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366 Analog oder digital? Aufmaß als Grundlage für Bauforschung und Planung Andreas Potthoff und Yngve Jan Holland Handaufmaß oder Computertechnik in der Bauaufnahme? Scheinbar antipodisch stehen sich die Begriffe gegenüber und werden zum Teil mit großem Eifer zu Methoden oder gar Ideologien gemacht. Dabei geht es eigentlich nur um die Wahl der angemessenen Mittel – sowohl beim Aufmaß als auch in der Darstellung. Digitale Meßtechnik, Handaufmaß und CAD- Zeichnung schließen sich keineswegs zwangsläufig gegenseitig aus, sondern lassen sich durchaus sinnvoll miteinander kombinieren. Gerade auch vor dem Hintergrund, daß die Ergebnisse einer Bauaufnahme zunehmend in digitaler Form von den Planungsbeteiligten gefordert werden, muß in Bezug auf die Planerstellung abgewogen werden zwischen Umzeichnung eines reinen Hand- aufmaßes und direkter CAD-Zeichnung vor Ort. 1 In diesem Beitrag geht es um das Aufmaß als Instrument der historischen Bauforschung. Dieses dient nicht nur der Denkmaldokumentation, sondern bildet darüber hinaus die Voraussetzung für eine denkmalgerechte und ökono- misch sinnvolle Planung. Es soll noch einmal diskutiert werden, was die Qualität einer zeichnerischen Bauaufnahme ausmacht und welche Möglich- keiten und Grenzen in der Digitaltechnik liegen. Denn: Die Disziplin der historischen Bauforschung wird sich mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Es gilt dabei, Klarheit über den Sinn und Zweck einer Bauaufnahme zu erlangen sowie inhaltliche Qualitätsanforderungen zu formulieren und auch zu überprüfen. Die zeichnerische Bauaufnahme ist ein zentraler Bestandteil der Erfassung eines Gebäudes und bildet die Grundlage für jegliche Auseinandersetzung mit dem Baubestand. Sie umfaßt in der Regel die Darstellung eines Bauwerks in Grundrissen und Schnitten sowie die Anfertigung von Fassadenansichten als 1 Einen Überblick über die Bandbreite der Bauaufnahmeverfahren bietet der Tagungsband: WEFERLING, Ulrich; HEINE, Katja; WULF, Ulrike (Hg.): Von Handaufmaß bis Hightech – Aufnahmeverfahren in der historischen Bauforschung, Mainz 2001. – Zu den Möglichkei- ten der Tachymetrischen und photogrammetrischen Verfahren vgl.: WIEDEMANN, Albert: Handbuch Bauwerksvermessung. Geodäsie, Photogrammetrie, Laserscanning, Basel/Bo- ston/Berlin 2004. Andreas Potthoff und Yngve Jan Holland

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Analog oder digital?

Aufmaß als Grundlage für Bauforschung und Planung

Andreas Potthoff und Yngve Jan Holland

Handaufmaß oder Computertechnik in der Bauaufnahme? Scheinbarantipodisch stehen sich die Begriffe gegenüber und werden zum Teil mitgroßem Eifer zu Methoden oder gar Ideologien gemacht. Dabei geht eseigentlich nur um die Wahl der angemessenen Mittel – sowohl beim Aufmaßals auch in der Darstellung. Digitale Meßtechnik, Handaufmaß und CAD-Zeichnung schließen sich keineswegs zwangsläufig gegenseitig aus, sondernlassen sich durchaus sinnvoll miteinander kombinieren. Gerade auch vor demHintergrund, daß die Ergebnisse einer Bauaufnahme zunehmend in digitalerForm von den Planungsbeteiligten gefordert werden, muß in Bezug auf diePlanerstellung abgewogen werden zwischen Umzeichnung eines reinen Hand-aufmaßes und direkter CAD-Zeichnung vor Ort.1

In diesem Beitrag geht es um das Aufmaß als Instrument der historischenBauforschung. Dieses dient nicht nur der Denkmaldokumentation, sondernbildet darüber hinaus die Voraussetzung für eine denkmalgerechte und ökono-misch sinnvolle Planung. Es soll noch einmal diskutiert werden, was dieQualität einer zeichnerischen Bauaufnahme ausmacht und welche Möglich-keiten und Grenzen in der Digitaltechnik liegen. Denn: Die Disziplin derhistorischen Bauforschung wird sich mit diesem Thema auseinandersetzenmüssen. Es gilt dabei, Klarheit über den Sinn und Zweck einer Bauaufnahmezu erlangen sowie inhaltliche Qualitätsanforderungen zu formulieren und auchzu überprüfen.

