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b Es klingt verführerisch, alle Projektdaten in einer gemeinsa- men Datenbasis zu sammeln und ein einziges Tool für den komplet- ten Lebenszyklus einer Anlage zu nutzen: von der Konzept- und Basisplanung über die Ausfüh- rungsplanung und Errichtung bis hin zur Inbetriebsetzung und zum Betrieb. Was in der Theorie gut klingt, funktioniert in der Praxis nicht. Die Realität der Prozessindustrie ist heterogen, und somit sind es auch deren Softwarelösungen. Wie integriert ist es? b Wie homogen sind angeblich monolithische Lösungen? Nicht zwingend gibt es eine einheitliche Datenbasis, in der keine Informa- tionen redundant vorliegen. Ent- spricht zudem beispielsweise das Tool zum Erstellen von Fließbil- dern nicht der Anwendervorstel- lung, kann er nicht einfach eine Al- ternative nutzen. Unternehmen entscheiden heute nur noch selten an zentraler Stelle über die einheitliche Nutzung von Software. Und welche Lösungen externe Projektpartner nutzen, ist kaum zu beeinflussen. Die Soft- warelandschaft bleibt also trotz al- ler Bemühungen heterogen. Spätes- tens zur Anknüpfung ans Leitsys- tem sind Schnittstellen notwendig. Wo verschiedene Systeme zusam- menarbeiten, muss ein großes Au- genmerk auf dem Datenaustausch liegen. Hierfür ist revisionssicherer Datenimport notwendig: Nur wenn nachvollziehbar ist, welche Daten oder Strukturen wann und von wem erstellt oder geändert wurden, las- sen sich Fehler vermeiden. Heterogene Systeme erfordern revisionssichere Schnittstellen b Die Schnittstelle zwischen der verfahrenstechnischen Planung am Computer (Computer-aided enginee- ring, CAE) und der Umsetzung in der Prozessleittechnik (PLT) bildet das PLT-CAE-System. Das System Pro- dok unterstützt den Anwender beim Planen und Errichten einer Anlage und begleitet zusammen mit dem Dokumentationstool Livedok eine Anlage über die Planungsphase hi- naus während des gesamten Anlagen- lebenszyklus, also auch im Anlagen- betrieb und bei der Instandhaltung. Mit dem PLT-CAE-System Prodok läuft der Planungsprozess nach ein- heitlichen Regeln. Weil alle Daten in ein und demselben System gewon- nen und ausgetauscht werden, gibt es keine Datenübertragungsfehler. Evelyn Landgraf Die heterogene Planungswelt der Prozessindustrie fordert heterogene Lösungen: Integrated Engineering mit nur einem System geht an der Realität vorbei. Revisionssichere Schnittstellensoftware verbindet unterschiedliche Softwaresysteme. Alles aus einer Hand oder von allem das Beste? BChemie und ComputerV Abb. 1. Anlagenplanung in Theorie und Praxis. In der Realität laufen verschiedene Schritte gleichzeitig, nicht nacheinander ab. (Abbildungen: Rösberg) Nachrichten aus der Chemie| 61 | November 2013 | www.gdch.de/nachrichten 1128

Alles aus einer Hand oder von allem das Beste?

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b Es klingt verführerisch, alle Projektdaten in einer gemeinsa-men Datenbasis zu sammeln und ein einziges Tool für den komplet-ten Lebenszyklus einer Anlage zu nutzen: von der Konzept- und Basisplanung über die Ausfüh-rungsplanung und Errichtung bis hin zur Inbetriebsetzung und zum Betrieb.

Was in der Theorie gut klingt, funktioniert in der Praxis nicht. Die Realität der Prozessindustrie ist heterogen, und somit sind es auch deren Softwarelösungen.

Wie integriert ist es?

b Wie homogen sind angeblich monolithische Lösungen? Nicht zwingend gibt es eine einheitliche Datenbasis, in der keine Informa-tionen redundant vorliegen. Ent-spricht zudem beispielsweise das Tool zum Erstellen von Fließbil-dern nicht der Anwendervorstel-lung, kann er nicht einfach eine Al-ternative nutzen.

Unternehmen entscheiden heute nur noch selten an zentraler Stelle über die einheitliche Nutzung von Software. Und welche Lösungen externe Projektpartner nutzen, ist

kaum zu beeinflussen. Die Soft-warelandschaft bleibt also trotz al-ler Bemühungen heterogen. Spätes-tens zur Anknüpfung ans Leitsys-tem sind Schnittstellen notwendig.

Wo verschiedene Systeme zusam-menarbeiten, muss ein großes Au-genmerk auf dem Datenaustausch liegen. Hierfür ist revisionssicherer Datenimport notwendig: Nur wenn nachvollziehbar ist, welche Daten oder Strukturen wann und von wem erstellt oder geändert wurden, las-sen sich Fehler vermeiden.

