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146 Absorption von Arzneimitteln durch die gesunde Haut. Wuthanfalles einen Hund andern Geschlechts in den Kafig, so greift der tolle ihn nicht immer sofort an, sondern es regt sich in ihm der Geschlechtstrieb, den er durch Lecken und Schmeicheln ogenbart. Daa ungluckliche Opfer ahnt die Nahe der schrecklichen Gefahr, unter Zittern lasst es sich die Liebkosungen gefallen und druckt sich in einen Winkel ; plotzlich fiillt der wuthende Hund uher den anderen her, selten vertheidigt sich dieser, unter Schnerzgeschrei sucht er seinen Kopf, gegen melchen besonders die Angriffe gerichtet sind, durch die Fiisse zu schutzen. Dann folgt eine durch Liebkosungen am- gefiillte Pause, dann ein neuer Wuthanfaii. 1st ein’ toller Hund frei, so beisst er alles Lebende, das ihm begegnet, vorzuglich aber Hunde. Bald wird er durch Hunger und Durst, am meisten wohl durch seine Krankheit aufgerieben. Sein Gang wird langsarn und wankend, der Schwnnz ist eingezogen, der Kopf gesenkt, das Maul weit geiiffnet, mit heraushangender, blaulicher, mit Staixb bedeckter Zunge. In diesem Zustande ist er weniger gefahrlich als bei den ersten Wuthanfallen, da er die &aft nicht mehr hat, die Richtung seines Weges zu iindern und anaugreifen, ‘wenn das lebende Wesen ihm nicht gerade vor den Zahnen steht. Bald zwingt ihn die Erschopfung stehen zu bleiben, er kriecht in einen Qraben und schlaft labge Zeit. Wehe dern Un- klugen, der ihn weckt, denn wahrend seiner Retaubung hat er neue Krafte gesammelt zum gewaltigen, Tod brin- genden Bisse. Das Ende eines tollen Hundes ist immer allgemeine Llhmung. Die so klar und prncis von Bouley gegebene Cha- rakteristik dieser gefahrlichen Krankheit verdient die grosste Verbreitung. (JourrL. de Pharrn. et de Cliim. Juillet 1863.) Dr. Reich, Absorption von Arzneiruittefnd nrch die gesnnde Hant. Die Wirkung einer grossen Zahl von Arzneimitteln be- schrankt sich nach Delore auf einen localen Eindruck auf die Hautpapillen: so haben die Narcotica eine schmere- stillende, die Resolutiva, selbst die meisten Mineral- wasser, eine reizende W’irkung. Absorbirt ist ein Arznei- mittel, welches in die Hautgefasse eingedrungen ist und dessen Spuren sich evident im Organismus wiederfinden. Die Absorption als medicinischen Process zu constatiren

Absorption von Arzneimitteln durch die gesunde Haut

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Page 1: Absorption von Arzneimitteln durch die gesunde Haut

146 Absorption von Arzneimitteln durch die gesunde Haut.

Wuthanfalles einen Hund andern Geschlechts in den Kafig, so greift der tolle ihn nicht immer sofort an, sondern es regt sich in ihm der Geschlechtstrieb, den er durch Lecken und Schmeicheln ogenbart. Daa ungluckliche Opfer ahnt die Nahe der schrecklichen Gefahr, unter Zittern lasst es sich die Liebkosungen gefallen und druckt sich in einen Winkel ; plotzlich fiillt der wuthende Hund uher den anderen her, selten vertheidigt sich dieser, unter Schnerzgeschrei sucht er seinen Kopf, gegen melchen besonders die Angriffe gerichtet sind, durch die Fiisse zu schutzen. Dann folgt eine durch Liebkosungen am- gefiillte Pause, dann ein neuer Wuthanfaii.

1st ein’ toller Hund frei, so beisst er alles Lebende, das ihm begegnet, vorzuglich aber Hunde. Bald wird e r durch Hunger und Durst, am meisten wohl durch seine Krankheit aufgerieben. Sein Gang wird langsarn und wankend, der Schwnnz ist eingezogen, der Kopf gesenkt, das Maul weit geiiffnet, mit heraushangender, blaulicher, mit Staixb bedeckter Zunge. In diesem Zustande ist er weniger gefahrlich als bei den ersten Wuthanfallen, da er die &aft nicht mehr hat, die Richtung seines Weges zu iindern und anaugreifen, ‘wenn das lebende Wesen ihm nicht gerade vor den Zahnen steht. Bald zwingt ihn die Erschopfung stehen zu bleiben, er kriecht in einen Qraben und schlaft labge Zeit. Wehe dern Un- klugen, der ihn weckt, denn wahrend seiner Retaubung hat er neue Krafte gesammelt zum gewaltigen, Tod brin- genden Bisse. Das Ende eines tollen Hundes ist immer allgemeine Llhmung.

