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Analyse des Bediirfnisses nach kieferorthop idischer Behandlung D. Eismann, Erfurt Poliklinik l'i[r Orthopfidische Stomamlogie (Direktor: MR Prof. Dr. so. reed. D. Eismamt) der Sektion Sto- matologi.~ an der Medizinischen Akadcmie Erfurt Problemstellung Das Bedfirfnis naeh kieferorthopfidischer Therapie ist eine wichtige Einflul3gr613e auf die Kooperationsbereitschaft des Patienten. Das Behandlungsverlangen ist in sich untersetzt und kann vom Laien im allgemeinen spontan nur unvollkommen in- terpretiert werden, da ffir die Bedfirfnisermittlung Einstellungen, Wertvorstellun- gen, Interessen, Haltungen und Normen eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle spielen, lnsofern sind ffir die Ausrichtung auf bestimmte Objekte als Ziel des Be- d~rfnisses, aber auch in bezug auf die [ntensirat des Verlangens nach Stillung dessel- ben, sowohl pers6nlichkeitseigene als auch aus der geselischaftlichen Umwelt stam- mende EinfluBgr613en integriert. Wesentliche Grundlagen fiir das individuelle Bediirfnis nach kieferorthopfidischer Behandlung sind in psychischen und sozialpsychologischen Faktoren zu sehen. Sie wurden bislang meist nur im Rahmen einzelner Zusammenhfinge untersucht. Meine beiden Doktoranden L. und H.-P. Schorcht [1 I] analysieren in ihrer Dissertation eine Reihe von Aspekten, die zum Teil fiber subjektive Wertungen der Probanden erfal3t, aber weiterhin auch mit objektiven Befunden in Beziehungen gebracht wer- den. Im Rahmen der zur Verffigung stehenden Redezeit k6nnen nur einige wesentli- che Informationen aus der Promotionsarbeit dargestellt werden. Beobachtungsgut Als Probanden dienten aus stfidtischer Bev61kerung 204 zw61fjfihrige Kinder, 204 16jfihrige Jugendliche, 215 Erwachsene im Alter von 25 bis 36 Jahren und 192 36- bis 45jfihrige (Tab. I). Von den insgesamt 815 Personen waren 426 weiblichen und 389 mfinnlichen Geschlechts. Sie wurden nach dem Zufalisprinzip erfal3t und besal3en deshalb entweder keine oder mehr oder weniger stark ausgeprfigte Zahnstellungs- und Bil3anomalien. Der morphologische Umfang vorhandener GebiBanomalien im Probanden 12-13 16-17 25-36 3646 Summe Jahre Jahre Jahre Jahre Weiblich 113 91 123 99 426 Mfinnlidl 91 113 92 93 389 Summe 2(14 2(14 215 192 815 Tab. I. AItr trod gcsclllcchlsnliil3ige Zusanmlcnsclztmg des I>robandungules. Fortschr. Kicfm-orthor~. 47 (1986). 281--286 (Nr. 4) 281

Analyse des Bedürfnisses nach kieferorthopädischer Behandlung

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Analyse des Bediirfnisses nach kieferorthop idischer Behandlung

D. Eismann, Erfurt

Poliklinik l'i[r Orthopfidische Stomamlogie (Direktor: MR Prof. Dr. so. reed. D. Eismamt) der Sektion Sto- matologi.~ an der Medizinischen Akadcmie Erfurt

Problemstellung

Das Bedfirfnis naeh kieferorthopfidischer Therapie ist eine wichtige Einflul3gr613e auf die Kooperationsbereitschaft des Patienten. Das Behandlungsverlangen ist in sich untersetzt und kann vom Laien im allgemeinen spontan nur unvollkommen in- terpretiert werden, da ffir die Bedfirfnisermittlung Einstellungen, Wertvorstellun- gen, Interessen, Haltungen und Normen eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle spielen, lnsofern sind ffir die Ausrichtung auf bestimmte Objekte als Ziel des Be- d~rfnisses, aber auch in bezug auf die [ntensirat des Verlangens nach Stillung dessel- ben, sowohl pers6nlichkeitseigene als auch aus der geselischaftlichen Umwelt stam- mende EinfluBgr613en integriert.

