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Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 22.08.2016 1 Dossier „Ökonomie mit Energie“ Ausgabe 140, 2016 1. Artikel/Grafiken: Eon: Gefahr für die Bilanz (04.08.2016) 2. Artikel: Uniper: Start mit Sorgen (04.08.2016) 3. Artikel/Grafiken: Eon geht die Kraft aus (11.08.2016) 4. Artikel: RWE schlägt sich besser als Eon (12.08.2016) „Am 10. Januar 2008 war Eon auf dem Gipfel. Die Aktie erreichte bei einem Kurs von 50,93 Euro ein Allzeithoch. Der Energiekonzern war insgesamt 105,74 Milliarden Euro wert. So kostbar war damals kein anderes Unternehmen im deutschen Leitindex Dax. Die Euphorie hielt aber nicht lange an. Nur wenige Monate später brach die Finanzkrise aus. Und als im März 2011 die Reaktorkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima die Welt schockierte, war Eons Aktie endgültig im freien Fall. Der GAU in Japan wurde auch für Deutschlands größten Energiekonzern zum größten anzunehmenden Unfall. Die Bundesregierung verschärfte die Energiewende und entzog dem bisherigen Geschäftsmodell, dem Betrieb großer Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke, praktisch die Geschäftsgrundlage. Aktuell dümpelt die Eon-Aktie bei 9,23 Euro. Der Konzern ist gerade noch 18 Milliarden Euro wert. Eon-Chef Johannes Teyssen sucht sein Heil wie Konkurrent RWE in der Aufspaltung. Die Eon SE soll sich auf das Geschäft mit der Energiewende konzentrieren - also auf erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze. Das neue Unternehmen Uniper, das von Eons ehemaligem Finanzvorstand Klaus Schäfer geführt wird, wird sich um die alte Energiewelt kümmern, also um konventionelle Kraftwerke, Großhandel und Gaspro- duktion. Der Börsengang von Uniper ist für September geplant.“ Verortung v. a. in den Themenbereichen „Wertschöpfung“ und „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ 1. Erläutern Sie, inwieweit und in welcher Form sich die Rahmenbedingungen für die großen deutschen Energieversorger in den letzten Jahren verändert haben. Analysieren Sie hierzu insbesondere die Wirkungen energiepolitischer Entscheidungen. 2. Erschließen Sie sich vor diesem Hintergrund die Umgestaltung des Eon- Konzerns. Benennen Sie die im Wesentlichen hiermit verfolgten Zielsetzungen. 3. Analysieren Sie den aktuellen Status des Strategiewechsels. Berücksichtigen Sie die bestehenden Herausforderungen und Risiken. 4. Vergleichen Sie die Vorgehensweise des Unternehmens mit der des Konkur- renten RWE. Arbeiten Sie Übereinstimmungen und Unterschiede heraus.

Ausgabe , 140 2016 - Handelsblatt macht Schule · Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 22.08.2016 4 9. Artikel: Energiepreise: Automatischer Aufruhr (16.08.2016) „Es ist eine

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Dossier „Ökonomie mit Energie“ vom 22.08.2016

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Dossier „Ökonomie mit Energie“ Ausgabe 140, 2016 1. Artikel/Grafiken: Eon: Gefahr für die Bilanz (04.08.2016) 2. Artikel: Uniper: Start mit Sorgen (04.08.2016) 3. Artikel/Grafiken: Eon geht die Kraft aus (11.08.2016) 4. Artikel: RWE schlägt sich besser als Eon (12.08.2016)

„Am 10. Januar 2008 war Eon auf dem Gipfel. Die Aktie erreichte bei einem Kurs von 50,93 Euro ein Allzeithoch. Der Energiekonzern war insgesamt 105,74 Milliarden Euro wert. So kostbar war damals kein anderes Unternehmen im deutschen Leitindex Dax. Die Euphorie hielt aber nicht lange an. Nur wenige Monate später brach die Finanzkrise aus. Und als im März 2011 die Reaktorkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima die Welt schockierte, war Eons Aktie endgültig im freien Fall. Der GAU in Japan wurde auch für Deutschlands größten Energiekonzern zum größten anzunehmenden Unfall. Die Bundesregierung verschärfte die Energiewende und entzog dem bisherigen Geschäftsmodell, dem Betrieb großer Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke, praktisch die Geschäftsgrundlage. Aktuell dümpelt die Eon-Aktie bei 9,23 Euro. Der Konzern ist gerade noch 18 Milliarden Euro wert. Eon-Chef Johannes Teyssen sucht sein Heil wie Konkurrent RWE in der Aufspaltung. Die Eon SE soll sich auf das Geschäft mit der Energiewende konzentrieren - also auf erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze. Das neue Unternehmen Uniper, das von Eons ehemaligem Finanzvorstand Klaus Schäfer geführt wird, wird sich um die alte Energiewelt kümmern, also um konventionelle Kraftwerke, Großhandel und Gaspro-duktion. Der Börsengang von Uniper ist für September geplant.“

Verortung v. a. in den Themenbereichen „Wertschöpfung“ und „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“

1. Erläutern Sie, inwieweit und in welcher Form sich die Rahmenbedingungen für die großen deutschen Energieversorger in den letzten Jahren verändert haben. Analysieren Sie hierzu insbesondere die Wirkungen energiepolitischer Entscheidungen.

2. Erschließen Sie sich vor diesem Hintergrund die Umgestaltung des Eon-Konzerns. Benennen Sie die im Wesentlichen hiermit verfolgten Zielsetzungen.

3. Analysieren Sie den aktuellen Status des Strategiewechsels. Berücksichtigen Sie die bestehenden Herausforderungen und Risiken.

4. Vergleichen Sie die Vorgehensweise des Unternehmens mit der des Konkur-renten RWE. Arbeiten Sie Übereinstimmungen und Unterschiede heraus.

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5. Ermitteln Sie aus Sicht der Aktionäre die Stärken und Schwächen des Eon-Konzerns.

6. Analysieren Sie (denkbare) Interessenkonflikte zwischen der Führung, den Shareholdern und Stakeholdern des Unternehmens.

5. Artikel/Grafik: Elektromobilität: Strom-Ausfall (15.08.2016) 6. Artikel/Grafiken: Elektromobilität: Anschluss gesucht (15.08.2016)

„Spät, aber hoffentlich nicht zu spät hat die deutsche Autoindustrie das Thema Elektromobilität entdeckt - und will endlich den Rückstand zu Pionier Tesla aufholen. VW-Chef Matthias Müller kündigte Milliardeninvestitionen an und will bis 2025 bis zu drei Millionen Elektroautos verkaufen. Daimler plant den Aufbau einer Submarke für Elektroautos - und auch bei BMW hat das Thema Priorität. Das Problem: Die Pläne taugen nichts, wenn nicht auch die Energieversorger, also Eon, EnBW sowie die Stadtwerke der Kommunen, entschlossen mitziehen. Genau wie bislang beim Angebot von Elektroautos hinkt der Ausbau der Lade-Infrastruktur den Zielen weit hinterher.“

Verortung v. a. in den Themenbereichen „Wertschöpfung“, „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ und „Energiemix der Zukunft“

1. Geben Sie die Zielsetzungen der Bundesregierung hinsichtlich der Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Deutschland wieder.

2. Fassen Sie die aktuellen Beschlüsse hinsichtlich der Einrichtung von Kaufprä-mien zusammen. Benennen Sie die hiermit konkret verfolgten Zielsetzungen.

3. Erläutern Sie die Bedeutung des Ausbaus des Netzes von Ladestationen für die Erreichung der o. g. Zielsetzungen heraus.

4. Arbeiten Sie heraus, welche Maßnahmen hinsichtlich des Netzausbaus von La-destationen geplant sind.

5. Erörtern Sie die derzeit auftretenden Probleme und Herausforderungen. Über-prüfen Sie, wer für diese verantwortlich bzw. von diesen betroffen ist.

6. Diskutieren Sie in diesem Zusammenhang die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit staatlicher Maßnahmen.

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7. Artikel/Grafiken: Emissionshandel: Das Stöhnen der Industrie (15.08.2016) 8. Artikel: Milliardenrisiko Klimawandel (19.08.2016)

„Seit Jahren verharren die Preise für das Recht, Emissionen auszustoßen, auf niedrigstem Niveau. Das möchte die EU-Kommission jetzt ändern und hat mit ihren Plänen für eine Reform des Emissionshandels Industrie und Energiewirtschaft aufgeschreckt. Sie sehen ihre Unternehmen in Bedrängnis und hoffen auf Hilfe der Bundesregierung. Die aber schweigt.“

Verortung v. a. in den Themenbereichen „Energiepolitik“, „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“, „Energie und Makroökonomie“ und „Umweltschutz“

1. Erläutern Sie die grundlegende Funktionsweise des Emissionszertifikatehan-dels. Erörtern Sie, inwieweit dieser einen ökonomischen Ansatz zur Bewälti-gung ökologischer Problemlagen darstellt.

2. Ermitteln Sie die Stellung des Zertifikatehandels im Rahmen der europäischen Klimaschutzpolitik.

3. Fassen Sie die Entwicklung der Zertifikatspreise in den letzten Jahren zusam-men. Legen Sie wesentliche Einflussfaktoren auf die Preisbildung dar.

4. Überprüfen Sie, inwiefern die generellen Zielsetzungen des Zertifikatehandels durch die Preisentwicklung gefährdet werden.

5. Geben Sie vor diesem Hintergrund die aktuelle Diskussion auf EU-Ebene wie-der.

6. Benennen Sie Befürworter und Gegner der vorgeschlagenen Systemverände-rungen und erschließen Sie sich deren Interessen und Argumente.

7. Arbeiten Sie die derzeit bestehenden Ausnahmeregelungen heraus und analy-sieren Sie die Diskussion um deren Einschränkung. Erörtern Sie die in diesem Kontext auftretenden Konflikte zwischen ökologischen und ökonomi-schen Ziel-setzungen und Interessen.

8. Setzen Sie sich insbesondere mit den Stellungnahmen der deutschen Industrie auseinander. Erschließen Sie sich ihre Interessen sowie Befürchtungen hin-sichtlich der Auswirkungen einer Systemänderung.