Die zeichnerische Bauaufnahme ist ein zentraler Bestandteil der Erfassungeines Gebäudes und bildet die Grundlage für jegliche Auseinandersetzung mitdem Baubestand. Sie umfaßt in der Regel die Darstellung eines Bauwerks inGrundrissen und Schnitten sowie die Anfertigung von Fassadenansichten als

1 Einen Überblick über die Bandbreite der Bauaufnahmeverfahren bietet der Tagungsband:WEFERLING, Ulrich; HEINE, Katja; WULF, Ulrike (Hg.): Von Handaufmaß bis Hightech –Aufnahmeverfahren in der historischen Bauforschung, Mainz 2001. – Zu den Möglichkei-ten der Tachymetrischen und photogrammetrischen Verfahren vgl.: WIEDEMANN, Albert:Handbuch Bauwerksvermessung. Geodäsie, Photogrammetrie, Laserscanning, Basel/Bo-ston/Berlin 2004.

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Strichzeichnungen oder als Meßbilder. Die in den Empfehlungen für Bauauf-nahmen durch Eckstein/Gromer2 entwickelten Standards zu den Genauigkeits-stufen haben sich zumindest im Bereich der Denkmalpflege durchgesetzt undbeschreiben zuverlässig die unterschiedlichen Anforderungen, die an eineAufmaßzeichnung gestellt werden. Bis vor wenigen Jahren waren Aufmaße mitsolchen Ansprüchen an Maßhaltigkeit und Detailtreue nahezu ausschließlichmit der Hand zu erstellen, da die technischen Voraussetzungen nichts andereszuließen. Eine sich ständig verändernde Digitaltechnik hat eine Vielzahl vonneuen Erfassungsinstrumenten hervorgebracht, die vielfältige Möglichkeiteneröffnen, aber auch Risiken bergen. Im Weiteren werden daher einige grund-legende Fragen am Beispiel eines angewandten Verfahrens diskutiert.

Nach rund zehn Jahren Erfahrung im Handaufmaß3 arbeiten wir seiteinigen Jahren zunehmend mit digitalen Methoden in der Bestandserfassungund -dokumentation. Als ebenso wissenschaftlich wie wirtschaftlich sinnvollhat sich für das Aufmaß unterschiedlicher Genauigkeitsanforderungen dieOnline-Tachymetrie unter Einbeziehung der digitalen Bildentzerrung heraus-gestellt.

Die Tachymetrie gewährleistet dabei ein sicheres, unabhängiges Meßnetzauch über größere Strecken oder in komplexeren Gebäuden, während die Vor-Ort-Arbeit auch mit ergänzendem Handaufmaß eine große zeichnerischeDetailgenauigkeit und Informationsdichte ermöglicht.

Grundsätzlich wird – man muß das immer wieder betonen – auch beidigitalen Techniken vor Ort im Angesicht des Objektes gearbeitet, um denInformationsverlust durch das Übertragen von Skizzen im Büro zu vermeiden.Dieses Vor-Ort-Zeichnen ist neben der Qualifikation des Zeichners die wich-tigste Voraussetzung für die Qualität der Bauaufnahme – unabhängig davon,ob die Zeichnung mit einem Bleistift oder CAD-Programm erstellt wird.

Die technischen Möglichkeiten für eine rechnergestützte Bauaufnahmesind mit der Entwicklung der Online-Tachymetrie sowie leistungsfähiger undbezahlbarer Laptops mittlerweile gegeben. Unterschiedliche Hilfsprogrammeermöglichen es dem Nicht-Vermesser, selbständig auch komplexere Gebäudeaufzunehmen, inklusive eventuell notwendiger Polygonzüge mit Ausgleichs-rechnung. Die entsprechenden Programme sind inzwischen derart benutzer-

2 ECKSTEIN, Günter: Empfehlungen für Baudokumentationen, Arbeitsheft 7, Landesdenkmal-amt Baden-Württemberg, Stuttgart 1999.

3 Bearbeitung von rund 150 Projekten zu wissenschaftlichen und kommerziellen Zwecken;Handaufmaß mit Achsenschnüren, Triangulation, Ablotungen und vor Ort aufgetragen mitBleistift auf Karton bzw. Folie.

