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STUTTGART. Ökonomen sehen schwarz. Nach ihren Prognosen wird die deutsche Wirtschaft im kommen- den Jahr um bis zu 2 Prozent schrump- fen. Diese aus der Finanzkrise resultie- rende Rezession hat auch Auswirkun- gen auf geplante Hoteleröffnungen. Experten gehen davon aus, dass Inves- toren Projekte auf Eis legen oder gar nicht realisieren. Doch viele Hoteliers, vor allem in den unter Angebotszu- wächsen leidenden Sdten Berlin und Dresden, werten dies positiv . Das hat eine AHGZ-Umfrage ergeben (Seite 3). Ein langsameres Wachstum kann dem Berliner Hotelmarkt auch gut tun, so Willy Weiland, General Mana- ger des InterContinental Berlin. Im Zuge der internationalen Fi- nanzkrise werden in der Hauptstadt zahlreiche der für die nächsten Jahre geplanten Hotels gestrichen. Damit rechnen Experten. Nach Angaben des Beratungsunternehmens T reugast sind dort bisher rund 49 weitere Hotels vor- gesehen. Auch in Dresden soll das Bet- tenangebot in den nächsten beiden Jahren um ein Drittel wachsen. „Die Rezession hat auch eine positive Seite, meint deshalb Jan Burghardt, neuer Vorsitzender des DEHOGA-Regional- verbands Dresden (Seite 33). Einige Projekte seien bereits abgesagt oder zu- mindest zurückgestellt worden. Die Auswirkungen der Krise aber sind nicht standortgebunden. Sie zei- gen sich bundesweit bereits ganz am Anfang der Entwicklungskette. „Die Anfragen für Beratungsleistungen zu neuen Hotelprojekten, insbesondere Machbarkeitsstudien, sind signifikant zurückgegangen. Das ist ein Indiz da- für , dass sich Entwickler mit neuen Projekten eher zurückhalten, meint Markus Beike, Geschäftsführer von Christie + Co. Dienstleistungen zu Projekten, die bereits zu Jahresbeginn angeschoben wurden, liefen dagegen weiter. Auch bei Hotour gehen weniger Anfragen nach Gutachten ein, was für die geschäftsführende Gesellschafterin Martina Fidlschuster ein Zeichen für weniger Neuplanungen ist. Sie sieht in der Krise – wie viele Hoteliers – auch Chancen. „Baugeld ist billig wie nie zu haben und wird wohl noch günstiger.“ Voraussetzung sei aber ausreichend Ei- genkapital. Krise stoppt Hotelentwicklung Projekte werden gestrichen / AHGZ-Umfrage: Hoteliers sehen auch Chancen / Mittelfristig wieder gute Prognosen Frostig: Investoren legen Hotelplanungen auf Eis Foto: picture-alliance/dpa Fortsetzung auf Seite 2

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Objekt: AHGZ - Ausgabennummer: 050 - Seite: X001/ 1 - Datum: 10.12.08 - Uhrzeit: 18:12’16’’ - Belichter: DIERICH- Farbigkeit: CMYK- WeitereAuszüge: Diese Farbe: CyanMagentaYellowBlack

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WOCHENZEITUNG FÜR HOTEL- UND RESTAURANT-MANAGEMENT ● ORGAN DES DEHOGA 108. JAHRGANG ● 13. Dezember 2008 ● Nr. 50 ● EURO 3,90 ● SFR 6,35

Allgemeine Hotel- undGastronomie-ZeitungAHGZ

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STUTTGART. Ökonomen sehenschwarz. Nach ihren Prognosen wirddie deutsche Wirtschaft im kommen-den Jahr um bis zu 2 Prozent schrump-fen. Diese aus der Finanzkrise resultie-rende Rezession hat auch Auswirkun-gen auf geplante Hoteleröffnungen.Experten gehen davon aus, dass Inves-toren Projekte auf Eis legen oder garnicht realisieren. Doch viele Hoteliers,vor allem in den unter Angebotszu-wächsen leidenden Städten Berlin undDresden, werten dies positiv. Das hateine AHGZ-Umfrage ergeben (Seite 3).„Ein langsameres Wachstum kanndem Berliner Hotelmarkt auch guttun“, so Willy Weiland, General Mana-ger des InterContinental Berlin.

