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Andrea Bruchačova Ulrich Emil Duprée Selbstvergebung

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Selbstvergebung

Andrea Bruchačova Ulrich Emil Duprée

Ein Weg zu Ihrem inneren und äußeren Frieden

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Die Informationen in diesem Buch dienen in erster Linie der persönlichen Charak-terschulung und der Heilung von Beziehungen im zwischenmenschlichen Bereich. Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten je-doch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Be-gleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens der Autoren oder des Verlages. Eine Haftung der Autoren bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Danke, dass Sie dieses Buch gekauft haben. Mit einem Teil unserer Einnahmen aus Büchern und Seminaren unterstützen wir ein Schulprojekt in Indien, das Kindern eine Ausbildung ermöglicht und sie mit Essen und Kleidung versorgt.

ISBN 978-3-8434-1229-2

Umschlag: Murat Karaçay, Schirner, unter Verwendung von # 142023166 (© best works), # 34698619 (© Bairachnyi Dmitry) und # 248931052 (© Kotkoa), www.shutterstock.comLayout: Silja Bernspitz, SchirnerLektorat: Janina Vogel, SchirnerPrinted by: Ren Medien GmbH, Germany

Andrea Bruchāčovā & Ulrich Emil Duprée: Selbstvergebung

Ein Weg zu Ihrem inneren und äußeren Frieden

© 2016 Schirner Verlag, Darmstadt

www.schirner.com

1. Auflage Mai 2016

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugs-

weisen Nachdrucks vorbehalten

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InhaltWir grüßen Ihre Seele.....................................................5

Eine alleinerziehende Mutter macht sich schwere Vorwürfe ............................................................6

Ho‘oponopono – lernen, wie man sich selbst vergibt ...................................................................9

Leben im Hier und Jetzt ...............................................11

Das Gewissen und die drei Selbste der Huna-Philosophie ...................................................23

Ich will geliebt sein – Auf der Suche nach der vollkommenen Liebe ............................................ 29

Liebe durch Vergebung ...............................................37

Die Ursachen von Schuldgefühlen: Ich habe einen Fehler gemacht ................................. 43

Der Autounfall ...............................................................47

Die Ursachen von Schuldgefühlen: Ich habe mein Versprechen nicht gehalten oder etwas gesagt, was nicht richtig war .................. 53

Die Auflösung von Saras Schuldgefühlen mit Ho‘oponopono ...................................................... 62

Eine Geschichte mit vier Löchern ...............................69

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Die Ursachen von Schuldgefühlen: Ich habe eine schlechte Entscheidung getroffen, mich geirrt und mir sowie anderen damit geschadet............................................70

Schuldgefühle und ihre Folgen ...................................79

Das Beispiel von der kleinen Marie ............................81

Ein kleines gerahmtes Bild .......................................... 85

Schuldgefühle, Selbstbild und Beziehungen.............91

Schuldgefühle, Selbstvertrauen und Lebensaufgabe .............................................................95

Aktion und Reaktion – die Sache mit dem Karma ............................................................103

Unwissenheit als Ursache von Schuld und Leid ...................................................107

Selbstliebe und Selbstanklage ..................................123

Furcht und Vertrauen ..................................................127

Acht Schritte zur Selbstvergebung ...........................133

Saras Entwicklung .......................................................138

Ihr Bild auf dem Nachttisch des Lebens ..................141

Über die Autoren ........................................................142

Bildnachweis ................................................................143

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Wir grüßen Ihre Seele

Dies ist ein kleines Büchlein – doch die vielen Gedanken, Meditatio-nen und Übungen, die in ihm stecken, können Ihnen dabei behilflich sein, einige der ganz großen Steine aus dem Weg Ihres Lebens zu räumen – Ihre Schuldgefühle. Wir alle fühlen uns irgendwann einmal mehr oder weniger schuldig. Gründe gibt es dafür viele: Vielleicht waren wir nicht so für unsere Kinder da, wie wir es gewollt hätten, vielleicht haben wir uns nicht in dem Maße um unsere Eltern geküm-mert, wie sie es verdient hätten, vielleicht haben wir jemandem gescha-det, vielleicht haben wir uns selbst geschadet, vielleicht haben wir … Die Gründe, sich selbst etwas vergeben zu wollen und zu müssen, scheinen so zahlreich zu sein wie die Sandkörner an einem Strand: Es gibt acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten, und jeder hat genügend Gründe, sich selbst anzuklagen. Ja, fast mutet es an wie eine Begegnung zwischen David und Goliath, denn in unserer Kultur sind Begriffe der Schuld, des Versagens, der Bestrafung, der Kritik und der Selbstaufopferung allgegenwärtig – überall sieht sich der Einzelne einem riesigen Aufgebot an Schuldgefühlen gegenüber. Was können wir aber dieser Dunkelheit entgegensetzen? Darauf gibt es nur eine Antwort: die Liebe. Mit diesem kleinen Büchlein verneigen wir uns in Demut vor einem großen Thema.

