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Mag. Doris Kronberger APG-‐Seminar 23.05.2015 1
Aus der verhaltenstherapeu/schen
Praxis
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Ein Mensch fragt: „Wo geht es hier zum Bahnhof?“ Es antwortet… der Gesprächstherapeut: „ Sie wissen nicht, wo der Bahnhof ist und das macht sie nicht nur traurig, sondern auch ein Stück weit wütend.“ der Gestal=herapeut: „Du, lass das voll zu, dass du zum Bahnhof willst.“ der systemische Familientherapeut: „Was glauben sie, denkt Ihre Schwester, was ihre Eltern fühlen, wenn die hören, dass sie zum Bahnhof wollen?“
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der Psychoanaly/ker: „Sie meinen dieses lange dunkle Gebäude, wo die Züge immer rein und raus, rein und raus…fahren?“ der Tiefenpsychologe: „Sie wollen verreisen?“ der humanis/sche Psychotherapeut: „Wenn du da wirklich hinwillst, wirst du den Weg auch finden.“ der Verhaltenstherapeut: „Heben sie den rechten Fuß, schieben sie ihn vor, setzen Sie ihn jetzt auf. Sehr gut. Hier haben sie ein Bonbon.“
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Merkmale der Verhaltenstherapie
• Behandlungsstrategie sollte grundsätzlich sowohl symptomorien/ert als auch person-‐ bzw. hinter-‐grundorien/ert sein
• im Rahmen einer umfassenden Diagnos[k (Problemanalyse) werden Zusammenhänge und Bedingungen geklärt sowie Schemata eruiert
• Erarbeiten eines individuellen Störungsmodells, Notwendig-‐keit der ste[gen Reflexion und ev. Neuanpassung (diagnos[sch-‐therapeu[scher Zirkel)
• gemeinsames Erarbeiten von Therapiezielen (Transparenz)
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Geschichtliche Entwicklung
Bereits in der An[ke finden sich einzelne Behandlungsmethoden, die an jetzige erinnern. Als Psychotherapie-‐Richtung entstand sie zwischen 1950 und 1960 an mehreren Orten der Welt gleichzei[g. Ihre Wurzeln liegen in der empirischen Psychologie, ebenso wird auf Erkenntnisse aus anderen Fachdisziplinen (Medizin, Soziologie…) zugegriffen. Mag. Doris Kronberger APG-‐Seminar 23.05.2015 6
Geschichtliche Entwicklung Grundsätzlich wird von einer Entwicklung in drei Phasen gesprochen:
1) die behaviorale Phase
2) die kogni/v-‐behaviorale Phase
3) und die „dri=e Welle“, die durch eine zunehmende Berücksich[gung von Achtsamkeit und Akzeptanz charakterisiert ist.
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www.oegvt.at
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Ausbildungsbausteine Lehrtherapie: KandidatInnen finden sich sowohl in der Rolle der KlientInnen als auch der TherapeutInnen. Es geht um den Erwerb folgender Methoden: Ø Euthyme Verfahren und Achtsamkeit Ø Angstbewäl[gung Ø Entspannung und Biofeedback Ø Kogni[ve u. emo[onsfokussierte Verfahren Ø Soziales Kompetenztraining Ø Gesprächsführung
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Euthyme Verfahren
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Euthyme Verfahren
Begriffsklärung Genuss: Als Genuss wird eine posi[ve Sinneserfahrung bezeichnet, an der mindestens ein Sinnesorgan be-‐teiligt ist. Diese Sinneserfahrung ist mit körperlichem und /oder geis[gem Wohlbefinden verknüpk.
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Euthyme Verfahren
Genusstagebuch: täglich den “Genuss des Tages“ eintragen. Dieses Tagebuch sollte über einige Wochen geführt werden. Ziel ist es, die Erfahrung zu machen, dass im Alltag zahlreiche Genussmöglichkeiten verborgen sind und darauf warten, von uns entdeckt zu werden.
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Regeln des Genießens nach R. Lutz und E. Koppenhöfer
• Genuss braucht Zeit Zeit schaffen
• Genuss muss erlaubt sein Genussverbot und Tabuisierung aumeben
• Genuss geht nicht nebenbei Training der Aufmerksamkeits-‐ Fokussierung und des Phantasierens/Offenheit für Sinnesempfindungen
• Jedem das Seine wissen, was einem gut tut
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Regeln des Genießens nach R. Lutz und E. Koppenhöfer
• Weniger ist mehr durch Beschränkung wird die ganze S[mulanz erst fassbar
• Ohne Erfahrung kein Genuss Training
• Genuss ist alltäglich die Außerordentlichkeit des Alltags erkennen lernen
• Askese kann Genuss erhöhen Bedürfnisaufschub (n. B. Handler)
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Euthyme Verfahren
Durch Benennen von Gefühlen bilden sich im Gehirn Vernetzungen zw. Entstehungsort und dem Bereich, der für Gedanken und Bewusstsein zuständig ist.
