu tre ffen sind . In den Land tagender 16 Länder geh t e s dann sehr konkre t um d ie Maß-nahmen , d ie wir au f Landesebene tre ffen müssen . Wirbeschäftigen uns – schon vor dem 11. Sep tember undauch danach – se lbstve rständ lich mit sehr konkre tenMaßnahmen auf Landesebene und stimmen sie un te r-e inander ab ; das habe ich ausdrück lich lobend e r-wähnt.

Sie haben sodann an d ie Adresse de r früheren Bun-desreg ie rung – ich füh le mich davon n ich t be troffen –gesag t, in den 90er-Jahren se ien Mitte l für den Bun-desgrenzschutz abgebau t worden .

Erstens we ise ich da rauf h in , dass d ie Steuerschä t-zungen exak t se it Februa r 1991 von Ha lb jahr zuHalb jahr um Millia rdenbe träge zurückgegangen sindund dass d ies Auswirkungen auf d ie öffen tlichenHausha lte ha tte , während in den le tzten zwe i, d re iJ ah re n w iede r wesen tliche Steue rmehre innahmenbe i Bund , Ländern und Gemeinden zu ve rze ichnenwaren .

Zum Zweiten mache ich da rauf aufmerksam, dassd ie Situa tion des Bundesgrenzschu tzes – Sie habend ie ehemalige Zonengrenze und d ie Aufgaben dortangesprochen – in den 90er-Jahren e ine andere ge -wesen ist a ls in früheren Jahrzehn ten .

Sie ste llten fe st, dass in unse rem Antrag n ich ts überd ie Finanzströme en tha lten se i. Vie lle ich t ist Ihnenaufgefa llen , dass wir ke inen e inzigen der Punkte wie-der aufgegriffen haben, d ie in Ihrem Sicherheitspaket Ioder e twa in den In itia tiven des Bundesfinanzmin is-te rs en tha lten sind . Wir wollen ke ine Wiederholun-gen , sondern unser Antrag ist we iter führend undgeh t mit 40 oder 50 Punk ten über das h inaus, was vonIhnen in dem Sicherhe itspake t I und vom Bundesfi-nanzmin iste r längst in itiie rt wurde und was – übri-gens mit unse re r Zustimmung – in den le tzten Wo-chen besch lossen worden ist.

Aber man muss da rüber h inaus e twas tun . Dashaben Sie mit e inem Sicherhe itspaket II auch vor. Ichhabe Ihnen heu te Morgen signa lisie rt, w ir würdene inem Siche rhe itspake t II zustimmen . Ich g laubeaber, Sie haben damit ehe r Prob leme in Ih re r heu ti-gen und mit Ih re r früheren Parte i. Wenn Sie schonvon Lob und Tade l reden , dann sollten Sie Lob undTade l an de r jewe ils rich tigen Ste lle anbringen – vie l-le ich t Lob be i den jen igen , d ie Sie un te rstü tzen , undTade l be i denen , d ie Ihnen im Augenb lick nochSchwie rigke iten machen .

Zur Visaerte ilung habe ich das Notwendige gesag t.Es wäre e in Le ich tes – e s bedarf ke ines Gese tzes, e sbedarf ke ine r Verordnung , und immerh in sind se itdem 11. Sep tember fünf Wochen ins Land gezogen –,wenn der Bundesaußenministe r Erlasse – d ie ich , wasdie Vergangenhe it be trifft, je tzt n ich t k ritisie ren will –,d ie e r an d ie deu tschen Auslandsvertre tungen ausge-geben ha t und in denen e r zu Großzüg igke it be i de rVisae rte ilung aufge forde rt ha t, änderte oder striche .Die neue Sicherhe itslage e rforde rt eben e in anderesVerha lten .

Sie haben dann gesag t, e rfreu liche rwe ise hä ttensich a lle Länder da rauf ve rständ ig t, be i Einbürgerun-gen e ine Rege lanfrage e inzuführen . „Erfreu liche r-we ise“ kann sich n ich t au f d ie an tragste llenden Län-der beziehen ; denn d iese führen d ie Rege lanfrageschon se it Jahren durch . Darauf möch te ich h inwei-sen .

Be im Thema „e in re isebegrenzende Maßnahmen“haben Sie e in Phan tom aufgebau t. Sie haben gesag t,wir sollten uns n ich t abschotten und ke inem Ge-schäftsmann und ke inem Touristen d ie Ein re ise inunse r Land ve rwe ige rn . Wer will das denn tun? Wirwollen durch e ine restriktivere Praxis be i der Visaer-te ilung potenzie lle Terroristen , potenzie lle Stra ftä te rdavon abha lten , in unse r Land zu kommen.

Zu Ih re r Aufforde rung , Ih rem Zuwanderungsgese tzzuzustimmen, will ich Ihnen sagen : Sie werden jede r-ze it Zustimmung e rha lten , wenn es sich de facto, inde r Praxis, be i den konkre ten Maßnahmen um e inGese tz zur Zuwanderungsbegrenzung hande lt, n ich tnur um e in Gese tz, das we ite re Zuwanderung inunse r Land e rmöglich t.

So vie l in Kürze zu Ih ren Ausführungen .

Pr‰sident Kurt Beck: Schönen Dank , Herr KollegeTeufe l!

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Weite re Wortmeldungen liegen n ich t vor. – Je e ineErklärung zu Protokoll*) geben ab : Herr Staatsminis-te r Bo ckle t (Ba ye rn ), H e rr Staatsministe r Zube r(Rhe in land-Pfa lz) und Herr Minister Möller (Sch les-wig-Holste in ).

Zu Punkt 45 weise ich da rauf h in , dass Sch leswig-Holste in den Antrag auf sofortige Sachen tsche idungzurückgezogen ha t.

Zur we ite ren Bera tung we ise ich den Gese tzen t-wurf zu r Änderung des Feuerschu tzsteue rgese tzesdem Finanzausschuss – fede rführend – und dem Aus-schuss für Innere Ange legenhe iten – mitbe ra tend –zu .

Wir kommen zu Punkt 46: Entsch ließung zur Ergän-zung de r Verwaltungsvorschrift zum Staa tsangehörig -ke itsrech t.

Ausschussbera tungen haben noch n ich t sta ttge fun-den . Bayern ha t jedoch bean trag t, be re its heu te in de rSache zu en tsche iden . Wer fü r sofortige Sachen tsche i-dung ist, den b itte ich um das Handze ichen . – Das iste ine Minderhe it.

Dann we ise ich d ie Vorlage dem Ausschuss für In-nere Ange legenhe iten zu .

Wir fahren fort mit Punkt 47: Entsch ließung zurBekämpfung des in te rna tiona len Terrorismus.

Au ssch u ssb e ra tu n g e n h a b e n a u ch h ie rzu n ochn ich t sta ttge funden . Baden-Württemberg ha t jedochd ie sofortige Sachen tsche idung bean trag t. Wer da fürist, be re its heu te in de r Sache zu en tsche iden , denb itte ich um das Handze ichen . – Das ist e ine Minder-he it.

Dann we ise ich d ie Vorlage dem Ausschuss für Innere Ange legenhe iten – fede rführend – sowie demAg rarausschuss, d e m Ausschuss für Arbe it und Sozialpo litik, dem Ausschuss für Fragen der Eu-ro päische n Unio n, d e m Finanzausschuss, d e mRechtsausschuss, dem Umweltausschuss und demWirtschaftsausschuss – mitbe ra tend – zu .

Wir kommen zu Punkt 48: Gese tzen twurf zu r Ände-rung des Sozia lda tenschu tzes.

Ich we ise d ie Vorlage folgenden Ausschüssen zu :dem Ausschuss für Arbe it und Sozialpo litik – fede r-führend – sowie dem Gesundhe itsausschuss und demAusschuss für Innere Ange legenhe iten – mitbe ra -tend .

Diesen Komplex absch ließend , komme ich zu Punkt49: Gese tzen twurf zu r Änderung des Ausländergese t-zes.

Zur we ite ren Bera tung we ise ich d ie Vorlage demAusschuss für Inne re Ang e le g e nhe ite n – fe d e r-führend – und dem Rechtsausschuss – mitberatend – zu.

Ich ru fe Tagesordnungspunkt 33 auf:

Erste Ve rord n u n g zu r Ände rung de r Tie r-schutz-N utztie rhaltung sve ro rdnung (Dru ck -sache 429/01)

Hie rzu lieg t e ine Re ihe von Wortmeldungen vor. Iche rte ile Frau Min iste rin Höhn (Nordrhe in -Westfa len)das Wort. – Ih r folg t Frau Staa tsmin iste rin Conrad(Rhe in land-Pfa lz).

B‰rbel Hˆhn (Nordrhe in -Westfa len): Meine Damenund Herren! Unte r dem zweiten Tagesordnungspunkte ine r Bundesra tssitzung wird immer über e in wich ti-ges Thema d isku tie rt. Wir be ra ten heu te un te r demzweiten Tagesordnungspunkt über d ie Legehennenin d iesem Land .

Sie haben es in de r Hand: Sie fä llen heu te e inewich tige En tsche idung fü r d ie Legehennen in d iesemLand . Die Frage ist: Wird es e in gu te r Tag fü r d ie Le-gehennen in Deu tsch land? Wir können es e rre ichen .

Die Grund lage fü r d ie heu tige En tsche idung ist vorgu t zwe i Jahren ge leg t worden . Das Land Nordrhe in -Westfa len ha t be im Bundesverfassungsgerich t Klagegegen d ie ge ltende Hennenha ltungsverordnung e in -ge re ich t mit dem Argument, sie ve rstoße gegen denTie rschu tz und se i daher rech tswidrig . Das Bundes-verfassungsgericht ha t d ie Klage des Landes Nord-rhe in-Westfalen positiv beschieden. Worum geh t e sin dem Urte il?

Das Bundesverfassungsgerich t ha t den Legehennenin d iesem Land Rech te zugeb illig t: das Rech t, g le ich-ze itig zu fre ssen , das Rech t, g le ichze itig zu sch la fen ,das Rech t, Eie r in e in Nest zu legen , das Rech t, imSand zu baden , und das Rech t hochzufla tte rn . Wirwollen und müssen d ie Rech te , d ie das Bundesverfas-sungsgerich t den Legehennen in d iesem Land gege-ben ha t, umse tzen .

Ein wesen tliche r Punk t de r Hennenha ltungsverord-nung ist de r Pla tz. Eine r Henne in Deu tsch land wirddarin wen ige r a ls e in DIN-A4-Bla tt Pla tz zugestan-den . Das Bundesverfassungsgerich t sag t: Die Hennenin d iesem Land b rauchen mehr Platz.

Ursache fü r das Urte il und d ie Wende in der Tier-haltung in Deu tsch land war siche rlich d ie p rak tizie rteBa tte riekä figha ltung , e ine En twick lung , d ie a lle in aufden Pre is und wenig auf den Tie rschu tz abste llt.

In den 50er-Jahren bekam e in Industriea rbe ite r fü rse inen Bru ttostunden lohn sta tistisch 5,8 Eie r. 1997 e r-h ie lt e r da fü r 136 Eie r. Man kann sich vorste llen , dasssich in de r Legehennenha ltung in d iesem Land e twasgeändert ha t. Dass man 136 Eie r n ich t e ssen sollte – zumindest n ich t au f e inmal –, ist e ine andere Frage .Aber angesich ts von 5,8 Eie rn in den 50er-Jahren und136 Eie rn in den 90er-Jahren müssen sich h ie r d ieVerhä ltn isse geändert haben .

Unte r „Agra rfabriken“ ste llen sich d ie me isten ve r-mutlich Ba tte riekä figha ltung vor und haben Exzessein Erinnerung , z. B. den Industrie llen Poh lmann , de rse ine Hennen mit Nikotin besprüh te , um in den Ba tte -riekä figen hyg ien ische Zustände he rzuste llen . DieHaltung und d ie Exzesse waren d ie Ursache da für,e ine Wende he rbe izuführen , d ie Hennenha ltungsver-ordnung zu ändern und fü r mehr Tie rschu tz auch inder Nutztie rha ltung zu sorgen .

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Präsident Kurt Beck

*) Anlagen 1 b is 3

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001540

Meine Damen und Herren , mit de r von de r Bundes-reg ie rung vorge leg ten Hennenha ltungsve rordnungkönnen wir das e rre ichen . Ich p läd ie re da für, ih r zu -zustimmen und den Hennen mehr Rech te e inzuräu-men .

Die Verbraucher in unse rem Land stehen auf unse -re r Se ite . 90 % wollen e ine neue Hennenha ltungsver-ordnung . Sie sind fü r d ie Rege lungen de r Bundesre -g ie rung . Nun wird e ingewandt, dass mit anderenHaltungsformen e in höhere r Pre is ve rbunden se i. Ichsage Ihnen : Das ha t auch mit de r Kennze ichnung zutun . Haben Sie auf den Verpackungen de r Eie r, d ie inden Geschäften ve rkauft werden , jemals e inen Hin-we is auf Ba tte riekä figha ltung gesehen? Eigen tlichmüssten auf 90 % der Eie rve rpackungen Hennen ine inem Ba tte riekä fig abgeb ilde t se in . Dann wüsstend ie Verbraucher, wie d ie Eie r p roduzie rt werden . Ta t-sache ist: 90 % der Eie r werden von Hennen , d ie inBa tte riekä figen geha lten werden , p roduzie rt, abe r 90 % der Bevölke rung wollen solche Eie r n ich t. Dashe ißt: Die Kennze ichnung ist entsche idend. Die Ver-b raucherinnen und Verbraucher werden d ie neueQua litä t ane rkennen , indem sie e inen höheren Pre isfü r d ie Eie r zah len .

Meine Damen und Herren , Sie haben es heu te inder Hand . Sie können 90 % der Verbraucherinnenund Verbraucher und den Legehennen in d iesemLand e inen gu ten Dienst e rwe isen , wenn Sie de rN u tztie rh a ltu n g sve rord n u n g d e r Bu n d e sre g ie ru n gzustimmen.

Sie finden d ie Unte rstü tzung n ich t nur de r Verbrau-cher, sondern auch de r bekann ten Musikgruppe „DeHöhner“ aus Köln . Diese haben an lässlich de r heu ti-gen Sitzung d ie CD „Johanna , das Huhn“ ve rte ilt. Ih rMotto will ich Ihnen a llen ans Herz legen : „Fre ieHühner b rauch t das Land .“ – Vie len Dank fü rs Zu-hören .

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank , Frau Min iste rin !

Das Wort ha t Frau Staa tsmin iste rin Conrad . – Ih rfolg t Herr Staa tsmin iste r Bock le t (Bayern).

Margit Conrad (Rhe in land-Pfa lz): Herr Präsiden t!Meine sehr ve rehrten Damen und Herren! Nich t nurfre ie Hühner b rauch t das Land , liebe Kolleg in Höhn ,g lück liche Hühner b rauch t das Land ebenfa lls. Ichmeine , wenn wir d ie Verordnung heu te ve rabsch ie -den , g ib t e s fre ie und g lück liche Hühner.

Die Landesreg ie rung von Rhe in land-Pfa lz begrüßtund un te rstü tzt den Verordnungsen twurf de r Bundes-reg ie rung in a llen wesen tlichen den Tie rschu tz be -tre ffenden Aspek ten . Insbesondere wollen wir e rre i-ch e n , d a ss m it d e r h e rk öm m lich e n Kä fig h a ltu n gmöglichst ba ld – 2006 – Sch luss ist. Die Käfigha ltungist anstößig fü r a lle , d ie sich de r a rtge rech ten Ha ltungvon Nutztie ren ve rbunden füh len . Ich habe den Ein-druck , d ie b ishe rigen Bera tungen haben geze ig t, dasswir in d iese r Frage im Grundsa tz n ich t we it ause inan-der liegen .

Für d ie Rhe in land-Pfä lzische Landesreg ie rung istde r Tie rschu tz unverzich tba r und e in Wert an sich .

Rheinland-Pfalz gehört zu den Bundesländern , d ieden Tierschutz als Staatszie l in der Landesverfassungverankert haben .

Auf In itia tive unse res Landes ha t de r Bundesrat be-re its 1997 e ine Verbesserung des Tierschutzes be i derHaltung von Legehennen in der Europäischen Uniongefordert. Heute haben wir durch unse r Abstim-mungsverha lten d ie Chance , damit Ernst zu machen ,indem wir n ich t nur e ine mittle rwe ile vorliegende EU-Rich tlin ie in na tiona les Rech t umse tzen , sondern überd ie EU-Vorgaben h inaus e igene na tiona le Maßstäbese tzen , d ie künftig Standards in Europa de fin ie renmüssen . Dies zu e rre ichen wird e in gemeinsamesStück Arbe it se in , ge radezu se in müssen .

Ich ve rstehe es gu t, dass d ie Hennenha ltungsver-ordnung zurze it das wich tigste Thema de r Tie rschü t-ze rinnen und Tie rschü tze r in unse rem Lande ist. DieVerordnung ist abe r mehr. Sie ve rb inde t e in hohesMaß an Gesundhe itsschu tz fü r Verbraucher und Ver-b raucherinnen mit e inem möglichst we it gehendenSchutz fü r Nutztie re und dem verständ liche rwe iseökonomischen In te resse de r Ha lte r. Be i de r Verord-nung geh t e s um d ie In tegra tion d iese r Fragen . Ichmeine , e s wäre n ich t angemessen und n ich t akzep ta -be l gewesen , den Tie rschu tz in d iesem Fa lle z. B. überden Verbraucherschu tz zu ste llen .

Die Übergangsfrist von fünf Jahren – das be trifftd ie ökonomischen In te ressen , d ie be rech tig te rwe isegeäußert werden – lä sst fü r d ie Umste llung in den Be-trieben unse res Erach tens ausre ichend Ze it. FrauHöhn ha t mit Rech t au f das Urte il des Bundesverfas-sungsgerich ts h ingewiesen . Es da rf n ich t se in , dassman längere Abschre ibungsfristen b rauch t, we il mannoch nach dem Urte il in trad itione lle Käfigha ltung in -vestie rt ha t.

Mögliche Wettbewerbsverzerrungen im europäi-schen Maßstab nehme ich dennoch e rnst. Ich b itte d ieBundesreg ie rung , zusammen mit den Ländern d ieVermark tung de r in jede r Hinsich t besse ren Produk tezu förde rn und damit auch d ie Erzeuger zu un te rstü t-zen .

Tie rschu tz – d ieses Thema ist von meine r Kolleg inebenfa lls angesprochen worden – b rauch t das Bünd-nis mit den Verbrauchern und Verbraucherinnen.Wie Na tur- und Artenschu tz in de r Landwirtschaft ha te r se inen Pre is. Manche wohl auf Abwehrmotiven be -ruhende Szenarien fü r Eie rp re ise ha lte ich fü r absolu tüberzogen . Ich habe ge lesen , d ie Eie rp re ise stiegenauf 50 b is 60 Pfenn ig . Das ha lte ich fü r unrea listisch .Ich kaufe rege lmäßig Eie r aus Boden- oder Fre iland-ha ltung auf e inem Direk tve rmark te r-Mark t fü r 35bzw. 40 Pfenn ig .

Das Bündnis mit den Verbraucherinnen und Ver-b rauchern funk tion ie rt nur, wenn wir Transparenzb ie ten – fü r d ie Käufe r und Käufe rinnen über e ineKennze ichnungspflicht, aus de r d ie Ha ltungsa rt de rHennen e indeu tig he rvorgeh t.

Meine sehr ve rehrten Damen und Herren , d ie Men-schen in unse rem Lande wünschen – das spürt man –e ine Neuausrichtung in der Agrarwirtschaft. Sie be -ruh t im Wesen tlichen auf vie r Säu len : ve rbesse rtem

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Bärbe l Höhn (Nordrhe in -Westfa len)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 541

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Verbraucherschu tz, e inem Mehr an Na tur- und Arten-schu tz in de r Landwirtschaft, de r Stä rkung reg iona le rMärk te und e inem verbesse rten Tie rschu tz. Die Hen-nenha ltungsverordnung ist Te il de r Neuausrich tung .

In d iesem Sinne wünsche ich mir – nach der Abstim-mung – fre ie und g lückliche Hühner. – Vie len Dank.

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank , Frau Kolleg inConrad!

Das Wort ha t Herr Staa tsmin iste r Bock le t (Bayern).

Reinhold Bocklet (Bayern): Herr Präsiden t! Verehr-te Kolleg innen und Kollegen! Bayern se tzt sich da fü re in , d ie herkömmliche Käfighaltung ab dem 31. De-zember 2009 zu verbie ten. Das ist frühe r, a ls d ie Eu-ropä ische Union mit dem Jahr 2012 in ih re r Rich tlin ievorschre ib t, und spä te r, a ls von de r Bundesreg ie rungmit 2006 vorgesch lagen .

Damit se tzen wir e inerse its e in Ze ichen für den Tie r-schutz, e rkennen andererse its g le ichze itig d ie berech-tig te n In te re sse n d e r La n d w irtsch a ft a n , d ie inDeutsch land durchaus un te rsch ied lich , aber gerade inden neuen Bundesländern von besonderer Bedeutungsind . Wir überfordern d ie Landwirtschaft n ich t, ma-chen Investitionen n ich t unwirksam und scha ffenke ine en te ignungsgle ichen Ta tbestände .

Auch Bayern hä lt das Aus de r Käfigha ltung fü r rich -tig . Wir wissen n ich t e rst se it dem Urte il des Bundes-ve rfassungsgerich ts, dass d ie Unte rb ringung von Le-gehennen in Käfigen ohne In frastruk tu r, au f e ine rDre ivie rte l-DIN-A4-Se ite je Tie r, au f ke inen Fa ll mitTie rschu tz ve re inbar ist.

Bayern se tzt sich desha lb schon se it Jahren fü re inen EU-weiten Ausstieg aus de r Käfigha ltung e in .Wir haben es auch n ich t be i vagen Forderungen be -la ssen , sondern im e igenen Land gehande lt: Se it 1997ist in den bayerischen Staatsbetrieben die Käfig-haltung re stlos abgeschafft. Ich se lbst habe das da -mals a ls zuständ ige r Ressortche f auf de r Grund lagee ines Kab ine ttbesch lusses ve rfüg t.

Aber wir dürfen den Tierschutz nicht e inse itig aufdem Rücken der Bauern umsetzen, ega l was im eu-ropä ischen Binnenmark t g ilt. Und wir wollen n ich te inse itig d ie deu tsche Landwirtschaft da fü r büßenlassen , wenn Sie , Frau Künast, in Brüsse l e inen frühe-ren Termin n ich t durchse tzen können . Um es k la r-zuste llen : Ih ren Verordnungsen twurf lehnen wir ab .

Bayern lehn t e s auch ab , d ie so genann ten ausge-stalte ten Käfige a llgemein zuzu lassen . Diese Systemehaben noch n ich t bewiesen , dass sie ta tsäch lich e inenFortschritt b ringen , dass sie e s den Tie ren e rmögli-chen , ih re Grundbedürfn isse so auszu leben , wie e sdas Tie rschu tzgese tz ve rlang t.

Die heu tige En tsche idung fü r den Ausstieg aus de rKäfigha ltung be trach ten wir n ich t a ls Kampfansagean d ie Landwirtschaft. Im Gegen te il, w ir wollen , dassd ie bäuerlichen Be triebe we ite rh in Hennen ha ltenund Eie r p roduzie ren können . Wir wollen , dass unse reLandwirte auch in Zukunft e inen Mark t in Deu tsch-land haben . Wer d ies will, muss den Ausstieg aus de rKäfigha ltung in ve rnünftige Bahnen lenken .

Das Ausstiegsdatum 2009 e rlaub t e ine endgü ltigeEntsche idung auf fund ie rten Grund lagen : Erst dann ,wenn d ie Pilotve rsuche in Deu tsch land abgesch lossensin d , e rst w e n n n a ch Vorla g e d e s Kom m ission s-be rich ts e ine fach liche Neubewertung a lle r Ha ltungs-systeme sta ttge funden ha t, haben d ie Landwirte e inefund ie rte En tsche idungsgrund lage , au f we lche Ha l-tungssysteme sie in de r Zukunft se tzen können .

Wir wollen eben n ich t, dass d ie Hennenha ltung inDrittländer mit niedrigem Tierschutzniveau abwan-dert. Es ist doch b lauäug ig , h ie r d ie Anforde rungen zuverschärfen , um ansch ließend , we il d ie e igene Pro-duk tion kapu ttgegangen ist, Eie r aus Ländern e in -führen zu müssen , in denen sehr vie l n iedrige re Tie r-schu tzstandards ge lten .

Wir in Bayern la ssen d ie bäuerlichen Be triebe , d ievor de r Umrüstung auf Boden- oder Volie renha ltungstehen , n ich t a lle in . In unse re r Verbraucherschutz-initiative stehen 150 Millionen DM a lle in für die Förderung artgerechterer Tierhaltungssysteme zurVerfügung . Daran können und werden auch d ie Le-gehennenha lte r te ilhaben .

Mit de r von Ihnen , Frau Künast, vorge leg ten Ver-ordnung ist e s in ke inem Fa lle ge tan . Wir b rauchenweite re Maßnahmen auf europä ischer Ebene , soll de rdeu tsche Vorstoß fü r mehr Tie rschu tz n ich t un te r-lau fen werden . Wir forde rn d ie Bundesreg ie rung des-ha lb auf, EU-weit darauf hinzuwirken, dass die übri-gen Mitg liedstaaten die Richtlinie in g le icher Weisewie Deutschland umsetzen, a lso den Vollzug vorzie -hen . Das ist e ine lohnende Aufgabe , de r Sie sich aufde r Brüsse le r Ebene widmen können . So werdenn ich t nur e inse itige Wettbewerbsnach te ile fü r d iedeu tsche Geflüge lwirtschaft ve rmieden , so wird auchder Tie rschu tz in Europa insgesamt ve rbesse rt – unddarum muss es gehen .

Mehr Tierschutz gib t e s abe r nicht zum Nulltarif.Alle Umfragen be legen , dass d ie g roße Mehrhe it de rBürgerinnen und Bürger d ieses Landes d ie Käfigha l-tung von Legehennen ab lehn t. Wer dem Rechnungtragen will, muss se inen Te il dazu be itragen , dasstie rge rech te re Ha ltungsformen in Deu tsch land auchun te r wirtscha ftlichen Gesich tspunk ten e ine Chancehaben . Es genüg t n ich t, Frau Höhn , Bilde r von Käfi-gen auf d ie Eie rschach te ln zu k leben . Das lä sst imErnstfa ll vie le Verbraucher ka lt, wenn es e in paa rPfenn ig b illige r ist. En tsche idend ist, dass wir d iewirtschaftlichen Rahmenbed ingungen und d ie Rah-menbed ingungen fü r den Tie rschu tz in ganz Europag le ich gesta lten . Dann kann n ich t das passie ren , waswir a lle be fü rch ten müssen , wenn wir e inen na tiona-len Alle ingang vornehmen .

Ich appe llie re an d ie Verbraucher: Unte rstü tzen Siedurch Ih r bewusstes Kaufverha lten d ie Landwirte , d iebe re its je tzt au f Käfige ve rzich ten ! Sie bewe isendamit, dass Tie rschu tz in Deu tsch land ke in Lippenbe-kenn tn is, sondern e ine a llse its akzep tie rte e th ischeVerpflich tung ist.

Pr‰sident Kurt Beck: Danke schön , Herr Min iste rBock le t!

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Margit Conrad (Rhe in land-Pfa lz)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001542

Das Wort ha t Frau Künast, Bundesmin iste rin fü rVerbraucherschu tz, Ernährung und Landwirtschaft.

Renate K¸nast, Bundesmin iste rin fü r Verbraucher-schu tz, Ernährung und Landwirtschaft: Sehr geehrte rHerr Präsiden t! Meine sehr geehrten Damen und Her-ren! Der Auftrag de r Verbraucherinnen und Verbrau-cher war und ist e indeu tig : Die Landwirtschaft inDeutsch land soll mit Tie r- und Umweltschu tz Hand inHand gehen .

Die Käfighaltung von Legehennen ist h ie r se it jehe re in b e son d e re s Sinnbild e ine r industrialisie rte nAgrarproduktion. Ih r Zie l he ißt: Ste ige rung de r Pro-duk tion , Ste ige rung de r Produk tivitä t ohne Rücksich tauf Tie re und Umwelt.

Was ha t sich e re igne t? In den le tzten Jahrzehn tenh a b e n sich Forsch u n g u n d Zu ch t syste m a tischbemüht, d ie Käfigha ltung zu „op timie ren“ . Wie wirwissen , ist das in schreck liche r Weise auf Kosten de rHennen e rfolg t. Das Ergebn is sind wahre Wunder-tie re , d ie im Durchschn itt 280 Eie r im Jahr legen , inDänemark sogar 370, d ie abe r fü r andere Ha ltungs-formen a ls im Käfig n ich t mehr zu gebrauchen sind ,w e il sie in folg e e in se itig e r Se le k tion ve rh a lte n s-gestört sind . Wenn sie sich un te r normalen Hennenb e w e g e n , w e rd e n sie zu „ Ka n n ib a le n “ , w e il siea g g re ssiv g e zü ch te t w u rd e n . Du rch ra tion a lisie rteKäfigan lagen werden vie len In te ressen ge rech t, nurn ich t denen de r Hühner. Aber trotz a lle r Züch tung iste ines noch n ich t ge lungen , nämlich „kä figgerech tee ie rlegende Masch inen“ zu züch ten .

Die Käfigha ltung , wie sie heu te p rak tizie rt wird ,en tsp rich t n ich t den e thischen Vorste llungen vonTierschutz. Sie en tsp rich t auch n ich t de r Verantwor-tung des Menschen für se ine Mitgeschöpfe , die Tie re .Die Rege lungen , d ie d ie Bundesreg ie rung vorge leg tha t, beenden sie . Sie dokumentie ren , dass de r Tie r-schu tz in de r neuen Agra rpolitik den Ste llenwert e r-hä lt, den e r ve rd ien t.

Meine Damen und Herren , quer durch a lle Bundes-länder g ilt – wir haben dazu e ine Umfrage gemach t –:Neun von zehn Verbraucherinnen und Verbrauchernlehnen die Käfigbatteriehaltung ab. Genauso vie lesind be re it, mehr fü r Eie r aus Boden- und Fre iland-ha ltung zu bezah len . Tausende von Bürgern habensich ge rade in den le tzten Mona ten mit Demonstra -tionen , Aktionen und Brie fen fü r d ie Abschaffung de rKäfige e ingese tzt. Mit e inem „Weite r so!“ würden wirden gese llscha ftlichen Konsens in de r Bundesrepu-b lik Deu tsch land bewusst missach ten .

Wie ha t a lle s angefangen? Im Jahr 1987 ha t dasLand Nordrhe in -Westfa len , un te rstü tzt z. B. von Nie -de rsachsen und Hessen , Klage gegen die Hennenhal-tungsverordnung von 1987 be im Bundesverfassungs-gericht e inge re ich t. Das Bundesve rfa ssungsge rich tha t mit se inem Urte il vom Ju li 1999 d ie a lte Verord-nung fü r ve rfassungswidrig e rk lä rt.

Auch de r Bundesrat ha t immer wieder d ie Abschaf-fung de r Käfigha ltung ge forde rt, le tztma ls 1998 in se i-nem Beschluss zur europäischen Hennenhaltungs-richtlinie . In d iesem Besch luss wurden e ine möglichst

kurze Übergangsfrist zu r Abschaffung de r he rkömm-lichen Käfige und sogar d ie Option ge forde rt, mitBlick auf d ie EG-Rich tlin ie e inen na tiona len Alle in -gang zu un te rnehmen . Mit de r EG-Rich tlin ie zur Hen-nenha ltung ist im e rsten Ha lb jahr 1999 – während de rdeu tschen Präsiden tschaft – e in wich tige r Schritt nachvorn ge lungen : Herkömmliche Käfigba tte rien sind ab1. Januar 2012 ve rboten .

Mit dem heu te vorliegenden Verordnungsen twurfwird d ie Rich tlin ie de r EG n ich t nur in na tiona lesRech t un te r Beach tung de r Vorgaben des Bundesver-fassungsgerich ts und de r zu Rech t bestehenden Er-wartungen de r Menschen umgese tzt. Wir nehmendarüber h inaus e ine Vorre iterro lle im Tierschutz inEuropa e in ; denn nach unse rem Entwurf soll d ie Kä-figba tte rieha ltung in Deu tsch land nur noch über-gangsweise zu lässig se in . Damit geh t d ie Verordnungkla r über d ie Mindestanforde rungen de r EG-Hennen-ha ltungsrich tlin ie h inaus. Neue Ha ltungse in rich tun-gen fü r Hennen müssen so ausgesta lte t se in , dass d ieTie re artgerecht fressen, trinken, ruhen, staubbadenund sich – so lustig e s sich anhört, abe r das tun Hüh-ner nun e inmal – zur Eiab lage ins Nest begeben kön-nen . Die Hennen sollen genug Platz haben , um sichfre i bewegen zu können .

Meine Damen und Herren , das „gemeine Haus-huhn“ – un te r Fach leu ten : „Ga llus ga llus“ – gehört zuden Hühnervöge ln . Sie e rkennen an dem Wortte il„Voge l“ , worau f de r Schwerpunk t lieg t. En tsp re -chend sind Hühnervöge l auch mit e inem spezifischenVerha ltensrepertoire ausgesta tte t. Dazu gehören ins-besondere das Flüge lsch lagen , was sie au f dem weni-ge r a ls e in DIN-A4-Bla tt k le inen Pla tz n ich t tun kön-nen , das Fla tte rn und das Staubbaden . Wenn d ieseihne n na tü rlich inne wohne nde n Ve rha lte nswe isenun te rd rück t werden müssen , dann le iden sie . Genaudas ist in den he rkömmlichen wie in den so genann-ten ausgesta lte ten Käfigen de r Fa ll.

Wir scha ffen mit de r Umse tzung de r Verordnungauch im Sinne des Bundesverfassungsgerich ts e inenfairen Ausg le ich zwischen e th isch begründe tem Tier-schutz und den In te ressen de r Tierhalter. Für be re itsbestehende Be triebe g ib t e s ausre ichende rech tlicheÜbergangsfristen . Sie sind aus Vertrauensschu tzgrün-den e rforde rlich . Ich habe mich da rüber ge freu t, dassd ie von uns vorgesch lagene Übergangsfrist bis 2006auch vom Rech tsausschuss des Bundesra tes fü r aus-re ichend und ve rfassungsgemäß geha lten wird . Sieen tsp rich t im Übrigen dem Besch luss des Bundesra tesvon 1998.

Manche , me ine Damen und Herren , haben sich inden le tzten Wochen da rum bemüht, den Eindrucken tstehen zu la ssen , d ie Verordnung wäre das Endeder Hennenha ltung in Deu tsch land . In e ine r Studieder Geflüge lwirtschaft in Niedersachsen wird fest-g e ste llt, d a ss sich d e r Se lbstve rso rg ung sg rad inDeutsch land , wenn d ie Hennenha ltungsverordnungdurchgese tzt wird , wie sie vorge leg t wurde , im Ver-hä ltn is zu r EG-Rich tlin ie led ig lich um 5 % reduzie rt.Sie sehen a lso: Der Unte rsch ied zur EG-Rich tlin ie ist,was d ie Abschaffung de r ausgesta lte ten Käfige an-geh t, zwar g roß, abe r de r Se lbstve rsorgungsgrad re -duzie rt sich nur um 5 % . Ich ha lte d ies aus wirtschaft-

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Präsident Kurt Beck

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 543

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liche r Sich t fü r n ich t sehr g ravie rend und merke an ,dass d ie Stud ie n ich t be rücksich tig t, we lche flank ie -renden Maßnahmen d ie Bundesreg ie rung umse tzenwill, um den Konsum von Eie rn von „g lück lichen“Hühnern zu ste ige rn .

Im Übrigen wurde festgeste llt: Der Investitionsbe-da rf in moderne – d ie ausgesta lte ten – Käfige ist ex-trem hoch . Desha lb sag t d ie Geflüge lwirtschaft se lbe r,das lohne sich n ich t; dann p rofitie re sie von den aus-gesta lte ten Käfigen re la tiv wen ig . Der Kompromiss„ausgestalte te Käfige“ wäre somit nur e ine kostspie -lige Zwischenlösung . Wir geben den Hennenha lte rnje tzt Planungs- und Investitionssicherhe it und d ieChance , Qua litä t aus Deu tsch land neu zu de fin ie ren .Lassen Sie uns mit den Eie rn de r Legehennen „Madein Germany“ neu de fin ie ren! Früher ha t man da run te rimmer techn ische Erzeugn isse ve rstanden ; warumsollte man in Zukunft be i e inem boomenden in te rna -tiona len Lebensmitte lmark t da run te r n ich t auch Eie raus Boden- und Fre ilandha ltung ve rstehen? Wir un-te rstü tzen d ie neuen Investitionen , wir werden d ieUmste llung auf a rtge rech te Tie rha ltungssysteme , d ieAufstockung d iese r Art, d ie Tie re zu ha lten , finanzie -ren .

Zum Thema „Beschäftigungsabbau“ möch te undmuss ich anmerken , dass d ie alternativen Haltungs-formen wesen tlich arbe itsintensiver sind . Sie e rfor-de rn e inen höheren Be treuungsaufwand a ls d ie kom-p le tt au tomatisie rten Käfige und schaffen insofe rnauch den e inen oder anderen Arbe itsp la tz.