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freundlich, daß der Tachymeter – mittels Datenkabel an ein Laptop ange-schlossen – als Eingabegerät für das CAD-Programm funktioniert (daher derBegriff »Online-Tachymetrie«). Dabei werden die aus Horizontal- und Vertikal-winkel sowie Entfernung eines Punktes zum Meßgerät errechneten Koordina-ten direkt in das CAD-Programm übertragen. Mit Hilfe dieser Punkte undweiteren von Hand ermittelten Maßen wird die Zeichnung am Rechnererstellt. Jederzeit ist es bei diesem Verfahren möglich, ein Maß mit demMeterstab oder dem Laser-Distanzmesser zu ermitteln und über die Tastatureinzugeben, sei es für den Tachymeter unerreichbar oder mit der Hand sichererzu ermitteln (z.B. bei Balkenquerschnitten, Fensterprofilen o.ä.). Die Metho-den des Handaufmaßes wie Triangulation oder Rechtwinkelmessung lassensich problemlos auch in der CAD-Zeichnung anwenden. Darüber hinauskönnen Digitalbilder – entzerrt mit Hilfe von Paßpunkten, die wiederumtachymetrisch gemessen werden – problemlos in die Zeichnungen integriertwerden. Auf dieser Grundlage lassen sich leicht verschiedene Kartierungenerstellen, wie z.B. das Erfassen bauhistorischer Befunde oder die Darstellungvon Materialqualitäten sowie Schadensphänomenen.

Bewährt hat sich die Arbeit mit sogenannten Aufsätzen für CAD-Pro-gramme. Über entsprechende Module werden sowohl die Online-Tachymetrieals auch die digitale Bildentzerrung in das Zeichenprogramm integriert. Einwesentlicher Vorteil ist das Arbeiten in einem Programm. Dadurch entfallen diehäufig lästigen Kompatibilitäts-Probleme, und außerdem bleiben die Informa-tion in einer Datei beieinander.

Die erste Voraussetzung für eine qualifizierte Bauaufnahme ist das immerwieder angemahnte Hinschauen und Verstehen der Konstruktion, des Profilsoder des Bauteils. Soll beispielsweise ein viertelkreisförmiges Profil dargestelltwerden, so erhält man mit zehn bis fünfzig tachymetrisch ermittelten Punktenje nach Maßstab sicher ein akzeptables Ergebnis, wenn man sich aber – wie beider Handaufnahme ohnehin üblich und erforderlich – die Geometrie vor demMessen klar macht, reichen unabhängig vom Maßstab maximal drei gemessenePunkte aus, um einen Viertelkreis zu konstruieren. Dies bedeutet also, daßunabhängig vom Meßverfahren eben die Qualifikation des Bauaufnehmers diewichtigste Voraussetzung für ein gutes Ergebnis ist.

Zugespitzt formuliert: Weder ein künstlerisch begabter Handzeichner,noch ein versierter CAD-Zeichner stellen automatisch eine Schiffskehle aneinem Deckenbalken dar. Erst das bauhistorische Interesse für ein Detailgewährleistet seine Dokumentation. Es bleibt auch beim CAD-Aufmaß unab-dingbare Voraussetzung für eine qualitätvolle Bauaufnahme.

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Weitere Voraussetzungen sind ein sicherer Umgang mit dem jeweiligenZeichenprogramm und eine gewisse Übung. Das zwanzigste Fensterprofilzeichnet sich eben schneller, einfacher, besser und aussagekräftiger als das erste.Das mußte man einst mit dem Bleistift mühsam lernen und üben; und auch dievielfältigen Konstruktions- und Darstellungsmöglichkeiten des CAD mußman sich – das ist ebenso mühsam – erst aneignen.

Notwendig ist selbstverständlich auch eine gewisse vermessungstechnischeGrundbildung; man sollte wissen, wie die Technik funktioniert und was dieBedingungen für die gewünschte Genauigkeit sind, schon um etwaige Fehlernicht nur erkennen, sondern auch korrigieren zu können. Mit einer auch sogenannten »Totalstation« werden letztlich ebenso Winkel und Strecken gemes-sen wie mit dem analogen Theodoliten und einem Maßband, wenn auchkomfortabler und mit einer etwas größeren Genauigkeit (besonders bei größe-ren Distanzen). Diese grundsätzliche Funktionsweise muß man kennen, umnicht allzu kritiklos der Technik zu vertrauen. Auch der im CAD-Programmexakt konstruierte Schnittpunkt entspricht der Wirklichkeit nur bedingt,wenn stark schleifende Schnitte zu Meßungenauigkeiten führen. Beim Hand-aufmaß sind diese Zusammenhänge offensichtlich, da die zeichnerische Kon-struktion eines Schnittpunktes von zwei sich in sehr spitzem Winkel schnei-denden Geraden problematisch ist, in der Digitalzeichnung jedoch muß mandas Problem kennen, um es zu vermeiden.