Aloha und NamastéIhre Andrea Bruchāčovā und Ihr Ulrich Emil Duprée

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Eine alleinerziehende Mutter macht sich schwere Vorwürfe

Sara wurde schwanger – und das in einer Beziehung, die weder verbindlich noch auf eine gemeinsame Zukunft ausgerichtet war. Als ihr Freund von der Schwangerschaft erfuhr, distanzierte er sich sofort von ihr und dem Kind – und auch Sara wollte das Kind nicht. Sie wollte noch so vieles erleben und sich nicht von einem Kind einschränken lassen. Allerdings glaubte Sara auch an Reinkarnation und das Gesetz von Ursache und Wirkung – und eine Abtreibung hätte zu schlechtem Karma geführt. Auf eine Abtreibung wollte sie sich also keinesfalls einlassen, obwohl ihr Freud dies von ihr erwartete.

Als Sara uns von alldem erzählt, erinnert sie sich noch gut daran, wie sie sich und dem Kind keinen Schwangerschaftsabbruch an-tun wollte, gleichzeitig aber das Ungeborene ablehnte. Sie konnte keinerlei Freude über die Schwangerschaft empfinden, und selbst nach der Geburt hegte sie keinerlei Muttergefühle. Sie versorgte zwar ihr Kind, einen Jungen, lebte ihr Leben aber weiter wie bisher und nahm den Kleinen überall mit hin. So gab es für ihn weder eine feste Umgebung noch klare Regeln. Als der Junge in die Schule gehen musste, beruhigte sich ihr Leben ein wenig, doch schon bald bemerkte Sara, dass sich ihr Sohn im Umgang mit anderen Kindern schwertat und Angst vor den Lehrern hatte. Diese beklagten sich dann bei Sara über sein scheues Verhalten, und Sara, die damals noch nicht die Stärke besaß, anderen auf

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Augenhöhe zu begegnen, nahm eine untergeordnete Position ein, hörte auf die Lehrer, ohne zu wissen, was wirklich in der Schule geschehen war, und versuchte, das Verhalten ihres Sohnes durch Bestrafung zu korrigieren. Weinend erzählt Sara, wie sie ihrem Sohn auf den Po schlug, wenn er wieder einmal schlechte Nach-richten aus der Schule mit nach Hause brachte. Sie war überar-beitet und nervös und hatte keine Nerven, sich auf andere Art und Weise mit der Situation auseinanderzusetzen.

Sara ist ein typisches Beispiel für viele Mütter, die sich große Vorwürfe machen, wenn ihre Kinder nicht gut im Leben stehen. Gleichzeitig ist sie aber auch ein Beispiel für viele Väter, die glau-ben, versagt zu haben, weil sie so selten da waren oder sich so wenig gekümmert haben. So wie sie ist Sara mit sich unzufrieden. Als wir ihr das erste Mal begegnen, wirkt sie traurig und verfügt über keinerlei Selbstbewusstsein. Sie erlebt die ganze Palette an tiefen Schuldgefühlen:

1. »Mein Sohn hat keinen Vater. Ich habe eine schlechte Entscheidung getroffen. Ich habe mich geirrt.«2. »Während meiner Schwangerschaft hatte ich keine liebevolle Beziehung zu meinem Sohn.«3. »Ich machte bei der Erziehung Fehler und war nachlässig.«4. »Ich wurde handgreiflich und sagte unschöne Dinge zu meinem Sohn, die ich heute so sehr bereue.«5. »Statt meinem Sohn zu glauben, hörte ich lieber auf seine Lehrer.«

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Sara fühlt sich als Versagerin. Sie ist von sich enttäuscht, fühlt sich schwach, unsicher und begrenzt in ihren Möglichkeiten. Sie ist sehr über die Zukunft ihres Sohnes beunruhigt, der immer noch ein Außenseiter ist und schlechte Noten mit nach Hause bringt. Sie fühlt sich einerseits verraten und andererseits als Verräterin. All diese belastenden Emotionen, Ängste, Schuldgefühle und sorgenvollen Gedanken wirken in sämtliche Bereiche ihres Le-bens hinein. Sie ist auf der Suche nach Heilung ihrer Beziehun-gen zu sich selbst, ihrem Sohn und auch ihren Eltern. Deswegen besucht Sara einen unserer Kurse, in dem sie mit Ho‘oponopono in Verbindung mit dem Meridianklopfen ein Thema nach dem anderen bereinigen will. Anhand von Saras Beispiel wollen wir Ihnen hier die Herangehensweise eines Ho‘oponopono zur Selbstvergebung erklären.

