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Ausgabe Nr. 35 | JANUAR BIS MAI | 2019 bai 35

Ausgabe Nr. 35 | JANUAR BIS MAI | 2019 · knapp 43 Prozent. Die Entwicklung ist paradox, denn seit 1979 hat das Europäische Par-lament kontinuierlich an Einfluss gewonnen und ist

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Ausgabe Nr. 35 | JANUAR BIS MAI | 2019

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EDITORIAL

INHALT

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03 BDKJ Bayern konkret _ Was für eine spannende Zeit! Junge Menschen können und wollen etwas bewegen

04 Schwerpunkt: Europa _ Wie genau jetzt Europawahl? _ Du bist jung? Du bist für ein geeintes Europa? Du gehst nicht zur Wahl? _ Die Zukunft ist europäisch!

10 BDKJ Bayern konkret _ #jetztistdiezeit zum HANDELN _ Weltjugendtag in Panama _ Zwischen Wolkenkratzern und Müllhalden _ Demokratie braucht Ehrenamt _ Sozialministerin unterstützt BDKJ in Bayern

17 Aus der Bundesebene _ Dem Glauben Hand und Fuß geben _ Ausgezeichnete Jugendverbandsarbeit

19 Aus Diözesen und Verbänden _ Europa, Brüssel und ich _ Eine für alle… schon seit 40 Jahren! _ Ungehörte Jugend und mehr Öffentlichkeit für Europa _ Landjugend fordert „Ende der Plastikzeit“ _ Landtag live _ PSG Bayern hat Europa immer auf dem Plan _ Verleihung des Bischof-Simpert-Preises 2018t für Europa _ Jugendvesper in St. Ottilien _ BDKJ Diözesanversammlung 2019 _ Jugendarbeit neu gedacht

29 News und Personen _ BDKJ Landesstelle _ BDKJ Passau

30 Tipps _ Postkarten zu Christus vivit _ Der kleine Weltretter _ www.72stunden.de

Liebe Leser*innen,

Wenn Sie gerade dieses Heft in Händen halten, müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Ihre

Daten abgesaugt und gespeichert werden, dass Sie plötzlich von aufploppender Werbung irritiert

werden oder gar von anderen beschimpft werden. Das Analoge hat auch seine guten Seiten. Al-

lerdings brauchen Sie eine externe Beleuchtung, denn selbstleuchtend ist unser bai noch nicht.

Laut einer aktuellen Studie der DIVSI sind fast 100% der 14-24jährigen in Deutschland online –

doch 64% finden sie würden dort nur ihre Zeit verschwenden und 40% von ihnen fürchten sich

vor einer Zukunft in der vieles nur noch digital geht. Trotzdem sind fast 70% der jungen Men-

schen der Meinung, dass es ohne Internet nicht mehr geht. Es zeichnet sich wohl ein Einstel-

lungswandel zu diesem Medium ab, den es kompetent zu begleiten gilt, und die digitale Welt

wird genauso „normal“ wie es die analoge schon immer war. Die Euphorie geht zurück, willkommen

Alltag.

Übrigens: den bai können Sie auch digital lesen – viel Spaß dabei!

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

Christoph Schreiber

Presse- und Öffentlichkeitsreferent

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BDKJ BAYERN KONKRET

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Was für eine spannende Zeit! Junge Menschen können und wollen etwas bewegen

ì Seit mehreren Wochen gehen viele Tausende Schüler*innen

auf die Straße und demonstrieren im Rahmen von „Fridays for future“ für einen wirksamen und ernsthaf-ten Klimaschutz. Sie beweisen, dass die „unpolitischen Jugend“, von der lange Zeit die Rede war, sich längst politisiert hat. Die Demonstrationen zeigen Wirkung: In Social-Media, Zei-tungen, Talkshows und Parlamenten wird die Debatte um „Fridays for Future“ und einen wirksamen Kli-maschutz geführt. Zwar werden in diesem Zusammenhang häufig meh-rere Themen – z.B. wirksame Parti-zipationskonzepte junger Menschen, Schulpflicht, Klimaschutz, Generati-onengerechtigkeit - gleichzeitig dis-kutiert und in einen Topf geworfen, trotzdem zeigt sich damit, dass die Schüler*innen einen Nerv getroffen haben:

Die Notwendigkeit für das Gelingen einer

offenen, nachhaltigen und zukunftsorientierten

Gesellschaft ist junge Menschen tatsächlich ernst zu nehmen und sie an demokratischen Prozessen zu beteiligen.

Gott sei Dank werden diese Zei-chen der Zeit langsam erkannt. Und da wo sie nicht erkannt werden, wird der Druck immer größer.

Daher setzten wir uns weiter für eine Wahlalterabsenkung ein. So ist beispielsweise die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre auf Kommu-nalebene in Bayern bis zur nächsten Kommunalwahl im Frühling 2019 nicht nur möglich, sondern längst überfällig. Junge Menschen wollen mitbestimmen. Das haben sie an vie-len Stellen unter Beweis gestellt und werden das auch weiterhin beweisen.

Zum Beispiel im Rahmen der 72-Stunden-Aktion von 23.-26. Mai 2019. Deutschlandweit beweisen viele zehntausende junge Menschen durch ihr Engagement mit sozialen, nachhaltigen, interkulturellen und politischen Projekten ihre Solidarität für eine gerechte Gesellschaft. Allein in Bayern machen über 12.000 jun-gen Menschen mit. Im Rahmen der 72-Stunden-Aktion finden übrigens auch einige Projekte zur Europawahl statt. Denn junge Menschen wissen: #jetztistdiezeit für Europa.

DA N IE L KÖ B E R L E

B D K J L A NDE S VO R S I T Z E NDE R

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SCHWERPUNKT: EUROPA

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Wie genau jetzt Europawahl?

Z U R P E R S O N

Lea SedlmayrReferentin für Europäische Jugendpolitik baut seit 2015 das Europabüro des Bayeri-schen Jugendrings in Brüssel auf:

• Geboren und aufgewachsen in München.

• Magisterstudium Erziehungswissen-

schaften, Psychologie und Nordische

Philologie, Master Philosophie, Diplom

Theaterpädagogik

• Referentin für verbandliche Entwicklung

bei der Jugend des Deutschen Alpenver-

eins Bayern und für sie auch im Landes-

vorstand des Bayerischen Jugendrings

Was aber viel interessanter ist:

• Ab ca 1995 Mitglied der KjG München-

Freising

• Ab ca 2001 Kursleiterin in München Pa-

sing Ehrenamtliche Tätigkeit in zahlrei-

chen Gremien, Arbeitskreisen, Ausschüs-

sen usw. auf allen Ebenen der KjG von

Dekanats- bis Weltebene

• Aktuell: nur noch im Solidaritäts- und

Förderkreis der KjG München-Freising

European Office of the Bavarian

Youth CouncilRue de Pascale 4-6B-1040 Brüsseltel +32 27 25 60 [email protected]

ì Die Europawahl steht bevor und ein langer Weg liegt hinter uns: Vom ersten Mal, als die Vereinigten Staaten von Europa proklamiert wurden, über die Mon-

tanunion, den Schuhmannplan, die EG bis zur heutigen Europäischen Union. Für viele junge Menschen sind dies Begriffe aus dem Geschichtsbuch, denn für sie ist die EU heute normal geworden. Dass wir in der EU leben, ist Alltagsrealität, genauso wie in den Kurzurlaub in ein anderes EU-Land zu reisen, einen Jugendaustausch zu machen, das Praktikum in Prag oder das Auslandsstudium in Spanien. Das ist schön, denn die lang geträumte Union ist inzwischen real geworden. Doch sich die EU als fertiges Ergebnis vorzustellen, ist nicht ganz richtig. Die EU ist schrittweise zu dem geworden, was sie heute ist, und sie bleibt auch noch weiterhin im Entwicklungsprozess.

Es gibt noch viel zu tun und Fragen sind offen

Die Umsetzung einer gemeinsamen Migrationspolitik, eine wirkungsvolle Klimaschutz-politik, vielleicht sogar eine europäische Sozialpolitik – das sind nur einige Beispiele von Themen, an denen noch gearbeitet, für die Kompromisse ausgehandelt und geschlossen werden müssen. Was passiert, wenn ein Mitgliedsstaat aus der EU austritt? Wie lange muss das Parlament noch zwischen Straßburg und Brüssel hin und her ziehen? Oder be-kommt das Parlament irgendwann sogar das Vorschlagsrecht für europäische Gesetze? In den verschiedenen Politikfeldern hat auch die Jugend ihre besonderen Interessen und Bedarfe. Für die Europapolitik hingegen war die Jugend lange nur am Rande in-teressant. Erst mit gemeinsamen Schritten wie der sogenannten Bologna-Reform oder Herausforderungen, wie der massiven Jugendarbeitslosigkeit vor allem im südlichen Europa, rückten junge Menschen mehr in den Fokus. Kompetenzförderung, Präventi-onsthemen, Demographietrends und nicht zuletzt die Digitalisierung geben heute den jungen Menschen eine Virulenz, die es vorher nicht gab. Im aktuellen mehrjährigen Finanzrahmen der EU ist im Bildungs- und Jugendprogramm Erasmus+, in dem auch Jugendaustausch gefördert wird, als einem der wenigen Programme trotz Brexit eine deutliche Aufstockung vorgesehen. Außerdem wird es ein großes Jugendprogramm für Solidarität und Freiwilligenarbeit geben, vielleicht soll es sogar Interrailtickets geben. Auch wenn wir immer noch viel über echten Dialog und Beteiligung diskutieren müssen und es nicht immer ganz mit der Umsetzung klappt, gab es für die Jugend noch nie so viele Möglichkeiten der Mitgestaltung wie heute, diese Einschätzung bestätigen mir viele Kolleg*innen in Brüssel. Aus jugendpolitischer Perspektive bedeutet dies für die Ju-gendstrukturen und Jugendorganisation, in denen sich junge Menschen vertreten, eine große Chance. Es gilt Europa jetzt in den Blick zu nehmen und jungen Menschen auch

PolitischeBildung fördern!

JungeGeflüchtete schützen!

Teilhabe für junge Menschen

realisieren!

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SCHWERPUNKT: EUROPA

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dort eine Stimme zu geben. Europa ist kein Thema für junge Menschen – sondern vielmehr eine politische Ebene, auf der richtungsweisende Entscheidungen getroffen wer-den. Die Jugendarbeit hat über die Jahre viele Strukturen aufgebaut und Erfahrung gesammelt in der Interessenver-tretung von jungen Menschen in Bayern. Diese gilt es nun auch auf europäischer Ebene anzuwenden.

Schicksalswahl

Jetzt zur Europawahl steht es „Spitz auf Knopf“, viele sprechen von einer „Schicksalswahl“ zwischen Verbun-denheit und Nationalismus, zwischen Vielfalt und Gren-zen, zwischen einem Aufbruch in eine noch ungewisse Zukunft oder dem Rückzug in den vermeintlich sicheren Hafen der Einzelstaaterei. Wie viele „Europaskeptiker“ und Europagegner werden nach dem 26. Mai im Europäi-schen Parlament sitzen? Und werden es von den 705 Abge-ordneten noch genug sein, die Europa voran bringen und weiterentwickeln wollen, damit der Kontinent noch mehr zusammenwächst? Noch wissen wir das Ergebnis nicht. Aber ich bin mir sicher, dass sich die miesen Wahlquoten junger Menschen von 2014 (nur 27% bei unter 27jährigen in Deutschland) dieses Jahr nicht wiederholen werden. Dafür sind zu viele junge Leute auf der Straße, wenn es um die Copy-Right-Reform, Fridays for Future oder Pulse of Europe geht. Schon jetzt sprengen die Anmeldungen für U18-Wahllokale die Zahlen von 2014. Und wie wäre es, wenn jeder Jugendliche ein paar Erwachsene an die Hand nimmt und am 26. Mai zur Wahl begleitet? Wäre es nicht sogar am schönsten, wenn die Nationalstaaten das Europäische Parlament ernst nehmen würden, welches schon 2015 das Wahlrecht ab 16 empfahl? Es gibt noch viele große Träume und Visionen, die in Europa in den nächsten Jahren verwirklicht werden könnten und wie immer fängt es irgendwo klein an, kein Grund also pessi-mistisch zu werden.

