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66 Anbau der Kiefer in ber Main-Rheinebene. bestänbe als Grubenhölzer, fünfzigjährige Fichten zu Cellulofe jeberzeit verwerten unb baburch bie nötige Unterbrechung fchaffen. Die Sorge hierfür mag einer fpäteren Generation vorbehalten bleiben. Für lange Jahre hinaus aber wirb ber Ebersberger Park ein interessantes Objekt für jeben Forstmann fein. Anbau der Riefer in der Main-Rheinebene. I m letzten Dezennium mehren sich bie Anzeichen, baß bei Anbau ber Kiefer in reinen Bestänben, insbefonbere bas Aneinanberreihen aus- gebehnter Kiefernkomplexe auf bem Diluv unb Rotliegenben ber Main- Rheinebene eine solche Menge von Gefahren mit sich bringt, bah bie Existenz bes Walbes bebroht unb ber Übergang zu einer anberen Wirt- fchaftsform ganz unerläßlich erscheint. Neben Insekten- unb Pilzkalamitäten stnb es auch malbbauliche zwingenbe Grünbe, welche bissen Übergang, so rasch als thunltch, geboten erscheinen lassen. Die jetzt vorhanbenen 70—80jährigen Kiefernbestänbe ber ehemaligen Forste Darmstabt unb Groß-Gerau sinb, soweit bieg aus ben Wirtfchafts- planen ersehen werben kann, aus natürlicher Verjüngung mit Ansaat hervorgegangen. Die 1825 er bis 1830 er Wirtfchaftspläne sprechen von Kiefern-Samen-, Licht- und Abtriebsschlägen und sehen meist bedeutende Quantitäten Kiefernsamen als Beisaat in ben Lichtschlägen vor. (Man säete bei Vollsaaten „zur Aufforstung schlechter Sanbfelder" 12 lg Tannen- [i, e. Kiefern-] samen pro Hektar.) Die Verjüngungsdauer scheint eine minbestens 10- bis 12jährige gewesen zu sein. Ein im Jahre 1833 in Samenschlag gestellter Bestanb soll nach Antrag des Oberförsters im Jahre 1843 abgetrieben werben, was auf Weifung der Forstamts unter- bleibt, „weil bie Fläche bei weitem nicht so besamt ist, daß sie ab- getrieben werden kann und es nicht an Samenbäumen fehlt." Heute ist die in dieser Weise begründete Kiefernabteilung ein frohwüchsiger, ge- schlossener, burchschnittlich 60jähriger Stangenort, in welchem bie ver- fchiebene Stärke der Stämme noch erkennen läßt, daß der Bestanb aus ungleichalterigem, in langer Verjüngungsbauer allmählich entftanbenem Anflug hervorgegangen ist. Im großen unb ganzen hat ber Bestand Nutzholzqualität und sind Spuren der Beschädigung, welche bie Aus- bringung des Holzes bei dem langen Verjüngungszeitraum jedenfalls ver- anlaßt hat, heute nicht mehr sichtbar. Einzelne, noch vom früheren Um- trieb vorhandene, jetzt 140- bis 150 jährige Oberftänber von über 3 0 m Länge und 3 bis 4 fm Inhalt sind von vorzüglicher Nutzholzqualität.

Anbau der Kiefer in der Main-Rheinebene

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66 Anbau der Kiefer in ber Main-Rheinebene.

bestänbe als Grubenhölzer, fünfzigjährige Fichten zu Cellulofe jeberzeit verwerten unb baburch bie nötige Unterbrechung fchaffen. Die Sorge hierfür mag einer fpäteren Generation vorbehalten bleiben.

Für lange Jahre hinaus aber wirb ber Ebersberger Park ein interessantes Objekt für jeben Forstmann fein.

Anbau der Riefer in der Main-Rheinebene. I m letzten Dezennium mehren sich bie Anzeichen, baß bei Anbau

ber Kiefer in reinen Bestänben, insbefonbere bas Aneinanberreihen aus-gebehnter Kiefernkomplexe auf bem Diluv unb Rotliegenben ber Main-Rheinebene eine solche Menge von Gefahren mit sich bringt, bah bie Existenz bes Walbes bebroht unb ber Übergang zu einer anberen Wirt-fchaftsform ganz unerläßlich erscheint. Neben Insekten- unb Pilzkalamitäten stnb es auch malbbauliche zwingenbe Grünbe, welche bissen Übergang, so rasch als thunltch, geboten erscheinen lassen.

