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Anregungen zur Gestaltung mündlicher Abschlussprüfungen im Fach Geographie SACHSEN-ANHALT Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt (LISA)

Anregungen zur Gestaltung mündlicher … · Diese Broschüre soll Fachlehrkräften bei der Erstellung mündlicher ... im Fach Geographie geographisch relevante Probleme der ... −

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Anregungen zur Gestaltung

mündlicher Abschlussprüfungen

im Fach Geographie

SACHSEN-ANHALT

Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und

Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt (LISA)

Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I/Geographie LISA Halle

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Diese Broschüre soll Fachlehrkräften bei der Erstellung mündlicher Geographie-Prüfungs-aufgaben Unterstützung geben. Gleichzeitig werden sie dazu angeregt, besonders gelun-gene Aufgabenbeispiele anderen Fachkolleginnen und -kollegen (auch über den Landes-bildungsserver) zur Kenntnis zu geben. Impressum/Copyright Herausgabe und Gestaltung: Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und

Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt (LISA) Riebeckplatz 9 06110 Halle Autorin und Layout: Dr. Margit Colditz

Bearbeitungsstand: 07.11.2007

Titelbild: Manuel Meier, Petri-Sekundarschule Schwanebeck, beim Prüfungsvortrag (nachgestellte Prüfungssituation) Foto: Evelyn Dieckmann

Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I/Geographie LISA Halle

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Inhaltsverzeichnis

1 Gesetzliche Grundlagen .................................................................................................4

2 Anforderungen an die Prüfungsgestaltung ....................................................................4

3 Erstellen von Aufgaben für die mündliche Prüfung .......................................................5

3.1 Aspekt: Inhalte/Gegenstand ..........................................................................................5 3.2 Aspekt: Formulierung der Aufgabe................................................................................7 3.3 Aspekt: Material............................................................................................................10 3.4 Aspekt: Prüfungsgespräch (2. Prüfungsteil) ................................................................10 4 Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung ..............................................................11

4.1 Erwartungshorizont .......................................................................................................11 4.2 Bewertung der Sprachkompetenz ................................................................................11 4.3 Protokollführung ............................................................................................................12 5 Aufgabencheck..............................................................................................................12

6 Aufgabenbeispiele.........................................................................................................14

Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I/Geographie LISA Halle

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1 Gesetzliche Grundlagen Bei der Vorbereitung und Durchführung der Abschlussprüfung im Fach Geographie sind

folgende gesetzliche Grundlagen in der jeweils gültigen Fassung zu berücksichtigen:

- Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt: Verordnung über die Abschlüsse in der Sekundarstufe I. Vom 20. Juli 2004. Abschnitt 3: Abschlussprüfung zum Erwerb des Realschulabschlusses In: http://www.mk-intern.bildung-lsa.de/php/formulare.php?v1=Bildung

- Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt: Prüfungen zum Erwerb von Abschlüssen in der Sekundarstufe I. – RdErl. des MK vom 08.03.2005 In: http://www.mk-intern.bildung-lsa.de/php/formulare.php?v1=Bildung

- Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Prüfungen zum Erwerb von Abschlüssen in der Sekundarstufe I (in der Fassung vom 19.12. 2005) – Formulare In: http://www.mk-intern.bildung-lsa.de/Bildung/fo-pruefungensek1_2005.rtf

- Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt: Anforderungen an mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I im Schuljahr 2006/2007, Anlage zum Schreiben des MK vom 26.02.2007; Az. 24.1-83213 In: http://www.bildung-lsa.de (Service – Landesbildungsserver – LBS-Depot – Mündliche Prüfungen – Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I)

- Rahmenrichtlinien Sekundarschule Geographie Sachsen-Anhalt, Magdeburg 1999 In: http://www.rahmenrichtlinien.bildung-lsa.de/faecher/geographie.html

2 Anforderungen an die Prüfungsgestaltung Bei der Organisation der mündlichen Prüfungen sind folgende Grundsätze einzuhalten:

− Von der unterrichtenden Lehrkraft wird vor dem Hintergrund des erteilten Unterrichts die

Prüfungsaufgabe einschließlich Erwartungshorizont schriftlich formuliert und vorher zur

Genehmigung eingereicht.

− Dem Fachprüfungsausschuss müssen die Aufgabenstellungen einschließlich Erwartungs-

horizont mit Bewertungseinheiten rechtzeitig vor Beginn der Prüfung vorliegen.

− Die prüfende Lehrkraft legt fest, welche Aufgabe der Prüfling zu bearbeiten hat.

− Die Vorbereitungszeit umfasst 15 Minuten (bei experimentellen Aufgaben 20 MInuten).

Der Prüfling darf auf die Vorbereitungszeit nicht verzichten, er darf Aufzeichnungen

erstellen und diese in der Prüfung verwenden.

− Die Prüfungsdauer beträgt in der Regel 15 Minuten und soll 20 Minuten nicht überschrei-

ten (in Fächern mit experimentellen Aufgaben verlängert sie sich auf 20 bzw. 25 Minuten).

− Die Prüfung besteht aus zwei Prüfungsteilen, einem selbstständigen zusammenhängen-

den Vortrag des Prüflings und einem anschließenden Prüfungsgespräch.

Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I/Geographie LISA Halle

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3 Erstellen von Aufgaben für die mündliche Prüfung

3.1 Aspekt: Inhalte/Gegenstand

Bei der Auswahl von Inhalten für mündliche Prüfungsaufgaben ist Folgendes zu beachten:

− Das Thema der Aufgabe soll sich im Schwerpunkt inhaltlich auf den Unterricht des Schul-

jahrgangs 10 beziehen und dabei RRL-Inhalte aus 7 bis 9 berücksichtigen. Damit stehen

im Fach Geographie geographisch relevante Probleme der Menschheit und die Tragfähig-

keit/Zukunftsfähigkeit der Erde im Zentrum.

− Es ist die Entwicklung von Sach-, Methoden- und Sozialkompetenz nachzuweisen, fach-

spezifische Denkweisen und Arbeitsmethoden sind anzuwenden (z. B. Arbeit mit Karten,

Klimadiagrammen, Bildern, Statistiken, Handstücken; Präsentation durch Schemata, Mind

Maps).

− Fallbeispiele und Materialien dürfen nicht im selben Zusammenhang Gegenstand des

Unterrichts gewesen sein (die Aufgabenstellung muss eine selbstständige Leistung des

Prüflings abfordern).

