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ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE HANNOVER 5 - Jahrg. 1977

ARBEITSKREIS PALÄONTOLOGIE · - 3 - 5) Arthroraygate » Spinnen aus dera Karbon, wie sie heu-te noch in Südostasien als Liphistius leben. 6) Palaeoisopus =« ein Gliederfüßler

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ARBEITSKREIS

PALÄONTOLOGIEHANNOVER

5 - Jahrg. 1977

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Inhaltsverzeichnis Heft 5/1977;

WERNER POCKRANDT, Lebende Fossilien(mit 6 Abbildungen) Seite 1-7

Das Eisenerzbergwerk Haverlah-wiese (mit 9 Abb.von POCKRANDT)

Seite 8-17

Titelzeichnung: Mesolimulus walchi (DESMAREST)aus dem Solnhofener Plattenkalk(Malm zeta), ca 1/3 nat.Größe,nach ZITTEL,gez.POCKRANDTa) Oberseite,b) Unterseite

"Arbeitskreis Paläontologie Hannover"Zeitschrift für Amateur - Paläontologen,erscheint jährlich mit 6 Heften,Bezugspreis (z.Zt.15,- DM) wird mit Lieferung des ersten Heftes fäl-lig. Für Mitglieder gelten Sonderregelungen.Abbestellungen müssen bis 1.12.d.Jhrs.erfolgen.Zahlungen auf Postscheckkonto (Hannover 24 47 18 -300Werner Pockrandt,Hannover) erbeten.Herausgeber! Arbeitskreis Paläontologie Hannover,

angeschlossen der Naturkundeabteilungdes Landesmuseums Hannover.

Schriftleitung; Werner Pockrandt, Am Tannenkamp 5,3000 Hannover 21 (Tel.75 59 70)

Druck: bürocentrum weser Kunze & Kirchner, Stüvestr.41,3250 Hameln.

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Werner Pockrandt

L e b e n d e F o s s i l i e n

a) Per Begriff; Mit lebenden Fossilien sind nicht solcheFossilien gemeint, die nach Jahrmillionen wieder zum

Leben erweckt werden konnten. Man hört z.8.von Bakterienim Steinsalz,die weiterleben können, von Mumienweizen,der wieder zum Keimen gebracht wird, und anderen. Wirverstehen unter lebenden Fossilien solche Tiere undPflanzen, die ein altertümliches Aussehen haben und heu-te noch in einer ähnlichen Form existieren,wie es sieschon vor Jahrmillionen gab. Sie haben sich im Laufe derZeit kaum verändert oder fortentwickelt, sondern habenihre primitive Form und ihre Eigenschaften bewahrt undhaben zusätzlich keine neuen hochspezialisierten Eigen-schaften erworben» Solche lebenden Fossilien stehen zu-meist "isoliert" im System und sind oft auch nur inräumlich eng beschränkten Gebieten zu finden. Die Zeitzwischen ihrem ersten Auftreten bis heute kann mehrereMillionen Jahre umfassen, sie kann aber auch wesentlichkürzer seiru

b) Beispiele; Wirbellose (Abbbl)

1) Aysheaia - ein Wurm,der bereits im Kambrium vor-kam und der sich von dem rezenten Peripatus kaum» un-terscheidet. Fossil ist er allerdings seit dem Kam -brium nicht nachgewiesen worden.

2) Lepidocaris » ein Krebs, der seit dem Devon be -kennt ist und dem der rezente Kleinkrebs Hutchinson-iella gleicht. Er konnte erst vor wenigen Jahren wie-der nachgewiesen werden.

3) Palaeocaris « ein Kleinkrebs,den man aus dem Kar-bon kennt. Auch er konnte erst vor wenigen Jahrenals Anaspides neu entdeckt werden.

4) Mesolimulus » ein Pfeilschwanzkrebs, der eigent-lich kein Krebs ist,sondern der den Spinnen und Skor-pionen nahe steht.Man kennt ihn fossil aus Jura, Krei-de und Tertiär. Er lebt heute als Limulus an der at-lantischen Küste von Nordamerika. Verwandte Formensind der Molukkenkrebs im Golf von Bengalen und anden Küstern Japans,den Philippinen und Neuguine^

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HOLOZÄN(-GEOL

GEGENWART)

Abu «1s Kennzeichnende „lebende Fossilien" unter den Wirbellosen undihre fossilen Verwandten. Strichliert bedeutet, fossil nicht nachgewiesen

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5) Arthroraygate » Spinnen aus dera Karbon, wie sie heu-te noch in Südostasien als Liphistius leben.