Die jetzt vorhanbenen 70—80jährigen Kiefernbestänbe ber ehemaligen Forste Darmstabt unb Groß-Gerau sinb, soweit bieg aus ben Wirtfchafts-planen ersehen werben kann, aus natürlicher Verjüngung mit Ansaat hervorgegangen. Die 1825 er bis 1830 er Wirtfchaftspläne sprechen von Kiefern-Samen-, Licht- und Abtriebsschlägen und sehen meist bedeutende Quantitäten Kiefernsamen als Beisaat in ben Lichtschlägen vor. (Man säete bei Vollsaaten „zur Aufforstung schlechter Sanbfelder" 12 lg Tannen-[i, e. Kiefern-] samen pro Hektar.) Die Verjüngungsdauer scheint eine minbestens 10- bis 12jährige gewesen zu sein. Ein im Jahre 1833 in Samenschlag gestellter Bestanb soll nach Antrag des Oberförsters im Jahre 1843 abgetrieben werben, was auf Weifung der Forstamts unter-bleibt, „weil bie Fläche bei weitem nicht so besamt ist, daß sie ab-getrieben werden kann und es nicht an Samenbäumen fehlt." Heute ist die in dieser Weise begründete Kiefernabteilung ein frohwüchsiger, ge­schlossener, burchschnittlich 60jähriger Stangenort, in welchem bie ver-fchiebene Stärke der Stämme noch erkennen läßt, daß der Bestanb aus ungleichalterigem, in langer Verjüngungsbauer allmählich entftanbenem Anflug hervorgegangen ist. I m großen unb ganzen hat ber Bestand Nutzholzqualität und sind Spuren der Beschädigung, welche bie Aus-bringung des Holzes bei dem langen Verjüngungszeitraum jedenfalls ver-anlaßt hat, heute nicht mehr sichtbar. Einzelne, noch vom früheren Um-trieb vorhandene, jetzt 140- bis 150 jährige Oberftänber von über 3 0 m Länge und 3 bis 4 fm Inhalt sind von vorzüglicher Nutzholzqualität.

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Was vorstehend von einer Abteilung speziell festgestellt wurde, darf für bie sämtlichen, auf weit ausgedehnten Gebieten vorhanoenen, aus Schirmschlagbetrieb hervorgegangenen Bestände gelten. Wo bie Boben-Verhältnisse einigermaßen das Wachstum der Kiefer begünstigen, findet man geschlossene, frohwüchsige Bestände mit einer Mehrzahl astreiner Stämme von vorzüglicher Nutzholzqualität.

Wie eingangs erwähnt, erfolgte in ben 1820 er Jahren Kiefern-beisaat „auf Stocklöcher und nach Abschürfung der Moosdecke auf un-besamte Stellen" mit recht erheblichen Samenquantitäten. Zu Beginn der 1830 er Jahre sind in ben Wirtschaftsplänen große Quantitäten Kiefernballenpflanzen vorgesehen, welche man in ben vorhergehenbm Kulturplänen noch nicht sinbet. I n ben 1840 er Jahren erfolgen die ersten Kiefernspaltpflanzungen. Die ersten Pflanzungen mit einjährigen Kiefern haben, soweit dies ermittelt werben konnte, gegen Enbe der 1840 er Jahre stattgefunden unb hat sich zu biefer Zeit auch der Wald-feldbau, „wie solcher bei Lorsch üblich", in ber Nahe Darmstadts ein-gebürgert. Es ist bekannt, welche Ausdehnung letzterer Betrieb in der Main-Rheinebene bis zu den 1890er Jahren genommen und welch' vor-zügliche Erfolge derselbe in finanzieller und kultureller Beziehung auf-zuweisen hat. Daß derselbe heute immer weniger zur Anwendung kommt und zur Zeit auf ein verschwindendes Gebiet beschränkt ist, hat neben Arbeitermangel seinen Hauptgrund in der Maikäferkalamität.

