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959 gruppe Diazoverbindungen , welche sich von fetten Sauren ableiten, ebenso gut existenzfahig niachen kann, wie ein Alkoholradikal. Ich hoffe uber einen Theil der mitgetheilten Versuche, welche jetzt nur kurz angedeutet werden konnten, bald ausfuhrliche Mit- tbeilungen machen zu konnen. Miinchen, im Marz 1854. 240. The o d or Curt iu s : Allgemeine Reaktion auf Amidosauren der Fettreihe. [Mitth. aus den1 chem. Laboratorium der Alradeniie der Wissensch. zu Munchen.] (Eingegangen am 17. April: mitgetheilt in der Sitznng yon Hrn. A. Pinner.) Die Leberfuhrung yon fetten Amidosiiuren in ihre diazotirten Aether giebt eiii beyuemes Mittel an die Hand, um in sehr charak- teristischer Weise zu erkennen, ob gegebenen Falles ein Kiirper vom Verhalten einer Amidosiiure die Aniidogruppe im nicht substituirten Zustande enthalt. Im Kleiiien lassen sich namlich die Diazorerbin- dungen der Fettsaureiither leicht und einfach auf folgeode Weise darstellen. Man bringt etwas voii der zu prufenden Substanz - wenige Centigramme geniigen in der Regel - in ein Reagensrohr, fugt ab- soluten Alkohol hinzu und leitet Snlzsiiuregas bis zur Sattigung ein. Hierauf verjagt man den Alkohol direkt uber der Flamine oder, wenn man Zersetzung der Aniidosaure befiirchtet , in einem Uhrglase auf dern Wasserbade, fugt wieder einige Tropfen Alkohol hinzu und wr- darnpft nochrnals moglichst vollstlndig , um iiberschussige Salzsaure zu entfernen. In allen Fallen bleibt ein dicker, in Alkohol und Wasser leicht lijslicher , Syrup zuriick, welcher das Chlorhydrat der iitherificirten Arnidosaure repr6sentirt.l) 1) Alle fetten Amidoskuren . welche noch basische Eigenschaften besitzen, lassen sich auf diese Weise auch in ihre salzsauren Aether umwandeln. Diese Verbindungen sind, im Gegensatz zu den nieisten freien Aniidoithem, whr bestiindig, lassen sich :her oft nnr schwierig Zuni Krystallisiren bringen. Man kennt aber jetzt auch einige Korper, nelche ihrer Entstehung nach ah Amidosiinren betrachtet \r-erden, jedoch ganzlich des Charakters einer solchen Verbindung entbehren, indem sie sich ijeder mit Basen noch init Sinren vereinigen. Das ganz iindifferente o-Pliitroplienyl-~-alaiiiu E i n ho rn's (diese Berichte XVI, 2645) zum Beispiel Igsst sich nicht htherificiren, dalier auch nicht in den Aether der o-Nitrophenyldiazopropion~~iiire uherfithren.

Allgemeine Reaktion auf Amidosäuren der Fettreihe

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gruppe Diazoverbindungen , welche sich von fetten Sauren ableiten, ebenso gut existenzfahig niachen kann, wie ein Alkoholradikal.

Ich hoffe uber einen Theil der mitgetheilten Versuche, welche jetzt nur kurz angedeutet werden konnten, bald ausfuhrliche Mit- tbeilungen machen zu konnen.

M i i n c h e n , im Marz 1854.

240. The o d or Curt i u s : Allgemeine Reaktion auf Amidosauren der Fettreihe.

[Mitth. aus den1 chem. Laboratorium der Alradeniie der Wissensch. zu Munchen.] (Eingegangen am 17. April: mitgetheilt in der Sitznng yon Hrn. A. Pinner . )

Die Leberfuhrung yon fetten Amidosiiuren in ihre diazotirten Aether giebt eiii beyuemes Mittel a n die Hand, um in sehr charak- teristischer Weise zu erkennen, ob gegebenen Falles ein Kiirper vom Verhalten einer Amidosiiure die Aniidogruppe im nicht substituirten Zustande enthalt. Im Kleiiien lassen sich namlich die Diazorerbin- dungen der Fettsaureiither leicht und einfach auf folgeode Weise darstellen.