6) Palaeoisopus =« ein Gliederfüßler aus dem Devon vonBundenbach, wie er erst jetzt wieder als Pycnogo-num rezent aufgefunden wurde.

7) Pilina » eine NapfSchnecke, die im Gotlandium leb-te, die aber 1952 erst wieder an der Küste von Co-sta Rica im Stillen Ozean in 3.570 ra Tiefe wiederals Neopilina entdeckt wurde.

8) Pleurotomaria » eine Schnecke, die seit der Triasbis auf die heutige Zeit fast unverändert überlie-fert ist.

9) Nucula = eine Muschel, deren Existenz seit dem De-von bis heute überliefert ist.

10) Nautilus » ein Kopffüßler,der mit den Ammonitenv/erwandt ist und der seit dem jüngeren Palaeozoi-kum ist. In seiner rezenten Form kann er seit demTertiär nachgewiesen werden. Er lebt heute nur mitwenigen Arten in der Inselwelt Södostasiens.

11) Lingula und Crania » Brachiopoden,die vom Ordovizi-um bis in die Jetztzeit nachzuweisen sind. Die "Zun-genmuscheln11 leben im Indischen und Pazifischen Oze-an in senkrechten Röhren im Meeresboden,die mitSchleim ausgekleidet sind. Die "Totenkopfrouscheln"sind mit einer Klappe auf Steinen aufgewachsen undkommen an den Felsenküsten des nördlichen Europaund Westindien vor.

12} Metaerinus « eine Seelilie, die seit der Kreide -zeit nachweisbar ist und die sich kaum veränderthat.

c) Beispiele: Wirbeltiere (Abb.2)

1) Hexanchus = ein Haifisch, der auch zu den lebendenFossilien zählt. Seine Zähne sind aus dem Jura be —kennt. Der Nachweis bis heute ist lückenlos.

2) Laugia » ein Quastenflosser, der von Trias bis Krei-de bekannt war und seit der Kreidezeit als ausge -starben galt. Erst 1938 wurden vor der südostafri -

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; Die wichtigsten „lebenden Fossilien" unter den Wirbeltieren und die Fossilbelege aus der Vorzeit. Strichliertbedeutet, fossil nicht nachgewiesen

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- 5 -konischen KDsta in 150 bis Ä30 m Tiefe wieder Qua-stanflosser gefangem Die Wissenschaftler glaubtenin Latimeria die Vorfahren aller im Devon aufs Landgegangenen Wirbeltiere sehen zu können. Sie mußtenaber feststellen, daß es sich nur um eine im Wasserverbliebene Seitenlinie handelte, die sich Jedochseit der Trias kaum verändert hat«

3) Ceratodus • ein Lungenfisch, der seit der Trias seinAussehen kaum verändert hat und der heute in Austra-lien als Epiceratodus forsteri zu finden ist. Er be-sitzt Quastenflossen,Kiemen und eine Lunge. Auch erwurde früher für einen Vorfahren der Landwirbeitie-re gehalten, was jedoch nicht zutreffend ist*

4) Lepisosteus » ein Knochen- oder Alligatorhecht ausNord- und Mittelamerika, der seit der Kreidezeitbekannt ist. Lepisosteus ist eine altertümlicheFischart, die mit den Schlammfischen und Stören ver-wandt ist.

5) Montsechobatrachus » ein Frosch aus dem Jura, dersich als Leiopelma bis heute wenig verändert hat.

6) Homoeosaurus » ein Nachfahre der aus der Kreidezeitbekannten Dinosaurier, der als Sphenodon noch aufNeuseeland weiterlebt. Diese Brückenechse (in Neu-seeland Tuatara genannt) galt lange Zeit als einzi-ges landbewohnendes "Lebendes Fossil". Die Brücken-echse lebt zusammen mit Sturmvögeln in unterirdi -sehen Höhlen. Sie hat das Aussehen einer Eidechse,ist jedoch keine. Ihren Namen "Brückenechse" hatsie nach der zweifachen Überbrückung des Schläfen-fensters.

?! Adriosaurus = ebenfalls eine Echse aus der Kreide-zeit mit schlangenartigem Körper und mit Füßchen.Der Taubwaran Lanthanotus lebt heute auf Sawarak(Borneo) und hat ein ähnliches Aussehen und stehttrotz seiner Beine den Schlangen nahe.

