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AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM BEREICH DER KLEIN- UND MITTELBETRIEBE (KMU) BUNDESWEITER ÜBERBLICK

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AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN

IM BEREICH DER KLEIN- UND MITTELBETRIEBE (KMU) – BUNDESWEITER ÜBERBLICK

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AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM BEREICH DER KLEIN- UND MITTELBETRIEBE

(KMU) – BUNDESWEITER ÜBERBLICK

BAND 1

RECHERCHE IM AUFTRAG DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND

AUTORINNEN: CORNELIA SPERLING, MARTINA MAY

ESSEN, SEPTEMBER 2001

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Inhalt

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INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung ......................................................................................................................... 7

1.1 Zielsetzung der Recherche .................................................................................................... 7 1.2 Methodik .................................................................................................................................. 8

2 Überblick über die Aktivitäten ..................................................................................... 10

2.1 Bundesweite Verbände .......................................................................................................... 11 2.2 Regionale Unternehmerinnen-Aktivitäten ......................................................................... 13 2.3 Angebote für Existenzgründerinnen................................................................................... 16 2.4 Tagungen/ Messen.................................................................................................................. 19 2.5 Branchenbücher...................................................................................................................... 21 2.6 Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentren ............................................................... 25 2.7 Internet-Präsenz ...................................................................................................................... 27 2.8 Vernetzung .............................................................................................................................. 29

3 Auswertungen.................................................................................................................. 32

3.1 Entwicklungstendenzen der Aktivitäten............................................................................. 32 3.2 Kooperationsansätze mit Wirtschaftsinstitutionen........................................................... 34 3.3 Aspekte einer bundesweiten Vernetzung........................................................................... 35

4 Handlungsempfehlungen ............................................................................................. 37

4.1 Vorhandene Aktivitäten sichtbarer machen...................................................................... 37 4.2 Unternehmerinnen-Netzwerke als Potenziale der regionalen

Wirtschaftsförderung nutzen.......................................................................................... 37 4.3 Strukturelle Kooperationen mit Kammern, Verbänden und Banken entwickeln ....... 38 4.4 Strukturen durch landesweite und bundesweite Vernetzung stärken.......................... 38 4.5 Wirtschaftliche Kompetenz und volkswirtschaftlichen Nutzen von

Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit darstellen......................................................... 39 4.6 Internet zur bundesweiten Vernetzung der Aktivitäten von und für

Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen nutzen .................................................. 39

Die im Rahmen dieser Recherche erstellte bundesweite Übersicht über Netzwerke von Unternehmerin-nen liegt als gesonderte Veröffentlichung (Band 2) vor.

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EINLEITUNG

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1 EINLEITUNG

1.1 Zielsetzung der Recherche

Im Programm „Frau und Beruf“ sowie im Aktionsprogramm der Bundesregierung „Innovation

und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts“ wird die stärkere Akti-

vierung des wirtschaftlichen Potenzials von Frauen zur Lösung der Probleme unserer Gesell-

schaft betont und als konkrete Ziele u.a. eine gleichwertige Internetbeteiligung von Frauen so-

wie die Steigerung des Frauenanteils an den Unternehmensgründungen auf 40% im Jahre 2005

formuliert.

In vielen Bundesländern ist in den letzten Jahren eine Infrastruktur zur Förderung von Exis-

tenzgründerinnen und Unternehmerinnen entstanden – von Unternehmerinnen selber initiiert

oder von Wirtschafts- und Frauenberatungs-Institutionen, angestoßen durch politische Pro-

gramme. Da bisher ein bundesweiter Überblick über diese Aktivitäten nicht existierte, erteilte

das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den Auftrag zu dieser Re-

cherche.

Kleine und mittlere Unternehmen sind in unserer Dienstleistungsgesellschaft der hauptsächli-

che Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen, und im KMU-Bereich sind auch die meisten

Frauen in Führungspositionen und als Inhaberinnen zu finden. Frauen gründen eher kleine

statt größere Unternehmen, zudem existieren auch noch viele gesellschaftliche Barrieren, die

abgebaut werden müssen. Das Potenzial der auf Wachstum orientierten Frauen-Unternehmen

könnte allerdings noch besser genutzt werden, z. B als Vorbild für Gründerinnen und beim

Strukturwandel zur Informations- und Dienstleistungsgesellschaft. Die Recherche leistet einen

Beitrag dazu, dass dieses Potenzial sichtbarer wird, indem sie die vielfältigen Aktivitäten von

und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen transparent macht. Diese Informationen

können auch als Grundlage für MultiplikatorInnen dienen, Best Practice-Modelle zu identifizie-

ren sowie als Anregung für die Bundesländer, in denen bisher nur wenige regionale Aktivitäten

entwickelt sind.

Bei der Erhebung wurde auch der Stand der Vernetzung zwischen Unternehmerinnen-

Verbänden, Wirtschaftsinstitutionen wie den Kammern, landesfinanzierten Beratungsstellen

u.a. erfragt sowie Hintergrundinterviews über bisherige Erfahrungen mit der Entwicklung der

Aktivitäten und dem Aufbau einer Unternehmerinnen- und Gründerinnen-fördernden Infra-

struktur geführt. Dadurch konnten Entwicklungstrends identifiziert werden, die für weitere po-

litische Schritte zur Erhöhung der Existenzgründungsquote und der Aktivierung des wirtschaft-

lichen Potenzials von Frauen relevant sind.

Die im Rahmen dieser Recherche entwickelten Handlungsempfehlungen gehen u.a. der Frage

nach, wie durch die Nutzung des modernen Mediums Internet eine Verbesserung der Vernetzung

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

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der Angebote in den Ländern und eine bundesweite Vernetzung erreicht werden kann – zum

konkreten Nutzen für die wachsende Zahl frauengeführter Unternehmen und potenzieller

Gründerinnen.

1.2 Methodik

Die Erhebung basiert auf relevanten Adressen von Initiativen/ Projekten/ Institutionen, die Ak-

tivitäten für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen anbieten.

Als wichtigste Quelle für die Datenerhebung wurde das Internet genutzt. Überregionale Unter-

nehmerinnen-Verbände, Beratungsstellen und Wirtschaftsförderungsgesellschaften stellen sich

nahezu alle mit einer eigenen Homepage dar bzw. werden in Internetportalen der Bundeslän-

der erwähnt, so dass auf diesem Wege die Mehrzahl der AnbieterInnen von Aktivitäten recher-

chiert werden konnte.

Als weitere Quellen wurden regionale Frauenbranchenbücher, die CD-Rom „frauennetze

2000/01“ sowie das eigene Archiv genutzt. In Regionen, die über eine besonders ausgeprägte

Infrastruktur für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen verfügen, konnten bei der tele-

fonischen Kontaktaufnahme mit Netzwerken weitere Hinweise auf neue Projekte gewonnen

werden.

Auf diese Weise wurden 435 Adressen von Initiativen/ Projekten/ Institutionen recherchiert und

im Frühjahr 2001 angeschrieben. Das Anschreiben beinhaltete die Zielsetzung der Studie, die

Bitte um Zusendung von Informationsmaterial verbunden mit einem 2-seitigen Fragebogen,

der auch per E-Mail oder über das Internet direkt ausgefüllt und zurückgeschickt werden konn-

te. Die angeforderten Selbstdarstellungen, Broschüren oder auch Dokumentationen sollten zur

Vertiefung der Fragebögen führen und für die Kurzdarstellungen herangezogen werden.

Bei der Entwicklung des Fragebogens waren zwei Komplexe von besonderer Bedeutung:

• das bestehende Angebot an Aktivitäten für die Zielgruppe – hierzu wurden im Fragebo-

gen einige Beispiele vorgegeben –, deren Häufigkeit und Inanspruchnahme sowie ge-

plante Aktivitäten,

• die Vernetzung mit anderen Initiativen/ Institutionen und die Art der Kooperation sowie

die Meinung zu einer bundesweiten Vernetzung.

Die Datenerhebung wurde ergänzt durch Expertinnen-Interviews und Gespräche in den Bun-

desländern Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen.

Hierbei handelt es sich um Bundesländer, in denen die Aktivitäten zur Förderung von Unter-

nehmerinnen und Existenzgründerinnen am weitesten entwickelt sind.

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EINLEITUNG

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Die Interviews und Gespräche lieferten Hintergrundinformationen zu den recherchierten Akti-

vitäten. Erfragt wurden Erfahrungen über Entwicklung und Veränderungen der eigenen Aktivi-

täten und der Konzeption, Einschätzungen über fördernde und hemmende Faktoren bei der

Entwicklung der Infrastruktur für die Zielgruppe, die Einbettung frauenspezifischer Aktivitäten

in Wirtschaftsförderungs-Zusammenhänge, die Vernetzung im Bundesland, die Entwicklung

des Verhältnisses von unabhängigen Initiativen, Verbänden, Kammern und staatlichen Institu-

tionen sowie die Meinung zu weiteren Schritten der Vernetzung.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

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2 ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

Von den 435 angeschriebenen Initiativen/ Projekten/ Institutionen sandten 221 die Fragebögen

ausgefüllt zurück. Das entspricht einer Rücklaufquote von 50,8 %. Die Mehrheit der Fragebö-

gen, nämlich 135, wurde per Brief zurückgeschickt, Internet (46) und Fax (39) wurden etwa

gleich häufig benutzt.

Bei der telefonischen Nachfrage nach nicht zurückgesandten Fragebögen wurde vor allem von

den ehrenamtlich tätigen Initiativen auf begrenzte Zeitressourcen hingewiesen und gebeten,

auf ihren Internetseiten die Informationen abzurufen. Mit Hilfe des Internet konnten so zusätz-

lich zu den 221 Fragebogen-Rückläufen 251 Aktivitäten bzw. Initiativen aufgeführt werden, so

dass insgesamt 472 Kurzdarstellungen über die Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und

Existenzgründerinnen aus allen Bundesländern als Ergebnis dieser Recherche präsentiert wer-

den können.

Die gesondert aufgeführten 472 Kurzdarstellungen enthalten Beschreibungen der Aktivitäten

von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen, nach Bundesländern und Orten al-

phabetisch aufgelistet.

Die Beschreibung ist so aufgebaut, dass die vollständige Anschrift einschließlich Ansprechpart-

nerin, die Internet-Adresse und – sofern bekannt – das Gründungsjahr genannt wird, gefolgt

von der Zielgruppe, den Angeboten und einer Kurzdarstellung.

Die Auswertung in Form des folgenden Überblicks beschreibt Unternehmerinnen-Aktivitäten,

Angebote für Gründerinnen und Aktivitäten, die beide Zielgruppen ansprechen, in systemati-

scher Form und anhand ausgewählter Beispiele.

Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass die am häufigsten genannten Aktivitäten Unternehme-

rinnen-Treffen sowie Beratungsangebote für Existenzgründerinnen sind. Abgefragt wurde auch

die Zahl der Beratungen, die bei durchschnittlich 40 bis 300 Beratungen pro Jahr liegt. Die

Teilnehmerinnenzahlen der Unternehmerinnen-Treffen liegen zwischen 10 und 50 pro Treffen.

Für Tagungen und Messen werden 70 bis 3.000 Besucherinnen bzw. Mitwirkende genannt.

Die Frage, wie die Veranstaltungen beworben werden, wird von 95% der Initiativen mit der

vorgegebenen Antwortmöglichkeit „Persönliche Ansprache“ beantwortet, gefolgt von Pressean-

kündigungen, Flyer und Rundschreiben. Nur wenige geben an, über Rundfunk und TV zu wer-

ben. Die Möglichkeit, Angebote über das Internet zu kommunizieren, wird von 40% der Initia-

tiven genutzt.

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

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2.1 Bundesweite Verbände

Der Verband deutscher Unternehmerinnen e.V (VdU), gegründet 1954, ist der einzige Wirt-

schaftsverband, der spezifisch die Interessen mittelständischer Unternehmerinnen vertritt.

Mit seinen 1.700 Mitgliedern versteht sich der VdU als Forum zur Meinungsbildung und

-äußerung zu allen Fragen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Er bietet branchenübergrei-

fende geschäftliche und persönliche Kontakte durch ein weit verzweigtes Netzwerk und die

Mitgliedschaft im internationalen Dachverband „Femmes Chefs d`Entreprises Mondiales“

(FCEM). Weiterhin gibt er vierteljährlich die Zeitschrift „Die Unternehmerin“ mit Informationen

zu Themen des Mittelstandes, Porträts von Unternehmerinnen und Neuigkeiten aus den Lan-

desverbänden heraus. In 20 Landesverbänden und 46 Stützpunkten bietet der Verband aktuelle

Veranstaltungen zu wirtschaftlichen und politischen Themen.

Internet: www.vdu.de

Die Unternehmerfrauen im Handwerk e.V. (UFH) sind eine Interessengemeinschaft von

9.000 mitarbeitenden Ehefrauen und Töchtern aus Handwerksbetrieben sowie von selbstständi-

gen Unternehmerinnen des Handwerks. Der Verein verfolgt für die in Handwerksbetrieben tä-

tigen Frauen die Ziele Weiterbildung, Informations- und Erfahrungsaustausch und Interessen-

vertretung.