− Aufgabenart: materialgebundene Problemerörterung mit Raumbezug (Abb. 1).

− Physische und Anthropogeographie bilden eine Einheit, das heißt, in der Problemerör-

terung müssen sowohl natur- als auch wirtschafts- und sozialgeographische Aspekte

Berücksichtigung finden.

− Regionale und Allgemeine Geographie bilden eine Einheit, wobei gemäß den beiden

Zugriffsweisen auf Geographie zwei Aufgabentypen möglich sind (Abb. 2).

− Der Maßstab ist zu wechseln (global – regional/lokal; Beachtung der Fragen: Was ist

exemplarisch wofür? Wozu dient das regionale Beispiel?).

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Aufgabenart Die mündlichen Prüfungen im Fach Geographie sind Problemerörterungen. Problemerörterungen beinhalten lebensbedeutsame geographische Problemstellungen, die über eine Abfolge von Operationen zu bearbeiten sind. Sie erfordern insbesondere den Nachweis von Fähigkeiten - zum Erfassen und Beschreiben der Problemsituation, - zur Analyse des entsprechenden geographischen Sachverhaltes sowie zum Interpretieren von Strukturen und Prozessen. - Darüber hinaus sind Wertungen, Stellungnahmen vorzunehmen oder auch Lösungsansätze bzw. Alternativen vor dem Hintergrund der konkreten Bedingungen darzustellen. Die Problemerörterung erfolgt auf der Grundlage von Material (Karte, Statistik, Bild, Karikatur, Text u. a.). Die Prüflinge weisen durch die Sichtung des Materials und seine Zuordnung zu den Teilaufgaben sowie die Informationserschließung und -verarbeitung in enger Bindung an das Thema/die Problemstellung entwickelte Kompetenzen nach.

Abb. 1: Aufgabenart für mündliche Abschlussprüfungen im Fach Geographie Aufgabentypen Die geforderte Problemerörterung kann durch zwei Aufgabentypen realisiert werden: die raumbezogene Problemerörterung bzw. die themenbezogene Problemerörterung. Diese spiegeln die unterschiedlichen Zugänge zu fachspezifischen Sachverhalten und Problemen (Regionale und Allgemeine/Thematische Geographie) wieder und erfordern in enger Verknüpfung den Nachweis von Kompetenzen.

raumbezogene Problemerörterung themenbezogene Problemerörterung Gegenstand raumbezogener Problemerör-terungen sind geographische Räume unterschiedlichen Maßstabes und ver-schiedener Abgrenzung. Sie beinhalten das Analysieren und Charakterisieren von Natur- und Humanfaktoren in ihren Wech-selwirkungen und ihrer Dynamik. Basierend auf den Ergebnissen der (fra-gengeleiteten) Raumanalyse sowie vorhan-dener Kenntnisse ist auch ein Transfer auf andere Räume vorzunehmen bzw. sind Regelhaftigkeiten, Einsichten, Gesetzmä-ßigkeiten, Theorien nachzuweisen.

Gegenstand themenbezogener Problem-erörterungen sind allgemeingeographi-sche Inhalte mit Raumbezug (Themen bzw. Kernprobleme der Natur- und Anthroposphäre, Theorien, Modelle). Sie beinhalten das Darstellen des jewei-ligen theoretischen Ansatzes, das Erläu-tern bzw. Überprüfen mittels räumlicher Beispiele und das Entwickeln von Lösungsansätzen, das Aufstellen von (Hypo)Thesen oder das Bewerten von Aussagen.

Abb. 2: Aufgabentypen für mündliche Abschlussprüfungen im Fach Geographie

Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I/Geographie LISA Halle

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3.2 Aspekt: Formulierung der Aufgabe

Die Aufgabenstellung zum 1. Prüfungsteil (Vortrag)

− steht unter einem Thema (wobei der Themenformulierung einige Kerngedanken im Sinne

eines Problemaufrisses nachgestellt werden sollten),

− besteht i. d. R. aus 2 bis 4 Teilaufgaben (sie kann aber auch eingliedrig sein),

− muss schriftlich und eindeutig formuliert werden sowie klar umgrenzt sein,

− sollte materialgebunden gestaltet sein,

− muss alle drei Anforderungsbereiche (AFB) berücksichtigen, die in einem ausgewogenen

Gewichtungsverhältnis stehen (Schwerpunkt: AFB II; Richtwert: 30 % : 50 % : 20 %),

− muss so gestaltet sein, dass prinzipiell die Note Eins erreicht werden kann (es ist nicht

zulässig, mit Blick auf das Leistungsvermögen des Prüflings Aufgaben mit einem nied-

rigeren Anforderungsniveau zu konzipieren),

− muss als Arbeitsauftrag (nicht als Frage) unter Verwendung von Signalwörtern formuliert

werden.

Nachfolgend sind die im Fach Geographie häufig gebrauchten Signalwörter, Anforde-

rungsbereichen zugeordnet, aufgeführt und in ihrer grundsätzlichen, z. T. aber auch fachspe-

zifischen Bedeutung erklärt. Durch die Formulierung der Aufgabenstellungen mithilfe von

Signalwörtern wird den Prüflingen ein Hinweis darauf gegeben, welchem Anforderungs-

bereich die jeweilige Teilaufgabe vorwiegend zugeordnet ist. Dabei ist zu beachten, dass

einzelne Signalwörter bei entsprechender Aufgabenstellung auch höhere bzw. geringere

Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler stellen können.

Anforderungsbereich I Dieser AFB umfasst die Wiedergabe von Sachverhalten aus einem abgegrenzten Gebiet im gelernten Zusammenhang und die Beschreibung und Darstellung gelernter und geübter Arbeitstechniken in einem begrenzten Gebiet und einem wiederholenden Zusammenhang.

Signalwort Erklärung (be)nennen geographische Informationen (Fakten, Merkmale, Begriffe u. a.) ohne

Erläuterung angeben

synonym zu verwenden: aufzählen, wiedergeben, ermitteln beschreiben

geographische Merkmale (Äußeres, Eigenschaften) oder Abläufe detailliert aufzeigen, dabei klare Vorstellungen vermitteln

synonym zu verwenden: (verbal) darstellen, aufzeigen zusammenfassen

Erlerntes, Erarbeitetes oder an vorgegebenen Materialien zur Kenntnis Genommenes so wiedergeben, dass in kurzer Form die inhaltlichen Schwerpunkte deutlich werden

synonym zu verwenden: z. T. auch ordnen

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Anforderungsbereich II Dieser AFB umfasst das selbstständige Erklären, Bearbeiten und Ordnen bekannter Sachverhalte sowie das selbstständige Anwenden und Übertragen des Gelernten auf vergleichbare Sachverhalte.

