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&) : > f,j, 2 . .fTT # < '~.?i" VERÖFFENTLICHUNGEN DER GESELLSCHAFT FÜR UNIVERSITÄTS- U N D WISSENSCHAFTSGESCHICHTE Band' 1 Artisten und Philosophen Wissenschafts- und Wirkungsgeschichte einer Fakultät vom 13. bis zum 19. Jahrhundert herausgegeben von Rainer Christoph Schwinges Redaktion: Barbara Studer Separatum SCHWABE & C O AG - VERLAG. BASEL 1 "i4

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V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N DER GESELLSCHAFT FÜR UNIVERSITÄTS- U N D WISSENSCHAFTSGESCHICHTE

Band' 1

Artisten und Philosophen Wissenschafts- und Wirkungsgeschichte

einer Fakultät vom 13. bis zum 19. Jahrhundert

herausgegeben von Rainer Christoph Schwinges

Redaktion: Barbara Studer

Separatum

S C H W A B E & C O AG - V E R L A G . BASEL

1 "i4

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D e r H u m a n i s m u s u n d seine gesellschaftliche B e d e u t u n g

Walter Rüegg, Bern / Veytaux

,,Unter einem Humanisten verstehe ich jemanden, dcr sich in Staats- kunst, Geschichte, Kosmographie, usw. auskennt." So bezeichnete 1617 der englische Diplomat Fynes Moryson, Fellow von Peterhouse, Cambridge, die gesellschaftliche Bedeutung der Bildungsbewegung, die im 19. Jahrhundert die Bezeichnung „Humanismus" erhielt'. Seit 1943, als mich die ersten Nachrichten über den Holocaust veranlassten, die Dissertationsarbeit an Ciceros 'De oratore' abzubrechen und autodi- daktisch der fragwürdig gewordenen, wissenschaftlich kaum behandel- ten gesellschaftlichen Bedeutung des Humanismus nachzugehen, hat diese das breite Interesse der Renaissance- und Humanismusforschung gefunden. Deshalb wird meine halbstündige Skizze dem Kenner wenig Neues bieten. Freilich kann ich nicht umhin, auch die eigenen Steckcn- pferde aufzuzäumen, hoffe aber, damit für die Diskussion Zielscheiben fachlicher Kritik zu bieten.

Von der Antike ist bei Moryson keine Rede, und doch verstand man bis zum - ephemeren - Siegeszug des kommunistischen, in den 1930er

I The Humanist 1 meane him thnt =fern< rhe knowledge of rrac ~~fiairer, Hiirorier, Cormography, nnd the Iike, <ind out of thirr I write, irr other men apply ro their irre, whlit thqv judge fit to them. And if the Humanirr jzdge mliny thingr I rhdl write l e se necerraty to him, lei him know, rhat ar an Onzror and Poet m*rr have rome rkill in all Sciencer, ro ihe Humanirr mwrt have rome knowledge of all rhingr which fall into prnctice and dircourrc. Moryron führr dann cinige dieser .Sachen" auf, nämlich in folgender Reihenfolge: Geographie, Kosmographie, Landwirirchaft, Tier-, inrbc- sondere Pferdezuchr, Bücher, Kunst, Architektur, Volkrwiirrchaft und Religion. (Fyner Moryron, An Irinerary, London 1617, Bd. 3, S. Ilf. Das im Oxford Englirh Dicrionary, 5.". Hurnanisr, vcrkürzr wiedergcgcbencnc Zirat wurde mir freundli- cherweise von John Heilbron, Oxford, vollständig mitgeteilt). - Zum Begriff .H"- manirrnus" siehe Waller Rüegg, Cicero und der Humanismus, Formale Untciru- chungen über Peciarca und Erasmus, Zürich 1946, S. 1-6. Nachdruck in: Derr., An- rrörre, Aufsätze und Vorträge zur dialogischen Lebensform, Frankfurr am Main 1973, S. 171-175.

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164 Walrci Rüegg

Jahren den Frühschriften von Kar1 Marx entnommenen Humanismus2 unter diesem Begriff fast nur die vertiefte Beschäftigung mit der Antike' oder eine Zeit der bewussten Rückkehr und Anlehnung an das Alter- tum'. Dies gilt bekanntlich auch für dic sogenannten Renaissancen des Mittelalters. Wir werden deshalb zu fragen haben, in welcher Weise dic- se ,,Vertiefung" und ,,bewusste Rückkehr" im sogenannten Humanis- mus vom 15. bis 18. Jahrhundert erfolgte. Im folgenden verzichte ich auf diesen Neologismus und benütze die von den Humanisten selbst verwendeten Ausdrücke.

Humanista entstand in Analogie zu herkömmlichen Bezeichnungen für andere Lehrer höherer Studien wie auctorista, artista, grammatista, iegista, canonista5. Der erste Beleg findet sich in einem 1490 italienisch geschriebenen Brief. Darin teilt der Rektor der Universität Pisa dcn Behörden in Florenz mit, der berufene Humanista sei nicht einge- troffen, was die fremden Studenten, die per udire umanitk gekommen seien, sehr enttäuscht habe6. Vor 1512 war der Titel in Italien soweit be- kannt, dass Gelehrte, die wir heute als Humanisten bezeichnen, die jcdoch die von ihren Protagonisten eingeführte Titulatur .Orator et poeta" brauchten, ihn als barbarisch ablehnten'.

1512 erscheint humanista als Titel für den Bologneser Lektor der Rhetorik und Poesie, der 1516 den neugescjiaffenen Lehrstuhl der lit-

Walter Rüegg, Zur Vorgeschichte des marxistischen Humanirm~rbe~i i f f s . in: Den., Ansrösrc (Anm. I), S. 181-197. Vgl. Derr., Die Humanismusdiskussion, in: Huma- nismus, hg. von Hans Oppcrmann (Wege der Forschung XVII), Darmrtadt 1970, S.310-321.

' Horst Rüdigcr, Wesen und Wandlung der Humanismus, Hnmburg 1937,564.

' Ernrr l l u u ~ i < i , Pr.>blcme der Sciihuman.rmiir, Kckrorrrrrrde L'ii.\errirl; Zurich, 1933. S . I - N ~ c l i d r u i n in ße r r . . I-liiminirmur .,nd Euio~icrri im. Zu;icl. 1957. S. 2 3 . 41. Vgl. auch die in Oppermann (Anm. 2) wiedcrgcgebenen Beiträge.

