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Aus der Medizinischen Klinik 1 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. E. Hahn __________________________________________________________________ Art und Häufigkeit von Komplikationen der flexiblen diagnostischen Bronchoskopie an einem universitären Zentrum unter besonderer Berücksichtigung von pulmonal und kardial erkrankten Patienten Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Sophie Ullmann, geb. Grüttner aus Bad Schlema

Art und Häufigkeit von Komplikationen der flexiblen ... · sich die Frage, welche Methode am besten geeignet ist. Alternativ zu den bisher Alternativ zu den bisher genannten könnte

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Aus der Medizinischen Klinik 1 der

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Direktor: Prof. Dr. E. Hahn

__________________________________________________________________

Art und Häufigkeit von Komplikationen

der flexiblen diagnostischen Bronchoskopie

an einem universitären Zentrum

unter besonderer Berücksichtigung

von pulmonal und kardial erkrankten Patienten

Inaugural-Dissertation

zur Erlangung der Doktorwürde

an der Medizinischen Fakultät

der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

vorgelegt von

Sophie Ullmann, geb. Grüttner

aus

Bad Schlema

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Gedruckt mit Erlaubnis der

Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler

Referent: PD Dr. med. W. Brückl

Korreferent: Prof. Dr. med. E. G. Hahn

Tag der mündlichen Prüfung: 3. Mai 2010

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Gewidmet meinen lieben Eltern

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Inhaltsverzeichnis Seite

Zusammenfassung/ Abstract 1

I. Einleitung 4

1. Etomidat- Pharmakologie 6

2. Untersuchungsablauf der Bronchoskopie 7

3. Fragestellung 9

II. Material und Methoden 10

1. Studienkollektiv und Ausschlusskriterien 10

2. Datenerfassung 11

3. Definition einzelner Studienparameter 11

4. Datenerhebung und Statistik 17

III. Ergebnisse im Gesamtkollektiv 18

1. Das Patientenkollektiv 18

2. Bronchoskopien 20

3. Medikation 22

4. Komplikationen 23

IV. Zusatzuntersuchungen und Komplikationen 27

1. Transbronchiale Biopsie 31

2. Endobronchiale Biopsie 32

3. Bronchoalveoläre Lavage 32

4. Ohne Zusatzuntersuchungen 33

V. Vorerkrankungen und Komplikationen 34

VI. Untersuchungsabbrüche 36

VII. Untersucher 39

VIII. Diskussion 40

Literaturverzeichnis

46

Danksagung 49

Lebenslauf 50

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ABSTRAKT

Hintergrund:

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, anhand einer retrospektiven Untersuchung die Art

und Häufigkeit von Komplikationen bei diagnostischen Bronchoskopien unter

besonderer Berücksichtigung von pulmonalen und kardialen Komorbiditäten zu

erfassen.

Patienten und Methoden:

Das Kollektiv setzte sich aus Patienten zusammen, die zwischen Juli 2003 und Mai

2006 in der Medizinischen Klinik 1 der Universität Erlangen bronchoskopiert wurden.

Es wurden nur Patienten einbezogen, die Etomidat als Sedativum erhielten und einer

elektiven, rein diagnostischen Bronchoskopie mit dem flexiblen Bronchoskop

unterzogen wurden. Insgesamt umfasst die Untersuchung ein Patientenkollektiv von 519

Patienten, an denen 854 Bronchoskopien vorgenommen wurden.

Retrospektiv wurden peri- und postbronchoskopische Komplikationen erfasst. Dazu

zählten Ereignisse wie Hypoxie, Fieber, Blutungen, Kreislaufprobleme, lokale

Reaktionen, Übelkeit und Erbrechen, Krampfanfälligkeit sowie ernstere

Nebenwirkungen wie Reanimations- und Intubationspflicht und Pneumothorax.

Die aufgetretenen Komplikationen wurden statistisch ausgewertet und in Beziehung zu

bereits vorbestehenden pulmonalen oder kardialen Erkrankungen gesetzt.

Ergebnisse:

In 38,5% der Fälle wurde die Bronchoskopie an Patienten durchgeführt, die an einer

pulmonalen Grunderkrankung litten. Hierbei fiel vor allem auf, dass der Schweregrad

einer COPD mit dem Risiko für Komplikationen korreliert. Im Stadium 4 war die

Wahrscheinlichkeit, eine Komplikation zu entwickeln, signifikant höher als in

niedrigeren Stadien.

24,6% der Bronchoskopien fanden an Patienten mit kardiovaskulärer Grunderkrankung

statt. Es zeigte sich, dass die Tachykardie einen signifikanten Risikofaktor für das

Auftreten von Komplikationen, im Speziellen der Hypoxämie, darstellt. Sonstige

Erkrankungen, wie etwa Zustand nach Myokardinfarkt, Arrhythmie oder Hypertonie,

waren nicht signifikant risikobehaftet.

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Schlussfolgerungen:

Die Bronchoskopie stellt aufgrund ihrer geringen Komplikationsrate und hohen

diagnostischen Wertigkeit eine wichtige Untersuchungsmethode der oberen und unteren

Luftwege dar. Wegen ihrer breiten Anwendbarkeit auch unter Risikopatienten ist sie aus

dem klinischen Alltag zu Recht nicht mehr wegzudenken.

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ABSTRACT

Background:

Aim of this retrospective study was to gather the type and frequency of complications at

diagnostic bronchoscopies in consideration of cardiac and pulmonal comorbidities.

Patients and methods:

The collective involves patients, which were examines between july 2003 and may 2006

in the university hospital in Erlangen, Department Internal Medicin. Only patients with

Etomidate as sedative and elective, purely diagnostic bronchoscopies with the flexible

bronchoscop were included. Alltogether the study consists of 519 patients who had 854

bronchoscopies.

In retrospect, there were detected peri- and postbronchoscopic complications. This

includes incidents like hypoxia, fever, bleedings, circulation problems, local reactions,

nausea and vomiting, convulsions as well as severe side effects like cardiopulmonary

resuscitation, intubation and pneumothorax.

Results:

38,5% of the bronchoscopies were held on patients with an underlying pulmonal

disease. At this was conspicuous, that the severity of a COPD correlates with the risk

for complications. At stadium 4 the probability for getting a complication was

significantly higher than in lower stadiums.

24,6% of the examinations were held on patients with an underlying cardiac disease. An

underlying tachycardia was the onliest risk factor for the incidence of complications,

especially for hypoxia. Others, like state after myocardial infarct, arrhythmia or

hypertension, were not significantly fraught with risk.

Conclusion:

The bronchoscopy is an important examination method of the upper and lower airways

because of its little complication rate and high diagnostic yield. Owing to its wide

practicability even under risk patients, clinical routine cannot possibly be imagined

without the bronchoscopy.

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I. EINLEITUNG

Die Untersuchungstechnik nach Ikeda mit dem flexiblen fiberoptischen Bronchoskop

fand in den 70er Jahren in den Klinikgebrauch Einzug und stellt einen Meilenstein der

bronchoskopischen Entwicklung dar. Mit Hilfe dieses Verfahrens können sehr weit

distal gelegene Lungenabschnitte eingesehen werden und visuell abgeklärt, sowie durch

spezielle Zusatzmaßnahmen verifiziert werden.

Eine vollständige Bronchoskopie beinhaltet eine Betrachtung sowohl der

supraglottischen Luftwege als auch des Larynx, des Weiteren der Trachea und der sich

anschließenden Bronchien bis hin zu den Segmentbronchi und deren Ästen. All diese

Strukturen werden hinsichtlich eventueller Veränderungen an Mucosa, Lumenweite und

Obstruktionszeichen betrachtet. Erst nach kompletter visueller Untersuchung werden

andere diagnostische Techniken hinzugezogen.

Die Untersuchung kann mit örtlicher Betäubung durchgeführt werden, an ambulanten

Patienten oder direkt am Krankenbett. Dabei wird das etwa 90mm lange, 6mm dicke

Instrument entweder nasal oder oral, bzw. durch das Tracheostoma eingeführt. Flexible

Bronchoskope mit größeren Lumina ermöglichen das Einführen von diversen

diagnostischen Hilfsmitteln, z.B. Biopsiezangen, Ballonkatheter, etc., um etwa zur

Histologiegewinnung Biopsien zu entnehmen oder mittels bronchoalveolärer Lavage

(BAL) Zellmaterial für die Zytologie zu sichern.

Typische Indikationen für die flexible Bronchoskopie sind Tumorverdacht, die

Abklärung von Hämoptysen, Infektions- bzw. Pneumoniediagnostik, Sekretabsaugung

und die Abklärung von interstitiellen Prozessen [21].

Die flexible Bronchoskopie ist zu einem effizienten, aus dem Krankenhausalltag nicht

mehr wegzudenkenden Diagnosestandard geworden, weil sie eine große Einsatzbreite

und ein überschaubares Risikoprofil aufweist [35, 16]. So berichten Credle et al. in einer

Analyse von 24.521 Bronchoskopien von einer Mortalitätsrate von 0,01% und einer

Rate an schwerwiegenden Komplikationen von 0,08% [7]. Zu ähnlichen Ergebnissen

kamen auch weitere retrospektive Studien [28]. Als potentiell lebensbedrohliche Risiken

sind an erster Stelle Blutungen und Pneumothoraces zu nennen [5, 15, 16]. In den

Leitlinien der British Thoracic Society werden darüber hinaus Atemwegsobstruktion,

Ateminsuffizienz, Pneumonie, Arrhythmien, Herzkreislaufstillstand, und Lungenödem

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als schwerwiegende Komplikationen aufgeführt [14]. Credle et. al zufolge ist das

häufigste Problem der Laryngospasmus, der bei inadäquater Anästhesie während der

Passage durch die Stimmritze auftreten kann [12].

Obwohl die Untersuchung ohne jegliche Sedierung machbar ist [34], wird eine

Medikation von vielen Untersuchern routinemäßig eingesetzt. Sie erleichtert zum einen

die Durchführbarkeit für den Arzt, da der Eingriff besser toleriert wird, zum anderen hat

sie einen anxiolytischen Einfluss und macht die Prozedur für den Patienten angenehmer

[14]. In einer Veröffentlichung des „European Respiratory Journal“ von 1998 wurde

belegt, dass etwa 80% der Patienten eine Sedierung wünschen [14].

Aus dem Einsatz der Prämedikation können Komplikationen resultieren, wobei

besonders kardiovaskuläre und respiratorische Nebenwirkungen von den Sedativa

verursacht werden [10, 23, 30, 31]. Obwohl der Einsatz von Sedativa im Vorfeld einer

Bronchoskopie nicht einheitlich geregelt ist, verwendet die Mehrheit der Untersucher

eine intravenöse Prämedikation [27, 34]. 2000 wurde eine Querschnittsuntersuchung an

681 deutschen Institutionen erhoben, in der große Unterschiede in der Durchführung der

Prämedikation auffielen. Zwei Drittel der Ärzte bronchoskopieren demnach nur in

Lokalanästhesie, das andere Drittel je nach Indikation in Allgemeinnarkose. Dies ist im

Hinblick auf Nebenwirkungen von Sedativa zu erklären, die während der

Bronchoskopie zu Komplikationen führen können. Es konnte jedoch in spezifischen

Studien kein signifikanter Unterschied in Bezug auf die Sicherheit der Untersuchung,

mit oder ohne Narkose, festgestellt werden [21].