Signalwort Erklärung analysieren ein Ganzes zergliedern und auf seine Merkmale hin systematisch

untersuchen; die Einzelaussagen in Beziehung setzen und Strukturen herausarbeiten (erste Synthese vornehmen)

synonym zu verwenden: untersuchen, (Material) auswerten erläutern geographische Sachverhalte im Ganzen beschreiben und komplexe

Beziehungen deutlich machen

synonym zu verwenden: darstellen, veranschaulichen erklären geographische Sachverhalte (z. B. Erscheinungen, Entwicklungen) so

darstellen, dass Bedingungen, Ursachen und Gesetzmäßigkeiten verständlich werden

darstellen verbal: geographische Sachverhalte so beschreiben, dass Ent-wicklungen oder Beziehungen deutlich werden

synonym zu verwenden: darlegen, erläutern

grafisch: geographische Sachverhalte veranschaulichen, z. B. in Skizzen, Tabellen, Diagrammen (auch in eine andere Darstellungs-form bringen)

charakterisieren

geographische Sachverhalte in ihren Eigenarten beschreiben und typische Merkmale wichtend herausarbeiten

synonym zu verwenden: kennzeichnen (über)prüfen geographische Sachverhalte (z. B. Fakten) oder Aussagen abwägend

untersuchen und ein Ergebnis formulieren

synonym zu verstehen: (kontrollierend) untersuchen, feststellen nachweisen Gültigkeit von Aussagen, Theorien, (Hypo)Thesen prüfen, bestätigen

synonym zu verwenden: beweisen, dokumentieren vergleichen geographische Sachverhalte, Prozesse, Ereignisse prüfend gegen-

einander abwägen (aufeinander folgend oder gegenüberstellend); dabei Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede feststellen; Fazit ziehen

(zu/ein)ordnen

geographische Sachverhalte gruppieren, in eine Reihenfolge oder in ein System bringen bzw. einfügen

synonym zu verwenden: gliedern, in Beziehung setzen formulieren

Sachverhalte in eine sprachliche Form bringen, auf den Punkt bringen (z. B. eine begründete Aussage)

synonym zu verwenden: verfassen entwickeln

Beziehungen zwischen geographischen Sachverhalten, Entwicklun-gen, Ereignissen allmählich entstehen lassen; in Einzelheiten darlegen und erklären

synonym zu verwenden: konstruieren, ableiten

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Anforderungsbereich III Dieser AFB umfasst das planmäßige Verarbeiten komplexer Sachverhalte mit dem Ziel, zu selbstständigen Lösungen, Gestaltungen und Deutungen, Folgerungen, Begründungen, Wertungen zu gelangen sowie die selbstständige Auswahl von gelernten Methoden oder Lösungsverfahren, die zur Bewältigung der Problemstellung geeignet sind. Signalwort Erklärung begründen geographische Thesen, Aussagen oder Sachverhalte durch Argu-

mente (z. B. Gesetzmäßigkeiten) erklären bzw. rechtfertigen

synonym zu verwenden: beweisen, belegen (be)urteilen

Argumente finden, die einen geographischen Sachverhalt begrün-dend, aber ohne persönlich Stellung zu nehmen, einschätzen

(be)werten Argumente finden, die einen geographischen Sachverhalt begründend mit einem persönlichen Wertbezug einschätzen, persönlich Stellung nehmen

interpretieren Aussagegehalt eines geographischen Materials (unter Beachtung der Absichten des Autors und der historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten) erschließen und eine persönliche Deutung vornehmen

synonym zu verwenden: deuten ableiten

begründete Schlussfolgerungen, (Lösungs-)Vorschläge, Maßnahmen, Perspektiven unter Beachtung der jeweiligen geographischen Gegebenheiten formulieren

erörtern einen geographischen Sachverhalt von verschiedenen Seiten ein-gehend besprechen, das Für und Wider abwägend betrachten (kann in eine Meinungsäußerung münden)

synonym zu verwenden: argumentieren, auseinandersetzen, diskutieren

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3.3 Aspekt: Material

Folgende Grundsätze gelten beim Einsatz von Material:

− Der Atlas ist stets zugelassenes Hilfsmittel (auch im Vorbereitungsraum). Weitere Medien,

insbesondere Wandkarten, müssen Einsatz finden.

− Materialmenge, -art, -anspruch, -vielfalt müssen der Aufgabenstellung und der zur Ver-

fügung stehenden Vorbereitungs- und Prüfungszeit entsprechen (i. d. R. neben dem Atlas

bis zu zwei Materialien).

− Das Material muss eine exakte Quellenangabe enthalten und nummeriert sein (M 1, M 2).

− Das Material selbst ist nicht Hauptgegenstand, sondern „Mittel zum Zweck“ der

Problemerörterung. Es wird deshalb innerhalb der Prüfungsaufgabe nach der

Aufgabenstellung angeordnet.

− Der Auftrag in den Teilaufgaben darf nicht darin bestehen, das beiliegende Material

lediglich auswerten zu lassen, auf die Nutzung einzelner Materialien kann aber verwiesen

werden (z. B. „Nutzen Sie dazu M 2.“ oder „Beziehen Sie M 1 ein.“).

− Das beiliegende Material darf so im Unterricht nicht Gegenstand der Bearbeitung

gewesen sein.

3.4 Aspekt: Prüfungsgespräch (2. Prüfungsteil)

Für das Prüfungsgespräch im 2. Prüfungsteil ist zu beachten, dass

- es inhaltlich mit der Aufgabe aus dem 1. Prüfungsteil verknüpft ist,

- es der Überprüfung weiterer, ggf. auch fachlich übergreifender Kenntnisse und Fähig-

keiten dient (Erweiterungen, Transfer auf andere Räume bzw. geographische

Fragestellungen),

− dem Prüfling durch Fragestellung und Fragetechnik Gelegenheit gegeben wird, sich

zusammenhängend zu äußern (nicht zu kurzschrittig gestalten),

− im Gespräch Bemerkungen und Verhaltensweisen vermieden werden, die den Prüfling

verunsichern oder der Prüfungsnote wertend vorgreifen.