Augurto Cnmpnnn, The Origin of the Word .Humanirr', in: Journal of rhe Wnrbuig and Corrauld lnrriture 9 (1946), C. 60-73, hicr: S. 67.- Giureppe Billnnovich, Auctoii- rra, Humanirta, Orator, in: Rivirta di cultura classica e medicvale 7 (1963), S. 143- 163.

Paul Orkar Krirteller, Humanirm 2nd Scholarticirm in thc Italian Renaissance (1944). Nachdmck in: Dcrr., Srudies in Renaissance Thoughr 2nd Lerterr, Rom 1956, S. 574, sowie in: Derr., Renaissance Thoughr, The Classic, Scholsstic 2nd Humanirric Strainr, Ncw York 1961, S. 163.

' Cer10 Dioniretii, Ancora Humanista-Umanirra, in: Franca Magnani (Hg.), Studi in Memoiin di Paola Medili Mnsoiri, Neapel 1995. S. 67-71.

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D e i Humanirmur und reine gerelirchafriiche Bcdeurung 165

terae humanitatis erhielt. 1515 wurde der eben verstorbene Aldus Ma- nutius, ungefähr gleichzeitig in den 'Dunkelmännerbriefen' Erasmus als humanista bezeichnet. In diesen und anderen, auch französischen, spa- nischen und englischen Zeugnissen bezeichnet Humanista den Lchrcr oder intimen Kcnncr der litterae humanae, der bumanita, lectras de humanidad, humanity.

Doch w o blcibt Morysons Behauptung, der Humanist sei cin init Staatskunst, Geschichte und anderen Materien des praktischen Lcbcns vertrauter Mann! In cincin Briefwechsel zwischen zwei Brüdcrn aus Udinc, dic 1489 von Friedricli 111. den Dichtcrlorbccr crhicitcii uiid später teils als Professoren, teils in öffentlichen Amtern tätig waren$, wurden 1499 nicht nur Gelehrte umanirti genannt, sondern auch Für- sten, Könige und Adlige schlechthin. Denn die studii de humanita um- fassten alle Wissenschaften der Welt, und es gebe keine Wissenschaft oder Berufstätigkeit, die politischer und mehr Sache eines Herrn, Für- sten oder Königs wäre, als diese Studieng.

Ihr Lehrstuhl gehörte im allgemeinen zur artistischen Fakultät, wurde jedoch 1588 in Bologna den Legisten zugeschlagen, so dass ihn 1595, als Justus Lipsius der freigewordene Lehrstuhl - ohne Erfolg - angeboten wurde, die Artisten zurückforderten mit der Begründung humanistas esse et esse debere Artistas et desnibi debere in rotulo A r t i s t a r ~ m ' ~ . Sie wurden zunächst von den Grammatik- und vor allem den Rhetorik- Professoren gelehrt, die den artes Geschichte, Dichtung und Moralphi- losophie hinzufügten". Dies entsprach der 1444 vom späteren Papst Nikolaus V. vorgenommenen Bibliotheksklassifikation de studiis autem humanitatis quantum ad grammaticam, rhetoricam, historiam et poeti-

8 Grcgorio Amaseo (1464.1541) und Girolamo Amarco (1467-1517) sichc die aus- führlich~" Artikel von R. Aver<ini, bzw. G. Tognetti im Dizionario biografico degli Italiani, Bd. 2, Rom 1960, S. 654-658.

er qiranto tu me dirrere che rtudii de hrmaniti non ephiiorophia, io te rerpondo che ii ronno da pii cha phiioroph ia....p erche in hirmaniri re contiene twtte le rcienrie del mondo, er non e rcientia neprqferrion alcunlrpii polirica de qirel[a nipiir corr<i da ri- gnor, pprinipo et re. ... /... peroche li nntiqxi ri artirti come legirti tirtti erano dorirrimi umanirti et m<ixime liprinnpi et re et ogni nobiliti (Giovsnni Porzi, Da Padova a Fi- renze nel 1493, in: ltalia medievalc c umanisrica 9 (1966), S. 191-227, Zirar: S. 221.

'0 E. Cortn, La prima caitedra d'umaniti nclio riudio bolognere duranic il secolo XVI, zitierr von Campana, Origin (Anm. 5), 5. 65.

' I Siehe, auch für dar folgende, meinen Artikel .Srudiz hurnaniratir" im Lexikon der Mirtelalteis, Bd. 8, München 1997, Sp. 252-254.

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166 Waltei Rüegg

cam spectat a c moralem, ebenso Peter Luders Ankündigungen seiner 1456 an der Universität Heidelberg und 1462 in Leipzig gehaltenen Vorlesungen über studia humaniratis, id est poetarum, oratorum a c hy- storiographorum libros'2. Die erste amtliche Ausgabe der jesuitischen Lehrordnungen von 1591 legte grossen Wert auf die in ähnlicher Weise umschriebenen Studia humanitaiisl'.

Bekanntlich geht der Begriff zurück auf Cicero. Er bezeichnete damit in den Gerichtsreden 'Pro Murena' und 'Pro Archia poeta' die philoso- phische und rhetorische Bildung zum menschlich gesitteten, politisch vcrantwortlichen Bürger durch das Studium von Darstellungen menschlich-gesellschaftlichen Verhaltens, wie sie vor allem in der grie- chischen Literatur vorlagen. 1369 nahm der Florentiner Staatskanzler Coluccio Salutati den Begriff auf und gab der von Petrarca inaugurier- ten Bildungsbewegung" eine programmatische Bezeichnungl5. Die ge-

l2 Krirteller, Renaissance Thoughr (Anm. 6), 162. Den bis jetzt frühesren Belcg für die .posirive, reformierende Abrctzung der rtirdia humnnitatir von dcn riadirionellen Artes-Fächern" in Deutschland fand Tewer in einer 1446 vom Kölner Theologie- pioferror Tinctorir gehalrcnen Collario, in der sie ,wiederholt synonym mir melioi-i studio, rectr. rrudia, meliorer arter et dirciplinae, oprimae arrer, proba audin, litterae liberaler und rrirdia lirterarum" bezeichnet weiden, nachdem sie Tincroris gegcn ihre Verächter in Schurz genommen harre: ignaviam arque perverritatem eorum refrin- gamur, qui hxmanitatir rtwdiii uituperant. (Götr-Rüdiger Tewer, Frühhumanismur in Köln. Neue Beobachtungen zu dem thomistischen Theologen Johannes Tincroiir von Tournai, in: Studien zum 15. Jahihundeir. Festschrift für Erich Meurhen, hgg. von johannes Hclmraht und Heiibert Müller, München 1994, S. 667-694, Zirare S. 680f.).- Zur Einfühmng von humanistischen Lekruren a n deutschen Univcrritäien siehe Erich M~ehihrn, Kölner Uni~ersirärs~eschichre I, Die alte Univerrirär, KöinNien 1988, S. 203-229; Joachim Knape, Dichtung, Recht und Freiheit. Srudien zu Ideen und Werk Sebartian Brantr 1457-1521, Baden-Baden 1992, S. I6lff. - Drrr., Die Inrerdisziplinniiräi der Tübingcr Rhetorik in hisroiischei Sicht. Mir einem An- hang zu den Tübingei Rhetoiikpioferroien, in: Die dcutrche Univerrirär im 20. jshihundeir. Die Entwicklung einer lnrrirurion zwischen Tradition, Auronornic, hi- storirchen und rozialen Rahmenbedingungen, hg. von Kail Strobel, Vierow bei Gicifswald 1994, S. 20ff.

