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Die akute, hochgradige Lahmheit des Pfer- des stellt für den Tierarzt in der Außenpra- xis oft eine große Herausforderung dar. Mit dem Wissen, dass aus einer möglichen Fis- sur doch noch eine Fraktur resultieren kann, bleibt die Lahmheitsuntersuchung oft auf die klinische Untersuchung be- schränkt. Ziel dieses Artikels ist es zu erläu- tern, welche Anhaltspunkte vor Ort eine Fissur eher unwahrscheinlich erscheinen lassen bzw. ab wann ein Pferd besser über- wiesen werden sollte. Dabei sollen die wichtigsten Ursachen sowie ihre Sympto- me für akute, hochgradige Lahmheiten veranschaulicht und darauf hingewiesen werden, was in der Außenpraxis möglich ist und was gerade nicht. Einleitung Bei einer akuten, hochgradigen Lahmheit bleibt die Lahmheitsuntersuchung oft auf die klinische Untersuchung beschränkt, dies vor dem Hintergrund, dass aus einer möglichen Fissur doch noch eine Fraktur resultieren kann. Damit verbleiben gerade bei der Erstuntersuchung nicht selten gro- ße Zweifel im Hinblick auf die genaue Diagnose. Die Angst, wichtige Symptome zu übersehen oder gar eine Verschlimme- rung durch weiterführende Diagnostik herbei zu führen ist nicht unbegründet: Wie im humanmedizinischen Bereich kommt es dann zu einer Beweislastum- kehr, wenn dem Tierarzt grobe Behand- lungsfehler nachgewiesen werden kön- nen. So urteilte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe am 10. 05. 2016, dass der erst- untersuchende Tierarzt einer vorbericht- lich bekannten Schlagverletzung durch mangelnde Abklärung einer Fissur maß- geblich dazu beigetragen habe, dass das Bein des Pferdes letztlich frakturiert sei. Er wurde hierfür in Haftung genommen. Die Bedeutung der klinischen Untersuchung Die akut auftretende Lahmheit kann ver- schiedenste Ursachen haben. Für viele ambulante Pferdepraxen gehören moder- ne bildgebenden Verfahren wie etwa ein digitales Röntgensystem mittlerweile zur Standardausstattung. Damit gerät aller- dings aufgrund der vermeintlich schnel- leren Diagnostik die klinische Untersu- chung oft ins Hintertreffen. Mit diesem Bewusstsein jedoch sollte sie wieder zu- rück an erste Stelle gesetzt werden. Die klinische Untersuchung beginnt mit der Erhebung der Anamnese und mündet in eine gründliche Adspektion und Palpa- tion. Diese können schon viele Hinweise auf die Diagnose geben. Dabei sind die Beobachtung des Bewegungsmusters des Patienten sowie ein strukturiertes Vor- gehen bei der Untersuchung von besonde- rer Wichtigkeit. Traumaursache bekannt Ist die Ursache des Traumas bekannt, blei- ben Adspektion und Palpation oft die ein- zigen diagnostischen Maßnahmen. Diag- nostische Anästhesien sind in einem sol- chen Fall nämlich kontraindiziert. Eine sorgfältige Palpation der gesamten Glied- maße und eine Stabilisierung durch einen entsprechenden Verband bei Frakturver- dacht sind bei dem Erstbesuch meistens die einzig sinnvollen Vorgehensweisen. Traumaursache unbekannt Ist die Ursache der Lahmheit dagegen un- bekannt, beginnt die Untersuchung gleich- wohl mit Erhebung der Anamnese, Ad- spektion und Palpation. Zu den wichtigsten Befunden gehören: Weichteilschwellungen Füllung von Synovialstrukturen Druckdolenz und/oder Flexions- und Torsionsschmerz vermehrte Wärme Kann hiernach die Ursache der Lahmheit nicht ermittelt werden, sollte man sich zu- nächst dem Hufbereich zuwenden. Hier- bei wird dem Vorhandensein eines Wen- deschmerzes, der einseitig oder beidseitig auftreten kann, besondere Aufmerksam- keit geschenkt. Diese Symptomatik gilt als typisch für unilaterale Hufproblematiken und ist z. B. charakteristisch für Hufbein- astfrakturen. Häufige Lahmheitsursachen Als häufigste Ursachen für akute, hochgra- dige Lahmheiten, die ihre Ursache im Huf haben, gelten Sohlenlederhautprellungen bzw. quetschungen, Nageltritte, Hufabs- zesse, Hufrehe, akute Schäden der Weich- teilstrukturen (oft der tiefen Beugesehne) sowie Hufbeinfrakturen. Andere Lahm- heitsursachen wie das Hufrollensyndrom (Podotrochleose) oder eine Hufgelenks- arthrose zeigen dagegen tendenziell eher einen chronischen Verlauf. Die meisten genannten Erkrankungen sind i. d.R. in der Außenpraxis gut diag- nostizier- und therapierbar (Tab. 1). Im Folgenden sollen sie nun genauer erläu- tert werden. Huflederhautprellungen und quetschungen Durch ein Trauma der Sohle kommt es zur Einblutung in die Sohlenlederhaut und führt damit zu einem erhöhten Druck zwi- schen Lederhaut und Hornsohle. Die häu- figste Lokalisation für solche Traumata ist der Bereich zwischen Eckstrebe und Huf- wand. Auch kann ein zu stark nach innen gebogenes Eisen oder ein verrutschtes Eisen zu einer solchen Quetschung der Le- derhaut führen. Traumata der Sohlenle- derhaut im Bereich um die Hufbeinspitze sind dagegen häufig bei Pferden mit nied- rigen Trachten zu finden. Hier hat die Soh- le im Bereich der Hufbeinspitze häufiger Akute Lahmheit in der Außenpraxis Sorgfaltspflicht und diagnostische Möglichkeiten Maria Fugazzola ps.fachspiegel 98 Fugazzola M. Akute Lahmheit in der Außenpraxis Enke Verlag | Pferdespiegel 2017; 3: 98106 Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung

