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ANNE CHANSON METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS HANDBUCH Band 2 Handbuch Band 2

Anne chAnson Methoden der kindergArtenprAxis · • Stöcklin-Meier, Susanne:Verse, Sprüche und Reime für Kinder. Verlag Pro Juventute, Zürich 1974 • Thiesen, Peter: Spiele im

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Anne chAnson Methoden der kindergArtenprAxis

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ANNE CHANSON METHODENDER KINDERGARTENPRAXIS

HANDBUCH

Handbuch für Lehrpersonen im Kindergarten,in der Grundstufe, in der Basisstufe, in der Primarschul-Unterstufe und von heterogenenGruppen von 4- bis 8-jährigen Kindern

Band 2

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Anne ChansonMethoden der KindergartenpraxisHandbuchBand 2ISBN-10 3-03905-252-7ISBN-13 978- 3-03905-252-3

Projektleitung/Lektorat: Regula FuchsGestaltung, Umschlag: Atelier Kurt Bläuer, Bern

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek. Die Deutsche Bibliothekverzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detailliertebibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.

1. Auflage 2006Alle Rechte vorbehalten © 2006 h.e.p. verlag ag

h.e.p. verlag agBildung.Medien.KommunikationBrunngasse 36CH-3011 Bern

www.hep-verlag.ch

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS INHALT

INHALT

VORWORTAus der Praxis für die Praxis 5

ÜBERBLICK ÜBER DIE VERWENDUNG DER METHODEN 7Aufbau der Beschreibung der einzelnen Methoden 8Literatur und Quellenverzeichnis 9

22 METHODENThema-Ecke oder Thema-Tisch Einführung 11Spiel- und Lernumgebung 17Spielzeug oder Spielplatz Einführung 21Spiele mit Gegenstand 29Spiele in Gruppen 35Spiele im Freien 39Bewegungsspiele, Turnen in der Halle 43Musizieren mit Instrumenten 47Musizieren zu Geschichten 53Rhythmisches Zeichnen 57Projektorientierter Unterricht 61Gespräch 65Bildbetrachtung 69Anschauung 75Fantasiereise 81Märchenritual 83Gemeinschaftsarbeit in Kleingruppen 87Gemeinschaftsarbeit: ein Grossbild malen 91Integriertes Malen 95Werkarbeit Einführung 99Entdeckendes Lernen 103Ressourcenarbeit 109

ÜBERSICHT METHODEN BAND 1 UND 2 115

ALPHABETISCHE ÜBERSICHT 117

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS VORWORT

AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS

Der zweite Band dieses Handbuchs ist eine Ergänzung zur Methodensammlung des ersten Bandes. Darin beschreibe ich weitere 22 Methoden des Kindergartenunter-richts, die sich in meiner Arbeit mit dem vier- bis achtjährigen Kind bewährt haben.Im Umgang mit Heterogenität und Chancengleichheit bietet sich der individualisie-rende Unterricht als Weg an. Schon immer sind Lehr- und Lernprozesse im Kinder-garten durch ein hohes Mass an Individualisierung geprägt. Diese realisiert sich vor allem in der freien und angeleiteten Sequenz.In der geführten Sequenz bestimmt die Kindergärtnerin oder die Lehrperson (ge-meint sind Frauen und Männer, die auf dieser Stufe eine Lehrfunktion ausüben) dieUnterrichtsgestaltung. Geführte Unterrichtseinheiten richten sich nach dem Lehr-plan oder einem aktuellen didaktischen Ansatz, haben jedoch immer eine Wirkungauf die ganze Klasse oder eine Teilgruppe. In der Ausgestaltung haben sich gewisseMethoden entwickelt, die ich als Werte der Kindergartenmethodik in diesem Hand-buch festhalten möchte. Immer wieder steht spielerisches, gefühlsbetontes Lernenim Vordergrund. Ausgehend von einem Lernziel unterstützt die passende Methodedie Entwicklung der Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz, wirkt also ganzheitlich.Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass sich die Arbeit der Kindergärtnerin

% VORWORT

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS VORWORT

durch eine enorme methodische Vielfalt auszeichnet. Auf dem Weg zur Annäherungvon Kindergarten und Primarschule ist zu hoffen, dass die Qualitäten beider Stufensich ergänzen und gegenseitig bereichern.

Juli 2006 Anne Chanson

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ÜBERBLICK ÜBER DIE VERWENDUNG DER METHODEN

Überblick über die Verwendungder Methoden

Mathe- Bewe- Kind undMethoden Band 2 Spiele Sprache matik Musik gung Mitwelt Gestalten ELF

Thema-Ecke oder Thema-TischEinführung x x x x

Spiel- und Lernumgebung x x x x x

Spielzeug oder Spielplatz Einführung x x x x x

Spiele mit Gegenstand x x x x x

Spiele in Gruppen x x x x x

Spiele im Freien x x x x x x x

Bewegungsspiele, Turnen in der Halle x x x x x x

Musizieren mit Instrumenten x x x x x x

Musizieren zu Geschichten x x x x x

Rhythmisches Zeichnen x x x x

Projektorientierter Unterricht x x x x

Gespräch x x

Bildbetrachtung x x

Anschauung x x

Fantasiereise x x

Märchenritual x x

Gemeinschaftsarbeit in Kleingruppen x x x x

Gemeinschaftsarbeit: ein Grossbild malen x x x x x

Integriertes Malen x x x

Werkarbeit Einführung x x x x x

Entdeckendes Lernen x x x x x x x

Ressourcenarbeit x x

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS DIE BESCHREIBUNG DER METHODEN

AUFBAU DER BESCHREIBUNG DER EINZELNEN METHODEN

Das Handbuch enthält eine Methodensammlung. Um die verschiedenen Methodenvoneinander zu unterscheiden, sind viele Merkpunkte aufgeführt. Sie zeigen die cha-rakteristischen Merkmale der einzelnen Methode auf. Sie geben einer Lehrpersonklare, beobachtbare Kriterien für den fachgerechten Einsatz der Methode und umdas methodisch-didaktische Handeln zu reflektieren.

IDEE zeigt den Kerngedanken der Methode

GEFÖRDERTE zeigen, wozu sich die Methode eignet, und ihren Nutzen und Wert in Bezug auf dieKOMPETENZEN beim Kind geförderte Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz

RAUM/MATERIAL zeigt z. B. Aspekte der Sitzordnung auf, räumliche Bedingungen und beschreibt dieHilfsmittel

ABLAUF gibt Hinweise auf den Aufbau der Methode und ihre Durchführung

Einführung:Hauptteil: sind Phasen im LernprozessAbschluss:

SPIELIMPULS Hier spricht die Lehrperson einige Anregungen aus, als Brücke zu der folgendenSequenz. Diese Überleitung zum individuellen Lernprozess gibt Anregungen, womit sich das Kind in der anschliessenden Sequenz freiwillig beschäftigen kann. DieseAnregungen können sich auch auf eine Aufgabe beziehen, mit der sich das Kind ineiner anschliessenden Sequenz beschäftigen muss.

DIDAKTISCHE geben Anregungen zur Vorbereitung der geführten Sequenz, machen auf Zusam-HINWEISE menhänge in der Vermittlung zwischen Lehrperson – Kind – Sache aufmerksam

MÖGLICHKEITEN zeigen Varianten zum oben beschriebenen Ablauf auf

BEISPIELE erklären in Wort oder Bild ein konkretes Vorgehen aus der Praxis

LITERATUR nennt einzelne spezielle Fachbücher zu dieser Thematik. Es sind oft Klassiker. Ichverzichte jedoch bewusst auf die Aufzählung einer breiten Fachliteratur. WichtigeBücher sind im Literaturverzeichnis zu finden.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

• Adolphi, Sybille: Blumenkinder für den Jahreszeitentisch. Verlag Freies Geistesleben,Stuttgart 2000

• Autorenteam: Franca und Mehmet im Kindergarten. Lehrmittelverlag des Kt. Zürich,Zürich 1987

• Bächli, Gerda: Händ und Füess, Musicvision, Küsnacht 2004• Bachmann, Elsbeth: Flechten neu entdecken. Schubi Verlag, Schaffhausen 1995• Baumann, Hansruedi: Mut tut gut. SVSS, Aarau 2001• Baumann, Nicole: Vom Rollenspiel zum Bilderbuch. Scuola Verlag, Zürich 2000• Bischofberger, Claudia: Wertlos-Wertvoll. Schulverlag swch.ch, Hölstein 2003• Björk, Christina, Anderson, Lena: Linéa im Garten des Malers. Bertelsmann Verlag,

München 1991• Büchel, Patrizia: Immer drüü mitenand, Kleingruppenunterricht. Lehrmittelverlag des

Kt. Zürich, Zürich 1990• Büchel, Patricia: alltäglich, tagtäglich. Lehrmittelverlag des Kt. Zürich, Zürich 1991• Dalla Piazza Popp, Mirca, Bucher Senn, Barbara: Sonnengelb und Erdbeerrot. sabe

Verlag, Aarau 1998• Egger-Honegger, Bettina: Malen als Lernhilfe. Zytglogge Verlag, Bern 1987• Egger-Honegger, Bettina: Faszination Malen. Zytglogge Verlag, Bern 1980• Egger-Honegger, Bettina: Bilder verstehen. Zytglogge Verlag, Bern 1984• Elschenbroich, Donata: Weltwissen der Siebenjährigen. Kunstmann Verlag, München

2001• Fehse, Dorothea: Rhythmusspiele mit Kindern. AOL Verlag, Lichtenau 2005• Fluri, Hans: 1012 Spiele und Übungsformen in der Freizeit. Verlag Hofmann, Schorn-

dorf 1984• Födl, Wolfgang: Musikalische Früherziehung in Vorschule und Kindergarten. Schubi

Lehrmittel, Schaffhausen 2005• Frey, Karl: Die Projektmethode. Beltz Verlag, Basel 1993, 5. Auflage• Friedemann, Lili: Kinder spielen mit Klängen und Tönen. Möseler Verlag, Wolfenbüt-

tel und Zürich 1971• Gallinat,Hans-Jochen:Den Körper im Gleichgewicht,PetersenVerlag,Horneburg 2004• Giordano, Mario: Ein Mann mit der Zwitschermaschine, Augenreise mit Paul Klee.

Aufbau Verlag, Berlin 2001• Graeb, Gerhard: Kinder experimentieren. Don Bosco Verlag, München 1976• Gruber Christina, Rieger Christiane: Entspannung und Konzentration. Kösel Verlag,

München 2002• Haberkorn, Rita: Rollenspiel im Kindergarten. Juventa Verlag, München 1978• Hegi, Fritz: Improvisation und Musiktherapie. Möglichkeiten und Wirkung von freier

Musik. Junfermann Verlag, Paderborn 1997• Heimberg, Dora und Mitarbeiterinnen: Erfassen und Fördern im Kindergarten 2,

Schwerpunkt Bewegung. Verlag KgCH, Zürich 1990• Hentig, Susanne: Värs und Form. Schubi Verlag, Schaffhausen 2001• Heyer-Oeschger, Margot: Erfassen und Fördern im Kindergarten. Zürich, 1987• Klee, Paul: Bilderträumen. Prestel Verlag, München, New York 1996• Krahl-Rhinow, Andrea: Motorik- und Bewegungsförderung, Ernst Klett Verlag, Stutt-

gart 2004

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

• Kreusch-Jacob, Dorothée: Das Musikbuch für Kinder. Scholt Verlag, Mainz 2003• Kreusch-Jacob, Dorothée: Klangwerkstatt, Don Bosco Verlag, München 2005• Küntzel-Hansen, Margrit: Musik mit Kindern. Versuche mit Geräusch und Klang. Klett

Verlag, Stuttgart 1981• Küntzel-Hansen, Margrit: Musikkurs für Kindergarten. 27 Protokolle. Ernst Klett Ver-

lag, Stuttgart 1979• Lehrmittel «Sporterziehung» Band 2, Vorschule, und Band 3, 1.–4. Schuljahr. Eidg.

Sportkommission ESK, 1998• Lerch, Joachim, Willmer-Klumpp, Charlotte: Experimentieren im Kindergarten. Ernst

Klett Verlag, Stuttgart 2004• Lohf, Sabine: Basteln mit Naturmaterialien rund ums Jahr. OZ Verlag GmbH, Rhein-

felden 2004• Löscher, Wolfgang: Bewegungsspiele. Sellier Verlag, Freising 1979• Lück, Gisela, Gayman, Peter: Eierweisheiten. Herder Verlag, Freiburg 2005• Michalski Ute und Tilman: Kunterbunter Bastelspass. ArsEdition, München 1999• Müller-Hiestand, Ursula: Erde, Wasser, Luft, Feuer. AT Verlag, Aarau 1990• Neber, Heinz (Hrsg.): Entdeckendes Lernen. Beltz Verlag, Weinheim 1981• Pösel, Ortfried: Die Wetterhexe, Klanggeschichten, Fidula Verlag, Boppard am Rhein

1999• Reichen, Jürgen: Sachunterricht und Sachbegegnung. Sabe Verlag, Aarau 1991• Riederer, Eveline: deutschlich besser. ED Kt. Basel-Stadt, Basel 2001• Röllin, Margrit: Planung der Kindergartenarbeit. Verlag KgCH, Zürich 1985• Sacré, Marie-José: Wo die Zeit wohnt. bohem press, Zürich 1996• Schrader, Basil: Sprachvielfalt als Chance. Verlag Orell Füssli, Zürich 2000• Schüpbach, Jürg: Nachdenken über das Lehren. Bern, Stuttgart, Wien 1997• Schwarting, Jutta: Klingende Geschichten, Fidula Verlag, Boppard am Rhein 1976• Schweizerischer Verband für Sport in der Schule (Hrsg.): Bewegungserziehung im

Kindergarten. Zürich 1992 • Seitz, Marielle: Schreib es in den Sand. Don Bosco, München 1999• Simsa, Marko: Der Karneval der Tiere. Eine Geschichte zur Musik von Camille Saint-

Saëns (mit CD). Annette Benz Verlag, München 2002• Simsa, Marko: Die vier Jahreszeiten. Eine Geschichte zur Musik von Antonio Vivaldi

(mit CD). Annette Benz Verlag, München 2004• Stöcklin-Meier, Susanne: Geburtstag hab’ ich heute. Verlag Orell Füssli, Zürich 1984• Stöcklin-Meier, Susanne: Verse, Sprüche und Reime für Kinder. Verlag Pro Juventute,

Zürich 1974• Thiesen, Peter: Spiele im Kindergarten. Beltz Verlag, Weinheim 2004• Thiesen, Peter: Schönwetterspiele. Lambertus Verlag, Freiburg im Breisgau 1986• Wagenschein, Martin: Kinder auf dem Wege zur Physik. Klett Verlag, Stuttgart 1973• Walder, Elisabeth, Zschokke, Beatrice: Sehreise. Haupt Verlag, Bern 2006• Verband Kindergärtnerinnen Schweiz (Hrsg.): Die magischen Würfel. Verlag KgCH,

Zürich 1998• Wolke-Gerche, Angelika: Wir bauen jetzt ein Haus. Verlag Freies Geistesleben, Stutt-

gart 1997• Zimmer, Renate: Kreatives Bewegungsspiel, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau

2005

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS THEMA -ECKE ODER THEMA -TISCH EINFÜHRUNG

% THEMA-ECKE ODER THEMA-TISCH EINFÜHRUNG

IDEE • Beziehung zu neuem thematischem Rollenspielzeug aufbauen• In der Einführung verschiedene Tätigkeiten und Spielideen kennen

lernen

• Vertieftes Kennenlernen eines Spielortes, Zusammenhänge von Hand-lungen verstehen, einen Überblick über das Material erhalten

• Spielerische Handhabung des Materials, dabei Spielregeln verstehen ler-nen

• Soziales Lernen, Ideen erhalten für das Gruppenspiel, Anregung der Fan-tasie

RAUM Theaterbestuhlung beim Spielort, Sammlung in der Garderobe oder im«Stübli»

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS THEMA -ECKE ODER THEMA -TISCH EINFÜHRUNG

MATERIAL Schönes, stabiles Material mit gutem Funktionscharakter, zum Thema passend. Konstruktions- und Rollenspielmaterial zum Nachspielen von erlebten Situationen.Details sind wichtig, später mit Zusatzmaterial erweitern.

ABLAUF EINFÜHRUNG Am Vortag Vorfreude auf den neuen Spielort wecken, Einstim-mung auf die Vorführung durch Licht und Musik. Das gemein-same Warten vor dem Beginn steigert die Erwartung. Weg zumneuen «Stübli» ausnutzen, damit die Kinder sich bewegen.Sitzplätze zuordnen, gute Sicht kontrollieren. Verhaltensregelnklären.

HAUPTTEIL Beginn mit Signal markieren. Die Kinder das neue Materialdurch die Rahmengeschichte erleben lassen. Das Spiel an-bahnen, Impulse geben, die Ideen und Fragen der Kinder einbeziehen. Für alle Kinder Aktivitäten einplanen, alle sollendrankommen. Die Spielregeln spielerisch veranschaulichen,kri tische Punkte im Umgang mit dem Material besprechen.Schluss mit Signal kundgeben.

ABSCHLUSS Aufräum- und Versorgeregel vorzeigen und erklären. Die Kin-der zur Ausgangssituation zurückführen, also den Weg zurück-gehen lassen.

SPIELIMPULS Gruppenspiel am neuen Spielort anbieten, Kinderzahl zuerst beschränken.

Das Kind lernt einen komplexen Gruppenspielort kennen, der viel neues Materialenthält. Die Einführung hilft dem Kind, einen Überblick zu gewinnen. Gleichzeitigweckt sie beim Kind den Wunsch, die neuen Spielmöglichkeiten auszuprobieren.Ziel ist es, das Kind zum kreativen Gestalten zusammen mit andern Kindern anzure-gen.Zur Einführung sind drei Grundformen denkbar (siehe unter: Möglichkeiten). Sieunterscheiden sich durch das Mass an Lenkung durch die Lehrperson. Je nach Situ-ation, Alter der Kinder und Materialmenge wird die Vorgehensweise festgelegt.Vorbereitung: Am besten ist es, das neue Material am künftigen Spielort vorzustel-len. Nachdem die Form der Einführung feststeht, alles Material bereitstellen. BeimFestlegen der Spielregeln ist das Vorausdenken wichtig, um einen guten Spielverlaufzu gewähren. Auftretende Konfliktsituationen, z. B. beim Aufräumen, durch gute Re-geln vermeiden. Die Spielregeln können auch zusammen mit den Kindern bestimmt werden. Bei der Einführung eines neuen Rollenspielortes wird bewusst die Vorfreude der Kinder geweckt, indem das Ereignis angekündigt wird. So wird z. B. eine Bäckereiin einer Woche eröffnet, ein Baby wird geboren usw. Zur Vorbereitung können dieKinder um Hilfe gebeten werden, indem sie aus Papiermaché Gebäck herstellen.Bei der Einführung hat die Lehrperson eine Doppelrolle, einerseits spielt sie vor undbelebt die Figuren, andererseits leitet sie den Ablauf mit den Kindern. Sie soll klar zwischen beiden Rollen trennen durch ihre Augen- und Stimmführung (siehe Metho-de «Erzählendes Gestalten»).Das Beobachten der Spielgruppen im anschliessenden Spiel ist wichtig, allenfalls ist es nötig, die Regeln zu vertiefen. Die Lehrperson führt eine Liste, wer wann gespielt hat, um auf einen gerechten Wechsel zu achten.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS THEMA -ECKE ODER THEMA -TISCH EINFÜHRUNG

Stufen des RollenspielsDas Rollenspiel fördert die Selbsterfahrung, die eigene Rollenfindung und die sozialeEinordnung. Nicht alle Kinder gleichen Alters sind auf derselben Entwicklungsstufe.Die Vorstufe zum Rollenspiel ist das Spielen mit Sachen zum Liebhaben. Sie werdenbelebt und werden plötzlich in Handlungen miteinbezogen. Das sind Puppen, Bären,«Tierli». Die Kinder imitieren in diesem Nachahmungsspiel symbolisch Handlungen,die sie bei Erwachsenen gesehen haben.In einer zweiten Stufe werden alltägliche Handlungen nachgeahmt. Das Kind telefo-niert mit oder ohne Gegenstand. Allmählich übernimmt das Kind Rollen und schafft Fantasiesituationen. Es entstehen Verbindungen zwischen Erlebtem und Erfunde-nem.Im diesem Spiel sucht das Kind einen sprachlichen oder nonverbalen Ausdruck für seine Gefühle.Im Parallelspiel, später im sozialen Rol-lenspiel, erhält die Interaktion zuneh-mende Bedeutung. Die Kinder spielenmiteinander, sprechen sich ab, legenSpielregeln und Ablauf gemeinsam fest.Sie können Konflikte selber lösen.Das Spielmaterial in der Thema-Eckeoder auf dem Thema-Tisch soll das Sym-bolspiel für alle Entwicklungsstufen be-rücksichtigen.

MÖGLICHKEITEN Darbietende Methode:Vorspielen eines Theaterstückes,einer Handlung, einer Episode

• Sich selber als Gestalt verkleiden, auf-treten, Theaterspielen mit und ohnePartner

• Tischtheater mit Figuren vorspielen,Schattentheater mit Figuren vorführen

• Die Mittelsfigur begegnet den Figurenoder Requisiten

Anleitende Methode:Das Rollenspiel anbahnen, es nach-her öffnen für die Kinder

• Gleiche Möglichkeiten wie oben, jedochwerden die Kinder als Helfer ins Spieleinbezogen. Zu Beginn eine Episode sel-ber vorspielen, sie danach von einemKind oder mehreren Kindern nacheinan-der nachspielen lassen.

• Vorspiel eines Rollenspiels mit dem nochnicht eingeräumten Spielort. Gemeinsammit den Kindern das Material einordnen,z. B. Bergwerk der Zwerge einrichten. Im

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS THEMA -ECKE ODER THEMA -TISCH EINFÜHRUNG

Verkaufsstand Gemüse, Früchte sortieren, Gestelle einräu-men. Übernahme verschiedener Rollen durch die Kinder. Sie wechseln vom Zuschauer zum Schauspieler oder Helfer. Darauf achten, dass alle Kinder einmal drankommen.

Erarbeitende Methode: Kinder selber gestalten lassen• Die Kinder suchen das Material zum Gestalten der Thema-

Ecke selber. Sie richten den Raum z. B. zum Thema Spitalein, verändern bestehendes Material oder erstellen feh-lendes Material selber.

• Die Kinder einen Spielort gemeinsam (als Projekt) planenlassen oder sich selber einen neuen Spielort einrichten, z. B.ein Feuerwehrmagazin im Freien.

• Einer Kleingruppe einen Auftrag geben, z. B. für eine Figur das passende Material auswählen, ihr einen Schlafplatz aufdem Thema-Tisch gestalten. Anschliessend an die Gruppen-arbeiten wird der Ort besucht und besprochen.

• Eine Kleingruppe erfindet eine kleine Geschichte und spielt sie auf dem Thema-Tisch vor.

BEISPIELE Thema-Tisch zum aktuellen ThemaDer Thema-Tisch erweitert das gewohnte Rollenangebot. Es ist ein Spielangebot aufeinem Thema- oder Gestaltungstisch, oft auch «kleine Welt» genannt. Passend zumThema erhalten die Kinder die Möglichkeit, Teile oder die ganze Handlung des Mär-chens oder der aktuellen Geschichte auf dem Thema-Tisch nachzuspielen. Durchdas wiederholte Rollenspiel mit anderen Kindern prägt sich die Handlung ein. Das Material und die Spielregeln bestimmen die Art des Rollenspiels.

• Thema-Tisch zum Märchen «Schneewittchen und die7 Zwerge». Das Material gibt die Handlungsorte vor, dieSpielfiguren entsprechen dem Märchen.

• Thema-Tisch Puppenstube. In der Puppenstube kommt der Samichlaus, eine neue Familie zieht ein usw. Danebenkann in der leeren Puppenstube ein Kindergarten, ein Schul-zimmer oder ein Spital eingerichtet werden.

Thema-Tisch zu den JahreszeitenDer Jahreszeitentisch ist mit Naturmaterialien gestaltet. ImLaufe des Jahres wechseln die Materialien. Echte Blumen,Früchte oder Spielfiguren stellen das Kommen und Gehender Jahreszeiten dar. Eigentlich ist es kein Spielort, sondernein Ort des Staunens und Beobachtens. Wer bemerkt eineVeränderung? Ein wiederkehrendes Ritualspiel zum Jahres-

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS THEMA -ECKE ODER THEMA -TISCH EINFÜHRUNG

zeitenwechsel steigert die Aufmerksamkeit. So wird am Jahreszeitentisch eineGeschichte erzählt, oder eine Jahreszeitenfee berichtet von der kommenden Jah-reszeit.

Thema-EckeIm thematischen Rollenspiel erhält das Kind die Möglichkeit, neue Rollen zu er-fahren. Archetypische Rollen, die das Gute oder das Böse verkörpern, sind ebensobeliebt wie Berufsrollen. Verkleidungen und Requisiten helfen, eigene Spielideen zu erfinden oder eine vorgegebene Handlung aus einer Geschichte nachzuspielen. DieThema-Ecke ist ein rollengebundener Spielort, die Art des Rollenspiels ist durch das Material bestimmt.

• Thema-Ecke Spital. In der Thema-Eckesind die Rollen durch das Verkleidungs-material gegeben: Patient, Arzt, Pfleger,Hebamme,Wartezimmer mit Sekretariat.Sowohl Mädchen wie auch Knaben kön-nen alle Rollen übernehmen. Vorausset-zung ist eine gut eingerichtete Ecke, wodieses Rollenspiel sich entfalten kann.

• Thema-Ecke mit Thron. «Ich wär däKönig», sagte Till, während er sich ver-kleidete. «Was hät dä alles?» «E Chroneus Gold und Edelstei, will er so rich isch,und en Regierigsstab zum Befehle», ant-wortete ich, «und natürli en Thron zumSitzä.» «Sitzt dä König nie uf gwöhn-liche Stühl?», fragte Till neugierig. «Mo-moll, nur wänn er regiert, stiegt er ufdä Thron», erklärte ich, «dä König ischerscht uf sim Thron obe mächtig.» «Gäll,und dänn verneiged sich alli Mänschevom Königsrich vor ihm. Das gfallt emKönig», meinte der Knabe sinnend. Das Bauen des Throns aus Holzharassenwar ein wichtiger Bestandteil des Rol-lenspiels, das Till in den folgenden Wo-chen spielte. Er liebte es, immer wieder diesen festen Sitzplatz umzubauen, zuverzieren und sich lange darauf zu set-zen.

• Thema-Ecke Schuhmacher. Ausgehendvom Märchen «Die Heinzelmännchen»(Gebrüder Grimm) wurden v.a. feinmo-torische Fertigkeiten in der Thema-Eckegefördert.Die Tätigkeiten des Schuhmachers –Schuhe flicken, putzen, Schuhbändel ein-

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS THEMA -ECKE ODER THEMA -TISCH EINFÜHRUNG

ziehen und schnüren – wurden durch den Verkauf von Schuhen erweitert. Wer im«Bäbiegge» spielte, kam in den Genuss dieses Spielangebotes. Besonders beliebt waren die Stöckelschuhe mit ihren hohen Absätzen.