" Kai1 Borindi , Die Antike in Poerik und Kunrrrheoiie vom Ausgang der klarrirchen Alteitumr bis auf Gocrhc und Wilhclm von Humboldr , Bd. 2, Lcipzig 1924, S. 329f., reilwcise ziiiert von K~irteller, Renaissance Thought (Anm. 6) , S. 162.

'4 (über Petrarca): Si omiüamirr ista, et eloqwentiam, riplacet, iprirrr conremplemur, qua qilanrum in ceterir humanitritir prevali~erit rtudiir manifeste monrtrauir; Colzccio Salutriti, Epirtolario, 4 Bdc., hg. von Francerco Novari, Rom 1891-1911, Bd. 1, C. 178, im folgenden zitiert wie Ep. I, 178.

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Dcr Humanismus und reine gerellrchafclichc Bedcurung 167

sellschaftliche Bedeutung der rtudia humanitatis sah er in der sittlichen und ästhetischen Verfeinerung sowie in der politischen Bildung der Eliten, in der Verbindung ihrer rationalen und emotionalen Kräftel6, in ihrer eruditio moralis". Durch die in den studia humanitatis erworbene sapientia und eloquentia unterscheide sich der Mensch vom Tier und zeichne sich unter den Menschen der wahre Adel aus.18

Salutati entwickelte dieses Bildungsprogramm in seinem umfangrei- chen Briefwechsel, vor allem gegenüber Fürsten und Fürstensöhnen Nord- und Mittelitaliens, setzte es jedoch gleichzeitig durch die Einfüh- rung des Griechischunterrichtes am Florentiner Studium, durch die Förderung humanistischer Lehrer in den Artistenfakultäten Norditaii- ens, von Übersetzern und Beamten in die Praxis um. Pier Paolo Verge- rio, der ihn als väterlichen Freund verehrte, verfasste nach seinem drit- ten Studienaufenthalt in Florenz 140213 die erste und bis zu den Erasmischen Bildungsschriften verbreitetste Darstellung der humanisti- schen Pädagogiklg.

Auch wenn Vergerio von liberalibus studiis statt von studiis humani- tatis spricht, sind es deren drei Schwerpunkte, Geschichte, Moralphilo- sophie und Eloquenz, deren Studium die wirtschaftlichen und politi- schen Eliten gesellschaftlich und staatsmännisch bilden soll, die Philo- sophie, um in jeder Erscheinung das Richtige zu erfassen, die Eloquenz, um die Menge auf ein gemeinsames Ziel zu vereinen und die Geschich- te, um vom Wissen und Beispiel früherer Generationen zu lernen20. Die

l5 (über den Grafen Ugolino di Napoleone Orsini) er deniqire omnili humanitatir rtx- dia longa exercit~~tione mmplexirr ad vniverrar vite parter er ribi et ceteris conrulebat (Ep. I , 106).

l6 ... humanitatir rtndiir ..., que rulivirate mirabili cuncrar mortalium mcnter alliciunr ... horwm rtwdiorum dzlcedine ... (Ep. I , 229f.).

" ... hwmanitatir, hocert eri<ditionirmoralir, rrudia .... (Ep. 111, 517)

j8 Ep. 111,599; ähnlich Ep. 1, 51; Ep. 11,202-4.

I9 Allein die italienirchcn Bibliotheken verzeichnen mehr als 150 Manuskripre des 15. und 16. Jahihundcirr sowie 30 Inkunabeldmcke. Entsprechend war die Verbreitung in Nordcuropa, siehe Paul E. Grendler, Schooling in Rcnairsance Iraly, Lireiacy and Leahing, 1300-1600, BalrimoielLondon 1989, S. 118.

l0 Nam liberalibur quidem ingeniir, et iis qiri inpublicir rebur et hominum commwnitate verrari debent, conventiora riint hirtoriae notitia et mor<ilir philorophiae rtudi- irm.....Adiciendum rrt ad harc (ni fallor) er tertiwm, id ert eloquentia, quae civilir rcientiae plirr quaedam rrt. Per philorophiam riqvidem porrumirr recte rentire, qirod err omni ~e premium, per eloqirentiam graiiter ornateque dicerc, qua una rr maximr

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Der Humanismus und reine gcrellrchaftliche Bcdcurung 169

nen Dichtungenz'. Hauptziel der Bildung war die kultivierte Beherr- schung der Sprache als des gesellschaftliches Kommunikationsmittels par excellence und der darin erfassten menschlichen Erkenntnisse. Sie gipfelte äusserlich im humanistischen Titel des Orator er poeta und der kaiserlichen Dichterkrönung, welche formal die licentia ubique docendi in der Artistenfakultät enthielt2'.

Zugleich steigerte die Verbindung von ratio und oratio das vivere zum convivere. Höfisch-adlige Umgangsformen wurden in die urbani- tar literarisch-wissenschaftlicher Gesprächskreise umgesetzt, die ebenso an den Fürstenhöfen und in den aristokratischen Salons wie in den pa- trizisch-akademischen coetws, contubernia, sodalitates humanistische Gesellschaftsformen initiierten. Bereits um 1400 trafen sich in Florenz um Salutati herum akademisch gebildete Notabeln und Geistliche mit Professoren und Kaufleuten im Kloster von Santo Spirito und im Para- diso degli Alberti regelmässig zur Erörterung philosophisch-literari- scher Fragen von besonderer Aktualität. Solche gelehrte Privatzirkel, zu denen auch der falschlicherweise ,,Platonische Akademie" genannte Kreis um den Philosophen Ficino gehörtez5, breiteten sich mit den stw- dia humanitatis über die Alpen aus. In Buda bildete sich um den alten Vergerio in den 1440er Jahren ein contubernium26, ein anderes vierzig Jahre später in Krakau um den zum Sekretär des König avancierten ita-

3 Zum Verhältnis zwirchen humanirtirchem Idcal und SchulPraxis siehe Graf-

ton/J=rdine (Anm. 20), Kap. 1: Anrony Grafton, Thc School of Guarino: Ideals 2nd Practice, 1-22, zur gescllsch=frlichen Bedeutung und Begrenzung, S. 23-28. Vgl.Gir<lio Bertoni, Gusrino da Verona, Fra lettcrati c corrigiani a Ferrara (1429- 1460). Gcnf 1921. Zur Schulsiiunrion im allgemeinen sichc Grendler (Anm. 19).