Akute Lahmheit in der Außenpraxis - pferde-klinik.de · möglichen Fissur doch noch eine Fraktur resultieren kann. Damit verbleiben gerade bei der Erstuntersuchungnichtseltengro-ße

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Die akute, hochgradige Lahmheit des Pfer-

des stellt für den Tierarzt in der Außenpra-

xis oft eine große Herausforderung dar. Mit

dem Wissen, dass aus einer möglichen Fis-

sur doch noch eine Fraktur resultieren

kann, bleibt die Lahmheitsuntersuchung

oft auf die klinische Untersuchung be-

schränkt. Ziel dieses Artikels ist es zu erläu-

tern, welche Anhaltspunkte vor Ort eine

Fissur eher unwahrscheinlich erscheinen

lassen bzw. ab wann ein Pferd besser über-

wiesen werden sollte. Dabei sollen die

wichtigsten Ursachen sowie ihre Sympto-

me für akute, hochgradige Lahmheiten

veranschaulicht und darauf hingewiesen

werden, was in der Außenpraxis möglich ist

und was gerade nicht.

EinleitungBei einer akuten, hochgradigen Lahmheitbleibt die Lahmheitsuntersuchung oft aufdie klinische Untersuchung beschränkt,dies vor dem Hintergrund, dass aus einermöglichen Fissur doch noch eine Frakturresultieren kann. Damit verbleiben geradebei der Erstuntersuchung nicht selten gro-ße Zweifel im Hinblick auf die genaueDiagnose. Die Angst, wichtige Symptomezu übersehen oder gar eine Verschlimme-rung durch weiterführende Diagnostikherbei zu führen ist nicht unbegründet:Wie im humanmedizinischen Bereichkommt es dann zu einer Beweislastum-kehr, wenn dem Tierarzt grobe Behand-lungsfehler nachgewiesen werden kön-nen. So urteilte der Bundesgerichtshof inKarlsruhe am 10.05.2016, dass der erst-untersuchende Tierarzt einer vorbericht-lich bekannten Schlagverletzung durchmangelnde Abklärung einer Fissur maß-geblich dazu beigetragen habe, dass dasBein des Pferdes letztlich frakturiert sei.Er wurde hierfür in Haftung genommen.

Die Bedeutung derklinischen UntersuchungDie akut auftretende Lahmheit kann ver-schiedenste Ursachen haben. Für vieleambulante Pferdepraxen gehören moder-ne bildgebenden Verfahren wie etwa eindigitales Röntgensystem mittlerweile zurStandardausstattung. Damit gerät aller-dings aufgrund der vermeintlich schnel-leren Diagnostik die klinische Untersu-

chung oft ins Hintertreffen. Mit diesemBewusstsein jedoch sollte sie wieder zu-rück an erste Stelle gesetzt werden.

Die klinische Untersuchung beginnt mitder Erhebung der Anamnese und mündetin eine gründliche Adspektion und Palpa-tion. Diese können schon viele Hinweiseauf die Diagnose geben. Dabei sind dieBeobachtung des Bewegungsmusters desPatienten sowie ein strukturiertes Vor-gehen bei der Untersuchung von besonde-rer Wichtigkeit.

Traumaursache bekannt

Ist die Ursache des Traumas bekannt, blei-ben Adspektion und Palpation oft die ein-zigen diagnostischen Maßnahmen. Diag-nostische Anästhesien sind in einem sol-chen Fall nämlich kontraindiziert. Einesorgfältige Palpation der gesamten Glied-maße und eine Stabilisierung durch einenentsprechenden Verband bei Frakturver-dacht sind bei dem Erstbesuch meistensdie einzig sinnvollen Vorgehensweisen.