Nur mit Optimismus und einer Portion Zähigkeit und Kompromissbereitschaft konnte die EU soweit kommen, wie sie heute ist. Wenn Europa nun die Jugend immer mehr zum Thema macht und die Jugend immer mehr Europa, dann sind das wirklich keine trüben Aussichten mehr, sondern erfreuliche Entwicklungen, die wir als Ju-gendringe und Jugendorganisationen unterstützen wol-len. Die EU ist nicht perfekt, aber mit jedem Schritt in die europäische Richtung können wir dazu beitragen, Europa besser zu machen!

Vielfaltgemeinsam

leben

Fluchtursachenbekämpfen!

Wahlalter auf14 senken!

Jungen Menschen Perspektiven geben!

Menschenlebenretten !

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SCHWERPUNKT: EUROPA

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Du bist jung? Du bist für ein geeintes Europa? Du gehst nicht zur Wahl?

Z U R P E R S O N

Tobias WinklerLeiter des Verbindungsbüros

• Dipl. sc. pol. Univ.

• geboren 1978 in Nürnberg

• seit 2015: Leiter des Verbindungsbüros

des Europäischen Parlaments in München

• seit 2016: Lehrbeauftragter an der

Technischen Hochschule Nürnberg Georg

Simon Ohm

• 2009-2014: Büroleiter des ehemaligen

Präsidenten des Europäischen Parlaments

Dr. Han-Gert Pöttering MdEP, Vorsitzen-

der der Konrad-Adenauer-Stiftung

Europäisches ParlamentVerbindungsbüro in München Bob-van-Benthem-Platz 1 80469 München

[email protected]

ì ie große Mehrheit der jungen Menschen spricht sich für ein geeintes Europa aus, aber: die große Mehrheit der jungen Menschen geht nicht zur Europawahl. Das

möchten wir ändern!

Die Europäische Union befindet sich vor einem historischen Umbruch. Das Erstarken nationalistischer Parteien und Positionen innerhalb der Mitgliedstaaten, der Brexit und die Abkühlung der Beziehungen zu den USA drohen die Europäische Union in seinen über Jahrzehnte gewachsenen Grundfesten aus Stabilität, Frieden, Freiheit und Wohlstand zu erschüttern. Die Zukunft Europas ist ungewiss. Die EU steht am Scheideweg und es wird sich zeigen, ob sie in der Lage ist, im Kampf gegen Klimawandel, Arbeitslosigkeit, Terrorismus, bei der Migration, im Umweltschutz, bei der Digitalisierung, im Bereich der Wirtschaft und beim Schutz der Menschenrechte den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen ist.

Vom 23.-26. Mai sind die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ein neues Europäisches Parlament zu wählen. In Deutschland findet die Wahl am Sonntag, den 26. Mai statt. Große Sorge bereitet seit Jahren die niedrige Wahlbeteiligung, insbesondere die der jungen Menschen. Die Demokratie in Europa lebt von einer möglichst breiten Unter-stützung in der europäischen Bevölkerung. Seit der ersten Europawahl im Jahr 1979 ist die Wahlbeteiligung auf europäischer Ebene stetig gesunken, von 62 Prozent auf zuletzt knapp 43 Prozent. Die Entwicklung ist paradox, denn seit 1979 hat das Europäische Par-lament kontinuierlich an Einfluss gewonnen und ist heute gleichberechtigter Mitgesetz-geber gemeinsam mit den Mitgliedstaaten. Die Stimme jedes Einzelnen war also noch nie so viel wert wie heute, dennoch gingen nie weniger Menschen zur Wahl.

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SCHWERPUNKT: EUROPA

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In Deutschland sah es kaum besser aus. Nach einer Betei-ligung von rund 43 Prozent bei den Wahlen 2004 und 2009 konnte zuletzt ein leichter Anstieg der Wahlbeteiligung auf 48 Prozent verzeichnet werden. Besonders niedrig war der Anteil der jungen Generation. Bei den 18-24-Jährigen gingen weniger als 30 Prozent zur Wahl und das obwohl gerade die Mehrheit der jungen Menschen die Vorteile der EU sehr zu schätzen weiß: quer durch Europa reisen ohne Pass- oder Zollkontrollen, überall günstig telefonie-ren oder im Internet surfen, mit dem Erasmus+-Programm einige Monate im Ausland verbringen, europaweit Preise vergleichen können und fast überall mit dem Euro bezah-len. Die meisten können sich ein Leben ohne die EU nicht mehr vorstellen. Doch leider ist für viele der Gang zur Wahlurne keine Selbstverständlichkeit. Der Mehrheit ist offenbar nicht bewusst, dass es um ihre eigene Zukunft geht. In den nächsten fünf Jahren wird im Europäischen Parlament entschieden, wie Europa in zehn oder zwanzig Jahren aussehen wird.

Diesmal haben wir die Wahl:

Mit der Beteiligung an der Europawahl haben wir Einfluss darauf, in welche Richtung sich Europa entwickeln wird. Diesmal haben wir die Wahl: Zurück zum Nationalstaat oder gemeinsam in die Zukunft. Folgt man den Extremis-ten am rechten oder linken Rand, werden die National-staaten wieder mehr Zuständigkeiten erhalten. Dabei wird bewusst verschwiegen, dass diese vermeintliche staatliche Souveränität in der Welt des 21. Jahrhunderts in vielen Politikbereichen längst überholt ist. Ob Klima-, Handels- oder Wirtschaftspolitik – die Nationalstaaten sind hier längst überfordert. Wählt man die Parteien der demokratischen Mitte, wird Europa sich reformieren und weiterhin gemeinsam voranschreiten. Wenn die EU als stärkster Wirtschaftsraum der Welt mit einer Stimme spricht, dann findet sie international Gehör. Es geht bei der Europawahl also um die Zukunft Europas, wer kei-nen Gebrauch von seinem Stimmrecht macht, lässt ande-re über diese Zukunft entscheiden. Die Mobilisierung der Wählerinnen und Wähler ist besonders an den politischen Rändern stark ausgeprägt. Wer nicht zur Wahl geht, stärkt damit Extremisten und Nationalisten.

Der Vorwurf an die Jugend, sie sei nicht politisch, wie-derholt sich seit Generationen, war früher in der Pau-schalität falsch und ist es auch heute noch. Die Bewegung „Fridays for Future“ um die junge schwedische Klimaak-tivistin Greta Thunberg umfasst mittlerweile weltweit

Hunderttausende Schülerinnen und Schüler. Die jüngst in den Sozialen Medien und auf der Straße ausgetrage-nen Proteste gegen zwei Artikel der neuen europäischen Urheberrechtsreform haben in Deutschland ebenfalls Zulauf von Zigtausenden Jugendlichen erfahren. Das ge-sellschaftliche Interesse lässt sich also wecken, sofern es sich um konkrete politische Ziele handelt und die eigene Betroffenheit sichtbar wird.

www.diesmalwaehleich.eu

Es muss uns daher gelingen, die Weiterentwicklung der Europäischen Union besser als politisches Ziel begreifbar zu machen und klarer die Betroffenheit darzustellen. Mit der Mobilisierungskampagne www.diesmalwaehleich.eu beschreitet das Europäische Parlament genau diesen Weg. Auf einer Online-Plattform und mittels App kann sich jede Europäerin und jeder Europäer registrieren und Teil der Kampagne werden. Alle Aktiven erhalten regelmäßig ak-tuelle Informationen zur Europäischen Union, Hinweise zu Europaveranstaltungen oder eine Übersicht über die EU-Regelungen, die das tägliche Leben der Menschen verbes-sern: beim Verbraucherschutz, bei der Lebensmittelqua-lität, bei der Produktsicherheit, durch Fördermaßnahmen oder Jugendaustausch-Programme. Es werden außerdem

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Möglichkeiten und Ideen geteilt, wie man andere für die Europäische Union und die Europawahl begeistern kann. Durch eigene Projekte und die Mobilisierung von bishe-rigen Nichtwählern im eigenen Wirkungskreis wird eine breite Wirkung in gesellschaftliche Gruppen hinein erwar-tet, die bisher für das Europäische Parlament als Instituti-on unerreichbar waren.

Der bisherige Erfolg gibt der Kampagne recht. Europaweit haben sich bereits über 200.000 Europäerinnen und Euro-päer auf www.diesmalwaehleich.eu registriert und sind Teil dieser pro-Europa-Bewegung. Bis zu den Wahlen wird diese Zahl weiter steigen und die Wirkung aller bisherigen Parlaments-Kampagnen in den Schatten stellen. Die Be-wegung hat das Ziel, andere für Europa zu begeistern und zur Teilnahme an der Wahl zu motivieren. Die Kernthese lautet: Diesmal genügt es nicht, nur selbst wählen zu ge-hen, diesmal ist es nötig, auch andere davon zu überzeu-gen.

Demokratien leben von der Beteiligung mündiger Bürgerinnen und Bürger.

Denn diesmal hat die Europawahl eine noch größere Be-deutung als früher. Die Bedrohungen durch Populisten und Nationalisten von innen und andere Weltmächte von außen verlangen kluge Antworten. Die politischen Par-teien haben dazu Ideen erarbeitet und in ihren Wahlpro-grammen zusammengestellt. Demokratien leben von der Beteiligung mündiger Bürgerinnen und Bürger. Nie zuvor war es einfacher, sich über die Programme der verschie-denen Parteien zu informieren. Positionen, Vergleiche oder Zusammenfassungen findet man im Internet auf den Websites der Parteien und Fraktionen, in den sozialen oder in klassischen Medien, Informationen gibt es bei Dis-kussionsveranstaltungen, in Publikationen oder an Info-Ständen und mit der bewährten Online-Applikation der Bundeszentrale für Politische Bildung, dem sogenannten Wahl-O-Mat, lassen sich persönliche Präferenzen mit den unterschiedlichen Parteiprogrammen automatisch und zeitsparend abgleichen.

Wer nicht zur Wahl geht, überlässt die Entscheidung über seine persönliche Zukunft anderen. Ein trauriges Beispiel für die Folgen einer Nichtbeteiligung lieferte das Brexit-Referendum im Juni 2016. Die Entscheidung fiel mit 52 zu 48 Prozent denkbar knapp zugunsten des Austritts des Vereinigten Königreichs aus der EU aus. Bei der jun-gen Bevölkerung war die Zustimmung für einen Verbleib

überdurchschnittlich hoch, doch die Wahlbeteiligung blieb mit unter 30 Prozent deutlich hinter dem Durch-schnitt der Bevölkerung zurück. Wären alle jungen Befür-worter zur Abstimmung gegangen, hätten sie das Ergebnis gedreht. Die Entscheidung wurde also überwiegend von der älteren Generation getroffen, mit den bereits abseh-baren negativen Folgen wird aber die junge Bevölkerung sehr viel länger leben müssen.

In der Demokratie gilt das Mehrheitsprinzip. Aufgrund der demographischen Entwicklung stehen in Deutschland und in Europa eine Mehrheit älterer Menschen einer Minder-heit jüngerer Menschen gegenüber. Die junge Generati-on darf es nicht zulassen, diesen numerischen Nachteil dadurch noch zu verstärken, dass sie sich an Zukunfts-entscheidungen nicht beteiligt. Im Gegenteil: Die Jugend muss sich sogar überdurchschnittlich engagieren, um die eigene Zukunft zu gestalten.

Du bist jung? Du bist für ein geeintes Europa? Dann geh‘ zur Wahl und motiviere auch andere dazu, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Wir helfen Dir dabei, unter www.diesmalwaehleich.eu.

