12
No. 37 Informationen zur Moosforschung in Deutschland Sept. 2000 ISSN 0937-9169 B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E Vor einigen Jahren schrieb ich eine Serie kleinerer Beiträge über die Gräber von berühmten Bryologen im Bryologist, von manchen amerikanischen Kolle- gen « tombstone series » genannt. Das war durchaus nicht verächt- lich gemeint; in einem Land, in dem die meisten Universitäten nicht älter als hundert Jahre alt sind, hat man durchaus Interesse an der Geschichte der Bryologie und ihren Repräsentaten. So gibt es z.B. die Hedwigian Society nicht etwa in Leipzig, dem Wirkungsort Hedwigs, sondern in St. Louis! Sie zeichnet sich da- durch aus, dass sie alte reprints und Posterdrucke herausgibt. Dabei wurden die Gräber von Brotherus und S.O.Lindberg, von Lindenberg und Gottsche, aber auch von Boulay im Foto vorge- stellt, wobei bemerkenswert ist, wie viele Gräber von Bryologen heute noch erhalten sind. In Ham- burg, wo sich die Gräber von Gottsche und Lindenberg befin- den, hat man die ehemaligen „Kirchhöfe“ in Parks verwandelt, die Grabsteine aber nicht angeta- stet. Das würde man den als kauf- männisch verschrienen Hansea- ten gar nicht zumuten. Aber trotz- dem muß jemand in der Verwal- tung etwas über die Bedeutung dieser Männer gewusst haben und ihre Grabsteine geschont haben. Die Geschichte von den Grab- stein Boulays ist länger, als sie seinerzeit im Bryologist veröffent- licht werden konnte. Sie fing da- mit an, dass ich nach dem Erwerb eines Hauses in den Vogesen kon- sequenterweise die Moosflora der Vogesen schrieb. Dabei fiel ich über die Angabe von Hedwigidium imberbe. Die Art kommt in den tropischen Gebir- gen vor als auch in Westeuropa (von den Pyrenäen bis nach Südwestnorwegen) und ist ein ein- ziges Mal von Boulay in den Vo- gesen gefunden worden. Die Lo- kalität wird mit „Le Saut du Cerf“ zitiert,alsoHirschsprung,einenicht gerade seltene Bezeichnung in Schwarzwald und Vogesen. Aber wo ist dieser Ort? Auf Karten war er nicht zu finden, für die Erstel- lung der Verbreitungskarten in der „Bryoflore des Vosges“ setzte ich Studenten an, die die Moos- fundorte Kartenblättern zuzuord- nen hatten, aber ein „Saut du Cerf“war nicht dabei. Dann glaub- te ich der Enträtselung nahe zu sein: an der Umgehungsstraße von Epinal fand sich eine Abfahrt glei- che Namens, aber die lag im Fla- chen, im Moseltal. Später ließ sich der Ort etwas einengen: für die Arbeit an der Vogesenflora be- kam ich ein Exemplar der „Muscinées de l´Ouest“aus Groningen geliehen. Dieses Werk gab es in keiner deutschen Biblio- thek! Dort gab es eine ergänzen- de Angabe: „pres de Vagney“. Vagney war nun gerade mal 25 km von meinem Haus entfernt (östlich Remiremont), doch gab die topografische Karte keinen Hinweis auf einen Hirschsprung. Das Grab von Jean Baptiste Mougeot (1776-1858) Jan-Peter Frahm INHALT: Grab von Mougeot.............................1 Neuerscheinungen............................. 4 Brummit & Powell ............................... 4 Moose als Kunstwerk Das Werk von Len Ellis.....................5 BRYO AUSTRAL Projekt 1997-99.................................... 6

B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

  • Upload
    ngocong

  • View
    217

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

1No.37, 2000 Bryologische Rundbriefe

No. 37 Informationen zur Moosforschung in Deutschland Sept. 2000

ISSN 0937-9169

B R Y O L O G I S C H ER U N D B R I E F E

Vor einigen Jahren schrieb icheine Serie kleinerer Beiträge überdie Gräber von berühmtenBryologen im Bryologist, vonmanchen amerikanischen Kolle-gen « tombstone series » genannt.Das war durchaus nicht verächt-lich gemeint; in einem Land, indem die meisten Universitätennicht älter als hundert Jahre altsind, hat man durchaus Interessean der Geschichte der Bryologieund ihren Repräsentaten. So gibtes z.B. die Hedwigian Societynicht etwa in Leipzig, demWirkungsort Hedwigs, sondernin St. Louis! Sie zeichnet sich da-durch aus, dass sie alte reprintsund Posterdrucke herausgibt.Dabei wurden die Gräber vonBrotherus und S.O.Lindberg, vonLindenberg und Gottsche, aberauch von Boulay im Foto vorge-stellt, wobei bemerkenswert ist,wie viele Gräber von Bryologenheute noch erhalten sind. In Ham-burg, wo sich die Gräber vonGottsche und Lindenberg befin-

den, hat man die ehemaligen„Kirchhöfe“ in Parks verwandelt,die Grabsteine aber nicht angeta-stet. Das würde man den als kauf-männisch verschrienen Hansea-ten gar nicht zumuten. Aber trotz-dem muß jemand in der Verwal-tung etwas über die Bedeutungdieser Männer gewusst haben undihre Grabsteine geschont haben.Die Geschichte von den Grab-stein Boulays ist länger, als sieseinerzeit im Bryologist veröffent-licht werden konnte. Sie fing da-mit an, dass ich nach dem Erwerbeines Hauses in den Vogesen kon-sequenterweise die Moosflora derVogesen schrieb. Dabei fiel ichüber die Angabe vonHedwigidium imberbe. Die Artkommt in den tropischen Gebir-gen vor als auch in Westeuropa(von den Pyrenäen bis nachSüdwestnorwegen) und ist ein ein-ziges Mal von Boulay in den Vo-gesen gefunden worden. Die Lo-kalität wird mit „Le Saut du Cerf“zitiert, also Hirschsprung, eine nicht

gerade seltene Bezeichnung inSchwarzwald und Vogesen. Aberwo ist dieser Ort? Auf Karten warer nicht zu finden, für die Erstel-lung der Verbreitungskarten in der„Bryoflore des Vosges“ setzte ichStudenten an, die die Moos-fundorte Kartenblättern zuzuord-nen hatten, aber ein „Saut duCerf“war nicht dabei. Dann glaub-te ich der Enträtselung nahe zusein: an der Umgehungsstraße vonEpinal fand sich eine Abfahrt glei-che Namens, aber die lag im Fla-chen, im Moseltal. Später ließ sichder Ort etwas einengen: für dieArbeit an der Vogesenflora be-kam ich ein Exemplar der„Muscinées de l´Ouest“ausGroningen geliehen. Dieses Werkgab es in keiner deutschen Biblio-thek! Dort gab es eine ergänzen-de Angabe: „pres de Vagney“.Vagney war nun gerade mal 25km von meinem Haus entfernt(östlich Remiremont), doch gabdie topografische Karte keinenHinweis auf einen Hirschsprung.

