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1.2.2010 Wodurch wird eine Rede zur Predigt? | apologet ARTIKEL Auslegungspredigt

Auslegungspredigt - Wodurch wird eine Rede zur Predigt?

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Wodurch wird eine Rede zur Predigt? Welche Rahmenbedingungen, oder Elemente und vor allem, welche Inhalte machen eine Predigt unterscheidbar, zeichnen diese als Verkündigung aus? Ein paar kurze Gedanken dazu:

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1.2.2010

Wodurch wird eine Rede zur Predigt? | apologet

ARTIKEL Auslegungspredigt

Multi-Ethik-Blabla - Gemeinde Gottes, oder NGO?

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Wodurch wird eine Rede zur Predigt? Welche Rahmenbedingungen, oder Elemente und vor allem, welche Inhalte machen eine Predigt unterscheidbar, zeichnen diese als Verkündigung aus? Ein paar kurze Gedanken dazu:

A. Äußere Rahmenbedingungen Eine Predigt unterscheidet sich äußerlich primär dadurch von anderen Vortragsarten, das diese geistlich-sakraler und öffentlich-kirchlicher Natur d.h. gottesdienstliche Rede ist. Nach reformatorischem Verständnis konstituiert sich Kirche hauptsächlich in und durch die Predigt.

“Wo auch immer wir das Wort Gottes unverfälscht gepredigt und gehört, die Sakramente gemäß der Einsetzung Christi ausgerichtet sehen, dürfen wir nicht zweifeln, dass dort eine Kirche Gottes existiert.” Johannes Calvin, Institutio, Buch IV.1.9.

Ein weiterer Aspekt ist das Lehramt. Auch wenn nicht selten – insbesondere in der evangelikalen Bewegung – das allgemeine Priestertum spiritualistisch missverstanden wird, kennt die Schrift selbstverständlich besonders berufene Lehrer.

Es muss hier der Satz gewagt werden, dass die Schrift wesentlich dem Predigtamt zugehört, der Gemeinde aber die Predigt. Die Schrift will ausgelegt und gepredigt sein. Sie ist ihrem Wesen nach nicht ein Erbauungsbuch der Gemeinde. Der ausgelegte Predigttext gehört der Gemeinde und von ihm aus gibt es ein:»Suchen in der Schrift, ob es sich also verhält«, (Akta 17) wie die Predigt es verkündigt hat, gibt es also im Grenzfall die Notwendigkeit des Widerspruchs gegen die Predigt aufgrund der Heiligen Schrift. D. Bonhoeffer

Damit sich nun also unruhige und aufrührerische Menschen nicht ohne Grund eindrängen, um zu lehren oder zu regieren – was sonst geschehen würde – , so ist ausdrücklich verboten, dass sich jemand ohne Berufung ein öffentliches Amt in der Kirche aneignet. Will also jemand als wahrer Diener der Kirche angesehen werden, so muss er zuerst rechtmäßig berufen (rite vocatus) sein, ferner muss er aber auch seiner Berufung entsprechen, das heisst: er muss die ihm übertragenen Aufgaben anfassen und ausführen Institutio IV,3,10

Predigt ist von Kirche und ordinierten Lehrern nicht trennbar. Womit über die innere Gestaltung der jeweiligen Predigt noch lange nichts gesagt ist. Sowohl private Reden, wie auch allgemeine öffentliche Reden über Gott sind aber nicht allein schon um des religiösen Inhalts wegen “Predigt” zu nennen. Im Lehr- bzw. Predigtamt findet letztlich das Prophetenamt seine Fortsetzung und Entsprechung (vgl. Institutio IV,3,4-9).

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B. Predigtelemente Als wesentliche Elemente einer Predigt wären

der biblische Text selbst, die Auslegung und die Anwendung zu nennen.

Diese Bestandteile liegen prinzipiell jeglicher Predigtart zugrunde.

In seiner klassischen Form ist die Predigt, eine Auslegungspredigt (Homilie). Hier spielt der Bibeltext die Hauptrolle, welcher aus dem Kontext heraus, fortlaufend ausgelegt und auf die jeweilige Situation bzw. den Anlass Anwendung findet.

„Und sie lasen aus dem Buch, aus dem Gesetz Gottes, abschnittsweise vor, und gaben den Sinn an, so dass man das Vorgelesene verstehen konnte“ (Neh 8,8)

Als weiteres ist die katechetische Predigt zu nennen. Unter Zuhilfenahme eines Katechismus, konfessioneller Bekenntnisse bzw. des liturgischen Kalenders wird das Evangelium zusammenhängend und systematisch verkündigt.