Traumaursache unbekannt

Ist die Ursache der Lahmheit dagegen un-bekannt, beginnt die Untersuchung gleich-wohl mit Erhebung der Anamnese, Ad-spektion und Palpation.Zu den wichtigsten Befunden gehören:▶ Weichteilschwellungen▶ Füllung von Synovialstrukturen▶ Druckdolenz und/oder▶ Flexions- und Torsionsschmerz▶ vermehrte Wärme

Kann hiernach die Ursache der Lahmheitnicht ermittelt werden, sollteman sich zu-nächst dem Hufbereich zuwenden. Hier-bei wird dem Vorhandensein eines Wen-

deschmerzes, der einseitig oder beidseitigauftreten kann, besondere Aufmerksam-keit geschenkt. Diese Symptomatik gilt alstypisch für unilaterale Hufproblematikenund ist z.B. charakteristisch für Hufbein-astfrakturen.

Häufige LahmheitsursachenAls häufigste Ursachen für akute, hochgra-dige Lahmheiten, die ihre Ursache im Hufhaben, gelten Sohlenlederhautprellungenbzw. ‑quetschungen, Nageltritte, Hufabs-zesse, Hufrehe, akute Schäden der Weich-teilstrukturen (oft der tiefen Beugesehne)sowie Hufbeinfrakturen. Andere Lahm-heitsursachen wie das Hufrollensyndrom(Podotrochleose) oder eine Hufgelenks-arthrose zeigen dagegen tendenziell ehereinen chronischen Verlauf.

Die meisten genannten Erkrankungensind i.d.R. in der Außenpraxis gut diag-nostizier- und therapierbar (▶ Tab. 1). ImFolgenden sollen sie nun genauer erläu-tert werden.

Huflederhautprellungenund ‑quetschungen

Durch ein Trauma der Sohle kommt es zurEinblutung in die Sohlenlederhaut undführt damit zu einem erhöhten Druck zwi-

schen Lederhaut und Hornsohle. Die häu-figste Lokalisation für solche Traumata istder Bereich zwischen Eckstrebe und Huf-wand. Auch kann ein zu stark nach innengebogenes Eisen oder ein verrutschtesEisen zu einer solchen Quetschung der Le-derhaut führen. Traumata der Sohlenle-derhaut im Bereich um die Hufbeinspitzesind dagegen häufig bei Pferden mit nied-rigen Trachten zu finden. Hier hat die Soh-le im Bereich der Hufbeinspitze häufiger

Akute Lahmheit in der AußenpraxisSorgfaltspflicht und diagnostische Möglichkeiten

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Kontakt zum Boden und kann dadurchleicht gequetscht werden. Vorberichtlichgeht diesen Verletzungen oft ein Reitenauf steinigem Boden voraus.

Bei einerHuflederhautprellung verschlim-mert das Abnehmen des Eisens die Lahm-heit oftmals.

Die Pulsation derMittelfußarterie ist deut-lich fühlbar bis stark pochend beschriebenund die Hufzangenprobe meistens auf dergesamten Sohlenfläche positiv. Häufigkann man beim Beschneiden des Ver-fallshorns über der druckdolenten Stelleeine Verfärbung der Hufsohle erkennen(▶Abb. 1).

Die tiefe Palmarnervenanästhesie fällthäufig positiv aus. Dagegen zeigt die ra-diologische Untersuchung nur in seltenenFällen eine radioluszente Flüssigkeitsliniezwischen Hufbein und Sohle.

Therapie

Die Therapie der Wahl sind Entzündungs-hemmer, z.B.▶ Phenylbutazon: 2,2mg/kg KGW 2 × tgl.

(cave! Lebensmittelstatus beachten)und,

falls erforderlich, das Beheben der Ursa-che.

Es empfiehlt sich, einen Hufpolsterver-band an die betroffene Gliedmaße anzu-bringen, um die Zeit zum nötigen Beschlagzu überbrücken und die geprellte Sohle zuschützen. Anschließend sollte so bald wiemöglich ein adäquater Beschlag mit Soh-

leneinlage angebracht werden, wobei derBereich über der verletzten Region derSohle vorsichtig ausgeschnitten wird, so-dass dieser Teil möglichst nicht gewicht-

tragend ist. Bei der Wahl des Beschlagssollte vor allem auf die Position des Eisenszur Hufwand geachtet werden, um Druckauf die Sohle vollständig zu vermeiden.

Prognose

Bei einer adäquaten Therapie der Hufle-derhautprellung oder ‑quetschung ist diePrognose sehr günstig.

Hufabszess

Der Hufabszess (Pododermatitis septica)gehört zu den am häufigsten vorkommen-den Ursachen für akute, mitunter hoch-gradige Lahmheiten beim Pferd. In der Re-gel resultiert er aus einem Sohlentrauma

oder einer penetrierenden Wunde an derweißen Linie bzw. an einem Nagelloch.