Heterogene Systeme erfordern revisionssichere Schnittstellen

b Die Schnittstelle zwischen der verfahrenstechnischen Planung am Computer (Computer-aided enginee-ring, CAE) und der Umsetzung in der Prozessleittechnik (PLT) bildet das PLT-CAE-System. Das System Pro-dok unterstützt den Anwender beim Planen und Errichten einer Anlage und begleitet zusammen mit dem Dokumentationstool Livedok eine Anlage über die Planungsphase hi-naus während des gesamten Anlagen-lebenszyklus, also auch im Anlagen-betrieb und bei der Instandhaltung.

Mit dem PLT-CAE-System Prodok läuft der Planungsprozess nach ein-heitlichen Regeln. Weil alle Daten in ein und demselben System gewon-nen und ausgetauscht werden, gibt es keine Datenübertragungsfehler.

Evelyn Landgraf

Die heterogene Planungswelt der Prozessindustrie fordert heterogene Lösungen: Integrated Engineering

mit nur einem System geht an der Realität vorbei. Revisionssichere Schnittstellensoftware verbindet

unterschiedliche Softwaresysteme.

Alles aus einer Hand oder von allem das Beste?

BChemie und ComputerV

Abb. 1. Anlagenplanung in Theorie und Praxis. In der Realität laufen verschiedene Schritte

gleichzeitig, nicht nacheinander ab. (Abbildungen: Rösberg)

Nachrichten aus der Chemie| 61 | November 2013 | www.gdch.de/nachrichten

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Die Funktionen umfassen Basis-, Funktions-, Ausführungs- und Mon-tageplanung bei der Neu-, der Ände-rungs- und der Ergänzungsplanung sowie der Betriebsbetreuung.

Der revisionssichere Datenim-port verkürzt die Planungsphasen: In der Theorie verläuft die Anla-genplanung seriell: Auf die Kon-zeptplanung folgt die Basisplanung, danach die Ausführungsplanung usw. (Abbildung 1). In der Praxis finden diese Prozesse parallel statt. Im Sinne eines zügigen Ablaufs kann der Austausch vorläufiger Daten zwischen verschiedenen Be-reichen sinnvoll sein. Revisionssi-chere Schnittstellen zeigen, wo sich zur Vorversion Daten geändert haben. Filterfunktionen helfen hier ebenfalls (Abbildung 2). Pa- Abb. 2. Prodok zeigt mit Farben, wo zwischen Revisionen Strukturen oder Daten geändert wurden.

Erkrankungen erkennen

b Die Freeware von Duan Yong et al. leitet aus Mikroarraydaten Infor-mationen über genetische Netzwer-ke eines Patienten ab. Aus literatur-bekannten Abweichungen erkennt sie Hinweise auf eine Erkrankung. 54 Datensets ergaben so 12 mikro-arraybasierte Genmuster für Krebs-erkrankungen, 7 für neurologische Krankheitsbilder, 29 für Infektio-nen und Entzündungen sowie 6 für Stoffwechselerkrankungen. J. Sun, Y. Pan, X. Feng·, H. Zhang, Y. Duan, H. Le,

Genomics Proteomics Bioinf. 2013, 11, 166.

Rolf D. Schmid

www.window-to-china.eu

Kristallographie für alle

b Bei Massive Open Online Cour-ses (Moocs) ist die Teilnahme kos-tenlos, Zulassungsbeschränkungen gibt es nicht. Im Unterschied zu traditionellen Vorlesungsportalen haben die Kurse einen festen Zeit-plan für Lehrvideos, Texte, Selbst-tests, Haus- und Prüfungsaufga-ben. Die Teilnehmer bringen Bei-träge ein wie Blogposts oder

Tweets, auf die sie im Forum ver-weisen. Auf der Berliner Moocs-Plattform Iversity gibt es bereits ei-nen Kurs in Kristallographie [diese Nachrichten, S. 1087].https://iversity.org/courses

Angewandte als App anwenden

b Seit Mitte September gibt es die Angewandte Chemie als App; die App der International Edition der Angewandten ist bereits seit letztem Jahr erhältlich. Die App ist mo-mentan für iPads verfügbar, eine iPhone-Version ist in Arbeit und eine Version für Android in Pla-nung.

Wesentliche Eigenschaften der App sind das an das iPad angepass-te Blättern und Lesen. Artikel und sogar ein ein komplettes Heft las-sen sich herunterladen und offline lesen. Die App bietet einen freien Zugang zu allen Inhaltsverzeich-nissen, Abstracts, Probeheften und Open-access-Artikeln der Ange-wandten; weitere Inhalte sind kos-tenpflichtig. Zugang dazu erhält, wer an einer Einrichtung arbeitet, studiert oder lernt, die ein Ange-

wandte-Abo bezieht, sich bei Wiley Online Library registriert und „Roaming Access“ aktiviert. Per-sönliche Bezieher der Online-Aus-gabe nutzen ebenfalls die vollen Inhalte der App. Als Alternative lassen sich die kompletten Inhalte der Angewandten für 549,99 Euro pro Jahr aus der App über Apple abonnieren; der Zugang zur Wiley Online Library ist darin jedoch nicht enthalten. GDCh-Mitglieder ohne institutionellen Zugang er-halten ein Jahresabo bei Wiley-VCH (Kosten: 427,14 Euro für Voll-, 176,28 Euro für studentische Mitglieder).