Wesentliche Grundlagen fiir das individuelle Bediirfnis nach kieferorthopfidischer Behandlung sind in psychischen und sozialpsychologischen Faktoren zu sehen. Sie wurden bislang meist nur im Rahmen einzelner Zusammenhfinge untersucht. Meine beiden Doktoranden L. und H.-P. Schorcht [1 I] analysieren in ihrer Dissertation eine Reihe von Aspekten, die zum Teil fiber subjektive Wertungen der Probanden erfal3t, aber weiterhin auch mit objektiven Befunden in Beziehungen gebracht wer- den. Im Rahmen der zur Verffigung stehenden Redezeit k6nnen nur einige wesentli- che Informationen aus der Promotionsarbeit dargestellt werden.

Beobachtungsgut

Als Probanden dienten aus stfidtischer Bev61kerung 204 zw61fjfihrige Kinder, 204 16jfihrige Jugendliche, 215 Erwachsene im Alter von 25 bis 36 Jahren und 192 36- bis 45jfihrige (Tab. I). Von den insgesamt 815 Personen waren 426 weiblichen und 389 mfinnlichen Geschlechts. Sie wurden nach dem Zufalisprinzip erfal3t und besal3en deshalb entweder keine oder mehr oder weniger stark ausgeprfigte Zahnstellungs- und Bil3anomalien. Der morphologische Umfang vorhandener GebiBanomalien im

Probanden 12-13 16-17 25-36 3 6 4 6 Summe Jahre Jahre Jahre Jahre

Weiblich 113 91 123 99 426 Mfinnlidl 91 113 92 93 389

Summe 2(14 2(14 215 192 815

Tab. I. AItr trod gcsclllcchlsnliil3ige Zusanmlcnsclztmg des I>robandungules.

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D. Eismann

sichtbaren Bereich wurde mit der von Eismann [3, 4] beschriebenen Methode objek- tiviert und jeweils der individuelle Summenpunktwert fiir das Frontzahngebiet be- stimmt.

Methodik

Jeder Proband wurde unter Zusicherung der Anonymit~it einem schriftlichen In- terview auf der Grundlage eines gedruckten Fragebogens [11] unterzogen, der sich aus insgesamt 23 Fragen zusammensetzte. Von diesen waren acht alternativ zu be- antworten, zehn Fragen zu polaren Eigenschaften erforderten die Entscheidung ffir eine von f~nf vorgegebenen abgestuften Werturteilen (sehr . . . . etwas . . . . weder/ noch . . . . etwas . . . . s e h r . . . ) . Zwei Fragen muBten frei beantwortet werden. Eine Frage gab zehn kurze Beschreibungen vor von sichtbaren Zahnstellungsanomalien, und der Proband muBte angeben, welche Abweichungen der Zahnstellung ihm gege- benenfalls am eigenen GebiB bewuBt sind. Zwei Fragen schlieBlich bezogen sich auf eine Serie von 27 farbigen Mundfotos der Frontzahnreihen in maximaler habitueller Interkuspidation [11]. Lippen und Gesicht wurden nicht mit erfaBt.

Diese Farbfotos wurden herangezogen, um das Differenzierungsvermtigen der Probanden in bezug auf Zahnstellungs- und BiBanomalien zu testen und mit der Ein- sch/itzung der jeweils eigenen GebiBsituation zu vergleichen. Bei den Bildhauptmo- tiven handelte es sich um neun charakteristische Symptome in dreifacher Abstufung: Engstand, Lticken, EckzahnauBenstand, Steilstand von Schneidez~ihnen (DeckbiB), tiefer OberbiB, offener BiB, sagittale Schneidezahnstufe, Fehlverzahnungen von In- zisivi, Abweichungen der Zahnbogenmitten voneinander.

Die Mundfotos wurden regellos gemischt, und der Proband erhielt zun~ichst die Aufforderung, die Bilder nach drei Gesichtspunkten zu sortieren:

1. normale Zahnstellung, 2. abweichende Zahnstellung, aber nicht behandlungsbedfirftig, 3. behandlungsbed~rftige Zahnstellung.

SchlieBlich wurde er gebeten, die Fotos der letzten Gruppe nach der Notwendig- keit der Behandlung in eine Rangfolge zu ordnen.

Die Bereitschaft der Probanden, sich dem etwa halbst~indigen Test zu unterzie- hen, war sehr gut. Es darf ein hoher Grad an Ehrlichkeit bei der Beantwortung der Fragen angenommen werden. Bis auf wenige Ausnahmen gab es auch beim Ausf~il- len keine Schwierigkeiten.