24 Dieier Merrenr, Zu So~ial~crchichte und Funkrion der poera lairreatwr im Zeitaliei Maximilians I,, in: Gelehrte im Reich. Zur Sozial- und Wiikungrgerchichre akadcmi- scher Eliten der 14. bis 16.Jahrhundeits, h g von Rainer Chrirtoph Schwingcs, Zcir- schiifr für hisrorische Forschung, Beiheft 18, Berlin 1996, S. 327448.

25 Jamer Hankinr, The Myrh of the Platonic Academy of Florence, in: Rcnaissancc Quarrerly 44 (1991), S. 429-475. Zum Inhalt von Ficinor Convivium siehe Augsrt Buck, Die humanistischen Akademien in Italien, in: Der*., Studia humanitatis, ge- sammelte Aufsätze 1973-1980, Fesrgabe zum 70. Geburürag, hgg. von Bodo Guthmüller, Kar1 Kohut, Orkar Rorh, Wiesbaden 1981, S. 2171.

26 T i b o ~ Klaniczdy, Das Contubeinium des Johsnnes Vitiz. Die erste ungarische .Aka- demie", in: Forschungen übcr Siebenbürgen und seine Nachbarn, Firrschiift für Ar- ri1.T. Szab6 und Zrigmond Jzk6, hg. von Kilmin Benda U.. ., München 1988. S. 227- 243.

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170 Walrei Rüegg

lienischen Humanisten Callirnachus ExperiensZ7, und 1515 fühlte sich Erasmus in einem Basler sodalitium sehr glücklich28.

Festere Gestalt erhielten solche Gesprächskreise 1454 in Florenz im Hause des humanistischen Staatsmannes Rinuccini, 1458 in Neapel im Palazzo des Humanisten Panormita, 1464 um Pomponius Laetus im Quirinal, 1484 im Venezianischen Verlagshaus von Aldus Manutius mit der Bezeichnung ,,Akademiec' oder "Neoacademia", im südöstlichen Reich zwischen 1490 und 1520, vor allem dank der Initiative von Celtis, hier mit dem Namen sodalitas29. Sie überlebten ihre Initianten nicht. Doch entstanden einige Jahrzehnte später nach ihrem Vorbild Hunderte von Akademien und gelehrten Gesellschaften, in denen sich meist aka- demisch gebildete Laien nach statutarischfestgelegten Regeln zur Er- örterung wissenschaftlicher Themen zusammenfanden. Sie bildeten be- kanntlich bis zum 18. Jahrhundert neben Universität und Buchhandel die wichtigste Institution akademischer Weiterbildunglo.

Die studia humanitatis in und neben den Artistenfakultäten wirkten sich vor allem auf die Bildung des Adels und des städtischen Patriziates aus. Neben sportlichen und musischen Betätigungen wie Turnen, Fech- ten, Schwimmen, Musizieren, Tanzen wurden Fürstensöhne und ihre fast nur adligen Mitschüler der humanistischen Internate in den Subti- litäten der lateinischen Grammatik, Rhetorik und Poesie gedrillt, wie wenn ihr Lebensziei der Beruf des Lateinprofessors gewesen wäre. Doch hielten vom 15. Jahrhundert an die führenden Schichten dies of- fenbar für die beste Form der gesellschaftlich-politischen E l i t e n b i l d ~ n ~ , und es ist noch nicht so lange her, dass in England Absolventen von Oxbridge, die ihre honours in den humanities abgelegt hatten, nicht nur im Civil Service bevorzugt eingestellt wurden, weil ihre humanistische Allgemeinbildung sie intellektuell wie gesellschaftlich für alle möglichen

27 Tibor Klaniczay, Celrir und die Sodaliras Lirreiarin per Geimaniam, in: Fcsrschrift für Paul Raabe, Cloe 6 (1987), C. 85f.

IVdter Rliegg, Humnnisrirche Elirenbildung in der Eidgenorrenrchafr zur Zcii der Renaissance, in: Die Renaissance im Blick der Nationen Europar, hg. von Georg Kauffmann, Wiesbaden 1991, S. 128f.

l9 Nebcn den ei.vähnten Arbeiten siehe Heinrich Lurr, Dic Sodalirärcn im oberdeur-

rchcn Humanirrnur der späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts, in: Humanismus im Bildungrwcrcn der 15. und 16. Jahrhunderü, hg. von Wolfgang Rcinhaid, Mirreilung XI1 dcr (DFG-)Kommirrion für Humanirmusforrchung, Weinheim 1984, S. 45-60.

l0 S. Wnker Rüegg (Hg.), Gcrchichre dcr Univcrrirät in Europa, Bd. 2: Von der Refor- mation zur französischen Revolution 1500-1800, München 1996, S. 384-389.

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Dcr Humznismur und seine gerellrchafrliche Bcdcurung 171

öffentlich bedeutsamen Entscheidungsfunktionen als besonders geeig- net erscheinen liess.

Humanistische Bildung wurde im 15. Jahrhundert zum gesellschaftli- chen Muss der politischen Führungsgruppen. Gewiss war es ein prakti- scher Vorteil, die europäische Kommunikationssprache Latein formal und inhaltlich selber zu beherrschenll. Doch wichtiger war die damit verbundene gesellschaftliche Bildung, die Bviliras, civilisation, civility32. Im vergangenen Jahrzehnt sind die Bedeutung der srudia humanitatis für die Entwicklung einer civil society und die damit verbundene Ver- änderung des Universitätscurriculums in Oxford eingehend untersucht worden'), nachdem die humanistische Begründung der vita civile in Italien seit 1938 bekannt war)'. Dies meinte keineswegs die hürgerlichc Gesellschaft oder das bürgerliche Leben im soziologischen Sinn, viel- mehr zivil im ursprünglichen Wortsinn, eine an der civiras orientierte und gegenüber den Mitbürgern rücksichtsvoll-,,zivilex Gesellschafts- form. Programmatisch entworfen wurde sie in den Dialogen 'Delia Fa-

l l Griifron, The School of Guaiina (Anm. 23), S. 23.

j2 George Hilppert, The ldea of Civilirarion in the Sinteenih Cenruiy. in:Renaissznce Srudies in Honor of Hans Baron, hg von Anrhony Molho, John A. Ted&(i i~ lorenr 1971, S. 759-769.

