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Arabische Musik file:///Users/...x/Documents/Studium/VO Musik der Welt im Überblick II/Arabische Musik/Arabische Musik.html[13.03.10 13:36:26] ARABISCHE MUSIK Diese Ausführungen beziehen sich auf jene Gebiete, in welchen die arabische Sprache gesprochen wird, also auf die Gebiete von Marokko bis zum Irak und der arabischen Halbinsel. Sie gelten nicht für Persien und die Türkei, wenngleich die türkische und persische Musik in vielerlei Aspekten eine enge Verwandtschaft mit der arabischen Musik aufweist. Wir konzentrieren uns auf das maqam-Phänomen und somit auf jenen Bereich, den man gewöhnlich als arabische Kunstmusik bezeichnet. Im Laufe der arabischen Musikgeschichte - insbesondere zwischen dem 9. und 13. Jh. n.Chr. - entstanden zahlreiche Musiktraktate, in denen die Autoren sich mit Fragen des Tonsystems auseinandersetzten. Wichtigster Name: al-Farabi (gest. 950). Er teilte die Oktave in 25 Stufen mit ungleichen Intervallen. Aus diesem Material wurden Skalen aus 7 Tönen, die sogenannten maqamat (Mehrzahl von maqam) gebildet. Die Berechnungen wurden anhand der Saitenteilung auf der Laute durchgeführt. Eine seiner so entwickelten Skalen ist folgende: Ton (ungefähr) c d e f g a b c' kumulative Cent 0 204 355 498 702 853 996 1200 Abstand in Cent 204 151 143 204 151 143 204 (Das Cent-System legt den temperierten Halbtonschritt mit 100 Cent fest. Die Oktav hat somit 1200 Cent.) Der Theoretiker al-Urmawi gelangte zu 17 Tönen in der Oktav, aus denen er ebenfalls unterschiedliche maqam-Reihen konstruierte. In Syrien wurde die Oktav in 53 gleich große Schritte unterteilt (temperierte Skala), wobei hier vom Quintenzirkel ausgegangen wurde und das arabische Tonsystem auf der Grundlage der Maßeinheit "Komma" zu bestimmen versucht wurde. (Was versteht man unter "Komma"? Recherchieren Sie selbst!) In vielen dieser heptatonischen Skalen spielt ein Dreiviertelton (ca. 150 Cent) eine große Rolle. Der Viertelton, der - wie man vielerorts lesen kann - so typisch für die arabische Musik sein soll, ist bloß eine rechnerische Größe. In der Praxis spielt er keine Rolle. Dort kommt vielmehr der Dreiviertelton (mittlere Sekund) vor, der allerdings nicht in allen maqam-Reihen dieselbe Größe hat. Die arabischen Musiktheoretiker der Neuzeit unternahmen eine Teilung der Oktav in 24 gleich große Intervalle (Vierteltöne). Dies stellt allerdings eine Vereinfachung dar, da es eine Temperierung in 24 gleiche Vierteltöne in der arabischen Musikpraxis nicht gibt. Man hat folgende Vorzeichen entwickelt, um die Besonderheiten der arabischen Musik mithilfe der europäischen Notenschrift darzustellen zu können: Viertelton tiefer Viertelton höher Halbton tiefer Halbton höher Dreiviertelton tiefer Dreiviertelton höher Die 48 Töne von 2 Oktaven haben individuelle Namen. Töne, die darüber hinaus gehen, werden als zweite oder dritte Ober- oder Unteroktave des Tones x bezeichnet. Die Notation der 24 Töne in westlicher Notenschrift beginnt mit dem G. Hier die wichtigsten Töne der 48 Stufen-Leiter (Quelle: Touma 1998: 52-53):

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ARABISCHE MUSIK

Diese Ausführungen beziehen sich auf jene Gebiete, in welchen die arabische Sprache gesprochen wird,also auf die Gebiete von Marokko bis zum Irak und der arabischen Halbinsel. Sie gelten nicht für Persienund die Türkei, wenngleich die türkische und persische Musik in vielerlei Aspekten eine engeVerwandtschaft mit der arabischen Musik aufweist. Wir konzentrieren uns auf das maqam-Phänomenund somit auf jenen Bereich, den man gewöhnlich als arabische Kunstmusik bezeichnet.