Im Zuge der internationalen Fi-nanzkrise werden in der Hauptstadtzahlreiche der für die nächsten Jahregeplanten Hotels gestrichen. Damitrechnen Experten. Nach Angaben desBeratungsunternehmens Treugast sinddort bisher rund 49 weitere Hotels vor-gesehen. Auch in Dresden soll das Bet-tenangebot in den nächsten beidenJahren um ein Drittel wachsen. „DieRezession hat auch eine positive Seite“,meint deshalb Jan Burghardt, neuerVorsitzender des DEHOGA-Regional-verbands Dresden (Seite 33). Einige

Projekte seien bereits abgesagt oder zu-mindest zurückgestellt worden.

Die Auswirkungen der Krise abersind nicht standortgebunden. Sie zei-gen sich bundesweit bereits ganz amAnfang der Entwicklungskette. „DieAnfragen für Beratungsleistungen zuneuen Hotelprojekten, insbesondereMachbarkeitsstudien, sind signifikant

zurückgegangen. Das ist ein Indiz da-für, dass sich Entwickler mit neuenProjekten eher zurückhalten“, meintMarkus Beike, Geschäftsführer vonChristie + Co. Dienstleistungen zuProjekten, die bereits zu Jahresbeginnangeschoben wurden, liefen dagegenweiter. Auch bei Hotour gehen wenigerAnfragen nach Gutachten ein, was für

die geschäftsführende GesellschafterinMartina Fidlschuster ein Zeichen fürweniger Neuplanungen ist. Sie sieht inder Krise – wie viele Hoteliers – auchChancen. „Baugeld ist billig wie nie zuhaben und wird wohl noch günstiger.“Voraussetzung sei aber ausreichend Ei-genkapital.

Krise stoppt HotelentwicklungProjekte werden gestrichen / AHGZ-Umfrage: Hoteliers sehen auch Chancen / Mittelfristig wieder gute Prognosen

Frostig: Investoren legen Hotelplanungen auf Eis Foto: picture-alliance/dpa

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MÜNCHEN. Nach dem Tod von StefanSchörhuber (47) übernimmt jetzt –wie auf ahgz.de gemeldet – seine FrauAlexandra den Vorsitz im Stiftungs-vorstand und damit die Führung derSchörghuber Unternehmensgruppe.Gemeinsam mit Finanzvorstand Hans-Peter Hoh bildet sie den Vorstand derGruppe, zu der Hotels, Immobilienund Brauereien gehören. „Ich werdedas Unternehmen im Sinne meinesMannes weiterführen“, sagte Alexan-dra Schörghuber. „Ich habe diese Auf-gabe übernommen, um Kontinuitätund Stabilität im Unternehmen zu ge-währleisten.“ Alexandra Schörghuberwird darüber hinaus einen Stiftungsrateinrichten, der die Interessen der Fa-milie im Unternehmen vertritt. red

Witwe führtSchörghuber

BERLIN. Erste Auswirkungen der Wirt-schafts- und Finanzkrise zeigen sichnun auch im Gastgewerbe. Wie derDEHOGA Bundesverband mitteilt,blicken die Gastronomen mit gemisch-ten Gefühlen auf die Weihnachtssaison2008: Für 42,3 Prozent der Unterneh-mer ist das Weihnachtsgeschäftschlechter angelaufen als im vergleich-baren Vorjahreszeitraum. Bei 22 Pro-zent der befragten Betriebe sind Fir-menweihnachtsfeiern storniert wor-den.

Andererseits berichten 40,4 Prozentvon einer konstanten Buchungslage,17,3 Prozent der Gastronomen meldensogar bessere Werte als im Vorjahr. Dasist das Ergebnis einer aktuellen Umfra-ge des Verbandes. „Die Hoffnungen

der Unternehmer liegen jetzt auf kurz-fristigen Buchungen, denn die Ad-vents- und Weihnachtszeit gehört oh-ne Frage für unsere Branche zu den

wichtigsten Wochen des Jahres“, sagtDEHOGA-Präsident Ernst Fischer.

Vor allem bei Firmenweihnachtsfei-ern werde derzeit allerdings gespart.

Entsprechend sind die Umsatzerwar-tungen: Nur 11,5 Prozent der Unter-nehmer glauben, 2008 höhere Durch-schnittsbons pro Gast zu verbuchen.