8); Apteryx « einstraußenvogelfder wahrscheinlich schonin der Kreidezeit lebte. Er lebt heute als Kiwi aufNeuseeland.

9) Qrnithorhynchus. Zaglossus und Tachyglossus;

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i)Säf?J Clathropteris Matonidium

Abte» 3: „Lebende Fossilien" des Pflanzenreiches (Kormophyten) und ihrefossilen Verwandten. Angiopteris ist ein Vertreter der Marattiaceen

(Die Fotos zu Abb.1 bis 3 fertigte Herr HeinrichHärtung,Leipziger Str.1, 3OOO Hannover 61).

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- 7 -Das Schnabeltier und die Ameisenigel weisen sehr al-tertümliche Merkmale auf. Man faßt sie als "Kloaken-tiere" zusammen* Fossil sind sie erst aus eiszeitli-chen Ablagerungen bekannt« Sie durften aber bereitsim Jura gelebt haben*

IQ) Anagale«Eodelphis,Proailurus .Tapirus u.DicerorhinusEs handelt sich Opossum, Beutelratten Tapir und Nas-horn. Unter den Säugetieren sind es die ältesten For-men» Bekannt sind sie fossil aus dem Tertiär* Auchsie sind noch als "Lebende Fossilien" zu werten.

d) Beispiele; Pflanzen

Es handelt sich um einige altertümliche Baumfarne ausdem indomalayischen Tropengebiet und um einige Nackt-samer, wie z.B. den Ginkgobaum » Ginkgo biloba,der wildnur noch in einigen Gebieten Chinas zu finden ist, dieAraukarie » Araucaria und den Mammutbaum » Sequoia sem-pervirens aus Nordamerika und Metasequoia glyptostrobo—ides aus China. Alle Pfanzen kommen nur in inselartigbeschränkten Reliktgebieten vor.

e) Die Bedeutung der "Lebenden Fossilien";

Die "Lebenden Fossilien" geben uns Auskunft über allefossil nicht erhaltener Weichteile und sind somit fürPaläontologen,Zoologen und Botaniker gleich wertvoll«Als langlebigste Arten haben sich solche erwiesen.dienicht übermäßig spezialisiert waren.Ihr Lebensraumdurfte möglichst keinem plötzlichen Wechsel unterwor-fen sein,und konstante Lebensbedingungen waren ebensowichtig wie das Fehlen von Feinden,die zu ihrer Ver-nichtung beitragen konnten.Daher kommen sie heute nochin einer isolierten Umgebung vor,wo es keine Konkurren-ten gibt.

Literatur:

E.THENIUS, Versteinerte Urkunden. (Verständliche Wis-senschaft ,81.Band, Springer-Verlag,Berlin-Böttingen-Heidelberg, 1963).

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- 8 -Das Eisenerzbergwerk Haverlahwiese

(Auszug aus einer Informationsschrift derSalzgitter Erzbergbau AG)

l) Geschichtlicher Überblick

Schon vor 2000 Jahren wurde irm Salzgittergebiet Eisen-erz gewonnen,was durch Ausgrabungen eines prähistori -sehen Rennofens im Zusammenhang mit Funden von Roherz-stücken und Eisenschlacke belegt werden kann.Eine Dr -künde aus dem Jahre 1311 belegt ebenfalls Förderungund Verhüttung von Eisenerz in dieser Zeit.

Aufgrund umfangreicher Untersuchungs- und Schürfar-beiten am "Salzgitterer-Höhenzug" im den Jahren 1840 -187O, die zu reger Bergbautätigkeit in diesem Gebiet;führten, kam es damals zur* Grünflung zweier Hüttenwerkein Salzgitter-Sad und Othfresen. Da jedoch das saureSchmelzen technisch noch nicht gelöst war,mußten dieseHüttenwerke nach wenigen Jahren wieder stillgelegt wer-den.

Erst nachdem die technisch-metallurgischen Voraus-setzungen! für die wirtschaftliche Verhüttung von saurenEisenerzen durch das "Paschke-Peetz-\)terfahren" geschaf-fen war,kam es im Jahre 1937 mit der Gründung der"Reichswerke AG" erneut zu umfangreichen Untersuchungs-arbeiten, die im Salzgittergebiet 2 Milliarden Tonnenwirtschaftlich gewinnbarer Eisenerzvorräte nachwiesen.Gesetzliche Bestimmungen ermöglichten eine Feldeszusam-menlegung, die der neugegründeten Gesellschaft einen Gru-benfelderbesitz von 146,7 qkrm erbrachte. Die Vorausset,zungem für einen wirtschaftlichen Abbau warem somit ge-schaffen»