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4 Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung Die Prüfungsleistung ist als Einheit zu sehen. Es wird eine Note erteilt.

4.1 Erwartungshorizont

Bestandteil einer einzureichenden Prüfungsaufgabe ist neben der Aufgabenstellung auch der

Erwartungshorizont (EWH). Er umfasst folgende Teile:

- unterrichtliche Voraussetzungen,

- Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistungen (einschließlich Zuordnung von

Anforderungsbereichen und Bewertungseinheiten).

Ausgehend davon, dass die prüfende Lehrkraft die Aufgabe vor dem Hintergrund des von ihr

erteilten Unterrichts erstellt hat, ergeben sich unterschiedliche Voraussetzungen der Schüle-

rinnen und Schüler zur Bearbeitung der Aufgabe. Erst eine kurze Beschreibung des voraus-

gegangenen Unterrichts macht die erwarteten Leistungen und die Zuordnung zu Anforde-

rungsbereichen transparent.

Im Hauptteil des EWH werden die erwarteten Prüfungsleistungen formuliert und Anforde-

rungsbereichen zugeordnet. Da eine Teilaufgabe nicht immer ausschließlich Schülerleis-

tungen aus einem AFB abverlangt, können über Bewertungseinheiten (BE) detailliertere

Zuordnungen erkennbar gemacht werden. dabei sollten aber die BE nicht zu klein gestückelt

werden (i. d. R. 20 bis 30 BE). Auch sind im EWH nicht alle möglichen Einzelfakten aufzu-

zählen und mit kleiner Punktevergabe zu versehen. Es geht vielmehr um die Darstellung des

Leistungsanspruchs (z. B.: Der Prüfling beschreibt, zeigt auf, weist nach, legt dar, … . Dabei

wertet er aus, stellt in einem Ursache-Wirkungsgefüge Zusammenhänge zwischen den

Geofaktoren … her, …). Deshalb ist es günstig, die erwarteten Leistungen

kompetenzorientiert festzuhalten.

4.2 Bewertung der Sprachkompetenz

Beim Vortrag werden bewertet: Strukturiertheit der Ausführungen, logische Gedankenfüh-

rung, flüssige, grammatikalisch richtige Sprechweise unter Verwendung der Fachtermini,

Einhaltung des Zeitbudgets, Einbeziehung von Medien.

Hinweis: Der Vortrag darf nur unterbrochen werden, wenn es pädagogisch notwendig ist

oder sich eine Überschreitung der Prüfungszeit abzeichnet.

Beim Gespräch werden bewertet: Aufgreifen von Impulsen und Anregungen (gegebenenfalls

Einbringen eigener sach- und problemgerechter Beiträge), Eingehen auf Fragen, Einwände

und Hilfen.

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Der Anteil entsprechender BE muss in einem angemessenen Verhältnis zur Gesamtanzahl

der zu erreichenden BE stehen und sollte 10 v. H. nicht überschreiten.

4.3 Protokollführung

Dem Prüfungsprotokoll kommt in einer mündlichen Prüfung besondere Bedeutung zu, da die

erbrachte Leistung nicht nachträglich unter verschiedenen Aspekten begutachtet und danach

abschließend bewertet werden kann.

Die Protokollführung muss deshalb den Verlauf der Prüfung und die tatsächliche Leistung

des Prüflings (ohne Bewertung durch die Protokoll führende Lehrkraft) wiedergeben.

Der Fachprüfungsausschuss legt im Anschluss an den 2. Prüfungsteil die bewertenden

Formulierungen für das Protokoll-Formblatt sowie die Prüfungs- und Gesamtnote fest.

5 Aufgabencheck Die beschriebenen Grundsätze und Anforderungen an eine mündliche Abschlussprüfung

können auch als Kontrollkriterien für erstellte Prüfungsaufgaben bzw. durchgeführte

mündliche Prüfungen dienen. Nachfolgende Aufgabencheckliste bietet dazu eine

übersichtliche Evaluationsform (Abb. 3):

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Aufgabencheck Prüfungsaufgabe/Verfasser: ________________________________________________

Check-Aspekte ja z. Teil nein Bemerkungen 1. Prüfungsteil (Vortrag)

geographisch bedeutsamer Inhalt Geographie-RRL-Bezug Auswahl eines abgegrenzten Themas fachliche Exaktheit Einheit von Physischer und Wirt-schafts-/Sozialgeographie

Lebensweltbezug Anlage als Problemerörterung anregende Überschrift zum Thema Überschrift passend zu den Aufgaben Rückbezug auf die Überschrift (bes. wenn mit einem „?“ versehen)

einführender/motivierender Text einführender Text ist passend zum Inhalt der Teilaufgaben

2 bis 4 Teilaufgaben - höchstens 4 Arbeitsaufträge (Signal-wörter) in den Teilaufgaben

eineindeutige Aufgabenformulierung problem- (und nicht aufgaben-)lösende Formulierung

Raumbezug mit Maßstabwechsel Antworten/Lösungen werden nicht vorweg genommen

Überprüfen von Methodenkompetenz eine Methode steht im Zentrum Methode ist „Mittel zum Zweck“ Materialmenge bearbeitbar (i. d. R.: 2) unterschiedliche Materialarten Materialinhalt klar auf Bearbeitung der Teilaufgaben ausgerichtet

Material mit Titel und Quelle 2. Prüfungsteil (Gespräch)

Inhaltsbezug zum 1. Teil kein Wiederholen/Vertiefen des 1. Teils neuer konkreter Problemaspekt

EWH/Bewertung in beiden Teilen alle drei AFB AFB ausgewogen (30% : 50% : 20%) nachvollziehbare Gewichtung zwischen den beiden Prüfungsteilen

erwartete Leistungen stimmen mit dem Auftrag/Signalwort überein

Signalworte passen zum AFB keine zu starke Punktestückelung (Einzelfakten-Auflistung)

Abb. 3: Liste für einen Aufgabencheck

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6 Aufgabenbeispiele Thema 1: Hamburger statt Urwaldriesen? Die tropischen Regenwälder der Erde sind in Gefahr! Dort, wo sich noch vor Jahren so weit das Auge reichte, dichte, undurchdringliche Wälder, voll mit Mangroven, Orchideen, Papa-geien, Affen und vielen anderen Pflanzen und Tieren erstreckte, prägen heute vielfach nur noch „Flickenteppiche“ das Landschaftsbild. Der Mensch nutzt zunehmend diese einmaligen Gebiete für seine Zwecke, auch Fastfood-Ketten haben sie für sich entdeckt. Das hat schwerwiegende Folgen.