Somit werden diffuse Vorgänge zu sogenannten kogni[ven Repräsentanzen, vorstellbar als „Gedankenbilder“. Dies ist hilfreich im Sinne des Bewusstmachens von Bedürfnissen.
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Euthyme Verfahren
Genießen ist vorwiegend eine bewusst zelebrierte Sinneswahrnehmung, erlebbar: • beim Riechen, Schmecken, Sehen, Berühren,
Tasten, Fühlen, Hören • beim Lesen und Mitdenken (intellektueller
Genuss) • beim Erleben von Beziehungen zu Menschen
oder Tieren
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Alltags-‐Zufriedenheits-‐Checkliste
• Was sind für mich Anforderungen und Stressbereiche?
•
• Woran merke ich, dass ich unter Stress oder Druck stehe?
• Was ist für mich Entspannung?
• Wie und wobei entspanne ich mich gut?
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Alltags-‐Zufriedenheits-‐Checkliste • Wodurch kann ich mich am besten ausrasten und erholen?
• Möchte ich neue Entspannungsmöglichkeiten ausprobieren?
• Was brauche ich, damit ich regelmäßig Pausen, Rast und Mußezeiten einlege?
• Wer oder was hilk oder könnte mir dabei helfen, regelmäßige Pausen einzuhalten?
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Alltags-‐Zufriedenheits-‐Checkliste
• Was verstehe ich unter Wohlbefinden? • Was verstehe ich unter Zufriedenheit? • Was verstehe ich unter Glück? • Womit bin ich zur Zeit zufrieden?
• Gibt es etwas, dass ich in Zukunk intensiver genießen möchte? Wenn ja, was ist es?
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Angstbewäl/gung
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Angstbewäl/gung • Ängste zählen zu häufigsten psych. Störungen
• fast jeder hat mind. einmal im Leben eine angstbesetzte Zeit
• ca. 10% aller Erwachsenen leiden unter Angst-‐erkrankungen, Frauen sind häufiger betroffen
• Erkrankungsbeginn: meist vor 45. Lj.
• Komorbidität: ca. 3% (Depr., Alk., Med., Isol.)
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Angst: Entstehung/ Aufrechterhaltung
• wich[ge Schutzfunk[on, Alarmsignal
• entwicklungsgeschichtlich in uns festgelegt (archaische Ängste)
• Reizschwelle: individuell unterschiedlich hoch
• bei Angstpa[enten: autonom. NS scheinbar labiler, Erregungspoten[al höher
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Theorien zur Entstehung
Ø durch nega[ve Erfahrungen mit einer vorher neutralen Situa[on (Aufzug, Bienens[ch…)
Ø durch Beobachtung von Angst bei anderen („modelling“: z.B. Muqer weicht Hunden aus)
Ø durch überängstliche Erziehung
Ø durch mangelnde Lernerfahrungen
Ø durch Assozia[on mit einem trauma[schen Ereignis (Unfall, Naturkatastrophe, Gewalt…)
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Zusammenspiel von drei Komponenten
1. Körperliche Anteile Herzklopfen, Atembeschleunigung, Ziqern, vermehrtes Schwitzen, Schwindelgefühl…
2. Kogni[ve und gefühlsmäßige Anteile Angst vor Kontrollverlust/Ausweglosigkeit, Fehlschlüsse, Generalisierung
3. Verhaltensebene Flucht aus Situa[on, Vermeidungsverhalten
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Paniksymptome
Ø Atemnot oder Beklemmungsgefühle Ø Schwindel, Benommenheit, Ohnmachtsgefühle Ø Herzrasen, Herzstolpern Ø Ziqern, Beben Ø Schwitzen Ø Ers[ckungsgefühle Ø Übelkeit/ Gefühl, Durchfall zu bekommen Ø Unwirklichkeits-‐ und Entremdungsgefühle
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Paniksymptome
Ø Kribbeln oder Taubheit in verschiedenen Körperteilen
Ø Hitzewallungen oder Kälteschauer Ø Schmerzen, Engegefühl oder Unwohlsein in der Brust Ø Befürchtung oder Angst zu sterben Ø Angst, verrückt zu werden
Panikanfall: Aukreten von 4 der oben genannten Symptomen innerhalb von 10 Minuten aukreten. Panikstörung: mind. 4 solcher Anfälle in 1 Monat
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Panikschwelle
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Teufelskreislauf der Angst
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Verhalten während eines Angstanfalles
1) Halt suchen (Setzen, Schemel-‐Haltung) 2) Atmung (Bauchatmung, „4-‐2-‐4 “oder „1-‐1-‐2“) 3) Angst einstufen 4) Gedankengänge prüfen 5) Entwarnung geben 6) Aufmerksamkeit lenken 7) Hilfreiche Gedanken einsetzen („Ich schaffe das“)
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Behandlungsplanung
• Differen[aldiagnos[k u. medizinische Abklärung • Individuelles Störungsmodell (Entstehung, Erstaukriq, Aufrechterhaltung) vermiqeln