9. Geben Sie die wesentlichen Ergebnisse der in diesem Kontext vom Bundesfi-nanzministerium in Auftrag gegebenen Studie wieder.

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9. Artikel: Energiepreise: Automatischer Aufruhr (16.08.2016)

„Es ist eine Idee mit politischer Sprengkraft: Geht der Benzinpreis runter, könnte die Spritsteuer automatisch steigen. Der Vorschlag versteckt sich im ,Grünbuch Energieeffizienz‘, das auf fast 40 Seiten mit vielen technischen Erklärungen Optionen nennt, wie in Deutschland das Energiesparen vorangebracht werden könnte. ,Mechanismen für die Anpassung an Schwankungen der Rohstoffpreise für Energie wären denkbar, etwa durch eine Indexierung von Steuersätzen‘, schreiben die Experten aus dem Wirtschaftsministerium darin. Nachdem die ,Bild‘ den Passus zu den automatischen Steuererhöhungen von Sigmar Gabriel (SPD) entdeckt und darüber berichtet hat, ist die Aufregung nun groß.“

Verortung v. a. in den Themenbereichen „Angebot/Nachfrage/Preisbildung“ und „Energiepolitik“

1. Geben Sie die im aktuellen Grünbuch formulierten Vorschlag hinsichtlich steu-erlicher Anpassungen bei Senkungen des Benzinpreises wieder.

2. Erläutern Sie, welche Zielsetzungen mit einer solchen Maßnahme verfolgt wer-den.

3. Analysieren Sie die nach Bekanntwerden des entsprechenden Passus entbrann-te politische Diskussion. Überprüfen Sie, inwieweit eine Umsetzung des Vor-schlages derzeit realistisch erscheint und begründen Sie Ihre Einschätzungen.

10. Artikel: Revolution am Heizkörper (16.08.2016)

„Diese neuen Geschäfte erhoffen sich derzeit fast alle Energiemanager - egal, ob sie Eon, RWE oder eines von Hunderten Stadtwerken führen. Sie wollen das Stromnetz intelligent machen, also mit Datenleitungen verknüpfen. Die Stromzähler sollen ebenfalls intelligent werden und den Energieverbrauch der Kunden transparenter machen, damit die Versorger ihre Kunden mit passenden, energieeffizienten Produkten und Dienstleistungen umwerben können. Mit mehr Transparenz Verbrauchern beim Energiesparen helfen - das können auch die Heizkostenabrechner wie Ista oder der deutsche Konkurrent Techem. Die Branche hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren radikal verändert.“

Verortung v. a. in den Themenbereichen „Wertschöpfung“, „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ und „Energiesparen“

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1. Erläutern Sie die im Artikel beschriebenen „neuen Geschäftsfelder“ der Ener-giebranche. Erklären Sie in diesem Zusammenhang den Einfluss der Digitali-sierung.

2. Arbeiten Sie heraus, welche Energieeinsparpotenziale durch die Erhöhung der Transparenz der Verbräuche in den einzelnen Haushalten gesehen werden. Vergleichen Sie in diesem Zusammenhang die Potenziale beim Einsparen von Strom und Wärme.

3. Benennen Sie die Akteure, die in diesem „neuen“ Markt aktiv sind bzw. wer-den wollen. Erschließen Sie sich deren Marktstellungen.

11. Artikel/Grafik: Shell paktiert mit Amazon (22.08.2016)

„In Deutschland verbündet sich das Internetkaufhaus nun mit der Tankstellenkette Shell, um mit eigenen Abholstationen die Zustellkosten zu senken. „Shell und Amazon testen seit Juli sogenannte Amazon-Locker an zehn Shell-Stationen in München“, sagte der für das weltweite Tankstellengeschäft verantwortliche Shell-Manager István Kapitány dem Handelsblatt. […] Die sinkende Nachfrage nach Kraftstoffen in Deutschland und Supermärkte mit langen Öffnungszeiten lassen Shell nach neuen Frequenzbringern suchen. „Die Amazon-Packstationen passen sehr gut zu unserer globalen Strategie“, sagte Kapitány. Shell betreibt in Deutschland fast 2 000 Tankstellen.“

Verortung v. a. im Themenbereich „Wertschöpfung“

1. Beschreiben Sie die aktuellen Pläne der Unternehmen Shell und Amazon.

2. Benennen Sie die hiermit von den beiden Partnern verfolgten Zielsetzungen.

3. Erschließen Sie sich den Einfluss der derzeitigen Preisentwicklung bei Benzin auf die Entscheidung der Shell-Konzernführung für eine Kooperation mit dem Onlinehändler.

12. Artikel/Grafik: E-Mobilität: Elektrisierende Zahlen (22.08.2016)

„Wer ein E-Mobil kauft, bekommt 3 000 oder 4 000 Euro dazu - je nachdem, ob es sich um ein Fahrzeug mit einer Kombination aus Verbrennungsmotor und Batteriebetrieb handelt oder um ein reines E-Mobil. Es geht darum, dass die Autobauer den Umstieg auf die Stromantriebe hinbekommen. Vor allem aber darum, dass die Regierung ihr Ziel erreicht: Bis 2020 sollen eine Million Autos mit Elektroantrieb auf deutschen Straßen fahren. Das hatte Kanzlerin Angela Merkel

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(CDU) 2010 vorgegeben. Deutschland soll „Leitmarkt“ werden, die Hersteller sollen „Leitanbieter“ sein. […] Ernüchternde Halbzeitbilanz Ende 2015, also zur Halbzeit des Vorhabens, fuhren 50 000 Autos elektrisch oder teilelektrisch. Die Prämie sollte einen Boom auslösen wie bei der Abwrackprämie und zum Kauf eines E-Mobils verlocken. Schließlich kostet etwa ein E-Golf noch 7 000 Euro mehr als ein konventioneller. Offenkundig zu viel für Schnäppchenjäger, wie die jüngsten Antragszahlen bei der Bafa zeigen, die dem Handelsblatt vorliegen: Von Juli bis zum 11. August beantragten 2 128 Käufer die Subvention. Pro Woche sind es kaum 300. […] Die wenigen Käufe elektrisieren den Verband der Automobilindustrie (VDA). „Der Anteil der gewerblichen Käufer, die vom Umweltbonus Gebrauch machen, steigt Woche für Woche“, freut sich VDA-Präsident Matthias Wissmann. „Wir sehen hier einen Trend, der auch in nächster Zeit weiter anhalten wird.“ Der aber ist absolut betrachtet wenig erfreulich.“

Verortung v. a. in den Themenbereichen „Wertschöpfung“, „Rahmenbedingungen der Energiewirtschaft“ und „Energiemix der Zukunft“

1. Geben Sie die Zielsetzungen der Bundesregierung hinsichtlich der Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Deutschland wieder. Vergleichen Sie diese mit dem derzeitigen Status.

2. Fassen Sie Eckpfeiler der staatlich gewährten Kaufprämie zusammen. Benen-nen Sie die hiermit konkret verfolgten Zielsetzungen.

3. Erschließen Sie sich deren bisherige Wirkung. Überprüfen Sie hierzu, inwie-weit die Erwartungen erfüllt wurden.

4. Erläutern Sie, weshalb gerade auf den Bereich der Dienstfahrzeuge vonseiten der Automobilindustrie große Hoffnungen gelegt werden.

5. Setzen Sie sich mit den Vor- und Nachteilen einer solchen staatlichen Subventi-on auseinander. Begründen Sie Ihre Einschätzungen.

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Eon: Gefahr für die Bilanz Der Börsengang von Uniper zwingt Eon-Chef Johannes Teyssen zu Korrekturen über-höhter Buchwerte in Milliardenhöhe. Die fälligen Abschreibungen gefährden das oh-nehin schon angespannte Rating des Energiekonzerns. 5 Am 10. Januar 2008 war Eon auf dem Gipfel. Die Aktie erreichte bei einem Kurs von 50,93 Euro ein Allzeithoch. Der Energiekonzern war insgesamt 105,74 Milliarden Euro wert. So kostbar war damals kein anderes Unternehmen im deutschen Leitindex Dax. 10 Die Euphorie hielt aber nicht lange an. Nur wenige Monate später brach die Finanz-krise aus. Und als im März 2011 die Reaktorkatastrophe im japanischen Kernkraft-werk Fukushima die Welt schockierte, war Eons Aktie endgültig im freien Fall. 15 Der GAU in Japan wurde auch für Deutschlands größten Energiekonzern zum größten anzunehmenden Unfall. Die Bundesregierung verschärfte die Energiewende und ent-zog dem bisherigen Geschäftsmodell, dem Betrieb großer Atom-, Kohle- und Gas-kraftwerke, praktisch die Geschäftsgrundlage. Aktuell dümpelt die Eon-Aktie bei 9,23 Euro. Der Konzern ist gerade noch 18 Milliarden Euro wert. 20 Eon-Chef Johannes Teyssen sucht sein Heil wie Konkurrent RWE in der Aufspaltung. Die Eon SE soll sich auf das Geschäft mit der Energiewende konzentrieren - also auf erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze. Das neue Unternehmen Uniper, das von Eons ehemaligem Finanzvorstand Klaus Schäfer geführt wird, wird sich um die alte 25 Energiewelt kümmern, also um konventionelle Kraftwerke, Großhandel und Gaspro-duktion. Der Börsengang von Uniper ist für September geplant. Doch allein der Blick auf die Börsenbewertung von Eon, die noch beide Teile wider-spiegelt, zeigt, wie unrealistisch die Angaben im Spaltungsbericht sind: Der Gesamt-30 konzern wäre demzufolge aktuell nur 2,5 Milliarden Euro mehr wert als das kriselnde Geschäft von Uniper alleine. Dabei stecken Eons Werte vor allem in den ertragreichen Stromnetzen, im gut laufenden Vertrieb und dem wachsenden Geschäft mit erneuerba-ren Energien. Die konventionellen Kraftwerke von Uniper sind dagegen ein Sanie-rungsfall - und die anderen Sparten, der Energiegroßhandel und die Gasproduktion, 35 sind allenfalls einen niedrigen Milliardenbetrag wert. Analysten sind vorgewarnt Analysten können die Bewertung im Spaltungsbericht je-denfalls genauso wenig nachvollziehen wie die vom Handelsblatt befragten Konzern-manager. „Nach meiner Schätzung liegt der faire Wert von Uniper bei rund fünf Mil-40 liarden Euro“, sagt Peter Crampton von Macquarie. Er hat detaillierte Prognosen für Uniper und Eon nach der Spaltung erarbeitet. Lueder Schumacher von Société Générale betont zwar, dass der genaue Wert noch schwer abzuschätzen sei. Bislang gebe es von Uniper nur die Zahlen vom vergangenen Jahr und eine Aussage zur Divi-dende. „Mehr als vier Milliarden Euro dürfte Uniper aber nicht wert sein“, sagt auch 45 er.