LITERATUR Adolphi, Sybille: Blumenkinder für den Jahreszeitentisch. Verlag Freies Geistesleben,Stuttgart 2000Baumann, Nicole: Vom Rollenspiel zum Bilderbuch. Scuola Verlag, Zürich 2000Haberkorn, Rita: Rollenspiel im Kindergarten. Juventa Verlag, München 1978Wolke-Gerche, Angelika: Wir bauen jetzt ein Haus. Verlag Freies Geistesleben, Stutt-gart 1997

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIEL - UND LERNUMGEBUNG

% SPIEL- UND LERNUMGEBUNG

IDEE • Bewusstheit schaffen, dass Sprache verschriftlicht werden kann• Vorschulisches Lesen und Schreiben im Rollenspiel unterstützen• Verschiedene Tätigkeiten und Spielideen auf dem Weg zur Schrift

kennen lernen

• Spielerische Handhabung des Materials am Rollenspielort• Erlebnisgrundlage zum spielerischen Lesen und Schreiben• Soziales Lernen, Ideen erhalten für das Gruppenspiel, Anregung der Fan-

tasie

RAUM Die Spiel- und Lernumgebung gleicht einer Thema-Ecke

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIEL - UND LERNUMGEBUNG

MATERIAL Schönes, stabiles Material mit gutem Funktionscharakter, zum Thema passend. Lese- und Schreibmaterial für die präliterarische, logographemische und alphabe-tische Stufe.

ABLAUF Siehe Methode Thema-Ecke Einführung

Das Kind erwirbt die Voraussetzungen des Lesens und Schreibens. Durch Einsicht in das Prinzip der Schrift erkennt es, dass Gedanken schriftlich festgehalten werdenkönnen, sei es durch Symbole oder Buchstaben. Es merkt, dass Schrift aus wenigen,wiederkehrenden Schriftzeichen (Graphemen) besteht. Diese verweisen auf einenLaut. Schrift besteht aus einer Abfolge von Lauten (Phonemen), die beim Lesen ver-bunden werden und einen Sinn ergeben. Lautieren (sprechen) und schreiben gehö-ren zum Prozess des Lesens und Schreibens, den das Kind spielerisch entdeckt, der aber nicht systematisch geübt wird. Die phonologische Bewusstheit, wie sie auchim Würzburger Trainingsprogramm geübt wird, unterstützt diesen Vorgang.In der Spiel- und Lernumgebung sind Schreib- und Leseanlässe in Rollenspiele inte-griert. Daneben werden weitere Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Haltungen geübt. DieLehrperson unterstützt die Schreibaktivitäten. Sie versucht möglichst viel Materialzu sammeln, das an die Lebenswirklichkeit und Alltagserfahrungen der Kinder an-knüpft.Im thematischen Rollenspiel erhält das Kind die Möglichkeit, neue Rollen zu er-fahren. Archetypische Rollen, die das Gute oder das Böse verkörpern, sind ebensobeliebt wie Berufsrollen. Verkleidungen und Requisiten helfen, eigene Spielideen zu erfinden oder eine vorgegebene Handlung aus einer Geschichte nachzuspielen. DieSpiel- und Lernumgebung ist wie die Thema-Ecke ein rollengebundener Spielort, dieArt des Rollenspiels ist durch das Material bestimmt (siehe Methode «Thema-EckeEinführung»).

MÖGLICHKEITEN Das Material soll die folgenden verschiedenen Stufen im Lese- und Schreibprozess ermöglichen und das Kind dazu anregen, sich mit ihnen zu beschäftigen. Das Mate-rial bietet unterschiedliche Schwierigkeitsstufen.Präliterarische, symbolische Stufe: Das Kind erkennt eine symbolische Darstel-lung, z. B. einen Stuhl auf einem Bild. Es übt auf dieser Stufe den Umgang mit Bildernund Symbolen. Es kann Bilder lesen.Logographemische Stufe: Das Kind erkennt Schrift, Schriftzüge oder Logos. Es

erkennt seinen Namen oder kann ganze Wörter lesen.Alphabetische Stufe: Das Kind kennt wenige Schriftzeichen.Es kann Wörter in Silben und Laute zerlegen. Es erkennt, dass ein Zeichen einem Laut zugeordnet ist. Es versteht das Prinzipdes Lesens und Schreibens. Die Wörter werden lautgetreu geschrieben. Es kann schreiben und lautieren.Die weiteren Entwicklungsstufen (nach Günther 1995) sind Teildes systematischen Unterrichts in der Schule.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIEL - UND LERNUMGEBUNG

BEISPIELE Spiel- und Lernumgebung Spital: DieRollen Arzt/Ärztin, Pfleger, Hebammeoder Patient sind durch das Verklei-dungsmaterial gegeben. Die SpielorteWartezimmer mit Sekretariat, Operati-onssaal oder Krankenzimmer sind be-schriftet und bieten viele Lese- undSchreibanlässe wie Anmeldung, Fieber-tabelle usw.Spiel- und Lernumgebung Schulzim-mer: Präliterarische, symbolische Stufe:Hefte, Tafel, Schreibzeug, Bilderbücher zum Vorlesen. Rollenspiele. Logographemische Stufe: Buchstabensuchen in der Zeitung, bemalen. Logos ausschneiden. Buchstaben als Stempel.Alphabetische Stufe: Memory mit Buch-staben, Anlauttabelle, Schreibmaschine.Spiel- und Lernumgebung Post: Wiein den oben genannten Beispielen wirdMaterial für alle drei Stufen angeboten.Mit Hilfe einer Geschichte werden dieKinder dazu angeregt, einander Briefezu schreiben. Ein Briefkasten oder einBesuch in der Post bezieht auch die El-tern mit ein.

LITERATUR Sörensen, Barbara: Kinder erforschen die Schriftkultur. Verlag KgCH, Hölstein 2005Küspert, Petra/Schneider, Wolfgang: Hö ren, lauschen, lernen. Vanderhoek & Rup-recht, Göttingen 2000

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

% SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

IDEE • Beziehung aufbauen zu einem Spielzeug oder zu einem Spielplatz• Spielerische Anleitung zur sachgerechten Handhabung, verbunden

mit Spiel- und Ordnungsregeln• Spielintensivierung durch direkte Impulse

• Lust zum Spielen wecken, eigenaktives Tun entwickeln• Eigene Handlungsplanung passend zum Spielmaterial entwickeln• Verbindliche Spielregeln einhalten, alle haben die gleichen Rechte

RAUM Am Spielort, im «Stübli», im Freien

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

MATERIAL Ein einzelnes gutes Spielzeug, stabil, vielseitig verwendbar, formschön, z. B. einePuppe«Müsterlispiel», Regelspiel, Puzzle, Brio-Eisenbahn, didaktische SpieleEin Spielplatz mit verschiedenem Material, z. B. Verkäuferstand, Puppenecke, Sand,Post als Thema-Ecke (siehe Methode «Thema-Ecke oder Thema-Tisch Einführung»)

ABLAUF EINFÜHRUNG Stimmung passend zum Material schaffen, evtl. Rahmenerzäh-lung, evtl. Besammlung in der Garderobe, Vorfreude auf eineÜberraschung wecken

HAUPTTEIL Material erleben, genau ansehen, betasten lassen. Spiel an-bahnen, Impulse geben. Spiel spielen, dabei Spielregeln ver-mitteln, kritische Punkte besprechen, Umgang mit dem Mate-rial im Tun vorzeigen oder erklären.

ABSCHLUSS Aufräum- und Versorgregel vorzeigen und erklären.SPIELIMPULS Erste Spielgruppe bestimmen, Spielplatz eröffnen.

Verschiedene Formen der Einführung sind denkbar:• Spielanbahnung durch die Lehrperson, gemeinsam mit einzelnen Kindern• Vorspiel, Darbietung einer kleinen Szene durch die Lehrperson (evtl. ist sie verklei-

det)• Vorzeigen der Handhabung Schritt für Schritt• Die Kinder das Material selber entdecken lassen und gemeinsam verbindliche Re-

geln abmachen

Die Form der Einführung ist abhängig vom Material und vomEntwicklungsstand der Kinder. Die Einführung soll beim Kind inerster Linie Spielwünsche auslösen, einen emotionalen Bezugzum Material aufbauen, Neugierde wecken. Zudem ist sie einespielerische Anleitung zur sachgerechten Handhabung. DieEinführung eines einzelnen Spielzeugs ist darum einfacher als die Einführung eines ganzen Spielplatzes.In der Vorbereitung macht sich die Lehrperson über die Or-ganisation Gedanken. Wo ist das Material? Wie sehen es dieKinder? Wird das Spiel bereits angebahnt? Je nach Menge des Spielmaterials eignet sich eine bestimmte Vorgehensweise. Es ist auch hilfreich, die Einführung am Spielort durchzuführen.Das gilt besonders bei Rollenspielorten, bei welchen viel Ma-terial platziert werden soll. Der Beginn der Einführung in der Garderobe erhöht die Spannung und weckt Vorfreude auf denneuen Spielplatz (siehe Methode «Thema-Ecke oder Thema-Tisch Einführung»).Die Lehrperson legt für den Gebrauch des Materials Regelnfest, damit es allen Kindern in gleicher Qualität zur Verfügungsteht und nicht unnötig vergeudet wird. Der Arbeitsplatz sollselbständig sachgerecht vorbereitet und aufgeräumt werdenkönnen. Es ist wichtig, die Verhaltens- oder Spielregeln klar zu vermitteln. Die Regeln sollen möglichst einfach sein. Zu vieleRegeln halten das Kind vom Spielen ab.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

Am Anfang des Kindergartenjahres gibt es viel Spiel- und Lernmaterial zum Ken-nenlernen. Viele Kinder aus bildungsfernen Schichten lernen im Kindergarten zumersten Mal, mit Spielzeug zu spielen. Kinder aus Kleinfamilien sind es nicht gewohnt,miteinander zu spielen. Deshalb ist die bewusste Spielpflege, begonnen mit Spiel-zeugeinführungen, wichtig.Am Anfang ist eine klare Kontrolle v. a. beim Aufräumen ratsam, es gibt Sicherheit und klärt Fragen. Regeln verflachen immer wieder. Ab und zu ist eine Aktualisierungnötig.Die Lehrperson beobachtet nach der Einführung die spielenden Kinder, kontrolliert im Ausklang nochmals die Einhaltung der Regeln. Ungünstige Spielregeln werdenabgeschafft oder zusammen mit den Kindern neu erfunden.Die Abgrenzung der verschiedenen Methoden ist nicht immer einfach. Bei der Me-thode «Spielzeugeinführung» stehen Handlungsabläufe und das Spielen im Vorder-grund. Wenn mit der Einführung eines Spielplatzes ein Material oder eine Technikverbunden ist, das in der Einführung hervorgehoben wird, wählt die Lehrperson mit Vorteil die Methode «Arbeitstechnik Einführung».

MÖGLICHKEITEN Formen der Einführung:• Vor der Eröffnung des neuen Spielortes

den Platz mit den Kindern ausräumen.Nach einer Wartepause, in welcher das Kind Vorfreude auf das Kommende ent-wickelt,beginnt die Spielzeugeinführung. Da ist z. B. der Laden frisch gestrichenworden, der Verkäufer braucht dringendHilfe beim Einräumen und Anschrei-ben. Alle Kinder helfen beim Sortierender Esswaren und schreiben Preise an.Erst zum Schluss kommt die Kasse. DieLehrperson spielt zuerst die Verkäuferin,welche den eingeräumten Laden eröff-net. Sie führt mit den Kunden, jeweils mit einem Kind, das Verkaufsgespräch. Dann übernehmen zwei Kinder das Ge-schäft.

• Theatervorspiel: Die Lehrperson verab-schiedet sich, verkleidet sich und führt als Malerin die Kinder ins Malatelier. Viele Orte lassen sich im Rollenspiel mit einzelnen Kindern einführen. Im «Bäbi-egge» ist Waschtag, die Mutter zeigt vor,wie sie die Wäsche sortiert, wäscht undaufhängt. Der Vater hat eingekauft. Erkocht, ein Kind hilft den Tisch decken.Sie essen zusammen und waschen ab.

• Einzelne Spielmaterialien mit allen Kin-dern als Gemeinschaftsarbeit aufbauen,z. B. einen Zoo aus kleinen Klötzen und

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

«Tierli» bauen, Briobahn-Schienen zu einer Acht schliessen.• «Kügelibahnen» in Kleingruppenarbeit aufbauen lassen. Die

Kinder finden selber heraus, wie alles funktioniert. Bei der Auswahl auf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade achten.Steigerung: Bauvorlage.

• Das Kind benützt das Material entdeckend lernend undexperimentell. Dieser Zugang muss gut begleitet werden,es ist ein eigenaktiver Weg. Beispiel: Perlen zu Ketten auffä-deln.

• Aus der Menge der Perlen wählt jedes Kind drei Farben. Es reiht damit ein Farbmuster auf. Die fertige Kette wird abge-zeichnet und das Bild als Vorlage laminiert.

• Im Gespräch erzählen sich die Kinder, wie sie vorgehen, umein Puzzle zusammenzusetzen.

• Bauklötze, Knetmasse, Sand, Lego, kleine Klötze (Konstruk-tionsspiel) mittels einer Aufgabe einführen, z. B. ein Schloss zu viert bauen, nachdem die Kinder verschiedene Schloss-bilder betrachtet haben.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

Spielplatz Material TechnikenTischspiele Schnipp-Schnapp, Memory, Lotto,

Domino, Quartett, WürfelmosaikKetten, SteckbretterPuzzle

Regelspiele Schneckenrennen, Wundergarten,Leiterlispiel, Eile mit WeileDidaktische Spiele

Zeichnungs- Papier Zeichenpapier, Zeitungen,und Maltisch Farben Farbstifte, Filzstifte, Kreiden

Unterlage Grösse A3, laminiertMalwand Farben Wasserfarben, Fingerfarben

MalschürzeBasteltisch Karton Zeichen- oder Fotokarton,

Wellkarton, vorgeformte Schachteln

Kunststoffe Plastik-Trinkhalme, PET,Styropor, MoosgummiKlebstoffe Klebstift, Kleister,Weissleim, KlebbänderUnterlage Grösse A3, laminiertKnetmasse Plastillin, Salzteig, TonUnterlage Grösse A3, laminiert

Verkaufsstand Früchte und Gemüse, Kasse, Geld,Waage

Nähecke Fäden und Wolle Schnur, Bänder

Flechten mit PapierStoff Gewebe, Filz

Bauecke Holz Bauklötze, PlattenWerkstatt Holz Vollhölzer, vorgeformtes Holz,

Grünholzruten, Naturmaterial

Metall vorgeformtes Metall wieDrähte, Dosen, Maschendraht, Nägel

Briobahn, Holz Schienen, Züge, Häuser,Holzeisenbahn FigurenKugelbahn Holz oder KunststoffBaukästen Lego, Konstri, Sonos, Laisy usw.Spielgeräte Wippe, Klettergerüst, Schaukelim FreienWasserhahn Wasser Wasser, Kessel, Eis, Schneeim Freien

Sand, Sand und KiesErde und Erde und Steine GartenbeetLehmspiele Lehm, TonziegelPuppenecke Haushalt mit Puppen, evtl. TierenPuppenhaus Haus mit Möbeln und SpielfigurenBauernhof Stall mit TierenThema-Tisch Material zum Thema, z. B.Thema-Ecke Reisebüro, Restaurant

sinnliche Wahrnehmung, Reaktion,denken und handelnauffädeln, zielen, Muster erfindenzusammensetzenwürfeln und zählen

denken, handeln mit Selbst-kontrollezeichnen, schreiben, malen,spitzen, reissen, schneiden, falten,kleben, Papiermaché machenzeichnen, malen, drucken

lochen mit Ahle, schneiden,kleben mit Klebband, Abdeckbandoder Leimschneiden, kleben, auffädeln

verbinden, kleben, abschneiden

«teiggle», kneten, formen

sortieren, verkaufen, einpacken,zählen, schreibenverbinden, knoten, wickeln,weben, sticken, nähen, flechtenflechten und zählenschneiden, nähen, klebenbauensägen, schleifen, leimen,zusammenbinden, flechten,zusammensteckenbiegen, wickeln, nageln,schraubenbauen

verbinden, aufbauenverbinden, aufbauenbalancieren, klettern, schwingen

mit Wasser spielen, spritzen,umgiessen, schmelzen, abformen,färben, formenverdichten, zertrennen, durchboh-ren, schaufeln, graben, aufbauen,modellierenRollenspiel, verkleidenRollenspielRollenspielRollenspiel, verbunden mitLese- und Schreibanlässen

SPIELZEUG UNDSPIELPLÄTZE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

BEISPIELE Einfaches Domino einführenMit diesem einfachen Bilddomino verstehen die Kinder das Spielprinzip des Domi-nos. Bei der einfachsten Stufe sind alle Karten auf vier Kinder verteilt. Sie liegenauf dem Tuchrand offen da. Wer einen Joker mit zwei identischen Bildern hat, darfbeginnen. Reihum wird angelegt.

Tastdomino mit Knöpfen einführenMeine Schachtel auf den Knien ist gefüllt. Womit? Ich lasse die Kinder raten, was wohl drin ist. Ich schüttle leicht, klar, es sind Knöpfe.Ich horche an der Knopfschachtel und erzähle: «Oh, wenn ich wieder an einenWintermantel genäht würde, dann könnte ich wiedereinmal den Schnee sehen...»«Schaut mich an, ich habe eine weiche Jacke aus Samt verschlossen...» Die Knöpfe

erzählen von ihren früheren Standorten.Jedes Kind wählt einen Knopf aus der Knopfschachtel und legt ihn ins «Stübli».Zur Flötenmusik gehen alle Kinder um die Knöpfe herum. Siewählen einen Knopf aus und tragen ihn auf verschiedeneWeise, bis die Musik endet. Beim Betrachten merken wir, dass immer zwei gleich aussehen. Nun suchen sich die Paare. Aufeinen langen, schmalen Papierstreifen werden die Knöpfepaarweise hingelegt.Im Kindergarten ist etwas versteckt, das es zu suchen gilt. Essind viele Kartonstücke mit zwei verschiedenen aufgenähtenKnöpfen. Diese gefundenen Dominoteile legt jedes Kind aufeinen neuen Papierstreifen. Die Kinder vergleichen die bei-den Streifen. Wie könnte mit dem Material ein Spiel gespielt werden? Wir probieren die Ideen der Kinder aus, dabei sollendie Kinder das Prinzip des Dominos erfassen. Nach dem Lied«Chline Chnopf pass uf» werden alle Dominoteile in die leereKnopfschachtel gelegt. Die einzelnen Knöpfe werden in einemSäckchen gesammelt. Jetzt beginnt das Spiel erneut. Dieses Mal als Tastspiel. Einzeln versuchen die Kinder ein Knopfpaar zu ertasten, was schwierig ist. Wie beim Spiel mit offenenAugen werden die Dominoteile auf den Papierstreifen anein-ander gelegt. Am Ende wird das Dominospiel in den Kastenversorgt.

Wir beraten, wie viele Kinder dieses Spiel spielen können. Für die erste Spielrundewähle ich zwei Kinder aus. In der Schachtel befinden sich auch zwei Augenbinden.

Puppe einführenMaterial: Puppe, Koffer mit Kleidern und Pflegeutensilien, Stubenwagen mit Kissen,Wickelunterlage, Buggy mit Schlupf sack. Aus der Garderobe gehen die Kinder leise ins verdunkelte «Stübli». Warum? Es wäreja Zeit zum Aufstehen. Wir ziehen die Vorhänge zurück. Da jammert jemand aus demStubenwagen. Ich gehe hin und flüstere leise mit ihr. Wollt ihr den Namen kennen? Sie heisst Mara. Jedes Kind darf in den Stubenwagen schauen, der jetzt im «Stübli»steht, und das Puppenkind begrüssen. Zwei Helferkinder tragen einen Tisch in dieMitte. Ich öffne den Koffer und lege ihn mit dem Wickelkissen auf den Tisch.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELZEUG ODER SPIELPLATZ EINFÜHRUNG

Jedes Kind darf zur Flötenmusik das Material genau ansehen. «So Mara, jetzt darfst du aufstehen. Zuerst wollen wir dich waschen.» Ein Kind sucht den Waschlappenim Koffer, wäscht die Puppe, und die Kinder am Platz waschen das eigene Gesicht.«Gsichtli wäsche», singen wir dazu. Im Wechsel helfen die Kinder das Pyjama aus-ziehen, die Windeln wechseln, Pullover und Hose anziehen. Mit Bewegungen singenalle «Däwäg leg ich mis Hämpli a». Während Mara mit Latz und Schoppen versorgt wird, erzählen die Kinder von sich als Baby. Mara geht besonders gern spazieren.Wir ziehen sie besonders warm an und setzen sie in den Buggy. Nun wollen wir als grosse Familie mit ihr spazieren gehen. Die Kinder bilden eine Reihe und gehenzur Flötenmusik. Immer, wenn die Flöte aussetzt, darf ein anderes Kind den Wagenstossen. Zurück im «Stübli» wird uns Mara beim «Znüniessen» zuschauen. BeimAufräumen benennen wir nochmals die Utensilien, welche in den Koffer versorgt werden.

LITERATUR Aus dem breiten Angebot von Sachbüchern zum Thema Spielzeug hier einzelneKlassiker:Bachmann, Elsbeth: Flechten neu entdecken. Schubi Verlag, Schaffhausen 1995Heyer-Oeschger, Margot: Erfassen und Fördern im Kindergarten. Verlag des Schwei-zerischen Kindergärtnerinnen-Vereins, Zürich 1987Verband Kindergärtnerinnen Schweiz (Hrsg): Die magischen Würfel. Verlag KgCH,Zürich 1998

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE MIT GEGENSTAND

% SPIELE MIT GEGENSTAND

IDEE • Lustvolles Spielen mit einem Gegenstand• Anregung zu Spielen in Gruppen• Spielerisches Vertiefen des aktuellen Themas

• Förderung in allen drei Kompetenzbereichen, je nach Spielart mit ande-ren Schwerpunkten

• Erleben von Konzentration und Ausdauer• Sachkompetenz um einen Gegenstand erlangen

RAUM Grosses «Stübli» oder im Freien

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE MIT GEGENSTAND

MATERIAL Sehr viele Gegenstände eignen sich als lustvolles Spielmaterial. Der Gegenstandhat einen direkten Bezug zum Thema, z. B. Glocken des Schellen-Ursli, Nüsse vomSamichlaus.

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude wecken, Spiele ankündigen mit einer Rahmenhand-lung

HAUPTTEIL Ein Spiel nach dem anderen spielen. Sich Zeit für Wiederho-lungen nehmen. Spiele variieren, dazu auch Ideen der Kinder aufnehmen. Regeln einhaltenEinkleiden der Spiele, z. B. mit einer Rahmengeschichte als rotem Faden

ABSCHLUSS Schlussspiel, bei dem alle Kinder mitspielen könnenSPIELIMPULS Spielmaterial zur Verfügung stellen

Die Lehrperson achtet bei dieser anleitenden, lustbetonten Methode auf gerechtenWechsel der Spieler, sie behält den Überblick. Besonders bei Wettspielen beachtet sie die Gruppendynamik. Neue Spiele brauchen eine Einführungszeit, bis sie für das Kind lustig sind. Spielregeln verständlich formulieren, direkt vormachen, beim Spielihre Einhaltung prüfen.Manchmal ist es nötig, die Regel zu vereinfachen, wenn sie sich als zu kompliziert erweist. In dieser Methode vollzieht sich spielerische Erziehung zu thematisch ein-gekleideten Regelspielen. Das Spiel steht im Mittelpunkt. Es fördert das Kind ganz-heitlich.Diese Regelspiele haben einen unterhaltenden, lustbetonten, heiteren Charakter.Die Spielleiterin macht eigene Erfahrungen mit dem Material und entwickelt daraus Spielformen. Sie ist flexibel, kann Ideen der Kinder aufnehmen, Spiele verlängern(Zeit einplanen) oder vorzeitig abbrechen. Sie bedenkt Erschwerungsmöglichkeitender Spiele oder Vereinfachungen.Einfach ist es, mit beiden Händen zu spielen, erschwert kann ein Spiel werden durcheinhändiges Tun, Spielen auf Zeit oder eine Einschränkung (z. B. blind). Sie beachtet beim Aufbau der Spiele das Prinzip: vom leichten zum schwierigen Spiel. Die Abfolgewechselt in der Rhythmisierung von Bewegung – Ruhe, Konzentration – Entspan-nung, Gruppen-, Partner- und Einzelspielen.

MÖGLICHKEITEN Formen von Spielen mit GegenstandIch unterscheide zwei Formen, die sich im Material wesentlich unterscheiden:

Spiele mit einem Gegenstand, z. B. mit Kastanien, Tüchern,Stuhl. Spiele mit verschiedenen Gegenständen, eingekleidet inein Thema, z. B. zum Thema Schuhmacher.Die Spiele beider Formen umfassen neben bewährten Spielenneue Spielideen. Oft sind diese Spiele Funktionsspiele, das Kind übt damit lustbetont körperliche Funktionen. Das sind

DIDAKTISCHEHINWEISE

• Geschicklichkeitsspiele, z. B. balancieren mit Glocke: Grob-motorik

• Wettspiele, z. B. auf Zeit etwas aufrollen, lustbetonte Varian-ten möglich

• Wurfspiele, z. B. murmeln, kegeln

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• Hüpfspiele, z. B. von Reifen zu Reifen• Geduldspiele, z. B. Turm bauen mit Stäb-

chen, ohne dass er umfällt• Sinnesspiele mit dem Gegenstand, z. B.

etwas hören, etwas vergleichen, etwas spüren. In ein Spiel integriert unterschei-den sie sich von Sinnesübungen mit einem Material (siehe Methode «Sinnes-spiele – Sinnesübungen»).

Andere Spiele üben Konzentration, Aus-dauer oder haben mit Glück zu tun.Das sind

• Versteck- und Suchspiele, z. B. einen Ge-genstand suchen

• Ratespiele, z. B. wie viele Finger sindhinter dem Rücken gestreckt

• Glücksspiele, z. B. mit Farbwürfel

Raster zum Sammeln von Spielideen

Spiel

mit Gegenstand Glocke Wäscheklammer Knöpfe

Geschicklich-

keitsspiel

Weg gehen, ohne dass die

Glocke läutet

Zwei Kinder haben am Rücken

eine farbige Wäscheklammer.

Wer kann zuerst die Farbe

raten oder sie stehlen?