Kurz notiert

Nachrichten aus der Chemie| 61 | November 2013 | www.gdch.de/nachrichten

1129Chemie und Computer BBlickpunktV

rallele Planungsabläufe sind so zu-verlässig zu verwalten.

Adapter für schnelle Integration

b Bei Planung, Bau und Inbetrieb-nahme einer Anlage sind in der Re-gel verschiedene Softwaretools im Einsatz. Alle liefern Daten für die Dokumentation, die dem PLT-CAE-System übergeben werden müssen. Dieses verfügt über Adap-ter, welche die Daten konvertieren (Abbildung 3). Gleichzeitig erhal-ten die Daten an dieser Stelle die Information, wann und von wem sie geändert wurden, zudem einen

Status wie „vorläufig“ oder „end-gültig“. So vereinfachen die Adap-ter das Ausprobieren verschiedener Varianten.

Es gibt Adapter etwa für Smart-plant und AutoCAD. Auch bran-chenübliche Standards zum Daten-austausch zwischen Gewerken der Verfahrens- und Prozessleittech-nikplanung oder einzelnen Soft-waresystemen wie ISO15926 oder CAEX lassen sich mit den Adap-tern abbilden. Wo Softwaretools auf diese Standards setzen, lässt sich die Zahl der für ein Projekt notwendigen Adapter reduzieren.

Übersetzen und Geräte dokumentieren

b Projekte, in denen Software-tools die Daten für die Dokumenta-tion in verschiedenen Sprachen lie-fern, nutzen den revisionssicheren Datenimport: Teilweise übersetzt der Adapter direkt automatisch. Wo das nicht möglich ist, erzeugt die Software Listen für den Über-setzer.

Beim Geräteengineering nutzt Prodok zur Komponentendoku-mentation den NE100-Standard. Derart erfasste Daten müssen nicht mehr manuell ins PLT-CAE-System eingegeben werden, sondern lassen sich automatisiert übertragen.

Evelyn Landgraf, Diplom-Betriebswirtin, arbei-

tet im Marketing bei Rösberg Engineering in

Karlsruhe. [email protected]

XMLXMLMS OfficeAccess,

Exel, etc.

MMMMMMSSSSSSS OOOOOOOffffffffffffffiiiiiiccceeeAccess,

EEEExxxxxeeeeelllll,,,,,, eeeeetttttccccc.... ,,,

AutoCADP&ID

AutoCADP&ID

Zukünfitge Standards

z.B. ISO 15926

ZZZZZZuuukkkkkkküüüüüünnnfffffffiiiiiittttttgggeee Standards

zzzzzzzz....BBBB.... IIIIISSSSSOOOOO 111115555599999222266666666

Revisionssicherer DatenimportRevisionssicherer Datenimport

ProDOK

AdapterAAdappterr AdapterAAdappterr AdapterAAdappterr AdapterAAdappterrAdapterAAdappterr

IntergraphSmartPlant

P&ID

IIIIInnttttteerrggrraapphhhhhSmartPlant

PPPPPP&&&&&&IIIIIIDDDDDD

b Rösberg Engineering

Rösberg Engineering, im Jahr

1962 in Karlsruhe gegründet,

bietet mit fast 100 Mitarbeitern

an fünf Standorten in Deutsch-

land und in China Automatisie-

rungslösungen. Dazu gehört das

Basic- und Detail-Engineering

für die Automatisierung von

prozess- und fertigungstechni-

schen Anlagen. Zudem hat Rös-

berg umfangreiche Projektie-

rungs- und Anwendungserfah-

rung bei speicherprogrammier-

baren Steuerungen. Eine Werk-

statt zur Fertigung kundenspe-

zifischer Schaltschränke gehört

zum Unternehmen.

www.roesberg.com

Abb. 3. Adapter regeln die Übergabe von Prozessdaten aus den an der Planung beteiligten

Softwaretools ans PLT-CAE-System. Dabei erhalten die Daten die Information, wann sie von

wem geändert wurden und einen Status.

Nachrichten aus der Chemie| 61 | November 2013 | www.gdch.de/nachrichten

1130 BBlickpunktV Chemie und Computer

GREEN SCIENCES

www.degruyter.com

De Gruyter Textbook

2012. 499 pagesPaperback

RRP € 79.95 / US$ 112.00978-3-11-026407-4eBook

RRP € 800.00 / US$ 1,120.00978-3-11-026632-0

� Explains aspects of chemical energy

storage in the context of the sensitivity

of the geosphere to modifications in

the carbon (and other element) cycle

(e.g., greenhouse effect)

� Gives a good practice-oriented

review of what is feasible at industrial

level – potential and risk

� Top-notch experts provide a sound,

practical, hands-on insight into

the present status of energy conversion

aimed primarily at the young

emerging research front