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Eon hat die Analysten auch schon vorgewarnt. „Wir haben bereits beim Capital Mar-ket Day im April in London deutlich gemacht, dass Uniper nach dem Listing zum Marktwert in unseren Büchern stehen wird und dass gegebenenfalls Korrekturbedarf 50 besteht“, sagte ein Eon-Sprecher. Grund dafür seien die weiterhin geringen Rohstoff- und Strompreise. Der Wertverfall im bisherigen Kerngeschäft ist dramatisch. Die Kohle- und Gaskraft-werke leiden unter der Energiewende. Sie werden von der wachsenden Zahl an Wind-55 rädern und Solardächern, die Strom vorrangig ins Netz einspeisen dürfen, aus dem Markt gedrängt. 2011, als die Bundesregierung die Energiewende verschärfte, kostete eine Megawattstunde Strom am Terminmarkt noch rund 60 Euro, jetzt sind es gerade noch 27 Euro. Die Kraftwerke sind schlecht ausgelastet und rechnen sich kaum mehr. 60 Das war ja auch der Grund, warum Konzernchef Teyssen Anfang Dezember 2014 den Markt mit seinen radikalen Plänen für eine Aufspaltung des Energiekonzerns über-raschte. Seit Anfang des Jahres ist die Trennung operativ vollzogen. Jetzt stehen aber erst mal Aufräumarbeiten an: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Eon 65 nach dem Börsengang eine Abschreibung auf den Uniper-Anteil vornehmen muss“, bestätigt Analyst Crampton. „Zwischen dem Buchwert und dem Marktwert von Uniper ist die Differenz sehr groß.“ Zum Kassensturz gezwungen In Konzernkreisen wird eine simple Begründung für die 70 Diskrepanz zwischen Nettobuchwert und Marktwert geliefert: „Der Absturz war so radikal, dass der Konzern gar nicht schnell genug mit dem Abschreiben hinterher-kam“, sagt ein Manager. In der Tat hat Eon alleine im vergangenen Jahr Wertberichti-gungen in Höhe von 8,4 Milliarden Euro vorgenommen. Der größte Teil der Ab-schreibungen entfiel auf Kohle- und Gaskraftwerke. Vor noch drastischeren Korrektu-75 ren schreckten die Bilanzexperten von Eon aber zurück. Das ist auch erlaubt. Bei Buchwerten von Kraftwerken gibt es einen großen Ermessensspielraum. So konnten sich die Eon-Experten an die vage Hoffnung klammern, dass es nach der nächsten Bundestagswahl neue Hilfen für die notleidenden Kraftwerke geben könnte - und die Rentabilität der Anlagen wieder steigen werde. 80 Mit dem Börsengang ist Eon aber nun zu einem realistischen Kassensturz gezwungen. Das räumt der Konzern im Spaltungsbericht selbst ein. „Dieser beizulegende Zeitwert wird sich nach Wirksamwerden der Abspaltung, der nachfolgenden Börsennotierung der Uniper SE und dem Vollzug der Entkonsolidierungsvereinbarung auf Basis des 85 Börsenkurses der Uniper SE ableiten“, heißt es da. Das ist zunächst für Uniper problematisch, weil das neue Unternehmen die Vermö-genswerte in der Bilanz anpassen muss. Das ist aber auch ein Problem für Eon selbst. Der Konzern gibt zwar jedem Aktionär für je zehn Eon-Aktien kostenlos eine Uniper-90 Aktie aus. Eon behält zunächst aber selbst 46,65 Prozent der Uniper-Anteile. Dafür steht ein Nettobuchwert von 7,2 Milliarden Euro in der Bilanz - und muss entspre-chend dem Börsenwert von Uniper angepasst werden.

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Gemessen an den Analystenschätzungen dürfte das Uniper-Paket zwischen zwei und 95 2,5 Milliarden Euro wert sein. Eon drohen also Abschreibungen von bis zu fünf Milli-arden Euro. Bei Uniper müsste es sogar noch ein wenig mehr sein. In der kommenden Woche legt Eon den Zwischenbericht für das erste Halbjahr vor. Es ist offen, ob der Konzern schon einen Teil der Abschreibungen vorwegnimmt. 100 Risiken der Abschreibung Für Eon sind die drohenden Abschreibungen durchaus ris-kant. Auch darauf weist der Konzern im Spaltungsbericht hin: „Insoweit kann es zu einer weiteren deutlichen Reduzierung des Konzerneigenkapitals kommen. Hierdurch können eine Verschlechterung der Kreditwürdigkeit sowie eine geringere Schulden-tragfähigkeit des Eon-Konzerns eintreten.“ 105 Eigentlich will Teyssen mit der Spaltung des Konzerns Kräfte freisetzen. „Es ist für uns alle ein großer Ansporn, nun mit aller Kraft die Neuausrichtung von Eon zu einem klar kundenzentrierten Anbieter von modernen Energielösungen voranzutreiben, die das Leben der Kunden erleichtern und verbessern“, sagte er jüngst. Und auch für 110 Uniper öffne „sich damit der Weg in eine eigene Zukunft als selbstständiges Unter-nehmen“, das mit einer fokussierten Strategie „seine Stärken im klassischen Energie-geschäft voll ausspielen“ könne. Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 149, 04.08.2016, 4115

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Uniper: Start mit Sorgen Seit Jahresanfang ist das neue Unternehmen Uniper am Start. Uniper-Chef Klaus Schäfer, ehemaliger Finanzvorstand von Eon, will beweisen, dass die Abspaltung kei-ne reine „Bad Bank“ ist. Die Kohle- und Gaskraftwerke, die sein Unternehmen über-5 nommen hat, seien wichtig für die Versorgungssicherheit, betont Schäfer regelmäßig. Uniper sei auch keine reine Kraftwerksgesellschaft. Das Unternehmen ist weltweit im Energiehandel tätig, fördert in Russland Gas und produziert dort auch Strom. Tatsächlich hat Schäfer zunächst aber eine harte Sanierungsaufgabe übernommen. Die 10 konventionellen Kraftwerke kämpfen mit der Energiewende, werden durch Wind- und Solarstrom aus dem Markt gedrängt. Nach Pro-forma-Zahlen hätte Uniper in den ver-gangenen drei Jahren jeweils Nettoverluste im Milliardenbereich eingefahren. Mit den Gewerkschaften verhandelt das Unternehmen schon über Sparmaßnahmen. 15 Bis zu 500 Millionen Euro würde das Management gerne einsparen. Auch von den 14 000 Stellen wird eine „nennenswerte Größenordnung“ gestrichen, wie Schäfer vor kurzem im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ ankündigte. Die Verhandlungen sind schwierig. Die Gewerkschaft pocht auf Betriebsvereinbarungen. Aber nicht nur Ange-stellte werden ihren Job verlieren, auch viele Manager müssen bangen. 20 Aber auch Eon-Chef Johannes Teyssen hat zum Neustart große Sorgen. Der Energie-konzern, der sich eigentlich auf Vertrieb, erneuerbare Energien und Netze konzentrie-ren wollte, musste - anders als geplant - auch die Verantwortung für die Kernkraft-werke und vor allem den Atomausstieg behalten. 25 Darüber ist Teyssen gerade gemeinsam mit seinem Amtskollegen von den anderen Atomkonzernen im Gespräch mit der Bundesregierung. Die will den Atomausstieg neu regeln. Die Konzerne sollen zwar die Verantwortung für den Rückbau der Reak-toren behalten, die Zwischen- und Endlagerung soll aber ein öffentlich-rechtlicher 30 Fonds übernehmen. Die Konzerne sollen ihre dafür gebildeten Rückstellungen ein-bringen - plus Risikozuschlag. Eon müsste zu den geplanten acht Milliarden Euro wohl zwei Milliarden zuzahlen. Teyssen hat schon angekündigt, dass Eon deshalb Investitionen drosseln muss. 35 Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 149, 04.08.2016, 5