Ich we iß, dass Reg ionen mit hoher Viehd ich te durchd ie Verordnung stä rke r be troffen sind a ls andere . Dasg ilt insbesondere fü r Be triebe , in denen we it mehr a ls50 000 Tie re in Käfigen geha lten werden . Hie r wer-den Be triebse rwe ite rungen , a lso e ine Erhöhung de rAnzah l de r Tie re , kaum möglich se in . Dafür e röffnenwir abe r neue Chancen für kle inere Betriebe , die imÜbrigen , wenn ich bedenke , wie schne ll sich be i An-trägen auf Neuan lagen Bürgerbewegungen g ründen ,am Mark t wahrsche in lich mehr Möglichke iten haben .Auch d ies ist e in Be itrag zur Schaffung des e inen oderanderen Arbe itsp la tzes.

Vie le haben ve rsuch t, e inen Gegensa tz zwischenTie r- und Umweltschu tz zu konstru ie ren . Ich meine ,d ies ist e in lösba res Prob lem. Wir wissen , dass d ie Kä-figha ltung , bezogen auf den e inze lnen Tie rp la tz, ge -ringere Emissionen ve rursach t a ls offene Ha ltungsfor-men . Desha lb soll e s abe r ke in Zurück zum Käfiggeben , sondern es müssen neue Strateg ien en twicke ltwerden , die Tierschutz und Umweltschutz mite inan-der vere inbaren. Auf In itia tive des Bundesmin iste ri-ums fü r Verbraucherschu tz ist d ie sbezüg lich de r Dis-k u ssion sp roze ss m it e xte rn e n Exp e rtin n e n u n dExperten be re its in vollem Gange . Ich we iß, dass vie leUmweltmin iste r de r Länder dabe i ge rne mitmachen .

Es gab das Argument, d ie Ergebn isse de r Pilo tver-fahren zu den ausgestalte ten Käfigen abzuwarten .Dazu ist Folgendes zu sagen : Die Pilotve rfahren undih re wissenschaftliche Beg le itung sind wich tig , we ild ie ausgesta lte ten Käfige in de r Praxis b ishe r n ich th in re ichend e rp rob t sind . Wir werden sie we ite r fi-nanzie ren und d ie Ergebn isse dazu ve rwenden , in e i-

n igen Jahren d ie Weite ren twick lung de r europä i-schen Hennenha ltungsrich tlin ie zu be tre iben . DieVersuche lau fen b is zum Jahre 2003. Das Resu lta t de rAuswertung wird dann in Brüsse l e ingebrach t.

Noch n ich t abgesch lossene Forschung kann den po-litisch e n H a n d lu n g sb e d a rf a b e r n ich t a u fh e b e n .Genau desha lb legen w ir d ie se Ve rordnung vor.Gle ichwohl werden wir d ie Forschung intensivieren.Ergänzend zu den laufenden Unte rsuchungen wird ese in ähn liches Programm für die Volieren- und Fre i-landhaltung geben .

Ich b in , wie d ie Kommission , de r Auffassung , dassd iese Prob leme lösbar sind . Die Defizite im Käfig sindh ingegen systemimmanen t und somit im Sinne desTie rschu tzes n ich t lösba r.

Wir werden d ie Verordnung flankierende Maßnah-men – z. B. de r Absa tzförde rung – e rg re ifen , d ie auchd ie Landwirte , d ie Produzen ten , un te rstü tzen . Ab 1. Januar 2004 muss EU-weit jedes Ei e indeu tig mitHaltungsform und Herkunft gekennze ichnet werden .Sie werden a lso fe stste llen können , aus we lchemLand und aus we lcher Ha ltungsform Ih r Frühstückse istammt. Wir in Deutschland wollen d ie Kennze ich-nung von Ha ltungsform und Herkunft au f fre iwillige rBasis schon früher e inführen. Wir wollen Qua litä t a lspositiven Standortfak tor be tonen und mit „Made inGermany“ Werbung machen . Wir werden in Auf-k lä rungskampagnen d ie Öffen tlichke it übe r d ie tie r-schu tzrech tlichen Unte rsch iede be i de r Eie rp roduk ti-on in formie ren , so dass Wertschöpfung auch h ie rsta ttfinden kann .

Wir haben fü r das nächste Jahr mehr Investitions-fö rde rmitte l für artg e re chte Tie rhaltung ssyste mee ingeste llt. Ab 2002 g ib t e s neben Umste llungsförde -rungen Aufstockungsinvestitionen , wenn Volie ren-,Boden- oder Fre ilandha ltung be trieben wird . Dieswird d ie Bauern un te rstü tzen . Wir finanzie ren überd ie Landwirtschaftliche Rentenbank schon Program-me, um Zinsverb illigungen fü r a rtge rech te Tie rha l-tung zu e rmöglichen .

Wir en twicke ln e in Prüf- und Zulassungsverfahrenfür se rienmäßig he rgeste llte Stalle inrichtungen. Dererste Schritt soll be i de r Hennenha ltung ge tan wer-den . Eine Stud ie ist in Auftrag gegeben , um Krite rienfür d ie Tie rge rech the it von Ha ltungse in rich tungen fü rLegehennen zu en twicke ln .

Meine Damen und Herren , in de r Verordnung lieg te ine g roße Chance . Siche rlich wird d ie Umste llungauch Schwie rigke iten be re iten . Ich g laube abe r, dasswir mit de r Verordnung den Weg fre i machen fü r e ineen tsche idende Etappe h in zu mehr Veran twortungund Respek t im Umgang mit Nutztie ren , d ie unse reMitgeschöpfe sind , und zu e ine r Landwirtschaft, d iewieder mehr Vertrauen und Rückha lt be i den Ver-b rauchern finde t.

Pr‰sident Kurt Beck: Vie len Dank , Frau Bundesmi-n iste rin !

Weite re Wortmeldungen liegen n ich t vor. – Pa rdon!Herr Min iste r Stäche le .

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Bundesministerin Renate Künast

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001544

Willi St‰chele (Baden-Württemberg): Herr Präsi-den t, me ine Damen und Herren! Gesta tten Sie mir e i-n ige wen ige Anmerkungen zu den Ausführungen de rFrau Bundesmin iste rin .

Gott se i Dank haben wir a lle uns au f den Ausstiegaus de r Legehennenba tte rieha ltung ve rständ ig t. Die„gu ten“ Menschen , d ie e s mit dem Tie rschu tz ha ltenund d ie Tausende von Brie fen – vie lle ich t – ve ran lassthaben , und d ie „bösen“ , d ie Ewiggestrigen , d ie n ich tsmit Tie rschu tz an fangen können , d ie Tie rquä le r sind ,stehen n ich t mehr gegene inander.

Mich wundert es, dass in der Debatte n icht mehr aufdas e ingegangen worden ist, was vor wenigen Stundennoch „Sache“ war, nämlich e inen vernünftigen, e inenverantwortbaren Kompromiss zu erzie len . Sätzen wie„Fröhliche und fre ie Hühner braucht das Land“ kön-nen wir a lle zustimmen; je fröhlicher, je fre ier, destobesser. Mit d ieser Haltungsform sind halt auch Pro-b le m e ve rb u n d e n – Prob le m e d e r H yg ie n e , d e s„Kannibalismus“ , der Bodenbelastung, der Flächenbe-anspruchung. Diese kann ich kaschieren, wenn ichÜberschriften wähle , denen in jeder Versammlung, injeder Veransta ltung a lle Beifa ll geben.

Ich möch te e rre ichen , dass de r Weg , über den mandisku tie rt ha t und de r zu e inem e rfolg re ichen Ab-sch luss führen könn te – ich be fürch te mittle rwe ile dasGegen te il –, vor de r Abstimmung noch e inmal be -dach t wird .

Verehrte Frau Bundesmin iste rin , Sie künd igen Mo-de llve rsuche und Forschung an , Sie p roben h ie r undtesten da . Genau das müsste uns dazu ve ran lassen ,d ie Zeitgrenze zu verse tzen. Mit de r Frist b is zumJahr 2006 schaffen Sie abe r Fak ten . Sie machen damitzun ich te , was wir im gemeinsamen In te resse anstre -ben , nämlich den verantwortbaren Ausstieg aus derLegehennenbatteriehaltung . Wir sind aus zwe i gu tenGründen fü r das Jahr 2009: Zum e inen geben wirIhnen d ie Chance , im In te resse unse re r Geflüge lwirt-schaft und vie le r Landwirte fü r e ine europaweite Har-monisie rung zu sorgen . Zum anderen – das e rsche in tmir noch wich tige r – können Mode lle , d ie z. B. in Niedersachsen e rp rob t werden , eva lu ie rt, bewerte twerden . Auf de r Grund lage de r neuen Erkenn tn issekönnen dann Investitionsen tsche idungen ge troffenwerden .

Kurzum: 2009 ist ke ine auf Grund von Te le fona tenerzie lte Willkürzah l, sondern sie ist bewusst im In te -resse e ines ehrlichen Tie rschu tzes gewählt worden .Was nü tzt d ie Gesinnung? Man kennze ichne t d ie Eie r,und d ie Gesinnung ist be fried ig t, de r Bauch auch .Ne in , ich ha lte das Jahr 2009 fü r e inen ausgesprochengu ten Kompromiss, den man im In te resse e ines ehrli-chen Tie rschu tzes auch ve rtre ten kann .

Ich hä tte gedach t, dass d ie Geflüge lwirtschaft inNiedersachsen diesen Weg mitgehen könn te . Ich b ingespann t au f d ie Abstimmung . Ich hoffe nach wie vor,dass wir d ie n iede rsächsischen Landwirte n ich t vorih re r e igenen Landesreg ie rung schü tzen müssen .

Ich kann nur an Sie appellieren: Es gibt Gesinnungs-e thiker, und es g ibt Verantwortungsethiker. Für unsPolitiker ist es besser, zu den Verantwortungsethikern

zu gehören. Was wir beschließen, muss von der gesam-ten Runde verantworte t werden können.

Unse r Vorsch lag lau te t 2009. Wir ve rb inden ihn mitdem Auftrag , Frau Bundesmin iste rin , in Brüsse l Rück-gra t zu beweisen und zu kämpfen fü r d ie Harmonisie -rung , abe r gegen d ie Unehrlichke it, dass Ba tte riee ie raus dem Ausland e ingeführt werden . Außerdem: Wirw olle n d e n M od e llve rsu ch e n e in e fa ire C h a n cegeben .

Ich b itte Sie , in d iesem Sinne abzustimmen.

Pr‰sident Kurt Beck: Je tzt sehe ich ke ine Wortmel-dung mehr.

Herr Ministerpräsident Dr. Ringstorff (Meck len-burg-Vorpommern) und Herr Minister Senff (Nieder-sachsen) haben je e ine Erklärung zu Protokoll*) ab-gegeben .

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Empfeh lungender Ausschüsse in Drucksache 429/1/01 und e in An-trag Hessens in Drucksache 429/2/01 vor.

Wir beg innen mit den Änderungsempfeh lungen zurVerordnung , zu denen Einze labstimmung gewünsch twurde . Ich ru fe auf:

Ziffe r 5! Handze ichen b itte ! – Mehrhe it.

Ziffe r 7! – Mehrhe it.

Ziffe r 8! – Minderhe it.

Ziffe r 11! – Mehrhe it.

Ziffe r 13! – Minderhe it.

J e tzt d ie Ziffe rn 1 b is 4, 6, 9, 10, 12, 14 und 15 ge -meinsam! Handze ichen b itte ! – Mehrhe it.

Wir kommen zur Sch lussabstimmung . Wer de r Ver-ordnung nach Maßgabe de r vorangegangenen Ab-stimmung zuzustimmen wünsch t, den b itte ich um dasHandze ichen . – Das ist d ie Mehrhe it.

Damit ha t de r Bundesra t de r Verordnung zuge-stimmt.

Wir haben nun noch über d ie vom Agra rausschussund vom Ausschuss fü r Umwelt, Na tu rschu tz und Re-ak torsiche rhe it empfoh lenen En tsch ließungen zu be -finden . Ich beg inne mit:

Ziffe r 18! Handze ichen b itte ! – Minderhe it.

J e tzt Ziffe rn 24 und 25 gemeinsam! Handze ichenb itte ! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt de r Antrag Hessens in Drucksache429/2/01.

Wir fahren fort mit den Ausschussempfeh lungen , zudenen Einze labstimmung gewünsch t wurde . Ich ru feauf:

Ziffe r 30! – Mehrhe it.

Ziffe r 31! – Mehrhe it.

Ziffe r 32! – Mehrhe it.

(A)

(B)

(C)

(D)

*) Anlagen 4 und 5

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 545

(A)

(B)

Wir kommen zu Ziffe r 33. Bitte Ih r Handze ichen! –Minderhe it.

Nun b itte das Handze ichen zu :

Ziffe r 34! – Mehrhe it.

Ziffe r 35! – Mehrhe it.

Ziffe r 40! – Mehrhe it.

Absch ließend d ie Ziffe rn 17, 19 b is 23, 26 b is 29 und36 b is 39 gemeinsam! Bitte Ih r Handze ichen! – Mehr-he it.

Damit hat der Bundesrat entsprechend Entschlie-ßungen ge fasst.

Zur gemeinsamen Abstimmung nach § 29 Abs. 2der Geschäftsordnung ru fe ich d ie in dem UmdruckNr. 9/01*) zusammengefassten Bera tungsgegenstän-de auf. Es sind d ies d ie Tagesordnungspunkte :

5, 6, 13, 22 bis 24, 27 bis 30, 32, 34 bis 38 und40 bis 44.

Wer den Empfehlungen der Ausschüsse folgenmöchte , den b itte ich um das Handze ichen . – Das istd ie Mehrhe it.

Dann ist so beschlossen.

Ich ru fe Tagesordnungspunkt 7 auf:

En tw urf e ine s Ge se tze s zu r Ände rung de sRichte rw ahlg e se tze s – An tra g d e s La n d e sBaden-Württemberg gemäß § 23 Abs. 3 i.V.m. § 15 Abs. 1 und § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksa -che 616/01)

H ie rzu lie g t e in e Wortm e ld u n g von M in iste r Professor Dr. Goll (Baden-Württemberg) vor.

Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Württemberg): HerrPrä sid e n t, m e in e Da m e n u n d H e rre n ! Da s La n dBaden-Württemberg sch läg t Ihnen heu te vor, d ieWahl von Rich te rinnen und Rich te rn an den oberstenBundesgerich ten – am Bundesgerich tshof, am Bun-desverwa ltungsgerich t, am Bundesa rbe itsge rich t, amBundessozia lge rich t und am Bundesfinanzhof – e inStück we it neu zu rege ln .

Dre i Zie le ve rfolgen wir mit unse re r In itia tive : e rs-tens d ie Stärkung des Prinzips der Bestenauslese ,zweitens d ie Zurückdrängung zu sta rke r parte ipo li-tischer Einflüsse und d rittens e ine größere Transpa-renz der Wahl – Zie le , me ine Damen und Herren , d iees wert sind , fü r den Gese tzesan trag zu werben .

Die Diskussion über d ie Reform des Rich te rwahl-rech ts, wie wir sie Ihnen vorsch lagen , ist n ich t neu .Sie ha t abe r im Gefolge de r a llse its bekann ten und inder Öffen tlichke it zum Te il he ftig k ritisie rten Vorgän-ge um d ie Wahl der Bundesrichter vom 15. Februardieses Jahres wieder an Aktua litä t gewonnen .

Was wa r ge schehen? De r Rich te rwah lausschusswählte damals zwe i Rich te r zu Rich te rn am Bundes-ge rich tshof, obwohl sie vom Präsid ia lra t des Bundes-

ge rich tshofs im Rahmen se ine r Ste llungnahme vor de rWahl mit de r sch lech testen von sechs denkbaren No-tenstu fen beurte ilt worden waren , nämlich a ls „ fach-lich n ich t gee igne t“ . Andere , we it besse r benote teKandida tinnen und Kandida ten b lieben dagegen be ide r Wahl unberücksich tig t.

Eine r de r n ich t be rücksich tig ten Rich te r g ing aufdem Rech tsweg gegen d ie En tsche idung des Rich te r-wah lausschusses vor und bekam Rech t. In e inem amMontag d iese r Woche ve röffen tlich ten Besch luss ste ll-te das sch leswig-holste in ische Oberverwa ltungsge-rich t fe st, dass de r Rich te rwahlausschuss mit se ine rEntsche idung gegen d ie Verfassung ve rstoßen ha t.

Meine Damen und Herren , liebe Kolleg innen undKollegen , ich meine , nach d iese r En tsche idung desOVG Schleswig-Holste in wird n iemand mehr denDecke l über de r Ange legenhe it „Bundesrich te rwahl“sch ließen können . Die e rste En tsche idung des Ver-wa ltungsgerich ts Sch leswig-Holste in wurde in unge-wöhnliche r Weise von den Abgeordne ten S t i e g l e rund Professor S c h o l z , den Obleu ten ih re r Pa rte i imRich te rwahlausschuss, k ritisie rt. Sie haben un te r an -de rem sinngemäß gesag t, e rwachsene Rich te r könn-ten so n ich t u rte ilen . Ich b in fa st gene ig t, e s umzu-drehen und heu te zu sagen : Jedes Kind begre ift, dassdas Verfahren , das wir p rak tizie ren , n ich t in Ordnungist. Wir müssen daher e in ige Schritte in Rich tung aufTransparenz und Sicherung de r Bestenauslese tun .

Ich e rinnere an frühere Vorstöße e ine r Re ihe vonLändern: 1986 ha t man ve rsuch t, e ine Zweidritte l-me hrhe it im Rich te rw a h la u ssch u ss zu e ta b lie re n .Dem lag de r Gedanke zu Grunde , dass – ich zitie reaus de r En twurfsbegründung – „das Vertrauen desBürgers in e ine von sachfremden Einflüssen fre ieRech tsprechung und damit in d ie pe rsön liche , poli-tische und sach liche Unabhäng igke it und Unparte i-lichke it des Rich te rs“ d ie mit dem Gese tzesan trag b e a b sich tig te Än d e ru n g d e s Rich te rw a h lg e se tze s„geboten e rsche inen“ la sse .

Im Wesen tlichen von den g le ichen Erwägungenlässt sich d ie Ihnen vorliegende neue Bundesra ts-in itia tive le iten . Mit dem Gese tzesan trag soll insge -samt d ie hohe Qua litä t de r Rech tsprechung de r obers-te n G e rich tsh öfe d e s Bu n d e s a u ch in Zu k u n ftgesiche rt werden .

(V o r s i t z : Amtie render Präsiden t Dr. Henning Scherf)

Um d ieses Zie l zu e rre ichen , beschre ite t de r En t-wurf Baden-Württembergs a lle rd ings e inen e twas an-de ren Weg a ls de r Länderan trag aus dem Jahr 1986.Unte r strik te r Beach tung de r Vorgaben des Grundge-se tzes, insbesondere un te r Wahrung de r Befugn issedes demokra tisch leg itimie rten Rich te rwahlausschus-ses, sieh t de r En twurf Rege lungen vor, mit denen demauch fü r d ie Rich te rwahl ge ltenden Leistungsprinzipdes Grundgese tzes noch wirksamer a ls in de r Vergan-genhe it Rechnung ge tragen werden soll.

Ändern , me ine Damen und Herren , sollten wirschon e twas. Ich da rf Ihnen e ine Charak te risie rungdes heu tigen Zustands geben , d ie n ich t von mirstammt. Ich zitie re mit Erlaubn is des Präsiden ten :

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Präsident Kurt Beck

*) Anlage 6

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001546

Es gehört schon a lle rle i Na ivitä t ode r Chuzpedazu , d ieses undurchsich tige und wenig demokra -tische Verfahren a ls d ie von de r Verfassung gebo-tene Rech tslage zu beze ichnen .

Gesag t ha t d ies jemand , dem man , so me ine ich , Man-ge l an Sachkenn tn is n ich t vorwerfen kann , dem manunte rste llen da rf, dass e r mitreden kann , nämlich de rsehr bekann te und renommierte Konstanze r Ord ina -rius Bernd R ü t h e r s . Sie können in de r nächstenZe it e in ige Vorträge von ihm hören , z. B. in Bie le fe ld ,in Frankfurt und in Berlin . Da wird e r Fragen ste llen ,d ie auch ich h ie r ste llen möch te :

Wollten d ie Verfassungsgeber den Rich te rwahl-ausschuss von den Anforde rungsmerkmalen de rEig n u n g , Be fä h ig u n g u n d fa ch lich e n Le istu n gfre iste llen? Haben dessen Mitg liede r und de r zu-ständ ige Bundesmin iste r d ie Befugn is, sich überd ie gese tzlich vorgesehene und fach lich begrün-de te Ste llungnahme des Präsid ia lra tes e ines obers-ten Bundesge rich ts nach fre iem Be lieben undohne jede Begründung , notfa lls auch missbräuch-lich , h inwegzuse tzen?

Dies ist ebenfa lls e in Zita t aus dem hoch in te ressan-ten Vortrag , aus dem ich mit Genehmigung des Au-tors schon zitie ren durfte . Ich da rf Ihnen auch d ieseMeinungsäußerung , d ie Gewich t ha t, ans Herz legen .

Meine Damen und Herren , wir müssen a lle s da ran-se tzen , dass de r fachlichen Eignung trotz de r poli-tischen Wahl im Rich te rwahlausschuss e indeu tig de rVo rrang e in g e rä u m t w ird . Ba d e n -Wü rtte m b e rgsch läg t Ihnen desha lb heu te d re i bedeu tsame Ände-rungen vor:

Erstens sollen im Unte rsch ied zum ge ltenden Rech t,wonach nur e in Vorsch lag möglich ist, Bewerber umfre ie Rich te rste llen auf Grund e ine r öffen tlichen Aus-schre ibung e rmitte lt werden . Die öffentliche Aus-schre ibung macht deu tlich : Das Verfahren steh t je -de rmann offen , e s wird n ich t im Vorfe ld gesteue rt,dass nur bestimmte Kandida tinnen und Kandida tenzum Zug kommen.

Den be lieb ten Einwand , dann komme e ine Flu t vonBewerbungen , ha lte ich fü r neben de r Sache liegend .Wer d ie Praxis de r Landesjustizve rwa ltungen undih re Bewerbungsve rfah ren kenn t, we iß, dass sichn ich t jede r, de r me in t, be ru fen zu se in , g le ich aufd iese Ämter bewerben wird , sondern dass ve rnünfti-ge Bewerberfe lde r zu Stande kommen. Das leh rt d ieErfahrung in den Ländern .

Zweitens sch lagen wir e in verbindliches Anforde-rungsprofil vor. Wie be i jede r anderen Ste llenanze igesoll zu Pap ie r gebrach t werden , was man von denRich te rinnen und Rich te rn e rwarte t. Für Bundesrich-te r g ib t e s e in Anforde rungsprofil, anhand dessenman wesen tlich deu tliche r sagen könn te , wer gee ig -ne t ist und wer n ich t gee igne t ist, in te ressan te rwe isen ich t.

Als d ritte Maßnahme sieh t de r En twurf e in An-hörungsrecht des Präsidialrats des jewe iligen Bun-desgerichts vor, be i dem der vom Rich te rwahlaus-sch u ss zu w ä h le n d e Rich te r od e r d ie Rich te rine ingese tzt werden soll. Von dem Anhörungsrech t soll

de r Präsid ia lra t in den Fä llen Gebrauch machen kön-nen , in denen e r den Gewählten in se ine r Ste llun-gnahme a ls „n ich t gee igne t“ beurte ilt ha t. Die Erörte -ru n g d e r An g e le g e n h e it m it d e m zu stä n d ig e nBundesmin iste r oder de r Bundesmin iste rin vor demw e ite re n Ern e n n u n g sve rfa h re n soll G e le g e n h e itgeben , d ie jewe iligen Positionen da rzu legen , zu über-denken und gegebenenfa lls zu modifizie ren . Auchwenn de r Bundesmin iste r ebenso wie de r Rich te r-wah lausschuss nach de r Konzep tion des En twurfsn ich t an d ie vom Präsid ia lra t vorge tragene Auffas-sung gebunden se in soll, was im Übrigen von Verfas-sungs wegen n ich t möglich ist, mach t e ine solche Re-g e lu n g d och d ie g e b ü h re n d e Rü ck sich t a u f d a sPrinzip de r Bestenauslese deu tlich .

Meine Damen und Herren , d ie vorgesch lagenenRege lungen können wirkungsvoll dazu be itragen , dasWahlverfahren be i Bundesrich te rn so zu gesta lten ,dass am Ende im In te resse de r rech tsuchenden Bevöl-ke rung und mit Rücksich t au f das Ansehen und d ieBedeu tung de r obersten Gerich tshöfe des Bundes d iebesten Rich te rpe rsön lichke iten zum Zuge kommen.Ich da rf Sie desha lb um Unte rstü tzung unse res Gese t-zesan trages b itten . – Herzlichen Dank fü r Ih re Auf-merksamke it.

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: Ichhabe ke ine we ite ren Wortmeldungen .

Ich we ise d ie Vorlage dem Rechtsausschuss – fede r-führend – sowie dem Ausschuss für Arbe it und Sozi-alpo litik – mitbe ra tend – zu .

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 8:

Entwurf e ines ... Strafrechtsänderungsgesetzes –Graffiti-Be kämpfung sg e se tz (... StrÄn d G ) – Antrag des Landes Baden-Württemberg ge -mäß § 23 Abs. 3 i.V.m. § 15 Abs. 1 und § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 765/01)

Herr Goll, ich e rte ile Ihnen wieder das Wort.

Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Württemberg): HerrPräsiden t! Meine sehr geehrten Damen und Herren!Ich habe noch e inmal d ie Ehre , vor Ihnen zu sp re -chen , und zwar zu de r Bundesra tsin itia tive be tre ffendFarbschmiere re ien , d ie ich fü r Baden-Württemberge inbringe .

Es sind n ich t nur d ie g roßen Verbrechen , vor denend ie Menschen Angst haben . Sie haben auch Angstdavor, dass im Alltag ih re Rech tsgü te r n ich ts mehrzäh len , dass sie vor Übergriffen andere r n ich t ge -schü tzt werden .

In den fast a llgegenwärtigen Farbschmie re re ien inStäd ten und öffen tlichen Verkehrsmitte ln sehen vie lee in Symbol für den Zerfall der Ordnung, e inen Vor-läufe r we ite re r Zerstörungen und le tztlich e ine Ge-fährdung ih re r pe rsön lichen Sicherhe it. Das ist n ich tnur nachvollziehbar, sondern es e rk lä rt auch Wahl-ergebnisse wie dasjen ige in Hamburg . Vie le – n ich tnur in Hamburg – haben es sch lich t und e in fach sa tt.Sie füh len sich in Bere ichen , in denen d ie Ordnungaugensche in lich n ich t mehr durchgese tzt wird , un-

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Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Württemberg)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 547

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wohl. Sie suchen solche Bere iche zu meiden undsehen sich le tztlich gezwungen , e in Stück ih re r Fre i-he it au fzugeben .

Neben dem Sicherhe itsaspek t geh t e s um e inenwirksamen Schutz des Eigentums. Jährlich müssenvon Eigen tümern mehrste llige Millionenbe träge fü rd ie Bese itigung de r Schäden aufgewende t werden .Ersa tzansprüche stehen ihnen zwar zu , sie ta tsäch lichdurchzuse tzen ist abe r kaum mehr a ls e ine Illusion .

Wenn d ie Eigen tümer zum Schu tz ih re r SachenMaßnahmen e rg re ifen , d ie d ie Bese itigung de r Schä-den e rle ich te rn , sp ie len sie den Tä te rn auch noch ind ie Hände . So ha t e in Gerich t fe stgeste llt, dass e ineSachbeschäd igung n ich t vorlieg t, wenn e ine Sachemit e inem Schu tzanstrich ve rsehen wurde , de r e inAblösen de r Fa rbe e rmöglich t, ohne den Unte rg rundzu ve rle tzen . Davon , dass das auch Ge ld koste t, rede tn iemand . Machen Sie d iese Log ik des Rech ts e inmaldem Bürger d raußen k la r!

Für d ie Sachbeschäd igung b rauch t e s e ine so ge -nann te Substanzverle tzung . Kann d ie Schmiere re iohne Eingriff in den Haftg rund bese itig t werden – und se i de r Aufwand noch so g roß –, ist de r Ta t-bestand des § 303 Stra fgese tzbuch n ich t e rfü llt.

Diese r Missstand lä sst sich sehr e in fach und schne llbese itigen , und zwar durch d ie Einfügung des Merk-mals „Verunstalten“ a ls we ite re Ta ta lte rna tive de rSachbeschäd igung in §§ 303 und 304 des Strafgese tz-buchs. Das sieh t de r Ihnen vorliegende Gese tzen t-wurf vor.

Bere its am 19. März 1999 ha t de r Bundesra t mitb re ite r Mehrhe it besch lossen , e inen Gese tzen twurf ingenau d iese r Fassung be im Bundestag e inzubringen .Dort wurde e r a lle rd ings e in Jahr spä te r mehrhe itlichabge lehn t. Meine Damen und Herren , ich ha lte d ieAb le h n u n g d ie se s G e se tze n tw u rfs im Re ch tsa u s-schuss des Deu tschen Bundestages schon desha lbn ich t fü r dauerha ft h innehmbar, we il d ie dortige Dis-kussion in wesen tlichen Punk ten am Prob lem vorbe i-gegangen ist. Es wurde über Gra ffiti te ilwe ise in e ine rWeise gesprochen , d ie sich schon fast nach e ine r Glo-rifizie rung des Rech tsbruchs anhört. Im Rahmen e ine rAnhö rung de s Re chtsausschusse s de s De utsche nBundestages führte e ine Sachverständ ige – ich möch-te d ie Beze ichnung in d iesem Fa ll mit Anführungsstri-chen ve rsehen – aus:

Gra ffiti ist ... e ine Jugendkunst mit hohem ästhe ti-schen Wert, mit e igener Szene und zug le ich Sp ie -ge lb ild de r Gese llscha ft. Tauchen Sie e in in d ieseWelt – Sie werden ke inen Schaden nehmen , Siefüh len sich gu t und b le iben jung!

Erstens g laube ich , dass wir d ies auch anders scha f-fen , zwe itens geh t e s um d ie Beschäd igung fremderSachen . Hie r lieg t das Prob lem, n ich t be im Kunstbe-griff.

Wenn, was den vorgesch lagenen Ta tbestand an-geh t, in Zweife l gezogen wird , dass d ie Rech tsanwen-der be i uns mit dem Begriff des Verunsta ltens zu-rech tkommen, möch te ich da rauf h inweisen , dass be i

ansonsten ve rg le ichbare r Rech tslage d ie Öste rre iche rdamit se it Jahrzehn ten ke ine Schwie rigke iten haben .Was den dortigen Ju risten möglich ist, sollte auch denunse ren ge lingen . Im Übrigen ist Österre ich ke in Un-rech tsstaa t, de r junge Menschen durch d ie „Krimina-lisie rung ih re r Kultu r“ in unziemlicher Weise in ih re rEn twick lung und in de r Herausb ildung e ine r e igenenPersön lichke it beschne ide t.

Ein we ite re r Grund , wesha lb ich d ie In itia tive hoff-nungsfroh wieder e inbringe , ist, dass sich in den le tz-ten Wochen und Mona ten – n ich t e rst se it dem trauri-gen 11. September – Bundespolitiker a lle r Rich tungenzu Fragen der inneren Sicherhe it sehr en tsch ieden – sok lang es zumindest – geäußert haben . Unser Antragb ie te t Ge legenhe it, d ie Ernstha ftigke it solche r Äuße-rungen un te r Beweis zu ste llen . Auch deswegen hoffeich auf Ih re Zustimmung zu d iesem an sich völlig k la -ren Anliegen .

Nachdem de r Bundesra t den Gese tzen twurf imMärz 1999 mit e ine r e rfreu lich b re iten Mehrhe it be imBundestag e ingebrach t ha t, nachdem d ie maßgeb li-chen Fragen schon damals in den Ausschüssen aus-führlich d isku tie rt wurden , nachdem sich d ie Prob le -me n ich t wesen tlich ve rändert haben und nachdemich mir kaum e ine k la re re Sache vorste llen kann a lsd iese , bedarf e s nach unse re r Ansich t ke ine r we ite renBera tung in den Ausschüssen . Der Bundesra t kann ,wenn e r will, be re its heu te in de r Sache en tsche iden .

Ich b itte Sie um Ih re Zustimmung zur sofortigenSachen tsche idung und zur Einbringung des Gese tz-en twurfs be im Deutschen Bundestag . – Vie len Dank .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: Nächs-te r Redner ist Herr Dr. Birkmann (Thüringen).

Dr. Andreas Birkmann (Thüringen): Herr Präsiden t,me ine Damen und Herren! Herr Kollege ProfessorGoll, im Unte rsch ied zum vorigen Tagesordnungs-punk t – Nove llie rung des Rich te rwahlgese tzes –, be idem ich Ihnen in wesen tlichen Punk ten n ich t zustim-men konn te , kann ich Ihnen be i d iesem Tagesord-nungspunkt Zustimmung signa lisie ren .

Fa rbschmie re re ien an Häuse rwänden , an Bussenund Bahnen sind mehr a ls e in Ärgern is. Das Eigen tumandere r wird n ich t mehr re spek tie rt, wenn zur Sprüh-dose gegriffen wird , um anderen e twas aufzuzwin-gen , was de r Tä te r se lbst a ls schön empfinden mag ,von den davon be troffenen Eigen tümern jedoch a lsBeschäd igung ih re r Sache und von den Bürgerinnenund Bürgern a ls hässlich und a ls Verschmutzung an-gesehen wird . Öffen tliche und p riva te Bau lichke itensind davon in g le iche r Weise be troffen .

Über solchen Vanda lismus an öffen tlichen Gebäu-den se ine r Stad t ha t kürzlich in e inem Schre iben anmich de r Bürgermeiste r e ine r Thüringer Kle instadtgek lag t. Sage und schre ibe 40 Anze igen sind ine inem Monat wegen Farbschmie re re ien in de r Innen-stad t – wohlgemerk t e ine r Kle instad t! – e rsta tte t wor-den . Ich denke , ich muss n ich t näher ausführen , dassd ie Reak tion de r Geschäd ig ten h ie rauf Empörung ist.

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Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Württemberg)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001548

H ie r k om m t a b e r a u ch e in e Erschütte rung de sRechtsbewusstse ins zum Ausdruck .

Die Kosten , um d ie Schmierere ien an Bussen undBahnen zu bese itigen , d ie insbesondere von öffen tli-ch e n Ve rk e h rsu n te rn e h m e n a u fg e w a n d t w e rd e nmüssen , gehen Jahr fü r Jahr in d ie Millionen . DieZeche da für müssen d ie Fahrgäste zah len ; denn imErgebn is werden d iese Kosten in den Fahrpre is e in -ge rechne t.

Zivilre ch tlich e Sch a d e n se rsa tza n sp rü ch e h e lfe nden Geschäd ig ten n ich t we ite r. Vie lmehr ist das Straf-recht aufgerufen , e inen Be itrag zur Bese itigung sol-che r Missstände zu le isten .

Die Bürgerinnen und Bürger füh len sich durch dasSchmiere re iunwesen stä rke r be troffen , a ls e s vie lenPolitike rn bewusst ist. Deu tlich wurde d ies zu le tzt be ide r Wahl zur Hamburger Bürgerschaft. Auch be i denWahlen zum Berline r Abgeordne tenhaus wird d iesesThema e ine n ich t unerheb liche Rolle sp ie len . So lieg tmir e in Schre iben de r Bürgerinitiative zur Rettungdes Berliner Stadtbildes vom 14. Oktober 2001 an denThüringer Min iste rp räsiden ten vor, in dem der Scha-den , de r durch Gra ffiti-Vanda lismus jäh rlich en tsteh t,au f ca . 1 Millia rde DM, davon a lle in in Berlin 100 Mil-lionen DM, geschä tzt wird . Solche Äußerungen müs-sen e rnst genommen werden . Ich b in mir siche r, dassvie le von uns heu te Morgen auf dem Weg zu d iesemHohen Haus an Hauswänden vorbe ige fahren odervorbe ige laufen sind , d ie ve rschmie rt sind .

Die b ishe rige – stra frech tliche – Rech tslage ist n ich tausre ichend , um das Gra ffiti-Unwesen zuverlä ssig a lsdas zu cha rak te risie ren , was es ist, nämlich a ls Sach-beschäd igung im Sinne de r §§ 303 und 304 Stra fge -se tzbuch . Lassen sich , so d ie Rech tsprechung , d ieFarbschmie re re ien ohne Rückstände wieder bese iti-gen – Kollege Goll ha t das be re its anschau lich da r-ge leg t –, so lieg t trotz des damit ve rbundenen Auf-w a n d e s k e in e Sa ch b e sch ä d ig u n g im Sin n e d e sStra fg e se tzb u ch e s vor. Ein e Ve ru rte ilu n g , so d ieRech tsprechung we ite r, se tzt abe r dementsprechendeFestste llungen voraus, d ie e rforde rlichenfa lls durchSachverständ igengu tach ten zu un te rmauern sind .

Als Rech tspolitike r dürfen wir unse re Gerich te unddamit auch unse re Bürgerinnen und Bürger in d iese rFrage n ich t a lle in la ssen . Eine k la re und e indeu tigeRege lung muss he r!

Das Prob lem lässt sich auf ve rsch iedene Weise in -ne rha lb de r Ta tbestände de r §§ 303 und 304 Stra fge -se tzbuch lösen , e twa durch d ie b loße Ein fügung desTa tbestandsmerkmals „Verunsta lten“ , w ie d ie s imGese tzesan trag von Baden-Württemberg vorgesch la -gen wird . Thüringen wird d iesen Gese tzesvorsch lag – ich be tone d ies – mittragen .