Die 9 Landesverbände und 190 örtlichen Arbeitskreise bieten Vorträge, Seminare, Gesprächs-

runden, Informationsreisen und Wochenendseminare.

Der Verein informierte über seine Arbeit innerhalb des von einem Verlag herausgegebenen

„unternehmerfrauen Magazin“, das aber 2000 eingestellt wurde. Eine bundesweite Internet-

Präsenz gibt es noch nicht.

Schöne Aussichten – Verband selbstständiger Frauen e.V., gegründet 1992, ist ein bran-

chenübergreifender Verband ca. 700 selbstständiger Frauen. Er versteht sich als Netzwerk für

Unternehmerinnen, Existenzgründerinnen und Freiberuflerinnen mit den Zielen: Informations-

und Erfahrungsaustausch, Finden von Kooperationspartnerinnen bzw. Kundinnen, Lobbyarbeit.

Der Verband gibt seit 1995 regionale Branchenbücher heraus – zur Zeit für die Regionen Nord,

Ruhrgebiet, Rheinland und Berlin/Potsdam. Zu den Aktivitäten gehören weiterhin die Teilnah-

me an Unternehmerinnenmessen und Veranstaltungen sowie themenzentrierte Stammtische

der Regionalgruppen.

Internet: www.schoene-aussichten.de

Der Bundesverband der Frau im freien Beruf und Management e.V. – B.F.B.M., gegründet

1992, ist ein bundesweites Netzwerk, in dem sich ca. 300 selbstständig tätige Frauen und Frau-

en in Führungspositionen aus unterschiedlichen Berufen, Branchen und Nationalitäten zusam-

mengeschlossen haben. Zu den Aktivitäten gehört u.a. ein vierteljährlich erscheinender News-

letter für die Mitgliedsfrauen. Die 13 Regionalgruppen bieten monatliche Treffen an mit

Vorträgen, beispielsweise zur Verkaufsförderung „Die Kundin – Königin ohne Königreich“, aber

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

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auch allgemeine Themen wie „Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf“.

Internet: www.bfbm.de

Business and Professional Women – Germany, bpw, gegründet 1951, ist Teil eines weltwei-

ten Berufsnetzwerks von Frauen aus verschiedenen Berufen, Positionen und Branchen. Der Ver-

band fordert u.a. qualifizierte Arbeitsplätze für Frauen und ermutigt Frauen, verantwortungs-

volle und leitende Positionen in Wirtschaft und Politik zu übernehmen. Die 30 Clubs in den

Regionen bieten ein Jahresprogramm mit monatlich wechselnden Fachvorträgen, Podiumsge-

sprächen und Expertinnenrunden. Zweimal pro Jahr finden Bundestagungen und Delegiertenver-

sammlungen statt. Das Netzwerk bietet jüngeren Frauen bis 35 Jahre ein eigenes Forum „Young

bpw“. Club-Partnerschaften mit Business and Professional Women in europäischen Städten exis-

tieren. Viermal jährlich erscheint das „BPW Journal“.

Internet: www.bpw-germany.de

FIM – Vereinigung für Frauen im Management e.V. wurde 1987 gegründet und ist instituti-

onelles Mitglied beim European Women's Management Development Network – Deutschland

e.V. (EWMD), dem 180 Mitglieder angehören.

Der Verein spricht Selbstständige und Frauen im Management an, die sich durch Netzwerken

gegenseitig stärken wollen. FIM gibt eine Vereinszeitschrift – „FIM-Info“ – heraus. Die Regional-

gruppen treffen sich regelmäßig, beispielsweise zu monatlichen Stammtischen, Themenaben-

den mit Vorträgen, Workshops, Besuchen in Unternehmen oder zum Lunchtable (Netzwerken

in der Mittagszeit).

Internet: www.fim.de, www.ewmd.de

Connecta e.V. , gegründet 1993, ist ein Frauennetzwerk, das die Einflussnahme von Frauen im

beruflichen und öffentlichen Leben durch Vernetzung vergrößern möchte. In Regionalgruppen

mit monatlichen Treffen werden Vorträge aus den eigenen Reihen oder mit externen Referen-

tinnen angeboten sowie Informationsabende für Interessentinnen. Zu den weiteren Aktivitäten

zählen die bundesweite Jahrestagung und regionale Mitgliederversammlungen. Connecta gibt

vierteljährlich das Magazin „Connections“ heraus und nimmt an Foren und Messen teil. Für

Mitgliedsfrauen gibt es eine Netzfibel, in der sich jede Frau vorstellt.

Internet: www.frauennetzwerk-connecta.de.

Im Verband Deutsches Gründerinnen Forum e.V., DGF, gegründet 1997 in Berlin, haben sich

ca. 70 Expertinnen und Institutionen zusammengeschlossen, die zum Thema Existenzgründun-

gen durch Frauen arbeiten. In sechs Bundesländern sind Regionalgruppen aktiv.

Arbeitsschwerpunkte sind Lobbyarbeit und die Entwicklung von Qualitätsstandards für frauen-

spezifische Beratung. Der Regio-Wettbewerb „Zukunftsregion für Gründerinnen“ wurde 1999

durch das DGF ausgerichtet und dokumentiert. Aktuell setzt sich das DGF für den Aufbau eines

bundesweiten Kompetenzzentrums für Existenzgründerinnen ein.

Internet: www.dgfev.de

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

13

2.2 Regionale Unternehmerinnen-Aktivitäten

Aktivitäten von Unternehmerinnen in den Regionen werden zum Großteil von den bundesweit

agierenden Unternehmerinnen-Verbänden getragen, die in Landes- und Regionalgruppen un-

terteilt sind. Lobbyarbeit, bundesweite Treffen, Koordination, Herausgabe von Publikationen –

all dies findet auf Bundesgeschäftsebene statt. In den Regionalgruppen werden im ganzen Jahr

Aktivitäten für Unternehmerinnen organisiert – das Angebot reicht dabei von regelmäßig statt-

findenden Stammtischen über Weiterbildungsangebote bis hin zur Durchführung größerer

Veranstaltungen.

Aus der Recherche lässt sich darüber hinaus ablesen, dass in den letzten Jahren eine Vielzahl

kleinerer Initiativen entstand, die hauptsächlich lokal agieren. Unternehmerinnen ergreifen die

Initiative, Netzwerke bzw. Foren für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen zu schaffen,

um sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam nach außen zu wirken. Im folgenden sind

einige Beispiele aufgeführt:

mut – mainzer unternehmerinnen treff e.V., gegründet 1995, ist ein Zusammenschluss von

30 Unternehmerinnen aus Mainz und Umgebung, der sich regelmäßig trifft zum Erfahrungs-

austausch und um „...durch die Nutzung der gemeinsamen Ressourcen nach innen und außen

als kompetente Partner am Markt Akzeptanz und Einsatz (zu) finden.“

Die Unternehmerinnen für Oldenburg – Ufos haben sich 1997 nach einem Existenzgrün-

dungs-Seminar gebildet und sind ein unabhängiges Netzwerk, vor allem für kleinere bis mittle-

re Unternehmen, Handel, Dienstleistung und Gewerbe.

AMU – Arbeitskreis Magdeburger Unternehmerinen e.V., 1993 gegründet, ist ein Kreis von

Existenzgründerinnen, Unternehmerinnen, Managerinnen, Politikerinnen, Geschäftsführerin-

nen, leitenden Mitarbeiterinnen aus Unternehmen und Frauen der Öffentlichkeit und Wirt-

schaft. AMU strebt eine Vernetzung selbstständiger Frauen im gesamten Bundesland Sachsen-

Anhalt an.

profile – Unternehmerinnen-Netz Minden e.V. wurde im vergangenen Jahr von Unterneh-

merinnen gegründet mit dem Ziel, insbesondere Unternehmerinnen aus Minden und Umge-

bung zu unterstützen, Lobbyarbeit zu leisten, aber auch Weiterbildung anzubieten, meist mit

Fachfrauen aus den eigenen Reihen.

Typisch Frau! aus Lüneburg wurde 1998 von vier selbstständigen Frauen gegründet, um Exis-

tenzgründerinnen und Unternehmerinnen des Kreises Lüneburg miteinander in Kontakt zu

bringen und ihnen ein Forum für Präsentation, Kommunikation und Information zu schaffen.

In enger Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule wurden bereits kleine regionale Unter-

nehmerinnen-Messen durchgeführt.

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Bundesweiter Überblick über Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen im KMU-Bereich

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Der Dresdener Unternehmerinnenstammtisch wird vom Kommunikationspool Dresdener

Unternehmerinnen und Unternehmer e.V. veranstaltet, der 1998 aus der Initiative „Gründerin-

nenzentrum Dresden“ entstand.

Frauenwirtschaftswunder e.V., das Netzwerk für Unternehmerinnen in Tübingen, hat seit Mit-

te der 90er Jahre vielfältige Angebote entwickelt: Monatliche Netzwerktreffen, Seminarveran-

staltungen in Kooperation mit der Volkshochschule, Beratung für Existenzgründerinnen und

Wiedereinsteigerinnen, die Herausgabe des Informationsblatts „MARKT“ zweimal jährlich, Mit-

organisation des Tübinger Unternehmerinnentages 1998.

Der Unternehmerinnenstammtisch Landkreis Weißenfels in Sachsen-Anhalt lässt sich als

Beispiel für die Initiative von Gleichstellungs- bzw. Frauenbeauftragten in kleineren Orten nen-

nen. Seit fünf Jahren wird dieser Stammtisch unterstützt, und seit einem Jahr durch einen zwei-

ten Unternehmerinnenstammtisch Stadt Hohenmölsen im gleichen Landkreis ergänzt. Gleich-

zeitig hat z.B. die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern auf

einen Unternehmerinnenstammtisch hingewiesen, den es 1996/97 gab, der danach aber man-

gels Interesse aufgelöst wurde.

Neben der Zunahme von Unternehmerinnen-Netzwerken in kleinen Orten ist auch eine Zu-

nahme branchenspezifischer Zusammenschlüsse zu beobachten. So haben sich in mehreren

Städten Expertinnen-Beratungsnetze gebildet, deren Beraterinnen sich auch speziell an Exis-

tenzgründerinnen richten. Weitere Beispiele sind das „Unternehmerinnen-Netzwerk Burgwald“

– ein Verbund von Unternehmerinnen, die in verschiedenen Bereichen des Landtourismus der

Region Burgwald tätig sind und gemeinsam werben, das „Netzwerk Grün“, ein von Frauen am

Werk, Reutlingen, initiierter Zusammenschluss von selbstständigen Frauen in grünen Berufen

und eine geplante Kooperation von 10 Unternehmerinnen aus dem sächsischen Modehand-

werk, die gemeinsame Marketing-Aktivitäten entwickeln wollen.

Noch nicht sehr verbreitet sind Unternehmerinnenpreise, die ins Leben gerufen wurden

„...um das Engagement erfolgreicher Unternehmerinnen zu würdigen und Gründerinnen in spe

zu ermutigen“ (aus: Zeitung der GründerRegion Aachen, Ausgabe 1/2000, S. 8, Artikel: Jungun-

ternehmerinnen geben Gas).

• Der Arbeitskreis Unternehmerinnen e.V. in Flensburg verleiht den „Anna-Westphalen-

Preis“ an „vorbildlich engagierte Unternehmerinnen“.

• HERBIZZ, die 1. Hamburger Frauenmesse hat im Jahr 2000 auf der Messe den Preis „bizzy“

für die ungewöhnlichste Geschäftsidee verliehen.

• Das Netzwerk für Existenzgründerinnen und die GründerRegion Aachen haben im ver-

gangenen Jahr den „Vision – Unternehmerinnenpreis 2000“ verliehen.

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Überblick über die Aktivitäten

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• Erstmalig wird 2001 der Unternehmerinnenpreis Emscher-Lippe vergeben – hier wurde

die Idee vom Aachener Unternehmerinnenpreis „Vision“ aufgegriffen, von dem auch der

Bewerbungs-Fragebogen zur Teilnahme am Wettbewerb in großen Teilen übernommen

wurde.

Als weitere Aktivität sei hier das Mentoring genannt, ein System, bei dem eine erfahrene Un-

ternehmerin einer Existenzgründerin/Jungunternehmerin zur Seite steht. In Ansätzen findet

sich diese Art der Unterstützung bereits bei vielen Unternehmerinnen-Treffen, die häufig auch

Existenzgründerinnen einladen, um ihre Erfahrungen weiterzugeben. Die Beratungsstelle für

Gründerinnen SCH.W.U.N.G. in Bad Kissingen organisiert Mentoring im Rahmen des Projekts

T.A.N.D.E.M (Tipps-Anregung-Netzwerk-Durchbruch-Erfahrung-Mut). Die Realisierung von Men-

toring-Projekten wird sehr häufig im Fragebogen als geplante Aktivität für die nächste Zeit ge-

nannt – ein Beispiel ist TWIN – Two Women Win, Mentoring von Unternehmerin zu Unter-

nehmerin, das im Ruhrgebiet gemeinsam vom Verband deutscher Unternehmerinnen und der

Landesberatungsgesellschaft G.I.B. vorbereitet wird.