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Ho‘oponopono – lernen, wie man sich selbst vergibt

Viele Irrtümer – ein Weg des FriedensWenn etwas schiefgeht und die Folgen eines Fehlverhaltens sichtbar werden, glauben viele Menschen, dass sie sich wieder gut fühlen wür-den, wenn ihnen alle zu Schaden gekommenen Beteiligten vergeben würden. In unserem Beispiel hieße dies: Der Sohn vergibt der Mutter. Doch leider zeigt die Erfahrung, dass sich durch diese einseitige Ver-gebung recht selten ein innerer Frieden einstellt: Auch wenn das Opfer ausdrücklich seine Vergebung ausspricht, leiden viele vermeintliche Tä-ter weiter unter ihren Schuldgefühlen. Auch zu glauben, es müsse nur genügend Zeit verstreichen, dann würde sich die Angelegenheit schon von selbst klären, führt zu keinem Seelenfrieden. Auch hier zeigt die Erfahrung, dass die Zeit, egal, wie viele Monate, Jahre oder Jahrzehnte sie auch umfasst, eben nicht alle Wunden heilen kann. Und es gibt noch einen Irrglauben: Viele Menschen gehen davon aus, dass sie, wenn sie nur ausreichend gelitten, gesühnt und sich selbst bestraft hätten, wenn sie sich bis zum Burn-out aufopfern oder verausgaben würden, von allein zur Ruhe finden könnten. Doch geschwächt und geplagt von Schuld-gefühlen bestrafen sich diese Menschen bewusst oder unbewusst immer weiter, indem sie ihre Beziehungen, ihren Beruf, ihre Finanzen und ihre Gesundheit sabotieren. Sie können nicht mehr anders, als zu glauben, sie hätten als Täter kein Glück, sondern Strafe verdient.

All das gleicht einer Verschwörung gegen sich selbst, und man fängt an, im Kreis zu laufen: Aus der Täterrolle rutscht man ins Opferda-sein und ins Selbstmitleid. Die quälenden Fragen nach dem »Warum« finden keine befriedigende Antwort, die selbstauferlegte Qual, die

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Frustration und der Leidensdruck werden zu groß, und man wech-selt wieder zurück in die Täterrolle. Nach Erlösung suchend greifen viele zu Alkohol, Tabletten oder Drogen. Sie werden arbeitssüchtig – eine Art Selbstangriff – oder machen ihren Qualen Luft, indem sie Schwächere angreifen. Schuld und unerlöste Schuldgefühle führen zu Angriff oder Selbstangriff, zu Bestrafungszwang, zur Selbstbestra-fung oder zur Selbstaufgabe – und so pendeln viele Menschen (oder auch ganze Nationen) zwischen Täter- und Opferdasein hin und her.

Ein Teil der Schuldgefühle lässt sich also nicht durch Fremdvergebung (Opfer vergibt Täter) bereinigen, sondern muss von einem selbst ver-geben werden (Täter vergibt Täter) – und zwar bedingungslos. Wenn einem dann das Opfer nichts mehr nachträgt, so bleibt noch ein weiterer Schritt zu tun, nämlich sich selbst nichts mehr nachzutragen und sich wieder bedingungslos anzunehmen und zu lieben.

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Leben im Hier und Jetzt

In einem Praxiskurs zum Thema Selbstheilung durch Ayurve-da begegnete ich (Andrea) Eva, einer jungen Frau, die große Schuldgefühle hatte, da sie zum einen selbst als Kind missbraucht worden war, zum anderen ihre Tochter nicht hatte vor dem glei-chen Verbrechen beschützen können. Obwohl sie schon viele Jah-re in psychologischer Behandlung gewesen war, hatte sich nichts geändert – im Gegenteil: Ihre seelischen Schmerzen waren nur noch präsenter geworden. Um all das zu vergessen, versuchte sie, sich mit Zigaretten, Drogen und Alkohol zu betäuben – und all das brachte selbstverständlich neue Probleme mit sich.