Auf e ines möch te ich g le ichwohl h inweisen : Der Be-griff des „Verunstaltens“ birg t d ie Gefahr, in se ine rre la tiven Unkla rhe it und Unbestimmthe it wiederumauslegungsbedürftig zu se in . Damit abe r könn te d ieDiskussion von vorne beg innen . Pe rsön liche Wertun-gen und sub jek tive Ansich ten des Rech tsanwenderskönn ten dazu führen , d ie Schmiere re ien a ls Kunstoder ga r a ls Verschönerung zu werten . Unsicherhe it

in de r Rech tsanwendung und e ine une inhe itlicheRech tsprechung wären e rneu t d ie Folge . Gerade d iessollte abe r mit e ine r en tsp rechenden Gese tzesände-rung ve rh indert werden .

Es könn te sich desha lb anb ie ten , in den Ta tbestandder Sachbeschäd igung n ich t den Begriff „Verunsta l-ten“ aufzunehmen , sondern e ine Neuformulie rung , inde r sehr deu tlich zum Ausdruck kommt, was wir wol-len : Nich t e rst d ie Beschäd igung oder Zerstörungfremder Sachen re ich t zu r Stra fba rke it aus, sondernbere its d ie nicht unerhebliche Veränderung der Er-sche inung e iner Sache , wenn d ies de r Eigen tümeroder sonst Berech tig te n ich t will. Damit b liebe uns d iewohl unvermeid liche Diskussion , ob d iese Schmiere -re ien Kunst sind oder n ich t, von vornhere in e rspa rt.Thüringen wird d iesen gedank lichen Ansa tz im we i-te ren Gese tzgebungsverfahren zur Diskussion ste llen .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: Nächs-te r Redner ist der Staa tssekre tä r im Bundesjustizminis-te rium, Herr Ge ige r.

Dr. Hansjˆrg Geiger, Staa tssekre tä r im Bundesminis-te riu m d e r J u stiz: Se h r g e e h rte r H e rr Prä sid e n t!Meine Damen und Herren! Der vorliegende Gese tzes-an trag en tsp rich t im Wesen tlichen dem zum se lbenThema im März 1999 be im Bundestag e ingebrach tenund dort d isku tie rten En twurf. Er g re ift e in Prob lemauf, das vie le von uns beschäftig t. Vie le Mitbürge r ä r-ge rn sich über d ie Fa rbschmie re re ien , übe r das Gra f-fiti-Unwesen .

Auch ich meine , dass h ie r Hand lungsbedarf be -steh t. Aber ist de r Ansa tz im Stra frech t de r rich tigeWeg, d ie rich tige Antwort? Ich meine ne in .

Erstens. In dem Antrag wird da rge leg t, den jungenLeuten se i normenkla r deu tlich zu machen , was stra f-ba r ist. Darum geh t e s doch n ich t. Die überwiegendeZahl de r me ist jugend lichen Tä te r we iß sehr wohl,dass sie Unrech t tun . Davon geh t ja ge rade de r Kitze laus. Das he ißt, wenn wir den Straftatbestand verän-de rn , indem wir das Wort „Verunstalten“ in d ie §§ 303 und 304 e in fügen , ändert sich d iesbezüg lichnichts.

Zweite r Punk t. Es wird a rgumentie rt, de r Begriffmüsse normenkla r, das Stra frech t müsse e in facherse in . Der Begriff „Verunsta lten“ soll h inzugefüg t wer-den . Die Anhörung , d ie de r Bundestag im Sommer1999 zu dem sehr ähn lich lau tenden Antrag durchge-führt ha t, ha t e rgeben , dass d ie ästhetische Kompo-nente be i der Bewertung der Strafbarke it nich t außerBe trach t ge lassen werden kann . Mein Vorredner HerrM in iste r Birk m a n n h a t e s b e re its a n g e sp roch e n :Wenn wir schon e ine Präzisie rung , mehr Kla rhe it e r-re ichen wollen , wäre e s n ich t sehr sinnvoll, e ine For-mulie rung zu wäh len , d ie e rneu t Anlass zu Diskussio-nen geben wird . Unte r d iesem Gesich tspunk t ist d ie sa lso abzu lehnen , wie e s de r Bundestag nach Sachver-ständ igenanhörung – es war n ich t nur d ie Sachver-ständ ige anwesend , d ie Sie zitie rt haben , Herr Min is-te r Goll – zu Rech t ge tan ha t.

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Dr. Andreas Birkmann (Thüringen)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 549

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Es besteh t Handlungsbedarf – aber nicht im Straf-recht. In e rste r Lin ie ist au f Prävention zu se tzen . Ichnenne d re i Punk te .

Erste r Punk t: Es ist sehr wohl e in Prob lem, dasshohe Schäden en tstehen können . Herr Min iste r Birk -mann , wenn den Jugend lichen in de r Schu le und imElte rnhaus vor Augen ge führt wird , we lche Scha-densersatzansprüche auf sie zukommen , ha t d ie smögliche rwe ise e ine vie l höhere Abschreckungswir-kung . Das ist vie len vorhe r n ich t k la r.

Zweite r Punk t: Be i Verurte ilungen – vie le Tä te rwerden n ich t e rtapp t; das ist e in besonderes Phäno-men in d iesem Bere ich – könn te de r Täter-Opfer-Aus-g le ich e ine we ite re abschreckende Wirkung haben ,w e n n n ä m lich p u b lizie rt w ird , d a ss ju g e n d lich eStra ftä te r – oder wer auch immer – e igenhänd ig d ieSchmiere re ien bese itigen müssen .

Dritte r Punk t – auch wenn es a ltmodisch k ling t –: Esist auch e ine Frage der Erziehung . Wir haben gehört,Gra ffiti sind Te il e ine r Jugendkultu r. Es ist sch ick ,„ tags“ anzubringen . Im Elte rnhaus wie in de r Schu leist deu tlich zu machen , dass das eben ke ine sch ickeEntwick lung ist. Wir sehen h ie r e inen Unte rsch ied .

In Amerika und in manchen anderen Ländern ist e szum großen Te il ge lungen , das „Tag“-Unwesen zubese itigen . Dort ha t man n ich t das Stra frech t ve r-schärft. Auch unse r Weg sollte Präven tion he ißen . –Vie len Dank .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: Nächs-te r Redner ist Herr Kollege Clement.

Wolfgang Clement (N ord rh e in -We stfa le n ): H e rrPräsiden t, me ine Damen und Herren! Ich habe michzu Wort gemelde t, um ke inen Irrtum aufkommen zulassen . Wenn das Land Nordrhe in -Westfa len da füre in tritt, dass de r Antrag an d ie Ausschüsse überwie -sen wird , he ißt das n ich t, dass wir das Anliegen , dasvon Herrn Kollegen Goll und von Herrn KollegenBirkmann vorge tragen worden ist, ab lehnen . Die Dis-kussion ha t jedoch geze ig t, dass wir noch Erörte -rungsbedarf haben .

Meine ju ristische Vergangenhe it lieg t ziemlich we itzurück . Sie wird mir immer lebend ig , wenn ich Dis-kussionen wie d iese e rlebe , d ie auch e in b isschen unse re Unfäh igke it ze igen , e twas auf den Punk t zubringen . Ich stimme Ihnen , Herr Staa tssekre tä r, aus-d rück lich n ich t zu , sondern möch te sehr deu tlichsagen , dass ich d ie strafrechtliche Ahndung diese rSchmiere re ien fü r abso lut geboten ha lte . Es lohn twirk lich , e inmal offenen Auges durch unse re Städ tezu gehen und wahrzunehmen , was an öffen tlichenund p riva ten Gebäuden angerich te t wird . Das ha t mitJugendkultu r n ich ts zu tun , sondern sehr vie l mit Re-spek t davor, was sich andere , ganz normale Men-schen mit ganz normalen Einkünften , mit g rößte rMühe geschaffen haben .

Was e inen e inzig noch trösten könn te – abe r dasverstehen Sie b itte a ls Zyn ismus –: Ich habe kürzlichbe i e inem Besuch in Rom sehen müssen , wie h isto-risch e inmalige Gebäude ve runsta lte t wurden . Mir

grau t vor de r Vorste llung , dass e s uns ähn lich e rgeh t,wenn es uns n ich t ge ling t, d ie sem Unwesen Einha ltzu geb ie ten .

Unse re Aufgabe ist e s auch , e in b isschen Orien tie -rung zu geben . Orientierung geben he ißt zu ze igen :Das wollen wir h ie r n ich t, und das la ssen wir be i unsn ich t zu . Wenn unse re b ishe rigen Mitte l n ich t ausre i-chen , müssen wir sie e rwe ite rn .

Wir in Nordrhe in -Westfa len haben das b ishe r an-de rs bewerte t. Wir stü tzen uns auf e in Urte il desOberlandesgerichts Düsse ldorf, das in Fä llen vonGraffiti-Schmierere ien Sachbeschädigung angenom-men ha t. Aber das re ich t offensich tlich n ich t aus. DieExperten b rauchen dort noch e ine Runde de r Erörte -rung .

Mein Anliegen ist e s – das möch te ich in a lle r Deu t-lichke it sagen –, dass wir h ie r zu k la ren En tsche idun-gen kommen. Herr Staa tssekre tä r, d ie Menschen aufdas Zivilrech t und vor a llen Dingen auf Schadense r-sa tzk lagen zu ve rwe isen , ist n ich t sehr überzeugend .Man wird ke inen Bürger mit dem Argument überzeu-g e n , d a ss e r e in e Re ch tssch u tzve rsich e ru n g a b -sch ließen muss, um se in Eigen tum schü tzen zu kön-nen ; sonst wird sich doch n iemand in e in solchesVerfahren stü rzen .

Unte r a llen Aspek ten meine ich , h ie r lohn t e ineweite re e rnstha fte Erörte rung . Die Diskussion da rü-be r, ob solche Schmiere re ien Kunst sind , g ib t e s se itJahr und Tag . Wer sich d ie heu tigen Ergebn isse an-schau t, kann n ich t mehr von Kunst sp rechen , sie sindSachbeschäd igung . Wir müssen doch noch ausspre -chen können , was es ist. Wenn es Sachbeschäd igungist, haben wir da fü r zu sorgen , dass sie rech tlich ge -ahnde t werden kann . – Schönen Dank .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: HerrGoll ha t sich noch e inmal gemelde t. Bitte sehr.

Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Württemberg): HerrPräsiden t, me ine Damen und Herren! Ich habe mitung läub igem Staunen gehört, e s se i ke in Prob lem desStra frech ts. Lieber Herr Staa tssekre tä r Ge ige r, sindSie da für, dass e s e in Stra fta tbestand ist, wenn je -mand fremdes Eigen tum mit Fa rbe ve rzie rt, was inder Rege l von den be troffenen Eigen tümern a ls Be-schmie ren empfunden wird? Es geh t n ich t da rum, obdas schön ist ode r n ich t. Ich frage noch e inmal: Solldas Anmalen fremder Häuse r gegen den Willen de rEigen tümer e in Stra fta tbestand se in oder n ich t?

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: HerrGe ige r, b itte .

Dr. Hansjˆrg Geiger, Staa tssekre tä r im Bundesminis-te rium der Justiz: Sehr geehrte r Herr Präsiden t! Siehaben mich bewusst missve rstanden , Herr Min iste rGoll. Ich habe ge frag t: Können wir durch e ine Verän-de rung des Stra frech ts das Prob lem lösen? Se lbstve r-ständ lich sind Sachbeschäd igungen stra fba r. In vie len

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Staatssekretär Dr. Hansjörg Geiger

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001550

Fä llen hande lt e s sich um Sachbeschäd igung . Dannwerden d ie Tä te r in a lle r Rege l bestra ft. Das ist k la r.

Ich habe e rk lä rt, dass ich im Strafrecht nicht denHauptweg zur Lösung des Problems sehe . Wir habend ie §§ 303 und 304; sie müssen h ie r angewandt wer-den . Aber wenn wir unse re Bürger wirk lich schü tzenwollen , dann dürfen wir n ich t a lle in am Stra frech te twas ve rändern . Das ist n ich t d ie Lösung .

Ich habe gesag t, dass ich d ie Ausführungen vonHerrn Birkmann in te ressan t finde , dass wir durch d ieEinfügung des Wortes „Verunsta lten“ e ine we ite reDiskussion , abe r ke ine Kla rhe it bekommen.

Wir müssen wirk lich e twas tun . Dabe i ist Präven-tion entsche idend. Ministe rp räsiden t C lemen t ha tda rge leg t, dass de r Zustand be i uns unerträg lich ist,dass wir de r En twick lung le ide r noch n ich t Einha ltb ie ten konn ten . Aber la ssen Sie uns gemeinsam nachLösungen suchen und n ich t me inen , wir hä tten sieschon . – Danke schön .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: HerrMinister Sche lter (Brandenburg) ha t se ine Erklärungzu Protokoll*) gegeben . Damit haben wir ke ine we ite -ren Wortmeldungen .

Baden-Württemberg ha t bean trag t, be re its heu te inde r Sache zu en tsche iden . Wer fü r d ie sofortigeSachen tsche idung ist, den b itte ich um das Handze i-chen . – Das ist e ine Minderhe it.

Dann weise ich den Gesetzentwurf dem Rechtsaus-schuss – federführend –, dem Ausschuss für Frauenund Jugend, dem Ausschuss für Innere Angelegenhei-ten und dem Verkehrsausschuss – mitbera tend – zu .

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 9:

Entwurf e ine r Verordnung zur Änderung de rVerordnung über den Ausgle ich gemeinwirt-schaftlicher Le istungen im Straßenpersonen-verkehr (PBefAusg lV) – Antrag des LandesBrandenburg – (Drucksache 669/01)

Keine Wortmeldungen .

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Ausschussemp-feh lungen in Drucksache 669/1/01 und zwei AnträgeBayerns in den Drucksachen 669/2 und 3/01 vor.

Wir beg innen mit dem Landesan trag in Druck-sache 669/2/01, be i dessen Annahme die Ziffern 1, 2und 4 der Ausschussempfehlungen en tfa llen . Werstimmt für d iesen Antrag? Handzeichen bitte ! – Das iste ine Minderheit.

Wir fahren fort mit Ziffe r 1 de r Ausschussempfeh-lungen . Wer stimmt zu? Handze ichen b itte ! – Das istd ie Mehrhe it.

Wir k om m e n zu m La n d e sa n tra g in Dru ck -sache 669/3/01, be i dessen Annahme d ie Ziffe rn 3und 4 de r Ausschussempfeh lungen e rled ig t sind . Werist fü r d iesen Landesan trag? Handze ichen b itte ! – Dasist e ine Minderhe it.

Zurück zu den Ausschussempfeh lungen :

Wer stimmt fü r Ziffe r 2, be i de ren Annahme d ie Zif-fe r 4 en tfä llt? Handze ichen b itte ! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt Ziffe r 4.

Ich ru fe Ziffe r 3 auf. Handze ichen b itte ! – Das ist d ieMehrhe it.

Stimmen wir nun da rüber ab , ob de r Verordnungs-entwurf in der soeben fe stge legten Fassung der Bun-desreg ierung zuge le ite t werden soll! Handze ichenb itte ! – Das ist d ie Mehrhe it.

Somit ha t de r Bundesra t beschlossen, die Vorlageen tsprechend zuzu le iten .

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 10:

Entsch ließung des Bundesra tes zur Reform derArbe itsfö rde rung – An tra g d e r Fre ista a te nThüringen , Bayern – (Drucksache 658/01)

Die Länder Baden-Württemberg , Hessen, Saarlandund Sachsen sind dem Entsch ließungsan trag be ige -tre ten.

Es ha t sich Herr Min iste r Schuste r (Thüringen) ge -melde t. Bitte , Sie haben das Wort.

Franz Schuster (Thüringen): Herr Präsiden t! Sehrgeehrte Damen und Herren! Se it August n immt d ieZah l de r Arbe itslosen im Verg le ich zum Vorjahr wie -de r zu , abe r positive Impulse auf Bundesebene fü re ine deu tliche und nachha ltige Reduzie rung de r Ar-be itslosigke it sind n ich t e rkennbar.

Die a rbe itsmark tpolitischen Zie le de r Bundesreg ie -rung rücken in immer we ite re Fe rne . Niemand rech-ne t damit, dass sich d ie wirtscha ftliche Lage in Kürzeändert. Auch das Job-AQTIV-Gesetz ist insbesondereun te r Berücksich tigung de r ak tue llen En twick lungke ine ausre ichende Antwort au f den Abbau de r Ar-be itslosigke it. Der Staa t ist ge forde rt, we ite rgehendewirksame Rahmenbed ingungen fü r mehr Beschäf-tigung zu schaffen . Notwendig sind das Vorziehender Steuerre form und Erle ich te rungen im Arbe its-rech t, d ie d ie Kosten de r Unte rnehmen reduzie renund zusä tzliche Arbe itsp lä tze induzie ren .

Einen wesen tlichen Be itrag zum Abbau de r Arbe its-losigke it ha t auch d ie d ringend notwendige Reformdes SGB III zu le isten , indem das Arbe itsförde rungs-rech t von Grund auf übera rbe ite t und stä rke r auf denersten Arbe itsmark t ausgerich te t wird . Der Gese tz-en twurf de r Koa litionsfrak tionen en thä lt zum Te ildurchaus positive Ansä tze und Maßnahmen . Er g re iftabe r insgesamt zu kurz. Es feh len Ansä tze fü r e ine tie fg re ifende struk tu re lle Reform.

Th ü rin g e n h a t d e sh a lb g e m e in sa m m it Ba ye rne inen En tsch ließungsan trag zur Reform der Arbe its-förde rung in den Bundesra t e ingebrach t, de r den zu-sä tzlichen struk tu re llen Reformbedarf au fze ig t.

Geforde rt werden g rund legende Neuerungen imHinb lick auf den e rsten Arbe itsmark t, z. B. Kombi-Einko mme nsmo de lle im N ie drig lo hnbe re ich. Esgeh t da rum, Arbe itslosenge ld - und Arbe itslosenh ilfe -empfängern d ie En tsche idung zu e rle ich te rn , auch

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Staatssekretär Dr. Hansjörg Geiger

*) Anlage 7

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 551

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e ine ge ringer bezah lte Tä tigke it au fzunehmen . DieEinkommensmode lle sollen n ich t zu e ine r Auswei-tung des Niedrig lohnbere ichs führen . Die Bundesre -g ie rung kann es sich abe r be i de r gegenwärtigenLage auf dem Arbe itsmark t n ich t le isten , au f solchePotenzia le zu ve rzich ten .

In den neuen Ländern tragen d ie vie lfä ltigen Zu-schüsse fü r d ie Unte rnehmen zur Integration Arbe its-loser be i. Dies kann auch durch d ie Unte rstü tzungdes Einkommens b ishe r Arbe itslose r be i de r Annah-me ge ringer bezah lte r Ste llen geschehen .

Zweitens. Notwendig ist e ine Angle ichung von Ar-be itslosen- und Sozialhilfe . Beide Le istungssystemesind steue rfinanzie rt und se tzen Bedürftigke it voraus.Anspruchsvorausse tzungen und Le istungen solltendesha lb angeg lichen werden . Dies muss schrittwe isee rfolgen . Ergebn is d ieses Prozesses kann le tztlich nurd ie in h a ltlich e u n d org a n isa torisch e Zusamme n-führung d e r Arb e itslose n h ilfe m it d e r Sozia lh ilfe zu e inem e inhe itlichen Instrument se in . Nur so kanndas Hin und Her de r Be troffenen zwischen de r So-zia l- und de r Arbe itsve rwa ltung ve rmieden werden .Wich tig ist jedoch , dass e ine finanzie lle Zusa tzbe la -stung de r Kommunen a ls Sozia lh ilfe träge r ve rmiedenwird .

Drittens wird e ine angemessene Teilung der Finan-zie rung von a rb e itsm a rk tp olitisch e n M a ßn a h m e nzwischen dem Bund und der Bundesanstalt für Arbe itgeforde rt. Es ist w ich tig , e in finanzie rba res Le istungs-system zu haben , das d ie Be itragszah le r n ich t über-forde rt. Die Durchschn ittsquote de r Lohnnebenkos-ten in Deu tsch land lieg t heu te be i über 40 %. DieBeiträge zur Arbe itslosenversiche rung gehören dazu .Bemühungen zur Senkung de r Lohnnebenkosten sindim Reformvorhaben n ich t e rkennbar.

Ich we ise da rauf h in , dass d ie Finanzie rba rke it desJob-AQTIV-Gese tzes b islang n ich t gek lä rt ist. Die be -absich tig ten Maßnahmen sind mit zusä tzlichen Aus-gaben ve rbunden . Wir haben ab Januar nächstenJah re s mit e ine r dre ifachen Zusatzbe lastung desHaushalts der Bundesanstalt für Arbe it zu rechnen ;denn zu den de rze itigen kon junk turbed ing ten Mehr-be lastungen kommen Mehrausgaben fü r das Job-AQ TIV-G e se tz u n d d ie Kom p e n sa tion d e r sta rkgekürzten Bundeszuschüsse .

Zusä tzliches Ge ld fü r das Job-AQTIV-Gese tz geh tins Leere , wenn n ich ts zu r Bekämpfung de r Ursachenund zur Verbesse rung de r wirtscha ftlichen Lage un-te rnommen wird . Ich e rinnere da ran , dass noch imFrüh jahr auch von de r Bundesreg ie rung über e ineSenkung des Be itrags zur Arbe itslosenversiche rungnachgedach t wurde . Dieses Zie l da rf n ich t e in facha u fg e g e b e n w e rd e n . Die Ve rb e sse ru n g d e r w irt-schaftlichen Rahmenbed ingungen ist nun e inmal Vo-rausse tzung fü r e ine kon junk ture lle Be lebung .

Der En tsch ließungsan trag be rücksich tig t, dass e in i-ge Maßnahmen de r ak tiven Arbe itsmark tpolitik mitt-le rwe ile sozia lpolitischen Charak te r haben . Es mussdarüber d isku tie rt werden , ob ih re Finanzie rung n ich tzumindest te ilwe ise dem Bund ob lieg t. Die Bundesan-sta lt fü r Arbe it und d ie Be itragszah le r müssen jeden-fa lls von zusä tzlichen Ausgaben en tla ste t werden .

Nur so kann d ie Finanzie rung de r Arbe itsförde rung inden neuen Ländern auf Dauer gewährle iste t werden .

Ich b itte Sie um Zustimmung zu unse re r En t-sch ließung . Sie e röffne t d ie Möglichke it, dass de rBundesra t e in qua lifizie rte s Votum zum Thema „Re-form der Arbe itsförde rung“ abg ib t. – Vie len Dank fü rIh re Aufmerksamke it!

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: HerrStaatsminister Bockle t (Bayern) ha t e ine Erklärungzu Protokoll*) gegeben .

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Empfeh lungender Ausschüsse in Drucksache 658/1/01 vor. Der Wirt-schaftsausschuss empfieh lt dem Bundesra t, d ie En t-sch ließung zu fassen . Die übrigen be te ilig ten Aus-schüsse empfeh len dem Bundesra t, d ie En tsch ließungnich t zu fassen .

Gemäß unse re r Geschäftsordnung ist d ie Abstim-mungsfrage positiv zu ste llen . Wer a lso en tsp re -ch e n d Ziffe r 1 d e r Au ssch u sse m p fe h lu n g e n d ie En tsch ließung fassen möch te , den b itte ich um dasHandze ichen . – Das ist e ine Minderhe it.

Damit ha t de r Bundesra t beschlossen, die Ent-schließung n i c h t zu fassen.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 11:

Entsch ließung des Bundesra tes zur Umwand-lung der Gese tze zur Förderung e ines Fre iwil-ligen Sozialen Jahres und e ines Fre iwilligenÖkolog ischen Jahres in e in allgemeines Fre i-willigengese tz – Antrag des Landes Baden-Württemberg gemäß § 23 Abs. 3 i.V.m. § 15Abs. 1 und § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache772/01)

Herr Dr. Repn ik (Baden-Württemberg) ha t sich dazugemelde t.

Dr. Friedhelm Repnik (Baden-Württemberg): HerrPräsiden t! Meine sehr ve rehrten Damen und Herren!Angesich ts de r anstehenden sozia len und demogra fi-sch e n H e ra u sford e ru n g e n ist u n se re G e se llsch a ftohne den ak tiven Einsa tz ih re r Bürgerinnen und Bür-ge r fü r das Gemeinwohl n ich t zukunftsfäh ig . Damitmüssen wir von de r Vorste llung Absch ied nehmen ,de r Staa t könne a lle s a lle in rich ten . Das Engagementund d ie Einmischung e ines jeden Einze lnen sindheu te wie auch in Zukunft ge frag t. Wir müssen hohesIn te resse da ran haben , dass junge Menschen an Ei-genverantwortung , Bürgerengagement und sozialeKompetenz herangeführt werden . Wir müssen sie mo-tivie ren , unse re Gese llscha ft ak tiv mitzugesta lten .Dazu müssen aber auch Mitwirkungsmöglichke iteng e b ote n u n d g e e ig n e te Ra h m e n b e d in g u n g e n g e -schaffen werden .

Das Fre iwillige Sozia le Jahr und das Fre iwilligeÖkolog ische Jahr haben sich in Baden-Württembergund in anderen Ländern pa ra lle l zum Zivild ienst be -

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Franz Schuster (Thüringen)

*) Anlage 8

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001552

währt. Im ve rgangenen Jahr haben a lle in in Baden-Württemberg 2 270 junge Menschen am Fre iwilligenSozialen Jahr te ilgenommen. Diese hohe Zah l ze ig tdeu tlich , dass auch be i de r heu tigen Jugend sozia lesEngagement se lbstve rständ lich ist.

Das Fre iwillige Sozia le Jahr und das Fre iwilligeÖkolog ische Jahr geben jungen Menschen d ie Chan-ce , d ie Lebenswirk lichke it hau tnah zu e rleben . Siemachen wich tige Erfahrungen , d ie p rägenden Ein-flu ss a u f d ie Pe rsön lich k e itse n tw ick lu n g h a b e n .Außerdem e rmöglich t e s sozia les Hande ln in de r Praxis, es stärkt d ie sozia le Kompetenz und vermitte ltSch lüsse lqua lifika tionen , z. B. Teamgeist. Dadurchwerden auch d ie beruflichen Zukunftsperspektivenverbesse rt.

Dennoch b le iben das Fre iwillige Sozia le Jahr unddas Fre iwillige Ökolog ische Jahr in ih re r de rze itigenAusgesta ltung inha ltlich und struk tu re ll begrenzt; siebedürfen zusä tzliche r Impulse .

Die von de r Baden-Württemberg ischen Landes-reg ie rung e ingebrach te In itia tive zie lt da rauf ab , d ierech tlichen Vorausse tzungen da für zu schaffen , mög-lichst vie le junge Menschen fü r das Fre iwillige So-zia le Jahr und das Fre iwillige Ökolog ische Jahr zugewinnen . Durch den Ausbau de r Gese tze zur Förde-rung des Fre iwilligen Sozia len Jahres und des Fre i-willigen Ökolog ischen Jahres sollen Rechtsgrund-lag e n für e in e n a llg e m e in e n Fre iw illig e ndie nstjunger Menschen in Deu tsch land geschaffen werden .Dafür sind e ine möglichst we it gehende Flexib ilisie -rung , En tbürokra tisie rung und e in b re ite s Spek trumder Einsa tzbe re iche e rforde rlich .

Der Bundesra t ha t be re its im ve rgangenen Jahr aufunse re In itia tive h in besch lossen , e inen Gese tzen t-wurf in den Deutschen Bundestag e inzubringen , vora llem mit dem Zie l, das Mindestalter für die Teilnah-me herabzuse tzen . Diese Forderung wird in unse re rEntsch ließung bekrä ftig t. Mit Genugtuung habe ichzur Kenntn is genommen, dass d ie Bundesreg ie rungbere it ist, d ie sen Punk t in dem gep lan ten En twurfe in e s FSJ -Förd e ru n g sä n d e ru n g sg e se tze s u m zu se t-zen . Damit wird end lich den Haupt- und Realschülernnach Able istung de r Vollze itschu le d ie Te ilnahme amFre iwilligen Sozia len Jahr und am Fre iwilligen Öko-log ischen Jahr e rmöglich t.

Ich möch te be isp ie lha ft e in ige we ite re wich tigePunkte unse re r In itia tive he rausgre ifen .

Wenn man mehr junge Menschen e rre ichen will, somüssen flexible Einsatzze iten e rmöglich t werden .Desha lb soll de r b ishe r sta rre und ohne Unte rb re -ch u n g vorg e se h e n e b is zu zw ölfm on a tig e Die n stkünftig auch in Ze itb löcken oder in Te ilze it abge le is-te t werden können . Durch d ie Flexib ilisie rung kannman sich stud ien- oder be ru fsbeg le itend engag ie renoder auch d ie Ze it b is zum Beginn des Stud iums oderde r Ausb ildung überbrücken .

Durch d ie Erweite rung der Einsa tzmöglichke itenauf a llen Fe ldern der gemeinnützigen Arbe it sollenüber den b isherigen Bere ich des Fre iwilligen Sozia lenJahres und des Fre iwilligen Ökologischen Jahres h i-naus niedrigschwellige Angebote geschaffen werden .

Für d ie Te ilnehmerinnen und Te ilnehmer an e inemFre iwilligend ienst soll de r pe rsön liche Nutzen we ite re rhöh t werden . Sich fü r d ie Allgemeinhe it zu enga-g ie ren b ring t Lebense rfahrung und sozia le Kompe-tenz. Aber auch das fach liche Wissen wird in vie lenBere ichen e rwe ite rt. Das rech tfe rtig t me ine r Ansich tnach e ine b re ite re Anerkennung , z. B. in Form e inesBonussystems für den Berufszugang .

Wer sich für e inen Fre iwilligendienst sozia l en-gag ie rt, soll ke ine sozialversicherungsrechtlichen, steuerlichen und kinderge ldrechtlichen Nachte ileerle iden . Bezüglich der Kosten sollten auch priva tver-sicherungsrechtliche Lösungen geprüft werden .

Die Bedeu tung des Fre iwilligend ienstes soll durchd ie Ernennung e ines Bundesbeauftragten für denFre iwilligendienst, der jäh rlich im Parlament Berich te rsta tte t, un te rstrichen werden .

Ich möch te e inen we ite ren wich tigen Punk t anspre -chen . Die Bundesreg ie rung ha t den Zivildienst ausEinsparungsgründen , abe r auch wegen de r Wehr-d ienstve rkürzung sehr ausgehöh lt. Das ha t dem so-zia len Engagement de r jungen Menschen e inen he r-ben Rücksch lag ve rse tzt. Desha lb p läd ie re ich da für,dass d ie Te ilnahme an e inem Fre iwilligendienst aufd ie g le iche Stu fe wie de r Zivild ienst geste llt w ird undals Wehrersatzdienst angerechnet werden kann . Aufwelche Weise d ie Anerkennung im Rahmen des Zivil-d ie n stg e se tze s e rfolg t, ist e ig e n tlich zw e itra n g ig .Wich tig ist e ine Rege lung , durch d ie d ie Te ilnahmeam Fre iwilligen Sozia len Jahr und am Fre iwilligenÖkolog ischen Jahr auch dann dem Zivild ienst g le ich-geste llt w ird , wenn de r Te ilnehmer be re its vor dem18. Lebensjahr se inen Dienst ge le iste t ha t und somitnoch n ich t a ls Kriegsd ienstve rwe ige re r ane rkann twerden konn te .

Meine Damen und Herren , e rlauben Sie mir, ange-sich ts de r ve rhee renden Auswirkungen de r Verkür-zung de r Zivild ienstdauer auf d ie vie len Träger im sozia len Bere ich zusä tzlich d ie Einführung e ines all-gemein verpflichtenden Gese llschaftsjahres anzure -gen . Nach meinen Vorste llungen sollte e in a llgemeinverpflich tendes Gese llscha ftsjahr neben dem Wehr-d ienst e ine b re ite Pa le tte von Einsa tzmöglichke itenim sozia le n , ök olog isch e n u n d g e se llsch a ftlich e n Bere ich e röffnen . Jungen Menschen sollte d ie Mög-lichke it gegeben werden , sich e ine fü r sie gee igne teAufgabe auszusuchen , d ie sie e ine Ze it lang ve r-p flich tend ausüben .

Wir stehen am Anfang de r Diskussion . Mir ist k la r,dass ich nur e inen Anstoß geben kann . Zur Deba ttesteh t heu te d ie besse re und a ttrak tive re Ausgesta l-tung de r Fre iwilligend ienste . Dafür werbe ich . Ichhoffe , dass de r Bundesra t d ieses Anliegen in den Aus-schüssen we ite rh in positiv beg le ite t. – Ich bedankemich .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: Mir lie -gen ke ine we ite ren Wortmeldungen vor.

Dann we ise ich d ie Vorlage dem Ausschuss fürFrauen und Jugend – fede rführend – sowie dem Aus-

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Dr. Friedhe lm Repnik (Baden-Württemberg)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 553

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schuss für Arbe it und Sozialpo litik und dem Aus-schuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-he it – mitbe ra tend – zu .

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 12:

Entwurf e ines Gese tzes zur Ein führung undVerwendung e ines Kennze ichens fü r Erzeug-n isse des ökolog ischen Landbaus (Öko-Kenn-ze ichengese tz – ÖkoKennzG –) (Drucksache698/01)

Mir lieg t zunächst e ine Wortmeldung von HerrnMin iste r Stäche le (Baden-Württemberg) vor.

(Zuruf)

– Minister Köberle (Baden-Württemberg) g ib t fü r Mi-n iste r Stäche le e ine Erklärung zu Protokoll*).

Frau Staa tssekre tä rin Görlitz aus Bayern ha t das Wort.

Erika Gˆrlitz (Bayern): Herr Präsiden t! Meine sehrgeehrten Damen und Herren! Die Ge legenhe it zue inem kurzen Wort vor d iesem Hohen Haus ist mirwillkommen. Wenige r willkommen ist mir de r Anlass:Der Bundesra t stimmt heu te über das Öko-Kennze i-chengese tz ab .

Bayern wird dem Ökosiege l von Frau Bundesmin is-te rin K ü n a s t n ich t zustimmen , we il sie damitEtike ttenschwinde l be tre ib t. Sie will uns e twas a lsneues Siege l ve rkaufen , dessen Grund lagen es be -re its se it zehn Jahren g ib t – se it 1991 ist d ie EU-Öko-Verordnung in Kra ft.

Diese sp iege lt den Minimalkonsens inne rha lb de rEuropä ischen Gemeinschaft in Sachen Ökolandbauwider. Das b loße Festha lten an d iesem sehr n iedrigenStandard b ring t den Verbrauchern in Deu tsch landke inen zusä tzlichen Nutzen . Im Gegen te il: Es schade tmehr, a ls e s nü tzt.

In de r Praxis wird es unse re Ökostandards ve rrin -ge rn . Das Ökodumping d ieses Billigsiege ls ist e ineGefahr für unse re Biobauern und ih r hohes Produk t-n iveau , das ihnen d ie deu tschen Ökolandbauverbän-de se it eh und je vorschre iben . Dazu ha t b ishe r inDeutsch land d ie Tota lumste llung des Be triebes aufökolog ischen Landbau gehört. Nun sollen Te ilflächengenügen . Damit wird das Prinzip de r ökolog ischenKre islaufwirtschaft ad absurdum geführt.

So mag jemand ve rfahren , de r im Handstre ich denAnte il de r Bioproduk te auf 20 % ste ige rn will. Wirwerden be i d iesem durchsich tigen Trick n ich t mitma-chen . Wer heu te das Vertrauen de r Verbraucher in e ingese tzliches Ökosiege l gewinnen will, muss Anforde -rungen ste llen , we lche d ie de r EU-Öko-Verordnungdeu tlich übertre ffen .

Ganz siche r gehören zu solchen strengeren Krite -rien die Umste llung des Gesamtbe triebes auf denÖkolandbau , d ie Versorgung de r Tie re mit übe rwie -gend se lbst e rzeug tem Fu tte r sowie de r Aussch luss

von tie r- und fischmehlha ltigen Tie rfu tte rmitte ln fü ra lle Tie ra rten . Dem wird das Künast-Siege l in ke ine rWeise ge rech t.

Bayern wird be i se ine r Förderung de r Ökobe triebeweite rh in an den bekann ten hohen Standards fe stha l-ten . Auch wir sind de r Meinung , dass wir Gütesiege lb rauchen , a lle rd ings auf e inem höheren Niveau , a lsd ie s d ie Bundesmin iste rin möch te . Das von FrauKünast vorgesch lagene Ökoze ichen lehnen wir daherab . – Ich bedanke mich .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: AlsNächste r ha t He rr Pa rlamen ta rische r Staa tssek re -tä r Bern inger (Bundesmin iste rium fü r Verbraucher-schu tz, Ernährung und Landwirtschaft) das Wort.

Matthias Berninger, Parl. Staa tssekre tä r be i de rBundesmin iste rin fü r Verbraucherschu tz, Ernährungund Landwirtschaft: Herr Präsiden t, me ine Damenund Herren! Die Diskussion über e in e inhe itlichesÖkosiege l ist schon ä lte r a ls d ie EU-Öko-Verordnung .Es gab in den ve rgangenen Jahren sehr vie le In itia -tiven ; e ine Re ihe davon war e rfolg los.