Genauso wichtig ist unseres Erachtens das »Fertigzeichnen« einer Zeich-nung in einem Arbeitsgang bis zu einem eindeutigen Stand. Dies setzt klardefinierte Ziele voraus, die mit dem entsprechenden Arbeitsschritt erreichtwerden sollen.4 Das bedeutet, Arbeitsunterbrechungen z.B. durch Auswertungvon tachymetrischen Einzelpunktmessungen und spätere Weiterbearbeitungeines Punktplots – ob mit der Hand oder am Laptop – durch womöglich anderePersonen zu vermeiden.

Skepsis ist hingegen angebracht, wenn mit der großen Schnelligkeit derdigitalen Bauaufnahme argumentiert wird. Auch wer digital manche Dingeschneller aufnimmt als mit der Hand, mit dem Tachymeter mißt und amLaptop zeichnet, braucht eine gewisse Zeit am oder im Objekt, um dessenEigenheiten zu erkennen und richtig zu deuten. Von einer Bauaufnahme, diesich auf die reine Meßbilderstellung oder den formtreuen, aber oberflächlichgezeichneten Grundriß beschränkt, ist sehr wenig an bauhistorischer Erkennt-nis zu erwarten. Daneben muß mit einer gewissen Ausdauer hingeschaut

4 Vgl. weiter unten: Beispiel aus der Praxis, Schulen Magdeburg.

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werden, um über Befundkartierungen und Beischriften die Pläne zu verdich-ten.5 Gleichwohl erspart die CAD-Zeichnung mühsames Umzeichnen oderDigitalisieren von handgezeichneten Plänen, da der einmal gezeichnete Planimmer wieder zu unterschiedlichen Zwecken benutzt werden kann.

Gegenüber dem zur Zeit aufkommenden 3D-Scanning hat das beschriebeneVerfahren den Vorteil, von vornherein nur so viele Daten aufzunehmen, wiewirklich notwendig sind, um die jeweiligen Räumlichkeiten zu erfassen unddamit die Handhabbarkeit der Daten zu gewährleisten. Es werden eben nicht alleerdenklichen raumbegrenzenden Punkte ohne Hierarchie erfaßt, sondern nurdiejenigen, die für die entsprechende Zeichnung notwendig sind. Auch entfällteine Auswertung der Daten im Büro, die wiederum mit der Gefahr des Infor-mationsverlustes einhergeht. Abgesehen vom technischen Problem der Aufbe-reitung und Aufbewahrung der Datenmenge, erfordert auch ein Aufmaß mittels3D-Scanning die Nachbearbeitung vor Ort, um die entsprechenden Details,Materialien und Besonderheiten aufzunehmen, die das Gerät nicht erkennt.

Neben der Erfahrung des Bauforschers, seinem Wissen um das Bauen imAllgemeinen, ist auch bei der digitalen Bauaufnahme eine intensive Beschäf-tigung mit dem speziellen Bau eine unabdingbare Voraussetzung.

Im denkmalpflegerischen Alltag schrecken Bauherren und in der Denkmal-pflege unerfahrene Planer immer noch vor der Forderung nach einem vermeint-lich jeden Kostenrahmen sprengenden, verformungsgerechten Aufmaß zurück.Dieser Begriff ist über die Fachkreise hinaus wohlbekannt, wird allerdings inerster Linie mit immensen Kosten und Liebhaberei von idealistischen Denkmal-pflegern gleichgesetzt. Es ist unserer Erfahrung nach häufig ein recht aufwen-diger Prozeß, Bauherren und Planer von der Sinnhaftigkeit eines solchen Auf-maßes zu überzeugen, gerade wenn sie durch die Denkmalpflegefachbehördenzu einem solchen verpflichtet worden sind, ohne den Sinn und Zweck wirklicheinzusehen.