Das Grab von Jean Baptiste Mougeot(1776-1858)

Jan-Peter Frahm

INHALT:

Grab von Mougeot.............................1Neuerscheinungen.............................4Brummit & Powell...............................4Moose als KunstwerkDas Werk von Len Ellis.....................5BRYO AUSTRALProjekt 1997-99....................................6

Page 2: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

Bryologische Rundbriefe No.37, 20002

Anläßlich einer der vielen Exkur-sionen, zu denen ich befreundeteBryologen in die Vogesen einlud,erzählte ich davon ReneSchumacker, der als Belgier desFranzösischen auch besser kun-dig war als ich. Der hatte eine ansich geniale Idee : wir fahren nachVagney und gehen ins Kataster-amt, da müsste man das wissen.Und richtig, nach einer viertel Stun-de kam er mit einer Kopie derLage des Flustückes „Le Saut duCerf“ wieder. Nur war das einFlurstück. Da stand ein Haus dar-auf. Dahinter erhob sich ein Berg-hang, an dem wir suchten. Wie sooft war richtiges Vogesenwetter;alles hing in den Wolken, es reg-nete, und wir konnten keine hun-dert Meter weit sehen, sonst hät-ten wir den Hirschsprung am Hanggesehen, einen isolierten Felsen,der aus dem Wald aufragte (imEnglischen gibt es dafür den schö-nen Ausdruck „outcrop“). Ent-täuscht brachen wir (ReneSchumacker, Jens Eggers, RobGradstein, Rüdiger Mues) dieSuche ab, nachdem wir wohl andie hundert Male entwederHedwigia ciliata oderRacomitrium aquaticum in dieHand genommen hatten.Jahre später war ich mit JeanClaude Vadam, Bryologe ausMontbéliard (früher alsMömpelgard zu Württemberggehörig und bei Belfort gelegen)auf Exkursion in der Gegend. Wirkamen durch Vagney und ich er-zählte ihm die Geschichte. ZurZeit ging gerade ein Radrennendurch Vagney, ncht gerade dieTour de France, aber immerhin,und jede Menge Polizisten an denAbsperrungen. Solch einen Gen-darmen fragte Vadam nach dem„Saut du Cerf“. Und der meintedoch, da oben stünde doch ein

Wanderschild mit der Aufschrift.Wir fahren als dahin und zitternetwas, als wir nach so vielen Jah-ren durch ein Schild die Richtunggewiesen bekommen. Durch dasSchild gelangen wir an diese Fels-nase oberhalb des gleichnamigenFlustückes. Wir suchen wohl eineStunde und turnen in den Klippenherum, vergessen dabei aber ei-nes: Boulay war Abbé. Er war alsBauernjunge bei Vagney aufge-wachsen und hat später währendseiner Dienstzeit ind St. Dié unddann in Lille wohl im Urlaub seineVerwandten in seinem Heimatortbesucht. Er trug also eine Soutaneund konnte gar nicht – wie wir – inden Klippen herumturnen. Undwirklich fanden wir Hedwigidiumnach dieser unnützen Suche nach130 Jahren an derselben Stelle,aber eben knapp neben dem Weg.Das bestätigt die alteBryologenregel, dass die meistender alten besonderen Fundortedirekt neben dem Weg liegen. EinQuadratmeter rein weiblicherPflanzen hat dort an einer 70°geneigten Felswand ausgehalten,in Südwestlage, in Richtung aufdie Pyrenäen, woher die Sporenwohl bei einem Sturm gekommensind, wann auch immer, und dannvon Boulay dort gefunden wur-den, ohne sich von dort in derUmgebung auszubreiten.Die Tour zu Hedwigidium mach-te ich in der Folgezeit mit anderenBrylogen noch öfters. Eine davonmit Manfred Siegel aus Dresdenim Jahr nach der Wende, als erGelegenheit hatte, in den Westenzu kommen und gottseidank nocham Abend vor der Reise anrief,wobei sich herausstellte, dass dieVogesen in Frankreich lagen under seinen Reisepaß brauchte. Alswir durch Vagney fuhren, meinteich, dass Boulay – wenn er aus

diesem Dorf stammt, auch dortbegraben sein konnte. Kurzent-schlossen biege ich zum Friedhofein. Die Suche erscheint wie eineSysyphus-Arbeit: ein riesigerFriedhof mit steinernen Grabstel-len, wie in Frankreich üblich, ohneGrün, ohne Blumen, allenfallsPlastikblumen. Aber schon nachkurzem Suchen haben wir Erfolgund finden das Familiengrab derBoulays an der Friedhofsmauer.Bei einem der weiteren Besuchemit anderen Bryologen, die andiesen Platz geführt wurden (u.a.Dale Vitt aus Kanada), machtemich Henk Greven aufmerksam,dass ausgerechnet hinter demGrab von Boulay auf der anderenSeite der Friedhofsmauer Moosewachsen, zwar nichtHedwigidium sondern „nur“Grimmia pulvinata und Tortulamuralis, aber immerhin. Entlangder ca. 400 m langen, an einerStraße entlang führenden Mauer,sonst absolut moosfreien Mauer,wirklich etwas besonderes.Später versuchte ich, die Nach-kommen von Abbé Boulay inVagney ausfindig zu machen. Ichhatte so die Vorstellung, da müsstees noch Dachböden geben, aufdenen Briefe von Boulay, Bücher-kisten mit alter Literatur oder so-gar Moose lägen, aber weit ge-fehlt. Nun hatte ich auch nie Fran-zösisch in der Schule und sprechenur ein paar selbst angelernteBrocken. Im Telefonbuch fandich 3 Einträge. Von einer Adressewurde ich zur nächsten geschickt,und da erzählte mir ein ältererHerr, dass Boulay von einem Bau-ernhof aus der Gegend und garnicht aus dem Dorf direkt stammt,dass eine Verwandte (die natür-lich den Namen Boulay nicht mehrtrug) sich um den Nachlaß ge-kümmert habe und dass da aber

Page 3: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

3No.37, 2000 Bryologische Rundbriefe

schon Professoren aus Strasburgvorgesprochen hätten.Alles dies gab mir einige Jahrespäter die Idee, im Sommer 2000nach Spuren von Mougeot zu su-chen.Mougeot war ja Zeitgenosse vonW. Ph. Schimper, dem Moos-Schimper, der ja eigentlich keinBryologe sondern Professor fürPaläontologie in Strasburg war.Mougeot lebte in dem DorfBruyeres, östlich von Epinal, amWesthang der Vogesen, schon imBuntsandstein gelegen. Schimperhatte guten Kontakt zu Mougeotgehabt, hat er ihn doch in demNamen Amphidium mougeotiiverewigt. Es ist nicht etwa so,dass Mougeot die Art entdeckthätte. Schimper gibt 3 Syntypenbei der Beschreibung an, zweidavon aus den Alpen, einer vomHohneck in den Vogesen, ohneanzugeben, dass Mougeot die Artdort gesammelt hätte. Mougeotwar durchaus auf dem Hohneck,er hat dort z.B. 1831 Bruchiavogesiaca entdeckt, welcheSchwaegrichen eigenartigerweiseaber nach Bruch und nicht nachihm benannt hatte. Wie Bruch dazukam, ist unklar. Er ist ja auch„Erstautor“ der Bryologiaeuropaea (Bruch, Schimper &Gümbel), was in der Nomenkla-tur Probleme gemacht hat. Diesemonumentale Werk, welches alleseinerzeit bekannten LaubmooseEuropas in deutsch und franzö-sisch beschrieben und auf ganz-seitigen Tafeln illustriert umfasste,war wohl eigentlich von Schimpergeschrieben worden. DieTaxonomen hatten die Autorenzunächst als „Bryol. Eur.“, späterals „B.S.G.“ zitiert. Wie schonMargadant im Vorwort zumNachdruck der BryologiaEuropaea erwähnte, hatte Gümbel

wohl gar keinen Anteil an diesemWerk, weswegen ihm dieAutorenschaft abgesprochen wur-de und die darin beschriebenenArten später mit „Bruch &Schimp.“ zitiert wurden. Die Mit-arbeit von Bruch bezieht sichaber allenfalls auf die ersten Liefe-rungen, weswegen wiederum spä-ter die neuen Arten und Kombi-nationen der folgenden Lieferun-gen nur Schimper zugeschriebenwurden. Weswegen sichSchimper , der eigentliche Autor,sich hinter dem AutorenkollektivBruch, Schimper und Gümbelversteckte, ist ebenso wenig klar,wie bei der Autorenschaft derberühmten und noch monumenta-leren „Natürlichen Pflanzen-familien“ von Engler & Prantl, andenen der Herr Prantl keinennachweisbaren Anteil hatte.Von Mougeot selbst stammenkeine Publikationen, doch hat erauf seinen Wanderungen ganz er-heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesengehabt. Solche Wanderungenwaren ja damals noch gängigeFortbewegungsmittel. DerHohneck, an dem Mougeot