Das ha t d ie Verbraucher sehr frustrie rt. Zwar mussübera ll dort, wo „Bio“ oder „Öko“ d raufsteh t, auchBio oder Öko d rin se in . Aber d ie Verunsiche rung de rVerbraucher ist nach wie vor rech t g roß; denn es g ib te ine Vie lzah l von Ze ichen .

Es war daher Zie l de r Bundesreg ie rung , gemeinsammit den Wirtschaftsbe te ilig ten e ine Lösung zu finden .Das ist uns mit dem Bioze ichen ge lungen . Ich kannd ie Vorha ltungen des Landes Bayern an d iese r Ste llen ich t te ilen und will das kurz begründen .

Die En twick lung am Biomark t wird n ich t a lle in vond iesem Ze ichen abhängen , sondern von e inem Mixvie ler Maßnahmen zur Förderung des öko log ischenLandbaus. Wir meinen , e in e inhe itliches Ze ichen e r-möglich t e s künftig , dass d iese Produk te in den Lädenerkann t und dann von den Verbrauchern nachgefrag twerden .

Na tü rlich muss e ine Re ihe we ite re r Maßnahmenfolgen , z. B. d ie Bere itschaft des Lebensmitte le in-ze lhande ls, solche Produk te auch in d ie Rega le zuste llen . Denn dass de r Ante il de r ökolog ischen Pro-duk tion in Deu tsch land so n iedrig ist, häng t auchdamit zusammen, dass sich bestimmte Wirtschaftsbe -re iche , z. B. de r Lebensmitte le inze lhande l, in den ve r-gangenen Jahren zurückgeha lten haben .

Nun kauft de r Lebensmitte le inze lhande l eu ropa-we it e in . Es wäre n iemandem k la rzumachen gewe-sen , warum e in Bioproduk t aus Frankre ich nach de rEU-Öko-Verordnung a ls solches ve rmark te t werdenkann , in Deu tsch land jedoch ke in Siege l e rhä lt. Des-ha lb haben wir uns da für en tsch ieden , e in europaweite inhe itliches Siege l zu schaffen .

Die Frau Staa tssekre tä rin ha t au f d ie höheren deu t-schen Standards h ingewiesen . Die Bundesreg ie rungist mit a llen Be te ilig ten übere ingekommen, auf eu-ropä ische r Ebe ne Ve rä nde runge n he rbe izu füh re n .Das wird sehr ra sch durch e in Memorandum und e ine

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Amtierender Präsident Dr. Henning Scherf

*) Anlage 9

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001554

Diskussion in Brüsse l geschehen . Unse r Zie l besteh tda rin , hohe Ökostandards nich t nur in Deu tsch land ,sondern auf der gesamten europäischen Ebene zuhaben . Da haben Sie sensib le Punk te genann t, e twad ie Frage , woher das Fu tte r kommt.

Dass d ie bayerischen Betriebe unter dem Biosiegelnicht le iden, sondern davon profitieren, kann manschon erkennen. Ein e infaches Beispie l: Heute wirdsehr vie l Biomilch produziert, aber a ls konventionelleMilch vermarkte t, weil es sich bislang nicht ge lohnthat, d iese Milch getrennt e inzusammeln. Davon, dassdie Supermarktketten nun bere it sind, solche Milch mitdem Biozeichen in ihren Regalen anzubie ten , profitie -ren gerade die k le inen bäuerlichen Betriebe in Bayern– ich habe mir e ine Reihe von ihnen angesehen –;denn sie e rha lten , ohne e twas ändern zu müssen , 10 Pfennig pro Lite r Milch mehr. Das sind am Ende desJahres 10 000 DM mehr. Daran können Sie e rkennen ,dass unsere Stra teg ie , den Absa tz insgesamt zu för-dern , n ich t zu Lasten der deutschen Ökolandwirtegeht, sondern im Gegente il dazu führt, dass sie ih reProdukte vermark ten können und dass Perspektivenfür Landwirte en tstehen , d ie umste llen wollen .

Ich kann ja ve rstehen , dass d ie Bayerische Staa tsre -g ie rung unse rem Siege l e in k le instaa tliches Siege len tgegense tzen möch te . Ich empfeh le abe r e inenRundgang auf de r ANUGA, der g rößten Nahrungs-mitte lmesse de r Welt, d ie ich d iese Woche besuch thabe . Dort ist zu besich tigen , wie d ie Lebensmitte l-wirtscha ft und auch andere Be te ilig te reag ie ren : Siekönnen d ieses Ze ichen dort finden .

Ich b in mir siche r, e s wird am Ende hohe Akzep tanzbe i den Verbrauchern finden und unse ren Zie len , fü rmehr Verbraucherschu tz und e ine besse re Umwelt-wirkung landwirtschaftliche r Produk tion zu sorgen ,Rechnung tragen .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: Weite reWortmeldungen liegen mir n ich t vor.

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Empfeh lungender Ausschüsse in Drucksache 698/1/01 sowie e in ge -meinsamer Antrag Bayerns und Baden-Württembergsin Drucksache 698/2/01 vor.

Wir beg innen mit dem 2-Länder-Antrag , be i dessenAn n a h m e d ie Au ssch u sse m p fe h lu n g e n e n tfa lle n .Bitte Handze ichen fü r den Antrag in Drucksache698/2/01! – Minderhe it.

Wir fah ren mit den Ausschussempfeh lungen inDrucksache 698/1/01 fort. Ich ru fe auf:

Ziffe rn 1, 5 und 6 gemeinsam! – Mehrhe it.

Aus den Ausschussempfeh lungen ru fe ich zur Ein -ze labstimmung auf:

Ziffe r 2! – Mehrhe it.

Ziffe r 3! – Mehrhe it.

Ziffe r 4! – Mehrhe it.

Ziffe r 7! – Mehrhe it.

Damit ha t de r Bundesra t zu dem Gese tzen twurf en t-sp rechend Ste llung genommen.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 14:

Entwurf e ines Gese tzes zur Fortführung desSolida rpak tes, zu r Neuordnung des bundes-staa tlichen Finanzausg le ichs und zur Abwick-lung des Fonds „Deutsche Einhe it“ (So lidar-paktfortführungsgese tz – SFG) (Drucksache734/01)

Herr Kollege Ringstorff aus Meck lenburg-Vorpom-mern ha t sich zu Wort gemelde t.

Dr. Harald Ringstorff (Meck lenburg-Vorpommern):Herr Präsiden t! Meine sehr geehrten Damen und Her-ren! Vor de r Sommerpause ist e s uns ge lungen , e inegu te Lösung zur Neuordnung de r Bund-Länder-Fi-nanzbeziehungen auszuhande ln , e ine Lösung , de ra lle Länder und de r Bund zustimmen konn ten . Daswar und ist e ine g roße Le istung . Es ist auch e in k la re rBeweis fü r d ie Handlungs- und Ein igungsfäh igke itvon Bund und Ländern sowie e in sich tba res Ze ichendafür, dass d ie gemeinsame Finanzveran twortung vonOst und West fortgeschrieben wird .

Heu te g ilt e s, mit dem Solida rpak tfortführungs-gese tz das, was wir damals gemeinsam an Eckpunk-ten zum Finanzausg le ich und zum Solida rpak t IIfe stge leg t haben , gese tzlich umzuse tzen . Es g ilt, d iee rzie lten Übe re inkün fte auch ta tsäch lich in s Zie l zu b ringen . Wir wollen , dass das Solida rpak tfortfüh-rungsgese tz rech tze itig zum 1. Januar 2002 in Krafttre ten kann .

Soll d ie se r Ze itp lan e ingeha lten werden , so kann esje tzt n ich t da rum gehen , zwischen Bund und Ländernnoch bestehende Meinungsun te rsch iede über d ie An-wendung des Deckungsquotenverfahrens und zurFrag e g e tre nnte r Re g e lkre ise b e im Fa m ilie n le is-tungsausg le ich g le ich mit zu lösen . Das soll in e inemnächsten Schritt geschehen . So haben wir e s in denEntschließungen des Bundestages und des Bundesra-tes verabrede t. Und was man ve rabrede t, sollte auchge lten .

Diesen Verabredungen zwischen Bund und Län-dern wird in dem vorliegenden Gese tzen twurf n ich tRechnung ge tragen . So wird zur vertikalen Umsatz-steuerverte ilung e inse itig an de r Position des Bundeszur Method ik de r Deckungsquotenberechnung fest-geha lten und de r g rundgese tzlich ve rankerte zwe iteRege lk re is be im Familien le istungsausg le ich neg ie rt.Diese Prob lematik ist sehr komplex und be inha lte twegen ih res Stre itwertes von ca . 20 Millia rden DMein hohes Konflik tpotenzia l zwischen Bund und Län-dern . Alle in für Mecklenburg-Vorpommern e rg ib tsich da raus e in Einnahmerisiko von 440 MillionenDM. Das sind Dimensionen , me ine Damen und Her-ren , d ie angesich ts de r angespann ten Hausha ltssitua -tion de r Länder n ich t zu bewältigen sind .

Ebenso wenig wird das ve rabrede te Verfahren zurinnerstaa tlichen Umse tzung de r Fiskalkriterien desEG-Vertrages berücksich tig t. H ie r ha tten sich Bundund Länder da rauf ve rständ ig t, ih ren strik ten Konsoli-d ie rungskurs fortzuse tzen . Nun sind abe r in dem vorliegenden Gese tzen twurf Formulie rungen zur Ein -ha ltung de r Hausha ltsd iszip lin im Rahmen de r Eu-

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Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 555

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ropä ischen Wirtschafts- und Währungsun ion zu fin -den , d ie we it übe r das Erforde rliche h inausgehen undd ie ve rfassungsrech tlich ga ran tie rte Haushaltsauto-nomie der Länder e inschränken .

Damit können sich d ie Länder na tu rgemäß n ich te inverstanden e rk lä ren , würde uns doch auf d ieseWeise notwendige r Handlungssp ie lraum genommen.Das he ißt n ich t, dass d ie Länder d ie Notwendigke itde r Haushaltskonso lidierung bestre iten . Die Haus-ha ltskonsolid ie rung ist e in gemeinsames politischesZie l, das Bund , Länder und Gemeinden jewe ils in au-tonomer Veran twortung se it Jahren e rfolg re ich ve rfol-gen . Dies werden wir auch in Zukunft fortse tzen . DerVorsch lag de r Länder zur Ergänzung des Haushalts-grundsätzegese tzes bring t d ies k la r zum Ausdruck ,ve rmeide t abe r e ine unzu lässige Einschränkung de rH a usha ltsa u tonomie de r Lä nde r und Ge me inde n .Also: Hausha ltskonsolid ie rung ja , Eingriff in d ie e i-g e n ve ra n tw ortlich e H a u sh a ltsfü h ru n g d e r Lä n d e rne in !

Meine Damen und Herren , wenn d ie genann ten Re-ge lungen so b le iben , wie vom Bund vorge leg t, ist imVerlauf de r pa rlamenta rischen Bera tungen mit e inemVermittlungsverfahren zum Solida rpak tfortführungs-gese tz zu rechnen . Damit besteh t d ie Gefahr, dass dasSolida rpak tfortführungsgese tz n ich t rech tze itig zum1. Januar 2002 in Kra ft tre ten kann , und d ie zum Ab-sch luss de r Verhand lungen zum bundesstaa tlichenFinanzausg le ich zum Solida rpak t II bekunde te Ein ig -ke it von Bund und Ländern sowie d ie damit ve rbun-dene Glaubwürd igke it de r Hande lnden würden inFrage geste llt. Daran kann uns n ich t ge legen se in .

Darüber h inaus würde e in verzögertes Inkrafttre -ten des Solida rpak tfortführungsgese tzes insbesonde-re für die ostdeutschen Länder neue , nich t ka lku lie r-ba re Schwierigke iten mit sich b ringen . Ich beziehemich auf d ie im Gese tzen twurf ge rege lte Umwid-mung de r Mitte l des Investitionsförde rungsgese tzesin d ie Son d e rb e d a rfs-Bu n d e se rg ä n zu n g szu w e isu n -gen fü r te ilungsbed ing te Sonderlasten ab 1. Januar2002, d ie in den En twürfen de r Hausha lte fü r 2002 be -re its Berücksich tigung ge funden ha t. Dafür müssenje tzt d ie re ch tlich e n Vora u sse tzu n g e n g e sch a ffe nwerden .

Ich b itte daher d ie Bundesreg ie rung und den Bun-destag nachdrück lich , Bezug nehmend auf d ie e in -stimmig e rgangenen Empfeh lungen des Finanzaus-schusses, d ie Lösung de r genann ten Konflik tpunk ten ich t an den vorliegenden Gese tzen twurf zu koppe ln .

Meine Damen und Herren , was wir je tzt b rauchen ,ist e in fa ire s und züg iges Gese tzgebungsverfahren ,das in e inem e rsten Schritt d ie Umse tzung de r unstrit-tigen Punk te des bundesstaa tlichen Finanzausg le ichsund das Inkra fttre ten d iese r Rege lungen zum 1. Janu-a r 2002 siche rste llt. Wenn das ge länge , könn ten wir – wie ve rabrede t – in e inem zweiten Schritt b is zumEnde de r lau fenden Leg isla tu rpe riode d ie übrigenwich tigen Frageste llungen k lä ren . Das sollte unse rZie l se in .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: NächsteWortmeldung : Herr Min iste r Gerhards (Sachsen-An-ha lt).

Wolfgang Gerhards (Sachsen-Anha lt): Herr Präsi-den t, me ine Damen und Herren! Mit dem Entwurf de rBundesreg ie rung fü r e in Solida rpak tfortführungsge-se tz wird nach de r Verabsch iedung des Maßstäbege-se tzes nun d ie zwe ite Stu fe im pa rlamenta rischenVerfahren genommen, über das Jahr 2004 h inaus fü rd ie ostdeu tschen Länder Planungssicherhe it für dieFortführung des Aufbaus Ost zu schaffen. Der Ge-se tzen twurf geh t dabe i von den g le ich lau tenden Ent-schließungen von Bundestag und Bundesrat zumMaßstäbegese tz aus, d ie d ie Verabredungen de r Re-g ie rungschefs von Bund und Ländern insbesonderezum Solidarpakt II und zum bundesstaa tlichen Finanz-ausg le ich wiedergeben .

Ich danke de r Bundesreg ie rung ausdrück lich da für,dass sie den vorgesehenen Ze itp lan e ingeha lten undsofort nach de r Sommerpause den zweiten Te il d ie sesGese tzgebungspake ts vorge leg t ha t. Die inzwischenerfolg te Einbringung wortg le iche r Frak tionsen twürfeim Bundestag ist siche rlich auch h ilfre ich , um d ie not-wendige Neurege lung b is zum Jahresende zu ve rab-sch ieden .

Ein wesen tliche r Bestand te il des Solida rpak ts II istd ie fortgese tzte Gewährung von Sonderbedarfs-Bun-desergänzungszuweisungen – wir haben das den„Korb I“ genann t –, d ie de r Gese tzen twurf fü r jedesostdeu tsche Land in den Jahren 2005 bis 2019 fe st-leg t.

Auch d ie Überführung de r Mitte l nach dem Investi-tionsförde rungsgese tz Aufbau Ost in Sonderbedarfs-Bundese rgänzungszuweisungen be re its ab dem Jahre2002 wird durch den Gese tzen twurf p räzise umge-se tzt. Damit wird in den ostdeu tschen Ländern künf-tig das de ta illie rte und fü r a lle Be te ilig ten – Bund ,Länder und Kommunen – mit hohem Verwaltungsauf-wand ve rbundene Abrechnungsverfahren im Zusam-menhang mit den Investitionsh ilfen en tfa llen können .Um d iese Zie lse tzung de r politischen Verabredungender Reg ie rungschefs vom Jun i möglichst noch frühere rre ichen zu können , ha t me in Land auch e inen An-trag e ingebrach t, nach dem bere its ab dem Berich ts-jah r 2001 e in ve re in fach tes Abrechnungsverfahrenangewende t werden soll.

Mit dem Solida rpak tfortführungsgese tz n ich t zu ko-d ifizie ren sind d ie Vere inbarungen zum Korb II, a lsozu den überproportiona len Le istungen des Bundes fü rd ie ostdeu tschen Länder be i den we ite ren Mischfi-nanzierungen, be i de r Behand lung de r EU-Struktur-fonds sowie be i de r au fbaupolitischen Zie lse tzung de rInvestitionszu lage mit e inem Volumen von de rze itüber 5 Millia rden Euro jäh rlich . Wir gehen h ie rbe idavon aus, dass d ies durch den Bund genauso zie lge -rich te t umgese tzt wird , wie de r Gese tzen twurf denKorb I behande lt.

Auch be i de r horizontalen Umsatzsteuerverte ilungund im Länderfinanzausg le ich wird de r un te r denLändern ge fundene Kompromiss durch den Gese tz-en twurf orden tlich wiedergegeben . Die Stu fen vonbundesstaa tliche r Steuerve rte ilung und Finanzaus-g le ich gegenüber dem je tzigen System werden ve r-e in fach t, transparen te r gemach t und im Hinb lick aufVorgaben des Bundesverfassungsgerichts angepasst.

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Dr. Harald Ringstorff (Meck lenburg-Vorpommern)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001556

Frau Kolleg in Hendricks, ich habe je tzt das ge tan ,was Herr Kollege S c h i l y heu te Morgen e ingefor-de rt ha t: Ich habe d ie Bundesreg ie rung wirk lich aus-führlich ge lob t. Aber d ieses Lob finde t e in Ende – de rMin iste rp räsiden t des Landes Meck lenburg-Vorpom-mern ha t d ies be re its angedeu te t – be i de r von de rBundesreg ie rung beabsich tig ten Rege lung zur ve rti-k a le n Um sa tzste u e rve rte ilu n g , d e m Be re ich d e sDe ck u n g sq u ote n ve rfa h re n s u n d d e s Fa m ilie n le is-tungsausg le ichs.

En tgegen den Verabredungen de r Reg ie rungschefsvon Bund und Ländern ist in Artike l 5, dem neuen Fi-nanzausg le ichsgese tz, un te r § 1 vollständ ig d ie Positi-on des Bundesfinanzmin iste riums formulie rt worden .Bund und Ländern war schon vor ih ren Gesprächenim Jun i be ide rse itig k la r, dass in de r vertikalen Um-satzsteuerverte ilung sowohl be i de r Method ik desDeckungsquotenverfahrens a ls auch be i de r Fragezweie r getrennter Rege lkre ise Dissens besteh t. Die -se r Dissens besteh t be re its se it e in igen Jahrzehn ten .

Am Ende d re ie r Tage und Näch te stand desha lbzwischen Bund und Ländern das Verständn is, dassgegenwärtig d ie unprob lematischen Punk te abgear-be ite t werden sollen , während d ie bestehenden Mei-nungsun te rsch iede zu e inem spä te ren Ze itpunk t inde r lau fenden Wahlperiode des Bundestages e ine rgese tzlichen Rege lung zuzuführen sind . Dies geschahauch vor dem Hin te rg rund , dass wesen tliche Rege-lungen fü r d ie ostdeu tschen Länder be im Investiti-onsförderungsgesetz Aufbau Ost und be i den Sonder-beda rfs-Bundese rgänzungszuweisungen , abe r auchfür d ie westdeu tschen Länder und Berlin be im Fonds„Deutsche Einhe it“ bere its zum 1. Januar 2002 inKra ft tre ten sollen und desha lb ke ine Verzögerungdulden . Erst d ie ses Verständn is e rmöglich te den Kom-promiss und den Erfolg .

Ich e rinnere auch an d ie deu tlichen Ausführungenu n d G ru n d g e se tzzita te d e s Kolle g e n Profe ssorFa ltlhause r zu den zwei Rege lk re isen an lässlich dese rsten Durchgangs zum Maßstäbegese tz in d iesemHause .

Meine Bitte an den Bund lau te t, das, was von unsa llen im Sommer a ls Sternstunde des Föderalismusgefe ie rt wurde , n ich t mit e inem Prob lem zu be frach-ten , das in d iesem Gese tz un te r den bestehenden ze it-lichen Vorgaben n ich t zu lösen ist. Die Länder habendesha lb e inen Vorschlag zu § 1 formulie rt, de r vomSta tus quo ausgeh t und d ie In te ressen be ide r Se itenwahrt. Für d ie Stimmungslage in den ostdeu tschenLändern wäre fa st n ich ts ungünstige r a ls de r Ein -druck , dass sie fü r d ie Position des Bundes in Haftunggenommen werden könn ten . Wir sollten uns desha lbgegenwärtig au f da s be sch ränken , was zwischenBund und Ländern im Jun i e invernehmlich ve rabre -de t worden ist.

Ein we ite re r k ritische r Punk t – auch da rauf ha t HerrMin iste rp räsiden t Ringstorff h ingewiesen – ist d ieFrage e ine r gese tzlichen Rege lung zur Einha ltung de rHaushaltsdisziplin im Rahme n de r Euro päische nWirtschafts- und Währungsunion. Hier stehen Bundund Länder – be i g rundsä tzliche r Anerkennung desEuropä ischen Stab ilitä tspak tes – se it Jahren im Dis-

se n s ü b e r d ie G e sta ltu n g e in e s in n e rsta a tlich e n Ve rfa h re n s im Ein ze ln e n . Au ch w e n n sich e in eAnnäherung abze ichne t, b le ib t doch h ie r und heu ted ie en tsche idende Frage , ob e ine Rege lung im Soli-da rpak tfortführungsgese tz unabd ingbare Vorausse t-zung fü r d ie g rund legende Zie lse tzung des Gese tzes,nämlich d ie Fortführung des Aufbaus Ost und d ieN e u ord n u n g d e s b u n d e ssta a tlich e n Fin a n za u s-g le ichs, ist. Sollten wir im we ite ren Verfahren n ich t zue ine r be ide rse its trag fäh igen Lösung kommen, wärees a ls zwe itbeste Lösung siche rlich sinnvolle r, an d ie -se r Ste lle au f e ine Rege lung zu ve rzich ten , ohne siea lle rd ings aus den Augen zu ve rlie ren . Es läge dannim Sinne de r Absprachen vom Jun i, wenn d ie in dasHaushaltsgrundsätzegese tz aufzunehmenden Verfah-rensrege lungen zur Einha ltung de r Hausha ltsd iszi-p lin im Rahmen de r Europä ischen Wirtschafts- undWährungsun ion ze itlich n ich t mit den b is zum Jahres-ende notwendige rwe ise umzuse tzenden Inha lten un-abd ingbar ve rknüpft würden .

Es en tsp räche dem Geist de r Verhand lungen vomJuni, d ie be iden genann ten offenen Punk te ohne for-mal stre itiges Verfahren – e twa im Vermittlungsaus-schuss – im Konsens zu rege ln . Mich stimmt op timis-tisch , dass de r Bundesfinanzmin iste r inzwischen zue inem Gespräch spezie ll übe r d iese be iden Punk tee inge laden ha t. Das mach t mich zuversich tlich , dassbe i a llen Be te ilig ten de r fe ste Wille vorhanden ist, d ieoffenen Fragen im gu ten Einvernehmen so zu bean t-worten , dass im Bundestag und im Bundesra t noch ind iesem Jahr deu tliche Mehrhe iten e rre ich t werden . –Schönen Dank .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: NächsteWortme ldung : Fra u Pa rla me n ta rische Sta a tsse k re -tä rin Dr. Hendricks (Bundesfinanzmin iste rium).

Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staa tssekre tä rin be imBundesmin iste r de r Finanzen : Herr Präsiden t, me ineDamen und Herren! In de r Ta t – wir haben es gemein-sam a ls Sternstunde des Föderalismus be trach te t, a lses uns im Sommer d ieses Jahres ge lungen ist, Pla -nungssiche rhe it insbesondere fü r d ie neuen Bundes-länder fü r d ie Dauer von zwei Jahrzehn ten he rzuste l-len . Es war uns k la r, dass wir in de r Umse tzung desMaßstäbegese tze s mit dem vorliegenden En twurfe ines Solida rpak tfortführungsgese tzes noch n ich t a lleFragen abschließend behandelt haben.

Rich tig ist – Herr Min iste rp räsiden t Ringstorff ha t e sgesag t –: Es hande lt sich um schwie rige Rech tsgegen-stände . Gle ichwohl sind d iese schwie rigen Rech tsge -genstände n ich t nur h in re ichend , sondern vollständ igdurchdrungen , und zwar sowohl se itens de r Ländera ls auch des Bundes. Es geh t je tzt um d ie politischeEin igung . Es g ib t e ine un te rsch ied liche In te ressen la -ge . Wir b rauchen uns gegense itig n ich ts vorzuma-chen : Die Länder haben e ine andere In te ressen lagea ls de r Bund .

Je tzt kommt es da rauf an , d ie In te ressen lagen aufe inen Kompromiss zuzuführen . Aus de r Sich t desBundes kann ich n ich t ve rstehen , warum das in denersten Mona ten des nächsten Jahres ehe r möglich

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Wolfgang Gerhards (Sachsen-Anha lt)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 557

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se in soll a ls in den le tzten Mona ten d ieses Jahres.Wenn de r Ein igungswille im le tzten Quarta l des Jah-res 2001 n ich t vorhanden ist, dann ist e r auch im e rs-ten oder zwe iten Quarta l des Jahres 2002 n ich t vor-h a n d e n , u n d a lle s, w a s d a n a ch g e sch ä h e , fie leohneh in de r Diskon tinu itä t de r Gese tzgebung desDeutschen Bundestages anhe im.

In d iesem Wissen sollten wir wie e rwachsene Men-schen mite inander umgehen . Es geh t im Wesen tli-chen um zwei Punk te ; sie sind von meinen Vorred-ne rn iden tifizie rt worden . Der e ine Punk t ist de re ig e n e Re g e lkre is für d e n Familie nle istung saus-g le ich im Rahmen de r Deckungsquotenberechnung ,de r andere Punk t – das b itte ich in Rich tung auf d ieLänder sagen zu dürfen – be trifft d ie europarechtli-che Umsetzung des Stabilitätspaktes in den Ländern.

Das he ißt n ich t, dass wir e twa in d ie Hausha ltsho-he it de r Länder e ingre ifen wollen . Das g ib t de r En t-wurf, den d ie Bundesreg ie rung vorge leg t ha t, nunwirk lich n ich t he r. Vie lmehr wollen sich – ich fasse e se twas un techn isch zusammen – d ie Länder ve rpflich -ten , jewe ils fü r sich zu e rk lä ren , zu we lchem Ze it-punk t sie e rstma ls e inen ausgeg lichenen Hausha ltvorlegen wollen . Darüber wollen sie im Finanzp la -nungsra t be rich ten . Sank tionen g ib t e s n ich t. Wo a lsowird in d ie Hausha ltshohe it de r Länder e ingegriffen ,wenn d iese se lbe r bestimmen können , wann sie e inenausgeg lichenen Hausha lt vorlegen? Sie be rich tendarüber im Finanzplanungsrat, in dem ohneh in überd ie Entwicklung der Haushalte disku tie rt wird . Sielegen g le ichsam e inen Fortschrittsbericht vor. Da esve rfa ssu n g sre ch tlich ke ine Sanktio ne n g ib t, sin dauch ke ine angedach t.

Wir sollten d ie Kirche im Dorf la ssen . Es ist ke inEingriff in d ie Hausha ltshohe it de r Länder gep lan t,sondern es geh t um e ine Se lbstbindung . Diese Mini-malanforderung müssen wir vor dem Hin te rg runddes europä ischen Rech ts ste llen . Dah in te r kann de rBund a lle rd ings n ich t wesen tlich zurückgehen .

Gle ichwohl: Kompromiss bedeu te t immer e in Auf-e inander-Zugehen von be iden Se iten . Die Bundesre -g ie rung ist dazu be re it. Wir e rwarten abe r von denLändern , dass d ie Ein igung mit uns und dem Deut-schen Bundestag noch in d iesem Jahr zu Standekommt. Es g ib t ke ine rle i Anha ltspunk te da für, warumdas im nächsten Jahr e in facher oder ehe r möglichse in soll. Alle in de r politische Wille mag in d iesemJahr vie lle ich t noch n ich t h in re ichend vorhandense in . – Danke schön .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: HerrMinister Köberle (Baden-Württemberg) ha t e ine Er-klärung zu Protokoll*) gegeben . – Weite re Wortmel-dungen liegen n ich t vor.

Wir kommen zur Abstimmung . Hie rzu liegen Ihnend ie Au ssch u sse m p fe h lu n g e n in d e n Dru ck sa ch e n734/1/01 und zu 734/1/01 vor.

Aus de r Ausschussdrucksache 734/1/01 ru fe ichzunächst d ie Ziffe r 3 auf. Wer ist h ie rfü r? – Mehrhe it.

Nun das Handze ichen fü r a lle übrigen Ziffe rn ! –Das ist e instimmig .

Der Bundesra t ha t en tsp rechend Ste llung genom-men.

Tagesordnungspunkt 15:

Entsche idung über Fristverlängerung gemäßArtike l 76 Abs. 2 Satz 3 GG

Entwurf e ines Gese tzes zur Ein führung desd ia g n ose -orie n tie rte n Fa llp a u sch a le n syste m sfü r Kra n k e n h ä u se r (Fallpauschale ng e se tz –FPG) (Drucksache 701/01)

Der Ständ ige Be ira t sch läg t vor, zu d iesem Gese tz-en twurf de r Bundesreg ie rung e ine Verlängerung de rFrist zu r Ste llungnahme gemäß Artike l 76 Abs. 2 Sa tz3 des Grundgese tzes zu ve rlangen . Zur Begründungverweise ich auf d ie Ihnen vorliegende Drucksache701/1/01.

Wer dem Vorschlag des Ständigen Be irates folgenmöchte , den b itte ich um das Handze ichen . – Es ist sobeschlossen.

Tagesordnungspunkt 16:

Entwurf e ines Gese tzes zur Neurege lung desWaffe nre chts (Wa ffRN e u Re g G ) (Dru ck sa ch e596/01)

Wortmeldungen liegen n ich t vor. – Eine Erklärungzu Protokoll*) gib t Herr Minister Schuster (Thürin -gen).

Die Au ssch u sse m p fe h lu n g e n e rse h e n Sie a u sDrucksache 596/2/01. Zusä tzlich liegen e in AntragThüringens in Drucksache 596/3/01 und ach t Anträgeder bayerischen Landesreg ie rung in den Drucksa -chen 596/4 b is 11/01 vor.

Zur Einze labstimmung ru fe ich auf:

Ziffe r 6! – Mehrhe it.

Je tzt b itte das Handze ichen zu dem bayerischenAntrag in Drucksache 596/4/01! – Minderhe it.

Der bayerische Antrag in Drucksache 596/5/01! –Minderhe it.

Aus den Ausschussempfeh lungen :

Ziffe r 19! – Minderhe it.

Zum bayerischen Antrag in Drucksache 596/6/01! –Minderhe it.

Zurück zu den Ausschussempfeh lungen :

Ziffe r 23! – Mehrhe it.

Ziffe r 24! – Mehrhe it.

Zu den im Sachzusammenhang stehenden Ziffe rn27, 47 und 121 sowie den mit de r le tztgenann ten Zif-fe r in Kon k u rre n z ste h e n d e n La n d e sa n trä g e n inDrucksachen 596/3 und 11/01! Ich ru fe auf:

Ziffe r 27! – Mehrhe it.

Ziffe r 47! – Mehrhe it.

(C)

(D)

Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks

*) Anlage 10 *) Anlage 11

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001558

Nun zum Antrag in Drucksache 596/11/01, be i des-sen Annahme de r Antrag Thüringens und d ie Ziffe r121 en tfa llen . Wer stimmt dem Antrag zu? – Minder-he it.

Bitte das Handze ichen zum Antrag Thüringens, de rZiffe r 121 en tfa llen lä sst! – Minderhe it.

Das Handze ichen zu Ziffe r 121 de r Ausschussemp-feh lungen! – Mehrhe it.

Ziffe r 31! – Minderhe it.

Ziffe r 32! – Mehrhe it.

Ziffe r 33! – Minderhe it.

Ziffe r 34! – Mehrhe it.

Ziffe r 36! – Mehrhe it.

Nun zum Antrag in Drucksache 596/7/01! Werstimmt zu? – Minderhe it.

Wir kommen zum bayerischen Antrag in Drucksa -che 596/8/01, be i dessen Annahme Ziffe r 41 e rled ig tist. Wer ist fü r den bayerischen Antrag? – Minderhe it.

Bitte das Handze ichen zu Ziffe r 41! – Mehrhe it.

Zum bayerischen Antrag in Drucksache 596/9/01!Wer ist da fü r? – Minderhe it.

Aus den Ausschussempfeh lungen :

Ziffe r 48! – Mehrhe it.

Ziffe r 52! – 35 Stimmen; Mehrhe it.

Ziffe r 53 en tfä llt.

Zum bayerischen Antrag in Drucksache 596/10/01! –Minderhe it.

Weite r mit den Ausschussempfeh lungen :

Ziffe r 57! – Mehrhe it.

Ziffe r 60! – Mehrhe it.

Ziffe r 66! – Minderhe it.

Bitte das Handze ichen zu Ziffe r 67! – Mehrhe it.

Ziffe r 76! – Mehrhe it.

Ziffe r 119! – Mehrhe it.

Nun b itte das Handze ichen zu a llen noch n ich t e rle -d ig ten Ziffe rn ! – Mehrhe it.

Der Bundesra t ha t en tsp rechend Ste llung genom-men.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 17:

Entwurf e ines Versorgungsänderungsgese tzes2001 (Drucksache 735/01)

Herr Min iste r Köberle (Baden-Württemberg), b itte .

Rudolf Kˆberle (Baden -Württembe rg ): Ve reh rte rHerr Präsiden t! Liebe Kolleg innen , liebe Kollegen!Der En twurf e ine s Ve rsorgungsände rungsgese tze s2001 zie lt im Kern da rauf ab , d ie Ren tenre form wir-kungsg le ich auf d ie Beamtenversorgung zu übertra -gen . Dabe i ve rsuch t d ie Bundesreg ie rung den Ein-

druck zu ve rmitte ln , e s se i aus Gründen de r sozia lenGerech tigke it notwend ig , d ie sen we it re ichendenSchritt zu tun .

Der Gese tzen twurf ist abe r a lle s andere a ls sozia lge rech t und ausgewogen . Für den Fa ll de r Umse t-zung werden d ie Beamten in g ravie render Weise zurKasse gebe ten , ohne dass d ie rech tlichen und ta tsäch-lichen Rahmenbed ingungen be rücksich tig t würden .Die Pläne de r Bundesreg ie rung laufen desha lb aufwe ite re massive , sach lich n ich t zu rech tfe rtigendeEinschnitte zu Lasten der Beamtenschaft hinaus.

Der Gesetzentwurf führt zum einen zu e inem völli-gen Systembruch. Es ist unbestritten , dass es sich beimRentenrecht und der Beamtenversorgung um zwei un-terschiedliche Versorgungssysteme handelt, d ie n ichtsystemwidrig g le ich behandelt werden dürfen.

Die Beamtenve rsorgung ist e ine Vollve rsorgungund damit mehr a ls e ine gese tzliche Ren te . Die Beam-ten e rha lten be isp ie lswe ise se it jehe r niedrigere Brut-tobezüge mit de r Begründung , sie müssten sch ließlichke ine Be iträge fü r ih re Versorgung aufbringen , we ilde r Staa t d ie Versorgung gewährle iste . Wenn de rBund a lso d ie Ren tenre form schematisch – in de rSprache des Gese tzes: „ systemgerech t“ – auf d ie Be-amtenversorgung überträg t, ve rg le ich t e r Dinge , d ien ich t mite inander ve rg lichen werden können .

Wegen des g rundsä tzlich un te rsch ied lichen Cha-rak te rs de r Versorgungssysteme ve rb ie te t sich mith injeg liche Übertragung von ren tenrech tlichen Maßnah-men in das Beamtenrech t.

Geh t man g le ichwohl d iesen Weg , sind Konfliktemit der Verfassung – den he rgebrach ten Grundsä tzendes Berufsbeamten tums – unausweich lich .

Das Beamtenrech t ist gepräg t durch den Grundsatzder une ingeschränkten Alimentationsverpflichtungde s Die nsthe rrn u n d d e m d a ra u s re su ltie re n d e n geschü tzten Vertrauen des Beamten auf e ine an-gemessene Versorgung . Es ist desha lb n ich t mit Arti-ke l 33 Abs. 5 Grundgese tz ve re inbar, Beamte e rgän-zend zum Ausg le ich von Alimenta tionsdefiziten aufden Aufbau e ine r e igenen Alte rsve rsorgung zu ve r-we isen .

Hinzu kommt, dass Sparmaßnahmen des Gesetzge-bers gerecht und sozia l ausgewogen se in müssen, a lsonicht im Übermaß zu Lasten e iner bestimmten Perso-nengruppe vorgenommen werden dürfen. Auch in d ie-sem Bereich sind die Pläne der Bundesregierung nichtnachvollziehbar. Sie lassen völlig außer Acht, dass d ieBeamten und Versorgungsempfänger erhebliche Vor-le istungen in der Vergangenheit erbracht haben.

Es ist unbestritten , dass d ie Beamten im Besol-dungs- und Versorgungsbere ich massive Einschn itteh innehmen mussten . Alle in durch d ie e rst d re i Jahrezu rück liegende Dienstrechts- und Versorgungsre -form wurden Kürzungen in Millia rdenhöhe ve rur-sach t. H ie rzu gehören Änderungen in der Beso l-dung sstruktur, Be züg e anpassung e n u n te rh a lb d e rTarifabsch lüsse , Ein frie ren de r jäh rlichen Sonderzu-wendungen und vor a llem d ie Bildung der Versor-gungsrücklage , die zu e inem deu tlichen Absinkendes Einkommensn iveaus ge führt ha t.