Prüfungsteil 1 (Vortrag) Aufgabenstellung: 1. Beschreiben Sie die weltweite Verbreitung der tropischen Regenwälder und ihre

wesentlichen Merkmale. 2. Erläutern Sie Veränderungen im Regenwald von Brasilien und deren Ursachen. Werten

Sie dazu die Materialien aus. 3. Erörtern Sie die Überschrift „Hamburger statt Urwaldriesen?“ Material: M 1 Veränderungen im tropischen Regenwald Brasiliens – Region Marabá/Carajás

Quelle: Haack Weltatlas, Atlas mit CD-Rom. Klett-Perthes Verlag GmbH, Gotha 2007, S. 202/2

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M 2 Nutzung des brasilianischen Regenwaldes Nahezu 20 Prozent des Amazonasregenwaldes sind in den vergangenen 40 Jahren gerodet worden. Forscher befürchten den Verlust weiterer 20 Prozent in den nächsten zwei Jahr-zehnten. Sollte es tatsächlich dazu kommen, würde das ökologische Gleichgewicht der Region gestört. Die Feuchtigkeit, die das Amazonasgebiet in die Atmosphäre abgibt, produ-ziert die Hälfte der dort fallenden Niederschläge. Durch den globalen Klimawandel kommt es zu extremen Dürren, verheerende Waldbrände drohen. 2005 z. B. sanken die Flusspegel im Amazonastiefland um bis zu zwölf Meter. Da in großen Gebieten weiterhin brandgerodet wird, ist Brasilien zu einem der größten Verursa-cher von Treibhausgasen geworden. Die Gefahrenzeichen sind unübersehbar. Alles beginnt mit den Straßen, die heute schon fischgrätenartig einen großen Teil der tropischen Regenwälder durchschneiden. Die meisten wurden illegal angelegt, um an Hartholz für den lukrativen Export zu kommen. Außer Holzfällern und Viehzüchtern beteiligen sich neuerdings auch Produzenten von Sojabohnen am Landraub. Sie brennen große Flächen nieder, um die Bohnen anzubauen. Der Markt boomt, da seit der BSE-Krise insbesondere in Europa Tierfutter zu großen Teilen von Tiermehl auf Soja umgestellt wurde. Doch was für viele arme Bauern aus dem Nordosten Brasiliens oft als der einzige Lichtblick zum Überleben erscheint, ist für unseren Planeten eine große Belastung. Jeder verspeiste Hamburger, so hat ein US-Wissenschaftler berechnet, kostet uns sechs Quadratmeter Urwald. Quelle: eigene Zusammenstellung Prüfungsteil 2 (Gespräch) Schwerpunkt für das Prüfungsgespräch: Erläutern Sie das Bevölkerungswachstum auf der Erde. Gehen Sie dabei auf Ursachen und Folgen ein. (Im weiteren Gesprächsverlauf ist der Maßstab bis nach Deutschland/Sachsen-Anhalt zu wechseln.) Erwartungshorizont: Unterrichtliche Voraussetzungen Die Schülerinnen und Schüler kennen die Zusammenhänge im Ökosystem Regenwald und sind in der Lage, diese zu beschreiben. Unterschiedliche Beispiele für Eingriffe des Men-schen in den Naturhaushalt verschiedener Regionen der Erde wurden in den vergangenen Schuljahren analysiert und diskutiert. Regionale und globale Folgen des Wirtschaftens des Menschen wurden nach verschiedenen Kriterien untersucht und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit beurteilt. Die Schülerinnen und Schüler haben erfahren, dass Ökologie, Ökonomie und Soziales oft noch im Widerstreit zueinander stehen. Im Geographieunterricht wurden die Kompetenzen sowohl zum Auswerten und Vergleichen von thematischen Karten als auch zur Arbeit mit Sachtexten stetig weiterentwickelt. Im 10. Schuljahrgang weiteten die Schülerinnen und Schüler durch die naturgeographische und wirtschafts- und sozialgeographische Betrachtung globaler Probleme ihren Blickwinkel für die Analyse geographischer Räume und das Erkennen weltweiter Verflechtungen. Die verwendeten Materialien sind dem Prüfling aus dem Unterricht nicht bekannt.

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Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung

Erwartungshorizont (Prüfungsvortrag ) AFB I

AFB II

AFB III

1.

Der Prüfling beschreibt die weltweite Verteilung der Regen-wälder beiderseits des Äquators und benennt bedeutende Landschaften (Amazonastiefland, Kongobecken) und Regionen (Südostasien) bzw. Länder (Indonesien, Malaysia). Er kennzeichnet die tropischen Regenwälder: - artenreich, immergrün, dichter Pflanzenwuchs mit Stock-

werkaufbau, Baumriesen mit Brettwurzeln - geringer Nährstoffgehalt des Bodens, der durch absterbende

Pflanzenreste mit Humus angereichert, aber durch Regen schnell ausgewaschen wird

- reich an Ressourcen (bes. Holz, Bodenschätze, Arznei-pflanzen)

- Sauerstofflieferant der Erde, Wasserspeicher

2

4

2.

Der Prüfling zeigt unter Auswertung von M 1 und M 2 auf, dass die Regenwaldgebiete Brasiliens einem starken Wandel unter-liegen und dies mit Eingriffen in das Ökosystem verbunden ist: - Nutzung des Reichtums an Ressourcen (auch der großen

Flächen) für Straßen, Acker- und Weideland, Holzwirtschaft, Energieerzeugung und Bergbau

- die Region um Marabá/Carajás wurde innerhalb von 15 Jahren wirtschaftlich stark (z. T. illegal) erschlossen; weite Regenwaldgebiete sind gerodet, Indianerreservate wurden verkleinert bzw. verlagert, aber auch staatlich geförderte Projekte (zur Agrarreform und zum Umweltschutz sind erkennbar)

Er erläutert Ursachen der zunehmenden Regenwaldvernich-tung und der vielfältigen Nutzung: - hohe Nachfrage nach Produkten (bes. Holz, Rindfleisch und

Soja als Tierfutter), hohe Gewinne, Importverhalten der Industrieländer

- Armut unter der Bevölkerung bes. im Nordosten Brasiliens, Umsiedlung der Kleinbauern in gerodete Regenwaldgebiete

6

4

3.