Bruchia fand, ist von Bruyères„nur“ gut 40 km entfernt (Höhen-unterschied dabei knapp 1000 m).Von W. Ph. Schimper wissen wir,dass er Bruch in Zweibrückenbesucht hatte (das sind 100 km,eine Tour, unklar st mir, wo dieLeute übernachtet haben). SeinCousin, der genial-irre K.F.Schimper, hat ihn in den Schulfe-rien besucht und für den Fuß-marsch von Mannheim in den El-saß zwei Tage gebraucht.So begab ich mich dann 142 Jah-re nach dem Tode Mougeots inströmendem Sommerregen aufden Friedhof von Bruyères, hatteaber schon bald unter den hun-derten von Grabstellen dasFamilienbegräbnis der Mougeotsgefunden, nur keine Inschrift, dieauf Jean Baptiste Mougeot ver-wies. Ich war schon etwas ent-täuscht auf dem Rückweg, als ichdem Friedhofswärter in die Armelief, einem kleinen schnauzbärti-gem Mann, dem ich von meinerSuche erzählte. Und der Mannhatte wohl alle Toten auf seinemFriedhof im Kopf, der JeanBaptiste müsse da doch liegen,ging mit mir zur Grabstelle zurück– und zeigte auf eine flach liegendeGrabplatte, die ich übersehen hat-te:

J.B. MougeotMedecin NaturalisteConseiller General

1776 – 1858Er wies mich auf darauf hin, dassdie Familie Mougeot eine riesigePapierfabrik besässen, die ich mirdann noch ansah, eine wirklichgrosse Anlage, wohl der größteArbeitgeber in Bruyères. Die Hin-weisschilder „Papeterie Mougeot“hatte ich schon früher gesehen,das aber für einen Papierwaren-laden gehalten...Jean Baptiste Mougeot war Arzt

Grab der Familie Mougeot inBruyères

Page 4: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

Bryologische Rundbriefe No.37, 20004

und in den französischen Kriegen1798-1802 Armeearzt im besetz-ten Deutschland. Von 1803 anpraktizierte er als Arzt in seinemHeimatort Bruyères, von 1833bis zu seinem Tode war er Conseilgénéral des Vosges, eine Tätig-keit, die mir nicht ganz klar ist(Mitglied im Conseil général, alsoLandtagsabgeordneter? OderLandrat?).Mougeot hat sich mit allenPflanzengruppen beschäftigt. Ergab mit C.G. Nestler und W.P.Schimper die „Stirpes vogeso-rhenanae“ heraus, einExsiccatenwerk mit 1400 Arten,und ab 1828 die „Stirpescryptogamae vogeso-rhenano,quas in Rheno superiorisinferiorisque, nec non Vogesorumpraefecturis collegerunt“, zunächstzusammen mit Nestler undSchimper, dann nach seinem Todemit dem Mykologen CasimirRoumeguère. Nach ihm sind meh-rere Gattungen verschiedenerPflanzengruppen Mougeotia be-nannt worden.

Neuerscheinung

Malcom, Bill & Nancy. 2000:Mosses and other Bryophytes,an illustrated glossary.Bill Malcolm ist ein amerikanischerBotaniker, der sich in Neuseelandzunächst als Rinderzüchterniedergelassen hat und später denbeneidenswerten Status einesPrivatgelehrten ergriffen hat. Inseinem Privatlabor im Keller seinesWohnhauses in Nelson hat er sichfrüher mit Flechten, dann auch mitMoosen beschäftigt und beidePflanzengruppen mit irrsinnigschönen Farbdias dokumentiert,wobei er einen speziellen Stilentwickelt hat, den ich "Bryo-Art"

genannt habe. Erstaunlich ist dabei,daß er alle Makrofotos mit einer$150-Ausrüstung gemacht hat,einer 30 Jahre alten PentaxSpotmatic mit zahlreichenZwischenringen und einemKompaktblitz, was zeigt, daßAutomatikkameras zu einemvielfachen Preis nicht unbedingtauch bessere Fortos machen. DieMoose sind alle im Laborfotografiert und speziell arrangiertbzw. beleuchtet. Die Mikrofotos,meist im Interferenzkontrast,bestechen durch ihre Planlage,durchgehende Schärfe undSauberkeit. Jeder, der sich selbsteinmal an solchen Makro- oderMikrofotos versucht hat, weiß,was hinter jeder dieser Aufnahmean Mühe und Sorgfalt steckt.Ich denke, das Glossary mit 1500Termini ist ein Aufhänger für diefast 1000 Farbfotos, die dieseAusdrücke illustrieren, darunter400 Fotos von Arten.Der Preis dieses 220 Seitenstarken Buches beträgt £ 29.99.Es ist in Europa zu beziehen über

Timber Press Inc.2 Station Road

SwaveseyCambridge CD4 5QJ

ENGLAND

Brummit & Powell

Neuerdings verlangen einigebryologische Zeitschriften„Standardabkürzungen“ vonAutoren von Pflanzennamen. DerStandard ist dabei R.K. Brummit& C.E. Powell, Authors of PlantNames, Kew 1992. Es ist ja nichtso, daß es in der Vergangenheitkeine Standardabkürzungengegeben hätte. Für Moose gab esdie Referenzliste von Sayre,

Bonner & Culberson, für alleanderen Pflanzengruppen ebenso.Nun wird keiner etwas dagegenhaben, wenn die zum Teil älterenListen ergänzt werden oder wennman verschiedene Schreibweisenvon Autoren in verschiedenenListen anzugleichen versucht.Wenn dann aber in einer neuenListe neben neuen Schreibweisenauch neuer Unsinn eingeführt wird,ist das Schwachsinn.Beispiele:Ich persönlich finde mich da mitfalsch geschriebenem Vornamenund als Spermatophytenspezialistwieder,Der deutsche Botaniker EckhartWalsemann wird abgekürzt zuWalseman. Ich finde das hirnrissig,einen deutschen Namen um einenBuchstaben abzukürzen und ihndamit in die englischeSchreibweise zu überführen.Ähnlich großartige Abkürzungenhatte ja der Index Muscorumeingeführt, in dem Hampe mitHamp. Abgekürzt wurde. Ob ichnun einen Punkt mache oder das eschreibe, was macht das für einenUnterschied? Beim Schreibenkeinen, es kommt auf Dasselbeheraus, aber ohne Punktgeschrieben weiß man wenigstens,wie der Mann wirklich hieß.Carl Müller heißt nun nicht mehrC. Müll. sondern wieder Müll.Hal.(ohne Leerzeichen dazwischen).Und obwohl im Titel etwas vonabbreviations die Rede ist, sinddie Namen in der Mehrzahl nichtabgekürzt sondern ausge-schrieben. Genaue Regeln dafürscheint es nicht zu geben. Warumwird denn Campbell mit 8Buchstaben Campb. abgekürztaber Capellini mit 9 Buchstabennicht?

Page 5: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

5No.37, 2000 Bryologische Rundbriefe

Als ich vor 20 Jahren einmal imBritischen Museum arbeitete, fielmir dort im „tea room“ ein Ölbildins Auge, das mich völlig gebannthat: es handelte sich um eine sur-realistische Landschaft, in derKryptogamen (Moose, Farne)dominierten und Menschen bzw.menschliche Bauten wie Häuseroder Viadukte völlig untergeord-net waren.Vielleicht ist es ein frommerWunsch, daß sich der Menschder Natur unterordnet oder daßdie Natur den Menschen domi-niert oder die Natur den Men-schen überlebt. Oder ist es eineMetapher, daß die phylogenetischältesten Pflanzen auf Erden auchdie ausdauernsten sind, sind nichtunterkriegen lassen, im Gegenteilspäter über die Sproßpflanztendominieren. Irgendwie fiel mirspontan dabei auch ein Hörspielvon Günter Eich ein, in dem nacheiner Atombombenkatastropheder Huflattich anfing gigantisch zuwachsen, der Mensch zerstörtwird aber die Natur über sichhinaus wächst.Wie sich herausstellte, stammtedas Bild von Len Ellis, einemBryologen am Britischen Muse-um, der noch weitere solcher Bil-der mit ähnlichen Sujets gemalthatte. Eines sah ich einige Tagespäter bei Ted Wallace zu Hause,dem damaligen Präsidenten derBBS. So beeindruckt bat ich LenEllis, mir eines seiner Bilder zuverkaufen, worauf er mir eines aufBestellung malte und auch per-sönliche Bezüge darin

Moose als Kunstobjekte

Das Werk von Len Ellis

(Campylopus) nicht vermissenließ. Rob Gradstein hatte sogar 2dieser Bilder in seinen Besitz ge-bracht, von denen er mir Farbfotosschickte, so daß ich jetzt hier die-se Bilder der einmaligen „Bryo-

Art“ hier abbilden kann, weil ichglaube, daß diese auch andereinteressieren. Vielleicht gibt es ein-mal auf einem Kongreß eine Aus-stellung vom Werk Len Ellis.