Die Lahmheit ist typischerweise hoch- bis

höchstgradig. Eine begleitende Schwel-

Tab. 1 Welche Ursachen für akute, hochgradige Lahmheiten können in der Außenpraxis diagnosti-ziert und behandelt werden und welche sollten in eine Klinik überwiesen werden?

Diagnostik und Therapie in

Lahmheitsursache Außenpraxis Klinik

Huflederhautprellung/-quetschung +

Hufabszess + (+)

Nageltritt – +

Hufrehe (+) +

Hufbeinfraktur + (+)

Abb. 1 Verfärbung des Horns nach Entfernungdes Zerfallshorns über der zangendruckdolentenStelle im Eckstrebenbereich.

©K.

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lung der distalen Gliedmaße inklusive Fül-lung der Fesselbeugesehnenscheide lässtinitial fälschlicherweise eine Weichteil-problematik vermuten, die jedoch durcheine gründliche klinische Untersuchungoftmals schnell wieder verworfen wird.

Symptomatisch stehen eine verstärktePulsation derMittelfußarterie und oft einevermehrt warme Hufkapsel im Vorder-grund. In den meisten Fällen lässt sichdurch sorgfältiges Arbeiten mit der Huf-zange eine bestimmte druckempfindliche

Region herausstellen. Je nach Lokalisationkönnen die Pferde auf der einen Handstärkeren Wendeschmerz als auf der an-deren zeigen.

Bei einemVerdacht auf einen Hufabszesssollte immer das Eisen entfernt und dieSohlebehutsamnachgeschnittenwerden.

Dabei ist das gesunde Horn möglichst zuschonen, um den Schaden nicht noch zuerweitern. Bei Pferden mit sehr hartemHorn kann ein für 24 Stunden angelegterwarmer Angussverband (z.B. mit war-mem Seifenwasser) hilfreich sein, um dasHorn über dem Abszess zu erweichenund beim Nachschneiden besser zugäng-lich zu machen.

Röntgen

Manchmal kann ein Röntgenbild zusätz-lich wichtige Informationen liefern, vorallem, wenn der Verdacht auf Beteiligungtieferer Strukturen oder auf eine groß-flächige Unterminierung besteht. Es emp-fiehlt sich, die Anfertigung einer seitlichenZehen- sowie einer Oxspring-Aufnahme(▶Abb. 2 a und b).

Therapie

Bei der Eröffnung des Abszesses fließt zu-meist ein dunkles, stinkendes Material ab.Mittels Zangendruck über der gesamtenSohle und um die Abszessöffnung herumsollte festgestellt werden, wie weit dieSohle unterminiert ist und ob deshalb einVergrößern der Öffnung indiziert ist.Wichtig ist, dass das Ausheilen des Abs-zesses kontrolliert wird und es ggf. einesweiteren Nachschneidens bedarf, da gera-de größere Hufabszesse öfter gekammertsind und einen größeren Teil der Sohleunterminieren können. Sie ziehen mit-unter bis zum Kronrand.

Muss dagegen großflächig Material abge-tragenwerden, bei dem die Lederhaut vor-fallen kann, empfiehlt sich eine Überwei-

sung an die Klinik, um eine Lokalanästhe-sie mit Anlegen eines Blutstaus vorzuneh-

men. Das Wundbett ist entsprechend zuversorgen, um mittels Gegendruck einenLederhautvorfall zu vermeiden.

Die Gefahr von nicht vollständig ausge-heilten Hufabszessen liegt vor allem darin,zu Hornsäulen mit chronischen Lahmhei-ten möglicherweise mit Beteiligung derknöchernen Strukturen (genauer: desHufbeins) und der Entstehung einer Os-teomyelitis zu führen (▶Abb. 3). Ein Huf-abszess darf deshalb nicht unterschätztoder gar als Bagatelle abgetan werden.

Bricht der Abszess am Kronrand auf, istunbedingt Abfluss nach unten zu schaffenund eine Lavage von der proximalen zurdistalen Öffnung indiziert. Um eine Kon-taminierung des Krongelenks zu vermei-den, sollte ein Debridement am Kronsaumso wenig invasiv wie möglich gehaltenwerden. Nach adäquater Eröffnung desAbszesses sollte der Huf einige Tage mitAngussverband und systemischen Ent-zündungshemmern behandelt werden.Trockene Verbänden schließen die Thera-pie ab. Eine Antibiotikatherapie ist in denmeisten Fällen nicht notwendig.

Abb. 2a und b Röntgenaufnahmen der Zehe. a Standardaufnahme seitlich (90°): Lufteinschlüsse an der Hufbeinspitze. b Oxspring-Aufnahme: Lufteinschlüsselateral des Hufbeinrands – diese weisen auf die Lokalisation des Hufabszesses hin.