Der Prüfling erläutert die in der Überschrift enthaltene Prob-lemstellung. Er stellt vor allem das Für und Wider der Nutzung der Regenwälder gegenüber (z. B. Arbeitsplätze, neues Sied-lungsland, Ernährungssicherung – Zerstörung des ökologi-schen Gleichgewichts, Treibhausgase/Dürren, Produktion von Rindfleisch mit hohen Kosten und starker Umweltbelastung). Abschließend bezieht er selbst Stellung.

1

2

1

Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I/Geographie LISA Halle

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Erwartungshorizont (Prüfungsgespräch ) AFB I

AFB II

AFB III

Der Prüfling beschreibt das starke Wachstum der Weltbevölkerung und unterscheidet dabei nach Industrie- und Entwicklungsländern (Zunahme in Entwicklungsländern, geringes Wachstum bis Abnahme in den Industrie-ländern). Er ist in der Lage, anhand von jeweils einer selbst gewählten Region Ursa-chen des unterschiedlichen Bevölkerungswachstums zu erläutern. Dabei zeigt er Auswirkungen auf (z. B. Metropolisierung, Landflucht, Rohstoffver-knappung, Veränderungen der Altersstruktur). Der Prüfling legt die Bevölkerungsentwicklung seines Heimatraumes und Folgen dieser Entwicklung dar.

1 2

5

2

Bewertung insgesamt 9 15 6

Darüber hinaus kann die Sprachkompetenz mit bis zu 3 weiteren Punkten bewertet werden, vor allem hinsichtlich:

- flüssige, grammatikalisch richtige Sprechweise - Verwendung von Fachtermini - Einbeziehung der Materialien, zugelassenen Hilfsmittel und Wandkarte(n) - logischer Aufbau der Darlegungen - situativ angemessenes Reagieren auf Gesprächsimpulse

Dieses Aufgabenbeispiel wurde in Zusammenarbeit mit Frau Evelyn Dieckmann, Fachmode-ratorin für Geographie an der Sekundarschule Schwanebeck, erarbeitet. Die Aufgabe ist auch veröffentlicht unter: www. bildung-lsa.de (Service – Landesbildungsserver – LBS-Depot – Mündliche Prüfungen)

Mündliche Prüfungen in der Sekundarstufe I/Geographie LISA Halle

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Thema 2: Bevölkerungswachstum ohne Ende? Derzeit leben etwa 6,65 Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Pro Jahr wächst momentan die Weltbevölkerung um ca. 81 Millionen Menschen. Pro Sekunde werden statistisch gesehen 2,6 Kinder geboren. Die Bewältigung des rapiden Wachstums der Weltbevölkerung ist eine globale Herausfor-derung für die Zukunft der Menschheit. Aber auch ein zu geringes Bevölkerungswachstum, zum Beispiel in Deutschland, hat eine Vielzahl unerwünschter Folgen. Prüfungsteil 1 (Vortrag) Aufgabenstellung: 1. Beschreiben Sie die Entwicklung der Weltbevölkerung und regionale Unterschiede. 2. Erläutern Sie Ursache-Wirkungs-Beziehungen des Bevölkerungswachstums in Entwick-

lungsländern. 3. „Das Bevölkerungswachstum ist ein globales Problem, das von allen gelöst werden

muss“. Erörtern Sie diese Aussage.

Material: M 1: Historische Entwicklung der Weltbevölkerung

Quelle: Vereinte Nationen, In: www.weltbevoelkerung.de (07.11.2007)

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M 2: Daten zur Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Länder Land Bevölkerung

(in Mio., Mitte 2007)

Bevölke-rungs-wachs-tumsrate (in %)

Bevölke-rungspro-jektion für 2050

Fruchtbar-keitsrate (Kinder pro Frau)

Anteil der unter 15-Jährigen (in %)

Analphabeten-rate (in %) Männer Frauen

Arbeits-losen-quote (in %)

Nigeria 144,4 2,5 281,6 5,9 45 77,8 63,8 45 - 50 Bolivien 9,8 2,1 16,0 3,7 38 8,0 20,0 8,5 Indien 1131,9 1,6 1747,3 2,8 33 24,0 46,0 9,2 Deutschland 82,3 - 0,2 71,4 1,3 14 1,0 1,0 8,4 Quellen: Zusammenstellung aus: www.dsw-online.de ; www.emkweltmission.de;

www.welthungerhilfe.de; www.omnia-verlag.de; www.child-hood.com; www.statistik.arbeitsamt.de (02.10.2007)

Prüfungsteil 2 (Gespräch) mögliche Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch: - Bevölkerungsentwicklung in Deutschland/im Heimatraum (Ursachen und Folgen,

Maßnahmen) - Sicherung der Welternährung - Verstädterung - Ressource Wasser Erwartungshorizont: Unterrichtliche Voraussetzungen Die Schülerinnen und Schüler kennen geographisch relevante globale Menschheitsprobleme und haben die Einsicht gewonnen, dass sie komplexer Natur sind. Auf der Basis der aktuellen Daten zur Bevölkerungsverteilung und des Bevölkerungswachs-tums in unterschiedlich entwickelten Räumen kennen sie gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Ursachen für die globale Bevölkerungssituation. Im Geographieunterricht haben die Schülerinnen und Schüler Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung im globalen und regionalen Rahmen unter anderem auf die Umwelt erarbeitet. Sie sind in der Lage, Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen geographischen Sachverhalten herzustellen. Sie können Statistiken (u. a. auch Bevölkerungspyramiden) auswerten. Aus Diskussionen im Unterricht haben erkannt/erfahren, dass die Lösung globaler Probleme Gemeinschafts- und individuelles Engagement erfordert.

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Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung

Erwartungshorizont (Prüfungsvortrag ) AFB I

AFB II

AFB III

1.