Knopf auf Löffel trans-

portieren, Weg mit

Hindernis erschweren

Wurfspiel Verschiedene Glocken

aufhängen, mit einem

weichen Ball treffen

Wäscheklammer an einem

Korb rand befestigen und

treffen

In einen Behälter werfen

Geduldspiel Glocke mit einer Angel

fischen

Wäsche oder Bänder

aufhängen

Versuchen, Knopf auf

dem Rand zu rollen

Versteckspiel In einer Schale mit Vogel-

sand eine Glocke suchen

Wäscheklammer am Kind

verstecken

Knopf im begrenzten

Raum verstecken

Wettspiel Wer hat schneller die

Glocken an einem Brett

aufgehängt?

Verschiedenartige Wäsche-

klammern an einer Schnur

befestigen

Knöpfe aufsammeln oder

auf eine Schnur aufziehen

Glückspiel Ein Kind mit verbundenen

Augen zeigt auf ein Kind.

Dieses erhält eine Glocke

Wäscheklammer auf dem

Boden rotieren lassen.

In wessen Richtung zeigt sie?

Verzauberten Knopf aus

einer Menge herausfinden

Sinnesspiel Drei verschiedene Glocken

läuten, welche war es?

Hinter dem Rücken zwei

gleiche Wäscheklammern

tasten

Kim-Spiel.

Knöpfe vertauschen

Ratespiel Ein Kind schaut ein.

Die Glocke läutet.

Wer war es?

Hinter dem Rücken Wäsche-

klammer herumgeben.

Wo ist sie?

«Taler, Taler du musst

wandern»

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE MIT GEGENSTAND

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE MIT GEGENSTAND

BEISPIEL Spiel mit FinkenZu Beginn des Kindergartenjahres kennen sich die Kinder noch nicht so gut. Durchdie Spiele lernen die Kinder, sich genau zu beobachten. Die Finken der Kinder sindunterschiedlich und eignen sich als lustvolles Spielmaterial. Sie gehören einem Kindund sie sind im Paar vorhanden. Kinder erkennen Paare und können sie auch richtigzuordnen.

Vorschläge zum Ablauf:• Wem gehört der Finken? Einen Finken ausziehen, zwei gleich grosse Finkenhau-

fen machen. Als Wettspiel Finken den Eigentümern zuordnen. Als Hilfe ist ein Finkensichtbar.Variante: Erschwerung: zweiter Finken ist nicht sichtbar, beide Finken zuordnen

• Finken vertauschen: Ein Kind geht vor die Türe. MehrereKinder tauschen die Finken. Ein Kind muss herausfinden,wem die Finken wirklich gehören.

• Finkensalat: Sich je einen Finken ausziehen, in die Mittegeben. Pantomimisch eine Salatsauce machen, Essig, Öl,Salz beifügen und alles gut mischen. Zwei Kinder suchenden eigenen Finken auf ein Signal hin.Variante: blind den eigenen Finken suchen. Finken im Wett-spiel zuordnen. Das Finkenpaar ausziehen und Paare bilden(siehe oben).

• Finken bewachen: Ein Kind sitzt mit verbundenen Augenauf einem Stuhl. Darunter ist ein Finken. Der Besitzer ver-sucht ihn zurückzuerobern, ohne gehört zu werden. Das fangende, blinde Kind versucht den Angreifer zu hören undzu berühren.Variante: Mehrere Finken werden gleichzeitig bewacht.

• Finken raten: Ein Kind schaut ein. Zwei Kinder sind unter einem grossen Tuch versteckt, nur die Finken schauenheraus. Wer ist es? Zur Erschwerung Plätze der sitzendenKinder tauschen.

• Finken verstecken: Mehrere Finken werden im Raum ver-steckt und anschliessend gesucht.

• Finkenstafette: Einen vorgezeigten Weg gehen, Finkenausziehen, dreimal klatschen, Finken anziehen. Variante:Auf dem Rückweg Finken tragen, rückwärts gehen.

• «Was soll das Pfand in meiner Hand?» Pfandauslösenverbunden mit Bewegungen, z. B. Finken auf dem Rückenoder dem Bauch über eine Strecke transportieren, bevor er wieder angezogen werden darf.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE MIT GEGENSTAND

Spiele mit Holz und Stein zum Thema IndianerkinderAblauf mit Rahmengeschichte:Bei den Indianern ist es jetzt Abend. Sie legen ihren Stein zum Feuer, ziehen dieSchuhe aus. Die Indianerkinder schlafen ein. Die Augen sind zu, ich bereite die Spiel-materialien vor. Die Sonne kitzelt die Indianerkinder wach. Sie erwachen.Hauptteil:

• Ratespiel mit den Füssen: Im Zelt ist es noch dunkel, ein Kind geht ganz leise über den Boden. Jedes Kind geht über das Tuch. Wer erkannt hat, was sich unter demTuch befindet, steht auf den Stuhl.

• Geschicklichkeitsspiel: Die Indianerkinder gehen sich am Bach waschen. Sie spielenam Bach mit Stein und Holz. Sie versuchen den Bach zu überqueren. Varianten:Gehen über Steine, Gehen über Holzstücke, die eine schräge Schnittfläche haben.Gehen über eine schmale Brettbrücke. Erschwerung: Wippe («Gigampfi») mit unter-legtem Rundholz.

• Wettspiel: Die Kinder haben beim Tauchen einen Stein im Wasser gefunden. Er ist nass. Welcher ist am schnellsten trocken gerieben?

• Geduldspiel: Fliegender Stern hat besondere Steine gefunden. Aus vier Steinen baut er einen Turm.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IN GRUPPEN

% SPIELE IN GRUPPEN

IDEE • Lustvolles Spielen von bekannten Gesellschaftsspielen• Anregung zum Spielen in Gruppen• Miteinander Spass haben

• Förderung in allen drei Kompetenzbereichen, je nach Spielart mit ande-ren Schwerpunkten

• Erleben von Konzentration und Ausdauer• Spielregeln verstehen und anwenden können

RAUM Am Tisch, im grossen «Stübli» oder im Freien

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IN GRUPPEN

MATERIAL Passend zum Spiel

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude wecken, Spiele ankündigen im Bezug zum aktuellenThema.

HAUPTTEIL Ein Spiel nach dem anderen spielen. Sich Zeit für Wiederho-lungen nehmen. Regeln einhalten. Ausgelassene, aber nicht laute Spielatmosphäre entstehen lassen.Spiele einbetten, z. B. mit einer Rahmengeschichte als rotemFaden.

ABSCHLUSS Schlussspiel, bei dem alle Kinder mitspielen können.SPIELIMPULS Spielmaterial zur Verfügung stellen.

Vorbereitung: Spiele in Gruppen werden oft im Rahmen eines Festes, z. B. eines Geburtstagsfests, gespielt. Die Spiele können locker aufeinander folgen. Sehr be-liebt ist auch die Einbettung in ein Thema, z. B. Schloss. Einzelne Gegenstände des Themas werden in lustvollen Spielen aufgegriffen, mit einer Rahmengeschichte aus-geschmückt und dienen somit der Vertiefung des Themas. Die Lehrperson beachtet beim Aufbau der Spiele das Prinzip: vom leichten zum schwierigen Spiel. Die Abfolgewechselt in der Rhythmisierung von Bewegung – Ruhe, Konzentration – Entspan-nung, Gruppen-, Partner- und Einzelspielen.Diese Gesellschaftsspiele haben einen unterhaltenden, lustbetonten, heiteren Cha-rakter. Die Lehrperson baut mit der Klasse ein Spielrepertoire auf. Sie bedenkt, dass diese Spiele zu Hause teilweise andere Spielregeln haben. Sie ist flexibel, kann Ideender Kinder aufnehmen, Spiele verlängern (Zeit einplanen) oder vorzeitig abbrechen.Durchführung: Die Lehrperson achtet bei dieser anleitenden, lustbetonten Me-thode auf gerechten Wechsel der Spieler, sie behält den Überblick. Besonders beiWettspielen beachtet sie die Gruppendynamik. Neue Spiele brauchen eine Einfüh-rungszeit, bis sie für das Kind lustig sind. Spielregeln verständlich formulieren, direkt vormachen, beim Spiel ihre Einhaltung prüfen. Manchmal ist es nötig, die Regel zu vereinfachen, wenn sie sich als zu kompliziert erweist. In dieser Methode vollzieht sich spielerische Erziehung zu thematisch eingebetteten Regelspielen. Das Spielsteht im Mittelpunkt. Es fördert das Kind ganzheitlich.Diese Methode weist viele Parallelen zu Spielen mit Gegenstand auf (siehe Methode«Spiele mit Gegenstand»).

MÖGLICHKEITEN Die Spielangebote umfassen bewährte Gesellschaftsspiele und neuen Spielideen.Die klassischen Gesellschaftsspiele werden in altem oder neuem Gewand immer wieder gerne gespielt. Einfachere Varianten sind Kreis- und Singspiele. Die Kinder sind darin gleichzeitig aktiv. Zudem geht es nicht um Gewinnen oder Verlieren.

Schwierig sind die Wettspiele, bei welchen neben Geschicklichkeit und gutem Ge-dächtnis auch die Zeit eine Rolle spielt.

• Tischspiele, z. B. Salz abschneiden, «Pöpperlispiel», Watteblasen• Sprachspiele, z. B. Schnellsprechverse, Tante aus Amerika, «Ich bi is Wasse gfalle»• Blindekuh-Spiele, z. B. Grossmütterchen, Blinde Kuh, Topf schlagen• Geschicklichkeitsspiele, z. B. «Bodehöckli», Fischen, «Häsli hüpf»• Versteckspiele, z. B. «Kalt-Heiss», einen versteckten Gegenstand suchen• Ratespiele, z. B. Radio, Teekessel raten, Rätselraten, Verzaubertes Rosinchen

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IN GRUPPEN

• Wettspiele, z. B. Wurfspiele, Mumienwickeln

• Fingerspiele, z. B. «Schere-Stei-Papier»,Fadenspiele

• Zeitungsspiele, z. B. Zeitungslauf,Zeitungsreisen

• Musikspiele, z. B. Sesseltanz, Giftiges Kis sen

• Zeichnungsspiele, z. B. Esel ohneSchwanz

• Fangspiele, z. B. «De fuul Joggeli»,«Chäferlifangis», Maus auf dem Tisch

BEISPIELE Verkehrte WeltZuerst lässt die Lehrperson gegensätz-liche Bewegungen ausführen, sodass die Kinder den Begriff «Gegenteil» er-fassen. Sie machen sich gross, dann das Gegenteil, also klein. Idee: ruhig stehen– zappeln, langsam – schnell klatschen,dicker – dünner Bauch, gross – klein. Da-nach wird mit einem magischen Spruchdie Kindergruppe in die verkehrte Welt gezaubert. Die Lehrperson wiederholt mehrere Bewegungsaufgaben: «Macht euch ganz gross.» Da sich die Kinder inder verkehrten Welt befinden, führensie das Gegenteil aus, sie machen sichklein. Dieser Wechsel macht den Kin-dern Spass, besonders dann, wenn sichdie Lehrperson über die verkehrte Welt empört. Am Ende des Spiels werden dieKinder wieder in die reale Welt zurück-versetzt. Die Rolle der Spielleitung kannauch ein Kind übernehmen.

Namen- oder Kennenlern-SpieleBeim Kindergarteneintritt kennen sich nicht alle Kinder. Die Kontaktfindung wirddurch gemeinsames, lustvolles Spielen mit den Namen unterstützt. Die Spiele hel-fen, die Vornamen kennen zu lernen, indem die Namen oft wiederholt werden.Ablauf:

1. Chiffontuch im Kreis weitergeben. Zur Flötenmusik wird das Tuch weitergereicht.Wenn die Musik aufhört, sagt das Kind, welches das Tuch in der Hand hat, seinenNamen.Varianten: Alle rufen den Namen. Das Kind sagt seinen Namen und macht dazu eineBewegung. Den Namen klatschen.

2. Kugel zurollen. Einem Kind die Kugel zurollen, es sagt seinen Namen. Das Kind rollt die Kugel zur Lehrperson zurück. Alle Kinder kommen dran.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IN GRUPPEN

Varianten: Die Namen werden von der Lehrperson gespro-chen. Kugel von Kind zu Kind rollen, Namen sagen.Namen-Memory. Alle Garderobenbilder liegen verdeckt auf einem Tuch. Beim Aufdecken werden die Namen der Besitzer hörbar. Ratespiel: Wer weiss, welchem Kind wel-ches Bild gehört?

3. Namen ziehen. In einer verzierten Schachtel liegen alleNamensschilder. Ein Kind zieht einen Namen, legt ihn zumGarderobenbild. Das betroffene Kind gibt etwas von sich be-kannt, z. B. was es am liebsten spielt. Als nächstes kommt das Kind an die Reihe, dessen Name gezogen wurde.Variante: Eine Bewegung vormachen, die alle Kinder nach-machen.

4. Tuch aufwerfen. Namen des fangenden Kindes aufrufen.Variante: Erschwerung mit zwei Tüchern.

5. Stimm-Ratespiel. «Brüederli wer pöpperlet?» Ein Knabekauert in der Mitte, die Augen geschlossen. Ein Mädchenfragt den Knaben: «Brüederli wer pöpperlet?» Dieser errät die Stimme und nennt den Namen des Mädchens.

6. Radiospiel. Ein Kind schaut ein. Ein Kind versteckt sichunter einem Tuch, alle tauschen die Plätze. Ein Lied ertönt aus dem Radio. Wer ist es?

7. Abschlussspiel «Dä Platz näbed mir isch läär, ich wün-sche mir d’Andrea här». Das gewünschte Kind sitzt schnell auf den zugewiesenen Stuhl. Gleichzeitig versuchenseine früheren Sitzpartner den leeren Platz mit der Handzu besetzen. Das schnellere Kind darf mit dem Vers weiter-wünschen.

GrossmutterspielAlle Kinder sitzen vor der Lehrperson. Sie erzählt als Gross-mutter eine Geschichte. Kaum hat sie zu erzählen begonnen,fängt sie an zu gähnen und schliesst die Augen. Jetzt schlei-chen die Kinder so leise wie möglich aus dem Kreis. Sie verste-cken sich unter den Tischen. Plötzlich erwacht die Schlafende. Sie merkt, dass die Kinder fehlen und beginnt sie zu suchen.

Bei allem, was sie tut, spricht sie laut vor sich hin.Sie sieht und hört nichts, geht aber ganz nahe zu den versteckten Kindern. In die-sem Spiel bemerkt sie die Verstecke nicht. Nach der erfolglosen Suche schläft dieGrossmutter wieder auf ihrem Stuhl ein. Das ist für die Kinder das Signal zur leisenRückkehr. «Grossmutter wach auf», rufen nun alle. Sie erwacht und staunt. Hat sienur kurz geschlafen oder schlecht geträumt? Sie weiss es nicht, weil alle Kinder wieder vor ihr sitzen.

LITERATUR Fluri, Hans: 1012 Spiele und Übungsformen in der Freizeit. Verlag Hofmann, Schorn-dorf 1984Stöcklin-Meier, Susanne: Geburtstag hab’ ich heute. Verlag Orell Füssli, Zürich 1984Thiesen, Peter: Spiele im Kindergarten. Beltz Verlag, Weinheim 2004

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IM FREIEN

% SPIELE IM FREIEN

IDEE • Lustvolles Spielen im Freien, in und mit der Natur• Bewegungslust ausleben an der frischen Luft• Vielfältige Spielanregung durch Spielkameraden oder Natur erhal-

ten

• Etwas «können» fördert das Selbstwertgefühl, psychomotorische Selbst-erfahrung

• Erwerben von Bewegungsfertigkeiten in Grobmotorik, Geschicklichkeit,Ausdauer und Reaktionsfähigkeit

• Aufnahme von Sozialkontakten und soziale Einordnung durch Gemein-schaftsspiele

RAUM Aussenspielplatz um den Kindergarten: Wiese, Platz, Sand, Wasserstelle,KletterturmSpielorte ausserhalb vom Areal: im Wald, auf der Wiese oder am Bach

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IM FREIEN

MATERIAL Im Kindergarten: Stelzen, Kreide, Autopneu, Seile, Bretter, Rundholz, Bälle, Karton-schachteln usw. Ausserhalb des Kindergartens: Spielanregung durch die Natur, z. B. Wege, Bö-schungen, Äste, Bäume, Steine, Mauern, Wasser, Schnee usw.

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude wecken, Spiele und Spielort ankündigen.HAUPTTEIL Ein Spiel nach dem anderen spielen. Regeln erklären. Wieder-

holungen der gleichen Spiele, Lust für Wiederholungen stillen.Spielideen der Kinder aufnehmen. Roter Faden von Spiel zu Spiel. Variante: Postenlauf von Kleingruppen, die selbständigspielen.

ABSCHLUSS Schlussspiel, bei dem alle Kinder mitmachen können.SPIELIMPULS Spielmaterial zur Verfügung stellen.

Das Ermöglichen von Spielen im Freien ist eine anleitende Methode, Hauptakteuresind die Kinder, sie spielen miteinander, die Spiele sind geführt. Sie sollen sich lust-voll an der frischen Luft bewegen dürfen. Bei der Auswahl der Spiele im Freien wer-den die physischen und die psychischen Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt. Das Kind erfährt durch das Spielen im Freien die Witterung und die unterschiedlichenJahreszeiten. Bewegung im Freien ist immer mit Naturerlebnissen verbunden.Vorbereitung: Die Lehrperson macht eigene Erfahrungen mit dem Material undentwickelt daraus Spielformen. Sie erkennt Erschwerungsmöglichkeiten der Spieleoder Vereinfachungen. Sie beachtet bei der Spielabfolge das Prinzip: vom leichtenzum schwierigen Spiel, die Rhythmisierung zwischen Ruhe und Bewegung, Konzen-tration und Entspannung. Sie wechselt die Sozialform zwischen Gruppen-, Partner-und Einzelspielen. Sie kann die Spielregeln genau erklären.Im Freien ist es wichtig, das Gelände zu rekognoszieren, den Spielplatz genau zu kennen, um Verletzungen zu verhindern. Bei zu hoher Ozon- oder Feinstaubbelas-tung im Gebäude bleiben.Mit Markierungen wird das Areal eingegrenzt, sei es mit Fähnchen oder durch be-stehende Wege. Hilfreich ist die Regel der Sichtdistanz, gerade bei Versteckspielen. Passende Kleidung, Sonnenschutz, Kinder auf mögliche Gefahren (z. B. Bienen imHonigklee) hinzuweisen, verhilft zu unbeschwertem Spiel.

MÖGLICHKEITEN • Fangspiele, Versteckspiele, Wettspiele, Geschicklichkeitsspiele, Laufspiele, Kampf-spiele, Schleichspiele, Hüpf- und Seilspiele

• Ballspiele, Wurf und Zielspiele• Wasserspiele mit Gartenschlauch, mit Rasensprenger, mit Gefässen• Postenlauf mit Hindernissen oder Bewegungsaufgaben• Sing- und Tanzspiele, alle Kreisspiele• Bewegungsbaustelle, Bewegungswege selber aufbauen

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IM FREIEN

Raster zum Sammeln von Spielideen

Tätigkeiten, Material Spiele

über das bewegte Seil hüpfen Seilspiele mit Schwungseil

sich um den Kindergarten herum verstecken Versteckspiele

einen Wasserbecher in einer Gruppe Wettspiel, Stafette mit mehreren Gruppen

weitergeben oder transportieren

zielen, werfen, treffen mit Zapfen oder Ball Wurfspiele, Boccia-Spiel, Volleyball, Fussball

dynamisches Gleichgewicht, Hüpfen Himmel-und-Hölle-Spiel

BEISPIELE Thema-Abschlussfest im FreienAlle Spiele aus dem Räuberthema werden am Räuberfest im Freien gespielt. Selbst-verständlich sind alle Kinder als Räuberinnen und Räuber verkleidet. Vor allemSchleich-, Fang- und Versteckspiele fin-den grossen Anklang.

Kreisspiele, spielend die SprachelernenDie Arbeit mit fremdsprachigen Kinderngehört zu den anspruchvollsten Aufga-ben der Kindergärtnerin. Sie kann nicht auf die gewohnte Weise unterrichten,sondern sie muss neue Methoden imUmgang mit den Kindern suchen. Kreis-spiele eignen sich besonders gut, siekönnen im Freien gespielt werden. Esbraucht kein Sprachverständnis, son-dern lediglich gutes Zuschauen. Sie sindso aufgebaut, dass Sprache und Be-wegung durch ständige Wiederholungeingeprägt werden. Zu «Sur le pont d’Avignon» habe ich im Kindergartentanzen gelernt, ohne den Liedtext zu verstehen. Mitmachen ist bei Kreisspie-len einfach, spielend dazugehören ist der erste Schritt zur sozialen Einord-nung.

• Einfache Reigenspiele im Kreis: Ringel reihenDieses einfache Reigenspiel ist unglaublich beliebt bei den Kindern. Die Kreisformwirkt auf die Kinder, die Einordnung ist lustvoll, der Text ist leicht verständlich.«Giro, giro tondo» aus Italien (Deutsch: «Dreh dich, dreh dich Erde/die Welt zerbricht/die Erde zerbricht/und alle fallen zu Boden»). Spielanleitung: Die Kinder halten sichan den Händen und gehen singend im Kreis. Auf «gi per terra» lassen sie sich aufden Boden fallen.

• Kreisspiele, bei denen sich das Kind im Zentrum des Kreises exponiertTanzspiele wie «Sunnechringeli Röselichranz» oder einfache Kreisspiele: «Es gaht enPuur is Holz», «Bölle setze», «Schnäggli trüll di i»

• Führung übernehmen auch ausserhalb des KreisesKettenspiele, Brückenspiele, Fangspiel, z. B. Katz und Maus

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS SPIELE IM FREIEN

Katz-und-Mausspiele gibt es in unzähligen Varianten. Dieses Fangspiel ist bei Kindern darum so beliebt, weil das Weglaufenund Eingefangenwerden in diesem Alter zu den immer wie-derkehrenden Erfahrungen zählt.

Spiele im SchneeAuch ohne Schlitten sind im Schnee vielerlei Spiele möglich,z. B. den Abhang hinunterrutschen und hochkriechen.Auf einer grossen Wiese lassen sich Wege treten, gerade, als Schlangenlinie oder in Spiralform. Jedes Kind achtet auf seinenWeg und nimmt die vorgegebene Spur auf. Im Tiefschnee entstehen Körperabdrücke, mal Engel, malTeufel. Weitere Spiele im Schnee: Schneeballschlacht, Laufspiele zu zweit im Hundeschlitten.

LITERATUR Schweizerischer Verband für Sport in der Schule (Hrsg.): Bewegungserziehung imKindergarten. Zürich 1992 Thiesen, Peter: Schönwetterspiele. Lambertus Verlag, Freiburg im Breisgau 1986Thiesen, Peter: Spiele im Kindergarten. Beltz Verlag, Weinheim 2004

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BEWEGUNGSSPIELE , TURNEN IN DER HALLE

% BEWEGUNGSSPIELE, TURNEN IN DER HALLE

IDEE • Bewegungslust ausleben, den Körper erfahren und entdecken• Bewegungsfertigkeiten mit Geräten oder ohne erfahren und üben• Sich durch Bewegung mit anderen messen• Sich gemeinsam mit anderen bewegen, miteinander spielen

• Erwerb von Bewegungsfertigkeiten weckt Freude an der Bewegung• Anwendung und Gestaltung von Bewegungsgrundformen, Bewegungs-

varianten entdecken• Psychomotorische Selbsterfahrung stillt den Bewegungsdrang• Aufnahme von Sozialkontakten, dabeisein und dazugehören

RAUM Turnhalle, Wiese, grosser Bewegungsraum mit sauberem Boden. Fenster öffnen

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BEWEGUNGSSPIELE , TURNEN IN DER HALLE

MATERIAL Instrumente für die Lehrperson: Tamburin, Stimme, um die Bewegungen zu rhythmi-sieren. Kleine oder grosse Geräte

ABLAUF EINFÜHRUNG Umkleiden, Turnkleider anziehen (Säcke leeren, Brillen undSchmuck beachten), Kinder im grossen Raum ankommenlassen in freier Bewegung. Anfangszeichen vereinbaren. Ver-haltensregeln klären.Anwärmen: dehnen, lockern, lösen, kräftigenDauer: 5–10 Min.

HAUPTTEIL Erarbeiten von verschiedenen Themenkreisen: Laufen, Sprin-gen, Spiele, Klettern, Balancieren, Tanzen, Handgeräte, Bo-denturnen usw. Aufbau von der einfachen zur schwierigenBewegung. Kurze verständliche Erklärungen geben.Dauer: 20–30 Min.Variante:Bewegungsposten,Ausruhen,EntspannungsübungenDauer: 2–4 Min.

ABSCHLUSS Material aufräumen, Spiel als Abschluss Dauer: 10 Min.

Der Begriff «Turnen» bedeutet eine geführte Bewegungssequenz, in der verschie-dene Lernwege möglich sind. Das Lehrmittel «Sporterziehung» zeigt Ziele und Wegeder integrativen Bewegungserziehung für alle Stufen. Die Lehrperson bestimmt die Unterrichtsziele unter Berücksichtigung der kindlichen Lebenswirklichkeit unddes Lehrplans. Beim Aufbau der Lernphasen unterscheidet sie fremd- und selbst-bestimmtes Handeln der Kinder. Die Fremdbestimmung ist beim strukturiertenLernweg hoch. Die Bewegungsaufgaben sind logisch aufgebaut. Anders der offeneLernweg. Er bietet selbstbestimmtes Bewegungshandeln durch Ausprobieren, Ent-decken, Nachahmen. Das Lehrmittel «Mut tut gut» unterstützt diesen Lernweg.

Vorbereitung der Lehrperson: Jede Turnstunde verfolgt ein Ziel, dieses bestimmt den Ablauf im Detail. Der Ablauf wird zeitlich und organisatorisch klar durchdacht.Je jünger die Kinder, desto grösser soll die Abwechslung in der Beanspruchung sein.Die physiologische Belastung soll am Anfang der Stunde ansteigen und am Endeabnehmen. Die Lehrperson überprüft die gewählten Übungen, indem sie an einemKörperbild die gewählten Muskelpartien aufzeichnet. Auf Zusammenzug (Kräftigung)erfolgt Dehnung, auf Spannung folgt Lösung. Bei der Planung soll sie von den kind-

lichen Bewegungsformen ausgehen und die oben beschrie-benen Lernwege im Wechsel einsetzen. Bei der Vorbereitungbeachtet die Lehrperson mögliche Gefahren. Alles braucht vielZeit, besonders am Anfang, z. B. das Umkleiden oder das Ken-nenlernen eines Spiels. Während der Durchführung fordert dieLehrperson Disziplin und das Einhalten von Regeln. Die Kinder sollen nicht schwatzen, auch die Lehrperson geht sparsam mit Anweisungen um. Das Bewegungshandeln der Kinder steht imZentrum.Oft führt die Lehrperson die gesamte Klasse vom Kindergartenzur Turnhalle. Dazu ist es nötig, das Gehen in Zweierreihen zu üben.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BEWEGUNGSSPIELE , TURNEN IN DER HALLE

Auch das Umkleiden, besonders im Win-ter, muss gut organisiert werden, da sichkleinere Kinder nicht selbständig anklei-den können.