Fast jeder Zweite (48,1 Prozent) gehtvon einem konstanten Umsatzniveauaus, und 40,4 Prozent rechnen mitniedrigeren Umsätzen pro Gast. red

Wirte hoffen auf KurzentschlosseneUmfrage unter Gastronomen: Firmen werden bei Weihnachtsfeiern sparsamer

Rudolf Tucek drückt aufs Tempo.Als CEO der Vienna InternationalHotelmanagement AG weiß er:Man muss dort fischen, wo die Fi-sche sind. Deshalb soll auch das An-del’s Hotel in Berlin pünktlich zurInternationalen Tourismusbörse2009 eröffnet werden. Das Geschäftreizt ihn. Sein Kö-der: 557 Zimmerund Suiten undviel Platz für Kon-ferenzen. PetriHeil. (Seite 31)

Foto: Carla Marconi

Kopf der Woche

Der Fischer...........................................................................................................

Die Kleineren: Hotelier HerbertRösch aus Tübingen verlässt sichauf seinen schwäbischen Spürsinn.Damit überrascht er seine Gäste im-mer wieder. Seite 4

AHGZ-Barometer Deutschland:Unter sinkenden Erlösen leidet diedeutsche Kettenhotellerie im Okto-ber. Kumuliert über zwölf Monateentwickeln sich die Ergebnisse je-doch erfreulich. Seite 10

Trendwende: Servicequalität holtauf, Ausstattung fällt zurück. Das istdas Ergebnis einer aktuellen Umfra-ge von Hotelleriesuisse. Seite 13

Kobjolls Tipp: Routine ist Gift fürMitarbeiter. Niemand im Team darfimmer mit den gleichen Aufgabengepeinigt werden. Seite 17

Binz: Die Insel Rügen hat ein Pro-blem. Jeder sechste Gast fährt mitdem Eindruck mangelnder Gast-freundschaft nach Hause. Seite 36

Telex..........................................................................................

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AHGZ-Redaktion: 0711 2133-230 Anzeigen-Service: 0711 2133-218 Matthaes Verlag GmbH, Silberburgstraße 122,70176 Stuttgart, Internet: www.ahgz.de...........................................................................................

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Tafelei am Jahresende Extra, Seite 15

Clevere Abrechnung

Kasse machenmit SystemAHGZ PLUS, Seiten 21 bis 24

Die Frage der Woche:Diskutieren Sie mit auf unserer

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2 DIESE WOCHE Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung13. Dezember 2008 · Nr. 50

Rundruf

Was hilft gegen dieKonjunkturflaute?

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Wilfried Rahlff-PeterssonHotel JensenLübeckSteuer- oder Konsumgutscheine halteich für ein Strohfeuer, das schnell ver-pufft. Außerdem zahlen 24 Mio.Haushalte in Deutschland überhauptkeine Einkommensteuer. Mittelfristigam besten wirkt eine Senkung derMehrwertsteuer um 3 Prozent, die füralle gilt. Foto: Helmut Heigert

Hans GerstBest Western Hotel St. RaphaelHamburgEine wirksame Maßnahme wäre dieHalbierung des Mehrwersteuersatzesfür arbeitsintensive Branchen. Damitwürde man gezielt Arbeitsplätze si-chern. Der DEHOGA fordert diesschon seit Jahren für Hotellerie undGastronomie. Foto: Mathias Thurm

Christoph BöhnkeHotel Augustiner KlosterHillesheim

Christoph RubelSchlosshotelRockenhausenAllgemeine Steuersenkungen kurbelndas Geschäft am ehesten an. Wir ha-ben sofort eine Aufwärtsentwicklungbeim Umsatz gespürt, als die Benzin-preise nach unten gingen, denn dieRezession ist längst im Gastgewerbeangekommen. Foto: Heinz Feller

Die Hotellerie ist gut beraten, nicht sosehr auf die Politik zu setzen, sondernauf eigene Initiativen. Wir kurbeln dasGeschäft mit soliden, nachhaltigenVeranstaltungen an, und nicht mitkostenintensiven Incentives und Wer-be-Events. In die-sen Bereichenwerden diemeisten Ver-anstaltungenwegfallen.