Der Prüfling beschreibt das Wachstum der Weltbevölkerung seit 1700 und geht dabei auf die Wachstumsgeschwindigkeit ein (Zeitabstände bis zur jeweils nächsten Milliarde werden kürzer, z. B. 123 Jahre zwischen 1. und 2. Milliarde, 12 Jahre zwischen 5. und 6. Milliarde, zwischen Prognosezahlen noch geringer). Er zeigt regionale Unterschiede der Bevölkerungsentwicklung auf: Regionen mit hohem Wachstum: z. B. Schwarzafrika, Orient, Indien, China - vorwiegend Entwicklungs- und Schwellenländer, Regionen mit geringem Wachstum: Europa, Kanada, Russland, Japan, Australien (nur 1,1 - 2 Kinder/Frau, damit sogar Rückgang) – vorwiegend Industrieländer. Der Prüfling verbindet seine Aussagen mit dem Zeigen der betreffen-den Regionen an der Wandkarte und dem Beleg durch Fakten aus den Materialien und dem Atlas.

2

2

2

2.

Der Prüfling erläutert Ursache-Wirkungs-Beziehungen des Bevölke-rungswachstums in Entwicklungsländern. Mögliche Zusammenhangsdarstellungen: Bevölkerungswachstum führt

- zu einer unzureichenden Versorgung mit Nahrungsmitteln hohe Abhängigkeit von Hilfslieferungen und immer neue Erschließung von Acker- und Weideland Übernutzung/Ein-griffe in verletzliche Ökosysteme Zunahme der Umweltbe-lastung, Vernichtung von Ressourcen (fruchtbarer Boden, tropische Regenwälder, Wasser) Zunahme von Natur-katastrophen (Hochwasser, Wirbelstürme) und zonale Verla-gerung von Klima- und Vegetationszonen (z. B. Ausbreitung der Wüsten/Desertifikation)

- zur Verknappung des Siedlungsraumes und von Arbeitsplätzen Steigerung der Arbeitslosigkeit sinkendes Lebensniveau

(mangelnde medizinische Versorgung und schulische/beruf-liche Bildung, unzureichende Wohnbedingungen) Land-Stadt-Wanderung unkontrolliertes Städtewachstum; dazu auch Abwanderung in benachbarte Regionen/Länder Konflikte/Kriege

Belegt werden können diese Zusammenhänge jeweils am Beispiel einer selbst gewählten Region (z. B. Sahelzone, tropische Regenwald-gebiete). Eine grafische Darstellung der erläuterten Wirkungsbezie-hungen ist wünschenswert.

5

5

3.

Der Prüfling erörtert das Bevölkerungswachstum als globales Problem. Er verweist auf den Zusammenhang zwischen regionalem Wachstum und Auswirkungen auf die gesamte Erde (z. B. Klima-erwärmung, Verlust an Ressourcen, Verschmutzung der Weltmeere, Ausbreitung von Krankheiten, keine gesicherte Welternährung, weltweite Migrationsströme hin zu den „reichen“ Ländern). Der Prüfling geht darauf ein, dass nur durch gemeinschaftliche An-strengungen (z. B. UNO- Beschlüsse und -Maßnahmen) die Probleme der Menschheit gelöst werden können und jeder einen Beitrag dazu leisten muss.

3

1

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Erwartungshorizont (Prüfungsgespräch) AFB I

AFB II

AFB III

Beispiel: erster möglicher Schwerpunkt „Bevölkerungsentwicklung in Deutschland/im Heimatraum“ Der Prüfling beschreibt die Bevölkerungsentwicklung im Heimatraum (Heimatort, Sachsen-Anhalt oder Deutschland). Dazu analysiert er eine Bevölkerungsgrafik (z. B. Bevölkerungspyramide: Urnenform; Verhältnis zwischen jungen und alten sowie Menschen im erwerbsfähigen Alter nicht ausgewogen) und vergleicht diese mit den Ent-wicklungsländern. Er erläutert Probleme bei der Sicherung des wirtschaft-lichen Niveaus der betreffenden Region und der Erhaltung der Sozial-systeme in Deutschland. Im Gespräch entwickelt sich eine Erörterung von Maßnahmen/Lösungs-ansätzen (z. B. Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte; Familienförderung).

3

5

2

Bewertung insgesamt 9 15 6

Darüber hinaus kann die Sprachkompetenz mit bis zu 3 weiteren Punkten bewertet werden, vor allem hinsichtlich:

- flüssige, grammatikalisch richtige Sprechweise - Verwendung von Fachtermini - Einbeziehung der Materialien, zugelassenen Hilfsmittel und Wandkarte(n) - logischer Aufbau der Darlegungen - grafische Darstellungen - situativ angemessenes Reagieren auf Gesprächsimpulse

Dieses Aufgabenbeispiel wurde in Zusammenarbeit mit Herrn Ralf Wipper, Fachmoderator für Geographie an der Sekundarschule „Thomas Müntzer“ Sangerhausen, erarbeitet.

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Thema 3: Verdurstet der Aralsee? Bis vor einem hal-ben Jahrhundert war der Aralsee noch das viert-größte Binnenge-wässer der Erde. Wer an seinen Ufern stand, sah bis zum Horizont nur Wasser.

Quelle: © Y. Kuidin/Greenpeace, In: http://www.dfg-wasserkommission. de/media/wagner_poster_denkschrift.pdf (30.10.2007)

Prüfungsteil 1 (Vortrag) Aufgabenstellung: 1. Beschreiben Sie die Lage des Aralsees und die natürlichen Bedingungen der Aralsee-

region! 2. Analysieren Sie die Veränderungen in der Aralseeregion. 3. Bewerten Sie die Nutzung von Wüstenregionen der Erde als Siedlungs- und Wirt-

schaftsraum! Material: M 1 Bericht eines Baumwollbauern Der Baumwollanbau hat in unserer Region eine lange Tradition und sollte Mitte des 20. Jahr-hunderts erweitert werden. So beschloss die sowjetische Regierung, das Bewässerungs-system auszubauen. Tausende Kilometer Kanäle wurden in den Sand gegraben. Der größte Kanal ist der Karakumkanal. Durch ihn stieg die bewässerte Fläche enorm an. Allein die Baumwollanbaufläche wuchs von über 1 Mio. auf 3 Mio. Hektar. Die Erträge waren hoch, wir Bauern verdienten gut. Heute sehen wir, wie verschwenderisch wir mit der Natur umgegangen sind. Da die Kanäle über weite Strecken nicht ausbetoniert sind, versickerten 40 bis 60% der Wassermenge im Sand. Die Bewässerung der Felder erfolgte über offene Gräben, so dass viel Wasser verdunstete. Die Flüsse Amudarja und Syrdarja erreichen heute den Aralsee kaum noch. Der Salzgehalt des Sees steigt ständig. Ehemaliger Seeboden ist mit einer weißen salzigen Kruste bedeckt, die vom Wind landeinwärts getragen wird. Die Ackerböden versalzen, was zu Einbußen im Baumwollanbau führt. Der Einsatz von Pestiziden und Dünger sollte dem entgegenwirken, belastet aber das Grundwasser - und über die Brunnen die Gesundheit der Menschen. Auch die Fischer können ihre Familien nicht mehr ernähren. Quelle: eigene Zusammenstellung