• konkrete Zielformulierung • Psychoeduka[on • je nach individueller Bedingtheit: symptomorien[ertes Verhalten oder person-‐und hintergrundorien[ertes Verhalten
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Exposi/onsverfahren
• in vivo (reale Situa[on) oder in sensu (vorgestellte Situa[on) • graduiert oder massiert
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Angstkurve Exposi/on
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Zwangsstörung
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Therapie bei Zwangsstörung
1) Anfangsphase • Beziehungsgestaltung • Mo[va[ons – und Zielklärung • problemorien[erte Informa[onserfassung und
Verhaltensanalyse • Zwänge in Bezug zur Lebensgeschichte • Funk[onalität der Zwänge • Verhaltensalterna[ven für gewonnene Zeit
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Therapie bei Zwangsstörungen
2) Intensivierungsphase: spezielle Techniken • Erklärungsmodell, Bezug zur Biographie • Vorbereitung zur Exposi[on mit Reak[onsverhinderung
• Durchführung der Exposi[on mit / ohne Therapeut
• Problembesprechungen • weitere kogni[ve Techniken
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Therapie bei Zwangsstörungen
3) Endphase: Rückfallprophylaxe • Auvlärung über die Gefahr eines Rückfalls in Belastungssitua[onen
• Rekapitula[on der erlernten Strategien • Umgang mit Stress, Stressbewäl[gung • soziale Ressourcen nutzen • Follow-‐up Einheiten
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Therapieziele bei Zwangsstörung
Ø Zunehmende Distanzierung von Inhalten der Zwangssymptoma[k / des Fremdsteuerungssystems
Ø Stärkung der Ich-‐Funk[onen
Ø Lenkung der Aufmerksamkeit auf normale zentrale Bereiche des persönlichen Lebens
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Therapieziele bei Zwangsstörung
Ø Zwang wird ersetzt durch fundierte, organisch ablaufende und zum Ziel führende Handlungsabläufe
Ø Wieder-‐Inkraksetzen zentraler Gesetzmäßigkeiten des zwischenmenschlichen Zusammenlebens
Ø Problemlösen auf Realitätsebene anstelle auf symbolisch-‐magischen Ebene
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Exposi/on Wich[ge Komponenten: • Entscheidungsfreiheit • Genaue Planung und Ankündigung • Angehörige miteinbeziehen • Durchführung: eine Situa[on finden, die miqelschwer, gut kontrollierbar und von prak[scher Relevanz ist
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Angstkurve Habitua/on
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Mögliche Schwierigkeiten bei der Exposi/on
• wenn die Angst ausbleibt • wenn keine Habitua[on eintriq • wenn die therapeu[schen Regeln wiederum zu Zwängen gemacht werden
• wenn der Transfer der Erfahrungen von einer auf die andere Situa[on schwer fällt
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Entspannungstraining
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Progressive Muskelrelaxa/on (PMR) • Erfinder: Edmund Jacobson, amerikanischer Physiologe, 1934
• Originalverfahren: 20 Muskelgruppen werden sukzessive 1-‐2 Minuten lang angespannt, dann 3-‐4 Minuten entspannt. Die Kontrak[onen sollten eher sub[l sein, um die Wahrnehmung für kleinste Anspannungen zu sensibilisieren
• Variante nach Wolpe: heute gebräuchlichere Fassung
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Progressive Muskelrelaxa/on (PMR)
• Ziel: Spannungszustände in der Muskulatur lokalisieren und letztlich eigenständig beheben zu können
• Vorgang: einzelne Muskelgruppen werden zunächst angespannt, in weiterer Folge entspannt. Durch zunächst körperliche Entspannung wird ein innerer Entspannungszustand herbeigeführt;
Zusätzlich werden Atem-‐ und Imagina[onstechniken integriert
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Progressive Muskelrelaxa/on (PMR)
Allgemeines: • PMR ist in der Regel schneller und leichter zu erlernen als andere Entspannungsmethoden
• regelmäßiges Üben wirkt sich posi[v aus
• sich von Leistungsdruck und Erfolgszwang distanzieren (Geduld!)
• Bei Schmerz-‐ oder Krampfneigung bes[mmte Muskelgruppen auslassen
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Progressive Muskelrelaxa/on (PMR) • Kontraindika/onen: -‐ Psychosen -‐ Depression mit sehr geringem Antrieb -‐ Borderlinestörung
• Indika/onen: -‐ Angststörungen -‐ Psychosoma[sche Beschwerden /Schmerzen -‐ Schlafstörungen -‐ Depressionen (agi[ert o. mit Angstkomponente)
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