Mnniin B.Becker, Civiliiy and Society in Western Europc, 1300-1600, Biooiningronl Indianapolir 1988:Jamer McConice, The Callegiate Socieiy, in: Thc Coiiegiare Uni- veisity, hg. vonJamer McConica (The Hiriory of the Univeisiry of Oxford, Gcncral Edir0rT.H. Arron, Bd. 2), S. 645-732, insbes. S. 730f. Vgl. die Unreiruchungen von

L a v o c n c e Stone. The Educarional Revolution in England, 1560-1840, in: Part and Prcrenr, No. 28,]uly 1964, S. 41-80; Lircracy and Educsrion in England, 1640-1900, ebd., No.42, Febiuary 1969, S. 69-139; The Ciirir of rhe Arirrocracy 1558-1641, Oxford 1965, S. 672-724; The Size nnd Comporirion of the Oxford Student Body 1580-1910, in: The Univcisiry in Sociery, hg. von Lawience Srone, Princeron 1974, Bd. 1, S. 3-1 10. Zur humanirrirchen Elirenbildung siehe jcrzt: Emmanvel B u q , Litte- iaturecr poliresse: I'invenrion dc I'honnere homme (1580-1750), Perspecriver iiirerai- rer, Psiir 1996. - Genit Walther, Adcl und Antike. Zur politischen Bedeuiuns ge- lehrrer Kultur für die Fühmngrelitc der Frühcn Neuzeit, in: HZ 266 (1998), S. 359- 385.

l4 Honr Baron, Cicero and thc Romm Civic Spirit in ihc Middlc Agcs 2nd ihe Early Renairrnnce, Repiinted from rhe ,Bulletin of thc lohn Rylandr Libiary," 22:l (1938), Mnnchertcr 1938 in: Den., A Sociological Inrciprnrion of rhe Early Rcnsisrancc in Florence, in: The Sourh Arlanric Qunrrerly 38:4 (1939), S. 427-448. - DEI$. , The Cri- rir of the Eaily Irnlian Renairrnnce (Civic Humainiim and Republican Liberry i n a n Age of Clarricirm rndTyrsnny), 2 Bdc., Piinccron 1955. - Eugenio Carin, Dcr inlic- nischc Humanismus. Bein 1947.

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migiia' von Leon Battista Alberti'l, 'Della vita civile' von Mattco Pai- mieri und 'De optime cive' von Platina'b.

International einflussreicher war Baldassare Castigliones ebenfalls in Dialogform geschriebener 'Il libro del Cortigiano'. 1528 bei Aldus ver- öffentlicht, avancierte dieses Buch, in alle Sprachen übersetzt, zum Lelirbuch der europäischen Höfe", wurde aber auch in den Colleges von Oxford und Cambridge gelcsen'8. Im 16. Jahrhundert folgten 64 italienische Ausgaben sowie schon rascli Übersetzungen, 1534 ins Spa- nische, 1537 ins Französische, 1561 ins Englische und Lateinische, 1565 ins Deutsche'". Das Porträt des perfekten Hofmannes, der auch in den rtudii che chiamano d 'umanita gebildet sein müsse"', liess Castiglione, selbst humanistisch gebildeter Adliger, der später den Grafentitel er- hielt, in Anlehnung an Ciceros 'De oratore' bei vier Abendgesprächen im Palazzo Ducale von Urbino entstehen. Der Fürstenhof in diesem Bergstädtchen, ausgestattet mit der grössten systematisch ausgebauten Bibliothek der Zeit, Treffpunkt humanistischer Gelehrter, Fürsten und Kardinäle, zählte zu den bedeutendsten humanistischen Zentren. Dies war das Werk eines der erfolgreichsten Condottiere des 15. Jahrhun- derts, Federico da Montefeltro, der in Vittorino da Feltres Internat eine humanistische Bildung erfahren hatte. I ih möchte deshalb die gesell- schaftliche Bedeutung des Humanismus in sieben Thesen zusammenfas- sen und sie abschliesscnd an den der privaten Kontemplation dienenden Gemächern des Palazzo Ducale von Urbino zu illustrieren suchen".

Leon B~itiirra Alberri, Vom Haurwercn (Della Famiglia) übersetzt V. Walrhcr Kraus, eingeleitet V. Fritz Schalk, Zürich 1962.

Matreo Pnimieri, Della vira ciuile; Bnnolotneo Sacchi, detro il Plarina, De oprimo ci- ve, hg. von Felice Bsrraglia, Bologna 1944.

" Eugcnio Garin, Geschichte und Dokumenre der abendländischen Pädagogik, Bd. 2: Humanismus, Reinbek bei Hamhurg, 5.278.

Zu O ~ f o r d : McConica (Anm. 31), S. bb6: Zu Cambridge: Hugb Kearney, Schalars and Gentlemen, Universitier 2nd Society in Pie-Indusrrial Brirain 1500-1700, Lon- don, 1970, S. 38.

j9 Perer Burke, Die Geschichre des Hofmannr. Zur Wirkung eines Renairrance-Bre-

vieir über angcmcssener Verhalren, Beilin 1996, S. 203-207: Tabelle der 1530 bis 1830 errchiencn Ausgaben.

'O I1 Coitegiano del Conte Balderar Carriglione, hg. von Viirorio Cian, Florenz '1929,

5. 109.

4 1 Sowohl in dci kulcurwisscnschaitlichcn Bcuiieilung des Humanirmur wic in dessen lilurriarion durch ein ikonogrnphischer Programm rrcffe ich mich mir Dierer Wxn-

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Dci Humanismus und seine gesellrchafrliche Bcdeurung i 73

1. Humanistische Bildung wurde zur Voraussetzung politischer Eli- tenbildung, als die traditionellen Institutionen diese nicht mehr leisten konnten, sei es weil die auf den Gebrauch rationaler, insbesondere schriftlicher Kommunikations- und Handelsformen ausgerichteten ho- miner novi keine entsprechenden Vorbilder in der eigenen Farnilientra- dition hatten, sei es, weil auch bei den herkömmlichen Führungsgrup- pcn gesellschaftliche und weltanschauliche Krisen die mündlich über- lieferten Vorbiider und Normen in Frage steliten41.