MÖGLICHKEITEN • Turnen zu verschiedenen Themen-kreisen: Bodenturnen (purzeln, rollen),Laufen, Springen, Balancieren, Fusstur-nen

• Turnen zum Thema: Die aktuelle Ge-schichte wird aufgegriffen. Für die Be-wegungssequenz wird eine Erlebnis-grundlage geschaffen. Die Geschichtebildet den roten Faden zwischen denBewegungsaufgaben. Vor allem beimBodenturnen helfen dem Kind Bewe-gungsbilder zur Selbstkontrolle.

• Turnen mit Geräten: Handgeräte (Ball,Reifen, Seil)Grossgeräte, Hindernislauf

• Postenlauf oder «Leiterlispiel» mit Be-wegungsaufgaben

• Bewegungsbaustelle: offene Lernwe-ge für Bewegungsaufgaben mit Material

• Spiele: Lauf- und Fangspiele, Wettspiele,Singspiele

LITERATUR Bächli, Gerda: Händ und Füess. 27 ein-facheBewegungs- undSpiellieder. Music-vision, Küsnacht 2004Baumann, Hansruedi: Mut tut gut. SVSS,Aarau 2001Gallinat, Hans-Jochen: Den Körper im Gleichgewicht. Petersen Verlag, Horneburg2004Heimberg, Dora und Mitarbeiterinnen: Erfassen und Fördern im Kindergarten 2,Schwerpunkt Bewegung. Verlag KgCH, Zürich 1990Krahl-Rhinow, Andrea: Motorik- und Bewegungsförderung. Ernst Klett Verlag, Stutt-gart 2004Lehrmittel «Sporterziehung» Band 2, Vorschule und Band 3, 1.–4. Schuljahr. Eidg.Sportkommission ESK, 1998Zimmer, Renate: Kreatives Bewegungsspiel. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2005

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN MIT INSTRUMENTEN

% MUSIZIEREN MIT INSTRUMENTEN

IDEE • Sensibel werden für Klänge und Geräusche• Musizieren mit Elementarinstrumenten• Instrumente erfinden und selber bauen

• Fähigkeit, Musik zu erleben, Musik zu hören• Umsetzen können von musikalischen Vorgängen durch Instrumente,

Tanz, Zeichen• Spielen lernen von Elementarinstrumenten, technisch richtig und musi-

kalisch empfindsam

RAUM Drinnen oder draussen

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN MIT INSTRUMENTEN

MATERIAL Körpereigene Instrumente, Elementarinstrumente (Rasseln, Schlaginstrumente,Klang- und Blasinstrumente), Orff-Instrumente

ABLAUF EINFÜHRUNG Bereitschaft zum Hören schaffen durch Bewegung. Instru-mente austeilen, einfache, rasche Organisation, Spontanspielbeachten

HAUPTTEIL Rhythmische Übungen, Musizieren mit den Instrumenten:– Dirigieren der Gruppe, Führung wechseln, Signale einführen– Instrumentenwechsel ermöglichen, Überblick, Gerechtigkeit

ABSCHLUSS Instrumente versorgen, Darstellungsspiel oder singenSPIELIMPULS Instrumente zur Verfügung stellen

Die Elemente der Musik sind: Rhythmus, Klang, Melodie, Form und Dynamik.Das bewusste Hören dieser Elemente sowie die Umsetzung durch Singen, Instru-mentalspiel, Tanz, Bewegung oder Zeichnen sind Möglichkeiten der Musikerziehungim Vorschulalter.Besonders bedeutungsvoll ist bei dieser Umsetzung das Reproduzieren von Musik,d.h. das Wiedergeben, Nachspielen von Geräuschen, Klängen oder Rhythmen. DieFantasie ist auf musikalischem Gebiet noch nicht eingeengt. Darum soll dem Erfin-den, Entdecken, Improvisieren, d.h. dem eigenen Produzieren der oben genanntenElemente grossen Raum gegeben werden.Musizieren im weiten Sinn umfasst also Musik hören, Musik umsetzen, Musik wie-dergeben. Musizieren im engern Sinn umfasst das Spiel auf Instrumenten.Didaktische Hinweise sind der Klassengrösse und der musikalischen Entwicklunganzupassen. Es sind anleitende, erarbeitende oder entdeckende Methoden denkbar,um Kinder mit musikalischen Begriffen vertraut zu machen. Im Zentrum steht der Merksatz: nicht erklären, sondern selber tun.Der Klang von Elementarinstrumenten wirkt auf Kindergartenkinder faszinierend.Es ist hilfreich, jedes Instrument einzuführen. Alle Kinder erhalten dabei das gleicheInstrument. Damit es seinen klaren Klang entfalten kann, ist die sorgfältige undrichtige Handhabung des Instrumentes zu beachten. Zudem werden Spielregeln ein-geführt, z. B. auf welches Zeichen hin das Spielen erlaubt ist, wann das Instrument schweigt. In Spielpausen wird das Instrument auf ein farbiges Tuch unter dem Stuhlgelegt.Ruhe und Konzentration wechseln mit fröhlichem Spiel.Beim Instrumentenwechsel die Organisation mit den Instrumenten im Voraus gut durchdenken. Gerechtigkeit beim Verteilen der attraktiven Instrumente beeinflusst das Klima. Ebenfalls ist auf den Wechsel der Sozialformen zu achten: abwechselnzwischen Partnerspielen (z. B. Frage-Antwort), Gruppenspielen (z. B. mit Improvisa-tionsauftrag) oder Aktivität der ganzen Klasse. Ein Lernziel kann entweder themen-zentriert (Einkleidung in ein Thema) oder übungszentriert erarbeitet werden.In jeder Musikstunde mit Instrumenten wird einiges wiederholt, einiges weiterent-wickelt oder neu begonnen.

MÖGLICHKEITEN • Rhythmus, z. B. laut-leise, schnell-langsam• Spiel mit Geräuschen/Tönen, z. B. Thema Frühlingsspaziergang• Spiel mit körpereigenen Instrumenten, z. B. klatschen

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN MIT INSTRUMENTEN

• Spiel mit Elementarinstrumenten, z. B.bewusstes Hören von verschiedenenMaterialien: Glas, Metall, Stein, Holz,Papier

• Instrumente hören, erkennen, benennen• Möglichkeiten eines Instrumentes aus-

probieren• Selber Instrumente herstellen, Improvi-

sationen mit Geräuschen und Klängen• Mit Instrumenten Klangbilder gestalten:

Wie tönt der Schnee?• Stimmungen darstellen als Theatermu-

sik für Kasperspiel, Märchen usw. • Melodien zeichnen, Klangbilder zeichnen

(siehe Methode «Rhythmisches Zeich-nen»)

• Verschiedene Musikarten unterscheiden• Lieder begleiten oder verlängern (siehe

Methode «Musizieren zu Geschichten»)

BEISPIELE Instrumente hören und verschiedeneSpielarten ausprobierenIn der Kreismitte liegen unter dem rotenTuch verschiedene Instrumente ver-steckt. Die Kinder schliessen die Augen. «Wer hat etwas gehört?» fragt die Kinder-gärtnerin. Nacheinander werden Schlag-hölzer, Triangel, Rassel und die Hand-trommel gehört und benannt. Danacherhalten alle Kinder ein Instrument. Das rote Signaltuch bedeutet «aufhörenMu sik zu machen». Ein Kind übernimmt nach der Kindergärtnerin die Dirigenten-rolle. Anschliessend wechselt die Rollean weitere Kinder, damit die Regel ge-festigt wird.Mit der Rassel darf jeder Musikant Geräusche erfinden: «Hört, so tönt meine Ras-sel.» Alle Kinder mit gleichen Instrumenten spielen die gehörten Geräusche nach.Nacheinander hören die Kinder einer Instrumentengruppe ein Vorspiel und wieder-holen dieses mit dem eigenen Instrument. Wer nicht zur Gruppe gehört, hält seinInstrument ruhig zwischen den Knien.Ein Mädchen dirigiert, wie die Kinder ihr Instrument spielen sollen. Dabei zeigt sieauf dem entsprechenden Bild auf das Symbol für schlagen oder reiben. Sie wechselt zwischen den zwei Bildtafeln. Diese Art von Musizieren wird mehrmals wiederholt,angeführt von einem dirigierenden Kind.Zum Abschluss machen die Kinder ein Konzert. Reihum beginnt ein Kind nach demanderen zu spielen. So steigert sich die Musik, bis alle Kinder eingesetzt haben. Aufdas Signal hin wird es still. Wem gelingt es, das Instrument lautlos zu versorgen?

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN MIT INSTRUMENTEN

Winterstimmungen mit Instrumenten erfindenEinführung: Eine Schneewolke, bestehend aus einem Leintuchgefüllt mit weissen Wattebällchen, landet direkt bei uns im«Stübli». Wir schütteln sie, damit es schneit. Alle Kinder knienam Boden und halten das Tuch fest. Durch unterschiedlicheBewegungen beginnen die Wattebällchen zu tanzen, bis es nur noch ganz sachte schneit.Hauptteil: Nachdem die Kinder das Tuch auf dem Bodenausgebreitet haben, verteile ich Instrumente darauf. Es sindRasseln, «Glöggli», Klangstäbe, Nagelspiele, Schellenringe undmit Wasser gefüllte Glasflaschen. Wie tönt der Schnee? Jedes Kind darf ein Instrument ausprobieren, wir hören den Klangund den Rhythmus. Danach blinzle ich einem Kind zu. Es wählt ein Instrument, das ihm gefällt, und trägt es ruhig an den Platz.Nun wollen wir hören, wie es schneit. Ein Kind nach dem an-deren spielt vor, dann kleine Gruppen, dann alle miteinander. Als Variante singen wir «Es schneielet, es beielet» und beglei-ten das Lied rhythmisch.Nach einem Instrumentenwechsel lassen wir es nochmals schneien. Mit visuellen Zeichen, die wir zu den Begriffen «laut»/«leise», «anschwellen»/«abschwellen» festlegen, gestalten wir eine Winterstimmung. Die halbe Klasse hört zu, wie der Schneesturm sich entwickelt, darf danach selber musizieren.Somit kann das Stimmungsbild auch aufgenommen werden.Drei Kinder tanzen als Schneeflocken zum Lied «D’Flöckli

tanzed». Wir musizieren und singen.Abschluss: Die Schneewolke ist wieder im «Stübli». Wir stellen nochmals einenfeinen Klangteppich her, dann legen alle Kinder das Instrument auf das weisse Lein-tuch.

Theodor hört auf seiner Reise nach Trippiti allerleiDie Kinder sehen zur bekannten Geschichte ein Bild. In dieser Fabrik hat es vieleGeräusche, diese wollen wir hören. Im Kreis liegen auf fünf Tüchern verschiedeneInstrumente bereit. Die Kinder benennen die bekannten Elementarinstrumente.Je vier Kinder sitzenbeieinemandersfarbigenTuch. Wie tönt es inder rotenFabrik? Hier wirdHolz gesägt. Wie tönt es inder grünenFabrik? Hier wirdEisengeschmiedet. Jededer Fabriken hat ihren eigenen Klang. Nachdem die Maschinen aller Fabriken gleichzei-tig gespielt werden, bestimmt ein Kind, in welcher Fabrik die Maschinen laufen sol-len. Die Kindergärtnerin bietet mehrmals die Gelegenheit, dass die Kinder die Plätzetauschen: «Oh, ich möchte dieses Mal hier Musik machen.»

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN MIT INSTRUMENTEN

LITERATUR Födl, Wolfgang: Musikalische Früherziehung in Vorschule und Kindergarten, SchubiLehrmittel, Schaffhausen 2005Friedemann, Lili: Kinder spielen mit Klängen und Tönen. Möseler Verlag, Wolfenbüt-tel und Zürich 1971Hegi, Fritz: Improvisation und Musiktherapie. Möglichkeiten und Wirkung von freier Musik. Junfermann Verlag, Paderborn 1997Kreusch-Jacob, Dorothée: Das Musikbuch für Kinder, Scholt Verlag, Mainz 2003Kreusch-Jacob, Dorothée: Klangwerkstatt, Don Bosco Verlag, München 2005Küntzel-Hansen, Margrit: Musik mit Kindern. Versuche mit Geräusche und Klang.Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1981Küntzel-Hansen, Margrit: Musikkurs für Kindergarten. 27 Protokolle. Ernst Klett Ver-lag, Stuttgart 1979

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN ZU GESCHICHTEN

% MUSIZIEREN ZU GESCHICHTEN

IDEE • Geschichten oder Lieder durch Musik bereichern• Mit Musik einzelne Szenen hervorheben oder musikalisch darstel-

len• Die Handlung durch Klangbilder verlängern

• Stimmungen, Rhythmen oder Gefühle erkennen und durch Musik dar-stellen

• Einzelne Rollen einer Geschichte/eines Liedes mit passenden Instrumen-ten darstellen

• Schlüsselstellen einer Handlung durch musikalisches Zusammenspielmehrerer Kinder verdeutlichen können

RAUM Drinnen oder draussen. Auf guten Blickkontakt zur Lehrperson achten

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN ZU GESCHICHTEN

MATERIAL Kurze Geschichten, Lieder, Märchen usw., Geräusche (Elementarinstrumente), Orff-Instrumente

ABLAUF EINFÜHRUNG Bereitschaft zum Hören schaffen, Instrumente verteilen, ein-fache, rasche Organisation, Spontanspiel beachten

HAUPTTEIL Die Lehrperson erzählt die Geschichte, betont dabei die hör-baren Elemente.Die Geschichte wird nochmals erzählt. Musikalische Stellenwerden hervorgehoben und ausgeschmückt. Die Instrumen-te werden ausprobiert. Klangbilder werden entwickelt undbesprochen. Die Geschichte wird wieder erzählt. Das Kindbegleitet die verschiedenen Szenen mit seinem Instrument.Variante: Instrumentenwechsel bei mehrmaligem Erzählen.

ABSCHLUSS Instrumente versorgen, BewegungsspielSPIELIMPULS Instrumente zur Verfügung stellen.

Musizieren im weiten Sinn umfasst Musik hören, Musik umsetzen, Musik wiederge-ben. Musizieren im engeren Sinn umfasst das Spiel auf Instrumenten.Kurze Geschichten oder Lieder, die vom Inhalt her oft an kleine Geschichten erin-nern, sind besonders gut geeignet zum Musizieren.Gelangt eine längere Geschichte zur Aufführung (Theatermusik für Kasperspiel,Jeux Dramatiques), wird sie Stück für Stück erarbeitet oder in Kleingruppenarbeit vorbereitet. Diese wird musikalisch zusätzlich durch Leitlieder und Thema-Lieder bereichert.

Vorgehen: Analyse des Liedes/Verses oder der Geschichte1. Inhalt analysieren: Worum geht es? Schlüsselworte? Welche Gefühle, welche sinn-

lichen Elemente treten hervor? 2. Klangbilder suchen: Was ist zu hören? Was für eine Stimmung soll hervorgehoben

werden? Geräusche ausprobieren, die zum Klangbild passen. 3. Lied/Vers oder Geschichte darbieten: Ideen zur Form entwickeln, z. B. den Rhythmus

begleiten, Schlüsselworte instrumentieren, Vorspiel und Gesang im Wechsel4. Begleiten von Bewegungen einzelner Personen oder Requisiten: Ideen entwickeln.

Bilder, Szenen auswählen, Klangweg vorwärts und rückwärts gestalten.Wenn die Lehrperson weiss, welche Möglichkeiten zum Musizieren der Stoff bietet,setzt sie einen Schwerpunkt. Dieser hilft bei der Auswahl der Instrumente. Bei der Wahl der Instrumente kann die Lehrperson eine Vorauswahl treffen, die den Fähig-keiten der Kinder entspricht (siehe Methode «Lied- oder Verseinführung»).

Die Einfälle der Kinder und das Improvisieren haben während der Erarbeitung einenhohen Stellenwert. Wichtig ist der Prozess, bei welchem sich alle Kinder aktiv betä-tigen können.Das Kind braucht Zeit, um sich akustische Bilder vorzustellen. «Es tönt wie ein Vogel-konzert, wie wenn die Sonne aufgeht», sind mögliche Hilfen beim Hören. Zuordnenvon Bildern zur Musik oder einfache Musikstücke anhören kann als Vorübung dieFantasie anregen.Beim Instrumentenwechsel die Organisation mit den Instrumenten im Voraus gut durchdenken. Gerechtigkeit beim Verteilen der attraktiven Instrumente beeinflusst

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MUSIZIEREN ZU GESCHICHTEN

das Klima. Ebenfalls ist auf den Wechselder Sozialformen zu achten: abwechselnzwischen Partnerspiel (z. B. feine Klän-ge), Gruppenspiel (z. B. eine Instrumen-tengruppe) oder Aktivität der ganzenKlasse.Der Wechsel zwischen Musizieren undErzählen festigt den Ablauf, er ermög-licht ein vertieftes Erlebnis.

MÖGLICHKEITEN • Lieder begleiten oder verlängern mit In-strumenten, mit Geräuschen und Klän-gen

• Geschichten mit Musik erzählen und be-reichern

• Vertonen von Bildern, Versen• Erfinden eines akustischen Bühnen-

bildes• Eine Aufführung gliedern durch Instru-

mentalstücke• Theatermusik für Kasperspiel, Jeux Dra-

matiques, Märchen erfinden usw.

BEISPIELE Wiesenkonzert im FrühlingDie Lieder aus dem Repertoire werdenmit Instrumenten begleitet. Die Frühlingslieder werden im Freien gesungen. Tiere,Käfer, Raupen, Schnecken erhalten ebenfalls einen musikalischen Auftritt.

Eine Geschichte musizierenMusik kann Klangbilder schaffen. Einzelne Szenen- oder Stimmungswechsel im Ab-lauf der Handlung werden hervorgehoben und musikalisch umgesetzt. Durch denEinsatz von Instrumenten erlebt das Kind Schlüsselstellen einer Geschichte neu.Ziele für das Kind: Die Kinder stellen einzelne Rollen einer Geschichte mit pas-senden Instrumenten dar. Die Kinder erleben die Bereicherung einer Geschichte durch Lieder und Instrumen-talstücke.

LITERATUR Küntzel-Hansen, Margrit: Musik mit Kindern. Versuche mit Geräusche und Klang.Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1981Pösel, Ortfried: Die Wetterhexe, Klanggeschichten. Fidula Verlag, Boppard am Rhein1999Schwarting, Jutta: Klingende Geschichten. Fidula Verlag, Boppard am Rhein 1976

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMISCHES ZEICHNEN

% RHYTHMISCHES ZEICHNEN

IDEE • Zweihandzeichnen zu Musik oder Rhythmen• Umsetzen des auditiven Erlebnisses (Wahrnehmung) in Zeichen

(Symbole)• Lernhilfen im Schreibprozess

• Lustvolle Koordinationsprozesse von Wahrnehmung, Handmotorik, Stift-führung verbunden mit der Aktivierung der beiden Hirnhälften

• Graphomotorische Geschicklichkeit durch bilaterales Zeichnen• Vertiefung und Rhythmisierung des Atems und der Bewegung• Frühmusikalische Förderung. Musik wird mit linearen Zeichen darge-

stellt

RAUM Viel Platz, Boden oder Tisch, stabiler Untergrund, Hartplatz, Sand

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMISCHES ZEICHNEN

MATERIAL Kreiden, dicke Farbstifte, Fingerfarben, Schwämmchen; langes festes Papier, aufdem Boden oder auf einem langen Tisch mit Klebband festmachenSand in einer Sandwanne, Sägemehl in einem Kuchenblech, auf der Wandtafel usw.Einfache Instrumente oder Geräusche, VerseMusikstücke, z. B. «Karneval der Tiere» (Saint-Saëns), «Die Uhr» (Haydn), «Die vier Jah reszeiten» (Vivaldi) usw.

ABLAUF EINFÜHRUNG Bereitschaft zum genauen Hören wecken, Entspannung, Platz zu weisen, Regeln und Auftrag erklären. Zeichnungsmaterialverteilen.

HAUPTTEIL Viel Zeit zum rhythmischen Zeichnen geben. Wiederholung der gleichen Musik gibt Sicherheit. Varianten: mit geschlossenenAugen zeichnen, die Farben in den Händen wechseln, denPlatz mit dem Nachbarn wechseln.

ABSCHLUSS Mit den Kindern über das Erlebnis sprechen. Was hat dir ge-fallen, was hast du gehört? Aufräumen, Material einsammeln,grobmotorisches Bewegungsangebot.

In dieser erarbeitenden Methode entdeckt das Kind, dass Musik gezeichnete Spurenhinterlassen kann. Die Koordination von Musik und Bewegung kennt das Kind vomTanzen. Rhythmisches Zeichnen ist meistens unbekannt. Ein Aufbau der auditivenKonzentration ist nötig, d.h. von einzelnen Rhythmen zum Musikstück. Kurze Versesind hilfreiche Mittel. Sie ermöglichen eine Koordination von Sprech- und Zeich-nungsrhythmus. Themen wie Feuerwerk, Wasserspiele, Tierbewegungen, Rennbahnusw. unterstützen mit ihrer rhythmischen Dynamik die Strichführung. Auch dazu

kann ein eigenes Geräusch rhythmisch wiederholt werden.Mit der Erfahrung entwickelt das Kind eine eigene Formen-sprache. Zusätzlich drückt es beim Hören der Musik seineGefühle in der Strichführung aus. Das Kind braucht die Bestätigung, dass es bei dieser Art zu zeichnen kein richtig oder falsch gibt. Es ist kein figürliches Zeichnen, sondern ein rhythmisches Schwingen zur Musik. Das irritiert zuerst, wird jedoch als sehr lustvoll erlebt. Die Hand-Augen-Koordination ist in der schwunghaften, fliessendenStrichführung nötig. Die graphomotorische Bewegungsanre-gung wirkt sich lockernd, entspannend auf die Schreibbewe-gungen aus. Der Prozess ist wichtig, nicht das Produkt. Darumwird das Bild nicht mit nach Hause gegeben. Die Lehrpersonachtet bewusst darauf, während dem rhythmischen Zeichnenzur Musik nicht zu sprechen. Bei Erklärungen unterbricht siejedes Mal die Musik. Sie spricht so wenig wie möglich, damit sich das Kind ganz auf die Musik konzentrieren kann.Die Lehrperson hat die Möglichkeit, die komplexe Bewegungs-koordination der Hand- und Graphomotorik zu beobachten.Sie erkennt Verkrampfungen, welche zu den häufigsten gra-phomotorischen Schwierigkeiten gehören. Spielerisches Übenim beidhändigen Zeichnen kann die Grundlage des Schreib-vorgangs, die Strichführung, verbessern.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMISCHES ZEICHNEN

MÖGLICHKEITEN Räumliche Anordnung• Alle Kinder zeichnen parallel an einem

langen Papierstreifen. Das Kind kniet aufdem Boden.

• Zeichnen am gemeinsamen Tisch, das Kind steht am Tisch.

Ideen zum Aufbau• Von einzelnen Klängen oder Rhythmen

zum komplexen Musikstück (2–3 Min.)• Von der Hin- und Herbewegung zum

Schwung, vom Schwung zur Unterbre-chung und zur Richtungsänderung.Dabei wird die Strichführung präzisiert,Zielen, Steuern, Bremsen.

• Rhythmisches Vorsprechen eines Verses,der gesprochene Text wird von den Be-wegungen beider Hände begleitet, das Kind kann mitsprechen.

• Symmetriebilder: Formenzeichnen mit Spiegelungen usw.

• Grundformen der Schrift rhythmisch er-leben, fliessender Übergang von Strich-übungen zum Buchstabenschreiben.

• Von der Spur zum Symbol. Die gefunde-nen Formen bilden einen Übergang zur Schrift.

BEISPIEL Rhythmisches Zeichnen mitklassi scher Musik zum Bilderbuch«Wo die Zeit wohnt»Die Kinder hören die Rahmengeschichtevon Karin,die im Kirchturm der Uhr zuhört.Das Musikstück «Symphonie No. 101.Die Uhr» von Josef Haydn unterscheidet deutlich Schwung- und Pendelbewe-gungen. Es eignet sich gut für das beidhändige Zeichnen mit zwei Kreiden.

ABLAUF EINFÜHRUNG «Di gross Glogge seit zum chline Glöggli, bis du still, tusigs,tusigs Glöggli aber die chlini Glogge seit, bim bim bim bim bimbim bim bim.» Dieses Lied stellen wir mit Bewegungen dar. Ich erzähle, wie Karin auf der Suche nach der Zeit in den Kirch-turm gelangt. Sie sieht viele Zahnräder in Uhrwerk. Ich forderedie Kinder auf, Radbewegung mit dem Körper zu erfinden. Mit einem drehenden Trommelgeräusch unterstütze ich die Kreis-schwünge. Karin sieht ein riesiges Pendel.Nun gilt es mit dem Körper Pendelbewegung zu erfinden. Ein-zelne Ideen der Kinder werden von allen nachgeahmt.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RHYTHMISCHES ZEICHNEN

In einem Partnerspiel zeichnen sich die Kinder die Bewegungvom Rad oder Pendel auf dem Rücken. Durch den Vers: «Redli,Redli lauf», oder «Tick-Tack» entstehen zwei verschiedene Be-wegungen, die es zu raten gilt.Karin setzt sich auf den Boden und lauscht. Es tönt fast wieMusik. Sie schliesst die Augen und hört ganz gut zu. Plötzlichhat sie eine Idee. Sie sieht ein weisses Papier, kramt in ihrer Tasche und findet zwei kleine Kreiden. Am Boden wird für dieKinder ein langes Stück Papier ausgebreitet. Ich verteile jedemKind zwei Kreiden. Es sucht sich einen Zeichnungsplatz vor dem Papier.

HAUPTTEIL Zuerst hört Karin gar nichts mehr. Sie legt die Kreiden aus der Hand, streicht sich die Ohren. Leise tönt die Uhr wieder. Umbesser zu hören schliesst sie die Augen. Was hat sie gehört? Alle hören der Musik zu (ab Kassette oder CD). Nachdem dieKinder die Musik der Uhr gehört haben, lasse ich sie zur Musikzeichnen. Falls nötig dirigiere ich in der Luft die Tick-TackBewegungen. Nach einem ersten Durchgang besprechen wir,was zu hören war. Die Musik hören die Kinder mehrmals, sieunterscheiden beim Zeichnen runde Schwung- oder Pendel-bewegungen. Wir wechseln die Kreiden in den Händen. Wer Lust hat, kann die Augen schliessen, um besser zu hören. DieKinder zeichnen zur Musik, bis die Konzentration nachlässt.

ABSCHLUSS Ich lobe jedes Kind für sein Tun. Bis ich das Papier weggeräumt habe, tanzen die Kinder frei zur Musik. So ist es nämlich Karinauch gegangen. Sogar auf dem Heimweg hat sie die Musik der Uhr noch gehört.