In der Konsequenz wird immer noch häufig mit Systemaufmaßen geplantund später lapidar festgestellt, daß ein Altbau immer seine unvorhersehbarenTücken habe. Daß man diese »Tücken« durch eine vernünftig konzipierte undgründlich durchgeführte Bauaufnahme auch schon im Vorfeld der Planungaufspüren kann, ist in der denkmalpflegerischen Praxis längst noch nichtAllgemeingut.6

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5 Die Erkentnisse der historischen Bauforschung belegen eindrucksvoll die Notwendigkeitdes Zeichnens vor Ort. Vgl. SCHULLER, Manfred: Building Archeology, München 2002.

6 Die Relevanz des Aufmaßes für Schadensanalyse und Sanierungsplanung belegt die Arbeit

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Ziel eines formtreuen Aufmaßes ist es, das Bauwerk in seinen Eigenheitenund Besonderheiten vollständig zu erfassen. Soweit der Konsens.

Geht es um ein konkretes Projekt, so gilt es jedoch, völlig unterschiedlichenAnforderungen der verschiedenen Disziplinen gerecht zu werden. Allzu nor-mal ist es, daß die unterschiedlichen Beteiligten an einem Bauvorhaben imBestand ihre jeweils eigenen Aufmaße anfertigen. Wenn dann neben demArchitekten, dem Schadensgutachter und dem Statiker am Ende auch noch »dieDenkmalpflege« ein dann auch noch verformungsgerechtes Aufmaß für dieBauforschung fordert, fragt sich der Bauherr nicht immer ganz zu Unrecht,warum er jetzt das vielleicht vierte oder fünfte Aufmaß bezahlen soll, wo es dochohnehin längst Pläne gibt.

Umgekehrt ist es einem Bauherren in der Regel schwer vermittelbar, ersteine fünfstellige Summe in ein detailliertes, verformungsgerechtes Aufmaß zuinvestieren, bevor man halbwegs konkrete Aussagen zu Sanierungs-, Umbau-oder (Um-)Nutzungsmöglichkeiten machen kann.

Daraus folgt für uns, daß ein wirtschaftliches Aufmaß von vornhereinfortschreibbar konzipiert sein muß. Dafür bietet sich das oben beschriebeneVerfahren in besonderer Weise an. Nach der Anlage und dauerhaften Markie-rung eines Meßnetzes (was bei vielen kleineren und mittleren Gebäuden auseiner Handvoll Punkten bestehen kann, die sehr schnell einzumessen sind)wird zunächst ein verhältnismäßig »grober« Grundriß erstellt, der für die erstenkonzeptionellen Überlegungen der Planer ausreicht. Daneben kann bei spezi-ellem Interesse (etwa der Denkmalpflege oder des Statikers) beispielsweise einDachquerschnitt oder ein Traufdetail schon zu diesem frühen Zeitpunkt in dererforderlichen Genauigkeit aufgenommen werden.

Zu einem späteren Zeitpunkt können – je nach planerischen, denkmalpfle-gerischen oder anderen gutachterlichen Interessen – die Pläne verdichtet undergänzt werden, ohne jedes Mal von Neuem zu beginnen. Bei guter Abstim-mung aller Beteiligten fördert ein solches Verfahren neben seiner Wirtschaft-lichkeit den Erkenntnisgewinn über den Bau – und dies nicht nur für diehistorische Bauforschung.

Besonders wichtig ist es bei allen Aufmaßprojekten, möglichst früh einenKonsens über die Darstellungstiefe herbeizuführen. Denn Details, die für denBauhistoriker selbstverständlich darzustellen sind, erscheinen dem planenden

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des Sonderforschungsbereichs 315 der Universität Karlsruhe. Vgl. WENZEL, Fritz; KLEIN-MANNS, Joachim (Hg.): Denkmalpflege und Bauforschung. Aufgaben, Ziele, Methoden,Karlsruhe 2000.