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Die Zukunft ist europäisch! – BDKJ Nürnberg startet Europa-Projekt

ì Mit der Zukunft Europas befasst sich aktuell der BDKJ in Nürnberg. Denn anlässlich der Europa-

wahl in diesem Jahr hat der Stadtverband ein Projekt ins Leben gerufen, das den Kindern und Jugendlichen in den Jugendverbänden die Notwendigkeit eines vereinten Eu-ropas vermitteln und zur Diskussion über die Zukunft der grenzübergreifenden Zusammenarbeit anregen soll. Dazu hat der BDKJ Nürnberg zum einen unter dem Titel „Eine Stunde Europa“ zwei Gruppenstunden zum Thema Europa entwickelt und führt zum anderen eine Podiumsdiskussi-on unter dem Titel „Europaradies? Visionen für Europas Zukunft“ durch.

Denn: Wenn am 26. Mai dieses Jahres die Europäische Union ihre Bürger*innen an die Wahlurnen ruft, dann ist es vor allem an der Jugend, wählen zu gehen. Die EU ist keine verstaubte und antiquierte Einrichtung vergange-ner Zeiten. Sie ist vielmehr die Antwort auf die politi-schen Fragen der Zukunft. Es ist also auch und vor allem an der Jugend, mit entsprechend hoher Wahlbeteiligung dem Europäischen Parlament das Mandat zu erteilen, die Antworten auf diese Fragen zu geben. Denn in einer Welt, in der Wirtschaftsunternehmen global agieren, Kli-makatastrophen den Globus erschüttern und die Flücht-lingsproblematik die öffentliche Debatte bestimmt, ist der einzelne Staat machtlos. Die einzige Möglichkeit, die internationale Wirtschaft zu regulieren, den Klima-wandel und seine Folgen zumindest einzudämmen oder

auf Migrationsfragen vernünftige Antworten zu finden, ist eine politisch starke internationale Gemeinschaft. Und die hat die Europäische Union in den vergangenen Jahren fortschreitend etabliert. Leider war es bei vergangenen Wahlen vor allem die junge Wählergruppe, die nicht den Weg zur Wahlurne gefunden hat. Jugendverbände sind „Werkstätten der Demokratie“. Also solche erkennt der BDKJ Nürnberg seine Aufgabe und möchte mit seinem Pro-jekt die Begeisterung junger Menschen für ein vereintes Europa wecken.

Zentraler Punkt soll hierbei sein, den Kindern und Ju-gendlichen – also den zukünftigen Wählern – die Vorteile des „Projekts Europa“ erlebbar zu machen. Dazu wurden unter dem Titel „Eine Stunde Europa“ zwei verschiede-ne (Gruppen-)Stunden entwickelt, in denen Kinder und Jugendliche spielerisch erfahren können, warum wir ein vereintes und kein zersplittertes Europa brauchen. Kinder erleben beispielsweise Grenzkontrollen, Jugendliche die Nachteile von Zöllen und Wechselkursen – und verstehen so, wie sich die Errungenschaften des geeinten Europas unmittelbar auf ihr Leben auswirken. Eine der Metho-denkits ist dabei für die Altersgruppe der 10-14jährigen, ein zweites für die Altersgruppe der 14-18jährigen kon-zipiert. Die Gruppenstunden sind in einer Box verpackt, die an die Mitgliedsverbände im BDKJ Nürnberg-Stadt und interessierte Gruppierungen verteilt werden. Sie ist in der Geschäftsstelle des BDKJ Nürnberg erhältlich, die Mate-rialien finden sich auch zum herunterladen unter www.bdkj-nuernberg.de. Abschluss des Projekts soll eine Podi-umsdiskussion am 06. Mai um 18:30 Uhr im CPH sein, bei der unter dem Titel „Europaradies? Visionen für Europas Zukunft“ vier Kandidat*innen für die Europawahl von CSU, SPD, Grüne und FDP anhand von Fragen und Anregungen der Kinder und Jugendlichen über die Zukunft Europas diskutieren.

F LO R I A N H Ö R L E IN

B D K J NÜ R N B E R G

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BDKJ BAYERN KONKRET

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#jetztistdiezeit zum HANDELN – Konsequenzen aus der MHG Studie aus Sicht der bayerischen Jugend(verbands)arbeit:

ì Die Ergebnisse der der MHG Studie im Herbst 2018 haben uns in den katholischen (Jugend-)Verbän-

den sehr erschüttert: Der jahrzehntelange Missbrauch junger Menschen durch Amtsträger unserer Kirche, das systematische Wegschauen und Vertuschen der Bischöfe sowie die Weigerung, sich mit den zugrundeliegenden Themen, wie Machtmissbrauch und den Umgang mit Se-xualität auseinanderzusetzen, konterkarieren in unseren Augen die Botschaft unseres Glaubens.

Als junge Christ*innen, die wir in den katholischen Ju-gendverbänden Kirche ganz konkret leben und erleben und die wir uns engagiert mit der Botschaft des christ-lichen Glaubens beschäftigen, leiden auch wir als massiv unter dem Vertrauensverlust, den die katholische Kirche aufgrund des Missbrauchsskandals erfährt und der sich u.a. in den gestiegenen Austrittszahlen niederschlägt. In unserer Arbeit müssen wir uns vermehrt für unsere Zuge-hörigkeit zur katholischen Kirche rechtfertigen. Und wir erleben die Abkehr bisher engagierter Mitglieder, die sich bestürzt von der Institution Kirche abwenden.

Diese Beobachtungen waren Anlass, sich Ende Okto-ber 2018 als BDKJ-Landesausschuss in einem Brief an die Mitglieder der Freisinger Bischofskonferenz zu wenden. Unsere Anliegen waren neben dem Hören auf die Erfah-rungen der Missbrauchsopfer, einer konsequenten und unabhängigen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sowie der Verstärkung der Präventionsarbeit, vor allem die Bit-te sich mit den zugrundeliegenden Problemkomplexen zu beschäftigen, wie sie die MHG-Studie eindrucksvoll aufgezeigt hatte: Der Umgang mit Macht innerhalb der kirchlichen Hierarchien, die Tabuisierung der (Homo-)Sexualität, der Umgang mit dem Zölibat und damit ver-bunden die Herausforderung, junge Menschen auf diese Lebensform vorzubereiten und Priester und Ordensleute dauerhaft zu begleiten.

Seither ist viel geredet, jedoch wenig Konkretes auf den Weg gebracht worden. Weder die Tagung zum sexuel-len Missbrauch in der Kirche im Februar 2019 in Rom, noch die Vollversammlung der deutschen Bischöfe Mitte März,

konnten sich zu wirklich weiterführenden Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal durchringen, obwohl die MHG Studie, wie auch die theologische und sozialwis-senschaftliche Forschung die Zusammenhänge zwischen der Missbrauchsthematik und dem Themenkomplex: Macht – Zölibat – Sexualmoral ganz klar aufzeigen. Auch im Studienteil der letzten Vollversammlung der Deut-schen Bischofskonferenz beschäftigten sich die Bischöfe mit diesen Fragestellungen. Dabei wurde ihnen von aus-gewiesenen Fachleuten nochmals verdeutlicht, dass un-abhängig von der Missbrauchsdebatte die Themen nicht neu sind: „Aber neu ist, dass ihr destruktiver Zusammen-hang nicht mehr zu leugnen ist. Dass sie nicht mehr als Lieblingsthemen der katholischen Linken abgetan werden können. Dass sie nicht mehr tabuisiert werden können. Neu ist die Erkenntnis, dass diese Themen im Verbund be-sprochen werden müssen. Dass eine ernsthafte kirchliche Selbstkorrektur nötig ist. Dass eine substanzielle Entwick-lung nötig ist.“ (Julia Knop, Dogmatikerin aus Erfurt in ihrem Statement).

Den Beschluss der DBK, einen verbindlichen „synodalen Weg zu gehen“, wie ihn Kardinal Marx auf der Abschluss-pressekonferenz ankündigte, sehen wir vorsichtig opti-mistisch. Es bleiben viele Fragen offen: Wer geht diesen Weg? Mit welchen Ergebnissen? Wer entscheidet letztend-lich? Sind die Ergebnisse für alle deutschen (Erz-)Diözesen verbindlich? Wann soll der synodale Weg starten und wie lange soll es dauern, bis Ergebnisse vorliegen?

Aus unserer Sicht ist es jetzt Zeit zu handeln und nicht einen weiteren, jahrelangen Dialogprozess mit ungewis-sem Ausgang zu initiieren. Die Themen und Lösungsvor-schläge liegen seit Jahr(zehnt)en auf dem Tisch.

Der BDKJ Bayern wird daher in Zukunft verstärkt seine Position in den innerkirchlichen und gesell-schaftlichen Diskurs einbringen. Wir wollen kirchliche Entscheidungsträger*innen stärken und unterstützen, die die Reichweite der gegenwärtigen Probleme erkannt ha-ben, den Druck auf die Bischöfe aufrechterhalten, die wei-terhin den notwendigen Veränderungsprozess verweigern

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BDKJ BAYERN KONKRET

und mit unseren Erfahrungen aus der Jugendverbandsar-beit Wege zu einer zukunftsfähigen katholischen Kirche in Bayern, Deutschland und der Welt gehen.

Wir glauben, jetzt ist die Zeit zum HANDELN

#jetztistdiezeit, den Zugang zu kirchlichen Ämtern für alle Frauen und Männer neu zu denken.

#jetztistdieZeit, die Dämonisierung und Tabuisierung von (Homo)Sexualität zu beenden, sich der (Lebens-)Wirklich-keit der Menschen zu stellen und aus unserer christlichen Tradition heraus ein lebensbejahendes Bild von Sexualität zu entwerfen.

#jetztistdiezeit, alle Formen von Klerikalismus, Überhö-hung des Weiheamtes und Missbrauch von Macht in kirch-lichen Hierarchien zu beenden und neue partnerschaftli-che und transparente Leitungsmodelle zu entwickeln.

JE NS H AUSD Ö R F E R

G E IS T L IC HE R V E R B A NDSL E I T E R B D K J B AY E R N

Weltjugendtag in Panama – Was bleibt?

ì Ein wenig exotisch war dieser Weltjugendtag ja schon – vom Veranstaltungsort zum Beispiel oder

vom ungewohnten Termin im Januar her. Dennoch stieß er in Deutschland und Bayern auf überraschend große Reso-nanz: Mit 2300 Teilnehmer*innen stellte Deutschland eine beindruckend große Zahl an Pilger*innen und übertraf da-mit alle Erwartungen.

Die Berichterstattung hierzulande hingegen war eher zurückhaltend bis reserviert: Keine päpstlichen Refor-mankündigungen für eine von Missbrauch-, Finanz- und Vertrauenskrisen geschüttelte deutsche Kirche, so wurde vielerorts bemängelt, stattdessen ein „bloßes“ Glauben-Feiern.

Dabei stellt sich die Frage, was denn so schlimm dar-an sein soll, den gemeinsamen Glauben zu leben und zu feiern.

Gerade das Erleben und Entdecken der katholischen

Kirche als eine weltweite Glaubensgemeinschaft, in der sich – trotz unterschiedlicher historischer, kultureller und religiöser Prägung – Platz für so viele unterschiedliche Ausdrucksformen finden, die Entdeckung dieser katholi-schen Weite also, war für viele Teilnehmer*innen schließ-lich eine große Motivation nach Panama zu reisen.

Birgt nicht dieses tief empfundene religiöse Gemein-schaftsgefühl über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg die Chance einer nachhaltigen Identifikation mit Kirche – ei-ner Verwurzelung, aus der Engagement in und für Kirche auch vor Ort entsteht?

Das Konzept der Weltjugendtage ist darauf angelegt, intensiv mit dem Gastland, den Gastgebern, dem dortigen Glaubensleben in Berührung zu kommen und die Vielfalt der katholischen Kirche hautnah zu erfahren: daher die Unterbringung der Pilger*innen in Gastfamilien, die Tage der Begegnung mit den diversen Aktivitäten vor Ort in den

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Gastpfarreien, daher die zentralen Großveranstaltungen und die gemeinsame Übernachtung auf dem Feld vor der Abschlussmesse.