2. Die rtudia humanitarir ersetzten die fremd gcwordenen Vorbilder der mündlichen Tradition durch literarisch überlieferte. In den Autorcn begegneten die Leser lebendigen Menschen und fanden im Dialog mit ihnen Hilfen zur Ausübung ihrer gesellschaftlichen Führungsrollen. Vergerio konfrontierte die vergnügliche Hausgemeinschaft der Bücher mit der zeitgenössichen Gesellschaft: ,,Sie (die Geselischaft der Bücher) lärmt nicht, sie brüllt nicht, sie ist nicht habgierig, sie lebt nicht vom Raub, sie revoltiert nicht. Auf einen Wink sprechen sie, auf einen an- dern schweigen sie und stets stehen sie zu jedem Auftrag zur Verfü- gung; man braucht sie nur anzuhören, wann und wie ausführlich man es wi1Ic43. Dies war nicht nur ein Topos, der bis Descartes und Wieland immer wiederkehrte, sondern eine für die europäische Elitenbildung der frühen Neuzeit massgebliche Realität".

3. Deshalb ist nicht jede vertiefte Beschäftigung mit dem Altertum humanistisch, sondern nur die Beschäftigung mit schriftlich geformter

ke, Dazwischen, Kulturwirrcnrchafr auf Warburgr Spuren, Saecula Spititualia 29,30, Baden-Baden 1996, inrbcr. in den Kapitcln .Dürer und Celtir", S. 313-388; ,Hurna- nirmur als inregraiivc Kraft", C. 389-454; .Renaissance-Humanismur und Nacur- wirrcnschafr in Dcurschland", S. 455-481; .Nürnbeig nlr Symbol deutscher Kultur und Geschichte", S. 519-584.

42 Siehe, auch zum folgenden, meinen Epilog. Das Aufkommen der Humanismus, in:

Geschichte der Universirät in Europn, hg. von Waiter Rüegg, Bd. 1: Mittelalter, München 1993, S. 390ff.

" 0 praerlaram rupclleriilem librorum, inquam (ur noi), r t 0 jucundam /nmiliam (ur recte Cicero appellrtj, uiique ei frugi et bene morige~am! Non enim obrtrepii, non in- clamai, non ert rapax, non vorax, non conrumax; jurri ioquirntiri, ei iiem jurri rncenr, remperqire ad omne imperirim prarrro runr, n qiriblrr nihii umqiram, niri quod uelir ei

quanrirm azdiar. Vergeriur (Anm. 20), S. 120.

44 Ch<riidn BEC, De Phrarquc i Machiavcl: i propos d'un iopor humanisre (le dialogue lecrcurllivrc), in: Rinarcimenro 2e s., 16 (1976), S. 1-17; siehe auch Axgurr Bxrk, Humanismus, rcinc cuiopäirchc Enia>icklung i n Dokumenten und Darsrcilungcn (Orbis acadcmicur 1, 16), Fr~ibur~lMünchen 1987, S. 138-142.

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fremder, darunter auch antiker humanitar, durch die der Mensch in ei- ner auf Schriftlichkeit beruhenden Gesellschaft seine eigene humanitas formen und zur civilitas bilden kann. Dies wirkte sich auch auf das Cur- riculum der Artistenfakultät aus. So ergänzte Melanchthon in den Lehr- plänen für die neue Universität Marburg und später auch für sein Wittenberg die Lehrstühle für Grammatik, Dialektik, Mathematik, Physik und Astronomie durch solche für Poetik, Geschichte, Hebrä- isch, Griechisch und zwei für Eloquenz45.

4. Die rtudia humanitatis begründeten eine auf sittliche Werte und staatsbürgerliche Tugenden gerichtete Laienfrömmigkeit.

5. Sie erlaubten ein historisch distanzierteres Verhältnis zu den anti- ken Autoren und zum Altertum insgesamt, als die mittelalterliche Anti- kenrezeption. Die Humanisten waren deshalb führend in der Wiede- rentdeckung und Pflege ihrer nationalen Literatur und Geschichte.

6. Das dialogische Verhältnis zu den Autoren der Vergangenheit setz- te sich um in dialogische Gesellschafts- und Literaturformen, zu denen neben den bereits erwähnten Gesprächskreisen, Akademien, literari- schen Dialogen der gewaltig sich ausbreitende, teilweise zum vornher- ein zur Veröffentlichung bestimmte Briefwechsel und die seit 1665 ein- setzenden wissenschaftlichen Zeitschriften gehörten.

7. Die studia hwmat~iiatis pflegten die kontemplative Lebensform als Vorbereitung für vita activa.

Inmitten der weithin sichtbaren Südwestfassade des Palazzo Ducale in Urbino ziehen die beiden prächtig ausgestalteten Loggien des Pianterre- no und des Piano Nobile den ersten Blick auf sich und lassen vermuten, dass sich hier der gesellschaftliche Mittelpunkt des Palastes befinden muss4" Doch trifft man dahinter nicht unmittelbar auf die Prunksäle und die grosse Bibliothek, sondern auf drei kleine Privaträume des Herzogs.

45 Rüegg. Geschichie (Anm. 30), S. 48; 372

46 Ich schliesse hier und im folgenden a n meine Frankfurter Rektorarsiede von 1967 ,,Der Humanist als Diener Gortes und der Murcn" an, in: Rüegg, Anrtässe (Anm. I), 5. 162-167. Vgl. Lira Jardine, Woildly Goods, A New Hisrory oi ihe Rcnairrance, New Yorkl London etc. 1996.5. 183-198.

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Der Humanirrnur und reine gerel lrchair l iche B e d e u t u n g 175

Im Erdgeschoss liegen nebeneinander zwei gleichförmige sacella, als einzige im Palast mit Marmor versehen, im halbdunkeln Vorraum durch gemeinsame Inschriften verbunden:

Haec quicumque petit mundo pia limina corde

hicpetit aeterni fulgida regna poly.

Bina vides parvo discrimine iuncca sacella

alrera parr musis altera sacra deo est.

Das eine sacellum, der Tempietto delle Muse verspricht dem frohli- chen, lauteren Musenjünger die Heiterkeit des Gemütes:

Quisquis ades laetus er candidus adsis

facundus citharae nil nisi candor inest4'.