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Architekten oder dem Statiker vielleicht zunächst unwichtig. Umgekehrt wird– wenigstens schematisch – die Darstellung baukonstruktiver Zusammenhän-ge erwartet, die der berührungs- und zerstörungsfrei Arbeitende unter Umstän-den nicht liefern kann (z.B. wenn die Deckenkonstruktion ohne Befund-öffnung nicht einsehbar ist). Erst wenn diese scheinbaren Selbstverständlich-keiten rechtzeitig geklärt werden, kann ein Ergebnis erreicht werden, daß allenBeteiligten nutzt und damit auch eine gewisse Sensibilität für die Erkenntnisseder jeweils fremden Disziplin fördert.7

Im Ergebnis erspart dieses Verfahren nicht nur mehrfache Aufmaßarbeit, esliefert im Gegensatz zu einem Systemaufmaß auch frühzeitig denkmalpflege-risch und planerisch relevante Erkenntnisse und trägt damit zu einer sehr vielgrößeren Planungs- und Kostensicherheit bei.

Für den wirtschaftlichen Planungsprozeß entscheidend ist eine Aufmaß-qualität, die den verschiedensten Erwartungen der unterschiedlichen Bau-beteiligten genügt, um unnötige Mehrfachaufnahmen zu vermeiden und alleInformationen möglichst nah beieinander darzustellen. Liegen die Datenvollständig digital vor, ist eine bessere Kommunikation zwischen allen Planungs-beteiligten möglich, weil neben der reinen Aufmaßzeichnung auch bau-historische sowie restauratorische Befunde, Schadens- und Baualterskartie-rungen in einer Zeichnung dargestellt werden können. Sie sind so jederzeit imPlanungsprozeß präsent und können in unterschiedlichen Darstellungsfor-men problemlos reproduziert und allen am Planungs- und Entscheidungspro-zeß Beteiligten zugänglich gemacht werden.8 Auch wenn ein digitaler Plankeineswegs automatisch inhaltlich besser ist als eine Handzeichnung, sind eseben gerade seine Verfügbarkeit und Reproduktionsfähigkeit, die für einebessere Kommunikation der Ergebnisse sorgen. Ein nicht ganz unwichtigerAspekt ist hier die Tatsache, daß die Handzeichnung – man mag das bedauern– als Standardmedium aus dem Planungsalltag weitgehend verschwunden ist.Es wird fast ausschließlich am Bildschirm gearbeitet, und dies mit stetigsteigendem Darstellungsanspruch. Da verwundert es nicht, daß die blasse

7 Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege (BLDAM, Hg.) weist in den Anfor-derungen an eine Bestandsdokumentation in der Baudenkmalpflege, Petersberg 2002, aufdie Notwendigkeit hin, die Bestandsaufnahmen fachübergreifend an den Einzelfall ange-paßt zu planen.

8 Zur Planungsrelevanz vgl. THOMAS, Horst (Hg.): Denkmalpflege für Architekten. VomGrundwissen zur Gesamtleitung, Köln 1998, und HEILIGER, Ralph: Architektur-Vermes-sung, Wiesbaden 2000.

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Kopie einer Bleistiftzeichnung, mit Buntstiften koloriert, manchmal wenigerernst genommen wird als der leicht reproduzierbare Ausdruck einer CAD-Datei.

Die Digitaltechnik wirft neben allen Vorzügen ein wesentliches Problem imZusammenhang mit der Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Untersuchun-gen, aber auch planerischer Entscheidungen auf, nämlich das der Haltbarkeitder Daten. Bleistiftzeichnungen auf säurefreiem Karton halten bei sachgerech-ter Lagerung eine »Ewigkeit«, Fotoabzüge auf Baryt-Papier auch schon verhält-nismäßig lange. Wie lange hingegen eine CD-ROM lesbar bleibt, ist imMoment nicht absehbar. Diese Fragen harren einer zufriedenstellenden Lö-sung, die aber nicht nur bauhistorische bzw. denkmalpflegerische Dokumen-tationen betrifft. Sämtliche Archive stehen vor demselben Problem, das unseresErachtens konstruktiver gelöst werden muß als mit einer pauschalen Ableh-nung von digital erstellten Plänen nach dem Motto: »Kennen wir nicht,können wir nicht, wollen wir nicht«. Säurefrei z.B. sind heute schon die meistenDruckerpapiere. Die DIN 6738 regelt die Bedingungen für alterungsbeständigesPapier, es gibt UV-beständige Tinten sowie erste Konzepte zur langfristigenDatensicherung.9 Auf dieser Basis gilt es, praktikable und sichere Standards zuentwickeln, um die Lagerungsfähigkeit der Pläne, Bilder und Dateien langfristigzu gewährleisten.

Wir denken, daß es im Sinne der Sache ist, sich den neuen Meß- undDarstellungstechniken nicht zu verschließen, sondern ihre Möglichkeitenangemessen zu nutzen. Nicht zuletzt durch gute Kommunikation lassen sichfragwürdige Entscheidungen und damit einhergehender Substanzverlust ver-ringern.