Jan-Peter Frahm

Bilder von Len Ellis aus dem Besitz von Rob Gradstein

Page 6: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

Bryologische Rundbriefe No.37, 20006

Diversität, Anpassungs- und Lebenstrategien und Evoluti-on der Bryoflora und -vegetation südhemisphärischer

temperater RegenwälderBericht über den Förderungszeitraum 1997-99

W. Frey, J.-P. Frahm

1. Ziele des Projektes

Das BRYO AUSTRAL Projekt hattedas Ziel, im Anschluß an die weltweiteBearbeitung der Moosflora und –vegetation ausgewählter Höhentran-sekte in tropischen Regenwäldern deräquatorialen Breiten vergleichbareUntersuchungen in temperaten Regen-wäldern der Südhemisphäre durchzu-führen und damit einen Vergleich dertropischen und temperaten Regen-wälder zu ermöglichen. In einem neu-en und besonderen Aspekt sollte hierder Frage nachgegangen werden, in-wieweit die Moosarten gondwana-

ländischen Ursprungs und auch dieVergesellschaftungen dieser Arten indiesen temperaten Regenwälder derSüdhemisphäre als Relikte aufzufas-sen sind, die die seit 100 MillionenJahre andauernde Kontinental-verschiebung unverändert überdau-ert haben, oder inwieweit diese Artenin diesem Zeitraum evolutive oderadaptative Veränderungen durchge-macht haben.Das Projekt sollte im Einzelnen umfas-sen:- Analysen zur Diversität der

Moosfloren der Untersuchungs-gebiete: Artenzahlen, Gattungs-

Drittmittelforschung entzieht sichnormalerweise der Beurteilung derbreiten Öffentlichkeit, die Anträgesind nur wenigen Gutachternbekannt. Um eine bessereTransparenz zu erreichen, was in denauch durch Steuermittel finanziertenForschungsprojekten geleistet wird,ist hier ein Bericht über die Resultatedes BRYO AUSTRAL-Projektes in denJahren 1997-99 aufgenommenworden. Das Projekt wurde mit zweihalben wiss. Mitarbeiterstellen (BATIIa), Reisekosten in Höhe von 40.000.-- sowie Verbrauchsmitteln für diemolekualen Arbeiten unterstütztDaneben gibt der Bericht Auskunftdarüber, was an unserenUniversitäten (hier Berlin und Bonn)unter anderem (!) bryologischgeforscht wird.

Page 7: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

7No.37, 2000 Bryologische Rundbriefe

und Familienspektren, Lebensfor-men, Vergleich der Flächen ent-lang eines Transektes (Höhen-gradient) und verschiedener Tran-sekte (Breitenkreisgradient), Ver-gleich mit den Verhältnissen inden Innertropen und dentemperaten Gebieten der Nord-hemisphäre.

- Ökologische Charakterisierungder Moosvegetation derUntersuchungsflächen: Phyto-masse, Wasserspeicherkapazität,Standortfaktoren.

- Pflanzensoziologische Untersu-chungen von epiphytischen undausgewählten terrestrischenMoosgesellschaften.

- Bestimmung der genetischen Di-stanz von Gondwanasippen durchBasensequenzierung. Klärung derFrage, inwieweit diese morpholo-gisch nicht unterscheidbarenArten in Neuseeland – Tasmani-en – Südchile molekularbiologischdifferenziert werden können, in-wieweit hier eine seit 100 Millio-nen Jahren andauernde räumli-che Trennung der Sippen vorliegtund inwieweit eine genetischeWeiterdifferenzierung in denduisjunkten Arealen stattgefun-den hat oder ob genetischer Aus-tausch durch Fernverbreitungerfolgt.

Durch die Verbindung unterschiedli-cher Fragestellungen und durch dieZusammenarbeit zweier Antragstellersollte eine möglichst komplexe Behand-lung und synthetische Sicht der Moo-se der temperaten Regenwälder derSüdhemisphäre erreicht werden.

2. Durchführung der Arbeiten

Die Arbeiten in Neuseeland fanden inder Zeit vom 12.2. bis 27.3.1998 statt.Teilnehmer an den Geländearbeitenwaren:Prof. Dr. W. Frey (Berlin)Prof. Dr. J.-P. Frahm (Bonn)Dipl.-Biol. A. Lindlar (Bonn)Dipl.-Biol. T. Pfeiffer (Berlin)Dipl. Biol. R. Ohlemüller (Bonn)Die Geländearbeiten waren (ausge-hend von den Erfahrungen derBRYOTROP-Projekte) so anlegt, daß 5Transekte durchgehend von Tieflagenbis zur Waldgrenze untersucht wur-

den. Die Auswahl der Transekte warvon dem Vorhandensein von Pfaden(trails) abhängig, die möglichst durch-gehend von Tieflagen bis zur Wald-grenze führen mußten. Entlang dergewählten Transekte wurden im Ab-stand von 200 Höhenmeternrepresentative Untersuchungsflächenvon ungefähr 1 ha Größe ausgewählt.Dadurch lag bei den Untersuchungenein Breitenkreisgradient sowie einHöhengradient vor.Die Geländearbeiten wurden zeitweisedurch starke Regenfälle behindert undzum Teil auch unmöglich gemacht (biszu 200 mm in 24 h). Wie sich späterherausstellte, lag Neuseeland in die-sem Jahr im Einfluß des El-Niño-Phä-nomen, was zu einer Verdreifachungder Niederschläge an der Westküsteder Südinsel führte. Aus den „norma-len“ 6000 mm Jahresniederschlag wur-den dadurch 18 000 mm.Die Kürzungen der Reisekosten zwan-gen dazu, sechs Wochen für die ganzeDauer der Geländearbeiten zu zelten,was angesichts der Regenfälle nichtnur kein Vergnügen war, sondern auchein Trocknen des Sammelmaterials un-möglich machte, die Fixierung von Ma-terials für die DNA Sequenzierungenerschwerte und den Computereinsatzfür ökologische Messungen stark be-hinderte.Die Untersuchungen auf denHektarplots schlossen ein:- Sammlung und Fixierung von

Material für molekulare Untersu-chungen.

- Floristische Erfassung des Arten-inventars der Moose

- Vegetationskundliche Charakte-risierung des Plots

- Dataloggermessungen- Erfassung der epiphytischen

Moosgesellschaften- Erfassung von Gesellschaften

dendroider Moose.