Unsere älteren Betriebsregulierungsnorschriften nehmen auf Bildung möglichst langer Hiebszüge Bedacht. Als Ideal der Hiebsfolge galt die Aneinanderreihung der Hiebsorte vom einjährigen, zweijährigen ic. bis zum hundertjährigen Schlag, die normale Altersstufenfolge (Treppe), und hat man in früheren Jahren das Vorschieben eines jüngeren, noch nicht hiebsreifen Bestands in bie I. Periobe für zulässig, ja für geboten er-achtet, wenn bieser Bestanb in Abteilungen lag, welche der I. Periode angehörten, so daß durch dessen Abtrieb „die normale Altersstufenfolge herbeigeführt wurde". Dieser Aneinanderreihung der mittelst Kahlhieb unb Waldfeldbau zur Verjüngung kommenden Bestände mag wohl in erster Linie die außerordentliche Vermehrung des Maikäfers zuzuschreiben sein, da die dem Waldfeldbau vorangehende Bodenbearbeitung (Roden auf 30 ein Tiefe), den Maikäfer, ber hier die günstigste Gelegenheit zur Eierablage fand, aus weiter Umgebung zur Kulturstäche herbeizog.

Die jetzt hier übliche Verjüngungsmethobe ist bie Pflanzung von Kiefernjährlingen auf etwa 30 cm breite unb ebenso tiefe Rijolstreifen in 1 bis 1,25 m Streifenabstand nach Kahlabtrieb. Die Kiefer wird hier noch in den 2 bis 3 nächsten Jahren von Unkraut freigehackt und

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schlägt ziemlich sicher an. Da wo sich ber Standort für Eichen eignet, wechseln Streifen der letzteren durch Saat begrünbeten Holzart mit Kiefernstreifen oder man läßt auch auf zwei Eichenstreifen einen Kiefern-streifen folgen. Die Kiefer bimt hierbei als Füll- und Treibholz und ermöglicht, durch den Schutz und Schirm, den sie der Eiche bietet, deren gedeihliche Entwicklung. Sie entwickelt sich auf dem Diluvialfand meist freudiger, als die Eiche, welch letztere vielfach stark von Frost und Wald-verbiß zu leiden hat. I n älteren, in vorstehend geschilderter Weise be-grünbeten Eichen-Kiefernbeständen hat die letztere Holzart die erftere, die meist spindelig in die Höhe getrieben wird, mit dem 10, bis 12. Jahre im Wachstum so wesentlich überholt, baß Kulturhiebe zum Schutz ber Eiche stattfinben müssen. Werben diese nicht rechtzeitig und in ent-sprechender Stärke geführt, fo ist es um die Existenz der Eiche geschehen. Sie lehnt sich, ein fpindeliges, langaufgefchossenes Reis, an die standfeste Kiefer an. Man hat die Kiefer, mit Belassung der unteren Äste zum Halt für die Eiche, geköpft oder starke Seitenäste derselben zur Freistellung der Eiche abgehauen. Die Manipulation ist jedoch kostspielig und nur von teilweisem Erfolge begleitet, weil von der geköpften Kiefer starke Seltenäste bald die Funktion des Mitteltriebs übernehmen, so daß nach einigen Jahren eine Wiederholung des Kulturhiebs erforderlich werden kann. Immerhin hat auch diese Kulturmethode ganz ausgezeichnete Er-folge aufzuweisen und würde wohl mit der Modifikation, daß die Kiefer erst nach 3—4 Jahren zwischen den vorher angebauten Eichen einzubringen wäre, um letzterer Holzart einen entsprechenden Höhevorjprung zu ver-schassen, als bie aussichtsvollste und praktischste, sich zur allgemeinen An-wendung empfehlen, wenn nicht nach dem Kahlhieb auf den gelockerten Streifen der Maikäfer in ungeheurer Menge sich einnistete und hierdurch jeder Kulturerfolg vereitelt würde.

I n der That weisen ausgedehnte, aus aneinandergereihten Kahl-hieben hervorgegangene Kulturflächen, auf denen Eiche, Kiefer und bie später als letztes Äuskunftsmittel gepflanzte stärkere Fichte total vom Engerling zerstört würben, darauf hin, auf Mittel und Wege zu sinnen, wie der Kalamität bmch eine andere Hiebs- und Kulturform wirksam entgegengetreten werden kann.