Foto: Heinz Feller

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Zudem könne es in der Branche zueiner positiven Bereinigung kommen.„Nur die Guten werden sich auch inder Krise bewähren“, ist Fidlschustersicher. Vor allem die Privathotelleriekann nach Ansicht von Tim Göhring,Direktor Business Development imHotel Empire Riverside in Hamburg,gestärkt aus der Krise hervorgehen.„Sie ist im Gegensatz zur Kettenhotel-lerie nicht abhängig von übergeordne-ten Konzernentscheidungen, die invielen Fällen wenig mit dem lokalenHotelprodukt zu tun haben“, begrün-det er seine Einschätzung.

Nach Ansicht von Dirk Feid, Ge-schäftsführer des Beratungsunterneh-mens Treugast, werden sich die Bud-get-Hotels als Gewinner der Krise he-rauskristallisieren. Ihr Eroberungszugsetze sich fort. Auf der Verliererseitestehen dagegen nach Feids Einschät-zung die 4-Sterne-Hotels, die auf denPlanungslisten den Hauptanteil aus-machten. Einzelne Investoren wandel-ten deshalb geplante 4-Sterne-Häuserin 2-Sterne-Häuser um, so Andreas Er-ben, Geschäftsführer der Colliers Pro-perty Partners Hotel GmbH.

Wenn auch kurzfristig das eine oderandere Projekt der Finanzkrise zumOpfer fällt, so sehen die Experten den-noch zuversichtlich in die mittelfristige

Zukunft der deutschen Hotellerie. Sogeht Feid davon aus, dass die Marken-hotellerie weiter Marktanteile gewin-nen wird. „Das Geschäft verlangsamtsich zwar, aber das Expansionspotenzi-al vor allem an B- und C-Standorten istweiterhin vorhanden“, sagt der Ge-schäftsführer.

Eine mittelfristig positive Prognosestellen auch die von Jones Lang LaSalle(JLL) Hotels befragten 2500 Hotelin-vestoren. Sie rechnen für immerhinneun der 30 Hotelmärkte in der RegionEMEA (Europe, Middle East, Africa)mit einer leichten Performanceverbes-serung. Darunter befinden sich auchdie drei deutschen Städte Berlin, Ham-burg und München.

Dazu JLL-Managing-DirectorChristoph Härle: „Hamburg undMünchen profitieren von einem sehrausgewogenen Nachfragemix, da siesowohl für Touristen als auch Ge-schäftsreisende attraktiv sind. Die Ber-liner Hotels beherbergen neben Tou-risten auch viele Politiker – aufgrunddes Regierungsitzes in Berlin – sowieGeschäftsreisende.“ Doch trotz dervorhergesagten Performanceverbesse-rung erkennen die Investoren für Ber-lin bei anhaltendem Angebotszuwachsauch ein erhöhtes Investmentrisiko.(Editorial Seite 8) Uwe Lehmann

Krise stoppt ...� Fortsetzung von Seite 1

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HAMBURG. Die Hamburg TourismusGmbH (HHT) hat ihre Prognose zwarvon 5 auf 3,8 Prozent Wachstum fürdieses Jahr heruntergeschraubt. Den-noch bewertet Geschäftsführer Dietrich von Albedyll 2008 trotz einerleichten Delle im Juli als erfolgreichesJahr für den Tourismus in der Hanse-stadt. „Wir werden die Auswirkungender Wirtschaftskrise zu spüren bekom-men, wenn die Arbeitslosenzahlen inDeutschland steigen“, sagte er beimStädte- und Kulturforum des Deut-schen Tourismus Verbandes (DTV) inHamburg.

DTV-Präsident Reinhard Meyersieht die deutschen Städte gut aufge-stellt. In den ersten neun Monaten die-

ses Jahres stiegen die Übernachtungs-zahlen in den 82 Großstädten um 3Prozent. Nach Angaben von DTV-Hauptgeschäftsführerin Claudia Gillesplanen laut einer Umfrage 80 Prozentder Deutschen im kommenden Jahrmindestens eine Reise zu unterneh-men. „Die Reiselust ist immer nochvorhanden“, meint sie. hh