Die Zeitschrift existenzielle im Münsterland ist das bisher einzige regional erscheinende Maga-

zin für selbstständige Frauen. Die Zeitschrift porträtiert Unternehmerinnen aus verschiedenen

Branchen und bietet gebündelt regionale und frauenspezifische Informationen aus den Berei-

chen Wirtschaft, Finanzen und Existenzgründung. Existenzielle erscheint seit Ende letzten Jah-

res vierteljährlich in einer Auflagenhöhe von 10.000 Stück und ist kostenlos an über 200 Stellen

in und um Münster erhältlich. Die Zeitschrift versteht sich als ein Forum für das Frauen-

Wirtschafts-Netz im Münsterland und wird vom Verein existenzielle e.V. herausgegeben, unter-

stützt von den Regionalstellen Frauen & Beruf in Münster und dem Kreis Warendorf.

Als weitere Publikationen für Unternehmerinnen existieren die verbandseigenen Periodika wie

„Die Unternehmerin“ des Verbandes deutscher Unternehmerinnen, „Connections“ des Frauen-

netzwerkes Connecta oder „nefu news“ des Netzwerks für Ein-Frau-Unternehmen.

Um die Erfahrungen von Unternehmerinnen weiterzugeben und vor allem potenzielle Exis-

tenzgründerinnen zu inspirieren und zu ermutigen, wird auch die Form von gedruckten Port-

rätserien gewählt. So sind z.B. unter dem Titel „Bilder – Vorbilder – Fakten“ Unternehmer-

innen im Kreis Steinfurt, Nordrhein-Westfalen, in einer Broschüre porträtiert; das Unternehme-

rinnenforum Nordhessen erstellte „Unternehmerinnen-Profile“. Das Frauenbranchenbuch

Bremen „exxtra Seiten“ initiierte 2000 eine historische Ausstellung, die im Katalog

„Stark.Mutig.Einfallsreich. 1000 Jahre Unternehmerinnen in Bremen“ dokumentiert ist.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

16

2.3 Angebote für Existenzgründerinnen

Beratungsangebote für Existenzgründerinnen sind bundesweit vielfältig und gut ausgeprägt.

Ins Leben gerufen wurde dieses Angebot zuerst durch Frauenprojekte wie die „Frauenbetriebe –

Qualifikation für die berufliche Selbständigkeit“, Frankfurt/Main, und „Frau und Arbeit“, Ham-

burg, die einen sozioökonomischen, auf die besondere Situation von Frauen zugeschnittenen

Beratungsansatz entwickelten. Frauenspezifische Beratungsstellen in vielen Bundesländern folg-

ten, z.B. FrauenFirmament in Saarbrücken, Gründerinnen Consult in Hannover, das FrauenExis-

tenzgründerZentrum in Chemnitz und Prisma – Zentrum für Existenzgründerinnen in Mann-

heim.

Seit Mitte der 90-er Jahre nahmen die Regionalstellen, die je nach Bundesland „Frau & Beruf“,

„Frau & Wirtschaft“ oder „Frauen & Arbeitsmarkt“ heißen, den Bereich Existenzgründung als

einen Arbeitsschwerpunkt in ihr Angebot auf. Beratungen für Existenzgründerinnen finden

ganzjährig statt – häufig in Form von Einzel- oder Teamberatung, nach Bedarf oder zu festen

Terminen. Einige Regionalstellen beschränken sich auf Erstberatungen und vermitteln dann

weiter an entsprechende Beratungsstellen. Andere bieten ein breites Angebot an Aktivitäten für

Existenzgründerinnen sowie weiterführende Seminare z.B. zur Unternehmenssicherung an. Ei-

ne Besonderheit im ländlichen Raum sind Beratungstage, d.h. zu festen Terminen finden in

ausgewählten Orten Vorträge zur Existenzgründung bzw. Beratungsangebote statt.

Die Regionalstellen tragen die Mehrheit der Beratungsangebote für Existenzgründerinnen, ihre

institutionelle Absicherung bietet den Vorteil, dass sie kontinuierlich daran arbeiten können,

eine fördernde Infrastruktur für Existenzgründerinnen und Unternehmerinnen aufzubauen.

Nur durch Projektgelder finanzierte Beratungsstellen für Existenzgründerinnen stehen immer

wieder vor der Schwierigkeit, dass ihre Zukunft nicht abgesichert ist – hierauf weist NEXUS, das

Büro für Existenzgründerinnen in Nürnberg hin. Zentren für Existenzgründerinnen in Coburg,

Würzburg und Weißenfels wurden nach dreijähriger Finanzierung im Herbst 2000 durch den

Träger, die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Arbeitgeberverbände (bfz), einge-

stellt.

Spezielle Angebote für Frauen mit Gründungsabsicht finden sich bei Wirtschaftsförderungs-

Institutionen und den Kammern noch selten. Zu den Ausnahmen gehören das Landesgewerbe-

amt Baden-Württemberg mit dem Informationszentrum für Existenzgründungen ifex und die

Landesberatungsgesellschaft G.I.B. in NRW, die kontinuierlich Angebote für die Zielgruppe

Frauen entwickeln und umsetzen. Die Investitionsbank Schleswig-Holstein verfügt seit 1994

über eine eigene Beratungsstelle für Gründerinnen. Der Westdeutsche Handwerkskammertag

etablierte – zunächst als zeitlich befristetes Projekt – „Beratungsstellen für Frauen und Unter-

nehmen“. Bei acht Handwerkskammern und zwei Industrie- und Handelskammern in NRW

wurden Beraterinnen eingestellt.

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

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Neben der Beratung gehören Veranstaltungsreihen zu den am häufigsten genannten Angebo-

ten für Existenzgründerinnen. Oft liegen gedruckte Jahres- oder Halbjahresprogramme mit Vor-

trägen und (mehrtägigen) Seminarangeboten vor. Vom „Infoabend für Existenzgründerinnen“

über Orientierungsseminare „Ich mache mich selbstständig?!“ bis hin zu Grundlagenseminaren

„Von der Idee zur Gründung“ – ein breites Angebot beantwortet wichtige grundsätzliche Fra-

gen zur Existenzgründung und unterstützt Gründerinnen bei der Entscheidungsfindung. Semi-

nare wie „Ohne Netz und doppelten Boden?!“ oder „Das kalkulierte Risiko“ behandeln differen-

ziertere Themen wie beispielsweise Buchführung, Versicherungsfragen, Rhetorik, Akquisetech-

niken und Marketing.

Seminarangebote für Existenzgründerinnen werden häufig in Kooperation verschiedener Insti-

tutionen entwickelt, z.B. Volkshochschule plus Frauenbeauftragte, Frauenspezifische Existenz-

gründungsberatungsstelle plus Industrie- und Handelskammer, Regionalstelle Frau & Beruf plus

Wirtschaftsförderung. Mehrwöchige Ganztags-Lehrgänge für Existenzgründerinnen werden

ebenfalls angeboten, häufig als Maßnahme für arbeitslose Frauen in Kooperation mit dem Ar-

beitsamt. An der Fachhochschule Karlsruhe wurde ein Online-Lernprogramm zur Unterneh-

mensgründung und -führung für Frauen entwickelt (www.gruenderinnen.de).

Auffallend ist eine Zunahme von Veranstaltungsreihen zur Unternehmenssicherung und

-festigung. Weiterbildungsangebote mit Titeln wie „Existenzfestigung durch Controlling!“, „Der

Kunde als Wachstumsmotor“ oder „Rund ums Jahr die Nase vorn“ sollen junge Unternehme-

rinnen bewegen, von Anfang an vorausschauend zu planen. In Seminaren und Coachings mit

dem Titel „Beruf Unternehmerin“ bietet Frau und Arbeit e.V. in Hamburg selbstständigen Frau-

en eine Unterstützung und Fortbildung an mit dem Ziel, den langfristigen Erhalt der Existenz

zu sichern. Die Frauenbetriebe in Frankfurt/Main haben schon früh Angebote zur Unterneh-

menssicherung und -festigung in ihr Programm aufgenommen. „Denn: Wir wollen nicht nur,

dass Sie Unternehmerin werden – sondern auch bleiben“, so der Slogan in einem Faltblatt.

Informationstage für Existenzgründerinnen sind eine Möglichkeit, gebündelte Informatio-

nen über alle Angebote in einer Region interessierten Frauen zu präsentieren. Workshops und

Diskussionen runden das Programm ab. Augsburg, Regensburg, Memmingen, Bremerhaven,

Baden-Baden, Esslingen, Tauberbischofsheim, Ravensburg, Stuttgart und Waldshut sind einige

der Städte, die erfolgreich Informationstage für Existenzgründerinnen durchführten und zum

Teil jährlich wiederholen. Angebote für Existenzgründerinnen sind auch Bestandteil der in den

letzten Jahren zunehmend durchgeführten Unternehmerinnen-Tage und -Messen.

Zu den bundesweit am häufigsten genannten Aktivitäten zählen die sogenannten Stammtische

bzw. Existenzgründerinnen-Treffs, regelmäßig stattfindende Angebote, die dem gegenseitigen

Kennenlernen, dem Erfahrungsaustausch, der Werbung für das eigene Unternehmen, der Ko-

operation und der Weiterbildung dienen. Eingeladen wird – je nach Möglichkeit – persönlich,

über lokale Medien oder über das Internet.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

18

Treffen für Existenzgründerinnen werden häufig aus einer Veranstaltungsreihe heraus gebildet.

Hier sind die Initiatorinnen meist Beratungsstellen oder aktive Gleichstellungsbeauftragte. Sie

treten so lange als Veranstalterinnen auf, bis Teilnehmerinnen selbst die Initiative ergreifen

und diese Treffen in Eigenregie weiterführen möchten, etwa als Verein.

Ein Beispiel hierfür ist der 1999 gegründete Verein „existenzia – frauen gründen & unterneh-

men“ in Berlin. Ein durch die Frauenbeauftragte des Bezirks Tiergarten 1997 ins Leben gerufe-

ner Stammtisch entwickelte sich so gut, dass zunächst das Projekt „Esprit“ entstand, welches

konkrete Hilfestellungen für Existenzgründerinnen anbot. Ende 1999 gründeten einige Frauen

dann den Verein „existenzia“.

Weitere Beispiele unter vielen sind „Penelope – Netzwerk für Existenzgründerinnen“ in Ost-

steinbeck, Schleswig-Holstein, der „Gründerinnen-Treff Waiblingen-Fellbach“, Baden-Württem-

berg, und das „Delmenhorster Forum für Existenzgründerinnen“, Niedersachsen. Da es nur eine

Frage der Zeit ist, wann aus Existenzgründerinnen Unternehmerinnen werden, sprechen viele

Treffen auch beide Gruppen an, so z.B. „GUT – Gründerinnen und Unternehmerinnentreff Bo-

chum“, Nordrhein-Westfalen, „FRECH – Frauen Ergreifen Chancen“ in Pinneberg, Schleswig-

Holstein, „IFIS – Initiative Frauen in Selbständigkeit“ in Sontheim /Brenz, und „efa – Treff für

Gründerinnen und Unternehmerinnen“ in Esslingen, Baden-Württemberg.

Einige Beratungsstellen richten differenzierte Angebote an Freiberuflerinnen oder Gründe-

rinnen in speziellen Branchen. So führt „Frauen am Werk“ in Reutlingen, Baden-Württemberg,

ein regelmäßiges „Gründungs – ABC“ für Therapeutinnen sowie für Künstlerinnen durch. Fünf

Regionalstellen Frau & Beruf im Münsterland bieten zum Thema „Beruf: Künstlerin“ aktuell ein

umfangreiches Programm mit Workshops, Foren und einer Messe im Oktober 2001. Andere

Einrichtungen sprechen gezielt Migrantinnen und Aussiedlerinnen an wie MiBoP – Migrantin-

nen Berufsorientierung und -planung in Bremen und ISI – Initiative selbstständiger Immigran-

tinnen in Berlin. Die Universität Bielefeld unterstützt gründungswillige Studentinnen mit einem

interdisziplinären Programm zur Existenzgründung. Die Förderung unternehmerischer Initiati-

ven von Frauen im ländlichen Raum ist Schwerpunkt eines EU-Projekts in Sachsen.