Das Grubenfeld Hteverlahwiese bot zunächst die Mög-lichkeit des Abbaues im Tagebau,mit dem bereits im Ok-tober 1937 begonnen werden konnte.Gleichzeitig wurdendie \torbereitungem für den Aufschluß des Tiefbaues ge-troff enk Die Abteufarbeitemfür die Hauptschächte Ma-uer lahwiese 1 und 2, Altenhagen und Gustedt sowie fürweitere 4 Hilfssorhächte konnten bereits im September1940 beendet werden. Das erste Tiefbauerz wurde im Jah-re 1938 aus dem Hilfsschacht 1 gefördert.

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Bis zum 30.September 1973 hat die Schachtanlage Wever-lahwiese 72,9 Millionen t Erz gefördert. Diese Förder-raenge entspricht rd.53 % der von der Salzgitter Erzberg-bau AG im Salzgittergettiet gefördertem Gesamtmenge. DerTagebau Heverlahwiese, dessen Vorräte 1964 erschöpft wa-ren, ist mit 14,01 Mio t Erz an der oben angegebenen Ge-samtförderzahl beteiligt.

2) Geologie,Lagerstätte,Vorräte und Aufbereitung

Das zum Abbau anstehende, an der Westflanke des Salzgit-terschen Höhenzuges abgelagerte und bis zur Tagesober-fläche ausbeißende, sedimentäre Eisenerzlager gehört derUnterkreideformatiom (Neokom) an. Es ist ein aus Ooidemund Trümmererzstückem bestehendes Brauneisenerz mit über-wiegend tonigem ffindemittel mariner Abkunft. Eingeschlos-sene Versteinerungen beweiserna) ortsnahe Anlieferung aus abgetragenen Schichten des

mittlerem bis unteren Jura,b) Aufarbeitung,Umwandlung und Anreicherung im küsten-

nahen, subtropisch-warmen Flachmeer.Das Entstehungsalter beträgt rd.1201 Mio Jahre.

Das Grubenfeld Wteverlahwiese überdeckt 14,,5 Mio qm.Die unterschiedliche Mächtigkeit der Lagerstätte kenm-zeichnet salztektonische Vorgänge während der Bildung.Von Erz ausgefüllte Gräben und Walbgräbem bilden Erz -anschwellungerr bis zu 120 m Mächtigkeit. Sie werden vomBergmann "Kolke" gerrannt. Jüngere Gebirgsbewegungemrichteten das Erzlager steil auf und führten in der Müheder Tagesoberfläche teilweise zur Überkippung des Lagers.In größeren Teufem herrscht flache bis horizontale Lage-rung vor. Zahlreiche Brüche und Vterschiebungem habendas Lager zerrissen.Die hierdurch! entstandenen Lagertei-IB werden heute als Abbmifeider "Kolk Marie",Südfeld Iund II, "Großer Kolk",Nordfeld T und II und Süd- bezw.Rtordfeld Altenhagen bezeichnete Im Tiefbau ist das Erz-lager bis zu einer Teufe vom 540 m aufgeschlossen. Esreicht örtlich (Bohrung Steiniah) bris 1.100 m.Die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte im Gruben-

feld Haverlahwiese betrugen am 1.1.1972 = 140 Mio t.(Eisengehalt: Fe 25 % - 42 %, 20; % - 27 %). Die naetirderzeitigen Erkenntnissem wirtschaftlich abzubauendenVorräte betragen rd. 90 Mio t.

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Abb,1: Eisenerzlager Haverlahwiese

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- 11 -Das Raherz wird in der urrternehraenseigenen Aufberei-tung nmßmechaniscft angereichert.Dabei erfährt es fol-gende Wertwerbnesserung:Fe-Gehalt i.Tr. Roherz 31 - 32 %,

Konzentrat: 40 - 41 %Das Eisenerzkonzentrat wird in der zur Gesellschaftgehörenden Erzvorbereitungr (Sinteranlage) zu einem hüt-tenfertigem Mischsinter mit 42 % - 43 % Fe, 15 % - 16 ̂SiQ2 und 11% - 12 % CaO verarbeitet.