Zunächst hat die Erfahrung, daß der Maikäfer auf stärker be-fchatteten Flächen weniger zur Eieradlage anfliegt, daß solche Flächen vielmehr vielfach ganz verschont bleiben, zu ausgedehnten Versuchen ge-führt, die Verjüngung der Kiefer im Schirmschlagbetrieb wieder in Auf-nähme zu bringen. Einzelne vorzügliche Erfolge (im Jsenburg-Birstein'schen Walde bei Frankfurt a. M., sowie in den hessischen Forsten Darmstadt-

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Groß-Gerau) ließen die Wiedereinführung der, wie eingangs bes Be-richts erwähnt, mit günstigstem Erfolg hier früher gebräuchlichen Ver-jüngungsform als in hohem Maße aussichtsvoll erscheinen.

Der Erfolg in ber zu Anfang bes Jahrzehnts zum Zweck ber Schirrnschlagverjiingung gelichteten Bestänbe hat jedoch der gehegten Er-Wartung nur in den seltensten Fällen entsprochen. Der nach der Lichtung in der Regel in dichtem Stand erschienene Anflug ist meistenorts in den nächsten Jahren wieder verschwunden. Als Ursache muß, soweit dies konstatiert werden konnte, Insektenbeschädigung angesehen werden. Bei der jetzigen massenhaften Verbreitung des Maikäfers hat dieses Insekt auch die Schirmschläge aufgesucht und vorhandenen, felbst schon sicher 3—4 jährigen Anflug vernichtet. Außerdem wurden in letzter Zeit eine Menge anderer Feinde aus der Insektenwelt, insbesondere letztzeitig Hylobius abietis und Pissodes notatus, Hylastes ater, Tomicus bidens, Otbiorynchus ovatus zc konstatiert. Junge Keimlinge, welche eine von Hylobius abietis herrührende kleine braune Fraßstelle zeigten, waren umgeknickt. Altere Pflanzen zeigten Fratzstellen desselben Insekts und waren über dem Wurzelhals dicht mit Hylastes ater besetzt. Wir ver-muten, daß alle diese Beschädigungen zusammen den guten Anflug, der sich vielerorts in den Schirmschlägen gezeigt hat unb ber zu ben besten Hoffnungen berechtigte, total vernichtet haben.

Heute hat sich in biesen Schirmschlägen vielfach ein bichter Gras-schwilch (Calamagrostis, Nardus je.) eingestellt unb ist Aussicht auf natürliche Verjüngung, ba bie Humusschicht infolge ber langen Licht-stellung stark geschwunben ist, kaum noch vorhanben.

Völlig ausgeschlossen ist selbstredend die Schirmverjüngung in den Wirtschaftsganzen, in denen unter dem Einfluß der Bodenrein-er t rags theor ie die Umtriebszeit bis auf 60 Jahr erniedrigt wurde, da die Kiefer erst von diesem Alter an kräftig fruktifiziert. Die Etats sind vielfach in den Gemeindewaldungen bis an die äußerste Grenze der Zu-lässigkeit geschraubt, die Reserven, welche früher einen Notpfennig boten, sind vielfach geschwunden, ohne daß den Gemeinden jetzt Geldkapitalien zur Verfügung stehen, und wenn heute nach Aufzehrung der Reserven und Herabsetzung der Umtriebszeit der Bodenreinerträgler den Sack unter-hält und ruft: „Efelein, streck dich!" dann wird das Sprüchlein ganz gewiß kein „Eitel Gold" mehr hervorzaubern.

Die massenhafte Vermehrung der Kiefernfeinde, der schädlichen In-selten und Pilze, steht zweifellos mit dem ausgedehnten Anbau reiner Kiefernbestände im Zusammenhang. Man hat fast in jedem Jahr einzelne Schläge, welche von einem stärkeren Schaden heimgesucht werden. Im

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vorigen Jahre traten Lophyrus pini unb rufas in einzelnen Nestänben im Norden auf. Dort ist in diesem Jahre kein Schaden zu verzeichnen, dagegen hat das Insekt in diesem Jahre etwa einen Hektar eines von ber vorjährigen Fraßftelle etwa 20 km entfernten Stangenorts stark ge-schädigt. Möglicherweise kommt im nächsten Jahre die Kalamität in größerer Ausbehnung. (Am Stettiner Haff soll bas Insekt im vorigen Jahre ausgebehnte Gebiete kahl gefressen haben.) Daß bann hierorts bie noch vom 1885/96 er Eulenfraß kaum erholten unb daburch weniger widerstandsfähigen Kiefern in höherem Maße geschädigt werden, als unter normalen Verhältnissen, steht außer Frage. Die überall zahlreich ver-breiteten, wenn auch zur Zeit nicht merklich schädlichen Hnlesiniden, Curculionen und Cerambiden werben, wenn bie Stämme erst erheblich kränkeln, günstige Brutstätten finben. Außerbem ist ein vermehrtes Auf-treten von Pilzen (Armillaria mellea, Caeoma, Perdermium je.) zu konstatieren.