Publikationen für Existenzgründerinnen sind in erster Linie Ratgeber/ Handbücher mit inhalt-

lichen Informationen für gründungsinteressierte Frauen oder „Wegweiser“ mit relevanten Ad-

ressen für Gründerinnen in einer Stadt bzw. Region. Letztere werden zunehmend im Internet

präsentiert. Porträts von Gründerinnen werden häufig in Verbindung mit Informationen veröf-

fentlicht, so z.B. „Gründerinnen – Informationen und Portraits“, herausgegeben von der Kom-

munalstelle Frau & Beruf Hamm, oder „efa – erfolgreiche Frauen sind aktiv“, herausgegeben

vom Treff für Gründerinnen und Unternehmerinnen efa und der Frauenbeauftragten der Stadt

Esslingen. Das Magazin für selbstständige Frauen „existenzielle“ im Münsterland spricht Grün-

derinnen in besonderer Weise an, eine Ausgabe widmete sich dem Schwerpunkt „Frauen grün-

den anders“.

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

19

2.4 Tagungen/ Messen

Seit Mitte der 90er Jahre werden größere Unternehmerinnen-Tagungen und -Messen veranstal-

tet, meist in breiter Kooperation. Diese Veranstaltungen dienen zum einen dazu, das wirtschaft-

liche Potenzial von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. Für Unter-

nehmerinnen und Existenzgründerinnen bieten sie die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches,

wobei die Verbindung zwischen betriebswirtschaftlichen Fakten und frauenspezifischen Erfah-

rungen eine wesentliche Rolle spielt.

Häufig werden Kooperationsbörsen veranstaltet, die eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen

Unternehmen fördern oder zur Bildung branchenspezifischer Netzwerke führen. In Seminaren

und Workshops können sich Unternehmerinnen und Gründerinnen weiterbilden. Auf den

meisten Tagungen steht den Teilnehmerinnen ein umfangreiches Beratungs- und Informations-

angebot regionaler Wirtschaftsorganisationen, Banken, unternehmensbezogener Dienstleister,

Beratungsstellen und Frauennetzwerke zur Verfügung. Wirtschaftspolitische Diskussionen run-

den das Programm ab. Auf den Messen haben Unternehmerinnen zudem die Möglichkeit, ihre

Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren.

In den Fragebögen werden mehrfach Messen wie die „New Come“ – die Messe für Existenz-

gründung in Stuttgart, die „START“ – die bundesweite Messe für Existenzgründung, Unterneh-

mensübernahme und Unternehmenssicherung, die „next“ – niedersächsische Existenzgrün-

dungsmesse sowie die Existenz- und Gründermesse „Chance“ in Cottbus genannt, an denen die

Initiativen teilgenommen haben bzw. (wieder) teilnehmen wollen.

Neben Veranstaltungen, die Unternehmerinnen jeder Branche ansprechen, gibt es außerdem

fachspezifische Tagungen und Kongresse wie beispielsweise die „emotion@l business“ in Frank-

furt/Main oder „digitelle“ in Hamburg, die Frauen allgemein, aber auch Selbstständige aus dem

Medien- und IT-Bereich anspricht. Auch auf Berufs-Messen wie z.B. der „dialog“ – der Messe für

Frau und Beruf in Ostbayern oder der 1991 – 1999 zweijährig veranstalteten Frauenmesse „top“

in Düsseldorf sind Unternehmerinnen präsent und Veranstaltungen zur Existenzgründung Be-

standteil des Programms.

Die Synergien, die durch die Kooperationen bei Unternehmerinnentagen und -Messen entste-

hen, sind ein wichtiger „Nebeneffekt“ dieser Veranstaltungen. Die Zusammenarbeit zwischen

Unternehmerinnen-Verbänden und Beraterinnen hat sich in den Regionen oft im Kontext die-

ser Veranstaltungen entwickelt und z.B. die Initiierung von gemeinsamen Mentoring-Projekten

hervorgebracht. Auch der Dialog mit traditionellen Wirtschaftsinstitutionen wie den Kammern

spielt im Vorfeld der Tagungen eine wichtige Rolle.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

20

Beispiele für landesweite und lokale Tagungen und Messen:

Seit 1995 findet das Unternehmerinnen-Forum Baden-Württemberg statt, 2001 zum vier-

ten Mal mit dem Leitthema: „Nachhaltigkeit – Grundlage zukunftsgerechten Wirtschaftens“.

Über die ersten Tagungen existieren umfangreiche Dokumentationen.

Die niedersächsische Unternehmerinnen- und Gründerinnenmesse F.A.M.E. – „Frauen-

Austausch-Messe-Erfolg“ wird seit 1996 in Hannover durchgeführt.

Seit 1996 findet jährlich der Unternehmerinnen-Tag Ruhrgebiet statt. Zu jeder Tagung

wird eine Dokumentation herausgegeben.

Das Unternehmerinnen Netzwerk „Selbst ist die Frau“, Itzehoe veranstaltete 2001 zum 6. Mal

eine Frauenmesse.

Das 1. Nordhessische Fachforum für Unternehmerinnen, zu dem eine Dokumentation

vorliegt, fand 1998 in Kassel statt.

Die Sächsische Unternehmerinnenmesse in Leipzig erreichte 2000 und 2001 eine große

Resonanz mit mehr als 3.000 BesucherInnen.

HERBIZZ, die 1. Hamburger Frauenmesse, startete im Oktober 2000 und soll im Wechsel

mit einem Unternehmerinnentag alle zwei Jahre stattfinden.

Der 1. Unternehmerinnentag des Landes Brandenburg fand 1997 in Kleinmachnow statt.

Die INSIDE 2001, der 2.Kölner Unternehmerinnentag, folgte der Auftaktveranstaltung im

Jahr 1999.

Kompetent – Unternehmerinnen-Messe Wetterau fand in Karben, Hessen, statt.

Der 3. Unternehmerinnentag in der Region Bonn/Rhein-Sieg findet 2001 statt.

Die erste Unternehmerinnen-Messe fand in diesem Jahr in Bremerhaven statt.

Connection, die 1. Unternehmerinnen-Messe Ostwestfalen fand 2000 in Detmold statt

und soll alle zwei Jahre organisiert werden.

Die Messe Fränkische Frauen 2000 fand bereits zum zweiten Mal in Nürnberg statt.

Die Wetzlarer Unternehmerinnenmesse fand bisher 1998 und 2000 statt.

Success 99 – Kongress für Unternehmerinnen und Gründerinnen fand 1999 in Menden

statt.

Die Messe für Frauen go up (Gründerinnen orientieren sich, Unternehmerinnen präsentie-

ren sich) wird seit 1997 im 2-Jahres-Rhythmus in Münster veranstaltet, dieses Jahr mit dem

Schwerpunkt Kunst und Kultur.

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Überblick über die Aktivitäten

21

Gleichfalls in Münster fand im Jahr 2000 der Unternehmerinnentag „Miteinander ins Ge-

schäft kommen“ statt.

In München fand die Frauenmesse woman 2000 statt, die bereits zum dritten Mal durch-

geführt wurde.

Der Erste Deutsche Unternehmerinnen Tag wurde 1996 in Würzburg durchgeführt, seit-

her jedoch nicht mehr wiederholt.

Die 1. und 2. Unternehmerinnenmesse 1996 und 1997 in den Frauenbetrieben Frankfurt

wurde nicht fortgesetzt, gab aber Anregungen für gleiche Veranstaltungen in kleineren

Städten im Umland wie z.B. Rodgau, Wetterau und Karben.

Das Wirtschafts-Parkett in Berlin fand 2000 als Kongress zum Thema „Unternehmerinnen-

kultur“ statt.

Das UnternehmerinnenZentrum Langenhagen initiierte im Rahmen der EXPO 2000 in

Hannover eine Tagung mit einer einwöchigen Ausstellung „Unternehmerinnen – eine Er-

folgsgeschichte seit dem Mittelalter?“.

Aus der Beantwortung nach den Plänen für die Zukunft geht hervor, dass die Planung von Ak-

tivitäten wie Messen, Tagungen, Foren u.ä. bei vielen Initiativen an erster Stelle stehen. So wer-

den Unternehmerinnentage in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Reutlingen und Solingen konkret

vorbereitet.

2.5 Branchenbücher

Regionale Frauenbranchenbücher sind eine zunehmend genutzte Möglichkeit, Leistungen von

Unternehmerinnen darzustellen. 1995 existierten nur drei regionale Frauenbranchenbücher,

mittlerweile sind es 32 Ausgaben.

Ein Frauenbranchenbuch ist „...ein Stück Wirtschaftsförderung im ursprünglichsten Sinne. Es

macht sichtbar, welch vielseitige Palette an Leistungen von Frauen... angeboten wird. Damit

kann hoffentlich eine Menge Nachfrage erzeugt werden“ – so die Gleichstellungsbeauftragte

der Stadt Chemnitz, Elke Teller, im Vorwort des ersten Branchenbuches selbständiger Frauen

Chemnitz 1999/2000.

Frauenbranchenbücher sollen auch „...in erster Linie eine Unterstützung für Behörden und Be-

triebe bei der Vergabe von Aufträgen an Frauenfirmen bieten“, so die Herausgeberin des Bran-

chenbuches für Wolfsburg und Umgebung, Karin Schmaida.

Einige der aktuell existierenden Frauenbranchenbücher erscheinen zusätzlich virtuell, das „ei-

gentliche“ Branchenbuch wird aber weiterhin als Printmedium ausgegeben. Andere Herausge-

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Bundesweiter Überblick über Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen im KMU-Bereich

22

berinnen konzentrieren sich ausschließlich auf das neue Medium und geben keine gedruckte

Ausgabe heraus bzw. haben vormals gedruckte Ausgaben eingestellt.

In jedem Frauenbranchenbuch sind zwischen 100 – 500 Unternehmen aus der jeweiligen Stadt

oder der Region zu finden, nach Branchen aufgeteilt. Der Serviceteil bietet ein Verzeichnis der

Beratungsstellen für Existenzgründung und Unternehmensfestigung, nennt Unternehmerinnen-

Netzwerke, listet Frauenbranchenbücher im gesamten Bundesgebiet auf. In den virtuellen Aus-

gaben finden sich zusätzlich aktuelle Themen und Veranstaltungen – ein Vorteil, den das In-

ternet bietet.

Die Herausgeberinnen von Frauenbranchenbüchern sind Unternehmerinnen-Vereine, Unter-

nehmerinnen aus dem Medien/Print/Grafik-Bereich oder Frauenbeauftragte bzw. Gleichstel-

lungsbeauftragte der Kommunen.

Frauenbranchenbücher:

Augsburg: „Weiblich-Kompetent“

Hrsg. Gleichstellungsstelle für Frauen der Stadt)

Berlin/ Potsdam: Regionales Branchenbuch „Frauen unternehmen“

(Hrsg. Schöne Aussichten – Verband selbstständiger Frauen e.V.)

Bremen: „exxtra Seiten – Das Frauenbranchenbuch“; auch virtuell

(Hrsg. Andrea Buchelt)

Chemnitz: „Branchenbuch selbstständiger Frauen“

(Hrsg. Vbff -Verein zur beruflichen Förderung von Frauen in Sachsen e.V.)

Darmstadt: Virtuelles Branchenverzeichnis für Darmstadt und Umgebung

(Hrsg. FachFrauenNetzwerk e.V.)

Düsseldorf: „Düsseldorfer Frauenbranchenbuch“

(Hrsg. Arnold-Lepke-Malcher GbR )

Düsseldorf: Virtuelles Frauenbranchenbuch

(Hrsg. Netzwerk Düsseldorferinnen unternehmen)

Frankfurt/Main: Virtuelles Branchenbuch, Unternehmen im „Unternehmerinnenforum

Rhein-Main“

(Hrsg. Frauenbetriebe e.V.)

Frankfurt/Main: Virtuelle Business-Seite mit Unternehmerinnen- und Expertinnen-

Datenbank

(Hrsg. women.de GmbH)

Franken: „Frauenhandbuch Franken“

(Hrsg. Ille Bintig & Marita Gorski)

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

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Gifhorn: „Frauenbranchenbuch Landkreis Gifhorn“

(Hrsg. Dagmar Keller)

Göttingen: „Frauenbranchenbuch für Göttingen und Umgebung“

(Hrsg. Stadt Göttingen)

Hannover: „FrauenBranchenBuch Hannover und Umgebung“

(Hrsg. Barbara Felten)

Hessen: Virtuelles Frauenbranchenbuch

(Hrsg. Heidi Goll)

Köln/ Bonn: Virtuelles Branchenverzeichnis lesbischer Unternehmerinnen und

Freiberuflerinnen

(Hrsg. Amigas e.V.)

Köln: „FrauenInternetBranchenBuch“

(Hrsg. do_loop Internet-Agentur)

Mecklenburg-Vorpommern: „FrauenBranchenBuch Mecklenburg-Vorpommern“

(Hrsg. Frauen in die Wirtschaft e.V.)

