Upload
others
View
3
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Schule und Berufsbildung
Amt für Weiterbildung
Landeszentrale für politische Bildung
Mail: [email protected]
„SINTI und ROMA: Geschichte, Völkermord und Gegenwart“
EINLADUNG zur VERANSTALTUNGSREIHE mit VORTRÄGEN und PODIUMSDISKUSSION Auftaktveranstaltung: „Seit 600 Jahren. Sinti und Roma in Deutschland: Die Geschichte einer verfemten Minderheit“
Dienstag, 26. März 2013,
18.00 Uhr – 20.30 Uhr
Gästehaus der Universität Hamburg Rothenbaumchaussee 34, 20148 Hamburg
Ihr Ansprechpartner bei Ru ckfragen:
Landeszentrale fu r politische Bildung
Abut Can Tel. 040 /42823-4812
E-Mail: [email protected]
www.hamburg.de/politische-bildung
Die zentrale Dienstleistungs- und
Service-Einrichtung fu r die politische Bildung im
Stadtstaat Hamburg, die Politik praktisch und
lebensnah vermittelt und die die politische
Bildung auf u berparteilicher Grundlage fo rdert
und vertieft.
Adresse und Öffnungszeiten des
Informationsladens Dammtorwall 1, 20354 Hamburg
Telefon (040) 42823-4802
Mo. - Do. von 12:30 - 17:00 Uhr,
Fr. von 12:30 - 16:30 Uhr
Bun
desa
rchi
v. A
ussc
hnit
t au
s Fo
to: 1
941
Die Landeszentrale für politische Bildung
lädt zur Veranstaltungsreihe
„Sinti und Roma:
Geschichte, Völkermord und Gegenwart“
ein.
Dienstag, 26. März 2013, 18.00 Uhr – 20.30 Uhr
„Seit 600 Jahren. Sinti und Roma in Deutschland: Die Geschichte einer verfemten Minderheit“
Referent: Prof. Dr. Wolfgang Wippermann, Freie Universita t Berlin, Friedrich-Meinecke-Institut
Mittwoch, 03. April 2013, 18.00 Uhr – 20.30 Uhr
„Greuliche und schwarze Leute“ Antiziganismus: Geschichte und Gegenwart eines Vorurteils
Referent: Prof. Dr. Wolfgang Wippermann, Podiumsdiskussion:
Silke Vogt-Deppe, MdHB, Vorsitzende des Eingabenausschusses
Rudko Kawczynki, Vorsitzender der Rom und Cinti Union Hamburg
Montag, 08. April 2013, 18.00 Uhr – 20.30 Uhr
Zur Rolle der Frau bei Sinti und Roma – und ihren Zerrbildern in Kunst und Kultur
Vorträge und Podiumsdiskussion: Viola Horvathova, Rom und Cinti Union Hamburg
Melisa Alimanovic, Bildungsberaterin fu r Sinti und Roma, Karola e.V.
Gästehaus der Universität Hamburg Rothenbaumchausse 34, 20148 Hamburg
Moderation: Dr. Birgit Kiupel,
Autorin und Historikerin
„Als eine Gruppe der Fahrenden haben wir die Zigeuner kennengelernt. Auch Sie waren Kinder des Elends, aber weniger harmlos, dem Volke unheimlicher. Sie überstanden alle Ausrottungsversuche, sie sind bis auf den heutigen Tag Fahrende geblieben.
Über ihre Geschichte und Verlauf ihrer Wanderungen sind wir nur wenig unterrichtet, was mit dem völligen Mangel an historischen Sinn bei den Zigeunern zusammenhängen mag. Schon zu Beginn des 12. Jahrhun-derts waren die Zigeuner als „Ismaeliten“ und „Kaltschmiede“ in Oberdeutschland bekannt geworden, ihr nachhaltiges Auftreten aber wird ziemlich überein-stimmend erstmals zum Jahre 1417 bezeugt. Als Angehö-rige der niedrigsten Klasse der Inder, der Suders, müssen sie Jahrhunderte vorher aus Indien aufgebrochen sein und sich vom Balkan aus langsam über Europa verbreitet haben...