3) Die Förderung

Die Lagerstätte ist durch 4 Tagesschächte erschlossen.Haverlahwiese 1 »6,75 i , Teufe 580 m,Einziehende

WetterGiistedt m 6,75 i , " 792 m Einziehende

WetterHaverlahwiese 2 = 5,oo $ , " 481 m Ausziehende

WetterAltenhagen = 5,00 ̂ , " 333 m Ausziehende

WetterAufgefahren und in Stetrieb sind die Sohlen

- 135 m-Sohle (300 m- 195 m-Sohle- 255 m-Sohle- 375 m-Sohle

360 m420 m540 m

Der Sohlenabstand beträgt 60 m* Alle Sohlen sind im Erz-lager aufgefahrem und stehen im der Nähe des Hangenden.Belegschaft! unter Tage * 385 Manro

über Tage = 105 Mann, Gesamt: 490 ManmDer Schacht Haverlahwiese 1 dient als Förder- und Seil-fahrtschacht. Die Gefäßfördereinrichtung hebt täglichca. 9000 t Erz aus 300) m Teufe.

Mit der Gestellförderung werdem die in der Aus-undMtorrichtung anfallendem 500! t Erz und 200- t Berge ge-zogen. Außerdem findet hier die Material- und Personen-förderung statt

4)) Die Wetterführung

Die Frischwetter fallen im den Schächten Haverlahwiese 1und Gustedt ein. In den Schächten Haverlahwiese 2 undAltenhagerti ziehen die verbrauchten Wetter aus.Die Grubentemperatur schwankt je nach Jahreszeit zwi—

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Abb.2: Eisenerzbergwerk Haverlahwiese,Schnitt 10 50 100 m

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sehen 1.8 untl 25 G bei einer relativen Luftfeuchtig-keit von 6Q - 85 %.

5) Oberflächenpflege

Die Tagesoberfläche ins Bereich des urrfcertägigen Abbausist unbebaut und umfaßt das Gebiet des ehemaligen Tage-baus Htaverlahwiese« Die durch den Abbau verursachtenAbsenkungen werden mit Aufbereitungsbergen und mit Ab-raummassen aus dem Hangenden und Liegenden der Lager-stätte mittels Schreitkübelbaggern (Draglines) bezw«Schürfkübel- und Planierraupen verfüllt und eingeebnet»Die so fortlaufend planierte Oberfläche hat Gefälle zudem am Liegenden erstellten"'Grabensystem,das die Nie-der schlagswasser aufnimmt und der Vörflut zuführt»

POCKRANDT: Anmerkungen zur Paläontologie

Für den Paläontologen ist der aufgelassene TagebauHavsrlahwiese recht interessant. Im Ostteil unti zurMitte hin enthält er hauptsächlich Lias delta. DieseSchichtstufe war hier nicht nur anstehend(sie steht inder Ostwanti des Tagebaues auch heute noch an)«sonderndas aufgefahrene Abrauramaterial aus Schacht-,Stollen-und Streckenbau besteht auch zumeist aus Lias delta.Dasich die abgebauten Urrtertagestreckem unmittelbar unterdem ehemaligen Tagebau befinden,wurdem auch die statt-findenden Einbrüche immer wieder mit dem Abraum aufge-füllt.

An Fossilien findet man in diesem "Amaltheenton" desLias delta vorwiegend die Ammon!tem der raargaritatum-und spinaturn-zonen und deren Begleitfauna vor.Natürlichsind im Abraum (wenn auch seltener) auch Fossilien deranderen iLias-Btufen zu finden»Zu nennen ist der Posido-nienschiefer mit Harpoceras»

Zwischen den Lias-Fossilien sind zuweilen auch Fossi-lien der Unterkreide zu finden» Sie entstammen dem Haute-rive—Eisenerz und wurden mit dem Llas-Abraum nach obengebracht und aufgeschüttet.Diese Fossilien sind aberdeutlich zu erkennen,da sie oft mit Eisenerzkügelchenausgefüllt sind oder weil an ihnen noch solches Eisen-erz haftet»

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Leitende Ammoniter

DumortieriaGrammoceras

Eleganticeras

Hildoceras

Harpoceras

Pleuroceras

Amaltheus margari-tatus

ProdaotylocerasdavoiTragophyllocerasibexUptonia jamesoni

EchiODBras rarico-statumOxynoticerasPromicroceras

Arietites

Schlotheimia

Psiloceras

Vorkommen in NW-Deutsch

35 m Jurensismergel

2 m Dörntener Schief ei

40 m Posidonienschiefer

100 mi Amaltheenton

(spifTHtum-zorre)( margaritatum— zone

50 m Capri cnornumergeldavoi-zone)capricornu-zone)ibcx-zone)jamesoni-zone )