So begegneten wir uns in dem Ayurveda-Kurs. Sie erzählte, dass sie glaubte, nur ihre Schuldgefühle ihrer Tochter gegenüber lösen zu müssen, dann würden auch alle anderen Probleme aufhören zu existieren. Doch der Ayurveda-Arzt war da ganz anderer Meinung. Die erste Frage, die er ihr stellte, lautete: »Können Sie Ihre Vergangenheit ändern?« – »Nein«, antwortete sie. »Genau«, entgegnete der Ayurveda-Arzt, »und aus diesem Grund macht es auch keinen Sinn, immer und immer wieder über die Vergangen-heit nachzudenken.« Er erklärte weiter, dass ihr Grübeln sie nur in weitere Situationen bringen würde, in denen sie sich schwach, traurig, unsicher oder ängstlich fühlen würde – und das würde ihre Lebensumstände nur noch verschlimmern. Dann fragte er sie unvermittelt: »Was ist Ihre wirkliche Angst?« Sie überlegte, und ihr wurde bewusst, dass es nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft war, die sie so sehr fürchtete. Eva hatte Angst, dass ihre Tochter sie ablehnen und im Alter nicht mehr für sie da

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sein würde. Sie hatte Angst vor der Einsamkeit. So gab ihr der Ayurveda-Arzt den weisen Rat, sich gut um sich selbst, um ihre eigene körperliche, geistige und seelische Gesundheit zu küm-mern, damit ihre Ängste vor der Zukunft immer kleiner würden und sie somit ein gutes Beispiel für ihre Tochter abgeben würde.

In dem Selbstheilungskurs lernten wir verschiedene Tagesrouti-nen, wie zum Beispiel die bekannte ayurvedische Selbstmassage, eine Technik, bei der man sich selbst mit Öl massiert. Wir lernten zu meditieren, geweihtes vegetarisches Essen schätzen zu wissen, früh schlafen zu gehen und früh aufzustehen. Wir verstanden, wie wichtig es ist, erst mit einer neuen Gewohnheit zu beginnen, wenn man die vorherige gemeistert hat und sich stark genug fühlt, die nächste Gewohnheit ins Leben zu integrieren.

In diesem Praxiskurs lernte ich so viel Bedeutsames kennen, dass ich ihn mehrmals wiederholte. Dabei traf ich jedes Mal auch Eva wieder. Sie war dem Rat des Ayurveda-Arztes gefolgt, hatte die neuen Gewohnheiten nacheinander in ihr Leben integriert und so alle alten, destruktiven Gewohnheiten überwunden. Ihr Leben hatte einen neuen Sinn bekommen, und dadurch waren die alten Sorgen bedeutungslos geworden. Sie wirkte wie verwandelt, war ein glücklicher Mensch und erzählte, wie sich in ihrem Leben ganz unerwartete Möglichkeiten gezeigt hätten. Sie akzeptierte ihre Vergangenheit, ohne noch irgendetwas verändern zu wollen, und konzentrierte sich auf das, was sie gerade meistern wollte.

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Heilung in vier SchrittenUm alle Nachteile der Selbstanklage (»Ich konnte meine Tochter nicht beschützen«), der Selbstbestrafung (»Ich darf kein glückliches Leben führen«) und des Angriffs (»Wenn es mir schlecht geht, soll es auch anderen schlecht gehen«) zu vermeiden, den destruktiven Kreislauf und das Hin und Her zwischen Depression und Manie zu verlassen und schließlich wieder Ja zum Leben sagen zu können, nutzten die alten Hawaiianer eine ganz besondere Methode: Ho‘oponopono.

Ho‘oponopono heißt übersetzt »die Dinge wieder zurecht rücken« und ist eine Technik, um in vier grundlegenden Schritten all unsere Bezie-hungen zu heilen – zu uns, zu anderen, zur Natur und zur spirituel-len Urquelle. Nicht ohne Grund nennt man Ho‘oponopono auch das hawaiianische Vergebungsritual bzw. Friedensritual – und wir wollen jetzt gemeinsam eine kleine Reise durch diese vier Schritte machen, da-mit Sie lernen, wie man sich wieder annimmt. Wenn Sie unter Schuld-gefühlen leiden und sich selbst anklagen, sich selbst verurteilen und kritisieren, haben Sie einen Teil Ihrer Persönlichkeit abgetrennt, und es ist nun Ihre Aufgabe, das, was Sie ablehnen und ausklammern, wieder zurückzuholen. In Liebe, Mitgefühl und Vergebung nehmen Sie sich an, um Ihr Herz zu heilen. Sie können aber auch lernen, andere dabei zu begleiten, die eigenen Schuldgefühle zu entlassen. Geben Sie diese Methode dann einfach an andere weiter, um das Gute und das Glück in der Welt zu mehren.*

Weil Ho‘oponopono ein lösungsorientierter Prozess ist, wird zunächst beraten, welche Ziele angestrebt werden. Fragen Sie sich dafür zu

* Mehr über Ho‘oponopono in: Ulrich Emil Duprée: »Heile dich selbst, und heile die Welt«, Schirner 2016.