(A)

(B)

(C)

(D)

Amtierender Präsident Dr. Henning Scherf

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 559

(A)

(B)

Der Gese tzen twurf de r Bundesreg ie rung ignorie rt,dass de r Bund in de r Vergangenhe it mit dem Dienst-rech tsre formgese tz und dem Versorgungsre formge-se tz e inschne idende Maßnahmen e rg riffen ha t, umden Pensionslasten wirksam zu begegnen . Ansta ttabzuwarten und anhand de r Zahlen des 2. Versor-gungsberichts genau zu ana lysie ren , ob und , wenn ja ,we lche we ite ren Reformschritte geboten sind , wirdohne Rücksich t au f Verluste d ie Brechstange e inge-se tzt. Kurz vor dem Wahljahr 2002 wird ve rsuch t, ina lle r Eile e in Gese tzgebungsvorhaben durchzupe it-schen , das an den Grund lagen des Berufsbeamten-tums rü tte lt.

Der Gese tzen twurf lä sst k la r da rauf sch ließen , wied ie Bundesreg ie rung zum Berufsbeamten tum steh t,und es ist zu ve rmuten , dass we ite re Schritte zu r suk-zessiven Demontage des Beamten tums folgen .

Mit Baden-Württemberg wird es ke ine Abschaffungdes Berufsbeamten tums geben . Baden-Württembergkann dem Gese tzen twurf, soweit e r d ie Übertragungder Ren tenre form auf d ie Beamtenversorgung be trifft,aus den genann ten Gründen n ich t zustimmen. Ichb itte Sie um Unte rstü tzung unse res Antrags.

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: NächsteWortmeldung : Kollege Gnauck (Thüringen).

J¸rgen Gnauck (Thüringen): Herr Präsiden t! Meinesehr ve rehrten Damen und Herren! Die Deu tschenwerden wenige r, abe r da fü r ä lte r. Den Bürgerinnenund Bürgern unse res Landes ist, so denke ich , inzwi-schen bewusst geworden , dass d ie En twick lung de rAlte rsstruk tu r zu e rheb lichen , te ilwe ise schmerzli-chen Veränderungen führen wird , und zwar be i a llenAlte rsve rsorgungssystemen .

Zustimmung werden jedoch nur solche Verände-rungen finden , d ie notwendige Belastungen g le ich-mäßig verte ilen. Keine Gruppe da rf benach te ilig toder bevorzug t werden .

Mit dem vorliegenden Gese tz werden aber Beamteunverhä ltn ismäßig be laste t. Der Gese tzen twurf igno-rie rt Vorle istungen, die die Beamten und Versor-g ung se mpfäng e r in d e r Ve rg a n g e n h e it e rbrachthaben, und e r en ttäuscht das Vertrauen der Pensionä-re in d ie e rworbenen Ansprüche auf Alte rsversorgung,ohne ihnen d ie Möglichke it zu geben , d ie Kürzungendurch priva te Vorsorgemaßnahmen aufzufangen , was– das ha t mein Vorredner schon be tont – auch unte rdem Gesich tspunkt des Alimenta tionsgrundsa tzes inArtike l 33 Abs. 5 des Grundgese tzes verfassungsrecht-lich bedenklich ist.

Zu den Änderungsan trägen des Innen- und des Fi-nanzausschusses wurde schon Ste llung genommen.Ich möch te mich auf Ziffer 13 der Empfehlungsdruck-sache konzen trie ren . Es hande lt sich dabe i um e ineThüringer In itia tive , um e ine Rege lung , d ie ve rh in -de rn soll, dass e s in de r Beamtenversorgungs-Über-gangsverordnung zu ze itwe iligen Ungle ichbehand-lungen kommt.

Unte r den h istorischen Umständen des Vere in i-gungsprozesses konn ten e ine Re ihe von Landrä ten

oder Bürgermeiste rn d ie Vorausse tzungen des § 66des Beamtenversorgungsgese tzes fü r e ine ve rbesse r-te Versorgung de r Wahlbeamten n ich t e rfü llen . Fürd ie kommuna len Wahlbeamten de r „e rsten Stunde“war e s nun wirk lich n ich t vordring lich , sich um d iegese tzlichen Fe inhe iten und Fristenrege lungen desBeamtenversorgungsrech ts und d ie Sicherung ih re rAlte rsbezüge zu kümmern .

Hinzu kommt, dass d ie en tsp rechenden bundes-rech tlichen Rege lungen zum Ze itpunk t de r e rstenfre ien Kommuna lwahlen – ich e rinnere da ran : Mai1990, a lso vor de r Wiederve re in igung – noch n ich tga lten und d ie notwendigen landesrech tlichen Be-stimmungen vor de r Wiedergründung de r jungenLänder n ich t existie ren konn ten . Je tzt, nach zwei auf-re ibenden Leg isla tu rpe rioden und nachdem sie e ineimmense Aufbau le istung e rb rach t haben , gehen vie lek om m u n a le Wa h lb e a m te in d e n ju n g e n Lä n d e rndurch das ehe r zufä llige Zusammentre ffen ve rsch ie -dener Vorschriften quasi lee r aus, wenn wir n ich t ge -gensteue rn .

Nach umfangre ichen Vora rbe iten ha t de r Bundesra tdankenswerte rwe ise im Jun i d ieses Jahres e inen Ver-ordnungsen twurf zu r Ergänzung der Beamtenversor-gungs-Übergangsverordnung besch lossen und de rBundesreg ierung zuge le ite t. Für mich unverständ-lich , Herr Staa tssekre tä r, ha t d ie Bundesreg ie rungd iesen En twurf jedoch nur in ve rkürzte r Form in denvorlie g e n d e n G e se tze n tw u rf ü b e rn om m e n . Du rchden Wegfa ll e ines e inzigen , abe r maßgeb lichen Sa t-zes werden d ie Landrä te und Bürgermeiste r, d ie nachzwei Leg isla tu rpe rioden ausgesch ieden oder be i de rle tzten Kommuna lwahl in Thüringen n ich t wiederge -wählt worden sind , um d ie ve rbesse rte Alte rsve rsor-gung des § 66 Beamtenversorgungsgese tz gebrach t –und das, Herr Staa tssekre tä r, obwohl e s den Bundke ine Mark , n ich t e inmal e inen ha lben Euro koste t.

Dies ist gegenüber den Menschen , d ie sich um denAufbau Thüringens und de r übrigen jungen Länder ine rheb lichem Maße ve rd ien t gemach t haben , n ich tfa ir. Mit e inem solchen Verha lten wird d ie Lebensle is-tung d iese r Beamten und d ie Le istung , d ie sie fü runse r Gemeinwesen e rb rach t haben , n ich t gebührendgewürd ig t.

Die Bundesreg ie rung , Herr Staa tssekre tä r, ha t d ieBitte , d ie ve rsorgungsrech tliche Benachte iligung derkommunalen Wahlbeamten in den jungen Ländernabzuste llen , lange ignorie rt. Immer wieder ha t sieda rauf h ingewiesen , dass sie ohne abgestimmte Ha l-tung a lle r jungen Länder n ich t tä tig werden könne .

Nachdem d ie ostdeu tschen Min iste rp räsiden ten dasgeme insame An liegen formulie rt ha tten , en tstande ine gemeinsame Bundesratsinitiative Mecklenburg-Vorp om m e rn s, Sa ch se n -An h a lts, Sa ch se n s u n dThüringens. Der Bundesra t ha t sie am 27. Jun i d iesesJahres besch lossen . Aber auch das re ich t de r Bundes-reg ie rung ansche inend n ich t; denn sie ha t d ie En t-sch ließung des Bundesra tes in entsche idenden Punk-ten nicht berücksichtig t. Se i e s auf fach liche r oder aufpolitische r Ebene – d ie Frage , warum d ie Stre ichungerfolg te , wurde vom Bund ste reotyp mit dem lap ida -ren Hinweis bean tworte t, de r Bundesra t könne jae inen neuen Antrag e inbringen .

(C)

(D)

Rudolf Köberle (Baden-Württemberg)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001560

Herr Staa tssekre tä r, w ie sollen wir d ieses Verha ltenbewerten? Ich finde , so kann man mit den Ländernn ich t umspringen . Deswegen un te rnehmen wir heu tee inen neuen Anlauf, um d ieses le id ige Thema end lichabzusch ließen .

Es mag um e ine ve rhä ltn ismäßig k le ine Gruppe vonBetroffenen gehen ; abe r e s sind Menschen , d ie e sn ich t ve rd ien t haben , dass wir sie im Regen stehenlassen . Es sind Menschen , d ie En tsche idendes zumAufbau de r jungen Länder be ige tragen haben . Ichwürde mich sehr freuen , Herr Staa tssekre tä r, wennnun auch d ie Bundesreg ie rung reag ie rte . – Vie lenDank .

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: NächsteWortmeldung : Pa rlamenta rischer Staa tssekre tä r Kör-pe r (Bundesinnenmin iste rium).

Fritz Rudolf Kˆrper, Parl. Staa tssekre tä r be im Bun-desmin iste r des Innern : Herr Präsiden t, me ine Damenund Herren! Der 2. Versorgungsbericht wurde schonangesprochen . Er müsste übrigens dem Bundesra t – zumindest de r Geschäftsste lle – vorliegen . Er e igne tsich sehr gu t, sich e inmal da rüber zu in formie ren ,we lche Versorgungsle istungen und -la sten wir zu e r-warten haben .

Herr Kollege Köberle , d ie Bundesreg ie rung ha t sichbe i dem vorliegenden Gese tzen twurf sehr wohl andem Versorgungsberich t orien tie rt. Ich will e s Ihnenbe legen : Die Versorgungsle istungen werden bis zumJahr 2040 von rund 43 Millia rden auf 164 MilliardenDM anste igen .

Ich sage a ls Vertre te r de r Bundesreg ie rung nur inKlammern : Die Frage de r Versorgung und de r Versor-gungsle istungen ist fü r den Bund e in vie l ge ringeresProb lem a ls fü r d ie Länder oder d ie kommuna len Ge-b ie tskörpe rschaften .

Wenn man sich mit d iesem Thema ause inanderse tzt, muss man d ie Prob lemlage rich tig beschre iben .Es geh t be i dem vorliegenden Gese tzen twurf n ich tda rum, Systeme mite inander zu ve rqu icken , sondern ,wie be i de r Ren te , da rum, heu te Vorsorge zu tre ffen ,damit das Versorgungssystem auch noch fü r d ie jen i-gen Bestand ha t, d ie Jahrzehn te spä te r davon p rofitie -ren wollen und p rofitie ren sollen . Das ist de r en tsche i-dende Punk t.

Herr Köberle , Sie sollten den Versorgungsberich te inmal sorgfä ltig stud ie ren . Wir können auch e in Pri-va tissimum ha lten . Sie werden dann e rkennen , dassHandlungsbedarf besteh t. Ich b in mir auch siche r,dass d ie jen igen , d ie heu te d ie Reform kritisie ren , unsspä te r k ritisie ren würden , wenn wir n ich ts tä ten .Schauen Sie sich den Berich t b itte genau an!

Wir haben d ie wirkungsg le iche Übertragung de rRen tenre form auf d ie Beamtenversorgung mit de rg le ichen Begrifflichke it angegangen . Unse r Gese tz-en twurf mach t deu tlich , dass ke ine Pension gekürztwird – das ist w ich tig fü r d ie öffen tliche Diskussion –;vie lmehr soll e s bis zum Jahre 2011 zu e inem gerin-geren Anstieg kommen, nämlich in de r Größenord-nung von 8-mal 0,5 % . Wir haben auch e ine Revisi-

onsklause l e ingefüg t. Wir wissen , dass d ie Beamtin -nen und Beamten von 1999 b is 2002 be re its Vorle is-tungen von insgesamt 0,6 % e rbrach t haben ; d ieswird be rücksich tig t. Ich denke , das ist ge rech t undkorrek t. Im Übrigen b le ib t d ie so genann te Mindest-versorgung unberührt.

Der Einbeziehung von Ruhestandsbeamten in dengep lan ten ge ringeren Anstieg de r Versorgungsbezü-ge steh t de r Grundsa tz des Vertrauensschu tzes schondeswegen n ich t en tgegen , we il e r sich n ich t au f denzukünftigen Anstieg de r Bezüge bezieh t. Angesich tsde r Ta tsache , dass se lbst d ie Mindestve rsorgung de rBeamtinnen und Beamten noch über dem Be trag de rDurchschn ittsren te lieg t, ha lte ich es fü r angemessenund auch fü r e inen Akt der Gerechtigke it, die Pen-sionäre in g le ichem Umfang zu be lasten, wie dies be iden Rentnerinnen und Rentnern gesch ieh t.

Als Vorsorge fü r d ie absehbaren künftigen Be las-tungen durch d ie e rhöh ten Versorgungskosten wirdd ie Hä lfte de r Erspa rn isse aus de r e rsten Übertra -gungsstu fe den Versorgungsrücklagen von Bund undLändern zugeführt. Um Doppe lbe lastungen zu ve r-meiden , werden d ie Le istungen zur Versorgungsrück-lage in Höhe von 0,2 % der Besoldungs- und Versor-gungsanpassungen fü r d ie Ze it von 2003 b is 2010ausgese tzt. Ab 2011 wird de r Aufbau de r Versor-gungsrück lage wieder aufgenommen und b is ins Jahr2017 fortgese tzt.

Von der Revisionsk lause l habe ich schon gespro-chen . Es ist wich tig h inzuzufügen , dass d ie Beam-tinnen und Beamten zukünftig d ie Möglichkeit haben ,fre iwillig privat vorzusorgen. Das ist e in k la res unde indeutiges Angebot. Die Beamtinnen und Beamtenkönnen wie d ie Arbe itnehmerinnen und Arbe itneh-mer von der steuerlichen Förderung profitieren.

Renteng le iche Maßnahmen e rfassen auch den Be-re ich de r Hinterbliebenenversorgung . Die Höhe desb ishe rigen Witwenge ldes b le ib t fü r bestehende Ehengrundsä tzlich e rha lten . Für d ie lebensjüngeren Ehe-leu te und fü r Paa re , de ren Ehesch ließung ab dem 1. Januar 2002 e rfolg t, w ird das Witwen- und Witwer-ge ld auf 55 % abgesenk t. Das Witwenge ld fü r d iesenPersonenkre is e rhöh t sich , wenn Kinder aus de r Ehehervorgegangen sind . Genau wie be i de r Ren ten-re form g ib t e s zwe i En tge ltpunk te fü r das e rste undjeweils e inen En tge ltpunk t fü r jedes we ite re Kind .

Über d ie Kinderkomponente be im Witwenge ld h i-naus sieh t de r Gese tzen twurf we ite re k inderbezo-gene Verbesse rungen vor. Mit e inem gesonderten Zu-sch lag werden d ie Be lastungen durch d ie Erziehungvon Kindern auch über d ie be re its je tzt finanzie llhonorie rten e rsten d re i Lebensjahre h inaus b is zum 10. Lebensjahr, be i p flegebedürftigen Kindern b iszum 18. Lebensjahr be rücksich tig t.

Meine Damen und Herren , das Versorgungsände-rungsgese tz wird auch e inen Be itrag zur Konsolidie -rung der Haushalte von Bund und – in stä rke remMaße – Ländern sowie Gemeinden le isten . Bere its inde r e rsten Übertragungsstu fe wird e ine Senkung derVersorgungskosten be i Bund , Ländern und Gemein-den von ca . 12 Milliarden DM erwarte t. Alle rd ingsm u ss m a n d ie zu e rw a rte n d e n Ste u e rm in d e re in -

(A)

(B)

(C)

(D)

Jürgen Gnauck (Thüringen)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 561

(A)

(B)

nahmen durch d ie steue rliche Förderung de r p riva tenVorsorg e in e in e r G röße n ord n u n g von 9,3 M illi-a rden DM dagegenrechnen .

Ich m öch te n och a u f d e n Antrag de s Lande sThüringen in de r Sache e ingehen . Wir ha lten es fü rse h r p rob le m a tisch , w e n n im We g e d e r Fik tionDienstze iten vor dem 3. Oktober 1990 a ls ruhegeha lt-fäh ig ane rkann t werden sollen . Dies würde den Rege-lungen des Einigungsvertrages widersprechen , de re ine Berücksich tigung d iese r Ze iten in de r gese tz-lichen Ren tenversiche rung vorsieh t. Eine Änderungin dem gewünsch ten Sinne würde da rüber h inaus d ieBeamtinnen und Beamten benach te iligen , d ie in ve r-g le ichbare r Situa tion in den neuen Ländern Dienstge le iste t haben und von de r Berücksich tigung je tztn ich t p rofitie ren könn ten , we il sie ke ine Wahlbeam-tinnen oder Wahlbeamten auf Ze it waren .

Ich denke , d ies sind gewich tige Argumente in de rSache , d ie ich Ihnen , Herr Gnauck , noch en tgegen-ha lten wollte . Das ha t n ich ts mit dem Verha lten ge -genüber den Ländern zu tun . Ich denke , d ie Argu-mente sind n ich t von de r Hand zu we isen . – In d iesemSinne he rzlichen Dank fü r d ie Aufmerksamke it.

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: HerrGnauck möch te an tworten .

J¸rgen Gnauck (Thüringen): Herr Präsiden t, ichhabe dank bayerischer Mitwirkung ge le rn t, dass de rFödera lismus im Bundesra t n ich t am Fre itagmittagum 13 Uhr zu Ende ist. Deswegen will ich auf e in igeDinge e ingehen , d ie Sie , Herr Staa tssekre tä r Körper,angesprochen haben .

Um es in a lle r Deu tlichke it zu sagen : Mich stört ande r Vorgehenswe ise de r Bundesreg ie rung massiv,dass man ve rsuch t ha t, d ie ses Prob lem abzubüge ln .Der Weg ist von Ih re r Pa rlamenta rischen Staa tsse -k re tä rin gewiesen worden : Es ist da rum gebe ten wor-den , im Hinb lick au f d ie se s Sonderproblem Ostzunächst zu e ine r gemeinsamen Auffassung in denneuen Ländern und danach im Bundesra t zu kom-men . Je tzt haben wir d ie Vorausse tzungen e rfü llt – e smag se in , dass d ie Bundesreg ie rung n ich t damit ge -rechne t ha t, dass das ge ling t –, wir haben den gewie -senen Weg e ingesch lagen , und Sie e rk lä ren heu te dase rste Mal, nachdem der Bundesinnenmin iste r e s n ich tnötig ha tte , me in Schre iben zu bean tworten , e s be -stünden rech tliche Bedenken .

Meine sehr verehrten Damen und Herren , wie h ie rmit In te ressen der Beamten in den neuen Ländern um-gegangen wird , ist völlig unha ltba r. Ich e rinne redaran , dass zur DDR-Zeit gewählt worden ist. GlaubenSie denn , Herr Staa tssekre tä r, e in Beamter hä tte sichdamals Gedanken darüber gemacht, dass e r rech tliche in „kommunaler Wahlbeamter“ ist, nachdem nochnich t e inmal d ie Länder, geschweige denn landes-rech tliche Bestimmungen zum Bundesbeamtengese tzexistie rten? Und je tzt kommen Sie mit e inem solchenhanebüchenen Verg le ich! Ich e rwarte , dass d ie Zusa-gen , d ie im Vorfe ld gegeben worden sind , e ingeha ltenwerden . Ich e rwarte auch , dass das umgese tzt wird ,was der Bundesra t schon e inmal beschlossen ha t. Esist sch lich t unsauber vom Verfahren her.

Amtierender Pr‰sident Dr. Henning Scherf: HerrStaatsminister Riebe l (Hessen) ha t e ine Erklärung zuProtokoll*) gegeben .

Damit kommen wir zur Abstimmung. Die Ausschuss-empfehlungen ersehen Sie aus Drucksache 735/1/01.Daneben liegen Landesanträge in den Drucksachen735/2 bis 5/01 vor.

Wir beg innen mit dem baden-württemberg ischenAntrag in Drucksache 735/5/01, be i dessen Annahmea lle übrigen Landesan träge sowie Ziffe r 16 de r Aus-sch u sse m p fe h lu n g e n e n tfa lle n . We r stim m t d e mbaden-württemberg ischen Antrag zu? – Minderhe it.

Dann b itte das Handze ichen zum Antrag Bayernsund Hessens in Drucksache 735/4/01! – Minderhe it.

Das Handze ichen fü r den Antrag von Sch leswig-Holste in in Drucksache 735/3/01! – Minderhe it.

Wir kommen zu dem Antrag Sch leswig-Holste ins inDrucksache 735/2/01. Wer stimmt zu? – Minderhe it.

Wir stimmen über Ziffe r 16 de r Ausschussempfeh-lungen ab . Hie rzu ist ge trenn te Abstimmung ge -wünsch t worden .

Bitte das Handze ichen zu den Absä tzen 1 und 2! –Minderhe it.

Bitte das Handze ichen zu den übrigen Absä tzen! –Minderhe it.

Wir fahren fort mit den Ausschussempfeh lungen :

Ziffe r 1! – 34 Stimmen zäh len wir; Minderhe it.

Dann b itte Ziffe r 3, be i de ren Annahme Ziffe r 4 en t-fä llt! – Mehrhe it.

Ziffe r 4 ist e rled ig t.

Je tzt Ziffe r 6! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 7! Bitte Handze ichen! – 36 Stimmen; Mehr-he it.

Bitte das Handze ichen zu a llen noch n ich t e rled ig -ten Ziffe rn ! – Mehrhe it.

Damit ha t de r Bundesra t d ie soeben festge leg teSte llungnahme beschlossen.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 18:

Entwurf e ines ... Gese tzes zur Änderung derStrafprozessordnung (Drucksache 702/01)

Wortmeldungen liegen n ich t vor.

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Ausschussemp-feh lungen in Drucksache 702/1/01 sowie zwe i Anträ -ge von Rhe in land-Pfa lz in den Drucksachen 702/2und 3/01 vor.

Wir beg innen mit den Ausschussempfeh lungen .Daraus ru fe ich zur Einze labstimmung auf:

Ziffe r 1! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Bitte das Handze ichen fü r:

Ziffe r 5! – Mehrhe it.

(C)

(D)

Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper

*) Anlage 12

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001562

Damit en tfä llt de r Landesan trag in Drucksache702/2/01.

Zurück zu den Ausschussempfeh lungen! Bitte dasHandze ichen fü r:

Ziffe r 7! – Mehrhe it.

Ziffe r 9! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt de r Landesan trag in Drucksache702/3/01.

Je tzt b itte das Handze ichen fü r a lle übrigen Ziffe rnder Ausschussempfeh lungen! – Mehrhe it.

Damit ha t de r Bundesra t zu dem Gese tzen twurf en t-sp rechend Ste llung genommen.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19:

Entwurf e ines Gese tzes zur Umse tzung de rRich tlin ie 98/8/EG des Europä ischen Pa rla -ments und des Ra tes vom 16. Februar 1998über das Inverkehrbringen von Biozid -Produk-ten (Biozidgese tz) (Drucksache 703/01)

Eine Erklärung zu Protokoll*) gib t Frau MinisterinHö hn (N ord rh e in -We stfa le n ). Son st lie g e n k e in eWortmeldungen vor.

Zur Abstimmung liegen d ie Ausschussempfeh lun-gen in Drucksache 703/1/01 vor.

Wer ist fü r Ziffe r 1? Handze ichen b itte ! – Mehrhe it.

(Wolfgang Wie land [Berlin ]: Ich b itte um e rneu te Auszäh lung!)

– Bitte noch e inmal das Handze ichen zu Ziffe r 1! – Siehaben Rech t. Es sind 32 Stimmen; Minderhe it.

Ziffe r 2! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 3! Bitte Handze ichen! – 31 Stimmen; Minder-he it.

Ziffe r 4! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 6! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 7! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 8! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 10! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 11! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 13! Bitte Handze ichen! – 35 Stimmen; Mehr-he it.

Nun ziehen wir Ziffe r 19 vor. Wer stimmt zu? –Mehrhe it.

Zurück zu Ziffe r 14! Wer stimmt zu? – Minderhe it.

Ziffe r 22! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 23! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 24! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 25! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Ziffe r 26! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 27! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 28! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Nun b itte das Handze ichen fü r a lle noch n ich t e rle -d ig ten Ziffe rn ! – Angenommen.

Der Bundesra t ha t en tsp rechend Ste llung genom-men.

Tagesordnungspunkt 20:

Entwurf e ines Sieb ten Gese tzes zur Änderungde s Wasse rhaushaltsg e se tze s (Dru ck sa ch e704/01)

Keine Wortmeldungen .

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Ausschussemp-feh lungen in Drucksache 704/1/01 vor.

Wir beg innen mit Ziffe r 2. – Mehrhe it.

Ziffe r 8! – Mehrhe it.

Ziffe r 12! Wer stimmt zu? – Mehrhe it.

Damit en tfä llt Ziffe r 13.

Ziffe r 15! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt Ziffe r 16.

Ziffe r 18! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 21! Bitte Handze ichen! – 36 Stimmen; Mehr-he it.

Ziffe r 26! Bitte Handze ichen! – Minderhe it.

Ziffe r 31! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt Ziffe r 32.

Wir kommen zu a llen noch n ich t e rled ig ten Ziffe rn .Wer stimmt zu? – Mehrhe it.

Damit ha t de r Bundesra t en tsp rechend Ste llung ge -nommen.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 21:

Entwurf e ines Gese tzes zur geordneten Been-digung der Kernenerg ienutzung zur gewerbli-chen Erzeugung von Elektrizität (Drucksache705/01)

Je e ine Erklärung zu Protokoll*) geben : MinisterJüttner (Niedersachsen), Staatsminister Die tze l (Hes-sen), Minister Möller (Sch leswig-Holste in ) und Bun-desminister Trittin (Bundesmin iste rium fü r Umwelt,Na tu rschu tz und Reak torsiche rhe it). Danke sehr!

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Empfeh lungender Ausschüsse in Drucksache 705/1/01 sowie e in An-trag Sch leswig-Holste ins in Drucksache 705/2/01 vor.

Ich beg inne mit Ziffe r 1 de r Ausschussempfeh lun-gen , d ie da rauf abzie lt, den Gese tzen twurf abzu leh-nen . Wer ist fü r Ziffe r 1? – Minderhe it.

Damit kommen wir zum sch leswig-holste in ischenAntrag in Drucksache 705/2/01. Wer ist fü r densch leswig-holste in ischen Antrag? – Minderhe it.

(A)

(B)

(C)

(D)

Amtierender Präsident Dr. Henning Scherf

*) Anlage 13 *) Anlagen 14 b is 17

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 563

(A)

(B)

Zu rü ck zu d e n Au ssch u sse m p fe h lu n g e n ! BitteHandze ichen fü r:

Ziffe r 2! – Minderhe it.

Ziffe r 3! – Mehrhe it.

Ziffe r 4! – Mehrhe it.

Ziffe r 5! – Mehrhe it.

Ziffe r 6! – Mehrhe it.

Ziffe r 7! – Mehrhe it.

Damit ha t de r Bundesra t zu dem Gese tzen twurf en t-sp rechend Ste llung genommen.

Tagesordnungspunkt 25:

Mitte ilung de r Kommission de r Europä ischenGemeinschaften an den Ra t und das Europä i-sche Parlament: Vollendung des Energ iebin-nenmarktes

Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä ischenParlaments und des Ra tes zur Änderung de rRich tlin ien 96/92/EG und 98/30/EG über ge-meinsame Vorschriften für den Elektrizitäts-binnenmarkt und den Erdgasbinnenmarkt

Vorschlag e iner Verordnung des Europä ischenPa rla m e n ts u n d d e s Ra te s ü b e r d ie N e tz-zugangsbedingungen für den grenzüberschre i-tenden Stromhandel (Drucksache 358/01)

Keine Wortmeldungen .

Die Empfeh lungen de r Ausschüsse e rsehen Sie ausDrucksache 358/1/01. Zur Einze labstimmung ru fe ichauf:

Ziffe r 7! Bitte Handze ichen! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt Ziffe r 10.

Ziffe r 8! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt Ziffe r 11.

Ziffe r 9! – Mehrhe it.

Je tzt b itte das Handze ichen fü r a lle noch n ich t e rle -d ig ten Ausschussempfeh lungen! – Mehrhe it.

Der Bundesra t ha t en tsp rechend Ste llung genom-men.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 26:

Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä ischenParlaments und des Ra tes zur Angle ichung derRechts- und Verwaltungsvorschriften der Mit-g liedstaa ten über Werbung und Sponsoringzugunsten von Tabakerzeugnissen (Drucksa -che 555/01)

Eine Erklärung zu Protokoll*) gib t Herr Parlamen-tarischer Staatssekretär Berninger (Bundesmin iste ri-um fü r Verbraucherschu tz, Ernährung und Landwirt-schaft).

Die Empfeh lungen de r Ausschüsse liegen Ihnen inDrucksache 555/1/01 vor.

Zur gemeinsamen Abstimmung ru fe ich Ziffe rn 1und 2 auf. Bitte das Handze ichen! – Mehrhe it.

Damit en tfä llt Ziffe r 29.

Ziffe r 3! – Mehrhe it.

Ziffe r 4! –Mehrhe it.

Ziffe r 10! – Mehrhe it.

Ziffe r 11! – Mehrhe it.

Ziffe r 13! –Mehrhe it.

Ziffe r 14! –Mehrhe it.

Ziffe r 22! –Mehrhe it.

Ziffe r 24! – Mehrhe it.

Ziffe r 28! – Minderhe it.

Je tzt b itte das Handze ichen fü r a lle noch n ich t e rle -d ig ten Ausschussempfeh lungen! – Mehrhe it.

Der Bundesra t ha t en tsp rechend Ste llung genom-men.

Wir kommen zu Punkt 31:

Mitte ilung de r Kommission de r Europä ischenGemeinschaften an den Ra t, das Europä ischeParlament und den Wirtschafts- und Sozia laus-schuss: Unterstützung nationaler Strateg ienfür zukunftssichere Renten durch e ine inte -grierte Vorgehensweise (Drucksache 600/01)

Es g ib t e ine Wortmeldung von Herrn Bock le t.

(Re inhold Bock le t [Bayern]: Zu Protokoll!)

– Sie sind e in Scha tz! Herr Staatsminister Bockle t(Bayern) g ib t se ine Erklärung zu Protokoll*). – Ke ineweite ren Wortmeldungen .

Die Empfeh lungen de r Ausschüsse e rsehen Sie ausDrucksache 600/1/01. Zur Einze labstimmung ru fe ichauf:

Ziffe r 6! – Mehrhe it.

Ziffe r 8! – Mehrhe it.

Ziffe r 10! – Mehrhe it.

Ziffe r 11! – Mehrhe it.

Ziffe r 12! – Mehrhe it.

Ziffe r 13! – Minderhe it.

Ziffe r 14! – Mehrhe it.

Ziffe r 15! – Mehrhe it.

Ziffe r 19! – Mehrhe it.

Ziffe r 20! – Mehrhe it.

Je tzt b itte das Handze ichen fü r a lle noch n ich t e rle -d ig ten Ausschussempfeh lungen! – Mehrhe it.

Der Bundesra t ha t en tsp rechend Ste llung genom-men.

(C)

(D)

Amtierender Präsident Dr. Henning Scherf

*) Anlage 18 *) Anlage 19

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001564

Tagesordnungspunkt 39:

Vie ru n d d re ißig ste Ve rord n u n g zu r Ände -rung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften– 34. StVRÄndV – (Drucksache 570/01, zuDrucksache 570/01)

Keine Wortmeldungen .

Zur Abstimmung liegen Ihnen d ie Ausschussemp-feh lungen in Drucksache 570/1/01 und d re i Landes-an träge in den Drucksachen 570/2 b is 4/01 vor.

Wir beg innen mit dem Landesan trag Bayerns inDrucksache 570/4/01. Wer da für ist, den b itte ich umdas Handze ichen . – Minderhe it.

Als Nächstes stimmen wir über den Landesan tragHessens in Drucksache 570/2/01 ab , be i dessen An-nahme de r Antrag in Drucksache 570/3/01 e rled ig tist. Wer ist fü r den Antrag in Drucksache 570/2/01? –Minderhe it.

Wir fahren fort mit dem Landesan trag in Drucksa -che 570/3/01. Wer stimmt zu? – 36 Stimmen; Mehr-he it.

Kommen wir nun zu den Ausschussempfeh lungen :

Wer stimmt Ziffe r 7 zu? Handze ichen b itte ! – Mehr-he it.

Nun das Handze ichen fü r a lle übrigen Ziffe rn ! Werstimmt zu? – Mehrhe it.

Der Bundesra t ha t de r Verordnung nach Maßgabeder vorangegangenen Abstimmung zugestimmt.

Wir sind am Ende de r Tagesordnung . Ich dankeIhnen sehr fü r Ih re Geduld . Besonders danke ichdenen , d ie ih re Be iträge zu Protokoll gegeben haben .

Die nächste Sitzung des Bundesra tes be ru fe ich e inauf Fre itag , den 9. November 2001, 9.30 Uhr.

Die Sitzung ist gesch lossen .

(Sch luss: 14.16 Uhr)

(A)

(B)

(C)

(D)

Amtierender Präsident Dr. Henning Scherf

Beschlüsse im vere infachten Verfahren (§ 35 GO BR)

Mitte ilung de r Kommission de r Europä ischen Gemeinschaften an denRat, das Europä ische Parlament und den Wirtschafts- und Sozia laus-schuss über Steuerpolitik in de r Europä ischen Union – Prioritä ten fü r d ienächsten Jahre

(Drucksache 449/01)

Ausschusszuweisung : EU – Fz – Vk – Wi

Beschluss: Kenntn isnahme

Mitte ilung de r Kommission de r Europä ischen Gemeinschaften über be -stimmte Moda litä ten de r Deba tte über d ie Zukunft de r Europä ischenUnion

(Drucksache 357/01)

Ausschusszuweisung : EU

Beschluss: Die Vorlage wird fü r e rled ig t e rk lä rt

Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Ra tes zur Gewährle istung e ine r e ffek ti-ven Besteue rung von Zinse rträgen innerha lb de r Gemeinschaft

(Drucksache 675/01)

Ausschusszuweisung : EU – Fz – Wi

Beschluss: Kenntn isnahme

Vorsch lag fü r e ine Verordnung des Ra tes zur Änderung de r Rich tlin ie70/524/EWG des Ra tes über Zusa tzstoffe in de r Tie re rnährung h insich t-lich des Widerru fs de r Zu lassung bestimmter Zusa tzstoffe

(Drucksache 677/01)

Ausschusszuweisung : EU – A – G

Beschluss: Kenntn isnahme

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 565

(A)

(B)

(C)

(D)

Berich t de r Kommission de r Europä ischen Gemeinschaften an das Eu-ropä ische Parlament und den Ra t über d ie zur Verhü tung und Bekämp-fung von Zoonosen in Kra ft zu se tzenden Maßnahmen

Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä ischen Parlaments und desRa tes zur Überwachung von Zoonosen und Zoonosee rregern und zurÄnderung de r En tsche idung 90/424/EWG des Ra tes sowie zur Aufhe-bung de r Rich tlin ie 92/117/EWG des Ra tes

Vorsch lag fü r e ine Verordnung des Europä ischen Parlaments und desRa tes zur Bekämpfung von Sa lmone llen und anderen durch Lebensmit-te l übe rtragbare Zoonosee rregern und zur Änderung de r Rich tlin ien64/432/EWG, 72/462/EWG und 90/539/EWG des Ra tes

(Drucksache 678/01)

Ausschusszuweisung : EU – A – G

Beschluss: Kenntn isnahme

Festste llung gemäß § 34 GO BR

Einspruch gegen den Berich t über d ie 767. Sitzung istn ich t e inge leg t worden . Damit g ilt de r Berich t gemäß § 34 GO BR a ls genehmig t.

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 567*

(A)

(B)

Anlage 1

Erklärung

von Staa tsmin iste r Reinhold Bockle t(Bayern)

zu Punkt 48 der Tagesordnung

Die jüngsten Terroranschläge in den USA ste llen denRechtsstaa t heute vor völlig neue Herausforderungen.Die b isherigen Erkenntnisse aus den in ternationalenErmittlunge n na ch de n Ansch lä ge n isla mistische rSelbstmordattentä ter bringen auf erschreckende Weiseeine weltweite Vernetzung des islamistisch motiviertenTerrorismus zu Tage, d ie e ine Bedrohung in e iner b islang nicht bekannten Dimension darste llt.

Deu tsch land ist davon le ide r n ich t ausgenommen.Zur Bewältigung d iese r neuen Herausforde rung ist e se rforde rlich , a lle Krä fte des Staa tes zum Schu tz de rinneren und äußeren Sicherhe it so e ffek tiv wie mög-lich e inzuse tzen . Dies g ilt insbesondere fü r d ie Arbe itvon Polize i, Sta a tsa n w a ltsch a ft u n d Ve rfa ssu n g s-schu tzbehörden .

Es ist a lle s da ranzuse tzen , Terroristen , d ie sich un-e rkann t in de r Bundesrepub lik aufha lten und konsp i-ra tiv Ansch läge vorbe re iten , au fzuspüren , um weite reschwerste Stra fta ten , d ie we ltwe it ausgeüb t werdenkönnen , zu ve rh indern .