Wegen ihres sonderbaren Aussehens, ihres verlotterten Aufzugs und geschlossenen Auftretens unter der Führung von Hauptleuten, die sich Herzöge, Grafen oder Ritter nannten, wurden sie überall bemißtraut. Es waren greuliche und schwarze, von der Sonne verbrannte Leute, oder wie Sebastian Münster sie in seiner Kosmographie schildert: ein ungeschaffenes, schwarzes, wüstes und unflätiges Volk. Ihre Habe auf alten Kleppern oder Mauleseln verpackt, zogen sie, der größte Teil zu Fuß, die Frauen in orientalischer Lässigkeit, zerlumpt und mit unordentlichen Haaren, die zahlreichen Kinder mit sich führend, die Männer bewaffnet, mit zerschlissenen Kleidern, aber mit stolzen Federbüschen am Hute, von Ort zu Ort und boten jenes Bild des Jammers und Mitleids, das Callot mit seiner Radiernadel so meisterhaft festgehalten hat; ein Bild, das nur durch den kostbaren Aufputz und die kostbaren Kleider ihrer Herzöge, Grafen und Ritter gemildert wurde, aber mit der Zerlumptheit der Masse desto wirksamer kontrastierte und deren Elend um so nachhaltiger unterstrich.“
Georg Sabellicus (1480-1541), Sebastian Mu nster (1488-1522) und Albert Krantz (1448-1517), zitiert nach Gustav Radbruch / Heinrich Gwinner: Geschichte des Verbrechens. Frankfurt am Main 1990.
Die „Zigeuner“ seien „greuliche und schwarze Leute“, die gern „stelen“ – meinten Chronisten des 16. Jahr-hunderts. So charakterisierte sie auch der Hambur-ger Theologe Albert Krantz (1448 - 1517) in seiner 1523 verö ffentlichten „Sachsenchrönik“. Ä hnliche Vorurteile sind auch in der heutigen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts verbreitet. Warum? Warum sind die Sinti und Roma in der Welt verhasst? Was ist Antiziganismus? Und wie kann er u berwunden wer-den?
Seit mehr als 600 Jahren leben Sinti und Roma in Deutschland. Mit mehr als zehn Millionen Angeho ri-gen in Europa bilden sie die gro ßte ethnische Minderheit und sind traditionell in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten ansa ssig. Die Zahl der wa hrend des Nationalsozialismus aus „rassischen“ Gru nden verfolgten und ermordeten „Zigeuner“ wird auf 500.000 gescha tzt. In ihrer Geschichte wurden Sinti und Roma zwar nicht immer verfolgt, aber niemals akzeptiert und sind bis heute eine verfemte Minderheit geblieben. Darunter leiden bis heute insbesondere die Frauen, die sich noch dazu gegen die unvermindert massiven patriarchalen Strukturen des eigenen Volkes behaupten mu ssen. Eine wesent-liche Voraussetzung dafu r, Roma und Sinti zu akzep-tieren und zwar nicht als Fremde und Verfemte, sondern als Mitbu rgerinnen und Mitbu rger, ist: Mehr u ber sie zu erfahren und von ihnen zu lernen.
Deshalb la dt die Landeszentrale fu r politische
Bildung Sie zu einer Veranstaltungsreihe mit
Vortra gen und Diskussionen ein. Unsere Referentin-
nen und Referenten sowie Diskutierende werden die
Geschichte der Sinti und Roma, den Vo lkermord
wa hrend der NS-Zeit, den Antiziganismus und die
Rolle der Frauen in der hiesigen Gesellschaft unter
die Lupe nehmen.
Die Veranstaltungsreihe wird begleitet durch
traditionelle Musik der Sinti und Roma.
Die Teilnahme ist kostenlos