Die so klar und prncis von B o u l e y gegebene Cha- rakteristik dieser gefahrlichen Krankheit verdient die grosste Verbreitung. (JourrL. de Pharrn. et de Cliim. Juillet 1863.) Dr. Reich,

Absorption von Arzneiruittefnd nrch die gesnnde Hant. Die Wirkung einer grossen Zahl von Arzneimitteln be-

schrankt sich nach D e l o r e auf einen localen Eindruck auf die Hautpapillen: so haben die Narcotica eine schmere- stillende, die Resolutiva, selbst die meisten Mineral- wasser, eine reizende W’irkung. Absorbirt ist ein Arznei- mittel, welches in die Hautgefasse eingedrungen ist und dessen Spuren sich evident im Organismus wiederfinden. Die Absorption als medicinischen Process zu constatiren

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kann zu Irrthiirnern fuhren; denn die therapeutische Wir- kung schliesst nicht nothwendig die Absorption des Arz- neimittels ein ; e6 ist diese ebenso ein physiologischer Process, den D e l o r e besonders verfolgt, so die Absorp- tion des Quecksilbers durcb Salivation ; durch Erweite- rung der Pupille die Belladonna; das Jod, wenn es sich im Harn wiederfindet. Aus 138 Versuchen mit den ge- nannten Substanzen kommt der Verfasser zu folgenden Schlussen :

1) Die gesunde Haut ist fahig, alle in Wasser los- lichen Substanzen zu absorbiren.

2) Die Absorption ist 60 schwierig und unregelmlissig, class inan sich iiber die Art und Weise nicht Rechen. schaft geben kann.

3) Die Absorptionsfahigkeit der IIaut ist begiinstigt oder gehindert duroh mehrere Bedingungen, die im Zu- sammenhange stehen :

a) m i t d e r S t l i rke o d e r Schai iche d e s I n d i v i - duums . Die Absorption ist leichter bei jungen Indivi- duen. Sie geschieht besser an diinnen Hautstellen, wie am Halse, an den Achseln, Hoden, schlechter vom Rucken her, an den Beinen. Die Grijsse der Oberflache, auf melche man einreibt, und die Dauer des Eiiireibens hat grossen Einfluss auf die Erfolge;

Die 16s- lichen Salze scheinen gleichmassig absorbirt zu werden ; als Typus wurde wegen seiner IJnschiidlichkeit und der Leichtigkeit, mit der es miedererkannt wird, Jodkalium gewahlt. Unlosliche Substanzen, mit Ausnahme des me- tallischen Quecksilbers, merden niemals absorbirt. Was- ser als Vehikel angewendet hat keine, Fett, Oel, Cacao- butter, Glycerin haben keine specifische Wirkung.

Das beste Mittel, eine Substanz zur Absorption zu bringen, ist ein Irritans, SO die Alkoholate und Alkalien. Sie begiinstigen einen Erfolg, indein sie die Epidermis durch Excoriation dunner machen. Das Arzneimittel, welches die regelmassigsten Erfolge gab, war der soge- nannte Balsain von Lausanne : Jodkalium niit Seife und Alkohol. Das Jodkalium kann rnit Erfolg vertreten wer- den durch schqefelsaures Atropin oder jedes andere los- liche Salz.

C) m i t d e r A r t d e r A n w e n d u n g d e s A r z n e i - m i t t e is. Vorzuziehen Find fctte KSrper als Vehikel, sie gestatten eine langere Datier des Einreibena. W r m e befordert die Absorption.

b) m i t d e r N a t u r d e s A r z n e i m i t t e l s .

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148 Boi-axglycerole. - Beliol's Brustpulver.

Die Absorption durch die Lungen geschieht bei fluch- tigen Arzneimitteln. Sie war fur Jod unbedeutend, fur Quecksilber und Belladonna gleich Null. (Joum. de Pharm. et de Chim. Sept. 1863.) Dr. Reich.

Ueber die Silicade oder Hataplasmen rnit gallert- artiger Nieselshure als Mischnngsmittel,

von Dr. Mougeot. Mougeo t stellt eine Reihe neuer pharmaceutischer

Praparate auf, in welchen die gallertartige Kieselsaure die Rolle des Mischungsmittels spielt und nennt diese Praparate Silicade.

Es scheint, als ob diese Kieselsaure mit Vortheil in Pomaden und Kataplasmen die Fette ersetzen- konnte. (Journ. de Pharm. et de China. Juin. 1863.) Dr. Reich.

Boraxgly cerole. 1) Reines Glycerin . . . . 30,OO

Borax . . . . . . . . . . . . 10,OO. Von Blech e gegen Pilzbildungen, Mundfiiule, Braune

angewendet, mehrmals taglich auf die afficirte Stelle ge- bracht. Dient auch mit kohlensaurem Wasser und rnit Milch gemischt a h Gargarisma.

2) Beines Glycerin. . . . 40,OO Borax., .......... 0,50 Starkmehl. ........ 0,50.

Von S Qe gegen Pilzbildungen angewendet, wird mit Leinwand auf die kranken Theile eingerieben. Er iiber- streicht damit die Schleimhaute, welche der Sitz des Pilzes sind. Diese mit Hiilfe eines Pinsels ausgefuhrte Operation muss 3 - 4 Ma1 taglich wiederholt werden. (Journ. de Pharm. et de china. Sept. 1863.) Dr. Reich.

Beliol's Brustpulver. Das als Geheimmittel in den Handel gekommene

Dr. Beliol'sche Brustpulver ist von €3. M a y c r in Heil- bronn untersucht worden. Es ist in einem weitmiindigen Glase mit Korkstopfen verwahrt, dessen Inhalt ungefahr 2 Unzen oder 60 Grm. Letragt. Es ist rein weiss, ge- ruchlos und schmeckt schwach suss, kaum alkslinisch. Als M a y e r ein Gemenge aua 75 Th. Milchzucker, 5 Th. Tartarus natronatus und 20 Th. arabischem Gummi in