Zur Analgosedierung kommen Benzodiazepine, Propofol, Opiate, Neuroleptika sowie

Injektionsnarkotika wie Etomidat in Frage [34]. In einer britischen Erhebung von 2003

wurde festgestellt, dass die meisten Bronchoskopien mit einer Sedierung durch

Midazolam erfolgten. Atropin wurde von 13% der Ärzte routinemäßig verabreicht. Als

Lokalanästhetikum wurde in den allermeisten Fällen Lidocain gewählt, welches als Gel

oder Spray in den Nasen- und Rachenraum gegeben wurde [27].

Für Benzodiazepine ist eine sedierende, anxiolytische, muskelrelaxierende und

antikonvulsive Wirkung charakteristisch, die sie durch Verstärkung der GABA-

mimetischen Neurone entfalten. Außerdem bewirken sie eine retrograde Amnesie.

Diese Nebenwirkung wird positiv besetzt, weil man sich verspricht, dass die

Bereitschaft zu einer Folgeuntersuchung beim Patienten steigt. Midazolam ist das am

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meisten eingesetzte Benzodiazepin [14]. Es flutet rasch an und wird schnell eliminiert

und ist demnach gut für kurze Sedierungen geeignet. Eine ausreichende Sedierung kann

mit einer Dosis von 2 mg erreicht werden, die, wenn benötigt, im 2-Minuten-Abstand

durch Boli von 1mg ergänzt wird [14]. Kardiovaskuläre Nebenwirkungen [3] und ein

relativ langer Hangover [4, 6] sind für Midazolam beschrieben worden.

Das kurzwirksame Injektionsanästhetikum Propofol ist ebenfalls in der Bronchoskopie

gebräuchlich und hat im Vergleich mit Midazolam einen noch schnelleren

Wirkungsantritt und eine kürzere Erholungszeit [4, 6]. Jedoch sind hämodynamische

Komplikationen auch für Propofol bekannt [23], darüber hinaus ist eine

Propofolanästhesie verhältnismäßig teuer und erfordert eine gute Fachkenntnis.

Da keine einheitlichen Leitlinien zur Prämedikation der Bronchoskopie existieren, stellt

sich die Frage, welche Methode am besten geeignet ist. Alternativ zu den bisher

genannten könnte Etomidat, ein kurzwirksames Hypnotikum, welches bisher zur

Intubation [31] und Kardioversion verwendet wird, einen Nutzen für die

präbronchoskopische Medikation haben.

1. Etomidat: Pharmakologie

Das Imidazolderivat Etomidat ist ein kurzwirksames Hypnotikum, welches nach

intravenöser Gabe sofortige tiefe Bewusstlosigkeit herbeiführt. Sein rascher Wirkeintritt

(Bewusstseinsverlust nach 23 bis 32 Sekunden [30]) macht es zu einem nützlichen

Hilfsmittel bei der Kurznarkose, aber auch zur Einleitung einer Allgemeinanästhesie ist

es geeignet.

Etomidat erreicht seine Wirkung durch die Aktivierung der β-Untereinheit GABAerger

Neurone und der daraus folgenden Erhöhung ihrer Chloridströme. Dadurch kommt es

aufgrund des Verteilungsmusters dieser Rezeptoren zu einer Dämpfung von Neokortex

und Formatio reticularis.

Die Wirkung hält wegen der Umverteilung in periphere Körperkompartimente nur kurz

an. Die Halbwertzeit wird mit 2,81 ± 1,64 Minuten angegeben. Im Plasma ist Etomidat

zu 76,2% an Proteine, hauptsächlich an Albumin, gebunden. Etomidat kann aufgrund

seiner Lipophilie gut durch die Blut-Hirn-Schranke diffundieren und reichert sich dort

in einer mit dem freien Etomidat im Plasma vergleichbaren Konzentration an. Die

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Elimination hängt von der Rückverteilung in zentrale Kompartimente und von der

Leberfunktion ab, die Eliminationshalbwertzeit beträgt 3,88 ± 1,11 Stunden [12].

Die notwendige Dosierung richtet sich nach der Empfindlichkeit des Patienten und

muss bei Leberinsuffizienz gegebenenfalls niedriger angesetzt werden. Für einen

sicheren und gut steuerbaren Bewusstseinsverlust werden 0,15 – 0,3 mg/kg

Körpergewicht streng intravenös verabreicht, eventuell in fraktionierter Weise.

Myoklonien stellen ein allgemeines Problem der Etomidatverwendung dar. Man hat

herausgefunden, dass eine Vorbehandlung mit Midazolam die Inzidenz von Myoklonien

signifikant reduzieren kann. Andere Benzodiazepine haben einen solchen Effekt nicht.

Dem liegt wahrscheinlich das schnellere Anfluten von Midazolam zugrunde [32].

Husten, Singultus, Übelkeit und Erbrechen, sowie in Einzelfällen Laryngospasmen

zählen außerdem zu den Nebenwirkungen von Etomidat. Es blockiert weiterhin durch

die Hemmung der 11β-Hydroxylase die Synthese der Nebennierenrindenhormone.

Einige seiner unerwünschten Wirkungen wie Injektionsschmerz und

Thrombophlebitiden konnten deutlich verringert werden, seit Etomidat in einer

Fettemulsion gelöst wird (Etomidat-Lipuro) [23].

Besonders hervorzuheben ist außerdem die geringe atemdepressive Wirkung. Es wurde

zudem von einer Blockade der pharyngealen Reflexe sowie von einem gewissen Schutz

vor Laryngospasmus berichtet [8, 31].

Etomidat ist ein adäquates Mittel besonders für Asthmatiker und kardiovaskuläre

Risikopatienten, da es nicht bronchokonstriktorisch wirkt und hämodynamisch

stabilisierend ist [3, 10] und auch nicht zu einer Histaminausschüttung führt [12].

2. Untersuchungsablauf der Bronchoskopie

Standardmäßig vor jeder Bronchoskopie wird der Gerinnungsstatus des Patienten

überprüft, ein Röntgenthorax und ein EKG gemacht. Der Patient wird aufgefordert,

mindestens 6 Stunden vor der Bronchoskopie nüchtern zu bleiben.

Während der Bronchoskopie kommen Fingerpulsoxymeter, 3-Kanal-EKG und

Blutdruckmonitoring zum Einsatz.

Die Gabe von 2 Litern Sauerstoff pro Minute erfolgt über einen nasalen Katheter. Bei

Patienten, die bereits an eine Langzeitsauerstofftherapie adaptiert sind, wird die

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bestehende Flussrate zunächst beibehalten. In jedem Fall wird eine Sättigung von

mindestens 90% angestrebt.

Die Untersuchung wird in Rückenlage durchgeführt. Es wird eine Lokalanästhesie der

Nase mit 2%igem Lidocaingel bei transnasalem Zugang, bzw. 2%igem Lidocainspray

bei transoralem Zugang verabreicht. In der Medizinischen Klinik 1 des Erlanger

Uniklinikums wird zur Sedierung bevorzugt eine Kombination aus Midazolam und

Etomidat eingesetzt. Dabei wird Midazolam in Dosen zu 2,5 mg verabreicht, Etomidat

kann in Dosen zu 2 mg bis maximal 20 mg auftiltriert werden. Darüber hinaus stehen

Atropin, Soludecortin H, Clobutinol und Dihydrocodon ergänzend zur Verfügung.

Sollte es erforderlich sein, können weitere Maßnahmen an die Inspektion des

Respirationstraktes angeschlossen werden. In Zusammenhang mit dieser Arbeit sind die

bronchoalveoläre Lavage, die endobronchiale Biopsie und die transbronchiale Biopsie

von Bedeutung.

Zur Diagnostik von Infektionen, diffusen Parenchymerkrankungen, Asthma bronchiale,

Lungenkarzinomen und -karzinosen steht die bronchoalveoläre Lavage (BAL) zur

Verfügung. Dabei wird das Endoskop so weit nach peripher vorgeschoben, dass das

Bronchuslumen damit verschlossen ist (sog. „wedge“- Position). Dann werden 100 ml

30ºC warme, sterile, 0,9%ige NaCl- Lösung in den Bronchialbaum instilliert und wieder

über das Bronchoskop abgesaugt. In den meisten Fällen können 40-60% des Volumens

zurückgewonnen werden. Da die lavagierte Alveolarfläche die lavagierte Fläche der

kleinen Bronchien bei Weitem übersteigt, ist die Probe vor allem sensibel für alveoläre

Prozesse. Artefakte aus der gespülten Bronchialregion fallen hierbei kaum ins Gewicht.

Die Probe wird filtriert, zentrifugiert und dann zytologisch untersucht. Neben zellulären

Veränderungen und einer Belastung der Atemwege mit Stäuben oder Aerosolen können

auch gelöste Partikel des Alveolarfilms nachgewiesen werden.

Sind verdächtige Areale mit dem Bronchoskop direkt einsehbar und erreichbar, können

sie durch eine endobronchiale Biopsie der Mucosa abgeklärt werden. Hierbei wird eine

Zange über den Arbeitskanal des Bronchoskops eingeführt und das Biopsat entnommen.

Mindestens 5 Proben sollten entnommen werden, um die Treffsicherheit zu erhöhen

[14]. Das Biopsat kann sowohl histologisch als auch zytologisch und mikrobiologisch

untersucht werden.

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Eine transbronchiale Lungenbiopsie ist vor allem in Bezug auf diffuse und nicht direkt

einsehbare Prozesse von Nutzen. Unter Durchleuchtung können diese lokalisiert und

mit der Biopsienadel angezielt werden. Auch hier sollten zur Sicherheit mehrere Proben

entnommen werden [14]. Im Anschluss wird ein Pneumothorax durch eine

Durchleuchtungskontrolle ausgeschlossen.

Nach der Untersuchung wird der Patient bei adäquatem Allgemeinzustand

monitorüberwacht und bleibt, um eine Aspiration zu verhindern, noch mindestens 2

Stunden nüchtern.

3. Fragestellung

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, retrospektiv die Durchführbarkeit von

diagnostischen Bronchoskopien unter Verwendung von Etomidat als Sedativum zu

ermitteln. Unter diesem Gesichtspunkt sollte auf eventuell auftretende Komplikationen

im Rahmen der Zusatzuntersuchungen wie BAL, Biopsie oder TBB, eingegangen

werden. Außerdem sollte der eventuell vorhandene Einfluss bestehender

respiratorischer und kardiologischer Vorerkrankungen untersucht werden.