©MariaFuga

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Prognose

Bei einem einfachen, direkt unter der Soh-lenfläche des Horns befindlichen Abszessist die Prognose sehr günstig. Sie ver-schlechtert sich jedoch bei Chronizitätund wenn tiefere Strukturen betroffensind.

Nageltritt

Prinzipiell sollten alle Stichwunden beimPferd ernst genommen werden. Im Be-reich von Hufsohle und Strahl bedürfendiese jedoch unserer besonderen Auf-merksamkeit. Sie sind extrem gefährlichund sollten immer als Notfall betrachtetwerden. Die Stichwunden bergen nämlichdie Gefahr, dass tiefer liegende Strukturenwie die Bursa podotrochlearis, die tiefeBeugesehne, die Fesselbeugesehnenschei-de oder gar das Hufbein betroffen seinkönnen. Wenn der Fremdkörper derleiStrukturen verletzt hat, sind die Pferde inden meisten Fällen hochgradig lahm.

Die Abwesenheit klinischer Auffälligkei-ten im Bereich der proximalen Gliedmaßebei gleichzeitiger Anwesenheit einer ver-stärkten Pulsation der Mittelfußarterie

führt schnell zum vermutlichen Sitz derLahmheit.

Weiterführende Diagnostik

Muss eine Penetration durch einenFremdkörper befürchtet werden, sollteder eingedrungene Gegenstand – soweitmöglich – umgehend entfernt werden,um weiteren Schaden zu vermeiden. Esbesteht ein hohes Risiko, dass der Fremd-körper tiefer in die Sohle eindringt undhierbei synoviale Strukturen und die tiefeBeugesehne schädigt. Nach dieser Erstver-sorgung sollte die Gliedmaße mit einemPolsterverband versehen und das Pferdzeitnah in eine Klinik überwiesenwerden.Die Zeit spielt hierbei eine wichtige Rolle,da sich durch das verlängerte Warten, diePropagation der Verletzung und die Kon-tamination synovialer Strukturen diePrognose verschlechtert. Antibiose undTetanus-Antitoxin sollten vor der Über-weisung schon verabreicht werden.

Bei Ankunft in der Klinik wird die Sohleunter Leitungsanästhesie ausgeschnitten,um nach dem Fremdkörpereingang zu su-chen. Dieser kann dann nach steriler Vor-bereitung sondiert und der Huf zeitgleichgeröntgt werden, um die genaue Richtungdes Stichkanals festzustellen. Aufgrunddes Risikos, bei Abwehrreaktionen einezusätzliche Verletzung zu verursachen,

wird jedoch das sterile Füllen der Syno-vialstrukturen mit Kontrastmittel (derBursa podotrochlearis und der Fesselbeu-gesehnenscheide) durch einen proxima-len Zugang bevorzugt. Hiernach wirdabermals ein Röntgenbild angefertigt, wo-bei das eventuelle Austreten der Kontrast-flüssigkeit durch den Stichkanal sichtbarwird.

Die genaueste präoperative Prognose undEinschätzung des Schadens ist jedoch nurmittels MRT möglich, da hierbei das Aus-maß der Verletzung aller Weichteilstruk-turen am besten dargestellt wird.

Therapie

Anschließend erfolgt die Therapie in Formeiner Operation in Vollnarkose, bei der diebetroffenen Synovialstrukturen gespültwerden und die Stichwunde debridiertwird.

Prognose

Die Prognose hängt davon ab, welche undwie schwer die Strukturen geschädigtsind.

Hufrehe

Die Diagnose einer Hufrehe (Laminitisaseptica) wird meist aufgrund der Ad-spektion und der klinischen Symptomatikgestellt. Wenn es sich um einen akutenSchub innerhalb einer chronischen Huf-rehe handelt, zeigt der Huf bei der Ad-spektion eine typische Ringbildung desHornes, die sich durch die wiederholtenWachstumsstörungen während der aku-ten Reheschübe bildet. Auch eine verbrei-terte weiße Linie der Sohle gehört zu denadspektorischen Merkmalen einer Rehemit längerer Vorgeschichte.

Wenn nur die Vordergliedmaße betroffenist, zeigt sich das typische Bild eines Pfer-des mit Gewichtsverlagerung nach hintenbei vorgestreckten Vordergliedmaßen. Inmanchen Fällen sind auch die Hinterglied-maßen betroffen. Hierbei gestaltet sich dieAbgrenzung von anderen Differenzial-diagnosen, wie z.B. durch andere Ursa-chen bedingte Schmerzhaftigkeiten derSohle schwieriger. Pferde mit Hinterhand-rehe bewegen sich nur äußerst widerwil-lig und fallen durch einen sehr steifenGang auf.