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Eon geht die Kraft aus Der Versorger schreibt Milliarden auf die Tochter Uniper ab, weitere Wertberichtigungen folgen. Das Eigenkapital schmilzt bedenklich. 5 Eon-Chef Johannes Teyssen steht seit gut sechs Jahren an der Spitze von Deutschlands größtem Energiekonzern. Seine Bilanz ist bislang ernüchternd - zumindest wenn man die Zahl zugrunde legt, die Jahr für Jahr unter dem Strich übrig bleibt: das Nettoergebnis. 2011, 2014 und 2015, hat Eon unter Teyssens Ägide einen Milliardenverlust ausgewiesen - die roten Zahlen summieren sich auf mehr als zwölf 10 Milliarden Euro. Und in diesem Jahr wird ein weiterer Fehlbetrag dazukommen. „Schon zum Halbjahr ist klar, dass es eine Negativposition sein wird“, räumte Teyssen am Mittwoch bei der Vorlage des Zwischenberichts ein. Zur Jahresmitte war Eon schon mit drei Milliarden Euro in den Miesen. Das liegt an 15 Belastungen durch die Tochter Uniper, in die der Energiekonzern zum Jahresanfang das Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken, Gasproduktion und Großhandel ausgegliedert hat. Eon berichtigte den Wert von Uniper um 2,9 Milliarden Euro und nahm Drohverlustrückstellungen von 0,9 Milliarden Euro vor. Es kommt aber noch schlimmer: Schon jetzt ist absehbar, dass weitere Abschreibungen fällig werden. 20 Analysten sorgen sich ernsthaft um das Eigenkapital. Hausgemachte Probleme Teyssen hat sich die bilanziellen Probleme letztlich selbst eingebrockt. Im September soll Uniper mehrheitlich an die Börse. Eon schließt damit die Aufspaltung ab, die Teyssen Ende 2014 angekündigt hat, und wird sich selbst auf 25 erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze konzentrieren. Mit dem Börsengang muss der Konzern aber die Bewertung des 47-Prozent-Anteils, den er an Uniper behält, an den realisierten Börsenwert anpassen. Das Problem: Uniper steht selbst nach den Wertberichtigungen zum Halbjahr mit 30 einem überhöhten Netto-Buchwert in der Bilanz. Im Spaltungsbericht, den Eon im April vorlegte, wurde Uniper mit 15,5 Milliarden Euro bewertet. Jetzt beträgt der Wert immer noch rund zwölf Milliarden Euro, wie Finanzvorstand Michael Sen erläuterte. Analysten schätzen den Börsenwert von Uniper aber auf maximal fünf Milliarden. Diese Einschätzung wird in Konzernkreisen geteilt. Es sind also weitere 35 Abschreibungen fällig. Sen macht daraus auch keinen Hehl. „Den Buchwert der Uniper müssen wir fortan laufend, bis zur Entkonsolidierung, prüfen und gegebenenfalls weitere erforderliche Anpassungen reflektieren“, sagt Sen, „dies gilt insbesondere auch zum Listing der 40 Uniper-Aktie.“ Das Unternehmen begründet die Diskrepanz mit den unterschiedlichen Ansätzen. Während Uniper zum Börsengang einen aktuellen Preis bekommt, spiegeln die Buchwerte einzelner Kraftwerke auch die langfristigen Erwartungen wider - und da 45 rechnet Uniper nach wie vor mit politischer Hilfe. Aktuell ist die Lage der konventionellen Kraftwerke dramatisch. Kohle- und Gasanlagen werden zunehmend von den erneuerbaren Energien aus dem Markt gedrängt.

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Die hohen Abschreibungen, die der Börsengang von Uniper mit sich bringt, lassen auch das Eigenkapital von Eon bedenklich abschmelzen. Zusätzlich belastet die 50 Zinspolitik: Wegen der niedrigen Zinsen musste Eon die Pensionsrückstellungen aufstocken. Aktuell verfügt Eon über ein Eigenkapital von zwölf Milliarden Euro - zum Jahreswechsel waren es noch 19 Milliarden. Analysten warnen Auch der Atomausstieg birgt weitere Belastungen für das Kapital. 55 Eon muss - aller Wahrscheinlichkeit nach - zehn Milliarden Euro in den geplanten Fonds einbringen, der sich um die Zwischen- und Endlagerung kümmern soll. Teyssen begrüßt das zwar, weil er ein Risiko los wäre. Allerdings fordert die Bundesregierung zusätzlich zu den acht Milliarden Euro an Rückstellungen, die Eon gebildet hat, einen Aufschlag von rund zwei Milliarden Euro. Teyssen hat für den Fall 60 schon eine Kapitalerhöhung angekündigt. Analysten sehen die Entwicklung mit Sorge. „Wir haben bereits Ende 2014 davor gewarnt, dass die Bilanz von Eon nicht stark genug für eine Abspaltung ist, und seitdem immer wieder bekräftigt, dass frisches Kapital gebraucht wird“, betonten die 65 Analysten von Kepler. Es zeichne sich eine Kapitalerhöhung in nennenswerter Höhe ab. Die Sorgen um Eons Kapital drückten die Aktie zwischenzeitlich fast sieben Prozent. „Unsere Bilanz ist durch die Finanzierung des Atomausstiegs, die erwartete 70 Neubewertung unseres Uniper-Anteils und das internationale Zinsniveau angespannt“, räumte Eon-Chef Teyssen ein, „wir gewinnen aber zunehmend Klarheit über die zu stemmenden Belastungen und sind zuversichtlich, dass wir das mit klugen Investitionsentscheidungen und weiterhin klarem Kostenmanagement erfolgreich bewältigen werden.“ 75 Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 154, 11.08.2016, 18

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RWE schlägt sich besser als Eon Die Energiekonzerne haben ein neues Lieblingswort entdeckt: „solide“. Am Mittwoch verkaufte Eon den Zwischenbericht mit „einem soliden operativen Ergebnis“. Am Donnerstag verbreitete RWE eine „solide Halbjahresbilanz“. Während aber Eon hohe 5 Abschreibungen und einen Milliardenverlust meldete, ersparte RWE-Chef Peter Terium seinen Anlegern solche Hiobsbotschaften: Keine neuen Abschreibungen, keinen Verlust, keine bösen Überraschungen versteckte er in seiner Präsentation. Richtig gut sieht es aber auch bei RWE nicht aus. Das Betriebsergebnis sank um 10 sieben Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Der Nettogewinn brach um 74 Prozent auf 460 Millionen ein. Der Umsatz sank um vier Prozent auf 24 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis wurde von einem Einmaleffekt im Großhandel belastet. Im Trading verbuchte RWE einen Fehlbetrag von 156 Millionen Euro, ein Jahr zuvor war 15 es noch ein Gewinn von 73 Millionen Euro gewesen. Die Händler des Konzerns haben sich bei ihren Preiserwartungen verschätzt. Vor allem der Strompreis im Großhandel hat sich im ersten Halbjahr erstaunlich schnell von seinen Tiefstwerten erholt. Nachdem eine Megawattstunde zwischenzeitlich kaum mehr als 20 Euro gekostet hat, sind es jetzt wieder mehr als 27 Euro. 20 Davon profitiert jedoch die Sparte, die RWE eigentlich die größten Sorgen bereitet: die konventionelle Stromproduktion. Die Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke legten ausnahmsweise beim Betriebsergebnis wieder zu - um 34 Prozent auf 390 Millionen Euro. 25 Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 155, 12.08.2016, 23

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Elektromobilität: Strom-Ausfall Endlich machen Deutschlands Autohersteller ernst beim Thema Elektromobilität .VW, BMW und Daimler wollen Milliarden investieren und neue Modelle auf den Markt bringen. Das Problem: Der Ausbau der Lade-Infrastruktur stockt. 5 Spät, aber hoffentlich nicht zu spät hat die deutsche Autoindustrie das Thema Elektromobilität entdeckt - und will endlich den Rückstand zu Pionier Tesla aufholen. VW-Chef Matthias Müller kündigte Milliardeninvestitionen an und will bis 2025 bis zu drei Millionen Elektroautos verkaufen. Daimler plant den Aufbau einer Submarke 10 für Elektroautos - und auch bei BMW hat das Thema Priorität. Das Problem: Die Pläne taugen nichts, wenn nicht auch die Energieversorger, also Eon, EnBW sowie die Stadtwerke der Kommunen, entschlossen mitziehen. Genau wie bislang beim Angebot von Elektroautos hinkt der Ausbau der Lade-Infrastruktur den 15 Zielen weit hinterher. Nach den Plänen der Nationalen Plattform Elektromobilität sollen 2020 rund 70 000 öffentliche Ladepunkte installiert sein - tatsächlich waren es Ende 2015 nur knapp 6 000. Und während die Zahl der Elektroautos 2015 um 90 Prozent kletterte, stieg die der Ladepunkte nur um fünf Prozent. 20 Bislang konnten die Versorger auf die wenigen Autos verweisen. Das geht jetzt nicht mehr. „Natürlich gibt es ein Henne-Ei-Problem“, räumt Norbert Verweyen ein, der bei RWE den Bereich Elektromobilität leitet. Er appelliert - auch an die eigene Branche. „Es wäre falsch, wenn die Autohersteller auf die Ladesäulen warten und wir umgekehrt auf die Autos.“ 25 Aber sind die Versorger überhaupt in der Lage, mit den Autoherstellern mitzuhalten? Autoverbandspräsident Matthias Wissmann hat seine Zweifel. „Für dieses neue Geschäft ist ein langer Atem nötig“, sagte er dem Handelsblatt. „Für Unternehmen, die in einer wirtschaftlich schwierigen Situation sind wie viele der Energieversorger, 30 ist das eine enorme zusätzliche Herausforderung.“ Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 156, 15.08.2016, 1

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Elektromobilität: Anschluss gesucht Die Bundesregierung will den Ausbau der Lade-Infrastruktur nun endlich voranbringen. Die Energieversorger scheinen auf die Zuschüsse dringend angewiesen zu sein: Bisher sind die Ladesäulen ein Zuschussgeschäft. 5 In Dortmund, am Freistuhl 7, ist ein begehrter Treffpunkt für Fahrer von Elektroautos. Günstig gelegen, zwischen Hauptbahnhof und Fußgängerzone, steht eine der am meisten frequentierten Ladesäulen der Republik. Tag für Tag drängeln sich die Autos an der markanten Stelle. Mancher Fahrer dreht enttäuscht wieder ab, weil die 10 Anschlüsse gerade besetzt sind. Rund elf Kilometer entfernt, ebenfalls in Dortmund, am Altwickeder Hellweg 82, ist es dagegen ausgesprochen ruhig. An vielen Tagen wird die Ladesäule, in einem Gewerbegebiet gelegen, gar nicht genutzt. Zwei Standorte, ein Dilemma: Nicht jeder, der sein Auto tanken will, findet eine 15 öffentliche Ladesäule - viele Säulen sind aber schlecht ausgelastet, weil es zu wenige Autos gibt. Noch immer hält die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) an ihrem vor mehr als fünf Jahren formulierten Ziel fest, dass im Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf den deutschen Straßen rollt - und sieht einen Bedarf von 70 000 öffentlichen Ladepunkten. Tatsächlich gab es Ende 2015 nur knapp 50 000 20 Elektroautos - und lediglich 5 800 öffentliche Autosteckdosen. Die Versorger zögern, weil es zu wenig Fahrzeuge gibt. Die Autohersteller klagen über fehlende Ladesäulen. Endlich wollen die deutschen Autohersteller das Thema nun engagiert angehen. Volkswagen, BMW oder Daimler nehmen Milliarden in die Hand. Aber ziehen jetzt 25 auch die Versorger mit? „Der Aufbau der Ladeinfrastruktur ist auch aus Sicht der Bundesregierung ein zentrales Thema“, betont das Wirtschaftsministerium auf Anfrage: „Damit sich Elektromobilität durchsetzen kann, muss das Laden und Bezahlen anbieterübergreifend sicher, transparent und kundenfreundlich möglich sein.“ 30 Die Bundesregierung hat lange zugesehen, wie Autohersteller und Versorger sich beäugten - und im Stillstand verharrten. Im Mai rang sie sich endlich zu einem Maßnahmenpaket durch. Die Zahl der Elektroautos soll mit einer Kaufprämie von 4 000 Euro angekurbelt werden. Für den Aufbau der Ladesäulen macht sie zusätzlich 35 eine Summe von 300 Millionen Euro locker. Problem eins: Der Schritt kommt spät. Bereits Ende 2011 hatte die NPE Zuschüsse für Ladesäulen im großen Stil gefordert. Problem zwei: Das Fördervolumen wird nur für rund 15 000 Säulen reichen, weil insbesondere auch die besonders teuren 40 Schnellladestationen gebaut werden sollen. Problem drei: Noch wird um die Förderrichtlinie gerungen, viele Details sind noch offen. „Angestrebt wird, dass Anfang 2017 die Bewilligung von Anträgen beginnt“, teilt das Bundesverkehrsministerium mit. Die Versorger sind in der Pflicht Henning Kagermann, Vorsitzender der Elektroauto-Plattform, ist mit dem Engagement der 45 Regierung jetzt zwar zufrieden: „Wenn wir hier gut vorankommen, wird die Ladeinfrastruktur im Einklang mit den verkauften Elektrofahrzeugen in Deutschland wachsen.“