Man bringt etwas voii der zu prufenden Substanz - wenige Centigramme geniigen in der Regel - in ein Reagensrohr, fugt ab- soluten Alkohol hinzu und leitet Snlzsiiuregas bis zur Sattigung ein. Hierauf verjagt man den Alkohol direkt uber der Flamine oder, wenn man Zersetzung der Aniidosaure befiirchtet , in einem Uhrglase auf dern Wasserbade, fugt wieder einige Tropfen Alkohol hinzu und wr- darnpft nochrnals moglichst vollstlndig , um iiberschussige Salzsaure zu entfernen.

In allen Fallen bleibt ein dicker, in Alkohol und Wasser leicht lijslicher , Syrup zuriick, welcher das Chlorhydrat der iitherificirten Arnidosaure repr6sentirt.l)

1) Alle fetten Amidoskuren . welche noch basische Eigenschaften besitzen, lassen sich auf diese Weise auch in ihre salzsauren Aether umwandeln. Diese Verbindungen sind, im Gegensatz zu den nieisten freien Aniidoithem, whr bestiindig, lassen sich :her oft nnr schwierig Z u n i Krystallisiren bringen.

Man kennt aber jetzt auch einige Korper, nelche ihrer Entstehung nach ah Amidosiinren betrachtet \r-erden, jedoch ganzlich des Charakters einer solchen Verbindung entbehren, indem sie sich ijeder mit Basen noch init Sinren vereinigen. Das ganz iindifferente o-Pliitroplienyl-~-alaiiiu E i n h o rn ' s (diese Berichte XVI, 2645) zum Beispiel Igsst sich nicht htherificiren, dalier auch nicht in den Aether der o-Nitrophenyldiazopropion~~iiire uherfithren.

Man lost, um den salzsauren Amidosaureather in die Diazover- bindung iiberzufiihren, den beim Verdunsten des Alkohols gebliebenen Riickstand im Reagensrohr in maglichst wenig kaltem Wasser, schichtet reichlich Aether daruber und setzt dann einige Tropfen einer con- centrirten wassrigen Lijsung von Natriumnitrit zu. Die wasserige Fliissigkeit wird alsbald gelb und triibe; zugleich tritt geringe Stick- stoffentwicklung auf, da immer noch etwas freie Salzsaure vorhanden ist. Man schiittelt daher sofort mit Aether aus, um die gebildete Diazoverbindung einer weitergeheriden Zersetzung zu entziehen. Wird jetzt die abgegossene Btherische Liisung verdunstet,, so erhalt man den betreffenden Aether der diazotirten Fetts5ure in meist sehr eigen- thiimlich riechenden, gelben Oeltropfchen. Diese geben auf Zusatz von Salzsaure uriter heftigem Bufbrausen ihren Stickstoff ab. Die Verbindong wird zogleich farblos und besteht nun aus dem Aether der betreffenden gechlorten Saure, welcher sich durch den ganz!ich veriinderten, intensiren Geruch bemerklich macht.

241. Adolf Bae yer: Ziir chemischen Nomenclatur. (Eingegangen am 17. April; mitgetheilt in der Sitmng von Hrn. A. Pinnor.)

Ueber die Nomenclatur der organischen Verbindungen droht eine Verwirrung hereinzubrechen, welche es selbst dem Fachmann unnibg- lich macht, den Namen einer Substanz ohne Weiteres zu verstehen. Ich machte mir daher erlauben, einige darauf beziigliche Vorschlage zu machen, welche, wie ich glaube, geeignet sind, wenigstens die griiss- ten Uebelstande zu beseitigen. Dieselben beziehen sich wesentlich auf die Bezeichnung der Stellung in organischen Verbindungen.

Ueberblickt man das ganze Gebiet der Kohlenstoff'chemie, so kann man siimmtliche Verbindungen in drei Klassen theilen, welche ent- weder offene, oder ringfiirmig geschlossene, oder endlich aus dieseri beiden zusammengesetzte Atomverkettungen enthalten. Man bezeichnet nun die Stellung in dem ringfiirmig geschlossenen Benzol mit den ara- bischen Ziffern, in den offenen Ketten mit dem griechischen alphabet. Bei anderen ringfttrmig geschlosseneri Gebilden, wie z. B. beim Naph- talin und Chinolin, bedieneri sich die Einen der arahischen Ziffern, die Anderen des griechischen Alphabets.

Hier kann leicht Abhiilfe geschaffen werden, wenn man be- schliesst, die Stellung in geschlossenen Ringen immer mit den Ziffern, die in offenen Ketten immer mit dem griechischen Alphabet zu be- zeichnen. Es hat dies zugleich den grossen Vortheil, dass man sofort dariiber orientirt ist, ob die Substitntion in einem Ringe oder einer offenen Kette stattgefunden hat.