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Beginn Ihres Ho‘oponopono, welche positiven Gefühle Sie anstelle Ihrer negativen Emotionen erleben möchten. Möchten Sie mehr Le-bensfreude und Begeisterung spüren? Welche Beziehungen möchten Sie erleben? Was wollen Sie tun, nachdem der Konflikt bereinigt ist? Fragen Sie sich, wie Sie leben möchten, denn nur, wenn Sie das Posi-tive im Blick haben, können Sie das Negative überwinden – und das Negative, das sind Ihre Schuldgefühle, die Ihnen wie große Steine, wie Hürden und Mauern Ihren Weg zum persönlichen Glück versperren.

Den ersten Schritt eines Ho‘oponopono nennt man Pule, was übersetzt »Verbindung« heißt. Verbundenheit, Einigung und Mitgefühl sind ele-mentare Prinzipien der Liebe. Sie führen uns zusammen, während uns die Selbstanklage von anderen Menschen trennt, unsere Psyche und unseren Körper schwächt und in unserem Leben Zweifel sät. In einem traditionellen Ho‘oponopono kommt die Ohana, die Familie, zusammen, um sich zu verbinden, alle Beziehungen, sich und sämtliche Konfliktpartner zu heilen und damit die Gemeinschaft von jeglicher Negativität zu reinigen. Ganz praktisch bedeutet das für Sie, dass Sie sich, wenn Sie ein Ho‘oponopono für sich selbst machen, zunächst set-zen und zur Ruhe kommen. Verbinden Sie sich mit Ihrem Atem. Das Wort »Atem« stammt aus dem Sanskrit und bedeutet »Selbst«, »Seele« oder »Geist«. Wenn Sie also Ihren Atem beobachten, kommen Sie bei sich selbst an. Wenn Sie ihn dazu einladen, einfach nur zu fließen, stellt sich nach und nach Harmonie ein. So, wie die äußere Familie zusammenkommt, um Fehlverhalten und Missverständnisse zu berei-nigen, so kommt durch ein bewusstes Atmen Ihre innere Familie, die drei Selbste,* ins Gleichgewicht. Wenn Sie Ihren Atem beobachten,

* Mehr dazu ab S. 23.

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bewusst ruhig und tief atmen, werden Sie ruhig – und das ist bereits der erste Schritt zum seelischen Frieden.* Erlauben Sie Ihrem Atem, vollkommen natürlich zu fließen. Verbinden Sie sich anschließend mit Ihrem inneren Licht, mit Ihrem Herzen, und werden Sie immer ent-spannter und gelassener. Indem Sie aus dem dunklen Tunnel Ihrer Sorgen und Ängste ins Licht hinausgetreten sind, können Sie nun klar Ihr belastendes Thema von allen Seiten betrachten, die Fakten sammeln und damit zum zweiten Schritt übergehen.

Der zweite Schritt vom Problem zur Lösung wird im Ho‘oponopono Mahiki genannt. Eine der Übersetzungen lautet »schälen«. Wir neh-men uns des Themas an, analysieren die Tatsachen – nicht die Mut-maßungen – und untersuchen, ob wir noch immer etwas machen, was Schuldgefühle rechtfertigen könnte. Weil hinter jedem Gefühl und hin-ter jeder Handlung die Absicht steckt, Freude zu finden und Schmerz zu vermeiden, können wir uns fragen, welchen geheimen Gewinn oder Nutzen wir uns davon versprechen, uns nicht zu verzeihen. In Mahiki ziehen wir deswegen eine Schale nach der anderen von unserem Ego ab und legen so die Gründe offen, warum wir an unserer Opfer- oder Tä-terrolle festhalten. Fragen Sie sich dazu einfach ganz trocken und direkt, was Sie davon haben, in Hilflosigkeit und Selbstanklage zu verharren. Bekommen Sie dadurch Anerkennung oder Aufmerksamkeit? Ist diese Haltung bequem, oder verschafft Sie Ihnen einen materiellen Vorteil?

Im dritten Schritt, Mihi genannt, verzeihen und vergeben sich alle Beteiligten wechselseitig ihre Muster, Gründe und Taten, also alles

* Wie viel mehr Frieden gäbe es in der Welt, wenn die Menschen zusam- mensäßen, meditierten und einfach nur atmen würden!