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Aber machen auch die Versorger mit? „Jetzt kommt der Markt in Schwung“, verspricht Norbert Verweyen, der den Bereich Elektromobilität bei RWE leitet. Sein 50 Unternehmen gehört zu den wenigen, die das Thema schon lange ernst nehmen. RWE hat vor rund acht Jahren begonnen und inzwischen europaweit 4 900 öffentliche Ladepunkte installiert, davon 3 100 in Deutschland - also die Hälfte aller Punkte hierzulande. Im Umkehrschluss heißt das: Andere Versorger wie Eon, EnBW und viele Stadtwerke haben bisher kaum etwas beigetragen. 55 „Die Bundesregierung hat jetzt gute Anreize gesetzt. Es sollten aber weitere Schritte folgen“, sagt Verweyen. Zum Beispiel würde es helfen, wenn Elektroautos die Busspuren benutzen dürfen. Und die Fahrer wollen nicht nur verlässlich an Strom kommen, es muss auch unkompliziert und bequem sein, wie der Energiemanager 60 betont. Lange hat die Branche über Standards gestritten, damit keine Automarke mit einer Ladesäule Probleme hat. Inzwischen haben die Versorger aber sogar schon Systeme für Abrechnung und Roaming entwickelt. Nur die Zahl der Lademöglichkeiten bleibt eben hinter den Plänen zurück. In 65 Ballungszentren wie Berlin oder dem Ruhrgebiet finden die Fahrer schon jetzt in vertretbarer Distanz eine Ladesäule. Auf dem flachen Land gibt es dagegen nur sporadisch welche. Aber ist der Rückstand bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur wirklich dramatisch? 80 bis 90 Prozent der Elektroautofahrer wollen ihre Autos ohnehin zu Hause und bei der Arbeitsstelle laden. 70 Ein gut ausgebautes Netz ist trotzdem unentbehrlich. Viele Kunden fahren zwar kurze Strecken, laden zu Hause oder bei der Arbeit. Mit steigender Reichweite wollen die Fahrer aber auch große Strecken zurücklegen - und sind dann auf öffentliche Ladesäulen angewiesen. Priorität hat deshalb der Ausbau der Infrastruktur entlang der 75 Autobahnen. Das Bundesverkehrsministerium hat mit der Autobahn Tank & Rast GmbH vereinbart, deren 400 Raststätten mit Schnellladesäulen und Elektroauto-Parkplätzen auszustatten. Und auch Pendler wollen als Ergänzung zur Steckdose zu Hause ein öffentliches Netz. „Die Psychologie spielt eine große Rolle“, sagt Verweyen. Ein potenzieller Autokäufer will das Gefühl haben, dass er immer und 80 überall Strom zapfen kann. Die Versorger brauchen die finanzielle Unterstützung vielleicht sogar noch mehr als die Autohersteller. Denn abgesehen von Brennpunkten wie der Ladesäule in der Nähe des Dortmunder Hauptbahnhofs sind die öffentlichen Ladestationen in der Regel ein 85 Zuschussgeschäft. „Allein mit dem Stromverbrauch rechnet sich das derzeit nicht“, sagt Verweyen. Eine normale Säule kostet im Schnitt 7 000 bis 10 000 Euro, eine mit Schnellladetechnik bis zu 35 000 Euro. Wird sie nur gelegentlich angefahren, lassen sich die Kosten einfach nicht einspielen.Schließlich sind die Stromkosten für die Fahrer zum einen günstig. Pro hundert Kilometer fallen vier bis fünf Euro an. Bei 90 Benzinmotoren sind es schnell zehn Euro. Und beim Versorger bleiben davon weniger als ein Euro hängen - der Rest sind Steuern und Abgaben. Neue Dienstleistungen Trotzdem muss die Branche ein Interesse am Durchbruch der Elektromobilität haben. Es lockt auch für sie ein lukratives Geschäft - wenn auch nicht 95 an der öffentlichen Ladesäule.

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Zum einen steigt der Stromverbrauch insgesamt. So verbraucht ein elektrisch betriebenes Auto für 15 000 Kilometer rund 2 500 Kilowattstunden. Das entspreche etwa 70 Prozent des durchschnittlichen Jahres-Stromverbrauchs eines Drei-Personen-Haushalts, rechnet Karsten Wildberger vor. Er ist als Chief Markets Officer im 100 Vorstand von Eon unter anderem für das Thema Elektromobilität zuständig. Und beim Stromabsatz hört das Geschäft ja nicht auf: „Neben der erhöhten Stromnachfrage werden rund um das Thema viele neue Geschäftsmodelle entstehen“, sagt Wildberger: „Das Interesse und die Kaufbereitschaft der Kunden für Elektromobilität sind größer, als gemeinhin angenommen wird. Mit den richtigen Produkten wird der Markt deshalb 105 schnell wachsen.“ Die Versorger wollen sich als Dienstleister etablieren, die nicht nur den Strom liefern, sondern auch Software, Abrechnung oder ganzes Fuhrparkmanagement. Privaten Haushalten verkaufen sie schon heute Ladeboxen, die teilweise an die Solaranlage auf 110 dem Dach gekoppelt sind. Stadtwerke und Unternehmen bieten sie Komplettpakete an, die neben den Säulen auch die komplette Dienstleistung umfasst. BASF beispielsweise will einen eigenen elektrisch betriebenen Fuhrpark aufbauen. Aldi hat schon die Parkplätze von 50 Filialen mit Ladesäulen von RWE ausgestattet. 115 Natürlich ist das Geschäft noch im Aufbau, aber es ist schon ein reelles Modell. „Mit jedem Kunden verdienen wir Geld, sonst könnten wir das auch nicht machen“, sagt Verweyen. Natürlich hat Aldi die Investitionskosten für die Ladesäulen übernommen. Und auch BASF, Daimler, Audi, Siemens, Volkswagen und Tank & Rast sind schon Großkunden. Daneben hat der Marktführer 6 000 Privathaushalten Ladeboxen 120 gekauft. Pro Jahr verdoppelt sich die geladene Strommenge in etwa. „Für Versorger gibt es viele Chancen, an der Elektromobilität zu verdienen“, darin ist sich Verweyen mit Konkurrent Wildberger von Eon einig. Quelle: Delhaes, D./Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 156, 15.08.2016, 4125

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Emissionshandel: Das Stöhnen der Industrie Die EU-Kommission plant eine Reform des Emissionshandels .Das könnte für die Industrie sehr teuer werden. Die Wirtschaft hofft daher auf Hilfe aus Berlin. Doch die Regierung ist sich nicht einig. 5 Seit Jahren verharren die Preise für das Recht, Emissionen auszustoßen, auf niedrigstem Niveau. Das möchte die EU-Kommission jetzt ändern und hat mit ihren Plänen für eine Reform des Emissionshandels Industrie und Energiewirtschaft aufgeschreckt. Sie sehen ihre Unternehmen in Bedrängnis und hoffen auf Hilfe der 10 Bundesregierung. Die aber schweigt. Die EU-Beamten haben ein klares Ziel: Sie wollen das Handelssystem umbauen, was für den Energiesektor und die Industrie wesentlich strengere Regeln und steigende Kosten bedeutet. Bereits am 8. September befasst sich der Umweltausschuss des 15 Europäischen Parlaments mit den Plänen, am 13. Oktober der Industrieausschuss. Ausgangspunkt für alle Debatten sind die Vorschläge der EU-Kommission, die bereits seit dem Sommer vergangenen Jahres vorliegen. Zeit genug für Deutschland, Argumente einzubringen. Doch Umweltministerium und Wirtschaftsministerium konnten sich bislang nicht auf eine gemeinsame Linie verständigen. Verschiedene 20 Treffen von Fachleuten der Ministerien endeten ohne Ergebnis. Auf Anfrage teilt das Wirtschaftsressort lapidar mit, es werde wie üblich im Rahmen der Ressortabstimmung eine Stellungnahme abgeben. Die Kosten steigen um ein Vielfaches Derartige Aussagen verunsichern die Industrie 25 umso mehr. Wenn es Deutschland nicht gelinge, eine Position zu finden, könne die EU-Kommission leichtes Spiel haben, ihre im Sommer 2015 vorgelegten Reformvorschläge durchzusetzen, heißt es in der Industrie besorgt. Die Folgen seien fatal. Der Verband der Industriellen Kraftwirtschaft (VIK), in dem sich die großen Energieverbraucher aus der Industrie zusammengeschlossen haben, warnt davor, die 30 Kosten für den Emissionshandel könnten sich ab 2021 vervielfachen, wenn die Kommissionsvorschläge Realität würden. Die Pläne seien schockierend, warnt VIK-Geschäftsführerin Barbara Minderjahn. „Im internationalen Wettbewerb, zum Beispiel mit Standorten in den USA, die ohnehin von weit niedrigeren Energiepreisen profitieren, wären die Unternehmen massiv benachteiligt“, sagt Minderjahn. 35 Besonders problematisch ist aus Sicht des VIK, dass auch die effizientesten Unternehmen in ihrer Wirtschaftlichkeit akut gefährdet wären. Der VIK beruft sich auf ein Gutachten der auf den Themenbereich Energie und Klima spezialisierten Unternehmensberatung Future Camp. 40 Das Gutachten, das dem Handelsblatt vorliegt, ist die vom VIK und einer Reihe namhafter Industrieunternehmen, darunter BASF und Linde, in Auftrag gegebene Fortführung einer Studie, die Future Camp bereits für das Bundeswirtschaftsministerium erstellt hatte. Es konkretisiert deren Ergebnisse und errechnet die Kosten des Emissionshandels für einzelne Branchen und deren Anlagen. 45