München: Virtuelles Frauenbranchenbuch

(Hrsg. Christine Ober)

Münster: „Frauenbranchenbuch Münster/ Münsterland“

(Hrsg. Renate Bratz/ Claudia Moseler)

Niedersachsen: „FrauenBranchenBuch Südostniedersachsen“

(Hrsg. Engineering Design Office Dagmar Groberg)

Nord: Regionales Branchenbuch „Frauen unternehmen“ Nord

(Hrsg. Schöne Aussichten – Verein selbstständiger Frauen e.V.)

Nordrhein-Westfalen: Virtuelle Datenbank mit Frauenunternehmen

(Hrsg. RevierA GmbH)

Oldenburg: „FrauenBranchenBuch für Oldenburg, Ammerland, Ostfriesland“, auch virtuell

(Hrsg. Brigitte Figwer-Bronk)

Ostwestfalen: „FrauenBranchenbuch für Bielefeld und Ostwestfalen/ Lippe“

(Hrsg. Regionalverbund OWL Frau und Beruf)

Rheinland: Regionales Branchenbuch „Frauen unternehmen“ Rheinland

(Hrsg. Schöne Aussichten – Verband selbständiger Frauen e.V.)

Ruhrgebiet: Regionales Branchenbuch „Frauen unternehmen“ Ruhrgebiet

(Hrsg. Schöne Aussichten – Verband selbständiger Frauen e.V.)

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

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Saarland: „FrauenSeitenSaar“

(Hrsg. Gabriele Jakobi )

Sachsen: „Handbuch für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen“

(Hrsg. Sächsisches Staatsministerium für Gleichstellung von Mann und Frau)

Sachsen-Anhalt: Magdeburger Unternehmerinnen

(Hrsg. Arbeitskreis Magdeburger Unternehmerinnen)

Schleswig-Holstein: „FrauenBranchenBuch Schleswig-Holstein“

(Hrsg. Anke Lichtenberg)

Schwäbisch Hall: „Frauenbranchenbuch Schwäbisch Hall“

(Hrsg. Frauenbeauftragte der Stadt)

Wolfsburg: „Frauenbranchenbuch Wolfsburg, Braunschweig und Umgebung“

(Hrsg. Karin Schmaida u. Frauenbeauftragte der Stadt Wolfsburg)

Einige Herausgeberinnen der Branchenbücher bieten zusätzliche Aktivitäten an: Das „Frauen-

BranchenBuch Hannover und Umgebung“ erscheint in diesem Jahr mit einer Jubiläumsausgabe

im 5. Jahr und hat im März aus diesem Anlass eine FrauenFrühjahrsmesse veranstaltet. Das

„Handbuch für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen“ erschien im letzten Jahr erstma-

lig anlässlich der 1. Sächsischen Unternehmerinnen-Messe „Unternehmerinnen 2000 – Wir zei-

gen Perspektiven „ und zeigt die unternehmerischen Aktivitäten von Frauen aus Sachsen.

„exxtra Seiten“, das Frauenbranchenbuch Bremen, gibt viermal im Jahr einen kostenlosen Frau-

enbranchenbrief als Ergänzung zum Buch heraus, der neben aktuellen Berichten und Inter-

views auch Anzeigen enthält. Schöne Aussichten – Verband selbstständiger Frauen e.V. veröf-

fentlicht Porträts von Unternehmerinnen und hat einen breiten Serviceteil mit Adressen für

Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen. Das Netzwerk ressourcen center Mecklenburg-

Vorpommern, ein Projekt von „Frauen in die Wirtschaft e.V.“ und „Europa Zentrum Rostock

e.V.“, hat ein Netzwerkbuch herausgegeben, welches sich von anderen Frauenbranchenbüchern

insofern unterscheidet, als es neben Frauenunternehmen auch Forschungseinrichtungen, Bil-

dungsträger, Vereine und beratende Institutionen in Mecklenburg-Vorpommern auflistet. Ge-

meinsam ist allen, dass sie unternehmerisches Potenzial von Frauen sichtbar machen.

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

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2.6 Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentren

Eine besondere Aktivität bilden Frauengewerbezentren, in denen Gründerinnen bzw. Unter-

nehmerinnen unter einem Dach wirtschaften.

Diese Zentren verfügen über eine Infrastruktur, die vielfältige Dienstleistungen für kleinere Un-

ternehmen ermöglichen – von der gemeinsamen Nutzung der Ausstattung, des Inventars und

der Versorgungssysteme über Kinderbetreuung bis hin zu einer gemeinsamen Marketingstrate-

gie oder Großkundenrabatt bei Zulieferern. Durch günstige und langfristige Mietverträge wer-

den die Unternehmen unterstützt, ergänzend erleichtern Beratungsangebote die Start-, aber

auch die Aufbaubedingungen. Ein weiterer Vorteil des gemeinsamen Wirtschaftens ist der ge-

genseitige Austausch von Informationen und Erfahrungen.

Die Zentren sind unterschiedlich organisiert und haben verschiedene Rechtsformen. Ob als Ge-

nossenschaft, Verein, GmbH oder GbR – meist besteht eine Kooperation mit der regionalen

Wirtschaftsförderung und/oder der Kommune, welche frei gewordene Räume zur Verfügung

stellt. So hat beispielsweise die Stadt Hannover das ehemalige Gesundheitsamt dem Unterneh-

merinnenzentrum zur Verfügung gestellt.

In den Fragebögen wird der Wunsch nach der Einrichtung von Gründerinnen-/ Unternehme-

rinnenzentren häufig genannt, bei einigen Initiativen ist die Planungsphase bereits weit fortge-

schritten. Bestehende, gut funktionierende Zentren haben hier Vorbildfunktion.

Die Frankfurter Frauenbetriebe, gegründet 1984, sind das älteste Projekt, das sich mit Exis-

tenzgründung und Existenzsicherung von Frauen befasst. 1987 wurde ein Handels- und Gewer-

bezentrum geschaffen, in dem heute 18 frauengeführte Betriebe ansässig sind sowie der Verein

selbst, der Qualifizierung für die berufliche Selbstständigkeit anbietet.

Weiberwirtschaft eG in Berlin ist das größte genossenschaftlich organisierte Unternehmerin-

nenzentrum Deutschlands. Erste Mieterinnen zogen 1994 in die Immobilie ein, die Gesamter-

öffnung fand 1996 statt. Zur Zeit sind an über 50 Unternehmerinnen mit einem breiten Bran-

chenmix Büro- und Gewerbeflächen vermietet.

Das Frauenstadthaus in Bremen besteht mittlerweile zwölf Jahre. Die Immobilie gehört der

Frauenstadthaus GmbH bzw. dem gleichnamigen Verein. Zur Zeit sind dort 18 Frauenbetriebe -

überwiegend Dienstleisterinnen- angesiedelt.

Das Gründerinnen-Zentrum INNEN-HOF in Hamm ist seit 1993 eine Einrichtung der Kom-

munalstelle Frau & Beruf und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm. Insgesamt stehen

sechs Räumlichkeiten zur Verfügung. Ebenfalls auf dem Gelände befindet sich die Kommunal-

stelle Frau & Beruf, die Beratungen und Seminare zur Existenzgründung und Unternehmensfes-

tigung durchführt.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

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Frauen am Werk e.V. in Reutlingen wurde 1993 gegründet, mietete Gewerbefläche an und

eröffnete 1996 eine Beratungsstelle für Existenzgründerinnen. Die Immobilie gehört der Stadt

Reutlingen.

Das Existenzgründerinnenzentrum Filderstadt besteht seit 1999. Fünf der elf Gründerinnen

sind in einer gemeinsamen GbR verbunden, die Kommune beteiligt sich finanziell an der Ein-

richtung. Die Immobilie befindet sich in Privathand.

Im Raum Hannover sind 1999/2000 drei Unternehmerinnen-Zentren entstanden: Unternehmer-

innen-Zentrum Langenhagen, gegründet von „Frauen im Zentrum e.V.“; Unternehmerinnen-

Zentrum Laatzen, gegründet von „Zuckerwerk e.V.“; Unternehmerinnen-Zentrum Hannover

Stadt, gegründet von „Impuls & Praxis e.V.“ Die Initiative Gründerinnen-Consult koordiniert seit

1996 einen Arbeitskreis der Initiativgruppen und Fördervereine für Unternehmerinnenzentren

in Niedersachsen.

Das Gründerinnenzentrum Sprungbrett in Ravensburg, ursprünglich Teil eines EU-Projektes,

wurde 2000 von dem gleichnamigen Verein übernommen. Die Immobilie befindet sich in Pri-

vatbesitz. Zur Zeit sind Räumlichkeiten an Unternehmerinnen, einen Verein und eine Bera-

tungsstelle für Existenzgründerinnen und Selbstständige vermietet.

Das Gründerinnenzentrum Merseburg in Sachsen Anhalt beherbergt u.a. eine Fahrschule. Die

Immobilie mit 500 qm Nutzfläche gehört der gemeinnützigen GmbH „Arbeit und Leben“.

Seit Ende 2000 existiert das Gründerinnenzentrum Heidelberg, Träger ist die „Technologie-

park GmbH“. Ein Unternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft übernimmt das Betriebsmana-

gement und ist Ansprechpartnerin für die Mieterinnen des Gründerinnenzentrums.

Beispiele für geplante Zentren: Handel & Wandel e.V. in Buxtehude ist ein Förderverein, der

ein Frauengewerbe- und Beratungszentrum einrichten möchte. Die Bezirksverwaltung in Berlin-

Neukölln plant ein Gründerinnenzentrum, wo sich auf ca. 2000 qm Nutzfläche ein Branchen-

mix von Unternehmerinnen ansiedeln kann. P.I.A. – Netzwerk Planerinnen, Ingenieurinnen,

Architektinnen – arbeitet für den Aufbau eines Frauengewerbezentrums in Lüchow-Dannenberg.

FRI:EDA e.V. plant ein Gewerbezentrum für Unternehmerinnen in Lüneburg. Prisma plant ein

Gründerinnenzentrum in Mannheim mit Unterstützung der Stadt Mannheim. Der Verein Frau-

en helfen Frauen e.V. in Minden ist Trägerin der FrauenRäume, die noch in diesem Jahr fertig-

gestellt werden sollen. Nexus – Büro für Existenzgründerinnen, Nürnberg, plant ein Gewerbe-

zentrum. Das ressourcen center in Rostock plant ein Haus für selbstständige Frauen.

BerufsWege für Frauen e.V., Wiesbaden, beteiligt sich an der Planung eines Gründerinnenzent-

rums.

Im März 2001 fand in Berlin eine Fachtagung der Frauengewerbezentren statt, die von Wei-

berWirtschaft eG initiiert wurde. Vertreterinnen aus 12 Zentren gründeten eine bundesweite

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

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Vernetzungsorganisation. Bereits vor zwei Jahren fand in Bremen anläßlich des 10-jährigen Be-

stehens des Frauenstadthauses Bremen, einem der ältesten bestehenden Frauengewerbezent-

ren, eine Konferenz statt. Zu beiden Tagungen liegen Dokumentationen vor.

2.7 Internet-Präsenz

Das Internet als Medium zur Selbstdarstellung, Information und Kommunikation wird von vie-

len Initiativen zwar genutzt, aber nicht immer mit einer eigenen Homepage. So sind zahlreiche

Initiativen mit ihrer Darstellung in die Internet-Seiten anderer Initiativen eingebunden oder

werden lediglich als Adresse aufgeführt.

Die großen Vereine und Verbände wie der Verband deutscher Unternehmerinnen, Business and

Professional Women – Germany, Bundesverband der Frau im freien Beruf und Management,

Schöne Aussichten oder das Deutsche Gründerinnenforum verfügen nahezu alle über eine ei-

gene Website, deren Aufbau ähnlich ist. Neben der klassischen Selbstdarstellung („Über uns“,

„Wer wir sind“) werden die einzelnen Regionalgruppen vorgestellt – manchmal anhand einer

Landkarte, auf der die Orte verzeichnet sind. „Angebote und Aktivitäten“ enthält Informationen

zu Veranstaltungen in den einzelnen Regionen. Über größere Veranstaltungen – etwa eine Jah-

restagung oder eine Messe – berichten einige Verbände. Eine Liste mit Links zu anderen Initia-

tiven ist gelegentlich vorhanden.

Ein Beispiel für regionale Unternehmerinnen-Initiativen, die im Internet präsent sind, ist das

netznord.de, ein Portal für Geschäftsfrauen im norddeutschen Raum. Es bietet einen Adressen-

teil mit Beratungsstellen, Weiterbildungseinrichtungen, Netzwerken und Verbänden haupt-

sächlich für die Regionen Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. Frauengeführte Un-

ternehmen sind nach Branchen aufgelistet, Weiterbildungsangebote werden genannt, kurz:

Frauen können sich auf dieser Seite über Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Exis-

tenzgründerinnen im Norden informieren.

Das netzwerk-ressourcencenter.de in Mecklenburg-Vorpommern bietet für Unternehmerin-

nen und Existenzgründerinnen eine landesweite Übersicht über Angebote und Potenziale von

Verbänden, Bildungsträgern, Forschungseinrichtungen und Beratungseinrichtungen. Auch ei-

nige Unternehmerinnen präsentieren sich.