Dies entsprach der Auffassung der Zeitgenossen. Die Humanisten sprachen von ,,Wiederbelebung", „Wiederaufblühen", nicht des Alter- tums, sondern der Dichtung, der Beredsamkeit, der Musen als des Inbe- griffs sprachlich-künstlerischer Gestaltung menschlichen Wissens und Fühlens. Insofern die Musen, wie dics im Tempietto ursprünglich auch bildlich der Fall war, verschiedene antike Wissenschaften und Künste verkörperten, waren diese insgesamt Gegenstand der Renaissance, jc- doch nicht einfach als Inhalt eines enzyklopädisch-rationalen Wis- senserwerbes, sondern vor allem als Leitbilder eines auch emotional bil- denden Musendienstes.

Neben, nicht über oder als Gegensatz zu dem Tempietto delle Muse liegt die nur durch einige Puttenköpfe an der Decke bildlich ge- schmückte Cappella del perdono. Sie verheisst den Heiligen Geist, so- wie den Bussfcrtigen die Vcrgcbung der Sünden (Accipite spiritxm sanctum et quorum remiseritis peccata remittuntur eis) und richtete sich konkret schon wegen der Kleinheit des Raumes an den Fürsten selbst. Die Renaissanceforschung ist sich heute darin einig, dass es den Huma- nisten nicht um den Kampf gegen die christlichen Werte des Mittelalters ging, sondern um die Begründung einer mit dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel vereinbaren Laienfrömmigkeit.

" Pzqunie Rotondi, 11 Palazzo Ducale di Urbino, Urbino 1950, Bd. 1, 5. 3 7 ; 368; 359;

382.

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Wandbilder des Siudioios im Palazzo Ducale, Urbino. Phorogiaphirche Rekonsirukrion durch Mirs Suzannc Yes, Artr/SES Phorographic Deparr- rncnr, University of Liverpool, Abbildung mir freundlicher Erlaubnis von Piofcrroi Clough.

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Der Humanismus und scine gcscllschnfrliche Bedeutung 177

Wie der humanistische Condottiere sich dics vorstellte, erfahren wir in seinem Studiolo, das sich direkt über den beiden raceila im Piano no- bilc befindet. Den unteren Teil umschliesst cin übermannshohes Wand- getäfel, dessen einzigartige Intarsien noch heute jeden Besucher in die Atmosphäre eines von geistigen Gütern umgebenen und von ihrer Pflc- ge beseelten Lebensraumes versetzen. Zuunterst finden sich neben dem Schreibpult des Herzogs auf illusionistisch heraustretenden Bänken pla- stisch erscheinende Gegenstände des Musendienstes, Musik- und Mcss- instrumente, Bücher, das Schwert. Für die zweite Stufe gilt das Motto, das die Trophäen des erfolgreichen Condottiere, Waffen, Orden, Bü- cher und Musiknoten erklärt: Virtutibus itur ad astra48. Personifikatio- nen der drei christlichen Tugenden sowie das Konterfei des Herzogs in der Tracht des Gelehrten sind umrahmt von den im rrompe l'oeil geöff- net erscheinenden Wandschränken mit Büchern, Leuchtern, Uhren, astronomischen Geräten, Vasen, Früchten und ähnlichem.

Über dem Holzgetäfel beherrschten 28 Bilder bedeutender Person- lichkeiten der abendländischen Geistesgeschichte den Raum, paarweise in der oberen Reihe die weltlichen, unter ihnen die geistlichen Vorbil- der, und zwar auf jedem Tärigkeitsfeld je zwei Vertreter der vita con- templativa und der vita activa, wie sich an den je vier Porträts zeigcn lässt, zwischen denen sich oben zwischen den weltlichen Vorbildern das berühmte Bild des Herzogs mit seinem Sohn und darunter zwischen den geistlichen Vorbildern nach Clough's gewagter, jedoch ansprechcn- der Hypothese Piero della Francesca's Geisselung bcfundcn haben dürfte'g.

Rorondi, ebd., S. 338.

49 Lirciano Cheler, Lo studiolo di Urbino, Iconografia di un microcormo principcico, Feriara 1991, gibt cinc vorzüglich illurtricrre, intensiv kommenrieiendc Dsirreliung des Srudiolo im zeitgenössischen Zurammcnhang, und weist auf die Paialiclciniich- rung in Federicor Palasr von Gubbio hin. Die Intarsien wciden in den Fig. 41-72 gc- zeigt und 5. 55-90 in~cr~re t ic r r , der Zyklus der 28 Vorbilder in Fig.lO-40, S. 37-54. Vgl. die eingehende, krirische Rezenrion von Cecii H. Clough, in: Rcnairrance Sru- dicr 8 (1994), S. 204-220, dessen neuer Anordnung dcr Porrrärr (S. 208) ich hicr fol- ge. Dem, Arr as Power in thc Decorsrion of rhe Srudy of an Iralian Rcnairsance Prince. The Carc of Fedeiico da Montefeltro, in: airibur er historiae, a n arr nnrholo- gy, no. 31 (XVI), Wien 1995, S. 19-50, begründet eingehend seine Rekonsrrukiion der Wnndgertalrung unrcr Einrchlurr der ,,GeisreIung". Chcler' umfarrende Biblio- g r a p h ; ~ irr zu ergänzen durch Heike Froricn-Lenz, Das Srudioio und seine Aursrnt-

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178 Walter Rüegg

Den Herzog umrahmten links als Theoretiker Euklid OB COM- PREHENSA TERRAE SPACIA, LINEIS CENTROQUE INVENTO und Vittorino da Feltre, der OB HUMANITATEM LITTERIS EX- EMPLOQUE TRADITAM sowie als hochverehrter Lehrer des Her- zogs gepriesen wird. Rechts als Rechtspraktiker Solon OB LEGES ATHENIENS. TRADITAS ROM. TABULARUM SEMINAR10 ... EX STUDIO BENE INSTITUENDORUM CIVIUM sowie Bartho- lus ACUTISSIMO LEGUM INTERPRETI AEQUISSIMO EX ME- RITO ET IUSTITIA. Daruntcr warcn links als Kirchenpolitikern dcm humanistischen Papst Pius I1 OB IMPERIUM AUCTUM ARMIS ORNATUMQUE ELOQUENTIAE ... SIGNIS MAGNITUDINI ANIMI LABORIBUSQUE ASSIDUIS und dem Kardinal Bessarion GRAECI LATINIQUE CONVENTUS PACIFICATORI OB SUMMAM GRAVITATEM DOCTRINAEQUE EXCELLENTIAM ... AMICO SAPIENTISSIMO OPTIMOQUE Porträts gewidmet. Rechts ehrte der Herzog geistliche Denkcr: Albertus Magnus OB RES A'ATURALES AEMULATIONE ARISTOTELICA PERQUISITAS IMMENSIS VOLUMINIBUS POSTERITATI CURAE S. BENEM., und Sixtus IV. OB PHILOSOPHIAE THEOLOGIAEQUE SCIEN- TIAM AD PONTIFICATUM TRADUCTO DIC. BENIGNITATI IMMORTALISO.