80 m RarioostatentonBiferton

Planioostatenton

30 m Arietenton15 m Eisenoolith8 m Arietensandstein

25 m Angulatenton

15 ra Psilonotenton

Abb«3: Die Gliederung des Lias

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Der Westteil des Tagebaues ist mit Kreidemergel ver-füllt und eingeebnet worden. Er entstammt der nach ßu-stedt zu gelegenen Cenoman-Kreide.Die darin enthalte-nen Fossilien sind an den auffallend hellen Kreidemer-gelresten zu erkennen und kaum mit den Jura-Fossilienaus dem blaugrauen Ton zu verwechseln* Bedauerlicher-weise ist es stellenweise zu einer Vermertgung von Liasund Cenoman gekommen,was die Fossilbestimmung zuweilemerschwert.Da alle Fossilien nur zufällig an ihren Fundort ge-

langt sind,also nicht im situ gefunden werden können,wird man sich immer nur auf ein gesichertes Vorkommender Arten beziehen müssen. Mit einiger Sachkenntniswird man absr leicht die Fossilien des Lias, der Unter-kreide und der Oberkreide richtig ansprechen und be-stimmen können.

Literatur;

— -, Eisenerzbergwerk Haverlahwiese der Salzgit-ter Erzbergbau AG (Informationsschrift)

Die Abbildungen 1 und 2 sind mit einigenAbänderungen und Vereinfachungen dieserschrift entnommen.

Die Gliederung des Lias (Abb.3) ist erstelltmach

BRINKMANN, Abriss der Geologie Bd.H: Historische Ge-ologie (Ferd.Enke Verlag Stuttgart 1966)und

FINKENWIBTHi,Das Eisenerz des Lias gamma am Kahlberg beiEchte und der Weißjura in Südhannover (Bei-heft geol,Jb.56,Hannover 1964)HOFFMANWijK.: Feingliederung des Lias gamma.

' Unveröffentliches Manuskript.

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Abb. 6

Abb.4:

Amaltheus margaritatusDE MQNTFORTWindungen hoch,Nabelkantesteil,Externseite mitdeutlich abgesetztem,ge-kerbtem Kiel,Rippen langund flach-sichelförmig,zum Kiel hin abschwächendund von feinen Spiral -streifen gekreuzt.Durchmesser bis 20 cm.

Abbn,5:Amaltheus stokesi (SOHER-BY) ' 'Windungen hoch,Nabelkantesteil,Rippen etwas gera-der, zum Kiel hin verbrei-tert oder oft gegabelt,nach vorn abgeknickt. DerKiel ist grob gekerbt undnicht abgesetzt,also mehrgerundet,Durchmesser 6 bis 20 cm.

Abb.6:Amaltheus subnodosus(YOUNffi u.BIRD)Windungen verbreiternsich nur langsam,Nebelweit,Rippen stark und ge-rade, ohne Teilung,an derExter nkanteworgeneigt undzu Knoten verdickt,diesich auf den Endwindungenverlieren.Kiel hoch undstark gekerbt.Durchmesser 3 bis 5 cm.

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Abb. 7

Abb. 8

- 17 -Abb.7.

Amaltheus bifurcus SPATH

Weitgenabelt,Rippen stark undziemlich gerade,an der Extern-kante in zwei Äste gegabelt undschräg vorgeneigt,die über denKiel laufen. Der Kiel ist grobgekerbt.Durchmesser 3 bis 7 cm.

Abb.8:Amaltheus wertheri (LANGE)

Klein, mehr oder weniger engna-belig, Rippen breit und undeut-lich flach,dazwischen Streifung,die zum Kiel hin verläuft. DerKiel ist schmal und fein gekerbt,Durchmesser 2 bis 3 cm.

Abb.9:

Amaltheus (Pseudoamaltheus)engelhardti (D'ORBIGNYl

Engnabelig, Nabelkante steil,Windungen hoch, Windungsquer-schnitt hoch-dreieckig, keineRadialrippen, die Skulptur be-steht auf den Flanken nur inSpiralleisten. Der Kiel istglatt und kaum von den Flan-ken abgesetzt. Großwüchsig !Durchmesser 20 bis 30 cm.

Abb. 9

(Abb.4 - 9 gez.POCKRANDT nach KAEVER-OEKENTORP-SIEGFRIED, Fossilien Westfalens,Invertebraten des Jura,Münster.Forsch.Geol.Paläont.40/41, Münster 1976).

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