Zur mathematisch-statistischen Auswertung der Daten wurde der 2I-Kontingenz- test nach Kullback [8] und die Berechnung des Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman [12] herangezogen.

Ergebnisse und Diskussion

Wie bei der Erfassung eines Populationsquerschnittes nicht anders zu erwarten ist, waren fast 60% der Probanden im Frontzahngebiet durch Zahnstellungs- und BiB- unregelm/iBigkeiten morphoiogisch kleinen Umfangs gekennzeichnet (Tab. II). Na-

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Analyse des Behandlungsbediirfnisses

Summenpunktwert Probanden %

(I Punkte 95 11,7 1- 9 Punkte 486 59,6

Ill- 19 Punkte 154 18,9 20und mehr Punkte 80 9,8

Tab. II. Gruppierung des Probandengutes nach dem morphologischen Umfimg der Zahnstellungs- und BiBunregelmfiBigkeitcn im Frontzahngebiet nach Eisntann.

hezu 12% besagen regelrechte Frontzahnreihen. Lediglich knapp 30% der Unter- suchten wiesen umfangreichere Gebiganomalien im sichtbaren Bereich auf.

Das individuelle Bedfirfnis nach kieferorthop~idischer Therapie, abgeleitet aus der Zahl der Probanden, die angaben, kieferorthop~idisch behandelt worden zu sein, oder den Wunsch nach einer solchen Betreuung ausdrfickten, belief sich auf 38%. Der Anteil weiblicher Probanden liegt 17% fiber dem des anderen Geschlechts (28,5% bzw. 46,0%).

Dies und die an anderer Stelle zum Ausdruck gekommene h6here Bewertung der Zahnstellung fiir das Aussehen durch die weiblichen Befragten verdeutlichen, daB ffir Frauen auch hinsichtlich des Gebisses ~isthetische Belange eine gr6gere Rolle spielen als fiir M~inner.

Der Wunsch nach kieferorthopadischer Behandlung nimmt erwartungsgem~g mit steigendem Anomalieumfang zu. Der Anteil der entsprechenden Personen erreicht aber in der Gruppe mit 20 und mehr Anomaliepunkten nut 58%. Demgegeniiber verneinen 42% der Probanden in dieser Gruppe mit ausgepr~igten Zahnstellungs- und Biganomalien ausdr~cklich ein solches Begehren. Diese differenzierte Einstel- lung zur Ver~inderungsm6glichkeit ihrer Gebiganomalie beruht in der Hauptsache auf individuellen Einstellungen und nicht auf einem Mangel an spezieller Informa- tion oder an Wahrnehmungsverm6gen yon unterschiedlichen Gebigsituationen in der Umwelt.

65% aller Probanden hatten lnformationen fiber kieferorthopfidische Belange er- halten. Dabei wirken bei den Jfingeren haupts~ichlich der Zahnarzt und die Familie hinweisend, w~ihrend sich bei den Erwachsenen etwa im gleichen Mage noch die Me- dien hinzugesellen.

Die 27 Farbfotos der verschiedenen Zahnstellungen wurden im Test von den Pro- banden sehr kritisch beurteilt. Seibst Merkmale, die nur sehr gering ausgepr~igt wa- ten, wurden von etwa zwei Drittel der Versuchspersonen erkannt. Die Einheitlich- keit der Einschfitzungen in bezug auf die Festlegung ,behandlungsbedfirftige Zahn- stellung" und deren Rangfolge war sehr hoch. Die Rangkorrelationskoeffizienten zwischen den Altersgruppen lagen zwischen 0,97 und 0,98. Damit wird ausgedrfickt, dab die Wahrscheinlichkeit, diese Korrelation k6nnte zufallsbedingt sein, geringer ist als 0,1%.