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II. MATERIAL UND METHODEN

1. Studienkollektiv und Ausschlusskriterien

Aus der Datenbank der Medizinischen Klinik 1 Erlangen wurden alle Patienten

entnommen, die zwischen Juli 2003 und Mai 2006 bronchoskopiert wurden. Dies

entspricht dem Zeitraum der Einführung von Etomidat zur Sedierung bis zum Beginn

der Datenerhebung. Grundsätzlich wurden nur Bronchoskopien von stationären

Patienten in die Studie mit eingeschlossen, die Etomidat zur Sedierung erhielten.

Weitere Ausschlusskriterien waren:

• Bronchoskopien an Intensivpatienten

• Notfallbronchoskopien

• Therapeutische Bronchoskopien

• Bronchoskopie mit starrem Rohr

Alle Patientenakten konnten über das Archiv der Klinik angefordert und ausgewertet

werden. Das Studienkollektiv umfasst Daten zu 854 Bronchoskopien von 519 Patienten.

Abbildung 1 zeigt eine schematische Darstellung zur Selektion der Bronchoskopien.

Bronchoskopien der Med. Klinik 1

Zeitraum 2003 bis 2006

Midazolam / Etomidat zur Sedierung

Diagnostische Bronchoskopie

Flexibles Bronchoskop

Elektive Bronchoskopie

Kein Intensivpatient

Konsil aus Med.3 oder kein Konsil

Gesamtkollektiv der Arbeit

Abbildung 1. Auswahlkriterien der Datenerhebung

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2. Datenerfassung

Nachdem die zu untersuchenden Parameter definiert waren, wurden verschiedene

Quellen zur Datenerhebung genutzt. Ausgangspunkt war der schriftliche

Bronchoskopiebefund, welcher vom untersuchenden Arzt mittels eines standardisierten

Protokolls verfasst wird. Es werden Informationen zur Indikation, zum Laborstatus, zur

Medikation, zur während der Untersuchung auftretenden Komplikationen und zum

weiteren Prozedere festgehalten.

Im Anschluss wurden die Patientenakten aus dem Archiv der Med. Klinik 1 angefordert.

Aus diesen konnten weitere Daten zum Patienten und vor allem zum

postbronchoskopischen Verlauf entnommen werden. Dieser wurde auf 24 Stunden

begrenzt. In erster Linie wurden die Krankenblätter mit den Vitalparametern und

ärztlichen Anordnungen sowie die Pflegekurven mit den Berichten des Pflegepersonals

verwendet. Weitere Befunde, die für die Fragestellung von Interesse waren, wie

Lungenfunktionsergebnisse oder Laborparameter, fanden ebenfalls Verwendung.

3. Definition einzelner Studienparameter

Für jede Bronchoskopie wurden- neben Daten zur Person- Informationen zu den

folgenden Bereichen gesammelt:

1. Bestehende Grunderkrankungen

2. Lungenfunktion und Blutgase

3. Gerinnung

4. Indikation zur Bronchoskopie

5. Medikation vor und während der Bronchoskopie

6. Bronchoskopische Diagnostik

7. Komplikationen

Im Folgenden soll die Definition der einzelnen Parameter dieser Bereiche genauer

dargelegt werden.

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1) Bestehende Grunderkrankungen

Als Vorerkrankungen wurden kardiovaskuläre Erkrankungen,

• Koronare Herzkrankheit (KHK)

• Zustand nach Myokardinfarkt

• Absolute Arrhythmie

• Tachykardien

• Andere Arrhythmien

• Herzinsuffizienz

• Arterielle Hypertonie,

pulmonale Erkrankungen,

• COPD

• Asthma bronchiale

und maligne Erkrankungen erfasst. Hierbei wurde zwischen Bronchialkarzinomen und

anderen Malignomen unterschieden. Als Tumorpatienten wurden alle Patienten

angesehen, die in ihrer Krankengeschichte ein Malignom aufwiesen. Von dieser

Definition ausgeschlossen wurden Patienten, die wegen des Verdachts auf einen Tumor

bronchoskopiert worden sind.

Die Informationen zu den Grunderkrankungen wurden den ICD-10-Diagnosen des

endgültigen, in der Krankenakte abgehefteten Arztbriefes entnommen. Andere

Grundleiden als die genannten wurden notiert, aber nicht im Einzelnen unterschieden.

Um einen Überblick über die Morbidität und das perioperative Risikoprofil des

Patientenkollektivs zu erhalten, wurden alle Patienten nach dem ASA-Score (American

Society of Anaesthesiologists) klassifiziert; dies geschah in Abhängigkeit von ihren

Grunderkrankungen, die im Anamnesebogen zu finden waren.

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Tab. 1: Klassifikation der ASA

Grad Kriterien

ASA 1 Gesunder Patient

ASA 2 Patient mit leichter Allgemeinerkrankung ohne Leistungseinschränkung

ASA 3 Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung mit Leistungseinschränkung

ASA 4 Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung, die mit oder ohne Operation lebensbedrohlich ist

ASA 5 Moribunder Patient, der mit oder ohne die nächsten 24h voraussichtlich nicht überlebt

2) Lungenfunktion und Blutgasanalyse

Die Informationen zu Lungenfunktion und Blutgasanalyse wurden –soweit vorhanden-

der Akte entnommen. Die Lungenfunktion wurde für die Studie berücksichtigt, sofern

sie in zeitlichem Zusammenhang mit der Bronchoskopie durchgeführt worden war.

Dabei wurden die Vitalkapazität (VC), die Einsekundenkapazität (FEV1) und das

Verhältnis von beiden (FEV1/VC%), die relative Einsekundenkapazität, im Tiffeneau-

Test erfasst. Dies ist der Anteil der Vitalkapazität, der in der ersten Sekunde einer

maximalen Exspiration ausgeatmet werden kann. Falls eine arterielle Blutgasanalyse

vorlag, wurden der pH-Wert, der Sauerstoffpartialdruck (p02) und der

Kohlendioxidpartialdruck (pCO2) sowie die Sauerstoffsättigung (SaO2) unter Raumluft

ebenfalls aufgenommen.

Die Erfassung dieser Parameter diente zur Stadieneinteilung einer eventuell

vorhandenen COPD oder eines eventuell vorhandenen Asthma bronchiale, wenn in den

Akten dieser Patienten diesbezüglich noch keine ausreichenden Angaben vorlagen.

Richtlinie für die Klassifikation der COPD war die sog. GOLD-Klassifikation (Global

Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease), die eine Stadieneinteilung anhand des

FEV1 ermöglicht (siehe Tabelle 2).

Analog wird das Asthma bronchiale durch ebendiesen Parameter klassifiziert (Stadium

1 und 2: FEV1 ≥80%; Stadium 3: FEV1 60-80%; Stadium 4: FEV1 ≤60%).

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Tab. 2: GOLD-Klassifikation

Stadium FEV1/VC FEV1 Definition

1 <70% ≥80% ± chronischer produktiver Husten

2 <70% 50-80% Belastungsdyspnoe

3 <70% 30-50% Wiederholte Exazerbation,

eingeschränkte Lebensqualität

4 <70% ≤30% oder ≥50% und chron.

Respiratorische Insuffizienz/

Rechtsherzinsuffizienz

Lebensqualität stark

beeinträchtigt, Exazerbationen

lebensbedrohlich

3) Gerinnung

Ein niedriger Quick (<70%), eine zu hohe PTT (normal: 20-38s) und eine zu niedrige

Thrombozytenzahl (<150.000/μl) waren ausschlaggebend für einen pathologischen

Gerinnungsstatus. Ebenso wurde die Einnahme von gerinnungshemmenden

Medikamenten (Kumarine, ASS100, Clopidogrel) bewertet.

4) Indikationen

Die Indikation wurde dem Bronchoskopiebefund entnommen. Die Indikationen wurden

zu folgenden Gruppen zusammengefasst:

• Tumor (V.a. Tumor, Verlauf Tumorerkrankung)

• Erregerdiagnostik/ Infektionen

• Interstitielle Lungenerkrankungen

• Stenosen

• Stentkontrollen

• Husten

• Hämoptysen

• Blutungen

• Dyspnoe

• Fisteln

• Andere Indikationen

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Sowohl Metastasen als auch Primärtumore wurden der Indikation „Tumor“ zugeordnet.

Unterschieden wurde zwischen Erstdiagnostik bei Verdacht und Verlauf einer

Tumorerkrankung. Bei Verdacht war vor der Bronchoskopie der Tumor nicht gesichert.

„Erregerdiagnostik/ Infektionen“ beinhalten jene Bronchoskopien, die zur Erregersuche

bei Infektionen oder zur Verlaufsabklärung einer Infektion dienten.

„Interstitielle Lungenerkrankungen“ fasst die Krankheitsbilder der Lungenfibrose, der

Sarkoidose, des Morbus Wegener und der Amyloidosen zusammen.

5) Medikation

Die dem Patienten verabreichte Medikation wurde dem Bronchoskopiebefund, auf dem

alle Substanzen mit Dosis notiert wurden, entnommen. In die Datenerfassung wurde

jeweils die Gesamtdosis von Etomidat, Midazolam, sowie von den weniger häufig

verabreichten Medikamenten Atropin, Clobutinol, Soludecortin H und Dihydrocodon,

einbezogen. Andere Medikamente wurden in keiner Bronchoskopie verabreicht.

6) Bronchoskopische Diagnostik

Es wurde unterschieden zwischen:

• Bronchoskopie mit flexiblem Gerät (FB)

• FB mit BAL

• FB mit transbronchialer Biopsie

• FB mit endobronchialer Biopsie

• FB mit Sekretabsaugung.

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7) Komplikationen

Folgende Komplikationen wurden erfasst:

Schwere Komplikationen

1. Aufnahme auf Intensivstation

2. Reanimation

3. Pneumothorax

4. Massive, letale Blutung

5. Intubation

Leichte Komplikationen

1. Sättigungsabfall (<90%)

2. Verlängerter Sauerstoffbedarf

3. Positiver Schockindex (Tachykardie >100/min bei Hypotonie ≤100/60mmHg)

4. Laryngospasmus

5. Bronchospasmus

6. Fieber (>38ºC, >24h)

7. Pulmonaler Infekt (bei neu benötigter antibiotischer Therapie)

8. Übelkeit und Erbrechen (während -und /oder nach der Bronchoskopie)

9. Hämoptysen

10. Kleine Blutung ohne Transfusionspflicht

11. Vasovagale Reaktion

12. Myoklonien

13. Krampfanfall

Es wurde ein Zeitfenster von 24 Stunden nach der Bronchoskopie betrachtet, um einen

Zusammenhang zwischen Untersuchung und beobachteter Auffälligkeit zu belegen.

Sämtliche Komplikationen wurden nur dann als solche gewertet, wenn sie neu auftraten,

d.h. im Vorfeld der Bronchoskopie noch nicht dokumentiert waren. Eventuelle

Verschlechterungen von Symptomen, die der Patient schon vor der Untersuchung

zeigte, blieben unberücksichtigt, da diese nicht hinreichend quantifizierbar waren.