Zu den Vorbeugungsmaßnahmen, welche dem Wirtschafter wenigstens zur Minderung der Nachteile eines burch Insektenschaden zu befürchtenden wiederholten Kahlfraßes und hierdurch veranlagen Abfterbens der Kiefer auf größeren Gebieten zu Gebote stehen, dürfte in erster Linie Bestands-Mischung unb (Laubholz) Unterbau stehen. Zu letzterer Wirtschaftsform hat schon in den letztuerflossenen Dezennien die durch Winbwurf ver-stärkte frühzeitige Verlichtung ber Kiefer Veranlassung geboten, wobei man noch außerbem höhere Erträge nach Schluß ber unterbauten Buche (Fichte) burch stärkere Eingriffe in den Oberstand aus Lichtungszuwachs erwartete. Ob letztere Erwartung sich in dem gewünschten Maße erfüllt, bleibt ab-zuwarten. Aber mit Bestimmtheit darf behauptet werden, daß der Unter-bau bei etwa eintretenben Insektenkalamitäten burch Schutz bes Boden« Vermögens und Ermöglichung eines gesicherten Übergangs von reiner Kiefernwirtfchaft zum Mischbestand von größter Bedeutung ist. Es giebt nm wenige Stellen im Gebiete des Diluvs der Main-Rheinebene, in denen nicht die reinen Kiefernbestände hie unb ba einzeln, in Gruppen und größeren Horsten mit Buchen (unb Eichen) unterstanden sind, welche aus Samen, die burch Vögel eingeschleppt würben, hervorgingen. Ins-besondere in der Nähe von Buchenhochwald ist diese Naturverjüngung oft eine so vollständige, daß ein fast durchaus geschlossener Buchen- (Eichen-) unterstand vorhanden ist. Dieser ermöglicht nun, ohne Gefährdung des Bodenverrntzgens, in den Kiefernbestand einzugreifen, glattschaftige, schnürige Stämme zu begünstigen unb den Oberstand bis zur höchsten Grenze seines technischen Haubarkeitsalters überzuhalten. Eine Zuwachsminderung durch Wurzelkonkurrenz halten wir hier für ausgeflossen, weil bie Kiefer, wenn

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ihre Pfahlwurzel einmal bis zum Grundwasserspiegel vorgedrungen ist, ihre Nahrung vorzugsweise aus der Tiefe entnimmt. Daß dem so ist, beweift aufS klarste das energischere Wachstum, welches die Kiefern-bestänbe zeigen, sobalb ihre Wurzeln zum Grunbwasserspiegel vorgebrungen sinb. Der obere Bobenraum wirb hier von ber Buche burchwurzelt unb zahlreiche Sträucher unb Kräuter siedeln sich unter dem lichten Schirm ber Kiefer auf bem burch biefe Holzart gebesserten Boben an. Es wirb burch biefe vollständige Durchwurzelung des Bodenraums bie Boben-thätigkeit aufs höchste gesteigert. Die Art unb Weise, wie bei der Neu-begründung dieser Bestände der Kahlhieb mit nachfolgender Bodenrodung eingreift, muß ral§ eine im höchsten Grade unwirtschaftliche und schädigende bezeichnet werben, inbem sie biefe Bodenthätigkeit und die günstige Ein-Wirkung des Grundwasserspiegels bis zu der Zeit, in der die Wurzel wieder bis borthm gebmngen ist, aufhebt. Die Buche unb Eiche (ber Schntzftrauch) werben mit allen Wurzeln ausgerobet, ber Boben wirb (beim Waldfeldbau) auf 30—35 ein Tiefe njolt, „fo, daß die humose Erde zu Unterst geschafft wird". Er geht aus dem Zuftanb ber höchsten Thätigkeit in ben Zustanb einer relativen Sterilität über, in welchem er, wenn die Maikäferkalamität hinzukommt, eine lange Reihe von Jahren verbleibt, fo daß das ganze Bodenvermögen ber freien Einwirkung ber Meteore preisgegeben ist.