Das virtuelle Unternehmerinnenforum u-netz.de bietet in Nordrhein-Westfalen einen umfang-

reichen Adressenteil der Netzwerke und Verbände für Unternehmerinnen, Anlaufstellen für

Existenzgründerinnen sowie eine aktuelle Terminübersicht aller Netzwerktreffen, Seminare und

Veranstaltungen. Darüber hinaus enthält das Portal eine Datenbank mit mehr als 1.300 von

Frauen geführten Unternehmen, eine Kooperationsbörse, Best Practice-Modelle sowie moderier-

te Chats zum Erfahrungsaustausch.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

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In Schleswig-Holstein können sich selbstständige Frauen auf der Internet-Seite der Regionalstel-

len „Frau und Beruf“, frau-und-beruf-sh.de über Aktivitäten in ihrer Region informieren. Die

Seite bietet einen gemeinsamen Veranstaltungskalender, Aktuelles, Weiterbildungs- und Bera-

tungsangebote und Tipps für Gründerinnen. Die einzelnen Regionalstellen sind nach ihren je-

weiligen Standorten zu finden und stellen sich ausführlich vor.

Die Regionalstellen „Frauen und Arbeitsmarkt“ in Brandenburg stellen sich auf der gemeinsa-

men Internet-Seite frauen-arbeitsmarkt.de vor. Frauen können sich hier über die Angebote

der für sie zuständigen Regionalstelle informieren.

Das sozialnetz.de ist ein Angebot des Hessischen Sozialministeriums. Unter dem Menüpunkt

„Frauenpolitik“ können auch Adressen und Kurzbeschreibungen von Beratungsstellen für Exis-

tenzgründerinnen abgerufen werden, eine Expertinnen-Datenbank ist vorhanden sowie zahlrei-

che Hinweise auf weitere Ansprechpartnerinnen. Diese Seite bietet Basisinformationen für un-

ternehmerisch interessierte Frauen in Hessen.

Frisa.de – das „FRauenInfosystem Sachsen-Anhalt“ – ist eine offene Informationsplattform

von und für Frauen in Sachsen-Anhalt, d.h. die BenutzerInnen selbst speisen Informationen, Ad-

ressen, Updates etc. ein. Neben einem umfangreichen Adressenteil, dem „Frauendschungel-

buch“, das auch als Printmedium vorliegt, gibt es einen aktuellen Veranstaltungskalender und

Themen aus Politik und Wirtschaft. Spezifische Informationen für selbstständige Frauen sind

nur wenige zu finden.

Einige virtuelle Angebote richten sich an bestimmte Berufsgruppen, wie beispielsweise femme-

total.de, ein Netzwerk für Frauen in kreativen und beratenden Berufen rund um Köln. Es bietet

neben regionalen Treffen auch eine Liste mit Adressen von Frauennetzwerken und Frauenlinks

aus Politik, Wirtschaft und weiteren Bereichen.

Das Netzwerk mediacoaching.de kommuniziert mittels einer Mailingliste mit den Mitgliedern.

Die Liste soll Frauen, die eine Existenzgründung im Multimediabereich anstreben oder bereits

betreiben, unterstützen. Mediacoaching ist ein Forum zur Diskussion über Entwicklungen,

Trends und Möglichkeiten, um sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, um Ge-

schäftskontakte zu knüpfen und um unterschiedliche Strategien der Existenzgründung vorzu-

stellen.

An eine ähnliche Zielgruppe richtet sich webgrrls.de – Netcommunity für Frauen. Der berufs-

orientierte Verein will einen regen Austausch zwischen kreativen Frauen der New Media-

Branche fördern und somit eine informative Plattform für berufstätige abhängig Beschäftigte,

aber auch selbstständige Frauen bieten.

Kleine lokal agierende Netzwerke sind ebenfalls im Internet zu finden wie etwa die „Unter-

nehmerinnen für Oldenburg“ unter unternehmerinnen.de. Die Selbstdarstellung im Internet

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

29

ist kurz und knapp, enthält fünf Seiten. „Wer“ spricht für sich: „Die UfO's, das sind keine unbe-

kannten Flug-Objekte, sondern Unternehmerinnen für Oldenburg.“ Die Mitfrauen stellen sich

und ihr Unternehmen kurz vor. Ein Lauftext weist mit Zeit und Ortsangabe auf das nächste

Treffen hin. Ein Service-Teil mit Adressen für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen

sowie eine Seite mit Neuigkeiten runden den Auftritt ab.

Profile – das Unternehmerinnen-Netz Minden e.V. ist ein Netzwerk, das knapp ein Jahr alt ist,

jedoch in der kurzen Zeit stark gewachsen ist. Im Internet stellt sich das Netz unter der Adresse

OWL-Frau.de/profile dar. Die Seite ist identisch mit dem Faltblatt: sie informiert kurz und

übersichtlich über Ziele, Aufgaben, Mitglieder und nennt weitere Kontakte. Die Hauptadresse

OWL-Frau.de wurde von einer Unternehmerin eingerichtet, damit Frauen in Ostwestfalen-Lippe

schnell und einfach frauenspezifische Informationen jeder Art in der Region finden.

Der Mainzer Unternehmerinnentreff e.V. mit der homepage mut-mainz.de ist eine Gruppe von

ca. 30 Unternehmerinnen, die sich regelmäßig treffen. Sie präsentieren sich im Internet kurz

und knapp, stellen aktuelle vereinseigene Veranstaltungen vor und listen die Mitgliedsfrauen

mit den jeweiligen Branchen auf.

Im Fragebogen wurde auch nach geplanten Aktivitäten gefragt. Die Auswertung zeigt, dass der

Wunsch nach einem eigenen Internet-Auftritt oder – wenn bereits vorhanden – der Verbesse-

rung/ Erweiterung der Seite an oberster Stelle steht und dieses Medium als ein wichtiges Kom-

munikationsmittel angesehen wird.

Die nachfolgend genannten Initiativen haben konkrete Vorstellungen von ihren geplanten In-

ternet-Aktivitäten: FRI:EDA e.V. plant einen Internet-Marktplatz Lüneburg. Penelope, Oststein-

beck, Schleswig-Holstein, plant einen Internetauftritt für neue Mitgliedsfrauen. BerufsWege für

Frauen e.V., Wiesbaden, plant eine Internetpräsentation von Existenzgründerinnen. Prisma in

Mannheim/ Baden-Württemberg plant einen virtuellen Marktplatz für Gründerinnen und Un-

ternehmerinnen zunächst für die Region Mannheim/ Rhein-Neckar-Dreieck. Der Kommunikati-

onspool Dresdener Unternehmerinnen und Unternehmer e.V. plant ein Internetportal für säch-

sische Unternehmerinnen.

2.8 Vernetzung

Je vielfältiger Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen in einem

Bundesland bzw. einer Region entwickelt sind, desto entwickelter sind die Vernetzungszusam-

menhänge – so lässt sich das Ergebnis der Recherche zu diesem Punkt zusammenfassen.

Vorherrschend ist die Form der informellen Vernetzung. Auf die Frage nach der Art der Zu-

sammenarbeit mit vernetzten Partnern wird von der überwiegenden Mehrheit genannt: Erfah-

rungsaustausch, Informationsaustausch, gegenseitige Vermittlung und informelle Absprachen.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

30

Konkrete Zusammenarbeit realisiert sich vor allem bei größeren Tagungen, Fortbildungsreihen

und der Initiierung von Modellprojekten.

Organisierte bzw. institutionalisierte Formen der Vernetzung sind hauptsächlich im Bereich der

Förderung von Existenzgründungen entwickelt. Gute Beispiele für Netzwerke für Existenz-

gründerinnen, in die alle Wirtschaftspartner einer Region integriert wurden, sind das „Netz-

werk für Existenzgründerinnen in der Wirtschaftsregion Aachen“ mit 26 Partnern sowie „Das

Netz – Der Rhein-Main-Verbund für Existenzgründerinnen“ mit 21 beteiligten Institutionen.

In die in verschiedenen Bundesländern im Rahmen von Gründungsoffensiven entwickelten

Gründungsnetzwerke wie z.B. ego. in Sachsen-Anhalt und GO! in Nordrhein-Westfalen sind

Frauen in unterschiedlichem Grad einbezogen. Frauenspezifische Beratungsstellen, die in lokale

Gründungsnetzwerke (z.B. Gründungsnetzwerk Hannover, H.E.I.- Hamburger Initiative für Exis-

tenzgründung und Innovationen) integriert sind, berichten von einer wachsenden Nachfrage

nach ihren Angeboten. Die Ergebnisse der Recherche geben allerdings keine Hinweise darauf,

dass über Gründernetzwerke, in denen keine Frauen aktiv sind, bisher neue Initiativen für Exis-

tenzgründerinnen oder Unternehmerinnen angestoßen wurden.

Dort, wo frauenspezifische Vernetzungszusammenhänge aller Akteurinnen zur Förderung

von Existenzgründungen auf Länderebene existieren, findet eine Stabilisierung und Weiterent-

wicklung von Aktivitäten statt. Als Beispiele können hier genannt werden: das Baden-

Württembergische Gründerinnenforum, der Arbeitskreis Frauen in der Gründungsoffensive

NRW und die Vernetzung der Regionalstellen Frauen und Arbeitsmarkt in Brandenburg oder

Frau & Beruf in Schleswig-Holstein. Diese Frauennetzwerke sind der Motor des Agierens in

Wirtschaftszusammenhängen, sie sind es, die neue Initiativen zur Erhöhung des Anteils der

Existenzgründerinnen und zur besseren Akzeptanz von Unternehmerinnen einbringen, Lobby-

arbeit für die Finanzierung größerer Tagungen, Frauengewerbezentren und anderer Projekte

leisten.

Landesweite Vernetzungszusammenhänge für Unternehmerinnen existieren hauptsächlich

im Rahmen der bundesweit tätigen Verbände. Im Zusammenhang von größeren Tagungen ent-

steht auch eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Verbänden, meist aber nicht

darüber hinaus. Lediglich in Baden-Württemberg haben der Verband deutscher Unternehme-

rinnen, die Unternehmerfrauen im Handwerk und der Bund der Selbständigen die „Partnerver-

einigung Unternehmerinnen Baden-Württemberg“ zur gemeinsamen Lobbyarbeit gegründet.

In Nordrhein-Westfalen kooperieren alle Unternehmerinnen-Verbände und Beratungsinstituti-

onen bei der Realisierung des virtuellen Unternehmerinnenforums www.u-netz.de.

Auch bundesweite Vernetzungszusammenhänge entstehen in den letzten Jahren im Bereich

der Förderung von Existenzgründungen. Das 1997 gegründete Deutsche Gründerinnen Forum

richtete 1999 den bundesweiten Regio-Wettbewerb „Zukunftsregion für Gründerinnen“ aus und

setzt sich aktuell für ein „Kompetenzzentrum für Gründerinnen“ ein. Im Frühjahr 2001 wurde

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ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTIVITÄTEN

31

auf der 2. bundesweiten Tagung der Gründerinnen- und Frauengewerbezentren ein bundeswei-

tes Netzwerk der Frauengewerbezentren gegründet.

Noch weniger entwickelt als bundesweite Vernetzungszusammenhänge sind europaweite bzw.

internationale Vernetzungen. Verbindungen existieren hauptsächlich bei den Unternehme-

rinnen-Verbänden, die in europaweite oder internationale Verbände integriert sind. So beteilig-

te sich NEFU, das Netzwerk für Einfrau-Unternehmen im süddeutschen Raum, an der Tagung

„Vernetzung ohne Grenzen“, das vom Schweizer NEFU-Verband 2001 durchgeführt wurde. Ko-

operationsprojekte im europäischen Maßstab zwischen Unternehmerinnen-Initiativen sind bis-

her nur vereinzelt in Sachsen, Niedersachsen und Baden-Württemberg durchgeführt worden.

Geplant werden grenzüberschreitende Unternehmerinnen-Treffen aktuell in Mecklenburg-

Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie ein europäischer Austausch zwischen Existenzgrün-

dungs-Beraterinnen in Sachsen und Nordrhein-Westfalen.