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Der Emissionshandel ist eines der wichtigsten Instrumente der EU zur Reduktion von Treibhausgasen. Die zur Teilnahme verpflichteten Anlagen aus den Bereichen Industrie und Energie müssen für jede emittierte Tonne Kohlendioxid ein Emissionszertifikat nachweisen. Der Preis soll Anreize setzen, 50 Kohlendioxidemissionen zu vermeiden, etwa durch Investitionen in effizientere Anlagen. Unternehmen, die mit ihren Branchen im internationalen Wettbewerb stehen, erhalten einen Teil der Zertifikate kostenlos zugeteilt, müssen aber auch Zertifikate zukaufen. Neben diesen direkten Kosten des Emissionshandels stehen die indirekten Kosten, die im Falle mancher Branchen noch höher sind als die direkten: 55 Die indirekten Kosten resultieren aus den höheren Strompreisen, die der Emissionshandel verursacht. Denn auch die Betreiber fossiler Kraftwerke sind zur Teilnahme am Emissionshandel verpflichtet. Das erhöht für große Stromverbraucher wie Aluminiumhütten die Kosten erheblich. Eine Umsetzung der Kommissionsvorschläge bedeutete laut Future-Camp-Gutachten für eine 60 Papiererzeugungsanlage im Vergleich zur heutigen Situation eine Steigerung der durch den Emissionshandel bedingten Kosten um 1 400 Prozent. Für die Aluminiumherstellung errechnen die Gutachter Kostensteigerungen von 718 Prozent, im Industriegassektor sind es teilweise mehr als 900 Prozent. 65 Die Pläne der Kommission hatten schon früh Protest der Industrie ausgelöst. Die Unternehmen kritisieren, die Vorschläge stünden im Widerspruch zum Beschluss des europäischen Rates aus dem Dezember 2014. Damals hatten die Staats- und Regierungschefs beschlossen, dass die Reform des Emissionshandels nicht zu unangemessenen Kostenbelastungen führen dürfe. Ein Gutachten des Instituts der 70 deutschen Wirtschaft (IW) von Ende Juni bezifferte die Zusatzkosten des Emissionshandels nach der geplanten Reform für die deutsche Industrie bereits auf bis zu 8,7 Milliarden Euro pro Jahr. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und sein Staatssekretär Matthias Machnig 75 (beide SPD) hatten in den vergangenen Monaten immer wieder zugesichert, sie würden dafür Sorge tragen, dass der Ratsbeschluss von Ende 2014 auch tatsächlich berücksichtigt wird. Allerdings bewertet Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) die Sache anders. Sie lässt sich mit dem Satz zitieren, das „Stöhnen der Industrie“ sei „nicht ganz verständlich“. Ihr Haus steht traditionell für einen harten 80 Kurs gegen die Industrie beim Emissionshandel. Alles deutet also auf einen Zweikampf zwischen Gabriel und Hendricks hin. Zuletzt hatte Hendricks in ähnlichen Situationen meist den Kürzeren gezogen, etwa in der Debatte um den „Klimaschutzplan 2050“. Allerdings ist es keineswegs sicher, dass Gabriel auch diesmal als Sieger aus dem Rennen hervorgeht. Denn schließlich hat auch 85 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Interesse daran, dass Deutschland seine Vorbildrolle bei der Emissionsreduktion nicht verspielt. Ob es die Klimaziele erreicht, scheint derzeit alles andere als sicher. Umso verlockender könnte es für die Kanzlerin sein, beim Emissionshandel mit besonderem Eifer voranzugehen. Zumal sie darauf verweisen kann, dass der 2005 eingeführte Emissionshandel im Moment noch nicht 90 die erhoffte Lenkungswirkung entfaltet. Tatsächlich bewegen sich die Zertifikatepreise seit Jahren auf niedrigem Niveau. Bisherige Reparaturversuche erwiesen sich als erfolglos.

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Doch das will die Kommission ändern. Nach ihren Vorstellungen soll die Zuteilung 95 kostenfreier Emissionszertifikate für Branchen, die im internationalen Wettbewerb stehen, deutlich restriktiver als bisher gehandhabt werden. So sollen die Benchmarks, an denen sich die Zuteilung der Zertifikate bemisst, deutlich verschärft werden. Die gut 50 Benchmarks - individuell zugeschnitten auf bestimmte Produktionsverfahren und Produkte - sind aber schon heute zum Teil so bemessen, dass sie europaweit auch 100 von der modernsten und effizientesten Anlage nicht erreicht werden können. Die Grenzwerte sollen jährlich mit einem „universellen Kürzungsfaktor“ verschärft werden. Hinzu kommt, dass die Gesamtmenge der Zertifikate jährlich künftig nicht mehr nur um 1,7 Prozent, sondern um 2,2 Prozent gekürzt werden soll. Vereinzelt gibt es auch Forderungen, diesen Wert auf 2,5 Prozent anzuheben. 105 Die energieintensiven Branchen stoßen damit an die Grenzen des technisch Möglichen. Im weltweiten Vergleichen belegen deutsche Unternehmen hinsichtlich ihrer Energieeffizienz regelmäßig Spitzenplätze. So schnitt die deutsche Industrie beispielsweise in einem im Juli veröffentlichten Vergleich des American Council for 110 an Energy-Efficient Economy (ACEEE) unter den 23 größten treibhausgasemittierenden Ländern mit 21 von 25 möglichen Punkten am besten ab. Mit anderen Worten: Die Potenziale für weitere Effizienzsteigerungen sind zum größten Teil ausgereizt. Die energieintensive Industrie in Deutschland verweist außerdem darauf, dass sie ihre Treibhausgasemissionen seit 1990 um über 30 Prozent 115 reduziert und zugleich die Produktion um über 40 Prozent gesteigert habe. Durch den Emissionshandel entstehen Zusatzkosten, die die außereuropäische Konkurrenz nicht kennt. Weiterreichen an ihre Kunden können Hersteller von Aluminium oder Stahl diese Zusatzkosten nicht: Für ihre Produkte zählt allein der 120 Weltmarktpreis, der an einer weltweiten Börse wie etwa der London Metal Exchange (LME) ermittelt wird. Produktionsstätten, an denen es keinen Emissionshandel gibt, haben daher schon heute klare Kostenvorteile. Der daraus resultierende Verlagerungseffekt („carbon leakage“) offenbart eine der Schwächen des Emissionshandels: Er verdrängt CO2 - intensive Produktion in andere Länder. Das 125 nutzt dem Weltklima nicht, schadet aber den Volkswirtschaften mit Emissionshandel. In einer dem Handelsblatt vorliegenden Studie warnt das Freiburger Centrum für Europäische Politik (cep), der Emissionshandel könne „nur dann einen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten, wenn Treibhausgasemissionen in der EU tatsächlich 130 global eingespart und nicht lediglich in Drittstaaten verlagert werden“. Um „carbon leakage“ zu vermeiden, müssten alle global konkurrierenden Emittenten der gleichen Klimapolitik unterliegen. Dies sei derzeit nicht der Fall. Die Gutachter warnen daher davor, die jährliche Verknappung von Emissionszertifikaten bis 2030 über den Wert von 2,2 Prozent anzuheben. Außerdem dürfe die Zahl der Freizertifikate für im 135 globalen Wettbewerb stehende Industrieunternehmen nicht starr begrenzt werden. Änderungen der Produktionsmengen sollten sich stärker als geplant auf die Zuteilung der Freizertifikate auswirken: „Produktionssteigerungen müssen zu einer Ausweitung der zugeteilten Zertifikatmenge führen, um industrielles Wachstum in der EU zu ermöglichen“, heißt es in der Studie. 140

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Emissionskosten Metall Die Kosten des Emissionshandels für eine Aluminiumhütte beziffert Future Camp in seinem Gutachten auf derzeit 20,65 Euro je produzierter Tonne Aluminium. In der Spitze könnten sie auf 168,99 Euro steigen. Bei der Produktion von Aluminium sind die indirekten Emissionshandelskostender entscheidende Faktor. Sie stehen für 5 mehr als 90 Prozent der Kosten, die der Emissionshandel verursacht. Die Ursache: Bei der Aluminiumelektrolyse machen die Stromkosten bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten aus. Der Emissionshandel verteuert die Stromproduktion, weil die Stromerzeuger für Strom aus Kohle- oder Gaskraftwerken Zertifikate kaufen müssen. Diese Kosten geben sie an die Abnehmer weiter. 10

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Beispiel Chemie Das Beispiel bezieht sich auf die Dampferzeugung in der chemischen Industrie. Der Dampf wird für verschiedene Prozesse verwendet. Die Erzeugung erfordert einen hohen Energieeinsatz. In dem Beispiel wird Erdgas als Brennstoff unterstellt. Die Anlage wird nach den Regeln für den Emissionshandel als 5 Stromerzeuger eingestuft. Damit kommen auch die entsprechenden Berechnungen zur Anwendung, was zu einer deutlichen Mehrbelastung in der nächsten Handelsperiode führen würde. Die Kostenbelastungen beziehen sich auf das Produkt Dampf. Sie liegen derzeit bei 0,18 Euro je Megawattstunde. Sie könnten laut FutureCamp-Gutachten nach der Reform auf bis zu 3,14 Euro ansteigen. Damit würden die 10 Kosten um das 17-Fache zulegen.