Ffir die groBe Meinungsfibereinstimmung der Probanden hinsichtlich der Behand- lungsbedfirftigkeit yon Frontzahnstellungen nach ihrem Aussehen spricht auch ein Vergleich zwischen den drei Zuordnungsgruppen, bei dem die Summe der Differen- zen der individuell vergebenen Plfitze zum Durchschnittsrang der Bilder errechnet wurde. Tabelle !1I zcigt, daB die h6chste Ubcreinstimmung bei der Beurteilung der

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D. Eismann

Abwcichcnde Pl~itze vom Durchschnittsrang

Normale Zahnstellung Abweichende nicht be- Behandlungsbediirflige handlungsbediirftige Zahnstellung Zahnstellung

(%) (%) (%)

0-1 70,9 61,7 82,4 0-2 87,11 80,2 94,4 1)-3 94,4 93,8 98,1 0-4 98,8 96,9 I00,0 0-5 100,0 98,8 ( ) ~ I(KI,O

Tab. I11. Plazierungsabweichungen vom Durchschnittsrang der Bilder in den drei Zuordnungsgruppen.

Behandlungsbediirfligkeit vorliegt. Keine Plazierung lag dort mehr als vier Stellen vom Durchschnitt entfernt.

Offensichtlich besteht bei Laien eine ziemlich einheitliche Beurteilung von foto- grafisch dargestellten GebiBsituationen. Dies wurde auch im Rahmen einer interna- tionalen Studie von Cons et al. [2] evident.

Dieser ,,scharfe Blick" aufdas unverbindliche Objekt ist allerdings gegenfiber dem eigenen Ich deutlich abgemildert. Die Probanden waren nicht in der Lage, die fiir sich selbst charakteristischen Dysgnathiemerkmale gleichermal3en h~iufig zu identifi- zieren. Am meisten waren sich die Befragten ihres EckzahnauBenstandes oder vor- handener Liicken bewuBt. Dies steht in einem gewissen Gegensatz zur Farbfotobe- wertung, wo im Hinblick auf die Bestimmung der Behandlungsbediirftigkeit diese beiden Symptome in der Rangfolge nur mittlere Positionen einnehmen.

In Abweichung von dem dutch den Zahnarzt objektivierten Befund sch~itzten die Probanden ihre eigene Gebil3situation deutlich positiver ein, als es nach den F~ihig- keiten zur Zahnstellungsdifferenzierbarkeit und nach den morphologischen Realit~i- ten zu erwarten ware. Fast die H~iifte der Probanden beurteilten ihre Zahnstellung als ,,ansehnlich" oder ,,sehr bzw. etwas sch6n" (Tab. IV). Dabei urteilen die Erwach- senen kritischer. Naturgem~i8 spielt auch der morphologische Umfang der Gebil3- anomalie eine Rolle, allerdings nicht in dem vielleicht vom Kieferorthop~iden erwar- teten Mal3e.

In gleiche Richtung weisende Angaben liegen auch von anderen Autoren [1,5-7, 9, 10, 13] vor.

Anzahl %

Sehr sch6n 111) 13,5 Etwas sch6n 279 34,2 Weder sch6n noch h~[31ich 334 40,9 Etwas h~iBlich 78 9,6 Sehr h~il31ich 14 1.7

Sehr ansehnlich 94 I 1,5 Etwas ansehnlich 288 35,4 Weder an- noch unansehnlich 370 45,4 Etwas unansehnlich 50 6,1 Sehr unansehnlich 13 1,6

Tab. IV. Subjektivc Einsch'fitzung der eigenen Zahnstellung durch die Probanden.

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Analyse des Behandlungsbed~irfnisses

Dcr Hauptgrund ffir dicsc Diskrcpanz zwischcn Sclbstbewcrtung und Wirklichkeit liegt sicher im Fehlen einer direkten Beurteilungsm6glichkeit des eigenen Gebisses. Erst unter Zuhilfenahme eines Spiegels kann im allgemeinen Lebensablauf eine Wertung vorgenommen werden, zu der nicht zu hfiufig direkte Veranlassung bc- steht.

SchluBfolgerung

Um das Bediirfnis nach kieferorthopfidischer Behandlung zu stfirken, leitet sich for die Behandlungsffihrung die SchluBfolgerung ab, den Patienten zu lehren, sein GebiB zu sehen, wie es wirklich ist. Dann wird ihm die Behandlungsbedfirftigkeit seines Gebisses deutlicher, er kann selbst kleine durch die Therapie bewirkte Verfin- derungen als positive Rfickkoppelung erkennen und nicht zuletzt im Auslauf der kie- ferorthopfidischen Betreuung dazu motiviert werden, welter gut mitzuarbeiten. Handspiegei, Anfangs- und Zwischenmodelle, mitkontrollierbare Vergleichsmes- sungen werden so zu wichtigen Hilfsmitteln, die die breite Palette der psychologi- schen und pfidagogischen EinfluBnahmen komplettieren.