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4. Datenerhebung und Statistik

Die Dokumentation der Daten erfolgte manuell durch zwei Untersucher (Anja Sailer,

Sophie Ullmann) mit Hilfe des Programms Microsoft Excel, mit welchem auch die

deskriptive Statistik durchgeführt wurde. Weitere statistische Auswertungen erfolgten

mit dem Datenverarbeitungsprogramm SPSS Version13, Chicago Illinois.

Die 854 Bronchoskopien wurden an 519 Patienten durchgeführt. Jede Bronchoskopie

wurde als eigenes Ereignis gewertet. Von keinem Patienten sind mehr als 10

Bronchoskopien in die Studie eingeflossen.

Alle Messwerte sind als arithmetische Mittelwerte ± Standardabweichung angegeben.

Vergleiche von Gruppen wurden mittels des X²-Tests durchgeführt. Unterschiede

zwischen zwei Gruppen wurden als signifikant gewertet, wenn die

Irrtumswahrscheinlichkeit p im zweiseitigen Test kleiner als 0,05 war.

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III. ERGEBNISSE IM GESAMTKOLLEKTIV

1. Das Patientenkollektiv

Es wurden 854 Bronchoskopien von 280 (32,8%) weiblichen und 574 (67,2%)

männlichen Patienten ausgewertet. Das Alter wies eine Verteilung von 19 bis 95 Jahren

auf und lag im Mittel bei 60,3 ± 13 Jahren. Der mittlere Body- Mass- Index (BMI) des

Kollektivs lag bei 25,5 ± 5,2 kg/m², an der Obergrenze des Normalgewichts. 81% der

Patienten wurden einem ASA- Grad 2-3 zugeordnet (MW 2,4 ± 0,8) und litten an einer

Allgemeinerkrankung, die in 301 Fällen auch zu Leistungseinbußen führte. 57 Patienten

(6,7%) entsprachen einem Grad 4, 5 Patienten (0,6%) wiesen aufgrund ihres

moribunden Gesundheitszustands Grad 5 auf.

Die Datenauswertung zeigte, dass die Bronchoskopien vor allem an Patienten mit

maligner Vorerkrankung durchgeführt wurde (n=485; 56,8%). Von diesen hatte die

Mehrzahl (52,8%) ein Bronchialkarzinom, 44,3% ein anderes Malignom. 2,9% der

Malignompatienten konnten beiden Gruppen zugeordnet werden.

305 Bronchoskopien (35,7%) wurden an Patienten mit einer chronisch obstruktiven

Lungenkrankheit (COPD) durchgeführt. An einem Asthma bronchiale waren 25

Patienten (2,9%) erkrankt.

250 Patienten (29,3%) wiesen zum Zeitpunkt der Untersuchung eine arterielle

Hypertonie auf. Kardiovaskuläre Vorerkrankungen in Form von KHK,

Herzinsuffizienz, Absolute Arrhythmie, Tachykardie, Z.n. Myokardinfarkt etc. waren

wesentlich seltener dokumentiert.

Tabelle 3 gibt dazu einen Überblick.

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Tab. 3: Grunderkrankungen des Studienkollektivs

Pulmonale Grunderkrankung Anzahl (%)

COPD

Stadium 1

Stadium 2

Stadium 3

Stadium 4

NOS (not otherwise specified)

305 (35,7)

42

106

61

33

63

Asthma bronchiale 25 (2,9)

Kardiovaskuläre Grunderkrankung Anzahl (%)

Arterielle Hypertonie 250 (29)

KHK 68 (8)

Herzinsuffizienz 64 (7,5)

Absolute Arrhythmie 56 (6,6)

Tachykardie 54 (6,3)

Z.n. Myokardinfarkt 39 (4,6)

Andere Arrhythmien 32 (3,7)

Tumorerkrankungen Anzahl (%)

Bronchialkarzinome 270 (31,6)

Andere Malignome 229 (26,8)

Beide Malignomerkrankungen 14 (1,6)

721 Patienten (84,4%) wiesen mindestens eine der genannten Grunderkrankungen auf,

207 Patienten (24,2%) hatten sogar drei oder mehr der genannten Vorerkrankungen. Bei

76 Patienten (8,9%) waren nur andere chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel

Diabetes mellitus, als die in oben stehender Tabelle aufgeführten bekannt, während 57

Patienten (6,7%) zum Erfassungszeitpunkt keine Grunderkrankung vorwiesen.

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2. Bronchoskopien

Das Bronchoskop wurde fast in allen Fällen (98,2%) transoral oder transnasal

eingeführt, nur in 1,5% der Fälle wurde ein liegendes Tracheostoma als Zugangsweg

benutzt. 2 Patienten wurden bronchoskopisch intubiert.

Etwa die Hälfte der Untersuchungen (49,2%) war auf eine reine Inspektion der

Atemwege beschränkt. Zusatzuntersuchungen wurden in 434 Fällen (50,8%)

durchgeführt. Dabei wurde meist nur eine Technik zur Materialgewinnung angewandt.

Einen Überblick gibt Tabelle 4.

Tab. 4: Untersuchungsart

Technik Anzahl (%)

BAL 266 (31)

Biopsie 148 (17)

TBB 75 (8,8)

Sekretabsaugung 54 (6,3)

Nur Inspektion 420 (49,2)

1 Zusatzuntersuchung 336 (39,3)

>1 Zusatzuntersuchung 98 (11,5)

In den meisten Fällen stand die Durchführung der diagnostischen Bronchoskopie im

Zusammenhang mit einer gesicherten bzw. dem Verdacht auf eine Tumorerkrankung. In

diesem Sinne fanden 517 Bronchoskopien (60,5%) statt. Davon wurden knapp 2 Drittel

zur Verlaufskontrolle einer Tumorerkrankung, das restliche Drittel wegen des Verdachts

auf einen Tumor durchgeführt.

Eine Infektion bzw. der Nachweis eines Erregers war in 135 Fällen (15,8%) Grund für

die Bronchoskopie. Weitere Indikationen, und zwar interstitielle Lungenerkrankungen,

die Abklärung von Stenosen oder die Kontrolle eines Stents, Hämoptysen, Husten,

Blutungen, Dyspnoe und Fisteln waren weitaus seltener vertreten. Unter der Gruppe

„andere Indikationen“ wurden Indikationen zusammengefasst, die im Gesamtkollektiv

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eine Häufigkeit von 0,5% nicht überstiegen. In ihr befinden sich Indikationen wie z.B.

Atelektasen oder die zystische Fibrose. Siehe Tabelle 5.

Tab. 5: Indikationen

Indikationen

(Verlaufskontrollen und Erstdiagnostik)

Anzahl (%)

Tumor

V.a. Tumor

Verlauf Tumor

517 (60,5)

188 (22)

329 (38,5)

Erregerdiagnostik/ Infektion 135 (15,8)

Interstitielle Lungenerkrankungen 44 (5,2)

Stenosen 41 (4,8)

Hämoptysen 20 (2,3)

Husten 19 (2,2)

Blutungen 17 (2,0)

Stentkontrollen 17 (2,0)

Dyspnoe 16 (1,9)

Fisteln 6 (0,7)

Andere Indikationen 22 (2,6)

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3. Medikation

Etomidat, das Sedativum, welches in allen 854 Fällen der Studie verwendet wurde, kam

in einer mittleren Dosis von 7,0 ± 5,3 mg zum Einsatz. Verabreicht wurde mindestens 1

mg und maximal 48 mg. 95% der Untersuchungen wurden mit 18 mg Etomidat oder

weniger durchgeführt, also im Sinne des Dosierungsschemas, während nur 5% der

Untersuchungen mit einem einmaligen 2 mg-Bolus stattfanden. Außerdem fiel auf, dass

mit steigendem Lebensalter der Patienten im Durchschnitt weniger Etomidat gegeben

wurde. Das wird durch folgenden Sachverhalt deutlich: in der Gruppe von Patienten,

bei denen 2 mg Etomidat zur Sedierung ausreichten, lag das Durchschnittsalter bei 64 ±

12,5 Jahren (n=131; 15,3%), wohingegen das Durchschnittsalter bei Patienten, die mehr

als 20 mg Etomidat benötigten, bei 49 ± 16,7 Jahren lag (n=13; 1,5%).

Midazolam wurde in 98,7% der Fälle verabreicht, im Mittel in einer Dosis von 5,0 ± 2,0

mg, wobei das Minimum bei 1 mg, das Maximum bei 23 mg lag. Mehr als 10 mg

wurden nur in 5% der Fälle gegeben. Insgesamt 11 Bronchoskopien fanden ohne eine

vorherige Gabe von Midazolam statt.

Einen Gesamtüberblick über die verwendete Medikation zeigt Tabelle 6.

Tab. 6: Medikation

N Werte (%) MW ± SD Min.- Max. in mg

Etomidat 854 (100) 7,0 ± 5,3 1-48

Midazolam 843 (98,7) 5,0 ± 2,0 1-23

Atropin 136 (15,9) 0,5 ± 0,02 0,25-0,5

Clobutinol 199 (23,3) 20 ± 0 20

Dihydrocodon 68 (7,9) 9,3 ± 4,1 7,5-30

SDH 43 (5,0) 229,7 ± 52,1 50-250

SD: Standardabweichung; SDH: Soludecortin H

In Bezug auf bereits bestehende Grunderkrankungen des Patienten ließen sich ebenfalls

leichte Abweichungen in der Prämedikation erkennen. Demnach war es üblich, dass

beispielsweise Tumorpatienten weniger Etomidat (6,5 ± 4,7 mg) und Midazolam (4,7 ±

2,0 mg) verabreicht bekamen als Patienten ohne Tumorleiden (7,6 ± 5,9; 5,2 ± 2,2). Im

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Vergleich von pulmonal (6,7 ± 4,8; 5,0 ± 2,0) mit kardial Erkrankten (6,5 ± 5,4; 4,7 ±

2,1) ergab sich ein solch großer Unterschied nicht. Jedoch zeigte sich eine Signifikanz

dahingehend, dass kardial Vorerkrankte insgesamt seltener eine Etomidatdosis von über

6 mg benötigten als Gesunde (p=0,024).

4. Komplikationen

Es wurde ersichtlich, dass von den 854 durchgeführten Bronchoskopien 843 (98,7 %)

beendet werden konnten, 11 (1,3 %) mussten vorzeitig abgebrochen werden.

Vom Gesamtkollektiv der Untersuchungen hatten 143 (16,7 %) eine oder mehr als eine

leichte Komplikation zur Folge. Nach 9 Untersuchungen (1,1 %) traten eine oder

mehrere schwere Komplikationen auf. 2 Patienten (0,23 %) starben in zeitlichem

Zusammenhang mit einer zuvor durchgeführten Bronchoskopie.

Insgesamt verliefen 705 Untersuchungen (82,6 %) in Bezug auf das betrachtete

Spektrum komplikationslos.

Die häufigste Komplikation bestand im Auftreten von Hämoptysen, welche bei 37

Untersuchungen (4,3 %) beobachtet wurden. Danach folgte Sättigungsabfall in 32

Fällen (3,7 %), neuer Sauerstoffbedarf und Übelkeit, Erbrechen (jeweils 28 Fälle; 3,3

%), sowie 26 kleinere Blutungen (3,0 %). Die weiteren Komplikationen, die allesamt

wesentlich seltener auftraten, sind in Tabelle 7 aufgeführt.