Für viele Teilnehmer*innen hält dieses Konzept die eine oder andere Herausforderung bereit: Sie kommen so man-ches Mal an ihre Grenzen, wenn sie sich in einer komplett anderen Kultur zurechtfinden müssen, wenn sie in einer ausschließlich spanischsprechenden Gastfamilie landen, wenn sie mit fremden und im ersten Augenblick vielleicht auch befremdlichen katholischen Frömmigkeitsformen konfrontiert werden.

Aber diese Situationen sind gewollt, denn sie ermög-lichen Erfahrungen, die ausgeschlossen sind, wenn ich mich ausschließlich in den geschützten Räumen des Alt-hergebrachten bewege und es nicht wage aufzubrechen und mich irritieren zu lassen.

Nur wenn ich meine Komfortzone verlasse, kann ich neue Erfahrungen machen, nur wenn ich meine persönli-chen Grenzen auslote, nur wenn ich mich auf Neues ein-lasse, kann ich wachsen: als Mensch und als Christ, als Ein-zelner und in der Gemeinschaft - eine Grundüberzeugung unseres Glaubens eigentlich. Eine Überzeugung auch, die wir in unserer Kirche, die sich so oft über Mutlosigkeit und Lamentieren definiert, dringend nötig haben und die für die anstehenden (Reform)Prozesse wesentlich wichtiger sind als pontifikale Reformankündigungen jeglicher Art.

JE NS H AUSD Ö R F E R

G E IS T L IC HE R V E R B A NDSL E I T E R B D K J B AY E R N

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BDKJ BAYERN KONKRET

ì Drei Fragen für drei verschiedene Menschen ergibt neun unterschiedliche Antwor-ten. Drei Monate nach dem Weltjugendtag blicken Tini, Jonathan und Schwester

Magdalena zurück und berichten im Kurzinterview von ihren Erfahrungen und Eindrücken aus Panama:

Welches Erlebnis hat dich am nachhaltigsten beschäftigt?

Magdalena: Mich hat der Kreuzweg mit dem Papst am Freitag sehr bewegt. Denn da wurden sehr konkret und realistisch all die Nöte und Leiden Mittelamerikas, die wir in den Tagen zuvor auch erlebt hatten, beim Namen genannt und ins Gebet genommen. Zum Beispiel die soziale Ungleichheit, die wir zwischen Wolkenkratzern und Müllhalden gesehen haben. Die Benachteiligung der indigenen Völker, von der uns auch ihre Vertreter*innen erzählt haben. Die Zerstörung der Umwelt, deren Auswirkung in Panama schon sehr konkret erfahrbar wird, wenn die ersten Inseln unter dem gestiegenen Meeresspiegel untergehen, usw. Für mich wurde sehr spürbar, was die Menschen in dieser Weltregion belastet und worunter sie leiden - aber auch, wie sehr sie Jesus als solidarisch an ihrer Seite erleben.

Tini: Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Es gab so viele Momente und Situati-onen, die wirklich eindrucksvoll und wichtig für diese Reise waren. Unglaublich beeindruckt hat mich der Stolz der Panamenjos, dass sie in ihrem Land den Weltjugendtag ausrichten dürfen. Man kam praktisch gar nicht am WJT vorbei. Diese Freude und dieser Stolz waren überall zu spüren.

Zum Nachdenken hat mich der Weg zur Ankunftsmesse des Papstes gebracht. Auf dem Weg zur Cinta Costera war die Stimmung gut und alle Leute fröhlich. Je näher man jedoch den Eingängen kam, desto aufgeheizter wurde die Stimmung. Die Tatsache, dass dort der Papst ankommen würde, brachte eine ganz eigene Stimmung mit sich. Jeder wollte hinein, Rücksichtnahme auf andere wurde von vielen Menschen in den Hintergrund gestellt. Als wir endlich durch das Tor durch waren, lockerte sich die Stimmung schnell wieder. Dieser starke Kontrast zur sonst meist wirklich friedlichen und entspannten Stimmung des WJT, hat mich schon erschreckt. Wir sollen Menschenfreunde sein und aufeinander Acht geben. Wenn je-doch der Papst kommt, sind sich viele selbst die nächsten. Dieser rasche Stimmungswechsel hat mich noch einige Tage beschäftigt.

Jonathan: Am meisten beschäftigen mich zwei Dinge. Das ist zum einem mit welcher Freu-de, Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit wir in den Gastfamilien aufgenommen wurde. Das hatte ich in der Form nicht erwartet. Zum anderen hat mich beeindruckt mit welcher Energie, auch hier wieder die Freude und Authentizität der Glauben gefeiert wird. Davon können wir viel lernen.

Zwischen Wolkenkratzern und Müllhalden – Drei Fragen an drei Teilnehmer*innen

Z U R P E R S O N

Schwester Magdalena Winghofer CJ ist Stadtjugendseelsorgerin in Nürnberg und Präses des BDKJ Nürnberg Stadt.

Z U R P E R S O N

Tini Büttner ist ehrenamtlich im BDKJ Diö-zesanverband Bamberg aktiv.

Z U R P E R S O N

Jonathan Ilg ist Diözesanleiter der J-GCL Passau.

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Worüber musst du heute noch lachen?

Magdalena: „Buenos diiiiiias!!!!! Good mooooorning eve-rybody!!!!! Levantense! Vamos a bailar!!!!!“ – früh um sechs, als es noch stockfinster war, mit aller Lautstärke, die die Anlage hergab, über das Feld gebrüllt, auf dem ungefähr eine halbe Million junger Menschen schläft. Und dazu der Kommentar aus dem Schlafsack neben mir: „So bescheuert bin ich noch nie geweckt worden!“ Wobei ich auch das Bild nicht vergesse, als auf der Rück-fahrt unseres Ausflugs in den Regenwald ein Gürteltier vor unserem Bus die Straße überquerte und ausnahmslos alle im Bus mit einem entzückten Aufschrei auf die linke Sei-te stürzten, wo das Tier im Wald verschwand. Vermutlich hatten wir Glück, dass der Bus nicht umkippte. Tini: Oh auch da gibt es so viele Dinge. Während der Tage der Begegnung haben wir in einer Gastfamilie gelebt, in der nur die Tochter Englisch sprach. Da wir kein Wort Spanisch konnten, musste die Tochter oder der Google-Übersetzer helfen. Oft kamen dabei sehr lustige Sachen heraus, die wir uns dann versuchten mit Händen und Fü-ßen zu erzählen. Es war super!Auch innerhalb der Gruppe gab es viele witzige Momente und Sprüche, die keiner erwartet hätte. Dann hieß es im-mer „Tini, schreib auf.“. Diese Sprüche habe ich alle in meinem Reisetagebuch festgehalten.

Jonathan: Immer, wenn wir in Panama unterwegs waren, also quasi immer, wurden wir voller Begeisterung von den Autofahrer*innen gegrüßt in dem sie uns anhupten. Wir antworteten meist, indem wir winkten. Dass das in Deutschland genau das Gegenteil ist, musste man sich erst wieder einprägen.

Welche Botschaft bringst du vom WJT mit?

Magdalena: Eine Warnung und eine Ermutigung. Eine Warnung an den Hochmut aus Deutschland und der westli-chen Welt, wo bis kurz vor Schluss immer wieder in Frage gestellt wurde, ob Panama bzw. Lateinamerika ein sol-ches Event überhaupt organisieren kann - siehe da, sie konnten, und zwar ziemlich hervorragend! Und eine Er-mutigung des Papstes: „Ihr, liebe junge Freunde, ihr seid nicht die Zukunft. Wir sagen gern: „Ihr seid die Zukunft …“ Nein, ihr seid die Gegenwart! Ihr seid nicht die Zu-kunft Gottes: Ihr jungen Leute seid das Jetzt Gottes!“

Tini: Am Weltjugendtag ist für mich (mal wieder) sehr deutlich geworden, dass Jugendliche auf der ganzen Welt, trotz ihrer vielen Unterschiede, ähnliche Ziele und Wünsche haben. Egal in welcher Kultur, junge Menschen wollen ihre Zukunft und die ihrer Gesellschaft aktiv mit-gestalten. Diese Lebendigkeit und die Einzigartigkeit je-der Kultur, kann uns auf seine ganz eigene Weise neues zeigen und verbindet uns dadurch auch irgendwie. Durch den aktiven Austausch können wir helfen unsere Welt vielfältig und bunt zu gestalten.

Jonathan: Wir sind eine Weltkirche! Dass so viele unter-schiedliche Menschen wegen des Glaubens zusammenfin-den, ist beeindruckend. Das bezieht sich nicht nur auf die Kulturen, sondern auch auf die Art und Weise, wie man aus dem Glauben heraus handelt. Glaubensvielfalt ist da-bei unbedingt notwendig. Für mich heißt es einmal mehr auf Grundlage meines Glaubens und meiner Spiritualität meine Umwelt, auch politisch, zu gestalten und meine Mitglieder in der Diözese zu begleiten.

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BDKJ BAYERN KONKRET

Demokratie braucht Ehrenamt – Achter Parla-mentarischer Jahresauftakt des BDKJ Bayern im Maximilianeum

ì Rund 90 Teilnehmer*innen aus Politik und katholischen

Jugendverbänden sind der Einladung des BDKJ Bayern zum Parlamenta-rischen Jahresauftakt 2019 Ende Januar ins Maximilianeum gefolgt. Der thematische Schwerpunkt war in diesem Jahr das ehrenamtliche Engagement junger Menschen. Die mittlerweile traditionelle Veran-staltung bot eine gute Gelegenheit des gegenseitigen Kennlernens zwi-schen Parlamentarier*innen und Vertreter*innen der katholischen Ju-gendverbände in der neuen Legisla-turperiode.

Zum Auftakt begrüßt Landtagsprä-sidenten Ilse Aigner die Anwesenden mit einem klaren Statement:

„Ehrenamtliche sind das Gewissen unserer Zeit. Ohne sie wäre nicht nur unser Land ärmer - ohne sie wäre auch unsere Demokratie ärmer.“

Das neue Jahr hat gerade erst begonnen und wieder gibt es unzählige Angebote der katholischen Jugend(verbands)arbeit. Damit diese Angebote überhaupt so mannigfaltig stattfinden können, investieren mehr als 81.000 Ehren-amtliche jedes Jahr ihre Freizeit, wie der aktuellen Leis-tungsstatistik kirchlicher Jugendarbeit zu entnehmen ist. Daher fordert der BDKJ Bayern seit vielen Jahren, Rah-menbedingungen zu schaffen, die es jungen Menschen er-möglichen, egal ob in der Schule, an der Universität oder im Berufsleben, sich ehrenamtlich zu engagieren.

„Ehrenamtliches Engagement von jungen Menschen – auch in den Jugendverbänden – ist von besonderem Wert für unsere Gesellschaft und Demokratie. Ständig übernehmen Ehrenamtliche Verantwortung für sich und andere: sei es bei der Organisation eines Zeltlagers, bei der Durchführung der 72-Stunden Aktion oder beim En-gagement als Sternsinger*innen. Die vielen jungen Eh-renamtlichen sind verantwortungsvolle Bürger*innen.

Unsere Demokratie braucht diese jungen Engagierten“ weiß Daniel Köberle, BDKJ-Landesvorsitzender, aus eigener Er-fahrung zu berichten.

Die Jugendverbandsvertreter*innen zeigen in den per-sönlichen Gesprächen mit Politiker*innen warum es so wichtig ist, sich für mehr Zeit und Freiräume für ehren-amtliches Engagement einzusetzen. Umgesetzt werden kann die Forderung zum Beispiel durch einen einheitli-chen, freien Schulnachmittag, durch Anerkennung der eh-renamtlichen Tätigkeit als Praktika oder als Creditpoints im Studium.