Zusammenfassung

815 nach dem Random-Prinzip erfaBte Probanden beiderlei Geschlcchts aus vier Altersgruppen mit und ohue Dysgnathicn wurden mittcls Fragcbogcn einem schriftlichcn Interview unterzogen. Die 23 Fragen ver- suchcn, dic pcrsBnliche Einstellung zur eigenen GebiBsituation, zur Behandlungsbediirftigkeit von GebiB- anomalicn sowic Einfliissc rots dcr sozialcn Umwclt zu crfasscn. Um das Differcnzicrungsvcrm6gen zu te- sten, waren 27 Farbfotografien von enoralcn Frontzahnrcihcn mit typischen unterschicdlich ausgeprfigtcn Gcbil3anomalien nach drci Gesichtspunkten zu sortiercn bzw. in cine Rangfolge zu bringcn. Am Probandcn wurde dcr morphologischc Umfang cincr vorlicgcndcn Zahnstcllungsanomalie mittels dcr Methode nach Eismann objektiviert. Das Bedfirfnis nach kicfcrorthopfidischcr Thcrapic belief sich insgcsamt auf 38%, in dcr Gruppe mit ausgcprfigteren GebiBanomalien auf 58%. Obwohl cine cinheitlichc kritischc Bcurtcihnng dcr Fotograficn bcstand, warcn dic Probandcn wcit wcnigcr in der Lage. ihre eigcnen GcbiBsittmtionen real cinzuschfitzen, und bcurtciltcn sic zu optimistisch. Man muB dcsh~db dic Paticntcn Ichrcn, ihr cigenes GebiB zu schcn, wic cs wirklich ist.

Summary

815 subjects of both sexes from four age groups with and without dysgnathias were asked to fill in a que- stionnaire according to the random principle. The 23 questions attempt to ascertain the personal attitude to- wards their own dentition, the need for treatment of malocclusions as well as any influence resulting from the social mileu. In order to test the capability of differentiation, 27 colour photos of cnoral views of front teeth with typically different malocclusions had to bc sorted out or put into an order of precedence according to three different criteria. The morphological extent of an existing tooth misalignment was objectified by ap- plying the unethod according to Eismann. The need for orthodontic treatment amounted to 38% of altogeth- er, 58% within the group with unarked malocclusions. Although the photos could be judged critically, the subjects were far less able to form a truc opinion of their own dented status, and they were too optimistic. For that reason it is necessary to educate the patients to see their own dentition as it really is.

R~sum~

Scion le principe du hasard, on a soumis fl tin questionnaire g]5 sujets des det, x sexes avec el sans dysgna- thies el rdpartis dans quatre groupes d'~lge. I.es 23 questions lenient tie mettre en 6vidence I'attitude indivi-

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D . E i s m a n n

duelle des sujets en face de leur propre situation dentaire et de la nrcessit6 de traiter les malocclusions, ainsi que de dr tcrminer I'influence du milieu social. Pour tester leur capacit6 de jugement on a tri6 27 photos en couleur des dents frontales montrant diffrrentes malocclusions typiques et on les a classdes sous trois diffr- rents angles de vue. On a mis en 6vidence I'aspect morphologique d 'une malposition dentaire selon la mr- thode de Eismann. Le pourcentage des sujets demandant un traitement d 'orthoprdie dento-faciale s'61evait en moyenne fi 38% et s'61evait jusqu'~ 58% dans le groupe prrsentant des anomalies dentaires prononcSes. Bien que les photos puissent 6tre jugres d 'une maniSre critique semblable, les sujets n ' r taient pas en mesure d 'rvaluer rrellement leur propre situation dentaire et ils 6taient trop optimistes. Dans ce but il sera nrcessai- re de les 6duquer pour leur en faire prendre conscience.

Schrifttum

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Anschr. d. Verf.: MR Prof. Dr. sc. med. D. Eismann, Poliklinik fiir Orthop~idische Stomatologie der Sek- tion Stomatologie an der Medizinischen Akademie Erfurt, Nordhiiuser StraBe 74, DDR-5010 Erfurt.

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