LITERATUR Fehse, Dorothea: Rhythmusspiele mit Kindern. AOL Verlag, Lichtenau 2005Hentig, Susanne: Värs und Form. Schubi Verlag, Schaffhausen 2001Küntzel-Hansen, Margrit: Musik mit Kindern. Versuche mit Geräusch und Klang. Klett Verlag, Stuttgart 1981Löscher, Wolfgang: Bewegungsspiele. Sellier Verlag, Freising 1979Sacré, Marie-José: Wo die Zeit wohnt. bohem press, Zürich 1996Seitz, Marielle: Schreib es in den Sand. Don Bosco, München 1999Simsa, Marko: Der Karneval der Tiere. Eine Geschichte zur Musik von Camille Saint-Saëns (mit CD). Annette Benz Verlag, München 2002Simsa, Marko: Die vier Jahreszeiten. Eine Geschichte zur Musik von Antonio Vivaldi(mit CD). Annette Benz Verlag, München 2004Stöcklin-Meier, Susanne: Verse, Sprüche und Reime für Kinder. Verlag pro juventute,Zürich 1974

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS PROJEKTORIENTIERTER UNTERRICHT

% PROJEKTORIENTIERTER UNTERRICHT

IDEE • Planen und Realisieren eines Projektes mit Bezug zur Alltagswelt des Kindes

• Aktivität, die über eine bestimmte Zeit hinweg durchgeführt wirdund auf das Erreichen eines oder mehrerer Ziele ausgerichtet ist

• Mit- und Selbstbestimmung bei der Planung, Üben von sozialem Verhal-ten

• Selbständigkeit und Selbstverantwortung bei der Durchführung• Ganzheitliches Lernen ist möglich; merken, dass es Problemlösungen

gibt

RAUM Arbeitszentrum oder dezentral am Tisch, Arbeiten am Ort

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS PROJEKTORIENTIERTER UNTERRICHT

MATERIAL Material der Aufgabe entsprechend

ABLAUF Grundmuster für einen idealen Ablauf, verteilt auf mehrere SequenzenEINFÜHRUNG Einstimmung auf die Aufgabe. Grund klärenHAUPTTEIL 1. Projektinitiative, Projektbeginn

2. Projektskizze3. Projektplan4. Projektdurchführung

ABSCHLUSS Projektabschluss

Diese erarbeitende Methode gehört zu den ELF, den Erweiterten Lehr- und Lern-formen. Für den Kindergarten, die Unterstufe und die Grundstufe gelten die gleichenRegeln wie für ältere Schüler. Projektunterricht dauert mehrere Tage, abhängig vomAlter und Können der Kinder. Die geführte oder angeleitete Sequenz entfällt. An ihreStelle tritt ein grösserer Anteil an selbstgesteuertem Lernen.Diese Neuorientierung verändert das Rollen- und Aufgabenverständnis der Lehrper-son. Neu übernimmt sie die Lernbegleitung, wirkt als Beobachterin. Sie nimmt eineandere Haltung ein. Das Kind nimmt ebenfalls eine neue Rolle ein. Es bestimmt denInhalt ganz oder teilweise. Es ist selbsttätig, es gestaltet den Lernweg (Lernen aufeigenen Wegen). Gegenseitiges Lernen und Korrigieren finden weitgehend im Kreis der Kinder statt.Die Lehrperson versteht sich als Moderatorin. Sie ist für den Ablauf des Arbeitspro-zesses verantwortlich. Sie soll immer wieder Pausen einlegen, um den Prozess unddas Produkt mit der Gruppe kritisch zu betrachten. Sie schafft gute Arbeitsbedin-gungen und eine durchdachte Materialorganisation. Die Inhalte kommen aus der Gruppe. Oft werden auch Eltern oder Schulklassen mit einbezogen.

Im Projektunterricht unterscheiden wir fünf verschiedene Ablaufphasen:1. Ausgangslage: Projektinitiative/ProjektbeginnInhalte, Probleme, Interessen, Aufgaben aus der Lebens- und Alltagswelt des Kinder-gartenkindes können Ausgangslage sein. Verschiedenste Situationen werden aufge-griffen und in dieser Lehr- und Lernform verwirklicht. Die Palette reicht von einemSpielwunsch, einer Aufgabe, die gemeinsam zu lösen ist, bis zu einer Initiative eines Einzelnen.Alle Beteiligten können Vorschläge einbringen. Geeignet sind Gespräche, um heraus-zufinden, welche Ideen die Kinder haben. Tipp: anfangs enge Ausgangslage wählen.

2. Auseinandersetzung mit dem Projekt/ProjektskizzeRahmenbedingungen eingrenzen: Zeit, thematischer Rahmen, Hilfsmittel suchen,Arbeitsort, Material/Kostenlimite festlegen.Bei einer offenen Aufgabenstellung werden das Produkt und der Weg von den Kin-dern festgelegt, z. B. wir planen einen neuen Spielort im Garten. Die Mitbestimmungmuss geübt werden, darum ist es wichtig, mit kleinen Projekten zu beginnen, in wel-chen das Produkt voraussehbar ist, z. B. aus dem Kletterturm entsteht ein Schloss,ein Reisegefährt. Durch die Mitbestimmung wird die Eigentätigkeit der Beteiligtengefördert. Die Lehrperson kann das Ziel gemeinsam mit den Kindern festlegen.Durch die Eingrenzung entsteht eine Projektskizze. Entspricht diese nicht dem In-teresse, kommt das Projekt zum Abschluss.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS PROJEKTORIENTIERTER UNTERRICHT

3. Gemeinsame Planung/ProjektplanMiteinander Lösungen suchen und auswählen: Fantasien, Vorstellungen entwickeln,Unterscheiden von Machbarem und nicht Machbarem, konkrete Pläne schmieden.Die Kinder merken, dass es Kompromisse braucht, um miteinander zu planen. Sielernen, ein Problem zu lösen, Ideen zu entwickeln, sich auf eine Lösung zu einigen. Demokratisches Verhalten wird geübt. Am Schluss dieser Planung wissen alle, wiedas Produkt werden soll. Es wird auch über den Zeitplan gesprochen.

4. ProjektdurchführungIn dieser Phase handeln die Kinder, das Vorhaben wird durchgeführt. Die Lehrpersonhilft bei der Organisation, sie setzt immer wieder Haltepunkte, gibt Gelegenheit,immer wieder die Ideen der Kinder einfliessen zu lassen. Es werden Interessengrup-pen gebildet, die Arbeitsteilung geschieht in Kleingruppen.

5. ProjektabschlussOft bildet die Präsentation des Projektes in der Öffentlichkeit den Abschluss. Eltern,die Schule oder Interessierte geniessen die Darbietung, die zugleich den Abschluss bildet. In dieser Phase gilt es gemeinsam Rückschau zu halten, den Prozess zu be-werten, sich über das fertige Produkt zu freuen, das Produkt zu gebrauchen, z. B. damit zu spielen.

MÖGLICHKEITEN • Zum Thema Zirkus mit den Kindern einzelne Nummern entwickeln• Neuen Spielort drinnen oder im Freien planen und einrichten• Planung eines Festes, einer Aufführung, einer Ausstellung, einer Benefizveranstal-

tung usw.• Zusammenarbeit mit Eltern, z. B. Raum-

Umgestaltung, Umgebungsgestaltung(z. B. eine Feuerstelle oder einen Wald-platz für den Waldtag einrichten, sieheMethode «Waldtag»)

• Zusammenarbeit mit dem Schulhaus-Team, mit einer Klasse (z. B. ein Thea ter-spiel entwickeln, den Pausenplatz ver-schönern, Leseförderung)

• Werken/Gestalten:Grossplastik zumThe-ma, Kugelbahn, Schiff aus Holz auf demKindergarten-Areal

• Malen/Zeichnen: ein Bilderbuch oder eine Kindergarten-Zeitung machen

BEISPIELE Klettergerüst als RollenspielortbelebenDie Kinder wünschten sich ein Piraten-schiff. Aufgrund ihrer Ideen wurde das bestehende Klettergerüst zum neuenRollenspielort. Die Seile und Fahnenwurden am bestehenden Turm befes-tigt. Ein funktionierendes Steuerrad im

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS PROJEKTORIENTIERTER UNTERRICHT

Bug des Schiffes wurde montiert, Requisiten und Rollenwurden bestimmt. Schon beim Einrichten begann der Spiel-ort zu leben. Das Rollenspielmaterial wurde im Kindergartenversorgt, damit Tücher, Fernrohr und die Schatztruhe nicht gestohlen wurden.

Ein FeuerwehreinsatzwagenNach dem Besuch des Feuerwehrdepots kam der Wunsch auf,einen eigenen Einsatzwagen im Kindergarten zu haben. Mit Brettern, Seilen und Harassen entstand aus dem Leiterwagendas gewünschte Objekt.

Mit Eltern ein Weidenhaus bauenZusammen mit den Eltern wurde an einem Samstag dieses Weidenhaus aufgebaut. Bei der Planung halfen bereits ein-zelne Eltern mit. Das Aufrichten des Weidengerüstes und das Verbinden der Äste wurde von den Eltern übernommen, dieKinder gestalteten parallel dazu ihre eigenen Weidenhäus-chen.

LITERATUR Frey, Karl: Die Projektmethode. Beltz Verlag, Basel 1993, 5. AuflageReichen, Jürgen: Sachunterricht und Sachbegegnung. Sabe Verlag, Aarau 1991

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESPRÄCH

% GESPRÄCH

IDEE • Miteinander reden lernen, Gespräche führen• Beschreiben, Berichten, Erzählen, Sprechen über etwas, was das

Kind bewegt• Sprachliche Auseinandersetzungen führen, Konflikte verbal lösen

• Gespräche führen: erzählen, sich verständlich ausdrücken können• Zuhören: verstehen und begreifen, gezielt nachfragen• Emotionale Erlebnisse festigen, eigene Empfindungen, Wünsche usw.

ausdrücken• Fremde Bedürfnisse verstehen, auf Gesprächspartner eingehen• Sich als Gruppe erfahren, Interesse und Rücksichtnahme• Deutschunterricht, Zweitspracherwerb, Sprachförderung

RAUM «Geschichtenstübli», im Freien

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESPRÄCH

MATERIAL Erklärendes Material: Gegenstände oder Bilder zum besprochenen Thema

ABLAUF EINFÜHRUNG Bewegungsdrang stillen. Einstimmung, Themen sammeln, The-ma auswählen

HAUPTTEIL Gesprächsleitung durch Lehrperson, Verhaltensregeln bekannt gebenEröffnung des Gesprächs: Ziel des Gesprächs bekannt gebenEntfaltung des Gesprächs: erzählen, benennen lassen, sichäussern, präzisierenThema bearbeiten: zuhören und sprechen im Wechsel, nach-fragenFragen stellen: Sachfragen, Zusammenhänge herausschälen,evtl. Fragen zurückstellenGesprächsbeiträge ordnen: zusammenfassen, Blick auf Ziellenken, weitere Folgen planen, Entscheidungen treffenAuflockerungen einstreuen (Lieder, Verse, Bewegungen), spie-lerisches Vertiefen

ABSCHLUSS Bewegungsangebot, Spiel zum ThemaSPIELIMPULS Auswirkung des Gesprächs verfolgen

Vorbereitung: Die Moderation des Gesprächs in einer grösseren Gruppe ist eine an-spruchsvolle Aufgabe. Es bedingt eine Vorbereitung auf die eigene Rolle: Gesprächeröffnen, formen, zusammenfassen. Sowohl das Sprachvorbild wie auch die Haltungder Lehrperson werden von den Kindern nachgeahmt. Darum pflegt sie die altersge-mässe Sprache und kontrolliert sich im aktiven Zuhören und Verstehenwollen des Gegenübers.Die Vorbereitung aufs Gespräch ist wichtig. Ziel und Fragestellung überlegen: Was interessiert das Kind, was soll es erfahren, begreifen oder verstehen? Was kann es beobachten, hören, spüren?Es gibt verschiedene Frageformen, sie sind in Bezug auf die Antwort offen oder geschlossen. Durch das Aufschreiben der Fragestellungen oder Frageart lassen sichFragen einordnen:

• Bestätigungsfragen: Antwort ja oder nein (enge Fragen)• Klärungsfragen: Was? Wie? • Sachfragen: Wozu? Warum? (weite Fragen)• Meinungsfragen: Wie denkst du darüber?

Moderation: Die Lehrperson soll sachlich richtige Antworten bestätigen, um das Sachwissen zu erweitern. Im Gespräch eignet sich das Kind neue Begriffe an, eswirkt im weitesten Sinn begriffsbildend. Dazu werden auch klärende Hilfsmittelbereitgehalten, was nicht nur bei fremdsprachigen Kindern sehr hilfreich ist. Das Kind hört elementare Formen der Grammatik, es kann seinen Satzbau erweitern.Durch weiterführende Fragen wird das Kind zum Denken und Sprechen angeregt. ImGespräch kann es u.a. Zusammenhänge verstehen, Ursache mit Wirkung verbindenoder seine Gefühle zeigen.Die Gesprächsmoderation ist wichtig. Das Kind erzählt von seinen Erfahrungen, eshört den anderen Kindern zu. Seine Fragen und Antworten werden von allen Betei-ligten ernst genommen. Kinder neigen dazu, durch Assoziationen vom Thema abzu-weichen. Es gibt langatmige Erzählungen oder Kinder, die einander ins Wort fallen.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESPRÄCH

Es ist hilfreich, dazu Regeln abzumachen, an die in solchen Fällen erinnert wird.Aufbau: Mit dem Eintritt in den Kindergarten erlebt das Kind Gruppengespräche mit gleichaltrigen Kindern. Die Fähigkeit, in grösseren Gruppen ein Gespräch zu führen,wird stufenweise geübt. Erste Gespräche sollen in der Regel nicht mehr als fünf bis zehn Minuten dauern. Aufstrecken kann dabei eine Hilfe sein. Wichtig ist jedoch dieRegel: Gesprochen wird nicht, wenn jemand anderes spricht. Das Gesprächsklimaund die Dauer sollen der Situation angepasst sein. Die Lehrperson sorgt für einenWechsel zwischen Konzentration und Entspannung durch Lieder und Bewegungen.Erzwungene Gespräche bringen wenig, sie sind vorzeitig abzubrechen.

MÖGLICHKEITEN Im Kindergarten unterscheiden wir verschiedene Gesprächstypen. Gewisse Ge-spräche werden geplant, andere entstehen im Moment. Sie unterscheiden sich inihren Anforderungen an den Erzähler:

• Plauderei/Erzählen Spontanes Gespräch über Einzelerlebnisse,Selbstdarstellung, psychische Entlastung

• Besprechung/Erzählen Zielgerichtetes Gespräch über ein Erlebnis,bewusster Auswahlprozess

• Problemlösungsgespräch Gemeinsames Finden einer Problemlösung• Anschauung/Berichten Klärendes, begriffsbildendes Gespräch über ein

konkretes Material• Bildbetrachtung/Beschreiben Gespräch über ein Bild, der Inhalt ist gegeben• Philosophieren Klärendes Gespräch über Lebens fragen, das

zu neuen Fragen führt

BEISPIELE Plauderei mit Chary, der SchneckeEs hat geregnet, die Kinder erzählen der Mittelsfigur, was sie auf dem Weg zumKindergarten gesehen haben.

Gespräch über den Osterhasenals Thema-EinstiegZwei Wochen vor Ostern beschäftigt dieKinder, wer der Osterhase ist. Ein Knabebehauptet, ihn letztes Jahr im Gartengesehen zu haben, ein anderer klärt ihnauf und sagt ihm, dass sein Vater dieEier verstecke. Am nächsten Morgen hat es in der Gar-derobe eine lehmige Hasenspur, diebeim Verkaufsstand endet. Am Bodenverstreut liegen Holzrübchen, etwas ver-steckt ein Korb und ein Brief. Die Kinder merken bald, dass etwas Ungewöhn-liches geschehen ist. Die Aufregung ist riesig, alle sprechen durcheinander. ImKreis besprechen wir, was passiert seinkönnte. Zuerst betrachten alle die Spur sorgfältig. Schon bald ist klar, dass un-

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GESPRÄCH

sere Putzfrau über Nacht das Fenster offen gelassen hatte und ein Tier zum Gar-derobenfenster hereinkam. Aber welches? Allerlei Tiere werden aufgezählt. Ricardokombiniert: «Das muss der Osterhase gewesen sein, es ist nämlich eine Hasenspur,die kenne ich.» Schon bald sind sich die Kinder einig, dass nur der Osterhase ins Haus kommt, andere Hasen seien zu scheu. «Er meinte, er könne die Holzrübenessen, die sind doch nicht gut», empört sich Eva. Joshua will sogleich überall denOsterhasen suchen, weil er doch so gerne Dinge versteckt. Jemand hat den Korbund den Brief gesehen. Jetzt ist allen klar, der gehört dem Osterhasen. Aber was wollte er hier? Ist er noch da? Wiederum erzählen die Kinder, was sie für eine Vor-stellung haben. Keines zweifelt mehr, dass es den Osterhasen gibt. Im Brief hat es gelbe Farbflecken, unterschieben ist mit dem Namen «Rötte».In der Freien Sequenz beginnt ein Eierversteck-Rollenspiel, angeregt durch das Ge-

spräch sowie die Requisiten. Ich gebe den Kindern die Mög-lichkeit, sich Hasenohren zu basteln und Steine als Eier mit Ölkreide zu bemalen.

Erzählen von der Weihnachtszeit und dem Jahres-wechselDas Kind versucht Erlebtes sprachlich genau wiederzugeben.Es versucht sich zu erinnern, was es in den letzten zwei Wo-chen, von Weihnachten bis Neujahr (25.12. bis 3.1.) erlebt hat.Gleichzeitig lernt es anderen Kindern zuzuhören und zu war-ten, bis es an der Reihe ist.Ablauf: Im «Stübli» steht eine selber gebastelte, grosse Tisch-

bombe. Wann zündet man eine Tischbombe? Die Kinder sind sogleich beim ThemaSilvester. Ich zünde die Zündschnur an. Bonbons und Sternenkärtchen fallen heraus.Jedes Kind darf diese zwei Dinge holen. Sie schauen die Sternenkärtchen an, mer-ken sogleich, dass Zahlen darauf stehen wie beim Adventskalender. Die Kärtchenmit Zahlen von 25–31 und 1–3 sind ungeordnet. Bei der Zahl 25 ist eine Kerze, bei31 eine Tischbombe gezeichnet.Das Kind mit dem Sternenkärtchen Nr. 25 darf nun von den Weihnachtstagen er-zählen. Wenn es fertig erzählt hat, legt es das Kärtchen in die Mitte, und das Kindmit der 26 kommt an die Reihe. Ich stelle dazwischen immer wieder Fragen, baueBewegungen ein.

LITERATUR Autorenteam: Franca und Mehmet im Kindergarten. Lehrmittelverlag Kt. Zürich,Zürich 1987Büchel, Patricia: alltäglich, tagtäglich. Lehrmittelverlag Kt. Zürich, Zürich 1991Riederer, Eveline: deutschlich besser. ED Kt. Basel-Stadt, Basel 2001Schrader, Basil: Sprachvielfalt als Chance. Verlag Orell Füssli, Zürich 2000

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDBETRACHTUNG

% BILDBETRACHTUNG

IDEE • Intensives Betrachten eines Bildes verbunden mit dem Lesen vonBildinformationen

• Visuellen Eindruck und dessen Wirkung auf die Gefühle mit eigenenWorten wiedergeben

• Auseinandersetzung mit der Bildbotschaft, Bildzusammenhängebegreifen und verstehen

• Erweiterung des Wissens, Begriffsbildung: Neue oder bekannte Begriffewerden mit dem gesehenen Abbild verknüpft

• Visuelle Wahrnehmungs- und Sprachförderung durch den Wechsel der Repräsentationsebenen: einen visuellen Eindruck mit eigenen Wortenausdrücken

• Entwickeln von Schönheitssinn: sich vertieft mit einer Bildbotschaft aus-einander setzen, Freude am Schönen empfinden, die Kunstbetrachtunggeniessen

• Mitdenken und Anregung durch Fragen oder Antworten seitens der an-deren Kinder

Raum «Geschichtenstübli» (Sitzkreis) vor dem Bild vorbereiten, gestaffelte Sitzord-nung.

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDBETRACHTUNG

Auf gute Sicht achten, Augenhöhe und Lichteinfall beachten, Bild vor ruhigem, dunk-lem Hintergrund aufhängen.Besuch in einem Atelier oder in einer Kunstausstellung im Museum, evtl. verbundenmit Museumsdidaktik

MATERIAL Selbst gestaltete Bilder, Kunstbilder, Schulwandbilder, Poster, Dias oder Folien. AlleBilder sollen aus Distanz klar erkennbar sein, mit Spotlampe beleuchten. Das aufge-hängte Bild wird vor der Betrachtung mit Tüchern oder einer Abdeckung, die zumInhalt passt, verdeckt.

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude wecken. Bewegungsangebot in der Hinführung zumverdeckten Bild einbauen, eingekleidet in eine Rahmenhand-lung. Kinder einzeln im «Geschichtenstübli» platzieren, aufgute Sicht zum Bild achten.

HAUPTTEIL Sammlung vor dem verdeckten Bild, Konzentrationsbereit-schaft überprüfen, Bild stufenweise aufdecken. Betrachtendes Bildes, den Kindern Zeit lassen für eigene Entdeckungen.Eindrücke erzählen lassen, Gespräch über das Bild ermögli-chen. Gesprächsleitung: Fragen stellen zu Einzelheiten, Dingebenennen lassen. Bildaussage klären, am Schluss nochmals Inhalt zusammenfassen.

ABSCHLUSS Bewegungsangebot beim Auflösen des «Geschichtenstübli»,das zum Thema passt. Spielerische Auswertung, bei der alleKinder mitspielen können.

SPIELIMPULS Bild zur Betrachtung im Raum aufhängen. Kinder zum Malenoder Zeichnen anregen.

Die Bildbetrachtung ist eine darbietende und eine erarbeitende Methode, je nachZielsetzung des Lehrgesprächs. Die Betrachtung kann als Mittel eingesetzt werden,um ein Thema anzubahnen, zu vertiefen oder abzuschliessen. Nach diesen Stufenrichten sich die Fragen im Lehrgespräch und auch die Auswertung des Gesehenen.Zum Gesprächsaufbau sind Fragen vorzubereiten, welche die drei folgenden Denk-stufen abdecken:1. Dinge benennen, Begriffe benützen, Wissen anwenden. 2. Inhaltliche Zusammen-hänge erfassen, Synthese oder Analyse der Bildelemente. 3. Interpretation des Bild-inhaltes, persönliche Meinung oder Standpunkt zum Ausdruck bringen.Vorbereitung: Die Lehrperson muss sich im Klaren sein, was sie mit der Bildbe-trachtung bewirken will. Sie plant zielorientiert und überlegt: Wozu dient das Bild,und was bewirkt es beim Kind? Sie wählt ein Bildungsziel und sucht ein passendes Bild oder stellt es selber her. Wichtig ist die inhaltliche und formale Eignung des Bildes. Ein selber gestaltetes Bild bietet den Vorteil, dass es genau zum Themapassend hergestellt werden kann. Zudem bewirkt es eine vertiefte persönliche Aus-einandersetzung mit dem Thema. Es ist nötig, eigenes Sachwissen zum Inhalt des Bildes zu erwerben: Beim Bild eines Künstlers ist es sinnvoll, sich über den Künstler,die Entstehung, die Technik zu informieren.Zur Planung des Ablaufs des Lehrgesprächs notiert sich die Lehrperson alle wich-tigen Fragen und möglichen Antworten nach den oben genannten drei Stufen.Indem sie dem Entwicklungsstand und dem Sprachverständnis entsprechende

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDBETRACHTUNG

Fragen stellt, kann sie während der Bildbetrachtung das Gespräch, welches nicht immer planbar ist, besser führen.Durchführung: Während der Bildbetrachtung werden möglichst alle Kinder am Ge-spräch beteiligt. Fremdsprachige Kinder sind bewusst miteinzubeziehen, z. B. indemsie Begriffe laut nachsprechen können, die wiederholt abgerufen werden. WichtigeBegriffe deutlich vorsprechen. Auch sollen Schlüsselbegriffe und deren bildlicheDarstellung optisch verbunden werden können, indem die Lehrperson darauf hin-weist. Kleinere Kinder können bekannte Begriffe benennen. Für sie ist es lustvoll,neue Wörter oder Sätze im Chor vor- und nachzusprechen. Ruhigen, zurückhalten-den Kindern hilft es, wenn eine direkte Frage an sie gestellt wird.Das Gespräch kann durch passende Lieder oder Bewegungsverse, welche dieKonzentrationsfähigkeit verbessern, aufgelockert werden. Durch das Zu- oder Auf-decken einzelner Bildteile kann die Qualität der Betrachtung ebenfalls gesteigert werden. Es braucht eine gewisse Flexibilität und Sensibilität, um zu merken, wanndas Gespräch erschöpft ist und beendet werden soll.

MÖGLICHKEITEN Bildbetrachtung im Gespräch• Verdecktes Bild aufdecken und als Ganzes betrachten.• Verdecktes Bild stufenweise aufdecken: Einzelne Bildteile betrachten, z. B. «Sami-

chlaus»-Haus von aussen ansehen, 1. Hauswand entfernen, drei Zimmer erkennen.2. Einzelne Zimmertüren öffnen. Vom Keller bis zum Estrich in jedes einzelne Zimmer schauen, Material benennen. 3. Ganzes Haus betrachten.

• Deckblatt mit Fenstern zum Öffnen und Hineinschauen, z. B. das Haus des Zauberers «Suseldrus».

• Einzelne Figuren können sich im Bild bewegen, beispielsweise sitzt der Osterhaseeinmal hinter dem Zaun, nur seine Ohren sind sichtbar. Dann ist er im Hühnerhofneben einem Huhn. Wo sitzt er? Was sieht er? Was sagt er? Mit wem spricht er?

• Bild auf der Moltonwand durch Teilbilder langsam aufbauen. Die Kinder können dieeinzelnen Elemente zu einer Geschichte verbinden. Auch Abfolgen wie die Entwick-lung des Kükens im Ei lassen sich so darstellen. Durch Vertauschen der Elementegibt es Gesprächsanlässe oder neue Geschichten.

Bilder im Museum betrachten, geleitetes Gespräch mit einer Museums -pädagogin

Vertiefung der Betrachtung durch einen Gestaltungsauftrag• Bildbetrachtung als Ausgangspunkt zum

eigenen Gestalten, z. B. Teile des Bildes mit Knetmasse nachformen oder mit gleichem Material das Bild nachstellen.

• Bildgeschichte zusammensetzen: Sichzwei Bildteile einer Bildergeschichte invier Kleingruppen ansehen. Den Bildin-halt den anderen erzählen, ohne dieBilder zu zeigen. Gemeinsam herausfin-den, womit die Bilderreihe beginnt. Allehelfen, die Bilderreihe in der richtigenReihenfolge zu ordnen. Die Kinder müs-sen sich über die Abfolge unterhalten.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDBETRACHTUNG

• Das Bild bewusst etwa 5 Minuten anschauen. Es aus der Erinnerung zeichnen oder malen.