3. Darstellung der Ergebnisse

3.1. Bearbeitung epiphytischerMoosbestände (Dipl.-Biol. A.Lindlar, Prof. Dr. J.-P. Frahm)

Phytogeographische Untersuchun-gen und Biodiversitätsstudien wer-den langläufig auf Artenniveau erstellt.Dabei bleibt unberücksichtigt, daß die

in die Untersuchungen eingeschlos-senen Arten zu charakteristischenArtenkombinationen (Gesellschaften)verbunden sind. Untersuchungensolcher Gesellschaften sind entwederals Selbstzweck (Bestandsaufnahmen)oder unter ökologischen Gesichts-punkten (Pflanzengesellschaften alsStandortszeiger) durchgeführt wor-den. Solche Gesellschafts-untersuchungen sind an Moosen über-wiegend nur in Europa, in kleineremUmfang auch in Japan und mit andererMethodik und auch wieder nur in ge-ringem Umfang in Nordamerika durch-geführt worden. Im Rahmen desBRYIOTROP-Projektes wurden erst-malig epiphytische Moos-gesellschaften entlang von Höhen-transekten in Peru, Zaire/Rwanda undBorneo erfaßt. Dabei stellte sich her-aus, daß (a) die Erfassung solcherVegetationseinheiten mit der in Euro-pa an Blütenpflanzengesellschaftenentwickelten Methode Braun-Blanquet auch in den Tropen und auchmit Moosen möglich ist, daß (b) einesynsystematische Gliederung derMoosgesellschaften auch in tropi-schen Regenwäldern funktioniert und(c) daß in vergleichbaren Höhen intropischen Regenwäldern vergleich-bare Moosgesellschaften anzufindensind, die sich nicht nur durch ähnlicheLebensformen sondern auch durchvikariierende Vertreter derselben Gat-tungen auszeichnen. Dieser Arbeits-ansatz sollte auf temperate Regen-wälder der Südhemisphäre übertragenwerden. Dort waren ebenfalls bisherkeine Arbeiten zur Erfassung vonMoosgesellschaften erfolgt. Zweckder Erfassung der epiphytischenMoosgesellschaften war die Klärungfolgender Fragen:Bilden Moose auch unter den

hyperhygrischen Bedingungender temperaten Regenwälder Neu-seelands definierbare Gesell-schaften? (Bei den niedrigerenTemperaturen und der geringe-ren Verdunstung in temperatenRegenwäldern ist die Humiditätdort wesentlich größer als bei glei-chen Niederschlagsmengen in denTropen). Oder relativiert sich dieStandortswahl unter Einfluß derFeuchtigkeit?

Gibt es unter Einfluß der hohen Feuch-tigkeit auch noch so etwas wie

Page 8: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

Bryologische Rundbriefe No.37, 20008

eine Präferenz von Moos-gesellschaften für bestimmteTrägerbäume (host specifity)?

Sind – wie in den Tropen – höhen-abhängige Gliederungen vonepiphytischen Moos-gesellschaften erkennbar?

Wie sind die Unterschiede in den ein-zelnen Transekten? Wiedrholensich ggf. Moosgesellschaften inentsprechenden Höhen?

Ein wesentlicher Punkt des BRYOAUSTRAL Projektes ist (ebenso wiein den vergangenen BRYOTROP-Prokjekten) der Vergleich mit anderernGebieten der Südhalbkugel. Dabei wirdmit molekularen Arbeitsmethoden derFrage nachgegangen, inwieweitcircum-subantarktisch verbreitete Sip-pen disjunkte Reste einer ehemalsgondwanaländischen Verbreitungsind oder Resultate von Fern-verbreitung. Dazu sollen dieepiphytischen Moosgesellschaften inNeuseeland aufgenommen werdenund in der 2. Projektphase in Patagoni-en der Frage nachgegangen werden,ob dort vergleichbare Gesellschaftenvorhandnen sind (d.h. mit ähnlichenLebensformen oder ähnlichen Arten,also unabhängig voneinander entwik-kelt, oder ob es nebengondwanaländischen Arten auchg o n d w a n a l ä n d i s c h eArtenvergesellschaftungen gibt, dieseit 100 Millionen Jahren in dieserArtenkombination überdauert ha-ben.

Die Erfassung von Moos-gesellschaften beschränkte sich aufdie Aufnahme von Stammepiphyten.Auf die zusätzliche Bearbeitung vonepixylischen Moosgesellschaftenmußte wegen des vor Ort festgestell-ten zu hohen Zeitaufwandes im Gelän-de verzichtet werden.

Im Rahmen der Arbeiten in den 6Höhentransekten wurden insgesamt414 stammepiphytische Moos-bestände an insg. 328 Trägerbäumenerfaßt. Es wurden 5 verschiedenePhorophytengruppen (Nothofagac.,Podocarpac., Myrtac., Cunoniac.,Arecac.) bearbeitet. In den meistenTransekten bildeten Arten der Gat-tung Nothofagus die bestands-

bildenden Baumarten. Im Tieflandwurden die dominanten Baumarten ausder Gruppe der Podocarpaceae(Dacrydium cupressinum,Dacrycarpus dacrydioides,Prumnopitys / Podocarpus spec.) alsTrägerbäume für pflanzen-soziologische Aufnahmen gewählt. ImBereich des Nothofagus - Gaps beiFranz Josef Glacier wurden die beidenBaumarten Metrosideros umbellatus(Myrtaceae) und Weinmanniaracemosa (Cunoniaceae) alsPhorophyten genutzt, da diese hier dieWaldstruktur dominierten. Beide Ar-ten kommen auch in Nothofagus -Beständen eingestreut vor, wo ihrBewuchs erfaßt und so eine gute Ver-gleichbarkeit gewährleistet wurde. DieBearbeitung der Stammepiphyten ver-teilt sich auf folgende Trägerbäume:Es wurden insgesamt 222 Bäume derGattung Nothofagus untersucht (N.menziesii 145, N. fusca 25, N. solandrivar. cliffortioides 52). Innerhalb derPodocarpaceae wurden insg. 56 ver-schiedene Trägerbäume bearbeitet (D.cupressinum 21, D. dacrydioides 7,Prumnopitys / Podocarpus /Lagarostrobus spec. 28). Außerdemwurden 17 Exemplare von M.umbellatus und 26 von W. racemosauntersucht. Im Tieflandsbereich des 4.Transektes bei Karamea wurde wegenMangels an geeigneten Trägerbäumen7 Individuen von Rhopalostylussapida (Arecaceae), der Nikaupalme,als Phorophyten verwendet.

Neben der Erfassung der Trägerbaum-art wurden dessen Umfang, Höhe,Bestandsart und Borkeneigenschaftensowie die Exposition und Inklinationder Aufnahmefläche als Standort-parameter der epiphytischen Vegeta-tion notiert. Die Erhebung von pflanzen-soziologischen Aufnahmen erfolgtenach der Methode von BRAUN-BLANQUET, mit der abgewandeltenSchätzskala nach FREY 1933 inKLEMENT 1955. Außer der Deckungder einzelnen Moosarten wurde dieder übrigen epiphytischen Pflanzenfür die jeweilige Gruppe geschätzt.

Im Anschluß an die Geländearbeitenerfolgten bei einem 2 - wöchigen Auf-enthalt erste Bestimmungen des ge-sammelten Moosmaterials im Botani-schen Institut der Universität Auck-

land unter der Assistenz von Herrn Dr.John E. Braggins und Frau Dr. JessicaBeever. Die Bestimmungsarbeitenwurden in Deutschland fortgesetzt undgleichzeitig die Erweiterung derLiteraturbasis angestrebt.

Nach Abschluß der Bestimmung desMoosmaterials konnten in den 6 Tran-sekten rund 200 verschiedene Moos-arten festgestellt werden, die aus denepiphytischen Beständen aufgesam-melt worden waren. Es handelt sichhierbei um 124 Lebermoos- und 74Laubmoosarten. Innerhalb der schwerbestimmbaren Gruppe derLejeuneaceae und Geocalycaceaekonnte die Bestimmung in vielen Fäl-len nur bis auf Gattungsniveau erfol-gen. Unsichere Arten sind hier nichtmit gezählt.