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BDKJ BAYERN KONKRET

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Sozialministerin unterstützt BDKJ in Bayern – Kerstin Schreyer übernimmt die bayerische Schirmherrschaft der 72-Stunden-Aktion

ì Der BDKJ Bayern freut sich sehr, dass Kerstin Schreyer, MdL, Staatsministerin für Familie, Ar-

beit und Soziales in Bayern, die Schirmherrschaft der diesjährigen 72-Stunden-Aktion im Freistaat übernehmen wird. Vom 23. bis 26. Mai machen tausende junge Men-schen in 72 Stunden die Welt ein Stück besser.

Familienministerin Kerstin Schreyer betont: „Ich finde es großartig, dass sich junge Menschen im Rahmen der 72-Stunden-Aktion für andere engagieren und einsetzen, sei es im Seniorenzentrum oder beim Straßenfest. Beson-ders gefällt mir der doppelte Ansatz: Zum einen bringen die jungen Menschen sich und ihre Ideen aktiv und kon-kret vor Ort im einen Sozialraum ein. Zum anderen profi-tieren unsere Gesellschaft und ihre Menschen von diesem außergewöhnlichen Einsatz. Wenn mit der Aktion in dem einen oder anderen Fall auch noch der Grundstein für län-gerfristiges freiwilliges Engagement gelegt wird, wurde in 72 Stunden unendlich viel für ein solidarisches und sozia-les Bayern erreicht.“

„Kirchliche Jugendverbandsarbeit zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie sich für ein besseres und gerech-teres Zusammenleben der Gesellschaft stark macht. Da-bei ist die 72-Stunden-Aktion eine sehr gute Gelegenheit zu zeigen, was ehrenamtliches Engagement alles auf die Beine stellt. Bei der BDKJ-Sozialaktion macht Kirche Spaß und schafft etwas Gutes für die ganze Gesellschaft. Glau-ben und Handeln – das gehört für uns einfach zusammen,“ so Daniel Köberle, BDKJ-Landesvorsitzender.

Die Bandbreite der Jugend-Sozialaktion in Deutschland erstreckt sich über gemeinnützige, soziale, ökologische, interkulturelle bis zu gesellschaftspolitischen Aktionen. Die Überzeugung, dass ein Handeln aus dem christlichen Verständnis die Welt besser machen kann, ist der Motor für die Aktion.

„Uns schickt der Himmel“ ist die bundesweite Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Vom 23. bis 26. Mai 2019 machen tausende Jugend-gruppen in 72-Stunden die Welt ein Stück besser. Hauptunterstützer sind das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Deutsche Bischofskonferenz, das Bischöfliche Hilfswerk MISE-REOR und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Medienpartner ist katholisch.de. Weitere Infos unter www.72stunden.de.

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AUS DER BUNDESEBENE

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ì Düsseldorf/Münster, 17. März. Mit Flashmobs, 7,2-Minuten-Aktionen oder mit Sprühkreide hat

die katholische Jugend an den vergangenen Tagen für die 72-Stunden-Aktion vom 23. bis zum 26. Mai geworben. Deutschlandweit haben sich Aktionsgruppen und Ver-bände auf die Sozialaktion eingestimmt. Heute (Sonn-tag) wurde in Münster der ZDF-Fernsehgottesdienst zur Sozialaktion gefeiert.

„Wir freuen uns sehr über den großen Tatendrang und Motivation bei den angemeldeten jungen Menschen“, sagt Thomas Andonie, Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). „Die Aktions-gruppen wollen loslegen und ihre Projekte umsetzen. Sie haben die vergangenen Tage genutzt, um auf die 72-Stun-den-Aktion aufmerksam zu machen.“ Bei der Sozialaktion sind bisher über 2.600 Aktionsgruppen angemeldet.

Fernsehgottesdienst zeigt junges Bild von Kirche

Am heutigen Sonntag stand der bundesweit ausge-strahlte ZDF-Fernsehgottesdienst aus Münster ganz im Zeichen der Aktion. „Wir wollten zeigen, wie junge Men-schen Gottesdienst feiern und ein Beispiel dafür sein, wie eine solche Feier einladend und kreativ gestaltet wer-den kann“, sagt Bundespräses Pfarrer Dirk Bingener. Er stand dem Gottesdienst gemeinsam mit Holger Ungruhe,

Dem Glauben Hand und Fuß geben – Katholische Jugend stimmt sich auf 72-Stunden-Aktion ein

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Jugendpfarrer und Leiter der Jugendkirche effata[!], vor. „Mit der Jugendkirche effata[!] haben wir den richtigen Ort für unseren Gottesdienst gefunden. Die Ästhetik und Musik hier sprechen junge Menschen an“, so Bingener nach dem Gottesdienst.

Bei der 72-Stunden-Aktion geben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihrem Glauben Hand und Fuß und setzen sich bei verschiedenen Projekten für eine besse-re Welt ein. Spirituelle Elemente sind fester Bestandteil der Sozialaktion. Ein Aktionsgebet begleitet die Teilneh-menden durch die drei Tage. Rund um den Fernsehgot-tesdienst, zu dem auch etliche junge Menschen aus an-deren Diözesanverbänden angereist waren, lud der BDKJ Münster am Samstag und Sonntag zu einem „72-Stunden-warm-up“ mit Stadtführungen und Live-Musik.

Ebenfalls in Münster trafen sich junge Menschen aus Ungarn, Rumänien, Österreich, Serbien, Bosnien, der Slo-wakei, Litauen und Deutschland zu einem Vernetzungs-treffen, um Ideen zur internationalen Umsetzung der Sozialaktion zu entwickeln. Der BDKJ lädt ausländische Gruppen dazu ein, sich an der Sozialaktion zu beteiligen.

Bundesweite 72-Tage-vorher-Aktionen

In den vergangenen Tagen, etwa 72 Tage vor dem Beginn der Sozialaktion, haben sich die Aktionsgruppen, Koordi-nierungskreise und Diözesanverbände mit kreativen Ideen deutschlandweit auf die Aktion eingestimmt. Mit Flash-mobs, Infoständen oder dem Aufhängen von Abreißzetteln mit kleinen Ideen, die die Welt besser machen sollen, warben sie so öffentlichkeitswirksam für die 72-Stunden-Aktion und ihr Engagement. So erkundeten Jugendliche auf Einladung des BDKJ Berlin den Bezirk Mitte. Bei der Kieztour stoppten sie bei verschiedenen sozialen Einrich-tungen, bei denen Projekte der Sozialaktion stattfinden könnten. Der BDKJ Speyer wählt einen digitalen Weg der Vorbereitung: Bis zur Aktion im Mai werden 72 spirituelle Impulse und Gebete auf ihrem Facebook- und Instagram-Kanal veröffentlicht.

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AUS DER BUNDESEBENE

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ì Düsseldorf/Luzern, 25. März. Der Bund der Deut-schen Katholischen Jugend (BDKJ) ist gestern

(24. März) mit dem Herbert Haag Preis ausgezeichnet worden. Stellvertretend für die 660.000 Mitglieder, die der Dachverband vertritt und die vielen jungen Men-schen, die sich bereits in ihm engagiert haben, nahmen die BDKJ-Bundesvorsitzende Katharina Norpoth und der BDKJ-Bundesvorsitzende Thomas Andonie den Preis in Lu-zern entgegen.

Neben dem BDKJ ist der katholische Kinder- und Ju-gendverband Jungwacht Blauring Schweiz Jubla in diesem Jahr Preisträger. Die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche würdigte das Engagement beider Verbän-de. „Ihre jugendliche, fröhliche, lebensbejahende und weltoffene Art steht in heiterem Kontrast zu gängigen Vorstellungen von Kirche“, heißt es in der Begründung der Stiftung. BDKJ-Bundesvorsitzende Katharina Norpoth be-dankte sich im Namen des Dachverbands für die Auszeich-nung: „In den letzten gut 70 Jahren unseres Bestehens hat sich manches in Gesellschaft und Kirche gewandelt - unser Auftrag ist gleichgeblieben: Die Interessensvertre-tung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es ist unsere Aufgabe, ihrer Stimme Gehör zu verleihen. Ihr Preis motiviert uns für unsere Arbeit.“

Ausgezeichnete Jugendverbandsarbeit – BDKJ er-hielt Herbert Haag Preis in Luzern

Weitere Informationen zum Preis auf www.herberthaag-stiftung.ch.

Die Laudatio von Pater Klaus Mertes ist hier verfügbar: http://bit.ly/Laudatio_Mertes_BDKJ.

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Jesuit Klaus Mertes, Direktor des Kollegs St. Blasien im Schwarzwald, hielt die Laudatio für den BDKJ: „Heute werden 660.000 Kinder und Jugendliche geehrt, die sich in 17 Jugendverbänden des BDKJ in Deutschland engagie-ren. Die katholische Kirche hat zurzeit eher wenig Anlass zu Stolz im Blick auf sich selbst. Aber auf diese Kinder und Jugendlichen kann sie stolz sein.“

Die Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche zeichnet periodisch Menschen aus, die sich für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche einsetzen.

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Europa, Brüssel und ich – die CAJ unterwegs in Belgien

ì Vom 21. März bis 24. März 2019 fuhren 23 bayerische

CAJlerinnen und CAJler in die Stadt, in der Europapolitik gemacht wird. Für die CAJ ist Brüssel nicht nur im aktuellen Wahljahr ein besonderer Ort. Durch das Leben und Wirken ih-res Gründers, Kardinal Joseph Cardi-jn, in Brüssel fühlen sich CAJlerInnen aus der ganzen Welt mit diesem Ort verbunden. Genau der richtige Ort also um der Frage nach zu gehen: Was hat Europa und die europäische Politik mit meinem Leben zu tun?

Deshalb entschloss sich der CAJ Di-özesanverband Würzburg in Koopera-tion mit der CAJ – Landesebene diese bedeutungsvollen Orte zu besuchen.

Gemäß dem Dreischritt von Sehen – Urteilen – Handeln zogen die Jugend-lichen durch Brüssel und widmeten sich der Frage nach dem Zusammen-hang zwischen der eigenen Lebensre-alität und Brüssel. So sahen wir beim Besuch des europäischen Parlaments den Ort an dem europäische Politik gemacht wird. Im Gespräch mit Andy

Predicala von der internationalen CAJ (IYCW) tauschten wir uns über die Themen aus, die CAJlerInnen eu-ropa- und weltweit verbinden. Berei-chert von diesen Eindrücken begaben wir uns auf die Spuren von Kardinal Joseph Cardijn und wanderten durch Schaerbeek / Schaarbeek, den Ort an dem Kardinal Joseph Cardijn geboren

und aufgewachsen ist. Nach einer ge-meinsamen Andacht am Grab unseres Gründers, in der Liebfrauenkirche zu Laken, kamen die TeilnehmerInen zu dem Urteil: Neben den aktuellen Themen wie u.a. prekäre Arbeitsbe-dingungen, Chancengleichheit und die Urheberrechtsreform ist es vor al-lem die Solidarität die uns an Europa und in der CAJ besonders wichtig und erhaltenswert erscheint.

Nach diesen ereignisreichen Ta-gen war die Frage nach dem Handeln schnell beantwortet:

#machtvolldaskreuz – Wir gehen am 26. Mai 2019 wählen und setzen uns nicht nur mit unserer Stimme für ein solidarisches Europa ein

Nächstes Jahr fahren wir wieder gemeinsam weg

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Eine für alle… schon seit 40 Jahren! – Die Lan-desstelle Bayern der Deutschen Pfadfinder-schaft St. Georg feiert 40jähriges Bestehen.

ì Am 9.Dezember 1978 wurde bei der DPSG eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die im Verband

in dieser Form bis heute einzigartig in ganz Deutschland ist: Die DPSG Landesstelle Bayern e.V.

Da die Außengrenzen der bayerischen Diözesen iden-tisch mit denen des Freistaates sind, hatte man damals die Idee, das Zuschuss- und Antragswesen zu bündeln und einen zentralen Ansprechpartner als Mittler zwischen Di-özesanbüros und Förderstellen zu schaffen. „Erfolgreiche Jugendarbeit braucht gut ausgebildete Leitungskräfte und auch immer wieder finanzielle Unterstützung. Dafür schaffen wir die nötigen Rahmenbedingungen. Und das funktioniert einfach besser, wenn wir uns als bayerische Diözesanverbände zusammentun. Damit sind wir nicht nur eine Verwaltungsebene, sondern können auch immer wie-

der gute Jugendarbeit vor Ort möglich machen“ betont Lan-desvorstand Daniel Götz.