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Destruktive, bedingungslos. Es wird ein Schlussstrich unter die Ver-gangenheit gezogen und damit der Boden für das Konstruktive, das Gemeinsame bereitet sowie ein Weg für die Liebe geebnet. In Mihi verzeiht und vergibt das Opfer dem Täter, der Täter verzeiht und vergibt dem Opfer, das Opfer verzeiht und vergibt sich selbst, und der Täter verzeiht und vergibt sich selbst. Wichtig ist, dass die Vergebung nicht nur in eine Richtung – das Opfer vergibt dem Täter – verläuft, sondern dass auch der Täter dem Opfer verzeiht, denn erst wenn alle vier Beziehungsebenen gereinigt sind, kann vollständig Frieden herrschen. Ob Sie nun also Opfer oder Täter waren, in beiden Fällen vergeben Sie sich selbst und nehmen sich mit Ihrer Vergangenheit an. Was geschehen ist, ist geschehen, und entscheidend für Ihr Glück ist nur, wie Sie darüber denken – wie Sie über sich selbst denken. Im Falle der Selbstvergebung heißt das, dass Sie sich bedingungslos alle Missgeschicke, Fehltritte und negativen Emotionen verzeihen und vergeben.

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Den vierten Schritt im traditionellen Ho‘oponopono nennt man Kala: »Freiheit«. Diese Freiheit und unsere Selbstbestimmung erlangen wir grundsätzlich erst, wenn uns vergeben wird – und wer muss uns diese Vergebung gewähren? Genau, das Opfer und wir selbst. Wenn wir uns selbst anklagen, dann sind wir Täter (Kläger) und Opfer (An-geklagter) zugleich, und das ist ein beklagenswerter Zustand. Kala ist die Entlassungsphase aller Vorbehalte und destruktiver Energien und gleichzeitig der Zeitpunkt, an dem man sich auf die gemeinsamen Ziele konzentriert.

Jetzt mögen Sie sich fragen, was denn passiert, wenn Ihnen das Opfer nicht vergeben kann oder will. Nun, in einem traditionellen Ho‘oponopono gilt die Regel: Wenn jemand um Vergebung bittet, muss Vergebung gewährt werden, denn eine solche Bitte abzuweisen, wäre wieder ein Akt der Gewalt. Man wäre Mitverursacher für die psychischen Schmerzen des Gegenübers – und das kann nicht Ziel der Sache sein. Doch was ist, wenn das Opfer uns wirklich nicht vergeben kann oder will? Die Antwort auf diese Frage liegt in folgendem kleinen Beispiel: Stellen Sie sich das Problem als einen Ball vor, der zwischen dem Täter und dem Opfer hin und her geworfen wird. Wenn Sie das Opfer um Vergebung bitten, also darum, den »Problem-Ball« nicht neu aufzunehmen und zu Ihnen zurückzuwerfen, das Opfer Ihnen den Ball aber trotzdem zuspielt, dann hören Sie einfach auf, den Ball zu fangen. In einem Konflikt verfügt jede Partei über einhundert Pro-zent Macht, das »Spiel« entweder weiterzuspielen oder es zu beenden. Vergeben Sie bedingungslos, und lassen Sie den Ball beim nächsten Angriff einfach an sich abprallen. Selbst wenn das Opfer immer wie-der versucht, Sie zu provozieren und zum »Mitspielen« aufzufordern, spielen Sie das »Spiel« nicht mehr mit.

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Mithilfe dieses einfachen Bildes können wir erkennen, wie aus Opfern Täter und aus Tätern Opfer werden. Und wir erkennen die große Bedeutung, die in der Selbstvergebung liegt, denn wir verstehen, dass alles bei uns selbst beginnt. Wenn Sie sich selbst wieder lieben und wertschätzen, dann können Sie mit der Kraft dieser Liebe auch andere annehmen und respektieren. Und auch wenn das Opfer Sie weiterhin hasst, können Sie Mitgefühl entwickeln, denn das Opfer leidet und verletzt sich durch seinen Hass nur selbst. Hass vergiftet den Geist, die Zellen und führt zu einem Tunnelblick. Hass macht blind und wendet sich immer auch gegen jene, die man liebt. Antworten Sie daher niemals mit Hass, sondern überlegen Sie sich stattdessen kon -s truktive Lösungen, die das Wohl und den persönlichen Fortschritt aller Beteiligten berücksichtigen. Verschwenden Sie einfach keine Energie durch Negativität. Vielleicht ist auch das ein Aspekt, der sich in Jesus Worten versteckt: »Wenn dich einer auf die linke Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.«

Das vereinfachte Ho‘oponopono lässt sich mit den folgenden vier Sätzen zusammenfassen, die wir die

»Friedensformel« nennen:

»Es tut mir leid. Bitte verzeihe mir.