Abb. 3 Röntgenologi-sche Darstellung desrechten Vorderhufs ineiner Oxspring-Aufnah-me. An der lateralenEckstrebe wurde einchronischer Hufabszessausgeschnitten (rönt-genologische Aufhel-lung sichtbar). Der late-rale Aspekt des Huf-beinrands zeigt bereitseine osteolytische Kno-chenresorption.

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Einwichtiges Symptom ist eine beidseitige, stark pochende Pulsa-

tion der Mittelfußarterie. Diese ist durch die drastische Verände-rung der Blutzirkulation des Hufes zu erklären, insbesonderedurch die gestörte kapilläre Durchblutung der epidermalen La-mellen und den Bypass über dilatierte arteriovenöse Shunts. DasAbtasten der Sohle mit der Hufzange zeigt besonders an der Huf-spitze eine deutliche Reaktion. In der akuten Phase ist der Hufstark erwärmt und eine Perkussion der Hufkapsel, besonders aberan der Hufspitze, erzeugt schmerzhafte Abwehrreaktionen.

Eine sorgfältige Palpation des Kronrands kann seine Einsenkungergeben, was sich durch das Absenken des Hufbeins in der Huf-kapsel erklären lässt. Der Effekt diagnostischer Anästhesien istvariabel und hängt nicht immer mit dem Grad der Rehe und derLahmheit zusammen, weshalb diese nicht als ausschlaggebendesdiagnostisches Mittel gebraucht werden sollten.

Röntgen

Die Durchführung standardisierter Röntgenaufnahmen der Zehe

stellt die Basis für Therapie und Prognose dar. Während eine Ro-tation des Hufbeins oftmals erfolgreich therapiert werden kann,hat die Senkung des Hufbeins eine deutlich schlechtere Prognose.Die Röntgenbilder sind auch hilfreich, um ein akutes von einemeher chronischen Geschehen zu unterscheiden.

Bei den Röntgenaufnahmen der Zehe ist auf eine abnormaleBreite der weißen Linie und die dorsale Ausziehung des Huf-beins (sog. Hutkrempenbildung) zu achten.

Die orthograde lateromediale Aufnahme (▶Abb. 4) ist wichtig,um die Position des Hufbeins in der Kapsel zu erfassen. Eine dor-sopalmare/-plantare Aufnahme kann lateromediale Imbalanzenbei chronischer Hufrehe feststellen. Bei starken Veränderungen

Abb. 4 90°-Aufnahme eines chronischen Rehehufs mit Markern: geringgradi-ge Rotation des Hufbeins in der Hufkapsel und leichte Krempenbildung derHufbeinspitze. An der Hufspitze sind geringgradige Lufteinschlüsse zwischenHufwand und Lederhaut sichtbar.

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der Hornkapsel sollte der Huf vor demRöntgen bearbeitet werden, um eine un-regelmäßig lange Zehe nicht mit einerRotation des Hufbeins zu verwechseln.

Das Standardisieren der Röntgenaufnah-men beinhaltet das Setzen von röntgen-dichten Markern am Kronrand (Ansatzder letzten Haare), der dorsalen Hufwandund der Spitze des Strahls an der Sohle.Somit können die Dicke der Sohle, der Ab-stand des Proc. extensorius vom Kronrand(Rehestrecke), die Hufwanddicke und eineRotation gemessenwerden. Die Aufnahmesollte 90° zur Gliedmaße, mit dem Fokuszwischen Hufspitze und Ballen, circa 2 cmdistal des Kronrands angefertigt werden.

Therapie

Aktuell gibt es keine einheitliche Therapie,und nur das Ausmaß des Schadens selbsthat einen Einfluss auf die Prognose. Daeine Hufrehe oft die Konsequenz einervorangehenden Erkrankung ist, die unab-hängig von der betroffenen Gliedmaße imKörper stattfindet (Endotoxämie, Nachge-burtsverhalten, Erkrankung der kontrala-

teralen Gliedmaße usw.), sollte zeitgleichzur spezifischen Rehetherapie der Aus-löser schnellstmöglich behoben werden.

Es konnte gezeigt werden, dass in der An-fangsphase der Rehe eine Kühlung der

Hufe mit Eiswasser zu einem Sistieren derSymptomatik geführt hat. Erklärt wirddies dadurch, dass die Kältetherapie inder akuten Phase zu einer Gefäßkonstrik-tion führt und somit die Triggerfaktorenin den Dermallamellen zu hemmen ver-mag. Weiterhin scheint die niedrige Tem-peratur die enzymatischen Vorgänge, dieden Schaden an den Lamellen verursa-chen, zu verlangsamen und die Zerstörungder Basalmembran zu verhindern. Effektivist die Kältetherapie dann, wenn das Pferdfür mindestens 24 Stunden mit beidenVordergliedmaßen (von der Röhre ab-wärts) in Eiswasser verbracht wird. Siestellt eine effektive und preiswerte Thera-pieform dar, die gerade im Anfangssta-dium hilft, das Ausmaß der Hufrehe ein-zudämmen. DieseMaßnahme erweist sichjedoch nur dann als effektiv, wenn derKühlungseffekt kontinuierlich und bei