Im Laufe der arabischen Musikgeschichte - insbesondere zwischen dem 9. und 13. Jh. n.Chr. -entstanden zahlreiche Musiktraktate, in denen die Autoren sich mit Fragen des Tonsystemsauseinandersetzten. Wichtigster Name: al-Farabi (gest. 950). Er teilte die Oktave in 25 Stufen mitungleichen Intervallen. Aus diesem Material wurden Skalen aus 7 Tönen, die sogenannten maqamat(Mehrzahl von maqam) gebildet. Die Berechnungen wurden anhand der Saitenteilung auf der Lautedurchgeführt. Eine seiner so entwickelten Skalen ist folgende:

Ton(ungefähr)

c d e f g a b c'

kumulativeCent

0 204 355 498 702 853 996 1200

Abstand inCent

204 151 143 204 151 143 204

(Das Cent-System legt den temperierten Halbtonschritt mit 100 Cent fest. Die Oktav hat somit 1200Cent.)

Der Theoretiker al-Urmawi gelangte zu 17 Tönen in der Oktav, aus denen er ebenfalls unterschiedlichemaqam-Reihen konstruierte.In Syrien wurde die Oktav in 53 gleich große Schritte unterteilt (temperierte Skala), wobei hier vomQuintenzirkel ausgegangen wurde und das arabische Tonsystem auf der Grundlage der Maßeinheit"Komma" zu bestimmen versucht wurde. (Was versteht man unter "Komma"? Recherchieren Sie selbst!)

In vielen dieser heptatonischen Skalen spielt ein Dreiviertelton (ca. 150 Cent) eine große Rolle. DerViertelton, der - wie man vielerorts lesen kann - so typisch für die arabische Musik sein soll, ist bloßeine rechnerische Größe. In der Praxis spielt er keine Rolle. Dort kommt vielmehr der Dreiviertelton(mittlere Sekund) vor, der allerdings nicht in allen maqam-Reihen dieselbe Größe hat.

Die arabischen Musiktheoretiker der Neuzeit unternahmen eine Teilung der Oktav in 24 gleich großeIntervalle (Vierteltöne). Dies stellt allerdings eine Vereinfachung dar, da es eine Temperierung in 24gleiche Vierteltöne in der arabischen Musikpraxis nicht gibt. Man hat folgende Vorzeichen entwickelt, umdie Besonderheiten der arabischen Musik mithilfe der europäischen Notenschrift darzustellen zu können:

Viertelton tiefer Viertelton höher

Halbton tiefer Halbton höher

Dreiviertelton tiefer Dreiviertelton höher

Die 48 Töne von 2 Oktaven haben individuelle Namen. Töne, die darüber hinaus gehen, werden alszweite oder dritte Ober- oder Unteroktave des Tones x bezeichnet. Die Notation der 24 Töne inwestlicher Notenschrift beginnt mit dem G. Hier die wichtigsten Töne der 48 Stufen-Leiter (Quelle:Touma 1998: 52-53):

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Die Abbildung zeigt, dass alle Noten einen individuellen Namen haben. Die einzelnen maqamat beginnenjeweils mit einer der in der linken Spalte (häufig vorkommende Töne) angeführten Noten. Daneben gibtes weniger häufig vorkommende Noten (mittlere Spalte) und selten vorkommende Noten (rechteSpalte). Die maqam-Reihe besteht aus einer charakteristischen Kombination aus kleinen, mittleren,großen und übermäßigen Sekunden, wobei bestimmte Reihen nur aus mittleren und großen Sekundenaufgebaut sind, andere wieder nur aus kleinen und großen usw. Etwa 40 maqam-Reihen beginnen auf

dukah (D), ca. 20 auf rast (C) und etwa 10 auf sikah (E ).Die maqamat werden in acht Gattungen eingeteilt. Hier die Basisskalen von drei der acht Gattungen:

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rast:

bayati:

sikah:

Alle diese Reihen basieren auf folgendem Tonmaterial: c-d-e -f-g-a-h -c usw., wobei rast auf c beginnt,

bayati auf d und sikah auf e . Den anderen maqam-Gattungen liegen andere Skalen zugrunde.In jeder dieser Gattungen gibt es verschiedene Derivate, abgeleitete Skalen, die sich jeweils geringfügigvon der Hauptskala unterscheiden. Hier als Beispiel die Skala rast und die zur rast-Gattung gehörigeSkala mahur im Vergleich (die Skalen unterscheiden sich in der Note b der absteigenden Skala):

Die Klassifizierung der maqam-Reihen hängt aber nicht nur vom Anfangston bzw. Schlusston ab,sondern insbesondere auch von der zum Schlusston hin kadenzierenden Sekundfolge. Beim maqam rastlautet sie: f-e -d-c. Diese Notenfolge ist somit durch die Abfolge von zwei mittleren Sekunden (f-e

und e -d) und einer großen Sekunde (d-c) gekennzeichnet (weitere Beispiele siehe Touma 1998: 62-63).