Bei der Analyse des reinen Arten-inventars der einzelnen Transekte er-gaben sich z.T. deutliche Unterschie-de. So zeichneten sich die drei im ex-trem hohen Niederschlagsbereich derSouthern Alps gelegenen Waldbe-stände durch eine sehr üppige Moos-vegetation mit einem hohen Anteil anLebermoosen aus, während sowohldie Bestände im Transekt bei St.Arnaud als auch am Mt. Ruapehu aufder Nordinsel verstärkt vonkurzrasigen Laubmoosen dominiertwerden. Desweiteren zeigten sich deut-liche Veränderungen derepiphytischen Moosvegetation mitder Höhe und bei der Bevorzugungvon bestimmten Trägerbäumen. Inner-halb des Transektes bei Franz JosefGlacier konnte z.B. eine klare Substrat-spezifität in der Ausbilung zweierArtengruppen auf Metrosiderosumbellatus bzw. Weinmanniaracemosa festgestellt werden.. In al-len übrigen Transekten scheint dieHöhenlage als auch derNiederschlagsreichtum ein entschei-dender Faktor für die Zusammenset-zung der Moosvegetation zu sein. Indiesem Zusammenhang stehen nochmultivariate Computeranalysen (PCA,CA und evtl. CANOCO) als auchBerechungen von Biodiversitäts- In-dizes aus.

Neben der rein floristischen Bearbei-tung stand die Frage nach dem Vor-handensein von epiphytischen Moos-

Page 9: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

9No.37, 2000 Bryologische Rundbriefe

gesellschaften und ihrerSynsystematik im Vordergrund. Wiebereits bei der allgemeinen floristi-schen Analyse erwähnt konnten z.T.deutliche Artengruppen erfaßt wer-den, die sich durch ihre Arten-zusammensetzung aber auch ihre Struk-tur (Wuchsformenspektrum,Lebensformenspektrum) und allgemei-nen Standortansprüche der einzelnenMoosarten (obligate - fakultative Epi-phyten versus epixylische Arten) klarauftrennen ließen. Insgesamt sind biszu diesem Zeitpunkt 8 verschiedeneMoosgesellschaften erabeitet worden,deren Vorkommen z.T. transektüber-greifend, also für eine überregionaleSynsystematik geeignet, oder aberlokal begrenzt sind. Durch die Ergeb-nisse von Analysen mit dem Compu-ter-Programm TWINSPAN wurden diebereits durch die Methode vonBRAUN-BLANQUET erarbeitetenKennartengruppen nochmals über-prüft und in vielen Fällen in ihrerCharakterfunktion bestätigt. Somitkönnen für die temperaten Regen-wälder Neuseelands erste Moos-gesellschaften beschrieben werden,die sich anhand ihrer Höhenverteilungin zwei Verbände aufteilen lassen.

Der erste noch unbenannte Verbanderstreckt sich vom Tiefland bis in dieuntere montane Stufe und wird vondem Vorkommen von Kennarten wieWeymouthia cochlearifolia,Cyatophorum bulbosum oderPlagiochila lyallii charakterisiert.Von der oberen montanen Stufe bis indie subalpinen Krüppelzone schließtsich der zweite - ebenfalls noch na-menlose - Verband an, dessen Kenn-arten z.B. Glyphothecium sciuroides,Cuspidatula monodon, Schistochilatuloides und Plagiochila circinalissind.

Typische Gesellschaft des Tieflandessind die Dendromastigophoraflagellifera - Schweife, die durch dieDominanz des namengebenden Leber-mooses den Aspekt der epiphytischenMoosvegetation der Podocarpaceae-Wälder widerspiegeln. Eine weitereGruppierung innerhalb der unterenHöhenstufen sind Bäumchenmoos-bestände, die Dendroids, die durchLaubmoosarten mit typischembäumchenförmigen Habitus, wie

Camptochaete arbuscula oderTrachyloma - Arten geprägt sind.Desweiteren findet sich in eine arten-arme von Lebermoosen dominierteMoosgesellschaft, die Bazzaniaadnexa - Hochrasen mit typischenArten wie Zoopsis argentea oderChiloscyphus -Arten, deren Merkmalin der Bevorzugung von stark verwit-tertem Material so z.B. Metrosiderosumbellatum liegt.

In den Verband der montanen bis sub-alpinen Lagen lassen sich 5 Gesell-schaften eingliedern. Auch in dieserHöhenlage erscheinen wieder vonLebermoosen dominierte Bestände,deren Substratpräferenz eherepixylisch oder epigäisch ist. Dies sinddie Bazzania - Lepidozia - Hochrasen,deren Artenzusammensetzung aberdeutlich von der der niedrigeren Hö-henlagen abweicht, wodurch eineAuftrennung in 2 Gesellschaften ver-sucht wird. Diese Gruppe bleibt aberweiterhin als Bazzania - Komplex pro-blematisch für die Einordnung. Hiermüßten weitergehende Studien Klar-heit schaffen. Deutlich treten dahin-gegen die Kurzrasen der montanenNothofagaceae - Wälder in St. Arnaudoder am Mt. Ruapehu als eigenständi-ge Gruppierungen hervor. Typisch fürlichte Nothofagaceae-Bestände in luft-feuchter Lage der Südinsel sind dieFrullania falciloba - Mesotus celatus- Kurzrasen mit den namengebendenKennarten, die in ihrer besten Ausprä-gung in St. Arnaud aufgenommenwurden. Einen ähnlichen Aspekt fin-det man in den lichten Südbuchen-beständen am Mt. Ruapehu. Hier herr-schen allerdings die ArtenMacromitrium longipes undDicnemon semicryptum vor. Mit stei-gender Höhe schließen sich in densubalpinen Bereichen die Frullaniarostrata - Matten an, die einheitlicheBestände in subalpinen bis alpinenKrüppelwäldern von Nothofagussolandri var. cliffortioides sowohl aufder Süd- als auch auf der Nordinselbilden. Die letzte ebenfalls vornehm-lich obere montane und subalpineLagen bevorzugende Moos-gesellschaft sind die Herbertusalpinus - Lepicolea attenuata - Hoch-rasen. Diese Gruppierung erscheintallerdings noch sehr unklar.

Abschließend scheint die Aussageberechtigt, daß mit Beendigung derArbeiten ein erstes synsystematischeSystem für die epiphytischen Moos-gesellschaften für die temperatenRegenwälder Neuseelands postuliertwerden kann, in dem die Moos-gesellschaften in ihrer Arten-zusammensetzung charakterisiert undihre Unterschiede anhand der verschie-denen Wuchsformen- und Substrat-spektren, als auch ihrer Ausprägun-gen in Abhängigkeit von der jeweili-gen Höhenlage dargestellt werden.Außerdem macht ein Vergleich mit derbestehenden Synsystematik der pan-tropischen Stammepiphyten (KÜRSCH-NER & PAROLLY 1999) viele Überein-stimmungen mit den hier beschriebe-nen Gesellschaften deutlich, so daßfür bestimmte Gruppierungen,Bazzania - Lepidozia - Bestände,Herbertus alpinus - Lepicoleaattenuata, Dendromastigophoraflagellifera - Schweife, eine Zuord-nung zur kontinentübergreifendensüdhemisphärischen Synsystematikmöglich erscheint. Im Gegensatz dazuweist Neuseeland aber auch völlig ei-genständige Moosgesellschaften aufwie z.B. die Dendroids, deren Arten inihrem Vorkommen auf Neuseeland/Australien beschränkt sind und die alskretazische Relikarten angesehen wer-den können (z.B. Lopidiumconcinnum). Im Sinne dieser Deutunghaben sich demnach auf Neuseelandbiologisch alte Moosbestände erhal-ten bzw. nach der Isolation eigenstän-dige Moosgesellschaften entwickelt.

Vorläufige Synsystematik derepiphytischen Moosgesellschaftender temperaten Regenwälder in Neu-seeland

Klasse: stammepiphytische Moos-gesellschaften in temperaten Regen-wäldern in NeuseelandKennarten: Dicranoloma menziesii,Lepidolaena- Arten, Plagiochiladeltoidea, Plagiochila fasciculata

Verband 1: stammepiphytischeMoosbestände des Tieflandes bis zurunteren montanen Stufe

Kennarten: Cyatophorumbulbosum, Lopidium concinnum,Plagiochila lyallii, Trichocoleamollissima, Weymouthiacochlearifolia

Page 10: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

Bryologische Rundbriefe No.37, 200010

Gesellschaft 1:Dendromastigophora flagellifera -Schweife der Tieflandsregenwälder

K e n n a r t :Dendromastigophora flagellifera

Gesellschaft 2: Bäumchen-moosgesellschaften

Kennarten: Camptochaetearbuscula, Metzgeria decipiens,Trachyloma -Arten, Fifea aciphylla,Catharomnion piliferum, Racopilumconvolutaceum

Gesellschaft 3: Bazzaniaadnexa - Hochrasen

Kennarten: Bazzaniaadnexa, Bazzania nitida, Bazzaniatayloriana, Chiloscyphus- Arten,Zoopsis argentea u.a.