• Selber das Bild vom Bildrand aus erweitern: Eine Kopie des betrachteten Bildes als Ausgangspunkt für eine Kleingruppenarbeit wählen, z. B. ein Unterwasserbild auf dieMitte der Wandtafel heften, die Kinder zeichnen mit Tafelkreiden rundherum Was-sertiere und Pflanzen. Bilderweiterungen sind auch durch Legematerial am Bodenoder mit Märchenwolle auf einem Tuch möglich.

• Bildpuzzleteile (Farbkopie) auf ein Blatt kleben. Das Teilchen bildet den Ausgangs-punkt für ein eigenes Bild mit gleichen Farbmischungen.

• Kopiervorlage zeichnen, z. B. ein leeres Wohnhaus. Die Kinder erhalten den Auftrag,darin Elemente des bei der Bildbetrachtung besprochenen Wohnhauses einzuzeich-nen.

BEISPIELE Bildbetrachtung mit selber gemaltem «Räbeliechtli»-UmzugAm Anfang ist das aufgehängte Bild mit Tüchern, die zum Inhalt passen, verdeckt. Erst während die Rahmengeschichte erzählt oder passende Lieder gesungen wer-den, werden die Tücher entfernt, z. B. mehrere Schichten dunkelblaue Chiffontücher. Auch der Raum ist leicht verdunkelt. Die Lehrperson erzählt: «Es ist Nacht, die Ster-ne am Himmel beginnen zu funkeln. Der Mond kommt hervor und beginnt zu leuch-ten» (die Spotlampe leuchtet auf das Bild). «Da hört man Schritte, zuerst leise, dannimmer lauter.» Die Kinder sehen zu, wie die Tücher über den Bildrand nach hintenverschwinden, und sie erkennen eine Kindergruppe beim «Räbeliechtli»-Umzug. Zur Steigerung der Merkfähigkeit wird das Bild zugedeckt. Fenster zum Öffnen undHineinschauen geben Sprechanlässe.

Bildbetrachtung mit selber gemalter HerbstlandschaftBild: Im Vordergrund steht auf einer Wiese ein Apfelbaum mit Säcken. Daneben ein Nussbaum, in dem sich ein Eichhörn-chen (Steckfigur) versteckt. Auf einem Acker dazwischen einFeuer, im Hintergrund ein bunter Herbstwald. Zwei Kinder (Steckfiguren), welche Nüsse sammeln.Mögliche Themen: Kälte, Herbst, Ernte von Äpfeln, Nüssen,Kartoffeln oder Rüben.Mögliche Fragen: Warum werden die Blätter bunt, warumwerden die Bäume kahl? Was machen wir mit Äpfeln und wiekonservieren wir sie? Wozu brauchen Menschen Vorräte? Wiesammeln Tiere Vorräte? Was tun die Menschen und Tiere imHerbst?

ABLAUFEINFÜHRUNG Mit meinem Velo bin ich gestern Sonn-

tag über Land gefahren. Es war nochsehr neblig, trotzdem habe ich etwas gesehen. Kommt ihr mit? Wir ziehenuns warm an und setzen uns aufs Velo. Alle Kinder fahren entlang einer Nuss-baum-Blattspur zum «Geschichtenstüb-li». Sie schlüpfen durch einen mit Efeu

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS BILDBETRACHTUNG

geschmückten Reifen und setzen sich auf die vorbereitetenStühle. Vor ihnen hängt das mit Nebeltüchern verdeckte Bild. Variante: Die Mittelsfigur, z. B. das Eichhörnchen, könnte dieKinder über einen vorbereiteten Weg zum Bild führen.

HAUPTTEIL Durch das Singen von Sonnenliedern löst sich der Nebel lang-sam auf. Ich entferne Schicht um Schicht. Zuerst schauen wir still, was wir sehen, dann dürfen die Kinder erzählen.Ich lenke das Gespräch, lasse jedes Kind zu Wort kommen. Mit Fragen, welche ich mir zum Bildinhalt überlegt habe, vertiefeich die Betrachtung. Durch die beweglichen Figuren, die wir plötzlich sehen, ergeben sich neue Fragen. Mit Herbstliedernbeschliessen wir die Betrachtung. Für die Rückkehr in denSitzkreis mit dem Velo benützen wir den gleichen Weg.

ABSCHLUSS Eichhörnchenspiele: Alle Kinder sind Eichhörnchen, die Nüssevor sich herrollen, Nüsse transportieren oder Nüsse tragen,ohne die Pfötchen zu benützen.

SPIELIMPULS Verschiedene Nussknacker anbieten. Wer möchte die Nüsseknacken, damit wir sie vor dem Heimgehen probieren kön-nen?

Bildbetrachtung «Legende vom Nil» von Paul KleeBild: Auf einem mit Blauabstufungen gemalten Farbgrund sind eine Art Hieroglyphenverstreut. Im Zentrum gleitet ein Boot mit Steuermann und drei Ruderern durch denNil. Das Bild regt an zum Zeichnen, Lesen und Schreiben.Varianten zur Auswertung

• Einen Teil des Bildes zudecken. Was könnte im oder am Wasser sein? Aufzeichnenlassen mit gleichen Farben und Schriftzeichen.

• Eine Figur aus dem Bild kopieren, sie einem Kind geben. Es erzählt eine Geschichtezur Figur, die andern raten, um welche es sich wohl handelt und wo auf dem Bildsie zu finden ist.

• Formen suchen, sie auf einem eigenen Blatt aufzeichnen, sie als Schrift lesen.• Ein naturalistisches Bild vom Wasser und das moderne Bild von Klee nebeneinander

betrachten. Vergleichen der Symbole oder der Farben.• Bildinhalt mit Geräuschen umsetzen oder mit Bewegungen die Boote darstellen.• Vor der Betrachtung dem Kind einen Schiffstyp als Zeichnungsauftrag geben. Bild

zeichnen lassen und mit dem Bild von Klee vergleichen.• Farbkopien oder Postkarten des Klee-Bildes in Farbfelder zerschneiden, als Puzzle

zusammenfügen. Bildteile aufkleben und ganzes Bild betrachten.• In Gruppen das Bild aus der Erinnerung nachzeichnen mit hellblauem Papier und

braunen Kreiden.

LITERATUR Björk, Christina, Anderson, Lena: Linéa im Garten des Malers. Bertelsmann Verlag,München 1991, 6. AuflageDalla Piazza Popp, Mirca, Bucher Senn, Barbara: Sonnengelb und Erdbeerrot. sabeVerlag, Aarau 1998Giordano, Mario: Ein Mann mit der Zwitschermaschine, Augenreise mit Paul Klee. Aufbau Verlag, Berlin 2001Klee, Paul: Bilderträumen. Prestel Verlag, München, New York 1996

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANSCHAUUNG

% ANSCHAUUNG

IDEE • Diese Methode ermöglicht es dem Kind, über ein direkt wahrnehm-bares Erlebnis zu sprechen

• Etwas mit allen Sinnen erleben, darüber sprechen, «OriginaleBegegnung»

• Klärendes, begriffsbildendes Gespräch mit einem konkreten Mate-rial oder einer Handlung

• Sprachförderung, erzählen können• Erweiterung des Sachwissens, verstehen von aktuellen Erlebnissen• Emotionale Erlebnisse festigen, Gefühle äussern• Deutschunterricht, Zweitspracherwerb

RAUM «Geschichtenstübli», im Freien, beim entsprechenden Ort

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANSCHAUUNG

MATERIAL Realer Gegenstand, «Originale Begegnung» am Ort. Gegensätze erleben lassen an-hand des MaterialsKonkretes, greifbares, begreifbares MaterialErklärendes Material: Bilder zum besprochenen Thema

ABLAUF EINFÜHRUNG Bewegungsdrang stillen. Einstimmung,evtl. RahmengeschichteHAUPTTEIL «Originale Begegnung», mit allen Sinnen Thema erleben, Ge-

danken zum Thema sammelnGesprächsleitung durch Lehrperson, Verhaltensregeln bekannt gebenEntfaltung des Gesprächs, Benennen lassen, sich äussern, er-zählen, präzisierenThema bearbeiten: Beiträge der Kinder stehen im Zentrum, zu-hören und sprechen im Wechsel. Fragen stellen: Sachfragen,Zusammenhänge herausschälenGesprächsbeiträge ordnen: zusammenfassen, evtl. Fragen zu-rückstellen, nachfragenAuflockerungen (Lieder, Verse) einstreuen, Begriffe spielerischvertiefen

ABSCHLUSS Spielerischer Umgang mit dem Anschauungsgegenstand,wenn möglich in die Bewegung übertragen

SPIELIMPULS Das Material steht zur Betrachtung zur Verfügung

Die Lehrperson wählt einen Gegenstand aus der Lebenswirklichkeit des Kindes oder einer aktuellen Situation. Die Moderation des Gesprächsverlaufs ist eine anspruchs-volle Aufgabe. Sie bedingt eine Vorbereitung auf die eigene Rolle und den Ablauf des Gesprächs. Was interessiert das Kind, was soll es erfahren, begreifen oder verste-hen? Was kann es mit allen Sinnen beobachten, hören oder spüren? (Siehe Methode«Gespräch», didaktische Hinweise)Im Gespräch kann das Kind Erlebtes ausdrücken und verarbeiten. In der Anschau-ung ist der Gesprächsgegenstand vorhanden, kann also immer wieder real erfasst werden. Erzählen können ist an Erlebnisse geknüpft. Durch sinnliches Erleben bildensich Begriffe. Erkennen und Benennen gehören zusammen. Bei der Anschauung er-zählt das Kind von seinen unmittelbaren sinnlichen Erfahrungen mit dem Material,es hört gleichzeitig den andern Kindern zu. Somit hört es bekannte und neue Be-griffe. Seine Fragen und Antworten werden ernst genommen. Durch weiterführendeFragen wird das Kind zum Denken und Sprechen angeregt. Es gibt verschiedeneFrageformen, die in Bezug auf die Antworten offen oder geschlossen sind. Die Lehr-person soll sachlich richtige Antworten bestätigen, um das Sachwissen der Kinder zu erweitern. Dazu kann sie erweiternde Hilfsmittel bereithalten.Das Gesprächsklima soll der Situation angepasst sein. Die Lehrperson behält denÜberblick. Sie sorgt für eine gerechte Interaktion. Zudem sorgt sie für den Wechselzwischen Konzentration und Entspannung durch Lieder und Bewegungen. Erzwun-gene Gespräche bringen wenig, sie sind vorzeitig abzubrechen.Im Deutschkurs für fremdsprachige Kinder werden nach der gleichen Methode Be-griffe gebildet. Dabei ist sorgfältig zu überprüfen, welche Begriffe bereits bekannt sind (siehe Methode «Begriffsbildung»).

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANSCHAUUNG

MÖGLICHKEITEN Dinge aus der Lebenswirklichkeit der KinderBegegnung mit einem Tier, z. B. Vögelam Futterbrett beobachten, Schnecken,Raupen, HundBegegnung mit Menschen und mit derenLebenswirklichkeit, z. B. Besuch in einer BackstubeErscheinungen am Ort aufsuchen, z. B.Herbstblätter sammeln, im Winter Spu-ren im Schnee suchenVorgänge in der Natur beobachten, z. B.Samen säen, Knospen schwellen lassen,die Kraft des WassersTechnische Abläufe, z. B. aus Traubenoder Äpfeln Saft machen in der Moste-rei, SchifffahrtEinsichten in einen Mechanismus, z. B. wie ein Zahnrad funktioniert beim Velo,ein UhrwerkMuseumsbesucheSpaziergänge oder Ausflüge

BEISPIELE Anschauung TannzapfenIn der Klasse hat es viele fremdspra-chige Kinder. Ihr Wortschatz ist klein,viele sprechen im «Stübli» gar nicht. Esist mir wichtig, dass diese Kinder auflustvolle Art ihren Wortschatz erweitern.Um die Kinder zum Sprechen anzure-gen, verwende ich den Siebenschläfer,eine Mittelsfigur. Mit dieser führe ichdas Thema Wald und das kommendeBilderbuch ein. Durch die Rahmenge-schichte mit dem Siebenschläfer erhält das Kind neues Wissen über den Nutzendes Tannzapfens für Menschen und Na-getiere.Die Anschauung ist ein Gespräch über einen sichtbaren Gegenstand. Die Kinder erleben den Tannzapfen mit ihren Sinnen, das ist eine «Originale Begegnung». AlleKinder haben die gleichen Voraussetzungen zum Erzählen. Sie können über ihreunmittelbaren sinnlichen Erfahrungen sprechen. Diese Sprachförderung geht vomErlebnis aus. Je direkter das Erlebnis, umso einfacher der Sprechanlass. Durch das Zuhören im Gespräch werden zudem neue Begriffe erworben. In diesem Fall kanndas Kind Samen und Schuppen des Tannzapfens unterscheiden.

MaterialTannzapfen, Tannenäste, Siebenschläfer, Spuren, Flöte, Wasserfarben, Tücher, Korb

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AblaufTeilziele Methodische Schritte mit Übergängen

Einführung

Wort: Tannzapfen hören, Ich habe viele Tannzapfen zum Spielen mitgebracht.

Tannzapfen sehen Im Kindergarten ist eine Spur zu sehen. Komisch, alles ist

durcheinander. Der Korb mit den Tannzapfen ist umgekippt.

Wer war das?

Übergang: Wir wollen aufräumen.

Tannzapfen mit den Händen

berühren, Eindrücke in Worte

fassen

Tannzapfen riechen, Eindrücke

in Worte fassen

Tannzapfen sehen, Eindrücke

in Worte fassen

Geräusche erfinden, hören

Ü: Glis, Glis, der Siebenschläfer, ist erwacht. Er kam über

Mittag in den KG, er ist erwacht und hatte so grossen

Hunger. Wir schenken ihm unsern Tannzapfen.

Glis, Glis berühren Jedes Kind bringt den Tannzapfen und darf das Tierchen

ganz sanft streicheln.

Teile des Tannzapfens benennen Gespräch über das Futter. Er isst nicht alles, nur die

Samen. Wo sind sie? Tannzapfen unter den Schuppen

ansehen.

Ü: Glis, Glis erzählt, wo und wie er sein Futter findet.

Samen als Futter erkennen Samen und Schuppen sortieren. Im Korb Futter suchen

für Glis, Glis

Ü: Glis, Glis erzählt von Tannen.

Herkunft kennen lernen Tannenbild malen, wo wachsen die Tannzapfen?

Ü: Jedes Kind holt einen Tannenzweig aus dem Korb.

Junge Tannzapfen am Ast Tannzapfen wachsen an den Tannästen. Wir betrachten

erkennen die kleinen Zäpfchen.

Nutzen des Samens und des Gespräch über den Samen. Wer weiss, was mit den Samen

Tannzapfens erkennen geschieht, wenn sie zu Boden fallen? Samen fallen lassen.

Es können neue Bäume wachsen. Menschen brauchen

Wald und Holz.

Ü: Glis, Glis möchte von den Kindern wissen, ob sie auch

schon einmal Tannzapfen gefunden haben.

Eigene Erlebnisse mit Tannzapfen Gespräch über Erlebnisse

erzählen

Ü: Glis, Glis ist müde. Er rollt sich zum Schlafen ein.

Abschluss

Spielen mit Tannzapfen Spiele mit Tannzapfen: Transportieren mit den Füssen,

Wurfspiel, Hamstern

Hauptteil

Jedes Kind holt sich einen Tannzapfen. Es betastet ihn mit

beiden Händen. Was spürt ihr? Es spürt ihn an Wange und

Armen. Sind alle Teile gleich? Woran erinnert es?

Wir riechen am Tannzapfen. Woran erinnert der Geruch?

Wir sehen den Tannzapfen an. Woran erinnert die Form?

Welche Farbe hat er? Wo ist der Stiel? Wo ist die Spitze?

Wie kann man Musik machen? Jedes Kind versucht es.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANSCHAUUNG

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ANSCHAUUNG

Anschauung «Räbe» und «Räbe-liechtli»Bevor die Kinder mit den Eltern ihre«Räbe» schnitzen, führt die Lehrpersoneine Anschauung durch.Die Kinder erkennen, wie aus der «Räbe»ein «Räbeliechtli» entsteht. Sie betrach-ten die ungeputzte «Räbe».Diese wird mit allen Sinnen erlebt. Nachdem Aufschneiden und Aushöhlen pro-bieren die Kinder das Fruchtfleisch. Es schmeckt süss und duftet nach Karot-ten. Die Lehrperson zeigt das fertig ge-schnitzte Lichtlein.Durch Lieder wird vorweggenommen,wie das «Räbeliechtli» beim Umzug ge-tragen wird. Jede Anschauungsstufe er-möglicht das Erzählen von sinnlichen Er-lebnissen. Angeregt durch die Anschau-ung bastelt sich das Kind das eigene«Räbeliechtli».

LITERATUR Elschenbroich, Donata: Weltwissen der Siebenjährigen. Kunstmann Verlag, Mün-chen 2001Müller-Hiestand,Ursula:Erde,Wasser,Luft,Feuer. AT Verlag, Aarau 1990

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS FANTASIEREISE

% FANTASIEREISE

IDEE • Eine Fantasiereise regt dazu an, sich innere Bilder zu machen• Sie lässt das Kind die eigene innere Welt entdecken oder aktivie-

ren

• Vorstellungen entwickeln, Anregung der Fantasie und der Imagination• Entspannungstechnik, um sich auf sich selber zu konzentrieren• die Aufmerksamkeit von der äusseren Welt auf die innere Welt lenken• Gemütspflege durch die Geschichte (intensives Erleben der Stationen)• Sprachförderung: auditive Wahrnehmung, sich ein inneres Bild machen,

Sprachschatz erweitern

RAUM Einzelne Sitzplätze oder Liegeplätze im Raum, im Freien

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS FANTASIEREISE

MATERIAL Für jedes Kind ein Sitzkissen oder Tuch, Musikinstrumente, beruhigende Musik.Stimmungsmaterial: Tor mit Erzählritual, Geschichtenteppich, Kerze, Kissen usw.

ABLAUF EINFÜHRUNG Einstimmung mit Bewegung verbinden, Vorfreude wecken aufden Tagtraum, ruhige Stimmung mit geeigneter Musik schaf-fen, sich auf den Rücken legen und die Augen schliessen, denAtem spüren.

HAUPTTEIL Mit einer Geschichte einfache Szenen erzählen: Blumenwiese,Spielplatz, Heimweg usw. Anregung einer Vorstellung aus der Alltagswelt des Kindes. Die Vorstellung mit Sinneseindrückenverbinden: «Was hörst du? Wie sieht es aus? Was spürst,riechst du? Wie fühlst du dich? Wie ist das Wetter?»

ABSCHLUSS Rückkehr zur Ausgangssituation der Geschichte. Die Augenöffnen, das Kind darf erzählen, was es gesehen hat, oder es zeichnet etwas aus der Geschichte.

SPIELIMPULS Kinder zum Malen oder Zeichnen der Fantasiebilder anregen.

Fantasiereisen können zu jedem Thema gemacht werden. Das Kind muss sicher sein, dass es etwas Schönes träumen kann. Sinnvoll ist es, das Ganze mit einzelnenBildern aufzubauen. Das Kind braucht Zeit, bis es sein Bett oder sein Kuscheltier sieht. Es gelingt nicht immer, die Kinder zur Ruhe zu führen. Dann ist es sinnvollabzubrechen. Das Kind muss Vertrauen in die Führung der Lehrperson gewinnen, eshört nur ihre Stimme. Sie spricht mit ruhiger Stimme: «Stell dir vor, du hast Hunger.

Du bekommst dein Lieblingsessen. Was hat es alles auf dei-nem Teller, wie riecht es?» Oder: «Stell dir vor, du bekommst ein Tier. Wie sieht es aus? Wie fühlt es sich an? Wo ist der Schlafplatz des Tieres? Es möchte etwas mit dir unterneh-men...Wie fühlst du dich?»Wenn die Technik ein wenig geübt ist, können einfache Hand-lungen, danach kleine Geschichten erzählt werden. Sie spielenin der Realität oder in der Fantasiewelt. Nie darf die Reise inbedrohliche Gebiete führen, die beim Kind Ängste auslösen.Für das Kind soll klar sein, wann der Eintritt in die Fantasiewelt beginnt, und wann der Austritt stattfindet.

MÖGLICHKEITEN Themen: Mein liebstes Kuscheltier, Geburtstag mit Freunden, Reise im fliegendenKoffer usw.

LITERATUR Gruber Christina, Rieger Christiane: Entspannung und Konzentration. Kösel Verlag,München 2002

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MÄRCHENRITUAL

% MÄRCHENRITUAL

IDEE • Das Eintreten in die Märchenwelt durch eine Handlung selber voll-ziehen

• Sich auf die wiederkehrende Handlung freuen, die das Eintauchenin die Märchenwelt ermöglicht

• Mit der Fantasiewelt vertraut werden, das zauberhafte Tun geniessen• Die Gruppe als Gemeinschaft wahrnehmen und zusammen handeln.

Jedes Kind trägt einen Teil zum Ganzen bei.

RAUM Enger Sitzkreis «Geschichtenstübli» (evtl. verdunkelt), in der Thema-Ecke,im Freien, bequemes Sitzen

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MÄRCHENRITUAL

MATERIAL Volksmärchen, Kunstmärchen, Sagen, eigene selber erfundene Geschichten.Material für das Märchenritual: Märchentor, Märchenteppich, Kissen, Erzählkerze,Klänge usw.

ABLAUF EINFÜHRUNG Vorfreude durch den veränderten, leicht verdunkelten Raumund das Material für das Märchenritual wecken. Gemeinsamdas Material verteilen und die Regeln wiederholen. Die Kinder durch eine Bewegungsaufgabe auf dem Weg zum eingerich-teten «Geschichtenstübli» auf das Zuhören einstimmen. DenEintritt in die Märchenwelt durch ein Tor oder eine Handlungerleben lassen. Kinder in Ruhe platzieren. Vor dem Erzählendurch ein Ritual alle Sinne wecken. Beispiel: Kerze anzün-den, eine Melodie vorsingen, ein Duftsäckchen zum Riechenanbieten, so dass eine ruhige Stimmung entsteht. Evtl. das Märchenbuch öffnen oder frei erzählen.

HAUPTTEIL «Es war einmal…» Märchen erzählen, unterstützt durch Mimikund Gestik. Erzählen aus sich heraus, Stimmung des Märchens gefühlsmässig dem Kind mitteilen.

ABSCHLUSS «…und wenn sie nicht gestorben sind». Märchenritual been-den. Auflösung des «Geschichtenstübli», Rückkehr zur norma-len Sitzordnung. Bewegungsangebot, je nach Zeit Auswertungdes Erlebten, z. B. durch Rollenspiele, Gespräche usw.

SPIELIMPULS Zeichnen oder Malen zum Thema

Diese Methode erweitert die Methode «Geschichten oder Märchen erzählen».Charakteristisch am Märchen ist die Darstellung der «Anderswelt». Der Held oder die Heldin geht aus der «Hierwelt», die unserer Wirklichkeit entspricht, in die An-derswelt. Es ist eine Gegenwelt voller Symbole und Mythen. Sie dienen dazu, denMenschen Hoffnung zu geben.Ein Märchen wird immer über längere Zeit behandelt und mehrmals erzählt. Das Eintauchen in die Märchenwelt wird durch ein Ritual unterstützt. Es führt die Kinder hinein und heraus.Vorbereitung Lehrperson: Kern und Symbole der Geschichte herausschälen, das Grundmotiv suchen. Passend dazu Material für ein Ritual zusammenstellen. Es ist spannend herauszufinden, welches Symbol im jeweiligen Märchen den Eintritt er-möglicht. Da gibt es den Brunnen, die Türe, die Falltüre, den Turm, die sieben Berge,den Fluss, den Zaun oder Bannkreis. Manchmal ist es ein Vogel, der lockt, dann eineFee, ein Zauberwort oder ein Zauberspruch.Die Lehrperson greift im Ritual ein typisches Symbol des Märchens auf, z. B. Mär-chenkugel, Märchenkiste, das Tor, ohne den Inhalt vorwegzunehmen. Das Mär-chenritual wirkt sammelnd und beruhigend, wenn es immer wieder auf die gleicheArt durchgeführt wird. Bei allen Möglichkeiten erlebt das Kind aktiv den Eintritt indie Märchenwelt. Der Weg in die Anderswelt ist ein Teil des Rituals. Es wird durchbesondere Gegenstände erweitert, welche die einzelnen Sinne ansprechen und öff-nen. Das Ritual greift die Atmosphäre des Märchens auf, es verstärkt die Stimmungund bereichert die Fantasie.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS MÄRCHENRITUAL

MÖGLICHKEITEN • Die Kinder folgen einem Zaubergarn bis zum engen Sitzkreis «Geschichtenstüb-li». Sie dürfen auf dem Weg nicht spre-chen.

• Sie schlüpfen durch einen geschmück-ten Ring, einen Vorhang oder ein Tor.

• Alle Kinder stehen sich in zwei Reihengegenüber und formen einen Torweg,gestaltet durch je zwei Kinder, die mit den Armen ein Tor bilden. Jedes Paar darf nacheinander durchschlüpfen undsich wieder vorne hinstellen.

• Die Kinder werden durch einen Zau-berstab berührt oder sie müssen einLosungswort flüstern.

• Die Kinder reichen einander die Mär-chenkugel, um ins Märchenland zu ge-langen. Dabei hören sie Musik.

BEISPIEL Märchen vom SchneewittchenerzählenHeute reisen wir ins Märchenland. Jedes Kind erhält einen Kristall aus einer gol-denen Dose. Er ist der Schlüssel zumEintritt ins Märchenland. Sobald dieMärchenmusik aus der Spieldose ertönt,darf ein Kind nach dem anderen denWeg zum Eingang suchen. Der Eintritt durchs Kristalltor (ein geschmückter Reifen mit Regenbogenfolie), das An-zünden von Kerzen auf einem Spiegelund das Schütteln der Märchenkugelsind nötig, um das Märchen zu hören.Für fremdsprachige Kinder stellt dieLehrperson beim Erzählen die Figurenauf den Spiegel: Die böse Königin, diesieben Zwerge oder Schneewittchenhelfen, neue Schlüsselbegriffe visuell zu erfassen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT IN KLEINGRUPPEN

% GEMEINSCHAFTSARBEIT IN KLEINGRUPPEN

IDEE • Etwas Gemeinsames entstehen lassen, das der Gemeinschaft dient

• Sich gegenseitig bei der Herstellung und Verwirklichung eines Pro-duktes helfen

• Üben von sozialem Verhalten: einander zuhören, sich absprechen, Platz einteilen, aufeinander Rücksicht nehmen, Kompromisse schliessen, tole-rantes Verhalten usw.