Aus der Beantwortung der Frage nach den Plänen geht hervor, dass die Vernetzung zwischen

Beratungsinstitutionen und Unternehmerinnen-Verbänden bzw. -Netzwerken in Zukunft eine

größere Rolle spielen wird. Der Wunsch nach einer Intensivierung der regionalen Vernetzung

sowohl mit Wirtschaftsinstitutionen als auch mit anderen Frauennetzwerken hat bei den meis-

ten Initiativen Priorität.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

32

3 AUSWERTUNGEN

Neben der Bestandsaufnahme der Aktivitäten von Unternehmerinnen und Existenzgründerin-

nen wurden Hintergrundgespräche mit Expertinnen in den Bundesländern Niedersachsen, Hes-

sen, Sachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen geführt. Kriterium für die Auswahl

dieser Bundesländer war der Entwicklungsstand einer Infrastruktur für Unternehmerinnen und

Existenzgründerinnen. Erfragt wurden Erfahrungen bei der Entwicklung der Aktivitäten sowie

Einschätzungen unterstützender und hemmender Faktoren für die Weiterentwicklung der Inf-

rastruktur. Die Auswertungen dieser Expertinnen-Interviews und die Ergebnisse der Gespräche

mit zahlreichen Initiativen werden im folgenden unter den Stichworten: Entwicklungstenden-

zen der Aktivitäten (3.1), Kooperationsansätze mit Wirtschaftsinstitutionen (3.2) und Aspekte

einer bundesweiten Vernetzung (3.3) pointiert zusammengefasst.

3.1 Entwicklungstendenzen der Aktivitäten

Durch Unternehmerinnen getragene Aktivitäten sowie frauenpolitisch motivierte Aktivitäten

im Bereich von Existenzgründung und Selbstständigkeit bilden das Herzstück aller recherchier-

ten Daten.

Am längsten und am kontinuierlichsten sind die Verbände tätig, in denen sich Unternehme-

rinnen organisieren. Neben dem seit 1954 aktiven Verband deutscher Unternehmerinnen

gründete die neue Generation der Unternehmerinnen in den 90er Jahren eigene Verbände wie

z.B. Schöne Aussichten – Verband selbstständiger Frauen und B.F.B.M. – Bundesverband der

Frau im freien Beruf und Management. Meist sind Regionalgruppen bzw. Landesgruppen aktiv.

Die Aktivitäten sind getragen von engagierten Unternehmerinnen, die entweder in der Phase

des Aufbaus ihres Unternehmens Aktivitäten in einem Verband mit ihren beruflichen Interes-

sen verbinden können oder in der Phase der Konsolidierung ihres Unternehmens wieder Zeit

und Ressourcen für überbetriebliches ehrenamtliches Engagement aufbringen können. Mit

größerer Außenwirkung politisch aktiv ist hauptsächlich der VdU, der auch die Zeitschrift „Die

Unternehmerin“ mit Fachartikeln, politischen Positionen, Porträts und Serviceteil herausgibt.

Neben den bundesweit aktiven Unternehmerinnen-Verbänden ist aktuell eine wachsende An-

zahl von lokal und regional agierenden Initiativen zu verzeichnen, die durch Unternehmerin-

nen ins Leben gerufen werden. Ausgehend von dem wirtschaftlichen Interesse, sich am Markt

zu positionieren und zu festigen, in Verbindung mit dem Interesse, von Frauen geführte Unter-

nehmen sichtbarer und akzeptierter zu machen, entstehen Aktivitäten wie: Regionale Frauen-

branchenbücher, Unternehmerinnen-Messen, Internet-Marktplätze und Marketing-Kooperationen

(branchenspezifisch und auch branchenübergreifend). Eine wichtige Motivation für lokale Un-

ternehmerinnenzusammenschlüsse ist darin begründet, dass nach der Phase der Existenzgrün-

dung ein großes Bedürfnis nach Austausch mit anderen Selbstständigen vor Ort zu Fragen von

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AUSWERTUNGEN

33

Unternehmensfestigung und Wachstum, aber auch nach Reflexion über die Rolle als Frau in

der Wirtschaft besteht.

Frauenpolitisch motivierte Aktivitäten im Bereich von Existenzgründung und Selbstständigkeit

von Frauen gibt es seit den 80er Jahren. Vorreiterinnen waren Projekte in Großstädten, die

hauptsächlich im Kontext der Frauenbewegung entstanden, wie die Frauenbetriebe Frankfurt

(1984), Gründungsrausch Berlin (1982), Frauenstadthaus Bremen (1987), und Anfang der 90er

das große Frauengewerbezentrum Weiberwirtschaft in Berlin.

In den 90er Jahren entwickelte sich dann auch außerhalb der Großstädte auf Initiative von

Frauenministerien, Gleichstellungsbeauftragten und den in verschiedenen Bundesländern ein-

gerichteten „Frau und Beruf“- Stellen eine breite Infrastruktur mit Unterstützungsangeboten für

Existenzgründerinnen. Viele der heute existierenden lokalen Stammtische und Treffen für Exis-

tenzgründerinnen und Unternehmerinnen wurden von diesen staatlich finanzierten Einrich-

tungen angestoßen und in der Folge weiter unterstützt. Als weitere Aktivitäten entstanden Ta-

gungen und Messen sowie die Initiierung von Frauengewerbezentren, meist in Kooperation mit

vielen PartnerInnen. Am günstigsten für die Weiterentwicklung dieser Aktivitäten waren die

Bedingungen in Bundesländern, in denen als wirtschaftspolitisches Ziel die Förderung von Exis-

tenzgründungen aktiv vorangetrieben, dabei Frauen als wichtige Zielgruppe identifiziert und

Ressourcen bereitgestellt wurden.

Die Kooperation zwischen Unternehmerinnen und frauenpolitisch aktiven Existenzgründungs-

Beraterinnen war nicht immer selbstverständlich, sondern hat sich erst in den letzten Jahren in-

tensiviert, z. B. im Rahmen der Zusammenarbeit bei größeren Unternehmerinnen-Tagungen.

Die strategische Allianz dieser beiden Gruppen über alle Interessensunterschiede hinweg wird

von vielen als Hauptmotor für neue Initiativen, Ideen und Projekte betrachtet, Existenzgrün-

dungen durch Frauen zu erhöhen und der Unternehmerinnenrolle in unserer Gesellschaft zur

Normalität zu verhelfen.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

34

3.2 Kooperationsansätze mit Wirtschaftsinstitutionen

Bei der Frage nach der Vernetzung mit weiteren Initiativen/ Institutionen wurden lokale Wirt-

schaftsförderungen und Kammern sehr häufig als Partner genannt, konkrete Aktivitäten spie-

gelten dies allerdings nur selten wider. Nachfragen bei Initiativen und Hintergrundgespräche

in den Bundesländern gaben hier Aufschluss über interessante Entwicklungen: Mitte der 90er

Jahre hatte die Mehrheit der Wirtschaftsfördereinrichtungen und Kammern die Gruppe der Un-

ternehmerinnen und Existenzgründerinnen noch überhaupt nicht im Blick, Wünsche nach Ko-

operationen bei Veranstaltungen wurden sogar offen abgelehnt, frauenspezifische Ansätze häu-

fig ins Lächerliche gezogen. Die im November 1999 abgeschlossene Studie „Beratungs- und

Qualifizierungsangebote der Kammern zur Förderung unternehmerischer Aktivitäten von Frau-

en“ spiegelt diese Ansichten wider: 47% der befragten Kammern im Bundesgebiet hielten frau-

enspezifische Maßnahmen nicht für sinnvoll.

Aufgrund der zunehmenden Aktivitäten von frauenspezifischen Beratungseinrichtungen und

Unternehmerinnen-Netzwerken ändert sich diese Haltung zur Zeit langsam zu einer pragmati-

schen Akzeptanz.

So wird die Kompetenz professionell arbeitender Beratungseinrichtungen, die frauenspezifische

Ansätze verfolgen, zunehmend anerkannt. Als Beispiel seien die Frauenbetriebe Frankfurt ge-

nannt. Ratsuchende Frauen werden bei der Industrie- und Handelskammer Frankfurt/Main

auch über das Angebot der Frauenbetriebe informiert, das als Ergänzung ihres Angebots gese-

hen wird. In Nordrhein-Westfalen war die Nachfrage bei Beratern der Kammern nach einem

Workshop über frauenspezifische Existenzgründungsberatung größer als erwartet.

Eine weitere Entwicklung, die den Wandel widerspiegelt, besteht darin, dass die Bereitschaft

zur Kooperation bei Unternehmerinnen-Veranstaltungen wächst. Nach erfolgreichen Veranstal-

tungen, die den Nachweis des Bedarfs nach solchen Angeboten erbrachten, wandelte sich die

vorherige Ablehnung („Wirtschaft ist geschlechtsneutral, spezielle Angebote für Gründerinnen

und Unternehmerinnen sind überflüssig“) häufig in eine akzeptierende Haltung. Bei den meis-

ten größeren Tagungen für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen können die traditio-

nellen Wirtschaftsinstitutionen als Kooperationspartner gewonnen werden.

Der Grad der Unterstützung, den Kammern als auch Wirtschaftsförderungen leisten, wird un-

terschiedlich beschrieben: Aktivitäten wie die der Industrie- und Handelskammer Münster bil-

den noch eine Ausnahme: eine aktive Gruppe von Unternehmerinnen erreichte nach längerer

Vorarbeit eine spezielle Veranstaltungsreihe für Unternehmerinnen, die jetzt von der IHK aus-

gerichtet wird und aufgrund der guten Resonanz regelmäßig stattfindet. Meist wurde von Un-

terstützungsformen wie Bereitstellung von Adressen und Ankündigung von Aktivitäten in den

Kammerzeitschriften berichtet. Abhängig ist der Grad der Unterstützung häufig von der Aktivi-

tät einzelner Personen bzw. von guten Kontakten der Unternehmerinnen oder Beraterinnen in

die Kammern hinein.

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AUSWERTUNGEN

35

Der Anstoß für neue Aktivitäten ging bisher nicht von den traditionellen Wirtschaftsinstitutio-

nen aus. Den wenigsten Wirtschaftsförderern ist bewusst, dass sie mit Unternehmerinnen und

Existenzgründerinnen Beschäftigungspolitik betreiben können, berichtet Gründerinnen-Consult

Hannover, die durch die Lobbyarbeit für Unternehmerinnen-Zentren in Niedersachsen mit vie-

len Wirtschaftsförderungen in Kontakt sind. Imagewerbung für eine Wirtschaftsregion durch

die Präsentation von Unternehmerinnen scheint bisher nur in Berlin realisiert worden zu sein

(Broschüre „Die Chance ist weiblich – Frauen in der Wirtschaft“, 1998). Ähnliche Ideen in ande-

ren Bundesländern konnten bisher nicht umgesetzt werden. Dass aktive Einzelpersonen in

Wirtschaftsinstitutionen eine wichtige Rolle spielen, zeigt das Beispiel des Unternehmerinnen-

Forums Baden-Württemberg, das als erste große landesweite Tagung 1995 von der damaligen

Präsidentin des Landesgewerbeamtes ermöglicht wurde.

Der Entwicklungstrend der ‚pragmatischen Akzeptanz‘ frauenspezifischer Aktivitäten durch die

traditionellen Wirtschaftsinstitutionen geht einher mit einem Wandel im öffentlichen Bewusst-

sein hin zu einer positiven Einschätzung des wirtschaftlichen Potenzials von Frauen. Diese Situ-

ation bietet für die Zukunft günstige Möglichkeiten für neue Kooperationen zugunsten von

Existenzgründerinnen und Unternehmerinnen. Wenn frauenspezifische Beratungseinrichtun-

gen und tradionelle Wirtschaftsinstitutionen aufeinander zugehen, können bestehende Ange-

bote verzahnt und neue entwickelt werden. Die zunehmende Integration frauenspezifischer Ini-

tiativen in die Gründungsnetzwerke der Bundesländer ermöglicht neue Anstöße zur Umsetzung

des Gender Mainstreaming – Prinzips. Wichtig wird sein, dass neue Projekte und Aktivitäten

gut kommuniziert werden – sowohl für Netzwerke in anderen Regionen als auch für die Ziel-

gruppe selber.

3.3 Aspekte einer bundesweiten Vernetzung

„Regionale Aktivitäten intensivieren und bündeln und bundesweit abrufbar machen“ – diese

Meinungsäußerung steht exemplarisch für viele Äußerungen in den Fragebögen, die sich um

die Frage drehen: Was ist regional sinnvoll, was bundesweit? Von vielen wird betont, dass der

Ausbau lokaler und regionaler Netze vorrangig ist, da sie entscheidend für den Erfolg konkreter

Projekte und die Verbesserung der Situation von Gründerinnen und Unternehmerinnen vor Ort

sind. Den Schwerpunkt ihrer eigenen Aktivitäten sehen die Initiativen eindeutig im regionalen

bzw. lokalen Maßstab, gleichzeitig wird die bundesweite Verknüpfung der regionalen Netze be-

fürwortet und als Unterstützung der Arbeit vor Ort gesehen. Es wird auf die Idee einer „Zentra-

len Gründungsleitstelle“ und das vom Deutschen Gründerinnen Forum vorgeschlagene „Kom-

petenzzentrum“ hingewiesen, mit dem Vorschlag, die Vernetzungszusammenhänge von

Expertinnen mit einem bundesweiten Internetportal für Unternehmerinnen und Existenzgrün-

derinnen zu verbinden.