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Modellrechnung Papier Die Beispielrechnung für eine Anlage zur Papiererzeugung bezieht sich auf das Produkt „gestrichenes Feinpapier“, für das es einen eigenen Produktbenchmark im Emissionshandel gibt. Es wird unterstellt ,dass 2015 der Strom noch teilweise in Eigenerzeugung 5 hergestellt wird, ab 2016 wird diese Anlage stillgelegt, und der Strom wird dann komplett von außen bezogen. Die Kosten würden laut Future Camp extrem ansteigen: von derzeit 0,88 Euro je Tonne Papier auf bis zu 13,21 Euro. Damit würde auf das Beispielunternehmen beim neuen Emissionshandelssystem eine Belastung in Höhe des 15-Fachen der 10 jetzigen Kosten zukommen.

Quelle: Stratmann, K., Handelsblatt, Nr. 156, 15.08.2016, 6 15

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Milliardenrisiko Klimawandel Kann der Klimawandel eine neue Finanzkrise auslösen? Diese Frage treibt Wolfgang Schäuble (CDU) um. Nun veröffentlicht das Finanzministerium in seinem neuen Monatsbericht erste Ergebnisse aus einem Gutachten, das es zu der Frage in Auftrag 5 gegeben hat. Fazit: Der Klimawandel kann im Finanzsystem „sehr wohl zu problematischen Auswirkungen und kumulativen Risiken führen“. Zwar stellen die direkten Folgen des Klimawandels für die Wirtschaft - etwa Schäden an Fabriken durch Überschwemmungen und Stürme - bis 2030 „sehr wahrscheinlich kein Risiko für die Finanzmarktstabilität in Deutschland und Europa“ dar, wie es im 10 Monatsbericht heißt. Kosten wie höhere Versicherungsprämien hält man für verkraftbar. Eine größere Gefahr könnte den Finanzmärkten jedoch durch die politischen Maßnahmen gegen den Klimawandel drohen, etwa höhere Preise für den CO2 - 15 Ausstoß. Hieraus könne sich „ein Risiko für die Finanzmarktstabilität“ ergeben. Die emissionsintensiven Branchen hätten eine wichtige Stellung innerhalb der deutschen Industrie und somit auch in deutschen Aktien- oder Unternehmensanleihefonds, heißt es. Müssten die Fonds die Kosten der von ihnen finanzierten Emissionen berücksichtigen, könnte das laut Gutachten zu Verlusten von 262 bis 655 Milliarden 20 Euro führen. Diese Zahlen seien ein „Extremszenario“. Wie wahrscheinlich es ist, hängt davon ab, wie sehr die Regulierung in Deutschland und anderen Ländern verschärft wird. Das Finanzministerium will nun die deutsche G20-Präsidentschaft im Jahr 2017 nutzen, um die Analyse von Klimarisiken im Finanzsektor voranzutreiben. Jan Hildebrand 25 Quelle: Hildebrand, J., Handelsblatt, Nr. 160, 19.08.2016, 11

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Energiepreise: Automatischer Aufruhr Wirtschaftsminister Gabriel denkt über automatische Steuererhöhungen bei niedrigen Energiepreisen nach. Die Union lehnt das Ansinnen ab. 5 Es ist eine Idee mit politischer Sprengkraft: Geht der Benzinpreis runter, könnte die Spritsteuer automatisch steigen. Der Vorschlag versteckt sich im „Grünbuch Energieeffizienz“, das auf fast 40 Seiten mit vielen technischen Erklärungen Optionen nennt, wie in Deutschland das Energiesparen vorangebracht werden könnte. „Mechanismen für die Anpassung an Schwankungen der Rohstoffpreise für Energie 10 wären denkbar, etwa durch eine Indexierung von Steuersätzen“, schreiben die Experten aus dem Wirtschaftsministerium darin. Nachdem die „Bild“ den Passus zu den automatischen Steuererhöhungen von Sigmar Gabriel (SPD) entdeckt und darüber berichtet hat, ist die Aufregung nun groß. Die 15 Forderung nach höheren Benzinpreisen ist äußerst unpopulär und politisch heikel. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) jedenfalls griff die Vorlage gerne auf und attackierte Gabriel: „Bei sinkenden Energiepreisen die Steuern künstlich hoch zu halten, wäre ein dreister Griff in die Steuerzahlertasche.“ Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) sagte dem Handelsblatt: „Das soll wohl ein schlechter Scherz des 20 Wirtschaftsministers sein.“ Er warnte vor Wettbewerbsverzerrungen. Während internationale Konkurrenten von niedrigen Öl- und Gaspreisen profitierten, müssten deutsche Unternehmen die höheren Preise zahlen. Das Wirtschaftsministerium bemühte sich, den Vorschlag herunterzuspielen. Das 25 „Grünbuch“ stelle „kein fertiges Konzept“ dar. Es gehe vielmehr um einen „Diskussionsprozess“. Und der beginnt erst, abgestimmt ist das Grünbuch innerhalb der Regierung nicht. So kannte man die Planspiele im Finanzministerium nicht und wollte sie deshalb in dem frühen Stadium auch nicht kommentieren. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist gewarnt. Er hatte 2015 einen EU-weiten Aufschlag auf 30 die Benzinsteuer ins Spiel gebracht, um die Flüchtlingskrise zu finanzieren - und ebenfalls einen Proteststurm ausgelöst. Quelle: Hildebrand, J., Handelsblatt, Nr. 157, 16.08.2016, 9

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Revolution am Heizkörper Die Stromkonzerne versprechen sich von der neuen, digitalen Energiewelt gute Geschäfte - bekommen aber Konkurrenz von einer bisher eher angestaubten Branche: den Verbrauchsablesern. 5 Der Deal, den Eon im Jahr 2003 besiegelte, war nicht schlecht - im Rückblick hätte der Energiekonzern aber vielleicht lieber darauf verzichtet. Das Management veräußerte damals eben alles, was nicht zum Kerngeschäft mit Strom und Gas gehörte - und dabei traf es auch das Unternehmen Viterra Energy Services. Immerhin 930 10 Millionen Euro strich der Versorger für die Tochter ein, die ihr Geld mit dem eher langweiligen Ablesen des Wärmeverbrauchs in Mietwohnungen verdiente. Inzwischen ist der Wert des Unternehmens, das sich danach in Ista umbenannte, aber noch um ein Vielfaches gestiegen. 2012 beim letzten Verkauf an Finanzinvestoren wurde es mit 3,5 Milliarden Euro bewertet - und jetzt dürfte es noch eine Milliarde mehr sein. 15 Vor allem versucht Ista inzwischen aber, in einem Bereich der Energiewirtschaft Geld zu verdienen, den auch Eon-Chef Johannes Teyssen erobern will: „Wir wollen in der digitalen Energiewelt mit neuen Dienstleistungen neue Umsätze generieren“, sagte der Chef des Unternehmens, Thomas Zinnöcker, dem Handelsblatt - und fügte 20 selbstbewusst hinzu: „Wir sind da in einer hervorragenden Ausgangsposition.“ Das will auch Teyssen. Die Digitalisierung ist auch in der Energiewirtschaft das große Thema. Für den Eon-Chef geht der Umbruch jedenfalls weit über den Umstieg auf erneuerbare Energien hinaus. In der neuen Energiewelt wollen die Kunden nach seinen Worten nicht nur erneuerbare, sondern auch innovative und vor allem digitale 25 Energielösungen. „Und genau diese werden sie von uns bekommen“, verspricht der Manager, der mit seinem Konzern nach der Abspaltung der Kohle- und Gaskraftwerke gerade den Neustart wagt. Diese neuen Geschäfte erhoffen sich derzeit fast alle Energiemanager - egal, ob sie 30 Eon, RWE oder eines von Hunderten Stadtwerken führen. Sie wollen das Stromnetz intelligent machen, also mit Datenleitungen verknüpfen. Die Stromzähler sollen ebenfalls intelligent werden und den Energieverbrauch der Kunden transparenter machen, damit die Versorger ihre Kunden mit passenden, energieeffizienten Produkten und Dienstleistungen umwerben können. Mit mehr Transparenz 35 Verbrauchern beim Energiesparen helfen - das können auch die Heizkostenabrechner wie Ista oder der deutsche Konkurrent Techem. Die Branche hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren radikal verändert. Als Eon den Ista-Vorläufer verkaufte, war es noch Standard, dass einmal pro Jahr ein 40 Mitarbeiter in jede einzelne Mietwohnung gehen musste, um den Wärmeverbrauch zu kontrollieren. Damals waren mechanische Messgeräte an den Heizkörpern die Regel, bei denen die Messflüssigkeit verbrauchsabhängig verdunstete. Die Kontrolleure mussten den Füllstand der Röhrchen checken. Inzwischen sind viele Messgeräte elektronisch und funkfähig. Sie übermitteln die Daten aus den Mietwohnungen in den 45 Keller, wo sie vom Dienstleister per Internet eingesammelt werden. Demnächst werden die Geräte die Daten direkt in die Cloud liefern können.