Nach bem Vorgetragenen bürste bie Ursache ber Ausbreitung der Maikäfer- und sonstigen Insektenkalamität und die hiermit zusammen-hängende Erfolglosigkeit der Kulturen, welche heute die Ausgabe von vielen Taufenden von Kulturkosten veranlaßt, in dem Anbau ausgedehnter Gebiete mit reinen Kiefern, in ber Aneinanberreihung ber Hiebsorte zur Herbeiführung ber normalen Altersstufenfolge und in ber ausschließlichen Form der Neubegründung durch Kahlhieb zu finden sein und man wirb deshalb prophnlaktisch den Gefahren entgegenarbeiten, wenn man in Form von Mischbestand, Beftanbs- ober Zwifchenbänb eru ng unb Unterbau Laub-holz einbringt unb anstatt ber aneinanbergereihtm Alteisstufenfolge kurze Hiebszüge bei Aufstellung bes Hauptwirtschaftsplans in möglichst ge-trmnter Lage im Wirtschaftsganzen bildet. Solange ber Infektengefahr halber zum Schirmschlagbetrieb mit Handbeisaat noch nicht übergegangen werden kann, dürften schmale Saumschläge, welche jährlich alternierend in die einzelnen Hiebszüge eingelegt werden, am sichersten zum Ziele führen. Wenigstens ist diese Hiebsform die einzige, welche zur Zeit noch einen ziemlich gesicherten Erfolg aufzuweisen hat.

Man wirb später an Stelle des Kahlhiebs, welchem auch sämtliches in zweiter Etage befindliches Laubholz zum Opfer fällt, eine wald-

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baulich feinere Form des Übergangs zur neuen Kultur durch Er-Haltung von Schirmhulz, besonders in der Laubholzetage, zu wählen haben, welche verhindert, baß das ganze Bobenvermögen, wie beim Kahl-hieb, preisgegeben wirb, unb die Bodendecke möglichst in geschlossenem Zustande erhält. T.

Über den forstlichen wer t der gegenwärtig üblichen Quali-tätsbeftimmungen der öölzer.

Bon Professor Dr. H, Mayr.

Vorliegenbe Abhandlung soll zugleich die Stelle eines kritischen Referates über einige Holz-Qualitätsarbeiten, die in jüngster Zeit er-schienen sind, vertreten; als solche sinb hier zu nennen:

Mitteilungen ber Materialsprüfungsanftalt am fchwei-zerischen Polytechnikum in Zürich, II. Heft.

Methoben unb Resultate ber Prüfung ber schweizerischen Bauhölzer von Prof. L. Tetmajer. Zweite umgearbeitete Auflage, Zürich 1896. 120 Seiten.

8urnwary of mechanical tests on thirtly-two species of amerioan woods. United states department of agriculture, B. B. Pernow. 11 Seiten.

Untersuchungen über Raumgewicht und Druckfestigkeit des Holzes wichtiger Waldbäume ausgeführt von ber preußischen Hauptstatiun bes forstlichen Versuchswesens zu Eberswalde und der mechanisch-technifchen Versuchsanstalt zu Charlottenburg. Bearbeitet von Prof. Dr. Adam Schwappach I. Die Kiefer. Berlin 1897. 131 S.

Man kann die gegenwärtig üblichen Holzqualitäts-Veftimmungs-Methoden in 4 Gruppen einteilen. Die erste Methode benützt nur Wage und Xnlometer, bestimmt also nur das spezifische Gewicht des Holzes unb schließt bann weiter, bah bie wichtigsten technischen Eigenschaften mit dem Gewichte parallel gehen; die zweite Me-thode benützt Wage, Xylometer und Maschinen, um Gewicht und Druck-feftigkeit des Hohes zu finden, ausgehend von dem Satze Bau-schinger's, daß „Beziehungen" zwischen Druckfestigkeit und den übrigen Festigkeiten zu bestehen „scheinen"; die dritte Methode untersucht mit entsprechenden Maschinen alle technischen Eigenschaften von einander getrennt, fowie das Gewicht und anbere phyfi-kaiische Eigenschaften; diese Methode setzt nichts voraus; sie steht auf ber solidesten Basis, da sie den Zusammenhang von spezifischem Gewichte