„Das wäre sehr gut, eine Plattform zu schaffen, die übersichtlich darstellt, welche Aktivitäten,

Projekte, Hilfestellungen in den einzelnen Bundesländern geboten werden. Möglichkeit zum

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

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regionalen als auch überregionalen Austausch“ – diese Meinung fasst exemplarisch den Kern

der zustimmenden Äußerungen in den Fragebögen zusammen. Als Nutzen einer bundesweiten

Vernetzung der Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen über

das Internet werden von den Initiativen hauptsächlich genannt:

- Erleichterung von Informationsbeschaffung und Informationsverbreitung für die Ziel-

gruppe

- Transparenz durch Informationen über Aktivitäten in den Bundesländern sowie über

Qualifizierungsangebote, Förderprogramme und Frauenunternehmen

- Vernetzung und Bündelung der Aktivitäten

- Austauschmöglichkeit in virtuellen Foren und Chats

- Erfahrungsaustausch unter selbstständigen Frauen, unabhängig vom Standort

- Ermutigung und Anregungen für kleinere Initiativen

- Überblick über Entwicklungen und innovative Projekte

Als weitere Wünsche bzw. Inhalte für eine Internet-Plattform werden genannt: Veranstaltungs-

kalender, Auftrags-, Kooperations- und Betriebsübernahme-Börsen, zielgruppenspezifische Auf-

bereitung von Themen, Lobbyarbeit für Kleinunternehmen, Referentinnen-Pool.

Kritische Anmerkungen ergeben sich aus dem Hinweis auf das Internet als ergänzendes Medi-

um – persönliche Kontakte und persönlicher Austausch werden als Grundlage für Aktivitäten

betont, die nicht ersetzt werden könnten. Eine Verbindung mit regionalen und nationalen Tref-

fen zur Vernetzung wird vorgeschlagen. Als besonders wichtig wird eine gute Öffentlichkeits-

arbeit eingeschätzt, die ein bundesweites Portal begleiten müsste, um die Zielgruppe optimal

zu erreichen. Bedenken bzgl. der Nutzung des Internet besonders im ländlichen Raum werden

geäußert, außerdem wird auf die Grenzen ehrenamtlicher Arbeit von Unternehmerinnen-

Initiativen hingewiesen.

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HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

37

4 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Zentrales Ergebnis der Recherche ist, dass in den letzten Jahren eine große Vielfalt von Aktivitä-

ten durch Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen entstanden ist. Die Aktivitäten sind

durch zunehmende Eigeninitiative der Gruppen selbst vorangetrieben worden. Dieses „Kapital“

bildet eine hervorragende Grundlage für weitere Initiativen der Politik, um der Zielperspektive

der Bundesregierung näher zu kommen, den Frauenanteil an den Unternehmensgründungen

bis zum Jahre 2005 auf 40% zu steigern und das unternehmerische Potenzial von Frauen besser

zu nutzen. Dazu werden auf dem Hintergrund der vorliegenden Ergebnisse dieser Recherche

folgende Empfehlungen gegeben:

4.1 Vorhandene Aktivitäten sichtbarer machen

Die durch die bundesweite Recherche ermittelten 472 Initiativen, Aktivitäten und Projekte von

und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen sind in der Mehrzahl in den letzten fünf

Jahren entstanden. Grundlage dafür ist in der Regel der lokale und regionale Rahmen. Hier

entstehen immer neue Aktivitäten, hauptsächlich getragen von Unternehmerinnen selber und

von frauenspezifischen Beratungseinrichtungen. Neue Initiativen sind vielfach durch Kontakte

entstanden, die bei Aktionen wie Unternehmerinnentage/Messen etc. geknüpft und durch ge-

meinsame Arbeit weiterentwickelt wurden.

Es wird empfohlen, die vorhandenen Aktivitäten und Strukturen auch politisch stärker sichtbar

zu machen. Unternehmerinnen-Tagungen und Internet-Portale sind dabei besonders geeignete

Möglichkeiten einer unterstützenden Vernetzung.

4.2 Unternehmerinnen-Netzwerke als Potenziale der regionalen Wirtschaftsförderung nutzen

Der Schwerpunkt der Unternehmerinnen-Aktivitäten liegt eindeutig in den Regionen. Gerade

im Bereich personen- und unternehmensbezogener Dienstleistungen, der als Wachstumsbe-

reich den gesamtwirtschaftlichen Strukturwandel kennzeichnet, leisten sie einen großen Bei-

trag. Die endogenen Entwicklungsstrategien der Regionalförderung zielen darauf, die Netzwer-

ke kleiner und mittlerer Unternehmen in der Region enger zu knüpfen, um ein „innovatives

Milieu“ entstehen zu lassen. Die Netzwerke der Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen

sind auch in diesem Zusammenhang ein bedeutsamer Faktor. Bei den Kommunen und regiona-

len Wirtschaftsförderern wird die wirtschaftliche Bedeutung der Unternehmerinnen-Aktivitäten

aber bisher kaum angemessen und der Bedeutung entsprechend eingeschätzt. So werden die

wirtschaftliche Kompetenz und die volkswirtschaftliche Leistung der Unternehmerinnen und

Existenzgründerinnen nur in Ausnahmefällen als regionale Ressourcen identifiziert und ge-

nutzt.

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BUNDESWEITER ÜBERBLICK ÜBER AKTIVITÄTEN VON UND FÜR UNTERNEHMERINNEN UND EXISTENZGRÜNDERINNEN IM KMU-BEREICH

38

Es wird daher empfohlen, Kommunen und regionale Wirtschaftsförderer mit gezielten Maß-

nahmen auf die Netzwerke und die Leistungen der Unternehmerinnen und Existenzgründerin-

nen aufmerksam zu machen. Dabei sollte auch geprüft werden, inwieweit die Kommmunalen

Spitzenverbände in diesen Prozess einbezogen werden können.

4.3 Strukturelle Kooperationen mit Kammern, Verbänden und Banken entwickeln

Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmerinnen-Netzwerken, frauenspezifischen Beratungs-

einrichtungen und traditionellen Wirtschaftsinstitutionen entwickelte sich bisher nur punktuell

oder anlässlich von Veranstaltungen. Die aktuelle Tendenz der ‚pragmatischen Akzeptanz‘

frauenspezifischer Aktivitäten auf Arbeitsebene durch Kammern, Banken und Wirtschaftsförde-

rer ist abhängig von den beteiligten Personen und vollzieht sich vielfach in Nischen, d.h.: die

Zusammenarbeit hat in erster Linie pragmatischen und weniger politischen Charakter.

Es wird empfohlen, zwischen den relevanten Gruppen Unternehmerinnen-Netzwerke, frauen-

spezifischen Beratungseinrichtungen und den klassischen Wirtschaftsinstitutionen einen konti-

nuierlichen Dialog und eine strukturelle Kooperation zu entwickeln. Ein gemeinsamer Prozess

der Kooperation könnte zusätzlich Synergien entstehen lassen. Dies entspricht auch der Zielset-

zung, die der Kooperation des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie mit dem Deutschen Industrie- und

Handelskammertag, dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, dem Bundesverband Deut-

scher Volksbanken und Raiffeisenbanken, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband, der

Deutschen Ausgleichsbank und dem Deutschen Gründerinnen Forum im Rahmen der Gemein-

schaftsinitiative Unternehmensnachfolge „Change/Chance“ zugrunde liegt.

4.4 Strukturen durch landesweite und bundesweite Vernetzung stärken

Durch die Recherche existiert jetzt ein Überblick über die Initiativen und Angebote für Unter-

nehmerinnen und Existenzgründerinnen in allen Bundesländern. In einigen Bundesländern ist

die Infrastruktur schon weit entwickelt, in anderen besteht noch Entwicklungsbedarf.

Diese Recherche hat bereits gezeigt, dass durch das Von-einander-Wissen neue Ideen und An-

regungen entstehen und ein lebendiger Erfahrungsaustausch ermöglicht werden kann, der

Entwicklung und Wachstum anregt. Die Existenz und Pflege eigenständiger Vernetzungszu-

sammenhänge der frauenspezifischen Infrastruktur für Unternehmerinnen und Existenzgrün-

derinnen sind ein entscheidender Faktor für die Weiterentwicklung der Strukturen und die Ent-

stehung neuer Konzepte.

Es wird empfohlen, die regionalen Aktivitäten auf der Ebene der Bundesländer als auch bun-

desweit zu vernetzen und dafür entsprechende Ressourcen bereit zu stellen. Die Möglichkeiten

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Handlungsempfehlungen

39

des Internets sollten entsprechend genutzt und ein bundesweiter Zugang zu allen Aktivitäten

sichergestellt werden.

4.5 Wirtschaftliche Kompetenz und volkswirtschaftlichen Nutzen von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit darstellen

Frauen nehmen als Unternehmerinnen in der Wirtschaft inzwischen selbstverständlicher ihre

Rolle wahr. In der öffentlichen Wahrnehmung und in Bezug auf eine wirkliche Beteiligung und

Einbeziehung durch die Politik gehören sie noch immer nicht zum Standard. In den Medien

wird das Thema immer dann gern aufgenommen, wenn eher über exotische Varianten weibli-

chen Unternehmertums berichtet werden kann. Von prioritärer Bedeutung ist es daher, dass

die wirtschaftliche Kompetenz, die volkswirtschaftliche Gesamtleistung – auch durch die Schaf-

fung von Arbeitsplätzen und den Beitrag zum Strukturwandel insgesamt – an Beispielen erfolg-

reich selbstständiger Frauen aus unterschiedlichsten Branchen und Betriebsgrößen aufgezeigt

werden. Neben der Erhöhung der Akzeptanz werden so selbstbewusste und kompetente Unter-

nehmerinnen auch zu Rollenvorbildern für junge Frauen.

Es wird empfohlen, die Wertschätzung für die wirtschaftliche Kompetenz und den volkswirt-

schaftlichen Nutzen von Unternehmerinnen durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen ins all-

gemeine Bewusstsein zu bringen. Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist der

Hinweis auf die Potenziale und Ressourcen und weniger die Akzentuierung von Defiziten und

Problemen.

4.6 Internet zur bundesweiten Vernetzung der Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen nutzen

Bundesweite Informations-Plattform

Das Internet ist ein geeignetes Medium zur Informationsverbreitung und Vernetzung. Die Re-

cherche hat gezeigt, dass regionale und länderspezifische Internetportale für Unternehmerin-

nen zur Zeit erst in Ansätzen im Aufbau sind, aber schon ein großes Interesse an einer bundes-

weiten Plattform zur Unterstützung und Vernetzung regionaler Aktivitäten besteht. Diese

könnte interessierten selbstständigen Frauen schon jetzt eine Übersicht und den Zugang zu

Netzwerken und Aktivitäten in allen Bundesländern ermöglichen. Existenzgründerinnen finden

so Beratungsmöglichkeiten und Erfahrungsaustausch-Foren, MultiplikatorInnen und Wirt-

schaftsförderungen können Anregungen über erprobte Modelle in anderen Bundesländern er-

halten.

Es wird empfohlen, eine bundesweite Informations-Plattform zu schaffen, die den Zugang zu al-

len Initiativen und Angeboten für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen im gesamten

Bundesgebiet ermöglicht. Dazu sollten die in der vorliegenden Recherche erhobenen aktuellen

Daten über die Aktivitäten im gesamten Bundesgebiet für das Internet aufbereitet, mit einer

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Bundesweiter Überblick über Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen im KMU-Bereich

40

themen- und länderspezifischen Navigation versehen und mit den schon entwickelten Internet-

Präsenzen der Initiativen verlinkt werden. Zu empfehlen sind auch begleitende Öffentlich-

keitsmaterialien sowie eine Integration der Website in bundesweite Aktivitäten wie Chan-

ge/Chance.

Aufbau länderspezifischer Internetportale

Parallel zur bundesweiten Informations-Plattform wird empfohlen, den Aufbau länderspezifi-

scher Internetportale für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen zu unterstützen.

Länderspezifische Portale können neben dem Zugang zu allen relevanten Adressen im Bundes-

land z.B. auch Diskussionsforen und Chats zum Austausch einrichten, frauengeführte Unter-

nehmen für Kunden und Auftraggeber sichtbar machen, Informationen über Finanzierungshil-

fen, KMU-Förderprogramme und Qualifizierungsangebote verbreiten, einen aktuellen

Veranstaltungskalender aller Angebote für die Zielgruppe führen, Kooperationsbörsen realisie-

ren, Tagungen bewerben und Erfahrungen auswerten.

Sinnvoll wäre auch die Initiierung eines regelmäßigen bundesweiten Austausch, der die Wei-

terentwicklung der Strategien zur Förderung des Unternehmertums unter Frauen zum Ziel hat.

In diesem Rahmen könnte auch ein Austausch über den Aufbau von Vernetzungszusammen-

hängen und die Auswertung der verschiedenen Modelle regionaler Vernetzung erfolgen mit

dem Ziel, die Aktivitäten von und für Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen in Politik

und Gesellschaft sichtbarer zu machen.