konstanter niedriger Temperatur gewähr-leistet wird, was oft schwer umzusetzenist. Coolpacks, die um die distale Glied-maße gewickelt werden, sind auch mög-lich, müssen aber ebenfalls mindestensjede Stunde gewechselt werden, um denKühlungseffekt beizubehalten. Leider istes beim Auftreten der ersten sichtbarenRehesymptome (akutes Stadium) meis-tens schon zu spät.

Wennwegen einer Endotoxämie, Metritis,Nachgeburtsverhaltung oder eines Koh-lenhydratüberschuss mit der Ausbildungeiner Hufrehe zu rechnen ist, sollte so-gleich eine prophylaktische Therapie nochvor dem Auftreten erster Symptome ein-geleitet werden. Die Einwirkung von Hitzeauf den Huf oder die Applikation vasodila-tierender Pharmaka wie Acepromazinsollte in der akuten Phase vermieden wer-den. Die bisherige Annahme, dass eineVasodilatation die Reparaturmechanis-men von strukturellen Schäden zu unter-stützen vermag, stellen neuere Unter-suchungen infrage: Sie kommen zu demErgebnis, dass der Gebrauch von etwa

Abb. 6 Oxspring-Aufnahme, Zehe vorne links, 45°: eine röntgendurchlässigeLinie zieht im Hufbein von proximal nach distal – eine Hufbeinastfraktur mit ar-tikulärer Komponente.

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Abb. 5 Pferd im Swinglifter (Fa. Puhl GmbH).

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Acetylcystein oder Acepromazin keinenEffekt erzielen.

Steht eine Endotoxämie ursächlich im Vor-dergrund, sollte Flunixin-Meglumin ein-gesetzt werden. Die zeitgleiche Anwen-dung von▶ Flunixin-Meglumin in der niedrigen

Dosierung: 0,25mg/kgKGW3 × tgl. und▶ Phenylbutazon: 2,2mg/kg 2 × tgl.kann in diesem Fall sinnvoll sein. Flunixin-Meglumin fungiert als Toxinfänger und

Phenylbutazon hat eine stärkere entzün-dungshemmende Wirkung.

Es existiert eine gute Korrelation zwischendenmikroskopisch sichtbarenSchädenderlamellären Verbindungen und dem klini-schen Grad der Lahmheit. Dies bedeutet,dassbei denerstenAnzeichenvonSchmer-zen durch Hufrehe der Zerstörungsprozessder Blättchen begonnen hat. Jeder zu-sätzliche mechanische Stress auf die vor-geschädigte Struktur vergrößert den Scha-

den und ist kontraindiziert. Somit solltenauch grundsätzlich Leitungsanästhesienbei akutem Reheverdacht unterbleiben, dadas Beheben der Schmerzen zur stärkerenBelastung der Gliedmaße führt.

Eine mechanische Unterstützung des Hu-

fes und die Entlastung der tiefen Beuge-

sehne sowie die Unterstützung des Strahlsmit schwebender Zehe vervollständigendie Maßnahmen der Rehetherapie. In un-serem Haus wird hierfür eine einfache

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Enke Verlag | Pferdespiegel 2017; 3: 98–106 Fugazzola M. Akute Lahmheit in der Außenpraxis 105

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und kostengünstige Lösung mit dem Auf-rollen und dem Verwenden von auf dasentsprechende Maß zugeschnittenenMullbinden genutzt. Auch das mechani-sche Entlasten der betroffenen Gliedma-ßen durch das Verbringen des Pferdes ineinen Swinglifter (▶Abb. 5) entlastet inder akuten und post-akuten Phase dengeschädigten Aufhängemechanismus derHufbeine.

Prognose

Trotz frühzeitiger Diagnose und intensiverTherapie ist der destruktive Mechanismusder Rehe oft nicht aufzuhalten. Daraufsollten Besitzer von Anfang an hingewie-sen werden. Anhaltspunkte für eine Lang-zeitprognose geben die Röntgenaufnah-men der ersten 4 Wochen nach dem aku-ten Schub und die klinische Symptomatik.Ein kontinuierliches Absenken des Huf-beins in der Hufkapsel und eine Rotationüber 13° machen die Prognose ungünstig.

Hufbeinfrakturen

Die Hufbeinfraktur stellt bei Sportpferdeneine relativ häufige Ursache für eine akuteLahmheit dar. Sie ist meistens Konsequenzeines starken Aufschlags des Hufes auf denBoden oder eines Tretens gegen ein unbe-wegliches Objekt.