Bis heute ist die Verwaltung der Finanzen das Herzstück der Landesstelle. Doch hat sie sich längst zum zentralen Service-punkt in vielen Themenberei-chen entwickelt. So stehen die Förderung und Unterstützung bei der pädagogischen Arbeit und Ausbildung schon länger im Fokus und das Projekt Öf-fentlichkeitsarbeit legte in den letzten 10 Jahren ordentlich zu. Die Unterstützung der Stämme, Bezirke und Diözesanverbände bei Pressearbeit, Präsentatio-nen, Lagern und Aktionen aller Art durch Beratung und Bereit-stellung von vielfältigen Mate-rialien wird von der Basis sehr gut angenommen. Auch die Vernetzung zwischen den Ehren-amtlichen an der Basis und die

FOTOS: KERSTIN KRAUSE-RAUSCHER

Dr. Andreas Knaut zum Thema „Unverzichtbares Ehrenamt“

ehemalige Landesvorstände im Gespräch, links Ferdinand Dorn, rechts Landesstellen Gründer Johannes Zenk

Nutzung der daraus entstehenden Synergien sollen weiter ausgebaut werden.

Doch am 30.03.2019 stand erst einmal das Feiern auf dem Programm. Der aktuelle Landesvorstand Daniel Götz und sein hauptberufliches Team luden viele ehemalige und aktuelle Ehrenamtliche aus ganz Bayern ein, um im stimmungsvollen Rahmen die 40 Jahre Engagement nach-träglich gebührend zu feiern.

In der in Bayern einmaligen Jugendkirche LUX in Nürn-berg fanden sich über 70 geladene Gäste ein, darunter auch BJR Präsident Mathias Fack und der ehemalige DPSG Bundesvorstand Anton Markmiller. Die vielen Ehemaligen genossen in festlicher Atmosphäre bei Kerzenlicht und gutem Essen das Wiedersehen. Auch Landesstellen-Grün-dervater Johannes Zenk freute sich über das erneute Zu-sammentreffen mit einigen Mitstreitern der Anfangszeit.

Das perfekte Frühlingswetter lockte die Gäste bereits ab 16.00 Uhr ins Freie, wo mit einer Feuerjurte im Gar-ten des LUX Areals, aufgebaut von der Rovergruppe des nahegelegenen Stammes „Max Kolbe“, und Stockbrot am Lagerfeuer auch die pfadfinderischen Bedürfnisse berück-sichtigt wurden.

Die Kuraten Andreas Sang aus München und Johannes Arweck aus Eichstätt sorgten mit ihrer kurzen Andacht dann für einen festlichen Einstieg in den Abend.

Vom 70er Jahre Hit „Born to be alive“ musikalisch un-termalt, präsentierten die beiden Theologen eine bunte Bildstrecke, die das vielseitige Pfadfinderleben in all sei-nen Facetten eindrucksvoll zeigte.

Einen weiteren Höhepunkt des Abends bildete der Im-pulsvortrag mit dem Titel „Unverzichtbares Ehrenamt“ von Dr. Andreas Knaut, ehemaliger bayerischer Landes-vorstand und aktuell Kommunikationschef der Bertels-mannstiftung.

Herr Knaut gab darin einen launigen Abriss über die Historie des ehrenamtlichen Engagements und den Aus-blick auf dessen zukünftige Entwicklung, die nach seinen Worten „nicht enden, aber anders sein wird“.

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Ungehörte Jugend und mehr Öffentlichkeit für Europa – KjG Landesausschuss

ì Intensive Diskussionsrunden gab es dieses Mal auf dem

langen Landesausschuss der KjG LAG Bayern. Die KjG wirbt von Beginn der Fastenzeit bis zur Europawahl für die Jugendrechte und eine stär-kere Einbindung auf europäischer Ebene. Dafür wurde die Social-Media Kampagne “YOUrope 2.0” gestartet. Passend zum derzeitigen Jahresthe-ma “Öffentlichkeitsarbeit” wird so über Instagram und Facebook über verschiedene Jugendrechte infor-miert und geworben. YOUrope kennt manch eine*r schon von der letzten Europawahl vor fünf Jahren, als es eine große Aktion des KjG Bundesver-bandes dazu gab. Die Materialien, die jetzt online verbreitet werden, wur-den bereits 2014 erarbeitet und ver-wendet. Content-Recycling, also die Wiederverwendung von Materialien, fand als Idee großen Anklang.

Eines der Jugendrechte ist das

“Recht auf Partizipation” und mit einigen Jugendlichen, die sich die-ses Recht gerade stark erkämpfen, wurde auch während des Ausschus-ses diskutiert. Zwei Vertreter*innen der “Fridays for Future”-Bewe-gung aus Regensburg waren als Gesprächspartner*innen eingeladen. Laura und Roman berichteten zuerst von sich selbst und ihrem Weg zur Be-wegung, aber klärten auch allgemein über die Ziele und die Organisations-formen der “Fridays for Future” Initi-ative auf. Die KjG auf bayerischer, so-wie auf Diözesanebene möchte gerne die Aktionen und die Ziele von “Fri-days for Future” unterstützen. Neben lokalen Kooperationen, die während diesem Gespräch eingeleitet wurden, kann auch jeder andere Jugendver-band die Schüler*innenstreiks am Besten durch Werbung und Öffent-lichkeitsarbeit, egal ob für Eltern,

Lehrer*innen, Kinder und Jugendli-che oder in der Gesellschaft unter-stützen. Der Landesausschuss hat dazu in Zusammenarbeit mit den Vertreter*innen von Fridays for Fu-ture direkt eine Stellungnahme mit dem Titel “Fridays for Future - Un-gehörte Jugend” entwickelt. Darin stellt sich die KjG LAG Bayern hinter die Schüler*innenproteste und for-dert mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche.

Die Forderungen der Schüler*innen müssen von der Gesellschaft und der Politik ernst genommen werden. Auch die KjG Bundesebene stellte sich am 14. März mit dem Blogbeitrag “Nie hätte ich einer Sache zugestimmt, die gegen mein Gewissen wäre” hin-ter Fridays for Future und ihre Ziele.

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Landjugend fordert „Ende der Plastikzeit“ – Landesausschuss in Bernbeuren

ì Die KLJB (Katholische Land-jugendbewegung) Bayern for-

dert in einem Beschluss ihres Landes-ausschusses vom Wochenende dazu auf, den Verbrauch von Kunststoffen konsequent zu minimieren. Politik, Wirtschaft und alle Verbraucherinnen und Verbraucher sollen verantwort-lich für die Schöpfung handeln und die globalen Probleme der „Plastik-zeit“ angehen. Der Landesausschuss, der vom 15. bis 17. Februar 2019 in im Landjugendhaus Kienberg (Bern-beuren) mit rund 30 Delegierten aus ganz Bayern stattfand, beschäftigte sich in einem Studienteil ausführ-lich mit der „Digitalisierung auf dem Land“ und der Endphase im KLJB-Forschungsprojekt „Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt“, das nach drei Jahren bis zum Herbst 2019 abge-schlossen wird.

„(K)ein Leben ohne Plastik“

Die ehrenamtliche Landesvor-sitzende Simone Grill (Röttenbach, Diözese Eichstätt) erklärt das Enga-gement der Landjugend: „Das The-ma plastikfreies Leben wird bei uns sehr intensiv diskutiert und uns in der KLJB noch weiter beschäftigen. Es ist gerade bei jungen Leuten von sehr hohem Interesse, hier mit eigenem Handeln weitgehend auf Kunststof-fe zu verzichten und damit Vorbild im Sinne der Enzyklika „Laudato si‘“ von Papst Franziskus zu sein. Zugleich fordern wir klare politische Regeln, um ein Ende der Plastikzeit weltweit zu erreichen und so wirklich dem

Gedanken der Schöpfungsverantwor-tung gerecht zu werden.“

Studienteil „Digitalisierung auf dem Land“

Die Delegierten befassten sich in einem Studienteil mit verschiedenen Bereichen der Digitalisierung, die für junge Menschen auf dem Land sehr wichtig sind. Mit Blick auf eine Po-sition der KLJB-Landesversammlung vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 in Passau konnten mehrere Expertinnen und Experten Wissen vermitteln und hel-fen, die Positionen der Landjugend weiter zu entwickeln.

Zum Thema Breitbandausbau in Bayern kam Christian Schmitz, Leiter des Bayerischen Breitbandzentrums in Amberg als Referent, der anschlie-ßend in einem Workshop für Fragen bereit stand und seine fachlichen Ein-schätzungen einbringen konnte.

Weitere Gäste waren u.a. zum Thema „Digitalisierung und Jugend-arbeit“ die Politikwissenschaftlerin Regina Renner aus Marktoberdorf und zu „Kirche und Digitalisierung“ die Theologin Sonja Pohl, Grundsatzre-ferentin der Arbeitsstelle für jugend-pastorale Fragen der Deutschen Bi-schofskonferenz in Düsseldorf.

KLJB-Landesvorsitzender Benedikt Brandstetter: „Bei der Digitalisierung auf dem Land ist uns nicht nur der vollständige Breitbandausbau und die Infrastruktur auf dem Land in Bay-ern wichtig, sondern auch die Wer-tedebatte im Zeitalter übermäch-tiger globaler Medienkonzerne und

künstlicher Intelligenz. Dazu wollen wir als junge Kirche auf dem Land ei-nen Beitrag leisten.“

KLJB-Projekt 2019: „Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt“

Das vom bayerischen Umwelt-ministerium unterstützte Projekt der KLJB mit dem isr (Institut für Stadt- und Regionalmanagement in München) wird 2019 öffentlich breit diskutiert die gestellten Fragen be-antworten: Was bewegt junge Leute, auf dem Land in Bayern zu bleiben? Was bewegt andere, vom Land in die Stadt zu ziehen? Und was bewegt, aus der Stadt wieder zurück aufs Land zu ziehen?

Schon zur KLJB-Landesversamm-lung vom 30.5. bis 2.6.2019 in Passau werden erste Ergebnisse vorliegen und mit einer Veröffentlichung im No-vember 2019 und diversen Fachkon-ferenzen die Folgen der Studie breit diskutiert.

HE IKO TA M ME N A

K L JB B AY E R N

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Landtag live – Jugend trifft Politik bei Praxis-woche von Kolping jugend und KLJB Bayern

ì „Es war spannend zu sehen, wie vielseitig Politik ist. Wir

haben viel gelernt, weil mein Abge-ordneter mich immer mitgenommen hat und wir uns sehr gut austauschen konnten“, lobt Daniel Eberl (26, Lan-desleiter Kolpingjugend) aus Dietfurt als Teilnehmer das Projekt „Landtag live“ der Kolpingjugend und KLJB (Katholische Landjugendbewegung) Bayern. Vom 11. bis 15. März beglei-teten 18 junge Erwachsene aus drei Jugendverbänden 18 Landtagsabge-ordnete aus fünf Fraktionen bei ihrer Arbeit und bekamen besonders nahe Einblicke in die Landespolitik.

Die 18 jungen Ehrenamtlichen aus den Jugendverbänden begleiteten an drei Sitzungstagen Abgeordnete bei ihrer Arbeit: Sie nehmen mit an Aus-schuss- und Plenarsitzungen teil, be-gleiteten Termine in den jeweiligen Fachthemen und im Wahlkreis. Sie erleben hautnah, wie Landespolitik in Bayern gemacht wird und wie der Alltag der Politik aussieht.