Dennoch: Gegen Ignoranz, Hilflosigkeit oder Unvermögen im Umgangmit historischem Baubestand hilft auch dieses Verfahren nicht. Wir sind aberdavon überzeugt, mit einem digital vorliegenden Plan, der Aufmaß undAnalyse vereint, eine Kommunikations- und Arbeitsgrundlage zu schaffen, mitder viele der alltäglichen Probleme und Konflikte im Planungsprozeß vermie-den werden können.

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9 Vgl. hierzu z.B. die Internetseite www.langzeitarchivierung.de

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Beispiele aus der Praxis

Grundschule Leiterstraße und Volkshochschule in MagdeburgNicht als Auflage der Denkmalpflegebehörden, sondern im Auftrag derplanenden Architekten wurden zwei denkmalgeschützte Schulbauten (Baujahr1876 bzw. 1903) mit einer BGF von zusammen etwa 7200 m2 aufgemessen.Dem Planungsstand (Bauantrag bzw. Haushaltsunterlage Bau) angemessenwurde eine Detaillierung entsprechend dem Maßstab 1:100 vereinbart. Eswurden also die sichtbaren Bestandsmaße (also die verputzten Wände, derFußboden inkl. Aufbau) gezeichnet, lichte Tür- und Fensteröffnungen sowieUnterzüge und andere wesentliche Bauteile dargestellt. Nicht dargestellt

1 Grundschule Leiterstraße und Volkshochschule in Magdeburg, Grundriß (ASD, Berlin)

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wurden Details wie die Türbekleidungen und Fensterprofile, die Fußbödenoder Deckenaufbauten. Einige spezielle planungsrelevante Besonderheitenwurden dagegen sofort mit erfaßt wie z.B. die Lage und Querschnitte dervorhandenen Lüftungsöffnungen in den Wänden.

Das unabhängiges Meßnetz gewährleistet eine Genauigkeit, die auch denhöheren Anforderungen späterer Planungsphasen gerecht wird.

Unter diesen Voraussetzungen wurden formtreue Grundrisse, Schnitte undAnsichten vor Ort erstellt, die eine sichere Planung ermöglichen und darüberhinaus gewährleisten, daß die Pläne mit einem überschaubaren Aufwand zueinem späteren Zeitpunkt detailliert werden können. Diese Fortschreibungbetrifft vor allem Ausbaudetails wie Fenster, Türen, Fußböden und ähnliches.Je nach Erfordernis können diese Informationen nachträglich in die vorhande-nen Pläne gebracht werden, ohne noch einmal ein neues Aufmaß anfertigen zumüssen. Der Bauherr war von dieser Arbeit so überzeugt, das er auch für einweiteres Großobjekt in Magdeburg, nämlich das Kulturhistorische Museum,ein Aufmaß gleicher Qualität beauftragte, obwohl auch dort seitens derDenkmalpflege keine Auflagen hinsichtlich der Aufmaßqualität bestanden. Imvoranschreitenden Planungsprozeß wurden die Aufmaße nach Erfordernisergänzt und präzisiert.

Stadtpfarrkirche St. Marien Angermünde, Landkreis UckermarkDie Marienkirche in Angermünde, ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundertmit Erweiterungen und Umbauten des 15. Jahrhunderts, wurde im Jahr 2002sanierungsvorbereitend aufgemessen. Auf Veranlassung der planenden Archi-tektin und in Abstimmung mit den Denkmalpflegebehörden wurde einformtreues Aufmaß der Genauigkeitsstufe III nach Eckstein angefertigt. DerBau wurde in Grundrissen und Schnitten erfaßt, die Fassaden mit Hilfe digitalentzerrter Meßbilder dargestellt.

Dieses Aufmaß diente den verschiedenen an der Planung beteiligten Fach-leuten als Grundlage. Es erfolgte eine bauteilscharfe Schadenskartierung unddurch uns eine bauhistorische Untersuchung im Dachwerk, das zum großen Teilaus dem beginnenden 18. Jahrhundert stammt, wobei ein nicht unwesentlicherBereich aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert erhalten ist. Im Rahmen derFassadeninstandsetzung sorgte eine restauratorische Untersuchung auf derGrundlage der Meßbilder für eine angemessene Maßnahmenplanung. All dieseKartierungen fußten dabei auf ein und demselben erstellten Bestandsaufmaß.