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Tab. 7: Leichte Komplikationen

Leichte Komplikationen Anzahl (%)

Hämoptoe 37 (4,3)

Sättigungsabfall 32 (3,7)

Neuer O2-Bedarf 28 (3,3)

Übelkeit, Erbrechen postbronchoskopisch 28 (3,3)

Kleine Blutung 26 (3,0)

Positiver Schockindex 9 (1,1)

Fieber 8 (0,9)

Heiserkeit 3 (0,4)

Krampfanfall 2 (0,2)

Pulmonaler Infekt 2 (0,2)

Übelkeit, Erbrechen während Bronchoskopie 1 (0,1)

Bronchospasmus 1 (0,1)

Myoklonien 1 (0,1)

Laryngospasmus 1 (0,1)

Das dokumentierte Minimum, das bei einem Patienten mit Sättigungsabfall gemessen

wurde, betrug 40%. Im Mittel betrug die Minimalsättigung bei diesen Patienten 69,8 ±

11,6 %. Bei 19 der 32 Sättigungsabfälle konnte eine ausreichende Verbesserung durch

eine Erhöhung des supplementären Sauerstoffs erreicht werden.

Ein positiver Schockindex, definiert als Tachykardie in Zusammenhang mit einer

Hypotonie, trat in 1,1% der Fälle auf. Im Mittel wurde hierbei eine Herzfrequenz von

111 ± 6/min gemessen (Max. 120/min), bei einem Blutdruck von 93 ± 7,5/59 ±

5,3mmHg (Min. 80/50mmHg).

Nach 110 Bronchoskopien wurden kurzfristige, die 24-Stunden-Grenze nicht

überschreitende Temperaturanstiege auf über 38˚C registriert. Diese wurden

definitionsgemäß nicht als Komplikationen gewertet. 8 Patienten (0,9%) hatten länger

als 24 Stunden Fieber. Die mittlere Körpertemperatur bei den von Fieber (>24h)

betroffenen Patienten lag bei 39,4 ± 0,7˚C, bei einem Maximalwert von 40,4˚C.

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Zweimal wurde ein generalisierter Krampfanfall vermerkt, der jeweils durch erneute

Gabe von Midazolam unterbrochen wurde.

Der vermerkte Laryngospasmus bei einem Patienten trat nach der Gabe von Xylocain

und der mechanischen Reizung durch das Bronchoskop auf.

Schwerwiegende Komplikationen traten im Gesamtkollektiv mit einer gesamten

Häufigkeit von 1,3% wesentlich seltener auf. Nur in Einzelfällen oder, wie im

Folgenden weiter ausgeführt, nach bestimmten invasiven Methoden, kam es zu

ernsthafteren Bedrohungen für den Patienten. Siehe Tabelle 8.

Tab. 8: Schwere Komplikationen

Schwere Komplikationen Anzahl (%)

Pneumothorax 5 (0,6)

Massive Blutung 2 (0,2)

Reanimation 1 (0,1)

ITS 1 (0,1)

Intubation 1 (0,1)

Tod 2 (0,2)

Von den 5 Patienten mit einem Pneumothorax zeigten 4 keine Symptome. Bei ihnen

wurde der Pneumothorax nur radiologisch festgestellt. Lediglich bei einem

symptomatischen Patienten war eine Thoraxdrainage erforderlich. Eine Patientin wurde

im Verlauf der Untersuchung in dem Maße respiratorisch insuffizient, so dass eine

Verlegung auf die Intensivstation erforderlich war. Bei einem weiteren Patienten kam es

im Verlauf der Bronchoskopie zu einer ausgeprägten Blutung, wahrscheinlich bedingt

durch eine TBB, weshalb aus prophylaktischen Gründen eine Schutzintubation

vorgenommen wurde.

Ursache für die beiden Todesfälle waren massive Blutungen. Im ersten Fall trat die

Blutung während der Absaugung von Eiter aus der Trachea auf, worauf in sehr kurzem

zeitlichen Abstand die Asystolie folgte. Die Reanimationsmaßnahmen waren erfolglos.

Im zweiten Fall kam es erst nach der Rückverlegung auf die Station zu starken

bronchialen Blutungen, wahrscheinlich bedingt durch Gefäßarrosionen eines

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Bronchialkarzinoms. Dieser Patient hatte sich im Vorfeld gegen intensivmedizinische

lebensverlängernde Maßnahmen ausgesprochen.

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IV. ZUSATZUNTERSUCHUNGEN UND KOMPLIKATIONEN

Um zu erfassen, ob bestimmte Zusatzuntersuchungen bestimmte Risiken und

Nebenwirkungen mit sich bringen und diese in der Folge öfter zu beobachten sind,

wurde das Gesamtkollektiv der Bronchoskopien je nach stattgefundener

Untersuchungsart in die zwei Gruppen „Flexible Bronchoskopie ohne

Zusatzuntersuchung“ bzw. „Fiberoptische Bronchoskopie = FOB“ und „FOB mit

Zusatzuntersuchung = FB+“ aufgeteilt, wobei die zweite Gruppe je nach benötigtem

Vergleichskollektiv noch in die Untergruppen „BAL“, „Biopsie“, und „TBB“

differenziert wurde. Diese wurden weiteren statistischen Auswertungen unterzogen und

miteinander verglichen.

Das Kollektiv FOB umfasste 420 Untersuchungen (49,2%), das Vergleichskollektiv

FB+ umfasste 434 Untersuchungen (50,8%). Bezüglich der Patientencharakteristika

Alter, Geschlechterverteilung und pathologischer Gerinnung gab es keine signifikanten

Unterschiede zwischen den Kollektiven, bezüglich der Vorerkrankungen jedoch schon.

So zeigt die Auswertung, dass die alleinige Bronchoskopie (FOB) häufiger bei

Tumorpatienten zum Einsatz kam (p<0,001), denn 77,6% der Tumorpatienten (326/485)

waren im Kollektiv FOB zu finden. Auch bei Patienten mit einer COPD wurde häufiger,

nämlich in 63% der Fälle, eine alleinige Bronchoskopie (FOB) durchgeführt (p<0,001).

Die mit Abstand häufigste Indikation für die Bronchoskopie (FOB) war die

Verlaufskontrolle von Tumorerkrankungen (n=268; 63,8%). Danach folgten der

Verdacht auf einen Tumor (n=67; 15,9%), Stenosen, Stents und suspekte Blutungen.

Die Hauptindikation der BAL war mit 44,6% (n=124) die Infektionsdiagnostik, vor dem

Materialgewinn für die Zytologie bei Tumorabklärung (n=43; 16,2%) und interstitiellen

Lungenerkrankungen (n=37; 13,9%).

Bei der Biopsieentnahme stand vor allem der Verdacht auf einen Tumor (n=77; 52,0%)

im Vordergrund, während die TBB häufiger bei der Abklärung von interstitiellen

Lungenerkrankungen zum Einsatz kam (n=27; 36,0%). In Abbildung 2 wird gezeigt,

wie oft die unterschiedlichen Untersuchungsmethoden je nach Indikation Verwendung

fanden.

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Abbildung 2

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

V.a. Tumor

Verlau

f Tum

or

V.a. Sten

ose

Verlau

f Sten

ose

V.a. inter

stit. L

E

Verlau

f Lun

genfi

brose

Blutun

g

Errege

rdiag

nosti

k

Husten

Dyspn

oe

Hämop

toe

Verlau

f Sten

t

V.a. Fist

eln CF

Indikationen

BAL Biopsie Transbronchiale Biopsie Sekretabsaugung FOB

Abbildung 2. Indikationen und Untersuchungsmethoden

Im Zuge der Auswertung wurde ersichtlich, dass die unterschiedlichen

Untersuchungsmethoden unterschiedliche Dosierungen von Etomidat und Midazolam

mit sich brachten. Die mittlere verabreichte Menge war in der Gruppe der alleinigen

Bronchoskopien niedriger als bei Bronchoskopien mit Zusatzuntersuchungen. Zur

Bronchoskopie wurden im Mittel 6,4 ± 4,8mg Etomidat und 4,8 ± 2,2mg Midazolam

gegeben. Wurde eine Zusatzdiagnostik durchgeführt, so wurden 7,5 ± 5,7mg Etomidat

und 5,2 ± 2,0mg Midazolam verwendet. Insgesamt erhielten im Kollektiv FB+ mehr

Patienten (n=190; 43,7%) als in der Vergleichsgruppe FOB (n=146; 34,8%) eine

Etomidatdosis von mehr als 6mg (p=0,006). Siehe Tabelle 9.

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Tab. 9: Dosierungen nach Untersuchungsart

Untersuchung Midazolam mg

MW ± SD

Etomidat mg

MW ± SD

FOB allein 4,8 ± 2,1 6,5 ± 4,8

BAL 5,3 ± 2,0 7,9 ± 6,9

Biopsie 5,3 ± 2,1 7,9 ± 5,8

TBB 5,5 ± 2,0 9,1 ± 6,2

≥1 Zusatzuntersuchung 5,2 ± 2,0 7,5 ± 5,7

In der vorangegangenen Tabelle wird vor allem ersichtlich, dass die transbronchiale

Biopsie eine diagnostische Methode ist, die im Durchschnitt mehr Sedativa benötigt als

die anderen Maßnahmen. Aus diesem Sachverhalt lässt sich wiederum ein

Erklärungsmodell dafür herleiten, dass bestimmte Zusatzuntersuchungen mit speziellen

Nebenwirkungen behaftet sind, die ihrerseits auf die je nach Untersuchungsart

unterschiedlichen Medikamentendosen zurückzuführen sind.

Es konnte gezeigt werden, dass im Zuge einer diagnostischen Zusatzmaßnahme,

welcher Art auch immer, häufiger Komplikationen auftraten als ohne eine solche. Eine

alleinige fiberoptische Bronchoskopie war in 375 von 420 Fällen (89,3 %)

komplikationslos, während Bronchoskopien mit Zusatzuntersuchungen signifikant

(p<0,001) seltener komplikationslos verliefen (n=330; 76,0%). Siehe Tabelle 10.

Tab. 10: Untersuchungsarten und Komplikationsraten

Verfahren n

Werte

Ohne

Komplikation

(%)

≥1 leichte

Komplikation (%)

≥1 schwere

Komplikation (%)

BAL 266 77,4 21,8 1,2

Biopsie 148 74,3 25,0 0,7

TBB 75 54,7 40,0 8

FOB 420 89,3 10,2 0,7

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Insgesamt wies die Bronchoskopie mit Zusatzdiagnostik ein etwa doppelt so hohes

Risiko für leichte Komplikationen (23,0%) auf wie die alleinige Bronchoskopie

(10,3%).