Einige O-Töne von Teilnehmenden bei „Landtag live 2019“:

„Ich fand es informativ und be-eindruckend, weil man ganz viel mitnehmen kann, was man sonst aus den Medien nicht mitnehmen kann. Die Eindrücke und hinter die Kulissen schauen zu können, bleibt unbezahl-bar.“ (Tamara Horak, 24, Diözesan-vorsitzende KLJB Augsburg aus Prob-stried, Landkreis Oberallgäu)

„Landtag live brachte viele neue Eindrücke und es war spannend zu sehen, wie vielseitig Politik ist. Wir haben viel gelernt, weil mein Abge-ordneter mich immer mitgenommen hat und wir uns sehr gut austauschen konnten.“ (Daniel Eberl, 26, Landes-leiter Kolpingjugend Bayern aus Diet-furt, Landkreis Neumarkt/OPf.)

„Es war sehr interessant, einen Einblick in die parlamentarische Ar-beit zu bekommen, besonders auch in die interne Fraktionsarbeit. Wir haben sehr viel Neues gelernt auch für unsere Jugendverbände.“ (Ninos Hermez, zweiter Vorsitzender AJM Bayern, Assyrische Jugend Mitteleu-ropa, die erstmals an Landtag live teilgenommen hat).

Abgeordnete danken für Anregun-gen und Engagement aus der Jugend

Auf der anderen Seite lernten auch die 18 Abgeordneten viel aus dem Kontakt mit den jungen Ehrenamtli-chen aus Kolpingjugend und KLJB:

„Danke für die Begeisterung und das Interesse, dass ihr aus den Ju-gendverbänden mitgebracht habt. Es war eine absolute Bereicherung, auch der Austausch mit euch und das Detailwissen in vielen Bereichen. Vie-len Dank für diese Praxiswoche Land-tag live!“ (MdL Thomas Huber, CSU, Stimmkreis Ebersberg)

„Mich hat das politische Interes-se bei euch begeistert. Ich fand den Blick von außen aus der Jugendar-beit auch sehr belebend als eine ganz andere Perspektive auf die Po-litik.“ (MdL Gülseren Demirel, Grüne, Stimmkreis München-Giesing)

Folgende 18 MdL nahmen teil: • CSU-Fraktion: Barbara Becker,

Ute Eiling-Hüting, Matthias Enghuber, Gerhard Hopp, Martin Huber, Thomas Huber, Petra Loibl, Berthold Rüth

• Grüne Fraktion: Johannes Becher, Kerstin Celina, Gülseren Demirel, Eva Lettenbauer

• Freie Wähler-Fraktion: Tobias Gotthardt, Nikolaus Kraus, Fabian Mehring

• SPD-Fraktion: Annette Karl, Arif Tasdelen

• FDP-Fraktion: Julika Sandt

Sie begleiten 18 Teilnehmende aus den Jugendverbänden Kolpingju-gend Bayern und KLJB (Katholische

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Landjugendbewegung) Bayern aus al-len Diözesen und Regierungsbezirken Bayerns (Alter von 18-26) sowie einen Vertreter der AJM (Assyrische Jugend Mitteleuropa) Bayern.

Landtag live 2019: Einblicke in die „große Politik“ und Jugendverbände

Seit 2003 findet Landtag Live alle zwei Jahre statt. Ziel ist es, die Fas-zination an der „großen Politik“ zu wecken, die jungen Erwachsenen neugierig zu machen auf die bayeri-sche Landespolitik. Berührungsängste der jungen Menschen zur Politik und den Parteien werden abgebaut - denn sie sind die Verantwortlichen von morgen.

Den jungen Menschen soll Einblick gewährt werden in die Bürotätigkei-ten eines Abgeordneten, wo Anfragen gelesen, Reden vorbereitet, Geset-zesinitiativen bedacht und politische Konzepte verfasst werden. Eben-falls vorgestellt werden die Medien und ausgewählte Lobbyverbände im Landtag. Nicht zuletzt sollen die Ab-geordneten für die Anliegen, Fragen und Bedürfnisse der jungen Menschen aus Jugendverbänden sensibilisiert werden.

Spannendes Rahmenpro-gramm mit Lobbyverbänden und Medien

In einem Rahmenprogramm wur-den die interessierten jungen Leute

auf die drei Tage mit den Abgeordne-ten gut vorbereitet: Schon am Mon-tag wurden Sie von Staatsminister Florian Hermann, MdL in der Baye-rischen Staatskanzlei begrüßt und diskutierten über Lobbyarbeit im Landtag mit Vertretungen aus dem Bayerischen Bauernverband (BBV), der Handwerkskammer Niederbay-ern-Oberpfalz und dem Katholischen Büro Bayern. Zum Schluss gewährten ihnen Landtagskorrespondent Christi-an Deutschländer (Münchner Merkur) und Stephanie Stauss (BR-Landtags-redaktion Fernsehen) spannende Ein-blicke in ihre tägliche Arbeit, Politik in den Medien verständlich darzustel-len.

HE IKO TA M ME N A

K L JB B AY E R N

ì Getreu diesem Motto macht sich die PSG Bayern seit mehr

als 15 Jahren jedes Jahr ein bis zwei-mal mit einer Gruppe auf den Weg, um ein europäisches Land zu erkun-den und dort Pfadfinderinnen und Pfadfinder zu treffen.

Im Vorfeld wird in der Landeslei-tung demokratisch entschieden wel-ches Ziel die Altersstufenfahrt haben wird – die Caravelle Altersstufe (Mäd-chen im Alter von 13-16 Jahre) ma-chen meist eine Reise mit dem Zug oder Bus. Letztes Jahr erlebten mehr als 40 Mädchen und junge Frauen 10 Tage in Südfrankreich. Neben ei-nem Pfadfinderfestival standen noch

PSG Bayern hat Europa immer auf dem Plan – Europa erfahren und erleben

einige Tage Nizza auf dem Programm. Immer ein Highlight sind die Treffen mit den ortsansässigen Pfadfinder-gruppen, bei denen aus zufälligen Bekannten Freundinnen und Freunde fürs Leben werden. Die Ranger ab 16 Jahre, machten sich letzte Jahr auf nach Rom und erkundeten die Stadt und das angrenzende Umland, natürlich durften Pfadfinder-begegnungen nicht fehlen.

Vorbereitet werden die Fahrten mit einer Gruppe ehrenamtlicher Pfadfinderinnen, begleitet durch das Büroteam. Ganz im pfadfinderischen Sinne gibt es im Nachhinein eine Aus-wertung und eine Wunschliste für die

nächsten Fahrten. Dieses Jahr geht es für die Pfadfinderinnen aus ganz Bay-ern nach Griechenland und Korsika.

PSG Bayern geht neue Wege

Die PSG Bayern hat sich entschie-den etwas Neues auszuprobieren. 2019 wird ein Sprachcamp angebo-ten. Dabei fährt eine kleine Gruppe nach Malta, lernt vor Ort Englisch und erlebt sicherlich unvergessliche Tage. Begegnungen mit dortigen Pfadfinde-rinnen sind wie immer ein wichtiger Teil dieser Erfahrung. Angeleitet wird dieses Angebot durch Sarah Bard, Landesstellenreferentin der PSG

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Tag der Jugend

Bayern, die sich neben ihrer Qualifi-kation als Bildungsreferentin bei ei-nem erasmus+ Workshop Anfang des Jahres weiterqualifiziert hat und nun mit einem ganzen Rucksack voller Methoden zur Sprachvermittlung und Theaterpädagogik aufwarten kann. Darüber hinaus hat sie eine Weiter-qualifizierung im Bereich „Ausland-serfahrung für Jugendliche und junge Erwachsene“, somit kann sie inter-essierte Mitglieder adäquat beraten und weitervermitteln.

Somit setzten alle Angebote zur europäischen Bildung an der Basis an: Land und Leute kennenlernen, sich austauschen, gemeinsam etwas erleben, aber auch die eigene Kultur hinterfragen und erfahren. Der euro-päische Gedanke wird von uns gelebt und weitergegeben. FO

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ì Im Rahmen der Jugendwerk-woche des Bischöflichen Ju-

gendamtes der Diözese Augsburg und des Bundes der Deutschen Katholi-schen Jugend (BDKJ) im Bistum Augs-burg wurde am Abend des 25. Feb-ruars 2019 der Bischof-Simpert-Preis 2018 verliehen. Generalvikar Harald Heinrich überreichte den Siegern den Preis. Insgesamt konnte die Jury des Bischof-Simpert-Preise aus 25 einge-reichten Projekten die Siegergruppen auswählen.

Der Arbeitskreis Jugend der Pfar-reiengemeinschaft Utting-Schondorf ist mit seinem Projekt „Taizé am See – Deutschland Olé“ ein würdi-ger Preisträger des Bischof-Simpert-Preises 2018. Die Idee zum Projekt

Verleihung des Bischof-Simpert-Preises 2018entstand während der Planung für Aktionen im Sommer, die für Ju-gendliche als attraktiv wahrgenom-men würden. Das bereits regelmäßig stattfindende Taizégebet sollte an einen Ort verlegt werden, an dem sich vor allem Jugendliche im Som-mer sowieso treffen: die Schondor-fer Seeanlage. Da unter anderem die laufende Fußball-WM eine Terminfin-dung erschwerte, kam die Idee auf, Gebet und Fußball miteinander zu verbinden: Geboren war damit das Projekt „Taizé am See – Deutsch-land Olé“. Bei dem Taizégebet in der Schondorfer Seeanlage konnten die Jugendlichen und alle anderen Be-sucherinnen und Besucher erfahren, dass Kirche und Gebet auch an Orten

außerhalb von Kirchengebäuden staf-finden kann. Der öffentliche Platz lockte zahlreiche Interessierte und Neugierige spontan in die Schondor-fer Seeanlage, in der ein Taizékreuz sowie orangene Tücher und Kerzen in Gläsern aufgebaut waren. Nach dem Taizégebet zogen die Teilnehmenden in einer Prozession mit Taizékreuz und Kerzen zur Pfarrkirche. Beim an-schließenden Public Viewing, bei dem natürlich auch für Verpflegung ge-sorgt war, wurde die deutsche Nati-onalmannschaft gemeinsam angefeu-ert. Die Jugendlichen konnte somit erfahren, dass Kirche sowohl Gebet, Gottesdienst und Glaube, als auch gleichzeitig eine frohe und lebendige Gemeinschaft ist. Dieses für andere

PSG goes Europe

Politisch war die PSG Bayern in Brüssel beim Europatag der Jugend 2018 mit einem eigenen Stand vertre-ten. Bei der Podiumsdiskussion brach-te sich PSGlerin Caitlin Arnold-Brogan ein und die PSG Bayern leitete einen eigenen Workshop unter dem Thema „Geschlechtergerechtigkeit“.

Auch 2019 war schon eine Delega-tion von Pfadfinderinnen und Pfad-findern in Brüssel – dabei waren auch Mitglieder der PSG Bayern.

M O N IK A G A L L E

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Bischof Simpert Preis 2018 Alle Einreichungen

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Jugendgruppen leicht nachahmbare Projekt hat es auf vorbildliche Art und Weise geschafft zwei Veranstal-tungen miteinander zu vereinen, die auf den ersten Blick nur wenig ge-meinsam haben. Viele Teilnehmende haben Kirche und Gebet neu erlebt und gleichzeitig eine tolle Gemein-schaft vor Ort erfahren.

Der Innovationspreis wird in die-sem Jahr an die Arbeitsgruppe „Le-ben und Glauben“ der Kolpingjugend im Diözesanverband Augsburg für ihr Projekt „Glauben ökologisch leben: GÖL“ überreicht. Ziel des Projektes war es, eine spirituelle Aktion in der Fastenzeit anzubieten, um Jugend-liche einerseits auf den Brauch des Fastens aufmerksam zu machen und sie andererseits auch zum Mitfasten anzuregen. Der Fokus sollte dabei auf den Menschen selbst und ihrem Handeln in Gottes Schöfpung liegen. Um hierfür möglichst viele Interes-sierte zu erreichen, wurde Facebook als modernes Medium genutzt. Jede Fastenwoche verzichtete ein Mitglied der Arbeitsgruppe auf eine bestimm-te Sache bzw. übte eine Aktivität be-sonders aus. Pro Fastentesterin und Fastentester standen zwei Optionen

zur Wahl, über die auf Facebook mit Hilfe von Emojis abgestimmt wurde. Zur Option standen unter anderem: sich vegan zu ernähren oder ohne Smartphone auszukommen und eine Woche jeden Tag laufen zu gehen oder nur von regionalen und saisona-len Produkten zu leben. Die Erfahrun-gen aus der Woche wurden stets in einem Tagebuchbericht festgehalten und veröffentlicht. Durch das Fasten, das selbst vorgelebt wurde, und die Reflexion darüber konnten viele Ju-gendliche ebenfalls für das Fasten und gleichzeitig auch zum Nachden-ken über ihren eigenen Lebensstil be-geistert werden.