Verband 2: stammepiphytischeMoosbestände der oberen montanenStufe bis zur subalpinen Krüppelwald-zone

Kennarten: Dicranolomabillardierei, Dicranoloma robustum,Glyphothecium sciuroides,Jamesoniella cuspidata, Plagiochilacircinalis, Porella elegantula?,Radula uvifera, Schistochila tuloides

Gesellschaft 4: Bazzaniaadnexa - Lepidozia- Hochrasen

Kennarten: Bazzaniaadnexa, Bazzania nitida, Lepidoziakirkii, Lepidozia obtusiloba,Lepidozia pendulina u.a.

Gesellschaft 5: Frullaniafalciloba - Mesotus celatus- Kurzrasen

Kennarten: Frullaniafalciloba, Macromitrium grossirete,Macromitrium ligulare, Mesotuscelatus

Gesellschaft 7: Herbertusalpinus - Lepicolea attenuata- Hoch-rasen

Kennarten: Herbertusalpinus, Lepicolea attenuata

Gesellschaft 6:Macromitrium lonpipes- Dicnemonsemicryptum- Kurzrasen

Kennarten: Dicnemonsemicryptum, Macromitriumlongipes, Macromitrium- Arten

Gesellschaft 8: Frullaniarostrata- Decken

Kennarten: Frullaniaanomola, Frullania rostrata, Ulotaviridis

KÜRSCHNER, H., PAROLY, G. (1999):Pantropical epiphytic rain

forest bryophytecommunities – coeno-syntaxonomy and floristic-historical implications. –Phytocoenologia 29: 1-52.

2. Analyse der Diversität derMoosfloren der Untersuchungs-gebiete (Prof. Dr. J.-P. Frahm,Dipl.-Biol. R. Ohlemüller)

Bei dieser Untersuchung sollte voneiner floristischen Bestandsaufnahmeder Hektarplots sowie zusätzlicherParameter zur Charakterisierung derUntersuchungsfläche ausgegangenwerden (BRYOTROP-Methodik). Ver-gleiche der Artenzahlen derUntersuchungsflächen, Gattungs-und Familienspektren sollten ersteAngaben zur Biodiversität ermögli-chen und spätere Vergleiche mit Regen-wäldern in Patagonien.

3.3 Bearbeitung terrestrischer Moos-bestände (Dipl.-Biol. T. Pfeiffer, Prof.Dr. W. Frey)

Paralell zu den Arbeiten über dieepiphytischen Moosbestände erfolg-te in den 6 Höhentransekten die Erfas-sung der terrestrischen Moos-bestände. Trotz widriger Witterungs-bedingungen konnten 311 Aufnah-men nach der Methode von Braun-Blanquet mit der abgewandeltenSchätzskala nach Frey (1933) durch-geführt werden.Die soziologischen Analysen ergaben- im Gegensatz zu den Analysen derepiphytischen Gesellschaften außer-halb der hyperhygrischen Bereiche undim Gegensatz zu unseren Kenntnissenaus den übrigen Weltteilen -, daß of-fensichtlich andere Mechanismen beider Bildung von Moosdecken eineRolle spielen. Diese weichen signifi-kant von denen der Entstehung vonPflanzengesellschaften i.u.S. ab. DieZusammensetzung der terrestrischenArten ist mit großer Wahrscheinlich-keit auf ihre Fähigkeiten zurückzufüh-ren, neu entstehende Flächen sofortmit vegetativen Reproduktions-mechanismen zu besetzen(Habitatbesetzung) und nachfolgendbesetzt zu halten. Wir sind geradedabei, aufgrund eines Dominanz- undCompetitions-Schemas diese Mecha-

nismen näher zu analysieren. Es ergibtsich, daß in den spätkretazischenDacrycarpus dacrydioides -Dacrydium cupressinum-Koniferen-Wäldern und in den paläoaustralischenNothofagus -Wäldern andere Wettbe-werbsmechanismen für die dendroidenMoosgesellschaften und die Dicrano-loma-Bestände entscheidend sind.Die Dominanzbestände werden der-zeit auf die Anpassungsstrategien derSippen, v.a. auf ihre Fähigkeit zurRaumbesetzung mittels des generati-ven und vegetativen Reproduktions-systems, d.h. klonaler Reproduktions-mechanismen (Klonierung) ermittelt.Anschließend werden die in denDominanzbeständen auftretendenLebensstrategien analysiert.Ziel ist es, die für die Bestände charak-teristischen Strategiemechanismen inihrer Abhängigkeit von den ökologi-schen Bedingungen der Höhen-Gra-dienten der Transekte aufzuzeigen.

3.4 Geo-molekulare Differenzierung(Dipl.-Biol. T. Pfeiffer, Prof. Dr. W.Frey)

Der Schwerpunkt der molekularenArbeiten konzentrierte sich sofort nachAbschluß der Geländearbeiten einer-seits auf die Differenzierungpaläoaustralischer Sippen, anderer-seits auf die Ermittlung der geneti-schen Distanz von Gondwanansippendurch die Sequenzierung des trnL-Introns der cdDNA und der IST1 und2 Regionen. Mit einer Reihe "Studiesin austral-temperate rain-forestbryophytes" wurde eine Publikations-reihe angelegt, die v.a. die molekularenErgebnisse umfaßt.In zwei Artenkomplexen(Hymenophyton flabellatum/H.leptodum; Hypopterygium"rotulatum" (s.l.) konnten unter Ein-bezug von Proben aus Tasmanien diemolekulare Abgrenzung und die geo-molekulare Differenzierung im RaumNeuseeland-Australien-Tasmanieneindeutig aufgezeigt werden. Es han-delt sich um Dominanzsippen aus demterrestrischen Bereich. Die Ergebnis-se sind Teil der Dissertation Pfeiffer. Ineinem dritten Komplex über Monocleawurde auf molekularer Basis dieSippendifferenzierung innerhalb die-ser gondwanischen Gattungauggezeigt. Morphologische, anato-

Page 11: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

11No.37, 2000 Bryologische Rundbriefe

Veröffentlichungen im Rahmen des BRYO AUSTRAL-Projektes

MEIßNER, K., FRAHM, J.-P., STECH, M. & FREY, W. (1998): Molecular divergence patterns andinfrageneric relationship of Monoclea (Monocleales, Hepaticae). Studies in austral temperate rainforestbryophytes 1. – Nova Hedwigia 67: 289-302.

FREY, W., STECH, M. & MEIßNER, K. (1999): Chloroplast DNA-relationship in palaeoaustralLopidium concinnum (Hypopterygiaceae, Musci). An example of steno-evolution in mosses. Studiesin austral temperate rainforest bryophytes 2. – Pl. Syst. Evol. 218: 67-75.

STECH, M., PFEIFFER, T. & FREY, W. (1999): Molecular systematic relationship of temperate australHypopterygiaceae (Bryopsida): Implications for taxonomy and biogeography. Studies in australtemperate rainforest bryophytes 3. – Haussknechtia Beih. 9: 359-367.

STECH, M., FREY, W. & FRAHM, J.-P. (1999): The status and systematic position of Hypnobartlettiafontana OCHYRA and the Hypnobartlettiaceae based on molecular data. Studies in austral temperaterainforest bryophytes 4. – Lindbergia 24: 97-102.

PFEIFFER, T. (2000): Molecular relationship of Hymenophyton species (Metzgeriidae, Hepaticophytina)in New Zealand and Tasmania. Studies in austral temperate rainforest bryophytes 5. – New Zealand J.Bot. 38 (in press).