Hie rbe i ze ig t sich , dass das bestehende rech tlicheInstrumenta rium te ilwe ise unzure ichend ist. Im Hin-b lick auf d ie Vorgehensweise de r Terroristen , ih reHin te rmänner und ih re Unte rstü tze r sind insbesonde-re a lle Möglichke iten zur In formationsbeschaffungund zum Informationsaustausch auszubauen . Es istunveran twortlich , wenn d ie Sicherhe itsorgane vor-handene In formationsque llen n ich t oder nur un te r e r-schwerten , d ie Effizienz ih re r Arbe it bee in träch tigen-den Vorausse tzungen nu tzen dürfen . Der Staa t da rfsich n ich t künstlich dumm ste llen .

Den Sicherhe itsorganen muss e ine deu tlich e rwe i-te rte Zugriffsmöglichke it au f vorhandene In formatio-nen e ingeräumt werden , um e inen rech t genauenÜberb lick über Extremisten und ih r Gewaltpotenzia lzu gewinnen , um Personenzusammenhänge , Organ i-sa tionsstruk tu ren und Finanzwege aufzuhe llen . Diesehr strik ten Rege lungen des Sozialdatenschutzesstehen dem te ilwe ise en tgegen . Sie müssen desha lbangepasst werden .

Konkre te Prob leme haben sich z. B. be i den von denStaa tsschu tzbehörden je tzt angeordne ten Raste rfahn-dungen e rgeben . Zu d iesem Zweck sollten Name undGeburtsda tum der Sozia lh ilfeempfänger an d ie Si-che rhe itsbehörden übermitte lt werden . Sozia lh ilfe -empfänger en tsp rechen n ich t dem Tä te rp rofil undkönnten desha lb be i de r Raste rfahndung ausgegrenztwerden . Hie rbe i kam es zu rech tlichen Schwie rigke i-ten . Die Zu lässigke it d ie ses Da tenabg le ichs war n ich te indeu tig ge rege lt.

Ich meine , dass d ie be i den Sozia lle istungsträge rngespe icherten Da ten im Bedarfsfa ll den Sicherhe its-behörden z. B. fü r d ie rech tlich zu lässige Raste rfahn-dung zur Verfügung geste llt werden müssen , und

zwar schne ll. Be i a llem Verständn is fü r Da tenschu tzund a llgemeines Pe rsön lichke itsrech t kann es n ich t sob le iben , dass d ie in de r Vergangenhe it immer mehrverfe ine rten Rege lungen des Sozia lda tenschu tzes d ieArbe it de r Sicherhe itsorgane e rheb lich beh indern .

Bayern ha t desha lb e ine Bundesra tsin itia tive e inge-brach t, mit de r d ie Sicherhe itsbedürfn isse de r Bevöl-ke rung und d ie Be lange des Sozia lda tenschu tzes ine in ausgewogenes Verhä ltn is gebrach t werden sollen .Zie l des Gese tzesan trags ist e s, d ie Übermittlung von Sozia lda ten zum Zwecke de r Raste rfahndung , de rVerhü tung und Verfolgung von Stra fta ten und zumZwecke de r Gefahrenabwehr im Bere ich de r äußerenund inneren Sicherhe it au f e ine k la re gese tzlicheGrund lage zu ste llen .

Das bedeu te t im Einze lnen :

Erstens soll d ie Zu lässigke it de r Da tenübermittlungerst dann ausgesch lossen se in , wenn schu tzwürd igeIn te ressen des Be troffenen offensich tlich überwiegen .

Zweitens. Bislang ha t neben de r um Auskunft e rsu -chenden Ste lle auch d ie übermitte lnde Ste lle zu p rü -fen , ob d ie Übermittlung dem für sie ge ltenden Rech ten tsp rich t. Künftig soll a lle in d ie e rsuchende Ste lled ie Veran twortung fü r d ie Rech tmäßigke it de r Über-mittlung tragen . Die übermitte lnde Ste lle hä tte inso-we it nur zu p rü fen , ob z. B. e ine Raste rfahndungangeordne t wurde . Die Überprüfung de r Rech tmäßig-ke it de r Raste rfahndung fie le in d ie a lle in ige Veran t-wortung de r Sicherhe itsbehörde .

Drittens. Die Da tenübermittlung fü r den Schu tz de rinneren und äußeren Sicherhe it ist nach § 72 SGB Xauf Einze lfä lle beschränk t. Diese Beschränkung sollnun aufgehoben werden .

Vie rtens. Nach ge ltendem Rech t können Da tenzwar an das Bundeskrimina lamt und an d ie Lan-desämte r fü r Verfassungsschu tz, n ich t abe r an d ieLandeskrimina lämte r übermitte lt werden . Auch dasmuss geändert werden , da d ie Landeskrimina lämte rbe isp ie lswe ise im Bere ich des Schu tzes de r inne renSicherhe it ähn liche Aufgaben e rfü llen wie das Bun-deskrimina lamt.

Die Rege lungen des Sozia lda tenschu tzes d ienendem Schu tz des Einze lnen vor Offen legung se ine r So-zia lda ten gegenüber Dritten . Hie ran sind g rundsä tz-lich auch d ie Polize ibehörden , Staa tsanwaltschaftenund Verfa ssungsschu tzbehörden gebunden . Da ransoll g rundsä tzlich auch durch unse re Bundesra ts-in itia tive n ich ts geändert werden .

Diese r Schu tz kann und da rf abe r n ich t so we itgehen , dass dadurch d ie Arbe it de r Sicherhe itsorganeund damit de r Schu tz von Leben und Gesundhe it a lle runvertre tba r beh indert werden .

Da tenschu tz da rf ke in Tä te rschu tz se in . Es wäre e ingefährliche r Feh le r, d ie Sicherhe itsbehörden künst-lich b lind zu ha lten . Ich b in mir siche r, dass d ie über-wä ltigende Mehrhe it de r Bürgerinnen und Bürger un-se res Landes d ies n ich t anders sieh t und auch n ich tanders will.

Die Terroransch läge haben geze ig t, w ie ve rle tzba runse re fre ihe itliche Gese llscha ft ist. Gerade we il wirunse re Fre ihe it n ich t wegbomben la ssen wollen , müs-

(C)

(D)

sen wir uns mit a lle r En tsch lossenhe it wehren unda lle e rforde rlichen Maßnahmen e rg re ifen , um der Ge-fahr we ite re r Ansch läge en tgegenzuwirken .

Anlage 2

Erklärung

von Staa tsmin iste r Walter Zuber(Rhe in land-Pfa lz)

zu Punkt 45 der Tagesordnung

Rhe in land-Pfa lz stimmt dem von Sch leswig-Hol-ste in vorge leg ten Gese tzen twurf n ich t zu . Gle ichwohlist das Land Rhe in land-Pfa lz de r Auffassung , dassFeuerwehr und Ka tastrophenschu tz fü r unse re Ge-meinschaft von besondere r Bedeu tung sind . Die Bun-desreg ie rung wird gebe ten zu p rü fen , aus we lchenGründen das Aufkommen aus de r Feuerschutzsteuer– im Gegensa tz zur Versiche rungsteuer – se it mehre -ren Jahren rück läufig ist und wie d ies behoben wer-den kann , damit d ie Finanzaussta ttung im Feuer-wehrbere ich ve rbesse rt werden kann .

Anlage 3

Erklärung

von Min iste r Claus Möller(Sch leswig-Holste in )

zu Punkt 45 der Tagesordnung

Die Terroransch läge haben we it re ichende Folgen .Sie tre ffen den pe rsön lichen und den politischen Be-re ich . Wir leben se it dem 11. Sep tember in e ine r Welt,d ie in e ine r Anti-Terror-Koa lition d ich te r zusammen-rück t, in e inem Staa t, de r mit ve re in ten Krä ften ve r-such t, dem Terror zu begegnen und neue Ansch lägezu ve rh indern .

Die Bundesreg ie rung will d ie inne re und äußere Si-che rhe it de r Bundesrepub lik Deu tsch land stä rken . Siep lan t, h ie rfü r vor a llem der Bundeswehr, dem Bundes-grenzschu tz, dem Bundeskrimina lamt, de r Flughafen-siche rung und dem Katastrophenschu tz zusä tzlicheMitte l zu r Verfügung zu ste llen .

Auch wir in den Ländern ve rsuchen das Unsere zule isten , um solche Verbrechen zu ve rh indern , wissenaber: Einen hundertp rozen tigen Schu tz g ib t e s n ich t.Daher müssen wir d ie Krä fte ve rstä rken , d ie im Not-fa ll den be troffenen Menschen he lfen . Dazu gehörtauch das Brandschu tzwesen . Dessen Aufgabe ist d ieHilfe be i Not- und Unglücksfä llen sowie d ie Mitwir-kung am Katastrophenschu tz.

Das Brandschu tzwesen wird zu e inem e rheb lichenAnte il aus dem Feuerschu tzsteue raufkommen finan-zie rt, das in den le tzten Jahren deu tlich rück läufig ist.Se it 1995 ist e s um mehr a ls 25 % zurückgegangen .

Das ha t zu e inem e rheb lichen Investitionsstau be iden Feuerwehren ge führt, den de r Deu tsche Städ te -und Gemeindebund auf e inen d re iste lligen Millio-

nenbe trag schä tzt. Die zusä tzlichen Mitte l müsstendaher auch in vollem Umfang dort ve rwende t werden .

In Anbe trach t de r begrenzten Finanzmitte l de r Län-der können zusä tzliche Mitte l zu r Stä rkung des Feu-e rwehrwesens und damit zu r Stä rkung de r inne renSicherhe it aus a llgemeinen Deckungsmitte ln kaumzur Verfügung geste llt werden .

Die Bundesreg ie rung will zu r Finanzie rung ih resMaßnahmenpake tes d ie Versiche rung- und Tabak-steue r maßvoll e rhöhen . Insofe rn ist e s folge rich tig ,dass d ie Länder d ie e rforde rlichen zusä tzlichen Mitte lzur Stä rkung unse re r Feuerwehren un te r anderemdurch e ine maßvolle Anhebung de r Feuerschutzsteu-er en tsprechend de r vorgesehenen Erhöhung de r Ver-siche rungsteuer aufbringen .

Eine Anhebung des Feuerschu tzsteue rsa tzes von 8 v. H . um e inen Prozen tpunk t auf 9 v. H . b räch teMehre innahmen von ca . 68,75 Millionen DM; das en t-sp rich t ca . 35,15 Millionen Euro.

Die En twick lung de r Versiche rungsteuer ze ig t sehranschau lich , dass de r Bund se ine Einnahmemöglich-ke iten sukzessive e rhöh t ha t, wenn es ihm gebotensch ien ; d ie Einnahmemöglichke iten de r Länder wur-den jedoch n ich t angepasst.

So ha t d ie vorherige Bundesreg ie rung den Versiche-rungsteuersa tz in den le tzten Jahren in mehrerenSchritten von 7 auf heute 15 % angehoben und damitmehr a ls verdoppe lt. Auch d ie Sondersteuersä tze b lie -ben n ich t verschont. Um die finanzie llen Belastungenaus dem Golfkrieg aufzufangen , wurde a lle in 1991 d ieVersicherungsteuer um 3 Prozentpunkte angehoben .

Dagegen wurde se it 1979 de r Feuerschu tzsteue r-sa tz, de r wie d ie Versiche rungsteuer auf d ie zu zah-lende Ne ttoversiche rungsprämie e rhoben wird , nure inmal geändert.

Der Steuersa tz von 12 % fü r öffen tlich -rech tlicheVersiche re r und von 5 % fü r a lle übrigen Versiche re rwurde auf Grund des Wegfa lls des Versiche rungsmo-nopols und de r Öffnung des Mark tes 1994 auf e inhe it-lich 8 v. H . geändert.

Als Folge ist das Aufkommen des Bundes aus de rVersiche rungsteuer in den le tzten Jahren re la tiv stab ilgeb lieben . Die Länder dagegen mussten be i den Ein-nahmen aus de r Feuerschu tzsteue r e rheb liche Ein -brüche h innehmen .

Wir a lle wollen den gestiegenen Sicherhe itsbedürf-n issen en tgegenkommen. Lassen Sie uns dazu e ineSteue r nu tzen , de ren Anhebung folge rich tig undmaßvoll ist!

Anlage 4

Erklärung

von Min iste rp räsiden t Dr. Harald Ringstorff(Meck lenburg-Vorpommern)

zu Punkt 33 der Tagesordnung

Da s La n d M e ck le n b u rg -Vorp om m e rn b e g rü ßtgrundsä tzlich d ie Rege lungen der Tierschutz-Nutz-

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001568*

(A)

(B)

(C)

(D)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 569*

(A)

(B)

tierhaltungsverordnung hinsich tlich der zuge lassenenHaltungssysteme. Mecklenburg-Vorpommern ste llt a l-le rd ings fest, dass über ke ine der derze it p rak tizie rtenH a ltu n g sform e n g e sich e rte w isse n sch a ftlich e Er-kenn tn isse h in sich tlich ih re r tie rschu tzrech tlichen ,tie rge sundhe itlichen und lebensmitte lhyg ien ischenBewertung insgesamt vorliegen . Insofe rn e rsche in t esn ich t ge rech tfe rtig t, d ie Kle ingruppenha ltung in aus-gesta lte ten Käfigen a ls e inzige Ha ltungsform vone ine r Zu lassung auszusch ließen und damit über d ieeuropä ische Rech tsnorm h inauszugehen .

Meck lenburg-Vorpommern e rach te t d ie Zu lassungd iese r Ha ltungsform bere its je tzt fü r ve rtre tba r. Einewissenschaftliche Beg le itung ist g le ichwohl e rforde r-lich . Dies muss jedoch auch fü r d ie Bodenha ltung , d ieVolie renha ltung sowie andere Ha ltungsformen h in -sich tlich de ren Ha ltungsbed ingungen , des Hygiene-sta tus, de r ökolog ischen und ökonomischen Parame-te r e rfolgen .

Vor d iesem Hin te rg rund en thä lt sich Meck lenburg-Vorpommern zu Ziffe r 18 de r Ausschussempfeh lun-gen in de r Drucksache 429/1/01.

Anlage 5

Erklärung

von Min iste r Wolfgang Senff(Niedersachsen)

zu Punkt 33 der Tagesordnung

Ein von Niedersachsen se it langem verfolg tes Zie list e s, d ie Ha ltungsbed ingungen fü r d ie landwirt-schaftlichen Nutztie re , insbesondere fü r das Geflüge l,nachha ltig zu ve rbesse rn . Dieses Zie l kann nur e r-re ich t werden , wenn gemeinsam mit Tie rha lte rn , Ver-b rauchern , Tie rschü tze rn , Herste lle rn von Ha ltungs-e in rich tungen und dem Hande l trag fäh ige Konzep teen twicke lt werden . Nur e in gu t durchdach tes und ab-gestimmtes Konzep t kann gewährle isten , dass d ieTierhaltung weite rh in im Ge ltungsbere ich de r Ver-ordnung und n ich t in anderen EU-Mitg liedstaa tenund Drittländern sta ttfinde t. Auch kann man be imTie rschu tz n ich t zwischen dem Frühstückse i und demzu ve ra rbe itenden Ei un te rsche iden .

Wenn ausweislich der ZMP-Bilanzen d ie Anzahl derLegehennenplä tze in Deutsch land von 1994 b is 1999um noch n ich t e inmal 300 000 – un te r 1 % – zurückge-gangen , aber g le ichze itig d ie Lege le istung gestiegenist und 2000 bere its wiederum e in Anstieg zu verze ich-nen war, ist d ie Aussage , e ine Abwanderung „genOsten“ se i se it langem zu beobachten , schwer nachzu-vollziehen . Keinesfa lls darf daraus geschlossen wer-den , e ine Abwanderung der Legehennenha lte r findeohnehin sta tt, so dass der Erha lt der Wettbewerbs-fäh igke it fü r e ine Neurege lung der Legehennenha l-tung unerheblich se i.

Die heu te zur En tsche idung anstehende Neurege-lung de r Hennenha ltung ist zwe ife llos e in Schritt in d ie rich tige Rich tung , de r a lle rd ings noch vie le r

„Beg le itmaßnahmen“ bedarf, um dem e ingangs ge -nann ten Zie l näher zu kommen, se in Erre ichen jedochnoch n ich t siche rste llt.

Ein ige Schwachste llen de r Verordnung konn tendurch d ie Maßgaben des Bundesra tes bese itig t wer-den . Alle rd ings hä tte d ie d ringend e rforde rliche Um-orien tie rung in Rich tung auf durchgre ifende Verbes-se ru n g e n d e s Tie rsch u tze s b e d in g t, sich n ich tvornehmlich auf e in Festlegen von Abmessungen zub e sch rä n k e n , son d e rn d a s Au sü b e n -Kön n e n d e rGrundbedürfn isse in dem jeweiligen Ha ltungssystemin den Vordergrund zu ste llen . In e inem Prüfve rfahrenhä tte in Bezug auf Ha ltungse in rich tungen unabhän-g ig von ih re r Beze ichnung – Boden- oder Volie renha l-tung oder ausgesta lte te r Käfig – dann nachgewiesenwerden müssen , ob sie den Anforde rungen ta tsäch-lich genügen . Bedauerliche rwe ise war d iese r Vor-sch lag noch n ich t mehrhe itsfäh ig , obwohl d ie jen igenLänder, in denen fast 28 de r insgesamt 40 Milli-onen Legehennen geha lten werden , ihm zustimmten .

Zur Kla rste llung se i nochmals da rauf h ingewiesen ,dass d ie Vorsch läge Niedersachsens schon immer denAusstieg aus de r Käfigha ltung zum Zie l ha tten undkünftig nur noch solche Ha ltungssysteme zum Einsa tzkommen sollten , fü r d ie in e inem Prüfve rfahren de rNachweis e rb rach t worden ist, dass den Tie ren ke inevermeidbaren Schäden zugefüg t werden , e in Aus-üben de r Grundbedürfn isse ta tsäch lich möglich istund e ine ordnungsgemäße Tie rbe treuung und Ge-sundhe itsvorsorge siche rgeste llt werden kann .

N ie d e rsa ch se n k a n n d e r Ve rord n u n g n u r n a chMaßgabe de r En tsch ließungsan träge zustimmen undb itte t d ie Bundesreg ie rung , den da rin en tha ltenenForderungen nachzukommen. Wir werden ge rne be -re it se in , d ie en tsp rechenden Erhebungen durchzu-führen , um be i Bedarf d ie Rahmenbed ingungen undgegebenenfa lls d ie Verordnung so zu ändern , dassVerbesse rungen fü r möglichst a lle de rze it in Deu tsch-land geha ltenen Legehennen auch ta tsäch lich e r-re ich t werden .

Anlage 6

Umdruck Nr. 9/01

Zu den fo lgenden Punkten der Tagesordnung der768. Sitzung des Bundesrates empfehlen die Aus-schüsse dem Bundesrat:

I.

Dem Gesetz zuzustimmen:

Punkt 5Gese tz zu dem Abkommen vom 11. Oktober 1999über Handel, Entwicklung und Zusammenarbe itzwischen de r Europäischen Gemeinschaft und

(C)

(D)

ih ren Mitg liedstaa ten e ine rse its und de r RepublikSüdafrika andere rse its (Drucksache 759/01)

II.

Zu dem Gesetz e inen Antrag auf Anrufung des Ver-mittlungsausschusses nicht zu ste llen:

Punkt 6Gese tz zu den Änderungen von 1995 und 1998 desBasler Übere inkommens vom 22. März 1989 überdie Kontro lle der grenzüberschre itenden Ver-bringung ge fährlicher Abfälle und ihrer Entsor-gung (Gese tz zu Änderungen des Basle r Übere in -kommens) (Drucksache 758/01)

III.

Zu dem Gesetzentwurf die in der zitierten Empfeh-lung sdrucksache w ie de rg e g e be ne Ste llung nahmeabzugeben:

Punkt 13Entwurf e ine s Gese tze s zu r Neuordnung desSchuldbuchrechts des Bundes und der Rechtsgrund-lagen de r Bundesschu ldenve rwa ltung (Bunde s-w e rtpapie rve rw altung sg e se tz – BWp Ve rw G )(Drucksache 700/01, Drucksache 700/1/01)

IV.

Gegen die Gese tzentwürfe ke ine Einwendungenzu erheben:

Punkt 22Entwurf e ines Gese tzes zur Änderung des Gese t-zes vom 20. Mai 1997 zur Revision des Übere in -kommens vom 20. März 1958 über d ie Annahmeeinhe itlicher Bedingungen für die Genehmigungder Ausrüstungsgegenstände und Te ile von Kraft-fahrzeugen und über d ie gegense itige Anerken-nung der Genehmigung (Drucksache 706/01)

Punkt 23Entwurf e ines Gese tzes über d ie Aufhebung desGesetzes zur Förderung der Rationalisierung imSte inkohlenbergbau (Drucksache 707/01)

Punkt 24Entwurf e ines Gese tzes zu dem Abkommen vom12. J u li 2001 zw isch e n d e r Bunde sre publikDeutschland und de r Volksrepublik China überSozialversicherung (Drucksache 699/01)

V.

Zu den Vorlagen die Ste llungnahme abzugebenoder ihnen nach Maßgabe der Empfehlungen zuzu-stimmen, die in der jewe ils zitierten Empfehlungs-drucksache wiedergegeben sind:

Punkt 27Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä ischenParlaments und des Ra tes über den strafrechtli-chen Schutz der finanzie llen Interessen der Ge-me inschaft (Dru ck sa ch e 657/ 01, Dru ck sa ch e657/1/01)

Punkt 28Vorsch lag fü r e ine Rich tlin ie des Europä ischenParlaments und des Ra tes zur Änderung de r Rich t-lin ie 83/477/EWG des Ra tes über den Schutz derArbe itnehmer gegen Gefährdung durch Asbestam Arbe itsplatz (Drucksache 659/01, Drucksache659/1/01)

Punkt 29Vorsch lag fü r e ine Verordnung des Europä ischenParlaments und des Ra tes über den Arbeitskosten-index (Drucksache 660/01, Drucksache 660/1/01)

Punkt 30Grünbuch de r Kommission de r Europä ischen Ge-m e in sch a fte n : „Euro päische Rahme nbe ding un-gen für die soziale Verantwortung der Unterneh-men“ (Drucksache 674/01, Drucksache 674/1/01)

Punkt 32Vorsch lag fü r e ine Verordnung des Ra te s zu r Einführung befriste ter Schutzmaßnahmen für denSchiffbau (Dru ck sa ch e 676/ 01, Dru ck sa ch e676/1/01)

Punkt 38Verordnung über Ausnahmen zum Verbringungs-und Einfuhrverbot von gefährlichen Hunden in dasIn land (Hundeverbringungs- und -e infuhrverord-nung – HundVerbrEinfVO) (Drucksache 444/01,Drucksache 444/1/01)

Punkt 40a ) Verordnung über d ie Erte ilung e ine r Verwar-

n u n g , Re g e lsä tze fü r G e ld b u ße n u n d d ie An ord n u n g e in e s Fa h rve rb ots w e g e n O rd -nungswid rigke iten im Straßenve rkeh r (Buß-ge ldkatalog-Verordnung – BKatV) (Drucksa -che 571/01, Drucksache 571/1/01)

b) Allg e m e in e Ve rw a ltu n g svorsch rift ü b e r d ieAufhebung de r Allgemeinen Verwaltungsvor-schrift fü r d ie Erte ilung e ine r Verwarnung be iStraße nve rke hrso rdnung sw idrig ke ite n (Ve r-warnVwV) (Drucksache 629/01, Drucksache629/1/01)

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001570*

(A)

(B)

(C)

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Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 571*

(A)

(B)

Punkt 41Sechzehn te Verordnung zur Änderung der Ge-bührenordnung für Maßnahmen im Straßenver-kehr (Drucksache 681/01, Drucksache 681/1/01)

Punkt 42Zweite Verordnung zur Änderung der Pfandle i-herverordnung (Drucksache 680/01, Drucksache680/1/01)

VI.

Den Vorlagen ohne Änderung zuzustimmen:

Punkt 34Einunddre ißigste Verordnung zur Änderung derKosmetik-Verordnung (Drucksache 656/01)

Punkt 35Verordnung zur Änderung der Sachbezugsver-ordnung (Drucksache 708/01)

Punkt 36Verordnung über d ie Anlage des gebundenenVermögens von Versiche rungsun te rnehmen (An-lageverordnung – AnlV) (Drucksache 709/01)

Punkt 37Verordnung nach § 104 g Abs. 2 des Versiche -rungsaufsich tsgese tzes über d ie Berechnung de rbe re in ig ten Solvab ilitä t von Erstve rsiche rungsun-te rnehmen , d ie gemäß § 104 a Abs. 1 Nr. 1 oder 2des Versiche rungsaufsich tsgese tzes e ine r zusä tzli-chen Beaufsich tigung un te rliegen (So lvabilitäts-bere inigungs-Verordnung – SolBerV) (Drucksa -che 712/01)

Punkt 43Abkommen zwischen de r Reg ie rung de r Bundes-republik Deutschland und de r Reg ie rung des Kö-nigre ichs Be lg ien über d ie Zusammenarbe it derPolize ibehörden und Zollverwaltungen in denGrenzgebie ten (Drucksache 714/01)

VII.

Zu den Verfahren, die in der zitierten Drucksachebeze ichnet sind, von e iner Äußerung und e inem Be i-tritt abzusehen:

Punkt 44Ve rfahre n vo r de m Bunde sve rfassung sg e richt(Drucksache 757/01)

Anlage 7

Erklärung

von Min iste r Prof. Dr. Kurt Sche lter(Brandenburg)

zu Punkt 8 der Tagesordnung

Das Thema „Graffitibekämpfung“ steh t n ich t zumersten Mal auf de r Tagesordnung . Eine zufrieden ste l-lende Lösung de r Prob lematik ist b is heu te n ich t ge -lungen . Die Bevölke rung , vor a llem aber d ie Geschä-d ig ten , haben da für ke in Verständn is.

Ich b in mit dem an tragste llenden Land de r Auffas-sung , dass d ie vorhandene Stra fba rke itslücke raschgesch lossen werden muss. Der Gese tzesan trag desLandes Baden-Württemberg g re ift e ine In itia tive auf,d ie durch Besch luss des Bundesra tes be re its im Jahr1999 in den Bundestag e ingebrach t worden ist. Da-nach soll de r Ta tbestand de r Sachbeschäd igung durchdas Ta tbestandsmerkmal des „Verunsta ltens“ e rgänztwerden . Der Bundestag ha t d iesen Vorsch lag abge-lehn t. Die da für angeführten Gründe überzeugenn ich t.

Im Bundesra t anhäng ig – abe r de rze it n ich t we ite r-ve rfolg t – ist auch e in Gese tzesan trag des Landes Ber-lin , de r das Prob lem der Gra ffitibekämpfung auf an-de re Weise zu lösen ve rsuch t. Der en tsche idendeUnte rsch ied sche in t mir da rin zu liegen , dass dortn ich t mehr d ie Sache und de ren Substanz se lbst, son-de rn de r fre ie Gesta ltungswille des Berech tig ten dasSchu tzob jek t da rste llt.

Ich finde be ide Lösungswege gangbar. WelchenAnsa tz wir fü r d ie Lösung des Prob lems wählen , soll-ten wir be i den anstehenden Bera tungen in den Aus-schüssen auch danach en tsche iden , ob damit d ie Zu-stimmung des Bundestages e rre ich t werden kann .

Die Bürger e rwarten zu Rech t, dass wir end lich han-de ln . An dogmatischen Diskursen sind sie n ich t in te -ressie rt. Wir dürfen sie n ich t en ttäuschen .

Anlage 8

Erklärung

von Staa tsmin iste r Reinhold Bockle t(Bayern)

zu Punkt 10 der Tagesordnung

3,743 Millionen Arbe itslose im Sep tember – dassind 58 232 mehr a ls im Sep tember 2000! Diese a la r-mie rend hohe Zah l ist we it en tfe rn t von den Verspre -chungen de r Bundesreg ie rung und kann n ich t a lle ineauf d ie de rze itige Konjunk turschwäche geschobenwerden . Sie ist auch Folge e ine r unzure ichenden undmange lha ften Beschäftigungspolitik.

Im Sep tember ha t d ie Europä ische Kommission ih rBeschäftigungspake t fü r das Jahr 2002 ve rabsch iede t.In ih re r Defizitana lyse zur Umse tzung de r Beschäfti-

(C)

(D)

gungspolitik wird de r Bundesrepub lik e in besonderssch lech tes Zeugn is ausgeste llt. Die sehr hohe Lang-ze ita rbe itslosigke it – so he ißt e s in de r Empfeh lung –gehe zu langsam zurück , und d ie Abgabenbe lastungin Deu tsch land se i e ine de r höchsten in de r EU.

Renommierte Wissenschaftle r jeg liche r Couleur, zu -le tzt d ie Benchmark ing-Gruppe des Bündnisses fü rArbe it, haben festgeste llt, dass in kaum e inem ande-ren Land so vie l Ge ld fü r Arbe itslosenh ilfe , Qua lifizie -ru n g u n d Be sch ä ftig u n g sp rog ra m m e a u sg e g e b e nwird wie in Deu tsch land , und das mit so wen ig Erfolg .

Die Arbe itslosenzah len vor a llem der le tzten Mona-te sollten d ie Bundesreg ie rung nachdenk lich stim-men . Die Kritik de r Kommission sollte beherzig t, Gut-ach ten wie das de r Benchmark ing-Gruppe , das de rBundeskanzle r se lbst in Auftrag gegeben ha t, solltenn ich t sch lich tweg totgeschwiegen werden .

Ein e Ve rb e sse ru n g d e r h a u sg e m a ch te n M ise rekann nur e ine vorausschauende Beschäftigungspoli-tik b ringen . Dabe i ist Beschäftigungspolitik mehr a lsnur Arbe itsmark tpolitik . Im Bere ich de r Steuer- undWirtschaftspolitik muss h ie r ebenso angese tzt wer-den , wie e s d ringend e ine r umfassenden , tie f g re ifen-den und mutigen Reform des SGB III bedarf.

Be trach te t man den En twurf e ines Job-AQTIV-Ge-se tzes, so kann schon je tzt fe stgeste llt werden , dassd iese so genann te Reform n ich t den Erfolg b ringenkann und b ringen wird , den de r Arbe itsmark t in un-se rem Land so d ringend nötig ha t. Wich tige Bere iche ,d ie sich ge radezu aufdrängen , werden n ich t ange-gangen , in vie len Bere ichen ist de r En twurf sch lich t-weg ind isku tabe l.

Ein e lementa re r Bere ich , zu dem unverständ liche r-we ise ke ine rle i Lösungsvorsch läge im Gese tzen twurfen tha lten sind , ist de r so genann te Niedrig lohnbe-re ich . Wir können es uns n ich t le isten , bestehende Ar-be itsp la tzpotenzia le n ich t auszunu tzen . Auch Arbe its-p lä tze im Niedrig lohnbere ich müssen bese tzt werden .

„Arbe it sta tt Le istungsbezug“ , da fü r sind ve rstä rk teAnre ize zur Arbe itsaufnahme notwendig . Wir forde rnim En tsch lie ßu n g sa n tra g d e sh a lb d ie Ein fü h ru n ge ines Kombi-Einkommensmode lls fü r Arbe itslose :

Für Bezieher von Arbe itslosenge ld soll d ie Aufnah-me von Tä tigke iten e rle ich te rt werden , be i denen dasNettoe inkommen un te rha lb des Arbe itslosenge ldeslieg t. Um ih re Bere itscha ft h ie rzu zu stä rken , soll ausMitte ln de r Bundesansta lt fü r Arbe it de r Ne ttolohnaus dem neuen Arbe itsve rhä ltn is b is zu r Höhe des Ar-be itslosenge ldes aufgestock t werden .

Zusä tzlich soll a ls we ite re r Anre iz e in Zusch lag von5 b is 10 % gewährt werden . Wer a rbe ite t, muss mehrin de r Tasche haben a ls de rjen ige , de r n ich t a rbe ite t.Darüber h inaus muss se lbstve rständ lich fü r den Fa lle rneu te r Arbe itslosigke it gewährle iste t werden , dassde r Kombi-Einkommensempfänger mindestens Lohn-e rsa tzle istungen in de r Höhe e rhä lt, d ie e r zum Ze it-punk t se ine r e rneu ten Arbe itslosigke it ohne Aufnah-m e d e r g e rin g e r b e za h lte n Tä tig k e it b e k om m e nhä tte . Wer Kombi-Einkommen e rhä lt, soll sch ließlichn ich t in e ine Abwärtssp ira le ge ra ten , sondern besse rdastehen a ls b loße Hilfeempfänger.

Auch Arbe itslosenh ilfeempfänge r sollen be i Ar-be itsaufnahme e inen Zuschuss de r Bundesansta lt e r-ha lten können , de r e in Ne ttoe inkommen e rmöglich t,das deu tlich über de r bezogenen Arbe itslosenh ilfelieg t. Wir wollen , dass Arbe it finanzie rt wird , abe rn ich t, dass Arbe itslosigke it ve rwa lte t wird . Denn dasist d ie teue rste und nu tzloseste Varian te , öffen tlicheGelde r auszugeben .

Ein Bere ich , der angegangen wurde , be i dem dieBundesregierung aber zu kurz sprang, ist d ie Arbeit-nehmerüberlassung. Die Höchstverle ihdauer be i derArbeitnehmerüberlassung wird zwar erweitert; warumaber sollen ab dem 13. Monat der Überlassung die Ar-be itsbed ingungen des Entle ihers ge lten? Das en t-spricht n icht den Bedürfnissen des Marktes, sonderndem unstillbaren Regulierungsbedürfnis der Bundesre-gierung. Die Schaffung wertvoller neuer Arbeitsplä tzeauf d iesem Sektor wird behindert, n icht gefördert.

Warum wird das Synchron isa tionsverbot n ich t au f-gegeben? Auch we ite rh in muss a lso de r Vertrag mitde r Verle ih firma e ine längere Laufze it haben a ls de rÜberlassungsvertrag an den En tle ihe r. Ist e s n ich tmöglich , e inen zweiten Ze ita rbe itsp la tz fü r den Le ih -a rbe itnehmer zu finden , so muss auch e in even tue llvorhandener e rste r Arbe itsp la tz ungenu tzt ve rfa llen .Das ist we it übe rzogener Arbe itsschu tz zu Lasten de rArbe itslosen .

Die EU-Kom m ission sch lä g t vor, d ie Be sch ä fti-gungsfäh igke it ä lte re r Arbe itnehmer deu tlich zu ve r-besse rn . Warum se tzt d ie Bundesreg ie rung n ich t a lle sda ran , das Beschäftigungspotenzia l ä lte re r Arbe it-nehmer über 55 voll auszuschöpfen? Ich rede von Beschäftigungspotenzia l, n ich t von Beschäftigungs-the rap ie : Es genüg t n ich t, Struk tu ranpassungsmaß-nahmen fü r Älte re auszubauen . Wir können es unsn ich t le isten , au f d ie Erfahrung und das Wissen de rÄlte ren zu ve rzich ten . Wir müssen es nur auf den ak-tue llen Stand b ringen . Desha lb forde rn wir ih re ve r-stä rk te Berücksich tigung be i Maßnahmen de r be ru fli-chen Bildung , nämlich en tsp rechend ih rem Ante il ana llen Arbe itslosen .

Strik t abzu lehnen ist d ie Ein führung so genann te rBeschäftigung schaffender In frastruk tu rmaßnahmen .Damit d iese Maßnahme von den Trägern , a lso vora llem den Kommunen , angenommen wird , werdenhohe Zuschüsse der Bundesansta lt e rforderlich se in .Konsequenz wird e in unverhä ltn ismäßig hoher Mitte l-e insa tz se in , led ig lich um weite re ABM-Plä tze zuschaffen . In Verru f ge ra tene ABM sollen un te r e ine rgu t k lingenden neuen Beze ichnung ve rkauft werden .

Ansta tt e ine r solchen Ausweitung des zwe iten Ar-be itsmark tes muss d ie konsequen te Vermittlung inden e rsten Arbe itsmark t gestä rk t und ausgebau t wer-den . Nur d ies ga ran tie rt den Weg zurück in e ine dau-e rha fte Beschäftigung und d ie Senkung de r Kostender Arbe itslosigke it.

Es ist unverantwortlich , der Bundesansta lt und damitden Beitragszahlern weitere Kosten aufzubürden. Hierfindet e ine verkappte Finanzierung von öffentlichenRegelaufgaben durch die Bundesansta lt sta tt. Es gehtum ein Sonderproblem der neuen Länder; d ies ha t derBund aus Steuermitte ln zu finanzieren.

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001572*

(A)

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Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 573*

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Die Bundesreg ie rung würde gu t da ran tun , d ie Kri-tik de r Kommission , unabhäng ige r Experten und de rLänder sehr e rnst zu nehmen . Nur so kann e rre ich twerden , dass d ie sch lech te Lage auf dem Arbe its-mark t im In te resse a lle r – de r Arbe itslosen , de r Be i-tragszah le r und auch de r Steuerzah le r – langfristigund nachha ltig ve rbesse rt wird .

Anlage 9

Erklärung

von Min iste r Rudolf Köberle(Baden-Württemberg)

zu Punkt 12 der Tagesordnung

Für Herrn Min iste r Willi Stäche le gebe ich folgendeErk lä rung zu Protokoll:

Ba d e n -Wü rtte m b e rg le h n t d a s G e se tz zu r Ein -führung und Verwendung e ines Kennze ichens fü r Er-zeugn isse des ökolog ischen Landbaus – Öko-Kenn-ze ichengese tz – in d iese r Form ab . So nü tzt e s wederdem ökolog ischen Landbau noch dem Verbraucher.