Reiselust ungebrochenTourismusverband: Deutsche Städte sind gut aufgestellt

STUTTGART. Immer mehr Menschenkönnen ihren Lebensunterhalt vomLohn allein nicht mehr bestreiten undsind zusätzlich auf Arbeitslosengeld II,auch Hartz IV genannt, angewiesen.Nicht wenige von ihnen arbeiten in derGastronomie. Nach Angaben von Wil-helm Adamy, Arbeitsmarktexperte desDeutschen Gewerkschaftsbundes(DGB), bezogen im September 2007durchschnittlich 7 Prozent der imGastgewerbe sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten außerdem Ar-beitslosengeld II. Über alle Branchenhinweg seien es 2,5 Prozent gewesen.Damit hätten im Gastgewerbe im Ver-gleich zum Durchschnitt aus allenBranchen mehr als doppelt so viele so-zialversicherungspflichtig Beschäftigtedie Zusatzleistungen erhalten.

Im produzierenden Gewerbe betrugder Anteil laut Adamy 1 Prozent, in derLeiharbeitsbrache 12,6 Prozent. Wobeiin dieser fast ausschließlich Vollzeitbe-schäftigte tätig seien. Der Anteil derTeilzeitbeschäftigten im Gastgewerbeliegt nach Angaben der Bundesagentur

für Arbeit (BA) aktuell bei 22 Prozentund damit um 4 Prozent über demDurchschnitt aller Branchen (18 %).Nach den jüngsten Erhebungen derBA, die bis Juli 2008 reichen, beträgt

der Anteil der Aufstocker unter denHartz-IV-Empfängern insgesamt mit26,9 Prozent mehr als ein Viertel. An-fang des Jahres waren dies noch 25,1und Anfang 2007 nur 20,4 Prozent.

Den größten Anteil stellen im Juli2008 die Beschäftigten, die weniger als400 Euro brutto im Monat verdienen.Die BA relativiert jedoch: Sie bessertenin der Regel ihren Lohn nicht mit Ar-beitslosengeld II auf, sondern erhieltenohnehin eine staatliche Grundsiche-rung, die sie mit dem Einkommen auseinem 400-Euro-Job ergänzten. Auchnutzten viele Beschäftigte solche Jobs,um sich eine Brücke zum regulären Ar-beitsmarkt zu bauen. Dies unter-streicht auch DEHOGA-Hauptge-schäftsführerin Ingrid Hartges: „Wich-tig ist es, erst einmal in Arbeit zu sein.Später lassen sich solche Tätigkeitenhäufig ausbauen.“

Die Gruppe der Arbeitslosengeld-II-Empfänger, die mehr als 800 Euro ver-dienen, stieg von Januar bis Juli 2008um 14.870 auf 384.476 ( 7,7 % derHartz-IV-Empfänger). Als sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigte gehenviele von ihnen einem Vollzeitjob

nach. In der Gruppe der Beschäftigten,die 400 bis 800 Euro verdienten, wuchsdie Zahl der Aufstocker in den erstensieben Monaten um 11.867 auf 243.550(4,9 % der Hartz-IV-Empfänger).

Bei diesen Angaben differenziert dieBA jedoch nicht nach Branchen. Ada-my verweist gegenüber der AHGZ da-rauf, dass außer dem Verkehrsgewerbe,Reinigungsdiensten und der Leihar-beitsbranche auch die Gastronomievon einem hohen Aufstocker-Atnteilbetroffen sei. „Uns liegen zu dieserAussage keinerlei aktuelle Details vor“,meint Ingrid Hartges, räumt allerdingsein: „In der Gastronomie arbeiten vielesozialversicherungspflichtige Teilzeit-kräfte zwischen 20 und 30 Stunden inder Woche, zum Beispiel alleinerzie-hende Mütter.“ Und: „Bei uns bekom-men mehr als in anderen Branchenauch Ungelernte Arbeit.“ Damit könneman sich einen gewissen Anteil an Auf-stockern erklären. DEHOGA-Ge-schäftsführerin Sandra Warden mein-te, dass die gestiegene Zahl der Aufsto-cker auch darauf hinweise, dass es in-zwischen auch mehr Stellen gebe.

Susanne Stauß

Der Lohn reicht oft nicht mehrDie Zahl der Aufstocker steigt / Viele Beschäftigte sind zusätzlich auf Arbeitslosengeld II angewiesen

Leere Taschen: Immer mehr Beschäftigte benötigen einen Zuschuss zum Lohn Foto: PantherMedia