Maqam

Maqam ist ein Improvisationsverfahren in der arabischen Kunstmusik, das sowohl in der weltlichen alsauch der religiösen Musik vorkommt. Der Terminus bedeutet "Versammlungsplatz" und taucht zumersten Mal in einem Traktat des 14. Jh. auf. Das maqam-Phänomen bestimmt auch die Kunstmusik derTürkei (dort als makam bezeichnet), des Iran (dastgah), Aserbeidschans (mugam) und Zentralasiens(shash-maqom).Die eigentlichen maqam-Vorführungen sind freirhythmisch, ohne fixes Metrum. Es geht darum, dieAufmerksamkeit des Zuhörers nicht durch rhythmische Begleitung von der Ausgestaltung des maqamsabzulenken. Dem westlichen Hörer erscheinen diese Stücke als freie Improvisationen, jedoch sind dieStücke sehr wohl strukturiert. Zuerst einmal durch die Melodiezüge. In jedem Melodiezug wird dastonräumliche Geschehen weiterentwickelt, erklingt etwas musikalisch Neues. Das Geschehen einesMelodiezuges dreht sich um einen Zentralton (Quelle der Abb.: Touma 1998: 67):

In einem neuen Melodiezug wird zumeist ein neuer Zentralton eingeführt und umspielt. Das Neue wird

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entweder für sich allein behandelt oder mit etwas bereits Dargestelltem kombiniert. Die Abfolge derMelodiezüge verläuft von der tiefen Tonlage zu den höheren. Wenn der melodische Höhepunkt erreichtist, ist die Form abgeschlossen. Dann verläuft das Geschehen wieder in Richtung Anfangston zurück. Dieverschiedenen Melodiezüge können kontrastierende Ideen enthalten. Die Anzahl der Melodiezüge ist demMusiker überlassen. Beim maqam bayati werden folgende Zentraltöne umspielt:

Mindestens drei Zentraltöne müssen vorkommen. Sie bilden die Kernzelle. Im Beispiel des maqambayati bilden die folgenden Töne die Kernzelle:

Die Intervalle zwischen diesen drei Tönen bestimmen (u.a.) den Stimmungsgehalt des maqam. DasKönnen eines Musikers wird daran gemessen, wie in den verschiedenen Melodiezügen die jeweiligeStimmung herausgearbeitet wird und wie die Melodiezüge miteinander kombiniert oder kontrastierendvoneinander abgesetzt werden. Wenn ein Melodiezug gelungen ist, können die Zuhörer in der kleinenPause zwischen den Melodiezügen in Applaus ausbrechen.

Maqam ist nicht durch bestimmte Motive und Tongruppierungen charakterisiert, sondern durch dieAusgestaltung des Tonraumes. In den charakteristischen Motiven unterscheiden sich hingegen dieeinzelnen Musiker. Auch hängen solche Motive von der Art des Instruments ab, mit welchem der maqamrealisiert wird. Das wichtigste musikalische Charakteristikum ist also die Ausgestaltung des Tonraumes,der in den einzelnen maqamat unterschiedlich ist und auf eine Kernzelle von drei Tönen reduzierbar ist.

Jeder maqam hat seinen eigenen Gefühlsgehalt. Er liegt insbesondere in der Kernzelle (drei Töne mitcharakteristischen Intervallen), aber auch im Material der Skala. Der maqam rast wird assoziiert mitStolz, Macht, geistiger Gesundheit und Männlichkeit. Der maqam bayati hingegen drückt Lebenskraft,Freude und Weiblichkeit aus, der maqam saba Traurigkeit und Schmerz. Es ist davon auszugehen, dassdiese Zuordnungen keine interkulturelle Gültigkeit haben. Sie sind erlernt, und es kann durchaus sein,dass kulturfremde Personen ganz andere Gefühle beim Hören der verschiedenen maqamat haben.