Die Wiege des ökolog ischen Landbaus in Deu tsch-land stand in Baden-Württemberg . Von unse rem Landsind wesen tliche En twick lungen ausgegangen . Ichsehe mich desha lb in e ine r besonderen Veran twor-tung , das e rre ich te hohe Niveau n ich t au fs Sp ie l zuse tzen . Dies g ilt umso mehr, a ls wir in Baden-Würt-temberg be i de r Weite ren twick lung des ökolog ischenLa n d b a u s e in e Sp itze n ste llu n g e in n e h m e n . Wirhaben den höchsten Ante il an landwirtschaftlichenBetrieben mit ökolog ischem Landbau .

Frau Bundesmin iste rin , wenn Sie je tzt e in gese tzli-ches Öko-Siege l au f dem n iedrigen Niveau de r EU-Öko-Verordnung e in führen wollen , ge fäh rden Sien ich t nur d ie mark twirtschaftliche Position de r e inge-führten Öko-Be triebe , sondern le tztlich das hohe Ni-veau de r Produk te und Angebotskonzep te .

Für d ie Verbraucherinnen und Verbraucher ist dasgep lan te Bio-Ze ichen weder e in Öko-Gütesiege l noche in k la re s He rkunftsze ichen ode r e in be sonde re sKontrollze ichen . Das Ze ichen h ilft den Verbrauche-rinnen und Verbrauchern n ich t, sondern führt led ig -lich zu Irrita tion und zur Erhöhung de r Ze ichenflu t.

Solange nur d ie min imalen Qua litä tsanforde rungenan Ökoproduk te nach de r EU-Öko-Verordnung vo-rausgese tzt werden , ist das Bundesze ichen ke in Öko-Gütesiege l.

Das Öko-Bundesze ichen ist ke in Kontrollze ichen ,we il e s ke ine zusä tzliche Absicherung – insbesondereim Endangebot von Ökoproduk ten in den Rega lenund Theken – vorsieh t. Bekann tlich kommt es in d ie -sem Bere ich immer wieder zu „Verwechslungen“ .

Das Öko-Bundesze ichen ist auch ke in Herkunfts-ze ichen , we il ke ine rle i Angaben zur geogra fischenHerkunft de r Produk te en tha lten sind . Das ist e in en t-sche idendes Manko, we il e in Vorte il des ökolog ischen

Landbaus in se ine r umweltschonenden Erzeugunglieg t, was abe r n ich t vie l nü tzt, wenn de r Anbau imAusland sta ttfinde t.

Unte r d iesen Bed ingungen ist e s n ich t ve rwunder-lich , dass e ine ausre ichende Zah l von Ze ichennu tze rnweder fe ststeh t noch in Aussich t steh t. Damit ha lte ichden da für vorgesehenen Aufwand in ke ine r Weise fü rve rtre tba r.

Die Erwartungen , Frau Bundesmin iste rin , d ie Siegeweck t haben , e rfü llen Sie auch n ich t annähernd .Mit d iesem Ze ichen e rre ichen Sie ke ine „Flaggsch iff-funk tion“ im Ge le itzug de r Ökoproduk tve rmark tung .Was e rre ichen Sie ta tsäch lich? Sie e rre ichen

– d ie Nive llie rung des Qua litä tsn iveaus nach un ten ,

– d ie Begünstigung des Mark tzugangs fü r Öko-Pro-duk te aus dem Ausland ,

– völlige Unverb ind lichke it in Bezug auf d ie Her-kunft de r Produk te und da raus folgend

– e ine a llen fa lls mäßige Akzep tanz.

Mit de r Vorlage des En twurfs e ine r Verordnung zurGesta ltung und Verwendung des Öko-Bundesze i-chens kommt fü r mich e in we ite re r Ablehnungsgrundh inzu , we il dabe i ke ine sinnvollen Nutzungsbed in -gungen und reg iona len Kombina tionsmöglichke itenvorgesehen werden . Damit ist fü r d ie Länder ke ineausre ichende Möglichke it fü r d ie Kennze ichnung vonreg iona len Ökoproduk ten in Verb indung mit demÖko-Bundesze ichen siche rgeste llt. Sch ließlich geh t e suns in e rste r Lin ie um d ie Stä rkung de r Erzeuger undVermark te r von Ökolebensmitte ln aus den jewe iligenRegionen und eben n ich t nur um e ine Ausweitungdes Angebots von Ökoproduk ten ohne Berücksich ti-gung ih re r Herkunft.

Anlage 10

Erklärung

von Min iste r Rudolf Köberle(Baden-Württemberg)

zu Punkt 14 der Tagesordnung

Für d ie Länder Baden-Württemberg und Hessengebe ich folgende Erk lä rung zu Protokoll:

In de r Gese tzesbegründung zur Einbeziehung de rGemeindefinanzkra ft wird led ig lich auf e inen pau-scha len Absch lag ve rwiesen , de r dem durch Ind ika to-ren n ich t be rücksich tig ten Finanzbedarf de r Kommu-nen Rechnung tragen soll. Diese Begründung g re iftzu kurz.

Außer Ach t ge lassen wird , dass das Bundesverfas-sungsgerich t in se ine r En tsche idung vom 11. Novem-ber 1999 dem Gese tzgeber aufgegeben ha t, im Rah-men von Artike l 107 Abs. 2 Sa tz 1, 2. Ha lbsa tzGrundgese tz zu be rücksich tigen , dass das Grundge-se tz d ie finanzie lle Eigenveran twortung de r Kommu-

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(D)

nen nunmehr ausdrück lich ane rkenn t – Artike l 28Abs. 2 Sa tz 3 Grundgese tz – und den Gemeindene inen e igenen Ante il an dem Aufkommen de r Ein -kommensteuer – Artike l 106 Abs. 5 Grundgese tz – undder Umsatzsteuer – Artike l 106 Abs. 5 a Grundgese tz –garan tie rt. Die gestä rk te finanzwirtschaftliche Unab-hängigke it und Verse lbstständigung der Kommunenmodifizie rt – so das Bundesverfassungsgerich t – d ieb ishe rige Zweistu figke it de r Finanzverfassung .

Die gestä rk te kommuna le Finanzposition ist durche inen Autonomieabsch lag auf d ie gemeind liche Fi-nanzkra ft zu be rücksich tigen . Die he rausgehobeneSte llung de r Gemeinden auf de r Einnahmese ite de rFinanzverfassung und d ie damit ve rbundene Ver-se lbstständ igung de r Gemeinden ve rb ie ten d ie Voll-anrechnung de r gemeind lichen Finanzkra ft au f d ieFinanzkra ft de r Länder.

Anlage 11

Erklärung

von Min iste r Franz Schuster(Thüringen)

zu Punkt 16 der Tagesordnung

Die Bundesreg ie rung ha t den En twurf e ines Gese t-zes zur Neurege lung des Waffenrechts vorge leg t. Dasneue Waffenrech t soll p rimär de r öffen tlichen Sicher-he it d ienen und den missbräuch lichen Umgang mitWaffen stä rke r e inschränken .

Nich t a lle Maßnahmen , d ie das umfangre iche Ge-se tzeswerk vorsieh t, sind e rforde rlich , um d ieses Zie lzu e rre ichen .

Die öffen tliche Sicherhe it ist e in äußerst wich tigesSchu tzgu t. Nich tsdestowenige r kann sie mit anderenwich tigen In te ressen kollid ie ren , und es muss e insachgerech te r Ausg le ich , h ie r mit dem Grundrech tauf Eigen tum und Erbe , ge funden werden .

Der Vorsch lag de r Bundesreg ie rung sieh t un te r anderem vor, dass d ie zurze it ge ltende Bestimmungüber das Erbrech t an Waffen auf fünf Jahre be friste twerden soll, wenn n ich t in d iese r Ze it e in System en twicke lt wird , durch das Waffen fü r den La ien unbrauchbar gemach t werden können , d ie Block ie r-e in rich tung jedoch vom Fachmann ohne Beschäd i-gung de r Waffe wieder en tfe rn t werden kann .

Diese gep lan te Einschränkung des Erbenprivilegsist unverhä ltn ismäßig . Auch Waffen un te rliegen demErbrech t und ste llen Vermögenswerte da r.

Der Besitz von Waffen kann n ich t isolie rt ohne d ieübrigen Bestimmungen des Gese tzen twurfs gesehenwerden . Der Gese tzen twurf en thä lt de ta illie rte undg ru n d sä tzlich b e g rü ße n sw e rte Be stim m u n g e n zu rAufbewahrung von Waffen . Durch d iese Bestimmun-gen werden de r Zugriff Dritte r au f d ie Waffen und dash ie rm it e in h e rg e h e n d e G e fä h rd u n g sp ote n zia l g e -senk t. Wird de r Erbe zusä tzlich ve rpflich te t, e re rb teMunition abzugeben , so könn te d ie Missbrauchsge-

fahr we ite r gesenk t werden . Der öffen tlichen Sicher-he it wäre Genüge ge tan .

Die von de r Bundesreg ie rung vorgesehene Ände-rung h ingegen e rsche in t unverhä ltn ismäßig . Der Erbemüsste sich in kürzeste r Ze it nach dem Erbfa ll e inenÜberb lick über den Mark t ve rschaffen , um d ie Waffenan e inen Berech tig ten abgeben zu können . Durch d iewaffenrech tlichen Erlaubn isse würde dem Erwerberk la r, dass e s sich h ie r fak tisch um e inen Notve rkaufhande lt, was d ie Position des Erben schwäch t unddamit den zu rea lisie renden Pre is d rück t. Die Befris-tung des Erbenprivilegs hä tte e ine n ich t beabsich-tig te das Eigen tum be tre ffende Wirkung , d ie n ich t e rforde rlich ist, um d ie öffen tliche Sicherhe it zu ge -währle isten .

H in zu k ä m e n Au sw irk u n g e n in sb e son d e re a u f Herste lle r hochwertige r Waffen und das Büchsen-macherhandwerk . Hie r stehen Thüringer Be triebe inder Reg ion Suh l in e ine r langen Trad ition . Auch d iewirtschaftlichen Auswirkungen sollten be i de r Neure -ge lung des Waffenrech ts insbesondere mit Blick aufd ie se Tra d ition sb e trie b e im la u fe n d e n G e se tzg e -bungsverfahren zur Abwägung kommen.

Anlage 12

Erklärung

von Staa tsmin iste r Jochen Riebe l(Hessen)

zu Punkt 17 der Tagesordnung

In den kommenden Jahren ist mit e inem sta rkenAnstieg de r Versorgungsausgaben fü r d ie Beamtin -nen und Beamten be i Bund , Ländern und den kom-muna len Gebie tskörperschaften zu rechnen .

Der im Oktober 1996 vorge leg te Versorgungsbe-rich t de r früheren Bundesreg ie rung wie auch de r vonder Bundesreg ie rung nunmehr vorge leg te En twurfdes 2. Versorgungsberich ts be legen d ies deu tlich . DieZah l de r Versorgungsempfänger be i Bund , Ländernund Gemeinden wird nach de r Prognose des 2. Ver-sorgungsberich tes von 900 000 im Jahr 2000 auf 1,4 Millionen um das Jahr 2030 ste igen und danachwieder sinken .

Der Zuwachs be trifft in e rste r Lin ie d ie Länder. Dortwird sich d ie Zah l de r Versorgungsempfänger b is2030 fast ve rdoppe ln : von 525 000 im Jahr 2000 auf1 019 000 im Jahr 2030.

En tsp rechend werden d ie Ve rsorgungsausgabensta rk anste igen . Ich e rwähne nur d ie fü r d ie Länderprognostizie rten Zah len : von 28,3 Millia rden DM imJahr 2000 auf 114,8 Millia rden DM im Jahr 2030 undweite r au f 132,5 Millia rden DM im Jahr 2040.

Diese Zah len be legen deu tlich , dass Handlungsbe-d a rf b e ste h t. Be re its se it d e r Re n te n re form 1992 besteh t b re ite r Konsens da rüber, dass d ie Alte rssiche -rungssysteme im Gle ichk lang we ite ren twicke lt wer-den sollen – Be lastungsveränderungen in de r Ren ten-

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ve rsiche rung ist auch in den anderen ganz oder te il-w e ise a u s Ste u e rm itte ln fin a n zie rte n Alte rssich e -rungssystemen un te r Beach tung de r jewe iligen Be-sonderhe iten sinngemäß Rechnung zu tragen –, d ieEigenständ igke it de r ve rsch iedenen h istorisch ge -wachsenen Alte rssiche rungssysteme dabe i jedoch e r-ha lten b le iben muss (vg l. Besch luss des Deu tschenBundestages vom 7. März 1989, BT-Drs. 11/4125).

Die se n g e m e in sa m b e sch losse n e n G ru n d sä tze nüber d ie Forten twick lung de r Ren tenversiche rungund de r Beamtenversorgung wird de r vorliegendeGese tzen twurf jedenfa lls in se inen Schwerpunktenn ich t ge rech t. Die Bundesreg ie rung we ist zwar in de rBegründung da rauf h in , dass e s nach Absch luss de rGese tzgebung zur Reform der gese tzlichen Ren ten-ve rsiche rung und zur Förderung e ines kap ita lgedeck-te n Alte rsvorsorg e ve rm ög e n s n u n m e h r g ilt , „ d ieMaßnahmen de r Ren tenre form auf systemgerech teArt wirkungsg le ich auf d ie Beamtenversorgung zuübertragen“ . Die a ls Kernstück de r Versorgungsre -form vorgesehene Absenkung des Versorgungsn i-veaus in zwe i Stu fen genüg t d iesen Anforde rungena lle rd ings n ich t.

Die sch rittwe ise Absenkung des Versorgungsn i-veaus b is zum Jahr 2017 um insgesamt ca . 6,3 % istn ich t „wirkungsg le ich“ ausgesta lte t, we il sie im Ver-g le ich zu den Ren tne rn aus zwe i Gründen zu e ine rüberproportiona l hohen finanzie llen Be lastung unddamit zu e inem Sonderopfe r de r Versorgungsempfän-ger führen würde :

Erstens. Die Alte rsve rsorgung de r Beamten kombi-n ie rt a ls Vollve rsorgungssystem d ie a llgemeine Re-ge lsiche rung mit e ine r Zusa tzsiche rung , wie sie im öf-fen tlichen Dienst in Form von Zusa tzren ten und in de rWirtschaft von Be triebsren ten anzu tre ffen ist. Ih r Si-che rungszie l geh t daher deu tlich über das de r gese tz-lichen Ren tenversiche rung a ls a llgemeine Rege lsi-ch e ru n g h in a u s. Da s b e d e u te t, d a ss d ie in d e rRen tenre form en tha ltene Absenkung des Ren tenn i-veaus g rundsä tzlich nur auf den de r Grundren te en t-sp rechenden Te il de r Beamtenversorgung übertragenund demzufolge auch d ie gesamte Pension n ich t inve rg le ichbare r Höhe abgesenk t werden da rf. Die vor-gesehene inha ltsg le iche Übernahme des Umfangs de rAbsenkung de r Ren ten wäre a lso n ich t „wirkungs-g le ich“ , sondern hä tte e ine Überkompensa tion zurFolge .

Zweitens. Die Beamten und Versorgungsempfängerhaben in den le tzten Jahren e ine Reihe von Vor-le istungen erbracht, d ie im Hinblick auf e ine „wir-kungsgle iche“ Belastung bei der Höhe der Absenkungdes Versorgungsniveaus ebenfa lls berücksichtig t wer-den müssen. Die wichtigsten sind in der Begründungdes Antrags der Länder Bayern und Hessen aufgeführt.

Auch d ie Antragste lle r sind in Anbe trach t de r zu e r-wartenden Versorgungsausgaben be re it, k ritisch zuprüfen , we lche we ite ren Möglichke iten es g ib t, d ie seKosten zu reduzie ren . Wenn wir zu de r Meinung ge -langen , dass d ie Beamtenversorgung im Hinb lick aufd ie Au sg a b e n e n tw ick lu n g u n d d ie H a u sh a ltsla g egrundsä tzlich we ite r e ingeschränk t werden soll, müs-sen wir den Beamten und Versorgungsempfängernd ies auch offen und ehrlich sagen .

Das Gebot der Ehrlichkeit e rfordert es aber auch,deutlich darauf h inzuweisen, dass mit der vorgesehe-nen Absenkung des Versorgungsniveaus d ie Rentenre-form gerade nicht „wirkungsgle ich“ übertragen wird .

In d iese r Auffassung füh len wir uns durch e ine Ste l-lungnahme des Bundesmin iste riums fü r Arbe it undSozia lordnung vom 1. Oktober 2001 bestä tig t. Dorthe ißt e s zu r Wirkungsg le ichhe it de r zwe iten Stu fe de rÜbertragung : „Dies bedeu te t, dass d ie ab 2011 in de rRen tenversiche rung wirksame Maßnahme vom Volu-men he r wirkungsg le ich übertragen wird . Unte rsch ie -de e rgeben sich jedoch h insich tlich des Ze itpunk tesder Wirksamke it. Beamtenpensionäre müssen be re itsim Jahr 2017 e ine Be lastung h innehmen , d ie d ie Ren t-ne r e rst im Jahr 2030 e rre ichen werden .“ Daher mussd ie Ab se n k u n g d e s Ve rsorg u n g sn ive a u s e n tsp re -chend begrenzt werden . Konkre t werden – auch imIn te resse e ine r konsensfäh igen Rege lung – folgendeMaßnahmen a ls ve rsorgungspolitisch noch ve rtre tba rvorgesch lagen :

In der ersten Stufe der Reform wird das Versorgungs-niveau ab 2003 in acht Schritten von jeweils jährlich 0,5 vom Hundert b is 2010 um insgesamt 4 % abge-senkt; der Regierungsentwurf sieht 4,33 % vor. Dieschrittweise Absenkung wird , wie auch im Gesetzent-wurf vorgesehen, über e inen Anpassungsfaktor umge-se tzt. Der erre ichbare Höchstsa tz des Ruhegehalts wirdvon 75 nur auf 72,0 sta tt auf 71,75 % abgesenkt.

Die zwe ite Stu fe de r Reform wird durch den ab 2011wieder e inse tzenden Aufbau de r Versorgungsrück-lage b is zum Jahr 2013 umgese tzt, sta tt b is zum Jahr2017 im Reg ie rungsen twurf. Mit de r im Gese tzen t-wurf vorgesehenen Revisionsk lause l – § 14 Abs. 5BBesG – ist siche rgeste llt, dass auf Grund de r a llge -m e in e n En tw ick lu n g d e r Alte rssich e ru n g ssyste m esowie de r En twick lung de r Versorgungsrück lagen be iBund und Ländern ze itnah we ite re Schritte geprüftund gegebenenfa lls e rforde rliche Änderungen be -sch lossen werden können .

Mit dem Änderungsan trag sch lagen wir e ine Ni-veauabflachung de r vollen Versorgungsbezüge , a lsoder Rege l- und de r Zusa tzsiche rung , um 5,2 % vor.Der Gese tzen twurf sieh t – gegenüber e ine r Absen-kung de r Grundren te um gu t 6 % – 6,3 % vor. Unte rBerücksich tigung de r Gesamtbe lastung de r Be troffe -nen lieg t d iese Niveauabflachung zwar an de r oberenGrenze des Zumutbaren , sie ist abe r im Hinb lick aufd ie gebotene sozia le Symmetrie sowie wegen de r Be-son d e rh e ite n d e r b e id e n Alte rssich e ru n g ssyste m ele tztlich noch ve rtre tba r.

Anlage 13

Erklärung

von Min iste rin Bärbe l Höhn(Nordrhe in -Westfa len)

zu Punkt 19 der Tagesordnung

Sie kennen d ies siche rlich aus de r Werbung: Mite inem kurzen Druck auf d ie Sprühflasche ve rschwin-

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de t lä stiges „Ungezie fe r“ wie Mücken oder Fliegen .Die Küche g länzt, we il sie soeben desin fizie rt wurde .Das Kle ink ind sp ie lt au f dem ke imfre ien Fußboden ;das Mutte rgewissen ist be ruh ig t. Und sollte e in Restvon Unsicherhe it da se in , so be ruh ig t d ie Werbung:„na tü rliches Insek tizid“ , „ge ruch los und siche r“ , „mitna tü rlichem Wirkstoff“ usw. Diese r Eindruck wird da -durch ve rstä rk t, dass e in igen de r Produk te Duftstoffezugese tzt wurden . Offensich tlich soll de r Eindrucke ine r „na tü rlichen“ Wirkung n ich t durch den Geruchnach Chemika lien ze rstört werden .

Während auf de r e inen Se ite a lso mit Na tü rlichke itgeworben wird , n immt auf de r anderen Se ite de r Ge-brauch bestimmter – n ich t unbed ing t na tü rliche r –Mitte l zu . Nich t nur Küchen und Badezimmer werdende sin fizie rt. Auch be stimmte Be da rfsge ge nstä nde ,z. B. Schne idebre tte r, werden in zunehmendem Maßean timikrob ie ll ausgerüste t.

Ärzte und Ärztinnen warnen inzwischen , dass de rve rstä rk te G e b ra u ch von De sin fe k tion sm itte ln zue ine r Schäd igung des Immunsystems von Kindernführen kann . Auch e inze lne Inha ltsstoffe de r oft unbe-denk lich e ingese tzten Mitte l sind in d ie Diskussiongera ten . Als e in Be isp ie l nenne ich d ie Pyre th roide . Esg ib t abe r mit Siche rhe it Stoffe , d ie ähn lich k ritisch be -urte ilt werden müssen .

Insgesamt gehören zu den Biozid-Produkten, diedurch den vorliegenden Gese tzen twurf neu ge rege ltwerden sollen , vie le ge fährliche Stoffe . Diese Produk-te sollen ge rade Schäd linge ve rtre iben oder töten ;e ine toxische Wirkung ist a lso häufig beabsich tig t.

Vor d iesem Hinte rgrund ist es ausgesprochen e r-freu lich , dass d ie EU den Bere ich der Biozide durche ine Rich tlin ie umfassend – und , wie ich finde , sehrfortschrittlich – gerege lt ha t. Insofern ist auch der Ge-se tzen twurf der Bundesreg ie rung , der d iese Rich tlin iein deu tsches Rech t umse tzt, ausd rück lich zu be -grüßen . Durch d ie Umsetzung der Rich tlin ie sind e r-hebliche Fortschritte be i der Regulie rung von Biozidenzu e rwarten . In Zukunft dürfen Biozid-Produkte nurdann noch verkauft werden , wenn sie vorher e in Zu-lassungsverfahren durch laufen haben . Ledig lich füreher ungefährliche Produkte ist e in Registrie rungsver-fahren vorgesehen . Die e inze lnen Wirkstoffe werdenim Vorfe ld n ich t nur auf ih re Wirksamkeit, sondernauch auf ih re schädliche Wirkung h in un te rsucht.

Die Rich tlin ie sieh t außerdem d ie Umse tzung desSubstitu tionsprinzips vor: Bevor e in bestimmter Stoffin e ine Liste e rlaub te r Wirkstoffe aufgenommen wird ,muss geprüft werden , ob n ich t be re its e in Stoff mitähn liche r Wirkung , abe r ge ringerem Gefährdungspo-tenzia l fü r Mensch und Umwelt in de r Liste vorhan-den ist. In d iesem Fa ll kann d ie Aufnahme des neuenStoffes in d ie Liste ve rwe ige rt werden . Dies g ilt auchbe i de r Verlängerung e ine r Zu lassung . Ich habe d ieHoffnung , dass dadurch ge fährliche Biozide zumin-dest langfristig vom Mark t ve rschwinden .

Aber: So sehr ich den Gese tzen twurf auch begrüße ,a ls Verbraucherschu tzmin iste rin sehe ich doch Nach-besse rungsbedarf. So ist e s das e rk lä rte Zie l de r Rich t-lin ie , den Einsa tz von Bioziden auf e in Min imum zubegrenzen . Dazu sollten unbed ing t we ite re Schritteun te rnommen werden .

Desha lb fordert d ie Landesreg ie rung Nordrhe in-Westfa len , e in Biozid-Produkte-Registe r aufzuste llen .Die Zulassungsste lle , be i der ohnehin a lle Informatio-nen zusammenlaufen , könnte d ies ohne großen Auf-wand bewerkste lligen . Verb rauche r und Verb rau -che rinnen sind dann in de r Lage , sich übe r d ieversch iedenen Biozid-Produkte umfassend zu infor-mieren . Ihre Kaufentsche idung hängt n ich t nur vonPre is und geschick te r Werbung ab . Sie haben sta ttdes-sen d ie Möglichke it, das Mitte l auszusuchen , das fürihr Schädlingsproblem am besten passt und g le ichze i-tig Umwelt und Gesundheit möglichst wenig be laste t.

Aber ich meine , e ine solche ve rg le ichende Über-sich t re ich t noch n ich t aus. In vie len Fä llen sind näm-lich ga r ke ine Biozide nötig . Warum soll man z. B.Ameisen mit ge fährlichen Stoffen bekämpfen , wennBackpulve r d ie g le iche Wirkung ha t? Oder warummuss es e in Insek tenspray se in , wenn man e ine Fliegegenauso gu t mit e ine r Fliegenk la tsche oder auch nurdurch Lüften loswird? Ein ige d iese r ungefährlichenAlte rna tiven sind a ltbekann te Hausmitte l, ande resind wenige r bekann t. Wir forde rn , das vorhandeneWissen über Alte rna tiven zum Biozid -Einsa tz zu bün-de ln und den Verbrauchern und Verbraucherinnenzur Verfügung zu ste llen . Diese Liste kann laufendvervollständ ig t werden . Auch d ies sollte e ine Aufgabeder Zu lassungsste lle se in .

Gle ichze itig sollen a lle d ie jen igen , d ie fü r Biozid -Produk te werben , ve rp flich te t werden , au f d iese In -formationsmöglichke it h inzuweisen . So wie es be i de rWerbung fü r Medikamente he ißt: „ ... und fragen SieIh ren Arzt oder Apotheker“ , sollte e s dann be i Bio-ziden z. B. he ißen : „ ... zu Alte rna tiven fragen Sie d ieZulassungsste lle“ .

Diese zusä tzlichen Rege lungen können siche rlichdazu be itragen , den Einsa tz von Bioziden zurückzu-drängen .

Insgesamt e rhoffe ich mir durch d ie Verabsch ie -dung des Gese tzes – mit den von uns ge forde rten Ver-besse rungen – e rheb liche Fortschritte im Sinne desUmwelt- und Verbraucherschu tzes. Ich hoffe auf e inerasche Umse tzung .

Anlage 14

Erklärung

von Min iste r Wolfgang Jüttner(Niedersachsen)

zu Punkt 21 der Tagesordnung

Der Gese tzen twurf de r Bundesreg ie rung zur Nove l-lie rung des Atomgese tzes ste llt e ine h istorische Wei-chenste llung da r. „Beendigung der Kernenerg ienut-zung“ war de r Wähle rauftrag . Diese r wird je tzt durchkonkre te Schritte umgese tzt.

Ausgangspunkt de r Nove lle ist de r Schu tz des Le-bens und de r Umwelt vor den Risiken de r Kernener-g ienu tzung . Die Niedersächsische Landesreg ie rung

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te ilt d ie Auffassung de r Bundesreg ie rung , dass dasb islang h ingenommene Restrisiko be i e inem mögli-chen Unfa ll nur noch fü r e inen begrenzten Ze itraumakzep tie rt werden da rf. N ich t zu un te rschä tzen sindauch d ie we ite ren Risiken , d ie be i de r En tsorgungoder auch be i dem Missbrauch von Kernbrennstoffenen tstehen können . Eine Ause inanderse tzung mit Artund Umfang d iese r Risiken ist angesich ts de r jüngs-ten Ere ign isse ak tue lle r denn je .

Die geordne te Beend igung de r Kernene rg ienu t-zung schafft Raum für e ine Energ iewende mit bedeu-te n d e n e n e rg ie w irtsch a ftlich e n , ök olog isch e n u n dtechnolog ischen Möglichke iten . Dazu haben Bundes-tag und Bundesreg ie rung mit dem Erneuerba re -Ener-g ien-Gese tz, dem 100 000 Dächer-Programm und de rEn e rg ie -Ein sp a r-Ve rord n u n g e in e En tw ick lu n g inGang gese tzt, d ie wohl we ltwe it be isp ie llos ist.

N iedersachsen le iste t dazu se inen Be itrag : Be i de rNutzung de r Windenerg ie mit e ine r insta llie rten Le is-tung von ak tue ll 2 147 Megawatt ha lten wir d ie Sp it-zenposition in Deu tsch land . Weite re Zuwächse sinddurch d ie En twick lung von Offshore -Windparks aufdem Meer p rogrammiert. Mit e ine r Sola roffensivehaben wir in Niedersachsen e inen zweiten Schwer-punk t zur Förderung de r e rneuerba ren Energ ien ge -se tzt. Auch d ie neue Biomasse -Verordnung des Bun-des wird von uns konstruk tiv aufgegriffen .

Der vorliegende Gese tzen twurf gewährle iste t e inenangemessenen In te ressenausg le ich . Durch se ine Ab-sage an Maximalforde rungen , d ie Kernkra ftwerkekurzfristig abzuscha lten und aus de r Wiederaufa rbe i-tung sofort auszuste igen , ve rmeide t e r wirtscha ftlicheFrik tionen und den Rückzug auf ju ristische Positionenmit de r Folge langwie rige r Ause inanderse tzungenvor den Gerich ten . Mit de r Nove lle ist e s ge lungen , zue ine r Lösung im Konsens und zu e inem pragmati-schen Kompromiss zu kommen.

Die Niedersächsische Landesreg ie rung un te rstü tztd ie AtG-Nove lle . Diese ze ig t auch schon e rste Wir-kungen . So werden d ie Gese llscha fte r des Kernkra ft-werks Stade d ie Anlage in de r zwe iten Jahreshä lfte2003 – und damit vor dem Auslaufen de r ve re inbartenReststrommenge – endgü ltig abscha lten . Der Atom-konsens e röffne t h ie r a lso den Weg, e in ä lte res Kern-kra ftwerk früher a ls gep lan t vom Netz zu nehmen .Daher und angesich ts de r neuen Sicherhe itslage soll-ten Bundesreg ie rung und Energ ieun te rnehmen ih reGespräche wieder aufnehmen . Zie l sollte se in , d ie je -we iligen Strommengen von den ä lte ren auf neuereund risikoärmere Anlagen zu übertragen . Be i de rnüch te rnen Ause inanderse tzung mit den Auswirkun-gen de r te rroristischen Ansch läge in den USA ist de rBund mit se inen Einrich tungen – insbesondere de rReak torsiche rhe itskommission – in zen tra le r Veran t-wortung . Für d ie Länder kann und da rf e s h ie rbe ike ine Alle ingänge geben .

Die AtG-Nove lle trifft auch ve rsch iedene Rege lun-gen im Entsorgungsbere ich . Hie r träg t Niedersachsene ine Re ihe von Sonderlasten . Dies g ilt zunächst fü rdas Transportbehä lte rlage r in Gorleben , das a ls e inzi-ges Zwischen lager in de r Bundesrepub lik über e ineAufbewahrungsgenehmigung fü r HAW-Glaskok illenverfüg t. Der Sicherungsaufwand fü r Transporte aus

der Wiederaufa rbe itung ste llt das Land damit vor be -sondere pe rsone lle und finanzie lle Prob leme .

Der Name Gorleben steh t zug le ich fü r den e inzigenStandort in de r Bundesrepub lik , wo umfangre iche Er-kundungsa rbe iten fü r e in mögliches End lager durch-ge führt worden sind . Die von de r früheren Bundesre -g ie ru n g g e sch a ffe n e Re ch tsg ru n d la g e fü r e in eVeränderungssperre an d iesem Standort – a ls „LexBernstorff“ vom Land abge lehn t – soll nach dem In-ha lt de r Konsensvere inbarung e rha lten b le iben unddemnächst auch zur Anwendung ge langen . Nieder-sachsen bedauert e s ausdrück lich , dass d ie Erkun-dung led ig lich un te rb rochen wurde und ke ine end-gü ltige Aufgabe d ieses aus de r Sich t des Landes fü re in End lager ungee igne ten Sa lzstocks e rfolg t ist.

In Gorleben steh t fe rne r d ie Pilot-Kondition ie rungs-an lage , de ren Inbe triebnahme kürzlich vom Land ge -nehmig t wurde . Wenn dabe i auch e ine Beschränkungauf Repara tu rzwecke e rfolg t ist, kommt de r Anlageg le ichwohl e ine bundesweite Funk tion und Bedeu-tung zu .

In Niedersachsen ist mit de r Schach tan lage Konrade in we ite re r Standort a ls End lager fü r mitte l- undschwachrad ioak tive Abfä lle Gegenstand e ines lau -fenden Planfestste llungsverfahrens. Angesich ts bun-desaufsich tliche r Vorfestlegungen rechne ich mit e i-nem Planfestste llungsbesch luss in wen igen Mona ten .Wenn e ine Verwirk lichung d ieses Vorhabens auchn ich t vor e ine r rech tsk rä ftigen ge rich tlichen En tsche i-dung e rwogen wird , steh t nach Auffassung des Lan-des immer noch e ine überzeugende Antwort au f d ieFrage aus, ob n ich t e in Endlager fü r a lle Arten rad io-a k tive r Ab fä lle in d e r Bu n d e sre p u b lik a u sre ich t.Dafür kommt Konrad a lle rd ings n ich t in Be trach t.

Die Niedersächsische Landesreg ie rung ist be re it,e inen angemessenen Ante il an den En tsorgungslas-ten zu tragen . Wir müssen in Deu tsch land zu gemein-samen siche ren Lösungen kommen. Hie rzu gehöreninsbesondere d ie Unte rstü tzung des Konzep ts de r de -ze n tra le n Zw isch e n la g e ru n g a b g e b ra n n te r Bre n n -e lemente durch d ie Bundesländer und d ie jewe iligenStandortgemeinden sowie d ie züg ige bundesweiteund wirk lich unvore ingenommene Suche nach e inemgee igne ten , a llen Siche rhe itsk rite rien genügendenEndlagerstandort. Das Ergebn is d iese r Suche mussdann in gemeinsamer Veran twortung umgese tzt wer-den . Denn sch ließlich e rforde rn d ie jüngsten Ter-rorangriffe in den USA und de r Umgang mit se inenAu sw irk u n g e n d ie n a tion a le Ve ra n tw ortu n g vonBund und Ländern , auch und besonders bezogen aufunse re ke rn techn ischen Einrich tungen .

Anlage 15

Erklärung

von Staa tsmin iste r Wilhe lm Die tze l(Hessen)

zu Punkt 21 der Tagesordnung

Lassen Sie mich zunächst auf das von der Bundesre-gierung gewählte Gesetzgebungsverfahren e ingehen!

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Die Bundesreg ie rung ha t sowohl den Text a ls auchd ie Begründung d ieses Gese tzen twurfs außerha lb desparlamenta rischen Raumes in langwie rigen Gehe im-verhand lungen über a lle Einze lhe iten ausgehande lt.Sie ha t den En twurf vor kurzem mit de r öffen tlichgeäußerten Erwartung in das Gese tzgebungsverfah-ren e ingebrach t, dass e r ohne Änderungen angenom-men wird .

Das en tsp rich t n ich t demokra tischen Gepflogenhe i-ten . Die Bundesländer waren an den gehe imen Ver-hand lungen zwischen de r Bundesreg ie rung und denEnerg ieversorgungsun te rnehmen in ke ine r Weise be -te ilig t worden , obwohl de r gep lan te Atomausstieg aufBundesländer wie Hessen , Bayern oder Baden-Würt-temberg mit über 50 % Kernenerg iean te il an de rStromversorgung massive ene rg ie - und wirtschafts-politische Auswirkungen haben wird . Die Ergebn issed iese r Verhand lungen liegen nun a ls Gese tzen twurfvor.

Bishe r ha t e s se itens de r Bundesreg ie rung n ich t e in -mal den Versuch gegeben , leg itime Länderin te ressenzu be rücksich tigen . Sta ttdessen ha t d ie Bundesreg ie -rung be i de r lau fenden Umse tzung de r mit den Ener-g ieve rsorge rn ve re inbarten De ta ilrege lungen zu e in -ze lnen Anlagen de ra rt massiv in ve rfassungsmäßigeZuständ igke iten und Rech te de r Länder e ingegriffen ,dass z. B. das Land Hessen das Bundesverfassungsge-rich t an rufen musste , um se ine ve rfassungsmäßigenRech te dem Bund gegenüber zu wahren .

Ein solches Vorgehen des Bundes in e inem Gese tz-gebungsverfahren ist neu . Es ze ichne t sich durch e ineb ishe r e inmalige Missach tung de r leg itimen In te res-sen und Rech te de r Bundesländer und e inen n ich t ak -zep tab len pa rlamenta rischen Stil se itens de r Bundes-reg ie rung aus.

Zum Gese tzen twurf se lbst:

Ich ha lte den beabsich tig ten Ausstieg aus de r fried -lichen Kernenerg ienutzung fü r e inen schwer wiegen-den politischen Feh le r. Ein Ausstieg ist volkswirt-sch a ftlich sch ä d lich , sich e rh e itste ch n isch n ich tbegründe t und ge fährde t d ie Erre ichung de r Klima-schu tzzie le de r Bundesrepub lik .