Ich liebe dich. Danke.«

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Es tut mir leid gleicht einer Standortbestimmung. Dieser Satz re-präsentiert die Reue. Unser Fehlverhalten tut uns leid, weil wir und andere gelitten haben oder noch immer leiden. Dieser Schritt ist not-wendig, denn ohne die vermeintliche Missetat anzuerkennen und sie zu bereuen, ist es schwierig, zu vergeben. Reue findet im Herzen statt. Ohne Reue bleibt die Gnade aus, ohne Reue errichten wir jene Schutzmauern, die Nähe, Verbindung und Gemeinsamkeit ausschlie-ßen. Um ein Ho‘oponopono erfolgreich zu gestalten, sind deswegen zwei einfache Zutaten nötig: Ehrlichkeit und Verantwortung. In die-sem Sinne sagen Sie: »Ja, das ist geschehen, und ich bereue es. Ich übernehme Verantwortung für mein Handeln. Ich weiß durch diese bittere Erfahrung, die mir leid tut, was ich will, und handle in Zu-kunft anders. Ich bin bereit, den Schaden wiedergutzumachen, mir zu verzeihen, zu vergeben und mich selbst freizulassen.«

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind hätte eine Dummheit begangen und käme voller Reue zu Ihnen, um Ihnen die ganze Angelegenheit zu beichten. Es hofft auf Ihr Verständnis und Ihre Hilfe. Würden Sie es bestrafen? Natürlich nicht! Ihr Kind bereut, es hat aus seinem Fehler gelernt, und nun werden Sie ihm selbstverständlich dabei helfen, den Schaden zu begrenzen oder für ihn aufzukommen. Und genau das ist die Botschaft des Neuen Testaments. Während das Gesetz des Alten Testaments die Vergeltung (»Auge um Auge, Zahn um Zahn«) als Ausgleich fordert, gilt im Neuen Testament das Gesetz der Liebe: Mitgefühl und Vergebung. Wir vergeben uns und anderen, um die Abwärtsspirale der Gewalt zu beenden. Wir kehren um, weil wir verstanden haben. Wir vergeben, damit wir nicht selbst wieder zu Tätern werden und im Wahn der Rache blind um uns schlagen. Wir kennen die Redewendung: »Wer nach Rache strebt, kann gleich zwei Gräber ausheben.«

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Bitte verzeihe mir und Ich verzeihe dir befinden sich auf der Ebene des Herzens. Hier findet die Heilung statt. Wir sprechen direkt zu unserem Unterbewusstsein, und zwar so, als würden wir mit einer richtigen Person, mit einem Kind reden. Wir nennen es deswegen: »Mit dem Inneren Kind sprechen.« Unseren negativen inneren Dialog im Sinne von: »Ich sollte … Ich müsste … Ich habe versagt …« usw. verwandeln wir in ein wohlwollendes, ermutigendes und erlösendes Gespräch. Nun sagen wir: »Ja, ich kann verstehen, dass es sinnvoll ist, zu verzeihen und zu vergeben, da wir sonst weiterhin emotional belastet wären und uns selbst und andere durch Wut und Groll quälen würden.« Wir verzeihen uns all unsere Negativität in uns, und wir verzeihen anderen ihre Schulden an uns. So öffnen wir uns der Liebe, und uns selbst wird vergeben – denn in dem Maße, in dem wir anderen vergeben, in dem Maße wird auch uns vergeben, oder wie Jesus sagte: »Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.«

Ich liebe mich bzw. Ich liebe dich verbindet uns mit anderen auf der Seelenebene und schließlich mit unserer wahren Identität als Spirit. Der Satz »Ich liebe dich« integriert, vereint, führt zur Erkenntnis und zum Licht. Wir sagen ihn und meinen damit uns selbst, das Opfer, den Täter und die Situation, die eine wichtige Botschaft für uns hat. Selbstverständlich fordert uns kein Ho‘oponopono dazu auf, uns mit aggressiven und irrationalen Zeitgenossen zu verbrüdern, sondern im Gegenteil: Es ermächtigt uns dazu, für uns einzustehen und die Gleich-wertigkeit aller Lebewesen als spirituelle Entitäten zu sehen.