Für die Steigerung des Gefühlsgehalts arbeiten die arabischen Musiker auch mit mikrotonalenVeränderungen der Tonhöhe. Wenn bestimmte Intervalle z.B. bezüglich ihrer Tonhöhe labil intoniertwerden, kann dies Traurigkeit ausdrücken. Da das arabische Tonsystem nicht temperiert ist, können dieIntervalle unterschiedliche Größen annehmen.

Wazn

Es gibt in der arabischen Musik Gattungen mit freier und solche mit fester rhythmisch-zeitlicherOrganisation (frei - ohne feste, regelmäßig wiederkehrende Tongruppierungen und ohne Puls). Diesewerden meist solistisch ausgeführt. Das maqam -Phänomen erscheint hier in reinster Ausprägung. Festerhythmisch-zeitliche Organisation findet man bei Ensemblemusik. Hier handelt es sich umKompositionen, also Werke von Komponisten. Den Stücken liegt jeweils eine von einemSchlaginstrument ausgeführte Rhythmusformel zugrunde. Diese rhythmische Formel heißt in derarabischen Musik wazn - Maß. Das arabische wazn-Repertoire besteht aus etwa 100 verschiedenenZyklen, deren Länge bis zu 176 Zeiteinheiten betragen kann. Die meisten wazn der arabischen Musikkommen auch in der türkischen Musik vor, dort usul genannt.

Das wazn-Repertoire wird von den Musikern mithilfe onomatopoetischer (lautnachahmender) Silben, alsomithilfe von Merksilben gelernt. Die Grundelemente sind "dum" (Schlag auf die Mitte des Trommelfelles)und "tak" (Schlag auf den Rand des Felles). "kah" - weniger betonter tak-Schlag, "mah" - wenigerbetonter dum-Schlag. Es gibt noch weitere solche Silben. Notation: dum - 0, tak - I, Pause - . Wazn-Formeln werden auf der Bechertrommel darabukka, der Rahmentrommel riqq oder auf demKesseltrommelpaar naqqarat gespielt. Hier zwei Beispiele (Quelle: Touma 1998: 79, 81):

wazn wahda sayira:

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Ud-Spieler, Tunesien

wazn aqsaq:

Taqsim

Die Darstellung eines maqam durch ein Musikinstrument, z.Bsp. durch die Laute ud, die Spießgeigekamanga, die Kastenzither qanun oder die Längsflöte nai, nennt man taqsim. Es handelt sich dabei umdas vornehmste Genre der arabischen Musik, gemeinsam mit layali, der vokalen Darstellung einesmaqam.

Hörbeispiel: Taqsim (od. taqasim) auf der Laute ud [Quelle: Schallplatte SV 414, A1]. Das Stück stehtim maqam sadd araban, der durch die Abfolge von kleiner und übermäßiger Sekund gekennzeichnet ist:

Ud

Kurzhalslaute mit 5 doppelchörigen Saiten (Doppelsaiten); dasarabische Instrument par excellence. Bundlose mit Plektrumgespielte Kurzhalslaute mit halbbirnenförmigem Korpus.Charakteristisch ist der zum Wirbelkasten hin geknickte Hals(Knickhalslaute). Von Männern und Frauen gespielt. Ud bedeutet"Holz".Die Laute des Abendlandes geht auf arabischen Einfluss zurück.Einige Autoren meinen, dass das Instrument im 12. und 13. Jh.durch Kreuzfahrer und Kaufleute über Spanien und Italien nachEuropa gebracht wurde. Andere vertreten die Ansicht, dass siebereits früher, mit den ersten Arabereinfällen in Spanien, nachEuropa gekommen ist. Der Zusammenhang mit der arabischenLaute wird besonders durch phonetische Ähnlichkeiten erklärt (arabisch al-ud, westeurop. Namen: laud,luth, lute usw.). Aber es gibt auch Übereinstimmungen in der Bauweise.Stimmung des Ud: G-A-d-g-c' (gelegentlich mit 6.Saite: f'). Gespielt mit einem Plektrum aus Adlerfeder.Der Ud ist ein Soloinstrument, aber auch ein beliebtes Begleitinstrument zum Gesang (z.Bsp. im layali).