Die im Rahmen einer Zusatzuntersuchung signifikant häufiger aufgetretenen Probleme

waren dabei:

• Sättigungsabfall

• Neuer Sauerstoffbedarf

• Fieber

• Blutung

• Hämoptoe

• Pneumothorax

• Übelkeit, Erbrechen

• Pulmonaler Infekt.

Tab. 11: Komplikationen bei Zusatzuntersuchung

Komplikation Mit

Zusatzuntersuchung

Ohne

Zusatzuntersuchung

p-

Wert

Sättigungsabfall 23 (5,3%) 9 (2,1%) 0,015

Neuer

Sauerstoffbedarf

22 (5,1%) 6 (1,4%) 0,003

Fieber 5 (1,1%) 3 (0,7%) 0,507

Kleine Blutung 19 (4,4%) 7 (1,7%) 0,021

Hämoptoe 24 (5,5%) 13 (3,1%) 0,081

Pneumothorax 5 (1,1%) 0 0,027

Übelkeit, Erbrechen 21 (4,8%) 8 (1,9%) 0,03

Pulmonaler Infekt 2 (0,5%) 0 0,164

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1. Komplikationen der Transbronchialen Biopsie (TBB)

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14

Pneu Sättigungsabfall Übelkeit,Erbrechen

Hämoptoe

TBBKeine TBB

Abbildung 3. Komplikationen der Transbronchialen Biopsie

Wie im Schaubild dargestellt, waren die Patienten, die einer transbronchialen Biopsie

unterzogen wurden, vor allem in Bezug auf das Auftreten von Pneumothoraces,

Sättigungsabfällen, Übelkeit und Erbrechen postbronchoskopisch und Hämoptoen

prädisponiert.

Die insgesamt fünf Pneumothoraces sind alle in Assoziation mit einer vorangegangenen

TBB zu sehen. Kein einziger wurde nach einer anderen Untersuchung als nach einer

transbronchialen Biopsie beobachtet (p<0,001).

Ein Sättigungsabfall konnte bei 10,7% (n=8) der Untersuchungen beobachtet werden,

während es im Vergleich dazu bei Untersuchungen ohne TBB in 3,1% der Fälle zu

einem solchem kam (p=0,001).

In Bezug auf Übelkeit und Erbrechen war ebenfalls eine Signifikanz zu verzeichnen.

Diese Komplikation wurde in 13,3% der Fälle (10/75), aber nur in 2,3% der

Bronchoskopien ohne TBB (18/779) dokumentiert (p<0,001).

Auch Hämoptysen wurden mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit (p=0,001)

nach einer TBB beobachtet. 12% der transbronchialen Biopsien, im Gegensatz zu 3,6%

der Untersuchungen ohne TBB, hatten eine solche Nebenwirkung zur Folge.

Dahingegen hatte die TBB in Bezug auf ein häufigeres Auftreten von kleinen oder

massiven Blutungen keine Signifikanz (p=0,227 bzw. p=0,660).

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2. Komplikationen der Endobronchialen Biopsie

Das Durchführen einer endobronchialen Biopsie hatte zum einen das Risiko einer

kleinen Blutung, zum anderen das des Auftretens einer Hämoptoe in signifikant

erhöhter Wahrscheinlichkeit zur Folge.

Wie schon bei der transbronchialen Biopsie, ist das gehäufte Beobachten von

Hämoptysen bei Biopsieentnahme (8,1%; p=0,013) mit der Invasivität der Maßnahme

zu erklären. Im Vergleich dazu kam es nach Stattfinden einer BAL in nur 5,3% der

Fälle (14/266) zu Hämoptysen.

Im Gegensatz zur TBB aber ergab die Auswertung einen signifikanten Zusammenhang

zwischen Biopsie und kleiner Blutung (9,5%; p<0,001).

3. Komplikationen der Bronchoalveolären Lavage (BAL)

Bezüglich der bronchoalveolären Lavage ist besonders das hohe, alle anderen

Techniken überragende Fieberrisiko zu erwähnen. Signifikant war das Auftreten von

kurzen Fieberschüben (<24h), welches zu 18,8% (n=50) dokumentiert war (p=0,001).

Dies ist aber nicht übertragbar auf das Ereignis eines mehr als 24h bestehenden Fiebers.

Diesbezüglich konnte keine Korrelation festgestellt werden.

Zudem war der Bedarf an Sauerstoff während oder nach der Bronchoskopie besonders

häufig in Verbindung mit einer BAL (n=14; 5,3%; p=0,028).

Im Gesamtkollektiv wurde zweimal (0,8%) ein pulmonaler Infekt beschrieben. Beide

entstammten dem Kollektiv von Patienten, die eine BAL erhalten hatten.

Abbildung 4 gibt einen Überblick darüber, in welchem Verhältnis die einzelnen

Zusatzmaßnahmen den Komplikationen vorausgingen.

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10

12

14

16

18

20

Pneum

othora

x

Sättigu

ngsa

bfall

Übelke

it/ Erbr

eche

n

Hämop

tysen

Kleine

Blutung

Pulmon

aler In

fekt

Fieber <

24h

Sauers

toffbe

darf

TBBBiopsieBALFOB

Abbildung 4. Zusatzuntersuchungen und Komplikationen

4. Komplikationen der Fiberoptischen Bronchoskopie ohne Zusatzuntersuchungen

(FOB)

Es wurde bezüglich der alleinigen Bronchoskopie kein signifikant größeres Risiko für

Komplikationen jeglicher Art im Vergleich zu Bronchoskopien mit diagnostischen

Zusatzmaßnahmen festgestellt. Die schweren Komplikationen, die in der Studie

auffielen, waren zwar mit Ausnahme der Pneumothoraces alle im Kollektiv FOB zu

finden, doch hinsichtlich der extrem seltenen Ereignisse (Tod, ITS, Reanimation,

massive Blutung) ließ sich keine Signifikanz zeigen.

Page 38: Art und Häufigkeit von Komplikationen der flexiblen ... · sich die Frage, welche Methode am besten geeignet ist. Alternativ zu den bisher Alternativ zu den bisher genannten könnte

- 34 -

V. VORERKRANKUNGEN UND KOMPLIKATIONEN

1. Pulmonale Vorerkrankungen

Das Gesamtkollektiv wurde wiederum unterteilt in 2 Untergruppen: Kollektiv PVE

(pulmonal Vorerkrankte; n=329; 38,5%) und Kollektiv PG (pulmonal Gesunde; n=525;

61,5%). In die Gruppe der Lungenerkrankungen wurden COPD und Asthma bronchiale

gerechnet.

Dieses von uns als „pulmonal vorerkrankt“ eingestufte Kollektiv wies im Vergleich zu

Lungengesunden schlechtere Lungenfunktionswerte auf. 76,2% der Patienten mit

Asthma oder COPD, deren Lungenfunktion im Vorfeld bestimmt wurde, hatten eine

relative Einsekundenkapazität von unter 75%.

Patienten mit einer Lungenerkrankung wurden signifikant häufiger (60,8%) ohne

Zusatzdiagnostik untersucht (p<0,001). Als häufigste Intervention kam bei ihnen die

BAL (20%) zum Einsatz, gefolgt von der Biopsie (15,5%) und der TBB (4,3%).

Von den 329 erkrankten Personen dieses Kollektivs zeigten 45 (13,7%) während oder

nach der Untersuchung Komplikationen. Dies ist ein signifikant (p=0,022) selteneres

Ereignis, als das bei pulmonal gesunden Patienten der Fall war (n=104; 19,8%). Eine

genauere Darstellung der Häufigkeiten in Bezug auf COPD- Patienten bietet Tabelle 12.

Tab. 12: Komplikationsraten bei COPD- Patienten und Gesunden

COPD Keine COPD

Anzahl % Anzahl %

n Werte 305 100 549 100

Leichte Komplikationen 40 13,1 103 18,8

Keine Komplikationen 262 85,9 443 80,7

Innerhalb des COPD- Kollektivs war zu beobachten, dass in der Gruppe mit den schwer

erkrankten Patienten (GOLD- Stadium 4) ein höherer Anteil an Komplikationen zu

verzeichnen war als in den niedrigeren Stadien. Siehe dazu Tabelle 13.

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- 35 -

Tab.13: Komplikationen nach GOLD- Stadien

Stadium n

Werte

Keine Komplikation

(%)

Leichte Komplikationen

(%)

1 42 35 (83,3) 7 (16,7)

2 106 96 (90,6) 9 (8,5)

3 61 50 (82,0) 10 (16,4)

4 33 26 (78,8) 7 (21,2)

Nicht

bestimmt

63 55 (87,3) 7 (11,1)

2. Kardiovaskuläre Vorerkrankungen

Dem Kollektiv KVE (kardiovaskulär Vorerkrankte; n=210; 24,6%) wurden Patienten

zugeordnet, die in der Anamnese bereits eine oder mehrere der folgenden

Grunderkrankungen aufwiesen: KHK (koronare Herzkrankheit), Herzinsuffizienz,

Absolute Arrhythmie, Z. n. Myokardinfarkt, Tachykardien, Hypertonie, andere

Arrhythmien. Demgegenüber stand das Kollektiv KG (kardial Gesunde; n=644; 75,4%).

Es gab keinen Beleg dafür, dass kardial Vorbelastete eine Prädisposition zu

Nebenwirkungen eines bronchoskopischen Eingriffs bzw. dessen Medikation haben. Im

Gegenteil, bei der Auswertung wurden nahezu gleiche Komplikationsraten für die

Kollektive KVE und KG errechnet, die mit Wahrscheinlichkeiten von 16,2% bzw.

16,6% leichte Komplikationen zeigten.

Alle kardialen Vorerkrankungen wurden einzeln auf ein gehäuftes Auftreten von

Komplikationen untersucht. Lediglich bei der Tachykardie, die bei 54 Patienten vor der

Bronchoskopie bestand, ließ sich ein signifikant erhöhtes Risiko (p=0,001) für die zwei

Nebenwirkungen „Neuer Sauerstoffbedarf“ (13% vs. 2,6%; p>0,001) sowie „Fieber“

über 24h (3,8% vs. 0,8%; p=0,029) darstellen.

33% (n=18) zeigten während oder nach der Untersuchung Komplikationen, wohingegen

unter den 800 normofrequenten Patienten eine Komplikationsrate von nur 16,4%

(n=131) zu verzeichnen war.

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- 36 -

VI. UNTERSUCHUNGSABBRÜCHE

Von den insgesamt 854 Bronchoskopien konnten 98,7% (n=843) zu Ende geführt

werden. 11 Untersuchungen (1,3%) mussten vorzeitig, ohne dass die Diagnostik ganz

abgeschlossen werden konnte, abgebrochen werden.

Wie in Tabelle 14 dargestellt, waren die vorzeitig abgebrochenen Untersuchungen zum

größten Teil einfache fiberoptische Bronchoskopien ohne jegliche Zusatzintervention

(p=0,029).

Tab. 14: Abbrüche in Abh. des Untersuchungsmodus

Zusatz-

Untersuchung

Keine

Zusatzuntersuchung

Gesamt

Untersuchung beendet

(abs./rel.)