Frakturen des Proc. extensorius habenmeist einen chronischen Verlauf. Sie kön-nen sich in einer nurmoderaten Lahmheit

oder aber, wenn Hufbeinkörper und Huf-beinäste betroffen sind, auch in einer typi-schen, hochgradigen Lahmheit äußern.

Bei Hufbeinastfrakturen ist oft eine starkeBelastung der seitlichen Hufwand erkenn-bar. Das Pferd zeigt auf dem betroffenenBein eine mitunter starke Innenbogen-

lahmheit. Oft ist dieser Unterschied so ein-deutig, dass auf die Leitungsanästhesieverzichtet werden kann und zunächst einRöntgenbild angefertigt werden sollte.

Röntgen

Eine lateromediale und eine schräge Ox-spring-Aufnahme führen oft schon zurDiagnose. Der Huf sollte zuvor sehr gründ-lich gesäubert und ausgeschnitten wer-den, um Artefakte auf dem Röntgenbildzu vermeiden. Vor allem die Strahlfurchenund Eckstreben sollten mit luftdichtemMaterial ausgestopft werden, um Luft-artefakte in diesen Bereichen zu vermei-den. Die meisten Hufbeinastfrakturen mitGelenkbeteiligung können in den schrä-gen Oxspring-Aufnahmen erkannt wer-den (▶Abb. 6). Frakturen ohne Gelenkbe-teiligung sind dagegen eher in der latero-medialen Aufnahme zu sehen.

Therapie

Die konservative Therapie für nicht arti-kuläre und für nicht dislozierte artikuläreHufbeinastfrakturen verspricht eine guteAusheilung. Der Heilungserfolg lässt sichröntgenologisch zu Beginn oft nicht dar-stellen, da es zunächst zu einer binde-gewebigen Heilung des Frakturspaltskommt. Mit ihr kann auch das Verbessernder klinischen Symptome, trotz nochsichtbarer Frakturlinie nach einigen Mo-naten erklärt werden. Bei dem betroffe-nen Huf müssen der Hufbeinmechanis-mus und der dadurch ausgelöste Stressauf das Hufbein vorübergehend aus-geschaltet werden. Hierfür können ein ge-schlossenes Eisen mit seitlichen Kappen(▶Abb. 7) oder ein Hufgips angebrachtwerden. Nach ca. 3 Monaten Boxenruhe,abhängig vom klinischen Erscheinungs-bild, kann das Pferd wieder antrainiert

werden, es sollte aber weiterhin ein ge-schlossenes Eisen tragen.

Beim Wechsel auf einen normalen Be-schlag muss das Training zunächst wiederreduziert werden, um der Hufkapsel unddemHufbeinZeit zugeben, sichandieneu-en Erschütterungskräfte zu adaptieren.

Prognose

Bei nicht dislozierten Sagittalfrakturendes Hufbeins ist die Prognose bei jüngerenPferden günstig. Für Pferde, die älter als3 Jahre sind, ist sie jedoch als vorsichtigerzu bewerten. Oftmals ist hier die Fixierungmit einer Zugschraube indiziert.

Bei dislozierten Frakturen hängt die Prog-nose vom Grad der Dislokation im Hufge-lenk ab. Eine Heilung nach Osteosynthesekann bei diesen Fällen bis zu 12 Monatedauern.

FazitBei einer akuten hochgradigen Lahmheitsollte immer erst die gründliche klinischeUntersuchung mit detaillierter Anamneseim Vordergrund stehen. Auf besondereCharakteristiken des Bewegungsmustersdes lahmen Pferdes ist außerdem beson-ders zu achten. Eine gute Lahmheitsunter-suchung hat dabei zum Ziel, so genau alsmöglich den Sitz der Lahmheit zu eruierenund das, ohne dabei vorschnell weiterfüh-rende Diagnostika anzuwenden. Nebeneiner gründlichen Untersuchung musseine umfassende Aufklärung des Besitzersüber das, was letztlich vor Ort möglich istund welches Restrisiko bestehen bleibt,erfolgen. Auch sollte immer darauf hinge-wiesen werden, dass in der Außenpraxiseine nur eingeschränkte Diagnostik mög-lich ist. Diese Aufklärung ist, ebenso wiedie Befunddokumentation gleichwohlschriftlich festzuhalten.

Online

https://doi.org/10.1055/s-0043-110745

Dr. Maria Fugazzola, Dipl. ECVS

Pferdeklinik Burg Mueggenhausen GmbH

53919 Weilerswist

[email protected]

Abb. 7 Eisen mit mul-tiplen Zehen- und Sei-tenkappen als Therapieeines Hufbeinbruchs.

©MariaFuga

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ps.fachspiegel

106 Fugazzola M. Akute Lahmheit in der Außenpraxis Enke Verlag | Pferdespiegel 2017; 3: 98–106

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