Eine umfassende Bauforschung an der Marienkirche ist bisher nicht erfolgt.Durch das Aufmaß, verbunden mit planungsrelevanten Teiluntersuchungen

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2 Stadtpfarrkirche St. Marien,Angermünde (Lkr. Uckermark),Querschnitt Chor (ASD, Berlin)

(bisher wurden lediglich das Dachwerk sowie Teile der Fassaden instandgesetzt) konnten jedoch schon zahlreiche neue Erkenntnisse zur Baugeschichteder Kirche gewonnen werden. Das vollständig digital vorliegende Aufmaßermöglicht die Fortschreibung der Untersuchungen und Dokumentationenim Verlauf der zukünftigen Baumaßnahmen.

Kloster Stift zum Heiligengrabe, Landkreis Ostprignitz-RuppinDas ehemalige Zisterzienserinnenkloster Heiligengrabe mit einem reichenBestand an mittelalterlicher Bausubstanz wird seit den 1990er Jahren umfas-send saniert. Die in diesem Zusammenhang angefertigten Aufmaße sind digitalvor Ort als tachymetrisches Aufmaß sowie als analog bzw. digital entzerrteMeßbilder erstellt worden. Hierbei wurde Wert darauf gelegt, bereits vorhan-dene analoge und digitale Daten wie z.B. vorhandene, z.T. ältere Aufmaße undMeßbilder zu integrieren. Auf dieser Grundlage konnten bauhistorische Befund-kartierungen sowie Baualterspläne digital angefertigt werden. Alle Ergebnissevon Bauaufnahme und bauhistorischer Untersuchung stehen den verschiedenenPlanungsbeteiligten dank einer vorausschauend agierenden Projektsteuerungim Internet auf einem zentralen Server zum Herunterladen bereit. Auf diese

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3 Stadtpfarrkirche St. Marien, Angermünde (Lkr. Uckermark), Fassade (ASD, Berlin)

4 Stadtpfarrkirche St. Marien, Angermünde (Lkr. Uckermark), Längsschnitt (ASD, Berlin)

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5 Kloster Stift zum Heiligengrabe (Lkr. Ostprignitz-Ruppin), Kirche und Klausur, GrundrißErdgeschoß (ASD, Berlin)

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6 Kloster Stift zum Heiligengrabe (Lkr. Ostprignitz-Ruppin), Kirche, Nordwand, digital ent-zerrtes Meßbild (ASD, Berlin)

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7 Kloster Stift zum Heiligengrabe (Lkr. Ostprignitz-Ruppin), Kirche, Nordwand DachgeschoßJoch 1, Befundkartierung (ASD, Berlin)

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10 Aufmaß und vorbereitende sowie baubegleitende Bauforschung seit 2002: ASD, Berlin, inProjektarbeitsgemeinschaft mit Dirk Schumann M.A. und Dipl.-Ing. Christina Straße.

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Weise wird eine reibungsarme Kommunikation erreicht, die dazu beiträgt, daßErkenntnisse der Bauforschung Eingang in planerische Überlegungen findenkönnen.

In diesem Fall hat es sich als sehr vorteilhaft erwiesen, daß Aufmaß undBauforschung in einer Hand10 liegen und die restauratorischen und archäolo-gischen Untersuchungen eng mit der Bauforschung abgestimmt werden.Dadurch wird es möglich, planungsrelevante Einzelfragen nach Bedarf vorge-zogen zu bearbeiten, ohne erst die bei einem solch komplexen Bauwerk oftlangwierigen Einzeluntersuchungen abwarten zu müssen. Auch dieses Vorge-hen sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht immer.Gerade hier erweist sich noch einmal ein großer Vorteil der »digitalen Bau-aufnahme«, indem nämlich das allmähliche Fortschreiben der Aufmaße undDokumentationen je nach Planungsrelevanz, Baufortschritt und nicht zuletztden finanziellen Möglichkeiten des Bauherren in anschaulichen Gesamtplänenzusammengefaßt werden kann und eine »Lose-Blatt-Sammlung« vermiedenwird. Je nach Zweck einer Darstellung können dann beispielsweise die Lesbar-keit einschränkende Befundeintragungen für eine verkleinerte Ausgabe ausge-blendet oder Ausschnitte vergrößert dargestellt werden.