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M 2 Satellitenbilder vom Aralsee

Quelle: www.earthobservatory.nasa.gov (20.09.2007) Prüfungsteil 2 (Gespräch) Mögliche Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch (zur Auswahl): - globaler Klimawandel und seine Folgen - Wasserhaushalt der Erde, Konfliktstoff Wasser - Umgestaltung von Flusslandschaften, Ausbau von Schifffahrtswegen - Ressource Boden, Bodenerosion - weitere Beispiele für ökologische Probleme durch den Eingriff des Menschen in die Natur Erwartungshorizont: Unterrichtliche Voraussetzungen: Der Prüfling kennt die Probleme des globalen Wandels aus dem Unterricht. Das Aralseesyn-drom wurde benannt und kurz erläutert, jedoch am Beispiel des Tschadsees im Grenzraum zwischen Wüste und Savannen in Afrika vertieft erarbeitet. Die fortschreitende Desertifikation war mehrfach Thema im Unterricht. Methoden, die der Prüfling zur Bearbeitung des Themas braucht (vor allem Arbeit mit Satellitenbildern und Karten), wurden trainiert.

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Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung

Erwartungshorizont (Prüfungsvortrag) AFB I

AFB II

AFB III

1.

Der Prüfling beschreibt - die Lage des Aralsees unter Nutzung der Wandkarte (Einordnung

in Kontinent, Länder, Gradnetz, nahegelegene große Gewässer, Städte) und

- die natürlichen Bedingungen: Klima: ganzjährig wenig Niederschlag, kalte Winter, heiße Sommer; gemäßigte Klimazone/, sommerheißes Kontinentalklima Vegetationszone: winterkalte Wüsten und Halbwüsten (Wüsten Karakum und Kysylkum) Relief: Tiefland von Turan Gewässernetz: Flüsse Amudarja, Syrdarja (mündeten in den Aralsee)

2

4

2.

Der Prüfling analysiert unter Nutzung der einleitenden Problemstel-lung, der Materialien M 1 und M 2 sowie des Atlas Veränderungen in der Aralseeregion: - die stark verkleinerte Seefläche (See ist in 2 Teile zerfallen, nur

noch die tiefsten Bereiche sind erhalten) - die Flüsse erreichen nicht mehr ihre Mündung in den Aralsee (nur

noch zeitweilig), z. B. wurde durch zu starke Bewässerung und den Bau des Karakumkanals dem Amudarja zu viel Wasser entnommen, viel Wasser verdunstet auf dem Weg durch die Wüste und die Art der Bewässerung

- ehemalige Hafenstädte liegen heute nicht mehr am Wasser (Folgen für Schifffahrt und Fischerei)

- der Baumwollanbau nahm zunächst zu durch die Erweiterung der Bewässerungsflächen; zunehmende Verwüstung und Versalzung; Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln belastet den Boden und das Grundwasser und gefährdet die Gesundheit

- Menschen verlieren ihre Arbeit und damit ihre Lebensgrundlage Der Prüfling weist als Ergebnis der Analyse (Synthese) nach, dass der Eingriff des Menschen in den Naturhaushalt starke Verände-rungen für Natur und Leben in der Aralseeregion zur Folge hat.

2

2

1

3

1

1

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Erwartungshorizont (Prüfungsvortrag) AFB I

AFB II

AFB III

3.

Ausgehend vom Ergebnis der Analyse legt er dar, dass Wüsten weltweit verletzliche Ökosysteme sind (Zeigen von Wüstenregionen der Erde), Wüsten aber schon immer genutzt werden (Nomaden, Oasenwirtschaft). Unter Bezug auf die globalen Probleme der Erde (z. B. Bevölkerungs-wachstum, Ernährungssicherung) zeigt er auf, dass Wüstengebiete immer stärker als Lebens- und Wirtschaftsraum erschlossen werden und sich der Mensch durch nicht-nachhaltige Nutzung seiner eigenen Lebens-grundlage beraubt. Der Prüfling zeigt Lösungsansätze auf, z. B. Grenzen der Belastbarkeit von Räumen studieren, Bedeutung von nachhaltigen Lebensstilen disku-tieren, Schaffung einer gerechten Weltwirtschaft.

2

1

1

Erwartungshorizont (Prüfungsgespräch)

Beispiel: erster möglicher Schwerpunkt „Globaler Klimawandel und seine Folgen“ Der Prüfling beschreibt die zonale Anordnung der Klimazonen um die Erde und deren Voraussetzungen für das Leben und Wirtschaften. Er erläutert Klimaveränderungen anhand aktueller Beispiele, zeigt Ursachen und Folgen auf. Der Prüfling erörtert aktuelle Maßnahmen zum globalen Klimaschutz und leitet persönlich begründete Schlussfolgerungen für sein Handeln ab.

3

5

2

Bewertung insgesamt 9 15 6

Darüber hinaus kann die Sprachkompetenz mit bis zu 3 weiteren Punkten bewertet werden, vor allem hinsichtlich:

- flüssige, grammatikalisch richtige Sprechweise - Verwendung von Fachtermini - Einbeziehung der Materialien, zugelassenen Hilfsmittel und Wandkarte(n) - logischer Aufbau der Darlegungen - grafische Darstellungen - situativ angemessenes Reagieren auf Gesprächsimpulse

Dieses Aufgabenbeispiel wurde in Zusammenarbeit mit Frau Birgit Grabow, Fachmoderato-rin für Geographie an der Sekundarschule Nord Zerbst, erarbeitet. Anmerkung: Dieses Material wird durch weitere Aufgabenbeispiele eine Bereicherung erfahren; in Kürze folgt eine Aufgabe zum Thema „Globaler Klimawandel“.