STECH, M., FRAHM, J.-P., HILGER, H.H. & FREY, W. (2000): Molecular relationship of TreubiaGOEBEL (Treubiaceae, Treubiopsida) and high taxonomic level classification of the Hepaticophytina.Studies in austral temperate rainforest bryophytes 6. – Nova Hedwigia (in press).

PFEIFFER, T. (2000): Relationship and divergence patterns in Hypopterygium „rotulatum“ s.l.(Hypopterygiaceae, Bryopsida) inferred from trnL intron sequences. Studies in austral temperaterainforest bryophytes 7. – Edinburgh J. Bot. 57: 291-307.

QUANDT, D., TANGNEY, R.S., FRAHM, J.-P. & FREY, W. (xxxx): A molecular contribution for theunderstanding of the Lembophyllaceae (Bryopsida) based on noncoding chloroplast regions (cpDNA)and ITS2 (nrDNA) sequence data. Studies in austral temperate rainforest bryophytes 8. – J. Hattori Bot.Lab. (submitted).

PFEIFFER, T., KRUIJER, H., FREY, W. & STECH, M. (2000): Systematics of the Hypopterygiumtamarisci complex (Hypopterygiaceae, Bryopsida): Implications from molecular and morphologicaldata. Studies in austral temperate rainforest bryophytes 9. – J. Hattori Bot. Lab. (submitted).

STECH, M., PFEIFFER, T. & FREY, W. (xxxx): Molecular systematic position and generic classification of the Hypopterygiaceae. Studies in austral temperate rainforest bryopytes 10. – Manuscript.QUANDT, D., FREY, W. & FRAHM, J.-P. (2001): Patterns of molecular divergence within the

palaeoaustral genus Weymouthia Broth. (Lembophyllaceae, Bryopsida). Studies in austral temperaterainforest bryophytes 11. – J. Bryol. (submitted).

STECH, M., PFEIFFER, T. & FREY, W. (xxxx): Chloroplast DNA relationship in palaeo-australPolytrichadelphus magellanicus (Hedw.) Mitt. (Polytrichaceae, Bryopsida). Studies in australtemperate rainforest bryophytes 12. - Fragm. Flor. Crypt. (submitted).

LINDLAR, A. (xxxx): Epiphytic bryophyte communities in New Zealand temperate rainforests alongselected altitudinal transects. A first approach to a phytosociological system of the epiphytic bryophytevegetation of the temperate rainforests of New Zealand. Studies in austral temperate rainforestbryophytes 13 – Phytocoenologia (submitted).

STECH, M., QUANDT, D., LINDLAR, A. & FRAHM, J.-P. (xxxx): The systematic position ofPulchrinodus inflatus (Eucamptodon inflatus) based on molecular data. Studies in austral temperaterainforest bryophytes xx – Manuscript.

Page 12: B R Y O L O G I S C H E R U N D B R I E F E - core.ac.uk · heblichen Anteil an der botani-schen Erforschung der Vogesen gehabt. Solche Wanderungen waren ja damals noch gängige Fortbewegungsmittel

Bryologische Rundbriefe No.37, 200012

IMPRESSUM

Die Bryologischen Rundbriefe erscheinen unregelmäßig und nur in elektronischer Form auf dem Internet (http://www.uni-bonn.de/Bryologie/br.htm in Acrobat Reader Format. © Jan-Peter FrahmHerausgeber: Prof. Dr. Jan-Peter Frahm, Botanisches Institut der Universität, Meckenheimer Allee 170, 53115 Bonn, Tel.0228/733700, Fax /733120, e-mail [email protected]äge sind als Textfile in beliebigem Textformat, vorzugsweise als Winword oder *.rtf File erbeten. Diese können alsattached file an die obige e-mail-Adresse geschickt werden. An Abbildungen können Strichzeichnungen bis zum FormatDIN A 4 sowie kontrastreiche SW-oder Farbfotos Fotos in digitaler Form (*jpg, *bmp, *.pcx etc.) aufgenommen werden.

mische und phytochemische Datenkonnten hier durch molekulare Datengefestigt werden.Systematische Fragestellungen mitAussagen über die Verwandtschafts-beziehungen enthalten die Arbeitenüber Hypnobartlettia und Pulchrino-dus inflatus. Exemplarisch lassen dieArbeiten erkennen, daß sich diemolekualren Marker sehr gut für sy-stematische Fragestellungen eignen.Die molekualre Analyse desHypopterygium didictyon (Südchile)- H. "rotulatum" (Tasmanien-Neusee-land)-Komplexes ergab, daß offen-sichtlich in den seit etwa 80 MillionenJahren getrennten paläoaustralischenPopulationen leine oder kaum eine(Stenoevolution) stattfindet. Die Po-pulationen sind seit dieser Zeit ge-trennt, ein Austausch genetischenMaterials über Fernausbreitung derSporen ist aufgrund der kurzen Keim-fähigkeit nicht gegeben. Es fand keineoder nur eine geringe Weiter-differenzierung in den disjunkten Area-len statt.In Bezug auf die Klärung der Frage,inwieweit morphologisch nicht unter-scheidbare Arten mitz einempaläoaustralischen Verbreitungsge-biet (Neuseeland-Tasmanien-SO-Au-stralien-Südchile) molekular charakte-risiert werden können, war es möglich,das trnL-Intron der cpDNA und dieITS Regionen mehrerer in Frage kom-mender Arten wie Dendroligotrichumdendroides, Hypnodendron spininer-vium, Weymouthia cochlearifolia,und Treubia lacunosa anhand in Neu-seeland gesammelter Proben u.a. zuanalysieren. Wir sind uns aufgrundder seitherigen Arbeiten sicher, daß esmöglich sein wird, morphologisch nicht

oder nur schwer unterscheidbare Ar-ten in diesem paläoaustralischen undgondwanischen Raum auf molekula-rer Ebene mit Hilfe von Marker-systemen zu charakterisieren und geo-molekulare Differenzierungsmusteraufzuzeigen. Indirekt ist auch die Be-weisführung möglich, daß es sich hier-bei um Arten handelt, die als Artenmindesten 80 Millionen Jahre existie-ren.

LIMPRICHTIA

Band 14 der Limprichtia ist Anfang Julierschienen. Er enthält diesmal Einzel-beiträge:Frahm, J.-P.Die Moosflora der InselHelgoland.............................................1Schröder, W., Meinunger, L.Weitere Neufunde vonAnacamptodon splachnoides (Brid.)Brid. in Bayern..................................11Meinunger, L., Schröder, W.Bryum oblongum Lindb. - ein fürDeutschland neuesLaubmoos..............................................13Wiehle, W., Berg, C.Neue und bemerkenswerte Mooseaus Mecklenburg-VorpommernII..........................................................17Caspari, S.Neue Moose für Rheinland-Pfalz........................................................................21Frahm, J.-P.Hilpertia velenovskyi inRheinhessen..........................................27Baumann, M.Die Moosflora von Flach- undZwischenmoorstandorten umAnnaberg (MittleresErzgebirge).........................................31

Müller, F.Das Laubmoos Hilpertiavelenovskyi (Schiffn.) Zander(Pottiaceae) - eine für die FloraDeutschlands neueMoosart.............................................49Müller, F.Zur Bestandssituation derMoosflora der Hochmoore imsächsischen Teil des Erzgebirges.......................................................................59Erdnüß, F., Fischer, E.Moosflora und -vegetationnaturnaher Erlenwälder im rheinland-pfälzischen Westerwald (BRDeutschland).............................................85

Der Band hat 120 Seiten und kostetDM 25.-- inkl. Versand.

Band 15 ist im Druck und wird im Ok-tober erscheinen:

Daniela Hohenwallner

Bioindikationmittels Moosen im

dicht bebautenStadtgebiet

WiensBand 16 ist in Vorbereitung:

Isabelle F r a n z e n:Epiphytische Moose und Flech-ten als Bioindikatoren der Luft-qualität am Westrand des Ruhr-gebietes.