Danke führt uns augenblicklich vom Mangel in die Fülle, denn mit diesem Wort richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Güte, die Gnade, das Wunder, die Liebe. Wir erkennen, dass uns unsere Erfah-

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rung einen bedeutenden Schritt weitergebracht hat. Damit entfernen wir uns vom Mangel, denn man kann nicht an zwei gegensätzliche Zustände gleichzeitig denken. Entweder sind wir im Mangel, weil wir Täter oder Opfer sind, oder wir sind in der Fülle, weil wir das Spielfeld der Manipulation, der emotionalen Gewalt und Erpressung verlassen haben.

Diese vier Sätze sind unsere Basisaussage. Sie sind fester Bestandteil eines Ho‘oponopono, und um sie weben sich weitere Aussagen, Affir-mationen, Bejahungen und Meditationen.

Eine Ho‘oponopono-Meditation:

Es tut mir leid, dass ich mich so lange selbst gequält habe. Es tut mir leid, dass ich andere bewusst oder unbewusst verletzt habe. Ich bitte darum, mir zu verzeihen und zu vergeben. Ich verzeihe mir jetzt all meine Fehler bedingungslos. Ich öffne mich für die Möglichkeit, jenen zu vergeben, die mich bewusst oder unbewusst verletzt haben. Ich verzeihe ihnen ihre Fehler. Was geschehen ist, ist geschehen, doch ich kann die Gegenwart gestalten. Ich schenke mir und der Welt Mitgefühl. Ich liebe dich, und ich liebe mich. Ich entscheide mich jetzt für ein neues Leben. Durch meine Selbstanklage vergrö-ßere ich nur das Leid, denn der Mensch gibt immer nur das, was er hat. Das tut mir leid, und ich verzeihe mir das jetzt. Ich entscheide mich jetzt für die Freude und das Glück. Indem ich zu einer Quelle der Inspiration werde, vergrößere ich das Glück der Welt. Weil ich mich liebe, bin ich liebevoll zu mir und gebe mich frei. Ich danke für die Erkenntnis. Ich danke für die Heilung von allen Beteiligten im Hier und Jetzt.

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Das Gewissen und die drei Selbste der Huna-Philosophie

Huna ist die westliche Bezeichnung für die Philosophie der hawaiia-nischen Priester und Schamanen, der Kahunas. Huna bedeutet »Ge-heimnis«, und gemeinsam wollen wir jetzt einen kleinen Exkurs zu diesem geheimen Wissen machen, damit es Ihnen noch leichter fallen wird, Ihre nagenden Schuldgefühle loszulassen.

In unserer Kultur kennen wir das Gewissen als eine Art inneren Zeu-gen all unserer Gedanken und Taten. Unser Gewissen meldet sich im-mer dann zu Wort, wenn wir gegen die Regeln unseres »Stammes«, das heißt gegen die Regeln unserer Kultur, unserer Familie, unseres Vereins, unserer Arbeitsstelle, also der Gruppe (Ohana), der wir uns gerade zu-gehörig fühlen, verstoßen. Die Philosophie der hawaiianischen Urein-wohner kennt zwei solcher inneren Beobachter, die als Gewissen fungie-ren: das Innere Kind (oder auch Unteres Selbst bzw. Unihipili) und das Hohe Selbst (oder auch Höheres Selbst bzw. Aumakua). Zusammen mit dem Mittleren Selbst (oder auch handelndes Selbst bzw. Uhane) bilden diese beiden »Beobachter« unsere innere Familie. Das Untere Selbst (das Unterbewusstsein) gleicht dabei einem großen Datenspei-cher, der sämtliche Sinneseindrücke, also alles, was wir jemals gesehen, gehört, geschmeckt, gerochen und gefühlt haben, aber auch alles, was wir jemals gedacht haben, registriert und speichert. Das Innere Kind sammelt diese Daten wie ein Buchhalter, der alle Ereignisse in Plus- und Minusspalten einträgt. Diese Spalten bzw. Wertigkeiten wurden vom Mittleren Selbst (dem Wachbewusstsein) angelegt, das über einen freien Willen verfügt und darüber entscheidet, was erwünscht und was nicht erwünscht ist. Ganz im Sinne dieser Vorgaben trägt Ihr Unteres Selbst nun sämtliche Ereignisse Ihres Lebens in die Spalten ein, die mit

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Plus bzw. Minus beschriftet sind. Diese Urteile – die »Ur-Teilungen« in Gut und Böse – wurden im Laufe Ihres Lebens entweder von Ihnen selbst angenommen oder resultieren aus Ihrer Familienbiografie oder Ihrer kulturellen Geschichte. Moral und Gewissen, die In stanzen, die darüber bestimmen, wie man sich verhält, sind also nicht für alle Men-schen gleich, sondern je nach kultureller Prägung verschieden.

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