Nuba

Wichtigste Form der weltlichen Musik in Nordafrika (Marokko bis Libyen). Sie wird auch andalusischenuba genannt, weil sie sich in Spanien entwickelte und mit dem Rückzug der Araber aus Spanien (17.Jh.) in Nordafrika eine neue Heimat fand. Die musikalische Form der nuba besteht aus mehreren Vokal-

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Dhikr-Zeremonie mitRahmentrommel mazhar

und Instrumentalstücken, die zu 5 Hauptabschnitten zusammengefasst werden. Die Vokalteile werdenimmer auch instrumental begleitet. Das Verbindende der einzelnen Teile ist der maqam (hier tabgenannt). Jedoch haben alle Teile unterschiedliche rhythmische Formeln. Von Teil zu Teil steigert sichdie zeitlich-rhythmische Intensität. Dabei werden die verwendeten rhythmischen Formeln im Verlaufeimmer einfacher. Die Benennung eines Abschnittes erfolgt entsprechend der verwendeten rhythmischenFormel (wazn). In Tunesien kennt man die nuba auch unter dem Begriff ma'luf. Wir haben es hier miteinem Repertoire an Kompositionen zu tun, die unverändert weitertradiert werden und auf die spanischePeriode zurückverweisen. Das nuba-Ensemble umfasst folgende Instrumente: Kurzhalslaute ud,gestrichene Halslaute rabab, die Violine, die Längsflöte nay, die Kastenzither qanun, dieSchellentrommel tarr und die Bechertrommel darabukka. Die Instrumentalisten bilden zugleich den Chordes Ensembles. Die Ensembles haben bis zu 20 Mitwirkende (Leitbild: das europäische Orchester).Inhalte: Poesie im klassischen Arabisch, die Freude, Trauer, Liebe sowie Landschaften und Trinkszenenbeschreiben. Die nuba erfreut sich großer Popularität in den Magreb-Staaten. Einige Orchester habenden Rang von Nationalensembles.

Videobeispiel: Andalusische Musik aus Tunesien [Quelle: Video VHSv 156].

Islam und Musik

Der Islam erlaubt Singen unter der Voraussetzung, dass es in keiner Weise obszön oder der islamischenMoral abträglich ist. Bei festlichen Anlässen ist Singen empfohlen, etwa bei Hochzeiten oder der Geburteines Kindes, um eine frohe Atmosphäre zu schaffen. Weil Singen aber oft mit Trinkgesellschaften undNachtclubs verbunden ist, haben es viele Gelehrte verboten bzw. mit Einschränkungen bedacht: DerGegenstand der Lieder darf nicht den Lehren des Islam zuwiderlaufen; z.Bsp. wenn ein Lied den Weinpreist, ist es verboten, weil es zum Trinken auffordert. Man darf es weder singen, noch ihm zuhören.Alle Andeutungen von Erotik sind verboten. Dies gilt auch für Tänze, die Erotik andeuten.Das Rezitieren vom Korantexten wird nicht als Musik betrachtet, sondern als Gebet.

Hörbeispiel: Rezitation von Koranversen durch Mitglieder einer religiösen Bruderschaft, aufgenommen inAlgerien [Quelle: Schallplatte SV 458, A/1].

Dhikr

In der islamischen Mystik, dem Sufismus, versteht man unter dhikreine Zeremonie, die Rezitation, Gesang, Instrumentalmusik, Tanz,Weihrauch, Meditation und Trance, bis zur Selbstgeiselung,umfassen kann. Mehrere Gattungen der arabischen Kunstmusikkönnen bei dhikr-Zeremonien zum Einsatz kommen. Hadrabezeichnet den Zustand der Trance, den zeremoniellen Höhepunkt,bei dem die Anwesenheit Gottes angenommen wird. RhythmischesEin- und Ausatmen, rhythmisierte Bewegung unter ständigerWiederholung des Gottes-Namens (Allah), über dem ein Solisteinen melismatischen Gesang anstimmt. Beim Ausatmen bückensich die Teilnehmer nach vorn, beim Einatmen richten sie sichwieder auf. Das Tempo beschleunigt sich, bis die Teilnehmer dieTrance erreichen. Mit einem Bittgesang endet die Zeremonie.

Hörbeispiel: Ausschnitt aus einer dhikr-Zeremonie, aufgenommen in einer ägyptischen Oase [Quelle:Schallplatte SV 458, A/2].

Literatur, Hör- und Videobeispiele

Touma, Habib Hassan: Die Musik der Araber. Wilhelmshaven 1998. [A 8596/37] Arabian Music: Maqam. Schallplatte UNESCO Collection. [SV 414] Music in the World of Islam. 1: The Human Voice. Schallplatte Tangent Records. [SV 458] Festival Saitenklänge '91: Andalusische Musik aus Tunesien. Video Berlin 1991. [VHSv 156]