432

(99,5 %)

411

(97,8 %)

843

(98,7 %)

Untersuchung

abgebrochen(abs./rel.)

2

(0,46 %)

9

(2,1 %)

11

(1,3 %)

Gesamt (abs./rel.) 434 (100 %) 420 (100 %) 854 (100% )

Bei den zwei Zusatzuntersuchungen handelte es sich um eine Biopsie und eine

Sekretabsaugung. Die Abbruchursachen waren eine wahrscheinlich durch Biopsie eines

stark vaskularisierten Tumorgewebes bedingte massive Blutung sowie eine

unüberwindbare Eiteransammlung in der Trachea. Alle anderen Abbrüche fanden

während einer normalen Bronchoskopie ohne Intervention statt. Die Ursachen zeigt

Tabelle 15.

Page 41: Art und Häufigkeit von Komplikationen der flexiblen ... · sich die Frage, welche Methode am besten geeignet ist. Alternativ zu den bisher Alternativ zu den bisher genannten könnte

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Tab. 15: Abbruchursachen

Abbruchgrund Anzahl

Respiratorische Insuffizienz 2

Tod infolge Blutung 2

Stenosierung 1

Bronchospasmus 1

Krampfanfall 1

Erbrechen 1

Paradoxe Reaktion 1

Sättigungsabfall 1

Eiteransammlung Trachea 1

Die respiratorische Insuffizienz war in einem Fall so ausgeprägt, dass es zu einem

rapiden Abfall der Sauerstoffsättigung bis auf einen Minimalwert von 78% kam, worauf

die Patientin intubiert wurde und 3 Stunden lang invasiv beatmet werden musste.

Im anderen Fall war der Patient von Vornherein sehr unruhig, was sich in

Hustenattacken bemerkbar machte. Anschließend kam es zu einem massiven

Sättigungsabfall bis auf einen Minimalwert von 40%. Nachdem der Patient keinen

Intubationsversuch tolerierte, wurde Anexate (Wirkstoff: Flumazenil; ist für die

Aufhebung der zentral dämpfenden Wirkung von Benzodiazepinen angezeigt)

verabreicht und die Verlegung auf die Intensivstation beschlossen.

Ein weiterer Patient konnte aufgrund von beträchtlichen Stenosen in der Trachea und

beiden Hauptbronchien, mit Lumeneinengungen bis zu 90% nicht zu Ende

bronchoskopiert werden.

Eine Patientin entwickelte direkt nach komplikationslosem Einführen des Bronchoskops

einen ausgeprägten Bronchospasmus mit kurzfristigem Sättigungsabfall auf bis zu 75%,

woraufhin die Gabe von 250mg Soludecortin H sowie der Abbruch der Untersuchung

erfolgte.

Einen generalisierten Krampfanfall erlitt eine Patientin während der Bronchoskopie.

Dieser konnte mit 5mg Midazolam unterbrochen werden.

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Eine weitere Untersuchung musste abgebrochen werden, weil es wegen schwallartigen

Erbrechens einer Patientin, unter Begleiterscheinungen wie Tachykardie (Herzfrequenz

160/min) und Sättigungsabfall (86%) zu einer Aspiration kam.

Zu einem Untersuchungsabbruch kam es aufgrund einer sog. paradoxen Reaktion auf

Etomidat und Midazolam, die sich durch Unruhe und Agitiertheit äußerte.

Eine initial schon bestehende niedrige Sauerstoffsättigung, die im Verlauf der

Untersuchung weiter auf bis zu 60% absank, war ebenfalls ein Abbruchsgrund. Auch

unter Gabe von Anexate, Soludecortin H und Sultanol verbesserte sich der Zustand des

Patienten nicht, worauf dieser schließlich auf die Intensivstation verlegt wurde.

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VII. UNTERSUCHER

Bezüglich der Ärzte, die die Bronchoskopien unserer Studie durchführten, ergaben sich

keine Auffälligkeiten, die auf einen Einfluss des Untersuchers auf potentielle Risiken

für den Patienten schließen lassen könnten. So wurde das Ärztekollektiv je nach

relativem Anteil an den Untersuchungen in zwei Gruppen unterteilt (mehr als 100

eigenständig durchgeführte Bronchoskopien versus weniger als 100 eigenständig

durchgeführte Bronchoskopien). Die Hypothese, dass ein Untersucher, der nur selten

eine Bronchoskopie vornimmt, also eher als „unerfahren“ einzustufen ist, mehr

Komplikationen bedingt als ein Kollege, der regelmäßiger diese Art der Diagnostik

praktiziert, ließ sich nicht bestätigen. Meist war jedoch neben den unerfahrenen

Untersuchern ein erfahrener Kollege bei der Bronchoskopie anwesend.

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40

VIII. DISKUSSION

Das wesentliche Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluss von

bronchoskopischen Zusatzuntersuchungen und eventuellen Vorerkrankungen des

Patientengutes auf die Häufigkeit von Komplikationen zu erfassen.

Zunächst einmal wurde das Auftreten von Komplikationen allgemein im Rahmen der

Bronchoskopie untersucht. Eine Wahrscheinlichkeit von 17% für leichte sowie eine

Wahrscheinlichkeit von 1% für schwerere Komplikationen wurde errechnet. Die

Mortalitätsrate lag bei 0,23%. In Studien, die zum Vergleich herangezogen wurden,

kamen diesbezüglich sehr unterschiedliche Ergebnisse zutage. So berichten Alamoudi et

al. (2000) von einer 14%igen Hämoptysenwahrscheinlichkeit, die in dieser Analyse die

Hauptnebenwirkung der Bronchoskopie darstellte [1]. Eine Studie von Pue und Pacht

(1995) berichtete von lediglich 0,8% leichten bzw. 0,5% schweren Komplikationen

[28]. Eine große Querschnitterhebung über Bronchoskopien in Deutschland (2000)

zeigte eine Gesamtkomplikationsrate von 2,7%, eine Mortalität von 0,02% und

berichtet zudem über eine Schwankung der Komplikationsraten in der Literatur

zwischen 0,2 und 11% [21]. Diese zum Teil großen Diskrepanzen, die zwischen den

einzelnen Untersuchungen auffallen, lassen sich darauf zurückführen, dass in den

Studien sehr variable Betrachtungsweisen vorlagen. Es fiel im Zuge der deutschen

Querschnitterhebung auf, dass sowohl die Prämedikation, die Überwachungs- und

Hygienemaßnahmen als auch die Dokumentation der Komplikationen sehr

unterschiedlich gehandhabt wurde. So stellte sich heraus, dass in 231 der 681 in die

Auswertung eingeflossenen Abteilungen die Patienten nur während, in 99 während und

nach, sowie in 3 Abteilungen nur nach der Bronchoskopie überwacht werden. Dies hat

zur Folge, dass immerhin ein gutes Drittel der Patienten nicht mit ihren eventuellen

postbronchoskopischen Komplikationen in die Erhebung einfließen konnte. Außerdem

betrug die Nachbeobachtungszeit im Mittel 4,9 ± 7,5 Stunden, nach einer Intervention

9,9 ± 10,3 Stunden. Im Gegensatz dazu waren die Patienten unserer Arbeit allesamt

stationär und konnten somit über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Dies

ermöglichte die relativ lange Nachbeobachtungszeit unserer Studie von 24 Stunden.

Diese beiden abweichenden Betrachtungsweisen stellen nur zwei Ursachen für die

unterschiedlichen und in der vorliegenden Arbeit höheren Komplikationsraten dar.

Wesentliche Unterschiede fielen auch im betrachteten Komplikationsspektrum auf. So

wurden in den im Zuge der Querschnitterhebung verschickten Fragebögen lediglich 3

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41

kleinere und 3 maßgebliche Komplikationen aufgeführt, im Gegensatz zu den 13

leichten und 5 schweren Komplikationen, nach denen in unserer Studie gefahndet

wurde. So gingen Nebenwirkungen wie Tachykardie, Hypotonie, Fieber, Pulmonaler

Infekt, Übelkeit und Erbrechen, Krampfanfall und Myoklonien, Laryngo- und

Bronchospasmus, Intensivpflichtigkeit und Reanimation nicht in die große Studie ein,

ein weiterer Grund für die im Vergleich mit unserer Arbeit niedrigen

Komplikationsraten.

Zu IV.1.) Komplikationen der Transbronchialen Biopsie (TBB)

In einer älteren Untersuchung von Simpson et al. (1986) zeigte sich eine erhöhte

Mortalität nach TBB (0,12% vs. 0,04%) sowie vermehrt schwerwiegende

Komplikationen (2,7% vs. 0,12%) [34]. Dies bestätigte sich in der vorliegenden Arbeit

nur teilweise, und zwar hinsichtlich der Pneumothoraces, die, schwere Komplikationen

darstellend, ausschließlich nach Durchführung einer transbronchialen Biopsie im Sinne

einer invasiven und damit traumaverursachenden Maßnahme zu beobachten waren.

6,7% der stattgefundenen TBB hatten einen Pneumothorax zur Folge.

Vergleichsstudien belegen diese Abhängigkeit. So berechneten Izbicki et al. eine

Wahrscheinlichkeit von 2,7% für einen Pneumothorax nach TBB [15], eine andere

Analyse kam ebenfalls zu dem schon erwähnten Schluss der signifikanten Korrelation

von Pneumothorax und TBB [34].

Im Zuge der Erhebung von Izbicki et al. fiel das „biopsieabhängige“ erhöhte

Blutungsrisiko auf, welches in unserer Studie bestätigt werden konnte. Dieses bezieht

sich im vorliegenden Fall jedoch nur auf Hämoptysen, während kleine oder gar massive

Blutungen nicht signifikant mit der TBB assoziiert sind. Eine mögliche Ursache dafür

ist die regelmäßige Verabreichung von Arterenol 1:1000 (1-3 ml) bei Blutungen, die

auch nach Abwarten nicht von selbst sistieren. Dieses Vorgehen hat in unserer Studie

dazu geführt, dass massive, unstillbare Blutungen sehr selten auftraten.

Die festgestellte geringe Komplikation Übelkeit und Erbrechen steht im Zusammenhang

mit der mittleren Etomidatdosierung, die, wie unter Punkt IV. schon berichtet, bei

transbronchialen Biopsien deutlich höher lag. Dazu passt die für Etomidat bekannte

Nebenwirkung, Übelkeit und Erbrechen hervorzurufen [23].

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42

Zu IV.2.) Komplikationen der Endobronchialen Biopsie

Nach endobronchialer Biopsieentnahme wurde eine signifikante Häufung von

Hämoptysen und kleinen Blutungen festgestellt. Dies lässt sich mit der hohen

Wahrscheinlichkeit erklären, bei Entnahme von Material aus der Mucosa bzw. darüber

hinaus, ein - wenn auch minimales - Trauma zu setzen, welches das Auftreten von

Hämorrhagien zur Folge haben kann. Im Gegensatz zur TBB wurde nach

endobronchialer Biopsie jedoch auch eine Assoziation von Biopsie und kleiner Blutung

erwiesen. Möglicherweise ist die geringere Gefahr, bei Läsion lediglich der

oberflächlichen Bronchuswandschichten maßgebliche Blutungen zu provozieren, der

Grund dafür, dass in diesen Fällen auf eine frühe Arterenolgabe verzichtet und das

spontane Ende der kleinen Blutung abgewartet wurde.