• Individuelles Handeln innerhalb der Gruppe. Jeder Beitrag ist wichtig.• Zusammenarbeit in Kleingruppen

RAUM Arbeitszentrum im Sitzkreis oder dezentral am Tisch, Arbeiten am jeweili-gen Ort

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT IN KLEINGRUPPEN

MATERIAL Gestaltungsmaterial der Aufgabe entsprechend

ABLAUF EINFÜHRUNG Einstimmung auf die Aufgabe. Vorstellung vom Endprodukt wecken: Ideen sammeln, Ideen auswählen. Festlegen der Ar-beitsphasen, Regeln vereinbaren, die beachtet werden sollen.Gruppen bilden. Arbeiten den verschiedenen Gruppen erklä-ren.

HAUPTTEIL Arbeiten in Kleingruppen: 1. Sammeln der Ideen. 2. Austau-schen. 3. Sich entscheiden. Begleitung durch die Lehrperson:Konzept der Kleingruppe erfragen.

ABSCHLUSS Produkte der Kleingruppen ins Arbeitszentrum bringen, be-trachten. Weitere Arbeitsschritte oder den Standort bespre-chen. Arbeitsplätze aufräumen, reinigen, Schlussbetrachtungmit Lob.

SPIELIMPULS Endprodukt im Spiel gebrauchen

Eine Gemeinschaftsarbeit enthält Züge des Projektunterrichtes. Im Gegensatz dazu dauert sie aber nicht länger als einen halben Tag. Aufgaben und Inhalte sind in der Regel durch die Lehrperson vorgegeben.Das Produkt dieser Methode gehört der Gemeinschaft, es ist aus einzelnen Tei-len zusammengesetzt. Der Entstehungsprozess verläuft oft in Kleingruppenarbeit,manchmal auch in Einzelarbeit. Diese Methode variiert je nach Ziel in der Wahl der Sozialform. Sie umfasst die Planung und Verwirklichung eines Produktes. Dieses ist vom Alter und Können der Kinder abhängig. Die Gemeinschaftsarbeit dauert in der Regel einen halben Tag. Aktivitäten, welche über eine längere Zeitphase dauern, sindProjekte (siehe Methode «Projektorientierter Unterricht»).Die Lehrperson kann das Ziel gemeinsam mit den Kindern festlegen oder im Voraus bestimmen. Bei einer offenen Aufgabenstellung, z. B. bei der Planung eines Ausflugs,werden das Produkt und der Weg von den Kindern festgelegt. Bei der geschlossenenAufgabenstellung, z. B. dem Bau einer Behausung aus Tüchern, Seilen und Wäsche-klammern, ist das Produkt im Voraus bestimmt. Die Ideen der Kinder fliessen dannin die Detailplanung und die konkrete Ausgestaltung ein.Bei der Aufgabenstellung sind in jedem Fall Überlegungen zum Endprodukt wichtig. Was wünschen die Kinder? Wie stelle ich mir das vor? Was ist realisierbar? WelcheZiele sind für die Kinder nötig? Welchen Entwicklungsstand haben die Kinder? Wassoll das Produkt aussagen? Wozu dient die Gemeinschaftsarbeit? Erst nach diesenVorüberlegungen wird der Auftrag formuliert. Wir unterscheiden zwischen arbeits-gleichem Auftrag (alle Kinder haben die gleiche Aufgabe zum gleichen Thema) undarbeitsteiligem Auftrag (zum gleichen Thema gibt es unterschiedliche Aufgaben). Die Lehrperson versteht sich als Moderatorin. Sie ist für den Ablauf des Arbeitspro-zesses verantwortlich. Sie soll immer wieder Pausen einlegen, um den Prozess unddas Produkt mit der Gruppe kritisch zu betrachten. Sie schafft gute Arbeitsbedin-gungen, sie sorgt für eine durchdachte Materialorganisation. Die Inhalte kommenaus der Gruppe.

MÖGLICHKEITEN • Gespräch: Planung der Kindergarten-Reise, eines Ausflugs, eines Festes, einer Auf-führung, einer Ausstellung. Die Kinder können Ideen mit Skizzen festhalten.

• Werken/Gestalten: eine Rosette legen, ein Brettspiel erfinden, eine Grossplastik her-

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT IN KLEINGRUPPEN

stellen, Hütten bauen aus Karton oder Naturmaterial, Material für den Verkaufsstandherstellen, den Thema-Tisch aufbauen (siehe Methode «Thema-Ecke oder Thema-Tisch Einführung»)

• Malen/Zeichnen: Kulissen für ein Theater malen, Gemeinschaftsbild als Raum-schmuck

• Musizieren: Geschichte musikalisch dramatisieren, Klangbilder erfinden

BEISPIELE Stadtplan-Gemeinschaftsbild zum Bilderbuch «Xaver und Wastel», bestehendaus sechs EinzelbildernDrei bis vier Kinder bilden zusammen eine Gruppe und sitzen sich am Tisch ge-genüber. Sie sehen wie Xaver, der im Dachstock wohnt, die Stadt von oben. Mit einer Kreuzung beginnend zeichnen sie Strassen und Häuser. Zuerst besprechensie den Verlauf der Strasse, die eineBedingung erfüllen muss: nämlich andie Strassen der beiden Nachbargrup-pen anzuschliessen. Mit der schwarzenKreide wird am Papierrand ein Strassen-anschluss gezeichnet. (Zwei fein gezo-gene Anschlusslinien auf den Blattseitenhelfen der Gruppe, sich auf ihrem leerenBlatt zu orientieren.) Die Kinder einer Gruppe sprechen sich ab, wo die Häuser stehen und wie gross sie sind. Es gibt neben Häusern noch allerhand in der Stadt zu sehen. Was? Am Ende werdendie Bilder der Gruppen nebeneinander gelegt, so dass ein Stadtplan entsteht.

Zwergenhöhlenbauen,arbeitsgleicher AuftragBeim Behandeln des Themas «Zwerge»entsteht der Wunsch der Kinder zumRollenspiel. Es fehlt aber eine Zwer-genhöhle. In einer Gemeinschaftsarbeit sollen, verteilt im Raum, verschiedeneHöhlen für Zwergenfamilien entstehen.In Gruppen eingeteilt, bauen die Kinder aus einer Bockleiter, Brettern, Kartonbahnen,Klebband und Stühlen eine Behausung. Sie bestimmen miteinander das Aussehen. Die Gruppe bespricht am Ende der Bauphase, welche Tätigkeiten die Zwerge inihrer Behausung ausüben, z. B. schlafen, essen. Danach erhalten die Kinder Tücher.Sie dienen zur weiteren Ausgestaltung der Höhle und zur Verkleidung der Kinder inZwerge. Das Bauen geht in ein Rollenspiel über. Zum Abschluss besuchen sich dieverschiedenen Zwergenfamilien in ihren Höhlen. Die Behausungen werden danachabgebrochen. Angeregt durch die verschiedenen Baumöglichkeiten können die Kin-der in der freien Sequenz die Höhlen wieder neu bauen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT IN KLEINGRUPPEN

Würfelspiel zum Thema Briefe vertragen erfinden, arbeits-teiliger AuftragZum Thema «Post» gestalten die Kinder ein Würfelspiel. Ichbringe ein grosses Stück Karton und vier Postboten-Spielfi-guren mit. Jede Spielfigur hat eine Tasche mit drei Briefenumgehängt. Die Kinder sollen in Kleingruppen auf einem Blatt Papier einen Weg zeichnen. Dieser soll in Felder aufgeteilt werden, auf denen sich die Postboten bewegen können. AmWeg stehen Häuser. Sie werden später gezeichnet und im ers-ten Teil der Aufgabe mit Post-it-Zetteln dargestellt.Wie könnte das Spielfeld aussehen? Zuerst werden die Kinder in Kleingruppen eingeteilt. Je vier Kinder zeichnen einen Weg,der an den frei verstreuten Häusern (Zetteln) vorbeiführt.Wir vergleichen die Ideen miteinander und wählen die besteDarstellung aus. Auf dem grossen Karton wird nun der ausge-wählte Plan, der Würfelweg vom Start zum Ziel, eingezeichnet. Die einzelnen Felder müssen so gross sein, dass drei Postbo-ten gleichzeitig darauf stehen können. Die anderen Kleingrup-pen erhalten Papier, Kreiden und eine Schere, um ihr eigenes Haus zu zeichnen, selbstverständlich mit einem Briefkasten.Das fertige Haus wird ausgeschnitten, auf den Plan gelegt undspäter angeklebt. Die Spielregeln sind durch den Würfelweg

weitgehend festgelegt. Es hat zwölf Häuser mit je einem Briefkasten. Die Spielregellautet: Vier Spieler versuchen mit ihrem Postboten so schnell wie möglich ihre dreiBriefe zu verteilen. Sie rücken mit der gewürfelten Augenzahl vor. Erschwerungenmit Bänken, Aussetzen oder Vorrücken werden erst später eingeführt.

LITERATUR Büchel, Patrizia: Immer drüü mitenand, Kleingruppenunterricht. Lehrmittelverlag des Kt. Zürich, Zürich 1990

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT: EIN GROSSBILD MALEN

% GEMEINSCHAFTSARBEIT: EIN GROSSBILD MALEN

IDEE • Zweidimensionales Gemeinschaftswerk unter Anleitung miteinan-der erstellen

• Grossformatige bildliche Darstellung von Themen oder Erlebnissen

• Transferleistungen auf verschiedenen Repräsentationsebenen• Entwickeln der Bildsprache; bildhafte, ikonische Wiedergabe der Wirklich-

keit• Kooperatives Verhalten, Toleranz entwickeln bei einer gemeinsamen

Arbeit • Freude haben an der kreativen Problemlösung in einer Gruppe

RAUM Wandtafel oder Fenster reinigen, Sitzkreis an den Arbeitsort verschie-ben. Fensterrahmen mit Abdeckband, Boden mit Zeitungen oder Plastik-tüchern abdecken. Sitzordnung am Arbeitsplatz gut überlegen.

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT: EIN GROSSBILD MALEN

MATERIAL Dickflüssige Wasserfarben mit guter Leuchtkraft oder spezielle Fensterfarben ver-wenden. Wasserfarben mit Fischkleister als Haftmittel mischen. Achtung, nicht alleFarben wirken transparent auf Glas, vorheriges Ausprobieren der Farben ist unbe-dingt notwendig. Breite Pinsel für grosse Flächen wählen. Farbgefässe wählen, dienicht umkippen und ausleeren.Wandtafelkreiden halbieren, helle Farben wählen. Trockener und feuchter Wischlap-pen.Für Grossbilder starken Halbkarton, Packpapier oder unbedruckte Zeitungspapier-rollen benützen. Die Kinder tragen Malschürzen. Putzkessel und Lappen bereitstel-len.

ABLAUF EINFÜHRUNG Einstimmung auf die Aufgabe, Leerraum wahrnehmen.Hinführung zur Gestaltungsaufgabe, inneres Bild wecken. Zielklären.

HAUPTTEIL Vorbesprechung der wichtigen Teile: Was genau wird ge-macht? Wie gross soll es werden? Räumliche Verteilung ab-sprechen. Wer malt wo? Wer malt wie viel? Wann ist die Aufgabe gelöst? Regeln beim Malen auffrischen,z. B. damit die Farben nicht ausleeren. Putzlappen bereithal-ten.Arbeitsbeginn: Jedes Kind malt, hat genügend Platz undschaut den anderen Kindern zu. Die Lehrperson leitet die Ar-beitsorganisation, sie begleitet die Arbeitsphasen.

ABSCHLUSS Aufräumregeln bekannt geben, Hände mit Seife sauber wa-schen. Schlussbetrachtung des entstandenen Produktes. Über den Arbeitsprozess sprechen.

SPIELIMPULS Wenn das Bild noch nicht fertig ist, Gelegenheit zum Weiterar-beiten geben.

Diese Bildgestaltung ist eine angeleitete oder erarbeitende Methode, je nach Aufga-benstellung.Vorbereitung: Überlegungen zum Endprodukt: Was stelle ich mir vor? Was für Zielesind wichtig, ist es der Prozess oder das Produkt? Was soll das Produkt aussagen? Wohin kommt es?Organisation beim Arbeitsprozess festlegen: Welche Sozialform wähle ich? Ein-

zelarbeit oder Gruppen? Wie gross ist die Anzahl Kinder, diegleichzeitig arbeiten, wie lange dauert die Arbeitsphase? Ist genügend Material vorhanden? Gibt es zwei Gruppen, dieparallel mit unterschiedlichen Aufgaben beschäftigt sind? Wastun diese Kinder? Schauen sie den anderen zu? Wartezeitenkönnen mit Versen und Liedern überbrückt werden.Welchen Entwicklungsstand haben die Kinder in der figür-lichen Darstellung? Die Grossen zeichnen die prägenden Ele-mente, die Kleinen schmücken mit einfachen Bildern aus.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT: EIN GROSSBILD MALEN

MÖGLICHKEITEN • Miteinander zur Raum- und Themage-staltung beitragen durch ein Gemein-schaftsbild am Fenster, auf der Wandta-fel oder als Grossbild zum Aufhängen

• Requisiten, Kulissen für eine Aufführungzeichnen oder malen

BEISPIELE Wandtafelbild RäuberhausRäubermärchen am Morgen erzählen,am Nachmittag gemeinsam besprechen,wie das Räuberhaus aussieht, und es aufdie Wandtafel malen. Mit einem nassenSchwamm zeichnet die Kindergärtnerindas Dach und die beiden Seitenwände. Damit gibt sie die Raumaufteilung vor. DreiKinder zeichnen die Umrisse des Räuberhauses auf die Tafel nach. Inzwischen ist das Schwammbild getrocknet. Die geschickten Zeichner gestalten nebeneinander den Aufriss der Stube und der Küche, in der Dachschräge das Schlafzimmer. Danachwird das Haus eingerichtet. Weniger geschickte Zeichner gestalten einfachere Bilder wie den Himmel, den Waldboden, Pilze, Sterne oder Waldbäume. Sie können auchFormen ausmalen. Beim Wandtafelzeichnen ist darauf zu achten, dass die Kinder einander das Gezeichnete nicht verschmieren.

Fensterbild SonnenblumengartenJedes Kind darf auf dem breiten Fenster eine Sonnenblume malen. Mit Klebbandist markiert, wo der Stängel aus demBoden wächst. Der Platz ist beschränkt.So sieht das Kind seinen Malplatz. Es be-stimmt die Höhe und die Anzahl Blütenselber. Je fünf Kinder können gleichzeitigmalen. Die wartenden Kinder spielen einBlumenmemory und lösen Rätsel. Der Wechsel geschieht fortlaufend, bis alleKinder ihre Blume gemalt haben. Wer Lust hat, darf zum Schluss etwas über seine Blume erzählen.

Grossbild Flurina und SchellenursliDie Mädchen malen ein Bild von Flurina.Ein Mädchen legt sich auf das vorberei-tete Papier. Seine Körperumrisse wer-den mit Bleistift nachgezeichnet. Nachund nach erhält die Figur ihre wichtigenAttribute: Kleider, Kopftuch, Strümpfe.Das Bild wird von innen nach aussengestaltet, am Schluss wird die Silhouet-te ausgeschnitten. Ebenso entsteht der Schellenursli, gemalt von den Knaben.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS GEMEINSCHAFTSARBEIT: EIN GROSSBILD MALEN

Grossbild vom MondseeAn der Wandtafel klebt ein langes Packpapier, am Boden sindacht Sternenstrahlen mit Klebband als grosser Stern aufge-klebt. Alle Kinder ziehen sich die Malschürze an. Während der Sammlung dient der Stern als Hüpfvorlage, in der Hinführungwerden auf dem Stern verschiedene Muster mit Edelsteinenaus Glas gelegt. Der Junge Borka hat beim Mondsee sol-che Edelsteine gefunden. Eine Dreiergruppe tupft mit einemSchwamm den hellblauen Mondsee mit vielen Wellen auf dieMitte des Papiers. Fünf weitere Kinder zeichnen rechts undlinks vom See die hohen Berge, die bis zum Himmel ragen. Mit dem Schwamm malt jedes Kind seinen Berg aus. Wer fertig ist,darf sich die Hände waschen, die Schürze ausziehen und ins «Stübli» zurückkehren.Die acht Kinder im «Stübli» legen mit Edelsteinen ein sym-metrisches Rosettenmuster auf die Sternenstrahlen. Angeregt durch das Muster malt jedes Kind in Einzelarbeit einen sol-chen Edelsteinstern auf ein rundes Blatt. Die schnellen Kinder machen mehrere Bilder und freuen sich über die glitzerndenEdelsteine. Diese Edelsteine werden später, im Ausklang,wenn das Grossbild betrachtet wird, auf die Mondseeland-schaft aufgeklebt.Jedes Kind darf seinen Beitrag zum Gesamtbild leisten. Des-halb gibt es Platzwechsel, sobald die Berge fertig getupft sind.Die acht Edelsteinmaler können nun den Raum über den Ber-

gen gestalten. Die Sterne sind aufgegangen, die Kinder malen sie und tupfen denblauen Nachthimmel mit dem Schwamm. Gleichzeitig entstehen im «Stübli» neueEdelsteine. Die Kindergärtnerin beendet die geführte Sequenz mit Liedern zur Nacht und zu den Sternen.

Grossbild auf einer AussenmauerZum Thema «Der kleine Muck» malen die Kinder orientalische Häuser auf die Be-tonwand. Mit einer Farbe wurden die Hausumrisse vorgezeichnet, in einem zweitenSchritt entstehen die runden Dächer und die bunten Fassaden.

Kulisse für Theateraufführung «Frau Holle»Die Kinder stellen eine Kulisse für die Theateraufführung her. Die Grossen malen aufein grosses Papier, das auf dem Boden liegt, einen Baum. Die Wiese im Hintergrundhat verschiedene Grüntöne. Die Kleinen malen auf separaten Blättern rotbackigeÄpfel und Blumen, später schneiden sie diese aus. Die Blumen kleben sie auf die ge-trocknete Wiese, die Äpfel werden für das Spiel mit Klebband an den Ästen befestigt und kommen geerntet in ein Körbchen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS INTEGRIERTES MALEN

% INTEGRIERTES MALEN

IDEE • Entdeckendes Malen, angeregt durch das schöne Material• Spielen mit Farben und Formen• Zweidimensionale, bildliche Darstellung von Erlebnissen, persön-

licher Ausdruck

• Anwendung von Farben und Gestaltung in Grossformat• Kreative Problemlösungen beim Umsetzen eigener Gefühlseindrücke• Zentrierende Selbsterfahrung, Stärkung der Persönlichkeit, Malen als Aus-

drucksmittel

RAUM Malraum, geschützter Malplatz, auch in der Garderobe möglich. Wandmit Malfläche, Boden abgedeckt, Zeitungen oder Plastiktücher verwen-den.

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS INTEGRIERTES MALEN

MATERIAL Dickflüssige Wasserfarben mit guter LeuchtkraftBreite und schmale Pinsel mit Spitze für jede Farbe anbietenGutes Malpapier, 120 bis 140 Gramm, Grösse A3 und A2Palettentisch mit 18 Farben (auch weniger möglich)Malspachtel, um Tropfen aufzufangenPutzkessel und Lappen

ABLAUF EINFÜHRUNG Einstimmung auf die Aufgabe, Malschürze anziehen lassen,Papier aufhängen, Leerraum wahrnehmen lassen

HAUPTTEIL Hinführung zur Gestaltungsaufgabe ohne Anleitung zu einembestimmten Produkt. Regeln beim Malen auffrischen undkontrollieren. Arbeitsphase begleiten, technische Hilfestellunganbieten

ABSCHLUSS Aufräumregeln bekannt geben, Hände mit Seife sauber wa-schen. Bild mit Namen und Datum anschreiben. Pinsel auswa-schen, Farben zudecken

SPIELIMPULS Wenn das Bild noch nicht fertig ist, ein anderes Mal Gelegen-heit geben zum Beenden.

Es geht beim integrierten Malen um eine natürliche Äusserung des Kindes. DieLehrperson beobachtet den Malprozess, sie achtet auf die richtige Handhabung des Pinsels und die Körperhaltung, sie vermeidet übertriebenes Lob und Interpretation.Sie gibt technische Unterstützung und begleitet innerlich die Entwicklung zur Selb-ständigkeit.

Technische Unterstützung geben heisst, alles zu begleiten,was mit dem Auftragen der Farbe zu tun hat. Das beginnt mit der klaren Einführung von Regeln, z. B. die Pinselhaltung, dieGefahr des Tropfens, Verunreinigens oder das Mischen der Farben betreffend. Die Lehrperson trägt die Verantwortung für den guten Zustand von Werkzeug und Material.Die Kinder malen in der ganzen Gruppe, die durch die Grössedes Malraums bestimmt ist. Die entspannte und wertungsfreieAtmosphäre wird durch die ruhige Führung und den respekt-vollen Umgang mit jedem einzelnen Kind geprägt. IndividuelleBedürfnisse werden beachtet.Integriertes Malen entspringt der Bewegungslust, einem Spie-len mit Farben und Formen. Das Bild ist oft nicht gegenständ-lich, was das Kind vom Druck des «richtigen» Malens entlastet.Das Thema ist nicht gegeben, der Prozess mit allen Entde-ckungen und Lernwiderständen ist wichtig. Der Malplatz hat einerseits Aufforderungscharakter, ande-rerseits ist er genügend geschützt, also etwas abseits. Der Arbeitsablauf beginnt bei der eigenen Vorbereitung. Die Kinder tragen Malschürzen. Nach der Wahl der Papiergrösse wird das Papier auf Augenhöhe aufgehängt.

Der Palettentisch mit den Farben ist so organisiert, dass sichdie Kinder beim Malen nicht dauernd im Weg stehen.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS INTEGRIERTES MALEN

Der Malprozess wird inhaltlich nicht kor-rigiert. Fragen sind zu vermeiden, siebedrängen. Die entstandenen Bilder erfahren weder durch die Gruppe noch durch die Lehr-person eine Wertung. Diese Art zu malenwirkt pädagogisch. Hohe Konzentrationund Sorgfalt führen zum persönlichenAusdruck. Im Gegensatz dazu steht das geführ-te Malen, bei welchem die Lehrpersondas Thema oder die Technik bestimmt.Integriertes Malen unterscheidet sichvon der Maltherapie. Diese arbeitet mit einem therapeutischen Ansatz.

MÖGLICHKEITEN Integriertes Malen:• Malen an der Wand, Malwand auf Kas-

tentüren• Malen auf einem Tisch mit Holzbrettern• Malen in einem Malatelier• Verschiedene Papiere anbieten• Zuerst Primärfarben anbieten, später Se-

kundärfarben• Nach Jahreszeit eine spezielle Farbe an-

bieten: Hellgrün im Frühling, Gold undSilber zu Weihnachten

Geführtes Malen:• Kennenlernen von verschiedenen Tech-

niken• Spielen mit Geräten: Blas- oder Stempel-

bilder entstehen• Kleisterbilder mit leimverdickter Farbe,

Spielen mit den Fingern oder Karton-kämmen

• Faltbilder, um Farbmischungen entste-hen zu lassen, z. B. Schmetterlinge

BEISPIELE Integriertes MalenDie Kinder sind sich gewohnt, regelmäs-sig malen zu können. Sie freuen sich,in der Garderobe mit kräftigen Farbenmalen zu können. Zu den bestehendenFarben gibt es ein Lindengrün, weil der Frühling begonnen hat. Jedes Kind arbei-tet für sich. Die Kindergärtnerin hilft beider Pinselhaltung.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS INTEGRIERTES MALEN

Malatelier im grossen MalzimmerWenn es die Platzverhältnisse zulassen, können in einemseparaten Raum alle Kinder gleichzeitig malen. Der Raum ist dann immer bereit und wird nicht anderweitig genutzt.

Geführtes Malen mit Schwamm und Pinsel auf einereigenen MalunterlageZiel: Das Kind kann zwei verschiedene Techniken anwenden.Es malt das Wasser mit einem Schwamm, einen Fisch undWasserpflanzen mit dem Pinsel zum Thema «Der kleine Was-sermann» (siehe Methode «Geführtes Zeichnen, Malen»).

LITERATUR Egger-Honegger, Bettina: Malen als Lernhilfe. Zytglogge Verlag, Bern 1987Egger-Honegger, Bettina: Faszination Malen. Zytglogge Verlag, Bern 1980Egger-Honegger, Bettina: Bilder verstehen. Zytglogge Verlag, Bern 1984Walder, Elisabeth, Zschokke, Beatrice: Sehreise. Haupt Verlag, Bern 2006

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKARBEIT EINFÜHRUNG

% WERKARBEIT EINFÜHRUNG

IDEE • Spielerische Anleitung für eine Werkarbeit, verbunden mit der sach-gerechten Handhabung von Werkzeug oder Material

• Eine Werkarbeit besteht aus mehreren Arbeitsschritten

• Freude und Wille etwas herzustellen, das Ausdauer und serielle Hand-lungen verlangt

• Steigerung der taktil-kinästhetischen Wahrnehmung und der Feinmo-torik, verbunden mit Koordinationsleistungen

• Erkennen der verschiedenen Arbeitsschritte, die zum Ablauf des Werk-prozesses gehören

• Regelbewusstsein entwickeln, das Teilen von Material und Werkzeug mit anderen erfahren

RAUM Am Arbeitsplatz, im Sitzkreis, im Freien. Auf stabile Unterlage achten

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKARBEIT EINFÜHRUNG

MATERIAL Das Material richtet sich nach der Verwendung der Werkarbeit. Die Liste (sieheMethode «Arbeitstechnik Einführung») zeigt eine Fülle von geeigneten Materialien,verbunden mit Arbeitstechniken.

ABLAUF EINFÜHRUNG Stimmung passend zur Werkarbeit schaffen, evtl. Rahmener-zählung, über Endprodukt informieren oder Endprodukt vor-zeigen

HAUPTTEIL Arbeitsgänge in Schritten vorzeigen, Techniken erklären, Vari-anten besprechen. Regeln vermitteln, kritische Punkte bespre-chen. Umgang mit dem Material vorzeigen oder erklären

ABSCHLUSS Verwendung des Endproduktes klären. Aufräum- und Versor-geregel vorzeigen und erklären

SPIELIMPULS Selbständige Ausführung oder Beendigung der Werkarbeit aneinem angeleiteten Arbeitsplatz

Bei der Auswahl der Werkarbeit überlegt sich die Lehrperson die Verwendungs-möglichkeit des Endproduktes. Ist es ein Spielzeug für das Kind, ein Geschenk, einGebrauchsgegenstand, eine Dokumentation des momentanen Themas oder dieKindergartenabschlussarbeit? Je nach Ziel richten sich die Qualitätsanforderungen.

Analyse des Arbeitsprozesses / der WerkarbeitZur Vorbereitung überlegt sich die Lehrperson folgende Fragen:

• Welche Arbeitstechniken sind für das Gelingen notwendig?• Welches Material und Werkzeug wird benötigt?

DIDAKTISCHEHINWEISE

• Wo treten Schwierigkeiten auf? Welche Lernschritte könnteich unterscheiden, um die Tätigkeiten zu vereinfachen / zu erschweren?

• Wo befindet sich der Arbeitsplatz, das benötigte Material? Wie ist die praktische Vorbereitung?