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„Ich sehe uns gegenüber den Stromunternehmern sogar im Vorteil“, sagt Zinnöcker: „Im Gegensatz zu den Stromversorgern verfügen wir schon über eine breite 50 Infrastruktur innerhalb der Gebäude.“ Während die Versorger erst anfangen, ihre Zähler auszutauschen, ist Ista wegen der Eichvorschriften und der begrenzten Lebensdauer der Batterien zum regelmäßigen Austausch gezwungen - etwa zehn Jahre beträgt das Intervall. Rund die Hälfte der 53 Millionen Zähler in 24 Ländern ist schon funkfähig. 14 Millionen solcher Geräte hängen alleine in Deutschland. 55 Das primäre Ziel ist dabei identisch. Wie beim Strom soll die Transparenz auch beim Wärmeverbrauch erhöht werden - und die Haushalte angestoßen werden, den Verbrauch und damit letztlich die Kosten zu drücken. Allein durch die jährliche Heizkostenabrechnung, die seit 1981 vorgeschrieben ist, konnten die Heizkosten 60 schon um 20 Prozent gesenkt werden. „Mit der Funktechnologie und mehr Transparenz über das Jahr hinweg gibt es zusätzliches Potenzial“, ist Zinnöcker überzeugt. Aktuell läuft ein Test mit dem Energiedatenmanagement von Ista in Berlin, München 65 und Essen - zusammen mit Wohnungswirtschaft, Mieterbund und Bundesumweltministerium. Die Auswertung der letzten Heizperiode läuft gerade. In den ersten beiden Jahren konnten die Mieter die Verbräuche im Schnitt um etwa zehn Prozent senken. Dabei sieht Zinnöcker noch einen weiteren Vorteil seiner Branche gegenüber den Energiekonzernen: „Das Einsparpotenzial bei den Heizkosten ist viel 70 größer als bei Strom“, sagt er, „Strom ist zwar teurer, aber der Verbrauch bei Wärme ist viel größer.“ Eine durchschnittliche Familie verbraucht etwa 3 500 Kilowattstunden Strom im Jahr - und 14 000 Kilowattstunden Wärme. Bei der zeitnahen Verbrauchsabmessung muss das Geschäft für Ista aber nicht enden. 75 Mit den Messgeräten könnte beispielsweise auch das Raumklima überwacht werden. Es ist sogar denkbar, dass sie Steuerungsaufgaben übernehmen - zum Beispiel die Heizungsregelung. „Unsere Geräte können nicht nur messen“, sagt Zinnöcker, bleibt aber zurückhaltend: „Technisch ist das möglich, die Frage ist, ob die Kunden das wollen.“ 80 Quelle: Flauger, J., Handelsblatt, Nr. 157, 16.08.2016, 20

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Shell paktiert mit Amazon Der weltgrößte Onlinehändler verbündet sich in Deutschland mit der Tankstellenkette. Es ist Amazons Einstieg ins Logistikgeschäft. Und gilt als Angriff auf DHL. 5 Post-Vorstand Jürgen Gerdes, verantwortlich für das Paketgeschäft, zeigt sich demonstrativ gelassen, wenn es um Amazon geht. „Es gibt in der Logistik nichts, was Amazon ausprobiert und wir nicht schon machen“, erklärt er regelmäßig Skeptikern, die ihn auf die immer neuen Vorstöße des weltgrößten Onlinehändlers ansprechen, Lieferungen selbst zuzustellen - um damit unabhängiger von Paketdiensten wie dem 10 deutschen Marktführer DHL zu werden. Dass sich der bisherige Großkunde aus den USA, dessen Ware in jedem siebten deutschen Paket steckt, von DHL lossagen könnte, hielt Gerdes demnach lange für undenkbar. Doch Amazons jüngste Attacke könnte seinen Optimismus dämpfen. In Deutschland 15 verbündet sich das Internetkaufhaus nun mit der Tankstellenkette Shell, um mit eigenen Abholstationen die Zustellkosten zu senken. „Shell und Amazon testen seit Juli sogenannte Amazon-Locker an zehn Shell-Stationen in München“, sagte der für das weltweite Tankstellengeschäft verantwortliche Shell-Manager István Kapitány dem Handelsblatt. 20 Damit sammele man Erfahrungen für einen Ausbau der Zusammenarbeit. Angedacht sei eine dreistellige Zahl von Shell-Stationen, die sich an der Kooperation beteiligen, hieß es in Branchenkreisen. Amazon und Shell wollten sich zu Detailzahlen nicht äußern. 25 In Großbritannien und den USA sind etliche Amazon-Abholstationen bereits in Betrieb. Dabei handelt es sich um Paketautomaten mit Schließfächern, zu denen Amazon-Kunden ihre Bestellungen umleiten können, falls sie nicht zu Hause sind. 30 Die sinkende Nachfrage nach Kraftstoffen in Deutschland und Supermärkte mit langen Öffnungszeiten lassen Shell nach neuen Frequenzbringern suchen. „Die Amazon-Packstationen passen sehr gut zu unserer globalen Strategie“, sagte Kapitány. Shell betreibt in Deutschland fast 2 000 Tankstellen. 35 Quelle: Hubik, F./Schlautmann, C./Palm, R., Handelsblatt, Nr. 161, 22.08.2016, 1

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E-Mobilität: Elektrisierende Zahlen Trotz Kaufprämie sind E-Mobile Ladenhüter. Die Autobauer schöpfen aber neue Zuversicht: Denn jetzt steigt immerhin die Nachfrage gewerblicher Kunden an. 5 Die Subvention war kaum beschlossen, da liefen die Deutschen zu ihren Autohändlern und kauften wie verrückt: Woche für Woche liefen rund 40 000 Anträge beim Bundesamt für Außenwirtschaft (Bafa) ein, in der Spitze waren es sogar fast 800 000, binnen eines Jahres dann 1,7 Millionen Fahrzeuge. „Umweltprämie“ nannten Autohersteller und Regierung damals die 2 500 Euro Abwrackprämie. Jeder, der ein 10 altes Auto verschrottete und dafür einen Neuwagen kaufte, erhielt die Subvention. Um die Umwelt ging es weniger, eher darum, die schwächelnde Schlüsselindustrie im Krisenjahr 2009 zu stützen - und damit auch die heimische Konjunktur. Sieben Jahre später heißt die nächste Staatshilfe für die Branche „Umweltbonus“. Wer 15 ein E-Mobil kauft, bekommt 3 000 oder 4 000 Euro dazu - je nachdem, ob es sich um ein Fahrzeug mit einer Kombination aus Verbrennungsmotor und Batteriebetrieb handelt oder um ein reines E-Mobil. Es geht darum, dass die Autobauer den Umstieg auf die Stromantriebe hinbekommen. Vor allem aber darum, dass die Regierung ihr Ziel erreicht: Bis 2020 sollen eine Million Autos mit Elektroantrieb auf deutschen 20 Straßen fahren. Das hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) 2010 vorgegeben. Deutschland soll „Leitmarkt“ werden, die Hersteller sollen „Leitanbieter“ sein. Ernüchternde Halbzeitbilanz Ende 2015, also zur Halbzeit des Vorhabens, fuhren 50 000 Autos elektrisch oder teilelektrisch. Geht es in dem Tempo weiter, wären es 2020 25 vielleicht 100 000. Deshalb haben die Autobauer seit mehr als einem Jahr eine „Kaufprämie“ gefordert; es stand gar der Rückzug des Chefs der Nationalen Plattform Elektromobilität, Henning Kagermann, im Raum. Die Regierung warf ihre Vorsätze über Bord und beschloss die Subvention. 30 Die Prämie sollte einen Boom auslösen wie bei der Abwrackprämie und zum Kauf eines E-Mobils verlocken. Schließlich kostet etwa ein E-Golf noch 7 000 Euro mehr als ein konventioneller. Offenkundig zu viel für Schnäppchenjäger, wie die jüngsten Antragszahlen bei der Bafa zeigen, die dem Handelsblatt vorliegen: Von Juli bis zum 11. August beantragten 2 128 Käufer die Subvention. Pro Woche sind es kaum 300; 35 vom 4. bis 11. August waren es 331; in der Woche darauf aber wieder weniger. Zum Vergleich: Allein im Juli gab es insgesamt 278 866 Pkw-Neuzulassungen. Und doch: Die wenigen Käufe elektrisieren den Verband der Automobilindustrie (VDA). „Der Anteil der gewerblichen Käufer, die vom Umweltbonus Gebrauch machen, steigt Woche für Woche“, freut sich VDA-Präsident Matthias Wissmann. „Wir sehen hier 40 einen Trend, der auch in nächster Zeit weiter anhalten wird.“ Der aber ist absolut betrachtet wenig erfreulich: So schwanken die Anträge gewerblicher Käufer zwischen 106 und 163 je Woche. Im Verhältnis zu Privatkunden legen die Gewerblichen Woche für Woche zu: Von gut 30 Prozent auf inzwischen 45 knapp 40. Firmenkunden gelten als wichtige Klientel, da für sie der Preis allein nicht entscheidend ist. Auch verkaufen sie Fahrzeuge schnell wieder, so dass ein

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Gebrauchtwagenmarkt entstehen könnte. Im Gegensatz zu Privatkunden könnten Fuhrpark-Manager aber nicht so rasch auf neue Marktsituationen reagieren, erklären 50 die Autobauer den zögerlichen Start der Kaufprämie. Eine vorzeitige Kündigung von Leasingverträgen sei teuer, bei gekauften Pkw seien Abschreibungsfristen zu berücksichtigen. „Ein gewerblicher Fuhrpark kann daher nicht von heute auf morgen erneuert werden, das braucht etwas Zeit“, sagte 55 Wissmann. „So manche 'Auguren', die den Umweltbonus vorzeitig als vermeintlichen Flop bezeichnet haben, werden mittelfristig eines Besseren belehrt werden.“ Wissmann hält deshalb auch am Ziel der Regierung fest: „Die Automobilindustrie ist weiter zuversichtlich, dass der Hochlauf der Elektromobilität gelingt, zumal ja auch die Ladeinfrastruktur nun kräftig ausgebaut wird.“ 60 Die Ladeinfrastruktur haben die Autobauer als Absatzbremse ausgemacht, neben hohen Kaufpreisen oder zögerlichen Marketingaktivitäten der Hersteller und Händler. Es sei an der Zeit, Rahmenbedingungen zu schaffen, um in Wohnhäusern, an Laternen und vor Supermärkten mehr Ladestationen aufzubauen, hieß es beim VDA. Knapp 6 65 000 gibt es bislang, 70 000 sollten es längst sein. Mit 300 Millionen Euro will die Regierung nun den Aufbau fördern. Bis Ende des Jahres will das Verkehrsministerium eine Förderrichtlinie vorlegen. 2017 sollen die ersten Förderbescheide verteilt werden. Quelle: Delhaes, D., Handelsblatt, Nr. 161, 22.08.2016, 870

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