Wie in den Intarsien neben den Tugenden als Gelehrter, erscheint der Herzog in der Galerie der grossen Männer als gleichwertiger Partner. Tugenden und Vorbilder sind keine in unerreichbare H ö h e versetzte Ideale mehr. Auch erscheinen die Alten nicht als Riesen, auf deren Scllultern der moderne Gelehrte weiter sieht. Vielmehr präsentiert sich der humanistische Feldherr mit allen Attributen seines Standes selbst- bewusst als ebenbürtiger Repräsentant des Buon governo5' und weist zugleich mit seinem Sohn auf die Zukunft und damit auf seine eigene Rolle als humanistisches Vorbild hin.

Federicos Galerie der weltlichen und geistlichen Vorbilder enthält auch Persönlichkeiten des Mittelalters und seiner Zeit. Die ausschliessli- chc Ausrichtung auf antike Autoren und deren sklavische Nachahmung

tung, in: Herberr Beck IPerei C. Boi (Hgg.), Natur und Antike in der Rcnairrance (Aurrtellungskatalog Liebieghaur), Frankfurt =.M. 1986, S. 258-281.

so Rorondi (Anm. 47), Bd. 1 , S. 459-461.

Cloi<gb (Anm. 49), S. 214.

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Der Humanisniur und reine gesellrchaftliche Bedeutung 179

bekampftcn Humanisten von Salutati bis Erasmuss*. Wichtig war dem Herzog offenbar nur, o b sie ihm in weltlichen oder geistlichen Angcle- genheiten als Theoretiker oder Praktiker etwas zu sagen hatten.

Es ist wohl kein Zufall, dass gerade dieser Condottiere, der seine Kriegskunst mit grossem finanziellen Erfolg wechselnden Parteien ver- kaufte und dessen eigene Herkunft illegitim war, in der humanistischen Bildung die innere Sicherheit für sein Handeln, geistige Väter oder - so- ziologisch zutreffender - Freunde fand53. Denn die humanistischen Bc- wegungen sind immer wieder aus dem Bedürfnis traditionsloser oder an ihrer Tradition irregewordener Gesellschaftsträger entstanden. In sei- nem Studium eignete sich Federico zunächst die Lehren der Geometrie, der Kriegskunst, der Politik und damit der rationalen Erfassung und Eroberung der Aussenwelt ans4. Im Studio10 befand sich sein Porträt in der Nähe seines Lesepultes über einem Triptychon von Waffenkammer, Landschaft und Gelehrtenstube.

Doch nicht nur dazu zog sich der grosse Feldherr von seinen Kricgs- Zügen, ja auch vom Fernblick, den er von den Loggien gcniessen konn- te, zurück in die der Einkehr, Sammlung und Lektüre dienenden Refu- gien seiner persönlichen Bilder- und Bildungswelt. Die dialogische Be- gegnung mit den in ihren Schriften gegenwärtigen Vorbildern erlaubte es ihm offenbar, aus der Zerstreuung des zweckrationalen, auf Weltbc- mächtigung ausgerichteten Handelns in die mitmenschlich orientierte

52 Zu Salurari siehe Rondld G. Win, Hercules ar rhe Crossroads. The Lifc, Workr 2nd

Thought of Coiuccio Salurari, Duihsm N,C, 1983, S. 401-41.- Zu Erasrnur richc R i e g g , Geschichte (Anm. 30), S. 41f: Vgl. Augurr Buck, Dic Queielle der Ancienrs er der Modernes im iralicnirchen Selbstverständnis der Renaisrnnce und der Barocks, SB der Wirrcnrchafrlichen Gcrclirchafr an der Johann Wolfgang Goerhe-Universität FrankfuirlMain, Bd. 11,Nr. 1, Wiesbaden 1973, darunter S. 14 der Hinweis ruf einen die rnoderncn Errungenschnften prcirenden Widmungrbiief Rinuccinir an Fedciico da Montefcltro von 1473.

53 Auch dierci ciceionirche Topos (epirr. 9,s) wurde von den Humanisten aufgenom- men, siehe meine Errair 'Die vergnügliche Farnilic der Bücher', in: Geiirigc Väter dcr Abendlandes, Eine Sammlung von hundert Buchtiteln antiker Auroien, hg. von Gei- da Finrrerer-Sruber, Sturtgait 1960, S. V11 - XVIII, sowie 'Chiirrliche Brüderlichkeit und humanirrirchc Freundschafc', in Walrer Rüegg, Bediohre Lebenrordnung, Siudi- en zur humanistischen Soziologie, ZüiichlMünchen 1978, S. 107-124.

54 Zur humanistischen Synrhere von technischen Wirrenrchafren und Praxis siche Pa- mela 0. Long, Power, Parionagc, and rhe Authorrhip of Ars: From Mechnnical Airs ro Mechanical Knowledgc in rhe Last Scribal Age, Iris 88:l (1997), S. 21-41; daiin S. 33-36 zu Fedeiico und dcrsen maihernnrisch-milirärtechnischen Mirarbcirein Pieio delia Frnnccscr und Frnncesco di Gioigio Martini.

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180 W ~ l r e r Rücgg

Saiiimlung und Verantwortung zurückzufinden, die er der Bevölkerung seines Herzogtums, seinen Freunden und seinen Soldaten gegenüber mit ciner für seine Zeit beispiellosen Konsequenz ausübte55.

Ich habe mit Absicht die humanistische Variante der Kontemplation im inneren Gespräch über Zeit und Raum als Vorbereitung für verant- wortliches Handeln in der Gesellschaft nicht an Universitätslehrern wie Melanchthon und Lipsius oder Erziehern wie Erasmus und Vives, son- dern an einem Staatsmann illustriert, nicht nur, weil er uns zur anfangs genannten Umschreibung des Humanisten zurückführt, sondern vor allein, um damit die weit über die Artistenfakultär hinausreichende ge- sellschaftliche Bedeutung des Humanismus zu unterstreichen.

55 Roben de la Sizeranne, Le verrueux Condorrieie Fcderigo de Montefeltio Duc d'Uibino, Paris 1927, S. 207-217.