• Kind und Arbeitsort vor Verschmutzungen schützenDie Lehrperson legt für den Ablauf der Werkarbeit Regelnfest. Der Arbeitsplatz soll selbständig sachgerecht vorberei-tet und aufgeräumt werden können. Das Kind soll sich undden Arbeitsplatz optimal schützen. Es ist wichtig, diese Re-geln klar zu vermitteln. Am Anfang ist eine Kontrolle ratsam,es gibt Sicherheit und klärt Fragen. Regeln verflachen immer wieder. Ab und zu ist eine Aktualisierung nötig.

Je nach Ziel der Einführungsmethode steht der Prozess oder das Produkt im Vorder-grund. Durch das Zeigen des Endproduktes erhält das Kind eine klare Vorstellung,welche das selbständige Tun anregt. Die Vorlage führt gelegentlich dazu, dass das Kind diese Vorlage genau kopiert. Je nach Ziel kann das wünschbar sein. Es solltenjedoch immer individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bestehen.

Werken oder Basteln?Basteln unterscheidet sich deutlich vom zielorientierten Werken. Beim Basteln wirddem spielerischen Gestalten, dem zufälligen, dem experimentellen Tun Raum ge-geben. Das Kind entwickelt im Experimentieren mit unterschiedlichen Materialienund beim Kombinieren von verschiedenen Techniken eigene Ideen. Ich finde es

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKARBEIT EINFÜHRUNG

wichtig, dass Kinder neben dem Werkenimmer wieder freie Bastelerfahrungensammeln können.Im Laufe eines Jahres steigen die An-sprüche an das Kind, sowohl was dieTechniken, als auch was die Arbeits-ausdauer betrifft. Das Kind entwickelt zudem seine bevorzugte Händigkeit.Linkshändige Kinder brauchen bei Ein-führungen besondere Beachtung. Sie er-halten spezielle Scheren.

MÖGLICHKEITEN Formen der Einführung:• Richtigen Ablauf Schritt für Schritt vor-

zeigen, siehe Beispiel Regenrohr• Die meisten Werkarbeiten werden in

Verbindung mit einer Arbeitstechnik ein-geführt. Alle Kinder wenden sie gleich-zeitig an, z. B. Papierstreifen falten, umeine Sonne herzustellen.

• Vorzeigen des Endproduktes. Vorlagebesprechen, Arbeitsschritte klären.

• Beziehung herstellen durch Vorspieleneiner kleinen Szene, Beleben der Werk-arbeit, z. B. die Katze ist hungrig undsucht Futter.

• Ablaufpläne, Piktogramme mit den ein-zelnen Lernschritten besprechen.

• Die Kinder Dinge selber entdecken las-sen. Gemeinsam verbindliche Regeln ab-machen. Das Kind benützt das gege-bene Material entdeckend lernend undexperimentell. In Kleingruppen könnenverschiedene Lösungen gefunden wer-den.

Werkarbeit zur Übung einerArbeitstechnik:Das Kind übt diese Technik, die Lehrper-son beobachtet seine Fertigkeiten undFähigkeiten, z. B. ein Papierkörbchen fal-ten, eine Tasche weben.

Werkarbeit mit verschiedenenTechniken:Das Kind kann verschiedene bekannteTechniken anwenden, wobei es sie ver-feinert und automatisiert, z. B. ein Regen-

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS WERKARBEIT EINFÜHRUNG

rohr-Instrument herstellen. Möglicherweise kommt im Arbeitsprozess eine neueTechnik dazu, die das Kind noch nicht kennt.

BEISPIEL Das Kind wendet zur Herstellung des Regenrohr-Instruments verschiedene Arbeits-techniken in einem logischen Ablauf an:Zahnstocher in Kartonröhre hämmern, Regenrohr mit Reis füllen, Deckel ausschnei-den, aufkleben, Zeitungsschnipsel reissen, aufkleben, Rohr bemalen.

LITERATUR Bischofberger, Claudia: Wertlos-Wertvoll. Schulverlag swch.ch, Hölstein 2003Lohf, Sabine: Basteln mit Naturmaterialien rund ums Jahr. OZ Verlag GmbH, Rhein-felden 2004Michalski Ute und Tilman: Kunterbunter Bastelspass. ArsEdition, München 1999

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ENTDECKENDES LERNEN

% ENTDECKENDES LERNEN

IDEE • Etwas selber entdecken durch Experimentieren• Selbständig handelnd durch den Umgang mit Material lernen• Lösungen suchen durch Ausprobieren, durch Fehler lernen, bis das

Problem gelöst ist

• Vertrauen in eigene Impulse und eigene Fähigkeiten erhalten• Vorstellungen, Fantasie beim Suchen von Lösungswegen entwickeln• Kognitive Fähigkeiten: Probleme erkennen und lösen• Kooperatives Verhalten, miteinander Vorgehen beraten bei Gruppenauf-

trägen• Einsicht in Technik und Naturwissenschaften erhalten, staunen

RAUM An Ort und Stelle, später an Arbeitsplätzen

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ENTDECKENDES LERNEN

MATERIAL Für jedes Kind genügend Material

ABLAUF 1. PHASE Ganzheitliches ErlebenGanzheitliche Beziehung zum Material aufbauen. Wenn mög-lich an jene Orte gehen, wo das Material vorkommt. Ziel: Kon-takt mit dem Material aufnehmen, es auf sich wirken lassen,damit spielen.

2. PHASE Freies ExperimentierenRaum und Zeit geben zum Entdecken, am Ort oder im Kinder-garten. Erkennen von offenen Fragen. Was finden wir? Wasinteressiert uns? Was wollen wir genauer untersuchen undin den Kindergarten mitnehmen? Ziel: bisherige Kenntnisseaktivieren, Neugierde wecken, gegenseitige Anregung.

3. PHASE Zielgerichtetes ExperimentierenEntdeckendes Lernen mit Auftrag. Die Lehrperson gibt eineklare Aufgabe bekannt, die es zu entdecken oder zu lösen gilt.Ziel: entdeckendes Lernen durch Versuche.

4. PHASE Das Entdeckte verinnerlichenLernkontrolle durch die Kinder, Reflexion des Prozesses, Trans-fer der Erkenntnisse, Ziel: Erfahrungen verinnerlichen und aus-drücken können.

Entdeckendes Lernen ist eine erarbeitende Lehr- und Lernform, bei der alle Kinder gleichzeitig aktiv sind. Das Kind wird in seinen Lernbemühungen durch die Entde-ckungen belohnt.Diese Methode ist in vier verschiedene Phasen gegliedert. In jeder Phase benötigt das Kind genügend Zeit, um entdeckend zu lernen. Für dieses aktive Lernen muss genügend Material vorhanden sein. Erst durch die Auseinandersetzung und diesinnliche Erfahrung entsteht die Neugier einem Problem gegenüber. Diese wirkt als intrinsische Motivation. Auch eine von aussen gestellte Aufgabe kann ein mächtiger Antrieb zum Lernen sein.

In Phase 1 und 2 steht das spielerische Handeln im Vordergrund. Wichtig ist für dieLernenden, dass das Problem erkannt und als eigenes angenommen wird.In Phase 3 entwickelt das Kind Strategien um zu handeln. Es formuliert Hypothesenzur Lösung des Problems und prüft diese an der Realität. Bei Misserfolg beginnt es von neuem, Hypothesen zu bilden, es wird zum erneuten Ausprobieren angeregt,bis sich der Erfolg erkennen lässt.In Phase 4 wird der Prozess verinnerlicht: Dies ist ein Abstraktionsprozess von der enaktiven zur ikonischen oder symbolischen Repräsentation. Eigenes Handeln undErkennen müssen durch Transferleistungen übertragen werden, erst dann ist der Lernprozess abgeschlossen.Bei technischen und naturwissenschaftlichen Vorgängen ist das Funktionieren einZeichen für den Erfolg, z. B. beim Versuch, Holz und Eisen schwimmen zu lassen,die Anziehungskraft eines Magneten zu spüren, bei Lichtbrechungen, beim Wind.Die Wiederholbarkeit des Experimentes ist wichtig und zu merken, dass es immer wieder funktioniert, unabhängig von der Person, die es ausführt.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ENTDECKENDES LERNEN

MÖGLICHKEITEN Naturwissenschaftliche Themen:Welche Seife macht die schönsten Sei-fenblasen? Womit kann man etwas be-wegen, ohne es zu berühren? Mit einemMagneten. Weitere Beispiele: Mengener-haltung beim Umgiessen von Flüssig-keiten, Kraft und Reibung, Schatten. Technische Themen:Einfache Maschinen, das Rad, die Rolle. Mit Material aus dem Wald ein Osternest herstellen.

BEISPIELE Aus Ranken ein Osternest bastelnAn den Bäumen am Waldrand hängenlange Ranken, «Nielen». Diese benöti-gen wir, um ein Osternest zu flech-ten. Mit vereinten Kräften, ähnlich wiebeim Seilziehen, ziehen mehrere Kinder an einem Ende. Morsches Holz bricht,grünes Holz ist biegsam und löst sichvon den Sträuchern. Die langen Strängewerden in meterlange Stücke geschnit-ten, um im Leiterwagen transportiert werden zu können. Auf dem Heimwegfinden wir zusätzlich starres Rebholz,am Bach saftiges Moos. Bald ist klar,dass sich aus dem gesammelten Ma-terial ein Kranz binden liesse. Aber wieentsteht ein Nest mit Boden?Die Kinder probieren in kleinen Gruppendie Ranken und Äste aus, als Hilfsmittelgibt es nur eine Rebschere. Das Oster-nest soll einen Boden haben und stabilgeflochten sein. Jedes Kind findet her-aus, welches Material sich am besteneignet. Erst wenn der Boden hält, wirddas Moos darauf ausgebreitet.

Die Kinder helfen dem Osterhasen. Wie können rohe Hühnereier transportiert werden?Vor Ostern erwacht der Osterhase. In einer Geschichte erfährt das Kind, dass er vielerohe Eier braucht und diese bei den Hühnern holt. Damit sie beim Transport keinenSchaden nehmen, packt er sie gut ein und bringt sie zum Kochen in sein Haus. (Phase 1)Für das Rollenspiel stellt die Kindergärtnerin verschiedene Eier zur Verfügung. Mit Heu und Stroh werden Nester gebaut und Holz-, Plastik-, Blech- und Steineier ver-steckt. In einem Brief bittet uns der Osterhase um Hilfe. Wir sollen für ihn die Eier abholen und färben, er habe sich die Pfote verbrannt. (Phase 2)

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ENTDECKENDES LERNEN

Am nächsten Morgen stellen die Kinder eine geeignete Trans-portschachtel her. Der Auftrag lautet, dass fünf rohe Eier ineiner Kartonschachtel Platz finden sollen, die Eier sich aber nicht berühren dürfen. Alle Kinder der Kleingruppe sollen beider Herstellung mithelfen.Jeweils drei Kinder finden auf ihrem Arbeitstisch Schaumstoff,Federn, Watte. Scheren und Malerklebband stehen zur Verfü-gung. Jedes Kind bringt seine Ideen ein. Das Schaumstoffstückwird zerschnitten. Die Kinder probieren aus, wie das Klebbandam Schaumstoff befestigt werden kann. (Phase 3)Die fertige Transportschachtel wird der Kindergärtnerin ge-zeigt. Mit fünf rohen Eiern wird ausprobiert, ob die Aufgabegelöst ist. (Phase 4)

Warum schwimmen Schiffe?Aus dem Spiel der Kinder am Bach haben sich viele Fragenentwickelt. Zwei davon wurden von der Kindergärtnerin auf-gegriffen. Jüngere Kinder entschieden sich für die Frage a) Wasschwimmt und was sinkt? Die älteren Kinder wollten es nochgenauer wissen mit der Frage b) Wie kann man etwas, das sinkt, auf dem Wasser transportieren?Phase 1: Spielen am Bach, freies Tun. Zufällig Blätter, Stecken,Steine usw. schwimmen lassen.Phase 2: Im grossen Becken im Kindergarten Material auspro-bieren, z. B. gleiches Material vom Bach ausprobieren, zusätz-lich Gefässe, Knete, Alufolie, Eisen usw.Phase 3: Auftrag: a) Was schwimmt, was sinkt? b) Versucht,einen Stein auf dem Wasser zu transportieren.Phase 4: a) Material sortieren und zuordnen zu einem Bild des Gegenstandes. Gemeinsam prüfen, ob die Zuordnung stimmt.b) Gespräch über Entdeckungen. Was wissen wir nun Neues?

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ENTDECKENDES LERNEN

Tonbacksteine einweichen und damit gestalten.Wie wird der Ton elastisch?Die getrockneten, ungebrannten Ton-backsteine wurden am Morgen im Brun-nen eingeweicht. Am Nachmittag folgtedas Kneten, ein sinnliches Erleben des Materials mit den Füssen, das mit demAbfüllen in verschliessbare Kessel endet.Schade, durch das viele Wasser lässt sich der Ton nicht mehr formen. Was tun?Die Kindergärtnerin stellt verschiedenes Material zur Verfügung. Wie gelingt es,den Ton zu trocknen, damit er seine Elas-tizität nicht verliert? Die Kinder arbei tenin Kleingruppen am Tisch. Jede Gruppehat Papier, Stroh, Gras, Sand, gemahle-ne Tonscherben und Stoffstreifen zur Verfügung. Die Kinder experimentieren,bis sich die Mischung elastisch anfühlt.Auf einem Arbeitsblatt, auf dem alleMaterialien abgebildet sind, werden dieErkenntnisse festgehalten.

LITERATUR Graeb, Gerhard: Kinder experimentieren. Don Bosco Verlag, München 1976Hausherr, Cornelia; Lück, Gisela; Sörensen, Barbara: Tüfteln, forschen, staunen. kgCH, Hölstein 2004Lerch, Joachim, Willmer-Klumpp, Charlotte: Experimentieren im Kindergarten. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 2004Lück, Gisela, Gayman, Peter: Eierweisheiten. Herder Verlag, Freiburg 2005Neber, Heinz (Hrsg): Entdeckendes Lernen. Beltz Verlag, Weinheim 1981Wagenschein, Martin: Kinder auf dem Wege zur Physik. Klett Verlag, Stuttgart 1973

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RESSOURCENARBEIT

% RESSOURCENARBEIT

IDEE • Eigene Stärken bewusst erkennen• Sich eigenständig Lernziele setzen und selbständig üben• Durch Reflexion die eigene Leistung einschätzen lernen

• Sich bewusst mit der eigenen Person auseinanderzusetzen stärkt das Selbstwertgefühl

• Eine eigene Identität aufbauen und selbstverantwortlich weiterentwi-ckeln

• Das Lernen selber in die Hand nehmen, Fertigkeiten, Sachwissen oder Soziabilität lernen

RAUM Im Raum, im Freien

GEFÖRDERTEKOMPETENZEN

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RESSOURCENARBEIT

MATERIAL Ressourcenbüchlein, Ordner oder Heft, Lernmaterial

ABLAUF EINFÜHRUNG Im Gespräch die Ressourcenarbeit einführen. Mit jedem Kinddas aktuelle Lernziel einzeln besprechen. Das vereinbarteLernziel vom Kind symbolisch oder ikonisch festhalten lassen.Materialauswahl klären.

HAUPTTEIL Selbständiges Lernen mit individuell gewählten Lernzielen imeigenen Tempo. Der zeitliche Rahmen wird durch die Lehrper-son gesetzt.

ABSCHLUSS Gespräch über den Lernprozess einzeln oder im Plenum.Wenn das Lernziel erreicht ist, Lernkontrolle durch das Kind,danach mit der Lehrperson. Eventuell neues Lernziel daraus ableiten.

Die Lehrperson ist sich bewusst, dass das Kind seit seiner Geburt viel gelernt hat.Es hat dabei Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt, über die es als Ressourcenverfügt. Ressourcen sind Quellen oder Reserven, auf die wir in jedem Lebensalter zurückgreifen können. Ressourcen sind dort zu finden, wo wir eine gute Erfahrunggemacht haben, wo uns etwas wichtig ist, aber auch in den Träumen und Fanta-sien.Bei der Ressourcenarbeit werden gezielt neue Stärken aufgebaut. Wenn das Kindseine Stärken und Schwächen bewusst benennen kann, wird es angeleitet, Eigen-verantwortung für das Lernen zu übernehmen. Der Lernprozess, der durch die Lehr-person begleitet wird, geschieht mit einem vom Kind gewählten Lernziel.Ressourcen aufbauen heisst zur Stärkung des Selbstwertgefühls beitragen. Waswir sind und machen, verlangt zudem Anerkennung von aussen, z. B. Lob, positiveBekräftigung, Beachtung. Das eigene Wirken und unsere Leistungen geben uns nur dann ein gutes Selbstwertgefühl, wenn sie anerkannt werden. So wirken auchBeziehungsepisoden mit Eltern und Geschwistern regulierend auf das Selbstwert-gefühl.

EinstiegZuerst lernt das Kind zu erkennen, was es gut kann. Im Gespräch wird das Gefühl,etwas zu können oder geschafft zu haben, bei ihm wachgerufen, z. B. auf Stelzengehen oder rechnen.Das Erkennen der bestehenden Fähigkeiten ist grundlegend. Zum Festhalten dieser Ressourcen zeichnet oder schreibt das Kind sie auf. Danach wählt das Kind ein ihm

wichtiges Lernziel. Nicht immer weiss es, was es will. Zur Vereinfachung der Entscheidung kann der Lernbereich einge-grenzt werden, z. B. Bewegungsspiele im Freien. Durch Fragenwie «Was möchtest du lernen?» oder «Wie stellst du dir das vor?» wird das Kind angeregt, darüber nachzudenken, was es lernen möchte.Die Lehrperson hilft, das Thema einzugrenzen: Was meint das Kind konkret? Welches Lernziel steckt in diesem Wunsch, undwelche Möglichkeiten führen es zum Ziel? Im weiteren wirdfestgelegt, mit welchem Material, an welchem Ort und mit welchem Partner es lernen möchte.

DIDAKTISCHEHINWEISE

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RESSOURCENARBEIT

Wesentliche Merkmale eines Lernziels sind: in kleinen Schritten erreichbar,zeitlich begrenzt, einfach. Nachdem das Lernziel umrissen ist, hält es das Kindfest. Dies geschieht am besten in klei-nen Gruppen, somit regen sich die Kin-der gegenseitig an.

DurchführungWährend der Ressourcenarbeit ist dieLehrperson Beobachterin oder Lernbe-gleiterin. Sie greift so wenig wie möglichin den Lernprozess ein, bekundet jedochihre Präsenz. Es ist ihre Pflicht, Ziele zu steuern, bis das Kind diese selbständigauswählen kann.Das Kind bestimmt, wenn der Lernpro-zess zu Ende ist.Für das Kind ist es neu, nach dem Lern-prozess eine Reflexion einzuschalten.Diese ist besonders lernwirksam. Siewird im Gespräch eingeführt: «Wie ist es dir ergangen? Wie fühlst du dich jetzt?»Symbole, z. B. ☺/☹, bieten die Möglich-keit, das Erlebte einzuschätzen und zu bewerten. Die Reflexion hilft zu erken-nen, welche neuen Ressourcen sich das Kind aneignen konnte. Wenn das Kind aus innerem Antrieblernt, übt es sich gleichzeitig in Selbst-organisation und nimmt Verantwortungwahr. Es spürt, wenn ihm Verantwor-tung zuerkannt wird.

MÖGLICHKEITEN Individueller LernvertragEin Arbeitsblatt mit Leerstellen: Das Kindschreibt Namen, Ressource und Lernzielselbständig auf.Ressourcen-Heft mit Symbolen, z. B.Puzzle. Für jedes gemachte Puzzle gibt es einen Stempel.Vertragsarbeit mit Kärtchen, auf denendas vereinbarte Lernziel festgehaltenist.

KollektivvertragMehrere Kinder wollen miteinander das Gleiche lernen.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RESSOURCENARBEIT

Klassen- oder FamilienratInnerhalb dieser Gruppe entsteht eine Lernvereinbarung.

BEISPIELE Das gefällt mirAlle Kinder erhalten den Auftrag, in der angeleiteten Sequenz ein Selbstbildnis zu zeichnen. Die Grösse des Papiers ist vorgegeben; das Bild wird zum Deckblatt des Ressourcen-Ordners. Im Plenum werden die Bilder betrachtet. Jedes Kind wird aufgefordert zu sagen, was es an sich selber schön findet, was es von sich gerne mag. Variante: «Das kann ichgut» oder «Das können wir als Gruppe gut».

Lernen wie Maulwurf GrabowskiAuf einem Spaziergang finden wir den Maulwurf Grabowski. Er kann gut riechenund graben. Da er in der Wiese nahe beim Kindergarten wohnt, hört er die Kinder oft singen. Er möchte dies lernen und bittet die Kinder, ihm zu helfen. Mit Hilfe der Mittlerfigur gelingt es, ein Gespräch über das Lernen auszulösen. Die Kinder werdensich ihrer Stärken bewusst und zeichnen diese auf. Zum Thema Bauen stehen den Kindern unterschiedlich schwierige Bausätze zur Ver-fügung. Sie setzen sich mit den verschiedenen Angeboten auseinander und wähleneinen Baukasten aus, mit dem sie etwas Bestimmtes lernen wollen, z. B. nach einer Bauanleitung einen Bagger bauen, eine Kugelbahn konstruieren.

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS RESSOURCENARBEIT

Die Kinder zeichnen ihr Lernziel auf. Wenn es erreicht ist, holen sie die Mitt-lerfigur und erzählen ihr, was sie ge-macht haben. Danach beurteilen sie sel-ber ihre Leistung.Ein Knabe wollte am Tag nach der Res-sourcenarbeit nochmals am selben Bau-satz arbeiten. Er hatte sein gestecktes Lernziel erreicht, wiederholte es jedochnochmals. Am Ende sagte er laut: «Ges-tern habe ich es geschafft, aber jetzt weiss ich, wie es wirklich geht.»

Das habe ich gelerntAlle Kinder wissen, was sie als Baby gemacht haben. Im Rollenspiel spielensie nach, was sie seit der Geburt gelernt haben.

LITERATUR Raimann, Sybille: Vertragsarbeit. Nach-druck der Diplomarbeit Did. Institut EDKNW, Solothurn 1994

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ÜBERSICHT METHODEN BAND 1 UND BAND 2

Übersicht Methoden Band 1 und Band 2

BAND 11. Geschichten oder Märchen erzählen2. Bilderbuch erzählen3. Erzählendes Gestalten4. Begriffsbildung5. Darstellendes Spiel6. Jeux Dramatiques7. «Dramatisieren»8. Sinnesspiele – Sinnesübungen9. Denkspiele

10. Zählspiele11. Raumorientierungsspiele12. Konstruktionsspiele, geführtes Tun13. Kreis- und Singspiele einführen14. Lied- oder Verseinführung15. Geschichtenturnen16. Rhythmik17. Werkstattunterricht18. Spiel- und Lernfeld19. Spaziergang, Ausflug, «Reisli»20. Waldtag21. Arbeitstechnik Einführung22. Geführtes Zeichnen, Malen23. Feste feiern24. Geburtstagsritual

BAND 21. Thema-Ecke oder Thema-Tisch Einführung2. Spiel- oder Lernumgebung3. Spielzeug oder Spielplatz Einführung4. Spiele mit Gegenstand5. Spiele in Gruppen6. Spiele im Freien7. Bewegungsspiele, Turnen in der Halle8. Musizieren mit Instrumenten9. Musizieren zu Geschichten

10. Rhythmisches Zeichnen11. Projektorientierter Unterricht12. Gespräch13. Bildbetrachtung14. Anschauung15. Fantasiereise16. Märchenritual

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ÜBERSICHT METHODEN BAND 1 UND BAND 2

17. Gemeinschaftsarbeit in Kleingruppen18. Gemeinschaftsarbeit: ein Grossbild malen19. Integriertes Malen20. Werkarbeit Einführung21. Entdeckendes Lernen22. Ressourcenarbeit

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ALPHABETISCHE ÜBERSICHT

Alphabetische Übersicht

Anschauung Bd. 2 S. 75Arbeitstechnik Einführung Bd. 1 S. 101

Begriffsbildung Bd. 1 S. 31Bewegungsspiele, Turnen in der Halle Bd. 2 S. 43Bildbetrachtung Bd. 2 S. 69Bilderbuch erzählen Bd. 1 S. 23

Darstellendes Spiel Bd. 1 S. 35Denkspiele Bd. 1 S. 53«Dramatisieren» Bd. 1 S. 43

Entdeckendes Lernen Bd. 2 S. 103Erzählendes Gestalten Bd. 1 S. 27

Fantasiereise Bd. 2 S. 81Feste feiern Bd. 1 S. 113

Geburtstagsritual Bd. 1 S. 117Geführtes Zeichnen, Malen Bd. 1 S. 107 Gemeinschaftsarbeit: ein Grossbild malen Bd. 2 S. 91Gemeinschaftsarbeit in Kleingruppen Bd. 2 S. 87Geschichten oder Märchen erzählen Bd. 1 S. 19Geschichtenturnen Bd. 1 S. 77Gespräch Bd. 2 S. 65

Integriertes Malen Bd. 2 S. 95

Jeux Dramatiques Bd. 1 S. 39

Konstruktionsspiele, geführtes Tun Bd. 1 S. 67Kreis- und Singspiele einführen Bd. 1 S. 71

Lied- oder Verseinführung Bd. 1 S. 73

Märchenritual Bd. 2 S. 83Musizieren mit Instrumenten Bd. 2 S. 47Musizieren zu Geschichten Bd. 2 S. 53

Projektorientierter Unterricht Bd. 2 S. 61

Raumorientierungsspiele Bd. 1 S. 63Ressourcenarbeit Bd. 2 S. 109Rhythmik Bd. 1 S. 81

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METHODEN DER KINDERGARTENPRAXIS ALPHABETISCHE ÜBERSICHT

Rhythmisches Zeichnen Bd. 2 S. 57

Sinnesspiele – Sinnesübungen Bd. 1 S. 47 Spaziergang, Ausflug, «Reisli» Bd. 1 S. 93Spiel- und Lernfeld Bd. 1 S. 89Spiel- und Lernumgebung Bd. 2 S. 17Spiele im Freien Bd. 2 S. 39Spiele in Gruppen Bd. 2 S. 35Spiele mit Gegenstand Bd. 2 S. 29Spielzeug oder Spielplatz Einführung Bd. 2 S. 21

Thema-Ecke oder Thema-Tisch Einführung Bd. 2 S. 11

Waldtag Bd. 1 S. 97Werkarbeit Einführung Bd. 2 S. 99Werkstattunterricht Bd. 1 S. 85

Zählspiele Bd. 1 S. 59

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Von einer Lehrperson des Kindergartens wird neben pädagogischen und didaktischen Kompetenzen vor allem auch kreatives Gestalten beim Planen des Unterrichts erwartet.

Der zweite Band des Handbuchs «Methoden der Kinder­gartenpraxis» ist eine Ergänzung zur Methodensammlung des ersten Bandes. Darin sind weitere 22 Methoden des Kindergartenunterrichts beschrieben, die sich in der Arbeit mit vier­ bis achtjährigen Kindern bewährt haben.