Die wohl am häufigsten anzutreffende Predigtart, ist die Themenpredigt. Auf Grundlage einer Themenstellung werden vereinzelte Bibeltexte zur Begründung einer Argumentation herangezogen.

Wie deutlich zu erkennen, sind in allen Arten die vorgenannten Elemente (Text, Auslegung, Anwendung) durchaus vorhanden, jedoch in unterschiedlicher Reihenfolge und Gewichtung. Auch wenn Themenpredigten ohne Zweifel ihre Berechtigung haben, stehen diese stärker in Gefahr vorgefaßte Meinungen in die Schrift hineinzulegen, als es bei Auslegungspredigten der Fall ist.

C. Predigtinhalt Inhalt und Grundlage einer Rede, die sich Predigt nennt, ist ausnahmslos das Wort Gottes, das Evangelium! Man möchte meinen, von erkennbaren Irrlehren einmal abgesehen, das jedem deutlich ist, was damit gemeint ist, jedoch stellt man in Diskussionen fest, das dem nicht so ist.

Untersucht man das NT darauf, was es mit dem Evangelium auf sich hat, wie es sogar konkret bezeichnet wird, stellt man fest, das es nahezu vollständig als das Evangelium Gottes bzw. des Sohnes, Jesu Christi, oder des Reiches genannt wird.

Nicht der Mensch oder die Welt steht im Mittelpunkt, sondern Gott! Sein Sohn, die Herrlichkeit Gottes, Sein Reich, Seine Herrschaft und Sein Frieden!

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Und ich, als ich zu euch kam, Brüder, kam nicht, um euch mit Vortrefflichkeit der Rede oder Weisheit das Geheimnis Gottes zu verkündigen. Denn ich nahm mir vor, nichts anderes unter euch zu wissen als nur Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt. Und ich war bei euch in Schwachheit und mit Furcht und in vielem Zittern; und meine Rede und meine Predigt bestand nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruhe. 1Kor1,1-5

Die Erwartungshaltung an eine Predigt fällt – wie sollte es anders sein – höchst unterschiedlich aus. Seit über dreißig Jahren höre ich regelmäßig, mindestens eine Predigt in der Woche. Darunter gab es rhetorisch brillante Predigten und erwartungsgemäß auch das Gegenteil.

Nur in Ausnahmefällen gehörten Auslegungspredigten dazu. Seit nun über einem Jahr höre ich fast ausschließlich Auslegungspredigten und kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Ein paar wenige Gedanken dazu warum…

Die Auslegungspredigt:

entspricht dem Vorbild der Schrift, Christus selbst, die Apostel legten das AT aus (Neh8:8; Apg8:30-35)

spürt dem tatsächlichen Gedanken und dem Sinn des Gesagten, des Autoren und damit Gott selbst nach. (Apg17:11)

führt dazu, das gesamte Evangelium zu verkündigen, den vollen Ratschluss Gottes, vermeidet Überbetonungen. (Apg20,26-27)

verringert die Gefahr von Lieblingsthemen, zwingt zur Beschäftigung mit unangenehmen Themen.

vermittelt das Wort Gottes authentisch und ungekürzt, habt Vertrauen in dessen Kraft. (1Kor1,18)

betont den Wort-Charakter des Wesens Gottes. Christus ist das Wort Gottes und der Mensch begegnet Ihm in dem (verkündigtem) Wort. “Der Geist Gottes fährt einher auf dem Wagen des Wortes.” M. Luther

Glaube und Wiedergeburt entsteht unmittelbar und exklusiv durch das verkündigte Wort Gottes (Röm10:17; 1Petr1:23; Jak1:18).

durch das verkündigte Wort werden die Gläubigen der heiligenden Kraft der Schrift ausgesetzt (Joh17:17; Eph5:25ff)

Im besten Sinn ist die Auslegungspredigt daher:

„die Darstellung biblischer Wahrheit, abgeleitet von und übermittelt durch ein historisches, grammatisches, geistgeleitetes Studium eines Textabschnitts in seinem Zusammenhang, den der Heilige Geist zuerst auf das Leben des Predigers und dann durch ihn auf seine Gemeinde anwendet.“ Haddon W. Robinson: „What Is Expository Preaching?“