Zu IV.3.) Komplikationen der Bronchoalveolären Lavage (BAL)

Der Bedarf an Sauerstoff während oder nach Eingriff trat besonders häufig bei

Bronchoskopien mit BAL auf. Als Ursache hierfür kommt in Betracht, dass bei

Patienten, bei denen eine BAL durchgeführt werden muss, meist eine

Ventilationsstörung vorliegt. Dies passt zu dem Ergebnis, dass eine BAL wie in Kap.

IV. beschrieben, am häufigsten (44,6%) zum Zwecke der Erregerdiagnostik

durchgeführt wurde. Der bei solchen Patienten ohnehin bestehende Hang zu

respiratorischer Insuffizienz, Hyperreaktivität und Anfälligkeit wird durch Einbringen

der Spülflüssigkeit im Sinne einer irritativen Maßnahme zum Sättigungsabfall geführt

haben.

Außerdem auffällig war im Zuge der Betrachtung der BAL das sehr hohe Fieberrisiko.

Besonders kurzdauernde Fieberschübe bis max. 24h waren mit 18,8% zahlreich. Länger

als 24h dauerndes Fieber jedoch wurde hierbei nicht signifikant häufiger beobachtet als

bei den anderen Untersuchungstechniken.

Überdies traten 2 pulmonale Infekte nach BAL auf. In Verbindung mit den gehäuften

Fieberereignissen in dieser Gruppe wurden durch das Einbringen der Spülflüssigkeit

(„lavagieren“) in großen Mengen vorhandene Keime in die um- und tiefer gelegenen

Bronchialabschnitte verschleppt und somit das Entstehen einer Pneumonie begünstigt.

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Zu IV.4.) Komplikationen der Fiberoptischen Bronchoskopie ohne

Zusatzuntersuchungen (FOB)

Wie zu erwarten war, wurde bezüglich der alleinigen Bronchoskopie kein signifikant

größeres Risiko für Komplikationen jeglicher Art festgestellt als bezüglich

Bronchoskopien mit Zusatzuntersuchungen. Die schweren Komplikationen, die in der

Studie auffielen (Tod, Intensivpflichtigkeit, Reanimation, massive Blutung) waren zwar

mit Ausnahme der Pneumothoraces alle im Kollektiv FOB zu finden, doch insgesamt

waren diese Komplikationen so selten, dass eine genauere Zuordnung nicht möglich ist.

Zu vermuten sind jedoch risikofördernde Faktoren wie etwa Vorerkrankungen,

pathologischer Gerinnungsstatus oder niedriger ASA- Grad.

Zu V.) Vorerkrankungen und Komplikationen

Von den 330 nach unserer Definition pulmonal vorgeschädigten Personen (COPD,

Asthma) zeigten 13,6% während oder nach der Untersuchung Komplikationen,

wohingegen pulmonal Gesunde zu 19,8% Komplikationen aufwiesen. Dieses Ergebnis

erscheint auf den ersten Blick paradox, hätte man doch erwartet, dass an einer

Lungenkrankheit leidende Patienten in höherem Maße mit Komplikationen auf den Reiz

einer Bronchoskopie reagieren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in die

Datenerhebung nur diejenigen Komplikationen einflossen, die neu auftraten, d.h.,

eventuell bei pulmonal beeinträchtigten Patienten schon vor der Bronchoskopie

bestehende Probleme wurden nicht mit in die Statistik einbezogen. Dabei kann es sich

beispielsweise um eine niedrige Sättigung, nasale Sauerstoffapplikation, Fieber oder

Blut im Sputum (im Sinne von Hämoptysen) sein. Es ist anzunehmen, dass gerade diese

genannten Auffälligkeiten im Kollektiv zum Grundleiden gehörten und somit das

Ergebnis der Statistik beeinflussten, zumal Hämoptysen (4,3%), Sättigungsabfall (3,7%)

und neuer Sauerstoffbedarf (3,3%) die drei häufigsten Nebenwirkungen im

Gesamtkollektiv waren.

Innerhalb des COPD-Kollektivs zeigte sich, dass das GOLD-Stadium der COPD ein

Prädiktor für Komplikationen war. Dies ist nachzuvollziehen, vor Allem in Hinblick auf

die Diffusionskapazität im reaktiv veränderten Lungengewebe, die an sich eine

verminderte Sauerstoffaufnahme nach sich zieht.

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Hattotuwa et al. untersuchten in einer Studie (2002) Bronchoskopien an 57 COPD-

Patienten [13]. Dabei kam eine Inzidenz schwerer Ereignisse, die eine stationäre

Behandlung erforderten, von 2,0% zutage. Weiterhin wurden bemerkenswerterweise

keine gehäuften Sättigungsabfälle verzeichnet, unter Beachtung des in diesem Institut

ebenfalls üblichen Einsatzes von Midazolam, bei dem die Gefahr zur Atemdepression

besteht.

Kristensen et al. verglichen Bronchoskopien an 2 Gruppen: die Patienten in Gruppe 1

hatten niedrigere Lungenfunktionswerte (FVC<75%) als jene in der Gruppe 2 und

erhielten im Gegensatz zu diesen nach der Untersuchung keinen supplementären

Sauerstoff. Nach der Bronchoskopie war die Inzidenz hypoxämischer Episoden in der

ersten Gruppe deutlich höher (88 vs. 41%), was belegt, dass lungenbeeinträchtigte

Patienten während und nach der Bronchoskopie mit Sauerstoff versorgt werden sollten

[18].

Es ist daher anzunehmen, dass die flexible Bronchoskopie mit eventuellen

Zusatzuntersuchungen an Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung eine

Untersuchungsmethode ist, die, in Anbetracht der Schwere der jeweiligen

Krankheitsausprägung und des diagnostischen Outcomes, keine über das normale Maß

herausgehenden Risiken für den Patienten birgt. Jedoch sollte die verminderte

Lungenfunktion, die im Zuge der Erkrankung zu erwarten ist, Anlass für eine obligate

Sauerstoffzufuhr auch nach der Untersuchung sein.

Ein Beleg dafür, dass kardial vorbelastete Patienten häufiger Komplikationen

entwickeln als kardial Gesunde, ließ sich in der vorliegenden Arbeit nicht feststellen.

Bei speziellem Eingehen auf die einzelnen kardialen Erkrankungen fiel jedoch auf, dass

Patienten, die bereits vor der Bronchoskopie tachykard waren, signifikant häufiger (33,3

vs. 16,4%) zu Komplikationen neigten. Im Einzelnen sind Sauerstoffbedarf sowie

Fieber zu nennen. Daraufhin wurde dieses Patientenkollektiv bezüglich der

vorbestehenden Sauerstoffsättigung betrachtet. Hierbei ergab sich die Feststellung, dass

zahlreiche Patienten (20,4%) mit einer vorbestehenden Tachykardie im Vorfeld der

Bronchoskopie bereits eine Sauerstoffsättigung unter 90% hatten, im Vergleich mit

normofrequenten Patienten, die deutlich seltener (7,3%) eine zu niedrige Sättigung

aufwiesen (p=0,001). Dieser Zusammenhang auf kardiopulmonaler Ebene erklärt zum

Einen das gehäufte Auftreten von Sauerstoffbedarf nach der Untersuchung, zum

Anderen mag die relativ geschwächte kardiopulmonale Gesamtsituation dieser

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45

Patientenkohorte auch ein Grund sein für eine erhöhte Infektanfälligkeit und somit für

die Entwicklung febriler Temperaturen.

Das Ziel dieser Arbeit, die Erfassung peribronchoskopischer Komplikationen und deren

Zusammenhänge mit den betrachteten Faktoren, und die Auswertung der Ergebnisse

zeigte deutlich, dass die Bronchoskopie ein erprobtes diagnostisches Mittel ist, welches

im Klinikalltag, aber auch im ambulanten Bereich routinemäßig zur Verwendung

kommen kann. Grund dafür ist die vergleichsweise aufwandsarme Durchführung an nur

leicht zu sedierenden Patienten und die relative Risikoarmut. Ermöglicht wird durch

sorgfältige Überwachung sogar die Untersuchung risikobehafteter, teils multimorbider

Patienten. Das Injektionsnarkotikum Etomidat hat in jahrelanger routinemäßiger

Anwendung seine Vorteile gegenüber anderen Medikamenten gezeigt. Dies wurde in

unserer Arbeit bestätigt. Etomidat ist aus gutem Grund ein probates Mittel bei

Kurznarkosen, wie sie bei endoskopischen Eingriffen durchgeführt werden.

In der Zusammenschau hat sich somit bestätigt, dass die Bronchoskopie unter

Zuhilfenahme von Etomidat zu Recht eine überaus wichtige Rolle im medizinischen

Alltag innehat und aus diesem nicht mehr wegzudenken ist.

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Danksagung

Herrn Prof. Dr. med. Eckhart G. Hahn, ehemaliger Klinikdirektor der medizinischen

Klinik 1 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, danke ich für seine

Bereitschaft, meine Promotion an seiner Klinik durchführen zu können.

Mein besonderer Dank gilt Herrn PD Dr. med. W. Brückl, leitender Oberarzt der

Pneumologischen Onkologie des Klinikum Nord in Nürnberg, für die Überlassung des

Themas und die freundliche Unterstützung während der Erstellung der Arbeit.

Allen Freunden und Verwandten, die Anteil genommen haben an dieser Arbeit und

meinem Werdegang, möchte ich Danke sagen.

Meinen Eltern Angela und Helmut Grüttner danke ich für ihre stetige Begleitung und

Unterstützung auf meinem Weg.

Von Herzen danke ich meinem Ehemann Christian, dessen Zutun beinahe immer

spürbar war und ist.

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Lebenslauf

Name Sophie Ullmann, geb. Grüttner

Geburtsdatum 03.10.1983

Geburtsort Bad Schlema

Eltern Angela Grüttner, geb. Schneider;

Krankenschwester

Helmut Grüttner; Krankenpfleger

Geschwister

Ehemann

Margaret Mittag; Lehrerin

Felicitas Grüttner; Auszubildende

Christian Ullmann, Arzt

Bildungsgang

1990 – 1994 Grundschule Altstadt Lößnitz

1994 – 2002 Matthes-Enderlein-Gymnasium Zwönitz

Juni 2002 Abitur

10/2002 – 3/2003 Studium der Geografie an der Friedrich-

Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

4/2003 – 2/2008 Studium der Medizin an der Friedrich-

Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

2/2008 – 6/2009 Studium der Medizin an der Universität

Leipzig

Juni 2009 Staatsexamen

Seit November 2009

Assistenzärztin in der Notaufnahme im

Evangelischen Diakonissenkrankenhaus

Leipzig

Leipzig, den 21. September 2009