Mit dem Ausstieg aus de r Kernenerg ie wird e ineTechn ik mit g roßem Potenzia l zu r CO 2-fre ien Strom-erzeugung aufgegeben . Die Erre ichbarke it de r Klima-schu tzzie le ohne Kernenerg ienu tzung wird im Ge-se tzen twurf ohne we ite re Begründung un te rste llt, dae in Nachweis offensich tlich n ich t führba r ist.

Dem vorgesehenen Ausstieg aus de r Kernenerg ie -nu tzung in Deu tsch land lieg t ke ine rle i trag fäh igesenerg iepolitisches Gesamtkonzep t de r Bundesreg ie -rung im Sinne e ine r nachha ltigen En twick lung zuGrunde . Dies wird zu e ine r Ersa tzstrombeschaffungim Rahmen großer Verbundsysteme führen , mit de rFolge , dass auch fü r den deu tschen Mark t Strom ausKernk ra ftwe rken aus N ich t-EU-Staa ten e inge füh rtwird – Staa ten mit Kernkra ftwerken , be i denen d ieEinha ltung unse re r Sicherhe itsstandards n ich t ge -währle iste t ist.

Die Kernenerg ie ist neben de r he imischen Kohled ie jen ige Energ ie form, be i de r e ine hohe Versor-g u n g ssich e ru n g g e w ä h rle iste t ist . De r g e p la n te Ausstieg aus de r Kernenerg ienu tzung ste llt e in e le -menta res Risiko fü r d ie Sicherung de r Versorgung mitStrom dar. Dieses Risiko wird auch n ich t durch d ieb loße Hoffnung auf e rheb liche Energ iee insparpoten-zia le und den Ausbau regenera tive r Energ ien gemin-dert.

Ein Verbot de r Errich tung neuer Kernkra ftwerke istüberflüssig . Ob und wann sich d ie Frage de r Errich-tung neuer Kernkra ftwerke fü r d ie Elek trizitä tswirt-schaft ste llt, sollte dem Mark t überla ssen b le iben . Einsta a tlich e s Ve rb ot d e r zu k ü n ftig e n Ke rn e n e rg ie -nu tzung , das weder siche rhe itstechn isch noch um-weltpolitisch e rforde rlich ist, beh indert d ie fü r d ieEn twick lung unse re r Wirtscha ft lebensnotwend igeVersorgung mit p re iswerte r Energ ie .

Die Strome rze u g u n g in De u tsch la n d b e ru h t zue inem Dritte l au f den laufenden Kernkra ftwerken .Diese r Strom ist im Verg le ich zu anderen Energ ie trä -ge rn sehr p re iswert. Er kann nach den ve re inbartenRestlaufze iten de r Kernkra ftwerke n ich t durch Ein -spa rungen und Strom aus e rneuerba ren Energ ien e rse tzt werden ; das ist e ine Utop ie . Diese r Strom wird aus fossilen Kra ftwerken kommen oder durchStrom im p orte u n te r a n d e re m a u s a u slä n d isch e n Kernkra ftwerken abgedeck t werden müssen . Dieswird zu e ine r Anhebung des Strompre isn iveaus undzu e inem Export von Produk tion und Arbe itsp lä tzenin de r Stromversorgung und in de r Kra ftwerksindus-trie führen . Höhere Strompre ise wiede rum bee in -träch tigen d ie Wettbewerbsfäh igke it stromin tensive rIn d u strie zw e ig e . In sg e sa m t w ird d e r Sta n d ortDeu tsch land in de r in te rna tiona len Konkurrenz ge -schwäch t.

So werden dringend notwendige Arbe itsp lä tze inunserem Land vern ich te t. Wir streben das Gegente ilan , nämlich Arbe itsp lä tze in unsere r he imischen Ener-g iewirtschaft zu siche rn!

Der Gese tzen twurf ste llt se lbst fe st, dass d ie deu t-schen Kernkra ftwerke e inen in te rna tiona l hohen Si-che rhe itsstandard haben . Se it Beg inn de r Nutzungder Kernenerg ie se ien e rheb liche Fortschritte ge -mach t worden . Zur Begründung fü r d ie Beend igungder Kernenerg ienu tzung wird auf e ine Neubewertungih re r Risiken – offenbar durch d ie Bundesreg ie rung –verwiesen . Maßstäbe und Krite rien d iese r Neubewer-tung werden jedoch n ich t genann t und sind auchsonst n ich t e rsich tlich .

Die Bundesreg ie rung we ich t damit von de r Bewer-tung des Risikos de r Kernenerg ienu tzung in anderenLändern , wie USA, Frankre ich oder Japan , we lche d ieg le iche Veran twortung fü r den Schu tz ih res Volkeshaben , ohne we ite re Begründung g rundsä tzlich ab .Hie rzu ist k la r fe stzuste llen , dass ke ine rle i Anha lts-punk te vorliegen , d ie Zweife l an de r Be triebssiche r-he it de r deu tschen Kernkra ftwerke begründen könn-ten . Der Be trieb de r deu tschen Kernkra ftwerke istauch nach Meinung in te rna tiona l renommierte r Ex-perten in vollem Umfang ve ran twortba r.

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Ein lang jähriges Mora torium fü r d ie Erkundung desSa lzstocks Gorleben mach t d ieses Konzep t jedochohne sach lichen Grund h in fä llig . Fak tisch wird e r-zwungen , dass d ie abgebrann ten Brenne lemente inden nächsten 40 Jahren von den nach dem Gese tzen t-wurf be i den Kernkra ftwerken e inzurich tenden Zwi-schen lagern aufgenommen werden . Die Bundesreg ie -rung geh t damit zug le ich das Risiko e in , dass in folgede r bewussten und gewollten Versch leppung de rEndlagerfrage auch dann noch ke in End lager vorhan-den ist, wenn d ie Genehmigung de r Zwischen lagernach 40 Jahren ausläuft.

Zusammenfassend ste lle ich zu dem vorliegendenGese tzen twurf fe st:

Erstens. Der Ausstieg aus de r Nutzung de r Kern-energ ie ist de rze it n ich t geboten . Er ist w irtscha fts-und umweltpolitisch das völlig fa lsche Signa l.

Zweitens. Die Bundesreg ie rung ha t ke inerle i Sicher-he itsbedenken , den Energ ieversorgern weite rh in d ieErzeugung von Reststrommengen zu garan tie ren . Siebestä tig t damit den in te rna tiona l anerkannten hohenSicherhe itsstandard deutscher Kernkraftwerke .

De r vorlie g e n d e G e se tze n tw u rf trä g t in k e in e rWeise zur Besch leun igung de r Verfahren fü r d ie Er-rich tung des End lagers Gorleben be i. Im Gegen te il:Die bestehenden Rege lungen zur Besch leun igungdes Verfahrens fü r das End lager Gorleben sollen wie -de r aufgehoben werden . Für Gorleben besteh t damite in zwischen de r Bundesreg ie rung und de r Elek trizi-tä tswirtschaft abgesprochenes Erkundungsmora tori-um. Hie rzu ste lle ich fe st: Die Bundesreg ie rung istn ich t e rmäch tig t, e inse itig e in solches Mora torium zuverhängen – schon ga r n ich t ohne Be te iligung undgegen den e rk lä rten Willen de r be troffenen Bundes-länder.

Mit dem Erkundungsmora torium fü r Gorleben wirdd ie in te rna tiona le Rolle Deu tsch lands be i de r Lösungder End lagerfrage in unveran twortliche r Weise auf-gegeben . Deu tsch land war mit de r Erkundung e inesEndlagers im Sa lzstock Gorleben fü r d ie Aufnahmein sb e son d e re h och ra d ioa k tive r Ab fä lle se h r w e it.Eine Inbe triebnahme b is zum Jahre 2015 sch ien rea lis-tisch . Die nahezu lee r stehenden Zwischen lager inAha us und Gorle be n hä tte n in de n komme nde n 15 Jahren a lle hochrad ioak tiven wärmeen twicke ln -den Abfä lle aus de r Wiederaufa rbe itung sowie d iebe im Be trieb de r Kernkra ftwerke anfa llenden abge-brann ten Brenne lemente aufnehmen können .

Drittens. Das von de r Bundesreg ie rung mit denEnerg ieversorge rn ausgehande lte Mora torium in de rEndlagerfrage ist unnötig , unbegründe t und wider-sp rich t d e n Sich e rh e itsin te re sse n u n se re r Bü rg e rsowie vita len In te ressen de r deu tschen Bundesländer,d ie rad ioak tive Abfä lle fü r den Bund zwischen lagernmüssen . Der Bund künd ig t damit e inse itig und ohneNot den b ishe rigen Konsens in de r En tsorgungsfrageauf; e r ve rzögert unnötig d ie End lagerung auf unbe-stimmte Ze it.

Alles in a llem: Der Ausstieg aus der Kernenergieohne Alternativen isoliert d ie Bundesrepublik Deutsch-

land im Energ iesek tor, e inem zen tra len Bere ich fü rd ie In frastruk tu r und d ie wirtscha ftliche En twick lunge ine r g roßen Industriena tion . Desha lb lehnen wir denGese tzen twurf ab .

Anlage 16

Erklärung

von Min iste r Claus Möller(Sch leswig-Holste in )

zu Punkt 21 der Tagesordnung

Der vorliegende En twurf de r Bundesreg ie rung zurÄnderung des Atomgese tzes ist nach Auffassung de rSch leswig-Holste in ischen Landesreg ie rung e in Mei-lenste in auf dem Weg zum dringend notwendigenAusstieg aus de r Atomenerg ie .

Ich hä tte mir a ls fü r d ie Reak torsiche rhe it ve ran t-wortliche r Landesmin iste r e ine ra schere Beendigungder Kernenerg ienutzung und insbesondere kürze reRestlaufze iten gewünsch t. Doch ist d ie Vere inbarungzwischen Bundesreg ie rung und Energ ieversorgungs-un te rnehmen vom Jun i des ve rgangenen Jahres e innotwendige r Kompromiss, de r den un te rsch ied lichenIn te ressen lagen und energ iepolitischen Standpunk-ten Rechnung träg t. Die e ingebrach te AtG-Nove llesorg t fü r d ie gese tzliche Verankerung de r genann tenVere inbarung und schafft fü r a lle Se iten d ie notwen-d ige Rech tssiche rhe it.

Ich forde re h ie r und heu te insbesondere d ie in denLände rn fü r CDU, CSU und FDP Veran twortung Tragenden auf, den nach lang jährigem Ringen ge fun-denen Atomkonsens und d ie en tsp rechende rech tli-che Umse tzung nun auch mitzu tragen . Sie sollten akzep tie ren , dass d ie Vere inbarung n ich t nur von de r Energ iewirtschaft un te rstü tzt wird , sondern dassd e r vorg e ze ich n e te Ke rn e n e rg ie a u sstie g in g a n zDeutsch land b re ite Zustimmung ge funden ha t. Darü-be r h inaus ha t e r we ltwe it Beach tung ge funden undist e in deu tliche r Schritt h in zu e ine r siche ren undnachha ltigen Energ ieversorgung .

Ich glaube, mit a lle r Zurückhaltung für Schleswig-Holste in in Anspruch nehmen zu können, dass aus demnördlichsten Bundesland schon vor vie len Jahren derje tzt vorgegebene Weg zum Umstieg auf e ine ressour-censchonende sozia lverträgliche Energiepolitik e inge-fordert worden ist. Insofern erfüllt mich die vorliegendeBundesra ts-Drucksache mit e inem gewissen Stolz, istsie doch e in Ergebnis auch unserer Bemühungen.

Wir können am heu tigen Tage n ich t übe r da sThema „Atomkra ft“ d isku tie ren , ohne auf ak tue lleEntwick lungen e inzugehen . Die Terroransch läge vom11. Sep tember haben we ltwe it zu e ine r neuen Sensi-b ilitä t in Sicherhe itsfragen ge führt. Dies be trifft auchd ie Sicherhe it von Atomanlagen be i b ishe r n ich t fü rmöglich geha ltenen Flugzeugabstü rzen . Es war kon-sequen t, dass Bundesumweltmin iste r Trittin nur wen i-ge Tage nach dem 11. Sep tember d ie Reak torsiche r-he itskommission um e ine Bewertung gebe ten ha t,

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damit ra sch en tsch ieden werden kann , wie d ie Reak-toraufsich t zu reag ie ren ha t.

Einze lne Landesreg ie rungen , da run te r d ie Sch les-wig-Holste in ische , haben unmitte lba r Kontak t zu Be-tre ibe rgese llscha ften und den Sicherhe itsexperten be iden Gutach te rorgan isa tionen aufgenommen und e i-gene Prüfungen e inge le ite t. Es g ilt, jede e inze lneAtomanlage auf den Prüfstand zu ste llen . Vorschne lleBewertungen nach dem Motto: „Die deutschen Kern-kraftwerke sind absturzsicher“ sind genauso fragwür-dig wie d ie These , es se i – unabhängig von Kraftwerks-typ und Bau jahr – überhaup t ke in Schu tz gegeben .

Der vom Bundesverfassungsgerich t zu Rich tschnurgemach te „Maßstab p rak tische r Vernunft“ ha t dazugeführt, dass zumindest d ie neueren Atomanlagengegen e ine ganze Re ihe von möglichen Einwirkun-gen ausge leg t worden sind . Die Vorste llungskra ft ha tabe r n ich t ausge re ich t, Ansch läge w ie jene vom 11. Sep tember e inzuka lku lie ren . Wie aus de r ge radeve röffen tlich ten Ste llungnahme de r Reak torsiche r-he itskommission he rvorgeh t, re ichen d ie vorliegen-den Unte rsuchungen n ich t aus, um d ie Folgen solcherAttacken auf Reak toren siche r abzuschä tzen . Die RSKsch ließt „ im Einze lfa ll auch massive Fre ise tzungen ra -d ioak tive r Stoffe“ n ich t aus. Wirksamste r Schu tz se inach Ansich t de r RSK d ie Min imie rung de r Ein tritts-wahrsche in lichke it von Terroransch lägen . Ich meine ,de r wirksamste Schu tz ist de r züg ige geordne te Aus-stieg aus de r Kernenerg ie . Diesen wollen wir heu temit de r AtG-Nove lle besch ließen .

Da der Schutzzustand der deutschen Kernkraftwerkegegenüber te rroristischen Angriffen gegenwärtig n ichtgeklärt ist, sollten d ie Länder gemeinsam die Bundes-regierung, d ie für d ie Reaktoraufsicht in Deutschlandoberste Verantwortung trägt, zu e iner umfassendenund kurzfristigen Risikoanalyse auffordern . Hierzu hatSchleswig-Holste in heute e inen Entschließungsantragvorge leg t. Wir müssen de r Öffen tlichke it deu tlich machen, dass d ie Politik ihre a llerwichtigste Aufgabe,Schaden von der Bevölkerung abzuwenden , e rnstn immt. Bund wie Länder haben für das Kraftwerks-personal und für d ie Bürgerinnen und Bürger d ie größt-mögliche Sicherheit zu gewährle isten .

Wir begegnen zug le ich de r Angst, d ie vie lfach vor-handen ist. Angst ist ke in gu te r Bera te r und g re ift vor a llem dort um sich , wo Unsicherhe it he rrsch t. Wirsollten besonnen hande ln und zu mutigen En tsche i-dungen be re it se in . Ich appe llie re g le ichze itig an d ieEnerg iewirtschaft.

Wenn es sich bestä tigen sollte , dass e inze lne ä lte reReak toren den ak tue llen Anforde rungen n ich t ausre i-chend en tsp rechen , dann kann von e inem Instrumen-ta rium Gebrauch gemach t werden , das de r Atomkon-sens vorgeze ichne t ha t und das in de r AtG-Nove lleve rankert ist: So können e inze lne Anlagen vorze itigvom Netz genommen und de ren Strommengenkontin -gen te auf modernere Kra ftwerke übertragen werden .Prüfen wir, inwieweit d ie s notwendig se in könn te ! DieBevölke rung warte t da rauf, sie sollte n ich t zu langewarten .

In d iesem Sinne b itte ich um Ih re Zustimmung zudem genann ten En tsch ließungsan trag des LandesSch leswig-Holste in .

Anlage 17

Erklärung

von Bundesmin iste r Jürgen Trittin(BMU)

zu Punkt 21 der Tagesordnung

Sie a lle haben d ie Diskussionen und Medienberich-te d e s ve rg a n g e n e n M on a ts ve rfolg t. Se it d e m 11. Sep tember wird n ie wieder jemand den Abstu rze ines Flugzeugs auf e in Atomkra ftwerk a ls e in zu ve r-nach lässigendes Restrisiko beze ichnen können .

Wir dürfen das Thema „Sicherhe it“ n ich t au f „ slee -pe rs“ , au f Ge ldwäscher, au f mögliche Akteure desTerrors und ih re Ne tzwerke reduzie ren . Genausowich tig ist, dass wir unse re Verwundbarke it reduzie -ren . Das be trifft n ich t nur den Flugverkehr. Es geh tn ich t nur um abgesch lossene Cockp its und um Si-cherhe itskon trollen an Flughäfen . Wir scha ffen Si-che rhe it vor a llem durch den Ausstieg aus der Atom-kraft u n d d u rch d ie Üb e rp rü fu n g d e r An la g e nangesich ts de r neuen Situa tion .

Derze it ste llen wir den Stand de r ak tue llen Siche-rungs- und Sicherhe itsvorkehrungen gegen Terroran-sch läge d iese r Dimension fest.

Darüber h inaus geh t e s im Fa lle e ine r ve rschärftenkonkre ten Gefahren lage um Maßnahmen , d ie mehrSicherhe it b ie ten . Das kann auch he ißen , dass wir vonden Be tre ibe rn ve rlangen , d ie a lten Anlagen nach-zurüsten – oder abe r abzuscha lten und d ie ve rb le i-benden Strommengen au f jünge re Kra ftwerke zuübertragen . Das AtG ist e in he rvorragendes Instru -ment, e inen solchen Prozess de r Risikomin imie rungohne Verzögerungen zu rea lisie ren . Desha lb müssenwir d ie Nove lle umgehend in Kra ft se tzen und dannauf de r Basis von Empfeh lungen de r RSK Vere inba-rungen tre ffen und umse tzen .

Wenn d ie Innenbehörden e inen te rroristischen An-sch lag fü r möglich ha lten , werden d ie Landesumwelt-min iste r und de r BMU zu en tsche iden haben , ob e in -ze lne ode r soga r a lle de u tsche n Atomkra ftw e rkeabgescha lte t werden müssen . Ich sch ließe in d iesemZusammenhang ausdrück lich n ich ts aus.

Die Möglichke it von Terroransch lägen , von Sabota -ge , abe r auch von techn ischem oder mensch lichemVersagen schafft unka lku lie rba re Risiken , solangeAtomkra ftwerke lau fen . Be isp ie le de r ve rgangenenMona te waren Krümmel und Ph ilippsburg .

Ich habe mir schon oft d ie Frage geste llt, ob e in Mit-a rbe ite r e ines AKW die Gefahr, mit de r e r ach t Stun-den täg lich umgeht, ve rd rängen muss, we il e r d ieVeran twortung , d ie Gefahr e ines GAU mögliche rwe i-se ga r n ich t e rtragen kann , wenn e r sie ständ ig vorAugen ha t, ob das e in Überlebensmechan ismus ist,den man e inka lku lie ren müsste . Tole rie ren kann unddarf man ihn a ls Aufsich tsbehörde n ich t, auch n ich ta ls Be tre ibe r.

Die Fä lle , übe r d ie wir de rze it reden , sind abe r nochsehr vie l b risan te r. Festzuste llen ist e in te ilwe ise ek la -tan te r Mange l an Gefahrenbewusstse in , an Sicher-

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he itsku ltu r. Wenn es rich tig ist, dass d ie Sicherhe it de rAnlage von e ine r funk tion ie renden Schne llabscha l-tung abhäng t, wenn es dazu funk tion ie render Kühl-systeme bedarf – wie konn te dann e in ve ran twort-lich e s Sich e rh e itsm a n a g e m e n t in Ke n n tn is d e sUmstandes, dass d re i de r vie r Flu tbehä lte r n ich t aus-legungsgerech t be re itstanden , en tsche iden , e ine sol-che Anlage we ite r zu be tre iben? Ein solche r Mange lan Gefahrensinn mach t d ie Abscha ltung zwingend .Ich b in froh , dass de r Be tre ibe r se lbst sch ließlich auchzu d iese r Einschä tzung gekommen ist.

Ph ilippsburg führt uns jedoch zu zwe i a llgemeinenFragen : Sind wir a llzu mensch lich , um e ine Technolo-g ie mit e inem dera rtigen Zerstörungspotenzia l siche rzu managen? Wollen wir e ine Technolog ie , d ie unszwing t, jedem zu misstrauen , in jedem e inen potenzi-e llen Terroristen zu sehen , de r auch nur in d ie Nähee ines AKW kommt? Der Gedanke , jede LTU au toma-tisch abzusch ießen , d ie sich im 40-km-Radius e inemAKW nähert, ist absurd und menschenverach tend .Anders abe r würde man den Kurs des Flugzeugs n ich tve rändern können .

Eine so ge fährliche Technolog ie widersprich t jede rVernunft. Aber mit d iese r Einsich t ist e s n ich t ge tan .Denn de r Einstieg in d ie Atomenerg ie war e in Sün-denfa ll, de r d ie Rückkehr in den Garten Eden auf a lleZe iten ve rspe rrt. Wir müssen d ie Kernkra ftwerke ab-bauen . Wir werden noch Jahrzehn te Atomtransportehaben . Wir müssen Endlager fü r den noch Tausendevon Jahren hoch ge fährlichen Atommüll bauen undbewachen . Noch Gene ra tionen nach uns we rdenlebensgefährliche Sicherhe itsrisiken und hohe Kostenhaben .

Der Einstieg in d ie Atomenerg ie ha t damit auch dasGrundprinzip de r Demokra tie ve rle tzt. Denn sie folg tdem Gedanken , dass d ie Menschen , d ie in e inem be-stimmten Gebie t leben , gemeinsam über e ine Maß-nahme en tsche iden , d ie ih ren Lebensze itraum und ih rGebie t be trifft. Die Mehrhe it de r Bevölke rung istn ich t be re it, das Risiko durch Atomkra ftwerke h in -zunehmen . Das Bundesve rfa ssungsge rich t ha t d ieVeran twortung fü r d ie En tsche idung über den geord-ne ten Ausstieg dem Gese tzgeber zugewiesen .

Wir hande ln en tsp rechend d iese r Veran twortung ,indem wir den Zweck des Atomgese tzes in se in Ge-gen te il ve rkehren . Das a lte Atomgese tz d ien te de r Si-che rste llung des unbefriste ten Be triebs. Das neued ien t de r geordne ten Beend igung de r Atomenerg ie .Ich gehe davon aus, dass d ie En tsche idung über denGese tzen twurf im Bundestag b is zum Jahresende ab-gesch lossen wird . Das Gese tz bedarf n ich t de r Zu-stimmung des Bundesra tes. Ich b in mir siche r, dassd iese Rech tsauffassung auch in Karlsruhe Bestandha t, sollte e s zu e inem Verfahren be im Bundesverfas-sungsgerich t kommen.

Unser übergeordne tes politisches Zie l ist e s, d ie Energ ieversorgung auf siche re Füße zu ste llen . Des-ha lb flank ie ren wir den Atomausstieg mit e rheb lichenAnstrengungen in den Bere ichen Energ iee insparungund Energ iee ffizienz und mit dem forcie rten Einstiegin e rneuerba re Energ ien . Um es e inmal ins Bild zubringen : Be i e inem Windfe ld kann es n ich t zu r Kern-

schmelze kommen – und e in Wind- oder Sola rfe ld istauch ke in Angriffszie l fü r Terroristen .

Die Energ iewende schafft außerdem neue Arbe it.Auf dem Sek tor e rneuerba re Energ ien sind heu teschon mehr Menschen beschäftig t a ls in de r Atom-wirtschaft. Alle in 30 000 Jobs en tstanden im ve rgan-genen Jahrzehn t in de r Windbranche . Klimaschu tzund Energ iewende zusammen werden b is 2020 ne tto200 000 neue , zusä tzliche Jobs en tstehen la ssen .

Das neue Atomgese tz ve rb ie te t e s, auch nur e inneues Atomkra ftwerk zu e rrich ten . Wir ve rkürzen d ieb ishe r unbefriste ten Be triebse rlaubn isse auf 32 Jahrenach Inbe triebnahme. Im Jahr 2010 wird e twa d ieHälfte de r AKW abgescha lte t se in . Die durchschn ittli-che Restlau fze it be träg t knapp zwölf Jahre . 2020 istvoraussich tlich fü r a lle Sch luss. Ke in Land de r Weltm it e in e m d e ra rt a u sg e w e ite te n Atom p rog ra m mste ig t so schne ll aus wie wir.

Atomstrom ist e in Auslaufmode ll. Dem haben auchd ie Be tre ibe r zugestimmt. Wir haben k la re Pe rspek ti-ven fü r a lle Be te ilig ten geschaffen : Für d ie Atomener-g iegegner ist k la r, w ie lange d ie Atomkra ftwerke inder Bundesrepub lik noch laufen können . Be i Ab-sch luss de r Vere inbarung waren es im Durchschn ittnoch 13 Jahre p ro Anlage , je tzt schon sind es nur nochknapp 12. Auch d ie Energ ieversorge r haben k la reRahmenbed ingungen .

Das ist für die Betreiber wichtiger a ls e ine Pro-Kern-energie-Politik , die dann doch durch politische Wechselund durch gesellschaftlichen Unfrieden unberechenbarbliebe. Ich frage mich, wessen Eigentumsrechte Bay-ern, Baden-Württemberg und Hessen vor dem Verfas-sungsgericht verte idigen wollen. Gegen die Eigentü-mer, die den Konsens am 11. Juni 2001 unterzeichnethaben?

Zweife llos wäre es schön gewesen , das AtG ge-meinsam mit a llen Verbänden in g le iche r In tensitä tvorzubere iten . Nur: Machen wir uns doch n ich ts vor!Wären wir so ve rfahren , hä tten wir heu te ke in Aus-stiegsgese tz. Wir wären n ich t so we it gekommen, wiees de r Reg ie rung am 11. Jun i 2001 in ih re r Vere inba-rung mit den Be tre ibe rn ge lungen ist. Was ist uns nunwich tige r: de r Weg oder das Zie l? Mir ist, vor a llembe i de r Kernenerg ie , das Zie l wich tige r. Denn se it w irAKW haben , leben wir mit de r Situa tion , dass e simmer wieder neue , b ishe r n ich t vorausgesehene Ri-siken g ib t. Der 11. Sep tember ist n ich t das e rsteDa tum, das uns das Fürch ten leh rt. Der 26. April 1986steck t uns a llen nach wie vor in den Knochen . Des-ha lb : Lieber auf d iesem Weg ans Zie l kommen a ls ga rn ich t ankommen!

Während des re la tiv langen Ze itraums zwischen Pa-raph ie rung im Jun i 2000 und Unte rze ichnung de rVere inbarung im Jun i 2001 ist e s uns ge lungen , e inenweite ren g roßen Energ ieversorge r, nämlich d ie Ham-burg ischen Electricitä ts-Werke , mit ins Boot zu neh-men und zen tra le , in de r Vere inbarung noch re la tivoffen formulie rte Fragen gemeinsam zu k lä ren , da r-un te r d ie Erhöhung de r Deckungsvorsorge und denEntsorgungsvorsorge - bzw. Verwertungsnachweis.

Unsere En tsch lossenhe it und unse re Erfolge be i de rEnerg iewende sind fü r andere Länder e ine Heraus-

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forde rung . Wir wollen und werden ze igen , dass e inegroße Industriena tion auch ohne Atomstrom prospe-rie ren kann .

Gerade weil wir se lbst so unbe irrt d iesen Weggehen , konnten wir es be i der Weltk limakonferenz inBonn durchse tzen , dass d ie Atomkraft von den „ fle -xib len Mechanismen“ be i der Gutschrift von Tre ib-hausgasemissionen ausgenommen wird . Damit wächstd ie Chance , dass Atomkraft auch in Entwicklungs-und Schwellen ländern zum Auslaufmodell wird .

In de r Europä ischen Union g ib t e s be re its e ineM e h rh e it g e g e n d ie Atom e n e rg ie n u tzu n g : Fü n f Mitg liedstaa ten – Griechen land , Irland , Dänemark ,Portuga l, Luxemburg – sind n ie e ingestiegen . Zwei – Öste rre ich und Ita lien – sind be re its ausgestiegen .Neben uns haben vie r Länder – Schweden , Be lg ien ,d ie Niederlande und Span ien – Ausstiegs- oder Mora -toriumsbesch lüsse ge fasst. Nur d ie Reg ie rungen vonGroßbritann ien , Finn land und Frankre ich ha lten re la -tiv unbe irrt an de r Atomenerg ienu tzung fest.

Präsiden t Bush p lan t le ide r neue AKW. Er will auchd ie Laufze iten de r AKW von 40 auf 60 Jahre ve rlän-ge rn . Es fä llt mir in Ze iten de r Hoch technolog ie a lle r-d ings schwer, mir e in 60 Jahre a lte s Atomkra ftwerkvorzuste llen . So e twas gehört ins Museum und n ich tans Ne tz! Auch d ie En twick lung neuer, angeb lich si-che re r Reak torlin ien ist aus me ine r Sich t e in Irrweg .

Atomenerg ie b irg t zu vie le Risiken . Sie ist de r Zivil-gese llscha ft heu te noch wenige r auf Dauer zumutbara ls vor vie r Wochen . Man muss ke in Wahrsager se in ,um vorauszusagen , dass auch d ie amerikan ische Be-völke rung in naher Zukunft zu de r Einsich t kommenwird , d ie Johannes Rau e inmal auf den Punk t b rach te :„Es g ib t auch Arbe itsp lä tze , d ie kann man n ich t e r-ha lten , we il d ie , d ie Kap ita l investie rt haben , damitAltla sten p roduzie rt haben .“

Die Terroransch läge sollten fü r uns Anlass se in , d ie Energ iewende noch engag ie rte r a ls b ishe r zu be tre i-ben . Denn wenn wir unse re Verwundbarke it reduzie -ren , mach t uns das siche re r, a ls e s Hundertschaftenvon Polizisten und Grenzschü tze rn je könn ten .

Anlage 18

Erklärung

von Parl. Staa tssekre tä r Matthias Berninger(BMVEL)

zu Punkt 26 der Tagesordnung

Die Bundesreg ie rung te ilt n ich t d ie Auffassung ,dass d ie Ste llungnahme des Bundesra tes zu demRich tlin ienvorsch lag gemäß § 5 Abs. 2 EUZBLG maß-geb lich zu be rücksich tigen ist.

Be i dem Rich tlin ienvorsch lag lieg t das Rech t zu rGese tzgebung be im Bund . Die Bundeskompetenz e r-g ib t sich aus Artike l 73 Nr. 7, Artike l 74 Abs. 1 Nrn . 11und 20 sowie aus Artike l 75 Abs. 1 Nr. 2 Grundgese tz.

Somit sind im Schwerpunkt n ich t d ie Gese tzgebungs-be fugn isse de r Länder be troffen . Die Vorausse tzun-gen fü r e ine maßgeb liche Berücksich tigung liegenn ich t vor.

Anlage 19

Erklärung

von Staa tsmin iste r Reinhold Bockle t(Bayern)

zu Punkt 31 der Tagesordnung

Die Methode de r offenen Koord in ie rung ist au f demVormarsch und dehn t sich auf we ite re Politikbe re icheaus. Nunmehr ha t sie auch d ie Alte rssiche rungssyste -me de r Mitg liedstaa ten e rre ich t. Die Mitte ilung de rKommission vom 3. Ju li 2001 zur Durchführung de roffenen Koord in ie rung im Ren tenbere ich mach t deu t-lich , we lcher Weg h ie r e ingesch lagen werden soll.Angestreb t wird e in offensich tlich an dem Vorb ild de reuropä ischen Beschäftigungspolitik orien tie rte r Koor-d in ie rungsprozess. Hie rfü r sollen europäische Ren-tenzie le fe stge leg t, in na tiona le Politiken umgese tztund sodann anhand europä ischer Ind ika toren rege l-mäßig überwach t werden .

Arbe itslosigke it und demogra fischer Wande l, abe rauch e ine sich ändernde Arbe itswe lt sowie neue Fa-milienstruk tu ren se tzen Le istungsfäh igke it und Fi-nanzie rba rke it de r sozia len Sicherungssysteme un te rDruck . Die Modern isie rung de r Systeme des sozia lenSchu tzes ste llt daher e ine Herausforde rung fü r a lleMitg liedstaa ten de r Europä ischen Un ion da r. Vor d iesem Hin te rg rund ist e in In formations- und Er-fa h ru n g sa u sta u sch zw isch e n d e n M itg lie d sta a te nsinnvoll und h ilfre ich , um vone inander le rnen zu kön-nen .

Le ide r müssen wir fe stste llen , dass sich de r Koord i-n ie rungsprozess n ich t au f das gegense itige Vone in -ander-Lernen beschränken wird , sondern dass nachdem Vorb ild de r eu ropä ischen Beschäftigungspolitike in Koord in ie rungsprozess mit Zie lvorgaben e inge-le ite t wird , fü r den e ine en tsp rechende Kompetenz imBere ich des sozia len Schu tzes auf EG-Ebene n ich tvorhanden ist. Wir lehnen daher den von de r Kommis-sion vorgesehenen Koord in ie rungsprozess mit Zie lenund de ren Überwachung anhand von Ind ika toren be -re its au f Grund de r feh lenden Gemeinschaftskompe-tenz ab . Darüber h inaus stehen wir de r absehbarenEntwick lung vor a llem un te r folgenden Aspek tenäußerst k ritisch gegenüber:

Eine Koord in ie rung mit Zie lvorgaben b ring t d ie Ge-fahr e ine r sch le ichenden Harmonisie rung mit sich ,d ie den un te rsch ied lichen Ausgangslagen , Notwen-d igke iten und Möglichke iten in den Mitg liedstaa tenn ich t ge rech t wird .

Die Zuständ igke it de r Mitg liedstaa ten fü r d ie Ge-sta ltung und Finanzie rung ih re r Sozia lschu tzsystemedarf n ich t durch e inen Koord in ie rungsprozess mitZie lvorgaben , Ind ika toren e tc. ausgehöh lt werden .

Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001582*

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Bundesra t – 768. Sitzung – 19. Oktober 2001 583*

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Die Eigenveran twortlichke it de r Mitg liedstaa ten fü rih re Sozia lschu tzsysteme steh t nur noch auf dem Pa-p ie r, wenn Mitg liedstaa ten bestimmte Reformen vor-gegeben werden und d ie Fortschritte mitte ls Ind ika to-ren überwach t werden .

Es besteh t d ie Gefahr von Kompetenzüberschre i-tungen durch e inen b re it ange leg ten Ansa tz, de r auchin andere Politikbe re iche , z. B. d ie Lebenssitua tion ä l-te re r Menschen im Allgemeinen , ausgre ift.

Die fak tische Einschränkung de r na tiona len Hand-lungssp ie lräume durch Zie lvorgaben schränk t denpolitischen Wettbewerb e in , de r am besten gee igne tist, innova tive Lösungsansä tze he rvorzubringen .

Im Übrigen werden gemeinschaftsweite Zie lvorga-ben der Vie lfa lt in der Gesta ltung der Sozia lschutzsys-teme n ich t ge rech t.

Die offene Koord in ie rung im Ren tenbere ich ist nure in Be isp ie l da fü r, dass d ie Bundesreg ie rung de r stän -d igen Ausdehnung de r offenen Koord in ie rung durchd ie Europä ischen Rä te n ich t en tsch lossen en tgegen-tritt, obwohl de r Bundesra t in zah lre ichen Besch lüs-sen e ine k ritische Ha ltung zur offenen Koord in ie runge ingenommen ha t. Jüngst – Mitte ilung vom 11. Ju li2001 – ha t d ie Kommission d ie Anwendung de r offe -

nen Koord in ie rung auch im Bere ich de r Zuwande-rungspolitik angekündig t.

Man kann darüber stre iten , wie d ie Auswirkungender offenen Koordinierung im Einzelnen aussehen wer-den. Kein Zweife l kann jedoch daran bestehen, dassdamit a lle Bemühungen um eine k lare Abgrenzung derEU-Kompetenzen konterkarie rt werden . Es ist das gemeinsame Zie l a lle r Länder, im Rahmen des Post-N izza -Proze sse s p rä zise Zu stä n d ig k e itsre g e lu n g e n zu formulieren, d ie der EU nach dem Subsidiaritä ts-prinzip nur d ie Aufgaben zuweisen, d ie notwendiger-weise auf europäischer Ebene wahrgenommen werdenmüssen. Die Länder waren die tre ibende Kraft, d ie be-wirkt ha t, dass nunmehr d ie Kompetenzabgrenzungauf der Tagesordnung ist. Dieses Projekt wird gefähr-det, wenn Zuständigkeitsgrenzen durch immer aus-gre ifendere Koordinierungen außerhalb der Verträgeverwischt werden.

Sch ließlich steh t d iese En twick lung in d iametra lemGegensa tz zum Zie l de r Demokra tisie rung bzw. Pa rla -menta risie rung Europas. Die offene Koord in ie rungfinde t außerha lb de r ve rtrag lich fixie rten Rech tsse t-zungs- und En tsche idungsmechan ismen sta tt. Damitwerden n ich t zu le tzt d ie Mitwirkungsrech te de r Pa r-lamente ausgehebe lt.

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