Der Spirituelle Sonderpreis geht in diesem Jahr an das Sternsingerteam der Pfarrei St. Peter Dillingen und Re-gens Wagner Dillingen mit ihrem Pro-jekt „Inklusive Sternsingeraktion in Dillingen“. Die Idee zu diesem Projekt lag für das Sternsingerteam eigent-lich auf der Hand. Denn viele Jahre haben die Ministrantinnen und Minist-ranten aus Dillingen alleine die Stern-singeraktion in Dillingen St. Peter durchgeführt. Mit der Zeit wurde es jedoch immer schwieriger, genügend motivierte Kinder und Jugendliche

zu finden, um alle Haushalte zu be-suchen. Gleichzeitig gab es aber bei Regens Wagner, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung, ebenfalls Ministrantinnen und Ministranten im Alter von 14 bis 70 Jahren, die als Sternsingerinnen und Sternsinger in den Wohngruppen von Regens Wagner unterwegs waren. Aufgrund dieser Si-tutation war für das Team die Lösung denkbar einfach: eine gemeinsame inklusive Sternsingeraktion! Nach den notwendigen Vorbereitungen und Planungen konnten die Sternsingerin-nen und Sternsinger in Dillingen mit insgesamt fünf Gruppen bestehend aus 20 Kindern und Jugendlichen der Stadt sowie 16 Bewohnerinnen und Bewohnern von Regens Wagner in die Sternsingeraktion starten: Vom 2. bis 4. Januar 2018 wurden die Haushalte in Dillingen besucht. Das gute Mitei-nander und der Spaß bei der inklusi-ven Sternsingeraktion wurden danach von allen Teilnehmenden betont und beim gemeinsamen Mittagessen in Familien am letzten Tag gefeiert.

T E R E S A JE T S C H IN A

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ì Zur Einstimmung auf die 72 Stunden Aktion fand am 16.03.2019 im Kloster St. Ottilien - 72 Tage

vor der Aktion - eine thematisch gestaltete Jugendvesper statt, musikalisch umrahmt von „Chor’n Sound“ aus Hur-lach. Erzabt Wolfgang Öxler (OSB), der Schirmherr der 72 Stunden Aktion für die Landkreise Landsberg/ Weilheim-Schongau, stand der Vesper in der vollen Klosterkirche vor.

Dass es wichtig und unerlässlich ist, dass sich Menschen in unserer Gesellschaft für andere einsetzen, hob der Erz-abt in seiner Ansprache hervor. Dies gelingt ganz sicher bei der bevorstehenden Aktion vom 23. bis 26. Mai, wo sich inzwischen 2800 junge Menschen in 130 Aktionsgrup-pen im Bistum Augsburg angemeldet haben, um sich in sozialen, ökologischen, religiösen, politischen und inter-kulturellen Projekten zu engagieren.

Auf die gelungene spirituelle Einstimmung folgte im Anschluss eine Begegnung, wo nochmals für die Aktion geworben wurde und mit den beteiligten Gruppen Fragen geklärt werden konnten.

A N NE M A R IE L E IS

B D K J D I ÖZ E S A N V E R B A ND AU G SB U R G

ì Vom 29. bis 31. März fand in der schwäbischen Jugendbil-

dungsstätte Babenhausen die Diöze-sanversammlung des BDKJ Augsburg statt. Die Delegierten der Kreis- und Stadtverbände sowie der Mitglieds-verbände nahmen den Rechenschafts-bericht des Diözesanvorstands entge-gen und berieten über Änderungen an der Diözesanordnung.

Im Rahmen eines Studienteils ging es um das Thema Verbandsaufbau das von verschiedenen Seiten beleuchtet

Jugendvesper in St. Ottilien – 72 Tage vor der 72-Stunden-Aktion

Jugendvesper in St. Ottilien

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BDKJ Diözesanversammlung 2019wurde: neue Strukturen ehrenamt-licher Beteiligung, unterstützende Angebote durch den Diözesanverband bei Schwierigkeiten auf Ortsebene sowie die Arbeitshilfe „Verbandsauf-bau“ des BDKJ Bundesverbandes wur-den von den Teilnehmenden in Work-shops behandelt.

Pfarrer Dominik Zitzler wurde mit 100 Prozent der abgegebenen Stim-men als Präses im Amt bestätigt. Im Rahmen des Gottesdienstes ging es um das „Spiel des Lebens“, das uns,

wie in der Realität, Entscheidungen abverlangt. Die je eigene Berufung zu finden gelingt mit Gottes Hilfe, so Pfarrer Zitzler.

Für das kommende Arbeitsjahr steht die Verstetigung des WELT-fairÄNDERERS-Projekt auf dem Pro-gramm sowie die Endgültige Neufas-sung der BDKJ Diözesanordnung.

N O R B E R T H A R NE R

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ì Über die Zukunft der Jugendarbeit im Erzbistum München und Freising diskutierten die Delegier-

ten der Frühjahrs-Diözesanversammlung des BDKJ Mün-chen und Freising Anfang März 2019 mit Dr. Peter Beer, Generalvikar des Erzbistums und zwei Ressortleitern des Erzbischöflichen Ordinariats (EOM). In den Jugendverbän-den gebe es bereits seit langem eine Diskussionskultur, die in anstehenden Veränderungsprozessen im Erzbistum ein Vorbild sein könne, meinte Beer. Grundsätzlich gehe es darum „offene Orte der Begegnung zu schaffen und“ – so beschrieb er seine Vision – „gemeinsam zu lernen neu-gierige, wandlungsfähige, hoffnungsfrohe, solidarische Menschen zu sein“.

Wandlung sei auch ein gutes Stichwort für die Personal-planung, ergänzte Msgr. Klaus-Peter Franzl, zuständig für das Personalressort des EOM. Arbeiten wolle man zum Bei-spiel daran, multiprofessionelle Teams zu schaffen. „Ich nehme das Angebot des BDKJ mit, dass Erfahrungen aus der Jugendarbeit in den Veränderungsprozess einfließen“, so Msgr. Franzl. Msgr. Thomas Schlichting, Ressortleiter Seelsorge und kirchliches Leben, betonte, es gelte sich allen Menschen des Sozialraums zuzuwenden und dienst-leistungsorientiert zu arbeiten, denn „Seelsorge ist Dienst an den Menschen.“

Jugendarbeit neu gedacht – Aufbruch statt Abbruch

Austauschrunde

Die Austauschrunde zur Diözesanversammlung war die zweite Veranstaltung des BDKJ München und Freising zu diesem Thema. Bereits Mitte Februar gab es einen Auf-taktabend zur Zukunft der Jugend(verbands)arbeit in der Kirche. Dabei vermittelte Domkapitular Dr. Dominik Meiering aus Köln wertvolle Impulse. Unter seinen zwölf Thesen zur Jugendarbeit, die er als Orientierungshilfen verstanden wissen wollte, fühlten sich die Teilnehmenden vor allem von Aussagen angesprochen wie: die Sehnsüch-te Jugendlicher erfragen, authentisch vom Glauben er-zählen, mit Jugendlichen reden und nicht über sie sowie Freiräume für Jugendliche schaffen. Erzbischöfliches Ju-gendamt und BDKJ in der Erzdiözese München und Freising werde weiterhin gemeinsam an diesem Thema arbeiten.

Fazit der bisherigen Veranstaltungen: Mut zum Auf-bruch! Zukunft der Jugend(verbands)arbeit gestalten!

C L AUD I A H O F F M A N N

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Diskussion auf der Frühjahrs-Diözesanversammlung mit Dr. Peter Beer, Generalvikar des Erzbistums und zwei Ressortleitern des Erzbischöfli-chen Ordinariats

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NEWS UND PERSONEN

BDKJ Landesstelle

Stefanie Pretschuh war als Sekretärin im Sekretariat Leitung/Zentrale Verwaltung über

10 Jahre an der Landestelle beschäftigt. Sie hatte bereits ihre Ausbildung bei uns absolviert

und war so nicht nur das organisatorische Rückgrat des BDKJ Bayern, sondern auch ein Kind der

Landesstelle. Besonders engagiert hat sie sich um das Aussehen des BDKJ verdient gemacht. So

hat sie sich mit Begeisterung um alles gekümmert, was mit grafischer Gestaltung von unseren

Veröffentlichungen tun hatte.

Jetzt verlässt sie den BDKJ Bayern um an der KLJB Landesstelle eine neue Heimat zu finden.

Dafür gratulieren wir den Kolleg*innen bei der Katholischen Landjugend.

Der BDKJ Bayern dankt ihr herzlich für ihre tolle Arbeit und wünscht ihr für die Zukunft alles

Gute und Gottes Segen.

A B S C H I E D S T E FA N I E P R E T S C H U H

BDKJ Passau

Neu im Landesvorstand: Lee Tanzer (3.v.l) und Dominik Wiesmann (3.v.r) mit Wolfagang de Jong, Sonja Resch, Johanna Haselböck, Maria Schmid und Karin Rothofer (v.l.n.r)

W I R G R AT U L I E R E N

Der BDKJ Bayern heißt Maria Füssl (links) und Andrea Schieri herzlich Willkommen an der Landesstelle. Die beiden Bildungsreferentinnen werden das Referat FSJ verstärken.

H E R Z L I C H W I L L K O M M E N

BDKJ Landesstelle

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DER KLEINE WELTRETTER

ì Im „Kleinen Weltretter“ haben wir eini-ge Anregungen zusammengestellt, die es

dir leichter machen sollen, in deinem Alltag den ersten Schritt zu gehen und das Angesicht der Welt mit vielen kleinen Dingen zu verändern. Ob Zuhause,im Büro, in der Kinder- und Jugendverbandsar-beit oder auf Reisen: Mit diesem Heft als Beglei-ter wirst du die Welt retten… oder auf jeden Fall deinen Teil dazu beitragen und anderen vorle-ben, wie einfach es sein kann.

Den kleinen Weltretter in gedruck-

ter Form erhältst du in der BDKJ

Landesstelle. Melde dich einfach bei

Daniela Früchtl

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Die Sozialaktion des

BDKJ in Deutschland

EDI STErNSINGeR

23.-26. Mai 2019

WIR SIND DABEI!

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Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern e.V., Landwehrstraße 68

80336 München, Postvertriebsstück B 10627, „Entgelt bezahlt“

Impressum

Herausgeber:

Landesstelle für Katholische Jugendarbeit in Bayern e.V.

Landwehrstraße 68, 80336 München

Tel.: 089 / 532931 - 14

Fax: 089 / 532931 - 11

[email protected]

www.bdkj-bayern.de

V.i.S.d.P.:

Daniel Köberle

Redaktion:

Daniel Köberle, Christoph Schreiber

Layout: Ilse Martina Schmidberger

Fotos: BDKJ Bayern (falls keine andere

Quelle angegeben). Verantwortlich

für Bildnisrechte sind die jeweiligen

Bildsteller*innen.

Interviews und Schwerpunktartikel: Soweit nicht anders angegeben ohne

redaktionelle Änderungen.

bai erscheint dreimal im Jahr

Bestellservice:

Daniela Früchtl

Tel.: 089 / 532931 - 17

[email protected]

Druck:

KreiterDruck, Wolfratshausen

Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier,

chlorfrei gebleicht

Jede Politik ist Jugendpolitik!

#jetztistdiezeit